Staatsschauspiel Dresden Spielzeit 2011. 2012 Weiter im Spielplan: Der Turm Oben: Philipp Lux (Gerhard Strahl), Mitte: Benjamin Höppner (Meno Rohde), Anna-Katharina Muck (Barbara Rohde), Bernd Lange (Ulrich Rohde), Matthias Reichwald (Philipp Londoner), Christine Hoppe (Judith Schevola), Ina Piontek (Josta), Werner Rehm (Gerhard Altberg), Unten: Benjamin Pauquet (Christian Hoffmann), Hannelore Koch (Anne Hoffmann), Eike Weinreich (René Kaminsky), Lars Jung (Manfred Weniger), Henner Momann (Timo Kaminsky), Holger Hübner (Richard Hoffmann) Weiter im Spielplan: Das Käthchen von Heilbronn Wolfgang Michalek (Graf Wetter vom Strahl), Annika Schilling (Käthchen) Weiter im Spielplan: Das halbe Meer Sascha Göpel (Mille), Philipp Lux (Kranz), Ines Marie Westernströer (Janne), Christian Clauß (Pete), Albrecht Goette (Koberitz), Fabian Gerhardt (Tobel) Weiter im Spielplan: Minna von Barnhelm Sebastian Wendelin (Major von Tellheim), Stefko Hanushevsky (Just), Picco von Groote (Minna von Barnhelm), Cathleen Baumann (Franziska) Weiter im Spielplan: Das Erdbeben in Chili Anne Müller, Matti Krause, Wolfgang Michalek, Annika Schilling, Christian Friedel Vorwort 11.12 Wir danken den Förderern und Partnern der Spielzeit 2011. 2012 für die freundliche Unterstützung unserer Projekte. Förderer und Projektpartner „Der fremde Blick“ wird gefördert im Fonds Wanderlust der Koproduzenten 12 Werte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Freunde des Staatsschauspiels, Theater entsteht für eine Stadt und blickt über sie hinaus. süchte nach einer besseren Zukunft ringen miteinander Es soll eine Lupe sein, die soziale Zusammenhänge, psy- in einer oft lächerlichen und bizarren Gegenwart. Im chische und emotionale Zustände auf der Bühne vergrö- Kleinen Haus beginnt ein in die Welt geworfener und ßert und untersucht – aber auch ein Fernglas, das weit in sich selbst fremd gewordener „Woyzeck“ von Georg unsere Welt hinausschaut und uns staunen und unsere Büchner die Saison. Ihm folgen die von der VergangenNeugier wachsen lässt über und auf all das, was uns fremd heit verzerrten Gestalten unserer Gegenwart, die der und verschieden scheint. Theater ist in Bewegung, es lädt junge Autor Dirk Laucke für sein neues Stück „Alles Opein in seine Häuser, aber es packt auch selbst die Koffer fer!“ entworfen hat. Neben Erst- und Uraufführungen von und erzählt von dieser Stadt der Kunst hier und anderswo. David Mamet, Wolfgang Herrndorf, Rimini Protokoll soGerade in diesem Frühsommer wird die Theaterspedi- wie Gegenwartsstoffen von Lutz Hübner und Janne Teller tion gut zu tun haben: „Don Carlos“ ist beim traditions- stehen thematische Projekte. Eines mit Punks, eines mit reichen Berliner Theatertreffen der „zehn bemerkenswer- alten Menschen, die sich an den Krieg erinnern, und eines testen deutschsprachigen Inszenierungen des Jahres“, bei mit „Verheirateten und solchen, die es mal waren“. Die den Schillertagen in Mannheim und bei den Ruhrfest- Dresdner Bürgerbühne, die natürlich ihre Arbeit mit den spielen in Recklinghausen zu sehen. „Rheingold“ reist zu „Experten des Alltags“ und Nicht-Schauspielern fortsetzt, den Wiener Festwochen und „Die Firma dankt“ nach bleibt nahe bei den Menschen der Stadt. Mülheim, wo jedes Jahr die besten Stücke der Spielzeit Sie werden im neuen Theaterjahr die Klassiker der Modervorgestellt werden. Und Tellkamps „Turm“ in Wolfgang ne von Sartre, Ibsen, Brecht und Frisch ebenso finden wie Engels Inszenierung wird ein interessiertes Publikum Kleists „Zerbrochnen Krug“ und Schillers „Räuber“. im Deutschen Theater in Berlin bei den Autorentheater- Die Themen eines dramaturgisch gedachten Spielplans tagen finden. werden sich in der Eigenart der künstlerischen UmsetzunEtwa 200.000 Menschen werden wohl in dieser noch lau- gen entwickeln und entfalten, Eigenes und Anderes wird fenden Spielzeit hier in Dresden über 700 Aufführungen entstehen, sich verselbstständigen, abweichen, unerwargesehen haben, übrigens so viele wie noch nie. Auch zwi- tet und fremd sein. Für uns und für Sie. Jenseits der Texte schen Prag, Hannover, Wien, Bozen und Berlin haben wir und Ideen beginnt ein Spiel der Formen und Gefühle, das circa 30 Aufführungen gespielt und damit etwa 10.000 frei ist und schweifend, forschend und behauptend. Menschen erreicht. Von all diesen Plänen und einigen schon in die Zukunft Aber wir freuen uns auch auf Gäste. Einer unserer blitzenden Gedanken erzählt das Spielzeitheft. Es setzt Schwerpunkte im Herbst wird das Festival „Politik im sich zusammen, es ist collagiert. Neben den strengen InFreien Theater“ sein, das wir gemeinsam mit dem Euro- formationen über Inhalte und Autoren haben wir Literapäischen Zentrum der Künste Hellerau und der Bundeszen- ten über ihre Lieblingsbücher, Juristen und Politiker über trale für politische Bildung veranstalten. „Fremd“ heißt Kleists Fälle und Sartres Theorie der Gewalt, Wirtschaftssein Motto und meint die vielfältigen Beziehungen, die journalisten über Lilioms sozialen Status, Soziologen zwischen dem eigenen „Ich“ und dem „Anderen“ zu be- über die verschiedenen Perspektiven von Wahrheit, Famischreiben sind: in der Angst vor dem Unbekannten, in lienväter über Familienterror und Bühnenbildnerinnen der einsam machenden Abwesenheit des Anderen, in der über ihre Räume nachdenken und schreiben lassen. AuSehnsucht nach Aufhebung der eigenen Grenzen und ßerdem zeigt das Spielzeitheft Bilder, die daran erinnern, nach dem Verlassen des heimischen Territoriums. Das dass Kunstproduktion nicht nur den großen Gedanken zweiwöchige Festival wird Ende Oktober die mutigsten, und den genialen Momenten entspringt, sondern auch schönsten, wildesten und merkwürdigsten Produktio- dem leichten Spiel und der detailreichen Arbeit, von der nen des deutschsprachigen und europäischen Theaters genauen Steuerung des Bühnennebels über die Varianten nach Dresden bringen. Inszenierungen für eine neugie- der Kostümkunde bis hin zur Applausordnung. Sie als rige Stadt, die ihren Weg zwischen historischer Determi- Zuschauer haben das gute Recht, nur die schön glitniertheit und vielfältigen Bildern von Zukunft sucht. zernde und manchmal gefährliche, havarieprovozierende Der Spielplan für die kommende Spielzeit fasst einiges Spitze des Eisbergs zu sehen, während für uns die sechs von diesem Spiel von Nähe und Distanz, von bewusster Siebtel, die unter dem Wasser liegen, auch Teil der IdentiKonfrontation mit dem Anderen – um Fremdheit begrei- tät mit der Arbeit und diesem Hause sind. fen und Differenz aushalten zu können. Kurz sei die Spannweite des Beginns skizziert. Shake- Wir laden Sie herzlich ein, mit uns gemeinsam das Fremde speares „Kaufmann von Venedig“ ist ein Denk- und ein und das Vertraute im Spiegel des Theaters zu suchen und Rollenspiel von Gewalt und Hilflosigkeit gegenüber als das Abenteuer, das die Reibung zwischen diesen beiden abweichend definierten gesellschaftlichen Rollen sozia- Polen mit sich bringen mag, zu erleben. ler, religiöser und sexueller Identität. Die Uraufführung von Harry Mulischs großartigem Dresden-Roman „Das Ihr steinerne Brautbett“ lässt einen an Leib und Seele verletz- Wilfried Schulz ten amerikanischen Kampfflieger in die zerstörte Stadt Intendant Staatsschauspiel Dresden und die um den Aufbau kämpfende ddr der 1950er-Jahre zurückkehren, Traumata der Vergangenheit und Sehn13 Großes Eröffnungsfest am 3. September Wir beginnen die neue Saison mit einem großen, bunten Theaterfest, und alle machen mit Um 15:00 Uhr geht’s los mit Programmen für die Kleinen, mit dem Kinderzirkus Kaos, spannenden und lustigen Geschichten aus unseren Lieblingskinderbüchern und Schminken und Verkleiden unter dem Motto Monster und Prinzessinnen. Die Schauspieler zeigen kleine Theaterszenen und Lesungen überall im Schauspielhaus, Franz Wittenbrink und seine Allstars geben ein Konzert, die Theaterpädagogik veranstaltet eine Schnitzeljagd, die Bürgerbühne stellt ihr neues Programm vor, die Beleuchter, Requisiteure, Maskenbildner und alle anderen Abteilungen verraten Geheimnisse aus den Werkstätten, es gibt eine aufregende Bühnentechnikshow, ein Konzert von Thomas Eisen und seiner Band The Fineripps und um 20:00 Uhr die große Saisonvorschau, bei der das gesamte Ensemble in kurzen Szenen und moderierten Gesprächen mit Regisseuren, Autoren und weiteren Gästen die Inszenierungen der neuen Spielzeit vorstellt. Und danach: Tanzen bis in die frühen Morgenstunden mit Live-Acts und den DJs vom Piranha Beat Klub … Wir freuen uns auf Sie! 14 Inhalt Die Spielzeit 2011.2012 Porträts, Interviews, Essays und Gedanken 16 1 Die Saison in der Übersicht 18 1 Das Ensemble 37 1 Der Kaufmann handelt von der Stadt Robert Koall zu Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ 38 1 Harry Mulisch, Heillosigkeit Marcel Beyer liest den Roman „Das steinerne Brautbett“ neu 41 1 Die erste Hälfte des Lebens wird von den Eltern versaut, die zweite von den Kindern Lutz Hübner über „Familienbande“, den neuen Wittenbrink-Liederabend 43 1 Reineke-Fuchs-Bastelbogen Die Hauptfigur des neuen Kinder- und Familienstücks zum Ausschneiden 441 Zum Straucheln brauchts doch nichts als Füße Der Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Strafverteidiger Stefan Heinemann über den „Zerbrochnen Krug“ 461 Wir müssen aufpassen, dass die Gullis nicht wieder aufgehen Ein Gespräch mit dem Regisseur Wolfgang Engel über „Der Meister und Margarita“ 491 Wenn es keine Einfühlung gibt, fehlt mir was Ein Porträt der Regisseurin Barbara Bürk von Peter Michalzik 51 1 Zwei Klappen mit einer Fliege Die Bühnenbildnerin Barbara Ehnes denkt über Räume nach 52 1 Lachen machen Ein Porträt der Regisseurin Simone Blattner von Martin Heckmanns 541 Liliom. Eine deutsche Frage Der Autor und Journalist Wolf Lotter über das richtige Leben im falschen 571 Woyzeck Einige Gedanken der Regisseurin Sandra Strunz zum Stück 581 Oma, Opa und Hans-Peter Ein Reisebericht von Dirk Laucke über einen Besuch in Dresden 601 Spieltriebtäter – Die Dresdner auf der Bühne Die Journalistin Barbara Behrendt über die Bürgerbühne 621 Der Trost einer großen Erzählung Wolfgang Herrndorf im Gespräch mit Kathrin Passig über „Tschick“ 661 Schmutzige Hände bis zum Ellenbogen Der Regisseur Simon Solberg und der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum im Gespräch über politische Kultur 691 Recherchetagebuch „Einen Kleist“ Rimini Protokoll auf den Spuren Heinrich von Kleists 71 1 Hedda Brünnhilde Gabler Felicitas Zürcher über das Scheitern eines Lebensmodells 741 Alles ist etwas Ein Aufruf zur Sinnsuche – Julia Weinreich über „Nichts“ von Janne Teller 77 1 Gefangen zwischen Vorurteilen und Political Correctness Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach über „Race“ Die Premieren im Schauspielhaus 19 1 Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare 19 1 Das steinerne Brautbett nach Harry Mulisch 201 Familienbande von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner 201 Reineke Fuchs von Johann W. von Goethe 21 1 Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist 21 1 Der Meister und Margarita nach Michail Bulgakow 22 1 Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht 22 1 Die Räuber von Friedrich Schiller 23 1 Damen der Gesellschaft von Clare Boothe Luce 23 1 Liliom von Ferenc Molnár Die Premieren im Kleinen Haus 25 1 Woyzeck nach Georg Büchner 25 1 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit von Dirk Laucke 26 1 Andorra von Max Frisch 26 1 Tschick nach Wolfgang Herrndorf 27 1 Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre 27 1 Einen Kleist von Rimini Protokoll 28 1 Die Zärtlichkeit der Russen von Dagrun Hintze 28 1 Hedda Gabler von Henrik Ibsen 29 1 Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare 29 1 Race von David Mamet 30 1 Nichts von Janne Teller 30 1 Legal, illegal, scheißegal von Jessica Glause 31 1 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig 31 1 Ja, ich will! von Miriam Tscholl 32 1 Blütenträume von Lutz Hübner 32 1 Fremd – 8. Festival „Politik im Freien Theater“ 33 1 Und außerdem ... 34 1 Kooperationen / Service 791 Einige Thesen über Roland Schimmelpfennig von Oliver Reese 801 Der Lutz-Hübner-Effekt Ein Porträt des Autors Lutz Hübner von Beret Evensen 81 1 Mitspielen Ein Gespräch mit Studenten des Schauspielstudios Dresden Die Bürgerbühne 841 Die Bürgerbühne lädt ein 851 Die Inszenierungen 86 1 Die Clubs 871 Weitere Angebote Theater und Schule 881 Angebote für Schulklassen 891 Angebote für Lehrer Informationen 921 Ensemble und Mitarbeiter 2011.2012 941 Anrechte 991 Ermäßigungen und Geschenke 1001 Saalplan und Preise 102 1 Freunde und Förderer 103 1 Öffnungszeiten 103 1 Kartenkauf und Reservierungen Impressum Spielzeit 2011. 2012 1 Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden, Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian KrentelSeremet, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit 1 Redaktionsschluss: 11. 4. 2011 1 Gestaltung: Bureau Johannes Erler 1 Inszenierungsfotos: Matthias Horn, David Baltzer 1 Die Collagen in diesem Heft erstellten Jeremias Böttcher, Matthias Horn, Patrick Klose und Luise Mundhenke. Wir danken allen, die Fotos und weitere Materialien zur Verfügung gestellt haben. 1 Druck: Druckhaus Dresden GmbH 15 Schauspielhaus Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Regie: Tilmann Köhler Premiere 9. 9. 2011 Das steinerne Brautbett nach dem Roman von Harry Mulisch Regie: Stefan Bachmann Uraufführung 1. 10. 2011 Familienbande Ein musikalischer Abend unter Verwandten von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner Uraufführung 22. 10. 2011 Reineke Fuchs von Johann W. von Goethe Kinder- und Familienstück Regie: Susanne Lietzow Premiere 12. 11. 2011 Der zerbrochne Krug Komödie von Heinrich v. Kleist Regie: Roger Vontobel Premiere Januar 2012 Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow Regie: Wolfgang Engel Premiere Februar 2012 Kleines Haus Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück von Bertolt Brecht Regie: Barbara Bürk Premiere März 2012 Die Räuber von Friedrich Schiller Regie: Sebastian Baumgarten Premiere April 2012 Damen der Gesellschaft Komödie von Clare B. Luce Regie: Simone Blattner Premiere Mai 2012 Liliom Eine Vorstadtlegende von Ferenc Molnár Regie: Julia Hölscher Premiere Juni 2012 Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen und dem St. Pauli Theater Hamburg Woyzeck nach Georg Büchner von Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson Regie: Sandra Strunz Premiere 11. 9. 2011 Kleines Haus 1 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit von Dirk Laucke Regie: David Benjamin Brückel Uraufführung / Dresdner Premiere 17. 9. 2011 Kleines Haus 2 Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen Andorra von Max Frisch Regie: Uli Jäckle Premiere 8. 10. 2011 Kleines Haus 1 Die Bürgerbühne Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Regie: Jan Gehler Uraufführung 19. 11. 2011 Kleines Haus 3 Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Regie: Simon Solberg Premiere 26. 11. 2011 Kleines Haus 1 Weiterhin im Schauspielhaus: Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist Denn alle Lust will Ewigkeit Ein Liederabend von Franz Wittenbrink Der Turm nach dem Roman von Uwe Tellkamp Des Teufels General von Carl Zuckmayer Die Möwe von Anton Tschechow Don Carlos von Friedrich Schiller Kleiner Mann, was nun? nach dem Roman von Hans Fallada Marat / Sade von Peter Weiss Minna von Barnhelm von g. e. Lessing Reckless. Steinernes Fleisch nach dem Roman von Cornelia Funke Rheingold Musiktheater nach Richard Wagner Romeo und Julia von William Shakespeare Sein oder Nichtsein von Nick Whitby Viel Lärm um nichts von William Shakespeare Palais im Großen Garten: A Christmas Carol – Ein Weihnachtslied von Gerold Theobalt nach Charles Dickens Unterwegs: Ich will Zeugnis ablegen Aus den Tagebüchern Victor Klemperers 16 Festival Einen Kleist von Rimini Protokoll Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Uraufführung / Dresdner Premiere 2. 12. 2011 Kleines Haus 1 und 2 Eine Produktion von Rimini Apparat in Koproduktion mit dem Staatsschauspiel Dresden und dem hau, Berlin Die Zärtlichkeit der Russen Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration von Dagrun Hintze Regie: Miriam Tscholl Uraufführung 9. 12. 2011 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Hedda Gabler von Henrik Ibsen Regie: Tilmann Köhler Premiere Januar 2012 Kleines Haus 1 Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Regie: Fabian Gerhardt Premiere Februar 2012 Kleines Haus 1 Die Bürgerbühne Race von David Mamet Regie: Burkhard C. Kosminski Deutschsprachige Erstaufführung März 2012 Kleines Haus 1 Nichts nach dem Roman von Janne Teller Regie: Tilmann Köhler Premiere März 2012 Kleines Haus 2 Mit den Studenten des Schauspielstudios Dresden Legal, illegal, scheißegal Punk für Einsteiger Regie: Jessica Glause Uraufführung April 2012 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Fremd 8. Festival „Politik im Freien Theater“ 10 herausragende freie Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum und internationale Gäste, Diskussionen, Foren und Performances im öffentlichen Raum 27. 10. bis 6. 11. 2011 im Kleinen Haus des Staatsschauspiels, im Festspielhaus Hellerau und an anderen Orten in der Stadt Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Regie: Burghart Klaußner Premiere Mai / Juni 2012 Kleines Haus 2 Eine Kooperation von Staatsschauspiel Dresden, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste und der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb Ja, ich will! Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren Regie: Miriam Tscholl Uraufführung Juni 2012 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Blütenträume von Lutz Hübner Regie: Thomas Birkmeir Premiere Juni 2012 Kleines Haus 1 In Planung: Der alte König in seinem Exil nach der Erzählung von Arno Geiger Weiterhin im Kleinen Haus: Adam und Evelyn von Ingo Schulze Backstage von Thomas Eisen Das Erdbeben in Chili nach der Novelle von Heinrich von Kleist Das halbe Meer von Thomas Freyer Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt Der Kirschgarten von Anton Tschechow Der Messias von Patrick Barlow Die Firma dankt von Lutz Hübner Die Insel von Athol Fugard Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Jakob von Gunten von Robert Walser Vater Mutter : Die Kontrakte des Geisterbahn von Martin Heckmanns Vùng biên gió’i von Rimini Protokoll und die Inszenierungen der Bürgerbühne Kaufmanns von Elfriede Jelinek Diesen Kuss der ganzen Welt Ein Schiller-Projekt Eins, zwei, drei und schon vorbei Ein Spiel vom Anfang und Ende der Dinge FKK. Eine Frauenkörperkomödie von Melanie Hinz Jugend ohne Gott nach dem Roman von Ödön von Horváth 17 1. 4. 3. 2. Die Premieren im Schauspielhaus 1. Lore Stefanek, 2. Philipp Lux, 3. Thomas Eisen, 4. Ina Piontek, 5. Wolfgang Michalek, 6. Picco von Groote, 7. Matthias Reichwald, 8. Albrecht Goette, 9. Benjamin Pauquet, 10. Mila Dargies, 11. Olivia Grigolli, 12. Sonja Beißwenger, 13. Thomas Braungardt, 14. Benjamin Höppner, 15. Rosa Enskat, 16. Tom Quaas, 17. Matthias Luckey, 18. Fabian Gerhardt, 19. Lars Jung, 20. Helga Werner, 21. Cathleen Baumann, 22. Sebastian Wendelin, 23. Hannelore Koch, 24. Ines Marie Westernströer, 25. Torsten Ranft, 26. Sascha Göpel, 27. Christan Friedel, 28. Christian Erdmann, 29. Holger Hübner, 30. Christine Hoppe, 31. Annika Schilling, 32. Stefko Hanushevsky, 33. Ahmad Mesgarha, 34. Christian Clauß, 35. Vera Irrgang, 36. Anna-Katharina Muck, 37. Antje Trautmann, 38. Karina Plachetka 8. 7. 6. 14. 13. 5. 10. 11. 17. 16. 20. 19. 21. 18. 22. 23. 24. 28. 25. 26. 29. 30. 27. 33. 34. 32. Um die reiche und bildschöne Erbin Porzia umwerben zu können, benötigt der völlig abgebrannte Bassanio Geld. Er bittet deshalb seinen Freund und Gönner, den Kaufmann Antonio, um Hilfe. Der wiederum muss sich das Geld vorläufig selbst borgen und sucht um ein Darlehen bei Shylock an, den er zuvor als Jude beleidigt und bespuckt hat. Shylock verzichtet auf Zinsen. Stattdessen lässt er Antonio einen Schuldschein unterschreiben, der Shylock erlaubt, bei Nichtrückzahlung ein Pfund Fleisch aus Antonios Körper nächst dem Herzen zu schneiden. Da Antonio der festen Überzeugung ist, bald wieder zu Kapital zu kommen, unterschreibt er. Zwar kann Bassanio Porzia tatsächlich für sich gewinnen, das geliehene Geld kann er, wie auch Antonio, dennoch nicht zurückgeben. So kommt es, dass Shylock vor Gericht sein Recht durchsetzen will. Porzia selbst, durch Männerkleidung getarnt, tritt als schlauer Verteidiger auf und erwirkt, dass es am Ende Shylock ist, der angeklagt und verurteilt wird. Der Liebe von Porzia und Bassanio steht nun nichts mehr im Wege. „Der Kaufmann von Venedig“ wurde lange Zeit als antisemitische Propaganda ausgeschlachtet. So produzierten die Nationalsozialisten 1938 mit großem Aufwand ein Radiohörspiel und strahlten es kurz nach der Reichskristallnacht aus. Zugleich besteht seit Mitte des 19. Jahrhunderts aber auch eine ganz andere Aufführungstradition: Von Demütigungen in die Ecke getrieben und von fremdem und eigenem Hass geleitet, steht Shylock exemplarisch für all jene, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. „Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“ Bis heute ist „Der Kaufmann von Venedig“ Spiegel und Vexierspiel einer Gesellschaft und ihrer Haltung gegenüber den „Juden“, den Außenseitern und Fremden, derer sie bedarf und die sie zugleich mit Angstlust ablehnt. Einige Gedanken über den „Kaufmann von Venedig“ finden Sie auf 1Seite 37 Dresden, Herbst, 1956. Elf Jahre nach Kriegsende reist Norman Corinth aus Baltimore, usa, zu einem internationalen Zahnarztkongress in die noch weitgehend in Trümmern liegende Stadt. Doch der Amerikaner ist weniger am fachlichen Austausch im jungen sozialistischen Staat interessiert als an der Geschichte: Als Bomberpilot war er beteiligt an der Verwüstung der Stadt, wurde selbst abgeschossen und schwer verletzt. Corinth verweigert die Teilnahme am offiziellen Kongressprogramm, um sich auf eigene Faust an die Erkundung des Ausmaßes der Zerstörung zu machen. Ein zweites Mal durchlebt er in Dresden Angriff und Zerstörung: Diesmal ist es eine Frau, Hella, Sozialistin und Dolmetscherin des Kongresses, die Corinth parallel zu seinen Erinnerungsfantasien erobert. Bereits 1959 gelang dem 30-jährigen Niederländer Harry Mulisch ein Roman, der jenseits von Schuldzuweisungen, dafür mit unbestechlichem Blick die Verwundung der Menschen durch den Krieg aufzeigt, und zwar auf beiden Seiten. In seiner charakteristischen Mischung aus Philosophie, Mythologie und Realismus überblendet er die Zerstörung Dresdens dabei gleich zweifach: mit der Eroberung Hellas, der Frau, die Corinths Geliebte und Opfer wird, und der Geschichte um Helena und die antike Stadt Troja. 2002 erhielt Harry Mulisch für seine literarische Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg, die sich durch sein gesamtes Werk zieht, das Bundesverdienstkreuz. Im Oktober 2010 verstarb der Autor von „Die Entdeckung des Himmels“ 83-jährig. Marcel Beyer liest den Roman vor dem Hintergrund des Weltgeschehens im März 2011 neu 1Seite 38 Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a. Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. In der Spielzeit 2010.2011 inszenierte er Sophokles‘ „König Oedipus“ und die Uraufführung von Thomas Freyers „Das halbe Meer“. Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, war nach seinem Studium in Zürich und Berlin 1992 Mitbegründer des Berliner „Theater Affekt“. Bis 1998 inszenierte er u. a. an der Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz in Berlin, am Theater am Neumarkt in Zürich und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1996 wurde er als Nachwuchsregisseur des Jahres ausgezeichnet. 1998 bis 2003 war Stefan Bachmann Schauspieldirektor am Theater Basel, 1999 wurde das Haus in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gewählt. Seit 2001 ist Stefan Bachmann auch als Opernregisseur tätig. Zuletzt arbeitete er u. a. am Deutschen Theater Berlin, am Thalia Theater in Hamburg, an der Staatsoper unter den Linden und am Berliner Maxim Gorki Theater. Seit 2009 ist er fester Regisseur am Wiener Burgtheater. Er war mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt 2011 mit der Inszenierung von Kathrin Rögglas „Die Beteiligten“ vom Wiener Burgtheater. 35. 31. 36. 38. 37. Das steinerne Brautbett nach dem Roman von Harry Mulisch Uraufführung am 1. Oktober 2011 im Schauspielhaus Regie: Stefan Bachmann 1Bühne: Simeon Meier 1Kostüm: Barbara Drosihn 15. 12. 9. Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Premiere am 9. September 2011 im Schauspielhaus Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz 1Kostüm: Susanne Uhl Laut dem Deutschen Bühnen-Jahrbuch 2011 der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger sind in Deutschland 6441 Schauspieler in Ensembles engagiert. Bei uns arbeiten davon 38 und einige Gäste. 19 Familienbande Ein musikalischer Abend unter Verwandten von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner Uraufführung am 22. Oktober 2011 im Schauspielhaus Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink 1Kostüm: Nini von Selzam Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe Kinder- und Familienstück für alle ab 8 Jahren Premiere am 12. November 2011 im Schauspielhaus Regie: Susanne Lietzow 1Bühne: Aurel Lenfert 1Kostüm: Marie Luise Lichtenthal Der zerbrochne Krug Komödie von Heinrich von Kleist Premiere im Januar 2012 im Schauspielhaus Regie: Roger Vontobel 1Bühne: Magda Willi 1Kostüm: Dagmar Fabisch Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow Premiere im Februar 2012 im Schauspielhaus Regie: Wolfgang Engel 1Bühne: Olaf Altmann 1Kostüm: Michael Sieberock-Serafimowitsch Der kleine Festsaal eines Landgasthofes in der Provinz, eine Flügeltür zum großen Festsaal, in dem eine Familienfeier stattfindet. Zu Großvaters 80. Geburtstag sind sie alle zusammengekommen, um harmonisch den Festtag zu begehen. Doch wie soll das gut gehen bei einer Großfamilie, die wie jede vernünftige Sippe einige Leichen im Keller hat? Sohn Albert hat sich finanziell übernommen – sein alter Herr darf es nicht wissen. Und der Rest der Mischpoke schon gar nicht. Seinem Bruder kann er geliehenes Geld nicht zurückzahlen. Geschwister und Schwägerinnen und Schwager können sich nicht riechen, die Cousins und Cousinen öden sich an. Der Alkohol löst die Zungen und befeuert die schwelenden Familienbrände. Und so läuft die harmonische Zusammenkunft auf das absurdeste aus dem Ruder – mit niemandem streitet es sich so schön wie mit der buckligen Verwandtschaft! Eigentlich hasst man sie ja, diese Anlässe. Aber Hauptsache, Opa freut sich. Zum ersten Mal arbeiten für „Familienbande“ der Musiker und Regisseur Franz Wittenbrink und der Autor Lutz Hübner zusammen, der den szenischen Entwurf für diesen Liederabend schrieb und die Figuren erfand. Hübner, der zu den meistgespielten deutschen Dramatikern zählt, ist dem Dresdner Publikum vor allem bekannt durch die Abende „Frau Müller muss weg“ und „Die Firma dankt“. Warum die erste Hälfte des Lebens von den Eltern versaut wird und die zweite von den Kindern erklärt Autor Lutz Hübner auf 1Seite 41 Hoftag bei König Nobel, dem Löwen. Alle erscheinen, nur nicht Reineke, der Fuchs. Die Tiere, große und kleine, bringen ihre Beschwerden über den gerissenen Schelm vor. Eine Wurst hat er gestohlen, den Wolf verhöhnt, das Kaninchen bedroht und sogar die Henne Kratzfuß totgebissen. Das Sündenregister des Schelms ist lang, die Tiere fordern Strafe. Braun, der Bär, soll Reineke holen, lässt sich aber ebenso von ihm überlisten wie Hinze, der Kater. Als Reineke endlich am Hof erscheint, wird er zum Tode verurteilt, doch er erfindet, den Kopf schon in der Schlinge, eine so geschickte Lügengeschichte, dass er begnadigt wird. Als der Verrat auffliegt und Reineke ein zweites Mal vor dem König erscheint, kommt es zum Showdown: Reineke und Isegrim, der Wolf, treten im Zweikampf gegeneinander an … Goethes Epos „Reineke Fuchs“ entstand 1793, die Fabel lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen: der gerissene Räuber und schlaue Schelm, der über seine dummen und gefräßigen Gegner triumphiert – eine wunderbare Geschichte über List und Tücke, Dummheit und Gier für die ganze Familie. Einen Reineke-Fuchs-Bastelbogen findest du auf 1Seite 43 Ein Krug ist zerbrochen, ein wertvoller Krug, im Haus der Familie Rull, und wer es war – man weiß es nicht. Es war jemand bei Eve Rull im Zimmer, es war schon dunkel. Ihre Mutter hat es gesehen, ihr Verlobter, Ruprecht Tümpel, hat es gesehen – nur wer es war, das bleibt unklar. Um Licht in die Angelegenheit zu bringen, nimmt der Dorfrichter Adam als Ermittler und als Ankläger die Arbeit auf. Dabei wird er streng beobachtet von Walter, dem Gerichtsrat. Die delikate Angelegenheit jedoch lässt sich so leicht nicht entwirren – zumal von einem Richter, der sich offenkundig nur halbherzig um den Fall bemüht. Warum er so zögerlich ist, wird bald offenbar: Die Indizienlage spricht mehr und mehr dafür, dass der Richter zugleich der Angeklagte ist. Kleists „Lustspiel“ ist ein Drama, das von der Wahrheitssuche erzählt und von den Möglichkeiten, eigene Wahrheiten zu kreieren, Tatsachen zu schaffen mithilfe der Sprache und ihrer Verdrehung. Alles zerbricht hier: ein Krug, eine heile Welt, eine Unschuld. Nach dem „Käthchen von Heilbronn“ und „Das Erdbeben in Chili“ ist der „Krug“ bereits die dritte Inszenierung eines Textes von Heinrich von Kleist im Spielplan des Staatsschauspiels. Im Kleistjahr 2011 wird der 200. Todestag des Dichters in Deutschland umfangreich gewürdigt; neben den Inszenierungen besteht unser Beitrag auch in dem Projekt „Einen Kleist“ von Rimini-Protokoll (siehe Seite 69). Der Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Dresdner Strafverteidiger Stefan Heinemann denken über „Der zerbrochne Krug“ nach 1Seite 44 Der Teufel erscheint leibhaftig in Moskau, und zwar in Gestalt von Voland, Professor für schwarze Magie. Gemeinsam mit seinem zwielichtigen Gefolge quartiert er sich im Haus Sadowaja 302b, Wohnung 50, ein und stellt das Haus und ganz Moskau auf den Kopf. Schwer erklärbare, unheimliche Vorfälle ereignen sich, Menschen verschwinden, sterben und werden verhaftet. Ausgenommen scheinen zwei Gerechte: der Meister und Margarita, seine ehemalige Geliebte. Der Meister ist Autor eines großen unveröffentlichten, weil „konterrevolutionären“ Romans über Pontius Pilatus, er befindet sich am Anfang der Geschichte in einer Irrenanstalt. Margarita ist eine verheiratete Frau, die sich nach ihrem Geliebten sehnt. Offizielle Stellen versuchen, die Verwirrungen des Teufels rational zu erklären, der gesamte Staat scheint von schäbigen Betrügern und Spekulanten bevölkert, und die Vertreter der Bürokratie tragen das Ihre dazu bei, das Land in eine riesige Groteske zu verwandeln. Der Teufel selbst versucht, einen eingefleischten Atheisten von der Existenz Gottes zu überzeugen, eigentlich ist er aber nach Moskau gekommen, um für seinen großen Ball eine Königin zu finden. Margarita lässt sich auf den Handel mit dem Teufel ein, um noch einmal den Meister zu sehen. Bulgakows Meisterwerk, zwischen 1928 und 1940 entstanden, verwebt in zwei Erzählsträngen Fiktion, Satire und historische Begebenheiten. Es gilt als der „russische Faust“. Wie der Meister hatte auch Bulgakow unter der stalinistischen Zensur zu leiden, er verbrannte die erste Fassung des Romans. Das Buch wurde 1966, erst 26 Jahre nach Bulgakows Tod, veröffentlicht. Ein Gespräch mit dem Regisseur Wolfgang Engel finden Sie auf 1Seite 46 Roger Vontobel, geboren 1977 in Zürich, studierte Schauspiel in New York und Pasadena sowie Schauspielregie am Institut für Theater, Musiktheater und Film itmf in Hamburg. Nach Inszenierungen in Essen und München wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres 2006 gewählt. Er arbeitete in den letzten Jahren am Schauspiel Essen, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Bochum. Für seine Inszenierung von „Don Carlos“ am Staatsschauspiel Dresden wurde Vontobel in der Hauptkategorie „Beste Regie“ mit dem wichtigsten deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Außerdem wurde seine Dresdner Inszenierung zum Berliner Theatertreffen 2011, zu den Schillertagen in Mannheim und auf zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland eingeladen. Wolfgang Engel arbeitete in den 1970er-Jahren als Regisseur an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul und am Jugendtheater in Berlin. Ab 1978 lehrte er an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 1980 ging er als fester Regisseur an das Staatsschauspiel Dresden, wo ihn seine Inszenierungen zu einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab 1983 reiste Engel auch zu Regiearbeiten in den Westen, u. a. an das Staatstheater in Saarbrücken, das Wiener Burgtheater, das Zürcher Schauspielhaus, das Berliner Schillertheater und das Münchner Residenztheater. 1991 ging er nach Frankfurt am Main und wurde fester Regisseur am dortigen Schauspiel. Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des Schauspiels Leipzig. 2010 führte er bei der viel beachteten Uraufführung von Uwe Tellkamps „Der Turm“ Regie, die von mdr / arte aufgezeichnet und zu den Berliner Autorentheatertagen 2011 eingeladen wurde. Mit freundlicher Unterstützung unseres Projektpartners Ostsächsische Sparkasse Dresden Mit freundlicher Unterstützung der Konsum Dresden eG Franz Wittenbrink wurde 1948 in Bentheim, Niedersachsen geboren. Mit neun Jahren kam er ins Musikinternat der Regensburger Domspatzen und erhielt dort eine Ausbildung in Klavier, Violoncello, Orgel, Trompete, Tonsatz und Kontrapunkt. Nach ersten Engagements als Komponist und musikalischer Leiter am Nationaltheater in Mannheim feierte er in den 90er-Jahren seinen Durchbruch mit dem Liederabend „Sekretärinnen“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Seither erarbeitete er an Häusern wie den Münchner Kammerspielen, dem Thalia Theater Hamburg, dem Wiener Burgtheater, dem Berliner Ensemble und dem Schauspiel Hannover seine Abende, die im Grenzbereich zwischen Schauspiel und Musik liegen. Mit diesem sehr spezifischen Stil zählt er zu den erfolgreichsten und profiliertesten Musiktheaterregisseuren dieser Tage. Am Staatsschauspiel Dresden hat er den Liederabend „Die Lobbyisten“ inszeniert, und seit der Saison 2009.2010 ist „Denn alle Lust will Ewigkeit“ im Schauspielhaus zu sehen. 20 Susanne Lietzow, geboren in Innsbruck, absolvierte eine Modeschule in Wien, studierte Bildhauerei in New York und Schauspiel in Innsbruck. Es folgten Engagements als Schauspielerin am Theater Phönix in Linz und am Deutschen Nationaltheater Weimar. An beiden Theatern führte sie auch Regie. 1997 bis 2000 war sie Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. 2006 erhielt sie für „How much, Schatzi?“ nach h. c. Artmann zusammen mit dem Projekttheater Wien / Vorarlberg den Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion. Sie inszeniert u. a. am Schauspielhaus Wien, am Staatstheater Kassel und am Jungen Schauspiel Hannover und arbeitet kontinuierlich mit dem Projekttheater, dessen künstlerische Leitung sie seit 2005 inne hat. In Dresden inszenierte Lietzow vergangene Spielzeit die Uraufführung von Lutz Hübners Stück „Die Firma dankt“ und erhielt dafür eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen 2011. 21 Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück von Bertolt Brecht Premiere im März 2012 im Schauspielhaus Regie: Barbara Bürk 1Bühne: Anke Grot 1Kostüm: Irène Favre de Lucascaz Die Räuber von Friedrich Schiller Premiere im April 2012 im Schauspielhaus Regie: Sebastian Baumgarten 1Bühne: Barbara Ehnes Damen der Gesellschaft Komödie von Clare Boothe Luce Premiere im Mai 2012 im Schauspielhaus Regie: Simone Blattner 1Bühne: Alain Rappaport Bertolt Brecht beschreibt in dem 1940 im finnischen Exil entstandenen Volksstück das Problem, dass der Mensch in der kapitalistischen Gesellschaft in einer Bewusstseinsspaltung leben, seine gute Natur verleugnen muss. Der finnische Gutsbesitzer Puntila ist in nüchternem Zustand ein Ausbeuter und betrunken „fast ein Mensch“, nahezu ein Menschenfreund. Nur in der Trunkenheit zeigt er sich verständnisvoll; nüchtern ist er unerträglich. Diesen Gegensatz müssen vor allem seine Tochter Eva und sein Chauffeur Matti ertragen. So will Puntila – wenn er gerade mal nüchtern ist – Eva mit dem reichen Attaché verheiraten. Sobald er jedoch betrunken ist, sieht er in diesem alles Mögliche, nur nicht den Richtigen für seine Tochter. Zwischen diesen zwei Gesichtern Puntilas steht immer der treue Matti. Er kann ganz gut mit den Launen seines Chefs umgehen. Doch als dieser, mal wieder im Vollrausch, Matti als zukünftigen Ehemann seiner Tochter auswählt, ist es mit Mattis Neutralität vorbei … Entscheidend für sein Volksstück sei, so Brecht, die „Ausformung des Klassenantagonismus zwischen Puntila und Matti“. Darin nämlich wird die Verlogenheit und Gefährlichkeit der realen Herrschaftsverhältnisse deutlich. Das Ungleichgewicht zwischen Herr und Knecht kommt vielleicht am schönsten in Mattis Satz: „Ich nehm‘s als einen Befehl, Herr Puntila, dass keine Kluft ist!“ zum Ausdruck. Bertolt Brecht, der Begründer des epischen Theaters, forderte auch für seinen „Puntila“, dass die kritische Distanz des Zuschauers gewahrt bleiben soll. Episches Theater ist Brecht zufolge immer demonstrativ: „Das Ereignis hat stattgefunden, hier findet seine Wiederholung statt.“ Ein Porträt der Regisseurin Barbara Bürk finden Sie auf 1Seite 49 Schillers erstes Bühnenstück ist die Geschichte zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die Geschichte eines Aufruhrs gegen die gesellschaftliche Ordnung. Während der in der fernen Stadt Leipzig studierende Karl sich an einer Welt rächt, von der er zu viel erwartet hat, wütet sein zu Hause gebliebener Bruder Franz in einer Welt, von der er nichts hält und die ihn deshalb zu nichts verpflichtet. Mit kühlem Verstand will er allein seinem einzigen Interesse folgen: Übernahme der Erbschaft und alleinige Herrschaft auf dem familiären Gut. Indem er dem Vater falsche Informationen über Karls Gewaltverbrechen zukommen lässt, hintertreibt er allmählich die Vaterliebe, bis dieser den Erstgeborenen enterbt und verstößt. Auch Amalia, die hartnäckig an ihrer Liebe zu Karl festhält und sehnsüchtig auf dessen Heimkehr wartet, will Franz auf diese Weise für sich gewinnen. Karl führt währenddessen ein wildes Leben und gründet eine Räuberbande, um mit Gleichgesinnten gegen absolutistische Willkür und Korruption zu kämpfen. Was als idealistischer Widerstand beginnt, radikalisiert sich zusehends: Die Grenze zwischen idealistischem Vorsatz und schlichter Kriminalität verschwimmt mehr und mehr. Beide Brüder – wenn auch mit unterschiedlichen Motiven – rebellieren gegen den Vater und damit gegen gesellschaftliche Zwänge. Schiller beschreibt im Konflikt zwischen den Brüdern Karl und Franz auch den Zusammenstoß der materialistischen mit einer idealen Welt. Beide Ideologien scheitern, aber dennoch wird dadurch die bestehende Ordnung nicht gefestigt. Vielmehr stellt sich die Frage nach einer neuen Gesellschaft, in der Individualität und Freiheit möglich sind. Eine Frage, die in der Gegenwart vielleicht andere Vorzeichen, aber noch immer keine endgültige Antwort bekommen hat. Die Bühnenbildnerin Barbara Ehnes denkt über Räume nach 1Seite 51 Mary Haines, eine reiche, schöne und intelligente Dame Liliom war ein Vagabund und der beste Ausrufer bei den der New Yorker High Society, hat ihre besten Freundin- Karussells, ein unverschämter, rauflustiger Kerl, der die nen zu einer Partie Karten in ihren Salon eingeladen. Hand biss, die ihn fütterte, und jeden schlug, auch die Diese wissen längst, was Mary noch nicht weiß, und sie Frau, die ihn liebte, das Dienstmädchen Julie. Wenn diebringen es ihr auf eine subtil bösartige Weise bei: Marys ser Liliom zur Mitte des Stückes tot daliegt, dann diskureizender Ehemann Stephen hat eine Affäre mit der ehr- tieren die Polizisten über seiner Leiche stehend die neue geizigen Verkäuferin Crystal. Mit Mary werden nun auch Gehaltsregelung, die dazu führe, dass man zwar mehr beihre Freundinnen von der Angst befallen, aus ihrem pri- komme, aber weniger habe: „So plag ich mich eben weiter“, vilegierten Leben gerissen werden zu können durch den sagt der eine. „Man krepiert langsam, schindet und grämt Verlust ihrer Jugend, ihrer Schönheit und ihrer reichen sich.“ Liliom hat sich nicht geplagt, er hat schnell gelebt Gatten. In Kosmetiksalons, Gymnastikstudios und Mode- und ist schnell gestorben, und geschluchzt hat er – geateliers wird nun Marys Ehe analysiert, werden Intrigen lernt hat er allerdings nichts, und er wird auch nichts lergesponnen und alte Feindschaften wiederbelebt. Erst als nen, nicht einmal als er 16 Jahre später zur Erde zurückMary sich von den falschen Freundinnen und ihren Rat- kehren darf. schlägen befreit, findet das Stück noch zu seinem glück- „Liliom“ ist Moritat und „Vorstadtlegende“, ganz im Sinne lichen Ende. christlicher Heiligenlegenden, die einen exemplarischen „Damen der Gesellschaft“ ist eine böse, satirische Komö- Lebensweg und seine Prüfungen lehrreich darstellen – nur die über Frauen aus der scheinbar besseren Gesellschaft ohne das Religiöse, die Lehre und die Moral. Der ungaund ihre Angst vor Abstieg und Verfall. risch-österreichische, später europäische und schließlich Mit diesem Stück gelang der jungen amerikanischen Au- internationale Erfolgsschriftsteller Ferenc Molnár hat torin Clare Boothe Luce im Jahr 1936 der Durchbruch. Es mit seinem Stück 1906 die Gesellschaft der Schausteller wurde ein Erfolg am Broadway und auf den großen Büh- und der „kleinen Leute“ zu einer Allegorie der Welt wernen im Ausland. Der Stoff wurde zweimal verfilmt und den lassen und mit Liliom eine Figur des Volkstheaters ist inzwischen klassisch gewordenes Schauspielerfutter – geschaffen, die „bigger than life“ ist und zugleich der allerdings nur für Damen: Neben 40 Rollen für Frauen Deutung immer eine Karussellrunde voraus. gibt es keine einzige für einen Mann. „Liliom“ wird seine Premiere bei den Wiener Festwochen Ein Text von Martin Heckmanns über die Regisseurin Simone feiern und anschließend in Dresden und Hamburg geBlattner 1Seite 52 spielt werden. Einen Essay von Wolf Lotter über das richtige Leben im falschen 1Seite 54 Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Sie arbeitete an Theatern in Hamburg, Basel, Hannover und Potsdam, wo sie u. a. Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und Hauptmann inszenierte. Zudem verbindet sie eine lange Zusammenarbeit mit dem Autor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von „Hotel Paraiso“ wurde beim Theatertreffen 2005 gezeigt. 2009 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. In Dresden hat sie in der Saison 2009.2010 die Uraufführung von Lutz Hübners „Frau Müller muss weg“ und in der Spielzeit 2010.2011 Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ inszeniert. Sebastian Baumgarten wurde 1969 in Ostberlin geboren. Er studierte Opernregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seit 1992 arbeitet er als Schauspiel- sowie als Opernregisseur u. a. in Berlin, Dresden, Kopenhagen, Frankfurt am Main, Zürich und Düsseldorf. Für seine Interpretation von Händels „Orest“ an der Komischen Oper Berlin wählten ihn die Kritiker der Zeitschrift Opernwelt zum Regisseur des Jahres 2006. An der Semperoper Dresden brachte Baumgarten u. a. Brittens „Peter Grimes“ (2007) auf die Bühne. In der Spielzeit 2009.2010 kam am Staatsschauspiel Dresden seine Inszenierung „Der goldne Topf“ von e.t.a. Hoffmann zur Premiere. An der Komischen Oper Berlin inszenierte er 2010.2011 das Singspiel „Im Weißen Rößl“, und im Sommer 2011 bringt er bei den Bayreuther Festspielen Wagners „Tannhäuser“ auf die Bühne. Simone Blattner wurde 1968 in Basel geboren. Sie studierte Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit 1998 arbeitet sie als freie Regisseurin, u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, am Theater Basel, am Thalia Theater Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Schauspiel Frankfurt und am Berliner Ensemble. Blattner ist eine Spezialistin für Komödien und zeitgenössische Theatertexte. So inszenierte sie u. a. die Uraufführungen mehrerer Stücke von Martin Heckmanns, darunter „Schieß doch, Kaufhaus!