Spielzeit 2011. 2012 - Staatsschauspiel Dresden

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Staatsschauspiel Dresden
Spielzeit 2011. 2012
Weiter im Spielplan: Der Turm
Oben: Philipp Lux (Gerhard Strahl), Mitte: Benjamin Höppner (Meno Rohde), Anna-Katharina Muck (Barbara Rohde), Bernd Lange (Ulrich
Rohde), Matthias Reichwald (Philipp Londoner), Christine Hoppe (Judith Schevola), Ina Piontek (Josta), Werner Rehm (Gerhard Altberg),
Unten: Benjamin Pauquet (Christian Hoffmann), Hannelore Koch (Anne Hoffmann), Eike Weinreich (René Kaminsky), Lars Jung (Manfred
Weniger), Henner Momann (Timo Kaminsky), Holger Hübner (Richard Hoffmann)
Weiter im Spielplan: Das Käthchen von Heilbronn
Wolfgang Michalek (Graf Wetter vom Strahl), Annika Schilling (Käthchen)
Weiter im Spielplan: Das halbe Meer
Sascha Göpel (Mille), Philipp Lux (Kranz), Ines Marie Westernströer (Janne), Christian Clauß (Pete),
Albrecht Goette (Koberitz), Fabian Gerhardt (Tobel)
Weiter im Spielplan: Minna von Barnhelm
Sebastian Wendelin (Major von Tellheim), Stefko Hanushevsky (Just),
Picco von Groote (Minna von Barnhelm), Cathleen Baumann (Franziska)
Weiter im Spielplan: Das Erdbeben in Chili
Anne Müller, Matti Krause, Wolfgang Michalek, Annika Schilling, Christian Friedel
Vorwort
11.12
Wir danken den Förderern und Partnern der Spielzeit 2011. 2012 für die freundliche Unterstützung unserer Projekte.
Förderer und Projektpartner
„Der fremde Blick“
wird gefördert im
Fonds Wanderlust
der
Koproduzenten
12
Werte Zuschauerinnen und Zuschauer,
liebe Freunde des Staatsschauspiels,
Theater entsteht für eine Stadt und blickt über sie hinaus. süchte nach einer besseren Zukunft ringen miteinander
Es soll eine Lupe sein, die soziale Zusammenhänge, psy- in einer oft lächerlichen und bizarren Gegenwart. Im
chische und emotionale Zustände auf der Bühne vergrö- Kleinen Haus beginnt ein in die Welt geworfener und
ßert und untersucht – aber auch ein Fernglas, das weit in sich selbst fremd gewordener „Woyzeck“ von Georg
unsere Welt hinausschaut und uns staunen und unsere Büchner die Saison. Ihm folgen die von der VergangenNeugier wachsen lässt über und auf all das, was uns fremd heit verzerrten Gestalten unserer Gegenwart, die der
und verschieden scheint. Theater ist in Bewegung, es lädt junge Autor Dirk Laucke für sein neues Stück „Alles Opein in seine Häuser, aber es packt auch selbst die Koffer fer!“ entworfen hat. Neben Erst- und Uraufführungen von
und erzählt von dieser Stadt der Kunst hier und anderswo. David Mamet, Wolfgang Herrndorf, Rimini Protokoll soGerade in diesem Frühsommer wird die Theaterspedi- wie Gegenwartsstoffen von Lutz Hübner und Janne Teller
tion gut zu tun haben: „Don Carlos“ ist beim traditions- stehen thematische Projekte. Eines mit Punks, eines mit
reichen Berliner Theatertreffen der „zehn bemerkenswer- alten Menschen, die sich an den Krieg erinnern, und eines
testen deutschsprachigen Inszenierungen des Jahres“, bei mit „Verheirateten und solchen, die es mal waren“. Die
den Schillertagen in Mannheim und bei den Ruhrfest- Dresdner Bürgerbühne, die natürlich ihre Arbeit mit den
spielen in Recklinghausen zu sehen. „Rheingold“ reist zu „Experten des Alltags“ und Nicht-Schauspielern fortsetzt,
den Wiener Festwochen und „Die Firma dankt“ nach bleibt nahe bei den Menschen der Stadt.
Mülheim, wo jedes Jahr die besten Stücke der Spielzeit Sie werden im neuen Theaterjahr die Klassiker der Modervorgestellt werden. Und Tellkamps „Turm“ in Wolfgang ne von Sartre, Ibsen, Brecht und Frisch ebenso finden wie
Engels Inszenierung wird ein interessiertes Publikum Kleists „Zerbrochnen Krug“ und Schillers „Räuber“.
im Deutschen Theater in Berlin bei den Autorentheater- Die Themen eines dramaturgisch gedachten Spielplans
tagen finden.
werden sich in der Eigenart der künstlerischen UmsetzunEtwa 200.000 Menschen werden wohl in dieser noch lau- gen entwickeln und entfalten, Eigenes und Anderes wird
fenden Spielzeit hier in Dresden über 700 Aufführungen entstehen, sich verselbstständigen, abweichen, unerwargesehen haben, übrigens so viele wie noch nie. Auch zwi- tet und fremd sein. Für uns und für Sie. Jenseits der Texte
schen Prag, Hannover, Wien, Bozen und Berlin haben wir und Ideen beginnt ein Spiel der Formen und Gefühle, das
circa 30 Aufführungen gespielt und damit etwa 10.000 frei ist und schweifend, forschend und behauptend.
Menschen erreicht.
Von all diesen Plänen und einigen schon in die Zukunft
Aber wir freuen uns auch auf Gäste. Einer unserer blitzenden Gedanken erzählt das Spielzeitheft. Es setzt
Schwerpunkte im Herbst wird das Festival „Politik im sich zusammen, es ist collagiert. Neben den strengen InFreien Theater“ sein, das wir gemeinsam mit dem Euro- formationen über Inhalte und Autoren haben wir Literapäischen Zentrum der Künste Hellerau und der Bundeszen- ten über ihre Lieblingsbücher, Juristen und Politiker über
trale für politische Bildung veranstalten. „Fremd“ heißt Kleists Fälle und Sartres Theorie der Gewalt, Wirtschaftssein Motto und meint die vielfältigen Beziehungen, die journalisten über Lilioms sozialen Status, Soziologen
zwischen dem eigenen „Ich“ und dem „Anderen“ zu be- über die verschiedenen Perspektiven von Wahrheit, Famischreiben sind: in der Angst vor dem Unbekannten, in lienväter über Familienterror und Bühnenbildnerinnen
der einsam machenden Abwesenheit des Anderen, in der über ihre Räume nachdenken und schreiben lassen. AuSehnsucht nach Aufhebung der eigenen Grenzen und ßerdem zeigt das Spielzeitheft Bilder, die daran erinnern,
nach dem Verlassen des heimischen Territoriums. Das dass Kunstproduktion nicht nur den großen Gedanken
zweiwöchige Festival wird Ende Oktober die mutigsten, und den genialen Momenten entspringt, sondern auch
schönsten, wildesten und merkwürdigsten Produktio- dem leichten Spiel und der detailreichen Arbeit, von der
nen des deutschsprachigen und europäischen Theaters genauen Steuerung des Bühnennebels über die Varianten
nach Dresden bringen. Inszenierungen für eine neugie- der Kostümkunde bis hin zur Applausordnung. Sie als
rige Stadt, die ihren Weg zwischen historischer Determi- Zuschauer haben das gute Recht, nur die schön glitniertheit und vielfältigen Bildern von Zukunft sucht.
zernde und manchmal gefährliche, havarieprovozierende
Der Spielplan für die kommende Spielzeit fasst einiges Spitze des Eisbergs zu sehen, während für uns die sechs
von diesem Spiel von Nähe und Distanz, von bewusster Siebtel, die unter dem Wasser liegen, auch Teil der IdentiKonfrontation mit dem Anderen – um Fremdheit begrei- tät mit der Arbeit und diesem Hause sind.
fen und Differenz aushalten zu können.
Kurz sei die Spannweite des Beginns skizziert. Shake- Wir laden Sie herzlich ein, mit uns gemeinsam das Fremde
speares „Kaufmann von Venedig“ ist ein Denk- und ein und das Vertraute im Spiegel des Theaters zu suchen und
Rollenspiel von Gewalt und Hilflosigkeit gegenüber als das Abenteuer, das die Reibung zwischen diesen beiden
abweichend definierten gesellschaftlichen Rollen sozia- Polen mit sich bringen mag, zu erleben.
ler, religiöser und sexueller Identität. Die Uraufführung
von Harry Mulischs großartigem Dresden-Roman „Das Ihr
steinerne Brautbett“ lässt einen an Leib und Seele verletz- Wilfried Schulz
ten amerikanischen Kampfflieger in die zerstörte Stadt Intendant Staatsschauspiel Dresden
und die um den Aufbau kämpfende ddr der 1950er-Jahre
zurückkehren, Traumata der Vergangenheit und Sehn13
Großes
Eröffnungsfest am 3.
September
Wir beginnen die neue Saison mit einem großen, bunten Theaterfest, und alle machen mit Um 15:00 Uhr geht’s los mit Programmen für die Kleinen,
mit dem Kinderzirkus Kaos, spannenden und lustigen Geschichten aus unseren Lieblingskinderbüchern und Schminken und Verkleiden unter dem
Motto Monster und Prinzessinnen. Die Schauspieler zeigen kleine Theaterszenen und Lesungen überall im Schauspielhaus, Franz Wittenbrink
und seine Allstars geben ein Konzert, die Theaterpädagogik veranstaltet eine Schnitzeljagd, die Bürgerbühne stellt ihr neues Programm vor, die
Beleuchter, Requisiteure, Maskenbildner und alle anderen Abteilungen verraten Geheimnisse aus den Werkstätten, es gibt eine aufregende Bühnentechnikshow, ein Konzert von Thomas Eisen und seiner Band The Fineripps und um 20:00 Uhr die große Saisonvorschau, bei der das gesamte
Ensemble in kurzen Szenen und moderierten Gesprächen mit Regisseuren, Autoren und weiteren Gästen die Inszenierungen der neuen Spielzeit
vorstellt. Und danach: Tanzen bis in die frühen Morgenstunden mit Live-Acts und den DJs vom Piranha Beat Klub …
Wir freuen uns auf Sie!
14
Inhalt
Die Spielzeit 2011.2012
Porträts, Interviews, Essays und Gedanken
16 1 Die Saison in der Übersicht
18 1 Das Ensemble
37 1 Der Kaufmann handelt von der Stadt
Robert Koall zu Shakespeares
„Der Kaufmann von Venedig“
38 1 Harry Mulisch, Heillosigkeit
Marcel Beyer liest den Roman
„Das steinerne Brautbett“ neu
41 1 Die erste Hälfte des Lebens wird von
den Eltern versaut, die zweite von den
Kindern
Lutz Hübner über „Familienbande“, den
neuen Wittenbrink-Liederabend
43 1 Reineke-Fuchs-Bastelbogen
Die Hauptfigur des neuen Kinder- und
Familienstücks zum Ausschneiden
441 Zum Straucheln brauchts doch nichts
als Füße
Der Bundestagspräsident Norbert Lammert
und der Strafverteidiger Stefan Heinemann
über den „Zerbrochnen Krug“
461 Wir müssen aufpassen, dass die Gullis
nicht wieder aufgehen
Ein Gespräch mit dem Regisseur Wolfgang
Engel über „Der Meister und Margarita“
491 Wenn es keine Einfühlung gibt,
fehlt mir was
Ein Porträt der Regisseurin Barbara Bürk
von Peter Michalzik
51 1 Zwei Klappen mit einer Fliege
Die Bühnenbildnerin Barbara Ehnes
denkt über Räume nach
52 1 Lachen machen
Ein Porträt der Regisseurin Simone
Blattner von Martin Heckmanns
541 Liliom. Eine deutsche Frage
Der Autor und Journalist Wolf Lotter
über das richtige Leben im falschen
571 Woyzeck
Einige Gedanken der Regisseurin
Sandra Strunz zum Stück
581 Oma, Opa und Hans-Peter
Ein Reisebericht von Dirk Laucke
über einen Besuch in Dresden
601 Spieltriebtäter –
Die Dresdner auf der Bühne
Die Journalistin Barbara Behrendt
über die Bürgerbühne
621 Der Trost einer großen Erzählung
Wolfgang Herrndorf im Gespräch
mit Kathrin Passig über „Tschick“
661 Schmutzige Hände bis zum Ellenbogen
Der Regisseur Simon Solberg und der
ehemalige Bundesinnenminister Gerhart
Baum im Gespräch über politische Kultur
691 Recherchetagebuch „Einen Kleist“
Rimini Protokoll auf den Spuren
Heinrich von Kleists
71 1 Hedda Brünnhilde Gabler
Felicitas Zürcher über das Scheitern
eines Lebensmodells
741 Alles ist etwas
Ein Aufruf zur Sinnsuche – Julia
Weinreich über „Nichts“ von Janne Teller
77 1 Gefangen zwischen Vorurteilen
und Political Correctness
Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach über „Race“
Die Premieren im Schauspielhaus
19 1 Der Kaufmann von Venedig
von William Shakespeare
19 1 Das steinerne Brautbett
nach Harry Mulisch
201 Familienbande
von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner
201 Reineke Fuchs
von Johann W. von Goethe
21 1 Der zerbrochne Krug
von Heinrich von Kleist
21 1 Der Meister und Margarita
nach Michail Bulgakow
22 1 Herr Puntila und sein Knecht Matti
von Bertolt Brecht
22 1 Die Räuber
von Friedrich Schiller
23 1 Damen der Gesellschaft
von Clare Boothe Luce
23 1 Liliom
von Ferenc Molnár
Die Premieren im Kleinen Haus
25 1 Woyzeck
nach Georg Büchner
25 1 Alles Opfer!
oder Grenzenlose Heiterkeit
von Dirk Laucke
26 1 Andorra
von Max Frisch
26 1 Tschick
nach Wolfgang Herrndorf
27 1 Die schmutzigen Hände
von Jean-Paul Sartre
27 1 Einen Kleist
von Rimini Protokoll
28 1 Die Zärtlichkeit der Russen
von Dagrun Hintze
28 1 Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
29 1 Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare
29 1 Race
von David Mamet
30 1 Nichts
von Janne Teller
30 1 Legal, illegal, scheißegal
von Jessica Glause
31 1 Ein Stück
von Roland Schimmelpfennig
31 1 Ja, ich will!
von Miriam Tscholl
32 1 Blütenträume
von Lutz Hübner
32 1 Fremd – 8. Festival „Politik im Freien
Theater“
33 1 Und außerdem ...
34 1 Kooperationen / Service
791 Einige Thesen über
Roland Schimmelpfennig
von Oliver Reese
801 Der Lutz-Hübner-Effekt
Ein Porträt des Autors Lutz Hübner
von Beret Evensen
81 1 Mitspielen
Ein Gespräch mit Studenten des
Schauspielstudios Dresden
Die Bürgerbühne
841 Die Bürgerbühne lädt ein
851 Die Inszenierungen
86 1
Die Clubs
871 Weitere Angebote
Theater und Schule
881 Angebote für Schulklassen
891 Angebote für Lehrer
Informationen
921 Ensemble und Mitarbeiter 2011.2012
941 Anrechte
991 Ermäßigungen und Geschenke
1001 Saalplan und Preise
102 1 Freunde und Förderer
103 1 Öffnungszeiten
103 1 Kartenkauf und Reservierungen
Impressum Spielzeit 2011. 2012
1 Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden,
Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian KrentelSeremet, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit
1 Redaktionsschluss: 11. 4. 2011
1 Gestaltung: Bureau Johannes Erler
1 Inszenierungsfotos: Matthias Horn,
David Baltzer
1 Die Collagen in diesem Heft erstellten
Jeremias Böttcher, Matthias Horn,
Patrick Klose und Luise Mundhenke.
Wir danken allen, die Fotos und weitere
Materialien zur Verfügung gestellt haben.
1 Druck: Druckhaus Dresden GmbH
15
Schauspielhaus
Der Kaufmann von Venedig
von William Shakespeare
Regie: Tilmann Köhler
Premiere 9. 9. 2011
Das steinerne Brautbett
nach dem Roman
von Harry Mulisch
Regie: Stefan Bachmann
Uraufführung 1. 10. 2011
Familienbande
Ein musikalischer Abend
unter Verwandten
von Franz Wittenbrink
und Lutz Hübner
Uraufführung 22. 10. 2011
Reineke Fuchs
von Johann W. von Goethe
Kinder- und Familienstück
Regie: Susanne Lietzow
Premiere 12. 11. 2011
Der zerbrochne Krug
Komödie von Heinrich v. Kleist
Regie: Roger Vontobel
Premiere Januar 2012
Der Meister und Margarita
nach dem Roman
von Michail Bulgakow
Regie: Wolfgang Engel
Premiere Februar 2012
Kleines Haus
Herr Puntila und sein
Knecht Matti
Volksstück von Bertolt Brecht
Regie: Barbara Bürk
Premiere März 2012
Die Räuber
von Friedrich Schiller
Regie: Sebastian Baumgarten
Premiere April 2012
Damen der Gesellschaft
Komödie von Clare B. Luce
Regie: Simone Blattner
Premiere Mai 2012
Liliom
Eine Vorstadtlegende
von Ferenc Molnár
Regie: Julia Hölscher
Premiere Juni 2012
Eine Koproduktion mit den
Wiener Festwochen und dem
St. Pauli Theater Hamburg
Woyzeck
nach Georg Büchner
von Tom Waits, Kathleen
Brennan, Robert Wilson
Regie: Sandra Strunz
Premiere 11. 9. 2011
Kleines Haus 1
Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit
von Dirk Laucke
Regie: David Benjamin Brückel
Uraufführung / Dresdner Premiere 17. 9. 2011
Kleines Haus 2
Eine Koproduktion mit den
Ruhrfestspielen Recklinghausen
Andorra
von Max Frisch
Regie: Uli Jäckle
Premiere 8. 10. 2011
Kleines Haus 1
Die Bürgerbühne
Tschick
nach dem Roman
von Wolfgang Herrndorf
Regie: Jan Gehler
Uraufführung 19. 11. 2011
Kleines Haus 3
Die schmutzigen Hände
von Jean-Paul Sartre
Regie: Simon Solberg
Premiere 26. 11. 2011
Kleines Haus 1
Weiterhin im Schauspielhaus: Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist Denn alle Lust will Ewigkeit Ein Liederabend von Franz
Wittenbrink Der Turm nach dem Roman von Uwe Tellkamp Des Teufels General von Carl Zuckmayer Die Möwe von Anton Tschechow Don Carlos
von Friedrich Schiller Kleiner Mann, was nun? nach dem Roman von Hans Fallada Marat / Sade von Peter Weiss Minna von Barnhelm von g. e.
Lessing Reckless. Steinernes Fleisch nach dem Roman von Cornelia Funke Rheingold Musiktheater nach Richard Wagner Romeo und Julia von
William Shakespeare Sein oder Nichtsein von Nick Whitby Viel Lärm um nichts von William Shakespeare Palais im Großen Garten: A Christmas
Carol – Ein Weihnachtslied von Gerold Theobalt nach Charles Dickens Unterwegs: Ich will Zeugnis ablegen Aus den Tagebüchern Victor Klemperers
16
Festival
Einen Kleist
von Rimini Protokoll
Regie: Helgard Haug und
Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
Uraufführung / Dresdner Premiere 2. 12. 2011
Kleines Haus 1 und 2
Eine Produktion von Rimini
Apparat in Koproduktion mit
dem Staatsschauspiel Dresden
und dem hau, Berlin
Die Zärtlichkeit der Russen
Dresdner erzählen aus dem
Leben einer Kriegsgeneration
von Dagrun Hintze
Regie: Miriam Tscholl
Uraufführung 9. 12. 2011
Kleines Haus 3
Die Bürgerbühne
Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
Regie: Tilmann Köhler
Premiere Januar 2012
Kleines Haus 1
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare
Regie: Fabian Gerhardt
Premiere Februar 2012
Kleines Haus 1
Die Bürgerbühne
Race
von David Mamet
Regie: Burkhard C. Kosminski
Deutschsprachige
Erstaufführung März 2012
Kleines Haus 1
Nichts
nach dem Roman
von Janne Teller
Regie: Tilmann Köhler
Premiere März 2012
Kleines Haus 2
Mit den Studenten des Schauspielstudios Dresden
Legal, illegal, scheißegal
Punk für Einsteiger
Regie: Jessica Glause
Uraufführung April 2012
Kleines Haus 3
Die Bürgerbühne
Fremd
8. Festival „Politik im
Freien Theater“
10 herausragende freie Theaterproduktionen aus dem
deutschsprachigen Raum
und internationale Gäste,
Diskussionen, Foren und
Performances im öffentlichen
Raum
27. 10. bis 6. 11. 2011
im Kleinen Haus des Staatsschauspiels, im Festspielhaus
Hellerau und an anderen
Orten in der Stadt
Ein Stück
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Burghart Klaußner
Premiere Mai / Juni 2012
Kleines Haus 2
Eine Kooperation von Staatsschauspiel Dresden, Hellerau –
Europäisches Zentrum der
Künste und der Bundeszentrale
für politische Bildung / bpb
Ja, ich will!
Ein Spiel mit Verheirateten
und solchen, die es mal waren
Regie: Miriam Tscholl
Uraufführung Juni 2012
Kleines Haus 3
Die Bürgerbühne
Blütenträume
von Lutz Hübner
Regie: Thomas Birkmeir
Premiere Juni 2012
Kleines Haus 1
In Planung: Der alte König in
seinem Exil nach der
Erzählung von Arno Geiger
Weiterhin im Kleinen Haus: Adam und Evelyn von Ingo Schulze Backstage von Thomas Eisen Das Erdbeben in Chili nach der Novelle von Heinrich
von Kleist Das halbe Meer von Thomas Freyer Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt Der Kirschgarten von Anton Tschechow Der
Messias von Patrick Barlow Die Firma dankt von Lutz Hübner Die Insel von Athol Fugard Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee
Williams Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Jakob von Gunten von Robert Walser Vater Mutter
: Die Kontrakte des
Geisterbahn von Martin Heckmanns Vùng biên gió’i von Rimini Protokoll und die Inszenierungen der Bürgerbühne
Kaufmanns von Elfriede Jelinek Diesen Kuss der ganzen Welt Ein Schiller-Projekt Eins, zwei, drei und schon vorbei Ein Spiel vom Anfang und
Ende der Dinge FKK. Eine Frauenkörperkomödie von Melanie Hinz Jugend ohne Gott nach dem Roman von Ödön von Horváth
17
1.
4.
3.
2.
Die Premieren im Schauspielhaus
1. Lore Stefanek, 2. Philipp Lux, 3. Thomas Eisen, 4. Ina Piontek, 5. Wolfgang Michalek,
6. Picco von Groote, 7. Matthias Reichwald, 8. Albrecht Goette, 9. Benjamin Pauquet, 10. Mila
Dargies, 11. Olivia Grigolli, 12. Sonja Beißwenger, 13. Thomas Braungardt, 14. Benjamin
Höppner, 15. Rosa Enskat, 16. Tom Quaas, 17. Matthias Luckey, 18. Fabian Gerhardt, 19. Lars
Jung, 20. Helga Werner, 21. Cathleen Baumann, 22. Sebastian Wendelin, 23. Hannelore Koch,
24. Ines Marie Westernströer, 25. Torsten Ranft, 26. Sascha Göpel, 27. Christan Friedel,
28. Christian Erdmann, 29. Holger Hübner, 30. Christine Hoppe, 31. Annika Schilling,
32. Stefko Hanushevsky, 33. Ahmad Mesgarha, 34. Christian Clauß, 35. Vera Irrgang,
36. Anna-Katharina Muck, 37. Antje Trautmann, 38. Karina Plachetka
8.
7.
6.
14.
13.
5.
10.
11.
17.
16.
20.
19.
21.
18.
22.
23.
24.
28.
25.
26.
29.
30.
27.
33.
34.
32.
Um die reiche und bildschöne Erbin Porzia umwerben zu
können, benötigt der völlig abgebrannte Bassanio Geld.
Er bittet deshalb seinen Freund und Gönner, den Kaufmann Antonio, um Hilfe. Der wiederum muss sich das
Geld vorläufig selbst borgen und sucht um ein Darlehen
bei Shylock an, den er zuvor als Jude beleidigt und bespuckt hat. Shylock verzichtet auf Zinsen. Stattdessen
lässt er Antonio einen Schuldschein unterschreiben, der
Shylock erlaubt, bei Nichtrückzahlung ein Pfund Fleisch
aus Antonios Körper nächst dem Herzen zu schneiden.
Da Antonio der festen Überzeugung ist, bald wieder zu
Kapital zu kommen, unterschreibt er. Zwar kann Bassanio Porzia tatsächlich für sich gewinnen, das geliehene
Geld kann er, wie auch Antonio, dennoch nicht zurückgeben. So kommt es, dass Shylock vor Gericht sein Recht
durchsetzen will. Porzia selbst, durch Männerkleidung
getarnt, tritt als schlauer Verteidiger auf und erwirkt,
dass es am Ende Shylock ist, der angeklagt und verurteilt
wird. Der Liebe von Porzia und Bassanio steht nun nichts
mehr im Wege.
„Der Kaufmann von Venedig“ wurde lange Zeit als antisemitische Propaganda ausgeschlachtet. So produzierten
die Nationalsozialisten 1938 mit großem Aufwand ein Radiohörspiel und strahlten es kurz nach der Reichskristallnacht aus. Zugleich besteht seit Mitte des 19. Jahrhunderts aber auch eine ganz andere Aufführungstradition:
Von Demütigungen in die Ecke getrieben und von fremdem und eigenem Hass geleitet, steht Shylock exemplarisch für all jene, die von der Gesellschaft ausgeschlossen
sind. „Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr
uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“ Bis heute ist „Der
Kaufmann von Venedig“ Spiegel und Vexierspiel einer
Gesellschaft und ihrer Haltung gegenüber den „Juden“,
den Außenseitern und Fremden, derer sie bedarf und die
sie zugleich mit Angstlust ablehnt.
Einige Gedanken über den „Kaufmann von Venedig“ finden Sie
auf 1Seite 37
Dresden, Herbst, 1956. Elf Jahre nach Kriegsende reist
Norman Corinth aus Baltimore, usa, zu einem internationalen Zahnarztkongress in die noch weitgehend in
Trümmern liegende Stadt. Doch der Amerikaner ist weniger am fachlichen Austausch im jungen sozialistischen Staat interessiert als an der Geschichte: Als Bomberpilot war er beteiligt an der Verwüstung der Stadt,
wurde selbst abgeschossen und schwer verletzt. Corinth
verweigert die Teilnahme am offiziellen Kongressprogramm, um sich auf eigene Faust an die Erkundung des
Ausmaßes der Zerstörung zu machen. Ein zweites Mal
durchlebt er in Dresden Angriff und Zerstörung: Diesmal ist es eine Frau, Hella, Sozialistin und Dolmetscherin des Kongresses, die Corinth parallel zu seinen Erinnerungsfantasien erobert.
Bereits 1959 gelang dem 30-jährigen Niederländer Harry
Mulisch ein Roman, der jenseits von Schuldzuweisungen, dafür mit unbestechlichem Blick die Verwundung
der Menschen durch den Krieg aufzeigt, und zwar auf
beiden Seiten. In seiner charakteristischen Mischung
aus Philosophie, Mythologie und Realismus überblendet
er die Zerstörung Dresdens dabei gleich zweifach: mit
der Eroberung Hellas, der Frau, die Corinths Geliebte
und Opfer wird, und der Geschichte um Helena und die
antike Stadt Troja.
2002 erhielt Harry Mulisch für seine literarische Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg, die sich durch
sein gesamtes Werk zieht, das Bundesverdienstkreuz. Im
Oktober 2010 verstarb der Autor von „Die Entdeckung des
Himmels“ 83-jährig.
Marcel Beyer liest den Roman vor dem Hintergrund des Weltgeschehens im März 2011 neu 1Seite 38
Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte
Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche
Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a. Goethes
„Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der
Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.
Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater
Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler
Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des
Schauspielstudios Dresden. In der Spielzeit 2010.2011 inszenierte
er Sophokles‘ „König Oedipus“ und die Uraufführung von Thomas
Freyers „Das halbe Meer“.
Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, war nach seinem Studium in Zürich und Berlin 1992 Mitbegründer des Berliner „Theater
Affekt“. Bis 1998 inszenierte er u. a. an der Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz in Berlin, am Theater am Neumarkt in Zürich
und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1996 wurde er als
Nachwuchsregisseur des Jahres ausgezeichnet. 1998 bis 2003
war Stefan Bachmann Schauspieldirektor am Theater Basel, 1999
wurde das Haus in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gewählt. Seit 2001 ist Stefan Bachmann auch als Opernregisseur tätig. Zuletzt arbeitete er u. a. am
Deutschen Theater Berlin, am Thalia Theater in Hamburg, an der
Staatsoper unter den Linden und am Berliner Maxim Gorki Theater. Seit 2009 ist er fester Regisseur am Wiener Burgtheater. Er
war mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt 2011
mit der Inszenierung von Kathrin Rögglas „Die Beteiligten“ vom
Wiener Burgtheater.
35.
31.
36.
38.
37.
Das steinerne Brautbett
nach dem Roman von Harry Mulisch
Uraufführung am 1. Oktober 2011 im Schauspielhaus
Regie: Stefan Bachmann 1Bühne: Simeon Meier
1Kostüm: Barbara Drosihn
15.
12.
9.
Der Kaufmann von Venedig
von William Shakespeare
Premiere am 9. September 2011 im Schauspielhaus
Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz
1Kostüm: Susanne Uhl
Laut dem Deutschen Bühnen-Jahrbuch 2011 der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger sind in
Deutschland 6441 Schauspieler in Ensembles engagiert. Bei uns arbeiten davon 38 und einige Gäste.
19
Familienbande
Ein musikalischer Abend unter Verwandten
von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner
Uraufführung am 22. Oktober 2011 im Schauspielhaus
Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink
1Kostüm: Nini von Selzam
Reineke Fuchs
von Johann Wolfgang von Goethe
Kinder- und Familienstück für alle ab 8 Jahren
Premiere am 12. November 2011 im Schauspielhaus
Regie: Susanne Lietzow 1Bühne: Aurel Lenfert
1Kostüm: Marie Luise Lichtenthal
Der zerbrochne Krug
Komödie von Heinrich von Kleist
Premiere im Januar 2012 im Schauspielhaus
Regie: Roger Vontobel 1Bühne: Magda Willi
1Kostüm: Dagmar Fabisch
Der Meister und Margarita
nach dem Roman von Michail Bulgakow
Premiere im Februar 2012 im Schauspielhaus
Regie: Wolfgang Engel 1Bühne: Olaf Altmann
1Kostüm: Michael Sieberock-Serafimowitsch
Der kleine Festsaal eines Landgasthofes in der Provinz,
eine Flügeltür zum großen Festsaal, in dem eine Familienfeier stattfindet. Zu Großvaters 80. Geburtstag sind sie
alle zusammengekommen, um harmonisch den Festtag
zu begehen. Doch wie soll das gut gehen bei einer Großfamilie, die wie jede vernünftige Sippe einige Leichen im
Keller hat?
