Kalibratoren für Strom und Spannung Kalibratoren werden überall dort eingesetzt, wo hochgenaue und hochstabile Spannungen und Ströme benötigt werden. Ein Anwendungsgebiet ist z.B. die Kalibrierung von Messgeräten. In diesem Kapitel werden Ausführungen von Spannungs- und Stromkalibratoren dargestellt. Spannungskalibrator Eine sehr häufig angewendete Schaltungsvariante ist im nachfolgenden Bild dargestellt. Herzstück bildet ein hochauflösender DA-Umsetzer (z.B. 16 oder 18 Bit) Abb.: Konstantspannungsquelle in Elektrometerschaltung Die Ausgangsspannung ergibt sich bei einem idealen Operationsverstärker zu R R2 U A U E 1 R2 Die Genauigkeit der Ausgangsspannung ist abhängig von: 1. DA-Umsetzer • • • • Linearitätsfehler Verstärkungsfehler Nullpunktfehler Temperaturkoeffizient (nicht abgleichbar) (nicht abgleichbar) 2. Regler • Leerlaufverstärkung • Offsetdrift • Offsetspannung (nicht abgleichbar) (nicht abgleichbar) 3. Spannungsteiler • Absolute Toleranz • Temperaturkoeffizient • Langzeitstabilität (nicht abgleichbar) (nicht abgleichbar) 4. Leistungsverstärker • Die Fehler des Leistungsverstärkers werden ausgeregelt, da er sich innerhalb der Regelschleife des Operationsverstärkers befindet. Die unter den Punkten 1 bis 4 aufgeführten Fehler können zum Teil durch eine softwaremäßige Korrektur bis auf Restfehler ausgeglichen werden. Um Garantiefehlergrenzen angeben zu können, ist die Gesamtschaltung hinsichtlich ihrer Einzelfehler zu untersuchen. Mit einer Fehlerrechnung lassen sich die Fehlergrenzen quantitativ angeben. Eine weitere Realisierungsmöglichkeit ist im nachfolgenden Bild dargestellt. Abb.: Konstantspannungsquelle in invertierender Schaltung Hier gilt R U A UE 2 R1 für den idealen Operationsverstärker. Die invertierende Schaltung hat den Vorteil, dass beide Regeleingänge virtuell auf Masse liegen und damit keine Gleichtaktaussteuerung des Verstärkers erfolgt. Bei den bisherigen Schaltungen ist das für die Genauigkeit wesentliche Bauelement der DAU. Ein grundsätzlich anderes Verfahren ohne DAU nach dem Prinzip der Pulsbreitenmodulation. Hierbei wird die Hauptreferenzquelle mit einem elektronischen Schalter im Puls-/Pausenverhältnis geschaltet und mit einem nachfolgenden Tiefpassfilter der Mittelwert erzeugt. Um die gewünschte Gleichspannung mit geringer Welligkeit zu erreichen, sind Filter hoher Ordnung erforderlich. Nach diesem Prinzip werden Kalibratoren gebaut, deren Fehler kleiner als 3 ppm/Jahr ist. Die absolute Genauigkeit eines Kalibrators bei beliebigen Einstellwerten errechnet sich nach Absolute Genauigkeit = Stabilität + Linearität + Transfergenauigkeit Die Transfergenauigkeit ist hierbei von der Genauigkeit des Primärstandards abhängig und dieser bezieht sich auf einen nationalen Standard. Kalibratoren für Strom Eine einfache Schaltung ist im nächsten Bild gezeigt. Abb.: Stromquelle für nicht geerdete Verbraucher in Elektrometerschaltung Der als Regler geschaltete Operationsverstärker erzwingt an seinem invertierenden Eingang die Spannung UE, die über dem Messwiderstand R1 liegt, so dass für einen idealen Operationsverstärker unabhängig vom Lastwiderstand RL gilt. U IL E R1 Diese Schaltung hat folgenden Nachteil: Eine Stromspeisung