Praxishandbuch Vertrieb

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Praxishandbuch Vertrieb
Ein Leitfaden der Special Interest Group (SIG) Vertrieb
unter Leitung von Hans-Jürgen Hunger
Baden-Württemberg: Connected
- Special Interest Group Vertrieb -
Praxishandbuch Vertrieb – Ein Leitfaden
Praxishandbuch Vertrieb
Praxishandbuch Vertrieb – Ein Leitfaden
Herausgeber:
Baden-Württemberg: Connected e.V.
Breitscheidstraße 4
D-70174 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 90715-500
Fax: +49 (0)711 90715-550
[email protected]
www.bwcon.de
Stuttgart, Juli 2005
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INHALTSVERZEICHNIS..............................................................................................................3
VORWORT ................................................................................................................................9
TEIL A: INHALTE UND STRUKTUREN .......................................................................................11
1
2
POSITIONIERUNG DURCH EINE VISION..........................................................................11
1.1
Vertriebsstrategie ..................................................................................................11
1.1.1 Aufbau von Kundenkontakten ...................................................................12
1.1.2 Wie gewinne ich Kunden.............................................................................12
1.1.3 Wie halte ich Kunden ...................................................................................12
1.2
Zeitplan zur Strategie ............................................................................................13
1.3
Tipps ........................................................................................................................14
1.4
Tricks .......................................................................................................................14
1.5
Verweise zum Thema............................................................................................14
VERTRIEBSPLANUNG (BUDGET UND RESSOURCEN).......................................................15
2.1
Die wichtigsten Schritte zur Budgetplanung.......................................................15
2.1.1 Vertriebsziel gibt ein erstes Budget ............................................................15
2.1.2 Das Budget muss klar strukturiert sein ........................................................15
2.1.3 Prioritäten festsetzen und Rückfallposition überlegen............................16
2.1.4 Überprüfung der angeforderten Budgetmittel ........................................16
2.1.5 Eigenverantwortlichkeit stärken..................................................................16
2.1.6 Liquiditätsplanung bewahrt vor bösen Überraschungen ......................16
2.2
Sind die gewünschten Ressourcen überhaupt vorhanden? ............................17
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
Die benötigten Ressourcen stecken im Budgetplan ..............................17
Planstärke bedeutet noch lange nicht Verfügbarkeit ...........................17
Die Ressourcen müssen auch geeignet sein............................................17
Nacharbeit einplanen und Lieferfähigkeit sicherstellen ........................17
2.3
Ständige Budgetkontrolle.....................................................................................18
2.3.1 Kontrolle erlaubt Korrekturmaßnahmen....................................................18
2.3.2 Erfolg oder Misserfolg herausfiltern.............................................................18
2.3.3 Kunden und Wettbewerb stellen ein prima Frühwarnsystem dar ........18
2.4
Tipps ........................................................................................................................19
2.5
Tricks .......................................................................................................................19
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3
VERTRIEBSORGANISATION .............................................................................................21
3.1
Aufbau-Organisation des Vertriebs ....................................................................21
3.1.1
3.1.2
3.1.3
4
Struktur des Vertriebs – Aufgaben und Hierarchien ................................21
Definition der Vertriebskanäle ....................................................................22
Flankierende Maßnahmen durch ein integriertes MarketingKonzept ...........................................................................................................23
3.2
Ablauf-Organisation des Vertriebs......................................................................25
3.2.1 Überlegungen zum Vertriebsprozess .........................................................25
3.2.2 Zielvereinbarung mit der Vertriebsmannschaft .......................................25
3.2.3 Harmonisierung der unterschiedlichen Vertriebskanäle ........................25
3.2.4 Handlungsspielraum und Eskalationsmanagement ...............................26
3.2.5 Berichtswesen – Mehr als ein notwendiges Übel .....................................26
3.3
Tipps ........................................................................................................................26
3.4
Tricks .......................................................................................................................26
3.5
Verweise zum Thema............................................................................................27
VERTRIEBSADMINISTRATION ...........................................................................................29
4.1
Angebotsphase .....................................................................................................29
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.2
Erfassen aller relevanten Kunden- und Auftragsinformationen ............29
Preiskalkulation ..............................................................................................29
Abschätzung Wettbewerber ......................................................................30
Vertriebs-Controlling .............................................................................................30
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
4.2.5
4.2.6
4.2.7
Planung ...........................................................................................................31
Zieldimensionen .............................................................................................32
Balanced ScoreCard ...................................................................................35
Koordination und Steuerung Vertrieb........................................................37
Instrumente für die Vertriebssteuerung .....................................................37
Berichtswesen im und für den Vertrieb .....................................................37
Vergütungsregelungen ................................................................................38
4.3
Tipps ........................................................................................................................38
4.4
Tricks .......................................................................................................................39
4.5
Verweise zum Thema............................................................................................39
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4
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TEIL B: PROZESSE ...................................................................................................................41
5
6
7
MARKTPLAN/KUNDENPLAN ............................................................................................41
5.1
Die wichtigsten Fragen und Analysen ................................................................41
5.2
Werkzeuge für Markt- und Kundenplanung.......................................................43
5.3
Tipps ........................................................................................................................44
5.4
Tricks .......................................................................................................................44
5.5
Verweise zum Thema............................................................................................45
AKQUISITIONSPLAN ........................................................................................................47
6.1
Faktoren .................................................................................................................47
6.2
Grundsätzliche Überlegungen / Ansätze zur Vorgehensweise........................48
6.3
Der Akquisitionsprozess ........................................................................................49
6.4
Tipps & Tricks ..........................................................................................................50
GESCHÄFTSPOTENTIALE ..................................................................................................51
7.1
Überblick ................................................................................................................51
7.2
Informationsbedarf................................................................................................51
7.2.1
7.2.2
7.2.3
Allgemeines – Rahmenbedingungen........................................................52
Kundenbedürfnisse und Bedarfsstruktur ....................................................52
Wettbewerber ...............................................................................................54
7.3
Erhebungsmethoden und Quantifizierung..........................................................55
7.3.1 Kooperationsmodelle ...................................................................................55
7.3.2 Unterschiedliche Ebenen und Quellen .....................................................55
7.3.3 Ermittlung von der Verbrauchsseite/Kundenseite her ............................56
7.3.4 Ermittlung von der Angebotsseite her .......................................................57
7.4
Tipps ........................................................................................................................58
7.5
Tricks .......................................................................................................................58
7.6
Verweise zum Thema............................................................................................58
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8
LÖSUNGSANSÄTZE ..........................................................................................................59
8.1
Faktoren .................................................................................................................59
8.1.1
8.1.2
8.1.3
8.1.4
8.1.5
8.1.6
9
Das Lastenheft ...............................................................................................59
Die Ansprechpartner (firmenintern/beim Kunden) .................................60
Das Pflichtenheft ...........................................................................................60
Eingesetzte Techniken, Infrastruktur, Lieferanten, Strukturen des
Kunden............................................................................................................60
Investitionsschutz (ROI) .................................................................................61
Umfang der Lösung ......................................................................................61
8.2
Tipps ........................................................................................................................61
8.3
Tricks .......................................................................................................................62
DAS ANGEBOT.................................................................................................................63
9.1
Allgemeines – Rahmenbedingungen .................................................................63
9.2
Form und Aufbau – Der erste Eindruck ...............................................................64
9.3
Rechtliches – Hier entstehen später die Diskussionen ......................................65
9.4
Tipps und Tricks......................................................................................................65
9.5
Verweise zum Thema............................................................................................66
10 VERHANDLUNG ...............................................................................................................67
10.1 Vorbereitung ..........................................................................................................67
10.2 Durchführung .........................................................................................................68
10.3 Nachbereitung ......................................................................................................69
10.4 Tipps und Tricks aus der Praxis.............................................................................69
10.5 Verweise zum Thema............................................................................................70
11 VERTRAGSGESTALTUNG ..................................................................................................71
11.1 Vorbereitung des Vertrags ...................................................................................71
11.1.1 Grundsätzliche Überlegungen....................................................................71
11.1.2 Bestandteile – Mindestanforderungen......................................................71
11.1.3 Zusätzliche Bestandteile...............................................................................73
11.2 Tipps ........................................................................................................................74
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11.3 Tricks .......................................................................................................................75
12 AUFTRAGSABWICKLUNG ................................................................................................77
12.1 Internes Ressourcenmanagement ......................................................................77
12.2 Kostenmanagement .............................................................................................77
12.3 Deckungsbeitragsrechnung (DBR) ......................................................................78
12.4 Rechnungsschreibung und Kontrolle ..................................................................78
12.5 Kundenzufriedenheitsmessung............................................................................78
CHECKLISTEN.........................................................................................................................81
1. Vertriebsmanagement ..............................................................................................81
2. Vertriebsplanung (Budget, Ressourcen, Erfolgskontrolle) .....................................81
3. Vertriebsorganisation.................................................................................................83
4. Vertriebsadministration..............................................................................................83
5. Marktplanung/Kundenplanung................................................................................84
6. Kundenaquisition/Vorgehensweisen .......................................................................84
7. Geschäftspotentiale/Leistungsangebote................................................................85
8. Lösungsansätze (Spezifikation).................................................................................86
9. Angebot ......................................................................................................................86
10. Verhandlung .............................................................................................................87
11. Vertrag.......................................................................................................................88
12. Auftragsabwicklung.................................................................................................89
GLOSSAR ...............................................................................................................................91
AUTORENVERZEICHNIS .........................................................................................................95
SACHREGISTER ......................................................................................................................99
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Praxishandbuch Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Vorwort
„Von der Praxis, für die Praxis“
Entsprechend diesem Leitsatz freuen wir uns, Ihnen den vorliegenden Praxisleitfaden
der SIG („Special Interest Group“) Vertrieb vorstellen zu können.
Mit dem Vertrieb steht und fällt das Geschäftsmodell eines jeden Unternehmens. Nur
wer Kunden erfolgreich gewinnen und halten kann, kann auch auf eine nachhaltige
Unternehmensentwicklung hoffen. Dabei kommt es, wie bei vielen Dingen, auf die
richtige Mischung aus Theorie und Praxis an. Die „richtigen Dinge richtig machen“
hört sich leicht an, aber in der Umsetzung, genau genommen in der NichtUmsetzung, zeigen sich dann Schwächen der Theorie und Unzulänglichkeiten der
Praxis.
Ziel dieses Leitfadens ist es daher, jungen, aber auch etablierten Unternehmen das
Thema Vertrieb aus Sicht der Autoren und mit Priorität auf der Praxis näher zu bringen, damit Sie erfolgreicher am Markt auftreten und von den Erfahrungen der Autoren für Ihr eigenes Vorgehen gewinnen können.
Besonderen Wert haben wir bei der Erstellung dieses Leitfadens auf die Anwendbarkeit und Umsetzung der behandelten Themen im Unternehmensalltag gelegt. Daher
werden Sie in diesem Leitfaden wenig Theorie und keine wissenschaftlichen Hypothesen finden, dafür aber eine Menge an praktischen Erfahrungen und wertvollen
Tipps für Ihren Vertriebsalltag.
Alle an diesem Leitfaden beteiligten Personen und Unternehmen sind seit vielen Jahren mit dem Thema Vertrieb beschäftigt und haben ihre persönlichen Erfahrungen in
die jeweiligen Kapitel einfließen lassen. Ein durchgängiges Thema in Kapiteln mit sehr
persönlichen Noten der jeweiligen Autoren unterscheidet diesen Praxisleitfaden bewusst von einer Vielzahl auf dem Markt befindlichen Vertriebshandbüchern.
Teil Eins des Praxisleitfadens befasst sich mit den strukturellen Voraussetzungen und
übergeordneten Gesichtspunkten eines Vertriebs, d.h. was benötigt wird und welche
Vorbereitungen nötig sind, um Kontakte zu Kunden systematisch aufzubauen und
möglichst lange zu halten. Dabei werden die oft synonym verwendeten Begriffe
„vertreiben“ und „verkaufen“ bewusst voneinander abgegrenzt. „Vertreiben“ wird
als eine unternehmensübergreifende Aufgabe verstanden, wohingegen „verkaufen“
die Arbeit am Kunden beschreibt. Teil Zwei des Praxisleitfadens behandelt einzelne
Schritte des „Verkaufens“.
Gestartet als Projekt einer Gruppe vertriebsinteressierter Mitglieder der Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg: Connected e.V. (bwcon), dürfen wir uns für die Hilfe
einer ganzen Reihe Mitarbeiter von bwcon für die Betreuung, die Organisation der
Treffen und die redaktionelle Hilfe ganz herzlich bedanken. Obwohl jeder Autor für
seinen Beitrag selbst verantwortlich zeichnet, war diese Hilfe unerlässlich für den Projektfortschritt.
Special Interest Group Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Sie als Leser und Nutzer des Leitfadens bitten wir um Ihre Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge an [email protected], gerne auch direkt an den jeweiligen
Autor über seine Kontaktinformationen am Ende eines jeden Kapitels.
Wir wünschen Ihnen beim Lesen dieses Praxisleitfadens, dass Sie finden, wonach Sie
suchen und würden uns freuen, wenn dieser Leitfaden ein gern konsultierter Begleiter
in Ihrem Unternehmensalltag wird.
Ihr SIG – Vertrieb Team
Stuttgart, im Juli 2005
Special Interest Group Vertrieb
10
Praxishandbuch Vertrieb
Teil A: Inhalte und Strukturen
1
Positionierung durch eine Vision
Jedes Unternehmen sollte eine Vision haben, d.h. die Motivation einen vorhandenen
Kundenbedarf (Nachfrage) mit „hoffentlich unverwechselbaren“ Lösungen (Angebot) zu bedienen. Damit wird die Frage, „was das Unternehmen“ anbietet, beantwortet.
Die Angebote sind in diesem Leitfaden auf IT-Unternehmen ausgerichtet und umfassen Hardware und Software-Produkte, Dienstleistungen (Beratung) und Infrastrukturen (Outsourcing) oder eine Mischung aus den drei Angebotstypen.
Häufig wird für die Kommunikation zwischen Vision (eher externe Kommunikation)
und Mission (eher interne Kommunikation) unterschieden. Mit letzterem werden die
Spielregeln im Unternehmen vorgegeben, “wie das Angebot“ vertrieben werden soll
(z.B. beste Qualität, günstigster Preis, hohe Funktionalität, schnellster Service, hohes
Preis-/Leistungsverhältnis, u.v.m.)
Die Vision sollte auch die Definition lang- und kurzfristiger Ziele beeinflussen. In die
Überlegungen, welches Ziel wie formuliert werden soll, fließen unterschiedliche Faktoren ein
die momentane unternehmerische Situation (Größe des Unternehmens, Liquidität, Auftragslage)
die eigene Leistungsfähigkeit (persönliche Auslastung, Position)
und das persönliche Umfeld (Familie, Gesundheit, Finanzen).
Nicht zu unterschätzen ist die Wechselwirkung von unternehmerischen Zielen und
dem privaten Umfeld. Beispielsweise kann der Markteintritt in China einen Umzug
erforderlich machen, wenn auch nur temporär. Ob die Familie diesen mitmacht,
steht auf einem anderen Blatt.
1.1
Vertriebsstrategie
Dies ist zumeist noch ein Teilthema des Marketings und zunehmend auch ein Thema
der Unternehmensleitung.
Eine überlegte Vertriebsstrategie wird zukünftig deutlich mehr Beitrag zur Wertschöpfung im Unternehmen leisten müssen, da Produkte und Leistungen immer geringere
Differenzierungsmerkmale aufweisen und vertriebsnahe Funktionen wie z.B. Pre-Sales
Support, After-Sales Service, Consulting Services, Hotline/Helpdesk, Logistik Manage-
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11
Praxishandbuch Vertrieb
ment immer stärker zur Differenzierung gegenüber Wettbewerbern beitragen und
zunehmend die Unique Selling Proposition (USP) des Unternehmens darstellen.
1.1.1 Aufbau von Kundenkontakten
Die wenigsten Kontakte zu Kunden werden über den Vertrieb hergestellt, sondern
generieren sich über
Empfehlungen/Referenzen
Medien (Werbung, Zielgruppe)
Interessengruppen (Verbände)
Publikationen (Fachvorträge, Berichte)
Initiativen (Sponsoring, soziale Engagements, Vereine)
Foren (Internet Bewertungen, Chats)
Branchenkataloge, Firmenverzeichnisse (Gelbe Seiten)
Damit wird klar, dass der Vertrieb alleine diese Vielfalt an Kontaktpunkten nicht abdecken kann, aber das gesamte Unternehmen (alle Mitarbeiter) im Rahmen ihrer
Möglichkeiten und Fähigkeiten vertrieblich aktiv werden müssen, um einen höchstmöglichen Aufmerksamkeitsgrad für die Unternehmens-Angebote zu erreichen.
1.1.2 Wie gewinne ich Kunden
Nachdem wir das erste Vorurteil, „dass nur der Vertrieb für die Kundengewinnung
zuständig ist“, beseitigt haben, müssen wir ein weiteres Vorurteil aus dem Weg räumen. Aus Sicht des Kunden werden nicht immer die besten Produkte/Leistungen gekauft, sondern manchmal z.B. die gerade verfügbaren Angebote.
Der Kunde kauft ein IT-Produkt in der Regel nicht wegen seiner Ästhetik, sondern weil
er sich einen konkreten Vorteil (siehe auch Werttaxonomien) davon verspricht.
Entscheidend sind dabei oft
1. Das Firmenimage (Brand – Bsp. Intel inside) oder komplementäre Marken (z.B.
Microsoft certified)
2. Die Unternehmenspräsentation (Internetauftritt, Broschüren, Freundlichkeit am
Telefon)
3. Das Angebotsportfolio (Preis-/Leistungsverhältnis)
4. Die Reaktionsgeschwindigkeit (Flexibilität, Kundennähe, Antwortverhalten)
5. Die Werte des Unternehmens (Auftreten, Kultur)
Natürlich müssen die Produkte und Leistungen wettbewerbsfähig sein, aber beim
ersten Eindruck zählen vorwiegend die weichen Faktoren (soft facts).
1.1.3 Wie halte ich Kunden
Auch wenn es schwieriger erscheint einen neuen Kunden zu finden (meist Aufgabe
des Vertriebs), ist es eine Herausforderung für das gesamte Unternehmen, einen Kunden zu halten.
Special Interest Group Vertrieb
12
Praxishandbuch Vertrieb
Nicht zuletzt, weil die Vertriebskosten damit bis zu einem Faktor 10 geringer ausfallen
und insbesondere alle Unternehmensfunktionen an dieser Aufgabe beteiligt sind.
Was sind im IT-Umfeld oft Kriterien, um einen Kunden zu halten?
1.
2.
3.
4.
Vertrauen in das Unternehmen und die angebotenen Leistungen
wirtschaftlicher Nutzen (Verständnis der Kundeninteressen)
Qualifikation der Mitarbeiter (Glaubwürdigkeit, partnerschaftlicher Umgang)
Qualität der Leistungen (wirtschaftlicher Nutzen, Nachweis der Versprechungen)
5. Innovative Lösungen (nachhaltige Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des
Kunden).
Auch hier zählen immer mehr die weichen Faktoren, nicht nur, wie weitläufig angenommen, die hard facts (Liefertreue, Kosten, Aufwand). In den meisten Fällen wird
während der Lieferung eines Projektes bereits das nächste Projekt verkauft (Insiderwissen, Kenntnis des Kunden und der Entscheidungsträger).
1.2
Zeitplan zur Strategie
In Hinsicht auf den zeitlichen Aspekt der strategischen Überlegungen müssen mehrere Dimensionen betrachtet werden: In welchem zeitlichen Rahmen soll das Ziel erreicht werden? Hat ein Mitbewerber gerüchteweise eine ähnliche Idee und ist der
schnelle Markteintritt erforderlich? Welche „Halbwertszeit“ soll unser Unternehmen
haben? Ist das Unternehmen, das Projekt eine Kampagne und daher nur von temporärer Natur? Oder ist es eine Firmengründung, also auf Dauer angelegt? Wie sehen
die Meilensteine auf dem Weg zum Ziel aus? In welchen Abständen müssen die Steine gesetzt werden? Zeit ist nicht nur als strategisches Element zu sehen. Zeit ist auch
eine Ressource.
Wächst beispielsweise ein Unternehmen zu schnell, so kann dies eine veränderte
Wahrnehmung des Unternehmens von innen her bedeuten. Alte Mitarbeiter fühlen
sich fremd im ehemals „heimischen“ Unternehmen, das Umfeld wird unpersönlich.
Das Unternehmen wird durch neue Projekte finanziell belastet.
Welche Parameter tragen maßgeblich zum Erfolg des Vorhabens bei? Ist es die
Qualifikation der eingesetzten Mitarbeiter, ist es der zeitliche Aspekt, z.B. der schnelle
Markteintritt? Diese Fragen gilt es zu klären, da hier ein Regelkreis einsetzt. Aus der
hier genannten Anforderung (beispielsweise „die IT-Fachleute müssen Erfahrung im
Bankengewerbe haben“) ergibt sich das Profil, beispielsweise für die Anwerbung von
neuem Personal.
Welche Dinge müssen schnell in Angriff genommen werden, um das Vorhaben nicht
zu gefährden? Müssen zum Beispiel Patente, Muster oder Marken angemeldet werden? Müssen gewisse Fristen (Fördermittel, Finanzierung) gewahrt werden? Diese
Punkte entscheiden im Ernstfall über das Gelingen eines Vorhabens. Im schlimmsten
Fall kann ein Projekt schon vor dem Beginn zu Fall gebracht werden.
Special Interest Group Vertrieb
13
Praxishandbuch Vertrieb
1.3
Tipps
Selbst in wirtschaftlich schwierigem Umfeld sind folgende Paradigmen geblieben:
Zufriedene Mitarbeiter haben zufriedene Kunden
Zufriedene Kunden erzeugen Folgeaufträge
Folgeaufträge erzeugen zusätzlichen Umsatz
Umsatz schafft/sichert Arbeitsplätze und damit interessante Aufgaben für Mitarbeiter und Freiräume für Innovationen
Innovationen schaffen Wettbewerbsvorteile und erhöhen die Rentabilität
Rentable Unternehmen teilen die Erfolge (Beteiligung der Mitarbeiter, Bonus)
Erfolgreiche Unternehmen erhöhen die Visibilität des Unternehmens am Markt
es ist effektiver, von alten Kunden neue Aufträge zu bekommen als von Neuen
Lassen Sie ihre Idee oder Vision von einer Person Ihres Vertrauens überprüfen
und kritisch hinterfragen, im Ernstfall von einem Anwalt (Pflicht zur Verschwiegenheit)
Mit diesen kausalen Zusammenhängen können Sie nachvollziehen, dass Sie über die
vertrieblichen Maßnahmen eine Erfolgsspirale starten. Negieren Sie die Argumente,
lösen Sie damit auch die negative Entwicklung des Unternehmens.
1.4
Tricks
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor eines Unternehmens liegt nicht zuletzt in der optimistischen Betrachtungsweise der Unternehmenslenker, Chancen zu nutzen und mit unternehmerischem Handeln auch beherrschbare Risiken in Kauf zu nehmen, nach
dem Motto: no risk, no fun! Es ist nur wenigen Unternehmen gelungen ohne unternehmerischem Mut Erfolge zu produzieren.
Sorgen Sie deshalb für die notwendigen Herausforderungen, die Sie gemeinsam mit
Ihren Mitarbeitern lösen können. Die nachfolgenden Kapitel helfen dabei, die notwendigen Maßnahmen zur vertrieblichen Ausrichtung ihrer Organisation zu gestalten.
1.5
Verweise zum Thema
http://www.vertriebs-experts.de
Bücher:
Strategisches Management - mit strategischen Initiativen die zum Wandel
führen.
Autoren: Prof. Günter Müller Stewens, Christoph Lechner
“Grundlagen Vertrieb“ von Werner Pepels (auch als eBook erhältlich), 2002
“Marketing und Vertrieb (4. Aufl.)“ von Peter Winkelmann, 2004
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Axel Weirauch
drei.neun Mediengestaltung GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.drei.neun.de
Tel.: +49 (0)711 222959-22
14
Praxishandbuch Vertrieb
2
Vertriebsplanung (Budget und Ressourcen)
Mit der Vertriebsplanung legt man sich eine Vorgehensweise zurecht, wie man das
gesteckte Ziel erreichen will, welche Mittel dafür erforderlich sind und welche Ressourcen vorhanden sind oder bereitgestellt werden müssen.
Eine Erfolgskontrolle der durchgeführten Maßnahmen lässt schnell erkennen, ob etwas aus dem Ruder läuft oder alles „nach Plan“ vor sich geht.
Diese Planung zwingt außerdem dazu, sich vorher über die anzusprechenden Zielgruppen Gedanken zu machen und eine entsprechende Marketing- und Vertriebsstrategie auszuarbeiten (z.B. Eigen-, Direkt- oder Partnervertrieb, Kundengewinnung
und -betreuung), siehe auch Abschnitte 3.1.2 und 3.1.3.
Drei Schritte sind wesentlich:
Budgetplanung,
Ressourcenzuweisung,
Budgetkontrolle.
2.1
Die wichtigsten Schritte zur Budgetplanung (siehe Grafik auf Seite 16)
2.1.1 Vertriebsziel gibt ein erstes Budget
Zunächst wird das Vertriebsziel festgelegt. Z.B. hinsichtlich des zu erreichenden
Umsatzes oder der gewünschten Marktanteile, gemäß der vom Management
vorgegebenen Vertriebsstrategie.
Dieser vorgegebenen Rahmen erlaubt eine Abschätzung des erforderlichen
Aufwandes für die geplanten Aktionen, z.B. für Personal, Spesen, Prospekte,
Werbegeschenke, Anzeigenkosten, Messen.
2.1.2 Das Budget muss klar strukturiert sein
Die einzelnen Budgetposten müssen Kunden, Produkten und Leistungen mit
Zeitrahmen zugeordnet werden, damit sich in späteren Kontrollabschnitten Erfolg oder Misserfolg bzw. Aufwand und Ertrag bestimmter Vertriebsaktionen
genau nachvollziehen lassen.
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Praxishandbuch Vertrieb
2.1.3 Prioritäten festsetzen und Rückfallposition überlegen
Vertriebsziel
Umsatz
Marktanteil
Profitabilität
Dieses erste Gesamtbudget muss die gesamte Zeitdauer
der jeweiligen Vertriebsaktion umfassen und wird in „absolut wichtige“ und „eher wünschenswerte“ Budgetposten unterteilt. Damit lässt sich eine Rückfallposition erarbeiten, falls unvorhergesehene Ereignisse wie z.B. ein
totaler Fehlschlag durch Auswahl der falschen Zielgruppe
oder des falschen Werbeträgers zu einer Umorientierung
zwingen.
Aufwandsabschätzung
Mittelanforderung
Prüfung durch
Management
Plausibilität
Konkurrenzwerte
Rentabilität
Liquidität
Ressourcen
Lieferfähigkeit
Nein
Nein
Vertriebsplanung
Abb. 1: Budgetschritte
2.1.4 Überprüfung der angeforderten Budgetmittel
Auf der Basis des geplanten Budgets werden die erforderlichen Mittel angefordert. Das Management prüft die Verfügbarkeit der Mittel über den gewünschten Zeitraum und
klärt ab, ob die Mittelanforderung plausibel ist, z.B. durch
Vergleich mit Erfahrungswerten bei ähnlichen Maßnahmen in der Vergangenheit und durch einen Blick zur Konkurrenz.
Dabei prüft das Management auch, ob der Aufwand für
die vorgesehenen Maßnahmen in einem vernünftigen
Verhältnis zum möglichen Ertrag steht, d.h. ob der Einsatz
der Mittel aus Gesamtsicht des Unternehmens zu vertreten
ist.
Falls mit den Aktionen Marktanteile "gekauft" werden sollen, muss vorher klar sein, wie viel man in die Aktion stekken will und wie man auf mögliche Maßnahmen der Konkurrenz reagieren will.
2.1.5 Eigenverantwortlichkeit stärken
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Motivation der Mitarbeiter, die durch Eigenverantwortlichkeit für einen bestimmten Budgetposten ganz erheblich gestärkt wird. Die
zugeteilten Mittel können z.B. im Rahmen einer Kostenstelle zur Verfügung gestellt
werden. Wichtig ist hierbei, einerseits jedem Einzelnen das Gefühl zu vermitteln, er
(resp. „sie“) bestimmt über Umfang, Zeitpunkt und Verwendungszweck. Andererseits
muss bei der Auswahl der Budgetverantwortlichen sehr genau auf deren fachliche
und persönliche Eignung geachtet werden.