Sohn Albert hat sich finanziell übernommen – sein alter
Herr darf es nicht wissen. Und der Rest der Mischpoke
schon gar nicht. Seinem Bruder kann er geliehenes Geld
nicht zurückzahlen. Geschwister und Schwägerinnen
und Schwager können sich nicht riechen, die Cousins
und Cousinen öden sich an. Der Alkohol löst die Zungen
und befeuert die schwelenden Familienbrände. Und so
läuft die harmonische Zusammenkunft auf das absurdeste aus dem Ruder – mit niemandem streitet es sich so
schön wie mit der buckligen Verwandtschaft! Eigentlich
hasst man sie ja, diese Anlässe. Aber Hauptsache, Opa
freut sich.
Zum ersten Mal arbeiten für „Familienbande“ der Musiker und Regisseur Franz Wittenbrink und der Autor Lutz
Hübner zusammen, der den szenischen Entwurf für diesen Liederabend schrieb und die Figuren erfand. Hübner,
der zu den meistgespielten deutschen Dramatikern zählt,
ist dem Dresdner Publikum vor allem bekannt durch die
Abende „Frau Müller muss weg“ und „Die Firma dankt“.
Warum die erste Hälfte des Lebens von den Eltern versaut wird
und die zweite von den Kindern erklärt Autor Lutz Hübner auf
1Seite 41
Hoftag bei König Nobel, dem Löwen. Alle erscheinen, nur
nicht Reineke, der Fuchs. Die Tiere, große und kleine,
bringen ihre Beschwerden über den gerissenen Schelm
vor. Eine Wurst hat er gestohlen, den Wolf verhöhnt, das
Kaninchen bedroht und sogar die Henne Kratzfuß totgebissen. Das Sündenregister des Schelms ist lang, die
Tiere fordern Strafe. Braun, der Bär, soll Reineke holen,
lässt sich aber ebenso von ihm überlisten wie Hinze, der
Kater. Als Reineke endlich am Hof erscheint, wird er
zum Tode verurteilt, doch er erfindet, den Kopf schon in
der Schlinge, eine so geschickte Lügengeschichte, dass
er begnadigt wird. Als der Verrat auffliegt und Reineke
ein zweites Mal vor dem König erscheint, kommt es zum
Showdown: Reineke und Isegrim, der Wolf, treten im
Zweikampf gegeneinander an …
Goethes Epos „Reineke Fuchs“ entstand 1793, die Fabel
lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen: der gerissene Räuber und schlaue Schelm, der über seine dummen und gefräßigen Gegner triumphiert – eine wunderbare Geschichte über List und Tücke, Dummheit und
Gier für die ganze Familie.
Einen Reineke-Fuchs-Bastelbogen findest du auf 1Seite 43
Ein Krug ist zerbrochen, ein wertvoller Krug, im Haus
der Familie Rull, und wer es war – man weiß es nicht. Es
war jemand bei Eve Rull im Zimmer, es war schon dunkel.
Ihre Mutter hat es gesehen, ihr Verlobter, Ruprecht Tümpel, hat es gesehen – nur wer es war, das bleibt unklar.
Um Licht in die Angelegenheit zu bringen, nimmt der
Dorfrichter Adam als Ermittler und als Ankläger die Arbeit auf. Dabei wird er streng beobachtet von Walter, dem
Gerichtsrat.
Die delikate Angelegenheit jedoch lässt sich so leicht
nicht entwirren – zumal von einem Richter, der sich offenkundig nur halbherzig um den Fall bemüht. Warum
er so zögerlich ist, wird bald offenbar: Die Indizienlage
spricht mehr und mehr dafür, dass der Richter zugleich
der Angeklagte ist.
Kleists „Lustspiel“ ist ein Drama, das von der Wahrheitssuche erzählt und von den Möglichkeiten, eigene Wahrheiten zu kreieren, Tatsachen zu schaffen mithilfe der
Sprache und ihrer Verdrehung. Alles zerbricht hier: ein
Krug, eine heile Welt, eine Unschuld.
Nach dem „Käthchen von Heilbronn“ und „Das Erdbeben
in Chili“ ist der „Krug“ bereits die dritte Inszenierung eines Textes von Heinrich von Kleist im Spielplan des
Staatsschauspiels. Im Kleistjahr 2011 wird der 200. Todestag des Dichters in Deutschland umfangreich gewürdigt;
neben den Inszenierungen besteht unser Beitrag auch in
dem Projekt „Einen Kleist“ von Rimini-Protokoll (siehe
Seite 69).
Der Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Dresdner
Strafverteidiger Stefan Heinemann denken über „Der zerbrochne
Krug“ nach 1Seite 44
Der Teufel erscheint leibhaftig in Moskau, und zwar in
Gestalt von Voland, Professor für schwarze Magie. Gemeinsam mit seinem zwielichtigen Gefolge quartiert er
sich im Haus Sadowaja 302b, Wohnung 50, ein und stellt
das Haus und ganz Moskau auf den Kopf. Schwer erklärbare, unheimliche Vorfälle ereignen sich, Menschen verschwinden, sterben und werden verhaftet. Ausgenommen scheinen zwei Gerechte: der Meister und Margarita,
seine ehemalige Geliebte. Der Meister ist Autor eines großen unveröffentlichten, weil „konterrevolutionären“ Romans über Pontius Pilatus, er befindet sich am Anfang
der Geschichte in einer Irrenanstalt. Margarita ist eine
verheiratete Frau, die sich nach ihrem Geliebten sehnt.
Offizielle Stellen versuchen, die Verwirrungen des Teufels rational zu erklären, der gesamte Staat scheint von
schäbigen Betrügern und Spekulanten bevölkert, und die
Vertreter der Bürokratie tragen das Ihre dazu bei, das
Land in eine riesige Groteske zu verwandeln. Der Teufel
selbst versucht, einen eingefleischten Atheisten von der
Existenz Gottes zu überzeugen, eigentlich ist er aber
nach Moskau gekommen, um für seinen großen Ball eine
Königin zu finden. Margarita lässt sich auf den Handel
mit dem Teufel ein, um noch einmal den Meister zu
sehen.
Bulgakows Meisterwerk, zwischen 1928 und 1940 entstanden, verwebt in zwei Erzählsträngen Fiktion, Satire und
historische Begebenheiten. Es gilt als der „russische
Faust“. Wie der Meister hatte auch Bulgakow unter der
stalinistischen Zensur zu leiden, er verbrannte die erste
Fassung des Romans. Das Buch wurde 1966, erst 26 Jahre
nach Bulgakows Tod, veröffentlicht.
Ein Gespräch mit dem Regisseur Wolfgang Engel finden Sie auf
1Seite 46
Roger Vontobel, geboren 1977 in Zürich, studierte Schauspiel in
New York und Pasadena sowie Schauspielregie am Institut für
Theater, Musiktheater und Film itmf in Hamburg. Nach Inszenierungen in Essen und München wurde er in der Kritikerumfrage
von Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres 2006
gewählt. Er arbeitete in den letzten Jahren am Schauspiel Essen,
am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner
Kammerspielen und am Schauspiel Bochum. Für seine Inszenierung von „Don Carlos“ am Staatsschauspiel Dresden wurde Vontobel
in der Hauptkategorie „Beste Regie“ mit dem wichtigsten deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Außerdem wurde
seine Dresdner Inszenierung zum Berliner Theatertreffen 2011, zu
den Schillertagen in Mannheim und auf zahlreiche Gastspiele im
In- und Ausland eingeladen.
Wolfgang Engel arbeitete in den 1970er-Jahren als Regisseur an
den Landesbühnen Sachsen in Radebeul und am Jugendtheater in
Berlin. Ab 1978 lehrte er an der Hochschule für Schauspielkunst
„Ernst Busch“ in Berlin. 1980 ging er als fester Regisseur an das
Staatsschauspiel Dresden, wo ihn seine Inszenierungen zu einem
der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab 1983 reiste Engel
auch zu Regiearbeiten in den Westen, u. a. an das Staatstheater in
Saarbrücken, das Wiener Burgtheater, das Zürcher Schauspielhaus,
das Berliner Schillertheater und das Münchner Residenztheater.
1991 ging er nach Frankfurt am Main und wurde fester Regisseur
am dortigen Schauspiel. Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel
Intendant des Schauspiels Leipzig. 2010 führte er bei der viel
beachteten Uraufführung von Uwe Tellkamps „Der Turm“ Regie,
die von mdr / arte aufgezeichnet und zu den Berliner Autorentheatertagen 2011 eingeladen wurde.
Mit freundlicher Unterstützung unseres Projektpartners
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Mit freundlicher Unterstützung der Konsum Dresden eG
Franz Wittenbrink wurde 1948 in Bentheim, Niedersachsen geboren. Mit neun Jahren kam er ins Musikinternat der Regensburger
Domspatzen und erhielt dort eine Ausbildung in Klavier, Violoncello, Orgel, Trompete, Tonsatz und Kontrapunkt. Nach ersten
Engagements als Komponist und musikalischer Leiter am Nationaltheater in Mannheim feierte er in den 90er-Jahren seinen
Durchbruch mit dem Liederabend „Sekretärinnen“ am Deutschen
Schauspielhaus in Hamburg. Seither erarbeitete er an Häusern
wie den Münchner Kammerspielen, dem Thalia Theater Hamburg,
dem Wiener Burgtheater, dem Berliner Ensemble und dem Schauspiel Hannover seine Abende, die im Grenzbereich zwischen
Schauspiel und Musik liegen. Mit diesem sehr spezifischen Stil
zählt er zu den erfolgreichsten und profiliertesten Musiktheaterregisseuren dieser Tage. Am Staatsschauspiel Dresden hat er den
Liederabend „Die Lobbyisten“ inszeniert, und seit der Saison
2009.2010 ist „Denn alle Lust will Ewigkeit“ im Schauspielhaus zu
sehen.
20
Susanne Lietzow, geboren in Innsbruck, absolvierte eine Modeschule in Wien, studierte Bildhauerei in New York und Schauspiel
in Innsbruck. Es folgten Engagements als Schauspielerin am Theater Phönix in Linz und am Deutschen Nationaltheater Weimar. An
beiden Theatern führte sie auch Regie. 1997 bis 2000 war sie Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater
„Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. 2006 erhielt sie für „How
much, Schatzi?“ nach h. c. Artmann zusammen mit dem Projekttheater Wien / Vorarlberg den Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion. Sie inszeniert u. a. am Schauspielhaus Wien, am Staatstheater Kassel und am Jungen Schauspiel Hannover und arbeitet
kontinuierlich mit dem Projekttheater, dessen künstlerische Leitung sie seit 2005 inne hat. In Dresden inszenierte Lietzow vergangene Spielzeit die Uraufführung von Lutz Hübners Stück „Die
Firma dankt“ und erhielt dafür eine Einladung zu den Mülheimer
Theatertagen 2011.
21
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Volksstück von Bertolt Brecht
Premiere im März 2012 im Schauspielhaus
Regie: Barbara Bürk 1Bühne: Anke Grot
1Kostüm: Irène Favre de Lucascaz
Die Räuber
von Friedrich Schiller
Premiere im April 2012 im Schauspielhaus
Regie: Sebastian Baumgarten 1Bühne: Barbara Ehnes
Damen der Gesellschaft
Komödie von Clare Boothe Luce
Premiere im Mai 2012 im Schauspielhaus
Regie: Simone Blattner 1Bühne: Alain Rappaport
Bertolt Brecht beschreibt in dem 1940 im finnischen Exil
entstandenen Volksstück das Problem, dass der Mensch
in der kapitalistischen Gesellschaft in einer Bewusstseinsspaltung leben, seine gute Natur verleugnen muss.
Der finnische Gutsbesitzer Puntila ist in nüchternem Zustand ein Ausbeuter und betrunken „fast ein Mensch“,
nahezu ein Menschenfreund. Nur in der Trunkenheit
zeigt er sich verständnisvoll; nüchtern ist er unerträglich. Diesen Gegensatz müssen vor allem seine Tochter
Eva und sein Chauffeur Matti ertragen. So will Puntila –
wenn er gerade mal nüchtern ist – Eva mit dem reichen
Attaché verheiraten. Sobald er jedoch betrunken ist, sieht
er in diesem alles Mögliche, nur nicht den Richtigen für
seine Tochter. Zwischen diesen zwei Gesichtern Puntilas
steht immer der treue Matti. Er kann ganz gut mit den
Launen seines Chefs umgehen. Doch als dieser, mal wieder im Vollrausch, Matti als zukünftigen Ehemann seiner
Tochter auswählt, ist es mit Mattis Neutralität vorbei …
Entscheidend für sein Volksstück sei, so Brecht, die „Ausformung des Klassenantagonismus zwischen Puntila
und Matti“. Darin nämlich wird die Verlogenheit und Gefährlichkeit der realen Herrschaftsverhältnisse deutlich.
Das Ungleichgewicht zwischen Herr und Knecht kommt
vielleicht am schönsten in Mattis Satz: „Ich nehm‘s als einen Befehl, Herr Puntila, dass keine Kluft ist!“ zum
Ausdruck.
Bertolt Brecht, der Begründer des epischen Theaters, forderte auch für seinen „Puntila“, dass die kritische Distanz des Zuschauers gewahrt bleiben soll. Episches Theater ist Brecht zufolge immer demonstrativ: „Das Ereignis
hat stattgefunden, hier findet seine Wiederholung statt.“
Ein Porträt der Regisseurin Barbara Bürk finden Sie auf 1Seite 49
Schillers erstes Bühnenstück ist die Geschichte zweier
Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und
die Geschichte eines Aufruhrs gegen die gesellschaftliche Ordnung. Während der in der fernen Stadt Leipzig
studierende Karl sich an einer Welt rächt, von der er zu
viel erwartet hat, wütet sein zu Hause gebliebener Bruder
Franz in einer Welt, von der er nichts hält und die ihn
deshalb zu nichts verpflichtet. Mit kühlem Verstand will
er allein seinem einzigen Interesse folgen: Übernahme
der Erbschaft und alleinige Herrschaft auf dem familiären Gut. Indem er dem Vater falsche Informationen über
Karls Gewaltverbrechen zukommen lässt, hintertreibt er
allmählich die Vaterliebe, bis dieser den Erstgeborenen
enterbt und verstößt. Auch Amalia, die hartnäckig an ihrer Liebe zu Karl festhält und sehnsüchtig auf dessen
Heimkehr wartet, will Franz auf diese Weise für sich gewinnen. Karl führt währenddessen ein wildes Leben und
gründet eine Räuberbande, um mit Gleichgesinnten gegen absolutistische Willkür und Korruption zu kämpfen.
Was als idealistischer Widerstand beginnt, radikalisiert
sich zusehends: Die Grenze zwischen idealistischem Vorsatz und schlichter Kriminalität verschwimmt mehr und
mehr. Beide Brüder – wenn auch mit unterschiedlichen
Motiven – rebellieren gegen den Vater und damit gegen
gesellschaftliche Zwänge. Schiller beschreibt im Konflikt zwischen den Brüdern Karl und Franz auch den Zusammenstoß der materialistischen mit einer idealen
Welt. Beide Ideologien scheitern, aber dennoch wird dadurch die bestehende Ordnung nicht gefestigt. Vielmehr
stellt sich die Frage nach einer neuen Gesellschaft, in der
Individualität und Freiheit möglich sind. Eine Frage, die
in der Gegenwart vielleicht andere Vorzeichen, aber noch
immer keine endgültige Antwort bekommen hat.
Die Bühnenbildnerin Barbara Ehnes denkt über Räume nach
1Seite 51
Mary Haines, eine reiche, schöne und intelligente Dame
Liliom war ein Vagabund und der beste Ausrufer bei den
der New Yorker High Society, hat ihre besten Freundin- Karussells, ein unverschämter, rauflustiger Kerl, der die
nen zu einer Partie Karten in ihren Salon eingeladen. Hand biss, die ihn fütterte, und jeden schlug, auch die
Diese wissen längst, was Mary noch nicht weiß, und sie Frau, die ihn liebte, das Dienstmädchen Julie. Wenn diebringen es ihr auf eine subtil bösartige Weise bei: Marys ser Liliom zur Mitte des Stückes tot daliegt, dann diskureizender Ehemann Stephen hat eine Affäre mit der ehr- tieren die Polizisten über seiner Leiche stehend die neue
geizigen Verkäuferin Crystal. Mit Mary werden nun auch Gehaltsregelung, die dazu führe, dass man zwar mehr beihre Freundinnen von der Angst befallen, aus ihrem pri- komme, aber weniger habe: „So plag ich mich eben weiter“,
vilegierten Leben gerissen werden zu können durch den sagt der eine. „Man krepiert langsam, schindet und grämt
Verlust ihrer Jugend, ihrer Schönheit und ihrer reichen sich.“ Liliom hat sich nicht geplagt, er hat schnell gelebt
Gatten. In Kosmetiksalons, Gymnastikstudios und Mode- und ist schnell gestorben, und geschluchzt hat er – geateliers wird nun Marys Ehe analysiert, werden Intrigen lernt hat er allerdings nichts, und er wird auch nichts lergesponnen und alte Feindschaften wiederbelebt. Erst als nen, nicht einmal als er 16 Jahre später zur Erde zurückMary sich von den falschen Freundinnen und ihren Rat- kehren darf.
schlägen befreit, findet das Stück noch zu seinem glück- „Liliom“ ist Moritat und „Vorstadtlegende“, ganz im Sinne
lichen Ende.
christlicher Heiligenlegenden, die einen exemplarischen
„Damen der Gesellschaft“ ist eine böse, satirische Komö- Lebensweg und seine Prüfungen lehrreich darstellen – nur
die über Frauen aus der scheinbar besseren Gesellschaft ohne das Religiöse, die Lehre und die Moral. Der ungaund ihre Angst vor Abstieg und Verfall.
risch-österreichische, später europäische und schließlich
Mit diesem Stück gelang der jungen amerikanischen Au- internationale Erfolgsschriftsteller Ferenc Molnár hat
torin Clare Boothe Luce im Jahr 1936 der Durchbruch. Es mit seinem Stück 1906 die Gesellschaft der Schausteller
wurde ein Erfolg am Broadway und auf den großen Büh- und der „kleinen Leute“ zu einer Allegorie der Welt wernen im Ausland. Der Stoff wurde zweimal verfilmt und den lassen und mit Liliom eine Figur des Volkstheaters
ist inzwischen klassisch gewordenes Schauspielerfutter – geschaffen, die „bigger than life“ ist und zugleich der
allerdings nur für Damen: Neben 40 Rollen für Frauen Deutung immer eine Karussellrunde voraus.
gibt es keine einzige für einen Mann.
„Liliom“ wird seine Premiere bei den Wiener Festwochen
Ein Text von Martin Heckmanns über die Regisseurin Simone feiern und anschließend in Dresden und Hamburg geBlattner 1Seite 52
spielt werden.
Einen Essay von Wolf Lotter über das richtige Leben im falschen
1Seite 54
Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Sie
arbeitete an Theatern in Hamburg, Basel, Hannover und Potsdam,
wo sie u. a. Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und Hauptmann
inszenierte. Zudem verbindet sie eine lange Zusammenarbeit mit
dem Autor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von „Hotel Paraiso“
wurde beim Theatertreffen 2005 gezeigt. 2009 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertagen
eingeladen. In Dresden hat sie in der Saison 2009.2010 die Uraufführung von Lutz Hübners „Frau Müller muss weg“ und in der
Spielzeit 2010.2011 Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ inszeniert.
Sebastian Baumgarten wurde 1969 in Ostberlin geboren. Er studierte Opernregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in
Berlin. Seit 1992 arbeitet er als Schauspiel- sowie als Opernregisseur
u. a. in Berlin, Dresden, Kopenhagen, Frankfurt am Main, Zürich
und Düsseldorf. Für seine Interpretation von Händels „Orest“ an
der Komischen Oper Berlin wählten ihn die Kritiker der Zeitschrift
Opernwelt zum Regisseur des Jahres 2006. An der Semperoper
Dresden brachte Baumgarten u. a. Brittens „Peter Grimes“ (2007)
auf die Bühne. In der Spielzeit 2009.2010 kam am Staatsschauspiel
Dresden seine Inszenierung „Der goldne Topf“ von e.t.a. Hoffmann
zur Premiere. An der Komischen Oper Berlin inszenierte er 2010.2011
das Singspiel „Im Weißen Rößl“, und im Sommer 2011 bringt er bei
den Bayreuther Festspielen Wagners „Tannhäuser“ auf die Bühne.
Simone Blattner wurde 1968 in Basel geboren. Sie studierte Regie
an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit 1998 arbeitet sie
als freie Regisseurin, u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, am
Theater Basel, am Thalia Theater Hamburg, am Bayerischen
Staatsschauspiel München, am Schauspiel Frankfurt und am
Berliner Ensemble. Blattner ist eine Spezialistin für Komödien
und zeitgenössische Theatertexte. So inszenierte sie u. a. die
Uraufführungen mehrerer Stücke von Martin Heckmanns, darunter „Schieß doch, Kaufhaus!“ am tif Dresden und „Kränk“ am
Schauspiel Frankfurt. Beide Inszenierungen wurden zu den
Mülheimer Theatertagen eingeladen und erhielten jeweils den
Publikumspreis. 2009 führte Blattner am Staatsschauspiel Dresden Regie bei der Uraufführung von Heckmanns’ Theaterprolog
„Zukunft für immer“, der zu den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin eingeladen wurde. 2010 inszenierte sie in
Dresden die Uraufführung von „tier. man wird doch bitte unterschicht“ von Ewald Palmetshofer.
22
Liliom
Eine Vorstadtlegende von Ferenc Molnár
Premiere im Juni 2012 im Schauspielhaus
Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen und dem
St. Pauli Theater Hamburg
Regie: Julia Hölscher 1Bühne: Esther Bialas
1Kostüm: Ulli Smid
Julia Hölscher, 1979 in Stuttgart geboren, begann zunächst ein
Gesangsstudium, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die
Theaterakademie Hamburg wechselte. Beim Festival „Körber
Studio Junge Regie“ 2007 wurde ihre Inszenierung von „Das
Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki mit
dem Regiepreis ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die
Uraufführung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend
hier“ am Schauspiel Hannover. Es folgten weitere Inszenierungen
u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus
und am Potsdamer Hans-Otto-Theater. Seit 2009.2010 ist Julia
Hölscher Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden. Hier
inszenierte sie bisher „Adam und Evelyn“ nach dem Roman von
Ingo Schulze, Astrid Lindgrens „Die Brüder Löwenherz“ sowie
Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“. Im Mai 2011 hat ihre Inszenierung von Hauptmanns „Einsame Menschen“ Premiere.
23
Die Premieren im Kleinen Haus
Unsere Inszenierungen, Schauspielerinnen und Schauspieler
werden fotografiert von Matthias Horn und David Baltzer.
Woyzeck
nach Georg Büchner
Musik, Liedtexte, Konzept: Tom Waits, Kathleen
Brennan, Robert Wilson
Premiere am 11. September 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Sandra Strunz 1Musikalische Leitung: HansJörn Brandenburg 1Bühne: Volker Hintermeier
1Kostüm: Su Bühler
Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit
von Dirk Laucke
Uraufführung / Dresdner Premiere am 17. September
2011 im Kleinen Haus 2
Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen
Recklinghausen
Regie: David Benjamin Brückel 1Bühne: Jeremias Böttcher
1Kostüm: Irène Favre de Lucascaz
Der Soldat Franz Woyzeck ersticht seine Geliebte Marie.
Was sind die Gründe für die Tat? Maries Betrug mit dem
Tambourmajor oder die schikanösen Experimente des
Doktors, denen sich Woyzeck nur unterwirft, um sich
ein wenig dazuzuverdienen?
Das Woyzeck-Fragment basiert auf dem gleichnamigen
Dramenfragment Georg Büchners aus dem Jahr 1837, das
heute zu den meistgespielten Dramen der deutschsprachigen Literatur zählt und als Unterrichtslektüre landauf, landab gelesen wird. Im Kampf um das alltägliche
Überleben dreht Woyzeck langsam, aber sicher durch.
Physisch und psychisch von seiner Umwelt misshandelt
hat er zusehends mit Wahnvorstellungen zu kämpfen. Und
als er dann auch noch Zeuge der Untreue Maries – seiner
Liebe – wird, gehorcht er seinen inneren Stimmen, die
ihn zwingen, sie zu töten, und sticht zu.
Ursprünglich sind die so einfühlsam wie erbarmungslos anmutenden Lieder von Tom Waits und Songtexterin
Kathleen Brennan für ein gemeinsames Projekt mit dem
amerikanischen Regisseur Robert Wilson geschaffen
worden, das 2002 in Kopenhagen zur Uraufführung kam.
Entstanden ist eine zeitlose „Woyzeck“-Version von gegenwärtiger Atmosphäre, deren Musikalität die Sehnsüchte und Ängste der Figuren genial ergänzt.
Einige Gedanken der Regisseurin zu „Woyzeck“ 1Seite 57
Ein Reisebus ist in Deutschland unterwegs zur polnischen Grenze, er ist voll besetzt mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe aus Rentnern, Touristen, ShoppingReisenden und Geschäftsleuten jeglicher Couleur. Im Bus
summen die Gespräche, ein Kassettenrekorder plärrt,
und plötzlich – der Text ist erst einige Sätze alt –durchbricht der Bus eine Leitplanke, stürzt eine Böschung hinunter und fällt aus der Zeit.
Alle sind tot – bis auf fünf Versprengte. Und die müssen
bald feststellen, dass niemand ihnen zu Hilfe eilt. Keine
Polizei erscheint oben am Rande der kleinen Schlucht.
Kein Hubschrauber kreist. Ihre Handys: netzlos. Ihre Uhren: stehen geblieben. Von allein kommen sie nicht weg,
also müssen sie zusammenbleiben. Das ehemalige Schlagersternchen Marie. Ihr Vater Lennart. Die blasse Toni,
eine Biologin, die einmal über Grottenolme geforscht hat.
Der Journalist Torsten, der sich in seinem Welt- und Ossihass ergeht. Und die alte Martha, die ihren Mann in einer
Urne dabei hat.
Eine Gruppe Überlebender versucht sich zu arrangieren
und merkt bald, dass sie mehr verbindet, als jeder / jede
geglaubt hat. Oder ist das Paranoia? In einer seltsamen
Zwischenwelt mitten im deutschen Wald steigen die Dämonen der deutschen Geschichte in ihnen auf und hetzen sie aufeinander.
Der Autor Dirk Laucke zählt zu den politischen Köpfen
unter den jungen deutschen Dramatikern. In seinen Stücken setzt er sich immer wieder mit deutscher Geschichte und Gegenwart auseinander und spiegelt sie mit
sehr heutigen, lebensnahen Figuren. In Halle / Saale entwickelte er am dortigen Thalia Theater einen Abend mit
Ultras aus der Hallenser Fußballszene, deren Nähe zum
Rechtsextremismus er untersuchte.
Ein Reisebericht von Dirk Laucke über einen Besuch in Dresden
1Seite 58
Sandra Strunz, geboren 1968 in Hamburg, studierte Regie an der
Hochschule der Künste in Hamburg. 2000 erhielt sie mit ihrer
Produktion „Parzival“ eine Einladung zum Festival Impulse. Ihre
ersten Arbeiten entstanden in der Kampnagelfabrik Hamburg
und in der Kaserne Basel. Später arbeitete sie am Luzerner Theater,
am Staatstheater Stuttgart, Hans-Otto-Theater Potsdam, am
Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, am Schauspiel
Freiburg sowie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. In
ihrer Arbeit lässt sich Sandra Strunz immer wieder von Prosavorlagen inspirieren, etwa von Karen Duves „Regenroman“ oder
Thomas Bernhards Roman „Frost“, für dessen Adaption sie 2000
mit dem Kurt-Hübner-Preis für junge Regie ausgezeichnet wurde.
Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte sie zuletzt „Für alle
reicht es nicht“ von Dirk Laucke. Diese Aufführung wurde zu den
Mülheimer Theatertagen 2010 eingeladen.
David Benjamin Brückel wurde 1982 in Freiburg im Breisgau geboren und ist in der Schweiz aufgewachsen. Er studierte von 2002
bis 2006 Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Cultural
Studies in Wien. Neben dem Studium assistierte er regelmäßig am
Schauspielhaus Zürich und am Schauspiel Hannover. Dort arbeitete er u. a. mit den Regisseuren Nuran David Calis, Jürgen Gosch,
Sebastian Baumgarten und Wilfried Minks zusammen. David
Benjamin Brückel inszenierte am Schauspiel Hannover 2008
„hamlet ist tot. keine schwerkraft“ von Ewald Palmetshofer und für
die Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden in der Spielzeit
2009.2010 „Alles auf Anfang! Fünf Dresdner lassen sich neu erfinden“. Außerdem war er mitverantwortlich für das Programm der
Deutschlandrevue, die die ard in Zusammenarbeit mit dem
Staatsschauspiel Dresden zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit
ausstrahlte.
25
Andorra
von Max Frisch
Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Uli Jäckle 1Bühne / Kostüm: Katrin Hieronimus
Tschick
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Uraufführung am 19. November 2011 im Kleinen Haus 3
Regie: Jan Gehler
„In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Ju- „Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es
fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenden hielt“, so beginnt Max Frisch seine berühmte Parabel
über Vorurteile, welche die Wirklichkeit erst schaffen, auffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva
mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der
die sie angeblich beschreiben – bis hin zum rassistischen
Mord. „Du sollst dir kein Bildnis machen“: Ein andorra- Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg
nischer Lehrer gibt seinen unehelichen Sohn, den Tisch- aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu,
wie ich den Rasen sprengte. ‚Ah‘, sagte er, und dann sagte
lerlehrling Andri, als „gerettetes Judenkind“ aus – und
eine ganze Stadt erkennt in ihm „Jüdisches“, die „jüdi- er lange nichts mehr. ‚Macht das Spaß?‘“
sche Intelligenz“, die „Heimatlosigkeit“, bis auf Barblin, So beginnt sie, die Geschichte eines Sommers, die GeAndris Halbschwester, die ihn liebt. Andri selbst wieder- schichte von Maik und Tschick. Maik ist 14 Jahre alt, sein
um erkennt in sich kein Talent zur Tischlerei, muss aber Vater hat Geld und eine Geliebte, seine Mutter ist auf einer Beautyfarm – das heißt, sie macht mal wieder einen
ständig ans Geld denken – und reibt sich schließlich die
Hände. Das ist doch „jüdisch“? Schließlich wird Andri Alkoholentzug. Endlos und elternfrei liegen die Sommerferien vor Maik, als Tschick auftaucht. Der Assi aus
ermordet.
seiner Klasse, der Russlanddeutsche, der im KlassenzimSchuld hat – das versteht sich von selbst – niemand.
