Das St. Pauli Theater Anspruchsvolles Theater auf dem Kiez

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Das St. Pauli Theater
Anspruchsvolles Theater auf dem Kiez
Das St. Pauli Theater ist nicht nur das älteste Privattheater der Stadt, sondern eines der ältesten
Theater Deutschlands überhaupt. Das unter Denkmalschutz stehende Haus und der ebenfalls
geschützte Zuschauerraum zeichnen sich durch seine besonders intime Atmosphäre aus. Nach
einer knapp dreißigjährigen Epoche als fast reiner Gastspielbetrieb hat sich das Haus 2003
Jahren unter der Leitung von Thomas Collien und Ulrich Waller neu positioniert. Trotz eines
schwierigen Umfelds - außerhalb der früheren Stadtmauern von Hamburg und Altona auf St.
Pauli angesiedelt, muss es sich zwischen Eventgastronomie und erotischen Straßenangeboten
behaupten. Das St. Pauli Theater versteht sich heute als ein modernes Volkstheater, das mit
Eigen- und Co-Produktionen sowie ausgesuchten Gastspielen versucht, immer wieder
auszuloten, wie intelligent Unterhaltung sein kann auf dieser Meile. Das Konzept fußt auf sechs
Säulen:
1. Klassische und neue Stücke aus dem Repertoire des anspruchsvollen UnterhaltungsTheaters. Das Vorbild Broadway oder Westend wird dabei ganz bewusst immer wieder
gesucht, etwa mit „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ (Regie: Horst Königstein mit
Monica Bleibtreu und Gustav-Peter Wöhler, 2004), „Endstation Sehnsucht“ (Regie:
Wilfried Minks u.a. mit Ben Becker, 2007), „oder „Der Bittere Honig“ (Regie: Peter Zadek
mit u.a. mit Eva Mattes und Julia Jentsch, 2006), „Arsen und Spitzenhäubchen“ (Regie:
Ulrich Waller, u.a. Angela Winkler, Eva Mattes und Uwe Bohm, 2009), „Eines langen
Tages Reise in die Nacht“ (Regie: Ulrich Waller, u.a. mit Ben Becker und David Bennent ,
2010), „Tod eines Handlungsreisenden“ (Regie: Wilfried Minks, mit Burghart Klaußner
als Willy Loman, 2012) oder „The King’s Speech“ als deutsche Erstaufführung (Regie:
Michael Bogdanov, u.a. mit Marcus Bluhm und Boris Aljinovic, 2012). Das St. Pauli
Theater ist so ein Ort, in dem - wie im Kino – ohne Scheu vor großen Gefühlen,
Geschichten erzählt werden, die das Publikum berühren. Im Mittelpunkt unserer Arbeit
steht immer der Schauspieler, zu dem das Publikum durch die Architektur des Hauses
eine ganz besondere Nähe haben kann, was – anlog zum Fußball am Millerntor - das
besondere St. Pauli-Gefühl ausmacht. Zu diesem Programmteil gehören natürlich auch
die Stücke der französischen Autorin Yasmina Reza, der erfolgreichsten
Gegenwartsautorin überhaupt, die wie keine zweite komisch und böse sein kann. Die
Neufassung von „Kunst“ (mit Peter Jordan, Hans Löw und Stephan Schad) ist seit 2006
weiter im Spielplan, im Winter 2008 kam „Der Gott des Gemetzels“ (mit Herbert Knaup,
Barbara Auer, Anne Weber und Rudolf Kowalski) hinzu, 2013 inszenierte Ulrich Waller
Rezas „Ihre Version des Spiels“ (u.a. mit Hannelore Hoger und Volker Lechtenbrink) und
2016 „Bella Figura“ (u.a. mit Boris Aljinovic, Judith Rosmair und Stephan Schad). Das
Stück „Die Wahrheit“ des französischen Autor Florian Zeller feiert hier umjubelte
deutschsprachige Erstaufführung (Regie: Ulrich Waller, mit Herbert Knaup, Leslie Malton
Thomas Heinze und Johanna Christine Gehlen), 2011. In der Spielzeit 2014 /2015 gingen
auch dessen Stücke „Eine Stunde Ruhe“, u.a. mit Herbert Knaup und Leslie Malton, und
„Der Vater“ mit Volker Lechtenbrink in der Titelrolle hier – ebenfalls als
deutschsprachige Erstaufführungen – hier über die Bühne.