2.1.6 Liquiditätsplanung bewahrt vor bösen Überraschungen
Um die Liquidität jederzeit im Griff zu haben, wird eine genaue Planung angefertigt,
zu welchem Zeitpunkt für welche Aktionen wieviel Mittel benötigt werden. Bei Einschaltung Dritter können die Zahlungsziele eine Rolle spielen und müssen mit berücksichtigt werden.
Special Interest Group Vertrieb
16
Praxishandbuch Vertrieb
Den geplanten Ausgaben werden die erfahrungsgemäß eingehenden Zahlungen
gegenüber gestellt, so dass zu jedem Zeitpunkt die Liquidität gesichert ist.
2.2
Sind die gewünschten Ressourcen überhaupt vorhanden?
2.2.1 Die benötigten Ressourcen stecken im Budgetplan
Bei der Abschätzung der benötigten Ressourcen wird davon ausgegangen, dass
eine schlüssige und zielgruppengerechte Vertriebsplanung vorliegt. Ebenso muss eine verbindliche Vertriebsstrategie vorhanden und die Handlungsspielräume z.B. bei
der Preispolitik jedem klar sein.
Aus der Budgetplanung lassen sich die erforderlichen Ressourcen ableiten und
schnell klären, ob die Kapazität der eigenen Vertriebsmannschaft prinzipiell für die
geplanten Aufgaben ausreicht oder ob Fremdpersonal hinzugezogen werden muss.
Falls Personal von außen benötigt wird, ist nochmals der entsprechende Budgetposten zu überprüfen.
2.2.2 Planstärke bedeutet noch lange nicht Verfügbarkeit
Für den vorgesehenen Aktionszeitraum muss verbindlich abgeklärt werden, ob die
benötigte interne Infrastruktur auch tatsächlich verfügbar und nicht schon anderweitig vergeben ist.
2.2.3 Die Ressourcen müssen auch geeignet sein
Insbesondere ist wichtig, ob das Vertriebspersonal für die Aufgaben ausreichend
qualifiziert und motiviert ist oder ob noch Trainingsbedarf besteht (mit entsprechender Vorlaufzeit).
Die Kosten für das Personaltraining dürfen nicht unterschätzt werden und sind als eigenständiger Budgetposten aufzuführen.
Zur Qualifizierungsfrage gehört auch eine selbstkritische Prüfung, ob genügend Wissen und Verständnis für die vorgesehenen Vertriebsmaßnahmen vorhanden ist, wie
eine genaue Kenntnis über die Effizienz bestimmter Vertriebsmaßnahmen, z.B. bei
Messeauftritten, Anzeigen in Zeitschriften oder durch Broschüren.
2.2.4 Nacharbeit einplanen und Lieferfähigkeit sicherstellen
Im Rahmen einer Ressourcenplanung muss sichergestellt sein, dass genügend Arbeitsmittel für die Kampagne und die Nacharbeit, z.B. Prospekte, vorhanden sind
oder kurzfristig verfügbar sein können.
Dazu gehört auch, dass die Vertriebslogistik auf eine mögliche Erfolgswelle vorbereitet und eine schnelle Lieferfähigkeit gesichert ist und zugesagte Termine eingehalten
werden können.
Special Interest Group Vertrieb
17
Praxishandbuch Vertrieb
2.3
Ständige Budgetkontrolle
2.3.1 Kontrolle
nahmen
erlaubt
Korrekturmaß-
Eine ständige Budgetkontrolle soll weder
dem eigentlichen Controlling Konkurrenz
machen, noch ein Vertriebs-Controlling
(Abschnitt 4.2) überflüssig machen.
Die Kontrolle wird durch einen ständigen
Soll-Ist-Vergleich erreicht, wobei in erster
Linie der Auftragseingang und die Ausgaben wichtig sind. Wird der eine Wert unter-, der andere überschritten, können
und müssen schnell Gegenmaßnahmen
eingeleitet werden.
2.3.2 Erfolg oder Misserfolg herausfiltern
Erfolglose Aktionen werden erkannt und
können abgebrochen werden, bevor weitere Kosten oder gar Schaden und Frust
Abb. 2: Budgetkontrolle
entstehen. Erfolgreiche Maßnahmen lassen sich verstärken und führen zu weiterem Umsatz. Mit dieser laufenden Kontrolle
lassen sich „online“ erfolgreiche oder erfolglose Vertriebserfahrungen herausfiltern.
2.3.3 Kunden und Wettbewerb stellen ein prima Frühwarnsystem dar
Verstärkt wird der Effekt der Budgetkontrolle noch durch eine systematische
Erfassung von Kundenrückmeldungen oder Beschwerden, die eine sehr ergiebige
Informationsquelle sind. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Ideen und
Anregungen des Kunden auch wirklich zügig an die richtigen Stellen im Hause
weitergeleitet werden.
Jedem Vertrieb muss klar sein, dass nur ein zufriedener Kunde ein potentieller Wiederholungskäufer ist und Altkunden nicht über den Neukunden vernachlässigt werden
dürfen. Jeder im Hause mit Vertriebsverantwortung muss dieses „Frühwarnsystem“
verinner-lichen und auf schnelle und kompetente Reaktionen eingestellt werden.
Die Reaktionen des Wettbewerbs müssen ebenfalls im Auge behalten werden. Auch
dadurch kann ein völliges Umsteuern notwendig sein, falls die vorhandenen Ressourcen erfolgreich eingesetzt werden sollen.
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18
Praxishandbuch Vertrieb
2.4
Tipps
Nehmen Sie die Planung ernst und betrachten sie nicht als unnötigen Papierkram.
Entscheiden Sie bei Ausgaben nicht „nach Gefühl“ oder „aus dem Bauch“
heraus.
Eine saubere Vorbereitung der geplanten Maßnahmen mit laufender Kontrolle
ist die beste Erfolgsgarantie und schützt vor ungewollten Überraschungen.
Frühes Erkennen von ungünstigen Trends kann Ihren Kopf oder Ihre Firma retten.
2.5
Tricks
Sie müssen nicht alles selber machen oder neu erfinden.
Fragen Sie Freunde oder Kollegen, besonders in Großfirmen sind oft erstaunliche (formale) Strukturen vorhanden, von denen Sie, natürlich nach entsprechender Anpassung und Vereinfachung, sehr leicht und vor allem schnell die
Struktur der Planung ableiten können.
Nutzen Sie z.B. Excel, um die Zahlen übersichtlich darzustellen und an verschiedenen Stellen weiterverarbeiten zu können.
Mit Excel lassen sich aus trockenen Zahlenreihen schöne farbige Diagramme
zaubern, deren Ergebnisse Sie direkt am Bildschirm ändern und Entwicklungen
visualisieren können.
Mit einem geschickt gewählten Maßstab für die Diagramme (z.B. ein logarithmischer Maßstab) können viele Grausamkeiten optisch "gemildert" werden.
Begeistern Sie Ihre Mitarbeiter von diesen grafischen Möglichkeiten und Sie
werden selbst mit guten Informationen versorgt.
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Dr. Peter Killius
LocationWare GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.locationware.com
Tel.: +49 (0)7127 814229
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Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
20
Praxishandbuch Vertrieb
3
Vertriebsorganisation
Die Organisation des Vertriebs bildet die nächste Vorbereitungsphase für eine erfolgreiche Markteroberung. Wird im Rahmen von Vertriebsplanung und Vertriebsmanagement zum Beispiel nach den zu erreichenden Zielen und den hierzu erforderlichen Ressourcen gefragt, so beschäftigt sich der Organisationsprozess mit dem eigentlichen Aufbau des Vertriebs (Aufbau-Organisation) und seinem geplanten Ablauf im täglichen Business (Ablauf-Organisation).
3.1
Aufbau-Organisation des Vertriebs
3.1.1
Struktur des Vertriebs – Aufgaben und Hierarchien
Wie soll unser Vertrieb eigentlich aufgebaut sein? Wer soll sich um den Vertrieb kümmern? Ist es möglich Verantwortlichkeiten zu delegieren? Diese Fragen stehen im
Mittelpunkt dieses ersten Punktes innerhalb der Organisation.
Der Vertrieb ist zunächst als eine von mehreren Abteilungen, also eine weitere Funktionseinheit im Unternehmen zu sehen. Sie sichert den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und sein Überleben. Ohne Vertrieb wird auch das beste und innovativste
Produkt am Markt versagen.
Für Unternehmen in der Gründung ist es häufig nicht möglich, die anstehenden Aufgaben klar den einzelnen (wenigen) Köpfen zuzuordnen. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass die Verantwortung für den Vertrieb bei einer Person im Unternehmen liegt. Diese Person (Vertriebsleiter) sorgt dafür, dass Prozesse anlaufen und in
Gang bleiben. Er sorgt für definierte Abläufe und bereitet so den Vertriebserfolg vor.
Eine Vertriebsstruktur kann – gegliedert nach Funktionseinheiten – wie folgt aussehen:
Geschäftsführung
Leitungsebene
Vertriebsleitung
Leitungsebene
VertriebsAssistenz
Vertriebsvorbereitung
Vertriebsmitarbeiter/Kanäle
Special Interest Group Vertrieb
21
Praxishandbuch Vertrieb
Die Vertriebsassistenz kümmert sich um unterstützende Maßnahmen und Tätigkeiten.
Einerseits, damit die Vertriebsleitung eine fundierte Basis für die Festlegung von Zielen
und Strategien erhält. Andererseits, um den Mitarbeitern in diesem Bereich die Arbeit
zu erleichtern. Hierzu zählen Aufgaben wie Recherche, die Vorbereitung von Akquise-Mailings, Call Center-Aufgaben etc.
3.1.2
Definition der Vertriebskanäle
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:
internen und externen Vertriebskanälen
sowie zwischen
direkten und indirekten Vertriebskanälen.
Interner Vertrieb
Hier wird der Vertrieb mit „eigenen“, also mit beim Unternehmen fest angestellten
Mitarbeitern realisiert. Der Vorteil liegt darin, dass sie ihre Arbeitskraft zu 100% einsetzen und leicht steuerbar sind. Der Nachteil – vor allem für kleine und/oder junge Unternehmen: (hohe) Fixkosten, da sie Personalkosten verursachen und diese sind in der
Regel (weitestgehend) unabhängig von einem Vertriebserfolg.
Externer Vertrieb
Der Vertrieb wird über „fremde“, also beim Unternehmen nicht fest angestellte, in der
Regel freie/selbständige Mitarbeiter realisiert. Vor- und Nachteile verhalten sich reziprok zu den genannten Punkten beim internen Vertrieb. Der Hauptvorteil von externen Vertriebsmitarbeitern ist, dass in der Regel keine oder nur sehr geringe Kosten
entstehen, solange keine Umsätze über diesen Kanal getätigt werden. Externe Vertriebskosten sind fast ausschließlich variabel, also mengen- und umsatzabhängig (mit
Ausnahme von eventuell gewährten Kostenübernahmen zum Beispiel in Form von
Verwaltungspauschalen oder der Gewährung eines Fixums für die Anlaufphase des
Vertriebsprozesses). Um eine Einarbeitungs- und „Anlern“-Phase kommt der Unternehmer aber nie herum.
Direkter Vertrieb
Wollen wir an die Endkunden direkt ohne Umwege verkaufen? Können wir das überhaupt (abhängig von der eigenen Manpower, der Vertriebsstrategie und dem Produkt)? In diesem Zusammenhang müssen auch die Themen Distribution (wie kommt
unser Produkt zum Endkunden?) und Service (wer kümmert sich um Wartung, Kundendienst und Trouble Shooting beim Kunden?) betrachtet werden.
Der direkte Vertrieb hat den klaren Vorteil, der Kundennähe. Der Aufbau einer intensiven und hoffentlich lang andauernden Beziehung „Hersteller-Kunde“ ist auf diese
Weise sehr viel einfacher als zum Beispiel beim Vertrieb über Händler oder andere
Partner. Dies wird insbesondere wichtig, um Erkenntnisse und Informationen über die
Zufriedenheit der Kunden mit den eigenen Produkten und Leistungen zu erlangen
und um Trends und Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen (Marktforschung,
Markterkundung).
Special Interest Group Vertrieb
22
Praxishandbuch Vertrieb
Auch lässt sich in der Regel eine deutlich stärkere Bindung der Kunden an die Herstellermarke aufbauen, wenn die Kunden Produkt und Herstellerunternehmen als eine
Einheit, ein Gesamtpaket, wahrnehmen.
Indirekter Vertrieb
In vielen Fällen ist aber ein Direktvertrieb aufgrund der verfügbaren eigenen Ressourcen und/oder dem angebotenen Produkt wenig sinnvoll oder gar nicht möglich. In
diesen Fällen werden Vertriebspartner „zwischengeschaltet“. Diese Partner sind in
der Regel Händler und freie Handelsvertreter. In besonderen Fällen macht es Sinn,
das eigene Produkt an einen anderen Hersteller zu liefern, der es in seine eigene Leistung integriert, „umlabeled“ und als Komplettlösung anbietet.
Indirekter Vertrieb macht insbesondere Sinn, wenn das Produkt
niedrig-preisig ist und in kleinen Einheiten vom Endkunden gekauft wird,
wenig erklärungsbedürftig und
eher service-intensiv (einfache Service-Leistungen) ist.
Durch die systematische Nutzung von indirekten Vertriebskanälen lässt sich in der Regel deutlich rascher eine gute Marktabdeckung und –Durchdringung erreichen als
mit ausschließlich direktem Vertrieb. Jedoch wird ein Vertriebspartner nur dann ein
neues Produkt aufnehmen, wenn es
sich „von alleine“ verkauft (ohne großen Aufwand bei ihm),
sich schnell absetzen lässt,
eine hohe Marge (oder Provision) für ihn erwirtschaftet und
sein bisheriges Angebot komplettiert bzw. abrundet.
3.1.3
Flankierende Maßnahmen durch ein integriertes Marketing-Konzept
Wichtig, neben den eigentlichen vertrieblichen Aktivitäten, sind auch flankierende
Maßnahmen, die den Vertriebsprozess vor- und nachgelagert unterstützen.
Zu erwähnen sind hier die vier klassischen Instrumente des Marketing-Mix.
Produktpolitik
Eigentlich sollte dies die einfachste Übung für ein Start-Up Unternehmen sein, denn in
der Regel kommt der Gründungsgedanke aus einer innovativen Produktidee. Um
allerdings wettbewerbsfähig zu sein (und zu bleiben) gehört ebenso eine klare Produktphilosophie im Sinne von:
Was soll es können?
Wo liegt die technische/technologische Kompetenz?
Was verlangt der Markt?
Worin unterscheidet sich unser Produkt?
Wie könnte eine Version 2.0 aussehen?
Daneben gehören aber auch Überlegungen zum Produktpaket (Verpackung, Design, Produktbündelung etc.) und der Angebots- und Servicetiefe in den Bereich der
Produktpolitik. Hier macht sich sehr schnell ein intensiver Kontakt zwischen Produkt-
Special Interest Group Vertrieb
23
Praxishandbuch Vertrieb
management und den Vertriebsmitarbeitern, die mit den (potenziellen) Kunden in
Berührung kommen, bezahlt. Nur durch einen intensiven Austausch zwischen diesen
beiden Bereichen wird ein markt-optimales Produkt entstehen können.
Preis- und Konditionenpolitik
Ein angemessener Preis für das Produkt und eine vernünftige Konditionengestaltung
machen es dem Vertrieb einfacher, die Leistung am Markt unterzubringen.
Wichtig hierbei ist die Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten. Nur so lässt sich feststellen, welche Preise erzielt werden müssen, um noch kosten- und aufwandsdekkend zu arbeiten (Stichwort „positiver Deckungsbeitrag“). Auch sollte man erst nach
der Bestimmung dieser „Rock Bottom-Preise“ über eventuell notwendige vorübergehende „Kampfpreise“ nachdenken. Nur wenn man vorher weiß, wie viel Geld man
pro abgesetzter Einheit verliert, kann man wissen, wie lange man diesen Kampf
durchhalten wird und ob dies überhaupt ein probates Mittel darstellt.
Neben den eigentlichen Überlegungen zur Preisfestlegung müssen hier auch Fragen
geklärt werden, die sich mit den Zahlungszielen und Nachlässen (Rabatte, Boni,
Skonti) beschäftigen.
Kommunikationspolitik
Wie erfahren unsere Kunden von unserem Angebot und vor allem von unseren Alleinstellungsmerkmalen (USPs)? Ohne (ein Mindestmaß an) Markt-Kommunikation
geht es nicht. Wichtig ist es aber, die zum Unternehmen und Produkt passenden Instrumente, Maßnahmen und Medien auszuwählen und sinnvoll – im Sinne von integriert – miteinander zu kombinieren. Selbstverständlich spielen hier auch die finanziellen Möglichkeiten eine entscheidende Rolle. Aber frei nach dem alten Grundsatz
der Kommunikation „es ist nicht möglich nicht zu kommunizieren“, ist häufig schon
viel erreicht, wenn die Mittel, die ohnehin notwendig sind (Geschäftsausstattung,
Web-Auftritt, Verzeichniseinträge etc.), einfach stärker nach Marketing-Gesichtspunkten ausgerichtet werden.
Der Vertrieb wird es danken, wenn er nicht bei jedem Akquise-Gespräch erst lange
erklären muss, wer sein Unternehmen überhaupt ist und was es eigentlich tut. Insbesondere für indirekte Vertriebspartner sind dies wichtige Kriterien bei deren Entscheidung für oder gegen die Aufnahme unseres Produktes in ihr Angebot.
Distributionspolitik
Gut verkauft, aber schlecht geliefert oder mangelhafter After-Sales-Service. Damit
aus einem Käufer ein Kunde wird (und auch möglichst lange bleibt), muss die gesamte Leistungskette lückenlos stimmen. Deshalb sollte hier bereits bei der Planung
des Unternehmens und spätestens bei der Organisation der Abläufe und Prozesse
darüber nachgedacht werden, ob und wie man dies gewährleisten kann.
Special Interest Group Vertrieb
24
Praxishandbuch Vertrieb
3.2
Ablauf-Organisation des Vertriebs
3.2.1
Überlegungen zum Vertriebsprozess
Zu Beginn des Vertriebsprozesses ist es notwendig sich Gedanken zu machen, wie
der Vorgang der Kundengewinnung ablaufen soll. Hilfreich ist hierbei die Erarbeitung
eines Vertriebs- und Akquiseplans, also die Identifikation potenzieller Neukunden.
Bei der Vorbereitung einer solchen Kandidatenliste hat es sich bewährt, folgende
Fragen zu stellen:
Was ist das vordringlichste Problem der anvisierten Neukunden?
Welchen Beitrag zur Problemlösung kann unser Produkt leisten?
Lassen sich die Kandidaten/Neukunden in Cluster zusammenfassen?
Wer könnte uns bei der Ansprache helfen (gibt es einen Fürsprecher)?
Ist einmal klar, wie die potenziellen Neukunden strukturiert sind, werden Zuständigkeiten verteilt. Dies kann zum Beispiel in Form von geografischen Gebieten oder nach
Branchen erfolgen. Wichtig ist es, hier die verbindenden Kriterien herauszufinden. Nur
so lässt sich sinnvoll eine wirtschaftliche und effiziente Vertriebsstrategie aufbauen.
Unterscheiden sich die Kandidaten zu stark voneinander, so bleibt der „Lerneffekt“
aus den einzelnen Akquisekontakten zu gering.
3.2.2
Zielvereinbarung mit der Vertriebsmannschaft
Machen Sie einen Vertriebsplan für zunächst ein Jahr. Definieren Sie, wieviel Umsatz
Sie in diesem Zeitraum erreichen wollen. Brechen Sie den Umsatz herunter auf Einheiten (wenn Sie ein Produkt anbieten in „Stück“, bei Dienstleistungen sind das wahrscheinlich „Personen-Tage“). Ist ein Erreichen der Ziele überhaupt möglich?
Brechen Sie das Umsatzziel auf und verteilen es auf die einzelnen Monate. Machen
Sie dasselbe für Ihre vereinte Sales Force (interner und externer Vertrieb, direkt und
indirekt). Jetzt erhalten Sie langsam überschaubare Pakete. Wer kann realistisch welche Umsatzziele erreichen?
Definieren Sie für jeden einzelnen Kanal und mit jedem Vertriebsmitarbeiter die spezifisch gültigen Ziele. Definieren Sie Toleranzkorridore, innerhalb derer eine Zielerreichung möglich ist. Legen Sie Sanktionen fest für Zielüberschreitungen (Incentivierung,
Prämie), aber auch für –Unterschreitungen (z.B. Umschichtung der Kundenzuständigkeiten/“Kunden-Wegnehmen“).
3.2.3
Harmonisierung der unterschiedlichen Vertriebskanäle
Stimmen Sie die verschiedenen Kanäle so gut es geht aufeinander ab. Nichts ist
schlimmer, als wenn sie sich selbst (in der Regel auf Ihre Kosten) Konkurrenz machen.
Segmentieren Sie z.B. nach Branche oder räumlich-geografisch oder nach Zielgruppe (Handwerksunternehmen, KMUs aus Industrie und Handel, Konzerne etc.)
Special Interest Group Vertrieb
25
Praxishandbuch Vertrieb
3.2.4
Handlungsspielraum und Eskalationsmanagement
Wer darf welche Entscheidungen treffen? Welche Freiheiten gestehen Sie Ihren Vertriebsmitarbeitern oder externen Partnern zu? Auch hier ist es sinnvoll einen Handlungskorridor zu vereinbaren. Allerdings dürfen Sie sich niemals das letzte Wort bei
Preisverhandlungen nehmen lassen, wenn es um größere Nachlässe geht.
3.2.5
Berichtswesen – Mehr als ein notwendiges Übel
Achten Sie von Anfang darauf, dass Sie möglichst viele relevante Informationen über
Kunden von Ihrer Sales Force erhalten. Sie sind Ihr zukünftiges Kapital. Berichte können natürlich in schriftlicher Form gefordert werden. Sinnvoller – wenn gleichwohl
auch aufwendiger – sind eigenerstellte Notizen. Veranstalten Sie regelmäßige Vertriebsmeetings, in denen Sie sich von den Fortschritten, Problemen und Geschehnissen am Markt berichten lassen. So gewinnen Sie neben den notwendigen Informationen auch einen Eindruck vom Engagement und der Vorgehensweise der verschiedenen Vertriebsmitarbeiter.
3.3 Tipps
Verantwortlichkeiten:
Bestimmen Sie von Anfang an, wer für den Vertrieb verantwortlich ist und diesen Prozess antreibt. Achten Sie darauf, das der Verantwortliche eine entsprechende Persönlichkeit mit Vertriebsmentalität besitzt.
Ziele vereinbaren:
Definieren Sie vor Beginn des eigentlichen Vertriebsprozesses verbindliche Ziele (mit einem Abweichungskorridor) und vereinbaren Sie feste Termine zur
Überprüfung des Zielerreichungsgrad (am besten wöchentlich, mindestens
aber monatlich)
Vertrieb und Kundengewinnung ist teuer!
Achten Sie deshalb darauf, dass Sie genau wissen, wen Sie akquirieren und
was Sie sich von ihm erhoffen. Rechnet sich der Einsatz? Besteht eine realistische Erfolgschance? Gehen Sie konsequent nur die potenziellen Kunden an,
die realistisch gesehen auch wirklich Ihre Kunden werden könnten.
3.4 Tricks
Organisation kommt zu einem großen Teil aus jedem Menschen heraus. Das
heißt, haben Sie keine Angst davor eine Struktur zu entwickeln und diese auch
gegenüber Ihren Vertriebspartnern (extern/intern – direkt/indirekt) durchzusetzen. Keine Struktur ist endgültig. Allerdings braucht sie trotzdem eine gewisse
Kontinuität.
Vor allem am Anfang eines unternehmerischen Lebens empfiehlt es sich verstärkt auf das Instrument des externen Vertriebs zu bauen (Kostenersparnis).
Verpassen Sie aber nicht den Aufbau eines eigenen Vertriebs. Interner Ver-
Special Interest Group Vertrieb
26
Praxishandbuch Vertrieb
trieb ist immer kostengünstiger als externer Vertrieb – vorausgesetzt, der Umsatz übersteigt eine kritische Größe und verfügt über Kontinuität.
Bedenken Sie bei der Kalkulation Ihres Produktpreises Ihre Vertriebskosten.
3.5 Verweise zum Thema
www.competence-site.de/
www.campus02.at
www.n-u-k.de
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Edgar Leitinger
JustIS – Just Innovative Software GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.JustIS.de
Tel.: +49 (0)7131 89878–0
27
Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
28
Praxishandbuch Vertrieb
4
Vertriebsadministration
4.1
Angebotsphase
4.1.1
Erfassen aller relevanten Kunden- und Auftragsinformationen
Basis eines erfolgreichen Angebotes ist die Kenntnis aller relevanten Auftragsdaten.
Dies umfasst nicht nur die rein technische Betrachtung des Auftrages. Genauso wesentlich ist die damit verbundene Zielsetzung aus Sicht des Kunden, wie seine Erwartungshaltung.
Zielsetzungen für den Kunden können ein Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Mitbewerbern, Kostenreduktion, Straffung und Transparenz in den Abläufen, Erschließung neuer Märkte, etc. sein. Die Erwartungshaltung deckt Bereiche wie die Qualität
unserer erbrachten Leistung sowie die Kundenzufriedenheit ab. Hier gilt es, die Maßstäbe des Kunden in Erfahrung zu bringen. Sie haben entscheidenden Einfluss darauf,
ob wir die Vorstellungen des Kunden erfüllen oder gar übererfüllen.
4.1.2
Preiskalkulation
Mittels Prozesskostenrechnung und einer Kostenstellenstruktur werden die Leistungen
der Beteiligten identifiziert und die Kosten transparent zugeordnet. Beteiligte können
sowohl einzelne Personen wie auch Teams, also Abteilungen, sein. Die Kosten für diese sind je nach Anforderung bis auf Stundenbasis herunterzubrechen. Leitlinien zur
Preisgestaltung helfen, Kundennutzen und Zahlungsbereitschaft der Kunden zu beurteilen. So wird zum Beispiel bewertet, wie groß der Nutzen des Sachguts ohne die
Dienstleistung wäre. Ist er gering, ist eine Bündelung von Sachgut und Dienstleistung
sinnvoll.
Empfohlen wird, aus der eigenen Kostenstruktur eine Preisfindung für die angebotenen Dienstleistungen und Produkte zu ermitteln. Der kalkulierte Preis sollte mindestens
die Größe haben, die es erlaubt, in weniger als einem Jahr das Geschäft aus Eigenmitteln zu finanzieren.
Die auf diese Weise ermittelten Preise sind gegen die marktüblichen Preise abzugleichen und ggf. nachzukalkulieren. Ebenso sind Preisuntergrenzen (sogenannte
Schmerzgrenzen) festzulegen; dies für jede angebotene Leistung bzw. jedes Produkt.
Puffer, Spielräume sollten bei der Kalkulation ebenso berücksichtigt werden. Hier
empfiehlt es sich Erfahrungswerte zu sammeln. Hierunter fällt auch der mögliche
Special Interest Group Vertrieb
29
Praxishandbuch Vertrieb
nachvertragliche Garantieanspruch des Kunden. In der Regel werden hier zwischen
5 – 10 % des Auftragsvolumens einkalkuliert. Nicht zu vergessen, der generelle Verhandlungsspielraum. Dieser sollte mit ca. 10 % einkalkuliert werden.
Mit einer guten Preiskalkulation vermeiden Sie verlustbringende Aufträge, kennen die
Parameter Ihrer Kalkulation und können sich bei Verhandlungen viel besser auf die
jeweilige Situation einstellen.
4.1.3
Abschätzung Wettbewerber
Um sich und Ihr Leistungsangebot einschätzen zu können, auch um es richtig positionieren zu können, ist es sinnvoll, mögliche Wettbewerber zu kennen und diese besser
einschätzen zu können. Bei der Analyse gilt es
zu erkennen, wer die Wettbewerber sind,
die Inhalte und Erfolgschancen der voraussichtlichen strategischen Schritte
der Wettbewerber zu beurteilen und
deren Ziele sowie Stärken und Schwächen zu erkennen.
Wenn Ihr Unternehmen mit einem Wettbewerber kooperiert, müssen Sie einen gesunden Ausgleich zwischen Wettbewerb und Fairness finden.
