Ein Wort über die Brahmas

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Text wurde neu erfasst und in die heutige Standardschrift übernommen! Rechtschreibung wurde
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Quelle: „Geflügel-Börse“ Wochenblatt für Geflügel, Singvögel und Kaninchenzucht, Brieftauben-,
Hunde- und Jagdsport Nr. 74 vom 15.09.1925 (Ausgabe für das Königreich Sachsen)
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G. Rescher 03.08.2009
Ein Wort über die Brahmas!
Wie oft hat man schon das Aussterben der großen Asiaten vorausgesagt? Sie sind zwar schon seit
Jahrzehnten keine Moderassen mehr, aber sie sind auch keine Eintagsfliegen, wie so mache Rasse,
die eine Zeitlang die Gunst der Menge in den Vordergrund gerückt hat, um sie nach kurzer Beliebtheit
wieder fallen zu lassen. Allerdings sind die Brahmas heute nicht mehr regelmäßige Gäste aller
Schauen, aber man kann sie auch nicht als Seltenheiten bezeichnen. Die großen federfüßigen Hühner
sind nun einmal nicht schnellwüchsig und das Ausstellen halbwüchsiger Tiere hat seine
Schattenseiten. Einmal ist die Beurteilung eines Tieres, bei dem es auf Federfülle ankommt, unsicher,
solange die Gefiederausbildung noch nicht beendet ist, dann aber leiden solche Vögel doch recht
durch das Ausstellen. Es ist daher den Züchtern nicht zu verargen, wenn sie den Herbstausstellungen
mit ihren Tieren noch fernbleiben. Die letzte Nationale kam mit 22 ausgestellten Brahmas zwar nicht
an vergangene Zeiten heran, aber an sich ist die Zahl nicht schlecht. Ungünstig war allerdings, dass
beide Farbenschläge in de gleichen Klasse sich in Wettbewerb stellen mussten, wobei die Dunklen
gewöhnlich schlechter wegkommen, es ist aber zu hoffen, dass bei einigermaßen ansehnlicher
Beteiligung in Zukunft doch wieder die Farbenschläge getrennt werden.
Die beste Beteiligung im letzten Jahrhundert hatte übrigens im Gegenteil zu einer anderweitigen
Äußerung die Nationale des Jahres 1912 in Frankfurt am Main aufzuweisen, auf de Koschins und
Brahmas vom Verfasser dieses Aufsatzes gerichtet wurden und die erste Rasse 42, die letzte Rasse
66 Einzeltiere aufwies, wozu noch 24 Tiere in den Sammelklassen kamen.
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Bemerkenswert ist, dass auch in England die Aufmerksamkeit für die alte Rasse wieder erwachst ist.
Das angesehene Fachblatt „Feathered World“ widmet ihr eine besondere Nummer, die manches
enthält, dass auch für die Deutschen Züchter Wert hat, weshalb wir in den folgenden Ausführungen
mehrfach die Darlegungen zurückkommen werden, ohne in allen Punkten mit ihnen zu gehen.
Während die Koschins schon nach kurzer Blüte als Wirtschaftsrasse ganz verlassen wurden und nur
noch ob ihrer Rasseschönheit begeisterte Anhänger fanden, hielten die Brahmas sich auch als
Nutzhühner auf guter Höhe. Es wurden von Stämmen berichtet, die es bis auf 200 Eier pro Jahr
brachten. Eine besondere Eignung bewiesen die Brahmas zu Kreuzungen, wovon die Wyandotten
und die Lachshühner als die gelungensten zu bezeichnen sind. Wenn die Brahmas nur dazu gedient
hätten, diese beiden wertvollen Rassen zu schaffen, wäre es genug Verdienst, sich auch ihrer selbst
zu erinnern, aber in Wirklichkeit sind sie noch weit umfangreicher in der Rasseschöpfung benutzt
worden. Sussex und Reichshühner wären auch ohne sie in ihrer Ahnenreihe nicht zu dem geworden,
was sie heute sind.