2. Stücke, mit oder ohne Musik, die den besonderen Focus Hamburg haben. Dazu gehören
die St. Pauli-Revue „Auf der Reeperbahn“ (u.a. mit Peter Franke und Gerhard Garbers,
2003), die Uraufführung des „Lord von Barmbeck“ (mit Ulrich Tukur, 2005) oder die
szenischen Kiez-Liederabende von Franz Wittenbrink. „Lust“ (2006), spielt in einer
Tabledance-Bar auf St. Pauli, es folgte „Nacht-Tankstelle“ (2008), welches den
Heiligabend an der legendären Esso-Tankstelle - die es jetzt nicht mehr gibt - ein paar
Meter vom St. Pauli Theater entfernt, schildert, und „Ricky – ein Boxer aus St. Pauli“
(2012), in dem das Boxer-Milieu der Kiezkneipe „Zur Ritze“ als Vorlage dient.
Die Geschichte des Hamburger Rockidols Udo Lindenberg wurde unter der Regie von
Ulrich Waller als Koproduktion mit dem Unternehmen Stage Entertainment unter dem
Titel “Hinterm Horizont“ im Berliner Theater am Potsdamer Platz im Januar 2011
herausgebracht. 2013 wurde im St. Pauli Theater das Hamburg-Musicals „Linie S1“
(Regie: Ulrich Waller, u.a. mit Anneke Schwabe und Luk Pfaff“) uraufgeführt, 2015 folgte
das Musical „Hamburg Royal“ (Regie Ulrich Waller, u.a. mit Serkan Kaya).
3. Musiktheaterproduktionen, die Texte und Stoffe auf die Bühne bringen, die auch die
deutschen Wurzeln dieses Genres verfolgen und sich schon durch die Umsetzung mit
Schauspielern von genormten amerikanischen Musical-Produktionen unterscheiden. Die
erfolgreichsten Produktionen waren „Die Dreigroschenoper“ (Regie: Ulrich Waller u.a.
mit Ulrich Tukur, Christian Redl, Stefanie Stappenbeck, Eva Mattes und Angela Winkler,
2004), „Cabaret“, (Regie: Ulrich Waller u.a. mit Gustav Peter Wöhler, 2005), die
Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten“ (Regie: Gerburg Jahnke, 2010) oder „Anatevka“
(Regie: Ulrich Waller, mit Gustav Peter Wöhler als Milchmann Tevje, 2011).
4. Kabarett und Comedy haben im St. Pauli Theater schon lange einen Platz. Hier findet
alljährlich das „Hamburger Kabarettfestival“ – gegründet von Ulrich Waller 1987 auf
Kampnagel – statt. Das Festival ist eines der renommiertesten und ältesten in
Deutschland, bei dem sich die Stars dieses Genres wie Mathias Richling, Georg Schramm,
Hagen Rether, Marlene Jaschke, Horst Schroth, Dirk Bielefeldt oder Matthias
Deutschmann die Klinke in die Hand geben.
5. Neben diesen Gastspielen zeigt das Haus ausgesuchte internationale Musiktheater- und
Theatergastspiele, die das Konzept des Unterhaltungstheaters ergänzen und bereichern
und die eine weltoffene Metropole wie Hamburg mit anderen internationalen Städten
verbinden. In den letzten Jahren begeisterten u.a. die französische Produktion „Le
Cirque Invisible“, „Ain’t Misbehavin‘“, „Rock the Ballet“ und „Tap Stars“ aus den USA,
„Lady Salsa“ und „The Bar at Buena Vista“ aus Kuba“, die britischen Musiker von „The
27 Club“ oder „ Monty Python’s SPAMALOT“, das in Kooperation mit dem Züricher
Theater am Hechtplatz produziert wurde, das Publikum des St. Pauli Theaters.