Folgende Fragestellungen sollen Ihnen dabei helfen, Ihre Wettbewerber sowie deren
Stärken und Schwächen zu identifizieren:
1. Wer sind Ihre Konkurrenten?
2. Gibt es Personen oder Unternehmen, die in Zukunft Ihre Konkurrenten sein
könnten?
3. Mit wem sollten Sie sich anlegen, und in welcher Reihenfolge sollten Sie welche Maßnahmen ergreifen?
4. Was können Ihre Konkurrenten besonders gut?
5. Worin sind Sie eher schlecht?
6. Wie äußert sich dies in den entsprechenden Kennzahlen?
7. Welche Strategien verfolgen Ihre Konkurrenten?
8. Welche Gebiete sollten Sie meiden, weil der Konkurrent entweder emotional
oder verzweifelt reagieren wird?
9. Gibt es neue Produkte oder Technologien, die Ihnen in der Zukunft gefährlich
werden könnten?
Bedenken Sie: Wettbewerb belebt das Geschäft. Er ist Ihr Ansporn, immer besser zu
sein und zu werden.
4.2
Vertriebs-Controlling
Ziel des Vertriebs-Controllings ist, eine marktorientierte Unternehmensführung zu ermöglichen, also eine markt- und kundenbezogene Unterstützung von Marketing und
Vertrieb. Im Gegensatz zum klassischen Controlling liegt der Fokus des Vertriebs-Controllings stärker auf der Steuerung der Marketing- und Sales-Aktivitäten. Die Wirt-
Special Interest Group Vertrieb
30
Praxishandbuch Vertrieb
schaftlichkeitskontrolle spielt hinsichtlich der Planung und Steuerung verschiedener
Zieldimensionen auch eine Rolle.
Was verstehen wir unter Vertriebscontrolling?
Vertriebscontrolling ist im Gegensatz zum klassischen Controlling auf Forecasting
ausgerichtet, also zukunfts- und nicht vergangenheitsorientiert. Aufgrund des zukunftsorientierten Ansatzes des Vertriebs-Controllings ist die Planung der Vertriebsaktivitäten ein wesentlicher Bestandteil.
4.2.1
Planung
»Ohne Planung keine Möglichkeit der Steuerung«
Man unterscheidet dabei strategische, operative und taktische Planung.
Strategische Planung
Die strategische Planung erfolgt in der Regel auf der Ebene des obersten Managements und ist unternehmensumfassend. Sie hat einem Planungshorizont von drei bis
fünf Jahren. Sie gibt mittelbar den Rahmen für die operative Vertriebsplanung wie
Ressourcen, Budgets, Zielmärkte, Produktpositionierung und so weiter vor.
Operative Planung
Die operative Planung ist in der Regel auf ein Jahr angelegt und bildet die Basis für
die Überwachung der Vertriebsaktivitäten. Ein Aufbrechen in Zwischenschritte (z.B.
vierteljährlich) empfiehlt sich, um frühzeitig mögliche Abweichungen zu erkennen
und ggf. Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Stufen der operativen Planung
1. Planungsgrundlage festlegen
Auf Basis der strategischen Unternehmensplanung wird zunächst der Rahmen für die
Planung definiert. Prognosen und strategische Entscheidungen beeinflussen die operative Planung.
2. Top-Down-Vorgabe von Vertriebszielen
Die Top-Down-Planung erfolgt auf der Basis der Vorgaben des Managements mit
Unterstützung des Marketings. Unter Berücksichtigung von Kennzahlen wie Marktvolumen, Marktentwicklung und Marktanteil erfolgt eine Einschätzung der Entwicklung
im Planungszeitraum. Sie dient unter anderem der Überprüfung der Plausibilität, der
Bottom-Up-Planung und ist Maßstab für den Vertrieb.
3. Dezentrale Vertriebsplanung und Bottom-Up-Aggregation
Die dezentrale Vertriebsplanung kann parallel zur Top-Down-Planung erfolgen. Sie ist
detaillierter und basiert auf den konkreten Einschätzungen der Vertriebsmitarbeiter.
So können Kunden nach ihren Planprojekten sowie Investitionsplänen gefragt werden oder Händler in die Absatzplanung einbezogen werden. Die Ergebnisse der dezentralen Planung werden schließlich zu einer Unternehmensplanung aggregiert!
Special Interest Group Vertrieb
31
Praxishandbuch Vertrieb
4. Konsolidierung und Verabschiedung des Planes
»Gegenstromprinzip der Planung«
Die Ergebnisse der Top-Down- und der Bottom-Up-Planung werden einander gegenüber gestellt. In der Regel wird es zwischen den beiden Plänen eine mehr oder weniger große Lücke geben. Bei der Konsolidierung der beiden Planungsansätze ist
schließlich mit Vorsicht vorzugehen. Die Lücke zwischen Top-Down- und Bottom-UpPlanung sollte behutsam und im Konsens (zwischen Management und Vertrieb) geschlossen werden. Der Vertrieb ist aktiv in die Konsolidierungsphase einzubeziehen.
Als Faustformel sollten die vereinbarten Ziele den folgenden Kriterien entsprechen:
S. M. A. R. T.
Spezifisch
Die Planziele sollten dem Vertriebsverantwortlichen direkt zuzuordnen sein. Nur
wenn der Vertriebsverantwortliche tatsächlich unmittelbaren Einfluss auf die Zielerreichung ausüben kann, wirkt das Ziel motivierend.
Messbar
Der Grad der Zielerreichung muss messbar sein, ein Ziel, dessen Erreichung nicht
wahrnehmbar ist, ist sinnlos.
Anspruchsvoll und gleichzeitig Realistisch
Dieser Anspruch lässt sich durch eine konsequente Anwendung der oben aufgezeigten Konsolidierung von Top-Down- und Bottom-Up-Planung erfüllen. Durch
den Konsens aus ehrgeiziger Vorgabe und konservativer aggregierter Planung ist
gewährleistet, dass man beiden Ansprüchen in ausgewogenem Maß gerecht
wird.
Terminiert
Alle Ziele werden terminiert; in der Regel auf ein Jahr. Es empfiehlt sich jedoch,
Teilziele für die unterjährige Planung zu formulieren. Planabweichungen können
dadurch kurzfristig erkannt und Gegenmaßnahmen ggf. eingeleitet werden.
5. Detaillierte Maßnahmenplanung (Taktische Planung)
Hier handelt es sich z.B. um die Planung von Besuchen, Gesprächsinhalten und Folgeaktionen. Der Vertriebsmitarbeiter muss in der Lage sein, die eigenen Aktivitäten
entsprechend eigenständig zu planen und zu überwachen. Die Bedeutung einer
guten Vor- und Nachbereitung von Besuchen wird noch häufig unterschätzt.
4.2.2
Zieldimensionen
Eindimensionale Zielsetzungen
Die klassische Vertriebsplanung basiert auch heute noch vielfach auf einer einfachen Auftragseingangs- oder Umsatzplanung. Oft wird dabei der Vorjahresumsatz
(oder Auftragseingang) zuzüglich einer Steigerungsrate als Planziel herangezogen.
Umsatzziele gehen aber zu Lasten des Deckungsbeitrags, da der Vertrieb versucht,
Special Interest Group Vertrieb
32
Praxishandbuch Vertrieb
»um jeden Preis« zu verkaufen. Kundenzufriedenheit und Kundeninteressen geraten
dabei in den Hintergrund.
Mehrdimensionale Zielsetzungen
Um den Nachteilen der eindimensionalen Zielsetzung entgegenzuwirken, setzen sich
in der Praxis zunehmend Kennzahlensysteme durch, die nicht nur auf das Fernziel Auftragseingang beschränkt sind, sondern Teilerfolge auf dem Weg zum Vertragsabschluss berücksichtigen.
Der Kreativität bei der Kennzahlenanalyse sind dabei in der Regel keine Grenzen gesetzt, allerdings birgt die Vielfalt der Möglichkeiten neue Risiken. Es besteht bei der
Informationssammlung die Gefahr, dass „Datenfriedhöfe“ generiert werden. Es empfiehlt sich den tatsächlichen Informationsbedarf abzugrenzen und zu strukturieren. In
der Praxis findet man häufig Situationen, die sich durch die nachfolgende Grafik
charakterisieren lassen:
Abb. 3: Informationssysteme in der Praxis in Anlehnung an Jürgen Weber, Marktorientiertes
Controlling, 1997
Die Belegung der einzelnen Felder ist abhängig von den individuellen Unternehmenszielen und muss im Einzelfall überprüft werden. Nachfolgend sind einige typische Beispiele für die sieben aufgeführten Felder genannt:
Feld 1: Informationen, die problemorientiert sind und sowohl angeboten als
auch nachgefragt werden.
Beispiel: Die Kosten für ein laufendes Zielprojekt werden vom Controlling erfasst
und dem Vertriebsmanagement zur Verfügung gestellt. Die Projektkosten im
Special Interest Group Vertrieb
33
Praxishandbuch Vertrieb
Vergleich zu den mit der Erfolgserwartung gewichteten Erlöserwartungen sind
ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung über Fortführung oder Abbruch
der Bearbeitung des Projektes.
Feld 2: Informationen werden angeboten und auch nachgefragt, obwohl es
keinen rational begründbaren Bedarf gibt.
Beispiel: In der Praxis werden Zielprojekte oft klassifiziert, ohne dass ein objektives Verfahren zugrunde liegt. So erfolgt beispielsweise eine Einordnung in A-,
B- oder C-Projekte nach dem subjektiven Gefühl der Mitarbeiter im Vertrieb.
Da die Einordnung oft willkürlich erfolgt, ist der zielführende Gehalt dieser Informationen aber zweifelhaft.
Feld 3: Fehlgeleitete Informationsnachfrage des Managements. Hier werden
Informationen nachgefragt, die ohne jeglichen zweckgerichteten Charakter
sind.
Beispiel: In der Praxis werden häufig Besuchsberichte eingefordert, die über
die Gesprächsinhalte informieren. Dabei werden weder Informationen über
das vor dem Besuch vom Vertriebsmitarbeiter anvisierte Ziel, noch über das
Ergebnis des Besuchs berichtet. Der Besuchsbericht ist nicht zweckorientiert
und so im Sinne einer gezielten Vertriebssteuerung wertlos.
Feld 4: Informationen mit hohem problemorientierten Wert, die vom Management tatsächlich eingefordert, jedoch nicht angeboten werden.
Beispiel: Der Kundenwert wird aktuell in vielen Unternehmen diskutiert. Trotz der
hohen Bedeutung, die das Vertriebsmanagement dem Kundenwert für eine
gezielte differenzierte Marktbearbeitung beimisst, werden in der Praxis aber
nur selten Bewertungen der Kundenbeziehungen vorgenommen.
Feld 5: Versteckte Informationen, die weder angeboten noch nachgefragt
werden, die aber einen hohen problemorientierten Wert haben.
Beispiel: Vertriebsprozessinformationen haben einen hohen Wert für die Beurteilung der laufenden Vertriebsbemühungen. In der Praxis wird häufig aber nur
das Endergebnis der Vertriebsbemühungen, der Auftragseingang, gemessen.
Informationen über die Erfolge bei der Projektakquisition und der Angebotsbearbeitung werden in der Praxis häufig weder angeboten noch nachgefragt, obwohl sie für die Steuerung der Vertriebsaktivitäten relevant sind.
Feld 6: Informationen mit hohem problemorientierten Wert, die auch angeboten werden, jedoch vom Management nicht nachgefragt werden.
Beispiel: Der Vertrieb arbeitet in der Praxis regelmäßig mit dem Ziel der Absatzmaximierung. Dabei werden die angebotenen Informationen über die Fertigungsauslastung häufig nicht berücksichtigt, so dass es im Fall des Auftragseingangs zu Engpässen kommt, die zu Terminverzug und damit zu Unzufriedenheit beim Kunden führen können.
Feld 7: Informationen die zwar angeboten werden, für die es aber weder einen Bedarf noch eine Nachfrage gibt.
Special Interest Group Vertrieb
34
Praxishandbuch Vertrieb
Beispiel: Der Umsatz pro Mitarbeiter ist eine häufig verwendete Effizienzkennziffer. Für den Vertrieb ist diese Kennzahl allerdings nur von sehr bedingtem Wert,
da der Vertrieb keinen Einfluss auf die Produktivität der Fertigung ausüben
kann.
Ziel eines rationalen Kennzahlensystems sollte es sein, alle drei Kreise in Deckung zu
bringen und nur solche Informationen zu verarbeiten, denen ein problemorientierter
Bedarf zugrunde liegt. Ein möglicher Ansatz zur Integration von Informationsangebot
und Informationsnachfrage ist die Implementierung der Balanced ScoreCard, die
neben der Steuerung des Vertriebs auch andere Bereiche in ein simultanes
Führungsinstrument einzubinden hilft.
4.2.3
Balanced ScoreCard
Als Balanced ScoreCard bezeichnet man ein ausgewogenes Berichtswesen in Form
von Kennzahlen, welches in einem Unternehmen eingesetzt wird, um strategische
und operative Ziele eines Unternehmens zu erreichen; sie ist sozusagen ein Netz von
miteinander verknüpften Kennzahlen. Die BSC verbindet die vier Perspektiven Finanzen, Kunden, Prozesse und Mitarbeiter zu einer Gesamtsicht des Unternehmens. Dadurch kann das Unternehmen aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und "ausbalanciert" gesteuert werden.
Abb. 4: Die Dimensionen der Balanced ScoreCard
Die Balanced ScoreCard wird in der Regel per Konsens in Workshops gestaltet, sie ist
charakteristisch für das erstellende Unternehmen. Das Management definiert zuvor
seine Ziele und seinen Informationsbedarf in Form der zur Messung des Zielerreichungsgrades notwendigen Kennzahlen. »Kochrezepte« für eine Balanced ScoreCard gibt es nicht. Für den Vertrieb können sich dabei vereinfacht und beispielhaft
folgende Zielsetzungen ergeben:
Special Interest Group Vertrieb
35
Praxishandbuch Vertrieb
Finanzielle Ziele (Finanzkennzahlen)
Finanzielle Ziele sind wesentlich, weil sie die Basis für weiterführende integrierte Unternehmenspläne bilden.
Beispiele für finanzielle Ziele:
Umsatz steigern
Deckungsbeitrag steigern
Kosten senken
Return on Budget
Einnahmeerwartungen steigern
Effizienzziele des Vertriebsprozesses (Prozesskennzahlen)
Umsatz und Deckungsbeitrag stehen in aller Regel erst am Ende des Vertriebsprozesses als Erfolgsmaßstab zur Verfügung. Der Umsatz ist also eine längerfristige Folge des
Vertriebsaufwands und steht somit nicht mit dem aktuellen operativen Vertriebsaufwand in Zusammenhang.
Beispiele für mögliche Prozessziele sind:
Verteilung der Kontakte auf A-, B-, C- und Neukunden optimieren
Besuchseffizienz (Anfragen pro Besuch) steigern
Reaktionszeiten (Angebote auf Anfragen) senken
Umwandlungsrate (Angebote in Aufträge) steigern
Umsatz/Auftragseingang steigern
Stornierungen reduzieren
Durchlaufzeit des Auftrages bis zum Fertigungsbeginn senken
Kundenwert steigern
Lern- und Entwicklungsziele (Entwicklungskennzahlen)
Zufriedenheit und Kompetenz der Mitarbeiter sichern langfristig den Vertriebserfolg.
Signifikante Zusammenhänge zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenzufriedenheit sind nachgewiesen.
Beispiele für Lern- und Entwicklungsziele sind:
Mitarbeiterzufriedenheit steigern
Fortbildungsaufwand optimieren
Fortbildungsbeurteilung verbessern
Kundenorientierte Ziele (Kundenkennzahlen)
Kundenorientierung ist wichtig. Kundenorientierte Ziele sind ein wichtiger Maßstab für
den langfristigen Vertriebserfolg. Sie geben wesentliche Impulse für die Ausrichtung
der Aktivitäten.
Beispiele für kundenorientierte Ziele:
Special Interest Group Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Kundenzufriedenheit steigern
Kundenloyalität erhöhen
Kundenwert verbessern
Kundenstruktur verbessern
4.2.4
Koordination und Steuerung Vertrieb
Was versteht man darunter?
Absatz oder Vertrieb der Produkte oder Leistungen schließen, zeitlich gesehen, den
Leistungsprozess ab. Der Vertrieb ist das unverzichtbare Bindeglied des Unternehmens zum Kunden.
Den Markt zu erkunden und den Kunden mit den richtigen Produkten, der richtigen
Dienstleistung zu erreichen, ist Sache des Marketing; für den anrechenbaren Verkaufserfolg sorgt der Vertrieb. Beides in Einklang mit den Ressourcen des Unternehmens zu bringen, gehört zu den Pflichten des Controllers. Bei ihm laufen alle wichtigen Signale aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen zusammen. Er muss
sie bündeln und daraus die notwendigen Steuerungssignale für den Vertrieb ableiten. Steuerungsziel ist der größtmögliche Beitrag zum Unternehmenserfolg. Dabei sollten die Vertriebsaktivitäten selbst wirtschaftlich sein und im Ensemble der Marketinginstrumente eingesetzt werden.
4.2.5 Instrumente für die Vertriebssteuerung
Die Instrumente müssen helfen, folgende Fragen zu beantworten:
Auf welche Produkte, zu welchem Zeitpunkt und bei welchem Kunden muss sich der
Vertrieb konzentrieren?
Dazu hat sich folgendes Instrumenten-Paket als zweckmäßig erwiesen:
Break-Even-Analyse: Aus ihr lässt sich ablesen, mit welchen Umsatzgrößen das Unternehmen in die Gewinnzone kommt. Sie kann sowohl für einzelne Produkte als auch
für das gesamte Unternehmen aufbereitet werden.
Produktprogramm-Analysen nach der ABC-Methode: Periodische Analysen der Produkt-Deckungsbeiträge und ihrer Klassifizierung nach den Anteilen am Gesamtdekkungsbeitrag geben wichtige Steuerungssignale für die Sortimentspolitik.
Kundenbewertung durch Vertreterkosten-Analyse: Kunde ist bekanntlich nicht gleich
Kunde, auch wenn beide den gleichen Anteil am Umsatz Ihrer Firma haben. Ermitteln
Sie, wie teuer ein Kunde ist. Ein gutes Instrument zur Beurteilung der Kundenqualität
und damit auch zur Vertriebssteuerung liegt in der Ermittlung der Kosten eines Kundenbesuchs und der Besuchsfrequenz. Ein Kunde, der erst nach zehn Besuchen den
gleichen Umsatz auslöst, der sich im allgemeinen schon nach zwei bis drei Besuchen
erzielen lässt, ist kein guter Kunde.
4.2.6
Berichtswesen im und für den Vertrieb
Wesentlich für eine gute Vertriebssteuerung ist ein ausgereiftes Reporting der Vertriebsmitarbeiter über Ihre Aktivitäten und Ergebnisse bei den jeweiligen Kundenkon-
Special Interest Group Vertrieb
37
Praxishandbuch Vertrieb
takten. Diese einzelnen Reports fließen in ein Berichtswesen, welches dem Management Aufschlüsse über die Wirkung des Vertriebs gibt. Der Informationsbedarf und die
Struktur der gewünschten Informationen sind dem Vertrieb vom Management vorzugeben.
Ziel des Vertriebsreporting muss es sein, umfassend über den Kunden (Kontaktdaten,
Organigramm, ....), seine Bedürfnisse und seine aktuellen Problemstellungen informiert zu sein. Alle Aktivitäten und Maßnahmen des Vertriebs wie deren Wirksamkeit,
Erfolg sind aufzuführen. Auf dieser Basis lässt sich der Vertrieb ständig verbessern, seine Effizienz steigern.
4.2.7
Vergütungsregelungen
Zusätzlich zu den herkömmlichen Vergütungssystemen in Form von Fixgehältern bietet sich bei Personal im Vertriebsbereich eine gewinn- bzw. erfolgsorientierte Vergütungsvariante an, die abhängig vom Unternehmenserfolg und von der Erreichung
der vereinbarten Ziele gezahlt wird; dies geschieht häufig in Form von Provisions- und
Bonuszahlungen.
Aus Unternehmersicht sind die Vorteile solcher erfolgsorientierten Vergütungssysteme
folgende:
Erhöhung der Produktivität und des Engagements der Mitarbeiter
Sensibilisierung der Mitarbeiter und Förderung hinsichtlich ihres unternehmerischen Denkens und Handelns
Steigerung der Selbstverantwortung der Mitarbeiter
Steigerung der Einkommensgerechtigkeit -> „wer mehr leistet, bekommt auch
mehr „
Generell empfiehlt sich ein Provisionssystem auf der Basis von Deckungsbeiträgen. Es ist wenig sinnvoll, gute wie schlechte Umsätze über einen Kamm zu
scheren. Der Verkauf von Produkten und/oder Dienstleistungen mit hohem Ertragsanteil sollte durch entsprechende Provisionen forciert werden. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, jeden Deckungsbeitrag offen zu legen; das könnte zu einer Vernachlässigung der Verkaufsanstrengungen von Produkten wie
auch Dienstleistungen mit niedrigem Deckungsbeitrag führen. Diese sind oft
wichtig für die Erschließung von neuen Tätigkeitsfeldern und Märkten.
Eine praktikable Möglichkeit besteht darin, auf der Grundlage von Deckungsbeitragsinformationen differenzierte Provisionssätze für einzelne Produkte oder Produktgruppen vorzugeben.
4.3
Tipps
Bauen Sie immer einen Puffer ein – sowohl in Terminen, Aufwänden und Preisen. Bei Terminen und Aufwänden greifen Sie auf Ihre Erfahrung zurück. Bei
den Preisen zusätzliche auf eine gute diesbezügliche Kenntnis des Kunden.
Formulieren Sie Milestones. So lässt sich der Auftragsfortschritt besser kontrollieren. Ausreißer frühzeitig erkennen.
Special Interest Group Vertrieb
38
Praxishandbuch Vertrieb
Es ist immer gut eine ´Kundenlandkarte´ anzulegen. Sie gibt Auskunft über die
Entscheidungsstrukturen, internen Abhängigkeiten und kritischen Bereiche
beim Kunden – zeigt das Beziehungsgeflecht beim Kunden auf.
Nach jedem Auftrag eine ´lessons learned´ - Sitzung durchführen. Dies sowohl
intern für die permanente Verbesserung der eigenen Prozesse und Leistungen
wie extern mit dem Kunden – sein Feedback einholen, ihn damit wertschätzen
und wichtig machen.
4.4
Tricks
Schaffen Sie Streichpositionen in Ihrem Angebot. Positionen, die für den Kunden nicht so wichtig sind. Er kann damit den Preis reduzieren.
Lassen Sie sich Preiszugeständnisse ´abkaufen´ durch Entgegenkommen/Zugeständnisse des Kunden, z.B. Leistungsreduzierung.
Bestätigen Sie Änderungswünsche in der Auftragsdurchführung zeitnah und
schriftlich; weisen auf Auswirkungen auf Kosten und Terminänderungen hin.
4.5
Verweise zum Thema
Informationssysteme in der Praxis, Jürgen Weber, Marktorientiertes Controlling, 1997
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Gerd Karsten Duering
Logicline EDV-System Service GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.logicline.de
Tel.: +49 (0)7031 61177-13
39
Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
40
Praxishandbuch Vertrieb
Teil B: Prozesse
5
Marktplan/Kundenplan
Abgeleitet von der Strategie des Unternehmens (z.B. Marktsegmente, Leistungsportfolio, Zielkunden abgeleitet aus der Geschäftsstrategie, Vision, Mission, Umsatzplanung), dem vorhandenen Entwicklungspotenzial und den verfügbaren Leistungsbzw. Produktionskapazitäten, besteht die wesentliche Aufgabe des Vertriebs in der
Realisierung der Umsatzplanung. Ziel des Vertriebs ist, die Auslastung des Betriebs sicherzustellen und die Produkte und Leistungen gewinnbringend zu verkaufen. Die
Markt- und Kundenplanung sollte auf jeden Fall einen längeren Zeithorizont haben
(ca. 2 bis 5 Jahre) und ist damit eng an die Geschäftsstrategie gekoppelt. Die originäre Aufgabe der Vertriebsleitung besteht in der Planung und Einschätzung der Vertriebsmöglichkeiten, der Marktplanung und einer Einschätzung der Vertriebsprojekte,
die mit Bestands- und Neukunden gegenüber dem vorhandenen Wettbewerb gewonnen werden können. Je präziser diese Planung gemacht wird, um so zielstrebiger
und effektiver kann der Verkaufsprozess gestaltet werden. Abgeleitet von der Zielerreichung im Vorjahr wird der Vertriebsprozess in der Regel auf ein Kalenderjahr eingegrenzt und als Vertriebsvorgabe (Sales Quote) für die Vertriebsmitarbeiter festgelegt.
5.1
Die wichtigsten Fragen und Analysen
Marktplanung - Angebot vs. Nachfrage
Wie hoch ist die Nachfrage nach unseren Produkten und Leistungen?
Welche Kunden benötigen unsere Produkte und Leistungen und wie erreichen
wir Sie?
Ist unser Angebotsportfolio komplett oder fehlen wichtige Leistungselemente?
Bieten wir ein wettbewerbsfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis an?
Wie hoch ist der Vertriebsaufwand und haben wir die richtigen Repräsentanten?
Sind wir gegenüber Kunden optimal aufgestellt?
Besitzen wir marktfähige Produkte oder gibt es Substitute?
Special Interest Group Vertrieb
41
Praxishandbuch Vertrieb
Wie können wir mit Neukunden in Kontakt kommen?
Gibt es weitere Möglichkeiten den Absatz zu steigern?
Wettbewerberanalyse - Produkt Mix:
Haben wir die richtigen Produkte?
Stimmt der Preis?
Ist unser Produkt-/unsere Leistung bekannt?
Sind wir zum richtigen Zeitpunkt bei den Kunden?
Sind unsere Mitarbeiter kompetent und vertrauenswürdig?
Gibt es alternative Ansätze?
Sind wir besser als unser Hauptwettbewerb?
Kundenmanagement:
Mit welchen Kunden machen wir namhafte Umsätze?
Mit welchen Kunden arbeiten wir sehr profitabel?
Welche Kunden haben einen hohen Bedarf an unseren Produkten und Leistungen?
Welche Maßnahmen zur Kundenbindung setzen wir ein?
Kennen wir die Kunden unserer Kunden?
Binden wir Kunden in unsere Umsatzzielsetzung mit ein?
Besitzen wir Top Management Kontakte?
Erläuterung:
Mit der Prognose für Nachfrage und Angebot ergeben sich innerhalb der Markt- und
Kundenplanungsphase vier parallel verlaufende Vertriebsprozesse:
Marktstrategie
Wettbewerbsstrategie
Kunden- Entwicklungsstrategie
Indirekter Vertrieb (Vertriebspartnermanagement)
Marktstrategie
Die Stellung gegenüber den einzelnen Marktsegmenten bzw. Zielgruppen in einem
Geschäftsfeld festzulegen, ist Aufgabe der Markstrategie. Die Marktstrategie definiert
das Markenimage des Unternehmens und damit den Bekanntheitsgrad der Produkte
und Leistungen. Vier Dimensionen bestimmen die Optionen der Marktstrategie
Variation – inwieweit sind Veränderungen erforderlich?
Substanz – welcher Nutzen soll geboten werden
Feld – welche Marktsegmente/Zielgruppen werden bearbeitet
Stil – welcher Auftritt/Verhalten wird gewählt.
Special Interest Group Vertrieb
42
Praxishandbuch Vertrieb
Wettbewerbstrategie
Bei der Entwicklung der Wettbewerbsstrategie wird entschieden, ob man die Preis–
oder die Leistungs-Führerschaft in seinem Leistungssegment anstrebt. Die vier Dimensionen, mit der die Wettbewerbsstrategie beeinflusst werden kann, sind:
Schwerpunkt – womit soll konkurriert werden?
Ort – wo soll konkurriert werden?
Taktik – wie sollen Wettbewerber angegriffen werden?
Regeln – wird eine Revolution an der Kundenfront geplant?
Aus der Markt- und Wettbewerb-Strategie werden die Zielkunden (top down) festgelegt, die für das Unternehmen eine entscheidende Bedeutung aus Sicht des Vertriebs besitzen.
Wichtige Anhaltspunkte für Zielkunden sind, dass
sie eine kritische Größenordnung am Umsatz erreicht haben,
eine höhere Penetration erwartet wird,
eine langfristige Partnerschaft angestrebt wird und
Wettbewerbsvorteile erreichbar sind.
