Wände können in diversen Bauarten ausgeführt werden. Neben den klassischen massiven Bauweisen aus Beton und Mauerwerk sind auch Konstruktionen aus Holz (z.B. Holzständerbauweise, Holzrahmenbauweise, Massivholzwände) Stand der Technik. Eine Neuentwicklung im Bereich von Wandkonstruktionen stellen Holz-Beton-Verbundwände dar. Sie sind Inhalt des folgenden Artikels. Holz-Beton-Verbundwände Autoren: Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon FH Wiesbaden Ingenieur-Holzbau und Baukonstruktion Dipl.-Ing. (TU) Dipl.-Ing. (FH) Oliver Bletz Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Holzbaulabor Holz-Beton-Verbundkonstruktionen sind in letzter Zeit in vielfältiger Weise zum Einsatz gekommen. Ursprünglich für den Geschossdeckenbau entwickelt ist die Bauweise auch auf Brücken, Dächer und Wände übertragen worden. In der Regel wird bei Holz-Beton-Verbundwänden ein Holzquerschnitt mit einer flächigen Betonschicht zu einem Verbundquerschnitt kombiniert. Holzseitig liegt dabei eine ausgesprochene Materialvielfalt vor. In Abhängigkeit der Planungsvorgaben kann KVH, Vollholz, Duobalken, Triobalken, Brettschichtholz, Brettsperrholz, Brettstapel oder Furnierschichtholz eingesetzt werden. Als Verbindungsmittel werden z.B. aus dem Holzbau bekannte Verbindungsmittel (Schrauben, Bolzen, Nagelplatten oder eingeklebte Gewindestangen) oder Spezialbauteile aus Stahl (auf Stahlplatten aufgeschweißte Kopfbolzendübel, Flachstahlschlösser oder eingeklebte HBVSchubverbinder) verwendet. Aus statischer Sicht werden Holz-Beton-Verbundwände zum einen durch Normalkräfte aus den höher gelegenen Geschossen, zum anderen auf Biegung infolge von Windlasten beansprucht. Die Vertikallasten werden dabei in der Regel über den Betonquerschnitt abgeleitet (Auflagerung erfolgt über den Betonquerschnitt), während bei der Biegebeanspruchung der Verbundansatz zum Tragen kommt und beide Teilquerschnitte (Holz und Beton) zum Lastabtrag herangezogen werden. Die Beanspruchungen, die im Allgemeinen auf Wände als umschließende Bauteile eines Bauwerks einwirken, sind vielfältig. Neben statischen und konstruktiven Anforderungen werden an diese Bauteile insbesondere funktionelle und bauphysikalische Anforderungen gestellt. Die funktionellen Anforderungen sind z.B. ● Schutz des Bauwerks vor äußeren Einwirkungen (Niederschläge, Abgase, Staub, Wind, Lärm, Flugfeuer, Wärme oder Kälte) ● Schutz des Bauwerks vor inneren Einwirkungen (Lufttemperatur, Wasserdampf, Luftdruck oder Raumschall). Die Eigenschaften, die Holz-Beton-Verbundwände entsprechend aufweisen müssen, um diesen Beanspruchungen entgegenzuwirken, lassen sich unter den Schlagwörtern Regensperre, Wind- und Luftdichtigkeit, Wärme-, Kälteund Schallschutz, Wärme- speicherkapazität und Raumakustik zusammenfassen. Fertigung und Montage von Holz-Beton-Verbundwänden Wandkonstruktionen in Holz-Beton-Verbundbauweise sind in der Regel vollvorgefertigt. Sie können auf der Baustelle schnell und leicht verlegt werden. Für die Herstellung von HolzBeton-Verbundwänden bedarf es einer Zusammenarbeit zwischen Holz- und Stahlbetonbauer, wobei beide Hersteller ihr materialspezifisches Knowhow mit in das Produkt einbringen können. Der Holzbauer liefert in der Regel die gewünschten Holzquerschnitte mit bereits integrierten Verbindungsmitteln zum Betonwerk. Dort werden die Holzquerschnitte auf vorbereiteten Schalungstischen in den Frisch- Abb. 1: Modell einer Holz-BetonVerbundwand (aus [2]) 3/2008 17 Special: Sommerlicher Wärmeschutz Holz-Beton-Verbundwände Special: Sommerlicher Wärmeschutz Abb. 2: Holzbalken mit werkseitig eingeklebten HBV-Schubverbindern (aus [2]) Abb. 3: Einsetzen der Holzbalken mit eingeklebten HBV-Schubverbindern ins Frischbetonbett (aus [1]) Abb. 4: Holz-Beton-Verbundelement (aus [1]) 18 3/2008 beton eingesetzt. Nach dem Aushärten des Betons können die vorgefertigten Elemente vom Schalungstisch zur Lagerstelle