“ am tif Dresden und „Kränk“ am Schauspiel Frankfurt. Beide Inszenierungen wurden zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und erhielten jeweils den Publikumspreis. 2009 führte Blattner am Staatsschauspiel Dresden Regie bei der Uraufführung von Heckmanns’ Theaterprolog „Zukunft für immer“, der zu den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin eingeladen wurde. 2010 inszenierte sie in Dresden die Uraufführung von „tier. man wird doch bitte unterschicht“ von Ewald Palmetshofer. 22 Liliom Eine Vorstadtlegende von Ferenc Molnár Premiere im Juni 2012 im Schauspielhaus Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen und dem St. Pauli Theater Hamburg Regie: Julia Hölscher 1Bühne: Esther Bialas 1Kostüm: Ulli Smid Julia Hölscher, 1979 in Stuttgart geboren, begann zunächst ein Gesangsstudium, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg wechselte. Beim Festival „Körber Studio Junge Regie“ 2007 wurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki mit dem Regiepreis ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel Hannover. Es folgten weitere Inszenierungen u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Potsdamer Hans-Otto-Theater. Seit 2009.2010 ist Julia Hölscher Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie bisher „Adam und Evelyn“ nach dem Roman von Ingo Schulze, Astrid Lindgrens „Die Brüder Löwenherz“ sowie Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“. Im Mai 2011 hat ihre Inszenierung von Hauptmanns „Einsame Menschen“ Premiere. 23 Die Premieren im Kleinen Haus Unsere Inszenierungen, Schauspielerinnen und Schauspieler werden fotografiert von Matthias Horn und David Baltzer. Woyzeck nach Georg Büchner Musik, Liedtexte, Konzept: Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson Premiere am 11. September 2011 im Kleinen Haus 1 Regie: Sandra Strunz 1Musikalische Leitung: HansJörn Brandenburg 1Bühne: Volker Hintermeier 1Kostüm: Su Bühler Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit von Dirk Laucke Uraufführung / Dresdner Premiere am 17. September 2011 im Kleinen Haus 2 Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen Regie: David Benjamin Brückel 1Bühne: Jeremias Böttcher 1Kostüm: Irène Favre de Lucascaz Der Soldat Franz Woyzeck ersticht seine Geliebte Marie. Was sind die Gründe für die Tat? Maries Betrug mit dem Tambourmajor oder die schikanösen Experimente des Doktors, denen sich Woyzeck nur unterwirft, um sich ein wenig dazuzuverdienen? Das Woyzeck-Fragment basiert auf dem gleichnamigen Dramenfragment Georg Büchners aus dem Jahr 1837, das heute zu den meistgespielten Dramen der deutschsprachigen Literatur zählt und als Unterrichtslektüre landauf, landab gelesen wird. Im Kampf um das alltägliche Überleben dreht Woyzeck langsam, aber sicher durch. Physisch und psychisch von seiner Umwelt misshandelt hat er zusehends mit Wahnvorstellungen zu kämpfen. Und als er dann auch noch Zeuge der Untreue Maries – seiner Liebe – wird, gehorcht er seinen inneren Stimmen, die ihn zwingen, sie zu töten, und sticht zu. Ursprünglich sind die so einfühlsam wie erbarmungslos anmutenden Lieder von Tom Waits und Songtexterin Kathleen Brennan für ein gemeinsames Projekt mit dem amerikanischen Regisseur Robert Wilson geschaffen worden, das 2002 in Kopenhagen zur Uraufführung kam. Entstanden ist eine zeitlose „Woyzeck“-Version von gegenwärtiger Atmosphäre, deren Musikalität die Sehnsüchte und Ängste der Figuren genial ergänzt. Einige Gedanken der Regisseurin zu „Woyzeck“ 1Seite 57 Ein Reisebus ist in Deutschland unterwegs zur polnischen Grenze, er ist voll besetzt mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe aus Rentnern, Touristen, ShoppingReisenden und Geschäftsleuten jeglicher Couleur. Im Bus summen die Gespräche, ein Kassettenrekorder plärrt, und plötzlich – der Text ist erst einige Sätze alt –durchbricht der Bus eine Leitplanke, stürzt eine Böschung hinunter und fällt aus der Zeit. Alle sind tot – bis auf fünf Versprengte. Und die müssen bald feststellen, dass niemand ihnen zu Hilfe eilt. Keine Polizei erscheint oben am Rande der kleinen Schlucht. Kein Hubschrauber kreist. Ihre Handys: netzlos. Ihre Uhren: stehen geblieben. Von allein kommen sie nicht weg, also müssen sie zusammenbleiben. Das ehemalige Schlagersternchen Marie. Ihr Vater Lennart. Die blasse Toni, eine Biologin, die einmal über Grottenolme geforscht hat. Der Journalist Torsten, der sich in seinem Welt- und Ossihass ergeht. Und die alte Martha, die ihren Mann in einer Urne dabei hat. Eine Gruppe Überlebender versucht sich zu arrangieren und merkt bald, dass sie mehr verbindet, als jeder / jede geglaubt hat. Oder ist das Paranoia? In einer seltsamen Zwischenwelt mitten im deutschen Wald steigen die Dämonen der deutschen Geschichte in ihnen auf und hetzen sie aufeinander. Der Autor Dirk Laucke zählt zu den politischen Köpfen unter den jungen deutschen Dramatikern. In seinen Stücken setzt er sich immer wieder mit deutscher Geschichte und Gegenwart auseinander und spiegelt sie mit sehr heutigen, lebensnahen Figuren. In Halle / Saale entwickelte er am dortigen Thalia Theater einen Abend mit Ultras aus der Hallenser Fußballszene, deren Nähe zum Rechtsextremismus er untersuchte. Ein Reisebericht von Dirk Laucke über einen Besuch in Dresden 1Seite 58 Sandra Strunz, geboren 1968 in Hamburg, studierte Regie an der Hochschule der Künste in Hamburg. 2000 erhielt sie mit ihrer Produktion „Parzival“ eine Einladung zum Festival Impulse. Ihre ersten Arbeiten entstanden in der Kampnagelfabrik Hamburg und in der Kaserne Basel. Später arbeitete sie am Luzerner Theater, am Staatstheater Stuttgart, Hans-Otto-Theater Potsdam, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, am Schauspiel Freiburg sowie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. In ihrer Arbeit lässt sich Sandra Strunz immer wieder von Prosavorlagen inspirieren, etwa von Karen Duves „Regenroman“ oder Thomas Bernhards Roman „Frost“, für dessen Adaption sie 2000 mit dem Kurt-Hübner-Preis für junge Regie ausgezeichnet wurde. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte sie zuletzt „Für alle reicht es nicht“ von Dirk Laucke. Diese Aufführung wurde zu den Mülheimer Theatertagen 2010 eingeladen. David Benjamin Brückel wurde 1982 in Freiburg im Breisgau geboren und ist in der Schweiz aufgewachsen. Er studierte von 2002 bis 2006 Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Cultural Studies in Wien. Neben dem Studium assistierte er regelmäßig am Schauspielhaus Zürich und am Schauspiel Hannover. Dort arbeitete er u. a. mit den Regisseuren Nuran David Calis, Jürgen Gosch, Sebastian Baumgarten und Wilfried Minks zusammen. David Benjamin Brückel inszenierte am Schauspiel Hannover 2008 „hamlet ist tot. keine schwerkraft“ von Ewald Palmetshofer und für die Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden in der Spielzeit 2009.2010 „Alles auf Anfang! Fünf Dresdner lassen sich neu erfinden“. Außerdem war er mitverantwortlich für das Programm der Deutschlandrevue, die die ard in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit ausstrahlte. 25 Andorra von Max Frisch Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Uli Jäckle 1Bühne / Kostüm: Katrin Hieronimus Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Uraufführung am 19. November 2011 im Kleinen Haus 3 Regie: Jan Gehler „In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Ju- „Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenden hielt“, so beginnt Max Frisch seine berühmte Parabel über Vorurteile, welche die Wirklichkeit erst schaffen, auffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der die sie angeblich beschreiben – bis hin zum rassistischen Mord. „Du sollst dir kein Bildnis machen“: Ein andorra- Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg nischer Lehrer gibt seinen unehelichen Sohn, den Tisch- aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. ‚Ah‘, sagte er, und dann sagte lerlehrling Andri, als „gerettetes Judenkind“ aus – und eine ganze Stadt erkennt in ihm „Jüdisches“, die „jüdi- er lange nichts mehr. ‚Macht das Spaß?‘“ sche Intelligenz“, die „Heimatlosigkeit“, bis auf Barblin, So beginnt sie, die Geschichte eines Sommers, die GeAndris Halbschwester, die ihn liebt. Andri selbst wieder- schichte von Maik und Tschick. Maik ist 14 Jahre alt, sein um erkennt in sich kein Talent zur Tischlerei, muss aber Vater hat Geld und eine Geliebte, seine Mutter ist auf einer Beautyfarm – das heißt, sie macht mal wieder einen ständig ans Geld denken – und reibt sich schließlich die Hände. Das ist doch „jüdisch“? Schließlich wird Andri Alkoholentzug. Endlos und elternfrei liegen die Sommerferien vor Maik, als Tschick auftaucht. Der Assi aus ermordet. seiner Klasse, der Russlanddeutsche, der im KlassenzimSchuld hat – das versteht sich von selbst – niemand. „Andorra. Stück in zwölf Bildern“, uraufgeführt 1961, gilt mer schon mal betrunken vom Stuhl gefallen ist, der als eines der wichtigsten und scharfsinnigsten moder- Proll aus der Hochhaussiedlung. Aber Tschick hat einen nen Theaterstücke. Im 100. Geburtsjahr Max Frischs ist geklauten Lada dabei, und plötzlich riecht alles nach Freiheit und Abenteuer. es für eine Neuentdeckung gut: Uli Jäckle führt es als große Produktion der Bürgerbühne auf. Bei Max Frisch „Tschick“ erzählt die Geschichte einer sommerlichen Deutschland-Reise zweier Jungs durch ein fremdes, vertrauheißt es, der Kleinstaat Andorra im Stück habe „nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens“. Da- tes Land; von seltsamen, trostvollen Begegnungen und gegen wird in Uli Jäckles Inszenierung ein Soldat den Sol- vom Schmerz des Erwachsenwerdens. Ein Buch, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn. daten, ein Lehrling den Lehrling, eine Halbschwester die Die Literaturchefin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Halbschwester und ein Wirt den Wirt spielen … Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 Felicitas von Lovenberg, schrieb über „Tschick“: „Auch in fünfzig Jahren wird dies noch ein Roman sein, den wir Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60 lesen wollen. Aber besser, man fängt gleich damit an.“ Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren. Er studierte Malerei in Nürnberg, arbeitete als Maler und Illustrator und veröffentlichte 2002 seinen Debütroman „In Plüschgewittern“. Herrndorf wurde mit dem ClemensBrentano-Preis ausgezeichnet und war nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2011. Wolfgang Herrndorf im Gespräch mit Kathrin Passig 1Seite 62 Uli Jäckle wurde 1961 geboren und arbeitet seit 1993 als freier Regisseur. Er hat u. a. an den Theatern in Frankfurt am Main, Stuttgart, Freiburg, Hamburg und Hildesheim über 80 Stücke inszeniert. Bekannt geworden ist Uli Jäckle mit seiner freien Gruppe aspik und seinen Landschaftstheaterprojekten, in denen er mit Hunderten Laiendarstellern ländliche und städtische Räume inszeniert. Seit 1999 nimmt er außerdem unterschiedliche Lehraufträge wahr, u. a. an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel und den Schauspielschulen Bern, Zürich und Verscio. Seit 2010 ist Uli Jäckle Professor im Fach „Kunst in Aktion“ an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. In der vergangenen Spielzeit inszenierte er an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden „Eins, zwei, drei und schon vorbei. Ein Spiel vom Anfang und Ende der Dinge“. 26 Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren. Nach dem Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim hat er 2006 die freie Theatergruppe „notschnoi patrul“ mitgegründet. Seine Regiearbeit „Separatisten“ von Thomas Freyer wurde im selben Jahr zum Körber Studio Junge Regie nach Hamburg eingeladen. Außerdem gewann er mit dem Video „Heimwärts“ den ersten Platz beim Bundeswettbewerb „Video der Generationen“. Seit 2009 ist Jan Gehler als Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden engagiert. Im Herbst 2010 gewann er den Jurypreis beim Regiefestival „versionale“ für seine Bearbeitung von „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare. In der Spielzeit 2010.2011 führte er am Staatsschauspiel Dresden bei der Inszenierung von Robert Walsers „Jakob von Gunten“ Regie. Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Premiere am 26. November 2011 im Kleinen Haus 1 Regie: Simon Solberg Einen Kleist von Rimini Protokoll Uraufführung / Dresdner Premiere am 2. Dezember 2011 im Kleinen Haus 1 und 2 Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Der Intellektuelle Hugo, Herausgeber einer revolutionären Zeitung, will endlich wirklich etwas tun und ergattert den Auftrag einer revolutionären Gruppe, den Politiker Hoederer zu ermorden. Hoederer wiederum sagt von sich, er habe „schmutzige Hände bis zum Ellenbogen“ – und er glaube nicht, dass man „unschuldig herrschen“ könne. Sartes Stück von 1948, das im fiktiven Staat Illyrien spielt, erzählt, wie es dazu kommt, dass der Intellektuelle den Politiker erschießt. „Die schmutzigen Hände“ ist ein Politthriller mit Verhandlungen hinter geschlossenen Türen, unsauberen Geschäften und polit-taktischen Volten; mit Personenschützern, Ehefrau und Revolver; es erzählt von Eifersucht, Angst, Verstrickung und Ausnahmezustand. Zugleich aber ist Sartres Stück ein intelligentes Spiel des Widerspruchs zwischen reinem Idealismus und bloßem Pragmatismus. Wer macht sich wie die Hände schmutzig, weil er nicht wirklich etwas tun will, und wer nimmt die Sachzwänge nur als Gewissensberuhigung? Und schließlich stellt es die Grundsatzfrage: Soll man Andersdenkende töten, wenn es der Sache dient? Ein Gespräch zwischen dem ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum und dem Regisseur Simon Solberg über politische Kultur 1Seite 66 Ausgangspunkt für „Einen Kleist“ ist der Krieg – ein zentrales Motiv im Œuvre des Dichters, das bei ihm gleichermaßen Faszination und Zweifel hervorrief. Anhand von Kleists literarischer Auseinandersetzung mit den militärischen Konflikten seiner Zeit untersucht das Theaterprojekt, welche Brisanz Kleists künstlerisches Erbe für den zeitgenössischen Diskurs besitzt und inwieweit das digitale Informationsnetz des 21. Jahrhunderts einen Schauplatz für künftige Kriege abgeben wird: In gegenwärtigen Konflikten, in denen Cyberangriffe auf operative Systeme unternommen werden, kommt der vernetzten Informationstechnik bereits eine wichtige militärische Bedeutung zu – bei Angriffen auf Logistiksysteme, auf Schaltstellen industrieller Anlagen ebenso wie bei Hackerattacken auf feindliche Serververbünde oder Drohnen. Informationstechnologische Einrichtungen sind zu attraktiven Zielen für differenzierte, gut getarnte Angriffe von jedem Punkt der Erde aus geworden. Anlässlich des Kleist-Jahres 2011 arbeiten Rimini Protokoll für das Theaterprojekt „Einen Kleist“ u. a. mit Experten für gegenwärtige digitale Kriegsstrategien und Szenarien künftiger Kriegsführung zusammen. Entlang von Passagen aus Kleists Werk verketten sie verschiedene motivische Zentren miteinander und setzen vor diesem Hintergrund klassische und moderne Theorien des Krieges in Dialog zueinander. Rimini-Protokoll auf den Spuren von Heinrich von Kleist – Auszüge aus dem Recherchetagebuch finden Sie auf 1Seite 69 „Einen Kleist“ ist eine Produktion von Rimini Apparat in Koproduktion mit dem Hebbel am Ufer, Berlin und dem Staatsschauspiel Dresden in Zusammenarbeit mit der Messe und Veranstaltungs GmbH Frankfurt (Oder). Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im KleistJahr 2011 und den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten. Simon Solberg, geboren 1979 in Bonn, studierte Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Essen und arbeitete anschließend als Regisseur. Von 2006 bis 2008 war er am Nationaltheater Mannheim als Hausregisseur engagiert. Weitere Regiearbeiten führten ihn u. a. an das Maxim Gorki Theater Berlin, an das Volkstheater München, an das Theater Basel und das Deutsche Theater Berlin. In der Kritik zu seiner Dresdner Minna-Inszenierung bezeichnete die Süddeutsche Zeitung Solberg als den „vielleicht begabtesten Klassikerinterpreten der jungen Regiegeneration, zumindest wenn es darum geht, mit völliger Respektlosigkeit und doch auch ganz wunderbarer Ernsthaftigkeit aus alten Texten moderne Erkenntnisse herauszufiltern“. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte Solberg 2009.2010 Shake-speares „Romeo und Julia“ und in der darauf folgenden Spielzeit Lessings „Minna von Barnhelm“. Helgard Haug und Daniel Wetzel studierten am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und gehören zur Künstlergruppe Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen Konstellationen im öffentlichen Raum sowie mit dokumentarischen Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist „Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien in theatralische Zusammenhänge gebracht werden. Die Arbeiten von Helgard Haug und Daniel Wetzel wurden im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet. Ihr „Wallenstein“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2006 eingeladen, „Karl Marx: Das Kapital, erster Band“ erhielt den Mülheimer Dramatikerpreis. Am Staatsschauspiel Dresden haben sie in der , Spielzeit 2009.2010 am Kleinen Haus „Vùng biên giôi“ erarbeitet. 27 Die Zärtlichkeit der Russen Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration von Dagrun Hintze Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Miriam Tscholl 1Bühne: Judith Kaestner Hedda Gabler von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz 1Kostüm: Susanne Uhl Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Fabian Gerhardt Race von David Mamet Deutschsprachige Erstaufführung im März 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Burkhard C. Kosminski 1Bühne: Florian Etti 1Kostüm: Ute Lindenberg „Die anderen, das ist ja eine Tatsache, dass die eine Kind- Die Flitterwochen sind zu Ende. Hedda, schöne und eiheit besitzen. Aber ich kann mir da nicht 100-prozentig gensinnige Tochter des verstorbenen General Gabler, und sicher sein“, sagt eine Frau in „Die Zärtlichkeit der Rus- Jørgen Tesman, Kulturhistoriker, haben die Villa bezosen“ von Dagrun Hintze. Die Dramatikerin hat über ein gen, in der Hedda schon als Mädchen leben wollte. BezahJahr lang Interviews mit Bewohnerinnen und Bewoh- len können sie das Haus zwar nicht, aber mit der Profesnern eines Alten- und Pflegeheims geführt. Daraus ist sur, die Tesman so gut wie sicher ist, wird dies nur eine ein Stück entstanden, in welchem neun Personen über Frage der Zeit sein. Doch da erscheint Ejlert Løvborg auf ihr Leben erzählen. Oder vielmehr versuchen, davon zu der Bildfläche, ein ehemaliger Geliebter Heddas. Løvborg erzählen. Denn Erinnerungslücken, Schuldgefühle oder hat seinen Alkoholismus überwunden und ein wissenschaftliches Werk geschrieben, das nun Aufsehen erregt traumatische Kriegserlebnisse machen es schwer, Sinn und Ordnung in die eigene Erzählung zu bringen. Der und ihn zum heißen Anwärter auf den Professorentitel macht. Beides hat er mithilfe von Thea Elvsted erreicht, Zweite Weltkrieg hat alle Figuren in ihren jungen Jahren geprägt. Frau H hat ihren Mann verloren, Frau K erinnert Heddas Schulfreundin, die seinetwegen ihren Mann versich vor allem an Schokolade und berichtet im Nebensatz, lassen hat. Hedda beginnt zu kämpfen – gegen ihre langihr Vater habe sich 1945 am Grab ihrer Mutter erschossen. weilige Ehe mit einem ungeliebten Mann, gegen den Erfolg des ehemaligen Geliebten, gegen das Glück eines anHerr Z verlor im Krieg einen Arm und beklagt vor allem deren Paares. Sie drängt sich zwischen Løvborg und Thea, die Härten seines Schicksals: Scheidung, Bruch mit den eigenen Kindern, Alkoholismus, Schulden. Schöne Erin- bereitet Løvborgs gesellschaftlichen Fall vor und vernichnerungen hat er nicht. „Und wenn doch, als Kind oder so, tet das unveröffentlichte Manuskript, das ihm Ruhm und Ansehen gebracht hätte. Und indem sie Løvborg in dann habe ich sie vergessen.“ Dennoch wirft das Zeitdokument einen zärtlichen Blick den Selbstmord treibt, verfolgt sie ihr Ziel, einmal im Leauf die Erzählenden, auch wenn nichts ausgespart wird. ben Macht über einen Menschen zu besitzen. Das führt zuweilen zu brutaler Komik, zum Beispiel „Es sind in diesem Stück eigentlich nicht sogenannte Prowenn Frau W zu ihrer Tochter sagt: „Mich hat neulich je- bleme, die ich habe behandeln wollen. Die Hauptsache war mir, auf der Grundlage gewisser gültiger Gesellmand gefragt, ob ich eine schöne Jugend gehabt hab. Hab ich doch, oder?“ Die Tochter: „Nee. Aber wenn du meinst.“ schaftsverhältnisse und Anschauungen Menschen zu Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 schildern, Menschenstimmungen und Menschenschicksale“, schrieb Henrik Ibsen in einem Brief an seinen ÜberEinen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60 setzer. „Hedda Gabler“ ist das letzte Stück, das der Förderer der Frauenemanzipation im Exil verfasste: 1890 in München entstanden, erzählt es nach „Nora“ und „Gespenster“ von einer weiteren unglücklichen Ehe. Gedanken zu Frauenrollen und Frauenbildern in „Hedda Gabler“ finden Sie auf 1Seite 71 Shakespeares berühmteste Komödie erzählt von junger David Mamets Stück über Ethnien, Herkunft, GeschlechLiebe, von nächtlichem Fieber und Rausch, von Verwir- ter und ganz spezifische Vorurteile von Weißen gegenrung in der Menschen- und Feenwelt. Sie erzählt von der über Schwarzen und umgekehrt spielt in der Kanzlei Unmöglichkeit der Liebe und zugleich davon, dass sie die zweier Rechtsanwälte. Der eine ist schwarz, der andere einzige Hoffnung ist. weiß. Als „ungleiches Paar“ sind sie angefragt, einen reiLysander, Hermia, Helena und Demetrius heißen die vier chen und bekannten Weißen zu verteidigen. Der ist angejungen Menschen, die in einer Sommernacht in den klagt, eine afroamerikanische Frau vergewaltigt zu haben. Athener Wald fliehen, um den Repressalien der Erwach- Der jeweils schwarze und weiße Blick der Juristen auf die senenwelt zu entkommen und endlich ihre Liebesver- Schuld bzw. Unschuld des Angeklagten und die Verteidiwirrungen aufzulösen. Doch schon bald ist nichts mehr, gungsstrategien, die beide entwickeln, fußen auf bewusswas es scheint, die Welt steht kopf, die Gefühle zumal. ten wie unbewussten stereotypischen Zuschreibungen Denn die Menschen sind nicht allein im fiebrigen Som- von Schwarz und Weiß und Frau und Mann. merwald – auch die Geisterwelt ist in Aufruhr. Bei aller „Race“ geht weit über die Fragen nach Weltzugehörigkeit Unsterblichkeit: Liebesprobleme plagen auch die Elfen. und rassistischen Vorurteilen hinaus. Mamets Stück ist Und so irrlichtern sie durch das Dickicht des Athener auch ein Kommentar zur Jurisprudenz und zu ihren MeWaldes und ihrer Seelen: vier liebende Menschen, zwei thoden der Rechtssprechung. So ist der Angeklagte im einander hassende Herrscher der Feenwelt, der intri- Stück dazu angehalten, eine „Erscheinung der Reue“ zu gante Puck und nicht zuletzt die fünf rührigen Handwer- kultivieren, um die Chancen auf Freispruch zu erhöhen. ker, die eine Probebühne für ihr Laienspiel suchen. Diese Die Strategien dieser Verteidigung sind zynisch und maNacht wird ihre Leben verändern. nipulativ. Die Unsicherheiten und Unbehaglichkeiten zu Über 400 Jahre ist Shakespeares Verwirrspiel um Liebe, Hautfarbe und Geschlechtszugehörigkeit und die Fragen Träume, Macht und Identitäten alt, und doch ist es ein nach Recht und Unrecht, mit denen die Protagonisten zu durch und durch lebendiger, jugendlicher Stoff über eine kämpfen haben, stehen spiegelbildlich für eine GesellNacht, in der die Gefühle verrückt spielen. schaft, die das Fremde fürchtet. Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 David Mamet gehört als us-amerikanischer DrehbuchauEinen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60 tor, Dramatiker und Filmregisseur längst zur Riege berühmter Hollywood-Stars. Neben dem Pulitzer-Preis für sein Drama „Glengarry Glen Ross“ erhielt er für „Wag the Dog“ und „The Verdict“ Oscar-Nominierungen für das beste adaptierte Drehbuch. Mamets Sprache ist eng verknüpft mit dem kulturellen Niedergang und der Verrohung westlicher Gesellschaften, die wiederkehrende Themen seiner Dramen, Bücher und Filme sind. Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach über Rassismus, Vorurteile und Political Correctness 1Seite 77 Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren und studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut für Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004 als künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als freie Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem echten Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der Spielzeit 2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die Theater-pädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie u. a. Horváths „Magazin des Glücks“, Schimmelpfennigs „Idomeneus“, „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ nach dem Roman von Horace McCoy sowie das Schiller-Projekt „Diesen Kuss der ganzen Welt“. Fabian Gerhardt wurde 1971 in Berlin geboren und studierte von 1991 bis 1995 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Von 2000 bis 2004 gehörte er zum Ensemble des Schauspiel Hannover, anschließend arbeitete er als freier Schauspieler in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Wien und Hannover. Seit der Spielzeit 2009.2010 ist er auf der Bühne des Staatsschauspiels Dresden zu sehen und spielt hier u. a. in Sebastian Baumgartens „Der goldne Topf“, in „Das halbe Meer“ von Thomas Freyer und in „Der Kirschgarten“. Zudem inszenierte er Athol Fugards „Die Insel“ mit zwei Studenten des Schauspielstudios Dresden. Die Inszenierung wurde in den Spielplan übernommen. 28 Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a. Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. In der Spielzeit 2010.2011 inszenierte er Sophokles‘ „König Oedipus“ und die Uraufführung von Thomas Freyers „Das halbe Meer“. Burkhard C. Kosminski, geboren 1961, studierte Regie und Schauspiel am Lee-Strasberg-Theaterinstitut und am William-Esper-Studio in New York. Als Regisseur arbeitete er u. a. an der Schaubühne Berlin, am Schauspiel Frankfurt und am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er von 2001 bis 2006 leitender Regisseur war. Seit der Spiel_zeit 2006.2007 ist er Schauspieldirektor am Nationaltheater Mannheim und künstlerischer Leiter der Schillertage. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er bereits Zuckmayers „Des Teufels General“ und Tschechows „Die Möwe“. 29 Nichts nach dem Roman von Janne Teller Premiere im März 2012 im Kleinen Haus 2 Mit den Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz 1Kostüm: Susanne Uhl Legal, illegal, scheißegal Punk für Einsteiger mit Ostpunks, Altpunks, Straßenpunks, Expunks, Politpunks und Modepunks Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Jessica Glause Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Premiere im Mai / Juni 2012 im Kleinen Haus 2 Regie: Burghart Klaußner Ja, ich will! Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Miriam Tscholl Als Janne Tellers Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ 2000 in Dänemark erstmals erschien, wurde er prompt vom dänischen Schulamt in Viborg verboten. Bis heute sorgt er vor allem unter Erwachsenen für Diskussionen. Eigentlich beginnt alles ganz harmlos in der Klasse 7a. Die Ferien sind zu Ende. Es ist der erste Schultag, und man freut sich, seine Klassenkameraden endlich wiederzusehen. Doch Pierre Anthon trifft an diesem Tag eine Entscheidung, die für niemanden folgenlos bleiben soll. Er stellt die Behauptung auf: „Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“ Mit einem „Berg der Bedeutungen“ versuchen einige Schüler der Klasse den Gegenbeweis anzutreten. Für diesen Berg muss jeder etwas opfern, das ihm wichtig ist. Sobald einer sein Opfer gebracht hat, darf er vom Nächsten eines fordern. Auch diese Opfergaben beginnen ganz harmlos mit einem paar Sandalen, einem Teleskop und einem Tagebuch. Doch nach und nach werden die Opferforderungen immer perfider, etwa wenn ein Mädchen seinen heißgeliebten Hamster opfern muss oder der Zeigefinger eines Gitarre spielenden Jungen dran glauben soll. „Nichts“ rührt an unseren moralischen Grundfesten – weniger weil das Ringen um Bedeutung in Gewalt eskaliert, sondern weil der Roman unbequeme Fragen aufwirft: Was hat Sinn? Worin liegt Bedeutung? Wie gewaltbereit sind wir? Und wo liegen die Grenzen unserer Zivilisation? Die dänische Autorin Janne Teller hat für ihren existenziellen Jugendroman „Nichts“ trotz hitziger Kontroversen 2001 den Jugenbuchpreis des dänischen Kulturministeriums und 2008 den Prix Libbylit für die französische Ausgabe bekommen. Ihr Roman ist in 13 Sprachen übersetzt worden. Ein Aufruf zur Sinnsuche 1Seite 74. Ein Gespräch mit Absolventen des Schauspielstudios Dresden finden Sie auf 1Seite 81 Was ist Punk eigentlich? Eine Musikrichtung? Eine Lebenseinstellung? Ein Trend der 1970er-Jahre? Eine Mode? Leute mit Iro und bunten Haaren? Die Rebellen par excellence besetzen die Bürgerbühne! Hier treten sie als Experten des Protests auf. Sie propagieren in Zeiten internationaler Finanzkrisen und prekärer Arbeitsverhältnisse einen gesellschaftlichen Gegenentwurf. Macht kaputt, was euch kaputt macht! Punks geben Ratschläge zur Organisation von Demonstrationen, verraten, wo das billigste Bier der Stadt zu holen ist, brüllen wütende Songtexte als Botschaften in die Welt. Obwohl sie „no future“ sehen, stellen sie sich den Fragen der Zeit, sie erzählen von ihren Wünschen, Träumen und Utopien. Wir wollen wissen, welche Biografien und persönlichen Entscheidungen hinter jedem einzelnen Lebensentwurf stehen. Macht die Do-it-yourself-Kultur Spaß, und was haben die generationsübergreifenden Vertreter der Protestkultur zu Themen wie Unabhängigkeit, Freiheit, Moral und Erziehung zu sagen? Worüber sind sich Politpunks, Expunks, Modepunks und Straßenpunks einig und worüber nicht? Aus Interviews, Gesprächen und Diskussionen entsteht ein Stück, das die Vielfältigkeit des Rebellentums widerspiegelt, denn „punk’s not dead“. Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60 Der 1967 in Göttingen geborene Roland Schimmelpfennig studierte 1990 Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. 1995 wurde er Mitglied der künstlerischen Leitung der Münchner Kammerspiele unter der Intendanz von Dieter Dorn. 1996 bis 1999 lebte er als freier Autor und Übersetzer in München und in den usa. In den 1990erJahren wurde Roland Schimmelpfennig durch seine Hörspiele und Theaterstücke bekannt, die zumeist Rätselwelten beschreiben und sich einer schnellen Interpretation entziehen. In seinen Dramen blitzt fantastisches, Grauenhaftes und Weltbewegendes mitten im Alltäglichen auf. Roland Schimmelpfennig formuliert nicht aus, er lässt seinen Figuren und Geschichten ihr Geheimnis, er verführt den Zuschauer nicht zur Identifikation, sondern zur Wahrnehmung. Nach eigenem Bekunden sind ihm „Geschichten ohne Geheimnis“ ein Gräuel. Auch die Kritiker überzeugt er durch seine eindringliche, freischwebende Poesie und durch den Wirklichkeitsbezug seiner Theaterarbeiten. „Theaterstücke spiegeln ihre Zeit, vor allem spiegeln sie den Menschen und seine Wünsche, Sehnsüchte, Überforderungen, Fehler, Ängste, seine Unzulänglichkeit und Grausamkeit – und das allein ist schon kompliziert und komplex genug“, schreibt Roland Schimmelpfennig. Er ist kein auftrumpfender Visionär oder Provokateur, der das Spektakel auf der Bühne liebt, sondern gilt eher als Texttüftler, der Motive, Situationen und Figuren auf innige Weise verknüpft. Er erhielt u. a. den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis und den Dramatiker-Preis der Mülheimer Theatertage. Außerdem wurde sein Stück „Der Goldene Drache“, bei dem er am Burgtheater Wien auch Regie führte, zum Theatertreffen 2010 eingeladen. Seine Stücke sind bereits in über 40 Ländern zur Aufführung gelangt. Einige Thesen über Roland Schimmelpfennig von Oliver Reese 1Seite 79 Das mit Diana und Charles ging schief, doch wir hoffen weiter, gratulieren Kate Middleton und Prince William und schauen uns die Idee Ehe mal genauer an. Seit Jahrtausenden stellt sich jede Generation und jede Kultur die Frage neu: Wie kann das Zusammenleben zweier Menschen gelingen, und was für Rechte und Pflichten sind damit verbunden? Wie ist das bei mir? Warum habe ich geheiratet? Weil ich liebe, wegen der Steuer, wegen der Sicherheit, wegen der Aufenthaltsgenehmigung, wegen der Tradition? Und vor allem: Wie ist das bei den anderen? Unterhalten die sich auch nicht beim Frühstück und diskutieren am Abend darüber, wer sich vor dem befreundeten Ehepaar mehr blamiert hat? Thematisiere ich seinen Bauch, und was tun, wenn der andere untreu ist? Und was erzählen jene, die sich für die Ehe auf Zeit entschieden haben und froh sind, dass sie endlich vorbei ist? Jede Ehe gleicht der anderen, doch es gibt so viele Geschichten über sie, wie es Ehen gibt. Und wir erzählen sie! Echte Geschichten natürlich, von denen aber niemand weiß, ob sie wahr sind. Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60 Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a. Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. Mit dessen Studentinnen und Studenten brachte er „Italienische Nacht“ von Ödön von Horváth auf die Bühne. In der Spielzeit 2010.2011 inszenierte er Sophokles‘ „König Oedipus“ und die Uraufführung von Thomas Freyers „Das halbe Meer“. Jessica Glause, geboren 1980 in Northeim, Niedersachsen, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Von 2008 bis 2010 war sie Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen, u. a. bei Alvis Hermanis, Andreas Kriegenburg, Thomas Ostermeier, Armin Petras und Stefan Pucher. Dort inszenierte sie u. a. die Uraufführung „Sonst alles ist drinnen“ von Anne Lepper, „Bunnyhill 2. In-Orte für Ältere“, ein Projekt mit Münchnern über 65, und „Hauptschule der Freiheit. Das Diktat“ mit Hauptschülern aus München. Weitere Arbeiten entstanden am Theater Freiburg, am Theaterhaus Gessnerallee Zürich und am Staatstheater Nürnberg. Burghart Klaußner, geboren 1949 in Berlin, studierte Schauspiel an der Max-Reinhardt-Schule Berlin. Es folgten Engagements u. a. an Theatern in Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Hamburg und Zürich. Sein Regiedebüt gab Klaußner 2006 an den Hamburger Kammerspielen mit der Inszenierung von Edward Albees „Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte er u. a. die deutsche Erstaufführung von Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“. Darüber hinaus ist Klaußner in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, er wurde für seine Arbeit als Schauspieler vielfach ausgezeichnet – bereits zweimal erhielt er den Deutschen Filmpreis. Als Schauspieler ist er am Staatsschauspiel Dresden derzeit als König Philipp II. in „Don Carlos“ zu sehen. Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren und studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut für Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004 als künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als freie Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem echten Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der Spielzeit 2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie u. a. Horváths „Magazin des Glücks“, Schimmelpfennigs „Idomeneus“, „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ nach dem Roman von Horace McCoy sowie das Schiller-Projekt „Diesen Kuss der ganzen Welt“. 30 31 Blütenträume von Lutz Hübner Premiere im Juni 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Thomas Birkmeir Festival Und außerdem … Fremd – 8. Festival „Politik im Freien Theater“ 27. 10. bis 6. 11. 2011 Eine Kooperation von Staatsschauspiel Dresden, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste und der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb Dresdner Reden Die vom Staatsschauspiel Dresden mit der Sächsischen Zeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ besteht seit 1992, und bisher haben sich rund 70 Künstler, Politiker, Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historiker auf der Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen Themen der Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei waren u. a. Egon Bahr, Willy Brandt, Joschka Fischer, Hans-Dietrich Genscher, Meinhard von Gerkan, Günter Grass, Elke Heidenreich, Regine Hildebrandt, Dietrich H. Hoppenstedt, Alfred Hrdlicka, Walter Jens, Charlotte Knobloch, György Konrád, Peter Kulka, Daniel Libeskind, Jonathan Meese, Bernhard Müller, Adolf Muschg, Fritz Pleitgen, Jan Philipp Reemtsma, Jörn Rüsen, Rüdiger Safranski, Helmut Schmidt, Kathrin Schmidt, Gerhard Schröder, Alice Schwarzer, Peter Sloterdijk, Dieter Wedel und Christa Wolf. Im Februar / März 2012. Die Hauptfiguren in Lutz Hübners Komödie „Blütenträume“ sind über 60. Sie gehören einer Generation an, für die es derzeit viele Namen gibt, um eine demografische Herausforderung wenigstens per Sprache in den Griff zu kriegen: „Best Ager“, „Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ oder „Generation Silver Sex“. Bei Hübner heißen sie ebenso einfach wie programmatischlebensdirekt Frieda, Britta, Gisela, Friedrich, Julia, Ulf und Heinz. Außer ihrem Alter haben sie vor allem eines gemeinsam: Sie sind allein. „Flirtkurs 55+“ – so heißt die Lösung, um aktiv der Einsamkeit zu entgehen und wieder Anschluss an das Leben zu finden. Das wenigstens verspricht der Volkshochschulkurs, der die Teilnehmer in fünf Sitzungen fit für Partnerbörsen, Singlepartys, Speed-Datings und schließlich einen neuen Partner machen will. Nur: Wie geht das eigentlich, wenn man bereits mehr als ein halbes Leben hinter sich hat? Wenn man den Partner fürs Leben eigentlich schon gefunden hatte, der aber leider vor der Zeit gestorben ist? Wenn einen zudem das Gefühl beschleicht, dass man den eigenen Körper nicht mehr so ohne Weiteres auf dem Markt der Eitelkeiten zur Schau tragen will? Was, wenn man schlicht nicht darauf vorbereitet war, überhaupt noch einmal auf die Suche zu gehen? Ein Porträt des Autors Lutz Hübner finden Sie auf 1Seite 80 Was ist fremd? Wo und wie finde ich es, wie begegne ich ihm, wie begegnet es mir? Wie viel Fremdes steckt im scheinbar Vertrauten? Ist die und das Fremde gar nicht weit weg? – Diesen und darüber hinaus weisenden Fragen widmet sich im Herbst das Festival „Politik im Freien Theater“. Es ist das wichtigste Festival für politisches Theater in Deutschland. Eine sechsköpfige Jury hat 10 herausragende Stücke aus dem deutschsprachigen Raum ausgewählt und zusätzlich internationale Gäste eingeladen. Diese werden zehn Tage lang in Dresden gezeigt – schwerpunktmäßig im Kleinen Haus, aber auch im Festspielhaus Hellerau und an anderen Plätzen in der Stadt. Neben den vielfältigen Gastspielen, die eine große Bandbreite an inhaltlichen Fragestellungen und ästhetischen Handschriften bieten werden, erwartet Sie ein Rahmenprogramm mit Gesprächen, Foren, Diskussionen und Performances im öffentlichen Raum. Darüber hinaus wird ein umfangreiches Schulprogramm angeboten. Das Festival ist ein Kooperationsprojekt des Staatsschauspiels Dresden mit Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb. Kontakt für Bewerbungen und Anfragen: Cornelia Walter, Projektkoordination 1Telefon: 0351 . 264 62 - 37 1Fax: 0351.264 62 - 23 1E-Mail: [email protected] Thomas Birkmeir wurde 1964 in München geboren. Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie schloss er seine Regieausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien ab. Birkmeir arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am Wiener Burgtheater, danach inszenierte er u. a. in München, Augsburg, Frankfurt, Wien (Theater der Jugend, Theater in der Josefstadt, Wiener Staatsoper) und am Schlossparktheater Berlin, an dem er von 1998 bis 2000 als Oberspielleiter tätig war. Seit 2002 ist Thomas Birkmeir künstlerischer Leiter des Theaters der Jugend in Wien. In der Spielzeit 2009.2010 inszenierte er am Staatsschauspiel Dresden Nick Whitbys Komödie „Sein oder Nichtsein“ nach dem Film „To Be or Not to Be“ von Ernst Lubitsch und 2011 Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Das Festival „Politik im Freien Theater“ der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb zeigt seit 1988 in dreijährigem Turnus in stets wechselnden Städten Theaterproduktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Laufe der Jahre hat es sich zu einem der wichtigsten Theatertreffen in der professionellen freien deutschsprachigen Theaterszene entwickelt. Die beim Festival gezeigten Produktionen beziehen auf künstlerische Weise Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und regen das Publikum an, sich mit relevanten politischen Diskursen auseinander zu setzen. Seit 2008 zeigt das Festival auch einige ausgewählte internationale Produktionen. Bisherige Austragungsstädte waren Bremen (1988 und 1996), Dresden (1993), Stuttgart (1999), Hamburg (2002), Berlin (2005) und Köln (2008). Entstanden ist das Festival in der Debatte um die Pluralisierung der methodischen Ansätze der politischen Bildung in den 1980er-Jahren, in der das Theater eine immer wichtigere Rolle zu spielen begann und verstärkt die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Entwicklungen suchte. 