Indirekter Vertrieb
In der Praxis ist der Aufwand für Neukunden ca. 10 mal so hoch wie die Betreuung
von Zielkunden, deshalb ist es notwendig, die Vertriebskosten im Verhältnis zum erreichbaren Auftragswert einzuschätzen um damit die Vertriebskosten zu reduzieren.
Beispiele für indirekte Vertriebskanäle sind
Partner, als OEM, Extended Workbench, 3rd Party, o.ä.
Händler, Agenten, Strukturvertrieb, Franchise, Rep. Office, Direkt Marketing
m.E. Wettbewerber überwiegend bei Zielkunden
Internet, Portale, Auktionen.
Entscheidend ist die Zuordnung der Vertriebsbudgets auf Kunden, Produkte und Leistungen und die zeitliche Realisierung der Vertriebsprojekte. Entscheidend für den
Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens ist die realitätsnahe Einschätzung des Marktes und die Bewertung der Chancen, wie wettbewerbsfähig die Produkte und Leistungen von Kunden bewertet werden. Die Motivation des Vertriebs wird über eine
Provisionierung geregelt, um die Vertriebswege und die Vertriebsvolumina zu erreichen.
5.2
Werkzeuge für Markt- und Kundenplanung
Marktplanung
Wertschöpfung im Unternehmen (Value Chain Analyse)
5 Forces Modell
Productivity border
Marktstrat Spieltheorie
Special Interest Group Vertrieb
43
Praxishandbuch Vertrieb
PIMS
Szenario Techniken
Kundenplanung
Large Account Management Process
Boston Grid
SWOT- Analyse
Radar Screens (Portfolio)
Ergebnis
Mit der Markplanung soll eine maximale Ausschöpfung der Nachfrage erreicht werden. Mit der Kundenplanung soll ein minimaler Aufwand von der Entwicklung und
Produktion zum Kunden und Anwender geplant werden. Da diese beiden Ziele in
den meisten Fällen divergent sind, ist eine Optimierung aus beiden Zielen anzustreben.
5.3
Tipps
Marktstudien helfen in der Einschätzung der Marktentwicklung (Gartner, META
Group, Forrester, ...)
Kundenumfragen, was Sie zusätzlich kaufen würden, ist die billigste Marktstrategie
Auch die Frage nach IT-Budgets und strategischen Investitionen wird häufig
offen beantwortet
Die Investitionszyklen des Kunden beachten (Branchenentwicklung)
Erfolgreiche Unternehmen machen 70% des Umsatzes mit 30% der Kunden
Profitable Unternehmen machen 90% des Profits mit 10% der Kunden
Aufbau einer Kundenbeziehung entspricht der Dauer der Kundenpflege (installed base)
Erfolgreiche Unternehmen suchen erfolgreiche Partner
Zufriedene Sales Mitarbeiter korrelieren mit zufriedenen Kunden
Keine “me too” Strategien (me too is only second best)
Sell what you have (keine Versprechungen oder Zusagen auf neue Produkte)
Jeder Tag ohne Kundenkontakt ist ein verlorener Tag
5.4
Tricks
Der größte Fehler bei der Markt- und Kundenplanung ist das Stecken von unrealistischen Zielen
Vorbereitung ist der halbe Gewinn
Mit den Augen des Kunden sehen lernen
„Auch Kleinvieh macht Mist“ (nicht nur namhafte Firmen)
Win - Win Strategien für Kunden finden
Special Interest Group Vertrieb
44
Praxishandbuch Vertrieb
Marktrends früh erkennen und danach handeln
Immer schneller als der Wettbewerb sein
Kunde muss Teil der Lösung werden (buy in)
Immer eine sportliche Herausforderung suchen
Strategie der kleinen Gewinne
Im alten Jahr schon an das Neue denken!
Der Kunde hat immer recht!
Keine easy deals suchen!
Vorselektion der Kunden
Aufwand vorher kalkulieren und begrenzen
5.5
Verweise zum Thema
Marketing-Management, Philip Kotler/Friedhelm Bliemel, 2001
Strategic Selling, Large Account Management, Channel Partner
Management, Conceptual Selling (Robert E. Miller / Stephen Heimann)
Strategisches Account Management, mit CRM den Kundenwert steigern, Prof.
Dr. Reinhold Rapp
Special Interest Group Vertrieb
45
Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
46
Praxishandbuch Vertrieb
6
Akquisitionsplan
Die Akquisition, bzw. die Gewinnung von Neukunden stellt gerade für junge Unternehmen, die noch nicht über eine ausgeprägte Kundenbasis verfügen, eine elementare Notwendigkeit dar, deren Erfolg oder Misserfolg die Unternehmensentwicklung
entscheidend beeinflussen kann.
Je nach Ansatz und Vorgehensweise müssen für die Gewinnung von Neukunden
nicht nur erhebliche Vorinvestitionen in Form von Zeit und Geld aufgewendet werden, sie beansprucht auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil der verfügbaren
Ressourcen. Daher sollte sie entsprechend effizient geplant und umgesetzt werden.
Dieses Kapitel gibt dem Leser eine kurze Einleitung zu diesem wichtigen Thema und
zeigt auf, welche Punkte es zu beachten gilt und nach welchen Prinzipien Unternehmen sich ihren Akquisitionsplan selber erstellen, bzw. aufbauen können.
6.1
Faktoren
Welcher Vertriebsweg ist eigentlich der richtige?
Die Frage des richtigen Vertriebsweges lässt sich in der Regel nur individuell, entsprechend der jeweiligen Unternehmenssituation und strategischen Zielsetzung beantworten. Da der direkte Vertrieb mit Abstand auch der teuerste Weg ist, macht er nur
dann Sinn, wenn entsprechende Umsatzpotentiale dahinter stehen, die Produkte
oder Leistungen eine hohe Erklärungsbedürftigkeit besitzen, oder es um individuelle
Kundenlösungen geht, die letztendlich ein persönliches Verhältnis und eine entsprechende Vertrauensbasis zwischen Kunden und Anbieter voraussetzen. Für Produkte
oder Leistungen, die mehr oder weniger standardisiert, wenig erklärungsbedürftig
sind, und auch keinen direkten Dialog zwischen Kunden und Anbieter zwingend erfordern, bieten sich alternative Vertriebswege an. Aktives Telemarketing, aber auch
entsprechende Internetplattformen, E-Shops, etc. sind hier interessante Alternativen.
Auch stellen autorisierte Fachhändler/Partner einen guten Absatzkanal dar, wenn
beide Ansätze mehr oder weniger in Einklang gebracht werden sollen.
In Abhängigkeit des gewählten Vertriebsweges sollten einige grundlegende Fragestellungen aus Unternehmenssicht beantwortet und bewertet werden:
Wen will ich gewinnen? (Endverbraucher, Geschäftskunden, Handelspartner,
Fachhändler) s. Abschn. 5.1 Markt-/Kundenplanung
Special Interest Group Vertrieb
47
Praxishandbuch Vertrieb
Was genau braucht der Kunde? (individuelle Bedarfsermittlung)
Was bringt es mir, diesen „Kunden“ zu gewinnen?
(Potenzial- und Ertragsabschätzung)
Was bringt es dem „Kunden“? (Nutzenargumentation)
6.2
Grundsätzliche Überlegungen / Ansätze zur Vorgehensweise
Egal wen ich als Kunden gewinnen will, er wird kein Interesse an der Person,
dem Unternehmen oder dem Produkt zeigen, wenn er für sich keinen Nutzen
oder Vorteil darin erkennt.
Daher bedarf es vor der ersten Kontaktaufnahme einer entsprechenden Vorbereitung hinsichtlich einer individuellen Vorteils- und Nutzenargumentation,
die je nach Situation bis zur kundenindividuellen Argumentation heruntergebrochen werden muss.
Je mehr Informationen dabei im Vorfeld über den Kunden gewonnen werden
können, desto individueller kann die Argumentation ausfallen und die Chancen einer erfolgreichen Kundengewinnung steigen.
Vorbereitende Fragen
Kenne ich den für den Kunden entscheidenden Vorteil/Nutzen?
Habe ich genügend Informationen über den Kunden und weiß ich, wo seine
Probleme liegen?
Kenne ich die für meine Produkte/Dienstleistungen zuständigen Ansprechpartner/Abteilungen?
Habe ich einen Akquisitionsprozess festgelegt, bzw. bin ich mir der einzelnen
Schritte bewusst?
Wie kann ich mein Produkt/Dienstleistung bestmöglich präsentieren?
Je mehr Informationen über den potentiellen Kunden bekannt sind, desto
besser können die eigenen Lösungsansätze damit in Einklang gebracht und
eine entsprechende Argumentationslogik individuell aufgebaut werden.
Dies hilft zum einen dem Verkäufer bei der Argumentation seiner Verkaufsansätze, es ermöglicht aber auch dem potenziellen Käufer eine aus seiner Sicht
realistische Vorstellung über mögliche Nutzenvorteile und Einsatzzwecke zu erkennen.
Je nach Produkt oder Leistung gibt es im Unternehmen diverse Zuständigkeiten. Es
gilt dabei zu unterscheiden, wer zuständig ist und wer letztendlich über die Auftragsvergabe entscheidet. In der Regel müssen mindestens zwei Personen in diesen Entscheidungsprozeß involviert werden, der "technische" Entscheider (Anwender) und
der "kaufmännische" Entscheider. Ersterer entscheidet primär über die spätere Anwendung und den Einsatz des angebotenen Produktes, der letztere darüber, ob
Geld ausgegeben wird oder nicht. Welcher zuerst angesprochen werden sollte, ist
letztendlich abhängig von der jeweiligen Vorgehensweise.
Special Interest Group Vertrieb
48
Praxishandbuch Vertrieb
6.3
Der Akquisitionsprozess
Der Erstkontakt – Er kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Möglich
ist die Zusendung von Unterlagen per Post oder E-Mail, Call-Center, ein persönlicher Anruf, Messen und Veranstaltungen, etc. Bei allen Formen sollten vor
allem die Kosten und eigenen Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden.
Interesse wecken – In dieser Phase gilt es, je nach Situation und Zielsetzung bei
der Kontaktaufnahme, das Interesse des Kunden zu gewinnen. Dies könnte
z.B. eine Terminvereinbarung für einen Präsentationstermin sein, bei dem das
Produkt näher vorgestellt werden soll. Die zur Zielerreichung notwendigen Argumente müssen dann entweder im Anschreiben oder während dem Telefonat entsprechend kommuniziert werden.
Problem/Bedarf erkennen – Kein Kunde kauft ein Produkt des Produktes wegen, sondern weil er sich davon einen Vorteil/Nutzen verspricht. Welcher dieser sein kann, gilt es am besten schon bei der Informationsbeschaffung über
die Kunden zu erkennen. Ist das Problem schon im Vorfeld bekannt und die
Verkaufsargumentation entsprechend darauf abgestimmt, wird sich der Käufer schnell „wiederfinden“ und ein positives Gefühl zum Anbieter und seinen
Produkten aufbauen.
Überzeugend präsentieren – Das Problem zu erkennen ist allein noch kein Garant für eine erfolgreiche Kundengewinnung. Das Produkt, die Lösungen mit
den entsprechenden Botschaften müssen auch nachhaltig in die Köpfe der
Kunden gebracht werden. Mittlerweile bieten sich hier neben dem klassischen
Powerpoint auch immer mehr multimediale Lösungen zur professionellen und
nachhaltigen Präsentationen des Unternehmens oder des Produktes an.
Zum „Abschluss“ kommen – ist in der Phase der Akquisition dahingehend zu
verstehen, dass man während der einzelnen Phasen des Akquisitionsprozesses
darauf achten sollte, die jeweilige Phase, in der man sich gerade befindet,
immer abzuschließen, sich das Einverständnis des Gesprächspartners einzuholen, um dann zielgerichtet zum nächsten Schritt kommen zu können.
Mögliche „Abschlüsse“ könnten sein:
In der Phase des ersten Telefonkontaktes - die Vereinbarung.
Unterlagen zuzusenden und sich dann zu einem verbindlichen Termin wieder zu melden. – Das Telefonat mit einem vereinbarten Präsentationstermin
abzuschließen.
Den Präsentationstermin mit der Vereinbarung schließen, ein Angebot zu
einem festen Termin zu übergeben und sich nach 1 Woche wieder zu melden.
Wenn Sie sich im Vorfeld ein eigenes Vorgehensmodell für Ihren Akquisitionsprozess definiert haben und diesen aktiv verfolgen, wird es auch nicht schwer
fallen, sich von einem Schritt zum nächsten zu bewegen. Dabei ist es allerdings wichtig darauf zu achten, dass Sie und ihr potenzieller Kunde sich immer
in der selben „Schrittgeschwindigkeit“ bewegen, denn zum Auftrag kommen
sie nur gemeinsam mit ihrem zukünftigen Kunden.
Special Interest Group Vertrieb
49
Praxishandbuch Vertrieb
Die Kundengewinnung (Akquisition) ist der elementare Bestandteil eines jeden Unternehmensmodells und grundsätzlich kann ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Da sie aber auch die meisten Kosten verursacht, sollte sie entsprechend durchdacht und professionell angegangen werden. Dabei sollte man sich
ruhig auch mal die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht, „diesen“ Kunden gewinnen zu müssen. Denn wer auf Dauer immer nur Kunden gewinnt, die keinen
nachhaltigen Beitrag zur Steigerung des Unternehmenswertes leisten, wird es schwer
haben, am Markt zu bestehen.
6.4
Tipps & Tricks
Erstellen Sie einen Akquisitionsleitfaden, der die Vorteile für ihren Kunden in
den Vordergrund stellt.
Sammeln sie möglichst viele Informationen über ihren Kunden, sein Geschäftsmodell, seine Kunden und seine Probleme.
Klären sie frühzeitig, wer zuständig und wer verantwortlich ist.
Sie müssen nicht alles selbst machen, Informationen sammeln, Termine vereinbaren können auch andere für sie übernehmen. (Outsourcing von Teilleistungen)
Wenn die Kontaktaufnahme über das Telefon erfolgt, und sie nicht wissen, wer
zuständig ist, fragen sie an der Zentrale und lassen sich verbinden oder schauen sie auf den Internetseiten des Unternehmens nach, dort werden häufig
auch Ansprechpartner genannt.
Versuchen Sie bei der ersten Kontaktaufnahme ihren Gesprächspartner mit 46 Wahrheiten zu konfrontieren, um im Unterbewusstsein eine positive Einstellung zu erzielen. Stellen Sie Behauptungen auf, von denen Sie wissen, dass er
sie entweder verbal oder im Unterbewusstsein mit Ja beantworten muss.
- Spreche ich mit Herrn / Frau ..... ?
Herr/Frau .... von der Zentrale hat mir gesagt, sie sind zuständig für ....
- Stimmt es, dass sich ihr Stammmarkt auch in der Sättigung befindet?
- Haben sie nicht auch das Problem, ....
Wenn sie nicht zu ihrem Ansprechpartner durchkommen, sondern im Vorzimmer „hängen bleiben“, versuchen Sie, die Sekretärin zu ihrer Verbündeten zu
machen, indem Sie Ihr die Vorteile klarmachen, die das Unternehmen/Ihr
Chef/etc. hat, wenn sie Ihnen hilft, den gewünschten Gesprächspartner zu erreichen.
6.5
Verweise zum Thema
“Vergessen Sie alles über Verkaufen ... und Ihre Kunden kaufen (fast) von selbst“ /
Stephan Gebhardt-Seele / Gabler Verlag /2003 / ISBN 3-409-12420-9
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Hans-Jürgen Hunger
ProSelcon GmbH
Vertriebsberatungsgesellschaft
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.proselcon.de
Tel.: +49 (0)7142 773338
50
Praxishandbuch Vertrieb
7
Geschäftspotentiale
7.1
Überblick
Egal, ob Sie ein bestimmtes Produkt verkaufen oder Mitglieder für einen Verein werben möchten: Die zahlenmäßige Bestimmung des Geschäftspotentials ist aus vielerlei
Gründen wichtig, wobei drei Punkte für Vertriebsaktivitäten hervorzuheben sind.
Erstens ist damit zu entscheiden, ob es sich als Anbieter überhaupt lohnt, für ein bestimmtes Geschäftsmodell Vertriebsaktivitäten zu entfalten. Zweitens dient diese
Größe als Meßlatte dafür, wie erfolgreich unsere Vertriebsaktivitäten bis dato waren.
Und drittens beeinflußt diese Größe zusammen mit den Kunden- bzw. Marktanforderungen die notwendigen und erfolgreichen Vertriebsaktivitäten sowie deren Umfang.
Das Geschäftspotential sollte in mindestens drei Dimensionen beschrieben werden:
inhaltlich (Um welche angebotene Leistung handelt es sich?),
zeitlich (In welchen Zeiträumen oder zu welchen Zeitpunkten besteht das
Marktpotential?) und
quantitativ (Wie hoch sind die möglichen Umsätze, oder wie viele Surfer sollen
unsere Netzseiten besuchen?).
Ein brauchbares, d.h. für Planung und Umsetzung von Vertriebsaktivitäten nützliches
Marktpotential, kommt nicht aus dem hohlen Bauch, sondern ist datengetrieben.
Die Potentialeinschätzung kann von unterschiedlichen Seiten / Perspektiven aus erfolgen, wobei die Produkt-/Angebotsperspektive und die Kundenperspektive am
häufigsten sind. Im Vertrieb betrachten wir Marktpotentiale häufig aus der Produktperspektive. Da Produkte bzw. Angebote nur Mittel zur Befriedigung eines Bedürfnisses sind und der Kunde über den Kauf entscheidet, sollte auch das Geschäftspotential aus der Kundenperspektive ermittelt werden.
7.2
Informationsbedarf
Zunächst geht es darum zu entscheiden, welches die „richtigen“ Informationen für
eine Potentialeinschätzung sind, d.h. welche relevant, zielführend, einfach zu ermitteln sind, oder welche Eigenschaften Sie sonst für die Informationen fordern.
Special Interest Group Vertrieb
51
Praxishandbuch Vertrieb
7.2.1 Allgemeines – Rahmenbedingungen
Relevante, d.h. für den Markterfolg erforderliche, Informationen sind mindestens sol1
che, die als das strategische Dreieck zupotentieller /
sammengefaßt werden, d.h. Informatatsächlicher
Kunde
tionen über potentielle und tatsächliche Kunden (1), über Wettbewer4
ber und ihre Angebote (2) sowie
über uns, unsere Fähigkeiten
Vertriebskanäle
und unsere Angebote an den
Markt (3). Als für den Markterfolg erforderlich und als
2
3
eigenständiges viertes
Wir
Wettbewerber
Element werden zunehmend Informationen über die VertriebsAbb. 5: Strategisches Dreieck bzw. strategische Pyrakanäle (4) betrachtet
mide
(vgl. Abb. 5). Selbstverständlich sind auch die Beziehungen der Elemente untereinander für das
Geschäftspotential relevante Informationen.
Für den Markterfolg erforderlich sind meist weitere Informationen über das
Marktumfeld, über das wir keine Kontrolle haben, z.B. gesetzliche Bestimmungen zur Produkthaftung, zum Umweltschutz, zu Nutzungsbeschränkungen usw.,
zu den auf dem Markt konkurrierenden Technologien, z.B. verschiedene Befestigungstechniken wie Kleben, Schrauben, Schweißen usw. und weitere Umweltbedingungen, wie z.B. geographische oder kulturelle Besonderheiten.
Das Informationsziel bestimmt den notwendigen Informationsumfang. Je klarer der Informationsbedarf umrissen ist, desto besser kommt man mit begrenzten Mitteln aus.
Besonders wichtig sind klare Aussagen zum Zweck der Markteinschätzung
(Was wollen wir damit tun ?), zu den verfügbaren Budgets und den notwendigen Kosten sowie zu zeitlichen Grenzen (Bis wann wollen wir mit den Informationen etwas entscheiden ?).
7.2.2 Kundenbedürfnisse und Bedarfsstruktur
Kriterien für die Kaufentscheidung eines Kunden, seine Bedürfnisstruktur, sind
oft so unterschiedlich wie die Kunden selbst. Damit der Kunde sich für unser
Angebot entscheidet, müssen wir aus Kundensicht einen Vorteil gegenüber
dem jetzigen Zustand und gegenüber Vergleichsangeboten bieten, d.h. einen komparativen Konkurrenzvorteil (KKV).
Welche Kriterien mit welchem Gewicht für wie viele (potentielle) Kunden eine
Kaufentscheidung beeinflussen, sollte zunächst firmenintern erwogen und
dann am Markt gemessen werden.
Wir benötigen diese Messung unabhängig von unserer rosa Brille, weil wir als
Gründer, Entwickler, und ähnlichem nicht mehr objektiv sein können, und weil
Special Interest Group Vertrieb
52
Praxishandbuch Vertrieb
der Kunde in den seltensten Fällen
Immaterielle Nutzenlemente /
„Intangibles“
logisch entscheidet, auch wenn
wir, gerade bei größeren Kaufentscheidungen, oft anderes hören.
Emotionaler
Sozialer
NeuartigOb man alle möglichen KaufkriteNutzen
Nutzen
keitswert
rien ermittelt hat, kann man mit
Nutzen- oder Werttaxonomien überprüfen, z.B. mit J. Sheth’s Sche- SituationsbedingKaufentscheidung
ter Nutzen
ma der 7 Kernnutzen (vgl. Abb. 6),
die man an das eigene Marktangebot anpaßt (geht oft mit „gesundem
Menschenverstand“),
Funktioneller Service- Wirtschaftlicher
oder man nutzt passende MarktforWert
nutzen
Nutzen
schungsmethoden.
Wie viele (potentielle) Kunden
Materielle Nutzenelemente
welches Gewicht auf die einzelnen
/ „Core Tangibles“
Merkmale eines Produkts, z.B. Bedienbarkeit oder Funktionsvielfalt,
Abb. 6: 7 Kernnutzen nach J. Sheth
oder Elemente des Angebots, z.B.
mit oder ohne Finanzierung, mit
oder ohne Wartung, legen und damit ein bestimmtes Kaufprofil zeigen, kann
man i.d.R. auch nicht nur firmenintern ermitteln, sondern muß man ebenfalls
messen.
Da wir nicht alle potentiellen Bedürfnisse auch mit gewinnbringenden Angeboten bedienen können, müssen wir die Kunden in Bedarfsgruppen (Segmente) mit möglichst einheitlichem Kaufprofil einteilen und die Anzahl oder Größe
dieser Gruppen quantifizieren. Man erhält dann Marktgrößen für z.B. die Preissensiblen, die Leistungsorientierten, die Geschwindigkeitsfanatiker und so weiter, und kann nun zielgruppengerechte und gewinnbringende Angebote
entwickeln.
Leider kleben auf den (potentiellen) Kunden keine Etiketten, die sie als „preissensible“ oder „leistungsorientierte“ Kunden ausweisen, d.h. wir müssen einen
Kriterienkatalog definieren, wann wir einen Kunden einer bestimmten Gruppe
zugehörig ansehen (Klassifizierung). Dies funktioniert am objektivsten mit standardisierten Verfahren, wie z.B. Punktbewertungsmodellen oder Mustererkennungsverfahren.
Die Klassifizierung eines Kunden, d.h. seine Zuordnung zu einer bestimmten
Kundengruppe, bestimmt, wie wir an diesen Kunden verkaufen, z.B. über welche Kanäle, mit welchen Werbemitteln, mit welcher Ansprache usw.
Die Größe einer Kundengruppe bestimmt, welchen Verkaufsansatz wir uns leisten können.
Wir können ein Marktpotential am einfachsten erschließen, wenn für die angepeilten Kunden entweder wenig Wettbewerb vorhanden ist (z.B. Markt ist
intransparent, d.h. der Kunde kennt nicht die für ihn in Frage kommenden
Wettbewerber zu unserem Angebot) und damit nur das gegenwärtige Vorgehen des Kunden als Vergleichsmaßstab dient, oder wenn wir Alleinstel-
Special Interest Group Vertrieb
53
Praxishandbuch Vertrieb
lungsmerkmale gegenüber Wettbewerbern haben, die für die Kaufentscheidung des Kunden wichtig sind.
Die Höhe des KKV bestimmt unseren möglichen Marktanteil, d.h. wie viel wir
uns vom Marktkuchen abschneiden können.
7.2.3 Wettbewerber
Für die Abschätzung unserer Markt- und Geschäftspotentiale betrachten wir
oft nur das Naheliegende: das direkt vergleichbare Produkt und der direkt
vergleichbare Kunde. Das ist zwar im täglichen Vertriebsgeschäft notwendig,
zeigt uns aber nur das kurzfristig realisierbare und ein sehr eingeschränktes Potential.
Zur Abschätzung unserer Marktund Geschäftspotentiale müsFinanzierung
Erweitertes Produkt
Installation
sen wir uns aber fragen: Was
(Augmented)
Erfassbares Produkt
stellt alles ein Wettbe(Tangible)
Verpackung
werbsangebot auf ProKern des Produkts
Marke/Image
(Core)
duktebene
dar
(vgl.
ProduktAbb. 7), mit wem und wo/Servicemit stehen wir darüber
Service
kern
Merkmale
hinaus im Wettbewerb,
Qualität
und wie viele WettbeMode/Stil
Garantie
werber haben wir dann?
Welche KKVs haben meine
Lieferbedingungen
Wettbewerber ? Dies zeigt, wo
Marktpotential
noch
erschlossen
werden
kann Abb. 7: Umfang eines Produkts, Ebene des Wettdurch Schließen einer Marktbewerbs
lücke, d.h. durch ein Angebot, das die Wünsche bestimmter Kunden besser trifft als die vorhandenen
Angebote, oder es zeigt, wo Bedrohungen des eigenen Marktanteils bestehen, oder wo bereits ein Überangebot besteht.
Geschäftspotentiale sind auch zu erkennen, wenn man beobachtet, welche
von uns unterschiedlichen Kundengruppen und Produktmärkte unsere Wettbewerber bereits erschlossen haben, welche Marktanteile sie sich erarbeiten
konnten, und welche Marktbedürfnisse danach noch unzureichend abgedeckt werden ? Dieses Vorgehen eignet sich i.d.R. nicht für innovative Unternehmen.
Welche Ziele, Vorgehensweisen und Mittel haben meine Wettbewerber, und
wie beeinflussen diese das Geschäftspotential ? Gerade bei schwer erklärbaren Gütern der Informationstechnologie ist oft das Geschäftspotential durch
eine Zusammenarbeit mit dem Wettbewerb, z.B. beim Bekanntmachen der
Technologie und dem Herausstellen ihrer Vorteile gegenüber etablierten Lösungen, stärker ausweitbar als durch ein alleiniges Vorgehen bei der Markterschließung.
Special Interest Group Vertrieb
54
Praxishandbuch Vertrieb
Auch sollte man seine eigene Potentialeinschätzung sehr kritisch betrachten,
wenn Wettbewerber eine völlig andere Einschätzung des Marktes haben als
wir.
7.3
Erhebungsmethoden und Quantifizierung
Nachdem geklärt ist, welches die „richtigen“ Informationen zur Einschätzung des
Marktpotentials sind, geht es darum, keine handwerklichen Fehler bei der Erhebung,
Umrechnung, Zusammenfassung usw. zu begehen.
Wenn die Informationen, die Sie benötigen, nicht bereits als sogenannte Sekundärinformationen vorliegen, müssen Sie selbst Daten erheben. Das ist teuer, kompliziert
und vor allem zeitaufwendig. Wenn es Ihr Budget erlaubt, lassen Sie sich helfen.
Die Daten, die Sie sammeln, um Höhe und Qualität des Geschäftspotentials zu bestimmen, sollten fünf Kriterien genügen:
Die Daten müssen entscheidungsrelevant, vollständig, aktuell, genau und vergleichbar sein. Was das in Ihrem Fall bedeutet, können wir mit Ihnen klären.
So wie viele Programmiersprachen und Algorithmen für eine Lösung taugen, führen
viele Wege (Methodiken) zu den von Ihnen gewünschten Informationen. Aber dort
wie hier gibt es bessere und schlechtere Lösungen, und die besseren erhalten Sie nur
vom jeweiligen Spezialisten, der meist auch bei der Auswahl helfen kann.
7.3.1 Kooperationsmodelle
Eine einfache und billige Methode die Größe eines Marktes zu bestimmen ist
es, wenn sich die Wettbewerber
auf eine Meldung der Absatz- und Umsatzzahlen an eine neutrale Stelle,
z.B. an einen Notar, verständigen und
sich auf die Struktur der Meldung der Absatz- und Umsatzzahlen einigen.