Brahmas müssen als Ausstellungsvögel vor allem bedeutende Größe besitzen. Wie bei anderen
Rassen findet man ja bisweilen auch hier, dass die bestgezeichneten Tiere reichlich klein sind, aber
das sollte man gerade bei dieser Rasse nicht durchgehen lassen. Der Zuchtstamm muß stets unter
besonderer Berücksichtigung dieser Forderung zusammengestellt werden. Es ist erwiesen, dass die
Hennen den stärkeren Einfluß auf die Größe der Nachkommenschaft ausüben, daher kann man unter
Umständen wohl mit einem feinrassigen Hahne züchten, der etwas unter dem verlangten Maße
geblieben ist, aber niemals von zu kleinen Hennen. Die Zuchttiere sollten ein gutes Knochengerüst
aufweisen und breite, tiefe Brust haben, die aber doch wesendlich höher als die der Koschin getragen
wird. Bei aller Ähnlichkeit der beiden Rassen ist gerade die Koschinbrust und die mit dieser meist
verbundenen überhöhten Kruppe bei den Brahmas ein grober Typfehler, dem man aber in neuerer
Zeit ziemlich häufig begegnet. Es ist auch sehr auf körperliche Fehler zu achten, weil die bei der
Rasse tief eingegriffene Inzucht nicht selten Kreuzschnäbel, krumme Zehen und schiefe Schwänze
auftreten läßt. Hingegen ist das scheinbare Verdrehtsein der Hauptsicheln, die dadurch eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Gabelfedern des Birkhahnes bekommen, eine Eigentümlichkeit, die nicht als
fehlerhaft betrachtet werden darf.
Um nunächst zum h el l e n Farbschlage zu kommen, ist zu bemerken, dass die Grundfarbe und
Zeichnung bei ihm von großer Wichtigkeit sind. Die Grundfarbe ist in den meisten deutschen Zuchten
gut; es soll ein leichter bläulicher Schimmer auf dem Weiß liegen, der durch das dunkle Untergefieder
hervorgerufen wird. Wenn auch etwas gelblicher Schein bei den Hähnen nicht schwer zu verurteilen
ist, muß man doch darauf sehen, dass die Hennen nichts davon an sich tragen, da man in solchem
Falle das Gelb nicht aus der Zucht herausbekommt. Die schwarze Zeichnung erstreckt sich auf den
Halsbehang, die Innenfahne der Schwingen und den Schwanz. Bei den Hähnen ist vor allem auf
klaren, tiefschwarz gezeichneten Halsbehang zu sehen. Das Schwarz des Schaftstriches darf bei
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jungen Hähnen die bestgezeichneten bekommen fast immer im Alter rußig erscheinende Behänge.
Solche Tiere haben fast immer etwas Zeichnung im Sattel, die man nicht gern sieht, die aber bei sehr
kräftig gezeichneten Halse geradezu unvermeidlich ist. Von den Hennen gilt ziemlich das gleiche,
auch da sind alte Tiere mit ganz klarer Zeichnung selten zu finden. Man achte aber darauf, dass der
Hinterkopf weiß bleibt; schwarznackige Hennen bringen einen großen Teil unrein im Rücken gefärbter
Nachzucht. Tiere mit zu grauer oder sogar ins Braune gehender Zeichnung des Behanges sind von
der Zucht fernzuhalten. Solche haben auch nie den verlangten Schluß des Vorderkragens. Dies gilt
auch von der Schwarzzeichnung, obgleich auch hier das Schwarz im Alter an Tiefe verliert, sollte man
doch niemals Hennen nehmen, bei denen es zu einem matten Graugelb verblichen ist. Achtet man
darauf, dass die Zeichnung tiefschwarz bei möglichst reinen Rücken der Hennen ist, so kann man
dem gleichen Zuchtstamme gut gefärbte Nachzucht in beiden Geschlechtern erwarten.
Die Brahmas gehören zu de am besten sich vererbenden Rassen. Man ist soweit nicht leicht
Entäuschungen ausgesetzt. Wenn man ein paar wirklich gute Tiere erwirbt, hat man alle Aussicht
auch feine Nachzucht zu erhalten. Ebenso ist der Kauf von Bruteiern ganz sicher, sofern man an die
richtige Quelle kommt. Mann muß aber genügend Brüten lassen, wenn möglich nicht über März
hinaus. Über das Führen kann man trotz der Vorsicht der Hennen geteilter Meinung sein, da es fast
nie ohne Verluste durch treten abgeht. Im übrigen darf man nicht erwarten, aus einem Dutzend
Bruteier 9 oder 10 Küken zu bekommen. Die frühen Eier der Brahma sind oft nicht vollständig
befruchtet. Für haben bei Frühbruten, insbesondere bei einer Zusammensetzung des Zuchtstammes
aus älteren Tieren, uns mit 5 bis 6 Küken aus einem Brutsatze von 15 Eiern, wie sie eine
Brahmahenne gut zu bedecken vermag, bescheiden gelernt, obschon es auch vorkommt, dass jedes
untergelegte Ei ein Küken ergibt.