32 Musik zwischen den Welten Wenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosse internationale Musiker aus den verschiedensten Ländern und Kulturen einlädt, dann ist das Kleine Haus voll mit begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichster Stilrichtungen. Zwischen Tradition und Moderne, Ost und West, konzertant, improvisiert oder instrumental sind die Konzerte der Reihe angesiedelt, und das Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst, mit Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. Die Konzerte finden jeweils am Sonntagabend statt. Mehr Infos auch unter www.mzdw.de Tangotanztee Möchten Sie auch mal wieder so richtig Tango Argentino tanzen? Ob Sie tanzunkundig sind oder parkettsicher, allein oder zu zweit: Jeder ist willkommen! Gemeinsam mit Jens Klant und Kathrin Peine, den Profis der Dresdner Tango-Tanzschule „studio24 – Tango Argentino“, laden wir an ausgewählten Sonntagen Anfänger und Könner zum Tango Argentino ein. Unter professioneller Anleitung führen wir Sie durch den Nachmittag und geben diskrete Hilfestellung und sachdienliche Hinweise zu allen Facetten dieses faszinierenden und leidenschaftlichen Tanzes, während das Team des Restaurants felix für das leibliche Wohl sorgt. Und keine Sorge, wenn Sie allein kommen: Es werden genügend Tango-Profis da sein und garantiert niemand wird sitzen bleiben! Vertanzen Sie mit uns den Sonntagnachmittag, Ihre Füße werden sich freuen. ZEIT Forum Politik Wichtige gesellschaftliche Themen entwickeln sich in öffentlichen Debatten weiter. Aus dieser Überzeugung heraus bringen die Wochenzeitung die zeit und das Staatsschauspiel Dresden regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft zur Diskussion auf der Bühne zusammen. Im Rahmen des zeit forums politik sprachen im letzten Jahr Christoph Hein, Uwe Tellkamp und Thomas Rosenlöcher mit der zeit-Redakteurin Evelyn Finger über das Verhältnis von Ost und West 20 Jahre nach der Wiedervereinigung. Fortgesetzt wurde die Reihe mit einer Podiumsdiskussion zum Protest gegen die Neonazi-Aufmärsche zum 13. Februar: Detlef Sittel, Ingo Schulze, Christian Demuth und Gerhart „Creme frech“-Kabarettreihe Baum diskutierten mit dem Publikum um den angemes- In der Reihe „Creme frech“ zeigen Deutschlands renomsenen Umgang mit dem Jahrestag der Bombardierung mierteste Kabarettisten im Schauspielhaus politisches Dresdens. Im Zusammenhang mit dem Kirchentag 2011 Kabarett auf höchstem Niveau. In Zusammenarbeit mit veranstalteten das Staatsschauspiel und die zeit eine der Herkuleskeule wird am 9. Oktober 2011 Mathias Richling Diskussionsrunde zum Thema „Glaube und Widerstand. zu Gast sein, gefolgt von Volker Pispers am 24. November. Die Revolutionen 1989 und 2011“. Piranha Beat Klub – Die Theaterparty im Kleinen Haus Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. Einmal im Monat wird das Kleine Haus zum Raketen„Weiterdenken“ ist eine Einrichtung der politischen Bil- bahnhof für Tanzwütige aus freistaatlicher Hochkultur und feierwütigen Neustadt-Partysanis und mischt Gäste dung für Erwachsene in Sachsen. Gemeinsam mit dem und Musik zwischen Freischütz, Faust und Fatboy Slim. Lehrstuhl für Internationale Politik an der tu Dresden Eine gepflegte Party für alle jung gebliebenen Bürger aus wurden am Staatsschauspiel Dresden bereits zwei große Dresden! Vortragsreihen präsentiert: „Kapitalismus heute – und morgen?“ und „Gerecht. Gerechtigkeit als Gegenstand und Prinzip in Forschung und Politik“. Auch in der Spielzeit 1. Lange Nacht der Theater 2012 2011.2012 werden wir gemeinsam wieder aktuelle gesell- Zum ersten Mal wird am 12. Mai 2012 in Dresden die schaftliche Themen aufgreifen und einzelne Vortrags- Lange Nacht der Theater stattfinden. Von 18 bis 24 Uhr veranstaltungen und -reihen sowie Podiumsdiskussionen werden über 30 Theater auf mehr als 40 Bühnen ein vielund moderierte Gespräche anbieten. Die Diskussionsver- fältiges Programm aus Theater, Oper, Operette, Tanz, Kaanstaltungen sind öffentlich und kostenlos. barett und vielem mehr zeigen. Die Vertreter der darstellenden Künste bündeln ihre Kräfte, um dem Publikum einen abwechslungsreichen Abend zu bieten und über Das Atelier des Schwarzmarktes Nach dem großen Erfolg des „Schwarzmarkts für nützli- die Grenzen Dresdens hinaus die Vielfalt der Theaterches Wissen und Nicht-Wissen“, der im März 2010 meh- landschaft dieser Stadt zu präsentieren. Die 30-minütigen rere Tausend wissenshungrige Besucher ins Kleine Haus Vorstellungen beginnen im Stundentakt. Das Publikum flaniert von Ort zu Ort, ein Shuttleservice mit Bussen lockte, haben die Künstlerin Hannah Hurtzig und das bringt die Zuschauer zu den entfernteren Spielstätten. Staatsschauspiel ein Nachfolgeformat entwickelt: „Das Atelier des Schwarzmarktes. Ein offener Arbeitsraum für Im Anschluss findet eine große Party statt. alle Freunde der erweiterten Themensuche“. Das „Atelier des Schwarzmarktes“ ist ein Arbeitsraum für simultanes spekulatives Denken im Tempowechsel und offen für jeden, der daran beteiligt sein möchte. Bisherige „Atelier“-Themen waren u. a. „Melancholie, Depression und andere Formen der Arbeitsverweigerung“, „Jenseits der Fassaden und Visagen“ und „Alter. Was ist das?“. 33 Kooperationen Service Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und das Schauspielstudio Dresden Ein Gespräch mit den Studioleitern und Absolventen lesen Sie auf Seite 81. Gastronomie Der Dresdner Gastronom Oliver Schlupp und sein Team des Restaurants felix im Schauspielhaus sorgen vor und nach der Theatervorstellung sowie in der Pause für Ihr kulinarisches Wohlbefinden. Ob im Restaurant, in der Lounge oder an der Pausenbar – für ein attraktives gastronomisches Angebot ist gesorgt. In denkmalgeschütztem Ambiente mit gezielt eingesetzten modernen Stilelementen wird an Vorstellungstagen ab 18 Uhr ein Buffet angeboten. Dabei haben Sie die Wahl, ob Sie – für den kleinen Hunger – nur Vorspeisen, Suppe und Kleinigkeiten für 7,00 € pro Person wählen oder aber das volle Buffet inkl. Vorspeisen, Suppe, Kleinigkeiten, Hauptgang und Dessert für 14,50 ¤ pro Person genießen möchten. felix – Das Restaurant im Schauspielhaus ist an allen Vorstellungstagen ab 17:30 Uhr bzw. spätestens zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Telefon: 0351 . 481 98 04, E-Mail: [email protected], Internet: www.felix-dresden.de Das Bistro klara im Kleinen Haus bietet ein umfangreiches Angebot von Getränken über Snacks bis zu gehobenen Speisen. Ab der kommenden Saison steht es unter neuer Bewirtschaftung. Telefon: 0351 . 49 13 - 615. So ist in beiden Spielstätten die kulinarische Versorgung der Theaterfreunde gewährleistet – nicht die schlechteste Art, einen Theaterabend einzuleiten oder ausklingen zu lassen. Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden Seit der Wiedereröffnung des Kleinen Hauses im Jahr 2005 kooperieren das Staatsschauspiel Dresden und die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Jährlich kommen ein bis zwei Inszenierungen der Hochschule für Musik im Kleinen Haus zur Aufführung. Am 27. April 2012 hat „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart Premiere. Die musikalische Leitung liegt bei Ekkehard Klemm, Andreas Baumann inszeniert. Eine Koproduktion der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden, des Staatsschauspiels Dresden und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Es singen und spielen die Solisten und das Orchester der Hochschule für Musik. Palucca Schule Dresden und Palucca Tanz Studio Die Palucca Schule Dresden wurde 1925 von der Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902 – 1993) gegründet. Heute ist sie die einzige eigens dem Tanz gewidmete eigenständige Tanzhochschule Deutschlands. Das Palucca Tanz Studio existiert als eigene Kompanie der Hochschule für Tanz seit dem Jahr 2002. Studierende des Hauptstudiums der Palucca Schule sollen hier im professionellen Rahmen Bühnenerfahrung sammeln. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel und anderen Theatern entstehen im Rahmen des Palucca Tanz Studios jährlich neue Choreografien, die vor Ort, aber auch auf Gastspielen in Deutschland und international vorgestellt werden. Hochschule für Bildende Künste Dresden Die Hochschule für Bildende Künste Dresden ist eine langjährige Kooperationspartnerin in der Ausbildung. Viele Studenten der Studiengänge Bühnen- und Kostümbild sowie Theaterausstattung haben ihre ersten praktischen Erfahrungen am Staatsschauspiel Dresden als Ausstattungsassistenten bzw. Praktikanten gesammelt und von hier aus ihre berufliche Karriere gestartet. Die Hochschule für Bildende Künste ist außerdem Kooperationspartner der Opernklasse der Hochschule für Musik. Dresden School of Culture Masterstudiengang „Kultur + Management“ Die Dresden School of Culture wurde 2008 von der Dresden International University (diu) , dem Staatsschauspiel Dresden, den Staatlichen Kunstsammlungen, der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum und der Sächsischen Staatsoper gegründet. Diese Kooperation ermöglicht den Studierenden der diu, an einer einzigartigen Verbindung von akademischer Lehre und praktischen Projekten teilzunehmen: Jeder der genannten Kulturbetriebe bietet Studierenden nach Verfügbarkeit Praktikumsplätze für ihr kulturpraktisches Studium an. Das zweijährige Masterstudium „Kultur + Management“ an der diu startet wieder am 27. Oktober 2011. Kontakt: Juliane Herber, Dresden International University, Chemnitzer Straße 46b, 01187 Dresden 1Telefon: 0351 . 46 33 78 44 1Fax: 0351 . 46 33 39 56 1E-Mail: [email protected] 1Internet: www.dresden-international-university.com 34 Matineen, Einführungen und Publikumsgespräche In regelmäßigen Matineen, Einführungen und Publikumsgesprächen erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Produktionen. Die Einführungen werden von den Dramaturgen jeweils eine Dreiviertelstunde vor Vorstellungsbeginn gegeben. Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte der Stücke und die konzeptionellen Hintergründe der Inszenierungen. Bei Publikumsgesprächen haben Sie Gelegenheit, mit den Schauspielern und den Dramaturgen ins Gespräch zu kommen und sich unmittelbar nach der Vorstellung mit ihnen auszutauschen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Führungen Einmal im Monat bieten wir Führungen durch das Schauspielhaus an. Wer­fen Sie einen Blick hinter die Kulissen, auf und unter die Bühne. Der Rundgang eröffnet Einblicke in die Theatertechnik, spannende Rückblicke in die Geschichte des Hauses und vermittelt auch einen Eindruck von der Theaterarbeit sowie den Abläufen von der ersten Probe bis zur Premiere. Wer hat hier eigentlich schon auf der Bühne gestanden? Wie sah das Haus vor dem Umbau aus, wie nach der Flut? Was und wo ist der Theaterwurm? Wo werden die großen Bühnenbilder gelagert, die gerade nicht dran sind? Wie viele Sterne stehen am Bühnenhimmel? Krönender Abschluss der rund einstündigen Tour ist die Fahrt mit dem Hubpodium in die Unterbühne. Die Termine der Führungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Unter 0351 . 49 13 - 562 vereinbaren wir gerne auch individuelle Termine für Sonder- und Gruppenführungen. Vor Probenbeginn suchen die Bühnenassistenten „auf Verdacht“ aus dem Fundus alle Requisiten heraus, die im Stück erwähnt werden oder vielleicht gebraucht werden könnten: Diese Liste stammt aus „Marat / Sade“. Rauchen auf der Bühne ist eine komplizierte Angelegenheit: Es dürfen zum Nichtraucherschutz auf der Bühne grundsätzlich nur tabakfreie Kräuterzigaretten verwendet werden und auch für die gibt es natürlich genaue Auflagen von der Feuerwehr, um Brandgefahren zu vermeiden. Für die schwierigsten Fälle bleibt dann noch diese Zigarettenattrappe mit rotem Stanniolpapier an der Spitze. Man weiß nie, was man noch mal brauchen kann: In der Requisite gibt es allein acht Schuhkartons voller unterschiedlicher Brillenmodelle, zwei mit Armbanduhren, drei mit Flaschenetiketten und einen mit Wasserbällen. Für die folgenden Seiten haben wir so unterschiedliche Autoren wie den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, den Schriftsteller Marcel Beyer, den Wirtschaftsjournalisten Wolf Lotter, den ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum, den Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach und viele weitere gebeten, sich ein paar Gedanken über die Stücke der kommenden Saison zu machen. Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Premiere am 9. September 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Tilmann Köhler Nu, Rache. Der Kaufmann handelt von der Stadt Der Dramaturg Robert Koall zu Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ Shakespeares bitterernste Komödie, die um 1600 erstmals veröffentlich wurde, stellt uns zwei Außenseiter vor, zwei tragisch und monströs schief ins Leben gebaute Figuren, die beide nicht wirklich dazu angetan sind, unsere Herzen zu erobern. Der erste, Antonio, der titelgebende Kaufmann, ist ein unter die Adligen geworfener Bürger, ein Neureicher, dem doch sein Reichtum kein Glück beschert. Er bleibt allein, er muss sogar mitansehen, wie sein Freund Bassanio auf Brautwerbung geht. Schnell begreifen wir, dass ihn das mehr kostet, als nur den guten Freund – er liebt Bassanio. Doch seine Homosexualität kann er weder sich noch der Gesellschaft eingestehen und so begräbt er seine Neigungen in seiner Brust und legt sie sich schwer auf seine Seele. Doch es gibt noch einen anderen Antonio, der es uns viel schwerer macht; das ist der antisemitische Bürger, der den Juden Shylock bespuckt, wo er ihn trifft, der sich in Tiraden ergeht und ihm nachstellt. Widerlich kommt er uns hier entgegen, maßlos in seinem Hass. Noch komplizierter macht es uns der zweite Außenseiter, eben jener Jude Shylock. Der hasst zurück, ebenso blind und rasend, wie er gehasst wird. Nur wächst seine Figur im Verlaufe des Stücks weit über die des Rächers und des Zurückschlagenden hinaus. Seine berühmte Forderung, dem Antonio ein Pfund Fleisch aus der Herzregion zu schneiden, um seine Schulden bei ihm zu tilgen, macht ihn zum Monster, hebt ihn ins Dämonische. Umso wichtiger ist es, immer wieder darauf hinzu weisen, dass sowohl die Homosexualität Antonios als auch das Jüdischsein des Shylock lediglich Markierungen des Autors Shakespeare sind, um das Außenseitertum seiner Figuren auf eine (im historischen Kontext) maximale Höhe zu treiben. Es liegen hierin nicht per se charakterliche Zuschreibungen verborgen, sondern gesellschaftliche Verortungen – in diesem Fall weit außerhalb der Gesellschaft. Der Literaturwissenschaftler Harold Bloom schrieb über Shylock: „Ich bezweifle, das Shakespeare mit der Geschichte des jüdischen Volkes in nach-biblischer Zeit genügend vertraut war, um sich tiefgründige Gedanken darüber zu machen, und schon deswegen kann man wohl nicht behaupten, dass Shylock die jüdische Geschichte verkörpere, es sei denn insofern, als leider Gottes Shakespeares machtvolle Wirkung das ihre dazu beigetragen hat, die spätere jüdische Geschichte nach Shylocks Bild zu modeln.“ So sind also Antonio und Shylock für uns weniger interessant in dem, was sie vertreten, als vielmehr in dem, was sie zu Außenseitern macht, was sie in ihre Rollen treibt, die sie im „Kaufmann“ innehaben. Es ist die Stadt, es ist die Gesellschaft ihrer Bürger, die sie in ihre Ecken treibt, von wo aus sie so furchteerregend zurückkeilen. Es ist die Stadt, diese „Metapher für die Geld- und Warengesellschaft, in der alles käuflich ist, einschließlich der Menschen, in der nur gilt, wer Geld hat, ob Jude oder Christ, eine Welt, die die Menschen böse macht, geizig, zynisch, aggressiv, ausbeutend und die nur mühsam ihre Feindseligkeiten gegen Fremde, in denen sie zuerst die Konkurrenten sieht, unter Kontrolle bringt, eine unsolidarische Gesellschaft.“ So beschreibt der Autor Ekkehart Krippendorff das shakespearsche Venedig. So wird „Der Kaufmann von Venedig“ von einer Komödie über zwei Außenseiter zu einer Gesellschaftsüberprüfung. Zu einem Nachdenken auf dem Theater darüber, was das für eine Gesellschaft sein muss, die solche Hervorbringungen hat. Unter was für Bedingungen soviel Hass und Perfidie überhaupt erst entstehen kann. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb der ShakespeareÜbersetzer Gustav Landauer: „Dass der Druck so wirkt, das gilt für alle Getretenen. Ja, Shylock löst mit ewig-gültigen Worten, die er selbst spricht, sein eigenes Rätsel: er ist das Produkt niederträchtiger Behandlung; er ist niederträchtig.“ „Der Kaufmann von Venedig“ handelt von der Stadt. Von ihrer Angst vor dem Fremden, vor dem Anderen, dem ihr scheinbar nicht Gemäßen. Auch von dem Umgang damit. Im Stück bleiben zwei Unglückliche zurück, weil die Gesellschaft nicht in der Lage ist, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren und ihnen die eigenen Spielregeln aufzwingt. Dresden ist ein guter Ort für den „Kaufmann“. Diese Stadt, die sich nach wie vor schwer tut mit dem Fremden. Die sich dem Tourismus als Wirtschaftsfaktor weit öffnet – die aber einen eklatant niedrigen Ausländeranteil in der Stadtbevölkerung hat. Die einst in dunklen Zeiten eine Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung war – sich aber heute schwer tut mit der eigenen Vergangenheit und sich oft in der Opferrolle wohler fühlt als mit offen eingestandener, historischer Schuld. Die die meisten Zuschauer deutschlandweit bei einer Lesung des Populisten Sarrazin hat – obwohl sie doch mit dem Fremden, vor dem der Buchautor so dumpf raunend warnt, kaum je in Berührung kommt. Das Stück „Der Kaufmann von Venedig“ lebt, um es mit den Worten des Autors James Shapiro zu sagen, davon, „dass es sich an fundamentalen Überzeugungen bezüglich des rassischen, nationalen, sexuellen und religiösen Andersseins anderer reibt. Wenn wir unseren Blick von dem abwenden, was das Stück über die Beziehung zwischen kulturellen Mythen und den Identitäten der Menschen lehrt, so bringt dies irrationale, das Andere ausgrenzende Haltungen nicht zum Verschwinden. Diese dunklen Strebungen entziehen sich normalerweise dem Blick, sie sind im gewöhnlichen Leben kaum je zu fassen – nur ganz bestimmte Ereignisse, und dazu zählen Inszenierungen dieses Stücks, machen diese kulturellen Verwerfungslinien sichtbar.“ Jeder Stadt, jeder Gesellschaft tut eine solche Sichtbarmachung ihrer kulturellen Verwerfungslinien von Zeit zu Zeit gut. 37 Das steinerne Brautbett nach dem Roman von Harry Mulisch Uraufführung am 1. Oktober 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Stefan Bachmann Harry Mulisch, Heillosigkeit von Marcel Beyer Der Autor Marcel Beyer bezeichnete „Das steinerne Brautbett“ 2008 im Spiegel als „das Buch meines Lebens“ – es war eine Liebeserklärung an den Roman und ein Bekenntnis zur Stadt, wo „die Nerven offen liegen“, zu Dresden. Wir baten Marcel Beyer um einen Beitrag zu Mulischs Roman, den er nicht nur vor dem Hintergrund des 13. Februar 1945, sondern ebenso vor dem des aktuellen Weltgeschehens im März 2011 noch einmal und wieder in einem neuen Licht las. Es gibt Bücher, die einen bei der ersten Lektüre erschüttern, und bei der zweiten, und bei der dritten, und noch nach der siebten Lektüre ist einem nicht im Leisesten klar, woher diese Erschütterung rührt, welcher Nerv da von Mal zu Mal gereizt wird, ohne je unempfindlich zu werden. Harry Mulischs früher Roman „Das steinerne Brautbett“ ist seit Mitte der 1990er-Jahre solch ein Buch für mich, und erst in den vergangenen Tagen – ich schreibe diese Sätze am 14. März 2011 – gewinne ich nach und nach eine Ahnung davon, was es mit den nicht einmal 200 angst- und zynismusgefüllten, in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre geschriebenen Seiten auf sich hat – warum ich sie immer wieder lesen muss, warum sie nicht aufhören, in meiner Erinnerung herumzugeistern. Nach einer endlosen Irrfahrt durch ein Nichts namens Dresden im Jahr 1956 steigt die Hauptfigur Norman Corinth aus dem Auto und blickt in die nach allen Seiten sich ausbreitende Trümmerwelt, „die Überreste der Stadt: eine unüberschaubare Brandung von Schutthaufen“ – und ich gebe zu, es fällt mir nicht eben leicht, mir dieses durch und durch nihilistische Schlussbild des durch und durch nihilistischen Romans von Mulisch vor Augen zu rufen, hier in New York, wo ich mich derzeit aufhalte, wenige Tage nach meinem ersten Besuch an jener Stätte, die wir „Ground Zero“ zu nennen gewohnt sind, die unter den Rettungskräften jedoch immer nur „the pile“, „der Haufen“, genannt wurde, und während im Hintergrund der Fernseher läuft, weil ich auf neueste Nachrichten aus dem erdbebenerschütterten Japan warte. Alle Bilder schießen zusammen: Eine Kolonne von Feuerwehrwagen windet sich durch die Trümmerlandschaft, die noch vor wenigen Tagen eine Stadt an der japanischen Ostküste war, und begegnet auf der Suche nach Leben Mulischs Antihelden, dem abgebrühten us-Mediziner und Exbomberpiloten mit dem entstellten Gesicht ebenso wie seinem Gegenspieler, dem westdeutschen Arzt mit dubioser Vergangenheit und noch dubioseren Sprüchen auf den Lippen. Die Freunde in Tokio haben sich per Mail zurückgemeldet, sie sind zum Glück unversehrt, doch in diesen Stunden verfolge ich den Weg der – unsichtbaren – radioaktiven Wolke, die, wie es heißt, vom sich drehenden Wind vom Kernkraftwerk in Fukushima in Richtung Süden auf die japanische Hauptstadt zugeweht wird, und mit einem Mal ist mir die Atmosphäre gegenwärtig, in der der junge Mulisch seinen Roman schrieb, die alles beherrschende Furcht vor dem Dritten Weltkrieg, der, wie man 38 sicher war, ein Atomkrieg sein würde, und im Hintergrund höre ich einen Nachrichtensprecher schwadronieren, in Japan zeichne sich schon jetzt ein nationales Trauma ab, „because they had to deal with the nuclear thing in ’45“, in dieser unerträglichen Mischung aus Abgebrühtheit und theatralischem Mitgefühl, und ich sehe wieder Norman Corinth vor mir, den Bomberpiloten in seiner Kanzel. Abgebrühtheit höre ich auch aus der Versicherung einer anderen Nachrichtenstimme heraus, die radioaktive Wolke über Japans Küste stelle keine Bedrohung für die usa dar, doch im nächsten Moment überlege ich, wenige Kilometer von der Baustelle entfernt, die einmal das World Trade Center war, ob nicht eine solche Beruhigung hier weit größere Bedeutung hat, als sie es zum Beispiel im mir heute so fernen Deutschland hätte, wo schon wieder die notorischen schwäbischen Menschenketten gebildet und Jodtabletten gehortet werden, als sei man schlichtweg nicht in der Lage, an das Leid anderer Menschen zu denken, ohne dabei in erster Linie an sich selbst zu denken. So wie Mulischs zusammengewürfelte Gruppe von Teilnehmern am internationalen Medizinerkongress, die eines Nachts in einer Dresdner Spelunke auf Überlebende des 13. Februar 1945 trifft, sich deren Geschichte halb betroffen, halb angewidert anhört, um das Grauen der anderen sogleich im Bierrausch zu ertränken, und dann gibt es einen Streit, eine Schlägerei – und vom Grauen der anderen bleibt nicht viel mehr als eine diffuse Erinnerung an Gewalt und die selbstgerechte Gewissheit, dass sich jeder Mensch irgendwie als bedroht und beschädigt betrachten kann. Die Abgebrühtheit, der Aktionismus oder das Triumphgrinsen, zu dem sich Norman Corinths entstelltes Gesicht zu verziehen scheint, wenn er tatsächlich einmal versucht zu lächeln: alles Versuche, die eigene Hilflosigkeit in den Griff zu bekommen, wenn das Leben um einen herum aus der Bahn gerät, sei es aufgrund einer Naturkatastrophe, sei es aufgrund menschengemachten Unheils. Im „Steinernen Brautbett“ wüsste keiner der Romanprotagonisten zu sagen, ob er Bewohner einer postapokalyptischen Welt ist oder ob die Welt auf eine Apokalypse zusteuert, so wie auch niemand zu sagen wüsste, ob man für die im Roman stets untergründig gegenwärtige, die bevorstehende Nuklearkatastrophe am Ende den Menschen oder die Natur verantwortlich machen wird. Dass Mulisch für seine Erzählung aus drei Dresdner Herbsttagen im Jahr 1957 ausgerechnet einen internationalen Medizinerkongress inszeniert, gehört „Dresden“, sagte er und spürte den Geschmack von Silber im Mund. zu seinem bitter ironischen Spiel. Das frühere Heilstättenparadies, an dem noch das „Heil“ einer erst vor wenigen Jahren zu Ende gegangenen Epoche widerhallt, beherbergt – als Trümmerstätte – Koryphäen aus aller Welt, die sich der Heilung verschrieben haben. Doch vom ersten Blick an, den uns Mulisch auf seinen Antihelden gewährt, ist klar: Dieser Mann kennt weder Heilungs- noch Heilsversprechen. Alles ist Heillosigkeit in diesem Roman. Da nützt es auch nichts, dass sich die Dolmetscherin Hella, vom Protagonisten zugleich merkwürdig angezogen und abgestoßen, mit zeitgemäß munter-verbissener Aufbaurhetorik über Wasser zu halten versucht: Sie ist die Ariadne, die den Kongressbesucher durchs Elbtal, das steinerne Brautbett, geleitet, sie ist, für die Dauer einiger Tage, die „Braut von Corinth“, jener junge weibliche Geist aus Goethes Zombieballade, der sich gegen die Gesetze der Welt zu stemmen versucht, gegen die weder die Lebenden noch die Toten etwas ausrichten können. Allerdings könnte ihr Erscheinen inmitten der Heillosigkeit auch darauf hindeuten, dass es sich bei ihr um eine bloße Halluzination handelt, um die Halluzination eines Mannes namens Corinth, der sich nicht eingestehen kann, dass er ohne Hoffnung nicht überleben wird. Marcel Beyer, geboren 1965, beschäftigt sich in seinen Gedichten, Essays und Romanen immer wieder mit der deutschen Geschichte, insbesondere mit dem Nationalsozialismus. Seit 1996 lebt der Autor in Dresden. Zuletzt erschienen sein Roman „Spione“ und der Dresden-Roman „Kaltenburg“. Sein Beitrag zu „Das steinerne Brautbett“ schrieb er als Originalbeitrag für dieses Magazin. Harry Mulisch wurde 1927 im niederländischen Haarlem als Sohn eines österreichischen Offiziers und einer deutschen Jüdin geboren und starb 2010 in Amsterdam. Seine persönliche Geschichte und die historischen und politischen Verwicklungen seiner Zeit prägten maßgeblich sein literarisches und journalistisches Werk. In unterschiedlichen Formen – von der Lyrik über Dramen und Libretti bis zum Roman – hat er sich intensiv mit dem Verhältnis von Geschichte und Individuum auseinandergesetzt. Weltweit bekannt wurde er vor allem mit seinem Roman „Die Entdeckung des Himmels“. Er gilt als der bedeutendste niederländische Nachkriegsautor. 39 Zu Shakespeares Zeiten wurden auf dem Theater alle Rollen von Männern gespielt. ZurSaisoneröffnung plant Hausregisseur Tilmann Köhler etwas ähnliches. Aber auchfürdie vielen tollen Frauen in unserem Ensemble gibt es in dieser Spielzeit genug zu tun. Die Komödie „Damen der Gesellschaft“ enthält nicht eine einzige Männerrolle. Familienbande Ein musikalischer Abend unter Verwandten von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner Uraufführung am 22. Oktober 2011 im Schauspielhaus 1Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink Der Sauhaufen da ist meine Familie, mit denen bin ich verwandt. Die erste Hälfte des Lebens wird von den Eltern versaut, die zweite von den Kindern von Lutz Hübner Ungefähr 2 / 3 aller Schauspiel-Ensembles bestehen aus Männern, da in der Weltliteratur über Jahrhunderte einfach mehr Männerals Frauenrollen geschrieben wurden. Zum Glück ändert sich das langsam mal. 40 eins Altsteinzeit. Gegen Abend. Eine Horde sitzt um das zwei Das älteste erhaltene Theaterstück beschäftigt sich Lagerfeuer und vertilgt die letzen Reste einer Mahlzeit (Mammut mit Wiesenkräutern an Wurzelsalat). Munteres Geplapper, ein junger Homo sapiens kaut eher lustlos an seiner Keule und hört mit halbem Ohr Onkel Uluk zu, der zum wiederholten Mal erzählt, wie er vor fünf Monden dieses riesige Wollnashorn mit einem einzigen Schlag auf den Schädel erledigt hat („Ein Schlag! Nur ein Schlag! Uh!“). Der junge Jäger pult sich die letzten Fleischreste aus der Kauleiste, sein Blick schweift über die schmatzende, grunzende Horde, und plötzlich überfällt ihn Melancholie. Der Sauhaufen da ist meine Familie, mit denen bin ich verwandt. Werde ich irgendwann genauso wie die? Unversehens fühlt er sich unendlich trostlos, er wirft den Knochen in die Glut und zieht sich in die Höhle zurück. Er will allein sein, er hat Kopfschmerzen. Ein Schritt zum modernen Menschsein ist getan. Ein historischer Moment. Ein Mensch verzweifelt an seiner Familie. mit dem Krieg. Ein edles Werk, ein hoher Gesang, leider etwas langatmig. Doch gleich danach kommen Familiengeschichten, und ab da wird es wirklich unterhaltsam. Eifersucht, zickige Töchter, ratlose Söhne, Mord und Totschlag … Was die griechische Klassik an familiären Zumutungen und Gemeinheiten auf die Bühne brachte, setzt bis heute Maßstäbe. Alle kommen nicht voneinander los, alle haben Riesenprobleme mit der buckligen Verwandtschaft und kein Konflikt wird so gelöst, wie man das bei erwachsenen Menschen erwarten könnte. Alles, was danach kam, ist Variation. Der Familienkrach steht am Anfang der abendländischen Zivilisation. drei Wir sprechen hier nicht von der Kernfamilie, sondern von der Mischpoke, also von allen, die man zähneknirschend zu Jubiläen und runden Geburtstagen einladen muss. 1 41 Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe. Kinder und Familienstück für alle ab 8 Jahren Premiere am 12. November 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Susanne Lietzow Die Tante, zu der man als Kind von den erschöpften Eltern in den Schulferien abgeschoben wurde, der Onkel, von dem man nicht genau weiß, wie man mit ihm verwandt ist, die Cousine, die einen immer schon subtil erniedrigt hat, und der stinklangweilige Cousin, mit dem man immer spielen musste, nur weil man gleichaltrig ist. Großtanten, Schwippschwager, verstörte alte Frauen, die es irgendwann in die Familie geschwemmt hat und die jetzt irgendwie dazugehören … Das ist die Sippe, die im Auto auf dem Weg zur Familienfeier durchgehechelt wird und dann wieder auf dem Rückweg, mit tollen neuen Informationen („Grete wird immer fetter. Nach dem Kaffee hat sie auch irgendwelche Tabletten genommen.“). Dazwischen war die Familienfeier, lange Stunden in einem Paralleluniversum. Da manifestiert sich Familie, nur da. Der Besuch einer einzelnen Tante kann einen nicht aus der Bahn werfen. Nur in der Ballung entfaltet die Familie ihre ganze surreale Pracht, und auch das nur wenn man sich in großen Abständen sieht. Die Horde, die jeden Sonntag zusammen Braten isst, gilt nicht. So richtig rockt Familie nur, wenn man ein völlig sippenunabhängiges Leben führt. Man kommt aus dem normalen Leben (der trojanische Krieg / der Berufsalltag) und ist plötzlich in einem Palast des Wahnsinns (Mykene / Landgasthof Drei Lilien) gefangen. Schlagartig ist der Familiendunst, aus dem man sich in ein erwachsenes Leben geflüchtet hat, wieder da. Es ist nicht vergangen, es ist real, und es fragt einen, ob man immer noch Briefmarken sammelt. vier Der normale Verlauf. Man trifft sich zu Kaffee und Kuchen, kommt aufgrund der Tischkärtchen genau neben den Leuten zu sitzen, neben denen man nicht sitzen wollte, bringt mühsam ein Gespräch ins Laufen (oder wird brachial zugetextet), verdirbt sich mit zu viel Torte den Magen, fühlt sich flau, trinkt einen Obstler, geht dann spazieren und wird nach der Rückkehr mit einem Drei-Gänge-Menü gemästet, das man nur durch Zufuhr von größeren Mengen Alkohol verdauen kann. Dazwischen machen Kinder widerwillig ein Programm, das keiner wirklich hören will, und werden Festreden gehalten, die den Jubelanlass in epischer Breite würdigen. Die minderjährigen Familienmitglieder packen irgendwann entweder ihre elektronischen Spielgeräte aus oder sind so von Langweile zermürbt, dass nur noch hysterisches Gegacker zu hören ist. Der Rest kommt spätestens nach dem Dessert ins Saufen (wegen dieses Völlegefühls oder wegen sechs Stunden neben der Tante, die von nässenden Ausschlägen erzählt). Richtig zurechnungsfähig ist keiner mehr, und da kann es manchmal interessant werden. 42 fünf 90 Prozent aller Familienfeiern gehen unspektakulär über die Bühne, aber es gibt Konstellationen und Ereignisse, bei denen plötzlich eine Leiche aus dem Familienkeller mit am Tisch sitzt, ein dunkles Geheimnis, eine Bösartigkeit, die aus der friedlich angeschickterten Horde eine Meute macht. Tag des Gerichts. Ein Bankrotteur, der alle angepumpt hat, Erbschleichereien, Verwandte, die ihre Pfoten nicht bei sich behalten konnten, ungeklärte Vaterschaften … Ein Thema explodiert an der festlichen Tafel, und alle alten Rechnungen werden gleich mit dazugepackt. Es gibt nichts, was vergeben und vergessen ist, alles ist immer präsent, keine Gemeinheit verjährt, und jetzt hat man auch die einmalige Chance zu hören, was die anderen auf der Autofahrt zur Feier alles durchgehechelt haben. Jetzt erfährt man staunend, was alle über alle wissen, und es ist klar, warum das Theater seinen Höhenflug mit Familiengeschichten begann. Es ist Theater in Reinform, mit tragischen Helden, jungen Naiven, komischen Alten, Schmierenschauspielern und geifernden Erinnyen. Und das Beeindruckende ist, dass die Vorstellung wiederholbar ist. Keiner verlässt die Truppe, alle kommen das nächste Mal wieder, um sich erneut zu streiten, zu versöhnen, die Fronten zu wechseln … Es gibt praktisch kein Problem, das so gravierend ist, dass eine Familie auseinanderbricht. Nächste Vorstellung am nächsten Geburtstag, Einladung folgt und man muss da hin. Das Seltsame jedoch ist, dass es einem fehlen würde. Es wäre furchtbar, wenn es das nicht mehr gäbe, man würde sich verstoßen fühlen, man will dabei sein. Also geht man wieder hin. Was machst du denn da allein in der Höhle, Junge. Komm doch zu uns, es gibt gleich Waldbeeren. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie ich mit einem Schlag ein Wollnashorn erledigt habe? Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Er ist einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker. Bevor er 1994 begann, Stücke zu schreiben, arbeitete er als Schauspieler. Inzwischen sind über 30 Dramen von ihm erschienen und auf zahlreichen Bühnen im In- und Ausland zur Aufführung gekommen. Am Staatsschauspiel Dresden waren bereits zwei Uraufführungen von ihm zu sehen: „Frau Müller muss weg“ und sein Stück über die neue Arbeitswelt „Die Firma dankt“. Die Frankfurter Rundschau nennt ihn den „Vorreiter einer neuen, konkreten, gesellschaftsbezogenen Dramatik“. Ein Porträt des Autors finden Sie auf Seite 80. Reineke-Fuchs-Bastelbogen Reineke Fuchs ist ein richtiger Gauner. Mit Flunkern, Mogeln und schlauen Tricks überlistet er alle anderen Tiere im Königreich. Er ist rotzfrech und fürchtet sich vor niemandem. Unser Kinder- und Familienstück in diesem Jahr ist eine Geschichte über Gut und Böse, über List und Tücke, Kraft und Köpfchen. Auf dieser Seite kannst du dir einen eigenen Reineke Fuchs anmalen, ausschneiden und zusammenbasteln. Und wenn du alles richtig gemacht hast, dann streckt der freche Kerl am Schluss allen die Zunge raus … 43 Ich weiß von nichts. Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Premiere im Januar 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Roger Vontobel Zum Straucheln brauchts doch nichts als Füße Aus Anlass der Inszenierung von Kleists „Der zerbrochne Krug“ baten wir den Dresdner Strafverteidiger Stefan Heinemann und den Präsidenten des Deutschen Bundestags Norbert Lammert, das Drama mit den Augen eines Juristen bzw. Sozialwissenschaftlers zu lesen. Menschen vor Gericht von Stefan Heinemann Die Geschichte ist bekannt. Der Dorfrichter Adam sieht sich einem unangemeldeten Revisionsbesuch durch den Gerichtsrat Walter aus Utrecht ausgesetzt – ausgerechnet an dem Tag, an dem er über den zerbrochenen Krug von Frau Marthe richten soll. Er ist in seinem Dorf Huisum ein angesehener Mann. Die Gerichtsverhandlung wird unversehens zu einem Tribunal über ihn selbst und das, was in der Nacht zuvor passiert ist. Aber was ist denn eigentlich passiert? Was ist die Wahrheit? Hat Kachelmann nun oder hat er nicht? Die Frage bewegt seit Monaten nicht nur das Landgericht Mannheim. Mindestens ebenso intensiv befasst sich die Presse, vom Boulevardblatt bis zur intellektuellen Wochenzeitung, mit dem Fall, alle wissen, was passiert ist – oder dass eben nichts passiert ist, jedenfalls nichts was der juristischen Bewertung durch eine Große Strafkammer wert wäre. Die Suche nach der Wahrheit mit den Mitteln einer Gerichtsverhandlung ist eine komplizierte Sache. Es gelten Prozessregeln, die die Wahrheitssuche manchmal regelrecht behindern. Erhobene Beweise dürfen nicht verwertet werden, gesetzlich vorgesehene Zeugnis- oder Auskunftsverweigerungsrechte gestatten vielleicht wichtigen Zeugen, keine Aussage machen zu müssen, und am Ende steht häufig nicht die Wahrheit, sondern das, was die Juristen die „prozessuale Wahrheit“ nennen. Und ob ein Urteil auf dieser Grundlage gerecht ist, wird immer kontrovers diskutiert werden. Eine der schönsten Stellen im „Zerbrochnen Krug“ ist der Dialog zwischen Adam und dem Gerichtsrat, kurz vor der für Adam entscheidenden Vernehmung der Zeugin Eve. Adam will diese Befragung unbedingt verhindern, da sie ihn selbst ans Messer liefern könnte, und er unternimmt einen noch heute üblichen juristischen Winkelzug. „Wenn ich freimütig reden darf, Ihr Gnaden, die Sache eignet gut sich zum Vergleich“, schlägt Adam vor. „Sich zum Vergleich? Das ist nicht klar, Herr Richter. Vernünftge Leute können sich vergleichen. Doch wie ihr den Vergleich schon wollt bewirken, da durchaus die Sache nicht entworren, das hätt ich wohl von Euch zu hören Lust“, erwidert der Gerichtsrat. „Wenn ich, da das Gesetz mich im Stich lässt, Philosophie zu Hülfe nehmen soll, so wars der Leberecht – oder der Ruprecht … – oder Leberecht, der den Krug zerschlug.“ „Wer also wars?“, insistiert der Gerichtsrat, „Der Leberecht oder Ruprecht? Ihr greift, seh ich, mit Eurem Urteil ein, wie eine Hand in einen Sack voll Erbsen.“ Seit langen Jahren wird im deutschen Strafprozess über 44 den sogenannten „Deal“ gestritten, der seit knapp zwei Jahren auch gesetzlich unter dem Begriff „Verständigung im Strafverfahren“ geregelt ist: In komplizierten Strafverfahren, die eine umfangreiche Beweisaufnahme erfordern, hat es sich eingebürgert, dass der Verteidiger mit Gericht und Staatsanwaltschaft darüber verhandelt, ob bei einer geständigen oder zumindest teilgeständigen Erklärung des Angeklagten ein kräftiger Strafnachlass gegeben werden kann und Teile der Anklage eingestellt werden. Der Sachverhalt muss in einem solchen Fall nicht aufgeklärt werden. Die Frage nach der Wahrheit, nach dem, was eigentlich passiert ist, tritt in den Hintergrund. An der Stelle der Wahrheit steht ein Vergleich – und das zu einem Zeitpunkt, da „durchaus die Sache nicht entworren“. Ist Wahrheitsfindung in einem gerichtlichen Verfahren also eine Illusion, das Urteil ein Griff „in einen Sack voll Erbsen“? Über ein neues Geschäftsfeld von Medienmanagern wird gerade viel berichtet: „Litigation-pr“ heißt dieser Bereich. Journalisten und Medienmanager bieten Personen und Unternehmen, die durch Gerichtsverfahren in Not geraten sind, an, ihnen eine günstige Presse zu organisieren. Jörg Kachelmann beschäftigt nicht nur ein Team von Strafverteidigern, sondern auch einen Medienanwalt. Angeklagte Vorstände von Banken oder großen Unternehmen handhaben ihre Verteidigung nicht anders. Das öffentliche Beiwerk muss stimmen, eine öffentliche Vorverurteilung muss vermieden werden – zu Recht. Aber kann man damit das Ergebnis des Verfahrens beeinflussen? Lassen sich Richter von der Presse über einen Strafprozess, in dem sie zu entscheiden haben, beeinflussen? Das Institut für Kommunikationswissenschaften an der Universität Mainz kommt durch die Auswertung einer Umfrage bei Richtern in der gesamten Bundesrepublik zu dem Ergebnis, dass immerhin etwa 30 % der Befragten angeben, sich jedenfalls bei der Entscheidung über die Strafhöhe von der Berichterstattung beeinflussen zu lassen. Deutlich mehr geben an, die Stimmung im Gerichtssaal sei durch die Medienöffentlichkeit beeinflusst. All diese vorgenannten Beispiele sind freilich Auswüchse, sie sind nicht immer begrüßenswert. Doch ist ihnen das Strafrecht in den letzten Jahren zunehmend unterworfen. Dies darf uns nicht verwundern, wenn wir betrachten, wie es in den Augen der Öffentlichkeit und der Medien behandelt wird. Nämlich als selbstverständliches Regulativ, nach dem sofort gerufen wird, wenn in der Gesellschaft etwas aus dem Ruder läuft. Immer ist er sofort da, der Ruf nach mehr und höheren Strafen. Das Strafrecht aber ist als Regulativ die Ultima Ratio. Es betrifft Bankvorstände genauso wie Kleinkriminelle, Sexu- Stefan Heinemann ist Fachanwalt für Strafrecht und stellvertretender Vorsitzender der Strafverteidiger Sachsen / Sachsen Anhalt e.V. sowie Mitglied der National Association of Criminal Defense Lawyers / usa. Neben Rechtswissenschaften hat er Kunstgeschichte studiert. Stefan Heinemann ist sowohl als Mitbegründer des Vereins „Forum für Kunst der Gegenwart“ als auch als Vorstandsvorsitzender der „Europäischen Werkstatt für Kunst und Kultur Hellerau e.V.“ aktiv am kulturellen Leben der Stadt beteiligt. alstraftäter wie Umweltsünder, Schwarzfahrer wie Großbetrüger. Und gleichzeitig soll es sich noch um die Opfer von Straftaten kümmern, nicht nur um die Täter. Das heißt, dass es erst eingreift, wenn keine anderen gesellschaftlichen Mechanismen mehr greifen. Dies gerät zu oft in Vergessenheit, und die zuvor aufgezeigten Entwicklungen sind hierauf eine verständliche Reaktion. Und was hat das zu tun mit Kleists „Zerbrochnem Krug“? Alles. All das Beschriebene, die prozessuale Wahrheit, die Beeinflussung der Öffentlichkeit, das Ringen um den „Deal“, hat Kleist schon gewusst. Er dreht die Schraube freilich noch viel weiter. Bei ihm ist der Richter zugleich Ermittler und zugleich Ankläger und vor allem zugleich Beklagter und Täter. Verworrener geht es kaum. Aber warum soll es in der Kunst einfacher sein als im Leben? Wehe, wenn’s an Rechtsstaatlichkeit fehlt von Norbert Lammert In der deutschen Literatur gibt es beklagenswert wenige Lustspiele von unbestrittenem Rang. „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist ist so ein seltenes Exemplar, ein wahres Wunderwerk, das sich beim Publikum wie bei Schauspielern und Regisseuren anhaltender Beliebtheit erfreut. Das Stück besticht durch geistreiche Komik, brillante Dialoggefechte und Wortspiele. Alles scheint zufällig und folgt doch einem durchdachten Konzept: hoch artifiziell, kein simpler Bauernschwank, sondern ein Lustspiel mit zahlreichen Ebenen, beziehungsreichen Namen, Bedeutungen und Anspielungen, die intellektuellen Genuss bieten. Der „Zerbrochne Krug“ ist brillant konstruiert und verfügt über den doppelten Boden der Tragikomödie. Er entlarvt menschliche Schwächen und prangert Heuchelei und Niedertracht genauso an wie Missstände in der preußischen Justiz. Dieses Lustspiel ist zugleich ein Lehrstück über Macht und Machtmissbrauch, über Rechtsbeugung und Willkür, das uns den hohen Wert des Rechtsstaats vor Augen führt, der nicht so selbstverständlich ist, wie es uns längst erscheint. Tatsächlich spielt die Verdrehung des Rechts im „Zerbrochnen Krug“ eine zentrale Rolle; wir werden Zeugen einer willkürlich agierenden Gerichtsbarkeit. Ob Kleist dabei eigene schmerzliche Erfahrungen hat einfließen lassen? Gut möglich. Immerhin hat er – obwohl adelig und preußischer Offizier – selbst unter bürokratischer Willkür gelitten. Die Unterscheidung zwischen Recht und Gesetz und die Auswüchse eines korrumpierten Rechts- und Staatssystems hat Kleist jedenfalls nicht allein im „Zerbrochnen Krug“ thematisiert, sondern – noch drastischer und ohne jede Komik – zum Beispiel auch im „Michael Kohlhaas“. Anders als Kleists Bühnenfiguren haben wir das Glück, in einem Gemeinwesen zu leben, das auf dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit beruht. Der Rechtsstaat basiert auf Gewaltenteilung, er sichert die Einhaltung von Grundrechten und garantiert Gleichbehandlung vor Gericht durch eine unabhängige Justiz. In Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es unmissverständlich: „Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.“ Was es bedeutet, wenn diese Bedingungen rechtsstaatlicher Ordnung verweigert werden, sehen wir leider bis heute in vielen Teilen der Welt, wir können es auch in unserer eigenen Geschichte des 20. Jahrhunderts studieren. Ob Frau Marthe Rull am Ende übrigens wirklich Gerechtigkeit widerfährt, bleibt bei Kleist leider offen. Ebenso die Frage, ob Adam zur Rechenschaft gezogen wird. Deshalb hatte das Badische Staatstheater vor einigen Jahren die Idee, Adam förmlich den Prozess zu machen (einen rechtsstaatlichen Prozess wohlgemerkt!), und fand damit beim Bundesgerichtshof ein offenes Ohr. In einem Gerichtssaal des bgh wurde Adams Vorahnung also Realität: „Mich träumt, es hätt’ ein Kläger mich ergriffen und schleppte vor den Richtstuhl mich.