Rubrik „Für Sie gelesen“ Animal Hoarding. Das krankhafte Sammeln von Tieren. Aktuelle Situation in Deutschland und Bedeutung für die Veterinärmedizin Von: T. S. Sperlin Unter „Animal hoarding“ versteht man das pathologische Sammeln und Horten von Tieren. Der „Animal hoarder“ ist eine Person, die eine Vielzahl von Tieren hält, ohne den Mindeststandart an Nahrung, Hygiene und / oder tierärztlicher Versorgung gewährleisten kann (Patronek, 1999). Es gibt einige Warnsignale, die dem Tierarzt auffallen könnten: Es werden ständig wechselnde Tiere vorgestellt mit häufig ungewöhnlichen Erkrankungen (Traumata durch Rangkämpfe, Platzmangel oder Infektionen. Der Hoarder sucht häufig eine Vielzahl von Tierärzten auf, legt dafür weite Strecken zurück und kommt oft zu ungewöhnlichen Zeiten. Teilweise werden die Tiere vorher gebadet und parfümiert, oft wird versucht, den Tierarzt zur Abgabe von Medikamenten für ein Tier zu überreden, das gar nicht vorgestellt wurde. Es wird behauptet, das Tier gerade gefunden zu haben, obwohl der Gesamteindruck nicht dafür spricht (Uringeruch, überlange Krallen, Muskelatrophie (Kuehn, 2002). Im Rahmen dieser Dissertation wurden Fragebögen zu diesem Thema an 399 Veterinärämter versandt worden. 81,6 % der angeschriebenen Ämter beteiligten sich. Die Ämter hatten im Schnitt 2,3 Fälle von Animal Hoarding, das Maximum lag bei 25 Fällen! Am häufigsten wurden die Behörden über Nachbarn des Tiersammlers aufmerksam gemacht, gefolgt von anonymen Anzeigen und Meldungen von Besuchern des Betroffenen. Gründe waren die exzessive Tierzahl, gefolgt von Geruchsbelästigung und Unsauberkeit. Der Bearbeitungszeitraum durch die Veterinärämter lag zwischen unter einer Woche und 30 Jahren, im Durchschnitt bei knapp drei Jahren. Der durchschnittliche Tierbestand lag bei 105 Tieren von 2,6 verschiedenen Arten. Am häufigsten betroffen waren Katzen, gefolgt von Hunden, Kaninchen und Ziervögeln. In 60 % der Fälle wurden erkrankte Tiere aufgefunden. Die häufigsten Probleme waren Infektionskrankheiten, Entzündungen, Hauterkrankungen, Zahnerkrankungen Entwicklungsstörungen, Stoffwechselerkrankungen etc. In fast 30 % der Tierhaltungen wiesen Tiere Verletzungen auf, in 50 % gab es Parasitosen, in 42 % fanden sich unterernährte oder kachektische Tiere. In fast 30 % der Fälle wurden tote Tiere entdeckt, in 41,9 % mussten Tiere euthanasiert werden. Die meisten Tiere waren in mäßigem bis schlechtem Pflegezustand. Zwei Drittel der Animal Hoarder waren weiblich, die größten Tierzahlen hingegen hatten Männer. Der größte Teil der Betroffenen war nicht berufstätig. Als häufigste Gründe, aus welchen ursprünglich die Tierhaltung begonnen wurde, wurden Tierzucht/Handel, gefolgt von der Rettung. Die meisten Halter waren zum Dialog mit den Amtsveterinären bereit, Zutritt wurde nur in 54 % gewährt. In zwei Dritteln der Fälle wurde eine Begrenzung der Tierzahl angeordnet, in 41,5 % wurde ein vorläufiges oder richterliches Tierhalteverbot ausgesprochen. Bei mehr als einem Drittel der Animal Hoarder waren seelische Erkrankungen (Zwangsstörungen, Alkoholismus, Depressionen etc.) festzustellen. Die Besitzer ließen sich in drei Typen einteilen, die übertriebenen Pfleger, die Retter und die Züchter. Deutlich seltener waren Ausbeuter. Review BLTK (fw) Aus: Tina Susanne Sperlin: Animal Hoarding. Das krankhafte Sammeln von Tieren. Aktuelle Situation in Deutschland und Bedeutung für die Veterinärmedizin. Tierärztliche Hochschule Hannover, Dissertation, 2012.