D u n k l e Brahma sind insofern schwieriger zu züchten, als man, um den heutigen Anforderungen
an die Zeichnung zu entsprechen, doppelte Paarung zur Hahnen- und zur Hennenzucht vornehmen
muß. Früher war das nicht nötig, da man reichlich grobe Zeichnung und braunen Anflug der Hennen
mit in den Kauf nahm. Trotzdem diese Züchterart von England ausgegangen ist, und dort ziemlich
allgemein befolgt wird, finden sich heute doch wider Stimmen für einfaches Paaren. So äußert die
bekannte Züchterin Mrs. Camphell sich folgendermaßen: Seit 36 Jahren habe ich keine Brutzeit
vorübergehen lassen, ohne einige Brahma aufzuziehen. Ich stellte die Rasse zum ersten Mal 1891
aus. Ich halte die Rasse immer noch für eins der zuverlässigsten Gebrauchshühner; es ist zwar nicht
das beste Tafelhuhn, aber doch sehr brauchbar für diesen Zweck und kein Ei schmeckt besser als das
der Brahmas. Als Brüter und Mütter sind die Hennen unübertrefflich, wenigstens pflege ich von ihnen
alle meine Enten erbrüten zu lassen.
Ich rate jedem, de mit dieser Rasse anfangen will sich einen kleinen Stamm wirklich guter Tiere zu
beschaffen und zwar alle aus einer als gut bekannten Zucht, aber nie einen fremdblütigen Hahn
dazunehmen. Man kann mehrere Jahre nicht auf gute Nachtzucht rechnen, wenn man verschiedene
Zuchten zusammen kreuzt. Den Beweis erbrachte mir ein Neuling in der Zucht, der auf den
Ausstellungen die Siegertiere zu hohen Preise kaufte. Er stellte sie ohne Kenntnis der Abstammung
zusammen und erhoffte naturgemäß aus feinen teuren Tieren, feine Nachzucht. Ich sah seine Tiere im
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nächsten Herbste und es war kein einziges dabei, das mehr als Schlachtwert gehabt hätte. Muß man
neues Blut einführen, so geschehe das immer nur durch Hennen, deren Nachkommen man wieder in
seinem alten Stamme einstellt. Ich selbst habe in den 36 Jahren meiner Zucht nur dreimal frisches
Blut eingeführt.
Der Vorsitzende des englischen Brahma-Klubs, Mr. Henshall äußert sich zur Zucht der Dunklen wie
folgt. Der Zuchthahn zur Hahnenzucht ist selbstverständlich der feine Ausstellungshahn. Er muß die
richtige Größe und besonders gute Oberfarbe haben, also durchaus rein in feinem Weiß sein, mit
guter Strichelung des Hals- und Sattelbehanges. Seine Unterfarbe muß vollständig schwarz sein, also
an Brust, Hintergefieder und Fußbefiederung. Die Schenkelfedern sollten recht kurz aber breit in der
Fahne sein. Die Fußbefiederung soll frei von weiß sein. Der Hahn soll möglichst reich befiedert sein.
Der Kamm sollte klein und gut gezackt aber nicht über einen halben Zoll hoch sein, die Kehllappen
kurz und hübsch gut gerundet aber nicht lang und hängend. An einen solchen Hahn sollen Hennen
gepaart werden, die gute Größe und Form haben aber einfarbig sind, also möglichst wenig Zeichnung
haben.
Der Kopf soll fein und schlangen- oder kämpferartig sein, der Halsbehang recht dunkel, aber nicht zu
schwarz, jede Feder fein weiß gerändert. Die Fußfedern müssen völlig frei von Weiß sein.
Jetzt kommen wir zum Hennenzuchtstamme: Der Hahn dafür sollte alle die beschriebenen
Eigenschaften haben, abgesehen davon, dass etwas Weiß nicht schädlich ist. Ja, ich ziehe es vor,
wenn Brust und Hintergefieder weißgetupft oder gesäumt sind, hingegen soll der Hals nicht so stark
wie bei einem Hahnenzüchter gezeichnet sein. Die Oberfarbe muß aber auch hier silber-weiß sein und
darf keineswegs braune oder rostige Federn aufweisen. Die zugegebenen Hennen sollen möglichst
gute Zeichnung vom Kopfe bis zu den Füßen haben und zwar auf einer silberigen Grundfarbe. Die
Zeichnung soll nicht nur die eigentliche Federfarbe umfassen, sondern sich auch auf dem Flaum
erstrecken. Auch die Federn des Halses müssen die gleiche Bänderung aufweisen. In allen Fällen
sollen nur starke, durchaus gesunde Vögel in die Zuchtstämme gegeben werden.