“ Die Liste der Anklagepunkte, die der Generalbundesanwalt Adam zur Last legte, war lang: Urkundenfälschung, Korruption, Amtsmissbrauch, sexuelle Nötigung, Unterschlagung von Staatsgeldern, Falschaussagen, Erpressung und Bestechung. Eike Ullmann, damals Vorsitzender Richter am bgh, verurteilte den vor 200 Jahren geflüchteten Dorfrichter schließlich zu zwei Jahren und vier Monaten Haft – womit er allerdings deutlich unter dem vorinstanzlichen Urteil des Osnabrücker Landgerichts blieb, das zunächst fünf Jahre Freiheitsentzug verhängt hatte. Darauf, wie Burghart Klaußner dem Adam in Dresden eine eigene Kontur geben wird, darf man mit Recht gespannt sein, genauso wie auf die Inszenierung von Roger Vontobel. Beide kenne ich übrigens von Arbeiten am Schauspielhaus Bochum, meiner Heimatstadt, und ich kann das Staatsschauspiel Dresden zu dieser bemerkenswerten Kombination nur beglückwünschen. Wie immer der „Zerbrochne Krug“ in Dresden auf die Bühne kommen wird, eines ist schon jetzt sicher: Das Wunderwerk wird seine Wirkung auch diesmal zuverlässig entfalten. Denn – wie schon Friedrich Hebbel festgestellt hat – beim „Zerbrochnen Krug“ kann eigentlich nur das Publikum durchfallen. Prof. Dr. Norbert Lammert wurde 1948 in Bochum geboren und begann seine politische Karriere Mitte der 1960er-Jahre. Sein Studium der Politikwissenschaften, Soziologie, Neueren Geschichte und Sozialökonomie schloss er 1972 als Diplomsozialwissenschaftler ab. Seit 1980 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages und wurde 2005 zum Bundestagspräsidenten gewählt. Zudem hat er seit 2004 einen Lehrauftrag an der Ruhr-Universität Bochum inne. 45 Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow Premiere im Februar 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Wolfgang Engel Adieu für immer! Ich fliege weg! Wir müssen aufpassen, dass die Gullis nicht wieder aufgehen Wolfgang Engel hat in der vergangenen Spielzeit den Roman „Der Turm“ von Uwe Tellkamp auf die Bühne gebracht. In der kommenden Saison widmet er sich wieder einem literarischen Stoff: „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow. In Moskau erscheint leibhaftig der Teufel. Unter dem Namen Voland, Professor für schwarze Magie, kündigt er einen Tod an, lässt Menschen verschwinden, treibt andere in den Wahnsinn, veranstaltet eine Varieté-Vorstellung und verhilft schließlich dem Meister, Autor eines unveröffentlichten Romans, und seiner Geliebten Margarita zu einem zweiten Glück. Wolfgang Engel spricht mit der Dramaturgin Felicitas Zürcher über persönliche Leseeindrücke, seine Erfahrungen in einer Diktatur und erste Ideen zur Umsetzung. Herr Engel, Sie werden in Dresden den Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow auf die Bühne bringen. Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Roman erinnern? Wolfgang Engel: „Der Meister und Margarita“ war in der ddr ein Kultroman, zumindest unter den Intellektuellen. Ich war da wahnsinnig hinterher, und ich besitze sogar noch eine alte Ausgabe aus der ddr, mit einem Essay des Lektors und Verlegers Ralf Schröder, der auch Übersetzer war. Darin behauptet Schröder mit Nachdruck, es handle sich bei „Der Meister und Margarita“ um Gottes willen nicht um einen Schlüsselroman – um den Roman bei der Zensur durchzukriegen. Wenn man diesen Essay liest, könnte man Schröder für einen Opportunisten halten. Das war er aber nicht, im Gegenteil, er hat alles dafür getan, damit das Buch gedruckt wird. Sie sagen, das Buch war in der DDR ein Kultroman. Wie hat das Buch die Leser, die Intellektuellen in der DDR beeinflusst? Man hat ja immer nach Zeichen gesucht, die beschreiben, was eigentlich stattfindet. Wir haben frohlockt, einen solchen Roman zu lesen, zu sehen, dass das Land nicht tot ist, dass es Intellektuelle gibt, Schriftsteller, die etwas wagen. Man hat sehr viel von den Russen gelesen – 46 nach der Wende habe ich erkannt, dass die ganze Westliteratur letztlich an mir vorbeigegangen ist. Aber ich kenne alle Bücher von Aitmatow und Schukschin. Deren Behandlung von Alltag war nicht verlogen, nicht geschönt, nicht ideologisch verbrämt – die andere haben wir in der Schule gelesen. Diese Romane waren alle weiter als die damaligen ddr-Romane. Deswegen auch das Frohlocken über den Bulgakow-Roman. Das hing natürlich damit zusammen, dass es eine fantastische Geschichte ist, in der man sich sehr viel Interpretation leisten konnte. Ich glaube, der Wiedererkennungseffekt hat einem Mut gemacht. Können Sie etwas über das Russland der 1930er-Jahre erzählen, in dem Bulgakow gelebt hat? Es gibt eine Tagebucheintragung vom 17. Juli 1939 von Jelena Bulgakowa, der Frau von Bulgakow: „Es geht das Gerücht, Sinaida Reich sei auf viehische Weise ermordet worden.“ Ich denke, wenn man dieses Tagebuch gelesen hat, weiß man genug über totalitäre Staaten. Das beschreibt die Situation von Intellektuellen und auch deren Privilegien. Ich finde dieses Buch wirklich bemerkenswert. Man weiß nicht genau, was daraus eliminiert worden ist, ursprünglich war es viel umfangreicher. Auch die Bulgakowa selbst hat Passagen rausgestrichen. Ich habe 2008 in Leipzig Bulgakows „Molière oder Die Verschwörung der Heuchler“ inszeniert. Da haben wir Briefe gelesen, die Bulgakow an Stalin geschrieben hat, richtige Bettelbriefe, ihn wieder arbeiten zu lassen oder ihn rauszulassen aus der Sowjetunion. In dem Tagebuch gibt es auch ein Fragment, „Was Michail Afanasjewitsch hätte passieren können“, eine Satire, in der Bulgakow und Stalin vorkommen. Stalin geht mit seinem ganzen Gefolge in die Oper. Und Bulgakow beschreibt, wer wann in Ohnmacht fällt, weil er denkt, er hätte etwas Falsches zu Stalin gesagt. Stalin, Woroschilow, Molotow, Kaganowitsch, Budjonny, alle tauchen auf. Das müsste man irgendwie verwenden. Was reizt Sie besonders an dem Roman? Und warum gehört der Roman heute auf eine Dresdner Bühne? Das Spannendste finde ich diese nicht greifbare Situation, diese Dumpfheit, was da an Üblem aus den Kloaken Moskaus kriecht. Die ständige Angst, das ständige Misstrauen, auch die Schlitzohrigkeit, die sich daraus entwickelt. Diese etwas diffuse Angst. Man fragt sich natürlich, warum man ein Stück macht, das etwas über eine gesellschaftliche Situation erzählt – und sei es noch so verschlüsselt –, die Gott sei Dank vorbei ist. Es hat für mich etwas mit Warnbildern zu tun: Das könnte alles wieder passieren. Ich stelle mir das nicht als Vergangenheit vor, sondern eher wie Science-Fiction, wie im Film „Twelve Monkeys“. Was war, kann auch wieder kommen. Ein Menetekel. Gleichzeitig behandelt der Roman Dinge, die auch in Demokratien vorkommen. Opportunismus gibt es nach wie vor, wenn auch nicht so zugespitzt, aber er findet täglich statt. Was in der Politik gelogen wird, wie man für dumm verkauft wird und mit welcher Schamlosigkeit das passiert, das alles wird in dem Roman beschrieben. Außerdem ist das in vielen Staaten der Welt immer noch Realität. Das meine ich mit dem Bild des Kloakendeckels: Wir müssen schön aufpassen, dass der Deckel zubleibt, dass die Gullis nicht wieder aufgehen. Der Roman ist auch eine Metapher für eine Welt von Entfremdung, für die Schrecken der Zivilisation. In dem Roman geht es um Zensur und Kontrolle: Leute werden wahnsinnig gemacht, abgeschoben, verhaftet, ermordet. Gleichzeitig ist es ein bunter, überbordender, fast burlesker Roman. Wie erklären Sie sich diese Lebensfreude? Lebensfroh finde ich es nicht. Es ist immer ein Tanz auf dem Vulkan. Das stinkt alles, ist morbid, dieser Tingeltangel. Ich habe in Schwerin „Der nackte König“ von Jewgeni Schwarz inszeniert und mich damals viel mit der Tradition der Revue beschäftigt. In Russland waren in den 1920er-Jahren Estradenprogramme mit Artisten, Clowns und Sketchen weitverbreitet. Was in Mitteleuropa die großen Revuen waren, war bei den Russen die Estrade. Schwarz hat alle seine Stücke als Estraden, als große Revuen getarnt und dann mit einem saftigen Inhalt versehen. In Märchen verpackt werden Alltagssituationen aus der Sowjetunion dargestellt. Und das Publikum saß schadenfroh und mit Häme drin, weil eigentlich seine Gegenwart reflektiert wurde. Der titelgebende „Meister“, Autor, der mit der Zensur kämpft, schreibt im Roman einen Roman, ein Werk über die Begegnung zwischen Pontius Pilatus und Jeschua Ha-Nozri, das ist Jesus von Nazareth. Was ist das Subversive daran? Können Sie das erklären? Richtig erklären kann ich das nicht. Außer dass es Gott gegeben hat bzw. dass es Jesus gegeben hat, das ist das Provokante. Das ist ein Angriff auf den Atheismus als Staatsreligion. Mir hängt – zumindest bei einer Reihe von Westkritikern – der Ruf an, dass meine Aufführungen kein Geheimnis haben, weil ich immer alles erklären würde. So bin ich groß geworden, ich bin ein Atheist. Ich denke, dass die Welt erklärbar ist. Davon muss man sich bei dieser Art von Geschichte trennen. Es ist nicht alles erklärbar. Horst Kleineidam, Autor einer Reihe von belanglosen ddr-Stücken, wagte sich einmal weiter vor und wurde gleich verboten: Das Stück heißt „Jerusalem“ und spielt in der letzten Nacht vor der Kreuzigung Christi. Barabbas und Jesus Christus sitzen gemeinsam in einer Gefängniszelle. Sie könnten beide bei der raf sein, obwohl es die damals noch gar nicht gab. Der eine ist Pazifist und überzeugt, dass man ihn noch in Hunderten und Tausenden von Jahren kennen wird, der andere behauptet, dass das die Leute auf der Straße überhaupt nicht interessiert. Das ist Barabbas, ein linker Revolutionär, der Gewalt anwendet. Selbst wenn Jesus die Gesellschaft, die Menschheit insgesamt weiterbringt, interessiert das die Leute auf der Straße nicht. Dieser pazifistische Jesus und dass es ihn gibt, das ist die Provokation. Wie man mit der Geschichte von Pontius Pilatus auf der Bühne umgeht, da bin ich mir noch nicht sicher. Der Mythos müsste in der Realität stattfinden. Das heißt, diese Pilatus-Geschichte findet verschnitten in den anderen Szenen statt. Die Figuren würden sich vielleicht gar nicht berühren. Oder aber sie berühren sich, ohne es zu bemerken. Haben Sie schon weitere Ideen für die Umsetzung des Romans? Für die fantastischen Elemente wie den Kater und die nackt auf Besen durch Moskau fliegenden Frauen? Oder für die Varieté-Vorstellung, in der dem Direktor der Kopf abgerissen wird? Varieté muss man machen. Zaubern muss sein. Wer weiß, vielleicht wird jemand zersägt? Das dürfen aber nicht bloß vordergründige Zaubertricks bleiben. Es muss Varieté sein, auch mit einem Augenzwinkern, das kann die große Revue sein, gleichzeitig muss es aber auch erschrecken können. Diesen Revuestil würde ich gerne verfolgen. Und ich würde gerne mit viel Musik arbeiten. Es gibt unwahrscheinlich viel verschiedene Musik aus den 1930er-Jahren. Bekannte Chansoninterpreten, die Streichquartette von Schostakowitsch, oder Aram Chatchaturjan, die Maskerade-Suite, diese Musik ist so morbid. Es wäre toll, wenn die Truppe um Voland die Musik macht. Beim Kater reicht es unter Umständen schon, wenn der einen Schnurrbart hat. Große Revue schwebt mir vor und Livemusik durch die Truppe des Teufels. Glauben Sie, dass man heute unter diesem Bunten, diesem Revuehaften die Atmosphäre von Bedrohung trotzdem spüren wird? Ist es Ihnen ein Anliegen, dass das auch für jüngere Zuschauer, die keine Erfahrungen mit diktatorischen Regimes haben, lesbar bleibt? Ja, das denke ich schon. Es ist natürlich schwieriger geworden, das zu lesen, und es erfordert auch einen interpretierenden Zuschauer. Diese Bulgakow’sche Revue hat mehr was von Grand-Guignol, sie ist eine Art Groteske, die kippt. Die Tricks müssten kippen, und das Lachen müsste ersterben. Aber vielleicht sind wir ein bisschen wie Voland und können die Zuschauer verführen, auch durch die Art und Weise, wie erzählt wird, damit etwas von der Thematik hängen bleibt. Das ist hier in Dresden gut aufgehoben, denke ich. Dresden ist ja eine Stadt, in der man sich viel mit Vergangenheit beschäftigt. Wolfgang Engel war lange Jahre fester Regisseur am Staatsschauspiel Dresden, wo ihn seine Inszenierungen zu einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab 1983 reiste Engel auch zu Regiearbeiten in den Westen. 1991 ging er nach Frankfurt am Main und wurde fester Regisseur am dortigen Schauspiel. Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des Schauspiels Leipzig. Er eröffnete die Spielzeit 2010.2011 am Staatsschaupiel Dresden mit seiner viel beachteten Uraufführung von Uwe Tellkamps „Der Turm“, die von der mdr / arte aufgezeichnet und zu den Berliner Autorentheatertagen 2011 an das Deutsche Theater eingeladen wurde. 47 Der Künstler Jonathan Meese hat am 6. März 2011 eine der bisher wohl ungewöhnlichsten Dresdner Reden gehalten. Das dafür handschriftlich verfasste Manifest hat er uns zum Andenken geschenkt. Für jede Inszenierung wird ein Bühnengrundriss für die Draufsicht und eine Schnittdarstellung für die Seitenansicht angefertigt. Auf diesem Schnitt sieht man das Bühnenbild von „Reckless“. Die gestrichelten Pfeile markieren die Sichtachsen aus dem Zuschauerraum. Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück von Bertolt Brecht Premiere im März 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Barbara Bürk Doch ist nicht überm Berg � Wenn es keine Einfühlung gibt, fehlt mir was Peter Michalzik über das Theater von Barbara Bürk Das Schauspielhaus hat 786 Plätze (und 15 Stehplätze), davon 434 im Parkett, 148 im ersten und 204 im zweiten Rang. Die Souffleuse sitzt meistens auf Platz 11 in der ersten Reihe, zwei weitere Plätze sind für den Theaterarzt reserviert. Außerdem sitzen bei jeder Vorstellung zwei Feuerwehrmänner links und rechts versteckt im Portal. Die Regisseurin Barbara Bürk arbeitet mit sozialer Intel- damaligen Vorbilder. Psychologie und Realismus sind ligenz. Sie kennt die Welt, in die sie ihr Theater hinein- also nichts, was von ihr zu erwarten war. In der vergangestellt, sie hat ein Verhältnis zu den Figuren, die sie uns nen Spielzeit inszenierte sie den Roman von Fallada, und vorsetzt. Milieugenauigkeit und deutliche Personenzeich- wenn sie weiter in die Theatergeschichte zurücksteigt, nung gehören untrennbar zu ihrer Regiehandschrift. Da- dann zu Ibsen, Hauptmann oder Strindberg. Nie hat sie zwischen gibt es feinen Witz und deutliche Bilder, etwa bisher Shakespeare, Goethe oder Schiller versucht. „Ich die hinreißenden Kleiderszenen im Warenhaus in ihrer bin da sehr vorsichtig“, sagt sie. „Ich inszeniere nur StüDresdner Inszenierung von Falladas „Kleiner Mann, was cke, zu denen ich beim Lesen intuitiv einen Zugang habe. nun?“. Der Tanz um ein Sakko ist die heutige Fassung des Und ich mache nur zwei Stücke pro Jahr.“ Tanzes um das Goldene Kalb. Bürks Thea-ter lebt von nachvollziehbaren Figuren, aber es ist kein psychologi- „Kleiner Mann, was nun?“ ist ein Roman, der auf dem sches Dokumentartheater. Denn immer zeigt dieses The- Theater immer wieder gezeigt wurde. Seit ein paar Jahren ater, dass es Theater ist, die einfachen Mittel, mit denen aber hat er, Krise!, Konjunktur. Als Barbara Bürk nun den es hergestellt wird, werden ausgestellt, oder choreografi- Text auf die Bühne des Dresdner Staatsschauspiels brachte, da war Pinneberg immer noch ein treuer und blausche Elemente drücken Zustände der Personen aus. äugiger Mensch, ein Naivling, jemand der daran glaubt, Regie studierte Bürk an der Theaterakademie in Ulm. Sie war Assistentin von Christoph Marthaler, Dimiter Got- dass es schon gut gehen wird, wenn er selbst nichts scheff, Frank Castorf und Johann Kresnik. Eigentlich Schlechtes tut. Simplicissimus nannte ein anderer deutalso kommt sie aus einer ganz anderen Theatertradition. scher Dichter vor knapp 400 Jahren diese merkwürdig „Das begeistert mich auch bis heute“, sagt sie über ihre ewige und merkwürdig deutsche Figur. Bürks Pinne- 1 49 � wer nicht mehr lacht berg Christian Erdmann aber ist nicht dumm, er tut im gerne tue“, sagt sie. Dann sagt sie einen entscheidenden Geschäftsleben nur, was er tun muss: sich an- und ein- Satz: „Wenn es keine Einfühlung gibt, fehlt mir etwas.“ passen. „Pinnebergs Entfremdung ist das Thema“, sagt Trotzdem ist ihr Theater kein Einfühl- und WohlfühltheaBarabara Bürk. „Er muss funktionieren, er muss tun, was ter. Denn Bürk ist auch eine Regisseurin mit ausgeprägtem von ihm erwartet wird. Er ist ja der, der am allerunglück- formalen Bewusstsein. „Ich versuche, diesen Stücken solichsten ist.“ Ihr Blick auf Pinneberg, spürt man, ist ganz viel Form zu geben, wie es irgend geht. Das hat sich als von unserer Gegenwart geprägt, ohne dass sie ihn vorder- gutes Mittel erwiesen. Wir nehmen nur das Allernötigste gründig aktualisieren oder umdeuten würde. auf die Bühne.“ In der Tat ist die Erfolgskomödie in der Lämmchen dagegen, gespielt von Karina Plachetka, ist Klasse 4b von spröder Klarheit. etwas weniger Muttchen, etwas weniger gutherzig und „Die Schauspieler dürfen ihre Rollen nicht zu sehr forciebetulich als die Figur Falladas. Sie war fordernder, sogar ren. Wenn man das ausbalanciert, bekommt es der Sache kalkulierter, als er sie sich gedacht hatte. Sie nimmt die sehr gut. Dann kann die Tiefe dieser Stücke hervortreten.“ Sache in die Hand. Sie hat einen zupackenden Griff aufs So erlebt man in Bürks Aufführungen, dass Mitgefühl Leben. „Diese Distanz zur Vorlage entwickelte sich wäh- eine Frage des Taktes ist. Man kann den Figuren nah rend der Proben wie von selbst“, sagt Bürk. „Das Betuli- kommen, aber man hat nicht das Gefühl, zudringlich zu che kommt einem auf Dauer einfach albern vor.“ So wird sein. Bürk bewertet sie nicht, sondern zeigt sie in ihrem Lämmchen mit ihrer unerschrockenen Art die Heldin eigenen Recht. Sie inszeniert aus dem Leben heraus, in der Geschichte, eine Frau, die weiß, dass man für das das Hübner hineinschreibt. Da ertappt man sich dann Glück etwas tun muss. selbst, man fragt sich, was man selbst getan hätte. Der ElSo sehen Pinneberg und Lämmchen also heute aus, wo ternabend im Klassenzimmer bekommt eine Dimension, wir auch Krise haben, aber niemand so richtig weiß, wie wo der an sich lächerliche Konflikt um ein paar Noten – man die sich eigentlich anfühlt. Es ist typisch für die Regis- sitzt auf Kinderstühlen – eine erstaunliche Wucht beseurin Barbara Bürk, wie sie die beiden in die Gegenwart kommt. Man versucht souverän zu bleiben und nicht zu holt: unspektakulär, nicht auftrumpfend, man muss peinlich zu werden. Aber man erlebt eine echte Krise. schon darauf achten, wie sie sich verändert haben. Bürk Was soll man auch machen? Es geht doch um das eigene muss auf nichts hindeuten, denn sie inszeniert ohnehin Kind. ganz selbstbewusst aus ihrem Verständnis des sozialen Lebens heraus. Sie setzt keine Zeigefinger, und doch sind Nun wird Barbara Bürk also Brechts „Herr Puntila und die Figuren klar konturiert. sein Knecht Matti“ inszenieren. Das Stück bewegt sich In Dresden spielen die Schauspieler immer wieder auf am Rand dessen, was sie bisher gemacht hat. Es geht von der dem Xylophon, traurig, melodisch, mechanisch, sanft Psychologie der beiden Figuren aus, übersteigert diese und tastend, und doch unaufhaltsam. Es ist, zusammen aber ins Allegorische. Es ist nur scheinbar realistisch, in mit dem Laufband im Bühnenhintergrund, eine unwi- Wirklichkeit aber eher ein Sinnbild für das menschliche derstehliche Maschine, die da in Gang gehalten wird. Die Verhalten unter den Vorzeichen der Ökonomie. Es steht Krise ist eine Maschine, die wir am Laufen halten, kann in der Tradition sozialer Dramatik, ist aber auch ein sehr man folgern. Das ist gar nicht dumm, das ist nie auf- formales Stück. Es ist spannend, wie Barbara Bürk damit dringlich, es ist – in der Mischung aus Trauer und Me- umgehen wird, wie weit sie sich auf diesen Stoff einlaschanik, der melancholische Grundton der Zeit. sen kann. Wenn es gelingt, könnte die Aufführung ihre Theatersprache erweitern – und umgekehrt könnte ihre Eine lange Zusammenarbeit verbindet Barbara Bürk mit Regiesprache dem Drama ein Stück Leichtigkeit und Eindem Dramatiker Lutz Hübner. Seit sie sich über das Ju- fühlung schenken. gendtheater kennen gelernt haben, arbeiten die beiden kontinuierlich zusammen. „Wir sind etwa gleich alt, und die Dinge, die uns beschäftigen, sind ähnlich“, sagt Bürk. 2005 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Hotel Paraiso“ zum Berliner Theatertreffen, 2009 ihre Aufführung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. „Frau Müller muss weg“, das sie in der Spielzeit 2009.2010 am Staatsschauspiel Dresden inszenierte, läuft hier mit nicht enden wollendem Erfolg. „Hübner schreibt realistische Stücke. Man muss sich sehr um die Psychologie seiner Figuren kümmern, was ich 50 Die Räuber von Friedrich Schiller Premiere im April 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Sebastian Baumgarten Zwei Klappen mit einer Fliege Einige Antworten der Bühnenbildnerin Barbara Ehnes der titel stammt von der dichterin ginka steinwachs, dank deren telefonischer hilfe der nachfolgende fragebogen ausgefüllt wurde. dresdner dramaturgInnen haben ihn zusammengestellt und beantwortet habe ich ihn im zuschauerraum des schauspielhauses frankfurt. die lichtprobe hilft dabei. merke: philipps licht macht hell. Was ist eigentlich ein Bühnenbild? Ein Requisit? Eine Dramaturgie? Oder etwas ganz anderes? vielleicht gab es mal eine zeit, wo ein bühnenbild requisite war. heute ist das bühnenbild trampolin, welches regie und darstellerInnen aufschaukelt. Ist im Raum etwas verboten? Beim Erfinden des Raums? es gibt immer einen kanon des verbotenen (adorno). alles, was schon einmal in dieser form dagewesen ist, ist verboten. ausser als parodie und das heißt als wissentliche anspielung, die auch als solche kenntlich gemacht sein muß. Was macht Ihre Räume zu Ihren Räumen? Können Sie sie einem Blinden beschreiben? nehmen Sie das beispiel von den vier blinden und dem elefanten. sie stehen an verschiedenen stellen desselben und beschreiben, was sie fühlen: der eine den rüssel, der andere das ohr, der dritte die haut, der vierte den schwanz. Was steht am Anfang des Nachdenkens über den Raum? Ein Bild oder eine Frage? natürlich entsteht das bühnenbild im kopf, aber nicht ohne mitwirkung der --- hände. es gibt immer bestimmte materialien, mit denen sich meine hände in den letzten tagen wochen monaten besonders vertraut gemacht haben, und das findet seinen niederschlag im modell. der beruf des bühnenbildners ist unter anderem auch ‚händisch’, wie die österreicher sagen, weiss die dichterin. Sind Ihre Räume schon ohne Schauspieler fertig oder müssen sie komplettiert werden durch Menschen? was für eine frage! das wäre ein trauriges bühnenbild, welches ohne menschen auskommt. es ist das wesen der räume, dass sie für schauspielerInnen gedacht sind. Peter Michalzik ist Journalist, Theaterkritiker und Buchautor und arbeitet als Feuilletonredakteur bei der Frankfurter Rundschau. Zuletzt erschien seine Kleistbiografie „Kleist – Dichter, Krieger, Seelensucher“. Das Porträt ist ein Originalbeitrag für dieses Magazin. Welchen Raum willst Du unbedingt noch bauen? die Utopie ist eher, mit Leidenschaft und anderen KünstlerINNEN weiterhin höchst subjektiv und gemeinsam an einer eigenen welt für ein stück zu arbeiten. Was kann man lehren über Räume? sie sind nicht wie ‚rasen betreten verboten’. sie sind eher wie ‚rasen betreten geboten’. come in, you’re welcome. ich möchte die studentInnen ermutigen, daß sie sich weder vor der leere (horror vacui) noch vor der fülle (horror cornucopiae) fürchten, dass sie aufnahmebereit sind wie eine (asiatisch gesprochen) offene schale. Was kann man lernen über Räume, von wem oder was? lernen kann man immer und überall. mit geschärftem blick und ausgefahrenen antennen. Wie sehen Schillers „Böhmische Wälder“ auf dem Theater aus? audwändig und teuer. Warum bauen Sie auf Ihren Bühnen auch immer Widerstände für Schauspieler (Schrägen, Schlamm und Sessellifte)? gute frage. auf diese frage hat die dichterin zehn fragen lang gewartet. schrägen schlamm und sessellifte bieten spielmöglichkeiten. die schauspielerInnen können die balance verlieren, ausrutschen, abstürzen, sich bekleckern, sich einreiben, gegenseitig bewerfen, sie können sich abheben, inspirieren lassen, kurzum: in eine lage geraten, die im besten fall mit dem wesen des stücks verhandlungen aufnimmt. Was soll das sein: „Regietheater“? Gibt es wohl auch „Bühnenbildnertheater“? die dichterin fragt, ob hier die bühnenbildnerin gegen die regie ausgespielt werden soll? die bühnenbildnerin versucht, sich an die eigene arbeitsweise zu erinnern und gegen die trennung anzudenken: jedes regieteam ist anders und nähert sich auf eigene weise dem StückStoff an. und die verabredung ist, daß die zuschauerInnen eine bestimmte zeit im dunkeln sitzen und schauspielerInnen zuschauen, die im beleuchteten bühnenraum spielen. ich mache einen vorschlag für einen zustand, in dem sich die schauspielerInnen auf der bühne in der auseinandersetzung mit dem text währenddessen befinden. der rest ist zusammenarbeit. Barbara Ehnes studierte Freie Kunst und Bühnenbild bei Wilfried Minks und Marina Abramovic an der Hf bK Hamburg und in Amsterdam sowie Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 1995 entwirft sie Bühnenbilder u. a. für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, die Münchner Kammerspiele, Schauspielhaus Zürich, Volksbühne Berlin, Thalia Theater Hamburg, Burgtheater Wien, Muziektheater Amsterdam, Salzburger Festspiele und Staatsoper Berlin. Sie arbeitet seit 2000 regelmässig mit dem Regisseur Stefan Pucher und entwirft auch Bühnenbilder für Jossi Wieler / Sergio Morabito, Stefan Bachmann, LarsOle Walburg, Calixto Bieito, Schorsch Kamerun und der Choreografin Meg Stuart. In den letzten Jahren entstanden eigene inszenierte Installationen. In der Zeit der Intendanz von Frank Baumbauer gehörte sie zum künstlerischen Leitungsteam der Münchner Kammerspiele. Seit 2011 ist sie Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Sie entwirft das Bühnenbild zu Sebastian Baumgartens Inszenierung von Schillers „Die Räuber“. Was soll das Theater? begeistern verzücken entrücken bewegen Welche Bedeutung spielt Zeit und Bewegung in Ihren Bildern? das sind zwei klappen mit einer fliege. zeit ist die eine klappe. bewegung die andere. zeit ist als thema endlos, es sei denn Sie meinen die zeit, in der wir leben oder die zeit des spiels. bewegung ist punkt. beide verhalten sich zueinander wie sekunde und jahrtausend. die zeit ist das feuer, in dem wir brennen. 51 Damen der Gesellschaft Komödie von Clare Boothe Luce Premiere im Mai 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Simone Blattner Lachen machen Über die bisweilen komische Regisseurin Simone Blattner von Martin Heckmanns Simone Blattner hat mein Leben verändert. Ich bin befangen, wenn ich einen Text schreiben soll über diese energiegeladene, formstrenge, stilsichere und wirkungsbewusste Regisseurin, und meinem Urteil ist nur bedingt zu trauen, denn: Simone Blattner hat mein Leben verändert. Es war zehn Tage vor der Premiere meines Stücks „Schieß doch, Kaufhaus!“ im Mai 2002 am Dresdner Theater in der Fabrik. Die Leitung des Hauses hatte dem vorgesehenen Regieteam das Vertrauen entzogen und Simone Blattner engagiert, in diesen letzten zehn Tagen eine Aufführung zu retten, bei der weder Text noch Regie noch Schauspieler wussten, was aus ihnen werden sollte. Von ihrem Ruf als „Drill-Instructor“ hatte ich bis dahin noch nicht gehört, aber nach zehn Probentagen wusste ich, wie sie ihn erworben hatte. Sie brauchte eine halbe Stunde Gespräch, um den Text zu begreifen, eine einzige Anweisung, um alle bisherigen Inszenierungsideen über Bord zu werfen, und sie nutzte die verbleibenden zehn Tage bis einige Minuten vor der Premiere, um das gesamte Team in Spannung zu setzen und zu halten. Simone Blattner fordert viel. Sie erlaubt keine Lässigkeiten, sie inszeniert Kommata, sie hat eine große Lust an der Mechanik des Geschehens. Und sie hasst Langeweile auf der Bühne. Das bringt ihre Inszenierungen manchmal in Atemnot und nimmt ihnen die Momente der Entspannung, in den besten Fällen aber versprühen ihre Arbeiten eine hohe Energie und den Witz der Zuspitzung. Manchmal meint man im Hintergrund ein Metrum zu hören, und wahrscheinlich deshalb werden ihre Inszenierungen von der Kritik oft an musikalischen Kriterien gemessen. Sie sind näher an der Electronic Body Music als am Kuschelrock, näher am Minimalismus als an der Romantik. Ich habe bisher keine Regisseurin kennengelernt, die Texte genauer auf ihren Rhythmus und ihren Klang hin überprüft. Und so zog sie in kurzer Zeit mit großer Präzision und Sorgfalt eine Ordnung ein in meinen Text, die dieser bis dato nicht gekannt hatte. Die Struktur ihrer Lektüre spiegelte sich wider in einer streng choreografierten Inszenierung, die die Mitwirkenden auch körperlich an ihre Grenzen brachte. Ich habe Schauspieler nach einer Probe mit Simone Blattner am Rande der Tränen gesehen. Und ich habe dieselben Schauspieler Wochen oder Monate später sagen gehört, wie genau sie sich und ihre Routinen und Marotten in der Arbeit erkannt hätten. Es waren meine ersten Erfahrungen am Theater, und sie prägten meinen Blick. Für lange Zeit dachte ich, dass Probenarbeit ein Kampf sein müsse und Unordnung der Feind. Und für diese erste gemeinsame Arbeit musste es wahrscheinlich so sein. Die Inszenierung war ein Erfolg, der „Drill-Instructor“ hatte seine Arbeit erledigt. Dass Simone Blattner Schweizerin sein soll, halten die meisten für ein Gerücht. Sie ist das Gegenteil von langsam. Freundlich wird sie nur unter besonderen Umständen und selten bei der Arbeit. Und wenn es etwas gibt, was ihr bis in den Körper widerspricht, scheint es Gemütlichkeit zu sein. Sie ist 1968 in Basel geboren, hat in 52 München Regie studiert und inszeniert seit fast 15 Jahren an großen Häusern in Deutschland und der Schweiz. Mittlerweile hat sie vier Stücke von mir inszeniert, und selbstverständlich ist ihr Charakter komplexer, sind ihre Regiearbeiten vieldeutiger als oben beschrieben. Mit zunehmendem Vertrauen ist die Anspannung des Anfangs gewichen, und inzwischen lässt sie vermehrt auch stille und zärtliche Momente in ihren Inszenierungen zu, manchmal sogar Langsamkeit. Immer noch staunend denke ich an die Hochspannung der ersten Zusammenkunft zurück, und ich weiß sicher, jetzt kann ich es sagen, ohne Simone Blattner wäre mein Text kraft- und orientierungslos untergegangen, und ich mit ihm. Danke also für die Rettung. Die beste Arbeit von Simone Blattner, die ich gesehen habe, war aber keine Inszenierung eines Gegenwartsstücks, sondern ihre Frankfurter Inszenierung des französischen Boulevardklassikers „Floh im Ohr“ von Georges Feydeau. Es ist eine Verwechslungskomödie, in der die Figuren keine Zeit mehr finden, sich richtig anzuschauen. Überspannte Großstädter ringen hier um kleinere und größere Nichtigkeiten, um Hosenträger, Ehebruch und falsche Eifersucht. In der Panik vor ihrer inneren Leere werden die so gezeichneten Figuren hektisch, steif, ungelenk und für den Betrachter komisch. Das Gelächter im Zuschauersaal nahm hysterische Züge an. Im Lachen verliert der Mensch kurzfristig die Beherrschung. Denn Lachen reagiert auf Überforderung. Widersprüche stoßen aufeinander, Menschen fallen über Dinge, es knallt zusammen, was nicht zusammengehört. Der französische Philosoph Henri Bergson hat in seinem Text über das Lachen den Grund des Komischen in Formen der Unflexibilität gesucht. Mechanismen, Automatisierungen und Konventionen, die in Gegensatz zu den Bewegungen des Lebens geraten sind, bewirken danach den Effekt des Komischen. „Was an dem einen wie an dem andern lächerlich ist, ist eine gewisse mechanische Starrheit, da wo wir geistige Rührigkeit und Gelenkigkeit fordern“, heißt es bei Bergson. Der starre Mechanismus stellt eine „Abirrung vom Leben“ dar, und das Lachen versucht diese Abirrung zu korrigieren. Damit ist das Lachen eine „soziale Geste, die eine bestimmte Art des Abweichens vom Lauf des Lebens und der Ereignisse sichtbar macht und gleichzeitig verurteilt“. Das Lachen ist bei Bergson eine Art Strafe für den unflexiblen Menschen. Die Schauspieler nehmen diese Strafe dankend an. Es ist die Aufforderung, die eigenen Mechanismen zu überprüfen und wieder neu zugänglich zu werden für die Zufälle der Gegenwart und aufmerksam für den eigenen Rhythmus. Lachen machen ist eine harte Arbeit. Sie erfordert Genauigkeit, Taktgefühl und ein Gespür für die von Bergson beschriebenen Mechanismen. Für jede Pointe gibt es nur eine Chance. Simone Blattner – auf das Wort sensibel reagierte sie vermutlich sehr empfindlich – ist eine Regisseurin der gespannten Sensibilität. Und Vorsicht! Sie könnte Ihr Leben verändern. Martin Heckmanns ist Autor und Dramaturg am Staatsschauspiel Dresden. Seine Stücke wurden bisher in mehr als zehn Ländern aufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Einige davon hat die Regisseurin Simone Blattner mit großem Erfolg zur Uraufführung gebracht, darunter „Schieß doch, Kaufhaus!“ am tif Dresden, „Kränk“ am Schauspiel Frankfurt und „Zukunft für immer“ am Staatsschauspiel Dresden. Das Schauspielhaus gegenüber dem Zwinger wurde 1913 erbaut. Seither hat der Saal einige große Veränderungen erlebt: Im Zweiten Weltkrieg wurde er nahezu völlig zerstört. 1948 wurde das Haus in zeitgenössischer Gestaltung wieder aufgebaut und diente viele Jahre auch der Oper als Spielstätte. Von 1993 bis 1995 wurde der Zuschauerraum aufwändig nach dem historischen Vorbild von 1913 rekonstruiert. Liliom Eine Vorstadtlegende von Ferenc Molnár Premiere im Juni 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Julia Hölscher bekommt eins aufs Maul! Liliom. Eine deutsche Frage von Wolf Lotter Armer kleiner Mann. Du hast so wenig, bist nur ein Ausrufer im Wurstelprater, stehst am Karussell und lockst zahlende Kundschaft an. Du dienst am Rummel und der alten Muskat im Bett. Dann kommt die Liebe, die alles anders macht, glaubst du, und Julie wird nun alles ändern. Aber nichts verändert sich von selbst, Liliom. Denn es gibt keine richtige Liebe im falschen Leben. Um das zu wissen, brauchte man 1909, als Ferenc Molnár seinen „Liliom“ in Budapest uraufführte, keinen Theodor Adorno. Liliom, dein Name ist Legion, denn viele seid ihr. Ihr sagt, das Leben ist schuld, die Umstände, das System. Jeder würde sich an diesem Leben bedienen. Ausgenutzt, missbraucht, so lange klingt dieser Kammerton in deinem Kopf, bis die Entscheidung fällt, du deine Schlüsse ziehst. Wir sind ja nicht blöd. Die anderen machen das auch. Das nehme ich mit. Vergiss deine Skrupel. Und du umgibst dich und lernst von jenen, die Unrechtes tun. Der kleine Mann sieht im Unanständigen den Ausweg. Du schlägst deine Frau, aber es tut dir leid. Du lässt dich mit dem Gangster Ficsur ein, der so ist, wie du gern wärst, skrupellos, aber es reicht nicht. Deine Skrupel sind übrigens keine Tugend. Molnár hat sie dir nur geliehen. Denn der Ficsur ist wie Mackie Messer: berechenbar, klar, entschieden. Das Böse hingegen ist nie entschieden. Das macht es aus. Der Liliom ist kein Held, kein Täter, aber am allerwenigsten ist er ein Opfer. Was ist wichtiger? Der Stolz oder die Miete zahlen? Geht beides zusammen? Verantwortung und Vaterschaft oder doch lieber wieder das einzige Gefühl, auf das man sich verlassen kann, nämlich dass es allen anderen besser geht, ungerechterweise, und man selber eben gar nichts tun kann, weil man dort hingeworfen ist, wo Liliom immer wieder Platz nimmt. Man plant, jemanden umzubringen, zu töten, wegen 16.000 Kronen, den Linzmann, den Kassierer, den geordneten Bürger, das Missing Link des eigenen Lebens. Ein Angehöriger des Mittelstandes. Doch man muss achtgeben. Diese Leute sind bewaffnet. Wutbürger. Sie haben gelernt, dass es Leute gibt wie Liliom, die ihr Leben ständig anderen als Rechnung vorlegen. Sie sind bewaffnet, weil ihnen gar nichts anderes mehr übrigbleibt. Man kann sich auf das Verständnis all jener verlassen, die meinen, dass die kleinen Leute immer Recht haben. Meistens sind das große Leute, die keine kleinen Leute kennen. Liliom spielt, verspielt seinen Anteil nicht nur am Verbrechen, sondern auch am Leben. Am Ende kann er wenigstens noch seine Julie sehen. Es hilft nichts. Und dann? Man tötet sich. Im wirklichen Leben ist das ein Dilemma, bei Molnár geschieht ein Wunder, das muss es auch. Ist es nicht unerträglich, dass einer wie wir, einer, der sich nicht entscheiden kann, der nicht für sich selbst handeln mag, der nicht selbstständig ist und selbstbewusst, sondern von Zweifeln zerfressen, sich am Ende das Leben nimmt? Das Los, packt euch, wer nicht geht, 54 war schon 1909 so. Heute nicht anders. So viele versuchen, ein richtiges Leben im falschen zu führen, dass es Wunder braucht, Happy Ends. Auch weil das die einfachste Lösung ist. Bei Molnár ist das anders, zuletzt. Statt eines Happy Ends gibt es die Wiedervorlage der Chancengleichheit. Mach was draus. Hat Liliom etwas gelernt aus dem, was geschah? Im Himmel gibt es auch dafür ein Amt, für Selbstmörder. Der Himmel des kleinen Mannes mit dem traurigen Ende ist ein deutsches Sozialgericht mit offenen Türen, verständigen Richtern, ohne politische Korrektheit und mit verstehbaren Gesetzen. Der Gerichtssaal hat Hintertüren, Ausgänge, er lässt ein, zwei, drei Chancen zu. Ein Chancenkarussell. Fördern und fordern. Liliom muss ein wenig warten, aber dann darf er auf die Erde zurück. Zu seinem Kind, das Julie ihm gebar. Er will gut sein, nimmt einen Stern mit für seine Tochter. Er will reden. Wie es war. Damit das Kind versteht, was sein Vater war. Er will Abrechnung halten mit sich selbst. Jetzt die Wahrheit sagen. Aber wer will das hören? Seine Tochter nicht. Er schlägt auch sie. Aber sie spürt es nicht. Es tut gar nicht weh. Das kann auch heißen: Die Illusionen, die er genährt hat, die Lügen, werden wahr. Ab hier ist seine letzte Chance vertan. Er hat nicht mal mehr das Recht auf Wahrheit. Molnár und sein deutscher Übersetzer, der Wiener Großschreiber Alfred Polgar, der den „Liliom“ 1913 in Wien präsentierte und das Stück damit zum Welterfolg machte, waren das, was Condoleezza Rice mal „romantisch, ohne sentimental zu sein“ nannte. Der „Liliom“ ist so oft verkitscht und als Inbegriff der Chancenlosigkeit des kleinen Mannes missverstanden worden, weil das Publikum es so wollte. Der Theatergänger war schon vor einem Jahrhundert sentimental, und der Stoff empfahl sich als ideale Therapiesitzung gegen im Leben nicht lösbare Klassengegensätze. Besonders von Polgar wissen wir, dass er nicht an den Mythos des armen kleinen Mannes glaubte. Er war nicht besoffen von der Ungerechtigkeitsreligion, die damals schon weitverbreitet war – wenngleich nicht so stabil wie heute. Er kannte den kleinen Mann, seine Zwiespältigkeit. Der kleine Mann war damals, was er bis heute geblieben ist: Er will mehr, als er hat, und dabei bleiben, wie er ist. Auf diese Wirklichkeit schauen wir nicht, auch wenn wir den Liliom sehen. Zwischen der Wahrheit, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der sein Leben nicht in die Hand nimmt und stets andere dafür verantwortlich macht, steht die deutsche Moral. Nun ist die Moral ein Stoff, der zu Illusionen führt. Moral ist Ethik mit hohem Lösungsmittelanteil. Unter dem Einfluss dieser Droge verwechselt man das Gerechte mit der Forderung. Gerechtigkeit fordern? Von wem denn? Der Kammerton unserer Gesellschaft ist kein anderer als jener der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg: Der kleine Mann fühlt sich betrogen. Er verwechselt unentwegt Ursache und Wirkung, so wie er bis heute Werkzeug und Ideologie verwechselt. Den Reichen, den Kapitalisten, und ihren Zuträgern, den Linzmanns, ihnen will er es zeigen, all jenen, die ihm vorführen, was er versäumt: sich zu entscheiden. Nicht nur für ein Kind, für Julie, sondern einmal auch gegen etwas: Die Kraft, die den Liliom zusammenhält, ist seine Gekränktheit. Er ist ein kleiner Mann. Aber der kleine Mann ist nicht von selbst, an sich also, gut. Er schlägt zu, wenn man ihm nicht zustimmt, er wird selbst dort, wo er wohlständig geworden ist, zum Wutbürger, der nach wie vor nichts anderes vermag als zu fordern, von denen da oben. Selbermachen ist ihm fremd. Er ist kein Citoyen. Er ist ein zu Wohlstand gekommener Untertan. Er sagt: Ich bin doch nicht blöd. Und wird so vollends zum Dummen. Das ist heute eine klassenlose Angelegenheit. Liliom wäre heute Angehöriger nicht mehr des Prekariats, sondern des sich auflösenden Mittelstands. Ein Angestellter. Mit Hartz-IV-Abstiegsängsten. Ängstlich. Hilflos. Zur Unselbstständigkeit erzogen. Da bleibt nur falscher Stolz. Wut. Furor. Ein deutsches Fragezeichen mitten in der globalen Veränderung. Die Zivilgesellschaft braucht andere Bürger. Keine Wutbürger, die die Macht doch gerne abgeben, weil fordern einfacher ist als machen. Es sind nicht die Umstände. Nicht das System. Die Zivilgesellschaft braucht Menschen, die selber machen, nicht mitmachen. Die Initiative ergreifen – und nicht falschen Propheten und ihren Versprechen folgen. Was können wir vom „Liliom“ noch lernen? Dass zweite Chancen nichts wert sind, wenn man sich nicht verändert. Stolz und Kränkung sind schlechte Ratgeber der Veränderung. Sie mögen menschlich sein. Vor allem aber tragen sie dazu bei, dass alles so bleibt, wie es ist. Und das ist weder gut noch gut genug. Wolf Lotter ist Autor und Journalist. Er schreibt als Leitartikler für das Wirtschaftsmagazin brand eins und zahlreiche andere Medien. Dieser Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. 55 Woyzeck nach Georg Büchner 1Musik, Liedtexte, Konzept: Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson Premiere am 11. September 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Sandra Strunz Moral ist, wenn man moralisch ist. Hausregisseurin Julia Hölscher hat zur Saisoneröffnung 2010.2011 das neunte „Käthchen von Heilbronn“ an diesem Haus inszeniert. Kleists beliebtes Stück war bereits 1819, 1872, 1878, 1898, 1921, 1937, 1977 und 1997 in Dresden zu sehen. Der Fall W. Die Regisseurin Sandra Strunz im Gespräch mit der Dramaturgin Beret Evensen über Georg Büchners „Woyzeck“ Georg Büchners Textfragment aus dem Jahr 1836 wird seit 175 Jahren regelmäßig gespielt, diente als Opernlibretto und wurde unter anderem mit Klaus Kinski verfilmt. Was reizt Sie an der Geschichte des Soldaten Woyzeck und seiner Braut Marie? Sandra Strunz: Georg Büchner erzählt eine universelle Geschichte mit einer Problematik, die es überall auf der Welt zu allen Zeiten geben wird. Woyzeck ist der Underdog in einer streng hierarchischen Welt, der mühsam versucht, seine Position in diesem System zu behaupten, und der für die Seinen sorgen will. Irgendwann fällt er in eine Erschöpfung und begehrt schließlich auf. Woyzeck rächt sich exakt dort, wo das System sich ihm am schwächsten zeigt – bei seiner Frau, seinem Allerliebsten. Dabei ist Woyzeck eigentlich ein intelligenter, hellsichtiger Mann, der die Welt mehr durchdringt und der mehr sieht – im wörtlichen Sinne – als seine Umgebung. Er ist ein sensibler Mensch, seine Reaktion auf den ihn umgebenden Irrsinn erscheint adäquat, trotzdem gilt er am Schluss als der Wahnsinnige. Woyzeck erfährt im Verlauf des Stückes eine Wahrnehmungsverschiebung, die fatal wirkt. Es ist spannend zu beobachten, wie das Opfer zum Täter wird, wie ein Opfer eben nicht nur Opfer sein kann. Rosa Enskat spielt die Titelrolle in Lutz Hübners Erfolgskomödie „Frau Müller muss weg“. Im Juni 2011 steht sie bereits zum 60. Mal als Grundschullehrerin Müller auf der Bühne im Kleinen Haus. In Uwe Tellkamps Erfolgsroman „Der Turm“ kommen fast 200 Figuren vor. Für die Bühnenbearbeitung haben Armin Petras und Jens Groß das Personal auf immerhin 26 Figuren reduziert, die von 16 Schauspielern gespielt werden. 