„Andorra. Stück in zwölf Bildern“, uraufgeführt 1961, gilt mer schon mal betrunken vom Stuhl gefallen ist, der
als eines der wichtigsten und scharfsinnigsten moder- Proll aus der Hochhaussiedlung. Aber Tschick hat einen
nen Theaterstücke. Im 100. Geburtsjahr Max Frischs ist geklauten Lada dabei, und plötzlich riecht alles nach
Freiheit und Abenteuer.
es für eine Neuentdeckung gut: Uli Jäckle führt es als
große Produktion der Bürgerbühne auf. Bei Max Frisch „Tschick“ erzählt die Geschichte einer sommerlichen Deutschland-Reise zweier Jungs durch ein fremdes, vertrauheißt es, der Kleinstaat Andorra im Stück habe „nichts zu
tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens“. Da- tes Land; von seltsamen, trostvollen Begegnungen und
gegen wird in Uli Jäckles Inszenierung ein Soldat den Sol- vom Schmerz des Erwachsenwerdens. Ein Buch, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
daten, ein Lehrling den Lehrling, eine Halbschwester die
Die Literaturchefin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,
Halbschwester und ein Wirt den Wirt spielen …
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 Felicitas von Lovenberg, schrieb über „Tschick“: „Auch
in fünfzig Jahren wird dies noch ein Roman sein, den wir
Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60
lesen wollen. Aber besser, man fängt gleich damit an.“
Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren. Er
studierte Malerei in Nürnberg, arbeitete als Maler und Illustrator und veröffentlichte 2002 seinen Debütroman
„In Plüschgewittern“. Herrndorf wurde mit dem ClemensBrentano-Preis ausgezeichnet und war nominiert für den
Preis der Leipziger Buchmesse 2011.
Wolfgang Herrndorf im Gespräch mit Kathrin Passig 1Seite 62
Uli Jäckle wurde 1961 geboren und arbeitet seit 1993 als freier Regisseur. Er hat u. a. an den Theatern in Frankfurt am Main, Stuttgart,
Freiburg, Hamburg und Hildesheim über 80 Stücke inszeniert.
Bekannt geworden ist Uli Jäckle mit seiner freien Gruppe aspik
und seinen Landschaftstheaterprojekten, in denen er mit Hunderten Laiendarstellern ländliche und städtische Räume inszeniert.
Seit 1999 nimmt er außerdem unterschiedliche Lehraufträge wahr,
u. a. an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel
und den Schauspielschulen Bern, Zürich und Verscio. Seit 2010 ist
Uli Jäckle Professor im Fach „Kunst in Aktion“ an der Hochschule
für Bildende Künste in Braunschweig. In der vergangenen Spielzeit inszenierte er an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden „Eins, zwei, drei und schon vorbei. Ein Spiel vom Anfang und
Ende der Dinge“.
26
Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren. Nach dem Studium der
Szenischen Künste an der Universität Hildesheim hat er 2006 die
freie Theatergruppe „notschnoi patrul“ mitgegründet. Seine Regiearbeit „Separatisten“ von Thomas Freyer wurde im selben Jahr
zum Körber Studio Junge Regie nach Hamburg eingeladen. Außerdem gewann er mit dem Video „Heimwärts“ den ersten Platz beim
Bundeswettbewerb „Video der Generationen“. Seit 2009 ist Jan Gehler
als Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden engagiert. Im
Herbst 2010 gewann er den Jurypreis beim Regiefestival „versionale“
für seine Bearbeitung von „Ein Sommernachtstraum“ nach William
Shakespeare. In der Spielzeit 2010.2011 führte er am Staatsschauspiel Dresden bei der Inszenierung von Robert Walsers „Jakob von
Gunten“ Regie.
Die schmutzigen Hände
von Jean-Paul Sartre
Premiere am 26. November 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Simon Solberg
Einen Kleist
von Rimini Protokoll
Uraufführung / Dresdner Premiere am 2. Dezember
2011 im Kleinen Haus 1 und 2
Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
Der Intellektuelle Hugo, Herausgeber einer revolutionären Zeitung, will endlich wirklich etwas tun und ergattert
den Auftrag einer revolutionären Gruppe, den Politiker
Hoederer zu ermorden. Hoederer wiederum sagt von sich,
er habe „schmutzige Hände bis zum Ellenbogen“ – und er
glaube nicht, dass man „unschuldig herrschen“ könne.
Sartes Stück von 1948, das im fiktiven Staat Illyrien spielt,
erzählt, wie es dazu kommt, dass der Intellektuelle den
Politiker erschießt. „Die schmutzigen Hände“ ist ein Politthriller mit Verhandlungen hinter geschlossenen Türen, unsauberen Geschäften und polit-taktischen Volten;
mit Personenschützern, Ehefrau und Revolver; es erzählt
von Eifersucht, Angst, Verstrickung und Ausnahmezustand. Zugleich aber ist Sartres Stück ein intelligentes
Spiel des Widerspruchs zwischen reinem Idealismus und
bloßem Pragmatismus. Wer macht sich wie die Hände
schmutzig, weil er nicht wirklich etwas tun will, und wer
nimmt die Sachzwänge nur als Gewissensberuhigung?
Und schließlich stellt es die Grundsatzfrage: Soll man
Andersdenkende töten, wenn es der Sache dient?
Ein Gespräch zwischen dem ehemaligen Bundesinnenminister
Gerhart Baum und dem Regisseur Simon Solberg über politische
Kultur 1Seite 66
Ausgangspunkt für „Einen Kleist“ ist der Krieg – ein zentrales Motiv im Œuvre des Dichters, das bei ihm gleichermaßen Faszination und Zweifel hervorrief. Anhand von
Kleists literarischer Auseinandersetzung mit den militärischen Konflikten seiner Zeit untersucht das Theaterprojekt, welche Brisanz Kleists künstlerisches Erbe für den
zeitgenössischen Diskurs besitzt und inwieweit das digitale Informationsnetz des 21. Jahrhunderts einen Schauplatz für künftige Kriege abgeben wird: In gegenwärtigen
Konflikten, in denen Cyberangriffe auf operative Systeme
unternommen werden, kommt der vernetzten Informationstechnik bereits eine wichtige militärische Bedeutung
zu – bei Angriffen auf Logistiksysteme, auf Schaltstellen
industrieller Anlagen ebenso wie bei Hackerattacken auf
feindliche Serververbünde oder Drohnen. Informationstechnologische Einrichtungen sind zu attraktiven Zielen für differenzierte, gut getarnte Angriffe von jedem
Punkt der Erde aus geworden. Anlässlich des Kleist-Jahres 2011 arbeiten Rimini Protokoll für das Theaterprojekt
„Einen Kleist“ u. a. mit Experten für gegenwärtige digitale Kriegsstrategien und Szenarien künftiger Kriegsführung zusammen. Entlang von Passagen aus Kleists
Werk verketten sie verschiedene motivische Zentren miteinander und setzen vor diesem Hintergrund klassische
und moderne Theorien des Krieges in Dialog zueinander.
Rimini-Protokoll auf den Spuren von Heinrich von Kleist –
Auszüge aus dem Recherchetagebuch finden Sie auf 1Seite 69
„Einen Kleist“ ist eine Produktion von Rimini Apparat in
Koproduktion mit dem Hebbel am Ufer, Berlin und dem
Staatsschauspiel Dresden in Zusammenarbeit mit der
Messe und Veranstaltungs GmbH Frankfurt (Oder).
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im KleistJahr 2011 und den Regierenden Bürgermeister von Berlin,
Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten.
Simon Solberg, geboren 1979 in Bonn, studierte Schauspiel an der
Folkwang Hochschule in Essen und arbeitete anschließend als
Regisseur. Von 2006 bis 2008 war er am Nationaltheater Mannheim
als Hausregisseur engagiert. Weitere Regiearbeiten führten ihn
u. a. an das Maxim Gorki Theater Berlin, an das Volkstheater München, an das Theater Basel und das Deutsche Theater Berlin. In der
Kritik zu seiner Dresdner Minna-Inszenierung bezeichnete die
Süddeutsche Zeitung Solberg als den „vielleicht begabtesten Klassikerinterpreten der jungen Regiegeneration, zumindest wenn es darum geht, mit völliger Respektlosigkeit und doch auch ganz wunderbarer Ernsthaftigkeit aus alten Texten moderne Erkenntnisse
herauszufiltern“. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte
Solberg 2009.2010 Shake-speares „Romeo und Julia“ und in der darauf folgenden Spielzeit Lessings „Minna von Barnhelm“.
Helgard Haug und Daniel Wetzel studierten am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und gehören zur Künstlergruppe Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen
Konstellationen im öffentlichen Raum sowie mit dokumentarischen Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist
„Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien in theatralische
Zusammenhänge gebracht werden. Die Arbeiten von Helgard Haug
und Daniel Wetzel wurden im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet. Ihr „Wallenstein“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2006 eingeladen, „Karl Marx: Das Kapital, erster Band“ erhielt den Mülheimer
Dramatikerpreis. Am Staatsschauspiel Dresden haben sie in der
,
Spielzeit 2009.2010 am Kleinen Haus „Vùng biên giôi“ erarbeitet.
27
Die Zärtlichkeit der Russen
Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration
von Dagrun Hintze
Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Miriam Tscholl 1Bühne: Judith Kaestner
Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
Premiere im Januar 2012 im Kleinen Haus 1
Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz
1Kostüm: Susanne Uhl
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare
Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Fabian Gerhardt
Race
von David Mamet
Deutschsprachige Erstaufführung im März 2012 im
Kleinen Haus 1
Regie: Burkhard C. Kosminski 1Bühne: Florian Etti
1Kostüm: Ute Lindenberg
„Die anderen, das ist ja eine Tatsache, dass die eine Kind- Die Flitterwochen sind zu Ende. Hedda, schöne und eiheit besitzen. Aber ich kann mir da nicht 100-prozentig gensinnige Tochter des verstorbenen General Gabler, und
sicher sein“, sagt eine Frau in „Die Zärtlichkeit der Rus- Jørgen Tesman, Kulturhistoriker, haben die Villa bezosen“ von Dagrun Hintze. Die Dramatikerin hat über ein gen, in der Hedda schon als Mädchen leben wollte. BezahJahr lang Interviews mit Bewohnerinnen und Bewoh- len können sie das Haus zwar nicht, aber mit der Profesnern eines Alten- und Pflegeheims geführt. Daraus ist sur, die Tesman so gut wie sicher ist, wird dies nur eine
ein Stück entstanden, in welchem neun Personen über Frage der Zeit sein. Doch da erscheint Ejlert Løvborg auf
ihr Leben erzählen. Oder vielmehr versuchen, davon zu der Bildfläche, ein ehemaliger Geliebter Heddas. Løvborg
erzählen. Denn Erinnerungslücken, Schuldgefühle oder hat seinen Alkoholismus überwunden und ein wissenschaftliches Werk geschrieben, das nun Aufsehen erregt
traumatische Kriegserlebnisse machen es schwer, Sinn
und Ordnung in die eigene Erzählung zu bringen. Der und ihn zum heißen Anwärter auf den Professorentitel
macht. Beides hat er mithilfe von Thea Elvsted erreicht,
Zweite Weltkrieg hat alle Figuren in ihren jungen Jahren
geprägt. Frau H hat ihren Mann verloren, Frau K erinnert Heddas Schulfreundin, die seinetwegen ihren Mann versich vor allem an Schokolade und berichtet im Nebensatz, lassen hat. Hedda beginnt zu kämpfen – gegen ihre langihr Vater habe sich 1945 am Grab ihrer Mutter erschossen. weilige Ehe mit einem ungeliebten Mann, gegen den Erfolg des ehemaligen Geliebten, gegen das Glück eines anHerr Z verlor im Krieg einen Arm und beklagt vor allem
deren Paares. Sie drängt sich zwischen Løvborg und Thea,
die Härten seines Schicksals: Scheidung, Bruch mit den
eigenen Kindern, Alkoholismus, Schulden. Schöne Erin- bereitet Løvborgs gesellschaftlichen Fall vor und vernichnerungen hat er nicht. „Und wenn doch, als Kind oder so, tet das unveröffentlichte Manuskript, das ihm Ruhm
und Ansehen gebracht hätte. Und indem sie Løvborg in
dann habe ich sie vergessen.“
Dennoch wirft das Zeitdokument einen zärtlichen Blick den Selbstmord treibt, verfolgt sie ihr Ziel, einmal im Leauf die Erzählenden, auch wenn nichts ausgespart wird. ben Macht über einen Menschen zu besitzen.
Das führt zuweilen zu brutaler Komik, zum Beispiel „Es sind in diesem Stück eigentlich nicht sogenannte Prowenn Frau W zu ihrer Tochter sagt: „Mich hat neulich je- bleme, die ich habe behandeln wollen. Die Hauptsache
war mir, auf der Grundlage gewisser gültiger Gesellmand gefragt, ob ich eine schöne Jugend gehabt hab. Hab
ich doch, oder?“ Die Tochter: „Nee. Aber wenn du meinst.“ schaftsverhältnisse und Anschauungen Menschen zu
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85 schildern, Menschenstimmungen und Menschenschicksale“, schrieb Henrik Ibsen in einem Brief an seinen ÜberEinen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60
setzer. „Hedda Gabler“ ist das letzte Stück, das der Förderer der Frauenemanzipation im Exil verfasste: 1890 in
München entstanden, erzählt es nach „Nora“ und „Gespenster“ von einer weiteren unglücklichen Ehe.
Gedanken zu Frauenrollen und Frauenbildern in „Hedda Gabler“
finden Sie auf 1Seite 71
Shakespeares berühmteste Komödie erzählt von junger
David Mamets Stück über Ethnien, Herkunft, GeschlechLiebe, von nächtlichem Fieber und Rausch, von Verwir- ter und ganz spezifische Vorurteile von Weißen gegenrung in der Menschen- und Feenwelt. Sie erzählt von der
über Schwarzen und umgekehrt spielt in der Kanzlei
Unmöglichkeit der Liebe und zugleich davon, dass sie die
zweier Rechtsanwälte. Der eine ist schwarz, der andere
einzige Hoffnung ist.
weiß. Als „ungleiches Paar“ sind sie angefragt, einen reiLysander, Hermia, Helena und Demetrius heißen die vier
chen und bekannten Weißen zu verteidigen. Der ist angejungen Menschen, die in einer Sommernacht in den
klagt, eine afroamerikanische Frau vergewaltigt zu haben.
Athener Wald fliehen, um den Repressalien der Erwach- Der jeweils schwarze und weiße Blick der Juristen auf die
senenwelt zu entkommen und endlich ihre Liebesver- Schuld bzw. Unschuld des Angeklagten und die Verteidiwirrungen aufzulösen. Doch schon bald ist nichts mehr, gungsstrategien, die beide entwickeln, fußen auf bewusswas es scheint, die Welt steht kopf, die Gefühle zumal. ten wie unbewussten stereotypischen Zuschreibungen
Denn die Menschen sind nicht allein im fiebrigen Som- von Schwarz und Weiß und Frau und Mann.
merwald – auch die Geisterwelt ist in Aufruhr. Bei aller „Race“ geht weit über die Fragen nach Weltzugehörigkeit
Unsterblichkeit: Liebesprobleme plagen auch die Elfen. und rassistischen Vorurteilen hinaus. Mamets Stück ist
Und so irrlichtern sie durch das Dickicht des Athener
auch ein Kommentar zur Jurisprudenz und zu ihren MeWaldes und ihrer Seelen: vier liebende Menschen, zwei
thoden der Rechtssprechung. So ist der Angeklagte im
einander hassende Herrscher der Feenwelt, der intri- Stück dazu angehalten, eine „Erscheinung der Reue“ zu
gante Puck und nicht zuletzt die fünf rührigen Handwer- kultivieren, um die Chancen auf Freispruch zu erhöhen.
ker, die eine Probebühne für ihr Laienspiel suchen. Diese
Die Strategien dieser Verteidigung sind zynisch und maNacht wird ihre Leben verändern.
nipulativ. Die Unsicherheiten und Unbehaglichkeiten zu
Über 400 Jahre ist Shakespeares Verwirrspiel um Liebe, Hautfarbe und Geschlechtszugehörigkeit und die Fragen
Träume, Macht und Identitäten alt, und doch ist es ein
nach Recht und Unrecht, mit denen die Protagonisten zu
durch und durch lebendiger, jugendlicher Stoff über eine
kämpfen haben, stehen spiegelbildlich für eine GesellNacht, in der die Gefühle verrückt spielen.
schaft, die das Fremde fürchtet.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85
David Mamet gehört als us-amerikanischer DrehbuchauEinen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60
tor, Dramatiker und Filmregisseur längst zur Riege berühmter Hollywood-Stars. Neben dem Pulitzer-Preis für
sein Drama „Glengarry Glen Ross“ erhielt er für „Wag the
Dog“ und „The Verdict“ Oscar-Nominierungen für das
beste adaptierte Drehbuch. Mamets Sprache ist eng verknüpft mit dem kulturellen Niedergang und der Verrohung westlicher Gesellschaften, die wiederkehrende
Themen seiner Dramen, Bücher und Filme sind.
Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler Wolfgang
Donsbach über Rassismus, Vorurteile und Political Correctness 1Seite 77
Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren und
studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut
für Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004
als künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als
freie Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem
echten Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf
zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der
Spielzeit 2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die
Theater-pädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie u. a. Horváths „Magazin des Glücks“, Schimmelpfennigs
„Idomeneus“, „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ nach
dem Roman von Horace McCoy sowie das Schiller-Projekt „Diesen
Kuss der ganzen Welt“.
Fabian Gerhardt wurde 1971 in Berlin geboren und studierte von
1991 bis 1995 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Von 2000 bis 2004 gehörte er zum Ensemble des Schauspiel Hannover,
anschließend arbeitete er als freier Schauspieler in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Wien und Hannover. Seit der Spielzeit
2009.2010 ist er auf der Bühne des Staatsschauspiels Dresden zu sehen und spielt hier u. a. in Sebastian Baumgartens „Der goldne Topf“,
in „Das halbe Meer“ von Thomas Freyer und in „Der Kirschgarten“.
Zudem inszenierte er Athol Fugards „Die Insel“ mit zwei Studenten
des Schauspielstudios Dresden. Die Inszenierung wurde in den
Spielplan übernommen.
28
Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte
Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a.
Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit
der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.
Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater
Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler
Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des
Schauspielstudios Dresden. In der Spielzeit 2010.2011 inszenierte er Sophokles‘ „König Oedipus“ und die Uraufführung von
Thomas Freyers „Das halbe Meer“.
Burkhard C. Kosminski, geboren 1961, studierte Regie und Schauspiel am Lee-Strasberg-Theaterinstitut und am William-Esper-Studio
in New York. Als Regisseur arbeitete er u. a. an der Schaubühne
Berlin, am Schauspiel Frankfurt und am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er von 2001 bis 2006 leitender Regisseur war. Seit der
Spiel_zeit 2006.2007 ist er Schauspieldirektor am Nationaltheater
Mannheim und künstlerischer Leiter der Schillertage. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er bereits Zuckmayers „Des Teufels
General“ und Tschechows „Die Möwe“.
29
Nichts
nach dem Roman von Janne Teller
Premiere im März 2012 im Kleinen Haus 2
Mit den Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden
Regie: Tilmann Köhler 1Bühne: Karoly Risz
1Kostüm: Susanne Uhl
Legal, illegal, scheißegal
Punk für Einsteiger mit Ostpunks, Altpunks, Straßenpunks, Expunks, Politpunks und Modepunks
Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Jessica Glause
Ein Stück
von Roland Schimmelpfennig
Premiere im Mai / Juni 2012 im Kleinen Haus 2
Regie: Burghart Klaußner
Ja, ich will!
Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren
Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Miriam Tscholl
Als Janne Tellers Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist“
2000 in Dänemark erstmals erschien, wurde er prompt
vom dänischen Schulamt in Viborg verboten. Bis heute
sorgt er vor allem unter Erwachsenen für Diskussionen.
Eigentlich beginnt alles ganz harmlos in der Klasse 7a.
Die Ferien sind zu Ende. Es ist der erste Schultag, und
man freut sich, seine Klassenkameraden endlich wiederzusehen. Doch Pierre Anthon trifft an diesem Tag eine
Entscheidung, die für niemanden folgenlos bleiben soll.
Er stellt die Behauptung auf: „Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“ Mit
einem „Berg der Bedeutungen“ versuchen einige Schüler
der Klasse den Gegenbeweis anzutreten. Für diesen Berg
muss jeder etwas opfern, das ihm wichtig ist. Sobald einer sein Opfer gebracht hat, darf er vom Nächsten eines
fordern. Auch diese Opfergaben beginnen ganz harmlos
mit einem paar Sandalen, einem Teleskop und einem Tagebuch. Doch nach und nach werden die Opferforderungen immer perfider, etwa wenn ein Mädchen seinen heißgeliebten Hamster opfern muss oder der Zeigefinger eines Gitarre spielenden Jungen dran glauben soll.
„Nichts“ rührt an unseren moralischen Grundfesten – weniger weil das Ringen um Bedeutung in Gewalt eskaliert,
sondern weil der Roman unbequeme Fragen aufwirft:
Was hat Sinn? Worin liegt Bedeutung? Wie gewaltbereit
sind wir? Und wo liegen die Grenzen unserer Zivilisation?
Die dänische Autorin Janne Teller hat für ihren existenziellen Jugendroman „Nichts“ trotz hitziger Kontroversen
2001 den Jugenbuchpreis des dänischen Kulturministeriums und 2008 den Prix Libbylit für die französische Ausgabe bekommen. Ihr Roman ist in 13 Sprachen übersetzt
worden.
Ein Aufruf zur Sinnsuche 1Seite 74. Ein Gespräch mit Absolventen des Schauspielstudios Dresden finden Sie auf 1Seite 81
Was ist Punk eigentlich? Eine Musikrichtung? Eine Lebenseinstellung? Ein Trend der 1970er-Jahre? Eine Mode?
Leute mit Iro und bunten Haaren?
Die Rebellen par excellence besetzen die Bürgerbühne!
Hier treten sie als Experten des Protests auf. Sie propagieren in Zeiten internationaler Finanzkrisen und prekärer Arbeitsverhältnisse einen gesellschaftlichen Gegenentwurf. Macht kaputt, was euch kaputt macht! Punks geben
Ratschläge zur Organisation von Demonstrationen, verraten, wo das billigste Bier der Stadt zu holen ist, brüllen
wütende Songtexte als Botschaften in die Welt. Obwohl
sie „no future“ sehen, stellen sie sich den Fragen der Zeit,
sie erzählen von ihren Wünschen, Träumen und Utopien.
Wir wollen wissen, welche Biografien und persönlichen
Entscheidungen hinter jedem einzelnen Lebensentwurf
stehen. Macht die Do-it-yourself-Kultur Spaß, und was
haben die generationsübergreifenden Vertreter der Protestkultur zu Themen wie Unabhängigkeit, Freiheit, Moral und Erziehung zu sagen? Worüber sind sich Politpunks, Expunks, Modepunks und Straßenpunks einig
und worüber nicht? Aus Interviews, Gesprächen und
Diskussionen entsteht ein Stück, das die Vielfältigkeit
des Rebellentums widerspiegelt, denn „punk’s not dead“.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85
Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60
Der 1967 in Göttingen geborene Roland Schimmelpfennig
studierte 1990 Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in
München. 1995 wurde er Mitglied der künstlerischen Leitung der Münchner Kammerspiele unter der Intendanz
von Dieter Dorn. 1996 bis 1999 lebte er als freier Autor und
Übersetzer in München und in den usa. In den 1990erJahren wurde Roland Schimmelpfennig durch seine Hörspiele und Theaterstücke bekannt, die zumeist Rätselwelten beschreiben und sich einer schnellen Interpretation entziehen. In seinen Dramen blitzt fantastisches,
Grauenhaftes und Weltbewegendes mitten im Alltäglichen auf. Roland Schimmelpfennig formuliert nicht aus,
er lässt seinen Figuren und Geschichten ihr Geheimnis,
er verführt den Zuschauer nicht zur Identifikation, sondern zur Wahrnehmung. Nach eigenem Bekunden sind
ihm „Geschichten ohne Geheimnis“ ein Gräuel. Auch die
Kritiker überzeugt er durch seine eindringliche, freischwebende Poesie und durch den Wirklichkeitsbezug seiner
Theaterarbeiten. „Theaterstücke spiegeln ihre Zeit, vor
allem spiegeln sie den Menschen und seine Wünsche,
Sehnsüchte, Überforderungen, Fehler, Ängste, seine Unzulänglichkeit und Grausamkeit – und das allein ist
schon kompliziert und komplex genug“, schreibt Roland
Schimmelpfennig. Er ist kein auftrumpfender Visionär
oder Provokateur, der das Spektakel auf der Bühne liebt,
sondern gilt eher als Texttüftler, der Motive, Situationen
und Figuren auf innige Weise verknüpft. Er erhielt u. a.
den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis und den Dramatiker-Preis der Mülheimer Theatertage. Außerdem wurde
sein Stück „Der Goldene Drache“, bei dem er am Burgtheater Wien auch Regie führte, zum Theatertreffen 2010
eingeladen. Seine Stücke sind bereits in über 40 Ländern
zur Aufführung gelangt.
Einige Thesen über Roland Schimmelpfennig von Oliver Reese
1Seite 79
Das mit Diana und Charles ging schief, doch wir hoffen
weiter, gratulieren Kate Middleton und Prince William
und schauen uns die Idee Ehe mal genauer an. Seit Jahrtausenden stellt sich jede Generation und jede Kultur die
Frage neu: Wie kann das Zusammenleben zweier Menschen gelingen, und was für Rechte und Pflichten sind
damit verbunden? Wie ist das bei mir? Warum habe ich
geheiratet? Weil ich liebe, wegen der Steuer, wegen der
Sicherheit, wegen der Aufenthaltsgenehmigung, wegen
der Tradition? Und vor allem: Wie ist das bei den anderen?
Unterhalten die sich auch nicht beim Frühstück und diskutieren am Abend darüber, wer sich vor dem befreundeten Ehepaar mehr blamiert hat? Thematisiere ich seinen
Bauch, und was tun, wenn der andere untreu ist? Und was
erzählen jene, die sich für die Ehe auf Zeit entschieden
haben und froh sind, dass sie endlich vorbei ist?
Jede Ehe gleicht der anderen, doch es gibt so viele Geschichten über sie, wie es Ehen gibt. Und wir erzählen
sie! Echte Geschichten natürlich, von denen aber niemand
weiß, ob sie wahr sind.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung 1Seite 85
Einen Text über die Bürgerbühne finden Sie auf 1Seite 60
Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte
Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a.
Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit
der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.
Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki Theater
Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler
Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. Mit dessen Studentinnen und Studenten brachte er „Italienische Nacht“ von Ödön von Horváth auf die Bühne. In
der Spielzeit 2010.2011 inszenierte er Sophokles‘ „König Oedipus“
und die Uraufführung von Thomas Freyers „Das halbe Meer“.
Jessica Glause, geboren 1980 in Northeim, Niedersachsen, studierte
Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität
Hildesheim. Von 2008 bis 2010 war sie Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen, u. a. bei Alvis Hermanis, Andreas Kriegenburg, Thomas Ostermeier, Armin Petras und Stefan Pucher. Dort
inszenierte sie u. a. die Uraufführung „Sonst alles ist drinnen“
von Anne Lepper, „Bunnyhill 2. In-Orte für Ältere“, ein Projekt mit
Münchnern über 65, und „Hauptschule der Freiheit. Das Diktat“
mit Hauptschülern aus München. Weitere Arbeiten entstanden
am Theater Freiburg, am Theaterhaus Gessnerallee Zürich und am
Staatstheater Nürnberg.
Burghart Klaußner, geboren 1949 in Berlin, studierte Schauspiel
an der Max-Reinhardt-Schule Berlin. Es folgten Engagements u. a.
an Theatern in Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Hamburg und
Zürich. Sein Regiedebüt gab Klaußner 2006 an den Hamburger
Kammerspielen mit der Inszenierung von Edward Albees „Die
Ziege oder Wer ist Sylvia?“. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte er u. a. die deutsche Erstaufführung von Yasmina Rezas „Der
Gott des Gemetzels“. Darüber hinaus ist Klaußner in zahlreichen
Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, er wurde für seine
Arbeit als Schauspieler vielfach ausgezeichnet – bereits zweimal
erhielt er den Deutschen Filmpreis. Als Schauspieler ist er am
Staatsschauspiel Dresden derzeit als König Philipp II. in „Don
Carlos“ zu sehen.
Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren und
studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut
für Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004
als künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als freie
Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem echten
Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der Spielzeit
2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie u. a.
Horváths „Magazin des Glücks“, Schimmelpfennigs „Idomeneus“,
„Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ nach dem Roman von
Horace McCoy sowie das Schiller-Projekt „Diesen Kuss der ganzen
Welt“.
30
31
Blütenträume
von Lutz Hübner
Premiere im Juni 2012 im Kleinen Haus 1
Regie: Thomas Birkmeir
Festival
Und außerdem …
Fremd – 8. Festival „Politik im Freien Theater“
27. 10. bis 6. 11. 2011
Eine Kooperation von Staatsschauspiel Dresden,
Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste und
der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb
Dresdner Reden
Die vom Staatsschauspiel Dresden mit der Sächsischen
Zeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ besteht
seit 1992, und bisher haben sich rund 70 Künstler, Politiker, Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historiker auf der Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen
Themen der Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei
waren u. a. Egon Bahr, Willy Brandt, Joschka Fischer,
Hans-Dietrich Genscher, Meinhard von Gerkan, Günter
Grass, Elke Heidenreich, Regine Hildebrandt, Dietrich H.
Hoppenstedt, Alfred Hrdlicka, Walter Jens, Charlotte
Knobloch, György Konrád, Peter Kulka, Daniel Libeskind,
Jonathan Meese, Bernhard Müller, Adolf Muschg, Fritz
Pleitgen, Jan Philipp Reemtsma, Jörn Rüsen, Rüdiger
Safranski, Helmut Schmidt, Kathrin Schmidt, Gerhard
Schröder, Alice Schwarzer, Peter Sloterdijk, Dieter Wedel
und Christa Wolf. Im Februar / März 2012.
Die Hauptfiguren in Lutz Hübners Komödie „Blütenträume“ sind über 60. Sie gehören einer Generation an,
für die es derzeit viele Namen gibt, um eine demografische Herausforderung wenigstens per Sprache in den
Griff zu kriegen: „Best Ager“, „Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ oder „Generation Silver Sex“. Bei
Hübner heißen sie ebenso einfach wie programmatischlebensdirekt Frieda, Britta, Gisela, Friedrich, Julia, Ulf
und Heinz. Außer ihrem Alter haben sie vor allem eines
gemeinsam: Sie sind allein.
„Flirtkurs 55+“ – so heißt die Lösung, um aktiv der Einsamkeit zu entgehen und wieder Anschluss an das Leben zu
finden. Das wenigstens verspricht der Volkshochschulkurs, der die Teilnehmer in fünf Sitzungen fit für Partnerbörsen, Singlepartys, Speed-Datings und schließlich
einen neuen Partner machen will. Nur: Wie geht das eigentlich, wenn man bereits mehr als ein halbes Leben
hinter sich hat? Wenn man den Partner fürs Leben eigentlich schon gefunden hatte, der aber leider vor der
Zeit gestorben ist? Wenn einen zudem das Gefühl beschleicht, dass man den eigenen Körper nicht mehr so
ohne Weiteres auf dem Markt der Eitelkeiten zur Schau
tragen will? Was, wenn man schlicht nicht darauf vorbereitet war, überhaupt noch einmal auf die Suche zu
gehen?
