Wissenswertes über die richtige Ernährung Mit Essen, mit Ernährung verbindet jeder Mensch ganz bestimmte Vorstellungen. So bedeutet für den einen Ernährung, die Notwendigkeit den Körper mit Energie zu versorgen, damit er leistungsfähig bleibt. Der andere denkt in Verbindung mit Essen an Genuss, an Geselligkeit, gemütliche Atmosphäre. Ernährung trägt ganz entscheidend zu unserem Wohlbefinden bei; sowohl subjektive Aspekte, als auch das physische Wohlbefinden spielen eine große Rolle. Die richtig zusammengestellte Kost hält Körper und Geist gesund. Aber was heißt es, sich richtig zu ernähren? Wer könnte das kompetenter beantworten als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., die DGE. Sie hat es im „Blauen Kochbuch“ in diesem umfangreichen, wichtigen Kapitel getan. Wir danken der DGE für die Erstellung dieses Textes. Der neue Abschnitt „Ernährung bei Gesundheitsstörungen und ernährungsmitbedingten Krankheiten“ ab Seite 32 gibt einen ersten Überblick über Krankheitsbilder und deren diätetische Behandlung. 12 Richtige Ernährung Essen und Trinken Genuss und Notwendigkeit Essen oder Ernährung – gibt es einen Unterschied? Essen und Trinken – sich ernähren –, das muss jeder Mensch. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, was Sie mit „Essen“, was mit „Ernährung“ verbinden? Einer Umfrage zufolge verknüpfen viele Bundesbürger mit „Essen“ überwiegend emotionale Aspekte wie – dass es gut schmeckt – gesundes, bekömmliches Essen – gemütliche Atmosphäre – schön gedeckter Tisch, gutes Aussehen – Deftigkeit, dass man satt wird. Mit „Ernährung“ hingegen werden Vorstellungen verbunden, die mehr die ernährungsphysiologischen Aspekte betreffen, wie – fettarm – vitaminreich – abwechslungsreich – dass man nicht zu dick wird. Übrigens ergab die gleiche Befragung auch, dass „zu Hause toll essen“ einen höheren Stellenwert einnimmt als „im Restaurant essen“. Ist das nicht ein Anreiz, dieses Kochbuch zur Hand zu nehmen? Sicherlich ist es mit einer bloßen Definition dessen, was wir mehrmals täglich tun – essen und trinken –, nicht getan, dahinter verbirgt sich mehr! Essen ist mit Genuss, mit sozialen und gesellschaftlichen Kriterien verbunden. Es gibt kaum einen Anlass, an dem nicht gegessen und getrunken wird: Freude, gesellschaftliche Gründe, aber auch Frust, Langeweile, Stress und Trauer sind Situationen, in denen oft gegessen wird. So schmeckt es in netter Gesellschaft einfach besser; Geschäfts- und andere Beziehungen lassen sich bei einem „guten“ Essen vertiefen; ein freudiges Ereignis wie Geburtstag oder Hochzeit wird durch ein festliches Essen unterstrichen, und manch ein Mensch versucht mit dem Essen Trost zu finden. Und wonach werden die Lebensmittel oder Gerichte ausgewählt? 14 Beim Essen „zu Hause“ wird z.B. der gesundheitliche Aspekt am höchsten bewertet, gefolgt vom Vitamingehalt und vom Geschmack der Speisen. Eine geringere Bedeutung hat, dass das Essen etwas „Ausgefallenes“ ist. In der Kantine werden in etwa die Ansprüche wie „zu Hause“ gestellt, man ist jedoch bei Frische und Fettgehalt großzügiger. In der Esssituation „Restaurant“ hingegen ist vorrangig, dass das Essen etwas „Besonderes“ ist – und gut schmecken muss es selbstverständlich auch. Das soll nun aber nicht bedeuten, dass andere Kriterien keine Beachtung finden. Je nach Situation gewichten wir die Auswahl eines Lebensmittels bzw. einer Speise unterschiedlich, z.B. nach Geschmack, Preis, Aussehen, Gesundheitswert, Verpackung, Frische, Natürlichkeit, Fettgehalt, Vitamingehalt, Kaloriengehalt usw. Richtiges Essverhalten Unsere Einstellung zum Essen und Trinken ist nicht angeboren, sondern anerzogen. Der Grundstein wird in den ersten Lebensjahren gelegt. Deshalb: – Kinder nicht zum Essen zwingen; Kinder haben nicht tagtäglich den gleichen Appetit. – Essen nicht als Belohnung oder als Strafe einsetzen. – Kein strenges Verbot von Süßigkeiten, sondern die Erziehung zu einem vernünftigen Umgang mit Leckereien. Überprüfen Sie Ihr Ernährungsverhalten. Welche Einstellung haben Sie zum Essen und Trinken? Wir empfehlen Ihnen: – Essen Sie mit Genuss, essen Sie nichts mit schlechtem Gewissen. Überbewerten Sie Essen und Trinken nicht, sehen Sie darin weder Feind noch maßgeblichen Lebensinhalt. – Essen Sie nicht aus Ärger, Stress oder