56 Sie haben sich für die „Woyzeck“-Bearbeitung von Tom Waits entschieden. Geht man als Regisseurin an eine solche Musiktheatervorlage anders heran? Was ist das Besondere an Waits‘ Songs? Die Begegnung eines knapp 200 Jahre alten Textes im süddeutschen Dialekt der einfachen Leute mit den Songs eines Jazz-Superstars aus den usa ergibt eine Spannung, die nicht zu leugnen ist. Büchner und Waits befruchten sich gegenseitig, obwohl das Leid der Figuren – oberflächlich gesehen – in der Musik erst mal eher leicht daherkommt. Auf den zweiten Blick birgt diese Kombination jedoch eine Dimension in sich, die den Abgrund, der in der Geschichte liegt, auf einer anderen, musikalischemotionalen Ebene noch verstärkt. Diese Horizonterweiterung muss man in der Arbeit nutzen. Büchners Fragment ist in einem provinziellen militärischen Milieu angesiedelt. In welcher Welt wird Ihr Woyzeck spielen? Gibt es etwas, was Sie in der Vorbereitung auf die Proben besonders inspiriert hat? Mir geht es eher um das manipulierte und instrumentalisierte Dasein der menschlichen Existenz. Bei mir hat der „Woyzeck“ Assoziationen mit der Epoche des deutschen Expressionismus hervorgerufen, etwa mit den Welten des Otto Dix. Büchner war in seiner Beschäftigung mit der Zerrissenheit des Individuums zwischen Arbeit und Privatem seiner Zeit um mindestens 100 Jahre voraus. Damit hat der Text etwas Überzeitliches, und die Inszenierung braucht deshalb weniger eine konkrete geografische oder soziologische Verortung als eine bestimmte Atmosphäre der Verlassenheit, der Einsamkeit und der Verrohung der menschlichen Umgangsformen. Büchner erzählt von der Ausgesetztheit eines Individuums in einem System. Woyzeck und seine Seele leuchten in einer apokalyptischen Wüste wie ein kleines, schwaches Licht, kurz bevor es von einem Sturmwind ausgepustet wird. Büchner kritisierte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit, indem er den einfachen Soldaten Woyzeck zum Spielball der Mächtigen werden ließ. Fällt es heute in der Beschäftigung mit dem Stoff leicht, festzulegen, wer gut und böse, wer Täter und Opfer ist? Nein. Aber auch bei Büchner ist das nicht so einfach. Auch für uns heute ist es nicht so spannend, einfach nur die Geschichte eines Opfers zu erzählen. Die Lesarten von Büchners „Woyzeck“ können sehr unterschiedlich sein, der Regisseur Michael Thalheimer hat ihn beispielsweise vor einigen Jahren als Massenmörder inszeniert. Mich interessiert hingegen der schmale Grat dazwischen, die Ambivalenz zwischen Opfer und Täter. Heutzutage ist – leider und zum Glück – eine klare Positionierung nicht mehr ohne Weiteres möglich. Die Aufgabe liegt eher darin, dass jeder selber entscheiden und urteilen muss, was richtig ist und was falsch. Da kann man durchaus schon mal überfordert sein. Ist Woyzeck ein Ausgelieferter, ein Psychopath, ein eifersüchtiger Killer? Das ist eine Frage der Perspektive. Würde man nur die Fakten des Falles Woyzeck in der Zeitung lesen, wäre es einfach, ihn als psychopathischen Killer abzustempeln. Wenn man hingegen die Perspektive Woyzecks einnimmt, ihn begleitet und zu verstehen versucht, wird es schon schwieriger, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Das ist die Macht der Nähe, die aus der Beschäftigung mit einem Individuum resultiert. Woyzeck ist alles – Mörder, Opfer, Psychopath, Verletzter. Das Urteil, das seine Umgebung über ihn fällt, ist das wesentliche Kriterium, das dann die „gültige“ Realität schafft und Konsequenzen nach sich zieht. Keine der möglichen Beurteilungen ist erst mal zwingend, aber jedes Urteil, zu dem man sich entschließt, hat zwingende Konsequenzen. 57 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit von Dirk Laucke Uraufführung / Dresdner Premiere am 17. September 2011 im Kleinen Haus 2 1Regie: David Benjamin Brückel Oma, Opa und Hans-Peter Bericht des Autors Dirk Laucke, der für das Staatstheater Dresden ein allgemeines Stück schreiben will, am 13. Februar zum Dresdner Heidefriedhof fährt und von der lokalen Notwendigkeit überzeugt wird, ein Stück speziell für Dresden zu schreiben. „Die Haltestelle Hauptbahnhof ist nicht mehr anzufahren“, ertönt eine erstaunlich radiotaugliche Stimme aus den Bordlautsprechern des Busses. „Dort ist schon alles abgesperrt. Sie haben also die Möglichkeit, Bahnhof Neustadt auszusteigen bzw. nachher in der Ammonstraße, wo sich die Ersatzhaltestelle befindet. Das ist auf jeden Fall fußläufig näher zum Hauptbahnhof. Tja, und dann werden wir jetzt erfahrungsgemäß noch so ein bis zwei Polizeikontrollen haben. Aus diesem Grunde darf ich Sie schon mal bitten, die Ausweise bzw. Pässe bereitzuhalten. Danke schön.“ „Ich hab das Pfefferspray mit“, wende ich mich an meinen Mitreisenden Thomas Zaunmüller. „Soll ich das hier schnell wegwerfen oder was? Nee, oder? Die kontrollieren doch nicht die Sachen … “ „Keine Ahnung … Warum hast du das überhaupt mitgebracht?“ Mir fällt ein, dass das Pfefferspray ja eigentlich nur für Plan B gedacht war. Plan A heißt: Der Linienbus fährt uns vom zob Berlin über die A13 vorbei am Spreewald nach Dresden Neustadt. Plan B sieht so aus: Falls wir aus unvorhersehbaren Gründen den Linienbus nach Dresden um 7 Uhr 45 verpassen sollten, müssten wir mit der Regio-nalbahn fahren. Und Regionalbahn hieße: Erst über brandenburgische, dann über sächsische Käffer, in jedem steigt ein Trupp frustrierter Nazis ein … Die angekündigten Polizeikontrollen stecken lediglich den Kopf durch die Tür: Sinn und Zweck der Reise? Der Fahrer bekennt: „Regulärer Linienbus“, und weiter gehts. Am Bahnhof Neustadt spülen wir Maxibecher Ekelkaffee runter und wundern uns über die viel beschworene und tatsächlich eingehaltene Friedfertigkeit und Gastfreundschaft der Einwohner: Ein paar alternative Jugendliche stehen im Bahnhofsgebäude herum, drehen Zigaretten und herzen die stetig eintreffenden Neuankömmlinge. Das Herzen und friedlich Rumstehen hört nicht mal auf, als drei Neonazis an ihnen vorbei in eine wahrscheinlich noch verhasstere Bürgerkette marschieren. Zwei sächsische Beamte halten die Nazis auf und kontrollieren die Papiere. 1:0 für die Beamten. Wir fahren mit der Tram Richtung „Wilder Mann“, ich halte das Pfefferspray die ganze Zeit in der Hand, außer beim Vorgang des Zusätzliches-Paar-Socken-Anziehens, denn bisher habe ich verschwiegen: In Berlin war es kalt, in Dresden fällt und fällt der Schnee. Von gestern. Ich werde das Pfefferspray aus Plan B hinter einem sich gabelnden Baum in der Nähe eines Stromkastens los. – Lässt sich gut für den Rückweg merken (unreifer Plan C). Vor dem Heidefriedhof: Polizeifahrzeuge. Auf der anderen Straßenseite ein kleines Trüppchen Antifa, am Ein58 gang des Friedhofs kontrollieren Einsatzpolizisten den Tascheninhalt. Zaunmüller und ich geraten zufällig zwischen zwei gut gelaunte Grüppchen Thor-Steinar-bejackter junger Männer und weniger Frauen. Wir lassen einen Blick in unsere Taschen werfen und watscheln zwischen den beiden Grüppchen den Kiesweg des Friedhofs entlang. Kurzer Exkurs: Thor Steinar – Bekleidungsmarke. Anders als die Marken „Lonsdale“ oder „Fred Perry“ wird die betont freizeitmäßige Mode von Thor Steinar nicht nur gern von Neonazis getragen, die Betreiber selbst dürfte man, aufgrund der Vielzahl erstatteter Anzeigen sowie von Kontakten zur und Unterstützung der rechtsextremen Szene, derselben zurechnen. Der Witz: Im Wesentlichen bezieht die Marke Thor Steinar ihre Attraktivität aus Codes und Zeichen, die am Rande zur NS-Verherrlichung stehen. Beispiel: T-Shirt mit der Abbildung des Säugetieres Fennek, auch genannt „Wüstenfuchs“, was die Aufschrift unter der Abbildung untermauert. Verweis auf Generalfeldmarschall Rommel, Erwin (1891–1944), dessen Einsatz im sogenannten „Afrikafeldzug“ ihm den Beinamen „Wüstenfuchs“ eintrug. Ganz schön ausgefuchst! Warum schaffen es Fußballverbände, Personen mit dieser Kleidungsmarke nicht ins Stadion zu lassen, und die Stadt versagt bei historischen Friedhöfen? Ende des Exkurses. Bevor wir auf dem Kiesweg des „Ehrenhains“ zur Gedenkveranstaltung gelangen, zum Mahnmal, lässt uns die landschaftsbauliche Anordnung des Heidefriedhofs zunächst zwei Nebenmahnmale passieren. Das erste, linker Hand, ist die neueste Schöpfung der Dresdner Bombennacht-Gedenkkultur, es trägt den prosaischen Titel „Trauerndes Mädchen am Tränenteich“ und stellt ein kleines goldenes Mädchen (gibt es ein altmodischeres Bild für Unschuld?) dar. Das zweite führt uns durch das „Rondell im Ehrenhain“, eine Art Stelenkreis, in dem rechter Hand die Stelen mit den Namen einiger großer Konzentrationslager beschriftet sind, auf der linken Seite stehen die Namen bombardierter Städte wie Coventry, Leningrad, Warschau und, das darf natürlich nicht fehlen, Dresden. Zwei, drei Leute vom Verband der Verfolgten des Naziregimes (vvn-bd a) stehen vor der Stele Dresden, halten ein Transparent und sind gerade in einen lauten Streit mit einem Vertreter der npd verwickelt. Journalistisch ist hier nichts zu holen. Außerdem fängt die Veranstaltung an: Bundeswehrsoldaten stehen stramm, einen Kranz zur Niederlage, äh -legung bereit, vor der Sandsteinmauer mit der Inschrift: „Wie viele starben? Wer kennt die Zahl? // An Deinen Wunden sieht man die Qual // Der Namenlosen, die hier verbrannt // Im Höllen- lichen Mitte. (Das Pfefferspray aus Plan C wurde zwecks Schutz von Kindern, Kleintieren und anderen Unbefugten in einem dafür geeigneten Behälter entsorgt.) In der „Menschenkette“, die in der Dresdner Innenstadt sowohl der Bombennacht vom 13. Februar gedenkt, werde ich bei der Frage, warum ausgerechnet in Ostdeutschland so viele rechtsradikale Überfälle zu verzeichnen sind, von einem ordentlichen Bürger brüsk als „Demagoge“ demaskiert. Was den angehenden Demagogen natürlich zu noch mehr Unsinn verleitet, etwa der These, die sich sozialwissenschaftlich belegen ließe, dass Fremdenfeindlichkeit gerade dort stattfindet, wo keine Fremden sind. Auf den Punkt gebracht: „Gibt es zu wenige Migranten in Dresden?“ – „Nee, auf gar keinen Fall“, schießt eine Frau mittleren Alters zurück. Die Personen, die ihr links und feuer aus Menschenhand. – Dem Gedenken der Opfer des rechts die Hand zum Beistand halten, bekräftigen: „AusLuftangriffs auf Dresden am 13. – 14. Febr. 1945.“ länder haben wir genug.“ Goldig, und so unextrem, diese Hier stehen wir nun, vor uns das Massengrab, links die Presse, rechts die sächsische Politprominenz – unter an- Mitte. derem der Ministerpräsident und der Dresdner Ord- Eine halbe Stunde später versucht eine andere Dresdnerin einen Schriftzug zu entziffern, Buchstabe für Buchnungsbürgermeister, der am Mikro steht … Ach ja, und die rund 100 Neonazis, die aufmerksam lauschen, wäh- stabe: „s-h- Was steht da? o-a-h. Shoah.“ Der Schriftzug rend der Dresdner Zweite Bürgermeister spricht: „Nie- ist mit Papierbahnen auf dem Boden ausgelegt, Kerzen mand muss uns darüber belehren.“ Die Nazis heben die brennen darauf. Wir stehen vor einem anderen Mahnmal Köpfe. „In diesen Stunden vor 66 Jahren trieb die Gestapo für die Bombennacht, dem vierten heute – der Frauenkirche. die wenigen überlebenden Dresdner Juden zusammen, „Ist das, ist das Hebräisch?“, fragt, fast dialektfrei, die orum sie in ein Vernichtungslager zu transportieren.“ Wie- dentlich gekleidete Frau: „Wer ist denn hier verantwortder nichts, mögen die einen Kameraden gedacht haben, lich?“ Wir gehen auf den mutmaßlichen Verantwortlichen für die anderen blieb: dass uns niemand, aber absolut nie- für dieses merkwürdige Shoah-Ding zu. Bereitwillig ermand über die deutsche Geschichte belehren muss – erst klärt dieser – und es ist nicht das erste Mal, dass er dies recht nicht diese linken Zecken, denn da sind sie wieder … tun muss: „Das ist Hebräisch und bedeutet wortwörtlich Ein paar Meter entfernt stehen 10 bis 15 Antifas mit einem ‚Großes Elend‘, als Synonym für den Holocaust, für die Transparent und der Parole „Nie wieder Deutschland!“. Vernichtung der Juden.“ Ich frage die Frau, was sie denkt, Die Nazis drehen sich um, bereit zum Angriff, doch die warum dieses Wort hier steht. Die Dame zögert ein paar innere Hierarchie der Gruppe sorgt dafür, dass selbst die Sekunden, vielleicht ein paar Sekunden zu lang, um sich „sportlich Orientierten“ unter ihnen zwar kurz die Ärmel dann schleunigst mit der Bemerkung „Ich möchte eihochkrempeln, sich aber sonst weisungsgemäß („Jungs, gentlich keine Stimme abgeben“ vom Acker zu machen. von uns macht keener was!“) zurückhalten. Die Polizei Moment mal, sehe ich aus wie ein Wahl-O-Mat oder was? drängelt das Trüppchen Antifa in den Wald, aus dem es Woher diese Angst, frage ich mich und sehe plötzlich die wenig später herausschallt: „Oma, Opa und Hans-Peter – Debatte um 13. Februar, Rechte und Linke, Gedenken und keine Opfer, sondern Täter!“ Dann Ruhe. Ich gehe auf den Protest in einem anderen Licht – dem von Honnis LamNazi zu, der seine „Jungs“ zur Räson gebracht hatte: „Was penpalast. Aus der Äußerung „Ich möchte eigentlich war das jetzt eben von der anderen Seite?“ Seine Antwort keine Stimme abgeben“ spricht die jahrzehntelange Förkönnte deutscher nicht sein: „Gehen Sie bitte! Das is ä derung eines Charakters, den Theodor W. Adorno und Friedhof hier.“ Der Nazi schüttelt den Kopf über die abge- Max Horkheimer einmal den autoritären nannten. führten Störer, scheint ehrlich betroffen und lässt wahr- In meinem Stück für das Staatsschauspiel Dresden sitzen scheinlich die Rede des Zweiten Bürgermeisters Revue ein ehemaliges ddr-Schlagersternchen samt Managerpassieren. Ich folge, zumindest im letzten Punkt, seinem papa, eine „vertriebene“ Oberschlesierin und ein Opfer Beispiel und rekapituliere einige Worte: „Und das verpflich- der sed-Diktatur in einem ähnlichen Bus wie Kollege tet uns, jedem extremistischen Versuch entgegenzutreten, Zaunmüller und ich, als wir nach Dresden kamen. Der aus dem Schicksal unserer Stadt politisches Kapital zu Bus im Stück verunglückt, und die Organisation der Geschlagen.“ Der Nazi nickt versonnene Zustimmung. „Fa- genwart lässt sich nicht lösen von einer Vergangenheit, natismus, Hassgesänge und dumpfe Losungen schänden die sich in Biografien eingeschrieben hat und stets aufs das Andenken der Toten.“ Mag der Ordnungsbürgermeis- Neue alte Muster zutage treten lässt. ter auch noch so sehr die Neonazis gemeint haben – diese Mir fällt noch ein, der Ordnungsbürgermeister hat auswissen, dass nicht sie es waren, die sich hier unmanier- gespart, dass jene Transporte in die Konzentrationslager lich gebärdet haben. Allerdings frage ich mich, wie ein eben nicht fahren konnten, weil die Luftangriffe stattPolitiker es fertigbringt, vor diesem Publikum zu sprechen, fanden. Aber darüber muss einen Dresdner doch niewarum er nicht den Kopf vom Textblatt hebt und seine mand belehren … eventuelle Hilflosigkeit bekennt: „Ich sollte hier eigentlich eine Rede halten, aber das mache ich prinzipiell nicht vor hundert Neonazis.“ Oder ist es typisch für diese Stadt – und das würde auch das harte Vorgehen mit Wasserwerfern etc. gegen Nazigegner jeglicher Couleur erklären –, stur das Programm durchzuziehen? Am Heidefriedhof jedenfalls sind die Störer ausgemacht und beseitigt. Die Polizeiblaskapelle bläst. Die Soldaten legen die Kränze nieder. Und die Schar Trauernder rottet sich – Bürger in Anzug, Bürger in Jeans, Bürger mit Schärpe, Bürger in Thor Steinar – zum gemeinsamen Volkskörper zusammen. Eine gute Stunde später stehen wir mitten im NiemalsFalschen, in der goldigen Mitte des „Elbflorenz“, der bürger- Dirk Laucke wurde 1982 in Schkeuditz, Sachsen, geboren. Er gilt als einer der politischen Theaterautoren seiner Generation und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im bdi. Bekannt wurde er mit einem Stück über jugendliche Randfiguren „alter ford escort dunkelblau“ und seinem Theaterprojekt „Ultras“ mit radikalen Fußballfans in Halle. 2009 wurde sein Stück „Für alle reicht es nicht“ am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. 59 Die Inszenierungen der Bürgerbühne 2011.2012 Andorra von Max Frisch Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Uli Jäckle Die Zärtlichkeit der Russen Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration von Dagrun Hintze Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3 1Regie: Miriam Tscholl Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Fabian Gerhardt Legal, illegal, scheißegal Punk für Einsteiger Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3 1Regie: Jessica Glause Ja, ich will! Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3 1Regie: Miriam Tscholl Spieltriebtäter – Die Dresdner auf der Bühne von Barbara Behrendt Seit zwei Jahren gibt es die Bürgerbühne nun. In dieser Zeit standen über 800 Dresdner in gut 160 Aufführungen auf der Bühne – man muss in dieser Stadt also keine großen Worte mehr darüber verlieren, warum Theaterspielen zum Sog werden kann: wie es gelingt, sich freizuspielen; wie man sich im Spiel äußert, entäußert und dabei neu erfährt; und wie man entdeckt, warum man sich vor anderen Menschen am liebsten so und nicht anders darstellen will. Die Dresdner haben das alles am eigenen Leib kennengelernt. „Hier geht es mal nicht um Gewinnen oder Verlieren“, resümiert der 12-jährige Dominik Flick seine Erfahrungen. Und ganz einfach drückt es der 74-jährige Fritz Rösler aus: „Man kann sich noch einmal anders erleben.“ In der Bürgerbühne werden die Grundvereinbarungen des Theaters für jeden sicht- und erfahrbar: spielen, erproben, verwerfen, Alternativen entwickeln, Perspektiven wechseln – das, was man in seinen Alltagsrollen unbewusst anwendet, ins Bewusstsein holen und auf der Bühne noch einmal ganz anders ausprobieren. Es ist die Rückbesinnung auf den menschlichen Urtrieb des Spielens – und so auch auf die Ursprünge des Theaters: In der Antike war es Tradition, dass im Theater normale Bürger die Chorpassagen sangen und spielten. Unsere Sehweise ist heute jedoch eine andere. Ein Laie, der sich auf der Bühne versucht, wird einen Zuschauer im Normalfall nie so in seinen Bann ziehen, wie es ein professioneller, talentierter Schauspieler vermag. Für einen Zuschauer (wenn er nicht gerade ein Freund oder Verwandter des Darstellers ist) wird das Spiel eines Laien erst spannungsvoll, wenn er etwas anderes anzubieten hat als nur den Versuch, professionell zu wirken: wenn er seine persönliche Prägung, möglicherweise sogar ganz unbedarft, ins Spiel einbringt. Die Dokumentartheatergruppe Rimini Protokoll spricht bei ihren mitwirkenden Laien deshalb von „Experten des Alltags“. Es liegt auf der Hand, dass solche Identifikationsmöglichkeiten dort besonders stark sind, wo Laien ein Stück ihrer eigenen Lebensgeschichte preisgeben. Bei einem Besuch der Bürgerbühne konnte man das zum Beispiel in der Produktion „fkk. Eine Frauenkörperkomödie“ beobachten, die Melanie Hinz mit 17 Dresdnerinnen erarbeitete. Diese erzählen darin vom Frausein gestern und heute und machen ganz persönliche Bekenntnisse über ihren Körper, über Lust und Tabus. Aber auch einen bekannten Broadway-Stoff sah man mit Laien gelingen: Der Musical-Klassiker „Anatevka“ wurde für die Bürgerbühne zum Erfolg, weil die nicht perfekte Darstellung der Laien in ihrer Brüchigkeit charmant wirkte. „Das könnte ich sein, der dort singt und tanzt“, war das überzeugende Moment fürs Publikum. Dennoch könnten Aufführungen wie diese das Programm der Bürgerbühne nicht allein tragen, das Abarbeiten an den großen Vorbildern würde womöglich auf die Dauer seinen Reiz verlieren. Ein „Gegengewicht“ durch genuine Projektarbeiten wie „fkk“ gehört daher zwingend auf den Spielplan. 60 Jedes Projekt der Bürgerbühne muss der Frage standhalten: Warum soll ausgerechnet dieser Stoff mit Laien realisiert werden? Was geben sie der Geschichte, was ihr professionelle Schauspieler nicht geben können? Bei „Eins, zwei, drei und schon vorbei“ von Uli Jäckle ist die Antwort klar, denn auch dieses Stück wurde mit Kindern und Senioren erst während der Proben entwickelt. Die Texte sind aus Interviews mit den Mitwirkenden entstanden und leben von deren persönlichen Erlebnissen. Natürlich: Man hört den Darstellern mit anderer Aufmerksamkeit zu, wenn klar ist, dass die Wahrhaftigkeit, mit der sie erzählen, nicht nur behauptet ist. Und wenn über dieses Individuelle plötzlich auch etwas von dem spürbar wird, was jeden angeht. Aber nicht alles Authentische muss gleichermaßen interessant sein. Das Wagnis bei einer Arbeitsweise wie der von Uli Jäckle und Melanie Hinz ist: Man hat zu Probenbeginn keinen Schimmer, was dabei herauskommt. Fokus, Inhalt, Darsteller – alles liegt im Dunkeln und im extrem schutzbedürftigen Raum. Immer muss eine Übereinkunft aus dem getroffen werden, was Theater und Regisseur vorhaben – und was die freiwilligen Darsteller wollen und mitbringen. Im Idealfall hat nicht nur der Mitspieler „ein befreiendes Erlebnis, das er nie wieder vergisst“, wie Uli Jäckle es ausdrückt. Im Idealfall wird auch der Zuschauer zum Spieler: in der Einfühlung, im Bewerten und im Bauen imaginärer Welten. Bei den Mitspielern, das kann man nach zwei Jahren Bürgerbühne sagen, setzt sich jedenfalls etwas in Gang. Wer bei einer Produktion mitgemacht hat, geht danach dreimal so oft ins Theater, sagen die Laiendarsteller selbst. Das ist, ganz nebenbei, eine intelligente Art, sich das eigene Publikum heranzuziehen. Miriam Tscholl hat ganz recht, wenn sie sagt: „Theater ist eine soziale Kunst.“ Bei der Bürgerbühne sollen sich Soziales und Kunst die Waage halten. Ein stetes Probieren – mal neigt sich die Waagschale mehr zur einen, mal mehr zur anderen Seite. Je nachdem wie viel Gewicht der Regisseur dem künstlerischen oder dem pädagogischen Aspekt gibt und welche Bürger in der „Schale“ liegen. Barbara Behrendt lebt als freie Journalistin in Berlin. Sie schreibt für die Kulturseiten der taz und für die Onlineplattform von Theater heute www.kultiversum.de. Dieser Text ist ein Originalbeitrag für dieses Magazin. Der Stoff aus dem Theater ist: Linoleum-Boden aus „Kleiner Mann, was nun?“, goldener Wellpappe-Vorhang aus dem Bühnenmodell zu „Zukunft für immer“, gelbe Beleuchterfolie, graulasiertes Sperrholz aus dem Bühnenbild zu „Leonce und Lena“, Styropor aus „Das Erdbeben in Chili“ und die Modell-Miniatur der Bretterwand aus „Sein oder Nichtsein“ 61 Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Uraufführung am 19. November 2011 im Kleinen Haus 3 1Regie: Jan Gehler Der Trost einer großen Erzählung Der Roman „Tschick“ des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf wurde zum Sensationserfolg des Bücherherbstes 2010. Im Dezember 2011 wird er am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt. Die Autorin Kathrin Passig sprach mit Wolfgang Herrndorf über das Leben als Teenager, falsche Sprache und die richtige Erzählform. Ihr neues Buch „Tschick“ wird von allen Altersklassen In Ihrem Blog heißt es: gelesen, ist aber eigentlich ein „Jugendroman“. Wie „Ich bin Schriftsteller, und man wird nicht glauben, dass Literatur mich sonst kaltgelassen hätte. Aber kamen Sie auf dieses Genre? Ich habe um 2004 herum die Bücher meiner Kindheit und was jetzt zurückkehrt beim Lesen, ist das Gefühl, das Jugend wieder gelesen, „Herr der Fliegen“, „Huckleberry ich zuletzt in der Kindheit und Pubertät regelmäßig Finn“, „Arthur Gordon Pym“, „Pik reist nach Amerika“ und danach nur noch sehr sporadisch und nur bei weund so. Um herauszufinden, ob die wirklich so gut waren, nigen Büchern hatte: dass man teilhat an einem Dawie ich sie in Erinnerung hatte, aber auch um zu sehen, sein und an Menschen und am Bewusstsein von Menwas ich mit zwölf eigentlich für ein Mensch war. Und da- schen, an etwas, worüber man sonst im Leben etwas bei habe ich festgestellt, dass alle Lieblingsbücher drei zu erfahren nicht viel Gelegenheit hat, selbst, um ehrGemeinsamkeiten hatten: schnelle Eliminierung der er- lich zu sein, in Gesprächen mit Freunden nur selten wachsenen Bezugspersonen, große Reise, großes Wasser. und noch seltener in Filmen, und dass es einen UnterIch habe überlegt, wie man diese drei Dinge in einem halb- schied gibt zwischen Kunst und Scheiße. Einen Unterwegs realistischen Jugendroman unterbringen könnte. Mit schied zwischen dem existenziellen Trost einer grodem Floß die Elbe runter schien mir lächerlich; in der Bun- ßen Erzählung und dem Müll, von dem ich zuletzt eindesrepublik des 21. Jahrhunderts als Ausreißer auf einem deutig zu viel gelesen habe, eine Unterscheidung, die Schiff anheuern: Quark. Nur mit dem Auto fiel mir was mir nie fremd war, aber unter Gewohnheit und Underein. Zwei Jungs klauen ein Auto. Da fehlte zwar das Was- statement lange verschüttet.“ ser, aber den Plot hatte ich in wenigen Minuten in meinem Was war der Müll, von dem Sie zu viel gelesen haben? Kopf zusammen. Und wo würden Sie „Tschick“ einordnen? Kunst oder Scheiße? Große Erzählung oder Müll? Mit generationsspezifischen Ausdrücken und Ange- Da können Sie nicht ernsthaft eine Antwort erwarten. wohnheiten sind Sie dabei sparsam umgegangen. Zum Müll: Ich kann mich zum Glück nicht an vieles erinTrotzdem muss man ja herausfinden, was 1995-Gebo- nern. Ich lese auch nicht allzu viel Gegenwartsliteratur, aber ich bin der König des ersten Kapitels. Ich habe von rene so mit ihrer Zeit und ihrem Geld anfangen. Sie fast allem, was rauskommt, mindestens das erste Kapitel sind Jahrgang 1965, woher wissen Sie das? Ich weiß es nicht. Aber es kam mir gar nicht so problema- gelesen. Oder eine Seite oder einen Absatz. Der Segen des tisch vor, dass es sich um Jugendliche handelt. Nicht pro- Älterwerdens: Man braucht nur noch einen Absatz, um blematischer als Handwerker, Ärzte oder Lokführer, zu wissen, dass einen etwas nicht interessiert. Mitunter wenn man die im Roman auftauchen oder sprechen lässt. reicht auch schon der erste Satz: „Vom Licht wussten sie Ich glaube nicht, dass Jugend ein spezielles Problem dar- alles.“ Zack, nächstes Buch. stellt, auch wenn Scheitern da oft spektakulärer wirkt. Wobei ich mir nicht einbilde, es perfekt gemacht zu ha- Versetzen wir uns ins Jahr 2030. Ihr Buch ist seit zehn ben. Ich habe meinem Erzähler einfach zwei Wörter gege- Jahren Schullektüre. Neuntklässler stöhnen, wenn sie ben, die er endlos wiederholt, und den Rest über die Syn- den Namen Wolfgang Herrndorf hören. Welche Fragen tax geregelt. Wenn man erst anfängt, mit Slang um sich zum Buch müssen in Aufsätzen beantwortet werden? zu schmeißen, wird man doch schon im nächsten Jahr Ich fürchte, man wird sich im Deutschunterricht am Symbolausgelacht. trächtigen aufhängen, an der Schlussszene, in der Maik unter Wasser in einem Swimmingpool die Hand seiner Mutter hält, während oben die Polizei wartet. Oder an der Szene mit dem Elixier. Das bin ich jetzt auch schon häufiger gefragt worden, was das für ein Elixier ist, das der Alte mit der Flinte den beiden da aufdrängt? Aber das weiß ich ja auch nicht. Das war nur, weil mich beim Schreiben jemand auf die „Heldenreise“ aufmerksam machte, ein Schema, nach dem angeblich fast jeder Hollywood-Film funktioniert. Da müssen die Protagonisten unter anderem immer ein solches Elixier finden. Hab ich natürlich gleich eingebaut. 62 Nur damit Ihre Helden es eine Minute später aus dem Fenster schmeißen … Ist das eine subtile Kritik an irgendwelchen Erzählformen? Nein, bestimmt nicht. Allgemeine Ansichten zur Literatur habe ich nie gehabt und nie verstanden. Mehr Engagement! Mehr Realismus! Mehr Relevanz! Ist doch alles Quatsch. Sobald Schriftsteller irgendeine Form von Theorie ausmünzen, läuft es immer sofort darauf hinaus, dass zum allgemeinen Ziel erklärt wird, was der Autor selbst am besten kann und schon seit Jahren praktiziert. Das sind keine Theorien, das ist das, was sich heranbildet in kleinen Hasen, wenn es nachts dunkel wird im großen Wald. Gustav Seibt stellt „Tschick“ in seiner Besprechung für die Süddeutsche Zeitung in die Tradition der deutschen Romantik, Tieck, Eichendorff. Sie verwandeln, meint Seibt, „das vermeintlich bestens bekannte und erschlossene Mitteleuropa südlich von Berlin in ein zauberisches Irgendwo“. „Tschick“ als ein Buch der deutschen Romantik, geschrieben mit amerikanischen Mitteln. War das tatsächlich so beabsichtigt? Ich weiß nicht, ob Seibt das so meint, aber das wäre ja generell erst mal nicht falsch. Nur dass man von „beabsichtigt“ bei mir nicht wirklich sprechen kann. Ich plane so was nicht und denke mir beim Schreiben meistens erst mal nicht viel außer „Es sollte nicht langweilig sein“, und wo das dann hinsteuert, kann einem bei einem Roadmovie ja auch angenehm egal sein … Ich merke gerade, dass ich mich in erzromantische Positionen verrenne. Man hat ja oft einen bestimmten Leser im Kopf, für den man schreibt. Wer war das bei „Tschick“? Ein 14-jähriger Herrndorf ? Wenn ich kompliziertere Sachen schreibe, denke ich mir einen freundlich zugewandten Leser, der intelligent genug ist, und auf der Höhe seines geistigen Horizonts versuche ich dann auch herumzukrebsen. Aber bei diesem Jugendroman war das nicht so. Wenn man einen Roman für 14-Jährige macht, dessen Erzähler einfach genug ist, um auch für Elfjährige verständlich zu sein, muss man auf weiter nichts Rücksicht nehmen. Das Buch kapiert dann jeder. Ich muss dir ein Geheimnis verraten. Kathrin Passig lebt als Journalistin und Schriftstellerin in Berlin und erhielt 2006 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Zuletzt erschien von ihr „Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ (mit Aleks Scholz). Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren, studierte zunächst Malerei und arbeitete als Illustrator vor allem für die Satirezeitschrift „Titanic“ und den Haffmans Verlag. Sein Debütroman „In Plüschgewittern“ erschien 2002, zwei Jahre später wurde Herrndorf in Klagenfurt im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Preises mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2008 erschien „Diesseits des Van-AllenGürtels“, für das er den Deutschen Erzählerpreis erhielt. Sein Roman „Tschick“ wurde im Herbst 2010 von der Kritik gefeiert und platzierte sich auf den Bestsellerlisten. Seit einigen Monaten betreibt der Autor ein Blog, das im Netz unter www.wolfgangherrndorf.de zu finden ist. 63 In einer Spielzeit feiern wir in der Regel 25 Premieren auf den Bühnen im Schauspiel- und im Kleinen Haus, spielen über 700 Vorstellungen vor rund 200.000 Zuschauern. Zusätzlich zeigen wir mehr als 30 Vorstellungen für über 10.000 Zuschauern auf Festivals und bei Gastspielen im In- und Ausland. Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Premiere am 26. November 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Simon Solberg Reinheit, das ist ein Hirngespinst Schmutzige Hände bis zum Ellenbogen Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum im Gespräch mit dem Regisseur Simon Solberg über Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“. Das Interview führte die Dramaturgin Julia Weinreich. In Sartres „Die schmutzigen Hände“ sagt der Politiker Hoederer von sich, er habe „schmutzige Hände bis zum Ellenbogen“ und glaube nicht, dass man unschuldig herrschen könne. Kann man Theater und Politik machen, ohne sich automatisch die Hände schmutzig zu machen? Simon Solberg: Traumhaft wäre es, aber in unserer Gesellschaft, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung basiert, wird es fast unmöglich sein. Wenn man nicht aufpasst, steckt man allein durch den täglichen Konsum bis zu den Schultern im Blut der Dritten Welt. Gerhart Baum: Man kann nicht leben, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Man gerät in Widersprüche. Solberg: Hoederer macht sich die Hände schmutzig, indem er mit den Faschisten koaliert mit der Begründung, dass ansonsten viel mehr Leute sterben würden. Baum: Gehen wir mal vom Heute aus: Nach dem 11. September 2001 hat Herr Gaddafi gesagt, er bekämpft alQaida, und der Westen ist ein Bündnis mit ihm eingegangen. Die ganze Menschenrechtspolitik nach dem 11. September wurde dem Kampf gegen den Terrorismus untergeordnet. Wer dem Westen geholfen hat, wurde akzeptiert und in Ruhe gelassen, wenn es um die inneren Verhältnisse dieser Staaten ging. Die Menschenrechtsverletzungen wurden dann eher hingenommen. Das ist natürlich absolut prinzipienlos, aber ein Stück, wenn auch kritikwürdiger, Realpolitik. Wie stehen Sie denn dann jetzt zu der Entscheidung der FDP in Bezug auf Libyen? Baum: Es war eine Fehlentscheidung. Man kann nicht die Menschenrechte preisen und dann ein bevorstehendes Massaker nicht verhindern wollen. Das ist ja kein x-beliebiger Krieg, über den man lange nachdenken kann. Es ging darum, in Bengasi eine Situation wie seinerzeit in Ruanda – natürlich nicht in dieser Dimension – zu vermeiden. Das ist genau die Schutzverantwortung, wie sie 2005 der Millenniumsgipfel der un beschlossen hat. Politische Abwägungsprozesse sind immer wieder schwierig, und mitunter muss man Kompromisse gegen eigene Prinzipien machen. Das ist das Leben, das ist aber auch Politik. Die Frage ist nur, wie weit bringt man den Mut auf, den Versuchungen der Unfreiheit zu widerstehen. Auch die Intellektuellen stehen vor solchen Herausforderungen. In der Zeit der Faschisten haben Intellektuelle, auch in Frankreich, Sympathien für den kommunistischen Stalinismus demonstriert und Pilgerfahrten nach Moskau unternommen. Obwohl dort ein Schreckenssystem herrschte. So wurden in Serie Todesurteile gegen politische Gegner vollstreckt. 66 Wie steht es denn dann um unsere Intellektuellen heute in Deutschland? Solberg: Wäre ich selber intellektuell, könnte ich hierauf sicher treffender antworten. Ich nehme die Intellektuellen derzeit nahezu nicht wahr, abgesehen von vereinzelten Stellungnahmen z. B. zur Beendigung des AfghanistanKrieges. Baum: Intellektuelle haben eine besondere Verantwortung. Zur jetzigen Debatte um Libyen gibt es ja einen Intellektuellen mit starker Wirkung: Bernard-Henri Lévy. Oder nehmen Sie Heinrich Böll und Max Frisch in der rafDiskussion, Günter Grass in der fundamentalen Verfassungsdebatte der 1990er-Jahre, die dann zur Zerstörung des Asylrechts führte. Sollten sich Intellektuelle stärker in die Tagespolitik einmischen? Baum: Intellektuelle sollten sich nur melden, wenn die Grundwerte unserer Gesellschaft in Gefahr sind. Die Intellektuellen sind das eine. Doch was ist mit uns? Wie gehen wir damit um, was um uns herum passiert? Unsere Sorge scheint zu sein, dass sich die Gesellschaft in ihre Privatheit zurückzieht und das, was Hugo im Stück antreibt, überhaupt nicht mehr im Kopf hat. Solberg: Den unbedingten Wunsch sich zu positionieren und kritischen Worten Taten folgen zu lassen – diese Sehnsucht geht momentan bei vielen Menschen in der bloßen Alltagsbewältigung unter. Viele laufen gesellschaftlich generierten Maximalansprüchen nach, so dass sie im politischen Leben nicht selten den Weg des gering-sten Widerstandes gehen. Und der ist, sich nicht zu äußern. Ich teile Hugos Sehnsucht nach schwarz und weiß, richtig und falsch und dem Mut aus dem Elfenbeinturm herauszugaloppieren und Robin-Hoodesk durch die Gesellschaft zu preschen. Am ehesten finde ich mich in Hugos Scheitern wieder, da es eben kein schwarz-weiß mehr gibt; man läuft Gefahr durch die ständige Reflektion und Relativierung darüber gebremst und entmutigt zu werden. Deshalb finde ich, dass wir Theaterschaffende so eine Hugo-Funktion haben. Und deswegen hat mich die Rolle des Hugo so angesprochen. Ist die Figur des Hugo vergleichbar mit dem Wutbürger, den wir jetzt bei Stuttgart 21 erleben, oder dem Bürger, der gegen Atomkraft auf die Straße geht? Steht dahinter auch die Motivation, etwas zu tun? Ist das das Ende der Politikverdrossenheit? Oder verflacht das Thema nach dem Wahlkampfgegockel sofort wieder? Stand hier nur die Totalemotionalisierung eines Themas im Vordergrund? Baum: Nein, gute Frage. Es verändert sich tatsächlich etwas im allgemeinen Bewusstsein. Der Bürger möchte stärker mitentscheiden. Das muss natürlich mit Rücksicht auf das Gemeinwohl geschehen und nicht nur emotional und egoistisch. Das sind Lernprozesse. Aber Sie haben recht, da bewegt sich etwas. Solberg: Momentan erleben wir ein Revival des Bio-Hypes. Ich bin gespannt, wie sich die Industrie die Antiakw-Bewegung zu Nutzen machen wird. Man beachte nur die schwarz-gelbe Regierung, die urplötzlich ein ökologisches Bewusstsein vorgaukelt. Und dass obwohl die Bürger unter dieser Regierung erlebt haben, dass große Teile der Politik die Beziehung zur Wirtschaft und privatökonomische Folgen viel wichtiger sind als Bürgerinteressen wie soziale Standards, Gleichberechtigung oder Nachhaltigkeit im Umgang mit unserer Umwelt. Unsere Politik funktioniert rein lobbyistisch. Beispielsweise stellt es die personelle Zusammensetzung einer Kommission für neue eu-Umweltrichtlinien für die chemische Industrie vor in der neben Politikern auch Lobbyisten von basf mitwirken. Die Unternehmen entscheiden selbst, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen für ihr Handeln gelten sollen. Das ist wie bei Hoederer. Hinter ihm stehen Menschen, die von ihren eigenen Machtinteressen geleitet sind und Hoederer so agieren lassen, wie er agiert. Er schiebt den Grund nur vor, dass es – schließt er nicht den Pakt mit den Faschisten – ansonsten zu viele Opfer gäbe. Da wird nur die eigene Tatenlosigkeit überblendet. Manche Handlungen im Stück sind von Ideen geprägt, manche von der realen politischen Situation, in der Hugo und Hoederer stecken. Verändert Realpolitik die eigenen ursprünglichen Ideen? Solberg: Beim Theater laufen Ideen und Realpolitik oftmals gegeneinander. Die Ideen, die man hat, sind oft aus den einfachsten Gründen nicht umsetzbar. Von Brandschutzsicherheit, Budgets und festen Zeitrahmen für Proben und Premieren mal abgesehen sind uns vorrangig physische und ideelle Grenzen gesetzt. Die physische Begrenzung animiert natürlich phantasievolle Übersetzungen zu finden. Nehmen wir z. B. an, eine Figur kann nicht fliegen, obwohl sie diese Fähigkeit bräuchte, um ihre Liebe einer anderen Figur gegenüber auszudrücken: Dann ist es spannend, das Scheitern dieser Figur beim Versuch die physischen Grenzen zu überwinden, mitzuerleben. Viel schlimmer sind realpolitische Ansichten bezüglich geplanter Zielgruppen und Sehgewohnheiten vom Abo-Publikum beispielsweise, die es zu respektieren gilt. Die verleiten zu Entscheidungen, die mit Abstand betrachtet, nicht mehr kongruent sind zu der eigenen Sehnsucht und dem Antrieb, aus dem heraus man Theater macht. Es gibt immer ein Abwägen zwischen den Ideen und den realen Verhältnissen. Trotzdem geht es darum, die Ideen groß werden zu lassen. Sie dürfen nicht durch die öffentliche Meinung getötet werden. Siehe schlechte Kritiken zu einer Inszenierung. Baum: Eine schlechte Kritik heißt ja nicht zwingend, dass die Inszenierung tatsächlich schlecht ist. Solberg: Das stimmt. In erster Linie habe ich einen Auftrag: Ich will mein Publikum erreichen, mit ihm neue Wege beschreiten. Als Politiker haben Sie doch sicherlich auch einen Auftrag an sich selbst, oder? Baum: Ich bin einerseits von der Nazizeit in Dresden und andererseits von der Nachkriegszeit, die eine Nachnazizeit war, geprägt. Ich hatte mit meinen Freunden Sorge, dass diese Demokratie nicht gelingen könnte. Das war, wenn Sie so wollen, ein idealistisches Ziel, das ich nie aus den Augen verloren habe. Dem gilt mein Kampf für die Menschenwürde, das wirklich prägende Prinzip unserer Grundrechtsordnung. Das Grundgesetz ist unsere Leitkultur und nichts anderes! Wo liegen Ihre jeweiligen Sympathien im Stück – bei Hugo oder bei Hoederer? Solberg: Toll wär’s, wenn die Sympathien in einer Szene fünfmal wechseln. Wenn ich dauernd sagen könnte: Ah, das kann ich verstehen, aber das kann ich auch verstehen! So dass ich mich als Betrachter immer wieder verhalten und neu positionieren muss. Baum: Das finde ich gut! Wo meine Sympathien liegen, vermag ich nicht so klar zu sagen. Hugo scheint anfänglich von seinem Attentat überzeugt. Aber er vollzieht es aus meiner Sicht letztendlich nicht konsequent aus politischer Überzeugung, sondern auch aus dem Affekt, in den ihn die Eifersucht getrieben hat. Wenn man politisch wirklich etwas bewegen will, sollte man da eher ins Theater oder in die Politik gehen? Solberg: Ich würde da eine Dritteltaktik vorschlagen: mit einem Drittel ins Theater, mit einem Drittel in die Politik und mit einem Drittel auf die Straße. Baum: Ich bin der Meinung, jeder macht das, was er am besten kann. Mein Leben war und ist Politik. Sie, Herr Solberg, haben sich entschlossen, zum Theater zu gehen. Unsere Gesellschaft braucht das Theater! Es braucht Theatermacher, die sensibel sind für die Veränderungen in unserer Gesellschaft. Sie im Theater können mit Ihren Visionen in die Zukunft vorstoßen. Das kann doch unglaublich inspirierend sein! Solberg: Ja, das ist unser großes Glück. Wir lassen uns im Theater von außen inspirieren, forschen an den Fragestellungen, erspinnen uns mögliche Lösungen und Utopien, um damit wieder das Außen zu inspirieren und zu provozieren. Unser Gespräch ist eigentlich einer Inszenierung sehr ähnlich. Julia leitet den Geschichtsstrang durch ihre Fragen und durch unser Verhalten dazu inspirieren und provozieren wir uns gegenseitig zu Gedanken, die wir vielleicht vorher nicht hatten. Alleine schon, weil wir aus unterschiedlichen Bereichen und Generationen kommen. Im Endeffekt ist das exakt die Situation, zu der ich das Publikum einladen möchte: die auf der Bühne entstandenen Fragen in andere umzuformen bzw. weiterzudenken. Und vor allem: sich davon inspirieren zu lassen.. Gerhart Baum, der 1932 in Dresden geboren wurde, war zur Zeit des „Deutschen Herbstes“ Bundesminister des Innern. Als Kind erlebte er die Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945, seine Familie floh im Anschluss nach Köln. Dort absolvierte Baum nach dem Abitur ein Studium der Rechtswissenschaft. Seit 1994 arbeitet Baum als Rechtsanwalt. Als Senior-Partner einer renommierten Anwaltskanzlei hat er die Opfer des RamsteinUnglücks, die Angehörigen der beim Concorde-Absturz Verunglückten und die sowjetischen Zwangsarbeiter gegen die Bundesregierung vertreten. Simon Solberg wurde 1979 in Bonn geboren. Er studierte Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Essen und wechselte anschließend ins Regiefach. Am Nationaltheater Mannheim war er von 2006 bis 2008 Hausregisseur. Seitdem inszeniert er regelmäßig am Maxim Gorki Theater Berlin und am Deutschen Theater Berlin sowie am Theater Basel. Solberg gilt als Spezialist für radikale Neuinterpretationen klassischer Stücke. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er 2009.2010 Shakespeares „Romeo und Julia“ und in der darauffolgenden Spielzeit Lessings „Minna von Barnhelm“. 67 Einen Kleist von Rimini Protokoll Uraufführung / Dresdner Premiere am 2. Dezember 2011 im Kleinen Haus 1 und 2 1Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Die Kostüme der Goyl in „Reckless“ sind aus einem gummiartigen SynthetikMaterial hergestellt worden, das ihnen das Aussehen von Panzern oder Rüstungen verleiht, jedoch ursprünglich für Autositzbezüge hergestellt wurde. Recherchetagebuch „Einen Kleist“ (Auswahl) Die Projekte der Gruppe Rimini Protokoll entstehen im Verlauf ihrer Recherche. Anlässlich des 200. Todestags von Heinrich von Kleist haben sich Rimini Protokoll „Einen Kleist“ vorgenommen. Die Auszüge aus ihrem Recherchetagebuch zeigen die Richtung, in die sich ihr Projekt entwickeln könnte. 1. Dezember 2009 Besuch des Kleist-Grabs in Potsdam. An den Bahngleisen entlangwandernd finden wir zwischen den stattlichen Vereinshäusern zweier Ruderclubs den unscheinbaren Zugang zum Ufer des Kleinen Wannsees. Ein schmaler Fußweg führt durch dichte Eibenbäume zum Kleist-Grab: Dunkel liegt der massive Grabstein von Kleist mit der Inschrift „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!