6. Um den Nachwuchs kümmert sich das St. Pauli Theater auf ganz verschiedenerlei Weise.
Zum einen gibt es die lange Tradition der Weihnachtsmärchen (ganze Generationen von
alteingesessenen Hamburgern bekamen hier ihren ersten Kontakt mit Theater
überhaupt), die in Form und Umsetzung von Götz Loepelmann, Dagmar Leding und Felix
Bachmann behutsam modernisiert wurde. Seit acht Jahren arbeitet das St. Pauli Theater
mit unserer Patenschule, der Stadtteilschule am Hafen - Standort St. Pauli, zusammen.
Ziel des Projektes ist, die Schüler unter professioneller Leitung ans Theater
heranzuführen. Die Theaterprojekte unter Leitung der Regisseurin Dania Hohmann
sollen ihnen die Möglichkeit bieten, eigene Stärken zu entdecken, Selbstbewusstsein zu
entwickeln und sich in einer ganz ungewohnten Weise öffentlich zu präsentieren.
Klassiker wie „Hamlet auf St. Pauli“, „ Die heilige Johanna von der Davidstraße“, „Maria
Stuart auf der Großen Freiheit“ „Romeo und Julia auf der Reeperbahn“ und oder „Alice
im Wunderland“ begeistern jedes Jahr aus Neue das Publikum. Zum anderen gibt es in
Kooperation mit der Theaterakademie die Reihe „Kiezstürmer“ (erstmalig 2005), bei der
junge Regiestudenten mit unserer Hilfe neue Unterhaltungsformate ausprobieren. So
kann eine neue Generation von Regisseuren, die sich sonst ausschließlich mit Literaturtheater beschäftigt, an das so schwierige Feld der anspruchsvollen Unterhaltung
heranführt werden.
Das St. Pauli Theater will also ganz bewusst kein privates Staats- oder Stadttheater sein mit
einem Spielplanangebot, das genauso im Schauspielhaus oder im Thalia gezeigt werden könnte.
Die Umgebung, die Nachbarschaft zur Davidwache und der raue Wind der Reeperbahn
erzwingen eine bestimmte programmatische Ausrichtung. Die Stücke müssen hier robust sein,
populär, ohne auf Populismus zu schielen. Intelligente Unterhaltung auf höchstem Niveau, mit
den besten Schauspielern (die sich heute oft nicht mehr fest an ein Theater binden, aber trotz
ihrer Film- und Fernseharbeit weiter auf der Bühne spielen wollen), Komikern und Musikern
und dazu der programmatische Schwerpunkt Hamburg machen es unverwechselbar in der
Hamburger Theaterszene.
Es gibt in Deutschland kein vergleichbares Theater, das dieses Spektrum an verschiedenen
Spielformen von intelligenter Unterhaltung beherbergt, in dem die Grenzen zwischen U- und EKultur auf so spielerische Weise verschwimmen und in dem es immer wieder gelingt, die, in
angelsächsischen Ländern undenkbare, Verachtung der Unterhaltung als Kunst auf so elegante
Art zu korrigieren.
Das St. Pauli Theater versteht sich als Lokomotive für den Imagewandel dieses Stadtteils.
Inmitten von Häusern, die hauptsächlich durch den Busbetrieb mit Touristen von außerhalb
existieren, begreift es sich als Hamburger Theater für Hamburger, selbstverständlich natürlich
auch für auswärtige Gäste. Es versucht bewusst an die große Tradition dieser Theatermeile
anzuknüpfen, die bis zur Nazizeit hier existiert hat.
Seine Konzeption und eine ganze Reihe von Eigenproduktionen, die in der Presse auch
bundesweit sehr viel Aufmerksamkeit fanden, haben das St. Pauli Theater auch überregional
schnell bekannt gemacht. Durch viele Gastspiele ist es dabei auch zu einem Botschafter
Hamburgs geworden.
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