Das Leben der Wunde Von der Inflammation zur Epithelisation

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Hermann Schlögl
DGKP, ZWM; komplementäre Pflege
Eine Wunde ist ein pathologischer
Zustand, bei dem Gewebe voneinander
getrennt und/oder zerstört wird,
einhergehend mit einem Substanzverlust
sowie einer Funktionseinschränkung
Asmussen, Söllner
Mechanismen der Wundheilung
Regeneration
spezifischer Ersatz von Gewebe ohne
Funktionseinschränkung
Reparation
Geschädigtes Gewebe wird durch
unspezifisches Bindegewebe ersetzt
Asmussen, Söllner
Mechanismen der Wundheilung
Störung der Wundheilung
Unvollständige Reparation z.B. durch
Bindegewebsschwäche, Infektion
Überschießende
Bindegewebsbildung
Kann zu hypertrophen Narben führen
1.
2.
3.
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5.
6.
Gefäßreaktion
Blutgerinnung
Entzündung
Gewebeneubildung
Kontraktion
Epithelisation
•
•
•
•
•
•
Blutung
Vasokonstriktion
Blutpropf
Vasodilatation
Wundödem, Hauttemperatur 
Thrombozytenaktivierung
Verletztes Gefäß = endogenes System
+
Zerstörtes Bindgewebe = exogenes System

Thromboplastine
+ Gerinnungsfaktoren
+ Kalziumionen
Prothrombin  Thrombin
Fibrinogen  Fibrin
Fibrinmoleküle  Fibrinnetz
•
•
•
•
•
Rubor
Calor
Tumor
Dolor
Functio laesa
Entzündung ist nicht gleich Infektion
Unspezifische Abwehr
 Komplementfaktoren
Werden durch Antigene von Bakterium
und vom verletzen Gewebe aktiviert
Locken Fresszellen an
Zerstören eingedrungene Erreger
Markieren Erreger für die
Zerstörung durch andere Abwehrzellen
Unspezifische Abwehr - Autodebridement
 Neutrophile Granulozyten
Erscheinen als erste in der Wunde
Bilden Enzyme, die abgestorbenes Gewebe auflösen
= Kollagenasen, Elastase
Unspezifische Abwehr - Autodebridement
 Monozyten
Fresszellen im Blut
Verlassen Gefäße und wandern ins Wundgebiet
Wandeln sich im Makrophagen um
Unspezifische Abwehr - Autodebridement
 Makrophagen
Größte Fresszellen
im Gewebe
Bilden Mediatoren für
weitere Reaktionen
Setzen Gewebe abbauende
Enzyme frei
Spezifische Abwehr
T- Lymphozyten: Killerzellen
Gedächtniszellen
B- Lymphozyten:
Vorraussetzung:
• Die Wunde ist durch Entzündungsprozesse
gesäubert
• Mediatoren (TNF-∝, TGF-∝) werden freigesetzt,
die die Gefäßbildung aktivieren
• Andere Wachstumsfaktoren stimulieren die
Vermehrung und Einwanderung von Fibroblasten
• Das Fibringerüst bilden eine Leitschiene für die
einwandernden Zellen
 Angiogenese
Typisch sind keine oder
wenige Gefäße
Sauerstoffmangel im Gewebe
• Makrophagen bilden angiogene Faktoren
• Endothelzellen  neue Gefäße
• Mit besserer Durchblutung nehmen angiogene
Faktoren ab  bis das Gewebe vollständig
durchblutet ist
 Granulationsgewebe
• Stecknadelkopfgroße,
tiefrote Granulationsinseln
am Wundgrund bilden
das gefäßreiche neue Gewebe
• Defekt wird aufgefüllt
• Vorraussetzung für die
Epithelisierung
 Fibrinolyse
Fibrin dient als vorläufiges Füllmaterial zum Verschluss eines
Defektes und wird später wieder entfernt
Plasminogen 
Plasmin 
Fibrinnetzspaltung
Ist die Bindegewebesynthese abgeschlossen,
wandeln sich die
Fibroblasten
aktiv
Myofibroblasten
In inaktive Fibrozyten
umgewandelt
• Zellteilungsrate ist in der Basalschicht erhöht
• Aufeinanderzuwandern der neuen Epithelzellen =
Migration
• Voraussetzungen für die Migration:
• Gesundes Bett aus Granulationsgewebe
• Feuchtigkeit
• Verringerter PH-Wert
• Anfangs rötlich, leicht erhaben
• Narbe wird später blasser
• In diesem Bereich fehlen Melanozyten,
Haare, Talg- und Schweißdrüsen
Unter Berücksichtigung der physiologischen
und pathophysiologischen Abläufe im Körper
eine weitgehend schmerzfreie, für den
Patienten akzeptable und unter Nutzung von
geeigneten Wundauflagen und dadurch
idealfeuchtem Wundmilieu eine rasche
Wundheilung herbeizuführen.
Sind Beläge auf der Wunde?
Gibt es Infektionszeichen?
Wie viel Exsudat sondert die Wunde ab?
Wie schmerzhaft ist die Wunde?
Lokalisation der Wunde?
