”Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“. Wenn Tierliebe zur Qual wird – das Phänomen des Animal Hoarding“ Birgit U. Stetina Forschungsgruppe HAI‐Psy (Mensch‐Tier‐Interaktion in der Psychologie) Fakultät für Psychologie Universität Wien Kontakt: [email protected] Bereits 1981 (Worth & Beck, 1981) wurde erstmals die psychopathologische Sammlung von Tieren in einem Artikel beschrieben. 1999 (Partonek, 1999) kam es dann zur erstmaligen Beschreibung und Definition des Phänomens als Animal Hoarding. Von Animal Hoarding wird gesprochen wenn: Mehr als die typische Anzahl von Tieren vorhanden ist (je nach Region leben auf dem vorhandenen Gelände bzw. in den vorhandenen Räumlichkeiten zu viele Tiere). Die minimalen Standards in Bezug auf Ernährung, Sauberkeit, Unterbringung und tierärztliche Versorgung nicht gewährleistet sind. Mit dieser Vernachlässigung kommt es häufig zu Erkrankungen und Tod durch Verhungern, die schnelle Verbreitung infektiöser Erkrankungen und zu einer Vielzahl unbehandelter medizinischer Probleme. Bei Verleugnung der Unfähigkeit für die Tiere zu sorgen, Verleugnung der Folgen dieser Unfähigkeit auf die Tiere, den Haushalt und die darin lebenden Personen Bei Beharren und weiteres Sammeln von Tieren, unabhängig von den offensichtlichen Folgen. Keine Einsicht Besonders soll im Rahmen des Vortrags darauf eingegangen werden, wer Animal Hoarder sind und warum sie Tiere sammeln. Trotz zahlreichen Darstellungen der typischen Hoarderin als ältere, alleinstehende Frau mit sozialen und ökonomischen Nachteilen (das auch in vielen Studien dem typischen Bild entspricht) ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass Alter, 1 Geschlecht und sozioökonomischer Status nicht die Erkennungsmerkmale sind. Es gab bereits männliche und weibliche Hoarder, jung und alt, die verheiratet waren oder verwitwet mit gut strukturiertem Berufsleben, auch in höheren Positionen. Es gab Hoarder mit Berufen aus dem Gesundheitsbereich, sogar Tierärzte oder Assistenten. Eines der besonderen Kennzeichen ist eine Art "Doppelleben", das die Betroffenen führen. Ideen bezüglich der Ursachen und Entstehungsmodelle gibt es ebenfalls bereits. Sogar eine Typologie ist es durchaus wert im Rahmen der Darstellungen berichtet zu werden. Zusätzlich soll darauf eingegangen werden welche Tiere besonders häufig betroffen sind und wie es eigentlich möglich ist zwischen Animal Hoardern und Personen die Tiere zum Schutz aufnehmen oder retten zu unterscheiden. Aus psychologischer Sicht ist weiters besonders interessant, dass einige Charakteristika von Animal Hoarding dem zwanghaften Sammeln lebloser Objekte sehr ähnlich sind. Die psychopathologische Verhaltensweise des Sammelns ist in der psychologischen Literatur sehr gut beschrieben inklusive eines starken Zusammenhangs mit einer Vielzahl an psychischen Störungen, die auch Zwangserkrankungen beinhalten. Diese Diskussion ist derzeit besonders interessant, da derzeit das DSM‐V, das neue Diagnosemanual für psychische Störungen der APA, vorbereitet wird. Dieses Manual ist nicht nur für die Praxis zur Diagnose von Erkrankungen relevant, sondern es bestimmt außerdem den Forschungsalltag. Derzeit wird überlegt ob das zwanghafte Sammeln als eigene Störung definiert werden sollte und nicht nur als Symptom verschiedener anderer Erkrankungen (Mataix‐Cols et al., 2010). Diese höchst aktuelle Diskussion inklusive den Unterschieden zwischen dem Sammeln von Objekten und Tieren, soll ebenfalls im Rahmen des Vortrags vorgestellt werden. 2