Ein Porträt des Autors Lutz Hübner finden Sie auf 1Seite 80
Was ist fremd? Wo und wie finde ich es, wie begegne ich
ihm, wie begegnet es mir? Wie viel Fremdes steckt im
scheinbar Vertrauten? Ist die und das Fremde gar nicht
weit weg? – Diesen und darüber hinaus weisenden Fragen
widmet sich im Herbst das Festival „Politik im Freien
Theater“. Es ist das wichtigste Festival für politisches
Theater in Deutschland. Eine sechsköpfige Jury hat 10 herausragende Stücke aus dem deutschsprachigen Raum
ausgewählt und zusätzlich internationale Gäste eingeladen. Diese werden zehn Tage lang in Dresden gezeigt –
schwerpunktmäßig im Kleinen Haus, aber auch im Festspielhaus Hellerau und an anderen Plätzen in der Stadt.
Neben den vielfältigen Gastspielen, die eine große Bandbreite an inhaltlichen Fragestellungen und ästhetischen
Handschriften bieten werden, erwartet Sie ein Rahmenprogramm mit Gesprächen, Foren, Diskussionen und Performances im öffentlichen Raum. Darüber hinaus wird
ein umfangreiches Schulprogramm angeboten.
Das Festival ist ein Kooperationsprojekt des Staatsschauspiels Dresden mit Hellerau – Europäisches Zentrum der
Künste Dresden und der Bundeszentrale für politische
Bildung / bpb.
Kontakt für Bewerbungen und Anfragen: Cornelia Walter, Projektkoordination 1Telefon: 0351 . 264 62 - 37
1Fax: 0351.264 62 - 23 1E-Mail: [email protected]
Thomas Birkmeir wurde 1964 in München geboren. Nach dem
Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie schloss er
seine Regieausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien ab.
Birkmeir arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am
Wiener Burgtheater, danach inszenierte er u. a. in München, Augsburg, Frankfurt, Wien (Theater der Jugend, Theater in der Josefstadt, Wiener Staatsoper) und am Schlossparktheater Berlin, an
dem er von 1998 bis 2000 als Oberspielleiter tätig war. Seit 2002 ist
Thomas Birkmeir künstlerischer Leiter des Theaters der Jugend in
Wien. In der Spielzeit 2009.2010 inszenierte er am Staatsschauspiel Dresden Nick Whitbys Komödie „Sein oder Nichtsein“ nach
dem Film „To Be or Not to Be“ von Ernst Lubitsch und 2011 Shakespeares „Viel Lärm um nichts“.
Das Festival „Politik im Freien Theater“ der Bundeszentrale für
politische Bildung / bpb zeigt seit 1988 in dreijährigem Turnus in
stets wechselnden Städten Theaterproduktionen aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz. Im Laufe der Jahre hat es sich zu
einem der wichtigsten Theatertreffen in der professionellen freien
deutschsprachigen Theaterszene entwickelt. Die beim Festival
gezeigten Produktionen beziehen auf künstlerische Weise Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und regen das Publikum an, sich mit relevanten politischen Diskursen auseinander
zu setzen. Seit 2008 zeigt das Festival auch einige ausgewählte
internationale Produktionen. Bisherige Austragungsstädte waren
Bremen (1988 und 1996), Dresden (1993), Stuttgart (1999), Hamburg
(2002), Berlin (2005) und Köln (2008). Entstanden ist das Festival in
der Debatte um die Pluralisierung der methodischen Ansätze der
politischen Bildung in den 1980er-Jahren, in der das Theater eine
immer wichtigere Rolle zu spielen begann und verstärkt die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Entwicklungen suchte.
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Musik zwischen den Welten
Wenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosse
internationale Musiker aus den verschiedensten Ländern und Kulturen einlädt, dann ist das Kleine Haus voll
mit begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichster
Stilrichtungen. Zwischen Tradition und Moderne, Ost
und West, konzertant, improvisiert oder instrumental
sind die Konzerte der Reihe angesiedelt, und das Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst, mit
Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. Die Konzerte finden jeweils am Sonntagabend statt.
Mehr Infos auch unter www.mzdw.de
Tangotanztee
Möchten Sie auch mal wieder so richtig Tango Argentino
tanzen? Ob Sie tanzunkundig sind oder parkettsicher, allein oder zu zweit: Jeder ist willkommen!
Gemeinsam mit Jens Klant und Kathrin Peine, den Profis
der Dresdner Tango-Tanzschule „studio24 – Tango Argentino“, laden wir an ausgewählten Sonntagen Anfänger und Könner zum Tango Argentino ein. Unter professioneller Anleitung führen wir Sie durch den Nachmittag
und geben diskrete Hilfestellung und sachdienliche Hinweise zu allen Facetten dieses faszinierenden und leidenschaftlichen Tanzes, während das Team des Restaurants
felix für das leibliche Wohl sorgt. Und keine Sorge,
wenn Sie allein kommen: Es werden genügend Tango-Profis da sein und garantiert niemand wird sitzen bleiben!
Vertanzen Sie mit uns den Sonntagnachmittag, Ihre Füße
werden sich freuen.
ZEIT Forum Politik
Wichtige gesellschaftliche Themen entwickeln sich in
öffentlichen Debatten weiter. Aus dieser Überzeugung
heraus bringen die Wochenzeitung die zeit und das
Staatsschauspiel Dresden regelmäßig Persönlichkeiten
aus Politik, Kultur und Gesellschaft zur Diskussion auf
der Bühne zusammen. Im Rahmen des zeit forums
politik sprachen im letzten Jahr Christoph Hein, Uwe
Tellkamp und Thomas Rosenlöcher mit der zeit-Redakteurin Evelyn Finger über das Verhältnis von Ost und
West 20 Jahre nach der Wiedervereinigung. Fortgesetzt
wurde die Reihe mit einer Podiumsdiskussion zum Protest gegen die Neonazi-Aufmärsche zum 13. Februar: Detlef Sittel, Ingo Schulze, Christian Demuth und Gerhart „Creme frech“-Kabarettreihe
Baum diskutierten mit dem Publikum um den angemes- In der Reihe „Creme frech“ zeigen Deutschlands renomsenen Umgang mit dem Jahrestag der Bombardierung
mierteste Kabarettisten im Schauspielhaus politisches
Dresdens. Im Zusammenhang mit dem Kirchentag 2011 Kabarett auf höchstem Niveau. In Zusammenarbeit mit
veranstalteten das Staatsschauspiel und die zeit eine
der Herkuleskeule wird am 9. Oktober 2011 Mathias Richling
Diskussionsrunde zum Thema „Glaube und Widerstand. zu Gast sein, gefolgt von Volker Pispers am 24. November.
Die Revolutionen 1989 und 2011“.
Piranha Beat Klub – Die Theaterparty im Kleinen Haus
Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V.
Einmal im Monat wird das Kleine Haus zum Raketen„Weiterdenken“ ist eine Einrichtung der politischen Bil- bahnhof für Tanzwütige aus freistaatlicher Hochkultur
und feierwütigen Neustadt-Partysanis und mischt Gäste
dung für Erwachsene in Sachsen. Gemeinsam mit dem
und Musik zwischen Freischütz, Faust und Fatboy Slim.
Lehrstuhl für Internationale Politik an der tu Dresden
Eine gepflegte Party für alle jung gebliebenen Bürger aus
wurden am Staatsschauspiel Dresden bereits zwei große
Dresden!
Vortragsreihen präsentiert: „Kapitalismus heute – und
morgen?“ und „Gerecht. Gerechtigkeit als Gegenstand und
Prinzip in Forschung und Politik“. Auch in der Spielzeit 1. Lange Nacht der Theater 2012
2011.2012 werden wir gemeinsam wieder aktuelle gesell- Zum ersten Mal wird am 12. Mai 2012 in Dresden die
schaftliche Themen aufgreifen und einzelne Vortrags- Lange Nacht der Theater stattfinden. Von 18 bis 24 Uhr
veranstaltungen und -reihen sowie Podiumsdiskussionen
werden über 30 Theater auf mehr als 40 Bühnen ein vielund moderierte Gespräche anbieten. Die Diskussionsver- fältiges Programm aus Theater, Oper, Operette, Tanz, Kaanstaltungen sind öffentlich und kostenlos.
barett und vielem mehr zeigen. Die Vertreter der darstellenden Künste bündeln ihre Kräfte, um dem Publikum
einen abwechslungsreichen Abend zu bieten und über
Das Atelier des Schwarzmarktes
Nach dem großen Erfolg des „Schwarzmarkts für nützli- die Grenzen Dresdens hinaus die Vielfalt der Theaterches Wissen und Nicht-Wissen“, der im März 2010 meh- landschaft dieser Stadt zu präsentieren. Die 30-minütigen
rere Tausend wissenshungrige Besucher ins Kleine Haus Vorstellungen beginnen im Stundentakt. Das Publikum
flaniert von Ort zu Ort, ein Shuttleservice mit Bussen
lockte, haben die Künstlerin Hannah Hurtzig und das
bringt die Zuschauer zu den entfernteren Spielstätten.
Staatsschauspiel ein Nachfolgeformat entwickelt: „Das
Atelier des Schwarzmarktes. Ein offener Arbeitsraum für Im Anschluss findet eine große Party statt.
alle Freunde der erweiterten Themensuche“.
Das „Atelier des Schwarzmarktes“ ist ein Arbeitsraum für
simultanes spekulatives Denken im Tempowechsel und
offen für jeden, der daran beteiligt sein möchte. Bisherige „Atelier“-Themen waren u. a. „Melancholie, Depression und andere Formen der Arbeitsverweigerung“, „Jenseits der Fassaden und Visagen“ und „Alter. Was ist das?“.
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Kooperationen
Service
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ Leipzig und das Schauspielstudio Dresden
Ein Gespräch mit den Studioleitern und Absolventen lesen
Sie auf Seite 81.
Gastronomie
Der Dresdner Gastronom Oliver Schlupp und sein Team
des Restaurants felix im Schauspielhaus sorgen vor
und nach der Theatervorstellung sowie in der Pause für
Ihr kulinarisches Wohlbefinden. Ob im Restaurant, in
der Lounge oder an der Pausenbar – für ein attraktives
gastronomisches Angebot ist gesorgt. In denkmalgeschütztem Ambiente mit gezielt eingesetzten modernen
Stilelementen wird an Vorstellungstagen ab 18 Uhr ein
Buffet angeboten. Dabei haben Sie die Wahl, ob Sie – für
den kleinen Hunger – nur Vorspeisen, Suppe und Kleinigkeiten für 7,00 € pro Person wählen oder aber das volle
Buffet inkl. Vorspeisen, Suppe, Kleinigkeiten, Hauptgang
und Dessert für 14,50 ¤ pro Person genießen möchten.
felix – Das Restaurant im Schauspielhaus ist an allen
Vorstellungstagen ab 17:30 Uhr bzw. spätestens zwei
Stunden vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Telefon:
0351 . 481 98 04, E-Mail: [email protected], Internet:
www.felix-dresden.de
Das Bistro klara im Kleinen Haus bietet ein umfangreiches Angebot von Getränken über Snacks bis zu gehobenen Speisen. Ab der kommenden Saison steht es unter
neuer Bewirtschaftung. Telefon: 0351 . 49 13 - 615. So ist in
beiden Spielstätten die kulinarische Versorgung der Theaterfreunde gewährleistet – nicht die schlechteste Art, einen Theaterabend einzuleiten oder ausklingen zu lassen.
Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden
Seit der Wiedereröffnung des Kleinen Hauses im Jahr
2005 kooperieren das Staatsschauspiel Dresden und die
Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden.
Jährlich kommen ein bis zwei Inszenierungen der Hochschule für Musik im Kleinen Haus zur Aufführung.
Am 27. April 2012 hat „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart Premiere. Die musikalische Leitung liegt bei Ekkehard Klemm, Andreas Baumann inszeniert. Eine Koproduktion der Hochschule für Musik
„Carl Maria von Weber“ Dresden, des Staatsschauspiels
Dresden und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Es singen und spielen die Solisten und das Orchester
der Hochschule für Musik.
Palucca Schule Dresden und Palucca Tanz Studio
Die Palucca Schule Dresden wurde 1925 von der Tänzerin
und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902 – 1993) gegründet.
Heute ist sie die einzige eigens dem Tanz gewidmete eigenständige Tanzhochschule Deutschlands. Das Palucca
Tanz Studio existiert als eigene Kompanie der Hochschule für Tanz seit dem Jahr 2002. Studierende des
Hauptstudiums der Palucca Schule sollen hier im professionellen Rahmen Bühnenerfahrung sammeln. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel und anderen Theatern
entstehen im Rahmen des Palucca Tanz Studios jährlich
neue Choreografien, die vor Ort, aber auch auf Gastspielen in Deutschland und international vorgestellt werden.
Hochschule für Bildende Künste Dresden
Die Hochschule für Bildende Künste Dresden ist eine
langjährige Kooperationspartnerin in der Ausbildung.
Viele Studenten der Studiengänge Bühnen- und Kostümbild sowie Theaterausstattung haben ihre ersten praktischen Erfahrungen am Staatsschauspiel Dresden als
Ausstattungsassistenten bzw. Praktikanten gesammelt
und von hier aus ihre berufliche Karriere gestartet. Die
Hochschule für Bildende Künste ist außerdem Kooperationspartner der Opernklasse der Hochschule für Musik.
Dresden School of Culture
Masterstudiengang „Kultur + Management“
Die Dresden School of Culture wurde 2008 von der Dresden International University (diu) , dem Staatsschauspiel
Dresden, den Staatlichen Kunstsammlungen, der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum und der Sächsischen
Staatsoper gegründet. Diese Kooperation ermöglicht den
Studierenden der diu, an einer einzigartigen Verbindung
von akademischer Lehre und praktischen Projekten teilzunehmen: Jeder der genannten Kulturbetriebe bietet
Studierenden nach Verfügbarkeit Praktikumsplätze für ihr
kulturpraktisches Studium an.
Das zweijährige Masterstudium „Kultur + Management“
an der diu startet wieder am 27. Oktober 2011.
Kontakt: Juliane Herber, Dresden International University, Chemnitzer Straße 46b, 01187 Dresden 1Telefon:
0351 . 46 33 78 44 1Fax: 0351 . 46 33 39 56 1E-Mail: [email protected] 1Internet: www.dresden-international-university.com
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Matineen, Einführungen und Publikumsgespräche
In regelmäßigen Matineen, Einführungen und Publikumsgesprächen erhalten Sie Einblicke in die aktuellen
Produktionen. Die Einführungen werden von den Dramaturgen jeweils eine Dreiviertelstunde vor Vorstellungsbeginn gegeben.
Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte der Stücke und
die konzeptionellen Hintergründe der Inszenierungen.
Bei Publikumsgesprächen haben Sie Gelegenheit, mit
den Schauspielern und den Dramaturgen ins Gespräch
zu kommen und sich unmittelbar nach der Vorstellung
mit ihnen auszutauschen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
Führungen
Einmal im Monat bieten wir Führungen durch das Schauspielhaus an. Wer­fen Sie einen Blick hinter die Kulissen,
auf und unter die Bühne. Der Rundgang eröffnet Einblicke in die Theatertechnik, spannende Rückblicke in die
Geschichte des Hauses und vermittelt auch einen Eindruck von der Theaterarbeit sowie den Abläufen von der
ersten Probe bis zur Premiere. Wer hat hier eigentlich
schon auf der Bühne gestanden? Wie sah das Haus vor
dem Umbau aus, wie nach der Flut? Was und wo ist der
Theaterwurm? Wo werden die großen Bühnenbilder gelagert, die gerade nicht dran sind? Wie viele Sterne stehen am Bühnenhimmel? Krönender Abschluss der rund
einstündigen Tour ist die Fahrt mit dem Hubpodium in
die Unterbühne. Die Termine der Führungen entnehmen
Sie bitte den Monatsspielplänen. Unter 0351 . 49 13 - 562
vereinbaren wir gerne auch individuelle Termine für
Sonder- und Gruppenführungen.
Vor Probenbeginn suchen die Bühnenassistenten „auf
Verdacht“ aus dem Fundus alle Requisiten heraus, die im
Stück erwähnt werden oder vielleicht gebraucht werden
könnten: Diese Liste stammt aus „Marat / Sade“.
Rauchen auf der Bühne ist eine komplizierte Angelegenheit: Es
dürfen zum Nichtraucherschutz auf der Bühne grundsätzlich nur
tabakfreie Kräuterzigaretten verwendet werden und auch für die
gibt es natürlich genaue Auflagen von der Feuerwehr, um Brandgefahren zu vermeiden. Für die schwierigsten Fälle bleibt dann noch
diese Zigarettenattrappe mit rotem Stanniolpapier an der Spitze.
Man weiß nie, was man noch mal brauchen kann: In der Requisite
gibt es allein acht Schuhkartons voller unterschiedlicher Brillenmodelle, zwei mit Armbanduhren, drei mit Flaschenetiketten und
einen mit Wasserbällen.
Für die folgenden Seiten haben wir so unterschiedliche Autoren wie den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, den Schriftsteller Marcel Beyer, den Wirtschaftsjournalisten Wolf
Lotter, den ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum, den Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach und viele weitere gebeten, sich ein paar Gedanken über die
Stücke der kommenden Saison zu machen.
Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Premiere am 9. September 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Tilmann Köhler
Nu, Rache.
Der Kaufmann handelt von der Stadt
Der Dramaturg Robert Koall zu Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“
Shakespeares bitterernste Komödie, die um 1600 erstmals veröffentlich wurde, stellt uns zwei Außenseiter
vor, zwei tragisch und monströs schief ins Leben gebaute
Figuren, die beide nicht wirklich dazu angetan sind, unsere Herzen zu erobern.
Der erste, Antonio, der titelgebende Kaufmann, ist ein
unter die Adligen geworfener Bürger, ein Neureicher,
dem doch sein Reichtum kein Glück beschert. Er bleibt
allein, er muss sogar mitansehen, wie sein Freund Bassanio auf Brautwerbung geht. Schnell begreifen wir, dass
ihn das mehr kostet, als nur den guten Freund – er liebt
Bassanio. Doch seine Homosexualität kann er weder sich
noch der Gesellschaft eingestehen und so begräbt er
seine Neigungen in seiner Brust und legt sie sich schwer
auf seine Seele.
Doch es gibt noch einen anderen Antonio, der es uns viel
schwerer macht; das ist der antisemitische Bürger, der
den Juden Shylock bespuckt, wo er ihn trifft, der sich in
Tiraden ergeht und ihm nachstellt. Widerlich kommt er
uns hier entgegen, maßlos in seinem Hass.
Noch komplizierter macht es uns der zweite Außenseiter,
eben jener Jude Shylock. Der hasst zurück, ebenso blind
und rasend, wie er gehasst wird. Nur wächst seine Figur
im Verlaufe des Stücks weit über die des Rächers und des
Zurückschlagenden hinaus. Seine berühmte Forderung,
dem Antonio ein Pfund Fleisch aus der Herzregion zu
schneiden, um seine Schulden bei ihm zu tilgen, macht
ihn zum Monster, hebt ihn ins Dämonische.
Umso wichtiger ist es, immer wieder darauf hinzu weisen, dass sowohl die Homosexualität Antonios als auch
das Jüdischsein des Shylock lediglich Markierungen des
Autors Shakespeare sind, um das Außenseitertum seiner
Figuren auf eine (im historischen Kontext) maximale
Höhe zu treiben. Es liegen hierin nicht per se charakterliche Zuschreibungen verborgen, sondern gesellschaftliche Verortungen – in diesem Fall weit außerhalb der Gesellschaft. Der Literaturwissenschaftler Harold Bloom
schrieb über Shylock: „Ich bezweifle, das Shakespeare
mit der Geschichte des jüdischen Volkes in nach-biblischer Zeit genügend vertraut war, um sich tiefgründige
Gedanken darüber zu machen, und schon deswegen
kann man wohl nicht behaupten, dass Shylock die jüdische Geschichte verkörpere, es sei denn insofern, als leider Gottes Shakespeares machtvolle Wirkung das ihre
dazu beigetragen hat, die spätere jüdische Geschichte
nach Shylocks Bild zu modeln.“
So sind also Antonio und Shylock für uns weniger interessant in dem, was sie vertreten, als vielmehr in dem,
was sie zu Außenseitern macht, was sie in ihre Rollen
treibt, die sie im „Kaufmann“ innehaben.
Es ist die Stadt, es ist die Gesellschaft ihrer Bürger, die sie
in ihre Ecken treibt, von wo aus sie so furchteerregend
zurückkeilen. Es ist die Stadt, diese „Metapher für die
Geld- und Warengesellschaft, in der alles käuflich ist,
einschließlich der Menschen, in der nur gilt, wer Geld
hat, ob Jude oder Christ, eine Welt, die die Menschen
böse macht, geizig, zynisch, aggressiv, ausbeutend und
die nur mühsam ihre Feindseligkeiten gegen Fremde, in
denen sie zuerst die Konkurrenten sieht, unter Kontrolle
bringt, eine unsolidarische Gesellschaft.“ So beschreibt
der Autor Ekkehart Krippendorff das shakespearsche
Venedig.
So wird „Der Kaufmann von Venedig“ von einer Komödie
über zwei Außenseiter zu einer Gesellschaftsüberprüfung. Zu einem Nachdenken auf dem Theater darüber,
was das für eine Gesellschaft sein muss, die solche Hervorbringungen hat. Unter was für Bedingungen soviel
Hass und Perfidie überhaupt erst entstehen kann. Schon
Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb der ShakespeareÜbersetzer Gustav Landauer: „Dass der Druck so wirkt,
das gilt für alle Getretenen. Ja, Shylock löst mit ewig-gültigen Worten, die er selbst spricht, sein eigenes Rätsel: er
ist das Produkt niederträchtiger Behandlung; er ist
niederträchtig.“
„Der Kaufmann von Venedig“ handelt von der Stadt. Von
ihrer Angst vor dem Fremden, vor dem Anderen, dem ihr
scheinbar nicht Gemäßen. Auch von dem Umgang damit.
Im Stück bleiben zwei Unglückliche zurück, weil die Gesellschaft nicht in der Lage ist, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren und ihnen die eigenen Spielregeln aufzwingt.
Dresden ist ein guter Ort für den „Kaufmann“. Diese Stadt,
die sich nach wie vor schwer tut mit dem Fremden. Die sich
dem Tourismus als Wirtschaftsfaktor weit öffnet – die
aber einen eklatant niedrigen Ausländeranteil in der Stadtbevölkerung hat. Die einst in dunklen Zeiten eine Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung war – sich
aber heute schwer tut mit der eigenen Vergangenheit und
sich oft in der Opferrolle wohler fühlt als mit offen eingestandener, historischer Schuld. Die die meisten Zuschauer
deutschlandweit bei einer Lesung des Populisten Sarrazin hat – obwohl sie doch mit dem Fremden, vor dem der
Buchautor so dumpf raunend warnt, kaum je in Berührung kommt.
Das Stück „Der Kaufmann von Venedig“ lebt, um es mit
den Worten des Autors James Shapiro zu sagen, davon,
„dass es sich an fundamentalen Überzeugungen bezüglich des rassischen, nationalen, sexuellen und religiösen
Andersseins anderer reibt. Wenn wir unseren Blick von
dem abwenden, was das Stück über die Beziehung zwischen kulturellen Mythen und den Identitäten der Menschen lehrt, so bringt dies irrationale, das Andere ausgrenzende Haltungen nicht zum Verschwinden. Diese
dunklen Strebungen entziehen sich normalerweise dem
Blick, sie sind im gewöhnlichen Leben kaum je zu fassen
– nur ganz bestimmte Ereignisse, und dazu zählen Inszenierungen dieses Stücks, machen diese kulturellen Verwerfungslinien sichtbar.“
Jeder Stadt, jeder Gesellschaft tut eine solche Sichtbarmachung ihrer kulturellen Verwerfungslinien von Zeit
zu Zeit gut.
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Das steinerne Brautbett nach dem Roman von Harry Mulisch Uraufführung am 1. Oktober 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Stefan Bachmann
Harry Mulisch, Heillosigkeit
von Marcel Beyer
Der Autor Marcel Beyer bezeichnete „Das steinerne Brautbett“ 2008 im Spiegel als
„das Buch meines Lebens“ – es war eine Liebeserklärung an den Roman und ein
Bekenntnis zur Stadt, wo „die Nerven offen liegen“, zu Dresden. Wir baten Marcel
Beyer um einen Beitrag zu Mulischs Roman, den er nicht nur vor dem Hintergrund des 13. Februar 1945, sondern ebenso vor dem des aktuellen Weltgeschehens
im März 2011 noch einmal und wieder in einem neuen Licht las.
Es gibt Bücher, die einen bei der ersten Lektüre erschüttern, und bei der zweiten, und bei der dritten, und noch
nach der siebten Lektüre ist einem nicht im Leisesten
klar, woher diese Erschütterung rührt, welcher Nerv da
von Mal zu Mal gereizt wird, ohne je unempfindlich zu
werden. Harry Mulischs früher Roman „Das steinerne
Brautbett“ ist seit Mitte der 1990er-Jahre solch ein Buch für
mich, und erst in den vergangenen Tagen – ich schreibe
diese Sätze am 14. März 2011 – gewinne ich nach und nach
eine Ahnung davon, was es mit den nicht einmal 200
angst- und zynismusgefüllten, in der zweiten Hälfte der
1950er-Jahre geschriebenen Seiten auf sich hat – warum
ich sie immer wieder lesen muss, warum sie nicht aufhören, in meiner Erinnerung herumzugeistern.
Nach einer endlosen Irrfahrt durch ein Nichts namens
Dresden im Jahr 1956 steigt die Hauptfigur Norman Corinth aus dem Auto und blickt in die nach allen Seiten
sich ausbreitende Trümmerwelt, „die Überreste der Stadt:
eine unüberschaubare Brandung von Schutthaufen“ – und
ich gebe zu, es fällt mir nicht eben leicht, mir dieses
durch und durch nihilistische Schlussbild des durch und
durch nihilistischen Romans von Mulisch vor Augen zu
rufen, hier in New York, wo ich mich derzeit aufhalte,
wenige Tage nach meinem ersten Besuch an jener Stätte,
die wir „Ground Zero“ zu nennen gewohnt sind, die unter
den Rettungskräften jedoch immer nur „the pile“, „der
Haufen“, genannt wurde, und während im Hintergrund
der Fernseher läuft, weil ich auf neueste Nachrichten aus
dem erdbebenerschütterten Japan warte.
Alle Bilder schießen zusammen: Eine Kolonne von Feuerwehrwagen windet sich durch die Trümmerlandschaft,
die noch vor wenigen Tagen eine Stadt an der japanischen
Ostküste war, und begegnet auf der Suche nach Leben
Mulischs Antihelden, dem abgebrühten us-Mediziner und
Exbomberpiloten mit dem entstellten Gesicht ebenso wie
seinem Gegenspieler, dem westdeutschen Arzt mit dubioser Vergangenheit und noch dubioseren Sprüchen auf
den Lippen.
Die Freunde in Tokio haben sich per Mail zurückgemeldet, sie sind zum Glück unversehrt, doch in diesen Stunden verfolge ich den Weg der – unsichtbaren – radioaktiven Wolke, die, wie es heißt, vom sich drehenden Wind
vom Kernkraftwerk in Fukushima in Richtung Süden auf
die japanische Hauptstadt zugeweht wird, und mit einem Mal ist mir die Atmosphäre gegenwärtig, in der der
junge Mulisch seinen Roman schrieb, die alles beherrschende Furcht vor dem Dritten Weltkrieg, der, wie man
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sicher war, ein Atomkrieg sein würde, und im Hintergrund höre ich einen Nachrichtensprecher schwadronieren,
in Japan zeichne sich schon jetzt ein nationales Trauma
ab, „because they had to deal with the nuclear thing in
’45“, in dieser unerträglichen Mischung aus Abgebrühtheit
und theatralischem Mitgefühl, und ich sehe wieder Norman Corinth vor mir, den Bomberpiloten in seiner Kanzel.
Abgebrühtheit höre ich auch aus der Versicherung einer
anderen Nachrichtenstimme heraus, die radioaktive
Wolke über Japans Küste stelle keine Bedrohung für die
usa dar, doch im nächsten Moment überlege ich, wenige
Kilometer von der Baustelle entfernt, die einmal das
World Trade Center war, ob nicht eine solche Beruhigung
hier weit größere Bedeutung hat, als sie es zum Beispiel
im mir heute so fernen Deutschland hätte, wo schon wieder die notorischen schwäbischen Menschenketten gebildet und Jodtabletten gehortet werden, als sei man schlichtweg nicht in der Lage, an das Leid anderer Menschen zu
denken, ohne dabei in erster Linie an sich selbst zu denken.
So wie Mulischs zusammengewürfelte Gruppe von Teilnehmern am internationalen Medizinerkongress, die eines Nachts in einer Dresdner Spelunke auf Überlebende
des 13. Februar 1945 trifft, sich deren Geschichte halb betroffen, halb angewidert anhört, um das Grauen der anderen sogleich im Bierrausch zu ertränken, und dann
gibt es einen Streit, eine Schlägerei – und vom Grauen der
anderen bleibt nicht viel mehr als eine diffuse Erinnerung an Gewalt und die selbstgerechte Gewissheit, dass
sich jeder Mensch irgendwie als bedroht und beschädigt
betrachten kann.
Die Abgebrühtheit, der Aktionismus oder das Triumphgrinsen, zu dem sich Norman Corinths entstelltes Gesicht zu verziehen scheint, wenn er tatsächlich einmal
versucht zu lächeln: alles Versuche, die eigene Hilflosigkeit in den Griff zu bekommen, wenn das Leben um einen herum aus der Bahn gerät, sei es aufgrund einer Naturkatastrophe, sei es aufgrund menschengemachten
Unheils. Im „Steinernen Brautbett“ wüsste keiner der
Romanprotagonisten zu sagen, ob er Bewohner einer
postapokalyptischen Welt ist oder ob die Welt auf eine
Apokalypse zusteuert, so wie auch niemand zu sagen
wüsste, ob man für die im Roman stets untergründig gegenwärtige, die bevorstehende Nuklearkatastrophe am
Ende den Menschen oder die Natur verantwortlich machen wird. Dass Mulisch für seine Erzählung aus drei
Dresdner Herbsttagen im Jahr 1957 ausgerechnet einen
internationalen Medizinerkongress inszeniert, gehört
„Dresden“, sagte
er und spürte den
Geschmack von
Silber im Mund.
zu seinem bitter ironischen Spiel. Das frühere Heilstättenparadies, an dem noch das „Heil“ einer erst vor wenigen Jahren zu Ende gegangenen Epoche widerhallt, beherbergt – als Trümmerstätte – Koryphäen aus aller Welt,
die sich der Heilung verschrieben haben. Doch vom ersten Blick an, den uns Mulisch auf seinen Antihelden gewährt, ist klar: Dieser Mann kennt weder Heilungs- noch
Heilsversprechen.