Der Notar faßt dann die Zahlen zusammen und verteilt die summarischen
Segment- oder Produktzahlen an die meldenden Unternehmen. Diese können die Zahlen um fehlende Wettbewerber ergänzen und so einfach jeweils
nur ihre eigenen Marktanteile in jeder gemeldeten Kategorie ermitteln, nicht
aber auch die der Wettbewerber.
Wenige Industrien können sich auch auf eine gemeinsame Erhebung der Daten verständigen, wie z.B. die Banken. Jede teilnehmende Bank erhält die
Rohdaten und kann damit machen, was sie will.
7.3.2 Unterschiedliche Ebenen und Quellen
Um sich die Realitätsnähe von Absätzen und Umsätzen klar zu machen, und
um sich nicht in Luftschlössern zu verlieren, ist es oft sinnvoll zwischen den folgenden Begriffen zu unterscheiden:
Special Interest Group Vertrieb
55
Praxishandbuch Vertrieb
Marktkapazität:
Die maximal mögliche Anzahl an Bedarfsträgern multipliziert mit dem
größtmöglichen Bedarf pro Bedarfsträger.
Bei Shampoo könnten das alle Haarträger multipliziert mit der durchschnittlich pro Haarwäsche verbrauchten Shampoomenge und einer Haarwäsche pro Tag sein. Bei Steuerberatungssoftware könnten das alle Steuerberater und alle Steuerpflichtigen sein, die mindestens jährlich (evtl. halbjährlich) ein Update ihrer Steuersoftware benötigen. (Versuch, die Obergrenze des Absatzes / Umsatzes festzustellen)
Marktpotential:
Die durchschnittliche Anzahl an Bedarfsträgern multipliziert mit dem durchschnittlichen Bedarf pro Bedarfsträger.
Bei Shampoo könnten das wieder alle Haarträger multipliziert mit der
durchschnittlich pro Haarwäsche verbrauchten Shampoomenge und drei
Haarwäschen pro Woche (Durchschnitt in Deutschland) sein. Bei Steuerberatungssoftware könnten das alle Steuerberater und in- und außerhalb
von Unternehmen mit Steuern beschäftigte Personen sein, die für sich oder
andere die Steuererklärung bearbeiten und mindestens jährlich (evtl. halbjährlich) ein Update ihrer Steuersoftware benötigen. (Versuch, die mit Vertriebsmaßnahmen erreichbaren Bedarfsträger festzustellen)
Marktvolumen:
Der im Markt erfolgte und verbliebene Umsatz oder Verbrauch an Shampoo, das in einer bestimmten Region oder durch eine bestimmte Kundengruppe verbraucht wurde. Steuersoftware, die in einer bestimmten Region
oder an eine bestimmte Kundengruppe verkauft wurde.
Das Marktpotential sollte möglichst von zwei unterschiedlichen Quellen und
möglichst von der Angebots- und der Nachfrageseite her ermittelt werden.
Kommen beide Schätzungen auf ähnliche Größenordnungen, hat man eine
gute Planungsbasis für die weitere Vertriebsarbeit.
Gibt es nichts Vordefiniertes als Geschäfts- oder Marktpotential, muß man sich
das Marktpotential anhand einer hierarchisch strukturierten Indikatorenkette
selbst erschließen, was aber in der Regel billiger ist als eigene statistische Erhebungen (siehe die folgenden beiden Punkte).
7.3.3
Ermittlung von der Verbrauchsseite/Kundenseite her
Die Ermittlung des Marktpotentials von der Verbrauchsseite kann an unterschiedlichen Stellen erfolgen und ist meist aufwendig:
direkt durch Erhebung beim Kunden (Zählung, Befragung usw.)
an einer Stelle zwischen Hersteller und Kunde, z.B. beim Einzelhändler oder
Softwarehaus, beim Großhändler oder Distributor usw.
Special Interest Group Vertrieb
56
Praxishandbuch Vertrieb
Marktforschungsinstitute bieten meist vordefinierte Stichproben zur Markterhebung an (z.B. sogenannte Haushaltspanels oder Handelspanels), bei denen
man sich auf statistische Genauigkeit verlassen kann.
Sind die obigen Methoden nicht anwendbar oder erscheinen sie zu teuer,
kann man das Marktpotential anhand
einer hierarchisch strukturierten Indikatorenkette zu erschließen suchen (siehe
Abb. 8):
Eine allgemein verfügbare Kenngröße, die mit der gesuchten Größe in
Zusammenhang steht (im Fachausdruck „korreliert“ ist), dient als sogenannter erster Indikator, z.B. das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Anzahl der
Haushalte, die Anzahl der Telekomunternehmen, die Anzahl der Steuerberater usw.
Industriespezifische Größen, z.B. Investitionsvolumen der Telekoms in Netze, werden mit diesen allgemein verfügbaren Größen in Beziehung gesetzt, z.B. 12 Prozent unseres BIPs geht
in die Medizin, in den USA sind es 17
Prozent.
Indikatoren
Makroökonomisch: BIP, öffentl. Nachfrage
Soziodemographisch:Einwohner, Haushalte,
Anzahl Mitarbeiter
Branchenspezifisch: EDV-Ausgaben, Anzahl
Arbeitsplatzrechner
Beziehungen,
Trends
Elastizität, Korrelation,
Regression
Kapazität / Potential / Volumen
Gesamtmarkt und/oder Segmente
(z.B. Anzahl Server im Unternehmen)
Beziehungen,
Trends
Elastizität, Korrelation,
Regression
Kapazität / Potential / Volumen
Zielmarkt
(z.B. Fernwartungslizenzen)
Beziehungen,
z.B. %-Marktanteil
Vergangenheitswerte,
Prognosen
Potential / Volumen
Vom Unternehmen bedienter Markt
(z.B. Fernwartungslizenzen)
Verschiedene Kenngrößen können
nun weiter zueinander in Beziehung
gesetzt werden, z.B. mittels KorrelatiAbb. 8: Indikatorenkette Markt
on, Elastizitätszahlen oder prozentual,
bis das gewünschte Geschäftsfeld
bestimmt ist, z.B. Telekommunikations-Meßtechnik oder Investitionen in mittelgroße Serversysteme.
Zusammen mit Wettbewerbsinformationen lassen sich so auch Marktanteile bestimmen.
7.3.4
Ermittlung von der Angebotsseite her
Von der Angebotsseite bedeutet die Volumenbestimmung eine Ermittlung
von Produktion + Import – Export ± Bestandsveränderungen.
Auch auf der Angebotsseite können mit Befragungen die geplanten Produktionsvolumina oder erwarteten Nachfragemengen erhoben werden. Die Import- und Exportzahlen können oft auch nur über eine Zwischenrechnung aus
der offiziellen Statistik ermittelt werden.
Special Interest Group Vertrieb
57
Praxishandbuch Vertrieb
7.4
Tipps
Verwechseln Sie Kaufkriterien nicht mit Produktmerkmalen: Erstere müssen
i.d.R. in letztere übersetzt werden, z.B. mittels „Quality Function Deployment“
(QFD), auch unter dem „House of Quality“ bekannt. Sie sollten aber auf eine
immer bessere Übereinstimmung von beiden hinarbeiten.
Marktstudien erscheinen zwar oft teuer, aber bedenken Sie den Aufwand,
den Sie betreiben (müssen) und die vielen (auch Holz-)Wege, die Sie nur auf
sich allein gestellt gehen. Marktstudien sind insbesondere dann sinnvoll, wenn
Sie zum ersten Mal das Marktpotential ermitteln, und wenn das eigene Sammeln teurer kommt.
Achtung: Marktstudien ersetzen nicht das eigene Denken, aber mit ihnen haben Sie eine viel bessere Ausgangslage für einen erfolgreichen Vertrieb.
Ermitteln Sie Marktpotentiale nicht nur einmal in einem Projekt, sondern entwickeln Sie Methoden und Meßinstrumente periodisch weiter und ergänzen
Sie ständig Ihre Informationsquellen..
Scheuen Sie nicht den Aufwand für gute Informationen. Falsche Informationen kommt Sie erheblich teurer zu stehen.
7.5
Tricks
Marktstudien gibt es auch häppchenweise, so daß Sie Kosten und Nutzen für
die Marktforschung optimieren.
Die Marktbeobachtung erleichtern elektronische Datenbanken, auf die man
sogenannte „Alerts“, vordefinierte Suchanfragen, legen kann, die man zu bestimmten Zeitpunkten und für bestimmbare Zeitintervalle (auch mittels PushTechnologien) auf seinen Schreibtisch geliefert bekommt.
Repräsentativität für individuelle Fragestellungen wird sehr teuer. Mit eigenen
Fragen bei so genannten Omnibus-Umfragen renommierter Marktforschungsinstitute wird die Informationsermittlung erheblich billiger.
7.6
Verweise zum Thema
http://www.stz-ue.de
Kastin, Klaus S., Marktforschung mit einfachen Mitteln, 2. Auflage, dtv 1999
Graumann, Jens und Weißmann, Arnold, Konkurrenzanalyse und Marktforschung preiswert selbst gemacht, mvg 1998
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen
Prof. Roland Heger, PhD
STZ Unternehmensentwicklung, Reutlingen
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.stz-ue.de
Tel.: +49 (0)7121 333567
58
Praxishandbuch Vertrieb
8 Lösungsansätze
Bei der Erstellung von Lösungsansätzen werden die Realisierungsmöglichkeiten eines
Projektes bzw. einer Kundenanfrage ausgelotet, recherchiert und für die Angebotserstellung mit Aufwänden hinterlegt.
Abhängig vom Kunden und von der Situation, in der sich das anbietende Unternehmen befindet, können Lösungsansätze durchaus sehr unterschiedlich ausfallen.
Folglich muss bei der Lösungserstellung auch die Angebotssituation hinterfragt werden, um nicht eine große Lösung zu skizzieren, wenn eine kleine/günstige Lösung gefragt ist. Da dieser Punkt die Vorstufe zur Angebotserstellung ist, finden sich viele Aspekte auch dort wieder oder/und fließen dort ein.
8.1 Faktoren
Die Erstellung eines Lösungsansatzes ist von vielen Faktoren abhängig. Zum einen von
harten Faktoren, die nicht oder nur schwer beeinflussbar sind und von weichen, teilweise „Bauch“-Faktoren, die durch den Anbieter (also durch uns bzw. Sie) für eine
passende Lösung genutzt werden können. Harte Faktoren sind z.B. die Anforderungen und Wünschen des Kunden, die Finanzkraft bzw. das eingeplante Budget, das
technologische Umfeld des Kunden. Ein weicher Faktor ist zum Beispiel der Ansprechpartner beim Kunden oder die Angebotsform (Gesamtpaket vs. Module).
8.1.1
Das Lastenheft
Das Lastenheft stellt den Anforderungskatalog des Kunden dar. Dieser ist noch oft
allgemein gehalten, Wünsche werden nur ungefähr beschrieben. Die genaue technische Ausprägung kann naturgemäß zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt
werden. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Beispielsweise enthalten oft Ausschreibungen schon eine sehr genaue Beschreibung, aus welchem System und auf welche Weise eine Lösung realisiert werden soll. Auf der anderen Seite kann ein Lastenheft aus einer Powerpoint-Präsentation bestehen, die beschreibt, welche Ziele der
Kunde mit der Anwendung erreichen will. Im Bereich der elektronischen Medien gibt
es oft noch nicht einmal das. Der Kunde kommt dann mit grob skizzierten Ideen (Karopapier, handschriftlich) und stellt diese vor. Nicht selten soll dann schon ein ungefährer Preis genannt werden.
Special Interest Group Vertrieb
59
Praxishandbuch Vertrieb
8.1.2
Die Ansprechpartner (firmenintern/beim Kunden)
Haben Sie schon Kontakt zu einem (möglicherweise kompetenten) Ansprechpartner
bei Ihrem Kunden oder arbeiten Sie bereits für Ihn, dann sind die Voraussetzungen für
eine auf den Kunden zugeschnittene Lösung recht gut. So kann sehr früh und nicht
durch Hierarchie-/Kompetenzebenen gefiltert nach den Anforderungen des Kunden,
die möglicherweise nicht im Lastenheft stehen, später herauskamen oder unterschwellig beim Kunden existieren, gefragt werden. Denn Mitarbeiter, die beim Kunden in der Exekutive sitzen, können die Situation, die einer Lösung bedarf, in der Regel besser beurteilen als die Administrative (z.B.: Geschäftsführung).
ACHTUNG: Auch externe Berater, die mit dem Kunden schon längere Zeit zu tun haben sind nicht vor Betriebsblindheit gefeit. Auf jeden Fall ist es von Vorteil, das „Gegenüber“ zu kennen. Denn zu einem hohen Prozentsatz entscheidet immer noch der
Bauch bei einer Projektentscheidung. Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn Ihre
Lösung noch nicht zu 100% passt und Sie nochmals nachbessern dürfen.
8.1.3
Das Pflichtenheft
In Zusammenarbeit mit dem Kunden wird der funktionelle Rahmen, der durch die
spätere Anwendung abgedeckt werden soll, festgelegt. Zum einen ist dies als Gedankenstütze für den Kunden wichtig, um später bei der Angebotsdurchsicht nachvollziehen zu können, welche Funktionalitäten gefordert wurden. Das Pflichtenheft ist
zudem wichtig, wenn es (hoffentlich nicht) zu Komplikationen kommt, beispielsweise,
wenn der Kunde Funktionen, die er seiner Meinung nach gefordert hat, nicht vorfinden sollte.
Weitere Vorteile:
Eventuell fallen dem Kunden bei den Sitzungen weitere Funktionen ein, die im
Lastenheft nicht erwähnt wurden.
Vermeidet nachträgliche Erweiterungen von Lösungen und Angeboten, bzw.
kann dann als Grundlage für Nachtragsangebote herangezogen werden.
Sicherheit für beide Seiten, da der Umfang klar ist ("aneinander vorbeireden"
wird vermieden).
8.1.4
Eingesetzte Techniken, Infrastruktur, Lieferanten, Strukturen des Kunden
Die beim Kunden bereits existierende Infrastruktur, also Software, Hardware, Netztopologie und –komponenten, kann je nach Art des Projektes entscheidend für die Lösungserstellung sein. In diesem Bereich stellt sich die Frage, welche Teile der Infrastruktur der Kunde beibehalten, ausbauen oder ersetzen möchte. Ist beabsichtigt,
die Lösung mit dieser Technik zu betreiben oder wird die angestrebte Lösung auf einer extra hierfür angeschafften Technik betrieben? Diese Fragen stellen sich vor allem dann, wenn diese Punkte nicht im Lastenheft geklärt wurden.
Im Bereich der Internetapplikationen wird zum Beispiel gerne das zu verwendende
Content-Management-System oder die Anbindung an Fremdsysteme und Daten-
Special Interest Group Vertrieb
60
Praxishandbuch Vertrieb
banken vorgegeben. Auch die Vorlieben (oder Beziehungen?) des Kunden lassen
sich bei der Klärung der Technikbasis gerne herauslesen.
8.1.5
Investitionsschutz (ROI)
Kann bereits Bestehendes (interne/abgeschlossene Produktionen, Lizenzsoftware,
OpenSource) als Basis verwendet werden? Andererseits kann eine Anpassung aufwendiger sein als das Neuerstellen einer Software. Eventuell auf Lizenzsoftware zurückgreifen oder Standardsoftware konfektionieren.
Vorher mit dem Kunden klären (wenn nicht sogar verlangt), ob Software auf OpenSource-Basis verwendet werden kann. Modulare Erstellung (OOP) anstreben, um
auch Teile der Produktion wiederverwenden zu können.
8.1.6
Umfang der Lösung
Der Kontakt zum Kunden und die Kenntnis darüber, was der Kunde mit der angestrebten Lösung „machen will“ sind hilfreich, um den realen Bedarf des Kunden zu
ermitteln. Denn ein technisch hervorragender Lösungsansatz kann für manchen Kunden einfach zu groß sein.
Im CMS-Bereich reicht für Kunde A die Möglichkeit aus, seine Website ab und an
selbst aktualisieren zu können, Kunde B benötigt alle Schikanen, inklusive Usertracking
und Newslettermodul, da er über diesen Kanal aktiv verkaufen möchte. In solchen
Fällen – vor allem, wenn das Lastenheft diese Auskunft nicht hergibt – muss diese Frage bei der Erstellung des Pflichtenhefts angesprochen und geklärt werden. Dieser
Punkt ist auch bezüglich der Angebotshöhe von Belang.
Eine Lösung kann beispielsweise folgendermaßen „verpackt" werden:
„All-Inclusive“-Lösung: Großes Paket, das alle Funktionalitäten auf einen Schlag
abdeckt. Die Lösung wird komplett erstellt.
Modullösung: Das Wort „Modul“ bezieht sich hier nicht auf die Programmierung,
also die Programmmodule. Modul ist hier die Zusammenfassung von Funktionen
zu einem logischen Block. Hierbei werden die wichtigsten Funktionen zum Betrieb
der Anwendung als Basisanwendung als ein Modul zusammengefasst. Funktionen, die nicht zwingend erforderlich sind, werden als weitere Module separat auf
Anforderung erstellt. Die Lösung kann später oder nach der Fertigstellung des
Kernmoduls erweitert werden.
Wird eine schrittweise (Modul-)Lösung angestrebt, sollten die vorhergehenden Module möglichst problemlos erweiterbar sein, sollte sich der Kunde für zusätzliche Lösungsoptionen entscheiden.
8.2
Tipps
Bei der Lösungserstellung Kunden oder Kundenkontakter einbinden:
Einen kurzen Draht zu Entscheidern und Vorstufe schaffen. Ansprechpartner zu
Partnern machen. Im Idealfall fühlt sich der AP persönlich betroffen, sollte seine Wahl (= wir) von anderen kritisiert werden.
Special Interest Group Vertrieb
61
Praxishandbuch Vertrieb
Der Kunde muss sich in der Lösung wiederfinden (siehe oben): der Kunde
muss die Lösung intern verteidigen können. Spricht im Idealfall von "seiner Lösung".
Die Lösungsansätze mit dem Kunden/Kontakter vor Ausarbeitung besprechen:
Grobskizzierung mit dem Ansprechpartner durchgehen (wenn möglich und
kompetent genug). Vermeidet Unklarheiten und Mehraufwände, sollte der
Kunde mit einfacheren Lösungen zufrieden sein. Erhöht Interesse/Neugier an
der Lösung.
Versuchen, den Budgetrahmen zu erfahren:
Somit entfallen möglicherweise von Beginn an besonders aufwendige Lösungen. Auch kann abgewägt werden, ob eine Anfrage ernst genommen werden kann (Widerspruch: Anspruch/Budget). Miet-, Leasing-, Beteiligungs-, ASPModelle in Betracht ziehen.
Modulbaukasten erstellen (auch bei Konzepten/Angeboten): Langfristig muss
der Aufwand, einen Lösungsansatz für ein Angebot vorzubereiten, möglichst
gering gehalten werden. Daher sollten Teile, die sich in allen/vielen Projekten
wiederfinden (z.B. Schnittstellen zu Datenbanken, Parameterdateien, Formulare, News-, Newsletter-Module) als Software, aber auch als Konzepte und Angebote modularisiert werden (Excel/Datenbank/Textbausteine).
8.3
Tricks
Recycling von bestehenden Produkten: Produktion auf Basis einer vorhandenen Software (siehe oben). Entwickler entsprechend briefen. Datenbank mit
Modulreferenzen und -beschreibungen aufbauen.
Lösungen an bekanntes Kundenverhalten anpassen: Lösung so ansetzen, dass
problemlos Funktionen entnommen werden können, ohne dass die Realisierung des Gesamtprojekts gefährdet ist. Eventuell mehr Funktionen vorsehen als
gewünscht, Module und Optionen, die im Ernstfall ohne Probleme entnommen werden können, vorsehen.
Modulare Lösung anstreben: Erleichtert die Erweiterbarkeit der Lösung (Pro-Argument). Die einzelnen Module können in anderen Lösungen wieder verwendet werden.
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Axel Weirauch
drei.neun Mediengestaltung GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.drei.neun.de
Tel.: +49 (0)711 222959-22
62
Praxishandbuch Vertrieb
9
Das Angebot
Ist der Vertriebsprozess beim Angebot angelangt, hat der Anbieter die Chance, sich
und seine Leistungen erneut zu präsentieren. Im Angebot lässt sich der erste Eindruck
bestätigen, verbessern oder auch verschlechtern.
Ähnlich wie bei den anderen Vertriebsprozess-Stufen ist auch beim Angebot auf Ausgewogenheit zwischen Angebotsvolumen und Aufwand zu achten. Was nicht heißen soll, dass mit „kleinen“ Angeboten nachlässig umgegangen werden kann. Jeder
der in den folgenden Kapiteln beschriebenen Punkte muss beachtet werden, jedoch
sollte auf die Verhältnismäßigkeit geachtet werden. Ein vermeintlich kleines erstes
Angebot kann große Aufträge nach sich ziehen!
9.1
Allgemeines – Rahmenbedingungen
Wichtigste Grundregel ist, sich das Ziel/den Nutzen des Kunden immer vor Augen zu
halten. Versuchen Sie nicht, im Angebot die „eierlegende Wollmilchsau“ anzubieten.
Bieten Sie statt dem „Big Bang“ ein stufenweises Vorgehen an. Zeigen Sie Ihrem Kunden, dass dieses Angebot nicht von der Stange kommt. Dennoch müssen Sie nicht
bei jedem Angebot das Rad neu erfinden. Greifen Sie auf ähnliche Angebote im
Sinne eines Baukastensystems zurück.
Jegliche Information, die Sie rund um das Angebot von Ihrem Kunden erhalten können, verbessert Ihre Chancen bzw. reduziert den Aufwand. Soweit möglich, loten Sie
die Chancen aus – oft genug werden nur Dummy-Angebote eingeholt und die Entscheidung für einen Wettbewerber steht schon fest. Aber auch in solchen Situationen
können Sie Ihrer Kontaktperson einen Gefallen tun. Dies kann sich zu einem späteren
Zeitpunkt für Sie lohnen.
Insbesondere bei Ausschreibungen sollten Sie möglichst viel über die Wettbewerber
herausfinden (Systeme, Schwerpunkte, Referenzen, örtliche Gegebenheiten). Mit
diesen Informationen können Sie sich mit Ihrem Angebot entsprechend vom Wettbewerb abheben.
Hilfreich sind außerdem Informationen bezüglich des ungefähren Budgets. Es wird
Ihnen vermutlich kaum ein Kunde eine genau Zahl herausgeben, Größenordnungen
können jedoch schon sehr hilfreich sein.
Special Interest Group Vertrieb
63
Praxishandbuch Vertrieb
Bei Festpreisangeboten gilt es v.a. folgende Punkte zu beachten:
Pflichtenheft, ggf. Spezifikation beifügen, damit der Angebotsumfang eindeutig ist.
Leistungen, die nicht klar definiert werden können, abgrenzen
Festlegung der Änderungsprozedur („Change request“) bei neuen Anforderungen oder Abweichungen
Achten Sie beim Angebot auf Qualität (fachlich, formal) und untermauern Sie dies
z.B. durch eine zweite Unterschrift. Der Eindruck Ihres Angebots reflektiert Ihr Produkt
bzw. Ihre angebotene Leistung. Transparenz im Angebot, z.B. statt eines Festpreises
einzelne Stufen/Module mit Preisen oder Aufwand auszuweisen, schafft Vertrauen!
Bieten Sie im Anschreiben auch eine Angebotspräsentation vor Ort an. Somit besteht
die Chance, ggf. offene Punkte im Dialog zu klären.
9.2
Form und Aufbau – Der erste Eindruck
Angebote sollten einheitlich aufgebaut sein. Dafür lohnt es sich, Dokumentvorlagen
entsprechend dem Corporate Design anzulegen. Unterscheiden Sie die Vorlagen z.B.
nach Angebotsform (Festpreis/Time&Material) oder –umfang.
Wenn das anbietende Unternehmen noch nicht hinreichend bekannt ist, besteht hier
die Möglichkeit ein Kurzprofil zu platzieren.
Achten Sie auf eine klar strukturierte und übersichtliche Form. Seitenweise Text ist
schwer zu lesen. Lockern Sie den Inhalt durch aussagefähige Grafiken oder Bilder
auf. Bei umfangreichen Angeboten (> 20 Seiten) ist ein Management Summary empfehlenswert.
Folgende Beispielstruktur beinhaltet die wichtigsten Elemente:
Deckblatt mit Ansprechpartner des Kunden und von Ihnen
Summary (Angebot > 20 Seiten)
Aufgabenbeschreibung
Technischer Teil
Leistungsbeschreibung
Rahmenbedingungen/Preisteil
Achten Sie auch beim Versand auf Qualität. Es lohnt sich z.B. in einen kartonierten
Umschlag zu investieren oder sehr umfangreiche Angebote zu binden.
Bei Ausschreibungen sind besondere Regeln zu beachten. Diese werden Ihnen in
den Ausschreibungsunterlagen i.d.R. exakt vorgegeben. Achten Sie peinlich genau
auf Punkte wie z.B.:
Termine
Alle gewünschten Vordrucke ausfüllen
An allen gewünschten Stellen unterschreiben
I.d.R. Ausschreibungsunterlagen in separatem Umschlag mit darauf hinweisendem Aufdruck
Unterlagen persönlich oder per Kurier mit Empfangsbestätigung
Special Interest Group Vertrieb
64
Praxishandbuch Vertrieb
9.3
Rechtliches – Hier entstehen später die Diskussionen
Beschreiben Sie den Leistungsumfang präzise und ausführlich. Vermeiden Sie
schwammige Formulierungen wie z.B. „Schnittstellen zu diversen internen Systemen“.
Beschreiben Sie stattdessen in diesem Fall jede Schnittstelle so exakt wie möglich.
Ebenso wichtig sind alle Punkte, die nicht im Leistungsumfang enthalten sind. Auch
hier gilt es alles aufzulisten, was später zu Diskussionen führen könnte.
Beschreiben Sie sämtliche Voraussetzungen für dieses Angebot:
Dokumente, auf denen das Angebot aufbaut oder auf die es sich bezieht
Hardwarevoraussetzungen
Softwarevoraussetzungen
Zugriff auf Unterlagen und Systeme beim Kunden
ggf. Arbeitsplatz beim Kunden
ggf. notwendige Lizenzen klären
Neben dem Preis sind noch weitere Eckdaten der kommerziellen Umgebung zu definieren:
Zahlungsmodalitäten
Zahlungsziele
Reisekosten und Spesen
Falls Sie AGBs haben, sollten Sie diese unbedingt dem Angebot beifügen. Alternativ
können ins Angebot rechtliche Elemente wie Gewährleistung, Haftung, Rechte, Datengeheimnis, etc. mit aufgenommen werden. Speziell für den Fall, dass durch eine
entsprechend im Angebot platzierte Rückantwortseite mit Unterschrift ein Vertrag
zustande kommt, gelten die hier getroffenen Vereinbarungen und nicht das i.d.R. für
Sie „schlechtere“ BGB. Wenn Sie diesen Weg gehen, sollten Sie analog zu AGB
und/oder Rahmen/Einzelvertragswerken einen Rechtsanwalt konsultieren. Die Investition im Vorfeld hilft Ihnen im Streitfall.
9.4
Tipps und Tricks
Bei komplexen Angeboten ist es sinnvoll, das Angebot persönlich zu übergeben und mit dem Ansprechpartner durchzusprechen.
Alle Punkte, die klar im Angebot enthalten sind, führen später nicht zu Diskussionen.
Aufwandschwelle senken: Letzte Seite mit Unterschrift und Fax-Nr. als Auftragsbestätigung.
Im Falle einer Angebotspräsentation muss ein Entscheider dabei sein. Dies gilt
für Anbieter und Kunden.
Bei anschließenden Preisverhandlungen nicht zu viel Spielraum geben, dies
führt zu Vertrauensverlust. Regel: Kein Nachlass ohne Grund.
Bei Aussicht auf Folgeprojekte kann das erste Angebot enger kalkuliert werden (im Einzelfall gut abwägen – Risikobetrachtung).
Special Interest Group Vertrieb
65
Praxishandbuch Vertrieb
Die-tun-was-Effekt: Möglichst viele Fragen während der Angebotserstellung im
direkten Kontakt klären.
Mündliche Angebotsabsprache (kurz vor Versand).
Fleißaufgaben, die vom Kunden übernommen werden können, extra ausweisen - dies mindert den Gesamtpreis.
Teure Zusatzanforderungen ggf. durch günstigere, einfachere Lösungen im
Angebot ersetzen, darauf aber explizit hinweisen.
