Vorlesung Grundlagen der computergestützten Produktion und Logistik W1332 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften W. Dangelmaier Grundlagen der computergestützten Produktion und Logistik Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Einführung: Worum geht es hier? System Modell Modellierung von Gegenständen Strukturmodelle (Gebildestruktur) Verhaltensmodelle (Prozessstruktur) Produktion Digitale Fabrik Planung von Produktionssystemen Wirtschaftlichkeitsrechnung Prüfungen 1 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Unstrukturierte und strukturierte Formen 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Die Struktur ist das Ordnungsprinzip, nach welchem die Gesamtheit, also das System, aus seinen Elementen aufgebaut ist. Strukturmodelle sind Hilfsmittel, um Ordnungs- und Funktionsprinzipen zu erkennen und zu beschreiben. Formale Strukturen • inhaltsleere, nicht konkretisierte Beschreibungen Reale Strukturen • ... treffen Aussagen über Elemente und Relationen • Statische Systemeigenschaften meist gegenstandsorientiert • Dynamische Systemeigenschaften oft funktions- oder verhaltensorientiert Katalog von Strukturen • um Strukturen in bestehenden Systemen erkennen zu können • um Ansätze zur Gestaltung von Systemen zu geben 2 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Strukturen Reale Strukturmodelle Formale Strukturmodelle Strukturmodelle zur Strukturmodelle zur Beschreibung statischer Beschreibung dynam. Systemeigenschaften Systemeigenschaften Formale Strukturmodelle sind inhaltsleere Beschreibungen, die eine Ordnung in die Vielfalt der Elemente und Beziehungen zu bringen. Strukturmodelle werden meist als Graphen dargestellt, die gerichtet oder ungerichtet sein können, und aus einer oder aus mehreren Klassen von Knoten bestehen können. 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe ungerichteter Graphen Bezeichnung KN ist die Menge der Knoten im ungerichteten Graphen GU KA ist die Menge ungeordneter Paare ka=(x,y) verschiedener Elemente aus KN Kanten von GU Eine Kante verbindet Endpunkte x und y Beispiel 1,2,2,5 ist eine offene Kantenfolge 1,2,3,4,5,1 ist eine geschlossene Kantenfolge 1,2,3,4,6 sind ein Weg 1,5,8,7 sind ein Kantenzug 1,2,3,4,8 ist ein geschlossener Kantenzug (Kreis) 2 1 5 3 4 8 7 6 3 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe ungerichteter Graphen Isomorphismus (bijektive Abbildung Φ) Gegeben sind zwei Graphen GU1=(KN1,KA1); GU2=(KN2,KA2) wenn {x,y} Element aus KA1 genau dann ist wenn, {φx,φy} Element aus KA2 gilt Färbung eines Graphen • Jedem Knoten von GU wird eine Farbe zugewiesen • Adjazente Knoten erhalten zwei Farben 2 • f1(i) spannt den Graphen auf • Knoten 1 und 5 (grün) • Knoten 3 und 6 (rot) 3 • Knoten 2,4 und 7 (blau) 1 7 6 4 5 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Bezeichnung GG ist eine Menge KN zusammen mit einer Menge KA von geordneten Paaren {x,y} verschiedener Elemente aus KN Trifft Aussagen über die Richtung der Verbindungen Können Reihenfolgen verdeutlichen Einseitig gerichtet Pfeilspitzen in nur einer Richtung (z.B. definierte Reiseroute) Einseitig gerichtete Struktur Papierroute in einem Drucker 4 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Zweiseitig gerichtet Pfeile in beide Richtungen (z.B. Informationsflüsse) Offene, gerichtete Kantenfolge Geschlossene, gerichtete Kantenfolge Zweiseitig gerichtete Struktur Informationsflüsse zwischen den Bearbeitern eines Projekts Gemischt gerichtet Struktur In fast jedem technischem System zu finden Gemischt gerichtete Struktur Steuerung eines Druckers 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Zusammenhängende