gegen Schaltungsmasse ist nicht möglich Eine Schaltung ohne diesen Nachteil ist im folgenden Bild dargestellt. RL IL Abb.: Stromquelle für geerdete Verbraucher Der als Subtrahierer beschaltete OP2 erfasst den durch den Laststrom hervorgerufenen Spannungsabfall UM am Messwiderstand RM. Die Spannung UM wird so geregelt, dass sie gleich der Spannung UE ist. Die Genauigkeit dieser Anordnung hängt sowohl von der Qualität des Messwiderstandes RM als auch von Paarungstoleranzen der Widerstände RN und RP des Subtrahierers ab. Da gepaarte Präzissions-Widerstände schwierig zu beschaffen sind (lange Lieferzeiten, teuer), wird normalerweise als Subtrahierverstärker ein konfektionierter Baustein verwendet, der die Widerstände "on chip" enthält. Digitale Kalibrierung Sowohl bei Spannungs- als auch bei Stromkalibratoren wird versucht, bekannte und konstante Fehlereinflüsse durch entsprechende Korrekturrechnungen auszugleichen. Da bei elektronischen Messgeräten µPs zur Verfügung stehen, können Korrekturen softwaremäßig ausgeführt werden. Bei DAU-gesteuerten Quellen ist eine Korrektur der nicht idealen Kennlinie, die den wesentlichen Fehlerbetrag liefert, leicht durchzuführen. Dies soll am Beispiel eines ± 30 V Spannungsgebers mit einen 16 Bit ADU erläutert werden. Abb.: Kennlinie eines ± 30 V Spannungskalibrators 16 Bit ADU: 65535 Schritte bipolar -32768 . . . 0 . . . 32767 -FS . . . 0 . . . FS gewünschter Spannungsbereich: –30,000 ... +30,000 V Vom DAU werden nur ± 30000 LSB genutzt, der Rest verbleibt zur Korrektur von Offset und Verstärkung. Folgende Werte werden zur softwaremäßigen Korrektur benötigt (durch Messung zu ermitteln): Ausgangsspannung bei Eingabe 30000 (30 V) z.B. 32,5 V werden gemessen = Positiver Endwert Ausgangsspannung bei Eingabe 00000 (0 V) z. B. –2,5 V werden gemessen = Offset Korrektur: Eingabewert für DAU = 30000 (Sollwert –Offset) / (Positiver Endwert –Offset) Beispiel: Gewünschte Ausgangsspannung 27,5 V Eingabewert für DAU = 30000 (27,5V + 2,5V) / (32,5V + 2,5V) = 25714 Um eine Ausgangsspannung von 27,500 V zu erhalten, muss der DAU mit dem Wert 25714 geladen werden. In der Praxis sind Offset- und Verstärkungsfehler wesentlich kleiner als in diesem Beispiel. Bei gekrümmten Übertragungscharakteristiken (Linearitätsfehler) können einzelne Bereiche durch Geraden angenähert werden, was allerdings zu erhöhtem Rechenaufwand und damit zu einer geringeren Wertausgabe führt. Die zur Korrekturrechnung notwendigen Koeffizienten werden in nichtflüchtigen Speichern verwahrt. Abschließend werden einige Messergebnisse eines Kalibrators dargestellt. Abb.: Linearitäts- und TK-Messung des Kalibrators im Spannungsbetrieb Die Linearitätsmessung über den Aussteuergrenzen des Spannungskalibrators zeigt die Abweichung von der idealen Kennlinie in ppm. Die zackige Kurve ist wie eine "Visitenkarte" des speziellen DAU-Exemplars, der die Fehler hauptsächlich verursacht. Diese Kurve ist bei Wiederholungsmessungen sehr gut reproduzierbar. Die zweite Kurve kann zur Bestimmung des Temperaturkoeffizienten (TK) herangezogen werden. Bei einer Temperaturänderung von 25 K hat sich ein Fehler von ca. 390 ppm ergeben. Hieraus lässt sich ein TK von etwa 15 ppm/K errechnen.