“ vor uns. Daneben ein kleiner Grabstein für Henriette Vogel, seine „Gefährtin im Tode“, wie die Infotafel ausweist. Nun soll das Kleist-Grab neu gestaltet werden. Wie sähe unser Entwurf aus? Und wer kommt hierher, um Blumen abzulegen? Für jedes Kostüm einer Inszenierung zeichnet der Kostümbildner eine Figurine. Neben der Zeichnung finden sich dort je nach Arbeitsweise des Kostümbildners Angaben zu Anfertigung, Material, Inspirationsquellen und der jeweiligen Szene, in der das Kostüm mitspielt. 16. Dezember 2009 Früh mit dem Zug in Kleists Geburtsstadt Frankfurt an der Oder, alle Plätze sind besetzt von Studenten, die zur Europa-Universität Viadrina pendeln und am Nachmittag die Stadt wieder verlassen. Das Kleist-Forum, ein Mehrzweckbau, der eine neue Spielstätte des Theaters Frankfurt werden sollte, wird unsere Spielstätte in Frankfurt sein. Als der Bau fertiggestellt wurde, war das Theater Frankfurt schon geschlossen und das Ensemble aufgelöst. Auf der Bühne wird ein Rednerpult mit großem Firmenlogo vorbereitet – morgen ist die Deutsche Bank zu Gast. 17. Dezember 2009 Der Weg zum Kleist-Museum führt auch über die Kreuzung Marx- Ecke Logens-Straße Im Museum führt uns Direktor Wolfgang de Bruyn durch die Sammlung. Im Büro steht der „Giftschrank“. Darin säurefreie Schachteln mit den Schätzen: Mit weißen Handschuhen öffnet der Direktor einen der Kartons und hält das Original eines Kleist-Briefs ins dämmrige Licht. Neulich ist wieder eine Handschrift aus dem Literaturarchiv in Marbach ersteigert worden. Die Bedeutung einer Stätte wie dieser wächst mit ihren Ankäufen, auch wenn der Inhalt der Briefe, penibel ediert, ohnehin publik ist und die Schriften in Sicherungsverwahrung verbleiben. Januar 2010 Clausewitz-Lektüre: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“ (Clausewitz: „Vom Kriege“, Buch I) Während die Kriegstheorien aus Kleists Zeit mittlerweile vor allem im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung finden, hat sich an den Grundfragen wenig geändert. Damals wie heute. Nur eben verstärkt im virtuellen Bereich. 68 Herbst 2010 Ein inoffizielles Gesetz der Computerspielindustrie lautet, dass Kriegsspiele immer in der Vergangenheit bzw. in einer überzeichneten Gegenwart spielen. „Medal of Honor“ verlegt nun zum ersten Mal ein Ego-Shooter-Spiel in einen realen Krieg: nach Afghanistan, mit hochauflösender Grafik – angeblich entwickelt von echten Soldaten aus den entsprechenden Spezialeinheiten. 4. Oktober 2010 Pressekonferenz in Potsdam. Die Cornelsen Stiftung will mit 500.000 Euro die Neugestaltung des Kleist-Grabs am Kleinen Wannsee unterstützen. Die verwucherte Anlage soll dem „heiter inszenierten Selbstmord Kleists im Naturtheater am Wannsee“ wieder gerecht werden. 14. November 2010 „Prinz von Homburg“ im Deutschen Theater. Schauspiel. Text und Wie des Spiels. Dazwischen pendelt das Auge permanent hin und her, manchmal so, als seien einem die Lider schwerer gemacht worden. Die Inszenierung ist uns fern. Hat aber Spaß gemacht. Vielleicht doch einmal Bruno Ganz in Zürich besuchen? Und ihm zuschauen, wie er uns von „seinem“ Homburg erzählt, von „seiner“ Traumszene? Kleist-Biograf Jens Bisky lässt auf dem Podium alle guten Haare an dem Abend. Nur eins war in der Suppe, aber warum, das haben wir nicht verstanden. Ein, zwei Zuschauer treiben das Nachgespräch dann ins Zerfahrene, es geht ihnen um Fragen der Lautstärke und überhaupt des Stils … Wie ist eigentlich die Lage eines deutschen Soldaten, zum Beispiel in Afghanistan, wenn sich herausstellt, dass seine Entscheidung eine Fehlentscheidung war? Und wie, wenn er seine Entscheidung zwar nicht regelgerecht getroffen hat, aber mit operativ erfolgreichem Ausgang? Was wäre das für ein Gespräch, wenn wir den Homburg jetzt mit Major Klein angeschaut hätten, dessen Entscheidung, einen Tanklastzug präventiv bombardieren zu lassen, noch untersucht wird? 4. Januar 2011 Wir treffen Sandro Gaycken, Philosoph und Senior Researcher an der Freien Universität Berlin, Experte für Cyberwar, Strategien des Internetkriegs und Hochsicherheits-Infrastrukturen. Er berät die Bundeswehr, das Bundesverteidigungsministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Heute Abend trägt er Basecap. Mit dem Netzkrieg ist eine neue Stufe der Kriegsführung erreicht. Von Preußens stehenden Heeren über die technisch-industrielle Revolution zum „totalen Krieg“ hebt das Internet den Raum als Kriegsfaktor noch 1 69 Hedda Gabler von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Tilmann Köhler dramatischer auf als Nuklearwaffen. Eine Interkontinentalrakete kann man wenigstens noch zuweisen und mit Vergeltung drohen; bei den neuen destruktiven Virenangriffen weiß man zurzeit nicht mehr, woher sie kommen. Der Feind wird ungreifbar. Alle computergestützten Informationssysteme werden damit zum potenziellen Ziel: Kernkraftwerke, Börsen, Trinkwasserversorgungssysteme. Verteidigung? „Jedes Netz ist hackbar“, sagt Gaycken. Cyberangriffe auf operative militärische Systeme sind auch bereits als Dienstleistungen spezialisierter Söldnereinheiten käuflich. Also Hacker treffen … 4. Februar 2011 Pressekonferenz der Bundeskulturstiftung im Gorki Theater. Das Kleist-Jahr rollt an. Nach den Kleist-Biografien des ehemaligen Direktors des Kleist-Museums Rudolf Loch und des Journalisten Jens Bisky erscheinen nun auch die von Günter Blamberger und Peter Michalzik. 18. Februar 2011 Erfindersuche, Teil I. Kleists Briefnotiz zu einer Art UBoot, das er sich in Königsberg 1806 ausgedacht hatte, setzt uns auf die Spurensuche nach Erfindern. Am GeoForschungsZentrum Potsdam stellen heute Abend fünf Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsvorhaben im Wettbewerb vor: drei Minuten Zeit, bewertet wird nach Inhalt, Klarheit und Charisma des Vortrags. Zwischen Weltall-Messgeräten und Plastikteilchen in Medikamenten gewinnen die elastischen Hüftgelenke. 28. Februar 2011 Erfindersuche, Teil II, im Patentamt Kreuzberg. Im für Besucher eingerichteten historischen Patentbüro geht es um den Unterschied zwischen Patenten, Marken, Geschmacksmustern und Gebrauchsmustern. Das erste angemeldete Patent aus dem Jahr 1877 war für eine Farbe. Derzeit kommen die meisten Anmeldungen von einigen wenigen großen Unternehmen. 3. März 2011 Treffen mit dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter des Kleist-Museums zu ddr-Zeiten. Herr Barthel erzählt eindrucksvoll von den unterschiedlichen Phasen der Kleist-Rezeption in der ddr zwischen Verehrung des „Genies Kleist“ und Kritik am „Junker Kleist“. „Die „Hermannsschlacht“ von 1957 war so ein kruder Fall von ideologischer Auslegung. Aber die Doppelinszenierung von „Krug“ und „Homburg“ 1970 ist ihm durch ihren subversiven Witz immer noch im Ohr. Denn „Klassikerinszenierungen im Theater“ hieß immer: „Da müssen wir hin. Da können wir zwischen den Zeilen lesen!“ Erfindersuche, Teil III. Der Regionalwettbewerb Berlin Süd hat einen „Jugend forscht“-Preisträger: einen 12 jährigen Jungen, der sich mit dem Thema Demenz beschäftigt. 70 Könnt ihr mich denn zu nichts brauchen? 21. März 2011 Bauprobe am Kleinen Haus in Dresden. Zwei Kunstwelten treffen aufeinander und basteln gemeinsam. Martin Kaltwasser hat eine Ladung Restholz angeliefert, aus dem er und Folke Köbberling in Berlin eine erste Zuschauerloge zusammengebaut hatten. Nun soll sie im Zuschauerraum erprobt werden. Ein merkwürdig schönes zusammengenageltes Minitheater auf hohen Füßen, in dem neun Leute sitzen können und selbst aussehen wie ein kleines Ensemble. Sie müssten eigentlich alle lossprechen jetzt. Wir sehen zahlreiche dieser Aufbauten, wie sie auf hohen Stelzen über den eigentlichen Zuschauerplätzen schweben. Aber nun ist die Stunde der Sicherheitsbestimmungen für Zuschauer, der Aufbaulogistik des Theaters, und die Konstruktion gerät in konzeptionelle Bewegung. So geht es nicht. Außerdem gibt es in den Theatern gar nicht so viele Kulissenbestände aus Holz, die wiederverwendet, zersägt und neu zusammengeschraubt werden können. Merke: Neues Holz im Baumarkt zu kaufen ist 100-mal billiger, als dieselbe Menge Holz durch Zerlegen wieder nutzbar zu machen. Mal so über den Daumen gepeilt. 24. März 2011 Beim Bundeswehrverband in Berlin: Mit Juristen sprechen wir über die Lage von Soldaten, wenn sie andere getötet haben und ihre Handlung darauf überprüft wird, ob sie gerechtfertigt war. Ein Mann aus Frankfurt an der Oder, der bei der Sicherung eines Checkpoints in Afghanistan eine Frau und zwei Kinder in einem vollbesetzten Kleinbus erschoss, ist einer der Fälle, die wir so ausführlich besprechen, dass ein mögliches Bild von der Situation des Schützen entsteht. Begriffe wie Restlichtverstärker, „line of fire“, Blutgeld, Tatverdacht wandern in die Notizbücher. Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Fall ist abgeschlossen. Der Anwalt erklärt, dass er seinem Mandanten zugesichert habe, ihn nicht mit Kontaktanfragen zu behelligen. Wir könnten ihn ohnehin zunächst nicht treffen, er ist wieder in Afghanistan. Hedda Brünnhilde Gabler Die Dramaturgin Felicitas Zürcher über das Scheitern eines Lebensmodells Helgard Haug und Daniel Wetzel, beide Absolventen des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft (Gießen), gehören zur Künstlergruppe Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen Konstellationen mit Interventionen im öffentlichen Raum sowie mit dokumentarischen Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist „Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien in theatralische Zusammenhänge gebracht werden. Ihre Arbeiten wurde im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Europäischen Theaterpreis und dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“. Hedda Gabler – schon der Name ist Programm: Obwohl Hedda verheiratet ist, nennt ihr Autor sie nicht mit dem Namen ihres Ehemannes, sondern mit dem ihres Vaters. Sie bleibt auch in der Ehe Vatertochter, sie wird keine Ehefrau. Sie bleibt die Tochter eines Generals, die mit Pistolen spielt und auch schießt, sogar scharf schießt – erst mal allerdings ohne zu zielen –, die sich ein Reitpferd wünscht und die sich aus ihrer lasziven Schläfrigkeit wecken lässt durch Worte wie Wettstreit, Sport und Abenteuer. Aber Hedda liebt nicht nur das Spiel mit Pistolen, sie liebt auch das Spiel mit scharfen Worten: Vor ihrer Ehe hatte sie einen ganzen Hofstaat von Verehrern. Brack, der Richter, der ihr ein unmoralisches Angebot macht, gehörte dazu, auf den sie sich aber „eigentlich nie Hoffnungen“ gemacht hat. Mit Eilert Løvborg, ihrem Favoriten, saß sie abendelang auf dem Sofa, versteckt hinter einer Illustrierten tuschelnd, sich freuend an der prickelnden Heimlichkeit, am Kick, ohne ihm nachzugeben, ohne sich hinzugeben. Hedda wird nicht nur nicht Ehefrau, sie weigert sich, überhaupt Frau zu werden. Heddas Rolle ist die der unerreichbaren Schönheit, der angebeteten Geliebten – Hedda ist Brünnhilde, schlafend auf einem Felsen liegend, von einem Feuerring umgeben, die schönste Frau der Welt, die nur vom stärksten Recken erweckt werden kann. Ihren Siegfried erträumt sie sich „mit Weinlaub im Haar“. Dass Løvborg dieser Siegfried gewesen wäre, hat sie nicht bemerkt, sie hat sich täuschen lassen durch seinen Lebenswandel und den Geniefunken übersehen – oder übersehen wollen. Der Mann, den sie geheiratet hat, ist dagegen alles andere als ein Siegfried. Wie Hedda Vatertochter ist, ist Tesman Tantensohn – kann es etwas Unmännlicheres geben? Er forscht in Archiven über das Kunsthandwerk des Mittelalters, und statt „mit Weinlaub bekränzt“ trägt er einen weichen Filzhut. Er ist Gunther, peinlicher Schwächling, 1 71 der eine unangemessene Verbindung eingegangen ist – nur ist Hedda, im Gegensatz zur betrogenen Brünnhilde, selbst daran schuld. Dieser Mann wird Hedda weder zur Ehefrau noch zur Königin machen, weder domestizieren noch erheben. Mord und Totschlag muss folgen, oder, beim bürgerlichen Ibsen, lächerlicher und verzweifelter Selbstmord. Nein, Hedda will keine Ehefrau sein, und sie will keine Mutter sein, nicht nur weil der falsche Mann der Vater ihres Kindes ist – sie lehnt diese Dimension des Lebens grundsätzlich ab. Hedda will jungfräuliche Königin sein. In ihren Bauch kommt kein Baby und aus ihr raus schon gar nicht. Deshalb sind ihr die Zeichen ihrer Schwangerschaft ein Graus, die Bemerkungen der Tanten eine Zumutung, die Andeutungen Bracks ein Albtraum. Aufgaben, Verantwortung, überhaupt: Leben, echtes, quakendes, zappelndes Leben, ist ebenso wenig für Hedda wie Krankheit und Tod. Weder will sie ein Baby haben noch will sie die kranke, sterbende Tante ihres Mannes besuchen. Nein, für so was ist Hedda nicht gemacht! Umso größer ist die Kränkung, dass es eine andere Frau geschafft hat, Mutter zu werden, ohne dick zu werden, ohne unter Schmerzen ein schreiendes Bündel zu gebären, sondern – in Schönheit: Bereits in der Schule beneidete Hedda diese Thea, damals um ihre wilden Haare, jetzt um ihren Einfluss auf Eilert Løvborg. Der einstige Favorit Heddas, der sich zu weit vorgewagt hatte, sich an seiner „unbefangenen Freundin vergehen wollte“, der die Abgründe des Lebens, Frauen und Alkoholexzesse kennt, dieser Eilert Løvborg hat mit Unterstützung Theas ein außergewöhnliches Werk geschrieben. Es ist ihr gemeinsames Kind, so nennen die beiden das Werk in trauten Stunden. Thea aber hat nicht nur ein Kind, sie hat es auch geschafft, Einfluss zu haben. Løvborg, der bei ihr und ihrem Mann die Stiefkinder Theas unterrichtete, hat mit ihrer Hilfe zu Standfestigkeit gefunden, seinen Lebenswandel geändert, ein erstes Buch geschrieben, das seinen Ruf wiederherstellte, und eben dieses zweite, visionäre. Thea ist Königin, sie hat Macht über einen Menschen, ein Wunsch, der Hedda bisher versagt geblieben ist, ein Ziel, das sie nun vehement verfolgen wird. Kurz zögert sie noch bei der Richtung, die ihr Ziel nehmen könnte: „Ob ich Tesman dazu bringen könnte, in die Politik zu gehen?“, fragt sie den Richter Brack, Hausfreund des jungen Ehepaares, doch als dieser sie auslacht, ist ihr Opfer ausgemacht. Die Macht, die sie einmal über Løvborg hatte, will sie wiedererlangen. Was diese bewirkt, scheint erst einmal zweitrangig. Plan eins: Løvborg soll wieder selbst die Macht über sein Leben erhalten, selbst entscheiden, wann er trinkt und wie viel. Heddas Vision: Er steht das Gelage bei Richter Brack durch, beeindruckt alle mit seinem Werk und erscheint pünktlich um 22 Uhr, um Thea abzuholen, „mit Weinlaub bekränzt“. Im Laufe der Nacht wird klar, dass dieser Plan gescheitert ist. Løvborg erscheint überhaupt nicht, um seine Königin abzuholen. Eine vage Hoffnung hat Hedda noch: Als Tesman 72 am nächsten Morgen vom Herrenabend berichtet, fragt sie konkret nach dem Weinlaub. „Nicht, dass ich wüsste“, ist Tesmans lakonische Antwort. Als er jedoch berichtet, dass Løvborg in dieser Nacht das Manuskript – das Kind! – verloren hat, ändert Hedda ihren Plan. Plan zwei beinhaltet nicht mehr die Erhebung Løvborgs, sondern dessen völlige Zerstörung. Vordergründig um ihren Gatten gegen den Konkurrenten zu schützen, versteckt sie zunächst das Manuskript, das Tesman gefunden hat und verbrennt es schließlich. Hedda, die sich als jungfräuliche Königin träumte, wird zur schwangeren Hexe. Statt wie Thea positiven Einfluss auf jemanden auszuüben, entschließt sie sich für die zerstörende Macht. Schon in der Schule wollte sie Theas Haare absengen, jetzt verbrennt sie deren Kind: „Jetzt verbrenne ich dein Kind, Thea! Du mit deinen Locken! Dein und Eilert Løvborgs Kind. Jetzt verbrenne ich – verbrenne ich das Kind.“ Kurz davor hat sie Løvborg, der verzweifelt ist über den Verlust des Manuskripts, die Banalität dieses Missgeschicks – einfach verloren! –, und der keine Hoffnung hat auf einen zweiten gesellschaftlichen Neuanfang, diesem Løvborg, der allem ein Ende bereiten will, dem hat sie eine der Pistolen ihres Vaters aufgedrängt und ihn gebeten, dass es „in Schönheit“ geschehe. „Weinlaub – daran glaube ich nicht mehr. Aber an Schönheit, an die ja! Dieses eine Mal!“ Auch Løvborg wird sie enttäuschen. Nicht in Schönheit geschieht es, sondern klein, hässlich und schmutzig: In den Unterleib (!) schießt er sich, in einem Bordell, und es ist nicht einmal sicher, ob er es selbst und mit Absicht getan hat. Sogar hier wird Hedda vom Geschlechtlichen eingeholt. Das reine, geistige Kind schenkte Løvborg einer anderen, und auch den reinen Tod verwehrt er ihr. Wenn Tesman sich am Ende des Stücks gemeinsam mit Thea über die Reste von Løvborgs Notizen beugt, diese Arbeit des Ordnens fremder Papiere als seine Berufung erkennt und schon bald die Inspiration von Løvborgs Königin spürt, bleibt Hedda nur das Fleischliche, Leibliche, Geschlechtliche: das unmoralische Angebot des Hausfreundes Brack und das leibliche Kind von Tesman. Doch im Leben sieht die jungfräuliche Königin keine Schönheit. Ihr Schuss immerhin trifft in die Schläfe. Seit dem Sommer 2009 begleitet der Illustrator Patrick Klose die Inszenierungen des Staatsschauspiels mit seinen Zeichnungen. Nichts nach dem Roman von Janne Teller Premiere im März 2012 im Kleinen Haus 2 Mit Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden 1Regie: Tilmann Köhler Nichts bedeutet irgendetwas. Alles ist etwas Die dänische Autorin Janne Teller hat mit „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ einen literarisch herausragenden Jugendroman verfasst, der in seiner Unmittelbarkeit vor allem die Erwachsenenwelt provoziert. Um sich nicht in der großen, unaussprechlichen Leere zu verlieren, geht eine Schulklasse auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Aus Anlass der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen hat sich die Dramaturgin Julia Weinreich gefragt, wie weit Menschen aus Angst vor der großen Bedeutungslosigkeit zu gehen bereit sind. Alles hat Bedeutung. Nicht nur angesichts der Katastrophe in Japan fragen wir uns wieder: Welche Bedeutung hat Leben, fremdes und mein eigenes? Hat diese Tragödie einen Sinn? Hat überhaupt irgendetwas einen Sinn? Wird die Welt eine andere sein, wenn sich die Lage in Japan entspannt hat? Entgegen den Prophezeiungen ist die Welt seit den Terroranschlägen auf die Twin Towers des World Trade Centers am 11. September 2001 in New York keine andere geworden. Auch wenn es kaum von der Hand zu weisen ist, dass sowohl der 11. September 2001 als auch der 11. März 2011 historische Zäsuren in unserem Bewusstsein darstellen, hat sich unser Leben in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Anschläge nicht radikal geändert, wie allerorts gemutmaßt wurde. Trotzdem neigen wir jetzt – wenige Tage nach der Erdbeben-, Tsunami- und nuklearen Katastrophe in Japan – wieder dazu, pathetisch auszurufen: Nichts wird mehr so sein wie vorher! Hat dieser Einschnitt wirklich Bedeutung in unserem täglichen Leben? Die Frage lässt sich zweifellos mit „Ja“ beantworten. Schwieriger ist es, diese Bedeutung angemessen auszuwerten. Die größte Veränderung nach dem 11. September 2001 war nicht ein völliges Umdenken oder geändertes Handeln. Die größte Veränderung war das Gefühl der 74 Angst, das uns seitdem bestimmt (und unser Handeln prägt). Nach der verheerenden Katastrophe in Japan wird es – noch potenziert – wieder dieses Gefühl der Angst sein, das uns unbedachte Schlüsse ziehen lässt. Das dahinter stehende Bedürfnis, die Ereignisse einordnen zu wollen, bleibt unreflektiert und unerfüllt. Stattdessen sind wir kulturell und moralisch so orientierungslos, dass wir im Dunkeln tappen und nur noch roboterhaft wie auf Autopilot reagieren. Automatisierte und übereilte Blitzreaktionen sind die Folge: das plötzliche Abschalten der Reaktoren (was schon längst hätte passieren müssen, nur eben nicht aus akuter Angst, sondern weil ethische Vernunft seit Beginn der Atomdebatte um ihre Unsicherheit weiß); der „große Lauschangriff“ als direkte Reaktion auf den 11. September 2001, weil ja irgendetwas ganz schnell getan und verordnet werden musste. Es ist die Angst vor der Angst, die uns nicht innehalten, sondern nur noch vorschnelle Entscheidungen treffen lässt. Wir fürchten die existenziellen Fragen nach Sinn und Unsinn von Leben, die sich in der Angst melden, genauso wie die Fragen nach der Bedeutsamkeit von Mensch und Natur. Dabei übersehen wir, dass uns diese Fragen doch zu einem achtsamen Innehalten nötigen. Aus Furcht vor möglichen Antworten schieben wir fadenscheinige Argumente wie Zeitmangel vor. Möglicherweise wollen wir uns aber die Zeit für eine tiefere Selbstbefragung nicht nehmen, weil wir ahnen, dass es unangenehm werden könnte. Anstatt uns dem Ursprung dieses Gefühls der Angst und den dahinter sich meldenden Bedürfnissen selbstreflexiv zu nähern, messen wir lieber unserer Angst die größte Bedeutung bei. Als wäre die Angst alles. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb Janne Tellers Roman „Nichts“ nicht nur in Skandinavien so kontroverse Reaktionen provoziert hat. Mit ihrer These, dass nichts Bedeutung hat, wirft sie genau die Fragen auf, die wir aus Angst oft nicht mehr auszusprechen wagen. In ihrem Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ versucht eine siebte Klasse in einem bizarren Projekt ihren Mitschüler Pierre Anthon davon zu überzeugen, dass seine nihilistischen Parolen, wonach nichts im Leben Bedeutung hat, Blödsinn sind. Die Schüler häufen einen „Berg aus Bedeutung“ an, für den jeder Einzelne schmerzliche Opfer bringen muss. Ein muslimischer Junge muss seinen Gebetsteppich hergeben. Einem leidenschaftlichen Gitarrenspieler wird der Zeigefinger abgehackt, ein Mädchen muss sich entjungfern lassen, um den „Berg der Bedeutung“ mit ihrer „Unschuld“ zu vergrößern. Ein perfides Spiel beginnt, bei dem jede Opfergabe die vorherige übertrumpfen muss. „Nichts“ lässt keinen kalt. Dem Nichts kann keiner entfliehen. Seine Sogwirkung liegt in der existenziellsten aller Fragen: Was hat Sinn? Das zu fragen scheinen wir uns kaum noch zu trauen, bzw. wir fragen lediglich ungenau. In Tellers Roman wird diese fundamentale Frage bezeichnenderweise von Jugendlichen gestellt. Vielleicht ist dies als eine Art Gedächtnisstütze gedacht, dass wir, die Erwachsenen, uns diese Frage aller Fragen doch einst selbst gestellt haben. Vielleicht ist es aber auch die Aufforderung an uns Erwachsene, die Frage umzuformulieren. Wir sollten statt nach dem Sinn des Lebens eher danach fragen, welchen Sinn wir dem Leben geben möchten. Am Schluss von „Nichts“ nimmt Pierre Anthon ein schlimmes Ende, nur weil er mit einer Frage provoziert hat, die uns allen bekannt ist. Die Angst, dass nichts Bedeutung hat, treibt die Klasse zu den drastischsten Handlungen. Bis das Projekt eskaliert und völlig aus den Rudern läuft. So sehr, dass niemand auch nur den Versuch unternimmt, das Unternehmen zu stoppen. Darüber mag man sich empören. Doch könnte die Empörung vielmehr der abwehrende Ausdruck der Ahnung sein, dass der Provokateur Pierre Anthon in jedem von uns steckt. Dass die wiederkehrende und oft verunsichernd bohrende Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens die Angst vor der Bedeutungslosigkeit ist. „Nichts“ lädt ein, sich zu erinnern. Sich zu erinnern an ein Damals, als man selbst noch (prä)pubertierendes Ungeheuer war und alle Gedanken der Eltern zum Sinn des Lebens fürchterlich relativ, überholt und in jedem Falle falsch fand. „Nichts“ kann aber auch als Aufruf verstanden werden, die alles entscheidenden Fragen wieder und wieder und neu zu stellen und sich dem Zwang zu widersetzen, immer sofort und zugleich gültige Antworten finden zu müssen. Auch eine offene Frage ist eine Frage gegen das Nichts. Das Paradoxon liegt vielleicht darin, dass Pierre Anthon recht hat und das Leben vielleicht wirklich weder eine höhere Bedeutung noch einen Sinn hat. Aber um wie viel reicher, faszinierender und lohnender wird Leben, wenn man es gerade deshalb lebt. Ein Leben – trotzdem. Ein Leben, dem ich dadurch, dass ich es lebe, Sinn gebe. Sinnsuche ist nicht abgeschlossen. Wird sie nie sein. Trauen wir uns, sie in aller Radikalität immer wieder aufs Neue zu stellen und zu überprüfen! Schließlich ist nicht Nichts. Sondern alles ist etwas. Janne Teller wurde 1964 in Kopenhagen geboren. Sie stammt aus einer österreichisch-deutschen Familie und lebt und arbeitet in Kopenhagen, New York und Paris. Seit ihrem Debütroman „Odins Insel“ 1999 über politischen und religiösen Fanatismus hat sie zahlreiche Bücher geschrieben, die in mehr als 13 Sprachen übersetzt wurden. Neben Romanen verfasst sie auch Essays und Kurzgeschichten. Besonders in Dänemark lösen ihre kontrovers-philosophischen Texte regelmäßig aufgeheizte Debatten aus. „Nichts“, Tellers existenzieller Jugendroman, wurde mit dem Jugendbuchpreis des dänischen Kulturministeriums sowie mit dem Prix Libbylit 2008 für die französische Ausgabe ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr Roman „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“. 75 Race von David Mamet Deutschsprachige Erstaufführung im März 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Burkhard C. Kosminski Picco von Groote und Sebastian Wendelin bei einem Fototermin für „Minna von Barnhelm“ in den Magazinräumen des Militärhistorischen Museums Dresden. Gefangen zwischen Vorurteilen und Political Correctness von Wolfgang Donsbach Benjamin Höppner ist privat ein sehr friedlicher und umgänglicher Mensch … Es gibt unzählige Arten von Kunstblut, die die unterschiedlichsten Funktionen erfüllen: Zum Beispiel unterscheidet man sogenanntes A-, B- und C-Blut. Das eine lässt sich sehr gut aus Kostümen waschen, das zweite darf der Schauspieler auch in die Augen bekommen und das dritte kann man sogar gefahrlos schlucken – auch wenn das nicht so angenehm ist. Außerdem gibt es noch diverse Spezialsorten, wie zum Beispiel das „Krustenblut“, das aus der Tube kommt, und direkt nach dem Auftragen aussieht, wie eine bereits ältere Verletzung. 76 Mein Problem mit diesem kleinen Beitrag zum Spielplan geht schon damit los, dass man in Deutschland den Begriff „Rasse“ nur bei Hunden in den Mund nehmen darf. Der deutsche Übersetzer von David Mamets Stück „Race“ bietet vorsichtshalber schon mal „Farbenlehre“ als Alternativtitel an. Diese deutsche Political Correctness in der Sprachverwendung hat ihre Wurzeln in einer noch schlimmeren, aber im Kern ähnlichen Vergangenheit wie in den usa. Die Amerikaner haben die Schwarzen in der Regel nicht umgebracht – so wie wir das mit den Juden getan haben –, aber die Mitte der amerikanischen Gesellschaft hat sie bis tief in das 20. Jahrhundert als Menschen zweiter Klasse angesehen, gut zur Ausbeutung bei der Arbeit und gelegentlich gut für Sex, womit wir schon bei David Mamets Stück wären. Nun haben sich die Zeiten gottlob geändert, aber der lange Schatten der Vergangenheit schafft neue Konflikte, die auf den alten aufbauen. Bei Mamet ist es übrigens nicht nur der zwischen den Rassen, sondern auch der zwischen den Geschlechtern und den sozialen Schichten. Das sattelt der Sache und der Handlung noch einmal weitere Dimensionen drauf und zwingt die Akteure – wie auch die Zuschauer – dazu, mehrfach um die Ecke zu denken. Als Wissenschaftler kommt man natürlich auch immer dann ins Spiel, wenn es um Erkenntnistheorie – in diesem Falle gepaart mit Rechtsphilosophie – geht. Und davon hat „Race“ neben dem Rassenthema reichlich zu bieten. Das Stück baut im Kern auf der Überzeugung auf, dass es keine Wahrheit gibt, zumindest dass sie in der Auseinandersetzung zwischen Menschen, schon gar nicht im juristischen Bereich eine Rolle spielt. Die Parteien im Leben und vor Gericht kämpfen immer nur um ihre jeweiligen „Fiktionen“, die sie der anderen Seite und vor allem den Geschworenen (wahlweise der öffentlichen Meinung) aufdrängen wollen. Wahrheit ist keine wirklich relevante Kategorie, wenn es darum geht, einen rechtlichen oder politischen Sieg zu landen. In „Race“ erhält der Mandant auf die Frage nach der Redlichkeit seiner Anwälte die von diesen im Duett gesprochene niederschmetternde Antwort: Jack: Ich will nicht, dass Sie sich auf unsere Redlichkeit verlassen. Mandant: Worauf dann? Henry: Auf unser Verlangen nach Reichtum und Ruhm. Das wird nur noch von den korrupten Anwälten in Mel Brooks’ Film „Life stinks“ übertroffen, die ihren Arbeitgeber Bolt an dessen Erzfeind verraten. „Where’s your sense of loyalty, honesty, decency?“, fragt der und bekommt die unschuldige Antwort: „Mr. Bolt, we’re lawyers.“ Vielleicht bekommen die Anwälte in amerikanischen Theaterstücken und Filmen gerade deshalb so viel ausgeteilt, weil es dort noch mehr von ihnen gibt als hier. „Race“ ist ein Stück über Rassendiskriminierung, aber noch mehr über die Probleme ihrer Aufarbeitung. Charles (weißer Mann, wohlhabend, prominent, „in seinen 40ern“) ist angeklagt, eine schwarze Frau vergewal- tigt zu haben. Er begibt sich zu den Anwälten Henry (schwarz) und Jack (weiß), damit sie ihn vor Gericht vertreten. Die beiden Anwälte diskutieren, ob sie den Fall übernehmen sollen, da nicht sicher ist, ob sie ihn gewinnen können. Während sie noch überlegen, hat Susan, die junge (schwarze) Angestellte der Kanzlei, scheinbar unabsichtlich die Staatsanwaltschaft angerufen und Henry und Jack als offizielle Anwälte eintragen lassen, sodass sie den Fall nun übernehmen müssen. Charles bestreitet die Tat. Bezeichnet sich als Opfer einer falschen Anschuldigung. Jack und Henry überlegen, wie sie Zeugenaussagen infrage stellen können. Susan hält Charles für schuldig. Zwischen ihr und ihren Chefs kommt es zum Konflikt. Die beiden Anwälte unterstellen ihr, Zeugenaussagen zuungunsten des Mandanten bestellt zu haben – aus rassistischen Gründen. Susans Abschlussarbeit in Jura, im Laufe des Streits von Henry als Indikator für ihre Motive zitiert, ist mit „Das strukturelle Fortleben des Rassismus bei angeblich vorurteilsfreien Transaktionen“ übertitelt. Dieser Titel ist der eine Schlüssel zum ganzen Stück „Race“. Die Menschen können nicht vernünftig miteinander umgehen, weil die Vorurteile immer noch bei ihnen sind – trotz Antidiskriminierungsgesetzen, Political Correctness und Sozialisation in eine neue, aufgeklärtere Welt. Beim Lesen erinnerte ich mich an eine Situation 1989 an der Columbia University in New York. Ich war als Gastwissenschaftler gerade neu angekommen, und in der Kaffeeküche des Instituts machte ich einen bei uns damals (und heute) akzeptierten Witz über Eigenarten von Männern und Frauen, bei dem, zugegeben, die Frauen etwas schlechter wegkamen. Nichts wirklich Schlimmes oder Schlüpfriges. Eisiges, aber, weil es sich um Amerikaner handelte, immer noch höfliches Schweigen um mich herum. Es war eine der peinlichsten und lehrreichsten Situationen, die ich in meinem Leben erfahren habe. Die Amerikaner waren damals auf dem Weg dorthin, wie man ohne Verletzungen mit Vorurteilen umgeht, schon ein erhebliches Stück weiter als wir. Solche Witze waren nicht mehr „pc“. Das ist ja schon einmal eine Errungenschaft. Und ich habe den Eindruck, dass sie uns zumindest bei der förmlichen Gleichstellung der Geschlechter und der ethnischen Gruppen noch immer ein gutes Stück voraus sind, vor allem dem östlichen Teil Deutschlands. Das heißt aber nicht, dass dort auch die Vorurteile nicht mehr vorhanden sind! Dieser Prozess dauert erheblich länger als die politisch (zu Recht) gewollte Überwindung des Rassismus oder anderer gruppenbezogener Stereotype. Der schwarze und der weiße Anwalt spinnen untereinander und in der Interaktion mit Mandant, Assistentin und (vorgestelltem) Gericht ein kaum noch beherrschbares Gebilde aus Gedanken, die möglicherweise jemand haben könnte, weil jemand anderer schwarz oder weiß, Mann oder Frau, arm oder reich ist. Die Antizipation von entweder Vorurteilen oder übereifriger Political Correctness macht sie fast handlungsunfähig. Wie könnten schwarze und weiße Geschworene reagieren, wenn ein schwarzer Anwalt 1 77 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Premiere im Mai / Juni 2012 im Kleinen Haus 2 1Regie: Burghart Klaußner Es gibt in einem „Fall“ keine Fakten. Es gibt zwei Fiktionen. Prof. Dr. Wolfgang Donsbach ist Kommunikationswissenschaftler, Gründungsmitglied und Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte sind öffentliche Meinung, Journalismus, politische Kommunikation und Rezeptionsforschung. einen reichen Weißen verteidigt, der angeblich eine arme Schwarze vergewaltigt hat? In diesem symbolischen Interaktionismus muss man sich ja verfangen. Der Fall ist für die Anwälte eigentlich eine Lose-loseSituation: Verlieren sie, haben sie ihr Ansehen als erfolgreiche Anwälte verloren, gewinnen sie, haben sie einen reichen Weißen gegenüber einer armen Schwarzen rausgehauen und sind in der öffentlichen Meinung unten durch. Den Angeklagten für unschuldig erklären zu lassen wäre für den weißen Anwalt Rassismus, für den schwarzen Verrat an seiner Gruppe. Aus der Frustration des scheiternden Mandats brechen dann beim weißen Anwalt Jack die Vorurteile gegenüber einer anderen Menschengruppe heraus: Das Zimmermädchen, das eine für die Verteidigungsstrategie unpassende Zeugenaussage liefert, ist dann für ihn die „analphabetische illegale Hotelputze“. Zeilen später fängt sich Jack wieder und lässt – man kann 78 sich die Süffisanz in der Aussprache gut vorstellen – die politisch korrekte Bezeichnung walten („Migrantin“). Aber auch die Überdrehung der Political Correctness ist Mamets Thema. Selbst der schwarze Anwalt Henry findet, dass sich „das durch Antidiskriminierungsgesetze privilegierte Ich“ der (ebenfalls schwarzen) Assistentin „auf einem scheiß Freifahrtschein“ befindet. Weiße könnten gar keine Gespräche über Hautfarbe beginnen, ohne gleich als Rassisten zu gelten. Im Kern gut gemeinte Kampagnen zu Aufklärung und Toleranz können genau in ihr Gegenteil umschlagen und zu Irrationalität und Intoleranz führen. Die eine Hexenjagd wird durch die andere nur ersetzt. Erinnern wir uns da nicht an den Hype um Thilo Sarrazin? Man mag von ihm halten, was man will, aber am erdrückendsten war die öffentliche Diskussion über sein Buch. Vielleicht ein Thema für eine deutsche „Farbenlehre“. David Mamet wurde 1947 in Chicago geboren. Nach einer Schauspielausbildung in New York gründete er die Performancegruppe „St. Nicholas Company“. In den 1970erJahren begann er Bühnenstücke zu schreiben, die viel Beachtung erhielten. Aus Hollywood erhielt Mamet Drehbuchaufträge, sein Drehbuch zu „The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ wurde für den Oscar nominiert. Für sein Drama „Glengarry Glen Ross“ wurde ihm 1984 der Pulitzer-Preis verliehen. Mamets Popularität ist bis heute ungebrochen. Seine Dramen zeichnen sich durch einen rasanten, ungewöhnlichen Sprachstil aus, der sogar einen eigenen Namen generiert hat: „Mamet-speak“. Neben Theaterstücken und Drehbüchern schreibt David Mamet auch Romane, Essays und Artikel. Einige Thesen über Roland Schimmelpfennig von Oliver Reese eins Roland Schimmelpfennig ist ein glänzender Handwerker. Er kann einfach eine Menge. Er kann Hits schreiben, also Stücke, die mehrfach und in vielen Ländern nachgespielt werden (wie „Push Up“ oder „Die arabische Nacht“), er kann Stücke fürs große Haus schreiben (wie „Auf der Greifswalder Straße“) – , wer kann das schon in Deutschland –, er kann Stücke für vielköpfige Ensembles schreiben (wie „Vorher/Nachher“ mit seinen 40 Figuren), und vor allem: Er kann Dialoge schreiben, nicht bloß Textflächen, vom Regisseur möglichst originell aufzuteilend. Neulich am Telefon. Roland skizziert zwei Stücke. Welches soll ich für euch schreiben? Und wann soll es fertig sein? Inzwischen weiß ich: Genau das Handwerkliche an seiner Fragestellung ist die Qualität. Was für einen Tisch soll ich für dich bauen, das würde auch der Schreiner fragen. Wir würden uns darüber nicht wundern. zwei Roland Schimmelpfennig ist ein Meister der Regieanweisung. „Hans, etwa 50 oder etwas darüber, Inhaber eines Tabakund Zeitschriftenhandels, steht vor dem Regal mit den Zigaretten. Schon seit dem frühen Morgen hat er ein komisches Gefühl im Mund. Oder im Kopf. Es fühlt sich so an, als ob etwas aus seinem Kopf herauswolle. Als ob etwas aus seinem Kopf herausbrechen wolle. Aber was? Es ist wie ein Ohrwurm. Oder wie Brechreiz. Sein Mund klappt auf, als ob er etwas sagen wolle. Der Mann will aber nichts sagen, wem auch, ist doch keiner da, er schließt den Mund wieder, der aber sofort wieder aufspringt. Aus seinem Hals dringt ein kehliger Laut, den er aber unterdrücken kann. Sein Puls rast, Schweiß, Atemnot. In seinem Kopf Wörter einer Sprache, die der Mann nicht versteht, die er noch nie gehört hat. Die Töne, die aus ihm herauskommen, erinnern an ein kehliges Röcheln, das dann in ein heiseres Räuspern übergeht. Manche der Klänge ergeben Wörter, aber der Mann versteht sie nicht, sie kommen aus einer Sprache, die er nicht beherrscht: Spanisch. Aus den Tönen, aus den kehligen Lauten werden jetzt tatsächlich Wörter, die Wörter ergeben Sätze, Reime, eine Melodie, Musik – der Mann in dem Tabakladen singt laut ein Lied, das er nicht kennt und das er nicht versteht. Fast droht sein Herz auszusetzen. Aber er kann nicht aufhören.“ Möglichkeiten – und die Szene bekommt jeweils einen ganz anderen Reiz. Die Freiheit, der Spaß, alle diese Entscheidungen dem Theater zu überlassen ist auch die Freiheit und Großmütigkeit des Autors Roland Schimmelpfennig. drei Roland Schimmelpfennig kann nicht nur schreiben. Er hat auch eine Sprache. Seine Texte erkennt man mühelos an ihrer Genauigkeit. An der Kunst des Weglassens. Seine Texte sind schnörkellos. Im Theater ist weniger fast immer mehr. Roland Schimmelpfennig weiß auch das. vier Roland Schimmelpfennig ist ein Unbekannter. Vielleicht ist das ganz normal bei Dramatikern. Die Dramen – Mord, Ehebruch, Trennung und Zusammenkunft, Zeitgeschichte, die Familiengeschichte wird oder umgekehrt –, all das spielt sich ja in den Texten und später auf der Bühne ab, das muss reichen. Roland Schimmelpfennig redet nicht so viel, er kann schweigen, auch mit anderen. Vielleicht hört und erlebt er deswegen so einiges, das sich dann „verwenden“ lässt? fünf Roland Schimmelpfennig liebt Schauspieler. Schauspieler spielen gern in Schimmelpfennigs Stücken, denn es gibt keine schlechten Rollen darin. Roland lässt niemanden nur zum Tablettreintragen auftreten. Wenn doch, baut er fünf reizvolle Kurzauftritte so, dass sie später für einen Spieler als attraktives Päckchen geschnürt werden können. Er hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie man – neben dem Dialog – eben auch eine Figur entwickelt. sechs Roland Schimmelpfennig ist ein Augenblickskünstler. Die Kunst des Dramatikers entsteht beziehungsweise verschwindet wieder, wenn das Licht auf der Bühne anoder ausgeht. Schimmelpfennig schreibt: „Das Theater lebt, es atmet. Und weil es lebt, atmet, ist es natürlich vergänglich. Das wirklich Schreckliche, schrecklich Schöne, auch das Großartige, Einmalige, Unvergleichliche am Theater ist die dem Theater innewohnende Vergänglichkeit.“ Oliver Reese, Intendant des Schauspiels Frankfurt, war als Chefdramaturg des Deutschen Theaters Berlin oft an Inszenierungen von Stücken des Autors Roland Schimmelpfennig beteiligt. Beim hier abgedruckten Text handelt es sich um Auszüge aus der Laudatio, die er anlässlich der Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises an Roland Schimmelpfennig Ende April 2010 hielt. Roland Schimmelpfennig, Jahrgang 1967, ist der meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Er hat als Journalist in Istanbul gearbeitet und war nach dem Regiestudium an der Otto-FalckenbergSchule an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 1996 arbeitet Roland Schimmelpfennig als freier Autor. Weltweit werden seine Theaterstücke in über 40 Ländern mit großem Erfolg gespielt. Man kann das, wenn man es denn kann, spielen. Man kann es aber auch lieber die Figur bloß sagen lassen. Oder jemand anderer sagt es. Das Theater hat hier alle seine 79 Blütenträume von Lutz Hübner Premiere im Juni 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Thomas Birkmeir Das Schauspielstudio Dresden Der Lutz-Hübner-Effekt Die Dramaturgin Beret Evensen über den Autor Lutz Hübner Mitspielen Die Arbeit mit Stücken von Lutz Hübner ist eine besondere. Er hat die Gabe, einem gesellschaftlichen Seismographen gleich, immer wieder jene Themen zu erspüren, die gerade in der Luft liegen, die jeden Zuschauer auf eine Weise betreffen. Seine Geschichten bieten denen, die sie auf der Bühne erzählen, die Chance, ihr Publikum unmittelbar zu erreichen. Lutz Hübner schöpft aus dem Alltäglichen, sein Repertoire ist vielfältig: In „Frau Müller muss weg“ thematisiert er das Ringen der Eltern um die optimale Startposition ihres Nachwuchses auf dem Weg in die Leistungsgesellschaft, in „Blütenträume“ die Einsamkeit der sogenannten Best Ager und ihre Suche nach einem alternativen Lebensmodell jenseits der Familie. „Dream Team“ handelt von der Perspektivlosigkeit junger Kleinkrimineller, die sie den Weg zurück ins bürgerliche Leben verpassen lässt, während „Ehrensache“ die Sprengkraft aufeinanderprallender kultureller Wertesysteme schildert. Hübners jüngstes Stück „Die Firma dankt“ ist eine Farce um die Gepflogenheiten der modernen Unternehmenskultur und ihrer jungen Repräsentanten, die einen erfahrenen Ritter der Old Economy in den Irrsinn treiben. Alle Stücke entstehen in enger Zusammenarbeit mit seiner Co-Autorin Sarah Nemitz. Das Ergebnis sind perfekt komponierte Plots, die den Zuschauer über weite Strecken amüsieren, ohne die Nöte der Figuren dem Lachen preiszugeben. „In einem guten Stück müssen alle Figuren Recht haben“, sagt Hübner, „nicht die ganze Zeit, aber irgendwann jeder einmal, am besten alle die ganze Zeit, dann ist es ein Stück, welches nachhallt. Der Dramatiker muss Verständnis für das übelste Gelichter aufbringen, die borniertesten Dünkel beklatschen können und den simplen Naturen ihr simples Weltbild belassen. Nichts schlimmer als Autoren, die in jeder Zeile heraushängen lassen, dass sie eigentlich viel klüger als ihre Figuren sind.“ Die Geschichten des Lutz Hübner orientieren sich am Leben selbst und an seinen alltäglichen Untiefen. Und weil jeder Zuschauer ein Experte des Lebens ist, erreichen sie so viele Menschen. Ein besonderes Phänomen ist dabei noch zu beobachten: In Hübners Komödien, Familientragödien und Milieustudien überschreitet das Publikum immer wieder eine Grenze. Das Spiel auf der Bühne wird nicht mehr als eine Kunstform wahrgenommen, die Leistung der Schauspieler nicht nach den üblichen Maßstäben von Virtuosität, spielerischem Einfallsreichtum und sprachlichem Ausdruck beurteilt. Es passiert etwas, dass meistens den ersten Theatererlebnissen in der Kindheit vorbehalten bleibt: Darsteller und Figur verschmelzen miteinander und werden eine Einheit, die Charaktereigenschaften des hübnerschen Personals werden automatisch den Schauspielerinnen und Schauspielern zugeordnet, der Zuschauer fühlt eine Vorstellung lang mit den Figuren und nimmt sie dann mit sich ins echte Leben. Diese Reaktion, die man den „Lutz-Hübner-Effekt” nennen könnte, zeigt sich auch an einem Abend im Dresdner Theaterfoyer. Die Darstellerin der Frau Müller sieht sich plötzlich mit ernsthaft vorgebrachten Fragen zur pädagogischen Praxis konfrontiert. Ihre Kollegin (eine gebürtige Dresdnerin), die die heimwehkranke Kölnerin Marina Jeskow spielt, wird euphorisch mit dem Satz „Es geht mir genau wie Ihnen! Es gelingt mir einfach nicht, hier im Osten anzukommen“ begrüßt, während eine andere leise Kritik für ihre opportunistische Haltung im Klassenzimmer einstecken muss. Den LutzHübner-Effekt Abend für Abend bei den Vorstellungen mitzuerleben, macht Theatermenschen auf und hinter der Bühne glücklich. Er schenkt den Zuschauern ein intensives Theatererlebnis, amüsiert sie, fordert die eigene Positionierung ein und sorgt dafür, dass sie bald wieder ins Theater kommen. Der Theaterkritiker Peter Michalzik bringt es auf den Punkt: Lutz Hübner spielt „eine Hauptrolle auf deutschen Bühnen. Er vergibt keine Zensuren und er liefert auch keine Klischees. Er spitzt sehr geschickt zu, wo tatsächlich der Konflikt, die Angst und der Hass lauern. Er zeichnet nicht nur sehr genau, er überzeichnet auch, zieht die Schraube eine Drehung weiter, er steigert den Konflikt ins Groteske, bis dahin wo der Irrsinn der Wirklichkeit sichtbar wird. Hübner ist der bisher trotz allem Erfolg zu wenig geschätzte Vorreiter einer neuen, konkreten, gesellschaftsbezogenen Dramatik.“ Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Er ist einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker. Bevor er 1994 begann, Stücke zu schreiben, arbeitete er als Schauspieler. Inzwischen sind über 30 Dramen von ihm erschienen und auf zahlreichen Bühnen im In- und Ausland zur Aufführung gekommen. Das Porträt des Autors von Beret Evensen ist die gekürzte Version eines Vorwortes zu einem Sammelband seiner neueren Stücke, der im Mai 2011 im Verlag Theater der Zeit erscheint. Jeder Mensch hat Eigenschaften, Heinz. 80 Seit 1967 wird für Schauspielschüler der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig in Partnerschaft mit dem Staatsschauspiel Dresden eine besondere Ausbildungsform praktiziert: Nach einem zweijährigen Grundstudium an der Hochschule in Leipzig werden die Schauspielstudenten im dritten und vierten Studienjahr in einem sogenannten Studio in Dresden weiter ausgebildet. Die Studenten wirken an Produktionen des Staatsschauspiels mit, erhalten Unterricht von am Ort tätigen Künstlern und erarbeiten eine eigene Studioinszenierung. Diese praxisbezogene Ausbildung ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Die Studienleiter des scheidenden Jahrgangs Jens Groß und Tilmann Köhler sprachen mit Ines Marie Westernströer und Christian Clauß, die beide Absolventen und neue Ensemblemitglieder sind, über Erwartungen, Erfahrungen und Perspektiven der gerade beendeten Schauspielausbildung. Jens Groß: Ihr wurdet zwei Jahre an der Hochschule Leipzig ausgebildet und dann für zwei weitere Lehrjahre an ein professionelles Theater in einer anderen Stadt angegliedert. Was habt ihr von dieser Praxis erwartet? Wie hat sich diese Zweiteilung angefühlt? Christian Clauß: Die ersten beiden Jahre an der Schule waren so vollgepackt, dass ich gar nicht dazu kam, darüber nachzudenken. Und dann waren wir plötzlich im vierten Semester und sollten bald Bescheid kriegen, in welche Stadt, an welches Studio wir kommen. – Da habe ich erst angefangen zu überlegen, was da losgeht. Groß: Und was ist dann „losgegangen“? Ines Marie Westernströer: Viel, viel spielen. Groß: Wie ist das, wenn man plötzlich mit den „großen Namen“, den fertigen Schauspielern gemeinsam auf einer Bühne steht? Clauß: Totale Aufregung. Und man kann es gar nicht recht glauben, dass man da mitspielen darf. Westernströer: Man spielt mit Profis! Plötzlich ist man Teil eines Ensembles, eines großen Ganzen, und ich fühlte mich überraschenderweise total gut aufgehoben. Groß: Oberstes Prinzip dieser Ausbildung ist es ja, dass ihr weiteren Rollenunterricht von Kollegen aus dem Ensemble erhaltet. Ihr steht sozusagen mit den Kollegen auf der Bühne, die dann auch eure Lehrer sind. Westernströer: Ja, das ist merkwürdig. Zum Beispiel spielte ich mit einem Kollegen im „Kirschgarten“ zusammen. Da war er mein Geliebter – oder der Mann, in den meine Figur sich verliebt hat. Nach der Vormittagsprobe arbeiteten wir nachmittags auf einer anderen Probebühne an der „Iphigenie“, und da war der Geliebte vom Vormittag plötzlich der Lehrer. Eigenartig, diese schnellen Rollenwechsel. Aber dadurch hatte man natürlich in jeder Produktion gleich ein, zwei Vertraute, die man, wenn man mal Probleme hatte, fragen konnte: „Sag mal, wie würdest du das denn machen?“ Das war schon sehr gut so. Groß: Wo lernt man mehr – beim Rollenunterricht mit den Kollegen oder bei den Produktionen auf der Bühne? Westernströer: Man lernt andere Sachen. Wofür in der Schule oder beim Rollenunterricht vielleicht Tage, möglicherweise auch Wochen Zeit zum Ausprobieren ist, muss es in Produktionen einfach schneller gehen. Clauß: Aber das ergänzt sich. Groß: Und euch beiden ist das so gut gelungen, dass ihr in Dresden am Staatsschauspiel … Clauß: … bleiben dürft. Juhu! Groß: War von vornherein klar, dass ihr gerne hierbleiben wolltet? Westernströer: Ich wollte unbedingt hierbleiben. Clauß: Ich hatte ziemlich viel Angst vor den neuen Studenten, die jetzt meinen Platz einnehmen. Zwischenzeitlich war ich sogar mal sicher‚ dass ich Nein sagen würde. Aber ich bleibe natürlich gerne hier. Andere wären auch gerne hiergeblieben. Groß: Fast alle Studenten haben inzwischen ein Folgeengagement. Die Ausbildung scheint also erfolgreich gewesen zu sein … Westernströer: Eine Frage an euch: War das absehbar? Wie ging es denn euch als Studioleiter mit uns? Tilmann Köhler: Ich fand unsere ersten Gespräche äußerst spannend, die wurden für mich zum Spiegel, in was für eine Theaterwelt oder in was für einen Beruf man geht oder eben schon gegangen ist. Da tauchen plötzlich all die Fragen auf, die man sich selber immer wieder stellen könnte und sollte. In einem Lehrer-Schüler-Schema habe ich nie gedacht. Ich empfinde das eher als Austausch über verschiedene Perspektiven und Erfahrungen. Man steht an unterschiedlichen Punkten mit denselben Fragestellungen und Hoffnungen ans Theater. Wir haben gemeinsam und voneinander gelernt. Groß: Habt ihr das Gefühl, dass ihr zu früh, zu schnell in eine zu große Verantwortung gesteckt wurdet? Westernströer: Ich nicht. 1 81 Christine-Marie Günther wurde 1988 in Dresden geboren. Vor ihrem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig machte sie Regiehospitanzen u. a. am Schauspiel Leipzig und am Staatsschauspiel Dresden. Außerdem war sie 2009 Mitglied des Bürgerchors in Volker Löschs Inszenierung „Die Wunde Dresden“. Clauß: Es war schon ein Prozess. Nicht nur schauspielerisch, sondern überhaupt. Das geht damit los, dass man Urlaubsscheine im Künstlerischen Betriebsbüro einzureichen hat, wenn man übers Wochenende nach Hause will. „Wieso?“, denkt man, „ich fahr doch nur übers Wochenende nach Hause, was soll denn daran jetzt so schlimm sein?“ Warum es wichtig ist, immer erreichbar zu sein, um notfalls einspringen zu können, das hab ich erst lernen müssen. Auch was es heißt, sich zwischen den Proben und Vorstellungen zu organisieren, wie man sich vorbereiten muss … All das kriegt man erst mit, wenn man längere Zeit am Theater ist. Ein großer Pluspunkt für ein späteres Engagement, im Vergleich zu den Studenten, die vier Jahre nur an einer Schule waren. Köhler: Ist es das, was euch verändert hat? Westernströer: Ein Vorteil ist auch, dass man sich ganz anders mit so einem Haus auseinandersetzen muss. Es gibt so viele Produktionen, die extrem unterschiedlich sind. Man schaut sich natürlich alles an und muss sich den Kollegen gegenüber eben auch positionieren. Völlig selbstverständlich entwickelt man dabei einen eigenen Theatergeschmack. Groß: Wenn du von den Kollegen redest, redest du da von der Gruppe der Studenten oder von den anderen Schauspielern? Westernströer: Von beiden. Clauß: Im Gegensatz zur Schule bekommt man nicht mehr einen Plan, dreimal, fünfmal die Woche Sport und dann Sprecherziehung und dann Musik. Man muss mehr Eigeninitiative entwickeln, man bekommt nicht mehr so viel vorgesetzt und ist dennoch Sklave der Notwendigkeiten. Köhler: Gab es denn Schlüsselmomente in der Ausbildung? Westernströer: Die Studioinszenierung, also deine Inszenierung der „Italienischen Nacht“, war so ein Schlüsselmoment für uns als Gruppe. Da haben wir ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt, verantwortlich zu sein und gemeinsam mit einem Stoff umzugehen. Clauß: Was können wir damit heute noch erzählen? Westernströer: Wie einigt man sich darauf? Clauß: Wie kommt dennoch jeder Einzelne darin vor? Westernströer: Wann lebt dieser Abend, und wie können wir mit unseren Erfahrungen oder dem, was wir wissen wollen, ein Publikum erreichen? Etwa eine Woche vor der Premiere gab es einen Moment, wo wir alle sehr verunsichert waren. Ich jedenfalls dachte: Oh, Gott, sagt Tilmann jetzt, wie es sein muss, oder müssen wir? Du hast es nicht getan, und wir mussten uns selber zusammenraufen, und ab da ging’s besser und besser. Es war ganz wichtig, dass du da nicht zu früh alles festgeklopft hast, sondern uns das Gefühl gegeben hast, dass es auch unsere Sache ist. Köhler: Ich bin überzeugt davon, dass jeder einen eigenen Impuls hat, eine bestimmte Art von Lebendigkeit, eine persönliche Haltung, ein Potenzial, für das man Raum schaffen muss, und dass man nicht von vornherein durch allzu viele fertiggefügte Dinge verhindern sollte. 82 Groß: Die Vorteile dieser Art von Ausbildung für die Studenten scheinen auf der Hand zu liegen. Was für Vorteile hat aber das Staatsschauspiel Dresden davon? Köhler: Man hat zehn junge, äußerst engagierte Leute für das Ensemble gewonnen. So gibt es darin eine junge Stimme, eine jugendliche Kraft, die eine eigene Meinung hat und Spuren hinterlässt. Ein kreatives Potenzial in einer Größenordnung, die in einem anderen Theater gar nicht denkbar wäre. Nirgendwo können so viele junge Menschen engagiert werden. Und dann ist es natürlich etwas Besonderes, dass ein anderes Miteinander im Ensemble möglich ist. Die Studenten sprechen ältere Kollegen an, mit denen sie gerne ein Szenenstudium machen möchten, von denen sie lernen können und wollen. So kommt man auf eine andere Art miteinander ins Gespräch und spricht vielleicht auch über Dinge, über die man sonst nicht sprechen würde. Und das ist so oder so ein großer Gewinn. Die neuen Studentinnen und Studenten am Schauspielstudio Dresden Andreas Hammer wurde 1989 in Bad Bergzabern geboren. Nach dem Abitur absolvierte er seinen Zivildienst in einem Heim für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung, bevor er 2009 sein Schauspielstudium aufnahm. Robert Höller wurde 1988 in Berlin geboren und legte sein Abitur 2007 ab. Seit 2005 spielt er in zahlreichen Fernseh- und Kinoproduktionen mit, u. a. „Großstadtrevier“ und „Tatort“. 2009 begann er das Schauspielstudium in Leipzig. Robert Höller Christine-Marie Günther Lea Ruckpaul Julia Keiling wurde 1987 in Berlin geboren. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbidung zur Marketingkommunikationswirtin. Seit 2009 studiert sie Schauspiel in Leipzig. Erste Theatererfahrungen sammelte sie in freien Theatergruppen in Berlin, wo sie u. a. auch in Feuershow- und Stelzenformationen und in Tanztheater produktionen mitwirkte. Thomas Kitzsche wurde 1989 in Halle an der Saale geboren. Nach der Schule absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr und arbeitete an den Theatern in Halle und Schwäbisch Hall als Regieassistent. Gregor Knop, geboren 1987 in Berlin, studierte bereits vor Beginn der Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ ein Jahr Schauspiel an der Pariser Theaterschule „Le vélo volé“. Seit Oktober 2010 absolviert er ein Auslandssemester am „Conservatoire National Superieur d’Art Dramatique“ in Paris. Jonas Friedrich Leonhardi, 1990 in Oschatz geboren, begann gleich nach dem Abitur das Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Erste Theatererfahrungen sammelte er zuvor in den Jugendclubs des Societaetstheaters und des Staatsschauspiels Dresden. Lea Ruckpaul, geboren 1987 in Berlin, wuchs in der Nähe von Hamburg auf. Nach ihrem Abitur 2006 arbeitete sie zunächst als Regieassistentin in Regensburg und Berlin, bevor sie 2009 das Schauspielstudium in Leipzig aufnahm. Julia Keiling Gregor Knop Thomas Kitzsche Andreas Hammer Jonas Friedrich Leonhardi Die Bürgerbühne Die Inszenierungen der Bürgerbühne Wir alle spielen Theater. Unser ganzes Leben lang. Sein und Schein unterscheiden sich dabei vielleicht gar nicht so sehr, wie wir manchmal glauben. Denn worin exakt liegt der Unterschied zwischen freundlich sein und nur so tun, als sei man freundlich? Die Bühne als Probebühne des Lebens eröffnet uns neue Spielräume. Indem wir die Welt spielen, entdecken wir sie neu. Ohne dass sofort ernsthafte Konsequenzen daraus entstehen, darf hier gedacht, gelacht und ausprobiert werden. Wir können zu unserem Spielpartner sagen: „Ich liebe dich!“, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen, und wir können Opfer beklagen, ohne einen realen Krieg geführt zu haben. Zweifelsfrei eine gute Übung, weltweit zu empfehlen! Andorra von Max Frisch Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1 Regie: Uli Jäckle 1 Bühne / Kostüm: Katrin Hieronimus Die Bürgerbühne lädt alle Bürger Dresdens ein: Führt euch auf! Nehmen Sie teil am öffentlichen Leben und am öffentlichen Nachdenken über die Welt. Bringen Sie Ihr Leben und Ihre Stimme mit in den Arbeitsprozess ein und schließlich auf die Bühne. In den letzten zwei Spielzeiten standen insgesamt 800 Dresdner Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und die Bürgerbühne Dresden ist auch überregional zum anerkannten und erfolgreichen Projekt geworden. Wir ruhen uns auch in der neuen Spielzeit nicht aus, sondern suchen nach neuen Themen und Formen. Und nach neuen Spielerinnen und Spielern. Wir bieten Ihnen vielfältige Möglichkeiten an, sich zu beteiligen oder mitzuspielen. Wenn Sie erst mal schnuppern wollen, besuchen Sie einmal wöchentlich einen unserer Theaterclubs, die von unseren Theaterpädagogen und Schauspielern geleitet werden. Thematisch wird es in den Clubs dieser Spielzeit um Wut, Essen, Märchen, Störungen und vieles andere gehen. Wenn Sie mehr Zeit haben, proben Sie mit einem Regieteam an einer Inszenierung. Die Stoffe und Themen sind vielfältig wie unsere Stadt: Mit „Andorra“ von Max Frisch mit Dresdnern aller Altersstufen und dem „Sommernachtstraum“ von Shakespeare mit Dresdner Jugendlichen wagen wir uns an zwei klassische Stücke. „Die Zärtlichkeit der Russen“ ist ein zeitgenössisches Stück über Kriegserinnerungen in einem Altenheim und kommt mit Dresdner Senioren auf die Bühne. Im Kontrast dazu steht das Rechercheprojekt mit Punks aus der Dresdner Neustadt, „Legal, illegal, scheißegal“. Und „Ja, ich will!“ ist ein Dokumentarprojekt für alle Verheirateten, oder solche, die es mal waren. Nicht alle Themen und Formen passen zu jedem, aber wenn Sie neugierig geworden sind, ist bestimmt etwas für Sie dabei. Sie brauchen keine Vorkenntnisse, denn uns interessiert weniger Ihre Virtuosität als Ihre Person. Wir versprechen Ihnen, wenn Sie einmal selbst auf der Bühne gestanden haben, sehen Sie das Theater mit anderen Augen. Und bestenfalls ein bisschen auch das Leben. Miriam Tscholl Die Bürgerbühne wird geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit des Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt. Informationen zu allen hier vorgestellten Produkti­o­nen der Bürgerbühne erhalten Sie im Internet unter: www.staatsschauspiel-dresden.de 1Telefon: 0351 . 49 13 - 849 1 E-Mail: buergerbuehne@staatsschauspiel-dresden. de 84 „In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Juden hielt“, so beginnt Max Frisch seine berühmte Parabel über Vorurteile. Ein Lehrer gibt seinem unehelichen Sohn, Andri, als „gerettetes Judenkind“ aus und die ganze Stadt sieht in ihm das vermeintlich jüdische, das es nie gab. Schließlich wird Andri ermordet und Schuld hat – das versteht sich von selbst – niemand. „Andorra“, uraufgeführt 1961, gilt als eines der wichtigsten und scharfsinnigsten modernen Theaterstücke. Gesucht werden Dresdner Bürger im Alter von 8 bis 60 Jahren, die Lust haben, Theater zu spielen. In der Stückvorlage von Max Frisch kommen u. a. ein Jugendlicher, eine Jugendliche, ein Vater, eine Mutter, ein Tischlergeselle, ein Maler, ein Doktor, ein Lehrer, ein Pfarrer, ein Soldat, ein Wirt und ein Dorf vor. Vielleicht schaffen wir es, die eine oder andere Figur mit Dresdnern zu besetzen, die diese oder eine ähnliche Rolle im Leben wirklich spielen. Denn wer könnte einen Lehrer besser darstellen als ein Lehrer? Ein Infotreffen findet am 21. Juni 2011 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Juli bis Oktober 2011. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Die Zärtlichkeit der Russen Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration von Dagrun Hintze Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3 Regie: Miriam Tscholl Aus Interviews mit Bewohnern eines Alten- und Pflegeheims ist ein Stück entstanden, in welchem neun Personen aus ihrem Leben erzählen. Frau K zum Beispiel erinnert sich vor allem an Schokolade und berichtet in einem Nebensatz, ihr Vater habe sich 1945 am Grab ihrer Mutter erschossen. Das Zeitdokument wirft einen klaren, aber auch zärtlichen Blick auf die Generation, die ihre Jugend im Zweiten Weltkrieg verloren hat. Gesucht werden Dresdner Bürger, die über 60 Jahre alt sind, Lust haben, Theater zu spielen, und offen sind für eine spielerische Auseinandersetzung mit Erinnerungen einer Kriegsgeneration. Ein Infotreffen findet am 6. Juli 2011 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Ende August bis November 2011. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Fabian Gerhardt Lysander, Hermia, Helena und Demetrius heißen die vier Jugendlichen, die in einer Sommernacht in den Athener Wald fliehen, um den Repressalien der Erwachsenenwelt zu entkommen. Diese Nacht wird ihr Leben verändern … Shakespeares berühmteste Komödie erzählt von junger Liebe, von nächtlichem Fieber und Rausch, von Verwirrung in der Menschen- und Feenwelt. Sie erzählt von der Unmöglichkeit der Liebe und zugleich davon, dass sie die einzige Hoffnung ist. Gesucht werden junge Leute zwischen 14 und 24 Jahren, die als Darsteller oder Musiker auf der Bühne stehen wollen. Ein Infotreffen findet am 4. September 2011 um 15 Uhr im Kleinen Haus statt. Geprobt wird von Oktober 2011 bis Februar 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Legal, illegal, scheißegal Ein Stück Punk für Einsteiger mit Ostpunks, Altpunks, Straßenpunks, Expunks, Politpunks und Modepunks Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3 Regie: Jessica Glause Punks besetzen die Bürgerbühne und führen sich auf. Macht kaputt, was euch kaputt macht! Aber bitte nicht im Theater? Wir wollen wissen, welche Biografien und persönlichen Entscheidungen hinter jedem einzelnen Lebensentwurf stehen. Macht die Do-it-yourself-Kultur Spaß, und was haben die generationsübergreifenden Vertreter der Protestkultur zu Themen wie Unabhängigkeit, Freiheit, Moral und Erziehung zu sagen? Denn „punk’s not dead“! Gesucht werden Punks jeden Alters, die sich auf die Bühne trauen. Gerne auch mit Band. Wer sich angesprochen fühlt, melde sich bei uns. Geprobt wird von Januar bis März 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Ja, ich will! Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3 Regie: Miriam Tscholl Das mit Diana und Charles ging schief, doch wir hoffen weiter, gratulieren Kate und Prince William und schauen uns die Idee Ehe mal genauer an. Seit Jahrtausenden stellt sich jede Generation und jede Kultur die Frage neu: Wie kann das Zusammenleben zweier Menschen gelingen, und was für Rechte und Pflichten sind damit verbunden? Wie ist das bei mir? Warum habe ich geheiratet? Und vor allem: Wie ist das bei den anderen? Unterhalten die sich auch nicht beim Frühstück und diskutieren am Abend darüber, wer sich vor dem befreundeten Ehepaar mehr blamiert hat? Und was erzählen jene, die sich für die Ehe auf Zeit entschieden haben und froh sind, dass sie endlich vorbei ist? Jede Ehe gleicht der anderen, doch es gibt so viele Geschichten über sie, wie es Ehen gibt. Und wir erzählen sie! Echte Geschichten natürlich, von denen aber niemand weiß, ob sie wahr sind. Gesucht werden Verheiratete, als Paar oder allein, Geschiedene und Verwitwete, die Lust auf ein Theaterprojekt haben. Gerne auch eine Standesbeamtin. Wenn Sie Spaß daran haben, sich mal auf der Bühne zu streiten anstatt zu Hause, und wenn sie neugierig sind, wie es anderen Paaren so geht, sind Sie bei diesem Projekt richtig. Vorkenntnisse sind nur im Fachbereich „Ehe“ erforderlich. Ein Infotreffen findet am 24. Januar um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Februar bis Juni 2012. 85 Weitere Angebote der Bürgerbühne Die Clubs der Bürgerbühne Wenn Sie im Publikum sitzen, denken Sie da manchmal: Auf der Bühne stehen und Theater spielen, das macht bestimmt Spaß? Wir laden Sie herzlich dazu ein! Unsere Theaterclubs sind Spielräume, um sich auszuprobieren: Sich mal ganz anders zu zeigen, auch mal wütend sein und gemeinsam mit anderen über die Welt nachzudenken. Die Clubs der Bürgerbühne sind für alle Altersgruppen offen und finden einmal wöchentlich statt. Am Ende der Spielzeit präsentieren sie ihre Ergebnisse in Werkstattaufführungen. Auf den folgenden Seiten können Sie herausfinden, welcher Club am besten zu Ihnen passt. Ein Infotreffen für alle Clubs findet am 7. September 2011 um 17:30 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Anmeldungen für die Clubs sind noch bis zum 9. September 2011 möglich 1 E-Mail: [email protected]. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Ulrich Reinhardt 1 Telefon: 0351 . 49 1 3 - 740 Club der wütenden Bürger von 14 bis 80 Jahren Seid wütend! Empört euch! Begehrt auf! Grund dafür gibt es genug. Im Club der wütenden Bürger soll benannt werden, was uns sauer macht, worüber wir uns so richtig aufregen könnten, wofür wir auf die Straße gehen wollen – im Kleinen und im Großen. Doch damit nicht genug. Denn wenn nicht so, wie dann? Aus Wut soll etwas Neues entstehen. Wir wollen also darüber hinaus nach möglichen und unmöglichen Auswegen, Alternativen und Gegenentwürfen suchen und mit diesen experimentieren. Ein Projekt für alle Aufreger, Erneuerer, Umwälzer und Gesellschaftsutopisten von 14 bis 80 Jahren. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1Termine: September 2011 bis Mai 2012, donnerstags 18 – 21 Uhr Club der essenden Bürger von 14 bis 80 Jahren Mit Essen spielt man nicht – wir schon! Das Kochen war einer der ersten kreativen Akte der Menschheit, und rund um das Essen und dessen Zubereitung ranken sich unzählige Geschichten, Rituale, Mythen und persönliche Erinnerungen. Im Club der essenden Bürger wollen wir uns nun dem Begriff der „Esskultur“ einmal anders nähern. Wir wagen ein kulinarisch-theatrales Experiment irgendwo zwischen süß-sauer und halb durch, zwischen Performance, Objekttheater und Liederabend. Ob wir am Ende Rezepte singen oder uns mit Torten bewerfen, Oden an den Dresdner Stollen deklamieren oder uns den Weihnachtsspeck von den Hüften tanzen – das gilt es in den gemeinsamen Proben herauszufinden und abzuschmecken. Ein leckeres Projekt für alle mit einem gesegneten Appetit. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine: September 2011 bis Mai 2012, dienstags 18 – 21 Uhr Club der anders begabten Bürger Wer ist normal, und was ist normal? Im Theater ist erst einmal nichts normal. Dieser Club ist offen für alle Darsteller, die von der Mehrheit der Gesellschaft als Menschen mit geistiger Behinderung eingestuft werden. Jeder spielt hier nach seinen Fähigkeiten und Interessen. Mitreißende Spielfreude, Authentizität und Spontaneität sind die Pfunde dieser Spielgruppe. Und mit diesen wuchert sie üppig und bezaubernd. Leitung: Jaqueline Hamann (Theaterpädagogin) 1Termine werden noch bekannt gegeben. 86 Club der dramatischen Bürger von 13 bis 17 Jahren Die großen Menschheitsthemen stehen auch in dieser Spielzeit auf dem Plan! Shakespeare, Schiller, Kleist, Büchner und Brecht sind zwar tot, aber immer noch im Boot. Im Spielclub für junge Leute wählt ihr gemeinsam eine Inszenierung aus dem Spielplan aus und klopft den großen Text darauf ab, was euch davon hier und heute berührt. Und während auf der großen Bühne für die Premiere geprobt wird, tropft auch bei euch der Schweiß. Der Spielclub ist für alle, die gerne in fremde Rollen schlüpfen und Lust am Spielen und Ausprobieren haben. Am Ende steht, wie immer in unseren Clubs, eine Werkstattaufführung. Leitung: Philipp Lux (Schauspieler) 1 Termine: September 2011 bis April 2012, dienstags 16 – 18 Uhr Club der schönen neuen Bürger von 16 bis 22 Jahren Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Ständig unterwegs, viele Klamotten, die neusten Gadgets und ein schickes Auto? Oder Bioessen, und alles, was du trägst, ist Fair Trade? Im Club der schönen neuen Bürger wollen wir untersuchen, welche Träume oder Illusionen wir verfolgen und woher diese möglicherweise kommen. Die Medien prägen unsere Vorstellungen vom schönen neuen Leben und wecken in uns Erwartungen, denen wir (nicht) gerecht werden und die wir vielleicht (gar nicht) wollen. Wenn du zu Castingshows, Reality-Soaps, Markenlogos, Sweatshops, Flatrate-Saufen und Infotainment eine Haltung hast oder eine finden möchtest, bist du in diesem Club richtig. Am Ende soll eine Werkstattaufführung stattfinden, in der du, mit eigenen Ideen und Szenen, zeigen wirst, ob du ein Alpha-Plus oder ein Epsilon-Minus bist. Leitung: David Lenard (Regieassistent) 1Termine: September 2011 bis Mai 2012, donnerstags 16 – 18 Uhr Club der störenden Bürger von 16 bis 26 Jahren Wir tauchen auf, mischen uns ein, irritieren. Bei Stadtfesten, Pressekonferenzen, Theaterpremieren, im Konsum, in Schaufenstern, Straßenbahnen und Parks. Unvermittelt sind wir da, laut oder leise, auffällig oder verborgen. Wir erforschen den Alltag, indem wir ihn unterwandern, und dokumentieren die Irritationen, die wir auslösen. Leitung: Veronika Steinböck (Schauspielerin) 1 Termine: September 2011 bis März / April 2012, freitags 18 – 21 Uhr, im November und Januar je ein Probenblock am Wochenende Club der mutigen Bürger von 13 bis 18 Jahren Grimms Märchen kennt doch jeder. Schon tausendmal gehört, verfilmt, gespielt. Aber was steckt in den Märchen eigentlich drin? Geht da immer alles mit rechten Dingen zu? In diesem Club wollen wir als Reisende durch das Leben gemeinsam in unserem Gepäck kramen. Fundstücke spielerisch drehen und wenden. Neue Enden für alte Märchen ausprobieren und Wege der Auseinandersetzung finden. Dieser Club öffnet die Bühne für junge Menschen, die von zu Hause ausgezogen sind und in betreuten Kinder- und Jugendwohngruppen leben. Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin) 1 Termine: September 2011 bis März 2012, mittwochs 17 – 20 Uhr unart – für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren Ein Jugendwettbewerb für multimediale Performances Einmal mit einem eigenen Projekt für 15 Minuten auf der Bühne stehen! In Dresden, Hamburg, Frankfurt am Main und Berlin bekommen jeweils acht Gruppen die Chance dazu. Wer mitmachen will, muss nur eine erste Idee entwickeln und sich bei uns bewerben. Wichtig ist, dass ihr euch das Thema selbst ausgedacht habt und dass das Projekt etwas mit eurem Leben zu tun hat. Dabei könnt ihr ganz unterschiedliche Kunstformen einsetzen, wie etwa Tanz, Schauspiel, Video, Musik oder, oder. Achtung: Es müssen mindestens zwei Kunstformen zusammenkommen. Wenn ihr ausgewählt werdet, arbeitet ihr mit einem Künstler, der euch coacht. Das sind z. B. Regisseure, Schauspieler, Musiker oder Tänzer. Sie können euch bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen beraten, Tipps geben oder Profitechniken zeigen. Regie führt ihr aber selbst, denn es geht ja um eure Ideen. Für die Bewerbung skizziert ihr eure eigene Idee kurz und knapp auf dem unter www.unart.net bereitgestellten Bewerbungsbogen. Ein Infotreffen findet am 20. Mai 2011 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Bewerbungsschluss ist der 6. Juni 2011. Danach wählt die Expertenjury acht Dresdner Gruppen aus. Für diese Teams beginnt nach den Sommerferien die Probenphase. Wer kann sich bewerben? Gruppen von drei bis zwölf Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren Der unart-Wettbewerb ist eine Initiative zur Förderung kultureller Jugendbildung der bhf-bank-Stiftung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt, dem Maxim Gorki Theater Berlin, dem Thalia Theater Hamburg und dem Staatsschauspiel Dresden. www.unart net Spielwut am Samstag von 14 bis 24 Jahren Verschwendet euer Wochenende mit uns, denn wir wollen mit euch spielen! In der neuen Spielzeit laden wir euch an drei Samstagen zur großen „Spielwut“-Session in unser Probebühnenzentrum ein. Dort wollen wir nach Herzenslust improvisieren und deklamieren, tanzen und toben, flüstern und schreien, singen und schweigen – eben all das tun, was man auf einer Bühne tun kann. Jeder darf sich hier ausprobieren und seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Denn im Spielen erkennt man, was in einem steckt. Im Anschluss an jede Session geht es dann zusammen zum gemeinsamen Besuch der Abendvorstellung ins Theater. Die Karten dazu bekommt ihr für nur 3,5o ¤. Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin), Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) und Veronika Steinböck (Schauspielerin) 1 Termine: 24. September 2011, 21. Januar und 12. Mai 2012, jeweils 11 – 18 Uhr mit anschließendem Theaterbesuch. Fremdgänger Ferienworkshop für Schüler von 14 bis 18 Jahren im Rahmen des Festivals Fremd – „Politik im Freien Theater“ Stell dir vor, der Sparkassenautomat auf dem Postplatz ist eine Kommunikationszentrale ausländischer Geheimdienste. Und wie wäre es, wenn man von der Spitze der Frauenkirche aus die Skyline von New York vor Augen hätte? Wir erfinden unsere Stadt neu! Wir „verfremden“ Dresden! Wir ziehen mit euch gemeinsam durch die Straßen, Plätze, Häuser und Hinterhöfe auf der Suche nach dem Rätselhaften und Fremden. Die Stadt wird zur Kulisse für unsere Fantasie und unseren Entdeckergeist. Wir suchen die Orte und Dinge, denen man sonst keine Beachtung schenkt, und (er)finden neue Geschichten zu altbekannten Plätzen. Aus diesen Entdeckungen basteln wir Touren, auf denen ihr für Besucher des Festivals „Politik im Freien Theater“ zu Fremdenführern werdet und ihnen Dresden zeigt, wie sie es bestimmt noch nicht kennen. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine: 18. bis 21. und 24. bis 26. Oktober 2011 Anmeldung und nähere Informationen: ulrich.reinhardt@ staatsschauspiel-dresden.de Culture Clash – Das Bürgerdinner Am großen Esstisch treffen sich Dresdner Bürger, von denen wir glauben, dass sie mal miteinander essen und reden sollten. Und alle können dabei sein und mitessen, wenn sich Hebammen mit Bestattern, Ossis mit Wessis oder Experten der Gentechnik mit Bioverfechtern treffen. Das Bürgerdinner ist ein „Gesellschaftsspiel“, eine Plattform für ernste und unernste Begegnungen zwischen Dresdner Bürgern in sinnlicher Atmosphäre und eine Möglichkeit, gemeinsam in einen spielerischen Dialog zu treten. Essen ist lecker, macht Spaß und zwingt zu ungezwungenen Gesprächen. Dresden, vollendet Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt (Theaterpäda- 500 Bürger aus Dresden vollenden einen Satz, der mit goge) und Miriam Tscholl (Regisseurin) 1 Die Termine „Dresden könnte … “ beginnt. Am Ende der Spielzeit verwerden im Spielplan bekannt gegeben. lesen Mitglieder des Ensembles die verheißungsvolle Sammlung auf der Bühne im Kleinen Haus. Leitung: Miriam Tscholl Die Bürgerbühne forscht Die Öffnung des Theaters für Formate mit nichtprofessionellen Darstellern steht auf deutschen Bühnen noch am Beginn ihrer Entwicklung. Impulse für diese Entwicklung gehen auch von Lehre und Forschung zum Theater aus. Deshalb ist der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden eine enge Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Ausbildungsstätten für Theater wichtig. In einer Kooperation zwischen der Bürgerbühne und dem Fachbereich Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis der Universität Hildesheim wird in Seminaren und theaterpraktischen Übungen über partizipative Projekte der zeitgenössischen Theaterlandschaft reflektiert und nach neuen Möglichkeiten geforscht. In einem Ideenwettbewerb entwickeln Studierende neue Konzepte, von denen eines von einer Jury ausgewählt und schließlich mit den Studierenden selbst in der Bürgerbühne umgesetzt wird. 87 Theater und Schule Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist eine wichtige Verbindung, um Theater an junges Publikum heranzuführen. Unsere Theaterpädagogen verstehen sich als Vermittler zwischen Schule und Theater. Vermittlung kann dabei vieles sein: durchs eigene Ausprobieren Freude am Theater finden, ein Theaterstück durchs Spielen besser verstehen, mit den Dramaturgen sprechen oder einen Blick hinter die Kulissen werfen … Hier finden Sie vielfältige theaterpädagogische Angebote, die den Theaterbesuch mit der Klasse spannender und lebensnaher machen. Bitte richten Sie Ihre Anfragen an die Theaterpädagogen Maike Döschner und Ulrich Reinhardt, Telefon: 0351 . 49 13 - 742 oder - 740 1 E-Mail: [email protected] Angebote für Schulklassen Vor Spiel / Nach Spiel Wir bieten Schulklassen spielerische Einführungen zu unseren Inszenierungen an, die wir entweder direkt in der Schule oder bei uns im Theater durchführen. Ziel ist es, durch die kreative Auseinandersetzung mit dem The­ater Brücken zwischen der Inszenierung und den eigenen Lebenserfahrungen zu schlagen, Fantasie und Vorstellungsvermögen zu wecken und auf den Theaterbesuch neugierig zu machen. Im sogenannten NachSpiel werden diese praktischen Übungen mit einem Austausch über das Gesehene verbunden. Termine: nach Absprache 1 Dauer: mindestens eine Dop­pel­­stunde Blick Dahinter Bei Führungen durch das Haus können Schulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraum aus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuch ermöglichen wir Einblicke hinter die Kulissen. Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch verbunden sind, kosten 1,50 ¤ pro Person. Termine: wochentags 8:30 Uhr oder ab 14 Uhr, nach Ab­ sprache 1 Dauer: ca. 60 Minuten Viertel Vor / ViertelNach Einführungen und Nachgespräche werden auf Anfrage zu allen Stücken des Spielplans angeboten. Termine: nach Absprache 1 Dauer: 30 – 45 Minuten Groß Vor Haben: Das Spielplanprojekt! Wir bieten schulische Projekttage mit inten­siven Übungen und Improvisationen zu einigen unserer Inszenierungen an. Zu welchen Taten ist man aus Eifersucht fähig („Woyzeck“)? Wer liebt eigentlich wen („Ein Sommernachtstraum“)? Und was ist dir im Leben wirklich wichtig („Nichts“)? Mit den Mitteln des Theaters entwickeln wir eigene Haltungen zum Thema des Stücks. In einer Werkstattpräsentation können am Ende des Projekts die Ergebnisse vorgestellt werden. Termine und Dauer: nach Absprache 88 Vor Schlag Beratung für Ihre Theater - AG bieten wir jederzeit gerne an. Wir hel­fen bei der Suche nach passenden Stücken und unterstützen Sie bei der praktischen Umsetzung der ausgewählten Stoffe. Termine: nach Absprache Vor G eschmack Einführungen in die Besonderheiten neuerer Theatertexte und zeitgenössischer Umsetzungsformen auf der Bühne erleichtern dem „Nichttheaterprofi“ den Zugang zu noch unbekannten Theaterformen. Wir bieten Schulklassen sowohl Vorgespräche als auch spielpraktische Einführungen an, um vor dem Vorstellungsbesuch einer Inszenierung an unserem Haus die jeweiligen Text- und Inszenierungsformen besser kennenzulernen. Sekundarstufen i und ii 1 Dauer: eine Doppelstunde plus Vorstellungsbesuch 1 Ort: Schule und Theater Vor Prescher Für junge Theaterfreaks und -fans von 14 bis 24 Jahren. In regelmäßigen gemeinsamen Treffen erfahren die Vor Prescher, wie Theater gemacht wird und wie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gespräch mit Machern der verschiedenen Produktionen, besuchen Proben, können hinter die Kulissen unseres Theaters schauen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichen Tätigkeiten vieler Theaterberufe. Die gesammelten Informationen geben die Vor Prescher in der Schule oder der Uni weiter und verteilen Monatsspielpläne, Plakate, Postkarten etc. Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen des Staatsschauspiels Dresden bekommen die Vor Prescher für nur 3,50 ¤. Termine: regelmäßige Treffen einmal monatlich und zusätzlich vereinbarte Termine für Probenbesuche, Führungen, Gesprächstermine und und und 1 A nmeldung: [email protected] Unterschiedliche Vor Stellungen Für Leistungskurse und Grundkurse Deutsch, Klasse 11 / 12 Im Rahmen der Behandlung von „Theaterkonzepten“ im Unterricht bieten wir einen Workshop speziell zum Thema „Unterschiedliche Theaterkonzepte und Dramentheorien“ an und setzen Brechts oder Aristoteles’ Theorien praktisch um! Die Schüler besuchen dazu außerdem eine Inszenierung an unserem Haus. Termine: nach Absprache 1 Dauer: eine Doppelstunde plus Vorstellungsbesuch Angebote für Lehrer Vor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen, Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monatlich per Post oder E-Mail an alle interessierten Lehrer, Kursleiter und Dozenten. Anmeldung: E-Mail: [email protected] Vor Bereitung Materialmappen mit Informationen zum Stück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit der Klasse bieten wir zu vielen Inszenierungen an. An welchem Stück sind Sie interessiert? Bitte fragen Sie nach! Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und eine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abendvorstellung einer Inszenierung an, um ein Stück für die Klasse „vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einen Vorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit, sich vorab zu informieren. Anmeldung über die Theaterpädagogik 1 Preis: 7,00 ¤ p. P. Pädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogischen Tag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einer Theaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche? Gerne bieten wir an unserem Haus Einführungen in die szenische Interpretation für Deutschlehrer oder fachbezogene Fortbildungen zu Stücken unseres Spielplans an. Theatertage der Pädagogen für Lehrer aller Fachbereiche Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden. Dreieinhalb Tage lang Theater pur. Theaterbegeisterte Lehrer verschiedenster Fachbereiche treffen sich im Staatsschauspiel Dresden. Auf dem Programm stehen Vorstellungsbesuche, praktische Theaterarbeit und Gespräche mit Theatermachern, Dramaturgen und Schauspielern. Am Ende werden Sie hoffentlich jede Menge Anregungen zur Einbeziehung von Theater in den Unterricht mitnehmen! Leitung: Maike Döschner 1Termine: 14. bis 17. Februar 2012 Tagesfortbildung für Deutschlehrer Einführung in die szenische Interpretation anhand von Schillers „Die Räuber“. Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden. Innerhalb dieser Tagesfortbildung wollen wir uns mit der „Räuber“-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden und ihrem künstlerischen Ansatz auseinandersetzen. Die spielerische Auseinandersetzung ermöglicht einen kreativen Zugang zu dem dramatischen Werk. Das Kennenlernen verschiedener Methoden der szenischen Interpretation und die Übertragung in den Unterricht stehen hierbei im Mittelpunkt. Leitung: Maike Döschner 1 Termin: Mai 2012 Lehrerclub Für Lehrerinnen und Lehrer, die das künstlerische Profil an Gymnasien oder Neigungskurse Theater an Mittelschulen unterrichten. Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden. Einmal nicht Anleiter sein, sondern selbst auf der Bühne spielen: Im Lehrerclub können sich Lehrerinnen und Lehrer durch eigene praktische Erfahrung im darstellenden Spiel fortbilden. Dabei sollen nicht nur Anregungen für Aufwärm- und Spielübungen gegeben werden, sondern ausgehend von einem gemeinsamen Thema soll eine eigene Stückentwicklung erfolgen. Modellhaft kann man so an der Entstehung einer Inszenierung mitwirken. Ziel ist die Erarbeitung einer Szenencollage und eine Werkstattpräsentation am Ende der Fortbildung. Eigene Interessen, Wünsche und Anliegen, auch in Bezug auf die entsprechenden Lehrpläne, werden hierbei gerne berücksichtigt. Leitung: Eva Gödan 1 Termine: alle 14 Tage, mittwochs 17:30 – 19:30 Uhr. Erstes Treffen: 14. September 2011 Das erste Mal … im Theater! Sie waren mit Ihren Schülern noch nie im Theater? Dann wird es höchste Zeit für „Das erste Mal!“ Wir möchten Ihnen diesen Schritt erleichtern und bieten deshalb in der Spielzeit 2011.2012 ausgewählte Vorstellungstermine an, zu denen Sie und Ihre Schüler Eintrittskarten für nur 3,00 ¤ pro Person erwerben können. Der Theaterbesuch wird nach Absprache theaterpädagogisch begleitet. Die genauen Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit 2011.2012 an unseren Theaterkassen, im Internet oder über die Theaterpädagogik! Wir freuen uns auf Sie und hoffen, dass auf „Das erste Mal …“ noch viele weitere Male folgen werden. 89 DIE WELT BEWEGT SICH MIT UNS Lagerlogistik Archivservice Kunsttransporte weltweite Umzüge Betriebsverlagerung klimaneutral 03 51 - 4 90 69 93 [email protected] Paul v. Maur GmbH, Intern. Spedition Betrieb: Inselallee 20-24, 01723 Kesselsdorf t: (03 52 04) 7 12 -10 f: (03 52 04) 7 12 -11 RE ADY TO SERVE YOUR INTERN ATIONAL MOVING NEEDS Das DruckHaus Dresden gehört zu den Ersten, die Ihnen jetzt die Möglichkeit bieten, klimaneutral zu drucken und dies auch »schwarz auf weiß« zertifizieren zu lassen. Für die Klimabilanz werden der jeweilige Energieverbrauch und die CO 2Emissionen Ihres Produktes ermittelt. Die Kompensation wird Ihnen bescheinigt durch das Zertifikat: Digitale groSSbilDlÖSUNgeN für Messe, shop & Architektur klimaneutral gedruckt wohntippdresden.de KCURD HAUS DRESDEN 90 Bärensteiner Str. 30 01277 Dresden T 0351-318 70 - 0 [email protected] www.online-druckhaus.de www.druckhaus-dresden.de Schöner wohnen in Dresden © Asisi Dresden 1756 Das monumentale Panorama des historischen Dresden wurde von Marx & Moschner auf 3000 qm Textil digital gedruckt. Es entfaltet sich über 27 m Höhe in einem Durchmesser von 35 m im Panometer Dresden. Marx & Moschner druckt und präsentiert digitale Großbilder für namhafte Unternehmen wie Daimler AG, Warsteiner, Opel, Siemens, Audi oder das Staatsschauspiel Dresden in höchster Perfektion und Brillanz. Marx & Moschner GmbH Wigeystraße 18 - 20 57368 Lennestadt Tel. 0 27 23/ 96 68 -0 Fax 0 27 23/ 96 68 15 www.marx-moschner.de Wohnungsgenossenschaft Aufbau Dresden eG Henzestr. 