PROFIS | über Kurkuma Curcuma longa Die Gelbwurzel im Überblick GOLBALE PRODUKTION 1 78% 8% 4% 3% 3% 4% VERWENDUNG IN INDIEN 2 Indien China Myanmar Nigeria Bangladesch andere 78 % 9% 6.3 % 5.6 % häusliche Küchen Gastronomie Export Pharmakologie 4$ 100 t 3$ 2$ 50 t JUN JUL AUG 1$ AUSSAAT 2010 2011 2012 2013 2014 SEP OKT NOV WACHSTUMSPHASE DEZ JAN FEB ERNTE MÄR VERKAUF 2015 EXPORT UND PREIS 2 SAISON 2 Export Indien in Tonnen Preis in USD/kg (New York) Jahreszyklus der Kurkumaproduktion am Beispiel des indischen Bundesstaates Maharashtra 1 – Quelle: Shodhgana, Information and Library Network, India 2 – Quelle: Ministry of Commerce & Industry, Govt. of India 40 APR MAI PROFIS | über Kurkuma DAS GELBE VOM ERDREICH DIE PROFIS dieser Ausgabe AUFGEZEICHNET von Salome In-Albon | INFOGRAFIK Nicolas Kunz 1 AYURVEDISCHE KÜCHE «Kurkuma, auch Gelbwurz oder indischer Safran genannt, kommt in Südostasien vor und gehört zu den Ingwergewächsen. Das Pulver, das wir als Kurkuma kaufen, stammt von der getrockneten Wurzel. Sie ist eine der wichtigsten Heilpflanzen und eine der zentralen Zutaten der ayurvedischen Küche, wo sie seit über 5000 Jahren eingesetzt wird. Ich nutze Kurkuma in Gemüse-Currys und Chutneys, aber auch, wenn ich mediterran koche. Etwa in der Tomatensauce, um die Säure zu mildern. Kurkuma hat sogar den Weg in mein Frühstück gefunden, als Kurkuma-Latte, aus heisser Reismilch, wenig Zimt, Ingwerpulver, Kurkuma und Pippali-Pfeffer. Vorsicht: Das Pulver sollte nicht stark angeröstet werden, sonst wird es bitter. Am intensivsten ist die frische Wurzel, sie färbt auch Hände und Kleider nachhaltig. Mein Flecken-Tipp: Sonnenlicht. Lässt man die gewaschene Wäsche 2–3 Stunden im direkten Sonnenlicht trocknen, verschwinden die Flecken. Kurkuma ist zudem entzündungshemmend und verdauungsfördernd, wirkt, mit Honig vermischt und direkt aufgetragen, bei Fieberblasen und ist das beste Mittel gegen Halsschmerzen. Ein Multitalent! Das Gelbe vom Erdreich, sozusagen.» 2 INDUSTRIE «Weltweit gilt Kurkumin neben Zuckerkulör als der am meisten eingesetzte Farbstoff aus natürlicher Quelle. Kurkumin ist eine phenolische Verbindung und verantwortlich für die intensiv gelborange Farbe der Wurzel, daher auch der Name Gelbwurz. Wegen dieser starken Färbekraft wird Kurkumin aus der Wurzel isoliert und in der Lebensmittelindustrie als E 100 vorwiegend zum Färben von Lebensmitteln verwendet. Kurkuma kann aber auch als färbendes Lebensmittel, also als Wurzelpulver oder -extrakt, eingesetzt werden. Dann gilt es aus rechtlicher Sicht als Zutat und trägt daher keine E-Nummer. Häufig aber sind färbende Lebensmittel weniger stark konzentriert, das heisst nicht selektiv extrahiert und werden daher oft in grösseren Dosagen eingesetzt als Farbstoffe. Für Kurkumin gelten je nach Lebensmittel Höchstmengen, die nicht überschritten werden dürfen. Zugelassen ist E 100 nur für bestimmte Produkte. So kommt es zum Bei- spiel in Senf, in Teigwaren und Margarine vor, wird aber auch für Gummibärchen, Bonbons und in Konfitüren sowie natürlich im Curry eingesetzt. In Getränken findet Kurkumin kaum Verwendung, da es entweder sedimentiert oder nicht stabil, das heisst nicht lichtbeständig ist. Zudem löst sich der Farbstoff nur in Fett.» 3 MEDIZIN «Ich verwende Kurkuma häufig beim Kochen, da ich seine gesundheitliche Wirkung kenne. Bis jetzt konnten keine negativen Nebenwirkungen aufgezeigt werden. Mein wissenschaftlicher Küchen-Tipp: Die Aufnahme von Kurkuma im Darm erhöht sich merklich, wenn man etwas Pfeffer dazu gibt. Ich habe mit meinen Professoren und meinem Team die Wirkung von Kurkuma auf Krebszellen erforscht. Es ist der Inhaltsstoff Kurkumin, der entzündungshemmend wirkt und offensichtlich eine Rolle in jeder Phase der Krebsentwicklung spielt, also die Entstehung eines Tumors hemmt. In den letzten Jahren ist in der Krebsforschung ein neues Modell aufgekommen; das Krebsstammzellen-Modell. Es besagt, dass die Einführung, Aufrechterhaltung und das Wachstum eines Tumors alleine durch eine kleine Population von Krebszellen, den CSC-Zellen, angetrieben wird. Soll ein Tumor gestoppt werden, muss eine Hemmung der CSC-Zellen erfolgen. Kurkumin kann genau das. Wenn es in die Krebszelle gelangt, führt es zur Apoptose, also zum programmierten Zelltod. Eine aussergewöhnliche Wirkung! Es gibt nur ein Problem: Kurkuma wird wegen seiner geringen Wasserlöslichkeit nur schlecht von einer Krebszelle aufgenommen. Deshalb haben wir Kurkuma mithilfe der Nanotechnologie in eine Fettkapsel verpackt, also eine Art Kurkuma-Emulsion hergestellt. Tatsächlich: Die Löslichkeit hat sich um ein 10 000-faches erhöht. Im Gegensatz zu direkt angebotenem Kurkuma haben die Krebszellen das emulgierte Kurkuma rasch internalisiert. Durch das langsame Auflösen des Fettkerns wird das Kurkumin über einen langen Zeitraum abgegeben, so sind wenige Anwendungen notwendig. Noch gibt es kein fertiges Produkt, doch die Studien, auch in Bezug der Wirkung von Kurkumin auf CSC-Zellen, werden intensiv weiterbetrieben.» 41 STEPHANIE ALBERT 1 ist Ayurveda-Köchin und -Therapeutin und integriert jeden Tag Kurkuma in ihre Menüs. Parvatasana 8006 Zürich ► parvatasana.ch FABIAN UELNER 2 ist Produkt Manager Ingredients bei Wild Flavours und Experte für Lebensmittelfarben wie Kurkumin. Wild Flavors & Specialty Ingredients D-69214 Eppelheim/Heidelberg ► wildflavors.com DR. MEHMET HIKMET ÜÇIŞIK 3 hat als Krebsforscher die Wirkung von Kurkuma untersucht und ist Dozent an der Istanbul Medipol University. School of Engineering and Natural Sciences Istanbul Medipol University TR-34810 Beykoz, Istanbul ► medipol.edu.tr