Bei den Zahlungsmodalitäten Luft für Verhandlungen schaffen, z.B. bei Versuchen, den Preis zu drücken, Kompensation durch vorgezogene Zahlungen
(schafft Liquiditäts- bzw. Zinsvorteil für den Anbieter).
9.5
Verweise zum Thema
Zu diesem Thema gibt es leider wenig Verweismöglichkeiten. Fragen Sie Partner oder
befreundete Unternehmen, Angebotsrahmen sind keine vertraulichen Dokumente,
da wird man Sie sicher unterstützen.
Kommerzielle Anbieter von Dokumentvorlagen unterschiedlichster Art:
www.vorlagen.de
www.redmark.de
www.formblitz.de
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Klaus Hillemeier
comundus Unternehmensberatung GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.commundus.com
Tel.: +49 (0)7151 50028-0
66
Praxishandbuch Vertrieb
10
Verhandlung
Von Verhandlung spricht man, wenn Personen oder Parteien mit unterschiedlichen
Interessen miteinander kommunizieren, um zu einer Einigung zu kommen.
Die Qualität einer Verhandlung bemisst sich nach ihrer
Effektivität (Qualität des Resultats),
nach ihrer Effizienz (Zeitökonomie) und nach
dem Verhandlungsklima (Qualität der Beziehung).
Ein gutes Verhandlungsergebnis ist
klar, d.h. eindeutig in der Auslegung,
realisierbar, d.h. keine Luftschlösser,
fair, d.h. keiner wird übers Ohr gehauen und
nützlich für beide Seiten ( win-win-Situation).
Unterscheiden Sie eine Verhandlung in drei Phasen, die bestimmte Aktionen nach
sich ziehen:
Vorbereitung
Durchführung
Nachbereitung
10.1
Vorbereitung
Die Hauptfragen vor einer Verhandlung lauten: “Was und bis wann wollen Sie es erreichen?“ und „Warum ist das wichtig für Sie?“ Um Antworten auf diese Fragen zu
finden, führen Sie eine sorgfältige Untersuchung durch, um Informationen zu sammeln und damit gut vorbereitet zu sein und um nicht überrascht werden zu können.
„Wer nicht weiß, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt.“ (Robert F. Mager)
Die Zielsetzung ist ein entscheidender Aspekt bei der Analyse und Planung Ihrer Position. Listen Sie Ihre Ziele in konkreten, messbaren Einheiten auf, zum Beispiel in Währungseinheiten oder Prozentzahlen. Es ist nicht immer möglich sich konkrete Ziele zu
stecken. Das sind dann abstrakte Ziele. Die sind in der Regel nicht messbar und es ist
somit schwierig zu erkennen, ob Sie Ihr Ziel erreicht haben.
Special Interest Group Vertrieb
67
Praxishandbuch Vertrieb
Dennoch ist es wichtig, sich abstrakter Ziele bewusst zu sein und sie –wenn möglich –
zu formulieren. Viele, wenn nicht sogar alle Verhandlungssituationen beinhalten
mehrfache Ziele. Listen Sie alle Ziele für die Verhandlung auf und setzen Sie Prioritäten. Wenn eine Verhandlung mit zu vielen Zielen belastet ist, ist es schwer zu einer
Einigung zu gelangen.
Legen Sie im Rahmen Ihrer Zielsetzung einen Verhandlungsspielraum oder Zielkorridor
fest. Je breiter Sie den Zielkorridor wählen, desto größer ist die Chance auf einen
Verhandlungserfolg. Bestimmen Sie die beste Alternative, wenn es nicht zu einer Einigung kommt. Machen Sie sich klar, welche Interessen und Bedürfnisse eigentlich hinter Ihren Zielen stehen. Was sind die vermutlichen Ziele Ihres Verhandlungspartners
und welche Interessen und Bedürfnisse vermuten Sie dahinter? Gibt es gemeinsame
Interessen und wenn ja, wie lauten diese?
Schreiben Sie sich Ihre Fragen, die Sie Ihrem Verhandlungspartner stellen wollen, bereits im Vorfeld auf und überlegen Sie sich mögliche Argumente auf die zu erwartenden Antworten. Rechnen Sie mit möglichst vielen Varianten und lassen Sie sich nicht
aus dem Konzept bringen, wenn keine der erwarteten Antworten kommt und das
Gespräch damit unter Umständen einen anderen Verlauf nimmt. Rechnen Sie damit,
dass Ihr Gegenüber sich ähnlich auf die Verhandlung mit Ihnen vorbereitet. Denken
Sie daran, dass „der Ton die Musik macht“.
Ist der Raum vorbereitet? Ist für die Bewirtung gesorgt, ist eine Agenda erstellt, welche Materialien setzen Sie zur visuellen Unterstützung ein? Was werden Sie konkret
tun, um zu Beginn, im Laufe der Verhandlung und zum Abschluss die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Verhandlungspartner positiv zu gestalten?
10.2
Durchführung
Achten Sie bei der Begrüßung auf den Aufbau einer positiven Atmosphäre. Natürlich
sind Ihnen, sollten Sie nicht in eigenem Haus verhandeln, gewisse Grenzen gesetzt.
Ein charmantes Kompliment oder ein gekonnt geführter „Small-Talk“ tragen jedoch
immer, egal wo, zu einer entspannten Atmosphäre bei.
Aber Achtung! Ein Kompliment kann auch als Anbiederung verstanden werden und
bewegen Sie sich darüber hinaus im internationalen Umfeld, empfiehlt es sich dringend, auf kulturelle Unterschiede zu achten. Sonst wird aus einer wohlgemeinten
Aussage schnell eine „politische Unkorrektheit“ oder im schlimmsten Fall gar „sexuelle
Belästigung“. Dass asiatische Geschäftspartner der Visitenkarte eine wichtige Bedeutung beimessen und die Überreichung einer solchen aus westeuropäischer Sicht fast
schon an eine Zeremonie erinnert, ist indes hinlänglich bekannt.
Peinlich könnte werden, wenn die zur Verfügung stehenden Arbeitsmittel entweder
nicht vorhanden sind oder wenn vorhanden, nicht funktionieren. Jeder kennt die
Situation mit den verbrauchten Stiften am Flipchart, dem Notebook, das gerade
nicht hochfahren will, oder dem Beamer, der nicht funktioniert etc.
Je nach Verhandlungsposition gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Dabei hat
sich die Variante „sanft im Umgang, hart in der Sache“ meist als Erfolg versprechend
erwiesen.
Special Interest Group Vertrieb
68
Praxishandbuch Vertrieb
Die Grundlage für eine erfolgreiche Verhandlung sind auch Ihre kommunikativen
Fähigkeiten!
Sie sind ein guter Gesprächspartner, wenn Sie
gut präsentieren,
hervorragend zuhören,
geschickt die richtigen Fragen stellen,
körpersprachliche Signale beachten (die Körpersprache teilt die Einstellung zu
sich selbst, die Einstellung zum anderen und die Einstellung zur Sache mit).
Optimal kommunizieren heißt auch, auf Abwehr des anderen nicht seinerseits mit
Abwehrmechanismen zu reagieren. Dabei ist nicht wesentlich, ob Sie Ihren Gesprächspartner tatsächlich angreifen, wesentlich ist, ob dieser sich angegriffen fühlt!
In einer optimalen Kommunikation gibt es kein Sieger-Verlierer-Denken! (win-winSituation, s.o.). Wann immer das Selbstwertgefühl des anderen verletzt wird, leidet die
Kommunikation. Je besser das Selbstwertgefühl des anderen ist, desto harmonischer
verläuft die Kommunikation. Trennen Sie also Person und Sache. Machen Sie sich klar,
dass das nicht einfach ist! 80 Prozent der Kommunikation läuft auf der emotionalen
Ebene ab. Nur 20 Prozent auf der Sachebene!
Viele Verhandlungen enden ohne konkretes Ergebnis. Ein konkretes Ergebnis kann
immer herbeigeführt werden.
Es besteht entweder aus
einem Konsens,
einem Kompromiss oder aus einer
Vertagung
10.3
Nachbereitung
Oft vernachlässigt wird die Nachbereitung. Man geht auseinander im Vertrauen darauf, dass der andere es schon richten wird.
Erstellen Sie deswegen ein Ergebnisprotokoll inklusive einer To-do-Liste und legen Sie
Verantwortlichkeiten und Endtermine fest. Dieses Vorgehen beinhaltet natürlich
auch, dass die Termine überwacht werden.
So gerüstet steht Ihrem Verhandlungserfolg nichts mehr im Weg.
10.4
Tipps und Tricks aus der Praxis
Schaffen Sie eine angenehme Verhandlungsatmosphäre. Behandeln Sie ihre
Gesprächspartner zuvorkommend und freundlich.
Achten Sie auf Ihre Körperhaltung! 90 Prozent unserer Kommunikation finden
nonverbal statt, der Körper reagiert zwei bis drei Sekunden schneller und unverfälschter als die Sprache.
Gestik, Mimik Körperbewegung, Zeichen und Symbole, Stimmklang Körperabstand – das alles ist beim Informationsaustausch signifikant.
Special Interest Group Vertrieb
69
Praxishandbuch Vertrieb
Das Besprechungsprotokoll wird immer von Ihnen verfasst. Am besten bereits
vor Verhandlungsbeginn. So arbeiten Sie automatisch zielorientiert.
Wenn auf Ihrer Seite mehrere Personen an der Verhandlung teilnehmen, legen
Sie unbedingt vor Verhandlungsbeginn die Rollen/Aufgabenverteilung fest!
("Good Guy - Bad Guy")
Nicht jede Verhandlung kann so akribisch vorbereitet werden. Orientieren Sie
sich an Herrn Pareto. Mit 20 Prozent Ihres Aufwandes, erwirtschaften Sie 80 Prozent Ihres Ergebnisses. Der Rest ist oder wird Routine.
10.5
Verweise zum Thema
http://www.methode.de
http://www.methode.de/am/mu/am01.htm
http://www.systems-world.de/?id=8223
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Thomas Geiling
thomas geiling
_vertriebstraining und beratung
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.geiling.biz
Tel.: +49 (0)711 81608 62
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Praxishandbuch Vertrieb
11
Vertragsgestaltung
Der Abschluss eines Vertrags sollte immer das Ziel im Vertriebsprozess sein. Wenn der
Anbieter soweit gekommen ist, dann ist der Rest eigentlich ein Leichtes. Allerdings
kommt es gerade bei diesem Baustein darauf an, dass nicht mit einem mangelhaften Vertrag womöglich die langfristigen (und kostenintensiven) Bemühungen des
Vertriebs zunichte gemacht werden. Deshalb lohnt es sich, in die Vorbereitung und
Ausarbeitung eines Vertrags ausreichend Zeit und Aufwand zu investieren.
An dieser Stelle soll auch darauf hingewiesen werden, dass in Deutschland (zumindest unter Vollkaufleuten) nahezu völlige Vertragsfreiheit besteht. Also haben auch
mündlich getroffene Vereinbarungen vom Grundsatz her dieselbe Gültigkeit und
Verbindlichkeit wie schriftlich geschlossene Verträge. Allerdings hat der schriftliche
Vertrag den klaren Vorteil der Beweisbarkeit, weshalb es sich immer empfiehlt „ein
Stück Papier“ aufzusetzen.
11.1
Vorbereitung des Vertrags
11.1.1 Grundsätzliche Überlegungen
Liegt uns vielleicht bereits ein Vertragsentwurf der anderen Partei vor oder haben wir
den Vertrag gestaltet bzw. noch zu gestalten?
Sollten wir für die Ausarbeitung eines Vertragsentwurfs zuständig sein, so muss noch
mehr auf die Formulierung und Vollständigkeit der einzelnen Konditionen und Vertragspunkte geachtet werden, als ohnehin schon. Eine „Nachbesserung“ aufgrund
eines eigenen Versäumnisses ist peinlich und zeugt entweder von mangelnder Erfahrung oder aber einfach von „Schlamperei“. Darüber hinaus kann die andere Partei
sich aber auch stur zeigen und die nachträgliche Veränderung bestehender oder
die Hinzunahme neuer Punkte schlicht weg nicht zulassen und somit das Zustandekommen des gesamten Vertrags gefährden.
11.1.2 Bestandteile – Mindestanforderungen
Vertragsparteien
In der Regel in den Formularkopf gehören die einzelnen Parteien mit ihrer vollständigen Firmierung (also mit Rechtsform, z.B. GmbH, AG, KG etc.) und der
kompletten Adresse. Es empfiehlt sich hier zu regeln, wie die einzelnen Partner
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Praxishandbuch Vertrieb
nachfolgend genannt werden sollen (z.B. „Schulze & Partner Beratungsgesellschaft mbH, nachfolgend S & P genannt“).
Gegenstand des Vertrags
Um was geht es bei dem Vertragsabschluss?
Welche Art von Leistung soll erbracht werden?
Geht es um die Lieferung eines Produktes oder um die Erbringung einer Dienstleistung?
Zu erbringende Leistung: Beschreibung und Umfang
Welche Leistungen oder Teilleistungen werden von welchem Partner übernommen?
Für welche Bereiche sind wir zuständig?
Sind wir evtl. Generalunternehmer (GU) und tragen die Verantwortung für
(zahlreiche) Sub-Lieferanten?
Sich hieraus ergebene Weisungsrechte gegenüber anderen Projektbeteiligten
(z.B. durch vom Auftraggeber direkt beauftragte Dritte) sollten unbedingt an
dieser Stelle klar definiert und als fester Bestandteil des Vertrags fixiert werden.
Laufzeit bzw. Gültigkeit des Vertrags
In den häufigsten Fällen endet die Vertragslaufzeit mit der Erbringung der beauftragten Leistung und der Abnahme durch den Auftraggeber. In einzelnen
Fällen kann es aber sinnvoll sein, die Gültigkeit bzw. die Laufzeit des Vertrags
von der Erbringung einer Projektleistung zu entkoppeln.
Zeitraum bzw. Zeitpunkt der Leistungserbringung
Wann beginnt die Leistungserbringung (evt. hier auch Verweis auf separaten
Projektplan)?
In welchem Zeitraum soll daran gearbeitet werden?
Haftung und Haftungsausschlüsse:
Wer haftet für welche Bereiche, wer ist für welche Leistung verantwortlich (siehe auch „Umfang der Leistungserbringung“)? Können wir überhaupt einzelne
Haftungsrisiken ausschließen oder zumindest absichern („Betriebshaftpflichtversicherung“)? Für die verschiedenen Berufsgruppen und Branchen gibt es
bei den Versicherern verschiedene spezifische Angebote. Wichtig ist hierbei
die möglichst genaue Definition der Tätigkeit und der sich daraus unter Umständen entwickelnden Risiken, damit diese auch Bestandteil des Versicherungsvertrags sind.
Gerichtsstand, wird hierzu nichts vereinbart, so gelten die gesetzlichen Regelungen:
„Geldschuld = Bringschuld“ (Gerichtsstand am Sitz des Gläubigers)
„Lieferschuld“ = Holschuld“ (Gerichtsstand am Sitz des Schuldners)
Besser man klärt dies bereits bei Abschluss des Vertrags; dies spart im Zweifel
Reisekosten, da sich auch ein vom jeweiligen Sitz der Parteien unabhängiger
Gerichtsstand, zum Beispiel in der geografischen Mitte, vereinbaren lässt.
Salvatorische Klausel
Es empfiehlt sich in jedem Fall diese Klausel aufzunehmen, um nicht zu riskieren, dass das gesamte Vertragswerk aufgrund einer rechtlich nicht durchsetzSpecial Interest Group Vertrieb
72
Praxishandbuch Vertrieb
baren Formulierung anfechtbar wird. In der Praxis gibt es hierzu verschiedene
Formulierungen, die im Kern aber stets dieselbe Aussage haben sollten.
Zum Beispiel kann die Formulierung wie folgt lauten:
„Sollte eine Bestimmung dieses Vertrages unwirksam oder undurchsetzbar sein
oder werden, so bleiben die übrigen Bestimmungen dieses Vertrages hiervon
unberührt. Die unwirksame oder undurchsetzbare Bestimmung ist durch eine
durchsetzbare und wirksame Bestimmung zu ersetzen, welche dem Zweck der
ersetzten Bestimmung am nächsten kommt.
Ort, Datum und Unterschrift
Hier ist es vor allem wichtig sicherzustellen, dass der Unterzeichner auch wirklich zeichnungsberechtigt ist. Sinnvoll ist auch, den Namen des Unterzeichners
in einer lesbaren (Word/Maschinen)Schrift unter die Unterschrift zu setzen.
11.1.3 Zusätzliche Bestandteile
Präambel/Executive Summary
Vor allem bei einem umfangreicheren Vertragswerk empfiehlt es sich, zu Beginn Gegenstand, Beteiligte und Ziel des Projektes in einem separaten Absatz,
quasi als „Vorwort“ und Kurz-Zusammenfassung, aufzuführen.
Projektbeteiligte
Um eine höhere Verbindlichkeit zwischen den Parteien herzustellen, empfiehlt
es sich die Verantwortlichen (in der Regel die Projektleiter) namentlich im Vertrag zu definieren. Auch sollte an dieser Stelle an eine Stellvertretungsregelung
gedacht werden. Besteht jedoch Unsicherheit, ob die definierten Personen
über den gesamten Zeitraum des Projektes zur Verfügung stehen, so sollte hier
eine Art „Freizeichnung“ integriert werden, die den Parteien den Ersatz durch
eine andere Person zugesteht.
Regelung von Nutzungs- und Verwertungsrechten
Zum Beispiel für durch den Auftraggeber direkt beigestellte Softwarekomponenten oder (vor allem bei Web-Design-Projekten) Film-, Bild-, Tonmaterialien.
Sind hier die Nutzungsrechte eindeutig geklärt oder könnten hier zusätzliche
Kosten und Verpflichtungen (hier auch Haftungsrisiko beachten) entstehen?
Zahlungsplan
Es empfiehlt sich einen Zahlungsplan mit Terminen und exakten Größenordungen zu vereinbaren und im Vertrag zu fixieren (zum Beispiel „30%“ bzw. mit exakten Beträgen und klaren Zahlungszielen, wie zum Beispiel „sofort ohne Abzug“).
Rücktrittsklauseln
Was passiert, wenn der Auftraggeber das Projekt aussetzt oder ganz absagt?
Zu welchen Konditionen kann er zu welchem Zeitpunkt absagen? In der Praxis
erweist sich hier ein Terminplan mit abgestuften Konditionen als hilfreich.
Zum Beispiel:
Bei Rücktritt bis zum Zeitpunkt XY beträgt die Leistung gegenüber dem Auftragnehmer X% des Gesamtvolumens“.
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73
Praxishandbuch Vertrieb
Nach Beginn des eigentlichen Projekts, könnte zum Beispiel vereinbart werden, dass der jeweilige bereits begonnene Teilschritt (auch „Teilprojekt“
oder „Arbeitspaket“ genannt) in jedem Fall voll bezahlt wird.
Change Management (Änderungsprozedere)
Zunächst sollte davon ausgegangen werden, dass Umfang und Zeitplan des
Projektes bei Vertragsabschluss klar definiert sind. Was passiert aber, wenn sich
die Rahmenbedingungen im Verlauf des Projektes ändern? Welche „Korrektur“ oder „Änderung“ bedeutet eine vertragswirksame Änderung im Sinne von
Mehr- bzw. Minderaufwand und Zusatzkosten bzw. einer Kostenreduktion?
Hierzu empfiehlt es sich im Vertrag die entsprechenden Definitionen zu verankern. Es ist auch notwendig eine Aussage zu treffen, in welchem Zeitraum Änderungsvorschläge (und die entsprechenden Angebote) vom Auftragnehmer
durch den Auftraggeber freigegeben bzw. kommentiert werden müssen und
was zu geschehen hat, wenn eine solche Freigabe nicht erfolgt. Hieraus entstehende Terminverschiebungen könnten sich sonst in erster Linie zum Nachteil
des Auftragnehmers entwickeln.
Abnahmeprozedere
Ein sehr wichtiger Punkt, vor allem bei Projekten die in Teilschritten bearbeitet
werden und das Erreichen dieser „Milestones“ eine (Teil-)Zahlung auslöst. Es
sollte möglichst genau definiert werden, wann eine Leistung als abgenommen
gilt und vor allem in welchem Zeitraum diese Abnahme durch den Auftraggeber zu erfolgen hat.
Vertrag dokumentenecht ausdrucken!
Banal aber vielleicht überlebenswichtig: kein Thermopapier, kein Tintenstrahldruck.
Ist der Vertrag fehlerfrei?
Zum einen sollte er grammatikalisch verständlich und ohne Rechtschreibfehler
sein. Zum anderen sollte er auch keine Fehler hinsichtlich der Bezeichnung der
Parteien (falsche Firma oder Rechtsform) oder alternierende Inhalte und Bezeichnungen aufweisen.
Zum Beispiel, wenn einmal von „Software-Applikation“ und weiter unten Im
Vertrag von „Software-Tool“ gesprochen wird.
11.2
Tipps
Wird uns von der anderen Partei nicht bereits ein Vertragsentwurf vorgelegt,
dann sollte hierzu die Initiative immer von uns ausgehen. Hierdurch haben wir
einen deutlich größeren Spielraum, die Konditionen zu unseren Gunsten zu
formulieren und einen größeren Einfluss auf die aufzunehmenden Vertragspunkte.
Verträge immer schriftlich abschließen!
Bereits Goethes Mephisto wusste um die beruhigende Wirkung eines Schriftstücks. Ganz abgesehen von einer deutlich höheren Verbindlichkeit der Abreden und einer im Zweifel vergleichsweise einfachen Beweisbarkeit.
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Bei eventuell auftretenden Unsicherheiten lohnt es sich immer, den Rat eines
Spezialisten einzuholen. Das investierte Honorar macht sich schnell mehr als
bezahlt, wenn sich später herausstellt, dass der Vertrag womöglich wichtige
Lücken aufweisen würde oder keine Rechtsgültigkeit besitzt. Hier leisten auch
Fachverbände oder die IHKs zum Teil kostenlose bzw. kostengünstige Hilfestellung.
Die Aufnahme eines Zahlungsplans empfiehlt sich als sehr nützlich und macht
für alle Parteien diesen Aspekt des Projektes planbar.
11.3
Tricks
Auch bei der Gestaltung und Verhandlung von Verträgen gilt: Stets mehr fordern, als man unbedingt haben will! Sogenannte „Streichpositionen“ (Vertragskonditionen, die uns nicht sehr wichtig sind) sollten mit aufgenommen
werden. Wenn man es geschickt anstellt, dann wird sich der Vertragspartner
auf eine dieser Positionen einschießen, von denen man „zähneknirschend“
abrücken kann. Schließlich braucht jeder Mensch seinen Verhandlungserfolg.
Kontakt für Anmerkungen, Kritik und Fragen:
Edgar Leitinger
JustIS – Just Innovative Software GmbH
Special Interest Group Vertrieb
[email protected]
www.JustIS.de
Tel.: +49 (0)7131 89878–0
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12
Auftragsabwicklung
Wurde ein Vertrag abgeschlossen und alle Inhalte geprüft und zwischen den Parteien geklärt, dann gilt es, die zugesicherten Leistungen entsprechend der Vereinbarung zu erbringen. Die nachfolgend erläuterten Prozesse schaffen den Rahmen für
eine professionelle Auftragsabwicklung und letztlich die Basis für einen nachhaltigenUnternehmenserfolg.
12.1
Internes Ressourcenmanagement
Aufträge sollten immer zeitnah abgearbeitet werden. D.h. die hierfür notwendigen
Ressourcen sollten bekannt und verfügbar sein. Dies erfordert ein internes Ressourcenmanagement. Die Komplexität wie die Notwendigkeit unterstützender Tools ist
hier stark abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter.
Insbesondere in Dienstleistungsunternehmen empfiehlt sich bei einer Mitarbeiterzahl
größer 20 der Einsatz eines Tools, z.B. eines gemeinsamen Kalenders, in dem die Aufgaben und Termine verwaltet werden und der allen zugänglich ist.
12.2
Kostenmanagement
In Zeiten starken Wettbewerbsdruckes und erst recht in Zeiten einer Rezession kommt
dem konsequenten Kostenmanagement eine hohe Bedeutung zu – dies gilt für alle
Unternehmen, gleichgültig, in welcher Branche sie tätig sind. Daher ist ein effektives
und effizientes Kostenmanagement zur mittel- bis langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und damit zur Gewinnoptimierung die Grundvoraussetzung.
Um erfolgreiches Kostenmanagement betreiben zu können, ist es unerlässlich, vorab
eine Analyse hinsichtlich der Kostentreiber durchzuführen:
Zuordnen der Kosten zu den jeweiligen Umsatzträgern
Differenzieren nach variablen und fixen Kosten, daraus folgernd nach kurz-,
mittel- und langfristig beeinflussbaren Kosten
Differenzieren nach leicht quantifizierbaren (z.B. durch Lieferantenrechnungen
bzw. exakt erfasste Aufwendung wie Stundenzettel der Mitarbeiter) und eher
versteckten Kosten (z.B. verursacht durch ineffizienten Arbeitseinsatz)
Nur durch die Analyse lässt sich letztendlich feststellen, an welchen Stellen sich sinnvollerweise Einsparungen vornehmen lassen. So führt z.B. in vielen Branchen nur ein
Bruchteil der Angebote auch zu Aufträgen.
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Praxishandbuch Vertrieb
Deshalb lohnen sich systematische Aufzeichnungen und Auswertungen über:
Anzahl und Gesamtwert der Angebote einer Periode
Bearbeitungszeit für die Angebotserstellung insgesamt
Ergebnisse von Ausschreibungen
Wichtig ist, dass das Kostenmanagement auf allen Ebenen ausgeführt wird.
12.3
Deckungsbeitragsrechnung (DBR)
Die DBR bietet die Möglichkeit, Rentabilitäten von Unternehmen, Sparten, Vertriebswegen, Kunden und Verträgen zu analysieren.
Hierzu zählt das Erkennen unrentabler Segmente, ständige Verbesserung der Dekkungsqualität und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen der Sparten. Messgröße für die Rentabilität ist der Deckungsgrad. Er gibt an, wie viel Prozent vom Umsatz
nach Abzug der auftragsbezogenen Kosten und der weiteren Kosten übrigbleiben.
Durch darüber hinaus angebotene Rentabilitätsübersichten, Ranglisten und Analysen
auf Auftragsebene können erkannte Schwachstellen sofort ohne zeitaufwendige
Recherchen bearbeitet werden. Als Steuerungsgröße dient der Zieldeckungsgrad.
12.4
Rechnungsschreibung und Kontrolle
Die Rechnungsschreibung und die Kontrolle stehen am Ende des Prozesses der Auftragsabwicklung– nichtsdestotrotz kommt ihnen jedoch eine bedeutende Rolle zu. Zu
beachtende Aspekte sind hierbei:
inhaltliche und mengenmäßige Korrektheit (erbrachte Leistung)
Zeitpunkt der Rechnungsstellung, der sich auswirkt auf die Zahlungsziele
Zahlungs- und Liefermodi
Kontrolle hinsichtlich der Einhaltung der Zahlungsziele
Regelmäßige Mahnläufe
In diesem Zusammenhang bietet es sich an, in regelmäßigen Abständen
Berichte über die ausstehenden Forderungsbestände zu generieren und so
die Zahlungsmoral der Kunden im Überblick zu behalten. Eine Erhöhung
des durchschnittlichen Forderungsbestandes deutet auf eine Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden hin.
12.5
Kundenzufriedenheitsmessung
Während und nach einer Auftragserfüllung sollte eine Kundenzufriedenheitsmessung
erfolgen. Sie gibt wesentliche Rückschlüsse auf das Image des Unternehmens wie
Impulse für den zukünftigen Vertrieb. Die Kundenzufriedenheit hängt zunächst im besonderen Maße von den Erwartungen der Kunden ab. Die Kundenzufriedenheit geht
aus einem Prozess des subjektiven Vergleiches aus. Der Kunde entwickelt vor dem
Kauf Erwartungen, die er nach dem Kauf mit der Erfüllung vergleicht. Die Erwartungen können sehr unterschiedlich sein.
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Praxishandbuch Vertrieb
Sie hängen meistens ab von:
dem Anspruchsniveau des Kunden
bisherigen Erfahrungen mit dem Lieferanten
bisherigen Erfahrungen mit Konkurrenten
Erfahrungen mit vergleichbaren Produkten oder Dienstleistungen
Referenzen und Empfehlungen anderer Kunden
Leistungsversprechungen des Anbieters
dem Image des Anbieters
dem Preis der angebotenen Leistung
Finden Sie heraus, wer beim Kunden zufrieden ist. Meist haben mehrere Personen bei
Ihrem Kunden mit dem Produkt und seiner Beschaffung zu tun: der Einkauf, der Anwender, seine Vorgesetzten und andere. Bei der Ermittlung der Kundenzufriedenheit
kommt es also immer darauf an, wen Sie gerade fragen.