Wie sieht der Wundrand aus?
Gibt es eine positiven bakteriologischen Befund?
Wie ist die Durchblutung?
Gesteigerte Aktivität der
Matrixmetalloproteinasen
Vermindertes Ansprechen auf Wachstumsfaktoren
Zellalterung (Fibroblasten)
Ungleichgewicht von katabolen und anabolen
Prozessen
Ziel
Rasches Entfernen von Nekrosen und Belägen
Förderung der Selbstreinigungsmechanismen der
Wunde
Möglichkeiten
Chirurgisch entfernen
Mit Skalpell anritzen – befeuchten mit
Hydrogelen, Feuchtverbänden (Tender wet)
enzymatisch bei kleinen Nekrosen schrittweise entfernen
Wundinfektionen verzögern die Wundheilung Gefahr einer Sepsis!
Ziel:
Rasche Keimeleminierung
Rasche Entfernung von Belägen aller Art
Gutes Exsudatmanagement
Aufnahme von Wundsekret, Eiter, Bakterien,
Zelltrümmern
Behandlungsmöglichkeiten:
Antiseptika
Silberhältige Verbände
Keine Okklusion!
Alternativ:
Honig, Maden
Gemeinschaft von Mikroorganismen die in
einer extrazellulären Matrix eingeschlossen
sind.
Können chronische Infektionen auslösen
Zeigen Resistenz gegen antimikrobielle
Substanzen
Möglichkeiten:
Aufreißen des Biofilms mit jodhältigen
Antiseptika oder Silberalginaten
Anschließend antiseptisch weiterarbeiten mit
Silber, Antiseptika,
Alternativ Honig
Risikogruppen:
KH Aufenthalt
Tracheostomieträger, DK – Träger , invasive
Zugänge
Immunsupprimierte Patienten
Mehrmals antibiotisch Behandelte
Chronische Wunden
Schlechter Allgemeinzustand
Stoffwechselerkrankung
Beläge auf der Wunde behindern das Wachstum
von Granulationsgewebe und sind ein idealer
Nährboden für Bakterien.
Behandlungsmöglichkeiten
Hydrogele
Feuchtverbände
Enzymatische Wundreinigung
Ultraschall
Debritom
Maden
VAC Therapie
Unterdrucktherapie
Geruch entsteht durch Zerfall von Tumormasse
Kohleprodukte / Silber
Honig
Polyacrylatverbände
Antiseptika
Raumluftverbesser – Kaffeepulver, ätherische
Öle
Auffüllung des Defekts mit qualitativ
hochwertigem Gewebe vom Wundgrund her.
Ziel:
Förderung des Gewebeaufbaus durch
Feuchtigkeitsgleichgewicht und Wärme
Schutz vor Keimen
Möglichkeiten
Hydrogele
Alginate
Hydrofaser
Schaumstoffe
Möglichkeiten
Chirurgisch auffrischen
Honig
Kollagene
Hyaluronsäureprodukte
Neugebildetes Epithelgewebe ist empfindlich
und mechanisch instabil.
Ziel:
Feuchtigkeitsgleichwicht halten
Schutz des frischen Epithelgewebes
Schutz vor Keimen
Förderung der Zellteilung- und wanderung im
feuchten Milieu
Reduktion der VW Häufigkeit
Atraumatische Verbandswechsel
Möglichkeiten
Dünne Schaumstoffe
Hydrokolloide
Folien
Nicht klebende Schaumstoffe
Soft hold Schaumstoffe
Kleber auf Silikonhaftbasis
Wunddistanzgitter
Systemische Faktoren:
Mobilität
Lebensalter/Hautzustand
Immunstatus/Infektionskrankheiten z.B. Aids, Tuberkulose
Medikamente: Immunsuppressiva, Zytostatika, Katecholamine,
Antidepressiva, Cortison, Anitkoagulantien
Psychosoziale Situation: Rauchen, Alkohol, Drogen, Compliance, Selbstmanipulation
Ernährungszustand des Patienten: Adipositas, Kachexie, Kalorien, Eiweiß, Vitamine, Zink,
Mineralstoffe,
Begleiterkrankungen/ Grunderkrankungen: Herz-/Kreislauf-/Bluterkrankungen, pAVK, dermatologische,
neurologische, psychiatrische Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Diabetes, Veneninsuffizienz
Lokalisation
Lokale Faktoren
Entzündung/Hämatom
Austrocknung, Unterkühlung
Durchblutung des Wundgebietes
Feuchte oder trockene Wundverhältnisse
Druck, mangelnde Ruhigstellung, Lagerung
Verschmutzungsgrad: Fremdkörper, Keimbesiedlung
Vorgeschädigtes Gewebe z.B. durch Strahlentherapie
Lokalbehandlung: lokale Antibiotika, suboptimale Wundverbände
Zustand der Wunde: Entstehung, Art, Tiefe, Ausdehnung, Beläge, Nekrosen, Hypergranulation
Beschaffenheit von Wundumgebung/-ränder: Ödem, Schorf, zu hohe Nahtspannung, schlecht durchblutete
oder nekrotische Wundränder
www.youtube.com/watch?v=3QSFXD42uHk
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