Über die Beurteilung der Rasse schreibt der englische Preisrichter Elem Watson: Wenn ich einen
Aufsatz dieser Art schreibe, so muß ich mich mit der Kritik abfinden, weil es unmöglich ist, dass alle
gleich handeln und denken. Geflügel beurteilen heißt, das Beste herausfinden und es sollte nicht viel
Meinungsverschiedenheiten bei einer so reizvollen Rasse geben, besonders wenn die Klassen nur
klein sind. Beim Richten von Brahmas sollte man die Tiere so nehmen wie sie wirklich sind und nicht
wie sie sein sollten. Vor allem gilt dies von den Jungtieren. Die Brahmas gehören zu meinen ältesten
Lieblingen, vor den großen Ausstellungen bereitet es mir besonders Vergnügen die Zucht des
verstorbenen Mr. Holland zu besuchen und die Tiere anzuschauen, die er ausstellen wollte. Auf die
größten Schauen sandte er stet 3 Tiere in jede Klasse und manchmal wurden ein Dutzend Tiere in die
Käfige gesetzt, um drei Stück davon auszuwählen. Obgleich ich damals noch jung war, wurde doch
stets meine Meinung gefragt, welche Tiere ich wählen würde, und wenn auch mein Rat nicht immer
befolgt wurde, so wurden doch die Gründe für die abweichende Meinung stets genau
auseinandergesetzt. Bei solcher Schulung ist es nicht zu verwundern, dass eine Neigung zu den
federfüßigen Rassen bei mir erwachte und seitdem bin ich selten ohne solche Tiere gewesen. Die alte
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Zeit der Kristallpalast-Ausstellungen, als Moris Elye, Mrs. Campell, Burton, Ward, Holland und noch
andere mehr ausstellten, waren der Höhepunkt der Brahmas als Ausstellungsgeflügel. Als Vertreter
dieser Zeit ist Mr. Henshall noch vorhanden; es ist stet ein Vergnügen ihn zu treffen und mit ihm über
die alte Rasse zu sprechen. Große Geister denken selten, das Gleiche und es gab scharfe Ansichten
über den Wert der verschiedenen Tiere zu hören. Ein anderer Anhänger dieser alten Schule ist noch
Mr. Longbottom. Heute sehen wir nur noch dunkle und helle Brahmas, aber ich entsinne mich auch
eines Stammes weißer, der in Form und Rassigkeit den besten hellen ebenbürtig war. In den letzten
Jahren herrscht eine gewisse Neigung vor, allzu kochinartig zu werden, während vor 25 Jahren ein
völlig unterschiedlicher Schnitt herrschte. Die Hähne haben den richtigen Rassecharakter, besser als
die Hennen sich bewahrt, manche alte Fehler werden auch heute noch häufig angetroffen. Davon
erwähnen wir u. a. die Geierhaken die von manchen Richtern verworfen werden. Trotzdem sieht man
sie noch und sie sind ein schwer auszurottender Mangel. Verschieden war auch die Meinung der
Richter über die Hennenfarbe, nämlich das Silbergrau im Stamme von Moris Elye und das Stahlgrau
bei den Tieren von Henshall, Thomas und Holland. Beide Färbungen waren sehr ansprechend, aber
ich muß bekennen, dass Stahlgrau mir stets am besten gefiel.
Aus der neueren Zeit mag gesagt sein, dass man wohl kaum eine bessere Reihe alter Hähne je
gesehen hat als auf der letzten Olympiaschau. Es sind schon mehr gewesen, aber keine besseren, sie
erinnerten wieder an die besten Zeiten dieser Rasse.
Mann stelle übrigens einmal 6 wirklich gute dunkle Hähne hin und man wird keine zwei Richter finden,
die sie in die gleiche Reihenfolge stellen. Die Haupteigenschaften der Rasse, reinweißer Rücken,
Schultern und Sattel mit schwarzer Brust und gestreiften Halse sind nicht leicht zusammen zu
erreichen, aber wenn sie vorhanden sind, sollen sie auch die erforderliche Beachtung finden.
Die Zeichnung der dunklen Hennen ist auch sehr wichtig aber ohne gute Form reicht es nicht hin.
Unglücklicherweise ist die Zeichnung eine zeitlang recht ungenau gewesen, aber im letzten Jahre
wurden einige wirklich gute Tiere gezeigt.
Die hellen Brahmas sind einigen Rassen in der Farbe ähnlich, nämlich den hellen Sussex und den
Columbia-Wyandotten (die doch ihre Farbe erst von den Brahmas bekommen haben)! Einige Hähne
der letzten Jahre waren recht nett aber viele Hennen sind allzu schwer gezeichnet in den Behängen
und es fehlt ihnen die so wichtige weiße Säumung der Halsfeder. ES gibt immer noch einige
begeisterte Anhänger der Rasse und bei sorgfältiger Züchtung sollte sie nicht hinter den Tieren
zurückstehen, die wir in früheren Zeiten bewundert haben, als sie noch eine der volkstümlichsten
Rassen waren.
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