versetzt werden. Dieser Vorgang entspricht weitestgehend dem Ablauf bei der Herstellung von Stahlbeton-Filigranelementen. Die HolzBeton-Verbundelemente besitzen eine sichtbare (belagsfertige) Oberfläche. Aussparungen für Fenster und Türen sind bei der Fertigung bereits integriert. Die Wandelemente werden anschließend auf der Baustelle mit einem Kran in die vorgesehenen Positionen eingehoben. Die Elemente sind dabei so ausgerichtet, dass die Betonseite auf der Innenseite des Gebäudes liegt. Entsprechend liegen die Holzrippen auf der Außenseite. Nach dem Setzen der Elemente werden auf den Holzrippen Beplankungen aus Holzwerkstoffplatten angebracht. In die Zwischenräume zwischen den Holzrippen wird Einblasdämmung eingefüllt. Alternativ dazu können auch Dämmstoffplatten verwendet werden. In diesem Fall sind jedoch die äußeren Wandverkleidungen später anzubringen. Der weitere Aufbau nach Außen (Außenputz, hinterlüftete Fassade) und Innen (Tapete, Putz, Farbanstrich) kann nach den Wünschen der Planer gestaltet werden. Weitere konstruktive Hinweise: ● ● Durch die Möglichkeit der direkten Auflagerung von HBV-Decken (über oberseitige Betonplatte) oder Stahlbetondecken auf den Stahlbetonquerschnitten der Holz-Beton-Verbundwände lässt sich auf einfache Art und Weise die geforderte Wind- und Luftdichtigkeit der Gebäudehülle sicherstellen. Zur Ausbildung von Wandscheiben sind die einzelnen Wandelemente miteinander zu koppeln. Die Kopplung erfolgt in der Regel über spezielle Kopplungstaschen im Beton. Diese sind bei der Fertigung im Betonwerk mit einzuplanen. Bauphysik Holz-Beton-Verbundwände weisen aufgrund der Verwendung von Stahlbeton als Teil der Tragstruktur eine relativ hohe Konstruktionsmasse mit einem entsprechend guten Luftschall- Abb. 5: Transport der Holz-Beton-Verbundwandelemente auf die Baustelle (aus [3]) Abb. 6: Schematischer Aufbau bei einer Holz-Beton-Verbundwand (aus [1]) schutz auf. Weiterhin besitzt bei Holz-Beton-Verbundwänden die schwere Stahlbetonplatte ein großes Wärmespeichervermögen. Dieses ist insbesondere unter dem Aspekt des sommerlichen Wärmeschutzes von Vorteil. Gebäude werden bekanntermaßen im Sommer durch hohe Lufttemperaturen und Sonneneinstrahlung erhitzt. Gleichzeitig strahlen im Innern eines Gebäudes Geräte und Personen Wärme ab. Der sommerliche Wärmeschutz von Gebäuden hat sich zum Ziel gesetzt, die Innentemperaturen im Gebäude auf einem angenehmen Niveau zu halten. Dazu müssen die Wärmezufuhr durch direkte Sonneneinstrahlung, die Wärmeleitung durch angrenzende Bauteile (Wände, Dächer, Decken) sowie die Wärmeabstrahlung durch die Geräte und Personen begrenzt werden. Unverschattete Fenster haben dabei den größten Einfluss auf das sommerliche Temperaturverhalten. Für den sommerlichen Wärmeschutz besonders geeignet sind Betonwände mit außenliegender Wärmedämmung. Die außenliegende Wärmedämmung reduziert hierbei den Wärmeeintrag in die Wandkonstrukti- on. Auf der Innenseite der Wärmedämmung liegt in Abhängigkeit der verwendeten Dämmstoffcharakteristik (Wärmeleitfähigkeit, Schichtdicke) eine im Vergleich zur Außentemperatur verringerte Oberflächentemperatur vor. Die deutlich reduzierte Wärme bewirkt eine nur geringe Aufheizung der massiven Betonkonstruktion. Der schwere Beton dient dabei als Wärmespeicher (neben den Betonaußenwänden wirken im Übrigen auch Betondecken, massive Innenwände, Estriche oder schwere Fußbodenbeläge aus Steinplatten oder Fliesen als Wärmespeicher). Durch den infolge der Wärmedämmung reduzierten Wärmeeintrag und die Wärmespeicherung durch die massive Betonkonstruktion bleibt die Lufttemperatur im Innern des Gebäudes angenehm kühl. In den kälteren Nachtphasen kann bei entsprechender Nachtlüftung die Betonkonstruktion ihrerseits wieder abkühlen. Ausführungsbeispiel Seniorenanlage „Betreutes Wohnen im Josefspark“ In der Nähe Ulms wurde im Frühjahr 2008 der 1. Bauabschnitt der