Alles ist Heillosigkeit in diesem Roman. Da nützt es auch
nichts, dass sich die Dolmetscherin Hella, vom Protagonisten zugleich merkwürdig angezogen und abgestoßen,
mit zeitgemäß munter-verbissener Aufbaurhetorik über
Wasser zu halten versucht: Sie ist die Ariadne, die den
Kongressbesucher durchs Elbtal, das steinerne Brautbett,
geleitet, sie ist, für die Dauer einiger Tage, die „Braut von
Corinth“, jener junge weibliche Geist aus Goethes Zombieballade, der sich gegen die Gesetze der Welt zu stemmen versucht, gegen die weder die Lebenden noch die Toten etwas ausrichten können. Allerdings könnte ihr Erscheinen inmitten der Heillosigkeit auch darauf hindeuten, dass es sich bei ihr um eine bloße Halluzination handelt, um die Halluzination eines Mannes namens Corinth, der sich nicht eingestehen kann, dass er ohne
Hoffnung nicht überleben wird.
Marcel Beyer, geboren 1965,
beschäftigt sich in seinen
Gedichten, Essays und Romanen immer wieder mit der
deutschen Geschichte, insbesondere mit dem Nationalsozialismus. Seit 1996 lebt der
Autor in Dresden. Zuletzt erschienen sein Roman „Spione“
und der Dresden-Roman
„Kaltenburg“. Sein Beitrag zu
„Das steinerne Brautbett“
schrieb er als Originalbeitrag
für dieses Magazin.
Harry Mulisch wurde 1927 im
niederländischen Haarlem als
Sohn eines österreichischen
Offiziers und einer deutschen
Jüdin geboren und starb 2010 in
Amsterdam. Seine persönliche
Geschichte und die historischen
und politischen Verwicklungen
seiner Zeit prägten maßgeblich
sein literarisches und journalistisches Werk. In unterschiedlichen Formen – von der Lyrik
über Dramen und Libretti bis
zum Roman – hat er sich intensiv mit dem Verhältnis von
Geschichte und Individuum
auseinandergesetzt. Weltweit
bekannt wurde er vor allem
mit seinem Roman „Die Entdeckung des Himmels“. Er gilt
als der bedeutendste niederländische Nachkriegsautor.
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Zu Shakespeares Zeiten wurden auf dem Theater alle Rollen von Männern gespielt.
ZurSaisoneröffnung plant Hausregisseur Tilmann Köhler etwas ähnliches. Aber auchfürdie vielen tollen Frauen in unserem Ensemble gibt es in dieser Spielzeit genug zu
tun. Die Komödie „Damen der Gesellschaft“ enthält nicht eine einzige Männerrolle.
Familienbande Ein musikalischer Abend unter Verwandten von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner
Uraufführung am 22. Oktober 2011 im Schauspielhaus 1Regie und musikalische Leitung: Franz Wittenbrink
Der Sauhaufen da ist
meine Familie, mit
denen bin ich verwandt.
Die erste Hälfte des Lebens wird von den Eltern versaut,
die zweite von den Kindern
von Lutz Hübner
Ungefähr 2 / 3 aller Schauspiel-Ensembles bestehen aus Männern,
da in der Weltliteratur über Jahrhunderte einfach mehr Männerals Frauenrollen geschrieben wurden. Zum Glück ändert sich
das langsam mal.
40
eins Altsteinzeit. Gegen Abend. Eine Horde sitzt um das
zwei Das älteste erhaltene Theaterstück beschäftigt sich
Lagerfeuer und vertilgt die letzen Reste einer Mahlzeit
(Mammut mit Wiesenkräutern an Wurzelsalat). Munteres Geplapper, ein junger Homo sapiens kaut eher lustlos
an seiner Keule und hört mit halbem Ohr Onkel Uluk zu,
der zum wiederholten Mal erzählt, wie er vor fünf Monden
dieses riesige Wollnashorn mit einem einzigen Schlag
auf den Schädel erledigt hat („Ein Schlag! Nur ein Schlag!
Uh!“). Der junge Jäger pult sich die letzten Fleischreste
aus der Kauleiste, sein Blick schweift über die schmatzende, grunzende Horde, und plötzlich überfällt ihn
Melancholie.
Der Sauhaufen da ist meine Familie, mit denen bin ich
verwandt. Werde ich irgendwann genauso wie die?
Unversehens fühlt er sich unendlich trostlos, er wirft
den Knochen in die Glut und zieht sich in die Höhle zurück.
Er will allein sein, er hat Kopfschmerzen. Ein Schritt
zum modernen Menschsein ist getan. Ein historischer
Moment. Ein Mensch verzweifelt an seiner Familie.
mit dem Krieg. Ein edles Werk, ein hoher Gesang, leider
etwas langatmig. Doch gleich danach kommen Familiengeschichten, und ab da wird es wirklich unterhaltsam.
Eifersucht, zickige Töchter, ratlose Söhne, Mord und Totschlag … Was die griechische Klassik an familiären Zumutungen und Gemeinheiten auf die Bühne brachte,
setzt bis heute Maßstäbe. Alle kommen nicht voneinander
los, alle haben Riesenprobleme mit der buckligen Verwandtschaft und kein Konflikt wird so gelöst, wie man das
bei erwachsenen Menschen erwarten könnte. Alles, was
danach kam, ist Variation.
Der Familienkrach steht am Anfang der abendländischen
Zivilisation.
drei Wir sprechen hier nicht von der Kernfamilie, sondern von der Mischpoke, also von allen, die man zähneknirschend zu Jubiläen und runden Geburtstagen einladen muss. 1
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Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe. Kinder und Familienstück für alle ab 8 Jahren
Premiere am 12. November 2011 im Schauspielhaus 1Regie: Susanne Lietzow
Die Tante, zu der man als Kind von den erschöpften Eltern in den Schulferien abgeschoben wurde, der Onkel,
von dem man nicht genau weiß, wie man mit ihm verwandt ist, die Cousine, die einen immer schon subtil erniedrigt hat, und der stinklangweilige Cousin, mit dem
man immer spielen musste, nur weil man gleichaltrig ist.
Großtanten, Schwippschwager, verstörte alte Frauen, die
es irgendwann in die Familie geschwemmt hat und die
jetzt irgendwie dazugehören … Das ist die Sippe, die im
Auto auf dem Weg zur Familienfeier durchgehechelt
wird und dann wieder auf dem Rückweg, mit tollen
neuen Informationen („Grete wird immer fetter. Nach dem
Kaffee hat sie auch irgendwelche Tabletten genommen.“).
Dazwischen war die Familienfeier, lange Stunden in einem Paralleluniversum. Da manifestiert sich Familie,
nur da. Der Besuch einer einzelnen Tante kann einen
nicht aus der Bahn werfen. Nur in der Ballung entfaltet
die Familie ihre ganze surreale Pracht, und auch das nur
wenn man sich in großen Abständen sieht.
Die Horde, die jeden Sonntag zusammen Braten isst, gilt
nicht. So richtig rockt Familie nur, wenn man ein völlig
sippenunabhängiges Leben führt. Man kommt aus dem
normalen Leben (der trojanische Krieg / der Berufsalltag)
und ist plötzlich in einem Palast des Wahnsinns (Mykene / Landgasthof Drei Lilien) gefangen. Schlagartig ist
der Familiendunst, aus dem man sich in ein erwachsenes
Leben geflüchtet hat, wieder da. Es ist nicht vergangen,
es ist real, und es fragt einen, ob man immer noch Briefmarken sammelt.
vier Der normale Verlauf. Man trifft sich zu Kaffee und
Kuchen, kommt aufgrund der Tischkärtchen genau neben den Leuten zu sitzen, neben denen man nicht sitzen
wollte, bringt mühsam ein Gespräch ins Laufen (oder
wird brachial zugetextet), verdirbt sich mit zu viel Torte
den Magen, fühlt sich flau, trinkt einen Obstler, geht
dann spazieren und wird nach der Rückkehr mit einem
Drei-Gänge-Menü gemästet, das man nur durch Zufuhr
von größeren Mengen Alkohol verdauen kann. Dazwischen machen Kinder widerwillig ein Programm, das
keiner wirklich hören will, und werden Festreden gehalten, die den Jubelanlass in epischer Breite würdigen.
Die minderjährigen Familienmitglieder packen irgendwann entweder ihre elektronischen Spielgeräte aus oder
sind so von Langweile zermürbt, dass nur noch hysterisches Gegacker zu hören ist. Der Rest kommt spätestens
nach dem Dessert ins Saufen (wegen dieses Völlegefühls
oder wegen sechs Stunden neben der Tante, die von nässenden Ausschlägen erzählt). Richtig zurechnungsfähig
ist keiner mehr, und da kann es manchmal interessant
werden.
42
fünf 90 Prozent aller Familienfeiern gehen unspektakulär über die Bühne, aber es gibt Konstellationen und
Ereignisse, bei denen plötzlich eine Leiche aus dem Familienkeller mit am Tisch sitzt, ein dunkles Geheimnis,
eine Bösartigkeit, die aus der friedlich angeschickterten
Horde eine Meute macht. Tag des Gerichts.
Ein Bankrotteur, der alle angepumpt hat, Erbschleichereien, Verwandte, die ihre Pfoten nicht bei sich behalten
konnten, ungeklärte Vaterschaften … Ein Thema explodiert an der festlichen Tafel, und alle alten Rechnungen
werden gleich mit dazugepackt. Es gibt nichts, was vergeben und vergessen ist, alles ist immer präsent, keine Gemeinheit verjährt, und jetzt hat man auch die einmalige
Chance zu hören, was die anderen auf der Autofahrt zur
Feier alles durchgehechelt haben. Jetzt erfährt man staunend, was alle über alle wissen, und es ist klar, warum
das Theater seinen Höhenflug mit Familiengeschichten
begann.
Es ist Theater in Reinform, mit tragischen Helden, jungen Naiven, komischen Alten, Schmierenschauspielern
und geifernden Erinnyen. Und das Beeindruckende ist,
dass die Vorstellung wiederholbar ist. Keiner verlässt die
Truppe, alle kommen das nächste Mal wieder, um sich
erneut zu streiten, zu versöhnen, die Fronten zu wechseln … Es gibt praktisch kein Problem, das so gravierend
ist, dass eine Familie auseinanderbricht. Nächste Vorstellung am nächsten Geburtstag, Einladung folgt und
man muss da hin.
Das Seltsame jedoch ist, dass es einem fehlen würde.
Es wäre furchtbar, wenn es das nicht mehr gäbe, man
würde sich verstoßen fühlen, man will dabei sein. Also
geht man wieder hin.
Was machst du denn da allein in der Höhle, Junge. Komm
doch zu uns, es gibt gleich Waldbeeren. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie ich mit einem Schlag ein Wollnashorn erledigt habe?
Lutz Hübner wurde 1964 in
Heilbronn geboren. Er ist einer
der meistgespielten deutschen
Gegenwartsdramatiker. Bevor
er 1994 begann, Stücke zu
schreiben, arbeitete er als
Schauspieler. Inzwischen sind
über 30 Dramen von ihm erschienen und auf zahlreichen
Bühnen im In- und Ausland
zur Aufführung gekommen.
Am Staatsschauspiel Dresden
waren bereits zwei Uraufführungen von ihm zu sehen:
„Frau Müller muss weg“ und
sein Stück über die neue
Arbeitswelt „Die Firma dankt“.
Die Frankfurter Rundschau
nennt ihn den „Vorreiter einer
neuen, konkreten, gesellschaftsbezogenen Dramatik“.
Ein Porträt des Autors finden
Sie auf Seite 80.
Reineke-Fuchs-Bastelbogen
Reineke Fuchs ist ein richtiger Gauner. Mit Flunkern, Mogeln und schlauen
Tricks überlistet er alle anderen Tiere im Königreich. Er ist rotzfrech und fürchtet sich vor niemandem. Unser Kinder- und Familienstück in diesem Jahr ist
eine Geschichte über Gut und Böse, über List und Tücke, Kraft und Köpfchen.
Auf dieser Seite kannst du dir einen eigenen Reineke Fuchs anmalen, ausschneiden und zusammenbasteln. Und wenn du alles richtig gemacht hast, dann
streckt der freche Kerl am Schluss allen die Zunge raus …
43
Ich weiß von nichts.
Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Premiere im Januar 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Roger Vontobel
Zum Straucheln brauchts doch nichts als Füße
Aus Anlass der Inszenierung von Kleists „Der zerbrochne Krug“ baten wir den
Dresdner Strafverteidiger Stefan Heinemann und den Präsidenten des Deutschen Bundestags Norbert Lammert, das Drama mit den Augen eines Juristen
bzw. Sozialwissenschaftlers zu lesen.
Menschen vor Gericht
von Stefan Heinemann
Die Geschichte ist bekannt. Der Dorfrichter Adam sieht
sich einem unangemeldeten Revisionsbesuch durch den
Gerichtsrat Walter aus Utrecht ausgesetzt – ausgerechnet
an dem Tag, an dem er über den zerbrochenen Krug von
Frau Marthe richten soll. Er ist in seinem Dorf Huisum
ein angesehener Mann. Die Gerichtsverhandlung wird
unversehens zu einem Tribunal über ihn selbst und das,
was in der Nacht zuvor passiert ist. Aber was ist denn eigentlich passiert? Was ist die Wahrheit?
Hat Kachelmann nun oder hat er nicht? Die Frage bewegt
seit Monaten nicht nur das Landgericht Mannheim. Mindestens ebenso intensiv befasst sich die Presse, vom Boulevardblatt bis zur intellektuellen Wochenzeitung, mit
dem Fall, alle wissen, was passiert ist – oder dass eben
nichts passiert ist, jedenfalls nichts was der juristischen
Bewertung durch eine Große Strafkammer wert wäre.
Die Suche nach der Wahrheit mit den Mitteln einer Gerichtsverhandlung ist eine komplizierte Sache. Es gelten
Prozessregeln, die die Wahrheitssuche manchmal regelrecht behindern. Erhobene Beweise dürfen nicht verwertet werden, gesetzlich vorgesehene Zeugnis- oder Auskunftsverweigerungsrechte gestatten vielleicht wichtigen Zeugen, keine Aussage machen zu müssen, und am
Ende steht häufig nicht die Wahrheit, sondern das, was
die Juristen die „prozessuale Wahrheit“ nennen. Und ob
ein Urteil auf dieser Grundlage gerecht ist, wird immer
kontrovers diskutiert werden.
Eine der schönsten Stellen im „Zerbrochnen Krug“ ist der
Dialog zwischen Adam und dem Gerichtsrat, kurz vor der
für Adam entscheidenden Vernehmung der Zeugin Eve.
Adam will diese Befragung unbedingt verhindern, da sie
ihn selbst ans Messer liefern könnte, und er unternimmt
einen noch heute üblichen juristischen Winkelzug.
„Wenn ich freimütig reden darf, Ihr Gnaden, die Sache
eignet gut sich zum Vergleich“, schlägt Adam vor.
„Sich zum Vergleich? Das ist nicht klar, Herr Richter.
Vernünftge Leute können sich vergleichen. Doch wie ihr
den Vergleich schon wollt bewirken, da durchaus die Sache nicht entworren, das hätt ich wohl von Euch zu hören
Lust“, erwidert der Gerichtsrat.
„Wenn ich, da das Gesetz mich im Stich lässt, Philosophie zu Hülfe nehmen soll, so wars der Leberecht – oder der
Ruprecht … – oder Leberecht, der den Krug zerschlug.“
„Wer also wars?“, insistiert der Gerichtsrat, „Der Leberecht oder Ruprecht? Ihr greift, seh ich, mit Eurem Urteil
ein, wie eine Hand in einen Sack voll Erbsen.“
Seit langen Jahren wird im deutschen Strafprozess über
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den sogenannten „Deal“ gestritten, der seit knapp zwei
Jahren auch gesetzlich unter dem Begriff „Verständigung
im Strafverfahren“ geregelt ist: In komplizierten Strafverfahren, die eine umfangreiche Beweisaufnahme erfordern, hat es sich eingebürgert, dass der Verteidiger
mit Gericht und Staatsanwaltschaft darüber verhandelt,
ob bei einer geständigen oder zumindest teilgeständigen
Erklärung des Angeklagten ein kräftiger Strafnachlass
gegeben werden kann und Teile der Anklage eingestellt
werden. Der Sachverhalt muss in einem solchen Fall nicht
aufgeklärt werden. Die Frage nach der Wahrheit, nach
dem, was eigentlich passiert ist, tritt in den Hintergrund.
An der Stelle der Wahrheit steht ein Vergleich – und das zu
einem Zeitpunkt, da „durchaus die Sache nicht entworren“.
Ist Wahrheitsfindung in einem gerichtlichen Verfahren
also eine Illusion, das Urteil ein Griff „in einen Sack voll
Erbsen“?
Über ein neues Geschäftsfeld von Medienmanagern wird
gerade viel berichtet: „Litigation-pr“ heißt dieser Bereich.
Journalisten und Medienmanager bieten Personen und
Unternehmen, die durch Gerichtsverfahren in Not geraten sind, an, ihnen eine günstige Presse zu organisieren.
Jörg Kachelmann beschäftigt nicht nur ein Team von Strafverteidigern, sondern auch einen Medienanwalt. Angeklagte Vorstände von Banken oder großen Unternehmen
handhaben ihre Verteidigung nicht anders. Das öffentliche Beiwerk muss stimmen, eine öffentliche Vorverurteilung muss vermieden werden – zu Recht. Aber kann man
damit das Ergebnis des Verfahrens beeinflussen? Lassen
sich Richter von der Presse über einen Strafprozess, in
dem sie zu entscheiden haben, beeinflussen? Das Institut
für Kommunikationswissenschaften an der Universität
Mainz kommt durch die Auswertung einer Umfrage bei
Richtern in der gesamten Bundesrepublik zu dem Ergebnis, dass immerhin etwa 30 % der Befragten angeben, sich
jedenfalls bei der Entscheidung über die Strafhöhe von der
Berichterstattung beeinflussen zu lassen. Deutlich mehr
geben an, die Stimmung im Gerichtssaal sei durch die
Medienöffentlichkeit beeinflusst.
All diese vorgenannten Beispiele sind freilich Auswüchse, sie sind nicht immer begrüßenswert. Doch ist
ihnen das Strafrecht in den letzten Jahren zunehmend
unterworfen. Dies darf uns nicht verwundern, wenn wir
betrachten, wie es in den Augen der Öffentlichkeit und
der Medien behandelt wird. Nämlich als selbstverständliches Regulativ, nach dem sofort gerufen wird, wenn in
der Gesellschaft etwas aus dem Ruder läuft. Immer ist er
sofort da, der Ruf nach mehr und höheren Strafen. Das
Strafrecht aber ist als Regulativ die Ultima Ratio. Es betrifft Bankvorstände genauso wie Kleinkriminelle, Sexu-
Stefan Heinemann ist Fachanwalt für Strafrecht und stellvertretender Vorsitzender der
Strafverteidiger Sachsen / Sachsen Anhalt e.V. sowie
Mitglied der National Association of Criminal Defense
Lawyers / usa. Neben Rechtswissenschaften hat er Kunstgeschichte studiert. Stefan
Heinemann ist sowohl als
Mitbegründer des Vereins
„Forum für Kunst der Gegenwart“ als auch als Vorstandsvorsitzender der „Europäischen Werkstatt für Kunst und
Kultur Hellerau e.V.“ aktiv am
kulturellen Leben der Stadt
beteiligt.
alstraftäter wie Umweltsünder, Schwarzfahrer wie Großbetrüger. Und gleichzeitig soll es sich noch um die Opfer
von Straftaten kümmern, nicht nur um die Täter. Das
heißt, dass es erst eingreift, wenn keine anderen gesellschaftlichen Mechanismen mehr greifen. Dies gerät zu
oft in Vergessenheit, und die zuvor aufgezeigten Entwicklungen sind hierauf eine verständliche Reaktion.
Und was hat das zu tun mit Kleists „Zerbrochnem Krug“?
Alles. All das Beschriebene, die prozessuale Wahrheit,
die Beeinflussung der Öffentlichkeit, das Ringen um den
„Deal“, hat Kleist schon gewusst. Er dreht die Schraube
freilich noch viel weiter. Bei ihm ist der Richter zugleich
Ermittler und zugleich Ankläger und vor allem zugleich
Beklagter und Täter. Verworrener geht es kaum. Aber warum soll es in der Kunst einfacher sein als im Leben?
Wehe, wenn’s an Rechtsstaatlichkeit fehlt
von Norbert Lammert
In der deutschen Literatur gibt es beklagenswert wenige
Lustspiele von unbestrittenem Rang. „Der zerbrochne
Krug“ von Heinrich von Kleist ist so ein seltenes Exemplar,
ein wahres Wunderwerk, das sich beim Publikum wie bei
Schauspielern und Regisseuren anhaltender Beliebtheit
erfreut.
Das Stück besticht durch geistreiche Komik, brillante Dialoggefechte und Wortspiele. Alles scheint zufällig und
folgt doch einem durchdachten Konzept: hoch artifiziell,
kein simpler Bauernschwank, sondern ein Lustspiel mit
zahlreichen Ebenen, beziehungsreichen Namen, Bedeutungen und Anspielungen, die intellektuellen Genuss
bieten. Der „Zerbrochne Krug“ ist brillant konstruiert
und verfügt über den doppelten Boden der Tragikomödie. Er entlarvt menschliche Schwächen und prangert
Heuchelei und Niedertracht genauso an wie Missstände
in der preußischen Justiz. Dieses Lustspiel ist zugleich
ein Lehrstück über Macht und Machtmissbrauch, über
Rechtsbeugung und Willkür, das uns den hohen Wert
des Rechtsstaats vor Augen führt, der nicht so selbstverständlich ist, wie es uns längst erscheint. Tatsächlich
spielt die Verdrehung des Rechts im „Zerbrochnen Krug“
eine zentrale Rolle; wir werden Zeugen einer willkürlich
agierenden Gerichtsbarkeit. Ob Kleist dabei eigene schmerzliche Erfahrungen hat einfließen lassen? Gut möglich.
Immerhin hat er – obwohl adelig und preußischer Offizier – selbst unter bürokratischer Willkür gelitten. Die
Unterscheidung zwischen Recht und Gesetz und die Auswüchse eines korrumpierten Rechts- und Staatssystems
hat Kleist jedenfalls nicht allein im „Zerbrochnen Krug“
thematisiert, sondern – noch drastischer und ohne jede
Komik – zum Beispiel auch im „Michael Kohlhaas“.
Anders als Kleists Bühnenfiguren haben wir das Glück,
in einem Gemeinwesen zu leben, das auf dem Prinzip der
Rechtsstaatlichkeit beruht. Der Rechtsstaat basiert auf
Gewaltenteilung, er sichert die Einhaltung von Grundrechten und garantiert Gleichbehandlung vor Gericht
durch eine unabhängige Justiz. In Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es unmissverständlich: „Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz
und Recht gebunden.“ Was es bedeutet, wenn diese Bedingungen rechtsstaatlicher Ordnung verweigert werden, sehen wir leider bis heute in vielen Teilen der Welt,
wir können es auch in unserer eigenen Geschichte des 20.
Jahrhunderts studieren.
Ob Frau Marthe Rull am Ende übrigens wirklich Gerechtigkeit widerfährt, bleibt bei Kleist leider offen. Ebenso
die Frage, ob Adam zur Rechenschaft gezogen wird. Deshalb hatte das Badische Staatstheater vor einigen Jahren
die Idee, Adam förmlich den Prozess zu machen (einen
rechtsstaatlichen Prozess wohlgemerkt!), und fand damit beim Bundesgerichtshof ein offenes Ohr. In einem
Gerichtssaal des bgh wurde Adams Vorahnung also Realität: „Mich träumt, es hätt’ ein Kläger mich ergriffen
und schleppte vor den Richtstuhl mich.“ Die Liste der
Anklagepunkte, die der Generalbundesanwalt Adam zur
Last legte, war lang: Urkundenfälschung, Korruption,
Amtsmissbrauch, sexuelle Nötigung, Unterschlagung
von Staatsgeldern, Falschaussagen, Erpressung und Bestechung. Eike Ullmann, damals Vorsitzender Richter
am bgh, verurteilte den vor 200 Jahren geflüchteten
Dorfrichter schließlich zu zwei Jahren und vier Monaten
Haft – womit er allerdings deutlich unter dem vorinstanzlichen Urteil des Osnabrücker Landgerichts blieb,
das zunächst fünf Jahre Freiheitsentzug verhängt hatte.
Darauf, wie Burghart Klaußner dem Adam in Dresden
eine eigene Kontur geben wird, darf man mit Recht gespannt sein, genauso wie auf die Inszenierung von Roger
Vontobel. Beide kenne ich übrigens von Arbeiten am
Schauspielhaus Bochum, meiner Heimatstadt, und ich
kann das Staatsschauspiel Dresden zu dieser bemerkenswerten Kombination nur beglückwünschen.
Wie immer der „Zerbrochne Krug“ in Dresden auf die
Bühne kommen wird, eines ist schon jetzt sicher: Das
Wunderwerk wird seine Wirkung auch diesmal zuverlässig entfalten. Denn – wie schon Friedrich Hebbel festgestellt hat – beim „Zerbrochnen Krug“ kann eigentlich nur
das Publikum durchfallen. Prof. Dr. Norbert Lammert
wurde 1948 in Bochum geboren
und begann seine politische
Karriere Mitte der 1960er-Jahre.
Sein Studium der Politikwissenschaften, Soziologie, Neueren Geschichte und Sozialökonomie schloss er 1972 als
Diplomsozialwissenschaftler
ab. Seit 1980 ist er Mitglied des
Deutschen Bundestages und
wurde 2005 zum Bundestagspräsidenten gewählt. Zudem
hat er seit 2004 einen Lehrauftrag an der Ruhr-Universität
Bochum inne.
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Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow Premiere im Februar 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Wolfgang Engel
Adieu für immer!
Ich fliege weg!
Wir müssen aufpassen, dass die Gullis nicht wieder aufgehen
Wolfgang Engel hat in der vergangenen Spielzeit den Roman „Der Turm“ von Uwe
Tellkamp auf die Bühne gebracht. In der kommenden Saison widmet er sich wieder
einem literarischen Stoff: „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow. In
Moskau erscheint leibhaftig der Teufel. Unter dem Namen Voland, Professor für
schwarze Magie, kündigt er einen Tod an, lässt Menschen verschwinden, treibt
andere in den Wahnsinn, veranstaltet eine Varieté-Vorstellung und verhilft
schließlich dem Meister, Autor eines unveröffentlichten Romans, und seiner Geliebten Margarita zu einem zweiten Glück. Wolfgang Engel spricht mit der Dramaturgin Felicitas Zürcher über persönliche Leseeindrücke, seine Erfahrungen
in einer Diktatur und erste Ideen zur Umsetzung.
Herr Engel, Sie werden in Dresden den Roman „Der
Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow auf die
Bühne bringen. Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Roman erinnern?
Wolfgang Engel: „Der Meister und Margarita“ war in der
ddr ein Kultroman, zumindest unter den Intellektuellen. Ich war da wahnsinnig hinterher, und ich besitze sogar noch eine alte Ausgabe aus der ddr, mit einem Essay
des Lektors und Verlegers Ralf Schröder, der auch Übersetzer war. Darin behauptet Schröder mit Nachdruck, es
handle sich bei „Der Meister und Margarita“ um Gottes
willen nicht um einen Schlüsselroman – um den Roman
bei der Zensur durchzukriegen. Wenn man diesen Essay
liest, könnte man Schröder für einen Opportunisten halten. Das war er aber nicht, im Gegenteil, er hat alles dafür
getan, damit das Buch gedruckt wird.
Sie sagen, das Buch war in der DDR ein Kultroman. Wie
hat das Buch die Leser, die Intellektuellen in der DDR beeinflusst?
Man hat ja immer nach Zeichen gesucht, die beschreiben,
was eigentlich stattfindet. Wir haben frohlockt, einen
solchen Roman zu lesen, zu sehen, dass das Land nicht
tot ist, dass es Intellektuelle gibt, Schriftsteller, die etwas wagen. Man hat sehr viel von den Russen gelesen –
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nach der Wende habe ich erkannt, dass die ganze Westliteratur letztlich an mir vorbeigegangen ist. Aber ich
kenne alle Bücher von Aitmatow und Schukschin. Deren
Behandlung von Alltag war nicht verlogen, nicht geschönt, nicht ideologisch verbrämt – die andere haben
wir in der Schule gelesen. Diese Romane waren alle weiter als die damaligen ddr-Romane. Deswegen auch das
Frohlocken über den Bulgakow-Roman. Das hing natürlich damit zusammen, dass es eine fantastische Geschichte ist, in der man sich sehr viel Interpretation leisten konnte. Ich glaube, der Wiedererkennungseffekt hat
einem Mut gemacht.
Können Sie etwas über das Russland der 1930er-Jahre
erzählen, in dem Bulgakow gelebt hat?
Es gibt eine Tagebucheintragung vom 17. Juli 1939 von Jelena Bulgakowa, der Frau von Bulgakow: „Es geht das Gerücht, Sinaida Reich sei auf viehische Weise ermordet
worden.“ Ich denke, wenn man dieses Tagebuch gelesen
hat, weiß man genug über totalitäre Staaten. Das beschreibt die Situation von Intellektuellen und auch deren
Privilegien. Ich finde dieses Buch wirklich bemerkenswert. Man weiß nicht genau, was daraus eliminiert worden ist, ursprünglich war es viel umfangreicher. Auch
die Bulgakowa selbst hat Passagen rausgestrichen.
Ich habe 2008 in Leipzig Bulgakows „Molière oder Die
Verschwörung der Heuchler“ inszeniert. Da haben wir
Briefe gelesen, die Bulgakow an Stalin geschrieben hat,
richtige Bettelbriefe, ihn wieder arbeiten zu lassen oder
ihn rauszulassen aus der Sowjetunion.
In dem Tagebuch gibt es auch ein Fragment, „Was Michail
Afanasjewitsch hätte passieren können“, eine Satire, in
der Bulgakow und Stalin vorkommen. Stalin geht mit seinem ganzen Gefolge in die Oper. Und Bulgakow beschreibt, wer wann in Ohnmacht fällt, weil er denkt, er
hätte etwas Falsches zu Stalin gesagt. Stalin, Woroschilow, Molotow, Kaganowitsch, Budjonny, alle tauchen
auf. Das müsste man irgendwie verwenden.
Was reizt Sie besonders an dem Roman? Und warum
gehört der Roman heute auf eine Dresdner Bühne?
Das Spannendste finde ich diese nicht greifbare Situation, diese Dumpfheit, was da an Üblem aus den Kloaken
Moskaus kriecht. Die ständige Angst, das ständige Misstrauen, auch die Schlitzohrigkeit, die sich daraus entwickelt. Diese etwas diffuse Angst.