Es lassen sich mehrere Methoden zur Analyse der Kundenzufriedenheit einsetzen. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile:
1. Persönliches Interview: Im persönlichen Gespräch erfahren Sie eine Menge
Details, wie Kunden in Zukunft zufriedener gemacht und so an Ihr Unternehmen gebunden werden können. Diese Methode ist sehr aufwendig und sollte
nur mit ausgewählten Kunden durchgeführt werden.
2. Schriftliche Befragung: Sie erstellen einen standardisierten Fragekatalog, den
Sie Kunden zusenden, die ihn ausfüllen und zurücksenden. Allerdings bekommen Sie nur Antworten auf Fragen, die Sie auch gestellt haben. Der Fragebogen muss sehr verständlich und eindeutig formuliert sein.
3. Telefoninterview: Hier führen Sie die Befragung telefonisch durch. Dieses Verfahren ist weniger aufwendig wie die persönliche Befragung, aber aufwendiger als der schriftliche Fragebogen. Andererseits lassen sich einzelne Fragen
am Telefon auch individuell vertiefen.
4. Gruppendiskussion: Mehrere Mitarbeiter Ihres Kunden oder mehrere Kunden
diskutieren über ihre Zufriedenheit mit Ihren Leistungen oder Ihrem Unternehmen. Vorsicht vor Schneeballeffekten; die Teilnehmer regen sich gegenseitig
zu Diskussionsbeiträgen an.
Welche Methode Sie wählen, hängt sehr stark von der jeweiligen Situation ab.
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Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Checklisten
1. Vertriebsmanagement
Vision
Haben Sie Ihre Vision definiert?
Strategie
Haben Sie einen Zeitraum definiert, in dem Sie Ihr Ziel erreichen möchten?
Haben Sie eine Taktik festgelegt, mit der Sie Ihr Ziel erreichen können?
Haben Sie die internen Zuständigkeiten definiert?
Steht die Finanzierung?
Sind die Ressourcen definiert (Personal, Infrastruktur)?
2. Vertriebsplanung (Budget, Ressourcen, Erfolgskontrolle)
Budget
Ist mein Vertriebsziel (Umsatz) festgelegt?
Ist mein Vertriebsziel (Marktanteil) festgelegt?
Liegen diese Vertriebsziele im Rahmen der abgesprochenen Vertriebsstrategie?
Liegt eine Abschätzung der erforderlichen Kosten für die Vertriebsziele vor?
Ist das Budget klar strukturiert, übersichtlich und mit einem Zeitrahmen versehen?
Welche Summen müssen für die Ressourcen, Werbeträger und Vertriebsaktionen
vorgesehen werden?
Sind Vertriebsprioritäten festgelegt worden (unbedingt erforderlich, wünschenswert)?
Wurde eine Rückfallposition für Fehlentwicklungen während der Vertriebskampagne
erarbeitet?
Sind die Mittel für die geplanten Maßnahmen angefordert (Personal, Spesen, etc.)?
Wurden die Anforderungen vom Management auf Verfügbarkeit/Plausibilität geprüft?
Steht der geplante Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag?
Welches Budget kann das Unternehmen für den Vertrieb aufbringen (d.h. verkraften)?
Was wurde bisher dafür aufgewendet und was gibt die Konkurrenz dafür aus?
Ist der erforderliche Betrag sofort in voller Höhe oder in Teilbeträgen fällig?
Gibt es eine Liquiditätsplanung für die Dauer der geplanten Vertriebsaktionen?
Ist die Motivation der Mitarbeiter durch Eigenverantwortlichkeit gestärkt ( z.B Budget)?
Special Interest Group Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Ressourcen
Liegt eine schlüssige und zielgruppengerechte Vertriebsplanung vor?
Liegt eine verbindliche Vertriebsstrategie und eine Preispolitik mit abgesprochenem
Handlungsspielraum vor?
Reicht die eigene Vertriebsmannschaft für die vorgesehenen Maßnahmen?
Muss Fremdpersonal hinzugezogen werden?
Kann die interne Infrastruktur die geplanten Aktionen bewältigen?
Steht die Infrastruktur im Rahmen der Vertriebsmaßnahmen tatsächlich zur Verfügung?
Ist das Vertriebspersonal ausreichend qualifiziert?
Besteht noch Schulungsbedarf?
Benötige ich „Personenpower“ oder Knowhow von außen für die geplanten Maßnahmen?
Sind Kenntnisse über die Effizienz bestimmter Vertriebsmaßnahmen vorhanden?
Sind die Vertriebskanäle, Vertriebs- und Preis(Rabatt-)politik genau abgesprochen?
Ist die Vertriebslogistik auf eine mögliche Erfolgswelle vorbereitet und eine schnelle
Lieferfähigkeit gesichert?
Kann die Vertriebslogistik zugesagte Termine einhalten?
Sind genügend Arbeitsmittel für die Kampagne und die Nacharbeit (z.B. Prospekte)
vorhanden oder kurzfristig verfügbar?
Erfolgskontrolle
Ist der Auftragseingang wie erwartet, kann der Plan erreicht werden?
Sind die Vertriebsausgaben im Rahmen des Budgets?
Werden festgelegte Grenzen bei den Ausgaben überschritten?
Sind Gegenmaßnahmen erforderlich?
Lassen sich bereits erfolgreiche oder nutzlose Vertriebserfahrungen herausfiltern?
Werden die Rückmeldungen vom Kunden systematisch erfasst, ausgewertet und
weitergeleitet?
Werden Beschwerden vom Kunden ernstgenommen?
Werden diese Rückmeldungen auch tatsächlich für Korrekturmaßnahmen genutzt?
Werden die Altkunden nicht über den Neukunden vernachlässigt?
Ist ein „Frühwarnsystem“ verinnerlicht und führt es zu entsprechenden (schnellen) Reaktionen?
Ist jedem im Vertrieb klar, dass nur ein zufriedener Kunde ein potentieller Sub-Verkäufer
ist?
Werden die Reaktionen des Wettbewerbs auf die eigenen Aktionen verfolgt und analysiert?
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Praxishandbuch Vertrieb
3. Vertriebsorganisation
Aufbauorganisation
Wie ist unser Vertrieb aufgebaut?
Wie wird unser Vertriebsprozess flankiert/unterstützt (gibt es ein integriertes
Marketing- und Kommunikationskonzept)?
Welche Hierarchien brauchen wir (bezogen auf unser Unternehmen und das
Vertriebsziel)?
Gibt es einen definierten Vertriebsleiter?
Wer übernimmt innerhalb des Vertriebsprozesses welche Aufgaben?
Regelung/Klärung des innerbetrieblichen Berichtswesens (wer berichtet an wen)?
In welcher Form wird berichtet (schriftlich, Jour Fix, V-Meeting, etc. )?
Definition von Preislisten, Zahlungskonditionen, Geschäftsgebaren, allgemeinem
Vertriebskodex, Richtlinien.
Ablauforganisation
Wie ist der Vertriebsprozess organisiert (mit welchen Kanälen wird gearbeitet, wie ist
das Sortiment auf die Kanäle aufgeteilt)?
Sind die verschiedenen Kanäle aufeinander abgestimmt (unterstützen sie sich,
konkurrieren sie miteinander)?
Ist die Kommunikation/der Informationsaustausch zwischen den Kanälen und
innerhalb der Kanäle sichergestellt?
Ist die Strategie klar (bezogen auf das Unternehmen und den Vertrieb)?
Gibt es klare Zielvorgaben/Zielsetzungen? Sind diese realistisch und erreichbar?
Definition des Handlungsspielraums/der Entscheidungsgewalt auf den
unterschiedlichen Hierarchiestufen.
Eskalationsmanagement.
Bis zu welcher Vertriebsstufe darf z.B. ein freier Absatzmittler verhandeln?
Liegt die letzte Vertriebsentscheidung bei der Geschäftsführung?
4. Vertriebsadministration
Kenne ich alle relevanten Daten über den Kunden (Ansprechpartner, Funktion, ...)?
Weiß ich, wer Entscheider, Sponsor ist?
Kenne ich das für mein Leistungsspektrum relevante Umfeld beim Kunden?
Kenne ich die Preisvorstellung des Kunden, die Leistungen und Konditionen
möglicher Mitbewerber sowie des Marktes allgemein?
Ist mein Angebot klar und Präzise in der Leistungsbeschreibung und lässt möglichst
keine Interpretationen zu?
Habe ich mögliche Leistungsausschlüsse formuliert?
Habe ich Gewährleistung und Garantie im Preis berücksichtigt?
Gibt es eine von beiden Seiten akzeptierte ChangeRequest-Regelung?
Gibt es im Falle von Konventionalstrafen von beiden Seiten akzeptierte, klare
Regelungen?
Sind die Mitwirkungspflicht des Kunden und die Konsequenzen bei Nichterfüllung
klar formuliert?
Wurde ein Verhandlungsspielraum im Angebotspreis berücksichtigt?
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Praxishandbuch Vertrieb
5. Marktplanung/Kundenplanung
Fragen zur Vorbereitung
Kenne ich den Kundenbedarf, Erarbeitung des Kundenprofils
Marktbeschreibung, Markttrends
Marktsegmente
Geographie, Regionen, Definition von Accounts
Firmenimage
Taktik, IT Bedarf ermitteln
Marketing, Kommunikation
Kritische Erfolgsfaktoren (USPs)
Vertriebsstrategie, Differenzierungsfaktoren
Geschäftsprozesse, Umsetzungsplanung, Operative Planung
Vertriebskanäle, Best Practice
Wettbewerbsposition, Analyse der Wettbewerber
Investitionsverhalten, Projekte
Beziehungen, Relationship Management
Tipps von Praktikern
SWOT Analyse
Beziehungen/Verbände
Geschäftsmöglichkeiten
Tricks im Geschäft
Public Relations
Marktforschung
Referenzen
6. Kundenaquisition/Vorgehensweisen
Fragen zur Vorbereitung
Kenne ich den für meine Produkte/Leistungen richtigen Vertriebsweg?
Stehen dabei die Vertriebskosten und der zu erzielende Umsatz in einem
vernünftigen Verhältnis?
Kenne ich das Problem des Kunden?
Habe ich genügend Informationen über den Kunden?
Habe ich einen günstigen Weg gefunden, die entsprechenden Infos zu beschaffen?
Ist die kostengünstigste Form der Kontaktaufnahme ermittelt worden?
Sind die einzelnen Schritte der Kundengewinnung geplant worden?
Existiert eine differenzierte Bewertung der Kunden (welche Kunden machen am
meisten Sinn gewonnen zu werden)?
Existiert ein Gesprächsleitfaden für die Kontaktaufnahme am Telefon?
Ist mir bewusst, wie ich das Interesse beim Kunden wecken kann?
Existieren die entsprechenden Verkaufsargumente?
Habe ich die Möglichkeit mit Einwänden umzugehen (keine Zeit, kein Geld)?
Existiert ein Akquisitionsleitfaden für meinen Vertrieb?
Habe ich alle notwendigen Demos für den Kunden verfügbar?
Kenne ich die Präsentationsweise für mein Produkt?
Ist klar, welcher Natur die Entscheidungsgründe beim Kunden sein werden (rational
oder emotional)?
Special Interest Group Vertrieb
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Praxishandbuch Vertrieb
Tipps von Praktikern
Ansprechpartner und Entscheider sind meistens nicht identisch (Evaluierer- und
Entscheider-Problematik beachten)
Potentielle Interessenten sind auch nur Menschen und haben in der Regel keine
Zeit, kein Budget und eine Menge Arbeit vor sich, deshalb:
Zeitliche Zusage vom Interessenten einholen, Vereinbarung des nächsten Schrittes
mit dem Interessenten.
Viele Firmen nennen im Internet inzwischen Ansprechpartner für die wichtigsten
Bereiche im Unternehmen.
In der Regel ist der Ansprechpartner für PR und Investor Relations immer genannt
und gut geeignet zum Durchfragen, je nachdem, für wen man sich ausgibt
Der Sekretärin das Gefühl vermitteln, dass sie wichtig ist und einem behilflich sein
kann.
Einfach eine Durchwahl probieren und sich dann richtig verbinden lassen.
7. Geschäftspotentiale/Leistungsangebote
Kennen wir die Bedürfnisse / Bedarfsstruktur einzelner Kunden (7 Kernnutzen oder
anderes Klassifikationsschema)? Kennen wir sie von Kunden des Wettbewerbs?
Welchen Produkten / Angebotsstrukturen haben wir und mit welchen stehen wir im
Wettbewerb?
Wo lassen sich Lücken / Überangebote identifizieren?
Welche Trends / Entwicklungsrichtungen auf Angebots- u. Nachfrageseite sowie
von Technologien lassen sich identifizieren?
Bei der Quantifizierung von Bedarfen und Angeboten ist zu beachten:
Welche Limitierungen (Zwecke, Kosten, Zeit, ...) bestehen?
Welche Meßmethoden sind möglich und sinnvoll?
Wie wird ge- bzw. wie ist zu messen?
Soll das Ergebnis repräsentativ oder nur qualitativ sein?
Wird das Potential von Angebots- und/oder Nachfrageseite bestimmt?
Welche Sicherheiten sind intrinsisch / meßtechnisch gegeben?
Haben wir Segmente (USP-Gruppen) quantifiziert?
Haben wir Segmentkapazität / -potential / -volumen / -anteil?
Genügt uns die nationale oder benötigen wir auch internationale Markteinschätzungen?
Wie sind Entwicklungsdynamik / Wachstum?
Welche Prognosemodelle benutzen wir (daten- oder bauchgetrieben)?
Haben wir die Marktseite (Kunden) so erhoben, daß wir damit auch Programme
umsetzen können?
In welchem Detaillierungsgrad benötigen wir die Angebotsseite (intern und/oder
Wettbewerb)?
Haben wir auch ein Ohr für die weichen Faktoren, wie die Verpackung, können wir
zuhören, kennen wir das soziales Umfeld unseres Marktes („Geiz ist geil“)?
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Praxishandbuch Vertrieb
Tipps von Praktikern
Suchen Sie nach den Unterschieden, nicht nur nach den Gemeinsamkeiten der
Angebote auf dem Markt.
Marktinformationen sind über Beziehungen / Verbände (gemeinsam) billiger zu erhalten als als Einzelkämpfer.
Auch mit kleinen Budgets läßt sich zunächst viel erreichen. Hängen Sie sich für umfangreiche Untersuchungen an Marktforschungsuntersuchungen anderer an.
Tricks im Geschäft
„Best Practice“ von befreundeten Unternehmen kann sehr billige Marktforschung
sein.
Mit elektronischer Marktbeobachtung kann man dieselben Informationen erhalten
wie die großen Konkurrenten mit den großen Budgets und mit etwas Geschick sogar
schon anwendungsgerecht aufbereiten.
Viele Tricks liest man nicht in Referenzen, sondern erfährt man von Insidern.
8. Lösungsansätze (Spezifikation)
Fragen zur Vorbereitung
Existiert ein Lastenheft, Vorgaben des Kunden oder Kundenberaters?
Gibt es einen Ansprechpartner (intern/Kunde), der den Bedarf kennt?
Kann ein rudimentäres Pflichtenheft erstellt werden?
Ist bekannt, welche Techniken (Software, Hardware, Infrastruktur) beim Kunden
bereits eingesetzt werden?
Ist bekannt, ob die Lösung in Teilschritten oder als Gesamtpaket angeboten wird?
Kann/muss etwas Bestehendes (beim Kunden) erweitert werden?
Ist das Budget bekannt bzw. ist abschätzbar, welche Investitionen der Kunde
tätigen kann?
Kann bereits Bestehendes (wieder)verwendet werden?
Wird bei der Lösungserstellung der Kunde oder der Kundenkontakter eingebunden?
Kann der Lösungsansatz mit dem Kunden/Kontakter vor der Ausarbeitung
besprochen werden?
Ist ein Modulbaukasten für Angebote, Lösungsansätze und Konzepte vorhanden?
Ist die Lösung modular aufgebaut?
9. Angebot
Anmerkung: Viele Punkte aus 8. Lösungsansätze passen auch hier!
Fragen zur Vorbereitung
Sind alle relevanten Informationen vorhanden?
Risikobewertung: Ist der Auftrag profitabel?
Ist ein Rückgriff auf vergleichbare Angebote möglich?
Ist der Wettbewerb bekannt?
Einheitliche Form.
Qualitätssicherung (2. Unterschrift).
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Praxishandbuch Vertrieb
Wird wirklich der „Big Bang“ gewünscht oder ist ein schrittweises Vorgehen
sinnvoller?
Klare Abgrenzung des Leistungsumfangs.
Strategie: Festpreis oder Aufwand.
Ist das Pflichtenheft (v.a. beim Festpreisprojekt) klar und umfassend?
Festlegung der Änderungsprozedur (Change Request).
Klar strukturierte und übersichtliche Form.
Management Summary bei einem Umfang von mehr als 20 Seiten.
Im Falle von Ausschreibungen genau auf die formalen Anforderungen achten.
Versand in kartoniertem DIN A 4-Umschlag, evt. in einer Unternehmensmappe.
Dicke Angebotsschreiben binden.
Mit dem Anschreiben eine Angebotspräsentation vor Ort anbieten.
Gültigkeitsdauer/Bindungsfrist angeben.
AGB`s.
Kommerzielle Umgebung (Zahlungsmodalitäten/Zahlungsziele).
Kurzprofil des Unternehmens.
Tipps & Tricks
Alle Punkte, die klar im Angebot enthalten sind, führen später nicht zu Diskussionen.
Transparenz (soweit sinnvoll) schafft Vertrauen (z.B. modularer Aufbau).
Erinnerungseffekt: Während der Angebotserstellung öfter den direkten Kontakt
suchen.
„Die-tun-was“ – Effekt: Möglichst viele Fragen während der Angebotserstellung im
direkten Kontakt klären.
Aufwandsschwelle senken: Letzte Seite mit Unterschrift und Faxnummer als
Auftragsbestätigung.
Der Entscheider muss bei der Angebots-Präsentation immer dabei sein.
10. Verhandlung
Haben Sie Ihre Ziele definiert?
Wissen Sie, welche Interessen und Bedürfnisse hinter diesen Zielen stehen?
Kennen Sie die Ziele Ihres Verhandlungspartners?
Haben Sie sich Ihren Verhandlungsspielraum klargemacht?
Wissen Sie, auf welcher Entscheidungsebene Ihr Verhandlungspartner steht?
Haben Sie die Interessen hinter den Zielen Ihres Verhandlungspartners bedacht?
Gibt es gemeinsame Interessen mit dem Verhandlungspartner?
Sind Sie sich über den Gegenstand der Verhandlung klar?
Haben Sie die Fragen, die Sie Ihrem Verhandlungspartner stellen wollen, aufgelistet?
Haben Sie Ihre wichtigsten Argumente aufgeschrieben?
Haben Sie sich überlegt, in welcher Reihenfolge Sie diese anbringen wollen?
Haben Sie sich überlegt, welche Materialien Sie zur visuellen Unterstützung
verwenden wollen?
Haben Sie sich mögliche Argumente Ihres Verhandlungspartners überlegt?
Haben Sie mögliche Fragen bedacht, die auf Sie zukommen könnten?
Haben Sie dazu passende Antworten vorbereitet?
Gibt es faire, sachbezogene Kriterien, anhand derer evt. strittige Punkte geklärt bzw.
entschieden werden können?
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Haben Sie sich Ihre beste Alternative klargemacht?
Gibt es realistische Handlungsmöglichkeiten, wenn es nicht zu einer einvernehmlichen Lösung kommt (als Messlatte dafür, ob eine mögliche Verhandlungslösung
noch attraktiv für Sie ist)?
Haben Sie Vorbereitungen getroffen, um zu Beginn, im Laufe der Verhandlung und
zum Abschluss die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Verhandlungspartner positiv
zu gestalten?
11. Vertrag
Liegt von der anderen Partei ein Vertragsentwurf vor?
Haben wir einen Vertragsentwurf gestaltet?
Sind alle wichtigen Bestandteile aufgenommen und abschließend geklärt:
Vertragsparteien (vollständige Rechtsform und Adresse).
Projektbeteiligte/Projektverantwortliche (namentliche Fixierung kann auch
einschränken; Können wir garantieren, dass die benannten Verantwortlichen
während des gesamten Verlaufs zur Verfügung stehen? Wenn nicht, dann
besser keine Namen aufnehmen).
Präambel/Executiv Summary.
Gegenstand des Vertrages (zum Beispiel Art der zu erbringenden Dienstleistung).
Hinweis auf Änderungs- und Abnahmeprozedur.
Leistungsumfang (Was wird von wem übernommen? Welche Bereiche werden
von uns bearbeitet? Sind wir das Generalunternehmen? Ergeben sich hieraus
Weisungsbefugnisse gegenüber Dritten, zum Beispiel durch den Auftraggeber
direkt beauftragte Dienstleister oder Lieferanten?).
Laufzeit des Vertrages.
Zeitraum/Zeitpunkt der Leistungserbringung.
Haftungsausschlüsse (zum Beispiel: wir haften nur für unsere Mitarbeiter und
durch uns direkt beauftragte Erfüllungsgehilfen; wir haften bis zu einem
Maximalbetrag von XY € und sichern diese über eine Versicherung ab).
Regelung von Nutzungs- und Verwertungsrechten (Welche Nutzungsrechte haben wir? In Welchem Umfang geben wir diese an andere Parteien weiter? Wer
ist verantwortlich für die Beschaffung von Nutzungs- und Verwertungsrechte bei
bereitgestellten Materialien?).
Zahlungsplan mit exakten Terminen und Größenordnungen (zum Beispiel 30%)
bzw. exakten Zahlbeträgen und Zahlungszielen (zum Beispiel: „sofort ohne Abzug“)
Rücktrittsklauseln (Was passiert, wenn der Auftraggeber das Projekt verschiebt
oder cancelled? Zu Welchen Konditionen kann er zu welchem Zeitpunkt
absagen?) In der Praxis erweist sich hier ein Terminplan mit abgestuften
Konditionen als hilfreich.
Gerichtsstand und geltendes Recht (spart im Zweifelsfall Reisekosten).
Salvatorische Klausel.
Ort, Datum, Unterschriften.
Wurde der Vertrag dokumentenecht ausgedruckt (kein Tintenstrahldrucker, kein
Thermopapier)?
Ist der Vertrag fehlerfrei (Rechtschreibung hinsichtlich Rechtsformen,
Special Interest Group Vertrieb
88
Praxishandbuch Vertrieb
Bezeichnungen, Namen von Verantwortlichen, ...)?
Lassen wir zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch Verhandlungen zu?
Haben wir hierzu eine eindeutige Haltung? Würden wir auf den Auftrag verzichten (können)?
12. Auftragsabwicklung
Habe ich auf Basis meines Angebotes eine allgemeine Checkliste für die Kontrolle
der Auftragsabwicklung erstellt?
Ist die Budgetkontrolle etabliert, erfolgt eine Nachkalkulation der erbrachten
Leistungen?
Gibt es regelmäßige Statusmeetings während der Auftragsabwicklung?
Sind Milestones definiert?
Sind die Ansprechpartner auf Kunden- und Lieferantenseite bekannt und in
ausreichendem Maße für Projektbelange verfügbar?
Wird die ChangeRequest-Regelung aktiv gelebt?
Wird ein Projektlogbuch geführt, welches insbesondere auftretende Sonderfälle
dokumentiert?
Gibt es eine von beiden Seiten akzeptierte verbindliche Projektplanung?
Wird der Kunde zeitnah auf Abweichungen vom Projektplan, den Vorgaben sowie
von der Nichteinhaltung seiner Mitwirkungspflicht informiert?
Wird am Projektende eine „lessons learned“-Sitzung mit dem Kunden durchgeführt
(Feedback, Verbesserungspotential, ...)?
Special Interest Group Vertrieb
89
Praxishandbuch Vertrieb
Special Interest Group Vertrieb
90
Praxishandbuch Vertrieb
Glossar
Stichwort
Erläuterung
Abschn.
5 Forces Model
Industriestrukturmodell, Analysewerkzeug zur strategischen
Marktpositionierung
Eine Einteilung von Nutzenüberlegungen bei Kaufentscheidungen in
7 Arten, die anhand von über 200 Studien ermittelt wurde. Die Gewichte dieser Nutzenelemente sind für jeden Käufer und jede Kaufsituation unterschiedlich
Kundenbetreuung/-bearbeitung über die Produktlieferung hinaus
Allgemeine Geschäftsbedingungen
Unique Selling Proposition.
Merkmal, durch das man sich zwingend von der Konkurrenz abhebt
Aquisition, Vertrieb
Application Service Providing: Bereitstellung von Anwendungen auf
einem zentralen Mehrmandantensystem. Praktische Anwendung:
Routenplanung, E-Mail-Kommunikation bzw. Gruppenarbeitsfunktionen (MS Exchange)
Gemeint ist ein ausgewogener - balanced - Satz von Zielkennzahlen.
Nach Kaplan und Norton werden vier Perspektiven abgesteckt:
Die Finanzen, die Kundenbeziehungen, die internen Prozesse sowie
die Innovations- und Lernfähigkeit. Der BSC-Ansatz hebt vor allem
hervor, dass eben nicht nur finanzielle, „harte“, Zielkennzahlen angesteuert werden, sondern ausgewogen auch weiche Größen wie
Kundenzufriedenheit, Stammkundentreue, Mitarbeiterzufriedenheit.
Wie grundsätzlich bei „Management by Objectives“/Führung durch
Ziele geht es darum, die Zielgrößen des Unternehmens „herunterzubrechen“ in passende Einzelziele für Bereiche, Abteilungen, Teams.
Auch kleinere Einheiten können ihre eigene Scorecard haben.
Bürgerliches Gesetzbuch, bricht im allgemeinen Firmenrecht (AGB)
Positionierung von Firmen/Produkten/Leistungen entlang des Product Life Cycle Modells ((*) Star,(?) Question Mark,(§)Dog, ($) Cash
Cow)
Bei der Bottom-Up-Planung beginnt die Planerstellung auf der untersten Planungsebene, die anschließend auf den höheren Planungsebenen schrittweise zusammengefasst werden, bis als Endergebnis
ein integrierter Rahmenplan entsteht. Vorteile der Bottom-UpPlanung sind, dass sie den Informationsstand und die Erfahrung der
betroffenen Mitarbeiter nutzt, so dass die Planprämissen generell
realistischer sind und die Motivation der Mitarbeiter gefördert wird.
Nachteilig wirken sich aus, dass ein erhöhter Koordinationsbedarf
entsteht und dass der Bezug zur Unternehmensstrategie zusätzlich
sichergestellt werden muss.
5.2
7 Kernnutzen nach Sheth
After Sales Service
AGB
Alleinstellungsmerkmal
(USP)
Aquise
ASP-Modelle
Balanced ScoreCard
(BSC)
BGB
Boston Grid
Buttom-Up
Special Interest Group Vertrieb
7.2.2
3.1.3
9.3
3.1.3
3.1.1
8.2
4.2.3
9.3
5.2
4.2.1
91
Praxishandbuch Vertrieb
Budgets
Bundling
buy in-Lösung
change request
Cluster
Controlling
Deckungsbeitrag
Dummy-Angebote
Excel
Executive Summary
fixe und variable Kosten
Forecasting
Franchise
good guy-bad guyStrategie
House of Quality
(s.a. QFD)
installed base
Kennzahlen(systeme)
Komparativer Konkurrenzvorteil (KKV)
Kostenträger
Das Wort Budget wird verwendet, um den rechnerischen Teil der
Planung zu kennzeichnen (die Planungsrechnung) - z.B. Umsatz,
Kosten, Finanzen.
Budgets bilden eine spezielle Kategorie von Plänen, die auf organisatorische Verantwortungsbereiche zugeschnitten sind. Ein Budget
kann als schriftliche Zusammenfassung von in Geldeinheiten bewerteten Planvorgaben für einen bestimmten Verantwortungsbereich in
einer abgegrenzten Periode definiert werden. Das Budget dient als
Hilfsmittel der zielorientierten Steuerung der
Unternehmensaktivitäten, indem es organisatorischen Teileinheiten
den finanziellen Rahmen für die von ihnen zu realisierenden
Ergebnisse vorgibt.
