8 9 Kritsch kolonisierte und infizierte Wunden Abstrichentnahme immer eine mechanische Wundreinigung mit Kompressen stattfinden. Es dürfen allerdings keine Kritisch kolonisierte Wunden sind infek- Antiseptika zum Einsatz kommen ➔ vertionsgefährdet, da die Gefahr besteht, fälschen das Abstrichergebnis! Eine zeitdass die Keimbesiedelung auf den Kör- gemäße Abstrichtechnik ist der Essener per (Wirt) übergeht. Bei der infizierten Wundkreisel. Der bakteriologische AbWunde liegt ein bakterielles Wachstum strich wird in Spiralform von außen nach vor. Die Keimbesiedlung ist auf den Wirt innen über die gesamte Wundoberfläche übergegangen und führt dort zu einer geführt und erfasst auf diese Weise mögimmunologischen Reaktion. Die infizierte lichst viele der vorliegenden Bakterien. Wunde ist durch die klassischen Entzündungszeichen Rötung, Schwellung, Achtung: Bei infizierten und kritisch koÜberwärmung, Funktionseinschränkung lonisierten Wunden sollte eine Wundreiund Schmerz gekennzeichnet. Häufig nigung und Wundspülung mit zeitgetreten eitrige Exsudate und ein unange- mäßen Antiseptika erfolgen. nehmer Geruch auf. Das Granulations- Grundsätzliches: Generell ist hier mingewebe ist meist bröckelig und blutet destens einmal täglich ein Verbandwechleicht. Die Wundheilung stagniert und sel durchzuführen. Die Wundauflage, die die Wunde vergrößert sich. Ggf. liegen in direktem Wundkontakt steht, z. B. Fieber und eine Zellulitis vor (Leukozyten silberhaltige Wundauflage, Wundaufla> 15.000). Die Wundheilung kann erst ge mit PHMB (Polihexanid) oder wirkdurch eine Beseitigung der Infektion in- stofffreie Wundauflage mit hydrophober itiiert werden. Ein Abstrich, ggf. eine PE Wechselwirkung kann je nach Hersteller­ (Probeexzision), ermöglicht die genaue angabe und Exsudation z. T. auch 2–3 TaKeimbestimmung und sollte in Betracht ge auf der Wunde belassen werden; die gezogen werden. ➔ Abstriche sind im- darüber liegenden Kompressen sind aber mer aus der Wundtiefe zu entnehmen, je nach Exsudation mindestens 1 x tgl. damit neben dem infektbestimmenden zu wechseln. Keim nicht noch eine Vielzahl an Oberflächenkeimen mit aufgenommen wird. Produktgruppen: Silberhaltige WundUm Letzteres zu vermeiden, sollte vor auflagen, Silberaktivkohle, Wundaufla- gen mit PHMB, zeitgemäße Antiseptika, wirkstofffreie Wundauflagen mit hydrophober Wechselwirkung. Diabetische Gangrän Spontane Abszessperforation bei Druckulkus an d. Hüfte Infizierter, nekrotischer Vorfuß bei Diabetes mellitus Infiziertes Ulkus nach Insektenstich Cave: In der Akutphase bei einer klinischen Infektion keine Anwendung von Folienverbänden. Diese fördern die Aufrechterhaltung eines feucht-warmen Milieus und bedeuten somit eine Gefahr der Infektverschleppung bzw. Ausbreitung der Infektion! Infiziertes Ulcus cruris venosum Erysipel des Unterschenkels 24 25 Wundspülung Lavanid®-Spüllösung; mit Octenidin konservierte Zubereitungen: OcteniEine Wundspülung reinigt die Wund­ lin® Wundspüllösung oberfläche von Abfallprodukten wie Zelltrümmern, Bakterien, Nekrosepartikeln, Andere konservierte Wundspüllöalten Verbandresten und sonstigen Fremd- sungen: ActiMaris sensitiv und forte stoffen. Ein Biofilm