Man fragt sich natürlich, warum man ein Stück macht,
das etwas über eine gesellschaftliche Situation erzählt –
und sei es noch so verschlüsselt –, die Gott sei Dank vorbei ist. Es hat für mich etwas mit Warnbildern zu tun:
Das könnte alles wieder passieren. Ich stelle mir das nicht
als Vergangenheit vor, sondern eher wie Science-Fiction,
wie im Film „Twelve Monkeys“. Was war, kann auch wieder kommen. Ein Menetekel. Gleichzeitig behandelt der
Roman Dinge, die auch in Demokratien vorkommen. Opportunismus gibt es nach wie vor, wenn auch nicht so zugespitzt, aber er findet täglich statt. Was in der Politik
gelogen wird, wie man für dumm verkauft wird und mit
welcher Schamlosigkeit das passiert, das alles wird in
dem Roman beschrieben. Außerdem ist das in vielen
Staaten der Welt immer noch Realität. Das meine ich mit
dem Bild des Kloakendeckels: Wir müssen schön aufpassen, dass der Deckel zubleibt, dass die Gullis nicht wieder
aufgehen. Der Roman ist auch eine Metapher für eine Welt
von Entfremdung, für die Schrecken der Zivilisation.
In dem Roman geht es um Zensur und Kontrolle: Leute
werden wahnsinnig gemacht, abgeschoben, verhaftet,
ermordet. Gleichzeitig ist es ein bunter, überbordender, fast burlesker Roman. Wie erklären Sie sich diese
Lebensfreude?
Lebensfroh finde ich es nicht. Es ist immer ein Tanz auf
dem Vulkan. Das stinkt alles, ist morbid, dieser Tingeltangel.
Ich habe in Schwerin „Der nackte König“ von Jewgeni
Schwarz inszeniert und mich damals viel mit der Tradition der Revue beschäftigt. In Russland waren in den
1920er-Jahren Estradenprogramme mit Artisten, Clowns
und Sketchen weitverbreitet. Was in Mitteleuropa die
großen Revuen waren, war bei den Russen die Estrade.
Schwarz hat alle seine Stücke als Estraden, als große Revuen getarnt und dann mit einem saftigen Inhalt versehen. In Märchen verpackt werden Alltagssituationen aus
der Sowjetunion dargestellt. Und das Publikum saß schadenfroh und mit Häme drin, weil eigentlich seine Gegenwart reflektiert wurde.
Der titelgebende „Meister“, Autor, der mit der Zensur
kämpft, schreibt im Roman einen Roman, ein Werk
über die Begegnung zwischen Pontius Pilatus und Jeschua Ha-Nozri, das ist Jesus von Nazareth. Was ist das
Subversive daran? Können Sie das erklären?
Richtig erklären kann ich das nicht. Außer dass es Gott
gegeben hat bzw. dass es Jesus gegeben hat, das ist das
Provokante. Das ist ein Angriff auf den Atheismus als
Staatsreligion. Mir hängt – zumindest bei einer Reihe
von Westkritikern – der Ruf an, dass meine Aufführungen kein Geheimnis haben, weil ich immer alles erklären
würde. So bin ich groß geworden, ich bin ein Atheist. Ich
denke, dass die Welt erklärbar ist. Davon muss man sich
bei dieser Art von Geschichte trennen. Es ist nicht alles
erklärbar. Horst Kleineidam, Autor einer Reihe von belanglosen ddr-Stücken, wagte sich einmal weiter vor und
wurde gleich verboten: Das Stück heißt „Jerusalem“ und
spielt in der letzten Nacht vor der Kreuzigung Christi. Barabbas und Jesus Christus sitzen gemeinsam in einer Gefängniszelle. Sie könnten beide bei der raf sein, obwohl
es die damals noch gar nicht gab. Der eine ist Pazifist und
überzeugt, dass man ihn noch in Hunderten und Tausenden von Jahren kennen wird, der andere behauptet, dass
das die Leute auf der Straße überhaupt nicht interessiert.
Das ist Barabbas, ein linker Revolutionär, der Gewalt anwendet. Selbst wenn Jesus die Gesellschaft, die Menschheit insgesamt weiterbringt, interessiert das die Leute
auf der Straße nicht. Dieser pazifistische Jesus und dass
es ihn gibt, das ist die Provokation. Wie man mit der Geschichte von Pontius Pilatus auf der Bühne umgeht, da
bin ich mir noch nicht sicher. Der Mythos müsste in der
Realität stattfinden. Das heißt, diese Pilatus-Geschichte
findet verschnitten in den anderen Szenen statt. Die Figuren würden sich vielleicht gar nicht berühren. Oder aber
sie berühren sich, ohne es zu bemerken.
Haben Sie schon weitere Ideen für die Umsetzung des
Romans? Für die fantastischen Elemente wie den Kater und die nackt auf Besen durch Moskau fliegenden
Frauen? Oder für die Varieté-Vorstellung, in der dem
Direktor der Kopf abgerissen wird?
Varieté muss man machen. Zaubern muss sein. Wer weiß,
vielleicht wird jemand zersägt? Das dürfen aber nicht bloß
vordergründige Zaubertricks bleiben. Es muss Varieté
sein, auch mit einem Augenzwinkern, das kann die große
Revue sein, gleichzeitig muss es aber auch erschrecken
können. Diesen Revuestil würde ich gerne verfolgen. Und
ich würde gerne mit viel Musik arbeiten. Es gibt unwahrscheinlich viel verschiedene Musik aus den 1930er-Jahren. Bekannte Chansoninterpreten, die Streichquartette von
Schostakowitsch, oder Aram Chatchaturjan, die Maskerade-Suite, diese Musik ist so morbid. Es wäre toll, wenn
die Truppe um Voland die Musik macht. Beim Kater reicht
es unter Umständen schon, wenn der einen Schnurrbart
hat. Große Revue schwebt mir vor und Livemusik durch
die Truppe des Teufels.
Glauben Sie, dass man heute unter diesem Bunten,
diesem Revuehaften die Atmosphäre von Bedrohung
trotzdem spüren wird? Ist es Ihnen ein Anliegen, dass
das auch für jüngere Zuschauer, die keine Erfahrungen mit diktatorischen Regimes haben, lesbar bleibt?
Ja, das denke ich schon. Es ist natürlich schwieriger geworden, das zu lesen, und es erfordert auch einen interpretierenden Zuschauer. Diese Bulgakow’sche Revue hat
mehr was von Grand-Guignol, sie ist eine Art Groteske,
die kippt. Die Tricks müssten kippen, und das Lachen
müsste ersterben. Aber vielleicht sind wir ein bisschen
wie Voland und können die Zuschauer verführen, auch
durch die Art und Weise, wie erzählt wird, damit etwas
von der Thematik hängen bleibt. Das ist hier in Dresden
gut aufgehoben, denke ich. Dresden ist ja eine Stadt, in
der man sich viel mit Vergangenheit beschäftigt.
Wolfgang Engel war lange
Jahre fester Regisseur am
Staatsschauspiel Dresden, wo
ihn seine Inszenierungen zu
einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab
1983 reiste Engel auch zu Regiearbeiten in den Westen. 1991
ging er nach Frankfurt am
Main und wurde fester Regisseur am dortigen Schauspiel.
Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des
Schauspiels Leipzig. Er eröffnete die Spielzeit 2010.2011 am
Staatsschaupiel Dresden mit
seiner viel beachteten Uraufführung von Uwe Tellkamps
„Der Turm“, die von der
mdr / arte aufgezeichnet und
zu den Berliner Autorentheatertagen 2011 an das Deutsche
Theater eingeladen wurde.
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Der Künstler Jonathan Meese hat am
6. März 2011 eine der bisher wohl
ungewöhnlichsten Dresdner Reden
gehalten. Das dafür handschriftlich
verfasste Manifest hat er uns zum
Andenken geschenkt.
Für jede Inszenierung wird ein Bühnengrundriss für die Draufsicht und eine Schnittdarstellung für die Seitenansicht angefertigt. Auf diesem Schnitt sieht man das Bühnenbild von
„Reckless“. Die gestrichelten Pfeile markieren die Sichtachsen aus dem Zuschauerraum.
Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück von Bertolt Brecht Premiere im März 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Barbara Bürk
Doch ist nicht
überm Berg �
Wenn es keine Einfühlung gibt, fehlt mir was
Peter Michalzik über das Theater von Barbara Bürk
Das Schauspielhaus hat 786 Plätze (und 15 Stehplätze), davon 434 im
Parkett, 148 im ersten und 204 im zweiten Rang. Die Souffleuse sitzt
meistens auf Platz 11 in der ersten Reihe, zwei weitere Plätze sind für
den Theaterarzt reserviert. Außerdem sitzen bei jeder Vorstellung
zwei Feuerwehrmänner links und rechts versteckt im Portal.
Die Regisseurin Barbara Bürk arbeitet mit sozialer Intel- damaligen Vorbilder. Psychologie und Realismus sind
ligenz. Sie kennt die Welt, in die sie ihr Theater hinein- also nichts, was von ihr zu erwarten war. In der vergangestellt, sie hat ein Verhältnis zu den Figuren, die sie uns nen Spielzeit inszenierte sie den Roman von Fallada, und
vorsetzt. Milieugenauigkeit und deutliche Personenzeich- wenn sie weiter in die Theatergeschichte zurücksteigt,
nung gehören untrennbar zu ihrer Regiehandschrift. Da- dann zu Ibsen, Hauptmann oder Strindberg. Nie hat sie
zwischen gibt es feinen Witz und deutliche Bilder, etwa bisher Shakespeare, Goethe oder Schiller versucht. „Ich
die hinreißenden Kleiderszenen im Warenhaus in ihrer bin da sehr vorsichtig“, sagt sie. „Ich inszeniere nur StüDresdner Inszenierung von Falladas „Kleiner Mann, was cke, zu denen ich beim Lesen intuitiv einen Zugang habe.
nun?“. Der Tanz um ein Sakko ist die heutige Fassung des Und ich mache nur zwei Stücke pro Jahr.“
Tanzes um das Goldene Kalb. Bürks Thea-ter lebt von
nachvollziehbaren Figuren, aber es ist kein psychologi- „Kleiner Mann, was nun?“ ist ein Roman, der auf dem
sches Dokumentartheater. Denn immer zeigt dieses The- Theater immer wieder gezeigt wurde. Seit ein paar Jahren
ater, dass es Theater ist, die einfachen Mittel, mit denen aber hat er, Krise!, Konjunktur. Als Barbara Bürk nun den
es hergestellt wird, werden ausgestellt, oder choreografi- Text auf die Bühne des Dresdner Staatsschauspiels
brachte, da war Pinneberg immer noch ein treuer und blausche Elemente drücken Zustände der Personen aus.
äugiger Mensch, ein Naivling, jemand der daran glaubt,
Regie studierte Bürk an der Theaterakademie in Ulm. Sie
war Assistentin von Christoph Marthaler, Dimiter Got- dass es schon gut gehen wird, wenn er selbst nichts
scheff, Frank Castorf und Johann Kresnik. Eigentlich Schlechtes tut. Simplicissimus nannte ein anderer deutalso kommt sie aus einer ganz anderen Theatertradition. scher Dichter vor knapp 400 Jahren diese merkwürdig
„Das begeistert mich auch bis heute“, sagt sie über ihre ewige und merkwürdig deutsche Figur. Bürks Pinne- 1
49
� wer nicht
mehr lacht
berg Christian Erdmann aber ist nicht dumm, er tut im gerne tue“, sagt sie. Dann sagt sie einen entscheidenden
Geschäftsleben nur, was er tun muss: sich an- und ein- Satz: „Wenn es keine Einfühlung gibt, fehlt mir etwas.“
passen. „Pinnebergs Entfremdung ist das Thema“, sagt Trotzdem ist ihr Theater kein Einfühl- und WohlfühltheaBarabara Bürk. „Er muss funktionieren, er muss tun, was ter. Denn Bürk ist auch eine Regisseurin mit ausgeprägtem
von ihm erwartet wird. Er ist ja der, der am allerunglück- formalen Bewusstsein. „Ich versuche, diesen Stücken solichsten ist.“ Ihr Blick auf Pinneberg, spürt man, ist ganz viel Form zu geben, wie es irgend geht. Das hat sich als
von unserer Gegenwart geprägt, ohne dass sie ihn vorder- gutes Mittel erwiesen. Wir nehmen nur das Allernötigste
gründig aktualisieren oder umdeuten würde.
auf die Bühne.“ In der Tat ist die Erfolgskomödie in der
Lämmchen dagegen, gespielt von Karina Plachetka, ist Klasse 4b von spröder Klarheit.
etwas weniger Muttchen, etwas weniger gutherzig und „Die Schauspieler dürfen ihre Rollen nicht zu sehr forciebetulich als die Figur Falladas. Sie war fordernder, sogar ren. Wenn man das ausbalanciert, bekommt es der Sache
kalkulierter, als er sie sich gedacht hatte. Sie nimmt die sehr gut. Dann kann die Tiefe dieser Stücke hervortreten.“
Sache in die Hand. Sie hat einen zupackenden Griff aufs So erlebt man in Bürks Aufführungen, dass Mitgefühl
Leben. „Diese Distanz zur Vorlage entwickelte sich wäh- eine Frage des Taktes ist. Man kann den Figuren nah
rend der Proben wie von selbst“, sagt Bürk. „Das Betuli- kommen, aber man hat nicht das Gefühl, zudringlich zu
che kommt einem auf Dauer einfach albern vor.“ So wird sein. Bürk bewertet sie nicht, sondern zeigt sie in ihrem
Lämmchen mit ihrer unerschrockenen Art die Heldin eigenen Recht. Sie inszeniert aus dem Leben heraus, in
der Geschichte, eine Frau, die weiß, dass man für das das Hübner hineinschreibt. Da ertappt man sich dann
Glück etwas tun muss.
selbst, man fragt sich, was man selbst getan hätte. Der ElSo sehen Pinneberg und Lämmchen also heute aus, wo ternabend im Klassenzimmer bekommt eine Dimension,
wir auch Krise haben, aber niemand so richtig weiß, wie wo der an sich lächerliche Konflikt um ein paar Noten – man
die sich eigentlich anfühlt. Es ist typisch für die Regis- sitzt auf Kinderstühlen – eine erstaunliche Wucht beseurin Barbara Bürk, wie sie die beiden in die Gegenwart kommt. Man versucht souverän zu bleiben und nicht zu
holt: unspektakulär, nicht auftrumpfend, man muss peinlich zu werden. Aber man erlebt eine echte Krise.
schon darauf achten, wie sie sich verändert haben. Bürk Was soll man auch machen? Es geht doch um das eigene
muss auf nichts hindeuten, denn sie inszeniert ohnehin Kind.
ganz selbstbewusst aus ihrem Verständnis des sozialen
Lebens heraus. Sie setzt keine Zeigefinger, und doch sind Nun wird Barbara Bürk also Brechts „Herr Puntila und
die Figuren klar konturiert.
sein Knecht Matti“ inszenieren. Das Stück bewegt sich
In Dresden spielen die Schauspieler immer wieder auf am Rand dessen, was sie bisher gemacht hat. Es geht von der
dem Xylophon, traurig, melodisch, mechanisch, sanft Psychologie der beiden Figuren aus, übersteigert diese
und tastend, und doch unaufhaltsam. Es ist, zusammen aber ins Allegorische. Es ist nur scheinbar realistisch, in
mit dem Laufband im Bühnenhintergrund, eine unwi- Wirklichkeit aber eher ein Sinnbild für das menschliche
derstehliche Maschine, die da in Gang gehalten wird. Die Verhalten unter den Vorzeichen der Ökonomie. Es steht
Krise ist eine Maschine, die wir am Laufen halten, kann in der Tradition sozialer Dramatik, ist aber auch ein sehr
man folgern. Das ist gar nicht dumm, das ist nie auf- formales Stück. Es ist spannend, wie Barbara Bürk damit
dringlich, es ist – in der Mischung aus Trauer und Me- umgehen wird, wie weit sie sich auf diesen Stoff einlaschanik, der melancholische Grundton der Zeit.
sen kann. Wenn es gelingt, könnte die Aufführung ihre
Theatersprache erweitern – und umgekehrt könnte ihre
Eine lange Zusammenarbeit verbindet Barbara Bürk mit Regiesprache dem Drama ein Stück Leichtigkeit und Eindem Dramatiker Lutz Hübner. Seit sie sich über das Ju- fühlung schenken.
gendtheater kennen gelernt haben, arbeiten die beiden
kontinuierlich zusammen. „Wir sind etwa gleich alt, und
die Dinge, die uns beschäftigen, sind ähnlich“, sagt Bürk.
2005 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Hotel Paraiso“ zum Berliner Theatertreffen, 2009 ihre Aufführung
von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. „Frau Müller muss weg“, das sie in der
Spielzeit 2009.2010 am Staatsschauspiel Dresden inszenierte, läuft hier mit nicht enden wollendem Erfolg.
„Hübner schreibt realistische Stücke. Man muss sich sehr
um die Psychologie seiner Figuren kümmern, was ich
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Die Räuber von Friedrich Schiller Premiere im April 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Sebastian Baumgarten
Zwei Klappen mit einer Fliege
Einige Antworten der Bühnenbildnerin Barbara Ehnes
der titel stammt von der dichterin ginka steinwachs,
dank deren telefonischer hilfe der nachfolgende fragebogen ausgefüllt wurde. dresdner dramaturgInnen haben ihn
zusammengestellt und beantwortet habe ich ihn im zuschauerraum des schauspielhauses frankfurt. die lichtprobe hilft dabei. merke: philipps licht macht hell.
Was ist eigentlich ein Bühnenbild? Ein Requisit? Eine
Dramaturgie? Oder etwas ganz anderes?
vielleicht gab es mal eine zeit, wo ein bühnenbild requisite war. heute ist das bühnenbild trampolin, welches regie und darstellerInnen aufschaukelt.
Ist im Raum etwas verboten? Beim Erfinden des Raums?
es gibt immer einen kanon des verbotenen (adorno). alles,
was schon einmal in dieser form dagewesen ist, ist verboten. ausser als parodie und das heißt als wissentliche anspielung, die auch als solche kenntlich gemacht sein muß.
Was macht Ihre Räume zu Ihren Räumen? Können Sie
sie einem Blinden beschreiben?
nehmen Sie das beispiel von den vier blinden und dem elefanten. sie stehen an verschiedenen stellen desselben und
beschreiben, was sie fühlen: der eine den rüssel, der andere
das ohr, der dritte die haut, der vierte den schwanz.
Was steht am Anfang des Nachdenkens über den
Raum? Ein Bild oder eine Frage?
natürlich entsteht das bühnenbild im kopf, aber nicht
ohne mitwirkung der --- hände. es gibt immer bestimmte
materialien, mit denen sich meine hände in den letzten
tagen wochen monaten besonders vertraut gemacht haben, und das findet seinen niederschlag im modell. der
beruf des bühnenbildners ist unter anderem auch ‚händisch’, wie die österreicher sagen, weiss die dichterin.
Sind Ihre Räume schon ohne Schauspieler fertig oder
müssen sie komplettiert werden durch Menschen?
was für eine frage! das wäre ein trauriges bühnenbild,
welches ohne menschen auskommt.
es ist das wesen der räume, dass sie für schauspielerInnen gedacht sind.
Peter Michalzik ist Journalist,
Theaterkritiker und Buchautor
und arbeitet als Feuilletonredakteur bei der Frankfurter
Rundschau. Zuletzt erschien
seine Kleistbiografie „Kleist –
Dichter, Krieger, Seelensucher“.
Das Porträt ist ein Originalbeitrag für dieses Magazin.
Welchen Raum willst Du unbedingt noch bauen?
die Utopie ist eher, mit Leidenschaft und anderen KünstlerINNEN weiterhin höchst subjektiv und gemeinsam an
einer eigenen welt für ein stück zu arbeiten.
Was kann man lehren über Räume?
sie sind nicht wie ‚rasen betreten verboten’. sie sind eher
wie ‚rasen betreten geboten’. come in, you’re welcome. ich
möchte die studentInnen ermutigen, daß sie sich weder
vor der leere (horror vacui) noch vor der fülle (horror cornucopiae) fürchten, dass sie aufnahmebereit sind wie
eine (asiatisch gesprochen) offene schale.
Was kann man lernen über Räume, von wem oder was?
lernen kann man immer und überall. mit geschärftem
blick und ausgefahrenen antennen.
Wie sehen Schillers „Böhmische Wälder“ auf dem Theater aus?
audwändig und teuer.
Warum bauen Sie auf Ihren Bühnen auch immer Widerstände für Schauspieler (Schrägen, Schlamm und Sessellifte)?
gute frage. auf diese frage hat die dichterin zehn fragen
lang gewartet. schrägen schlamm und sessellifte bieten
spielmöglichkeiten. die schauspielerInnen können die
balance verlieren, ausrutschen, abstürzen, sich bekleckern,
sich einreiben, gegenseitig bewerfen, sie können sich abheben, inspirieren lassen, kurzum: in eine lage geraten,
die im besten fall mit dem wesen des stücks verhandlungen aufnimmt.
Was soll das sein: „Regietheater“? Gibt es wohl auch
„Bühnenbildnertheater“?
die dichterin fragt, ob hier die bühnenbildnerin gegen
die regie ausgespielt werden soll? die bühnenbildnerin
versucht, sich an die eigene arbeitsweise zu erinnern und
gegen die trennung anzudenken:
jedes regieteam ist anders und nähert sich auf eigene
weise dem StückStoff an. und die verabredung ist, daß die
zuschauerInnen eine bestimmte zeit im dunkeln sitzen
und schauspielerInnen zuschauen, die im beleuchteten
bühnenraum spielen. ich mache einen vorschlag für einen zustand, in dem sich die schauspielerInnen auf der
bühne in der auseinandersetzung mit dem text währenddessen befinden. der rest ist zusammenarbeit.
Barbara Ehnes studierte Freie
Kunst und Bühnenbild bei
Wilfried Minks und Marina
Abramovic an der Hf bK
Hamburg und in Amsterdam
sowie Literaturwissenschaft
an der Universität Hamburg.
Seit 1995 entwirft sie Bühnenbilder u. a. für das Deutsche
Schauspielhaus in Hamburg,
die Münchner Kammerspiele,
Schauspielhaus Zürich, Volksbühne Berlin, Thalia Theater
Hamburg, Burgtheater Wien,
Muziektheater Amsterdam,
Salzburger Festspiele und
Staatsoper Berlin. Sie arbeitet
seit 2000 regelmässig mit dem
Regisseur Stefan Pucher und
entwirft auch Bühnenbilder
für Jossi Wieler / Sergio Morabito, Stefan Bachmann, LarsOle Walburg, Calixto Bieito,
Schorsch Kamerun und der
Choreografin Meg Stuart. In
den letzten Jahren entstanden
eigene inszenierte Installationen. In der Zeit der Intendanz
von Frank Baumbauer gehörte
sie zum künstlerischen Leitungsteam der Münchner Kammerspiele. Seit 2011 ist sie Professorin an der Hochschule für
Bildende Künste in Dresden.
Sie entwirft das Bühnenbild zu
Sebastian Baumgartens Inszenierung von Schillers „Die
Räuber“.
Was soll das Theater?
begeistern verzücken entrücken bewegen
Welche Bedeutung spielt Zeit und Bewegung in Ihren
Bildern?
das sind zwei klappen mit einer fliege. zeit ist die eine
klappe. bewegung die andere. zeit ist als thema endlos, es
sei denn Sie meinen die zeit, in der wir leben oder die zeit
des spiels. bewegung ist punkt. beide verhalten sich zueinander wie sekunde und jahrtausend.
die zeit ist das feuer, in dem wir brennen.
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Damen der Gesellschaft Komödie von Clare Boothe Luce Premiere im Mai 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Simone Blattner
Lachen machen
Über die bisweilen komische Regisseurin Simone Blattner
von Martin Heckmanns
Simone Blattner hat mein Leben verändert. Ich bin befangen, wenn ich einen Text schreiben soll über diese energiegeladene, formstrenge, stilsichere und wirkungsbewusste Regisseurin, und meinem Urteil ist nur bedingt
zu trauen, denn: Simone Blattner hat mein Leben verändert. Es war zehn Tage vor der Premiere meines Stücks
„Schieß doch, Kaufhaus!“ im Mai 2002 am Dresdner Theater in der Fabrik. Die Leitung des Hauses hatte dem vorgesehenen Regieteam das Vertrauen entzogen und Simone Blattner engagiert, in diesen letzten zehn Tagen
eine Aufführung zu retten, bei der weder Text noch Regie
noch Schauspieler wussten, was aus ihnen werden sollte.
Von ihrem Ruf als „Drill-Instructor“ hatte ich bis dahin
noch nicht gehört, aber nach zehn Probentagen wusste
ich, wie sie ihn erworben hatte. Sie brauchte eine halbe
Stunde Gespräch, um den Text zu begreifen, eine einzige
Anweisung, um alle bisherigen Inszenierungsideen über
Bord zu werfen, und sie nutzte die verbleibenden zehn
Tage bis einige Minuten vor der Premiere, um das gesamte Team in Spannung zu setzen und zu halten.
Simone Blattner fordert viel. Sie erlaubt keine Lässigkeiten, sie inszeniert Kommata, sie hat eine große Lust an
der Mechanik des Geschehens. Und sie hasst Langeweile
auf der Bühne. Das bringt ihre Inszenierungen manchmal in Atemnot und nimmt ihnen die Momente der Entspannung, in den besten Fällen aber versprühen ihre Arbeiten eine hohe Energie und den Witz der Zuspitzung.
Manchmal meint man im Hintergrund ein Metrum zu
hören, und wahrscheinlich deshalb werden ihre Inszenierungen von der Kritik oft an musikalischen Kriterien
gemessen. Sie sind näher an der Electronic Body Music
als am Kuschelrock, näher am Minimalismus als an der
Romantik. Ich habe bisher keine Regisseurin kennengelernt, die Texte genauer auf ihren Rhythmus und ihren
Klang hin überprüft. Und so zog sie in kurzer Zeit mit
großer Präzision und Sorgfalt eine Ordnung ein in meinen Text, die dieser bis dato nicht gekannt hatte. Die
Struktur ihrer Lektüre spiegelte sich wider in einer
streng choreografierten Inszenierung, die die Mitwirkenden auch körperlich an ihre Grenzen brachte. Ich habe
Schauspieler nach einer Probe mit Simone Blattner am
Rande der Tränen gesehen. Und ich habe dieselben
Schauspieler Wochen oder Monate später sagen gehört,
wie genau sie sich und ihre Routinen und Marotten in der
Arbeit erkannt hätten. Es waren meine ersten Erfahrungen am Theater, und sie prägten meinen Blick. Für lange
Zeit dachte ich, dass Probenarbeit ein Kampf sein müsse
und Unordnung der Feind. Und für diese erste gemeinsame Arbeit musste es wahrscheinlich so sein. Die Inszenierung war ein Erfolg, der „Drill-Instructor“ hatte seine
Arbeit erledigt.
Dass Simone Blattner Schweizerin sein soll, halten die
meisten für ein Gerücht. Sie ist das Gegenteil von langsam. Freundlich wird sie nur unter besonderen Umständen und selten bei der Arbeit. Und wenn es etwas gibt,
was ihr bis in den Körper widerspricht, scheint es Gemütlichkeit zu sein. Sie ist 1968 in Basel geboren, hat in
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München Regie studiert und inszeniert seit fast 15 Jahren
an großen Häusern in Deutschland und der Schweiz.
Mittlerweile hat sie vier Stücke von mir inszeniert, und
selbstverständlich ist ihr Charakter komplexer, sind ihre
Regiearbeiten vieldeutiger als oben beschrieben. Mit zunehmendem Vertrauen ist die Anspannung des Anfangs
gewichen, und inzwischen lässt sie vermehrt auch stille
und zärtliche Momente in ihren Inszenierungen zu,
manchmal sogar Langsamkeit. Immer noch staunend
denke ich an die Hochspannung der ersten Zusammenkunft zurück, und ich weiß sicher, jetzt kann ich es sagen, ohne Simone Blattner wäre mein Text kraft- und orientierungslos untergegangen, und ich mit ihm. Danke
also für die Rettung.
Die beste Arbeit von Simone Blattner, die ich gesehen
habe, war aber keine Inszenierung eines Gegenwartsstücks, sondern ihre Frankfurter Inszenierung des französischen Boulevardklassikers „Floh im Ohr“ von Georges
Feydeau. Es ist eine Verwechslungskomödie, in der die Figuren keine Zeit mehr finden, sich richtig anzuschauen.
Überspannte Großstädter ringen hier um kleinere und
größere Nichtigkeiten, um Hosenträger, Ehebruch und
falsche Eifersucht. In der Panik vor ihrer inneren Leere
werden die so gezeichneten Figuren hektisch, steif, ungelenk und für den Betrachter komisch. Das Gelächter im
Zuschauersaal nahm hysterische Züge an.
Im Lachen verliert der Mensch kurzfristig die Beherrschung. Denn Lachen reagiert auf Überforderung. Widersprüche stoßen aufeinander, Menschen fallen über Dinge,
es knallt zusammen, was nicht zusammengehört. Der
französische Philosoph Henri Bergson hat in seinem Text
über das Lachen den Grund des Komischen in Formen der
Unflexibilität gesucht. Mechanismen, Automatisierungen
und Konventionen, die in Gegensatz zu den Bewegungen
des Lebens geraten sind, bewirken danach den Effekt des
Komischen. „Was an dem einen wie an dem andern lächerlich ist, ist eine gewisse mechanische Starrheit, da wo
wir geistige Rührigkeit und Gelenkigkeit fordern“, heißt
es bei Bergson. Der starre Mechanismus stellt eine „Abirrung vom Leben“ dar, und das Lachen versucht diese Abirrung zu korrigieren.
Damit ist das Lachen eine „soziale Geste, die eine bestimmte Art des Abweichens vom Lauf des Lebens und
der Ereignisse sichtbar macht und gleichzeitig verurteilt“. Das Lachen ist bei Bergson eine Art Strafe für den
unflexiblen Menschen. Die Schauspieler nehmen diese
Strafe dankend an. Es ist die Aufforderung, die eigenen
Mechanismen zu überprüfen und wieder neu zugänglich
zu werden für die Zufälle der Gegenwart und aufmerksam für den eigenen Rhythmus.
Lachen machen ist eine harte Arbeit. Sie erfordert Genauigkeit, Taktgefühl und ein Gespür für die von Bergson beschriebenen Mechanismen. Für jede Pointe gibt es nur
eine Chance. Simone Blattner – auf das Wort sensibel reagierte sie vermutlich sehr empfindlich – ist eine Regisseurin der gespannten Sensibilität. Und Vorsicht! Sie
könnte Ihr Leben verändern.
Martin Heckmanns ist Autor
und Dramaturg am Staatsschauspiel Dresden. Seine
Stücke wurden bisher in mehr
als zehn Ländern aufgeführt
und mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet. Einige davon
hat die Regisseurin Simone
Blattner mit großem Erfolg
zur Uraufführung gebracht,
darunter „Schieß doch, Kaufhaus!“ am tif Dresden, „Kränk“
am Schauspiel Frankfurt und
„Zukunft für immer“ am
Staatsschauspiel Dresden.
Das Schauspielhaus gegenüber dem Zwinger wurde 1913 erbaut. Seither hat der Saal einige große Veränderungen erlebt: Im Zweiten Weltkrieg
wurde er nahezu völlig zerstört. 1948 wurde das Haus in zeitgenössischer Gestaltung wieder aufgebaut und diente viele Jahre auch der Oper als
Spielstätte. Von 1993 bis 1995 wurde der Zuschauerraum aufwändig nach dem historischen Vorbild von 1913 rekonstruiert.