und stark zusammenhängende Graphen zusammenhängend stark zusammenhängend Ein Graph ist stark zusammenhängend, wenn zwei Knoten durch einen Weg in beiden Richtungen verbunden sind. Starke Komponente maximaler stark zusammenhängender Teilgraph K1={1,2,3,4,5}, K2={6}, K3={7,8,9} 5 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Arboreszenz und binäre Arboreszenz Azyklisch (kein gerichteter Kreis) gerichteter Graph Darstellung von oben nach unten Rang der Knoten gut zu erkennen Binäre Arboreszenz Arboreszenz 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Inzidenzmatrix und Adjazenzmatrix Inzidenzmatrix • MI(G) ist eine n x m Matrix (bij) Knotennummer n Kantennummer m 1 2 3 x x x x x x a b c d Adjazenzmatrix • MA(G) ist eine n x n Matrix (aij) Knotennummer 1 2 Knotennummer 1 2 x 6 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Bipartite Graphen Besitzen unterschiedliche Klassen von Knoten Transitionenmenge (TPN) stellt Knotenklasse 1 dar Stellenmenge (SPN) stellt Knotenklasse 2 dar 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Grundbegriffe gerichteter Graphen Flüsse in Transportnetzen ein zusammenhängender gerichteter Graph kann als Transportnetz (TN) oder Netzwerk aufgefasst werden: φ (ka) ist der Fluss durch Kante ka φ (ka)>0, Fluss in Richtung ka φ (ka)<0, Fluss gegen die Richtung ka α (ka) entspricht der maximalen Anzahl von Einheiten die durch eine Kante transportiert werden können Φ- (kn) - Φ+ (kn) = -Φ (kn) ≥ d (kn) ; der Fluss im Knoten kn muss mindestens gleich dem Bedarf im Knoten kn sein Φ+ (kn) – Φ- (kn) = -Φ (kn) ≤ -d (kn) ; negativer Betrag der Produktion Kirchhoff‘sche Regel: ankommend + selber produziert = abgehend + selber verbraucht 7 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Beispiele versch. Strukturmodelle ungerichteter Graphen (1) Darstellung Benennung Erklärungsbeispiel Eigenschaften Graph Kreisstruktur Verkehrsstruktur des Kreisverkehrs Vorteil: Kurze Relationen (z.B. in physikalischen Systemen) Nachteil: Ggf. viele Zwischenstationen und Weitergabe in jedem Element Kreis Vorteil: Flexible sequentielle Struktur Nachteil: Ggf. viele Zwischenstationen Graph Vorteil: Kurze Wege; keine Vermittler notwendig Nachteil: Sehr viele Relationen Graph Leiterförmig e Struktur Vollständig verbundene Struktur Realisationen bei Transportsystemen Team: Jedes Mitglied kann mit jedem anderen Teilnehmer Informationen austauschen. 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Formale Strukturmodelle – Beispiele versch. Strukturmodelle ungerichteter Graphen (1) Darstellung Benennung Eigenschaften Graph Sternstruktur Telefonnetz: Die Zentrale steht im Mittelpunkt des Sterns; die einzelnen Telefonabonnenten stellen die Endpunkte der Strahlen dar. Erklärungsbeispiel Vorteil: Über zwei Relationen ist jedes Element mit jedem verbunden; wenig Relationen Nachteil: Vermittlung notwendig Baum Baumstruktu r Vorteil: Zur Filterung oder Aggregation über Relationen weitergegebener Information gut geeignet Nachteil: Elemente einer Ebene besitzen keine Relationen untereinander Baum Hierarchische Organisation einer Unternehmung oder einer Behörde 8 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Statische Aufbaustrukturen beschreiben Systeme, bei denen die Eigenschaften der Elemente und der Relationen über die Zeit unveränderlich sind. Part-of-Strukturen (Stufenweise Auflösung, Einschachtelung) Gesamtsystem besteht aus mehreren Untersystemen „is part of“ 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Superior-of-Strukturen (Hierarchische Strukturen) Über- und Unterordnungsverhältnis „is