kann nur in Kombinati- Wundspüllösung (Chemomedica), Cuti(BSN medical), on mit den oben genannten Débridement- lyth sensitive/intensive ® Wundspüllösung (Crawford KerraSol verfahren (z. B. chirurgisch, UAW) entfernt Healthcare), Microdacyn 60 (SastoMed), werden. Erst im Anschluss daran kann die Wunde adäquat beurteilt und die Therapie Flamirins Wundspülung (Flen Pharma), Urgo sterile physiologische Kochsalzlöentsprechend angepasst werden. sung (Urgo). Wundspüllösungen Ungeeignet ist die Spülung der Wunde Wundspüllösungen sollten stets steril, mit Ethanol (Schmerz), Wasserstoffper­ physiologisch, nicht resorbierbar, farblos oxydlösung (aggressiv), Ethacridinlactatsein und schmerzfrei vertragen werden. lösung (Verfärbung) oder Glucoselösung Ringer- und physiologische Kochsalzlösung (Resorption). (NaCl 0,9 %) sowie octenidin- und poliheTipp: Im ambulanten Bereich sind Wundxanidhaltige Wundspüllösungen erfüllen spüllösungen und Antiseptika im Prinzip diese Voraussetzungen. Es gibt inzwischen nicht verordnungs- und erstattungsfähig. diverse weitere konservierte Produkte. Zur Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) Schmerzvermeidung sollte die Spüllösung hat allerdings eine Änderung der Arzneimitvor Anwendung auf Körpertemperatur an- telrichtlinie (AMR) bezüglich verordnungsgewärmt werden. fähiger Medizinprodukte beschlossen. Die unkonservierten Produkte NaCl 0,9 %-LöUnkonservierte Wundspüllösungen • Physiologische Kochsalzlösung 0,9 % sung und Ringerlösung (von B. Braun und Fresenius) sind seit 2009 unter anderem für und Ringerlösung (enthält zusätzlich die Wundspülung erstattungsfähig. + 2+ K + Ca ). Antiseptika Konservierte Wundspüllösungen • Mit Polihexanid konservierte Zuberei- Bei infizierten, kritisch kolonisierten tungen Prontosan®, Lavasorb® und oder infektgefährdeten Wunden ist der Einsatz von zeitgemäßen Antiseptika auf Basis der Wirkstoffe Octenidin oder Polihexanid angebracht. Des Weiteren ist die Indikation einer zusätzlichen sys­temischen Antibiotikatherapie abzuklären. Zeitgemäße Antiseptika sollten folgende Kriterien erfüllen: farblos, keine Hautreizung/Allergieauslösung, keine Resistenzen, umfassendes/lückenloses Wirkspektrum, keine Wundheilungshemmung, kein Eiweißfehler. Kontraindikationen octenidinhaltiger Antiseptika (Octenisept): · Nicht zu Spülungen in der Bauchhöhle (z. B. intraoperativ), der Harnblase und nicht am Trommelfell (Mittel- und Innenohr) anwenden · Nicht unter Druck in Wundhöhlen/ins Gewebe einbringen bzw. injizieren und für guten Abfluss (Drainage, Lasche) sorgen ·Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe Kontraindikationen polihexanidhaltiger Antiseptika (z. B. Serasept): · Anwendung im Mittel- und Innenohr sowie im Innenauge · Anwendung im Bereich von Knorpeln und Gelenken · Intraperitoneal Anwendung Anwärmen von Spüllösungen im Wärmeschrank Zeitgemäße, farblose Wundantiseptika Kein Einsatz von Wundbädern! Tiefe Taschenspülung mit Katheter Cave: Antiseptika auf Basis von Farbstoffen, Wasserstoffperoxid, Ethacridinlactat und Chlorhexidin sollen bei chronischen Wunden nicht mehr zum Einsatz kommen. Fistelspülung mit Braunüle Sterilfilter zum Rückhalt von Wasserkeimen