Liliom Eine Vorstadtlegende von Ferenc Molnár Premiere im Juni 2012 im Schauspielhaus 1Regie: Julia Hölscher
bekommt eins
aufs Maul!
Liliom. Eine deutsche Frage
von Wolf Lotter
Armer kleiner Mann. Du hast so wenig, bist nur ein Ausrufer im Wurstelprater, stehst am Karussell und lockst
zahlende Kundschaft an. Du dienst am Rummel und der
alten Muskat im Bett. Dann kommt die Liebe, die alles anders macht, glaubst du, und Julie wird nun alles ändern.
Aber nichts verändert sich von selbst, Liliom.
Denn es gibt keine richtige Liebe im falschen Leben.
Um das zu wissen, brauchte man 1909, als Ferenc Molnár
seinen „Liliom“ in Budapest uraufführte, keinen Theodor
Adorno. Liliom, dein Name ist Legion, denn viele seid ihr.
Ihr sagt, das Leben ist schuld, die Umstände, das System.
Jeder würde sich an diesem Leben bedienen. Ausgenutzt,
missbraucht, so lange klingt dieser Kammerton in deinem Kopf, bis die Entscheidung fällt, du deine Schlüsse
ziehst. Wir sind ja nicht blöd. Die anderen machen das
auch. Das nehme ich mit. Vergiss deine Skrupel.
Und du umgibst dich und lernst von jenen, die Unrechtes
tun. Der kleine Mann sieht im Unanständigen den Ausweg. Du schlägst deine Frau, aber es tut dir leid. Du lässt
dich mit dem Gangster Ficsur ein, der so ist, wie du gern
wärst, skrupellos, aber es reicht nicht. Deine Skrupel
sind übrigens keine Tugend. Molnár hat sie dir nur geliehen. Denn der Ficsur ist wie Mackie Messer: berechenbar,
klar, entschieden. Das Böse hingegen ist nie entschieden.
Das macht es aus. Der Liliom ist kein Held, kein Täter,
aber am allerwenigsten ist er ein Opfer.
Was ist wichtiger? Der Stolz oder die Miete zahlen? Geht
beides zusammen? Verantwortung und Vaterschaft oder
doch lieber wieder das einzige Gefühl, auf das man sich
verlassen kann, nämlich dass es allen anderen besser
geht, ungerechterweise, und man selber eben gar nichts
tun kann, weil man dort hingeworfen ist, wo Liliom immer wieder Platz nimmt.
Man plant, jemanden umzubringen, zu töten, wegen
16.000 Kronen, den Linzmann, den Kassierer, den geordneten Bürger, das Missing Link des eigenen Lebens. Ein
Angehöriger des Mittelstandes. Doch man muss achtgeben. Diese Leute sind bewaffnet. Wutbürger. Sie haben
gelernt, dass es Leute gibt wie Liliom, die ihr Leben ständig anderen als Rechnung vorlegen. Sie sind bewaffnet,
weil ihnen gar nichts anderes mehr übrigbleibt. Man kann
sich auf das Verständnis all jener verlassen, die meinen,
dass die kleinen Leute immer Recht haben. Meistens sind
das große Leute, die keine kleinen Leute kennen.
Liliom spielt, verspielt seinen Anteil nicht nur am Verbrechen, sondern auch am Leben. Am Ende kann er wenigstens noch seine Julie sehen. Es hilft nichts.
Und dann? Man tötet sich.
Im wirklichen Leben ist das ein Dilemma, bei Molnár
geschieht ein Wunder, das muss es auch. Ist es nicht unerträglich, dass einer wie wir, einer, der sich nicht entscheiden kann, der nicht für sich selbst handeln mag, der
nicht selbstständig ist und selbstbewusst, sondern von
Zweifeln zerfressen, sich am Ende das Leben nimmt? Das
Los, packt euch,
wer nicht geht,
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war schon 1909 so. Heute nicht anders. So viele versuchen,
ein richtiges Leben im falschen zu führen, dass es Wunder braucht, Happy Ends. Auch weil das die einfachste
Lösung ist.
Bei Molnár ist das anders, zuletzt. Statt eines Happy Ends
gibt es die Wiedervorlage der Chancengleichheit. Mach was
draus. Hat Liliom etwas gelernt aus dem, was geschah?
Im Himmel gibt es auch dafür ein Amt, für Selbstmörder. Der Himmel des kleinen Mannes mit dem traurigen
Ende ist ein deutsches Sozialgericht mit offenen Türen,
verständigen Richtern, ohne politische Korrektheit und
mit verstehbaren Gesetzen. Der Gerichtssaal hat Hintertüren, Ausgänge, er lässt ein, zwei, drei Chancen zu. Ein
Chancenkarussell. Fördern und fordern.
Liliom muss ein wenig warten, aber dann darf er auf die
Erde zurück. Zu seinem Kind, das Julie ihm gebar. Er will
gut sein, nimmt einen Stern mit für seine Tochter. Er will
reden. Wie es war. Damit das Kind versteht, was sein Vater war. Er will Abrechnung halten mit sich selbst. Jetzt
die Wahrheit sagen. Aber wer will das hören? Seine Tochter nicht. Er schlägt auch sie. Aber sie spürt es nicht.
Es tut gar nicht weh. Das kann auch heißen: Die Illusionen, die er genährt hat, die Lügen, werden wahr. Ab hier
ist seine letzte Chance vertan. Er hat nicht mal mehr das
Recht auf Wahrheit.
Molnár und sein deutscher Übersetzer, der Wiener Großschreiber Alfred Polgar, der den „Liliom“ 1913 in Wien
präsentierte und das Stück damit zum Welterfolg machte, waren das, was Condoleezza Rice mal „romantisch,
ohne sentimental zu sein“ nannte. Der „Liliom“ ist so oft
verkitscht und als Inbegriff der Chancenlosigkeit des
kleinen Mannes missverstanden worden, weil das Publikum es so wollte. Der Theatergänger war schon vor einem
Jahrhundert sentimental, und der Stoff empfahl sich als
ideale Therapiesitzung gegen im Leben nicht lösbare
Klassengegensätze. Besonders von Polgar wissen wir,
dass er nicht an den Mythos des armen kleinen Mannes
glaubte. Er war nicht besoffen von der Ungerechtigkeitsreligion, die damals schon weitverbreitet war – wenngleich nicht so stabil wie heute.
Er kannte den kleinen Mann, seine Zwiespältigkeit. Der
kleine Mann war damals, was er bis heute geblieben ist:
Er will mehr, als er hat, und dabei bleiben, wie er ist. Auf
diese Wirklichkeit schauen wir nicht, auch wenn wir den
Liliom sehen. Zwischen der Wahrheit, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der sein Leben nicht in die Hand
nimmt und stets andere dafür verantwortlich macht,
steht die deutsche Moral. Nun ist die Moral ein Stoff, der
zu Illusionen führt. Moral ist Ethik mit hohem Lösungsmittelanteil. Unter dem Einfluss dieser Droge verwechselt man das Gerechte mit der Forderung.
Gerechtigkeit fordern? Von wem denn?
Der Kammerton unserer Gesellschaft ist kein anderer als
jener der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg: Der kleine
Mann fühlt sich betrogen. Er verwechselt unentwegt Ursache und Wirkung, so wie er bis heute Werkzeug und
Ideologie verwechselt. Den Reichen, den Kapitalisten,
und ihren Zuträgern, den Linzmanns, ihnen will er es
zeigen, all jenen, die ihm vorführen, was er versäumt:
sich zu entscheiden. Nicht nur für ein Kind, für Julie,
sondern einmal auch gegen etwas: Die Kraft, die den Liliom zusammenhält, ist seine Gekränktheit. Er ist ein
kleiner Mann. Aber der kleine Mann ist nicht von selbst,
an sich also, gut. Er schlägt zu, wenn man ihm nicht zustimmt, er wird selbst dort, wo er wohlständig geworden
ist, zum Wutbürger, der nach wie vor nichts anderes vermag als zu fordern, von denen da oben. Selbermachen ist
ihm fremd. Er ist kein Citoyen. Er ist ein zu Wohlstand
gekommener Untertan. Er sagt: Ich bin doch nicht blöd.
Und wird so vollends zum Dummen.
Das ist heute eine klassenlose Angelegenheit. Liliom
wäre heute Angehöriger nicht mehr des Prekariats, sondern des sich auflösenden Mittelstands. Ein Angestellter.
Mit Hartz-IV-Abstiegsängsten. Ängstlich. Hilflos. Zur
Unselbstständigkeit erzogen. Da bleibt nur falscher
Stolz. Wut. Furor. Ein deutsches Fragezeichen mitten in
der globalen Veränderung.
Die Zivilgesellschaft braucht andere Bürger. Keine Wutbürger, die die Macht doch gerne abgeben, weil fordern
einfacher ist als machen. Es sind nicht die Umstände.
Nicht das System. Die Zivilgesellschaft braucht Menschen,
die selber machen, nicht mitmachen. Die Initiative ergreifen – und nicht falschen Propheten und ihren Versprechen folgen.
Was können wir vom „Liliom“ noch lernen? Dass zweite
Chancen nichts wert sind, wenn man sich nicht verändert. Stolz und Kränkung sind schlechte Ratgeber der
Veränderung. Sie mögen menschlich sein. Vor allem aber
tragen sie dazu bei, dass alles so bleibt, wie es ist. Und das
ist weder gut noch gut genug.
Wolf Lotter ist Autor und Journalist. Er schreibt als Leitartikler für das Wirtschaftsmagazin
brand eins und zahlreiche andere
Medien. Dieser Text ist ein
Originalbeitrag für dieses Heft.
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Woyzeck nach Georg Büchner 1Musik, Liedtexte, Konzept: Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson
Premiere am 11. September 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Sandra Strunz
Moral ist, wenn
man moralisch ist.
Hausregisseurin Julia Hölscher hat zur Saisoneröffnung
2010.2011 das neunte „Käthchen von Heilbronn“ an diesem
Haus inszeniert. Kleists beliebtes Stück war bereits 1819,
1872, 1878, 1898, 1921, 1937, 1977 und 1997 in Dresden zu sehen.
Der Fall W.
Die Regisseurin Sandra Strunz im Gespräch mit der Dramaturgin Beret
Evensen über Georg Büchners „Woyzeck“
Georg Büchners Textfragment aus dem Jahr 1836 wird
seit 175 Jahren regelmäßig gespielt, diente als Opernlibretto und wurde unter anderem mit Klaus Kinski verfilmt. Was reizt Sie an der Geschichte des Soldaten
Woyzeck und seiner Braut Marie?
Sandra Strunz: Georg Büchner erzählt eine universelle
Geschichte mit einer Problematik, die es überall auf der
Welt zu allen Zeiten geben wird. Woyzeck ist der Underdog in einer streng hierarchischen Welt, der mühsam
versucht, seine Position in diesem System zu behaupten,
und der für die Seinen sorgen will. Irgendwann fällt er in
eine Erschöpfung und begehrt schließlich auf. Woyzeck
rächt sich exakt dort, wo das System sich ihm am
schwächsten zeigt – bei seiner Frau, seinem Allerliebsten.
Dabei ist Woyzeck eigentlich ein intelligenter, hellsichtiger Mann, der die Welt mehr durchdringt und der mehr
sieht – im wörtlichen Sinne – als seine Umgebung. Er ist
ein sensibler Mensch, seine Reaktion auf den ihn umgebenden Irrsinn erscheint adäquat, trotzdem gilt er am
Schluss als der Wahnsinnige. Woyzeck erfährt im Verlauf
des Stückes eine Wahrnehmungsverschiebung, die fatal
wirkt. Es ist spannend zu beobachten, wie das Opfer zum
Täter wird, wie ein Opfer eben nicht nur Opfer sein kann.
Rosa Enskat spielt die Titelrolle in Lutz Hübners Erfolgskomödie
„Frau Müller muss weg“. Im Juni 2011 steht sie bereits zum 60. Mal
als Grundschullehrerin Müller auf der Bühne im Kleinen Haus.
In Uwe Tellkamps Erfolgsroman „Der Turm“ kommen fast 200 Figuren vor.
Für die Bühnenbearbeitung haben Armin Petras und Jens Groß das Personal
auf immerhin 26 Figuren reduziert, die von 16 Schauspielern gespielt werden.
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Sie haben sich für die „Woyzeck“-Bearbeitung von
Tom Waits entschieden. Geht man als Regisseurin an
eine solche Musiktheatervorlage anders heran? Was
ist das Besondere an Waits‘ Songs?
Die Begegnung eines knapp 200 Jahre alten Textes im
süddeutschen Dialekt der einfachen Leute mit den Songs
eines Jazz-Superstars aus den usa ergibt eine Spannung,
die nicht zu leugnen ist. Büchner und Waits befruchten
sich gegenseitig, obwohl das Leid der Figuren – oberflächlich gesehen – in der Musik erst mal eher leicht daherkommt. Auf den zweiten Blick birgt diese Kombination jedoch eine Dimension in sich, die den Abgrund, der
in der Geschichte liegt, auf einer anderen, musikalischemotionalen Ebene noch verstärkt. Diese Horizonterweiterung muss man in der Arbeit nutzen.
Büchners Fragment ist in einem provinziellen militärischen Milieu angesiedelt. In welcher Welt wird Ihr
Woyzeck spielen? Gibt es etwas, was Sie in der Vorbereitung auf die Proben besonders inspiriert hat?
Mir geht es eher um das manipulierte und instrumentalisierte Dasein der menschlichen Existenz. Bei mir hat der
„Woyzeck“ Assoziationen mit der Epoche des deutschen
Expressionismus hervorgerufen, etwa mit den Welten
des Otto Dix. Büchner war in seiner Beschäftigung mit
der Zerrissenheit des Individuums zwischen Arbeit und
Privatem seiner Zeit um mindestens 100 Jahre voraus.
Damit hat der Text etwas Überzeitliches, und die Inszenierung braucht deshalb weniger eine konkrete geografische oder soziologische Verortung als eine bestimmte
Atmosphäre der Verlassenheit, der Einsamkeit und der
Verrohung der menschlichen Umgangsformen. Büchner
erzählt von der Ausgesetztheit eines Individuums in einem System. Woyzeck und seine Seele leuchten in einer
apokalyptischen Wüste wie ein kleines, schwaches Licht,
kurz bevor es von einem Sturmwind ausgepustet wird.
Büchner kritisierte die gesellschaftlichen Verhältnisse
seiner Zeit, indem er den einfachen Soldaten Woyzeck
zum Spielball der Mächtigen werden ließ. Fällt es heute
in der Beschäftigung mit dem Stoff leicht, festzulegen,
wer gut und böse, wer Täter und Opfer ist?
Nein. Aber auch bei Büchner ist das nicht so einfach.
Auch für uns heute ist es nicht so spannend, einfach nur
die Geschichte eines Opfers zu erzählen. Die Lesarten von
Büchners „Woyzeck“ können sehr unterschiedlich sein,
der Regisseur Michael Thalheimer hat ihn beispielsweise
vor einigen Jahren als Massenmörder inszeniert. Mich
interessiert hingegen der schmale Grat dazwischen, die
Ambivalenz zwischen Opfer und Täter. Heutzutage ist –
leider und zum Glück – eine klare Positionierung nicht
mehr ohne Weiteres möglich. Die Aufgabe liegt eher darin, dass jeder selber entscheiden und urteilen muss, was
richtig ist und was falsch. Da kann man durchaus schon
mal überfordert sein.
Ist Woyzeck ein Ausgelieferter, ein Psychopath, ein eifersüchtiger Killer?
Das ist eine Frage der Perspektive. Würde man nur die
Fakten des Falles Woyzeck in der Zeitung lesen, wäre es
einfach, ihn als psychopathischen Killer abzustempeln.
Wenn man hingegen die Perspektive Woyzecks einnimmt,
ihn begleitet und zu verstehen versucht, wird es schon
schwieriger, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Das ist die
Macht der Nähe, die aus der Beschäftigung mit einem Individuum resultiert. Woyzeck ist alles – Mörder, Opfer,
Psychopath, Verletzter. Das Urteil, das seine Umgebung
über ihn fällt, ist das wesentliche Kriterium, das dann
die „gültige“ Realität schafft und Konsequenzen nach
sich zieht. Keine der möglichen Beurteilungen ist erst
mal zwingend, aber jedes Urteil, zu dem man sich entschließt, hat zwingende Konsequenzen.
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Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit von Dirk Laucke Uraufführung / Dresdner Premiere am 17. September 2011 im Kleinen Haus 2
1Regie: David Benjamin Brückel
Oma, Opa und Hans-Peter
Bericht des Autors Dirk Laucke, der für das Staatstheater Dresden ein allgemeines Stück schreiben will, am 13. Februar zum Dresdner Heidefriedhof fährt
und von der lokalen Notwendigkeit überzeugt wird, ein Stück speziell für
Dresden zu schreiben.
„Die Haltestelle Hauptbahnhof ist nicht mehr anzufahren“, ertönt eine erstaunlich radiotaugliche Stimme aus
den Bordlautsprechern des Busses. „Dort ist schon alles
abgesperrt. Sie haben also die Möglichkeit, Bahnhof Neustadt auszusteigen bzw. nachher in der Ammonstraße,
wo sich die Ersatzhaltestelle befindet. Das ist auf jeden
Fall fußläufig näher zum Hauptbahnhof. Tja, und dann
werden wir jetzt erfahrungsgemäß noch so ein bis zwei
Polizeikontrollen haben. Aus diesem Grunde darf ich Sie
schon mal bitten, die Ausweise bzw. Pässe bereitzuhalten. Danke schön.“
„Ich hab das Pfefferspray mit“, wende ich mich an meinen
Mitreisenden Thomas Zaunmüller. „Soll ich das hier
schnell wegwerfen oder was? Nee, oder? Die kontrollieren doch nicht die Sachen … “
„Keine Ahnung … Warum hast du das überhaupt mitgebracht?“
Mir fällt ein, dass das Pfefferspray ja eigentlich nur für
Plan B gedacht war. Plan A heißt: Der Linienbus fährt uns
vom zob Berlin über die A13 vorbei am Spreewald nach
Dresden Neustadt. Plan B sieht so aus: Falls wir aus unvorhersehbaren Gründen den Linienbus nach Dresden um
7 Uhr 45 verpassen sollten, müssten wir mit der Regio-nalbahn fahren. Und Regionalbahn hieße: Erst über brandenburgische, dann über sächsische Käffer, in jedem steigt
ein Trupp frustrierter Nazis ein … Die angekündigten
Polizeikontrollen stecken lediglich den Kopf durch die
Tür: Sinn und Zweck der Reise? Der Fahrer bekennt: „Regulärer Linienbus“, und weiter gehts. Am Bahnhof Neustadt spülen wir Maxibecher Ekelkaffee runter und wundern uns über die viel beschworene und tatsächlich eingehaltene Friedfertigkeit und Gastfreundschaft der Einwohner: Ein paar alternative Jugendliche stehen im
Bahnhofsgebäude herum, drehen Zigaretten und herzen
die stetig eintreffenden Neuankömmlinge. Das Herzen
und friedlich Rumstehen hört nicht mal auf, als drei
Neonazis an ihnen vorbei in eine wahrscheinlich noch
verhasstere Bürgerkette marschieren. Zwei sächsische
Beamte halten die Nazis auf und kontrollieren die Papiere. 1:0 für die Beamten.
Wir fahren mit der Tram Richtung „Wilder Mann“, ich
halte das Pfefferspray die ganze Zeit in der Hand, außer
beim Vorgang des Zusätzliches-Paar-Socken-Anziehens,
denn bisher habe ich verschwiegen: In Berlin war es kalt,
in Dresden fällt und fällt der Schnee. Von gestern. Ich
werde das Pfefferspray aus Plan B hinter einem sich gabelnden Baum in der Nähe eines Stromkastens los. – Lässt
sich gut für den Rückweg merken (unreifer Plan C).
Vor dem Heidefriedhof: Polizeifahrzeuge. Auf der anderen Straßenseite ein kleines Trüppchen Antifa, am Ein58
gang des Friedhofs kontrollieren Einsatzpolizisten den
Tascheninhalt. Zaunmüller und ich geraten zufällig zwischen zwei gut gelaunte Grüppchen Thor-Steinar-bejackter junger Männer und weniger Frauen. Wir lassen einen
Blick in unsere Taschen werfen und watscheln zwischen
den beiden Grüppchen den Kiesweg des Friedhofs entlang.
Kurzer Exkurs: Thor Steinar – Bekleidungsmarke. Anders
als die Marken „Lonsdale“ oder „Fred Perry“ wird die betont freizeitmäßige Mode von Thor Steinar nicht nur
gern von Neonazis getragen, die Betreiber selbst dürfte
man, aufgrund der Vielzahl erstatteter Anzeigen sowie
von Kontakten zur und Unterstützung der rechtsextremen Szene, derselben zurechnen. Der Witz: Im Wesentlichen bezieht die Marke Thor Steinar ihre Attraktivität
aus Codes und Zeichen, die am Rande zur NS-Verherrlichung stehen. Beispiel: T-Shirt mit der Abbildung des
Säugetieres Fennek, auch genannt „Wüstenfuchs“, was die
Aufschrift unter der Abbildung untermauert. Verweis auf
Generalfeldmarschall Rommel, Erwin (1891–1944), dessen
Einsatz im sogenannten „Afrikafeldzug“ ihm den Beinamen „Wüstenfuchs“ eintrug. Ganz schön ausgefuchst!
Warum schaffen es Fußballverbände, Personen mit dieser
Kleidungsmarke nicht ins Stadion zu lassen, und die Stadt
versagt bei historischen Friedhöfen? Ende des Exkurses.
Bevor wir auf dem Kiesweg des „Ehrenhains“ zur Gedenkveranstaltung gelangen, zum Mahnmal, lässt uns
die landschaftsbauliche Anordnung des Heidefriedhofs
zunächst zwei Nebenmahnmale passieren. Das erste, linker Hand, ist die neueste Schöpfung der Dresdner Bombennacht-Gedenkkultur, es trägt den prosaischen Titel
„Trauerndes Mädchen am Tränenteich“ und stellt ein
kleines goldenes Mädchen (gibt es ein altmodischeres
Bild für Unschuld?) dar. Das zweite führt uns durch das
„Rondell im Ehrenhain“, eine Art Stelenkreis, in dem
rechter Hand die Stelen mit den Namen einiger großer
Konzentrationslager beschriftet sind, auf der linken Seite
stehen die Namen bombardierter Städte wie Coventry,
Leningrad, Warschau und, das darf natürlich nicht fehlen, Dresden. Zwei, drei Leute vom Verband der Verfolgten des Naziregimes (vvn-bd a) stehen vor der Stele Dresden, halten ein Transparent und sind gerade in einen lauten Streit mit einem Vertreter der npd verwickelt. Journalistisch ist hier nichts zu holen. Außerdem fängt die
Veranstaltung an: Bundeswehrsoldaten stehen stramm,
einen Kranz zur Niederlage, äh -legung bereit, vor der
Sandsteinmauer mit der Inschrift: „Wie viele starben?
Wer kennt die Zahl? // An Deinen Wunden sieht man die
Qual // Der Namenlosen, die hier verbrannt // Im Höllen-
lichen Mitte. (Das Pfefferspray aus Plan C wurde zwecks
Schutz von Kindern, Kleintieren und anderen Unbefugten in einem dafür geeigneten Behälter entsorgt.) In der
„Menschenkette“, die in der Dresdner Innenstadt sowohl
der Bombennacht vom 13. Februar gedenkt, werde ich bei
der Frage, warum ausgerechnet in Ostdeutschland so
viele rechtsradikale Überfälle zu verzeichnen sind, von
einem ordentlichen Bürger brüsk als „Demagoge“ demaskiert. Was den angehenden Demagogen natürlich zu
noch mehr Unsinn verleitet, etwa der These, die sich sozialwissenschaftlich belegen ließe, dass Fremdenfeindlichkeit gerade dort stattfindet, wo keine Fremden sind.
Auf den Punkt gebracht: „Gibt es zu wenige Migranten in
Dresden?“ – „Nee, auf gar keinen Fall“, schießt eine Frau
mittleren Alters zurück. Die Personen, die ihr links und
feuer aus Menschenhand. – Dem Gedenken der Opfer des
rechts die Hand zum Beistand halten, bekräftigen: „AusLuftangriffs auf Dresden am 13. – 14. Febr. 1945.“
länder haben wir genug.“ Goldig, und so unextrem, diese
Hier stehen wir nun, vor uns das Massengrab, links die
Presse, rechts die sächsische Politprominenz – unter an- Mitte.
derem der Ministerpräsident und der Dresdner Ord- Eine halbe Stunde später versucht eine andere Dresdnerin einen Schriftzug zu entziffern, Buchstabe für Buchnungsbürgermeister, der am Mikro steht … Ach ja, und
die rund 100 Neonazis, die aufmerksam lauschen, wäh- stabe: „s-h- Was steht da? o-a-h. Shoah.“ Der Schriftzug
rend der Dresdner Zweite Bürgermeister spricht: „Nie- ist mit Papierbahnen auf dem Boden ausgelegt, Kerzen
mand muss uns darüber belehren.“ Die Nazis heben die
brennen darauf. Wir stehen vor einem anderen Mahnmal
Köpfe. „In diesen Stunden vor 66 Jahren trieb die Gestapo
für die Bombennacht, dem vierten heute – der Frauenkirche.
die wenigen überlebenden Dresdner Juden zusammen, „Ist das, ist das Hebräisch?“, fragt, fast dialektfrei, die orum sie in ein Vernichtungslager zu transportieren.“ Wie- dentlich gekleidete Frau: „Wer ist denn hier verantwortder nichts, mögen die einen Kameraden gedacht haben, lich?“ Wir gehen auf den mutmaßlichen Verantwortlichen
für die anderen blieb: dass uns niemand, aber absolut nie- für dieses merkwürdige Shoah-Ding zu. Bereitwillig ermand über die deutsche Geschichte belehren muss – erst klärt dieser – und es ist nicht das erste Mal, dass er dies
recht nicht diese linken Zecken, denn da sind sie wieder … tun muss: „Das ist Hebräisch und bedeutet wortwörtlich
Ein paar Meter entfernt stehen 10 bis 15 Antifas mit einem ‚Großes Elend‘, als Synonym für den Holocaust, für die
Transparent und der Parole „Nie wieder Deutschland!“. Vernichtung der Juden.“ Ich frage die Frau, was sie denkt,
Die Nazis drehen sich um, bereit zum Angriff, doch die
warum dieses Wort hier steht. Die Dame zögert ein paar
innere Hierarchie der Gruppe sorgt dafür, dass selbst die
Sekunden, vielleicht ein paar Sekunden zu lang, um sich
„sportlich Orientierten“ unter ihnen zwar kurz die Ärmel
dann schleunigst mit der Bemerkung „Ich möchte eihochkrempeln, sich aber sonst weisungsgemäß („Jungs, gentlich keine Stimme abgeben“ vom Acker zu machen.
von uns macht keener was!“) zurückhalten. Die Polizei Moment mal, sehe ich aus wie ein Wahl-O-Mat oder was?
drängelt das Trüppchen Antifa in den Wald, aus dem es Woher diese Angst, frage ich mich und sehe plötzlich die
wenig später herausschallt: „Oma, Opa und Hans-Peter – Debatte um 13. Februar, Rechte und Linke, Gedenken und
keine Opfer, sondern Täter!“ Dann Ruhe. Ich gehe auf den
Protest in einem anderen Licht – dem von Honnis LamNazi zu, der seine „Jungs“ zur Räson gebracht hatte: „Was
penpalast. Aus der Äußerung „Ich möchte eigentlich
war das jetzt eben von der anderen Seite?“ Seine Antwort keine Stimme abgeben“ spricht die jahrzehntelange Förkönnte deutscher nicht sein: „Gehen Sie bitte! Das is ä
derung eines Charakters, den Theodor W. Adorno und
Friedhof hier.“ Der Nazi schüttelt den Kopf über die abge- Max Horkheimer einmal den autoritären nannten.
führten Störer, scheint ehrlich betroffen und lässt wahr- In meinem Stück für das Staatsschauspiel Dresden sitzen
scheinlich die Rede des Zweiten Bürgermeisters Revue
ein ehemaliges ddr-Schlagersternchen samt Managerpassieren. Ich folge, zumindest im letzten Punkt, seinem
papa, eine „vertriebene“ Oberschlesierin und ein Opfer
Beispiel und rekapituliere einige Worte: „Und das verpflich- der sed-Diktatur in einem ähnlichen Bus wie Kollege
tet uns, jedem extremistischen Versuch entgegenzutreten, Zaunmüller und ich, als wir nach Dresden kamen. Der
aus dem Schicksal unserer Stadt politisches Kapital zu Bus im Stück verunglückt, und die Organisation der Geschlagen.“ Der Nazi nickt versonnene Zustimmung. „Fa- genwart lässt sich nicht lösen von einer Vergangenheit,
natismus, Hassgesänge und dumpfe Losungen schänden
die sich in Biografien eingeschrieben hat und stets aufs
das Andenken der Toten.“ Mag der Ordnungsbürgermeis- Neue alte Muster zutage treten lässt.
ter auch noch so sehr die Neonazis gemeint haben – diese
Mir fällt noch ein, der Ordnungsbürgermeister hat auswissen, dass nicht sie es waren, die sich hier unmanier- gespart, dass jene Transporte in die Konzentrationslager
lich gebärdet haben. Allerdings frage ich mich, wie ein
eben nicht fahren konnten, weil die Luftangriffe stattPolitiker es fertigbringt, vor diesem Publikum zu sprechen, fanden. Aber darüber muss einen Dresdner doch niewarum er nicht den Kopf vom Textblatt hebt und seine
mand belehren …
eventuelle Hilflosigkeit bekennt: „Ich sollte hier eigentlich
eine Rede halten, aber das mache ich prinzipiell nicht vor
hundert Neonazis.“ Oder ist es typisch für diese Stadt – und
das würde auch das harte Vorgehen mit Wasserwerfern
etc. gegen Nazigegner jeglicher Couleur erklären –, stur
das Programm durchzuziehen? Am Heidefriedhof jedenfalls sind die Störer ausgemacht und beseitigt. Die Polizeiblaskapelle bläst. Die Soldaten legen die Kränze nieder.
Und die Schar Trauernder rottet sich – Bürger in Anzug,
Bürger in Jeans, Bürger mit Schärpe, Bürger in Thor Steinar – zum gemeinsamen Volkskörper zusammen.
Eine gute Stunde später stehen wir mitten im NiemalsFalschen, in der goldigen Mitte des „Elbflorenz“, der bürger-
Dirk Laucke wurde 1982 in
Schkeuditz, Sachsen, geboren.
Er gilt als einer der politischen
Theaterautoren seiner Generation und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der
deutschen Wirtschaft im bdi.
Bekannt wurde er mit einem
Stück über jugendliche Randfiguren „alter ford escort
dunkelblau“ und seinem Theaterprojekt „Ultras“ mit radikalen
Fußballfans in Halle. 2009 wurde sein Stück „Für alle reicht es
nicht“ am Staatsschauspiel
Dresden uraufgeführt und zu
den Mülheimer Theatertagen
eingeladen.