Seniorenanlage „Betreutes Wohnen im Josefspark“ fertig gestellt. Das Wohnheim wurde von den Firmen Holzbau Gröber und dem Investor Betonwerk Oberessendorf BEWO erbaut. Es ist für insgesamt 12 Bewohner ausgelegt. Erstellt wurde es in Mischbauweise, wobei dem Kellergeschoss (Bodenplatte, Kellerwände, Kellerdecke) aus Stahlbeton ein Teil der aufgehenden Wand- und Deckenkonstruktion in Holz-Beton-Verbundbauweise folgte. Das Dachgeschoss seinerseits wurde in Holzbauweise ausgeführt. Die eingesetzten Holz- Wir haben was gegen Hitze! ISOCELL –Zellulosedämmung der Dämmstoff gegen Hitze : : hochwertiger Hitzeschutz : : ausgezeichnete Phasenverschiebung und dadurch verzögerter Durchgang einwirkender Sonnenstrahlen : : spart Zeit und Kosten : : fugenlose wärmebrückenfreie Hohlraumdämmung Nähere Informationen erhalten Sie bei: ZELLULOSEDÄMMUNG A-5202 NEUMARKT AM WALLERSEE | BAHNHOFSTRASSE 36 TELEFON: +43 (0) 62 16 / 41 08 | FAX: +43 (0) 62 16 / 79 79 3/2008 19 E - M A I L : O F F I C E @ I S O C E L L . A T | I N T E R N E T: W W W. I S O C E L L . A T Special: Sommerlicher Wärmeschutz Abb. 7: 3D-Animation der Seniorenanlage (aus [3]) Abb. 10: Abstützen der Holz-Beton-Verbundwände (Aussparungen für Türen, Fenster, Steckdosen und Lichtschalter integriert) (aus [3]) Abb. 8: Stellen der Holz-Beton-Verbundwände auf der Baustelle mit einem Kran (aus [3]) Abb. 11: Seniorenanlage in der Bauphase mit großteils geschlossener Fassade (aus [3]) Abb. 9: Aufsetzen von Holz-Beton-Verbunddecken auf Holz-BetonVerbundwände (aus [3]) Abb. 12: Fertig gestellte Seniorenanlage (aus [3]) 20 3/2008 Anzeige ENEV 2002 erfüllt. Fazit Holz-Beton-Verbundwände erweitern die Palette an möglichen Ausführungsvarianten für Wandkonstruktionen. Bestehend aus massiver Betonplatte sowie starr verbundenen Holzrippen unterscheidet sich der Aufbau von klassischen Aufbauten dadurch, dass sich sowohl Beton als auch Holzrippen am Lastabtrag beteiligen (den Holzrippen wird somit nicht nur die Funktion als Abstandhalter für Dämmung und Außenschale zugeordnet). HolzBeton-Verbundwände stellen in erster Linie eine Alternative zu Mauerwerkswänden dar (diejenigen Kunden, die ein reines Holzhaus wollen, stellen aus Sicht der Autoren kein Kundenpotenzial dar). zuverlässig – schnell – preiswert • Sachverständigengutachten für Zimmerei/Holzbau • AV mit CAD/CAM (Eingabe-, Werk-, Detailplanung) für Dachstühle, Holzhäuser und Ing-Holzbau (sowohl für Hand- u. Maschinenabbund) • Lohnabbund mit Hundegger K2 Fa. Sinzinger – Zimmerei/Holzbau, Leitenweg 3A, 93164 Großetzenberg Handy: 0160/4423406, E-Mail: [email protected] Holz-Beton-Verbundwände besitzen einen hohen Vorfertigungsgrad, wodurch sich ein schneller Bauablauf ergibt. Aus bauphysikalischer Sicht überzeugen Holz-Beton-Verbundwände durch einen idealen Wandaufbau mit innen angeordneter massiver wärmespeichernder Betonschale und außen liegender Wärmedämmung. Ein angenehmes Wohnklima – insbesondere auch bei hohen Außentemperaturen im Sommer – ist gewährleistet. ■ Literatur & Quellen [1] Internetseite der Firma TiComTec GmbH, www.holzbeton-verbund.de [2] Internetseite der Firma Holzbau Gröber, www.groeber.de [3] Internetseite der Firma Betonwerk Oberessendorf, www.bewo.de Anzeige EUROSTRAND® OSB 4 TOP Formaldehydfrei verleimt bis 40 mm Das Produkt: Bauaufsichtlich zugelassen Z-9.1-566 von 8-40 mm OSB/4 nach EN 300 Hochbelastbar auch im Feuchtbereich Formaldehyd Emission < 0,03 ppm (< 2,0 mg/100 g) Nach BDF/QDF + GHAD Kriterien einsetzbar Erfüllt Japanischen F**** (F4-star) Standard hohe Festigkeitswerte und hohe Dimensionsstabilität Geringe Dickenquellung Flexibel einsetzbar in den Bereichen: Fertighausbau, Zimmermanns- und Ingenieurholzbau Sanierung und Renovierung Dekorativer Innenausbau Laden- und Messebau Kistenverpackungen Elementebau Gestalten Sie die Zukunft mit EUROSTRAND ® OSB 4 TOP. 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