Referent: Mario Griesbeck Datum: 15.01.02 Hinduismus 1.Einleitung Hinduismus, in Indien entstandene Religion, der mit circa 80 Prozent die Mehrheit der indischen Bevölkerung angehört und die darüber hinaus in vielen Teilen der Welt verbreitet ist, u. a. in Nepal, Bangladesh, Indonesien, Sri Lanka, Pakistan, Malaysia, Südafrika, Mauritius, den USA und England. Das persische Wort Hindu wurde von Sanskrit saindhava; indisch sindhu („Fluss” oder genauer der Indus) abgeleitet und bezeichnete im 5. Jahrhundert v. Chr. die Bewohner jenes Landes nach seinem Fluss, dem Indus. Die Hindus bezeichnen sich selbst als „jene, die an die Veden glauben” oder als „jene, die den Weg (Dharma) der vier Klassen (Warnas) und Lebensstadien (Ashramas) befolgen”. 2.Grundprinzipien Die meisten Hindus verehren Shiva, Vishnu oder die weibliche Gottheit Devi. Darüber hinaus werden von Dörfern und einzelnen Familien Hunderte von kleineren lokalen Gottheiten angebetet. Es gibt einige wenige Praktiken, die bei fast allen Hindus üblich sind: die Hochachtung gegenüber ihren Priestern, den Brahmasamadsch, und die Verehrung der Kuh, das Verbot Fleisch, insbesondere Rindfleisch, zu verzehren sowie die Eheschließung innerhalb der Kaste (Jati), wobei die Hoffnung auf männliche Nachkommen vorherrscht. Neben der Hierarchie des Gesellschaftssystems, die untrennbar mit der Religion verbunden ist und jeder Person ihren Platz im einheitlichen Gefüge zuweist, gibt es im Hinduismus weder ein Lehrgebäude noch die Hierarchie einer religiösen Institution. 2.1 Heilige Schriften - Veda (höchste Autorität); Rigveda (1300-1000 v.Chr.); Jadschurveda (Opferbuch); Samaveda (Liederbuch); Atharvaveda (Zaubersprüche, ca. 900 v.Chr.) - Brahmanas (Rituale der Priester, Mythos der Rituale) - Upanishaden (ca. 600 v.Chr. Sinn des Lebens, Wesen des Universums) 2.2 Philosophie - Universum wird als große, geschlossene Sphäre betrachtet. - Universum besteht aus mehreren Himmeln, Höllen, Meeren und Erdteilen; Mittelpunkt ist Indien. - Vom goldenen Zeitalter bzw. Krita-Yuga ausgehend, gelangt man über zwei Zwischenperioden, geprägt vom fortschreitenden Verfall der Güte, zur Gegenwart bzw. dem Kali-Yuga. - Am Ende jedes Kali-Yugas wird die Welt durch Feuer und Flut vernichtet, und ein neues goldenes Zeitalter bricht an. - Das menschliche Leiden ist gleichfalls einem Zyklus unterworfen: Nach dem Tod verlässt die Seele den Körper und wird im Körper eines anderen Menschen, eines Tieres, einer Pflanze oder eines Minerals wieder geboren. Diese endlose Kette von Leben und Wiedergeburten wird Samsarah genannt. Das Schicksal des Menschen in dem neuen Leben wird dabei von seinen in den vorhergehenden Leben angesammelten guten oder bösen Taten, dem Karma, bestimmt. 2.3 Götter - Shiva: Gott der Askese, Zerstörung und des Phallus; Gottheit der Entsager - Vishnu: Allgegenwärtiger Gott; Schuf das Universum, indem er Himmel von der Erde trennte; Inkarnationen u.a. als Fisch, Schildkröte und Eber - Brahma: gilt als erster Gott; Bereich Schöpfung und Erhaltung - Devi: Urbewegerin; gibt männlichen Göttern Anweisungen - Kali: Shivas schwarze Gattin und blutrünstige Göttin der Zerstörung; häufig mit großer roter heraushängender Zunge dargestellt; - Insgesamt ca. 330 Mio. Götter. Hindus zählen sich trotzdem nicht als Polytheisten, da sie alle Götter zu einer Urgewalt zusammenfassen. 3. Gottesdienst und Riten - Riten des Übergangs: beginnen mit der Geburt und der ersten festen Nahrung (Reis); Erstes Haareschneiden ( bei Jungen ) und Reinigung nach der ersten Menstruation bei Mädche - Heirat und die Segnung der Schwangerschaft; gelungene Entbindung und das Überleben des Kindes während der Schwangerschaft. - Bestattungszeremonien: Leichenverbrennung, wobei die Asche in den Ganges gestreut wird, da er als heiliger fluss gilt. - Opferriten: z.B. Pinda, eine Reiskugel, die vom ältesten Sohn überreicht wird, auf das der Geist des Vaters aus der Vorhölle zur Wiedergeburt übergehen kann. - Früchte und Blumenopfer werden am Hausschrein geopfert (von der Frau). - Viele Dö rfer und alle größeren Städte besitzen Tempel, in denen die Priester während des ganzen Tages Zeremonien abhalten. Diese umfassen Sonnenaufgangsgebete, das Läuten von Glocken, um den Gott im Allerheiligsten zu erwecken, sowie Baden, Ankleiden und Luftzufächeln und schließlich die Nahrungsdarbietung an Gott. Quelle: Encarta 2000 Enzyklopädie; Brockhaus; Lexikon der Weltgeschichte, MG Verlag