superior of“ 9 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Related-with-Strukturen von Elementen der gleichen Klasse Relation zwischen gleichartigen Elementen Liegen auf einer Gliederungs-/Diskursebene Related-with-Strukturen von Elementen verschiedener Klassen Zuordnung von Mitarbeitern zu Projektaufgaben (Werker E1 arbeitet an Produkt F1 und zusammen mit Werker E3 und E5 an Produkt F2) 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Frühwarnsysteme – Ausgestaltungsformen im einzelwirtschaftlichen Bereich 10 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Investitionsrechnung - Verfahren 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Reale Strukturmodelle – Aufbaustrukturen (Gebildestruktur) Investitionsrechnung - Verfahren 11 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Deutsche Post AG - Struktur 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Deutsche Post AG - Struktur 12 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 1: Strukturmodelle a. Wozu verwendet man Strukturmodelle? b. Erläutern Sie den Unterschied zwischen „Part-of“ und „Superior-of“ Strukturen. 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 2: Struktur Folgende Aussagen liegen vor: 1. Eine Struktur ist das Ordnungsprinzip, nach dem eine Gesamtheit aus Elementen aufgebaut ist. 2. Strukturmodelle sind Hilfsmittel, um Ordnungs- und Funktionsprinzipien erkennen und beschreiben zu können. 3. Reale Strukturen treffen Aussagen über statische und dynamische Systemeigenschaften. 4. Formale Strukturmodelle sind inhaltsleere, nicht konkretisierte Beschreibungen. 5. Als Strukturmodelle werden nur gerichtete Graphen verwendet. Was ist richtig? 13 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 3: Struktur 2 1 Gegeben ist der folgende Graph: 3 Die Aussagen sind 1, 2, 2, 5 ist eine geschlossene Kantenfolge 1, 2, 3, 4, 5, 1 ist eine offene Kantenfolge 1, 2, 3, 4, 6 ist ein Kreis 1, 5, 8, 7 ist ein Weg 1, 2, 3, 4, 8 ist ein Kantenzug 5 4 8 7 6 Welche ist richtig? 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 4: Struktur Gegeben ist der folgende Graph: 1. Der Graph ist zusammenhängend. 2. Der Graph ist stark zusammenhängend. Gegeben ist der folgende Graph: 1. 2. 3. 4. 5. Es handelt sich um eine Arboreszenz. Es handelt sich um eine binäre Arboreszenz. Binäre Arboreszenzen können in Inzidenzmatrizen dargestellt werden. Binäre Arboreszenzen können in Adjazenzmatrizen dargestellt werden. Binäre Arboreszenzen können nicht in Matrizenform dargestellt werden. Welche Aussagen sind richtig? 14 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 5: Struktur Wir fassen einen zusammenhängenden, gerichteten Graphen als Transportnetz auf: 1. 2. 3. 4. In einem Transportnetz wird auf einer Kante ein Fluss dargestellt (bspw. Materialfluss). Der Fluss auf einer Kante geht immer in zwei Richtungen. Transportnetze können nur im öffentlichen Straßenverkehr eingesetzt werden. Die Kirchhoffsche Regel: „Summe ankommend + selber produziert = Summe abgehend + selber verbraucht“ gilt auch hier. 5. „Summe ankommend“ bedeutet die Summe über die Kanten, aber zeitlich differenziert an verschiedenen Tagen. Richtig? 5. Strukturmodelle - Gebildestruktur Frage 6: Struktur 1. Part-of- und superior-of-Strukturen sind dasselbe. 2. Part-of- und superior-of-Strukturen können beide in Form einer Arboreszenz darsgestellt werden. 3. Related-with-Strukturen setzen grundsätzlich Elemente verschiedener Klassen voraus. 4. Related-with-Strukturen setzen grundsätzlich Elemente gleicher Klasse voraus. 5. Related-with-Strukturen sind grundsätzlich vollständig verbundene Strukturen. Korrekt? 15