Der Indische Götterhimmel Der Indische Götterhimmel

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Der Indische Götterhimmel
Nach einer indischen Redensart gibt es 330.000 Götter. Damit sind allein die Götter des Hinduismus
gemeint, dem rund 80% der Bevölkerung angehören. Indien ist jedoch ein Land großer religiöser
Vielfalt.
Die Wurzeln des Hinduismus reichen über 3.000 Jahre zurück. Damals brachten aus Westen
eingewanderte Bevölkerungsgruppen – die Arier – eine neue Religion mit. Diese wandelte sich in
der Auseinandersetzung mit dem Glauben der indischen Urbevölkerung zum Hinduismus, welcher
sich bis heute weiter entwickelt, indem er fremde religiöse Konzepte aufnimmt.
Vor rund 2.500 Jahren wurden in Abgrenzung zum damals üblichen Opferkult und Kastenwesen
Jainismus und Buddhismus begründet. Beide gewannen große Anhängerzahlen. Dieser Trend kehrte
sich um, nachdem sich der Hinduismus vor rund 2.000 Jahren durch inhaltliche Systematisierung
und Anleihen aus anderen Religionen neu formierte. Um diese Zeit kam auch das Christentum ins
Land.
Die islamische Eroberung Nordindiens im 12. Jahrhundert verdrängte Buddhismus und Jainismus
fast völlig. Den Hindus gelang die Koexistenz mit dem Islam. Der Buddhismus blühte in anderen
Teilen des Subkontinents weiter: in Nepal und Sri Lanka.
Vor ca. 1.200 Jahren wanderten aus dem Iran die Parsen, Anhänger der Lehre Zarathustras, ein. Sie
sind zahlenmäßig eine kleine Minderheit, spielen aber als wohlhabende Gebildete eine Rolle in der
Öffentlichkeit. Ähnliches gilt für die Jainas und die Sikhs. Die Stammesvölker (Adivasi) haben
eigenständige Religionen. Nur eine kleine Minderheit der Inder ist überhaupt nicht religiös.
Religionszugehörigkeit gemäß Zensus von 2011
Hindus 80,5%
Moslems 13,4%
Christen 2,3%
Sikhs 1,9%
Buddhisten 0,8%
Jainas 0,4%
Parsen 0,006%
Andere 0,6 %
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Die Göttin Devi – Trägerin der Energie
Die Energie, mit der männliche Götter in der Welt wirken, ist die weibliche Kraft 'Shakti'. Ihr
Sinnbild sind die göttlichen Ehefrauen. Die bedeutendste unter diesen ist die Gattin des Gottes
Shiva, ohne sie wäre er ein lebloser Körper. Die Wörter 'Devi' (Göttin) und 'Mata' (Mutter) werden
wie ihre Namen verwendet. Ihre weiteren Namen sind in der Regel mit den freundlichen (Parvati)
oder furchterregenden (Durga, Kali) Seiten ihres Charakters verbunden.
Die weibliche Energie kann auch alleine wirken. Eine ihrer Manifestationen ist die Göttin Kali. Ein
grimmiges Gesicht, Hauer als Eckzähne und aufloderndes Flammenhaar zeigen Kalis Macht. Eine
andere Form der Devi wird Durga genannt und vereinigt die Energien aller Götter. Deren Waffen –
z. B. Dreizack und Schwert Shivas, Wurfscheibe und Schneckentrompete Vishnus – trägt sie als
Zeichen. Als Göttin Annapurna zeigt sich Devi als Nährmutter der Menschheit mit einem großen
Löffel in den Händen.
Der Devi-Kult entstand unter dem Einfluss des Tantrismus, einer religiösen Bewegung, die sich im
Hinduismus wie im Buddhismus auswirkte. Tantriker glauben, dass alle Wesen bereits erlöst sind,
es aber nicht spüren. Durch Magie, Yogaübungen, paradoxe Gedankenspiele und sexuelle Praktiken
soll die Einheit mit der Weltseele erfahrbar werden. Die Darstellung sexueller Vereinigung wurde
Sinnbild des letztendlichen Verschmelzens aller Gegensätze.
Im Hinduismus sind aktive Tantriker eine Minderheit. Der Kult der Devi ist jedoch allgegenwärtig.
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Ganesha, der Gott mit
mit dem Elefantenkopf
Ganesha ist einer der am häufigsten verehrten und dargestellten Götter des Hinduismus. Seine
Eltern sind der Gott Shiva und seine Ehefrau Parvati. Legenden bieten unterschiedliche Versionen zu
Ganeshas Entstehung. Die bekannteste Legende erzählt, dass die einsame Parvati aus Lehm eine
Figur formte und sie durch ihren Atem in ein kleines Kind verwandelte. Nach einigen Tagen kehrte
Shiva zurück. Ganesha bewachte die Tür und wollte ihn nicht hereinlassen, deswegen schlug Shiva
Ganeshas Kopf ab. Auf Forderung der weinenden Parvati und voller Reue suchte Shiva nach einem
Ersatzkopf für Ganesha. Als "Notlösung" bekam Ganesha einen Elefantenkopf.
Im Buddhismus und Jainismus wird Ganesha ebenfalls verehrt.
Ganesha ist Patron der Wissenschaft und Künste. Zugleich wird er auch als spitzbübisches Kind
dargestellt. Er ist der Gott der Anfänge, kann aber, wenn übel gestimmt, auch Hürden schaffen.
Serviert man ihm Süßigkeiten, beseitigt er Hindernisse. Er verleiht materiellen Reichtum und
Weisheit. Das Reittier des kugelbäuchigen Ganeshas ist eine Ratte. Sein linker Stoßzahn ist
abgebrochen: Damit hat er das größte indische Epos "Mahabharata" aufgeschrieben. Ganesha tritt
als Gott in seiner wiedererkennbaren Erscheinungsform erst im 5. Jahrhundert auf.
Nahezu das gesamte Leben eines Hindu wird durch die Verehrung Ganeshas begleitet. Vor Festen,
Reisen, Prüfungen und Neuanfängen bittet man ihn um Erfolg. An Hauseingängen finden sich
Figuren und Bilder Ganeshas. Er ist Bestandteil jedes Familienschreins und schützt vor dem Bösen
an Kreuzungen und am Rand von Dörfern. In zahlreichen Tempeln ist Ganesha als Skulptur
vertreten.
Pressekontakt:
Museum für Völkerkunde Hamburg
Christine Ziesmer
Leiterin Pressearbeit und Marketing
Tel. 040 / 42 88 79-511
Mail: [email protected]
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