ANHANG MANUSKRIPT ‚ANSÄTZE UND BERUFSFELDER DER KUNSTTHERAPIE‘ © KARL-HEINZ MENZEN Ursache der Schizophrenie Belastungsfaktor Genetisches Risiko und neurologischen Folgen Geist & Gehirn 11, 2013, 72 f. Epigenese Zellkern Epigenetische Faktoren und psychiatrische Erkrankung 1 Bei schizophrenen Patienten treten Mutationen bestimmter Gene häufiger auf als bei Gesunden. Ob und wie diese Veränderungen die Psychosen auslösen können, ist allerdings noch unklar. 2 Vor allem im Stirn- und Schläfenlappen zeigen Schizophreniepatienten verringertes Hirnvolumen. 3 Schizophrenie entsteht höchstwahrscheinlich im Wechselspiel von genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren. Nur wenn beide zusammenwirken, kommt es zur Erkrankung. "Epigenetische" Faktoren steuern die Genaktivität und beeinflussen somit auch psychische Störungen. Ein wichtiger epigenetischer Mechanismus ist die DNA-Methylierung: Angelagerte Methylgruppen verhindern, dass der entsprechende DNA-Abschnitt abgelesen werden kann. Tatsächlich fanden kanadische Forscher bei eineiigen, also genetisch identischen Zwillingen, von denen nur ein Geschwister an Schizophrenie erkrankt war, Unterschiede im Methylierungsgrad des Gens DRD2, das für einen Dopaminrezeptor kodiert. Während beim gesunden Zwilling Methylgruppen das Gen lahmlegten, war es bei seinem schizophrenen Geschwister besonders aktiv. Die Folge: Das Gehirn produziert mehr Dopaminrezeptoren, was wiederum als Risikofaktor für Schizophrenie gilt. (Petronis, A. et al.: Monozygotic Twins Exhibit Numerous Epigenetic Differences: Clues to Twin Discordance? In: Schizophrenia Bulletin 29(1), S. 169 –178, 2003) Methylisierung Einfluss auf Dopaminrezeptoren In der Folge: Schizophrenie Sieben Wochen alter Foetus G & G 11, 2009, 32 G & G 11, 2009, 36 Methylierungsmuster nach Kaiserschnitt G & G 11, 2009 Genomik bei Schizophrenie Illumina® Genotypisierungschip 610K Ermöglicht die Analyse von 610.000 genetischen Markern Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. rer. nat. Sven Cichon, Dept. of Genomics, Life&Brain Center, Universitätsklinikum Bonn Haben Schizophrenie und manisch-depressive Störungen die gleiche Ursache? Forscher finden bei beiden Krankheiten ähnliches Genprofil 05.09.2003 Genomik bei Schizophrenie In Deutschland leiden ca. 800.000 Menschen an der Schizophrenie. Diese schwere psychiatrische Erkrankung beeinträchtigt Verhalten und Erleben und geht oft einher mit dem Auftreten von Wahnerleben, Halluzinationen, Denk- und Kommunikationsstörungen und sozialem Rückzug. Das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 1%. Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen auf eine klare genetische Komponente der Schizophrenie, wobei insgesamt von einer multifaktoriellen Entstehung ausge-gangen wird, an der mehrere Gene mit einem schwachen bis mäßigen Effekt beteiligt sind, die in Verbindung mit Umweltrisikofaktoren zu einer Manifestation der Erkrankung führen. Epigenetik Psychische Einflüsse können epigenetische Veränderungen bewirken, Gene können gebremst, ausgeschaltet oder aktiviert werden Veränderungen an der genetischen» Verpackung«, welche die Funktion eines Gens verändern, ohne dabei Einfluss auf den »Text« des Gens zu nehmen, also ohne die DNA-Sequenz zu verändern, werden als epigenetisch bezeichnet. Für die Funktion der Gene hat die »biochemische Verpackung«, also die Epigenetik, nach inzwischen gesicherten Erkenntnissen eine mindestens ebenso weit reichende Bedeutung wie der eigentliche »Text« des Gens. Epigenetische Strukturen wiederum werden in hohem Maße durch Umwelterfahrungen geprägt. Bei den Strukturen, die hier als" biochemische Verpackung" bezeichnet sind, handelt es sich um Methylgruppen, die seitlich an die DNA angehängt sein können. Wie Meaney (1997) herausfand, hatte die mütterliche Zuwendung eine Entfernung solcher Methylgruppen im Bereich des Genschalters (Promoters) des Glucocorticoid-Rezeptorgens zur Folge, so dass das Gen auf lange Sicht verstärkt transkribiert (abgelesen) werden kann (Weaver et al., 2004). Auch die Zwischenschritte zwischen mütterlicher Zuwendung und Demethylierung des Glucocorticoid-Rezeptorgens wurden von Meaney inzwischen aufgeklärt {Hellsttom et al., 2005). Bauer, J., Prinzip Menschlichkeit, 2006, 163 Genetische Veranlagung Schizophrenie und die bipolare affektive Störung, besser bekannt als manischdepressive Störung, gehören zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Auch wenn bei beiden Krankheiten Umweltfaktoren als Hauptauslöser betrachtet werden, treten die Störungen nur auf, wenn bestimmte genetische Veranlagungen vorliegen. Sabine Bahn von der Universität von Cambridge konnte nun zusammen mit britischen und amerikanischen Kollegen die Art dieser Dispositionen aufklären. Die Forscher untersuchten bei Gehirnen von jeweils fünfzehn schizophrenen, manisch-depressiven und gesunden Patienten, welche Gene aktiv und welche ausgeschaltet waren. Der Vergleich der Genprofile zeigte, dass in allen Gehirnen der Kranken die gleiche Gruppe von Genen weniger aktiv war als in denen gesunder Menschen. Diese Gene sind für die Bildung von Myelin verantwortlich, einem Eiweißstoff, der wie eine Isolierschicht um Nervenzellen liegt und entscheidend für die korrekte Weiterleitung elektrischer Nervenimpulse ist. Die Ähnlichkeit der Genprofilveränderungen unterstützt frühere Vermutungen, beide Krankheiten könnten enger verwandt sein als bisher angenommen. Warum sich jedoch aus der gleichen Störung so unterschiedliche Krankheiten entwickeln, konnten die Forscher noch nicht erklären. So zeigt sich bei schizophrenen Patienten häufig ein Realitätsverlust mit Halluzinationen und Wahn, während manischdepressive Menschen von Phasen der extremen Euphorie mit Antriebssteigerung und Enthemmung in tiefe Depressionen verfallen. (ddp/bdw 5.9.03, news) Haben Schizophrenie und manisch-depressive Störungen die gleiche Ursache? Forscher finden bei beiden Krankheiten ähnliches Genprofil Schizophrene und manisch-depressive Patienten leiden an der gleichen genetischen Störung. Diese Entdeckung machte ein internationales Forscherteam, das Genprofile manisch-depressiver, schizophrener und gesunder Menschen verglich. Bei beiden Krankheiten ist die Produktion von Myelin, der Isolationsschicht für Nervenzellen, gestört. Das berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift LANCET (Bd. 362, S. 798). 05.09.2003 - Medizin