Überforderung. Sollten Sie diese Angewohnheit haben, dann erlernen Sie besser Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training. – Essen Sie nichts, was Sie nicht essen wollen, z.B. keine Reste, die Familienmitglieder übrig lassen. – Essen Sie bewusst langsam. Das Sättigungsgefühl braucht etwa 20 Minuten, bis es einsetzt. Machen Sie keine extreme Schlankheits-Diät, die Ihnen beispielsweise nur 3200 kJ bzw. 800 kcal Essstörungen In der Gesellschaft, in den Medien, in der Werbung steht „Schlank sein“ für Gesundheit, Attraktivität, Sportlichkeit, Erfolg. Insbesondere Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren meinen häufig, ihre Figur „modellieren“ zu können. Unbefangenes Essen gibt es bei ihnen nicht. Die Angst vor der Gewichtszunahme beherrscht das Denken und Handeln. Die ständige Kontrolle der Nahrungsaufnahme bis hin zum Hungern kann zu Appetit- und Sättigungsstörungen führen. Geht die Kontrolle kurzweilig verloren, können Süßhunger, plötzlicher Heißhunger und stressbedingtes Essen auftreten. In extremen Fällen treten Essattacken auf, wobei Unmengen an Nahrung verschlungen werden. Um nun nicht an Gewicht zuzunehmen, erfolgt ein erneutes Hungern oder Erbrechen. Dieses krankhafte Verhalten, die EssBrech-Sucht (Bulimia nervosa), hat verheerende Folgen für Körper und Seele. Aus diesem „Teufelskreis“ heraushelfen, kann meist nur eine psychotherapeutische Behandlung. Das Gleiche gilt für die Magersucht (Anorexia nervosa). Betroffen sind insbesondere Mädchen in der Pubertät. Sie empfinden sich trotz lebensbedrohenden Untergewichts noch als zu dick. Auch bei Magersucht muss eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen. Im Gespräch Ist „Bio“ gesünder? Bei Obst und Gemüse aus ökologischem Landbau unterbleibt die Anwendung von Mineraldüngern und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. In der Tierhaltung soll weitestgehend auf den Einsatz von Tierarzneimitteln sowie auf den Zukauf von konventionell erzeugten Futtermitteln verzichtet werden. Seit 1991 existiert eine EG-Verordnung über den ökologischen Landbau und eine entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel. In Deutschland haben sich Organisationen des ökologischen Landbaus in dem „Bund Öko logische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) zusammengeschlossen und gemeinsame Rahmenrichtlinien für die Erzeugung und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten aufgestellt, deren Einhaltung regelmäßig kontrolliert wird. Der Verbraucher erkennt diese Erzeugnisse an den Kennzeichen der Anbauverbände: Bioland, Demeter, Biokreis e.V., EcoVin, Ökosiegel, Naturland, Gäa und Biopark. Zusätzlich gibt es seit September 2001 das Bio-Siegel. Hierbei handelt es sich um ein staatliches, verbandsunabhängiges und markenübergreifendes Erkennungszeichen für biologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel. Mit dem Bio-Siegel dürfen Produkte gekennzeichnet werden, die nach den Richtlinien der EG-Öko-Verordnung produziert und kontrolliert sind. 15 Richtige Ernährung pro Tag erlaubt und große Gewichtsverluste vorspielt. Bei so viel Verzicht ist der „Rückfall“ schon vorprogrammiert. Stellen Sie sich grundsätzlich auf eine vollwertige Ernährung mit reichlich Gemüse, Getreideprodukten und Obst um. Damit nehmen Sie vergleichsweise wenig Fett und entsprechend weniger Energie auf. Sie brauchen nicht auf Kuchen, Desserts usw. zu verzichten. Nichts ist verboten, wird es nicht so häufig und in kleineren Portionen verzehrt. Die vollwertige Kost hat also den Vorteil, dass sie nicht nur ausreichend lebensnotwendige Nährstoffe liefert, sondern Ihnen auch eine große Vielfalt an Auswahl und Genuss ermöglicht. Das „Blaue Kochbuch“ bietet dazu das nötige „Know-how“ und viele leckere Rezepte. Eine gute Unterstützung kann Ihnen auch die Ernährungsberatung (z.B. der Krankenkasse) bieten, dort können Ihnen in Einzel- oder Gruppenberatungen individuelle Tipps und Hilfestellungen gegeben werden. Richtige Ernährung Bei allen Aktivitäten ist jedoch das Angebot an Produkten aus ökologischem Anbau noch sehr gering: So liegt der Anteil der landwirtschaftlichen Öko-Betriebe an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe bei etwa 5 %. Das heißt, wir sind auf Produkte des herkömmlichen (konventionellen) Anbaus angewiesen. Auch dieser bemüht sich um naturnahen Anbau, z.B. durch integrierten Pflanzenschutz. Chemische Pflanzenschutzmittel sind hierbei nicht verboten, ihre Anwendung soll aber grundsätzlich durch stärkere Beachtung biologischer, pflanzenzüchterischer, anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen auf ein Minimum reduziert werden. Außerdem werden wir Verbraucher durch das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz (LFGB) mit seinen zahlreichen Verordnungen geschützt. Es regelt z.B. die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln u.a. Stoffen sowie die Höchstmengen von Rückständen und Schadstoffen, die ein Lebensmittel beim Verkauf noch enthalten darf. Zum Glück gibt es nur wenige „schwarze Schafe“, die sich nicht an diese Verordnungen halten. Die in der Umwelt vorhandenen Schadstoffe, beispielsweise durch Autoverkehr oder Industrie, treffen sowohl herkömmlich als auch „alternativ“ angebaute Produkte. Gründliches Waschen, evtl. auch Schälen, ist also in jedem Fall erforderlich. Von Geschmack und Inhaltsstoffen her gibt es, wenn überhaupt, nur geringfügige Unterschiede, dies hauptsächlich beim Nitratgehalt. Dennoch sollten wir alle Bestrebungen, die Natur zu schützen, auch unterstützen. Wenn wir allerdings nicht bereit sind, dafür etwas mehr zu bezahlen (da die Produktion aufwändiger, der Ernteertrag u.U. geringer ist), wird sich nicht viel ändern. Light-Produkte und kalorienarme Lebensmittel Der Begriff „light“ ist noch nicht gesetzlich verankert. Einzige Ausnahme: Käse, Milchprodukte und Streichfette. Hier ist festgelegt, wie hoch der Fettgehalt sein darf, wenn mit dem Hinweis „leicht“ oder „light“ geworben wird. Ansonsten gilt: Achten Sie beim Kauf solcher Produkte darauf, ob diese Lebensmittel tatsächlich weniger Kilojoule/Kilokalorien enthalten als vergleichbare ohne diesen Aufdruck. Für „Kalorienarm“ oder „Kalorienreduziert“ dagegen gelten gesetzliche Vorschriften. Solche Lebensmittel dürfen die vorgeschriebenen Kalorienwerte nicht überschreiten. 16 Wünschenswerter und möglicherweise kostengünstiger als die häufige Verwendung von diesen Produkten ist hingegen eine Umstellung des Ernährungsverhaltens. Wählen Sie öfter fettarme Milchprodukte, magere Käse-, Fleisch- und Wurstsorten (z.B. Corned beef statt Leberwurst) sowie regelmäßig und reichlich die von Natur aus „leichten“ Produkte wie Obst und Gemüse. Wählen Sie fettarme Zubereitungsmethoden, z.B. Dünsten, Dämpfen, Grillen oder Garen mit der Mikrowelle. Vitamine und Mineralstoffe verkaufen sich gut Vitamine und Mineralstoffe sind wichtig für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Das hat sich herumgesprochen. Daher werden sie immer häufiger als Präparate (Brausetabletten, Kapseln, Pillen usw.) angeboten. Auch Säften, Gebäck und sogar Bonbons werden Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt. Haben Sie bereits zugegriffen, um damit etwas für Ihre Gesundheit zu tun? Warum wollen Sie teures Geld ausgeben, wenn Sie die gleichen Vitamine und Mineralstoffe tagtäglich mit der Nahrung aufnehmen können? Unser Markt bietet das ganze Jahr über ein vielseitiges Angebot an Lebensmitteln, auch an frischer, roher Ware. So können Sie sich stets mit Vitaminen, Mineralstoffen und anderen wichtigen Nährstoffen versorgen. Zudem bietet die Ernährung eine Vielfalt an kulinarischen Genüssen, mit der keine Pille konkurrieren kann. Wenn Sie sich abwechslungsreich und vollwertig ernähren, sind Sie auf keine Präparate angewiesen. Eine Nährstoffanreicherung von Lebensmitteln oder das Einnehmen von Präparaten ist nur dann sinnvoll, wenn eine ausreichende Zufuhr an bestimmten Nährstoffen nicht gewährleistet ist. Das ist z.B. bei Jod der Fall. Jodmangel kann zur Kropfbildung führen. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz, die Herstellung von Brot und anderen Lebensmitteln mit Jodsalz ist deshalb erforderlich. Die Jodierung ist so gering, dass dadurch Gesundheitsschäden nicht zu befürchten sind. Wenn Milch, Joghurt und Käse nicht vertragen werden oder eine Milcheiweißallergie besteht, bieten calciumangereicherte Lebensmittel eine Möglichkeit, die Versorgung mit Calcium zu sichern. Eine zusätzliche Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen kann auch nach ärztlicher Ver-