MURTEN CLASSICS9 Mensch sein im Hellen und Dunklen Caroline Charrière schuf die Mu­ sik zum ersten Akt der Oper «Les trois soupirs» und Isabelle Dac­ cord den Text für das Libretto. Auszüge daraus werden an den Murten Classics uraufgeführt. Es singen der « ­ Choeur de Jade de Fribourg», den Charrière im Jahr 1991 gründete, und die Mezzo­ sopranistin Sophie Marilley sowie Osses in Freiburg aufgeführt wur­ de. «Wir beschlossen das Thema der drei Erinnyen respektive Eu­ meniden aufzunehmen und da­ rüber eine Oper zu schreiben», sagt Charrière. Sie wählten den Titel «Les trois soupirs». Sie woll­ ten dieses Thema in einer moder­ nen Sprache und Musik darstel­ len. «Wir fragten uns, ob die drei Charrière begann danach mit ihrer Komposition. Die beiden Künstle­ rinnen arbeiteten eng zusammen und tauschten regelmäs­sig ihre Ar­ beiten aus. «Zuerst schrieb ich die Musik für zwölf Instrumente und danach für ein grosses Orchester», sagt Charrière. Zum Inhalt meint sie: «Ich möchte natürlich hier nicht allzu viel verraten.» Verwandlung Es geht um Verwandlung, um die Existenz, den Lebenskampf und um das irdische Dasein des Men­ schen in den Welten des Hellen und Dunklen. Gemeint sind da­ mit sämtliche Schattierungen des Lebens, denen ein Mensch ausge­ setzt ist.» Es geht aber auch um die Wandelbarkeit und die Fähigkeit zur Verwandlung der Figuren. Die drei Göttinen Alekto – «die Un­ aufhörliche», Megaira – «der nei­ dische Zorn» und Tisiphone – «die den Mord Rächende» geraten in einen Kampf. «Tisiphone hat wirklich die Absicht, sich zu ver­ ändern, doch Alekto und Megaira versuchen sie immer wieder da­ von abzuhalten oder intervenieren ganz direkt um zu verhindern, dass Tisiphone überhaupt die Möglich­ keit wahrnehmen kann, sich zu verändern», schildert Charrière ei­ ne Handlungssitua­tion. Eine auf­ geworfene Frage laute ebenfalls übertragen auf den Menschen: «Bleiben wir Wilde?» Caroline Charrière leitet die Uraufführung von «Les trois soupirs». Sonntag, 23. August 2015 Konzertante Oper Auszüge aus der Oper «Iphigénie en Tauride» Christoph Willibald Gluck Auszüge aus der Oper «Les trois soupirs» von Caroline Charrière und Isabelle Daccord (Uraufführung) Murten / Schlosshof die Sopranistinnen Charlotte Mul­ ler Perrier und Lisa Tatin. «Ich war daran, die Biografie von Franz Schubert zu lesen», erzählt Ca­ roline Charrière. Sie stiess da­ bei auf die Worte Schuberts zum Werk «Iphigénie en Tauride» von Christoph Willibald Gluck: «Es gibt wahrhaftig nichts Schöne­ res, als wenn Iphigénie die Me­ lodie ‹Ô malheureuse Iphigénie› zusammen mit dem Frauenchor singt und dessen Stimmen plötz­ lich anschwellen.» Isabelle Dac­ cord schrieb etwa zur gleichen Zeit, wie sich Charrière mit Schu­ bert und Gluck auseinandersetz­ te, das Stück «L’Orestie d’Eschyle, réécriture de la trilogie Agamem­ non, Les Choéphores et Les Eu­ ménides», das im Théâtre des Erinnyen, die in der griechischen Mythologie drei Göttinen der Ra­ che und der Vergeltung darstellen, sich zu guten Göttinnen verwan­ deln könnten», sagt die Kompo­ nistin mit einem listigen Lächeln. Enge Zusammenarbeit Die beiden Frauen beschlossen, die Oper «Les trois soupirs» für die Sängerin Sophie Marilley zu schrei­ ben. Caroline Charrière ist von ihr begeistert. «Der Chor war auch einverstanden, die Oper ‹Iphigé­ nie en Tauride› von Christoph W. Gluck und unsere Oper in einer Präsentation aufzuführen», wie es auch an den Murten Classics der Fall sein wird. Isabelle Daccord hatte den ersten Akt im Sommer 2014 geschrieben und Caroline Chorgesang wie in der Antike Zum Chor respektive zur Chor­ inszenierung, zur Einordnung und Funktion im Gesamtwerk, sagt Charrière, dass dies in der Art ge­ schehe, wie es in der Epoche der griechischen Antike der Fall war. Die 13 Sängerinnen singen in Gruppen von zwei bis vier Perso­ nen in den verschiedenen Stimm­ lagen. «Der Chor hat, wie in der griechischen Antike, die Funktion eines Spiegels, in dem sich die Handlung widerspiegelt, und der Chor kommentiert das Gesche­ hen», erklärt Charrière. Mit dem Orchestre de Chambre de Fri­ bourg hatte sie bereits zusam­ mengearbeitet. Im Jahr 2013 konnte sie mit dem Orchester und mit ihrem Frauenchor das Werk «Les Trois Liturgies» von Olivier Messiaen aufführen. tb