Engl. „bündeln“; beschreibt die sinnvolle Kombination z.B. mehrerer
verschiedener Aktivitäten, Verträge, Dienstleistungen, um positive
Kosteneffekte zu erzielen.
Integration des Kunden in den Kaufprozess.
Festlegung einer schriftl. Änderungsprozedur, wichtig bei
Großprojekten
Engl. „Haufen“; hier Kundengruppe, die nach bestimmten
Merkmalen ausgewählt wird
Überwachung und Steuerung eines Unternehmens mit Hilfe von
erfolgsrelevanten Kennzahlen (sollte Kontrolle der erbrachten
Leistungen durchführen, aber nicht vorgeben, wie viel Leistung nötig
ist)
Unter dem Deckungsbeitrag versteht man die Differenz zwischen
Erlösen und variablen Kosten oder relativen Einzelkosten
Angebote, die nur aus formalen Alibi-Gründen eingeholt werden
(z.B. weil drei Angebote vorgeschrieben sind), die aber für die
Kaufentscheidung keine Rolle mehr spielen
Tabellenrechnungs-Programm von Microsoft, mit dem sich
Zahlengruppen bearbeiten, miteinander verknüpfen und die
Ergebnisse als Diagramme farbig darstellen lassen
Zusammenfassung, nicht länger als ein bis zwei Seiten
Fixe Kosten sind nicht änderbar, wie z.B. Miete, Abschreibung,
Kernmannschaft, während hingegen variable Kosten beeinflussbar
sind, z.B. stückzahlabhängige Produktions-/Personalkosten,
Forschungsaufwendungen
Vorhersage von Absatz – Entwicklungen
Vergabe von Verkaufsrechten an Geschäftspartner unter Nutzung
der Schutzrechte (Copyrights). Beispiel: Mc Donalds
Verhandlungsstrategie, bei der einer die Rolle des aggressiven "bösen Buben" übernimmt, damit der andere (meist höherstehende)
dann Kompromissen ohne Gesichtsverlust zustimmen kann.
Ein systematisches Vorgehen zur Übersetzung von Kundenanforderungen in Produktmerkmale, dessen Ergebnis die Form eines Hauses
hat.
Installierte Kundenbasis sind Bestandskunden bzw. langjährige Kunden
Träger betriebs-, finanz- und marktwirtschaftlicher sowie technischer
und ökologischer Informationsinhalte. Quellen für ihre Ermittlung sind
Jahresabschlüsse und (betriebs-) interne Informationen
Ein Vorteil, den unser Produkt oder unser Angebot im Vergleich zu
Konkurrenzprodukten oder -angeboten hat. Wird meist auf der Ebene von einzelnen Produkt- bzw. Angebotsmerkmalen verglichen.
Kostenstelle, der alle anfallenden Kosten eines bestimmten Projektes
zugeordnet werden (z.B. Personal, Materialkosten, Kosten Dritter)
Special Interest Group Vertrieb
4.2.1
3.1.3
5.4
9.1
3.2.1
2.3.1
4.2
4.2.3
9.1
2.5
11.1
4.2.9
4.2
5.1
10.4
7.4
5.3
4.2.2
7.2.2
4.2.9
92
Praxishandbuch Vertrieb
Leistungsportfolio
Marktstrat Spieltheorie
me too-Produkt
Milestone
nive-to-have-Funktionen
OEM
Omnibus-Umfragen
OOP
OSS Open Sourch Software
Outsourcing
Pareto-Prinzip
PIMS
Prozesskostenrechnung
Push-Technologien
Quality Function Deployment (QFD)
Radar Screens
Ressourcen
Return on Investment
Produktpalette oder Leistungskomponenten die ein
Gesamtangebot bilden
Computerunterstützte Geschäftssimulation die ein Marktmodell
nachbildet, indem mehrere Wettbewerber ihre Geschäftsstrategien
durchspielen und die Konsequenzen analysiert werden können
Ein Produkt, das es schon von einem oder mehreren Anbietern auf
dem Markt gibt und eigentlich nichts Neues darstellt
"Meilenstein", z.B. Termin für die Fertigstellung einer Teilaufgabe eines
Projektes, dessen Erreichen weitere Maßnahmen/Folgeschritte
auslöst
Funktionen, die zwar schön wären, aber nicht lebensnotwendig sind,
also keine Kernfunktionen darstellen
Original Equipment Manufacturer (Erstausstatter)
Umfragen, die Marktforschungsinstitute in einer bestimmten Zielgruppe erheben, und in der man seine eigenen Fragen unterbringen
kann, ohne eine vollständig eigene Studie bezahlen zu müssen.
Objekt-orientierte Programmierung. Im Gegensatz zur prozeduralen
Programmierung, bei der Aufgaben in Funktionen und Prozeduren
abgebildet werden, verwendet die objekt-orientierte
Programmierung Klassen, Objekte (Instanzen der Klassen) und
Methoden. Vorteil der OOP ist die Möglichkeit, Fähigkeiten von
Klassen zu vererben, wiederkehrende Aufgaben auszulagern und
eine Anwendung modular in wieder verwendbaren Bestandteilen
aufbauen zu können.
Entwickler, die Anwendungen unter dieser Bezeichnung
anbieten, müssen den Quelltext der Anwendung offen legen.
Prominentes Beispiel: Der Browser Firefox/Mozilla, ex Netscape.
Wird die Software durch einen Dritten weiterentwickelt bzw.
verändert, muss der Quelltext genauso offengelegt werden.
Auslagerung von Aktivitäten, z.B. Fertigung von Produkten im Ausland. Häufig werden dadurch Probleme aber nicht gelöst, sondern
nur verschoben (uns sind damit nohc schwieriger lösbar).
Das Pareto-Prinzip ist auch unter dem Namen 80/20 Regel bekannt.
Es geht zurück auf Marquis Vilfredo Pareto, der von 1848 bis 1923
lebte und feststellte, dass 20% der Bevölkerung 80% des Volkseinkommens erwirtschaften. Daraus leitet sich ab, dass man 80% des
Ergebnisses erzielen kann, wenn man sich auf das Wesentliche (20%)
konzentriert.
Product Impact Market Strategie ist eine Branchendatenbank, in der
Investitionsentscheidungen für neue Produkte im Benchmark mit
vergleichbaren /anderen Produkten getestet werden können
Dient dazu, alle Kosten für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu
erfassen, damit ein kostendeckender und wettbewerbsfähiger Preis
ermittelt werden kann
EDV-Technologien, bei denen der Nutzer Informationen automatisch
auf bzw. in sein Gerät bekommt, ohne sie abholen zu müssen.
Ein systematisches Vorgehen zur Übersetzung von Kundenanforderungen in Produktmerkmale, dessen Ergebnis die Form eines Hauses
hat (s.a. House of Quality).
Positionierungsmatrix um die eigene Marktposition mit den
Wettbewerbern darzustellen (Quelle: Mc. Kinsey & Co.)
Ressourcen sind sowohl Mitarbeiter, Finanzmittel sowie für die
Leistungserbringung notwendige Maschinen und Geräte
Siehe ROI.
Special Interest Group Vertrieb
5
5.2
5.3
11.1
8.1
5.1
7.5
8.1.5
1.3.2
6.4
10.4
5.2
4.1.2
7.5
7.4
5.2
4.2.1
4.3.2
93
Praxishandbuch Vertrieb
Rock Bottom-Preise
ROI
Sales Force
Sales Quote
Salvatorische Klausel
Strategisches Dreieck
SWOT-Analyse
Szenario-Techniken
Teilkostenrechnung
Telemarketing
top down-Planung
Umsatz
VC
Vollkostenrechnung
Werttaxonomie
win win-Strategie
Zielmärkte
Tiefste gerade noch akzeptable Preisgrenze, die vom Vertrieb nicht
unterschritten werden darf; sollte immer mindestens die Herstellkosten decken (Ausnahme: „Kampfpreise“, um in einen Markt hinein
zu kommen).
Return-on-Investment (Verzinsung einer getätigten Investition).
Renditekennzahl für die Gesamtkapitalrentabilität, die man weiter in
die Teile Umsatzrendite und Kapitalumschlag zerlegen kann. Damit
kann man sowohl die Rendite des investierten Kapitals bestimmen,
als auch die Rückflussdauer.
Vertriebsmannschaft
Zielumsatz für einen Vertriebsrepräsentanten
Wichtiger Passus in einem Vertragstext, der dafür sorgt, dass bei
Nichterfüllung eines Vertragsteiles nicht der ganze Vertrag hinfällig
wird
Die drei Elemente für Markterfolg (siehe Bild), heute oft als Pyramide
mit dem zusätzlichen Element der Verkaufskanöle dargestellt.
Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats.
Analyse des eigenen Standortes mit Einschätzung der Stärken,
Schwächen, Chancen und Risiken. Beliebtes Kapitel in Geschäftsplänen.
Es werden unterschiedliche Geschäftsentwicklungen (meistens best
case, worstcase und realistic case) prognostiziert, auf die die
Ressourcenplanung ausgerichtet werden kann
Dem Kostenträger werden nur die direkt zurechenbaren Kosten (d.h.
die variablen Kosten) zugeordnet
Beschreibt im Allgemeinen die telefonische Kontaktaufnahme und
Anpreisung von Produkten und Leistungen an potenzielle Kunden
über das Medium Telefon
Geschäftsplanung die vom Vorstand oder der Geschäftsführung
vorgegeben wird und auf die Geschäftseinheiten verteilt wird
(Gegensatz ist "bottom up")
Umsatz ist die Summe aller Erlöse aus einem Auftrag, über einen
Zeitraum, mit einem Kunden. Dies auch in Kombination miteinander
Venture Capital (Wagniskapital)
Dem Kostenträger werden alle anfallenden Kosten zugeordnet, also
fixe und variable Kosten
Eine Begriffswelt zu Werten und Wertentscheidungen. Meist fordert
man für eine Taxonomie, daß die Begriffe vollständig sind, d.h. keine
Gesichtspunkte ohne einen Begriff bleiben.
Strategie, bei der beide (z.B. Kunde und Verkäufer) einen Vorteil aus
der Geschäftsbeziehung gewinnen können
Jedes Produkt, jede Dienstleistung hat einen Zielmarkt. Dieser
definiert sich durch hohe Übereinstimmung der
Produkteigenschaften bzw. der Charakteristika der angebotenen
Dienstleistung mit den Bedürfnissen der anzusprechenden Kunden.
Special Interest Group Vertrieb
3.1.3
4.3.2
8.1.5
3.2.2
5
11.1
7.2.1
5.2
5.2
4.2.9
6.1
5.1
4.2.1
4.2.3
1.3.3
4.2.9
7.2.2
5.4, 10
4.2.1
94
Praxishandbuch Vertrieb
Autorenverzeichnis
G. Karsten Düring, LogicLine EDV System Service GmbH
Geschäftsführer, verantwortlich für Marketing & Vertrieb
LogicLine ist ein Beratungs-, Software- und Schulungshaus und
konzentriert seine Tätigkeit auf die technologische Beratung
und Unterstützung bei der Entwicklung und dem Betrieb objektorientierter Anwendungen.
Werdegang
Sachbearbeiter in der Kommunalverwaltung; System Engineer; dz SchleswigHolstein; Continental GmbH; Glyco Metallwerke; IBM Deutschland; Geschäftsführer
Logicline GmbH
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Aufbau und Umsetzung von Marketing und Vertrieb für die Dienstleistungen der
LogicLine.
Kontakt: Tel. +49 (0)7031 6117713; www.logicline.de; [email protected]
thomas geiling _vertriebstraining und beratung
Vertriebsberatung und Trainings vorrangig für Unternehmen des
Mittelstandes mit Schwerpunkt im technischem Vertrieb und
Einkauf. Entwicklung innovativer Konzepte zur Zukunftssicherung
der Unternehmen.
Werdegang
1956 in Stuttgart geboren; Diplom-Kaufmann (Uni Mannheim);
Traineeprogramm in einer internationalen Werbeagentur; Vertriebsbeauftragter bei
der Nixdorf Computer AG; Marketing- und Vertriebsleiter eines mittelständischen Unternehmens mit den Schwerpunktmärkten Südamerika und Afrika, mehrjähriger VorOrt-Einsatz als Geschäftsführer eines namhaften mittelständischen Unternehmens in
Südostasien; seit 2001 selbständiger Vertriebstrainer und -berater
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Über 20 Jahre Vertriebserfahrung in unterschiedlichen Positionen
Kontakt: Tel. +49 (0)711 8160862; www.geiling.biz; [email protected]
Special Interest Group Vertrieb
95
Praxishandbuch Vertrieb
Prof. Roland Heger, PhD,
Steinbeis Transferzentrum Unternehmensentwicklung (STZ-UE),
School of International Business (SIB), Hochschule Reutlingen
Leiter des STZ-UE, Professor für Marketing und internationales
Management an der Hochschule Reutlingen – Reutlingen University
Werdegang
Studium zum Diplom-Kaufmann (Universität Mannheim);
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei KPMG
Peat Marwick in Frankfurt/M.; Promotion zum PhD (Dr.) in
„Systems Science: Business Administration“ und Lehrtätigkeit an der Portland State
University in Portland, Oregon; Schwerpunkte u.a. intelligente Softwaresysteme (neuronale Netze, Fuzzy Logic, genetische Algorithmen, Spieltheorie); Referent strategische Planung für die Geschäftsleitung der Kodak AG; Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing, an der School of International Business (SIB),
Hochschule Reutlingen (Vorlesungen, Seminare zu Marktforschung, Beschaffung,
Marketing, Management).
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Ermittlung attraktiver Wachstumsbereiche (Kunden, Produkte, Märkte; auch weltweit)
Das STZ Unternehmensentwicklung hat sich auf die Themen Wachstumsstrategien,
Preismanagement, Electronic Business und auf die Erschließung internationaler Absatzmärkte, auf die Methodik Conjoint-Analyse sowie auf innovative Softwaretechnologien spezialisiert und bietet hierzu Seminare, Forschungsprojekte sowie Beratungsleistungen an.
Kontakt: Tel. +49 (0) 7121 333567; www.stz-ue.de; [email protected]
Klaus Hillemeier, comundus IT-Beratung GmbH
Geschäftsführer
comundus ist kompetenter Partner der IT im Mittelstand und im
öffentlichen Sektor. In den Bereichen Internet-/Intranet-Anwendungen, Service-Management, Business Intelligence und Individualsoftware kann auf umfassende Projekterfahrung zurückgegriffen werden.
Werdegang
Nach dem Wirtschaftsinformatik-Studium an der Berufsakademie
Stuttgart ging der Weg umgehend in die Beratung. Elf Jahre in
einem renommierten Beratungsunternehmen, zuletzt als Business Unit Manager,
legten den Grundstein für die Gründung von comundus.
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Aktiver Vertrieb seit acht Jahren spricht für sich!
Kontakt: Tel. +49 (0)7151 50028-0; www.comundus.com; [email protected]
Special Interest Group Vertrieb
96
Praxishandbuch Vertrieb
Hans-Jürgen Hunger / ProSelcon GmbH
Geschäftsführer
ProSelcon ist eine umsetzungsorientierte Vertriebsberatungsgesellschaft mit Fokus auf das B2B Umfeld technologie- und
medienorientierter Branchen. Unser Spektrum reicht von der
Konzeption und Planung marktorientierter Unternehmensprozesse, über die Begleitung während der Umsetzung, bis hin zur
Übernahme von Vertriebs- und Marketingaktivitäten.
Werdegang
Studium der Nachrichtentechnik (Abschluss; Dipl.-Ing. FH)
Diverse Vertriebstätigkeiten und Positionen als Vertriebs- und
Niederlassungsleiter bei internationalen Firmen der ITK und Pharmabranche. Gründung und Aufbau des eigenen Unternehmens.
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Kundenansprache, Akquisitionstätigkeiten, Kundenpräsentationen und das Führen
von Verkaufsgesprächen sind u. a. Bestandteil unserer Dienstleistungen im Bereich
der Vertriebsunterstützung.
Kontakt: Tel. +49 (0)7142 773338; www.proselcon.de; [email protected]
Dr. Peter Killius, LocationWare GmbH
Geschäftsführer, Marketing & Vertrieb
LocationWare bietet das innovative Ortungssystem "PersonPilot" an.
Die Lokalisierungs-Software (für PC/Laptop) ermittelt vollautomatisch und präzise die Positionen von 25+ Personen oder
Objekten und zeigt sie auf professionellen Landkarten an. Die
Positionen der Mobiltelefone oder Satellitenmodems lassen
sich auch gezielt abfragen.
Werdegang
Studium TU Berlin, Tätigkeit bei IBM Deutschland und Promotion an der Uni Stuttgart.
Ab 1972 bei SEL Stuttgart (ITT), zuletzt Leiter des Labors für Integrierte Schaltungen.
Ab 1984 Aufbau der neu gegründeten Dectroswiss AG in Neuchâtel/Schweiz, als
Geschäftsführer und Direktor. 1989-2001 Bereichsleiter für Design & Test am Institut für
Mikroelektronik Stuttgart. Danach LocationWare GmbH, seit 2003 als Geschäftsführer. Veröffentlichungen (Buch und Zeitschriften), Vorträge im In- und Ausland.
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Während der gesamten Berufstätigkeit verantwortlich für einen entsprechenden
Umsatz (integrierte Schaltungen, elektronische Systeme sowie Lokalisierungs- und
Alarmsysteme). Dadurch intensive Beschäftigung mit der gesamten Vertriebsproblematik.
Kontakt: Tel. +49 (0)7127 814229; www.locationware.de; [email protected]
Special Interest Group Vertrieb
97
Praxishandbuch Vertrieb
Edgar Leitinger, JustIS – Just Innovative Software GmbH
Kaufmännischer Geschäftsführer seit April 2002, verantwortlich für
die Bereiche Finanzen, Steuern & Recht, Marketing & PR, Vertrieb
JustIS bietet Lösungen rund um das Thema „Intelligente Informationsbereitstellung und Datenanalyse“. Wir unterstützen unsere Kunden durch Beratungskompetenz sowie durch die Entwicklung von
spezifisch auf ihr Unternehmen abgestimmter Software.
Werdegang
Kaufmännische Ausbildung - Thyssen Handelsunion; Vertrieb Inland - Preussag AG;
Studium der Außenwirtschaft (heute: International Business) Hochschule Reutlingen –
Abschluss: Dipl.-Betriebswirt (FH); Assistent der Geschäftsleitung - GEMEX GmbH; Prokurist und Leiter Business Development & Marketing – avcommunication AG Agentur
für Kommunikation u. Gestaltung;
Kontakt: Tel. +49 (0)7131 89878-0; www.JustIS.de; [email protected]
Axel Weirauch, drei.neun Mediengestaltung GmbH
Ursprünglich als Spezialagentur für Neue Medien im Bereich Messepräsentationen gegründet, produziert die drei.neun Mediengestaltung GmbH heute klassische und neue Medien für Unternehmen verschiedenster Branchen und versteht sich so als Vollanbieter (Werbeagentur) für seine Kunden.
Werdegang
Geboren am 3.9.1969, staatlich geprüfter Informatiker (ADV).
VVS-Jahresticket-Nutzer, Hobbygärtner, ADAC-Mitglied und
evangelisch. Ju-Jutsuka (4. Kyu, orange) und Wirtschaftsjunior. Nimmt Dinge (und
sich selbst) oft nicht ganz so ernst.
1998 Gründung der drei.neun Mediengestaltung zusammen mit Roland Enderle.
Zuständig für Vertrieb, Marketing und Technik bei drei.neun.
Kompetenzen für den Vertriebsleitfaden
Sicht der Inhalte aus verschiedenen Perspektiven: als Jungunternehmer, als Techniker und Kreativer.
Kontakt: Tel. +49 (0)711 222959–22; www.drei.neun.de; [email protected]
Special Interest Group Vertrieb
98
Praxishandbuch Vertrieb
Sachregister
Weitere Stichworte finden sich im Glossar (Seite 91)
Abnahmeprozedere 72
AGB 63
Akquisitionsprozess
Abschluss 47
Erstkontakt 47
Problem/Bedarf erkennen 47
Vorgehensmodell 47
Alleinstellungsmerkmale 52
Änderungsprozedere 72
Angebot 11
Baukastensystem 61
Beispielstruktur 62
Dummy-Angebote 61
Eckdaten 63
Festpreis 62
stufenweises Vorgehen 61
Volumen und Aufwand 61
Voraussetzungen 63
Ausschreibungen 57, 61, 62
Balanced ScoreCard 33
Berichtswesen 25, 35
Budgetkontrolle
Erfolg oder Misserfolg 18
Frühwarnsystem 18
Korrekturmaßnahmen 18
Budgetplanung
Budgetkontrolle 18
Budgetposten 15
Eigenverantwortlichkeit 16
Liquiditätsplanung 16
Prioritäten 16
Rückfallpositionen 16
Struktur 15
Vertriebsziel 15
Budgetschätzung 61
Special Interest Group Vertrieb
Datenfriedhöfe 31
Deckungsbeitragsrechnung 76
Deckungsgrad 76
Definition der Vertriebskanäle
direkter Vertrieb 21
externer Vertrieb 21
indirekter Vertrieb 22, 41
interner Vertrieb 21
Eigenverantwortlichkeit 16
Erfolg oder Misserfolg 18
Ergebnisprotokoll 67
Fremdpersonal 17
Frühwarnsystem 18
Gegenstromprinzip der Planung 29
Gerichtsstand 70
Geschäftspotential
Angebotsperspektive 49
datengetrieben 49
Klassifizierung eines Kunden 51
Kundenperspektive 49
Haftungsausschlüsse 70
Halbwertszeit 13
harte Faktoren 13, 57
Hierarchie-/Kompetenzebenen 58
Informationssysteme 31
integriertes Marketing-Konzept
Distributionspolitik 23
Kommunikationspolitik 23
Preis- und Konditionenpolitik 23
Produktpolitik 22
interne Infrastruktur 17, 58
Kennzahlen
Entwicklungsziele 34
finanzielle Ziele 34
Kundenorientierung 34
99
Praxishandbuch Vertrieb
Vertriebsprozess 34
Kennzahlensysteme 31
komparativer Konkurrenzvorteil 50
Konkurrenten 28
Kostenstellenstruktur 27
Kostentreiber
quantifizierbar, versteckt 75
variabel, fix 75
Kundengewinnung 12
autorisierte Fachhändler/Partner 45
Vorteils- und Nutzenargumentation 46
welcher Vertriebsweg 45
Kundenzufriedenheit
Gruppendiskussion 77
persönliches Interview 77
schriftliche Befragung 77
Telefoninterview 77
Lastenheft 57
Leistungserbringung 70
Leistungsumfang 63
Lieferfähigkeit 17
Liquiditätsplanung 16
Lösungsansätze
All-Inclusive-Lösung 59
Modullösung 59
Mahnläufe 76
Markt- und Kundenplanung
Angebot vs. Nachfrage 39
indirekter Vertrieb 41
Kundenmanagement 40
Werkzeuge 41
Wettbewerberanalyse 40
Marktdefinitionen
Marktkapazität 54
Marktpotential 54
Marktvolumen 54
Mission (interne Kommunikation) 11
Optimal kommunizieren 67
Organisationsprozess 20
Personaltraining 17
Pflichtenheft 58
Potentialeinschätzung, eigene 53
Preisuntergrenzen 27
Projektbeteiligte 71
Prozesskostenrechnung 27
Rechnungsstellung 76
Ressourcen 17
Fremdpersonal 17
interne Infrastruktur 17
Lieferfähigkeit 17
Personaltraining 17
Special Interest Group Vertrieb
Vertriebsmannschaft 17
Ressourcenmanagement 75
Rückfallposition 16
Rücktrittsklauseln 71
S. M. A. R. T. 30
Salvatorische Klausel 70
Stellvertretungsregelung 71
strategisches Dreieck 50
Struktur des Vertriebs 20
Tipps
Administration 36
Akquisitionsplan 48
Angebot 63
Geschäftspotentiale 56
Lösungsansätze 59
Management 14
Markt- und Kundenplanung 42
Organisation 25
Planung 18
Verhandlung 67
Vertragsgestaltung 72
To-do-Liste 67
Tricks
externer Vertrieb 26
good guy - bad guy 67
Kontaktaufnahme 48
Modulare Lösung 60
Omnibus-Umfragen 56
Preisverhandlungen 63
realistische Ziele 42
Streichpositionen 37, 73
Struktur der Planung 19
wesentlicher Erfolgsfaktor 14
Verbesserungsmaßnahmen 76
Verhandlungsergebnis 65
Verhandlungsqualität 65
Vertrag
Entwurf 69
Mindestanforderungen 69
zusätzliche Bestandteile 71
Vertragsfreiheit bei Vollkaufleuten 69
Vertriebscontrolling 28
Vertriebsmannschaft 17
Vertriebsplanung
Operativ 29
Strategisch 29
Taktisch 30
Verkaufsprozess 39
Vertriebssteuerung
ABC-Methode 35
Break-Even-Analyse 35
100
Praxishandbuch Vertrieb
Vergütungsregelungen 36
Vertreterkosten-Analyse 35
Vertriebsstrategie
Angebotsportfolio 12
Differenzierungsmerkmale 11
Firmenimage 12
Kundenbindung 13
Kundenkontakte 12
Reaktionsgeschwindigkeit 12
Umsatzplanung 39
Unternehmenspräsentation 12
Vertriebsziel 15
Verwertungsrechten 71
Vision (externe Kommunikation) 11
Special Interest Group Vertrieb
Wechselwirkung 11
weiche Faktoren 13, 57
Weisungsrechte gegenüber Dritten 70
Wettbewerber 28, 52
Wettbewerbsfähigkeit 75
Zahlungsplan 71
Zeitplan zur Strategie 13
Ziel 11, 66
Zielsetzungen
eindimensional 30
mehrdimensional 31
Verhandlung 65
101
Baden-Württemberg: Connected (bwcon) ist eines der erfolgreichsten Technologienetzwerke in Europa und die führende Wirtschaftsinitiative zur Förderung des IT- und HightechStandorts Baden-Württemberg. In bwcon haben sich über 400 besonders engagierte
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, Hochschulen, Lehrstühle und Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen. Im Kreis der Mitglieder werden rund 3.700 Mitarbeiter
vernetzt.
Der Verein verfolgt das Ziel, die Innovationskultur in Baden-Württemberg zu stärken, Baden-Württemberg als führende Technologie-Region zu fördern, zu vernetzen und weiter
zu entwickeln. Ausgehend von Baden-Württemberg will der Verein das stärkste technologieübergreifende Unternehmens- und Wissenschaftsnetzwerk Europas schaffen. Die Wirtschaftsinitiative bietet Plattformen, an denen sich alle an der Verwirklichung dieses Zieles
interessierten Personen und Organisationen einbringen und beteiligen können. In Special
Interest Groups werden u. a. Themen wie Mobile Business, Outsourcing, Vertrieb, IT-Recht,
Breitband Kommunikation und CRM bearbeitet. Im Bereich Coaching und Finanzierung
bietet bwcon mit den Projekten coach & connect und der bwcon:mcg – management
coaching group ein umfangreiches Beratungs- und Betreuungsangebot für junge und
innovative Unternehmen. Darüber hinaus führt bwcon vielfältige Veranstaltungen und
Workshops sowie den jährlichen Hightech Award CyberOne durch. bwcon ist Mitglied bei
kompetenznetze.de, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF), in der über 100 führende thematische Netzwerke miteinander kooperieren.
Die SIG Vertrieb bietet das praxisorientiertes Know-how von rund acht Unternehmen und
Instituten zum Thema Vertrieb. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, den intensiven inhaltlichen
Austausch über den Themen- und Arbeitsbereich Vertrieb sowie eine stärkere Vernetzung
der Mitglieder und den Anschub von Kooperationen zu fördern. Die Akteure der Special
Interest Group erarbeiten in regelmäßigen Treffen Leitfäden und Tools für den Bereich Vertrieb, die jungen und innovativen Unternehmen und Gründern als guideline und Start-up
Unterstützung zur Verfügung gestellt werden. Durch die Arbeit der SIG Teilnehmer wird ein
großer Beitrag zur Standortsstabilisierung geleistet. Sollten Sie Interesse an den regelmäßigen Treffen oder eine Frage zum Thema Vertrieb haben, schreiben Sie uns. Die Mitglieder
der SIG Vertrieb stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
Enter now!
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Breitscheidstraße 4
70174 Stuttgart
Tel. 0711-90715-500
Fax: 711-90715-550
[email protected]
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