Berechnung einer Emitterschaltung Die Berechnung der Bauteile hängt natürlich in hohem Maß von den Gegebenheiten ab. Gehen wir mal davon aus das unser Verstärker in ein bestehendes Gerät eingebaut werden soll. Die Versorgungsspannung beträgt Ubetr = 21V. Die Signalspannung am Eingang hat einen Wert von UE = 40mV und soll auf UA = 1V verstärkt werden. Wir benötigen also eine Spannungsverstärkung von: vU = UA 1V = = 25 U E 0,04V Der Frequenzbereich soll von 15Hz bis 25kHz reichen. Diese Bedingungen erfüllt nahezu jeder NPN-Transistor dessen Name mit BC… beginnt. Ich wähle den BC846A, da mir für diesen Typ die technischen Unterlagen vorliegen. Ein anderes Auswahlkriterium ist natürlich auch die Frage: "Was finde ich noch in meiner Bastelkiste?". Als erstes wird der Arbeitspunkt festgelegt. Die Werte aus den Datenblättern sind in der Regel für einen bestimmten Arbeitspunkt, hier UCE = 5V und IC = 2mA, gegeben. Benötigt man einen anderen Arbeitspunkt müssen die Parameter mit Hilfe von Diagrammen angepasst werden. Diesen Punkt tragen wir in das nebenstehende IC-UCE Diagramm ein. Die Signalspannung lässt diesen Punkt später auf der Geraden auf und ablaufen. In unserem Fall um +/- 1,4V. Wenn der Transistor sperrt fließt kein Strom, also fällt an den Widerständen RC und RE auch keine Spannung ab. Die volle Spannung von 21V liegt also an den Anschlüssen des Transistors. Das ist die maximale ©2006 W.Lorenz Spannung für die er ausgelegt sein muss. Der BC846 hat eine maximale Kollektor-EmitterSpannung von 65V. Der Strom hat einen Wert von IC = 0mA und die Spannung beträgt UCE = 21V. Das ist der Schnittpunkt mit der horizontalen Achse. Da der Kurvenverlauf von der äußeren Beschaltung, also von RC und RE abhängt ergibt sich eine Gerade. Um sie zu zeichnen genügen diese zwei Punkte. Der Schnittpunkt mit der vertikalen Achse ergibt den maximalen Strom wenn der Transistor ganz aufgesteuert ist. Hier sind das ICmax = 2,55mA. Da am Transistor im Arbeitspunkt UCE = 5V abfallen sollen, verbleiben für die Widerstände RC und RE noch: U R = U Betr − U CE = 21V − 5V = 16V Der Spannungsabfall an RC stabilisiert den Arbeitspunkt des Transistors bei veränderten Temperaturen. Je höher diese Spannung ist umso stabiler arbeitet der Transistor. Der mögliche Aussteuerbereich wird dadurch aber verkleinert. In der Praxis hat sich ein Wert von 1V bis 2V als sinnvoll erwiesen. Nehmen wir an dieser Stelle einfach mal URe = 2V an. U RC = U R − U RE = 16V − 2V = 14V Mit dem ermittelten maximalen Strom von ICmax = 2,55mA ergibt sich für RC folgender Wert: U RC 14V = = 5490Ω I C max 2,55mA RC = Aus der E24 Reihe wähle ich 5,6kΩ. U RE 2V = = 784Ω I C max 2,55mA RE = Gewählt 750Ω. Der Arbeitspunkt wird über den Basisstrom eingestellt. Dazu benötigen wir die Gleichstromverstärkung B des Transistors. Beim BC846A liegt dieser Wert zwischen 110 und 220. Nehmen wir hier einfach mal den Mittelwert B = 165. IB = I C 2,55mA = = 15,5µA B 165 Die Basisspannung die für einen Kollektorstrom von 2,55mA nötig ist wird im Datenblatt mit UBE = 0,65V angegeben. Zur Erzeugung der Basisvorspannung soll ein Spannungsteiler verwendet werden. Da der Basisstrom sich mit dem Signal ändert, ändern sich auch die Spannungen am Spannungsteiler (belasteter Spannungsteiler). Um diese Schwankungen zu verhindern sollte der Strom durch R2 etwa fünf bis zehnmal so groß wie IB sein. I 2 = 5 ⋅ I B = 5 ⋅ 15,5µA = 77,5µA Durch R1 fließt sowohl der Strom I2 als auch der Strom IB. I 1 = I 2 + I B = 77,5µA + 15,5µA = 92µA Nach dem 2. Kirchhoff'schen Satz beträgt die Spannung an R2: U R 2 = U BE + U RE = 0,65V + 2V = 2,65V Für die Spannung an R1 gilt somit: U R1 = U Betr − U 2 = 21V − 2,65V = 18,35V ©2006 W.Lorenz Die Widerstände