14 • 01309 Dresden • Tel. (0351) 44 32-0 • Fax 44 32-299 91 Ensemble und Mitarbeiter 2011.2012 Schauspieler Ensemble: Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger, Thomas Braungardt, Christian Clauß, Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann, Christian Friedel, Fabian Gerhardt, Albrecht Goette, Sascha Göpel, Olivia Grigolli, Picco von Groote, Stefko Hanushevsky, Christine Hoppe, Benjamin Höppner, Holger Hübner, Vera Irrgang, Lars Jung, Hannelore Koch, Matthias Luckey, Philipp Lux, Ahmad Mesgarha, Wolfgang Michalek, Anna-Katharina Muck, Benjamin Pauquet, Ina Piontek, Karina Plachetka, Tom Quaas, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Annika Schilling, Lore Stefanek, Antje Trautmann, Sebastian Wendelin, Helga Werner, Ines Marie Westernströer 1 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden Christine-Marie Günther, Andreas Hammer, Robert Höller, Julia Keiling, Thomas Kitsche, Gregor Knop, Jonas Friedrich Leonhardi, Lea Ruckpaul Intendanz Intendant: Wilfried Schulz 1Mitarbeit und Sekretariat: JeanetteSeeger 1 PersönlicherReferentdesIntendantenundKünstlerischerProduktionsleiter (Koproduktionen, Gastspiele, Sonderveranstaltungen): Christof Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet Belka 1 1 Sekretariat und Mitarbeit: Felicitas Brendel, Jaquelin Grumbt Dramaturgie Chefdramaturg: Robert Koall 1 M itarbeit und Sekretariat: Luise Mundhenke / Sophie Püschel 1 Dramaturgie: Beret Evensen, Ole Georg Graf, Martin Heckmanns, Karla Kochta, Luise Mundhenke, Julia Weinreich, Felicitas Zürcher 1 A rchiv: Katrin Riedel Die Bürgerbühne und Theaterpädagogik Leitung: Miriam Tscholl 1Theaterpädagogik: Maike Döschner, Ulrich Reinhardt 1 M itarbeit: Christiane Lehmann, Veronika Steinböck 1 Gastschauspieler Ulrich Anschütz, Sabrina Ascacibar, Annedore Bauer, Schauspielstudio Dresden der Hochschule für Musik und Theater Matthias Bleier, Mila Dargies, Regina Felber, Doreen Fietz, Ursula Geyer- „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Leitung: Tilmann Köhler, FeliciHopfe, Nicola Gründel, Jürgen Haase, Gerhard Hähndel, Olaf Hais, Christoph tas Zürcher 1 M itarbeit: Simone Wiemer Homberger, Max Hopp, Susanne Jansen, Berit Jentzsch, Burghart Klaußner, Matti Krause, Yelena Kuljic, Günter Kurze, Bernd Lange, Andreas Leupold, Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Jürgen Jan Maak, Jacqueline Macaulay, Iris Stefanie Maier, Henner Momann, Anne Reitzler 1 Leitung Künstlerisches Betriebsbüro: Ralf Schindler 1 M itarMüller, Robert Niemann, Philipp Otto, Oda Pretzschner, Werner Rehm, beit: Simone Wiemer 1 Regieassistenz: René Braun, David Lenard, Hauke Nele Rosetz, Dominik Schiefner, Isabel Schosnig, Thomas Schumacher, Meyer 1 Inspizienz: Michael Fleischer, Andreas Lötzsch (Leitung StatisAnneke Schwabe, Falilou Seck, Gunnar Teuber, Sabine Waibel, Hanns- terie), Detlef Müller, Matthias Tetzlaff 1 Souffleusen: Uta Erler, Christina Loose, Viola Barkleit-Schlese Jörn Weber, Eike Weinreich Regie Sabine Auf der Heyde, Stefan Bachmann, Sebastian Baumgarten, Thomas Birkmeir, Simone Blattner, David Benjamin Brückel, Barbara Bürk, Wolfgang Engel, Bernd Freytag, Holk Freytag, Christoph Frick, Jan Gehler, Fabian Gerhardt, Jessica Glause, Helgard Haug, Friederike Heller, Julia Hölscher (Hausregisseurin), Uli Jäckle, Klaus Dieter Kirst, Burghart Klaußner, Tilmann Köhler (Hausregisseur), Burkhard C. Kosminski, Susanne Lietzow, David Marton, Walter Meierjohann, Frank Panhans, Armin Petras, Marc Prätsch, Stephan Reher, Simon Solberg, Sandra Strunz, Miriam Tscholl, Roger Vontobel, Daniel Wetzel, Franz Wittenbrink Bühnenbildner und Kostümbildner Olaf Altmann, Maria-Alice Bahra, Julia Beyer, Esther Bialas, Karoline Bierner, Sabine Blickenstorfer, Jeremias Böttcher, Su Bühler, Barbara Drosihn, Barbara Ehnes, Florian Etti, Dagmar Fabisch, Irène Favre de Lucascaz, Christine Gottschalk, Anke Grot, Alexander Harb, Jutta Harnisch, Katrin Hieronimus, Sabine Hilscher, Volker Hintermeier, Judith Kaestner, Irmgard Kersting, Jörg Kiefel, Sabine Kohlstedt, Alissa Kolbusch, Julia Kurzweg, Aurel Lenfert, Marie Luise Lichtenthal, Ute Lindenberg, Simeon Meier, Ines Nadler, Philipp Nicolai, Adriana Braga Peretzki, Alain Rappaport, Karoly Risz, Sabrina Rox, Anika Schmitz, Jan Alexander Schroeder, Christoph Schubiger, Nini von Selzam, Michael SieberockSerafimowitsch, Ulli Smid, Natascha von Steiger, Katja Strohschneider, Susanne Uhl, Magda Willi, Alexander Wolf 1 Video: Sami Bill, Immanuel Heidrich, Niklas Ritter, Petra Zöpnek Musik Musikalische Leitung: Vredeber Albrecht, Michael E. Bauer, HansJörn Brandenburg, Jan Czajkowski, Klaus-David Erharter, Thomas Hertel, Christoph Homberger, Sven Kaiser, Roman Keller, Thomas Kürstner, Thomas Leboeg, Thomas Mahn, Hans Platzgumer, Polarkreis 18, Markus Reschtnefki, Stefan Schneider, Martin Schütz, Philipp Stangl, Jacob Suske, Tobias Vethake, Sebastian Vogel, Jörg-Martin Wagner, Michael Weishaupt, Franz Wittenbrink 1 Bühnenmusiker: Jens Bürger, Sonnhild Fiebach, Tobias Hofmann, Rafael Klitzing, Lars Kutschke, Thomas Mahn (Ensemble), Burkhard Niggemeier, André Obermüller, Friedrich Paravicini, Peter Pichler, Sebastian Pigorsch, Christian Steinert, Stefan Vetterlein, Daniel Wirtz 1 Sprecherziehung: Sabine Haupt 1 Choreografie: Berit Jentzsch 92 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Martina Aschmies 1 Mitarbeit und Sekretariat: Birgit Bräuer, Angela Rümmler 1Grafik und Konzept: Johannes Erler, Nils Thomsen (Bureau Johannes Erler) 1Grafikerin: Andrea Ørsted 1 Gestalterin für visuelles Marketing: Monika Brock 1 M itarbeit: Kerstin Theurich 1 Mitarbeit Video: Martina Andrä 1Fotografen: Matthias Horn (Konzept), David Baltzer, Philipp Baumgarten, Daniel Koch Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß 1 Technischer Leiter und Stellvertretender Technischer Direktor: Bernd Mahnert 1 Technisches Betriebsbüro: Simone Krause, Antje Lindner, Gisela Reinhard 1 Technischer Produktionsleiter: Magnus Freudling 1 Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel, Michael Rethberg, André Thomas 1 Bühnenbildassistenz: Julia Elisabeth Beyer, Katja Turtl, Sabrina Rox 1 Künstlerische Produktionsleitung Kostüm: Irène Favre de Lucascaz 1 Kostümbildassistenz: Cornelia Kahlert, Marcel Lunkwitz Die Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstätten von Semperoper und Staatsschauspiel gefertigt. Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertel 1Mitarbeit und Sekretariat: Technisches Betriebsbüro 1 Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) 1 M itarbeiter Hausbetriebstechnik: Nico Baumgart, Andreas Beyer, Frank Braune, Helmer Creutz, Olaf Teller (Vorarbeiter), Michael Tutz (Maschinenmeister) 1 Hausinspektion: Wolf Richter 1 Haus- und Betriebshandwerker: Thomas Giersemehl (Tischler), Matthias Kauerhoff, Peter Mende, Armin Milde, Manfred Nixdorf, Detlef Richter, Daniel Weise 1 Pforte: Frank Schmidt Bühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor 1 Theatermeister: André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge Wittig 1 Vorarbeiter Maschinentechnik: Frank Beate 1 Seiten- bzw. Schnürmeister: Steffen Büttner, Pan Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller, Mario Niese, Udo Nitzsche, Jens Ørsted, Daniel Oertel, Michael Pohle, Steffen Riegel, Thomas Schubert, Georg Weber 1 Maschinisten: Frank Adam, Mario Dietrich, Lutz Ebert, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulz 1 Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, Volker Blümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Gerd Eichhorn, Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, Thomas Glaß, Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann, Andreas Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan Küchler, Axel Ladwig, Ingo Lenk, Rüdiger Liebthal, Christoph Lößner, Ralph Löwe, Jens Lüttich, Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende, Frank Pohle, Michael Pöritz, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, Rolf Socka, Henry Sorms, Sebastian Stefek, Michaela Thiel, Hannes Tuppak, Andreas Weiß, Jörg Zeidler Beleuchtung Leitung: Michael Gööck 1 Stellv. Leitung Schauspielhaus: Andreas Barkleit 1 Stellv. Leitung und Leitung Kleines Haus: Björn Gerum 1 Beleuchtungsmeister: Jürgen Borsdorf, Gunter Hegewald, Rolf Pazek, Olaf Rumberg 1 Stellwerksbeleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely, Henry Hillig, Robert Irrgang, Henryk Wecker, Thomas Wildenhain 1 Beleuchter: Achim Frank, Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch, Peter Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek, Christian Pöge, Elke Rosenkranz, Andreas Rösler, Sven Schade 1 Videotechniker: Matthias Hübner, Thomas Schenkel Maske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Oelsch 1 Erste Maskenbildnerin: Marika Hinkel 1 Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich, Barbi Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, Cornelia Ulrich, Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen Wittich Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet 1 Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnisch 1 Mitarbeit Personalsachbearbeitung und Sekretariat: Ulrike Bauer 1 it-Personalassistent / Anlagebuchhaltung: Marcel Hein 1 Betriebsärztin: Dr. med. Kathrin Rüllich 1 Post-, Boten- und Kopierzentrale: Marion Schmeier, Carmen Socka 1 edv-Administrator: Peter Zabelt 1 Leitung Rechnungswesen: Sven Peschel 1 Debitoren, Kreditoren: Claudia Domine, Annett Jeschke 1 Reisekosten, Gastspielabrechnungen, Kostenrechnungen: Bärbel Müller 1 Hauptkassiererin: Martina Oehme 1 Gästehonorarabrechnung: Jürgen Thürmann Besucherservice und Vertrieb Leitung: Angelika Heine 1 M itarbeit: Angela Bauer, Birgit Kaltenhäuser, Ulrike Ladwig, Birgit Mehlig, Manfred Nicolai, Silke Rehwald 1 Vorderhauspersonal: Barbara Arnold (Abenddienstleitung Schauspielhaus), Christine Grießbach (Abenddienstleitung Kleines Haus) und Personal der Firma Power GmbH Fahrer Jürgen Hamann Personalrat Vorsitzender: Georg Weber 1 Stellvertreter: Tilo Ebert 1 Mitglieder: Ulrike Ladwig, Holger Hübner, Andreas Lötzsch, Jens Ørsted 1 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: Angela Rümmler 1 Suchtbeauftragter: Hannes Tuppak Verwaltungsrat Vorsitzender: Dr. Henry Hasenpflug (Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 Stellvertretender Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 M itglieder: Ulf Bandiko (Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen), Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden), Anne Frank (Geschäftsführerin tms Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH), Frank Ruder (Leitung Haus- und Betriebstechnik am Staatsschauspiel Dresden), Dr. Wilhelm Zörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der Grundbesitz Hellerau GmbH) Ehrenmitglieder Prof. Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer, Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich, Prof. Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, Friedrich Haase, Prof. Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Klaus-Dieter Kirst, Friedrich Lindner, Franz Lommatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen, Erich Ponto, Prof. Dr. Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger, Clara Salbach, Hermann Stövesand, Prof. Pauline Ulrich, Paul Wiecke, Albert Willi, Gerhard Wolfram Ton Leitung: Manja Schreyer 1 Tonmeister: Martin Schmitz, Torsten Staub 1 Tontechniker: Ulrich Berg, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion Reiz Requisite Leitung: Heike Jordan 1 Requisiteure: Heike Böhme, Steffie Engelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche, Heike Lieberum, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller 1 Spezialeffekte Bühne, Waffenkammer: Tilo Ebert, Ramon Stage Ankleider Leitung: Cornelia Walter 1 Kostüm-, Änderungsschneiderin, Ankleiderin: Katrin Richter 1 A nkleider: Heike Burmester, Gerd Geppert, Regine Hegewald, Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth, Susanne Steffens 93 Liebes Publikum, verehrte Gäste, Die Schauspielanrechte freuen Sie sich mit uns! Das Staatsschauspiel Dresden konnte in der vergangenen Spielzeit mehr Gäste in seinen beiden Häusern begrüßen als je zuvor. Wir danken einem engagierten und interessierten Publikum, das sich für einen Besuch bei uns entscheidet, das sich äußert und Stellung nimmt. Die Palette unserer Anrechte und Angebote haben wir in diesem Jahr erweitert. Dabei tragen wir besonders der erfreulichen Tatsache Rechnung, dass immer mehr junge Leute und Familien unsere Vorstellungen besuchen. Für Eltern gibt es deshalb jetzt die sogenannten „Schnullertage“, an denen Sie Ihr Kleinkind während des Vorstellungsbesuchs im Theater betreuen lassen können. Studenten im ersten Semester können für nur 3,00 ¤ in unsere Vorstellungen gehen, und das Angebot „Das erste Mal … im Theater!“ wendet sich an Schulklassen, die noch nie im Theater waren und eine Inszenierung sehen wollen – zum Schnupperpreis. Auch das Angebot „Neue Blicke / Neue Stücke“ ist dazugekommen: ein Anrecht für Zuschauer, die sich besonders für neue Dramatik und ungewöhnliche Lesarten interessieren. Selbstverständlich bieten wir auch weiterhin die bewährte Breite an Anrechtsmöglichkeiten. Einer steigenden Nachfrage erfreuten sich in der vergangenen Spielzeit unsere Schauspielanrechte – einen ganz herzlichen Dank für den damit verbundenen großen Zuspruch! Möchten Sie als Inhaberin oder Inhaber eines Anrechts noch mehr für die Förderung Ihres Theaters tun? Dann erzählen Sie Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten von Ihrem Theatererlebnis. Für jeden neuen Anrechtsinhaber (der in den vergangenen Spielzeit kein Anrecht besessen hat), der von Ihnen für das Staatsschauspiel Dresden gewonnen wird, bedanken wir uns mit einer der unten aufgeführten Prämien. Kurzentschlossene oder Neugierige, die unsere Arbeit kennenlernen möchten, können weiterhin unsere Aktionstage (wie die „Blauen Tage“), die Sie regelmäßig in unserem Monatsspielplan finden, nutzen. Und an den Tagen der Montagsanrechte kosten Einzelkarten nur 7,00 ¤! Wir betrachten es als unseren sozialen Auftrag, jedem Theaterinteressierten den Besuch in unserem Haus zu ermöglichen – unabhängig von Alter und Einkommen –, und arbeiten sorgfältig daran, für alle ein passendes Angebot zu haben. Gönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sie ins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. 1 Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt, können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. 1 Nutzen Sie den Preisvorteil von bis zu 60 % gegenüber dem Normalpreis. 1 Darüber hinaus erhalten Sie 10 % Ermäßigung beim Kauf von weiteren Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen. 1Auf Wunsch senden wir Ihnen unsere Monatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi­eren, Zusatzveranstaltungen und die Vorstellungstermine informiert sind. 1 Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichen Informationen über das Programm der kommenden Saison. 1Zusätzlich zu der persönlichen Beratung durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Anrechtsbüro bieten wir auf der Internetseite www.staatsschauspiel-dresden.de einen Internetservice exklusiv für Anrechtsinhaber an. Hier können Sie sich in Ihr persönliches Servicefenster einloggen. Auf Ihrer Seite finden Sie alle relevanten Daten, die Ihr Anrecht betreffen. Außerdem erhalten Sie einen gesonderten Newsletter mit aktuellen Informationen. Und wenn Sie noch kein Anrecht besitzen, können Sie dieses auch über das Internet bequem von zu Hause aus abschließen! 1 Schauen Sie doch einmal hinter die Kulissen. Führungen durch das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das Staatsschauspiel, verblüffenden Einblicken in die Bühnentechnik, einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehr sind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Nehmen Sie sich Zeit zu lesen. Entdecken Sie auf den nachfolgenden Seiten, wie Sie den richtigen Weg zu den Stücken und den Darstellern finden können, die Sie fesseln. Mit einer Eintrittskarte für eine einzelne Vorstellung, einem Anrecht des Staatsschauspiels oder vielleicht im Rahmen eines gemeinsamen Anrechts mit der Staatsoper Dresden, der Staatsoperette Dresden, dem Theaterkahn, der Herkuleskeule oder dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau. Welchen Weg Sie auch immer wählen, wir freuen uns auf Sie! Ihr Staatsschauspiel Dresden Empfehlen Sie uns weiter! Wer bis zum 31. Oktober 2011 einen neuen Anrechtsinhaber für das Staatsschauspiel wirbt, kann zwischen vier Prämien wählen: 1 Eine Jahreskarte für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 1 Büffet und Begrüßungssekt für zwei Personen im Felix – Restaurant im Schauspielhaus 1 Ein Büchergutschein für die Buchhandlung im Kunsthof 1 Eine Flasche Schloss Wackerbarth 2008er Riesling Sekt brut plus die CD „Bachs Suiten für Violoncello solo“ von Jan Vogler Weitere Infos im Anrechtsbüro unter 0351 . 49 13 - 567 1 Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze nicht zur Verfügung stehen oder Ihre Sicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an. 1 Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wir nicht gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht. 1 Da häufig nach einem Jahresspielplan gefragt wird, werden wir alle bereits langfristig vorliegenden Spieltermine in einer kleinen Übersicht veröffentlichen. 94 Die Premierenanrechte Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Wir freuen uns darauf, im Anschluss an die Vorstellung mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern. Das Premierenanrecht bietet gegenüber dem Kassenpreis 20 % Ermäßigung. Das Programmheft erhalten Sie am Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhaus oder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten. Premierenanrecht 8 x Schauspielhaus Fr 09.09.2011 19:30 Der Kaufmann von Venedig Sa 01.10.2011 19:30 Das steinerne Brautbett Sa 22.10.2011 19:30 Familienbande (Liederabend) Sa 14.01.2012 19:30 Der zerbrochne Krug Sa 11.02.2012 19:30 Der Meister und Margarita Sa 10.03.2012 19:30 Herr Puntila und sein Knecht Matti Sa 14.04.2012 19:30 Die Räuber Fr 11.05.2012 19:30 Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Premierenanrecht 7 x Kleines Haus So 11.09.2011 19:00 Woyzeck Sa 17.09.2011 19:30 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit Sa 26.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände Sa 07.01.2012 19:30 Hedda Gabler Fr 16.03.2012 19:30 Race Fr 01.06.2012 19:30 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Do 28.06.2012 19:30 Blütenträume Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Premierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus Fr 09.09.2011 19:30 Der Kaufmann von Venedig Sa 26.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände Sa 14.01.2012 19:30 Der zerbrochne Krug Fr 16.03.2012 19:30 Race Sa 14.04.2012 19:30 Die Räuber Do 28.06.2012 19:30 Blütenträume Schauspielhaus Kleines Haus Schauspielhaus Kleines Haus Schauspielhaus Kleines Haus Preise Preisgruppe 1: 160,00 ¤ Preisgruppe 2: 140,00 ¤ Preisgruppe 3: 116,00 ¤ Preise Einheitspreis: 105,00 ¤ Preise Preisgruppe 1: 105,00 ¤ Preisgruppe 2: 97,50 ¤ Preisgruppe 3: 88,50 ¤ 95 Die Tagesanrechte Der Klassiker unter den Anrechten: Wählen Sie Ihren Lieblingswochentag, suchen Sie sich eine feste Preisgruppe aus und erleben Sie fünf Inszenierungen der neuen Spielzeit im Schauspielhaus. Sie sparen bis zu 60 % auf den regulären Kassenpreis. Zusätzlich dürfen Sie sich eine Vorstellung im Kleinen Haus aussuchen, hierfür erhalten Sie einen Gutschein. Entscheiden Sie einmal – und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Reise durch den Spielplan! Die Sonntagnachmittags-Anrechte Das Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien, die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen oder für ältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Beginn ist jeweils 16 Uhr – abends sind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Sie sparen bis zu ca. 50 % auf den regulären Kassenpreis! Montag I Mo03.10.2011 Mo14.11.2011 Mo13.02.2012 Mo16.04.2012 Mo14.05.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Kleiner Mann, was nun? Das steinerne Brautbett Der Meister und Margarita Die Räuber Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus So 16.10.2011 16:00 Die Möwe Schauspielhaus So 20.11.2011 16:00 Reineke Fuchs Schauspielhaus So 08.01.2012 16:00 Familienbande (Liederabend) Schauspielhaus So 04.03.2012 16:00 Die Firma dankt Kleines Haus So 01.04.2012 16:00 Herr Puntila und sein Knecht Matti Schauspielhaus So 03.06.2012 16:00 Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 60,50 ¤ Preisgruppe 2: 50,50 ¤ Preisgruppe 3: 45,50 ¤ Montag II Mo12.09.2011 Mo31.10.2011 Mo21.11.2011 Mo16.01.2012 Mo12.03.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Viel Lärm um nichts Der Kaufmann von Venedig Rheingold Der zerbrochne Krug Herr Puntila und sein Knecht Matti Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Sonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus So 16.10.2011 16:00 Die Möwe So 08.01.2012 16:00 Familienbande (Liederabend) So 01.04.2012 16:00 Herr Puntila und sein Knecht Matti So 03.06.2012 16:00 Damen der Gesellschaft Preise Preisgruppe 1: 42,00 ¤ Preisgruppe 2: 34,00 ¤ Preisgruppe 3: 30,00 ¤ Dienstag Di 13.09.2011 Di 18.10.2011 Di 15.11.2011 Di 21.02.2012 Di 22.05.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Das Käthchen von Heibronn Der Kaufmann von Venedig Familienbande (Liederabend) Der Meister und Margarita Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 73,00 ¤ Preisgruppe 2: 63,00 ¤ Preisgruppe 3: 53,00 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Mittwoch Mi 12.10.2011 Mi 30.11.2011 Mi 01.02.2012 Mi 21.03.2012 Mi 06.06.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Der Kaufmann von Venedig Familienbande (Liederabend) Der zerbrochne Krug Viel Lärm um nichts Die Räuber Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 73,00 ¤ Preisgruppe 2: 63,00 ¤ Preisgruppe 3: 53,00 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Donnerstag Do 15.09.2011 Do13.10.2011 Do 12.01.2012 Do 12.04.2012 Do 07.06.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Der Kaufmann von Venedig Rheingold Familienbande (Liederabend) Viel Lärm um nichts Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 60,50 ¤ Preisgruppe 2: 50,50 ¤ Preisgruppe 3: 45,50 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Freitag Fr 16.09.2011 Fr 11.11.2011 Fr 20.01.2012 Fr 16.03.2012 Fr 13.04.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Marat / Sade Familienbande (Liederabend) Der Kaufmann von Venedig Der Meister und Margarita Herr Puntila und sein Knecht Matti Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 83,00 ¤ Preisgruppe 2: 73,00 ¤ Preisgruppe 3: 63,00 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Samstag Sa 08.10.2011 Sa 26.11.2011 Sa 21.01.2012 Sa 24.03.2012 Sa 16.06.2012 19:30 19:30 19:30 19:30 19:30 Das steinerne Brautbett Familienbande (Liederabend) Viel Lärm um nichts Der Meister und Margarita Damen der Gesellschaft Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 83,00 ¤ Preisgruppe 2: 73,00 ¤ Preisgruppe 3: 63,00 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Preise Preisgruppe 1: 73,00 ¤ Preisgruppe 2: 63,00 ¤ Preisgruppe 3: 53,00 ¤ 1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus Sonntag So 23.10.2011 So 12.02.2012 So 15.04.2012 So 27.05.2012 So 24.06.2012 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 Das steinerne Brautbett Der zerbrochne Krug Der Meister und Margarita Herr Puntila und sein Knecht Matti Damen der Gesellschaft Preise auf allen Plätzen42,00 ¤ 1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich Preise auf allen Plätzen42,00 ¤ 1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Neue Blicke / Neue Stücke - 5 x gegenwärtiges Theater! Dieses neue Angebot wendet sich an alle, die Lust haben, sich mit neuer Dramatik und neuen Autoren auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beinhaltet es Inszenierungen von Regisseuren, die eine neue, heutige, oft ungewöhnliche und überraschende Art finden, sich einem klassischen Text zu nähern. Mit dabei sind Texte aus Deutschland, den Niederlanden und den usa – alle brandneu oder neu gedeutet. Ein Angebot für Zeitgenossen und Zuschauer, die sich gerne von einer Idee verführen lassen. Neue Blicke / Neue Stücke -Anrecht 2 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus Fr 30.09.2011 19:30 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit Kleines Haus Mi 02.11.2011 19:30 Das steinerne Brautbett Schauspielhaus Do 29.03.2012 19:30 Race Kleines Haus Mi 09.05.2012 19:30 Die Räuber Schauspielhaus Di 12.06.2012 19:30 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Kleines Haus Preise Preisgruppe 1: 50,00 ¤ Preisgruppe 2: 46,00 ¤ Preisgruppe 3: 42,00 ¤ 6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl 1 6 x Theater an Ihren Wunschterminen 1 6 x alleine, zu zweit oder mit Freunden 1 6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende. Einfacher geht es nicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine (für eine Preisgruppe) für das Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen vier und zwei Gutscheine für beide Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch die Termine. Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten für die Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbaren Plätze! Seien Sie spontan! Sie können bereits für 15, 00 ¤ im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen. Eine der günstigsten Möglichkeiten, ins Theater zu kommen! Sie können wählen 6 Gutscheine für das Schauspielhaus 90,00 ¤(Preisgruppe 1) 6 Gutscheine für das Kleine Haus 51,00 ¤ (Einheitspreis) 4 Gutscheine für das Schauspielhaus und 2 Gutscheine für das Kleine Haus 77,00 ¤(Preisgruppe 1) 75,00 ¤(Preisgruppe 2) 60,00 ¤(Preisgruppe 3) 67,00 ¤ (Preisgruppe 2) 57,00 ¤ (Preisgruppe 3) 6 Gutscheine für das Schauspielhaus / K leine Haus für alle bis 26 Jahre 36,00 ¤ (Einheitspreis) 1 Gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Für Premieren wird ein Kontingent hinterlegt. 96 97 Gemischte Anrechte Ermäßigungen und Geschenke 3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Das Staatsschauspiel und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste setzen ihre Zusammenarbeit auch in dieser Spielzeit fort und bieten erneut ein gemeinsames Anrecht an. Ein Angebot für Leute, die sich für Zeitgenössisches in den Sparten Theater, Tanz und Musik interessieren, für interdisziplinäre Arbeiten und innovative Regiehandschriften. Blaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 ¤ ausgewählte Vorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,50 ¤ Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende – zahlen 6,50 ¤ auch im Vorverkauf. (Im Schauspielhaus in der Regel ab Preisgruppe 2, Reihe 12.) An der Abendkasse gibt es 6,50 ¤-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeit in allen Preiskategorien. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. 1 Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 ¤ für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im Kleinen Haus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor, die Kontingente zu begrenzen. Reservieren Sie rechtzeitig! Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,50 ¤ auch im Vorverkauf. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 ¤ an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Senioren und Schwerbehinderte erhalten nach Vorlage eines entsprechenden Ausweises eine Ermäßigung von bis zu 50 % im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus. Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassen im Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein. Ab dem fünften Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neunten Besuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkauf und für die Dauer eines Jahres ab dem ersten Vorstellungsbesuch. Anrechtsinhaber Alle Inhaber eines Dresdner Anrechts oder eines Schauspielanrechts erhalten ca. 10 % Ermäßigung auf jede weitere Eintrittskarte bei Repertoirevorstellungen. Gruppenermäßigungen Für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage. Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder 100 ¤. Die Beschenkten lösen den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Eintrittskarte für eine Vorstellung nach eigener Wahl ein. Unser Service: Auch im Internet buchbar. 3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau Fr 07.10.2011 20:00 Ferne Nähe (Daniel Smutny, Musiktheater) Mi 30.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände Mi 22.02.2012 20:00 Berlin Elsewhere (Constanza Macras, Tanz) Sa 17.03.2012 19:30 Das steinerne Brautbett Mi 09.05.2012 19:30 Die Räuber Sa 23.06.2012 19:30 Der Kirschgarten (Lensing / Hein) Hellerau Kleines Haus Hellerau Schauspielhaus Schauspielhaus Hellerau Preise Preisgruppe 1: 90,00 ¤ Preisgruppe 2: 84,00 ¤ Preisgruppe 3: 78,00 ¤ Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Kombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette (Operette, Spieloper und Musical) . Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüre entnehmen, die im Mai 2011 erscheint. Preise Preisgruppe 1: Preisgruppe 2: Preisgruppe 3: Mo – Do 87,75 ¤ 75,75 ¤ 63,00 ¤ Fr – So 105,75¤ 93,00 ¤ 78,00 ¤ Das Dreieranrecht 3 x Staatsschauspiel ( 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus), 2 x Herkuleskeule und 2 x Theaterkahn. Die Kombination von Staatsschauspiel, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine gute Gelegenheit, preiswert hochkarätiges Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden Ihnen ca. sechs Wochen vor den jeweiligen Vorstellungen mitgeteilt. Preise Preisgruppe 1: 92,00 ¤ Preisgruppe 2: 88,00 ¤ Preisgruppe 3: 84,00 ¤ Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Der Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnen oder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreis der Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet. So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfos erhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post. Preise Preisgruppe 1: 87,75¤* 123,75¤** Preisgruppe 2: 75,75¤* 111,75¤** Preisgruppe 3: 63,00¤* 99,00¤** * Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung ** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in Dresden – inklusive Taxi Dresdner Anrecht Staatsschauspiel Dresden, Sächsische Staatsoper Dresden, Staatsoperette Dresden Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Das einzigartige Dresdner Anrecht bietet vielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende. Die genauen Termine und Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die im Mai 2011 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de Neu: Studentinnen und Studenten im 1. Semester zahlen nur 3,00 ¤ Bitte Studentenausweis vorlegen. Neu: Das erste Mal … im Theater! Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schulklassen noch nie im Theater waren, erhalten beim ersten Besuch Eintrittskarten für nur 3,00 ¤ pro Person. Zusätzlich erhalten die Schüler vor der jeweiligen Aufführung eine Stückeinführung im Theater und nach Absprache eine theaterpädagogische Vor- und Nachbereitung. Neu: Schnullertage! Das Angebot für Eltern Ohne Babysitter gemeinsam ins Theater! Mit Beginn der neuen Spielzeit bieten wir regelmäßig besondere Termine für Eltern von Kindern bis fünf Jahren an. Für die Inszenierungen wie z. B. „Frau Müller muss weg“, „Die Firma dankt“, „Hedda Gabler“, „Die schmutzigen Hände“, bieten wir Termine an ausgewählten Wochenenden bereits um 16 Uhr an. Das Besondere daran: Sie können Ihre Kinder im Theater in die Obhut einer staatlich zertifizierten Betreuerin geben, die die Kinder beaufsichtigt und mit ihnen spielt, während Sie zwei ungestörte Theaterstunden genießen. Die Termine der „Schnullertage“ können Sie ab September 2011 den Monatsplänen entnehmen. 1 Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich. Wir behalten uns vor, die Ausweise, die zu einer Ermäßigung berechtigen, beim Einlass zu kontrollieren. 98 99 Bühne 1 2 1 3 1 2 2 5 3 2 1 4 2 1 3 4 3 4 3 1 4 4 5 5 5 5 6 6 6 6 7 7 7 7 8 8 8 Preise 20 21 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Schauspielhaus 21 22 23 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 8 21 22 23 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 6 1 2 3 4 21 22 23 24 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 7 1 2 3 4 25 5 6 7 8 9 10 21 22 23 24 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 8 1 2 3 4 23 24 25 26 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 9 1 2 3 4 5 6 7 8 Kleines Haus Einheitspreise 24 25 26 27 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 10 1 2 3 4 25 26 27 28 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 11 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 12 30 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 13 1 2 3 4 28 29 30 31 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 30 14 1 2 3 4 26 27 28 29 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 5 6 7 8 27 23 24 25 26 18 19 20 21 22 9 10 Parkett 3 5 Loge 1 30 37 38 5 7 Stehplätze 13 Mo 42,00 ¤ auf allen Plätzen Die Sonntagnachmittags-Anrechte 3 4 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 5 x Schauspielhaus 1 x Kleines Haus 60,50 ¤ 50,50 ¤ 45,50 ¤ 4 x Schauspielhaus 42,00 ¤ 34,00 ¤ 30,00 ¤ 32 15 3 31 27 16 26 17 18 30 4 9 24 25 9 19 2 23 20 2 22 21 8 15 28 28 6 16 1 7 9 5 5 2 3 17 18 27 6 10 7 19 20 21 22 23 24 25 2 30 26 11 1 8 5 6 9 2 2 2 12 9 2 13 14 3 24 28 24 10 15 16 17 18 19 20 21 22 2 3 27 4 1 2 1 6 6 6 4 12 5 2 23 13 14 5 24 2 2 1 24 15 16 17 6 22 23 1 2 21 2 2 20 18 19 3 7 2 0 3 8 9 19 2 22 4 10 11 17 18 21 16 12 13 5 15 14 20 6 19 7 8 17 18 9 10 11 16 12 13 14 15 3 5 x Schauspielhaus und ein Gutschein für das Kleine Haus Di, Mi, So Fr, Sa Do 73,00 ¤ 83,00 ¤ 60,50 ¤ 73,00 ¤ 50,50 ¤ 63,00 ¤ 53,00 ¤ 63,00 ¤ 45,50 ¤ 42 34 36 35 32 34 32 105,00 ¤ (Einheitspreis) 4 29 35 36 6 4 2 31 5 3 29 28 30 10 4 2 14 30 33 11 9 3 31 10 8 32 9 7 33 8 34 7 6 2 12 13 1 7 x Kleines Haus 32 31 33 32 6 5 1 2 2. Rang 6 x gemischt 105,00 ¤ 97,50 ¤ 88,50 ¤ 2 33 4 1 1 41 40 5 3 12 11 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Loge 3 Loge 2 Loge 1 8 x Schauspielhaus 160,00 ¤ 140,00 ¤ 116,00 ¤ Die Tagesanrechte Schauspielhaus Loge 4 3 1 4 L 1 4 4 2 3 100 3 2 1 2 4 30 29 31 27 26 30 4 25 9 2 28 22 23 8 2 27 7 2 2 26 26 4 25 25 22 23 2 4 2 23 1 22 2 0 21 18 19 2 3 2 1 4 3 Loge 2 3 1 14 28 39 2 31 12 11 6 4 13 34 32 11 10 5 2 35 33 10 9 4 7 Loge 3 1 36 34 9 8 3 4 3 1. Rang 15 16 17 1 8 19 20 21 1 5 8 16 17 1 9 8 10 19 20 21 11 12 1 13 1 4 2 15 16 17 3 1 2 4 2 3 1 Loge 4 14 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 37 35 8 7 2 1 12 3 34 7 2 6 1 13 Die Premierenanrechte 33 6 5 2 3 1 Fr, Sa / Premiere 18,00 ¤ 16,00 ¤ 11,00 ¤ Schauspielanrechte 2 3 4 1 42 41 38 39 40 4 2 2 41 4 40 3 4 34 1 3 So – Do 16,00 ¤ 14,00 ¤ 9,00 ¤ 33 2 2 Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungen nur 6,50 ¤. 1 Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 50 % auf den Kartenpreis im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus. 1 Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. 1 Bei ausgewählten Vorstellungen bieten wir zusätzlich Stehplätze an. 27 28 29 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 28 3 4 5 6 24 25 26 27 7 8 9 10 11 18 19 20 21 22 23 36 37 38 3 9 1 1 Kleines Haus 1 1 großer Saal, bis maximal 400 Plätze Kleines Haus 2 1 h inter dem Eisernen, bis maximal 150 Plätze Kleines Haus 3 1 u nter dem Dach, bis maximal 100 Plätze 36 17 8 1 2 7 41 1 6 39 4 0 16 3 5 35 2 4 35 1 3 37 38 15 2 Fr – Sa / Premiere 24,00 ¤ 20,50 ¤ 17,00 ¤ 14,00 ¤ So – Do 22,00 ¤ 18,50 ¤ 15,00 ¤ 10,00 ¤ Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4 14 Das Wahlanrecht R 6 x Schauspielhaus Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 90,00 ¤ 75,00 ¤ 60,00 ¤ 4 x Schauspielhaus 2 x Kleines Haus 77,00 ¤ 67,00 ¤ 57,00 ¤ 6 x Kleines Haus 6 x Schauspielhaus / Kleines Haus 51,00 ¤ (Einheitspreis) 36,00 ¤ (für alle bis 26 Jahre) Stehplätze 101 Freunde und Förderer des Staatsschauspiels Dresden Öffnungszeiten Förderverein Staatsschauspiel Dresden Mit der Gründung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freunden und Förderern unseres The­aters, die sich als eine kommunikative Brücke zwischen Theater und Publikum versteht. Der Förderverein fühlt sich dem Staatsschauspiel nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivem Interesse, sondern er leistet mit den Mitgliedsbeiträgen und zusätzlich eingeworbenen Spenden auch finanzielle Unterstützung. Die Bandbreite der Aktivitäten erstreckt sich dabei von der Realisierung ungewöhnlicher Projekte über die Mitfinanzierung von Gastspielen und Sonderveranstaltungen bis hin zur Förderung des Engagements namhafter Künstler. Alle zwei Jahre vergibt der Förderverein den mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten und in erster Linie der Nachwuchsförderung dienenden Erich-Ponto-Preis für herausragende darstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles. Die Mitglieder des Fördervereins werden regelmäßig über das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne informiert und erhalten bevorzugt Kaufkarten für Premieren, Gastspiele oder Sonderveranstaltungen. Exklusiv können sie das Staatsschauspiel Dresden bei verschiedenen Veranstaltungen auch „hinter den Kulissen“ erleben: 1Treffpunkt premiere – Der Premierenempfang mit dem Intendanten! 1Treffpunkt probe – Als stiller Beobachter bei Arbeitsproben dabei sein! 1Treffpunkt spielzeitvorschau – Wissen, was die neue Spielzeit bringt! 1Treffpunkt zur person – Theaterleute hautnah erleben! 1Treffpunkt theaterfahrt – Andere Theater kennenlernen! Anrechtsbüro und Besucherservice Das Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. 1 Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit von 9. 7. bis 31. 7. 2011 montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 1. 8. bis 14. 8. 2011 ist das Anrechtsbüro geschlossen. Ab dem 15. 8. 2011 gelten die regulären Öffnungszeiten 1 Grundsätzlich können Sie im Anrechtsbüro immer – also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das Staatsschauspiel kaufen. 1 Telefon: 0351 . 49 13 - 567, Fax: 0351 . 49 13 - 967 Präsident des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden ist der ehemalige Geschäftsführer Bildung der IHK Dresden und jetzige Präsident des Europäischen Instituts für postgraduale Bildung an der Technischen Universität Dresden Dr.-Ing. Werner Mankel. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt für Mitglieder 50,00 ¤, für fördernde Mitglieder 255,00 ¤, für Firmenmitglieder 800,00 ¤. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgruß bestehend aus zwei Theatergutscheinen und einer Sonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar. Kontakt: Geschäftsstelle des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v., c / 0 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Staatsschauspiels Dres­den, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 Telefon: 0351 . 49 13 - 755 1Fax: 0351 . 49 13 - 760 1E-Mail: foerderverein@staatsschauspiel -dresden.de Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.V. – IG Schauspiel Allen Theaterfreunden, die an tieferen Einblicken interessiert sind und die ins Gespräch über das Geschehen auf und hinter der Bühne kommen möchten, bietet die Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.v. ein kommunikatives Forum mit regelmäßigen Veranstaltungen. Dazu gehört beispielsweise der Besuch einer der ersten Vorstellungen einer Neuinszenierung mit anschließendem Gespräch in Anwesenheit von Mitgliedern des künstlerischen Produktionsteams und des Ensembles. Für diese Vorstellungen erhalten ig-Mitglieder ein vergünstigtes Theateranrecht mit ca. 30 – 50 % Ermäßigung auf den regulären Kassenpreis. 1 Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitglieder des Schauspielensembles und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten und Arbeitsplätze nicht im Rampenlicht stehen (von a wie Ankleider bis z wie Zentrale Haustechnik). 1 In den Podiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitglieder des En­sembles Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse. 1 Die sechs Doppelveranstaltungen der Reihe „Dichterwort – Sprache der Welt“ werden auch im 56. Jahr wieder Interessantes bringen. In bewährter Weise werden Dr. Hansjörg Schneider und Prof. Dr. Welz die Zuhörer in die Vergangenheit deutscher Literatur und in die literarischen Sprachen der Welt führen. Neu dabei ist Wolfgang Ehrhardt Heinold mit jüngster deutscher Literatur. Traditionell werden Helga Werner, Lars Jung, Anna-Katharina Muck, Thomas Stecher, Nicole Haase und Heike Jonca lesen und vortragen. Das Programm liegt im Sommer gedruckt vor und dann auch im Theater aus. (Kontakt: Gundula Voigt 1 Te­lefon: 0351 . 84 84 - 344) Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem Staatsschauspiel Dresden seit Langem als unmittelbare Begleiterin und kritische Partnerin eng verbunden und feierte 2009 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderen Bühnen im Großraum Dresden und organisiert für ihre Mitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere Städte. Der jährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommen gestaf­­felt. Schon ab 10,00 ¤ im Jahr ist es möglich, das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112, 01129 Dresden 1 Te­lefon und Fax: 0351 . 85 80 - 447 1 E-Mail: [email protected] 102 Vorverkaufskassen 1 Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. 1 Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montags bis freitags von 14 bis 18:30 Uhr geöffnet. 1 Auch hier können Karten für alle Veranstaltungen des Staatsschauspiels gekauft werden. 1 In den Theaterferien läuft der Vorverkauf für die neue Saison zu den angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. 1 Zusätzlich sind an vielen Dresdner Vorverkaufskassen Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen des Staatsschauspiels erhältlich. 1 Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir ab diesem Zeitpunkt den Vorverkauf nur eingeschränkt leisten können und die Abendkasse Vorrang hat. Kartenkauf und Kartenreservierungen Gebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800 . 49 13 - 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefoni­scher Kartenverkauf Telefon: 0351 . 49 13 - 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351 . 49 13 - 567 Schriftliche Reservierungen per Post: Staatsschauspiel Dresden, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 per E-Mail: [email protected] 1 per Fax: 0351 . 49 13 - 981 und 0351 . 49 13 - 967 Kartenkauf im Internet www.staatsschauspiel-dresden.de Unser Service: Die Vorverkaufsgebühr entfällt. Sie zahlen den gleichen Preis wie an unseren Kassen, die Karten liegen an der Abendkasse für Sie bereit. Es fällt lediglich eine Versandgebühr an, falls Sie sich die Karten zuschicken lassen wollen. Spielplanauskunft Telefon: 0351 . 49 13 - 570 Weitere Informationen Wenn Sie kontinuierlich an unserem Spielplan interessiert sind, schicken wir Ihnen auch gerne den Monatsleporello per Post oder den digitalen Newsletter zu, für den Sie sich unter www.staatsschauspiel-dresden.de anmelden können. Behindertenservice Sowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in den Sälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. 1 Hörschleifen für eingeschränkt hörende Besucher sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich. Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beiden Häusern nur eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht. Adressen 1 Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden (Zuschauereingang Ostra-Allee) 1 K leines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden 1 Telefon Zentrale: 0351 . 49 13 - 50 1 Intendanz: 0351 . 49 13 - 912 1 Kaufmännische Geschäftsführung: 0351 . 49 13 - 927 1 Dramaturgie: 0351 . 49 13 - 963 1 Künstlerisches Be­triebs­büro: 0351 .49 13 - 922 1 P resse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351 . 49 13 - 755 1 Theaterpädagogik: 0351 . 49 13 - 742 / - 740 1 Die Bürgerbühne: 0351 . 49 13 - 849 1 i g Schauspiel: 0351 . 85 80 - 447 1 Förderverein: 0351 . 49 13 - 755 E-Mail Kartenreservierung: [email protected] 1Allgemein: [email protected] 1 I ntendanz: intendanz@ staatsschauspiel-dresden.de 1 Kaufmännische Geschäftsführung: [email protected] 1 Dramaturgie: [email protected] 1 Künstlerisches Betriebsbüro: [email protected] 1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: presse@staatsschauspiel-dresden. de 1 Theaterpädagogik: [email protected] 1Die Bürgerbühne: [email protected] 1 Interessensgemeinschaft Schau­spiel Dresden: [email protected] 1 Förderverein: foerderverein @staatsschauspiel-dresden.de Internet www.staatsschauspiel-dresden.de 103