62. Fachinformation: Hereditäre Hämochromatose

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Fachinformation 62 (12/16) | Molekulargenetik
Hereditäre Hämochromatose (HH) [E83.1]
OMIM-Nr: 235200, 613609 (HFE), 608374 (HFE2), 606464
(HAMP), 604720 (TFR2), 604653 (SLC40A1), 112266 (BMP6)
Kathrin Wittkowski, M.Sc.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Die hereditäre Hämochromatose beruht auf einer angeborenen Störung des Eisenstoffwechsels. Durch eine
erhöhte Eisenresorption im Dünndarm kommt es zu
einer Eisenakkumulation in verschiedenen Organen, insbesondere in der Leber. Bei frühzeitiger Diagnose ist die
Erkrankung gut therapierbar, unbehandelt führt sie häufig zu Leberzirrhose, Lebertumoren, Diabetes mellitus
oder Herzrhythmusstörungen. Die häufigste Ursache für
eine hereditäre Hämochromatose (85-90%) ist Homozygotie für die C282Y-Variante (rs1800562) im HFE-Gen.
In einigen Fällen können aber auch seltene Mutationen
in den Genen HFE, HFE2, HAMP, TFR2, SLC40A1 und
BMP6 ursächlich sein. In der Stufendiagnostik wird
zunächst in Stufe I auf die C282Y- und die H63D-Variante
im HFE-Gen untersucht (LightCycler-Assay, GOP 32864)
und anschließend in Stufe II das komplette HFE-Gen
sowie die weiteren Hämochromatose-assoziierten Gene
HFE2, HAMP, TFR2, SLC40A1 und BMP6 analysiert.
Optional erfolgt in Stufe III eine MLPA der Gene HFE,
HFE2, HAMP, TFR2, SLC40A1.
Indikation
V.a. hereditäre Hämochromatose
Anforderung
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben:
Diagnose: hereditäre Hämochromatose (ICD-10: E83.1)
Auftrag:
Stufe I: Genotypisierung HFE C282Y- und H63D-Variante
Stufe II: Multi-Gen-Panel-Sequenzierung (HFE, HFE2,
HAMP, TFR2, SLC40A1, BMP6)
Stufe III: MLPA-Analyse der Gene HFE, HFE2, HAMP,
TFR2 und SLC40A1
Hinweis: Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß
GenDG erforderlich
Material
1 ml EDTA-Blut
Methode
Stufe I: Aus genomischer DNA werden zwei Abschnitte
des HFE-Gens amplifiziert. Der Mutationsnachweis
erfolgt durch Sonden-Hybridisierung und Schmelzkurvenanalyse (LightCycler-Assay).
Stufe II: Aus genomischer DNA werden die Exons der Gene
HFE, HFE2, HAMP, TFR2, SLC40A1 und BMP6 über
Sondenhybridisierung angereichert und mittels Next
Generation Sequencing (NGS, Illumina, MiSeq) untersucht.
Stufe III: Aus genomischer DNA wird eine quantitative
Analyse der Gene HFE, HFE2, HAMP, TFR2 und SLC40A1
auf das Vorhandensein von Deletionen oder
Duplikationen mittels MLPA durchgeführt.
Dauer der Untersuchung
Stufe I: 1 Woche
Stufe II: 4 Wochen
Stufe III: 2 Wochen
Literatur
Bada et al, Am J Hematol 91(4):420 (2016) / Powell et al, Lancet 388
(10045):706 (2016) / Porto et al, Eur J Hum Genet 24(4):479 (2015)
Personen mit unerklärlicher Müdigkeit, Arthralgien,
Hepatomegalie, Transaminasenerhöhung
Biochemische Marker einer Eisenüberladung
Transferrinsättigung und Serumferritin
Lebererkrankung
und hämatologische
Erkrankung
ausschließen
Transferrinsättigung >45%, 2malig Ferritinerhöhung
Molekulargenetische Untersuchung auf
HFE-C282Y-Variante
C282Y/wt,
wt/wt
C282Y/C282Y
Hereditäre
Hämochromatose
gesichert
Serumferritin
unauffällig
Serumferritin
dauerhaft erhöht
Jährliche
Kontrolle des
Serumferritin
ggf. Leberbiopsie
seltene Formen der
erblichen Hämochromatose
(seltene Mutationen in den Genen
HFE, HJV, HAMP, TFR2, SLC40A1 und BMP6)
hepatischer
Eisenindex
hereditäre
Hämochromatose
möglich
negativ
positiv
Hereditäre
Hämochromatose
gesichert
MVZ Martinsried, Lochhamer Str. 29, 82152 Martinsried, www.medizinische-genetik.de, Tel. +49.89.895578-0
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