R1 und R2 lassen sich nun berechnen: R1 = U R1 18,35V = = 199kΩ I1 92µA Gewählt: 200kΩ R2 = U R2 2,65V = = 34kΩ I2 77,5µA Gewählt: 33kΩ Der Widerstand RE dient der Stabilisierung des Arbeitspunktes bei Temperaturänderung. Wird der Transistor warm erhöht sich der Kollektorstrom. Das hat eine weitere Erwärmung zur Folge. Diese zieht wiederum eine Erhöhung des Stromes nach sich und so weiter. Der Emitterwiderstand wirkt dem entgegen. Ein höherer Strom IC bewirkt einen höheren Spannungsabfall an RE. Da die Spannung an R2 konstant bleibt muss sich UBE verringern. Dadurch sinkt IC. Der Arbeitspunkt bleibt stabil. Der Widerstand kann aber nicht eine Stromänderung infolge von Temperaturschwankungen von Stromänderung durch ein Nutzsignal unterscheiden. Das würde eine Verminderung der Verstärkung bedeuten. Da Temperaturänderungen nur sehr langsam, als mit sehr kleiner Frequenz, vor sich gehen, wird der Widerstand mit einem Kondensator überbrückt der die hohen Signalfrequenzen kurzschließen. Es findet keine Gegenkopplung mehr statt. Der Kondensator wird so bemessen das sein Blindwiderstand bei der unteren Grenzfrequenz etwa ein Zehntel des Emitterwiderstandes beträgt. In unserem Fall also 75Ω bei 15 Hz. 1 1 = = 141µF 2π ⋅ f ⋅ X C 2π ⋅ 15 Hz ⋅ 75Ω CE = Gewählt: 150µF Sieht man sich das Ersatzschaltbild an, kann man erkennen dass der Kondensator C1 zusammen mit den Widerständen R1, R2, und rBE einen Hochpass bildet. Die geforderte untere Grenzfrequenz bestimmt also den Wert des Kondensators. Die drei Widerstände sind parallel geschaltet: 1 1 = = 2465Ω 1 1 1 1 1 1 + + + + R1 R2 rBE 200kΩ 33kΩ 2,7 kΩ Re = Der Wert für rBE ist wieder dem Datenblatt entnommen. Er ist dort als Parameter h11e angegeben. Der Eingangswiderstand der Schaltung wird fast nur durch den Eingangswiderstand des Transistors bestimmt. C1 = 1 1 = = 4,3µF 2π ⋅ f ⋅ Re 2π ⋅ 15 Hz ⋅ 2465Ω Gewählt: 4,7µF Der Kondensator C2 ist abhängig vom Innenwiderstand der nächsten Stufe. Für den Ausgangswiderstand gilt: Ra = 1 1 + g CE Rc = 1 1 + 18µS 5,6kΩ = 5087Ω Hier wird der Gesamtwert fast nur durch den Widerstand RC bestimmt. Das Ersatzschaltbild lässt sich also noch weiter vereinfachen: ©2006 W.Lorenz Mit den Beziehungen ue = rBE ⋅ iB u a = iC ⋅ RC iC = β ⋅ iB kann nun die Spannungsverstärkung bestimmt werden. vU = u a iC ⋅ RC β ⋅ i B ⋅ RC R 200 ⋅ 5,6kΩ = = =β⋅ C = = 415 u e i B ⋅ rBE i B ⋅ rBE rBE 2,7kΩ Mit 40mV am Eingang wären das 16,6V am Ausgang. Das ist wesentlich mehr als wir vorgegeben haben. Die Verstärkung kann reduziert werden wenn man den Kondensator CE entfernt. Der war ja extra eingefügt worden um die Signalspannung nicht Gegenzukoppeln. Dann bestimmen die Widerstände RC und RE die Verstärkung: vU = RC 5,6kΩ = = 7,5 RE 0,75kΩ Das ist aber zu wenig. Es war ja eine Verstärkung von 25 gefordert. Dazu wird der Widerstand RE aufgeteilt. Nur ein Teil wird mit dem Kondensator überbrückt. R E1 = RC 5,6kΩ = = 224Ω vU 25 Gewählt: 220Ω Dieser Widerstand wird nicht überbrückt und dient der Gegenkopplung des Signals. Der restliche Widerstand: RE 2 = RE − RE1 = 750Ω − 220Ω = 530Ω Gewählt: 510Ω dient weiterhin der Stabilisierung des Arbeitspunktes und wird mit dem Kondensator überbrückt. Interessant ist auch die Möglichkeit ein Poti einzusetzen und den Kondensator am Schleifer anzuschließen. Die Verstärkung ist dann einstellbar. Eine Simulation der Schaltung ergab die oben dargestellte Kurve. Die untere Grenzfrequenz liegt unter 10Hz und die obere Grenzfrequenz weit über 50kHz. Die Verstärkung erreicht nicht ganz die geforderten 25. hier ist noch etwas Feinabgleich nötig. ©2006 W.Lorenz Noch einmal alle Werte zusammengefasst: T1 BC846A R2 33k RC 5,6k CE 150µ RE 220 und 510 C1 4,7µ R1 200k ©2006 W.Lorenz