59
Die Inszenierungen der Bürgerbühne 2011.2012
Andorra von Max Frisch Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Uli Jäckle
Die Zärtlichkeit der Russen Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration
von Dagrun Hintze Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3 1Regie: Miriam Tscholl
Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Fabian Gerhardt
Legal, illegal, scheißegal Punk für Einsteiger Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3 1Regie: Jessica Glause
Ja, ich will! Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3 1Regie: Miriam Tscholl
Spieltriebtäter – Die Dresdner auf der Bühne
von Barbara Behrendt
Seit zwei Jahren gibt es die Bürgerbühne nun. In dieser
Zeit standen über 800 Dresdner in gut 160 Aufführungen
auf der Bühne – man muss in dieser Stadt also keine großen Worte mehr darüber verlieren, warum Theaterspielen zum Sog werden kann: wie es gelingt, sich freizuspielen; wie man sich im Spiel äußert, entäußert und dabei
neu erfährt; und wie man entdeckt, warum man sich vor
anderen Menschen am liebsten so und nicht anders darstellen will. Die Dresdner haben das alles am eigenen
Leib kennengelernt. „Hier geht es mal nicht um Gewinnen oder Verlieren“, resümiert der 12-jährige Dominik
Flick seine Erfahrungen. Und ganz einfach drückt es der
74-jährige Fritz Rösler aus: „Man kann sich noch einmal
anders erleben.“
In der Bürgerbühne werden die Grundvereinbarungen
des Theaters für jeden sicht- und erfahrbar: spielen, erproben, verwerfen, Alternativen entwickeln, Perspektiven wechseln – das, was man in seinen Alltagsrollen unbewusst anwendet, ins Bewusstsein holen und auf der
Bühne noch einmal ganz anders ausprobieren. Es ist die
Rückbesinnung auf den menschlichen Urtrieb des Spielens – und so auch auf die Ursprünge des Theaters: In der
Antike war es Tradition, dass im Theater normale Bürger
die Chorpassagen sangen und spielten.
Unsere Sehweise ist heute jedoch eine andere. Ein Laie,
der sich auf der Bühne versucht, wird einen Zuschauer
im Normalfall nie so in seinen Bann ziehen, wie es ein
professioneller, talentierter Schauspieler vermag. Für einen Zuschauer (wenn er nicht gerade ein Freund oder
Verwandter des Darstellers ist) wird das Spiel eines Laien
erst spannungsvoll, wenn er etwas anderes anzubieten
hat als nur den Versuch, professionell zu wirken: wenn er
seine persönliche Prägung, möglicherweise sogar ganz
unbedarft, ins Spiel einbringt. Die Dokumentartheatergruppe Rimini Protokoll spricht bei ihren mitwirkenden
Laien deshalb von „Experten des Alltags“.
Es liegt auf der Hand, dass solche Identifikationsmöglichkeiten dort besonders stark sind, wo Laien ein Stück
ihrer eigenen Lebensgeschichte preisgeben. Bei einem
Besuch der Bürgerbühne konnte man das zum Beispiel in
der Produktion „fkk. Eine Frauenkörperkomödie“ beobachten, die Melanie Hinz mit 17 Dresdnerinnen erarbeitete. Diese erzählen darin vom Frausein gestern und
heute und machen ganz persönliche Bekenntnisse über
ihren Körper, über Lust und Tabus.
Aber auch einen bekannten Broadway-Stoff sah man mit
Laien gelingen: Der Musical-Klassiker „Anatevka“ wurde
für die Bürgerbühne zum Erfolg, weil die nicht perfekte
Darstellung der Laien in ihrer Brüchigkeit charmant
wirkte. „Das könnte ich sein, der dort singt und tanzt“,
war das überzeugende Moment fürs Publikum.
Dennoch könnten Aufführungen wie diese das Programm der Bürgerbühne nicht allein tragen, das Abarbeiten an den großen Vorbildern würde womöglich auf
die Dauer seinen Reiz verlieren. Ein „Gegengewicht“
durch genuine Projektarbeiten wie „fkk“ gehört daher
zwingend auf den Spielplan.
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Jedes Projekt der Bürgerbühne muss der Frage standhalten: Warum soll ausgerechnet dieser Stoff mit Laien realisiert werden? Was geben sie der Geschichte, was ihr
professionelle Schauspieler nicht geben können? Bei
„Eins, zwei, drei und schon vorbei“ von Uli Jäckle ist die
Antwort klar, denn auch dieses Stück wurde mit Kindern
und Senioren erst während der Proben entwickelt. Die
Texte sind aus Interviews mit den Mitwirkenden entstanden und leben von deren persönlichen Erlebnissen.
Natürlich: Man hört den Darstellern mit anderer Aufmerksamkeit zu, wenn klar ist, dass die Wahrhaftigkeit,
mit der sie erzählen, nicht nur behauptet ist. Und wenn
über dieses Individuelle plötzlich auch etwas von dem
spürbar wird, was jeden angeht.
Aber nicht alles Authentische muss gleichermaßen interessant sein. Das Wagnis bei einer Arbeitsweise wie der
von Uli Jäckle und Melanie Hinz ist: Man hat zu Probenbeginn keinen Schimmer, was dabei herauskommt. Fokus, Inhalt, Darsteller – alles liegt im Dunkeln und im
extrem schutzbedürftigen Raum. Immer muss eine
Übereinkunft aus dem getroffen werden, was Theater
und Regisseur vorhaben – und was die freiwilligen Darsteller wollen und mitbringen.
Im Idealfall hat nicht nur der Mitspieler „ein befreiendes
Erlebnis, das er nie wieder vergisst“, wie Uli Jäckle es ausdrückt. Im Idealfall wird auch der Zuschauer zum Spieler: in der Einfühlung, im Bewerten und im Bauen imaginärer Welten. Bei den Mitspielern, das kann man nach
zwei Jahren Bürgerbühne sagen, setzt sich jedenfalls etwas in Gang. Wer bei einer Produktion mitgemacht hat,
geht danach dreimal so oft ins Theater, sagen die Laiendarsteller selbst. Das ist, ganz nebenbei, eine intelligente
Art, sich das eigene Publikum heranzuziehen.
Miriam Tscholl hat ganz recht, wenn sie sagt: „Theater ist
eine soziale Kunst.“ Bei der Bürgerbühne sollen sich Soziales und Kunst die Waage halten. Ein stetes Probieren –
mal neigt sich die Waagschale mehr zur einen, mal mehr
zur anderen Seite. Je nachdem wie viel Gewicht der Regisseur dem künstlerischen oder dem pädagogischen Aspekt gibt und welche Bürger in der „Schale“ liegen.
Barbara Behrendt lebt als freie
Journalistin in Berlin. Sie
schreibt für die Kulturseiten
der taz und für die Onlineplattform von Theater heute
www.kultiversum.de. Dieser
Text ist ein Originalbeitrag für
dieses Magazin.
Der Stoff aus dem Theater ist: Linoleum-Boden aus „Kleiner Mann, was nun?“,
goldener Wellpappe-Vorhang aus dem Bühnenmodell zu „Zukunft für immer“,
gelbe Beleuchterfolie, graulasiertes Sperrholz aus dem Bühnenbild zu „Leonce
und Lena“, Styropor aus „Das Erdbeben in Chili“ und die Modell-Miniatur der
Bretterwand aus „Sein oder Nichtsein“
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Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Uraufführung am 19. November 2011 im Kleinen Haus 3 1Regie: Jan Gehler
Der Trost einer großen Erzählung
Der Roman „Tschick“ des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf wurde zum Sensationserfolg des Bücherherbstes 2010. Im Dezember 2011 wird er am Staatsschauspiel
Dresden uraufgeführt. Die Autorin Kathrin Passig sprach mit Wolfgang Herrndorf
über das Leben als Teenager, falsche Sprache und die richtige Erzählform.
Ihr neues Buch „Tschick“ wird von allen Altersklassen In Ihrem Blog heißt es:
gelesen, ist aber eigentlich ein „Jugendroman“. Wie „Ich bin Schriftsteller, und man wird nicht glauben,
dass Literatur mich sonst kaltgelassen hätte. Aber
kamen Sie auf dieses Genre?
Ich habe um 2004 herum die Bücher meiner Kindheit und was jetzt zurückkehrt beim Lesen, ist das Gefühl, das
Jugend wieder gelesen, „Herr der Fliegen“, „Huckleberry ich zuletzt in der Kindheit und Pubertät regelmäßig
Finn“, „Arthur Gordon Pym“, „Pik reist nach Amerika“ und danach nur noch sehr sporadisch und nur bei weund so. Um herauszufinden, ob die wirklich so gut waren, nigen Büchern hatte: dass man teilhat an einem Dawie ich sie in Erinnerung hatte, aber auch um zu sehen, sein und an Menschen und am Bewusstsein von Menwas ich mit zwölf eigentlich für ein Mensch war. Und da- schen, an etwas, worüber man sonst im Leben etwas
bei habe ich festgestellt, dass alle Lieblingsbücher drei zu erfahren nicht viel Gelegenheit hat, selbst, um ehrGemeinsamkeiten hatten: schnelle Eliminierung der er- lich zu sein, in Gesprächen mit Freunden nur selten
wachsenen Bezugspersonen, große Reise, großes Wasser. und noch seltener in Filmen, und dass es einen UnterIch habe überlegt, wie man diese drei Dinge in einem halb- schied gibt zwischen Kunst und Scheiße. Einen Unterwegs realistischen Jugendroman unterbringen könnte. Mit schied zwischen dem existenziellen Trost einer grodem Floß die Elbe runter schien mir lächerlich; in der Bun- ßen Erzählung und dem Müll, von dem ich zuletzt eindesrepublik des 21. Jahrhunderts als Ausreißer auf einem deutig zu viel gelesen habe, eine Unterscheidung, die
Schiff anheuern: Quark. Nur mit dem Auto fiel mir was mir nie fremd war, aber unter Gewohnheit und Underein. Zwei Jungs klauen ein Auto. Da fehlte zwar das Was- statement lange verschüttet.“
ser, aber den Plot hatte ich in wenigen Minuten in meinem Was war der Müll, von dem Sie zu viel gelesen haben?
Kopf zusammen.
Und wo würden Sie „Tschick“ einordnen? Kunst oder
Scheiße? Große Erzählung oder Müll?
Mit generationsspezifischen Ausdrücken und Ange- Da können Sie nicht ernsthaft eine Antwort erwarten.
wohnheiten sind Sie dabei sparsam umgegangen. Zum Müll: Ich kann mich zum Glück nicht an vieles erinTrotzdem muss man ja herausfinden, was 1995-Gebo- nern. Ich lese auch nicht allzu viel Gegenwartsliteratur,
aber ich bin der König des ersten Kapitels. Ich habe von
rene so mit ihrer Zeit und ihrem Geld anfangen. Sie
fast allem, was rauskommt, mindestens das erste Kapitel
sind Jahrgang 1965, woher wissen Sie das?
Ich weiß es nicht. Aber es kam mir gar nicht so problema- gelesen. Oder eine Seite oder einen Absatz. Der Segen des
tisch vor, dass es sich um Jugendliche handelt. Nicht pro- Älterwerdens: Man braucht nur noch einen Absatz, um
blematischer als Handwerker, Ärzte oder Lokführer, zu wissen, dass einen etwas nicht interessiert. Mitunter
wenn man die im Roman auftauchen oder sprechen lässt. reicht auch schon der erste Satz: „Vom Licht wussten sie
Ich glaube nicht, dass Jugend ein spezielles Problem dar- alles.“ Zack, nächstes Buch.
stellt, auch wenn Scheitern da oft spektakulärer wirkt.
Wobei ich mir nicht einbilde, es perfekt gemacht zu ha- Versetzen wir uns ins Jahr 2030. Ihr Buch ist seit zehn
ben. Ich habe meinem Erzähler einfach zwei Wörter gege- Jahren Schullektüre. Neuntklässler stöhnen, wenn sie
ben, die er endlos wiederholt, und den Rest über die Syn- den Namen Wolfgang Herrndorf hören. Welche Fragen
tax geregelt. Wenn man erst anfängt, mit Slang um sich zum Buch müssen in Aufsätzen beantwortet werden?
zu schmeißen, wird man doch schon im nächsten Jahr Ich fürchte, man wird sich im Deutschunterricht am Symbolausgelacht.
trächtigen aufhängen, an der Schlussszene, in der Maik
unter Wasser in einem Swimmingpool die Hand seiner
Mutter hält, während oben die Polizei wartet. Oder an der
Szene mit dem Elixier. Das bin ich jetzt auch schon häufiger
gefragt worden, was das für ein Elixier ist, das der Alte
mit der Flinte den beiden da aufdrängt? Aber das weiß ich
ja auch nicht. Das war nur, weil mich beim Schreiben jemand auf die „Heldenreise“ aufmerksam machte, ein
Schema, nach dem angeblich fast jeder Hollywood-Film
funktioniert. Da müssen die Protagonisten unter anderem immer ein solches Elixier finden. Hab ich natürlich
gleich eingebaut.
62
Nur damit Ihre Helden es eine Minute später aus dem
Fenster schmeißen … Ist das eine subtile Kritik an irgendwelchen Erzählformen?
Nein, bestimmt nicht. Allgemeine Ansichten zur Literatur habe ich nie gehabt und nie verstanden. Mehr Engagement! Mehr Realismus! Mehr Relevanz! Ist doch alles
Quatsch. Sobald Schriftsteller irgendeine Form von Theorie
ausmünzen, läuft es immer sofort darauf hinaus, dass
zum allgemeinen Ziel erklärt wird, was der Autor selbst
am besten kann und schon seit Jahren praktiziert. Das sind
keine Theorien, das ist das, was sich heranbildet in kleinen Hasen, wenn es nachts dunkel wird im großen Wald.
Gustav Seibt stellt „Tschick“ in seiner Besprechung
für die Süddeutsche Zeitung in die Tradition der deutschen Romantik, Tieck, Eichendorff. Sie verwandeln,
meint Seibt, „das vermeintlich bestens bekannte und
erschlossene Mitteleuropa südlich von Berlin in ein
zauberisches Irgendwo“. „Tschick“ als ein Buch der
deutschen Romantik, geschrieben mit amerikanischen
Mitteln. War das tatsächlich so beabsichtigt?
Ich weiß nicht, ob Seibt das so meint, aber das wäre ja generell erst mal nicht falsch. Nur dass man von „beabsichtigt“ bei mir nicht wirklich sprechen kann. Ich plane so
was nicht und denke mir beim Schreiben meistens erst
mal nicht viel außer „Es sollte nicht langweilig sein“, und
wo das dann hinsteuert, kann einem bei einem Roadmovie ja auch angenehm egal sein … Ich merke gerade, dass
ich mich in erzromantische Positionen verrenne.
Man hat ja oft einen bestimmten Leser im Kopf, für
den man schreibt. Wer war das bei „Tschick“? Ein
14-jähriger Herrndorf ?
Wenn ich kompliziertere Sachen schreibe, denke ich mir
einen freundlich zugewandten Leser, der intelligent genug ist, und auf der Höhe seines geistigen Horizonts versuche ich dann auch herumzukrebsen. Aber bei diesem
Jugendroman war das nicht so. Wenn man einen Roman
für 14-Jährige macht, dessen Erzähler einfach genug ist,
um auch für Elfjährige verständlich zu sein, muss man
auf weiter nichts Rücksicht nehmen. Das Buch kapiert
dann jeder.
Ich muss
dir ein
Geheimnis
verraten.
Kathrin Passig lebt als Journalistin und Schriftstellerin in
Berlin und erhielt 2006 den
renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Zuletzt erschien
von ihr „Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ (mit Aleks Scholz).
Wolfgang Herrndorf, 1965 in
Hamburg geboren, studierte
zunächst Malerei und arbeitete
als Illustrator vor allem für die
Satirezeitschrift „Titanic“ und
den Haffmans Verlag. Sein
Debütroman „In Plüschgewittern“ erschien 2002, zwei Jahre
später wurde Herrndorf in
Klagenfurt im Rahmen des
Ingeborg-Bachmann-Preises
mit dem Publikumspreis
ausgezeichnet. 2008 erschien
„Diesseits des Van-AllenGürtels“, für das er den Deutschen Erzählerpreis erhielt.
Sein Roman „Tschick“ wurde
im Herbst 2010 von der Kritik
gefeiert und platzierte sich
auf den Bestsellerlisten.
Seit einigen Monaten betreibt
der Autor ein Blog, das im
Netz unter www.wolfgangherrndorf.de zu finden ist.
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In einer Spielzeit feiern wir in der Regel 25 Premieren auf den Bühnen im Schauspiel- und im Kleinen
Haus, spielen über 700 Vorstellungen vor rund 200.000 Zuschauern. Zusätzlich zeigen wir mehr als
30 Vorstellungen für über 10.000 Zuschauern auf Festivals und bei Gastspielen im In- und Ausland.
Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Premiere am 26. November 2011 im Kleinen Haus 1 1Regie: Simon Solberg
Reinheit, das ist
ein Hirngespinst
Schmutzige Hände bis zum Ellenbogen
Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum im Gespräch mit dem Regisseur Simon Solberg über Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“. Das Interview führte die Dramaturgin Julia Weinreich.
In Sartres „Die schmutzigen Hände“ sagt der Politiker
Hoederer von sich, er habe „schmutzige Hände bis zum
Ellenbogen“ und glaube nicht, dass man unschuldig
herrschen könne. Kann man Theater und Politik machen, ohne sich automatisch die Hände schmutzig zu
machen?
Simon Solberg: Traumhaft wäre es, aber in unserer Gesellschaft, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung
basiert, wird es fast unmöglich sein. Wenn man nicht
aufpasst, steckt man allein durch den täglichen Konsum
bis zu den Schultern im Blut der Dritten Welt.
Gerhart Baum: Man kann nicht leben, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Man gerät in Widersprüche.
Solberg: Hoederer macht sich die Hände schmutzig, indem er mit den Faschisten koaliert mit der Begründung,
dass ansonsten viel mehr Leute sterben würden.
Baum: Gehen wir mal vom Heute aus: Nach dem 11. September 2001 hat Herr Gaddafi gesagt, er bekämpft alQaida, und der Westen ist ein Bündnis mit ihm eingegangen. Die ganze Menschenrechtspolitik nach dem 11. September wurde dem Kampf gegen den Terrorismus untergeordnet. Wer dem Westen geholfen hat, wurde akzeptiert und in Ruhe gelassen, wenn es um die inneren Verhältnisse dieser Staaten ging. Die Menschenrechtsverletzungen wurden dann eher hingenommen. Das ist natürlich absolut prinzipienlos, aber ein Stück, wenn auch kritikwürdiger, Realpolitik.
Wie stehen Sie denn dann jetzt zu der Entscheidung der
FDP in Bezug auf Libyen?
Baum: Es war eine Fehlentscheidung. Man kann nicht die
Menschenrechte preisen und dann ein bevorstehendes
Massaker nicht verhindern wollen. Das ist ja kein x-beliebiger Krieg, über den man lange nachdenken kann. Es
ging darum, in Bengasi eine Situation wie seinerzeit in
Ruanda – natürlich nicht in dieser Dimension – zu vermeiden. Das ist genau die Schutzverantwortung, wie sie
2005 der Millenniumsgipfel der un beschlossen hat. Politische Abwägungsprozesse sind immer wieder schwierig, und mitunter muss man Kompromisse gegen eigene
Prinzipien machen. Das ist das Leben, das ist aber auch
Politik. Die Frage ist nur, wie weit bringt man den Mut
auf, den Versuchungen der Unfreiheit zu widerstehen.
Auch die Intellektuellen stehen vor solchen Herausforderungen. In der Zeit der Faschisten haben Intellektuelle,
auch in Frankreich, Sympathien für den kommunistischen Stalinismus demonstriert und Pilgerfahrten nach
Moskau unternommen. Obwohl dort ein Schreckenssystem herrschte. So wurden in Serie Todesurteile gegen politische Gegner vollstreckt.
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Wie steht es denn dann um unsere Intellektuellen heute in Deutschland?
Solberg: Wäre ich selber intellektuell, könnte ich hierauf
sicher treffender antworten. Ich nehme die Intellektuellen derzeit nahezu nicht wahr, abgesehen von vereinzelten
Stellungnahmen z. B. zur Beendigung des AfghanistanKrieges.
Baum: Intellektuelle haben eine besondere Verantwortung. Zur jetzigen Debatte um Libyen gibt es ja einen Intellektuellen mit starker Wirkung: Bernard-Henri Lévy.
Oder nehmen Sie Heinrich Böll und Max Frisch in der rafDiskussion, Günter Grass in der fundamentalen Verfassungsdebatte der 1990er-Jahre, die dann zur Zerstörung
des Asylrechts führte.
Sollten sich Intellektuelle stärker in die Tagespolitik
einmischen?
Baum: Intellektuelle sollten sich nur melden, wenn die
Grundwerte unserer Gesellschaft in Gefahr sind.
Die Intellektuellen sind das eine. Doch was ist mit uns?
Wie gehen wir damit um, was um uns herum passiert?
Unsere Sorge scheint zu sein, dass sich die Gesellschaft
in ihre Privatheit zurückzieht und das, was Hugo im
Stück antreibt, überhaupt nicht mehr im Kopf hat.
Solberg: Den unbedingten Wunsch sich zu positionieren
und kritischen Worten Taten folgen zu lassen – diese Sehnsucht geht momentan bei vielen Menschen in der bloßen
Alltagsbewältigung unter. Viele laufen gesellschaftlich
generierten Maximalansprüchen nach, so dass sie im politischen Leben nicht selten den Weg des gering-sten Widerstandes gehen. Und der ist, sich nicht zu äußern. Ich
teile Hugos Sehnsucht nach schwarz und weiß, richtig
und falsch und dem Mut aus dem Elfenbeinturm herauszugaloppieren und Robin-Hoodesk durch die Gesellschaft
zu preschen. Am ehesten finde ich mich in Hugos Scheitern wieder, da es eben kein schwarz-weiß mehr gibt;
man läuft Gefahr durch die ständige Reflektion und Relativierung darüber gebremst und entmutigt zu werden.
Deshalb finde ich, dass wir Theaterschaffende so eine
Hugo-Funktion haben. Und deswegen hat mich die Rolle
des Hugo so angesprochen.
Ist die Figur des Hugo vergleichbar mit dem Wutbürger, den wir jetzt bei Stuttgart 21 erleben, oder dem
Bürger, der gegen Atomkraft auf die Straße geht? Steht
dahinter auch die Motivation, etwas zu tun? Ist das das
Ende der Politikverdrossenheit? Oder verflacht das
Thema nach dem Wahlkampfgegockel sofort wieder?
Stand hier nur die Totalemotionalisierung eines Themas im Vordergrund?
Baum: Nein, gute Frage. Es verändert sich tatsächlich etwas
im allgemeinen Bewusstsein. Der Bürger möchte stärker
mitentscheiden. Das muss natürlich mit Rücksicht auf
das Gemeinwohl geschehen und nicht nur emotional und
egoistisch. Das sind Lernprozesse. Aber Sie haben recht,
da bewegt sich etwas.
Solberg: Momentan erleben wir ein Revival des Bio-Hypes. Ich bin gespannt, wie sich die Industrie die Antiakw-Bewegung zu Nutzen machen wird. Man beachte nur
die schwarz-gelbe Regierung, die urplötzlich ein ökologisches Bewusstsein vorgaukelt. Und dass obwohl die Bürger unter dieser Regierung erlebt haben, dass große Teile
der Politik die Beziehung zur Wirtschaft und privatökonomische Folgen viel wichtiger sind als Bürgerinteressen
wie soziale Standards, Gleichberechtigung oder Nachhaltigkeit im Umgang mit unserer Umwelt. Unsere Politik
funktioniert rein lobbyistisch. Beispielsweise stellt es die
personelle Zusammensetzung einer Kommission für neue
eu-Umweltrichtlinien für die chemische Industrie vor in
der neben Politikern auch Lobbyisten von basf mitwirken.
Die Unternehmen entscheiden selbst, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen für ihr Handeln gelten sollen. Das ist wie bei Hoederer. Hinter ihm stehen Menschen, die von ihren eigenen Machtinteressen geleitet sind
und Hoederer so agieren lassen, wie er agiert. Er schiebt
den Grund nur vor, dass es – schließt er nicht den Pakt
mit den Faschisten – ansonsten zu viele Opfer gäbe. Da
wird nur die eigene Tatenlosigkeit überblendet.
Manche Handlungen im Stück sind von Ideen geprägt,
manche von der realen politischen Situation, in der
Hugo und Hoederer stecken. Verändert Realpolitik die
eigenen ursprünglichen Ideen?
Solberg: Beim Theater laufen Ideen und Realpolitik oftmals gegeneinander. Die Ideen, die man hat, sind oft aus
den einfachsten Gründen nicht umsetzbar. Von Brandschutzsicherheit, Budgets und festen Zeitrahmen für
Proben und Premieren mal abgesehen sind uns vorrangig
physische und ideelle Grenzen gesetzt. Die physische Begrenzung animiert natürlich phantasievolle Übersetzungen zu finden. Nehmen wir z. B. an, eine Figur kann
nicht fliegen, obwohl sie diese Fähigkeit bräuchte, um
ihre Liebe einer anderen Figur gegenüber auszudrücken:
Dann ist es spannend, das Scheitern dieser Figur beim
Versuch die physischen Grenzen zu überwinden, mitzuerleben. Viel schlimmer sind realpolitische Ansichten bezüglich geplanter Zielgruppen und Sehgewohnheiten vom
Abo-Publikum beispielsweise, die es zu respektieren gilt.
Die verleiten zu Entscheidungen, die mit Abstand betrachtet, nicht mehr kongruent sind zu der eigenen Sehnsucht und dem Antrieb, aus dem heraus man Theater
macht. Es gibt immer ein Abwägen zwischen den Ideen
und den realen Verhältnissen. Trotzdem geht es darum,
die Ideen groß werden zu lassen. Sie dürfen nicht durch
die öffentliche Meinung getötet werden. Siehe schlechte
Kritiken zu einer Inszenierung.
Baum: Eine schlechte Kritik heißt ja nicht zwingend,
dass die Inszenierung tatsächlich schlecht ist.
Solberg: Das stimmt. In erster Linie habe ich einen Auftrag: Ich will mein Publikum erreichen, mit ihm neue
Wege beschreiten. Als Politiker haben Sie doch sicherlich
auch einen Auftrag an sich selbst, oder?
Baum: Ich bin einerseits von der Nazizeit in Dresden und
andererseits von der Nachkriegszeit, die eine Nachnazizeit war, geprägt. Ich hatte mit meinen Freunden Sorge,
dass diese Demokratie nicht gelingen könnte. Das war,
wenn Sie so wollen, ein idealistisches Ziel, das ich nie aus
den Augen verloren habe. Dem gilt mein Kampf für die
Menschenwürde, das wirklich prägende Prinzip unserer
Grundrechtsordnung. Das Grundgesetz ist unsere Leitkultur und nichts anderes!
Wo liegen Ihre jeweiligen Sympathien im Stück – bei
Hugo oder bei Hoederer?
Solberg: Toll wär’s, wenn die Sympathien in einer Szene
fünfmal wechseln. Wenn ich dauernd sagen könnte: Ah,
das kann ich verstehen, aber das kann ich auch verstehen!
So dass ich mich als Betrachter immer wieder verhalten
und neu positionieren muss.
Baum: Das finde ich gut! Wo meine Sympathien liegen,
vermag ich nicht so klar zu sagen. Hugo scheint anfänglich von seinem Attentat überzeugt. Aber er vollzieht es
aus meiner Sicht letztendlich nicht konsequent aus politischer Überzeugung, sondern auch aus dem Affekt, in
den ihn die Eifersucht getrieben hat.
Wenn man politisch wirklich etwas bewegen will, sollte man da eher ins Theater oder in die Politik gehen?
Solberg: Ich würde da eine Dritteltaktik vorschlagen: mit
einem Drittel ins Theater, mit einem Drittel in die Politik
und mit einem Drittel auf die Straße.
Baum: Ich bin der Meinung, jeder macht das, was er am
besten kann. Mein Leben war und ist Politik. Sie, Herr
Solberg, haben sich entschlossen, zum Theater zu gehen.
Unsere Gesellschaft braucht das Theater! Es braucht Theatermacher, die sensibel sind für die Veränderungen in
unserer Gesellschaft. Sie im Theater können mit Ihren
Visionen in die Zukunft vorstoßen. Das kann doch unglaublich inspirierend sein!
Solberg: Ja, das ist unser großes Glück. Wir lassen uns im
Theater von außen inspirieren, forschen an den Fragestellungen, erspinnen uns mögliche Lösungen und Utopien, um damit wieder das Außen zu inspirieren und zu
provozieren. Unser Gespräch ist eigentlich einer Inszenierung sehr ähnlich. Julia leitet den Geschichtsstrang
durch ihre Fragen und durch unser Verhalten dazu inspirieren und provozieren wir uns gegenseitig zu Gedanken,
die wir vielleicht vorher nicht hatten. Alleine schon, weil
wir aus unterschiedlichen Bereichen und Generationen
kommen. Im Endeffekt ist das exakt die Situation, zu der
ich das Publikum einladen möchte: die auf der Bühne
entstandenen Fragen in andere umzuformen bzw. weiterzudenken. Und vor allem: sich davon inspirieren zu lassen..
Gerhart Baum, der 1932 in Dresden geboren wurde, war zur
Zeit des „Deutschen Herbstes“
Bundesminister des Innern.
Als Kind erlebte er die Bombardierung Dresdens in der Nacht
vom 13. auf den 14. Februar 1945,
seine Familie floh im Anschluss nach Köln. Dort absolvierte Baum nach dem Abitur
ein Studium der Rechtswissenschaft. Seit 1994 arbeitet
Baum als Rechtsanwalt. Als
Senior-Partner einer renommierten Anwaltskanzlei hat
er die Opfer des RamsteinUnglücks, die Angehörigen
der beim Concorde-Absturz
Verunglückten und die sowjetischen Zwangsarbeiter
gegen die Bundesregierung
vertreten.
Simon Solberg wurde 1979
in Bonn geboren. Er studierte
Schauspiel an der Folkwang
Hochschule in Essen und
wechselte anschließend ins
Regiefach. Am Nationaltheater
Mannheim war er von 2006 bis
2008 Hausregisseur. Seitdem
inszeniert er regelmäßig am
Maxim Gorki Theater Berlin
und am Deutschen Theater
Berlin sowie am Theater Basel.
Solberg gilt als Spezialist für
radikale Neuinterpretationen
klassischer Stücke. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er 2009.2010 Shakespeares
„Romeo und Julia“ und in der
darauffolgenden Spielzeit
Lessings „Minna von Barnhelm“.
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Einen Kleist von Rimini Protokoll Uraufführung / Dresdner Premiere am 2. Dezember 2011 im Kleinen Haus 1 und 2
1Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
Die Kostüme der Goyl in „Reckless“ sind aus einem gummiartigen SynthetikMaterial hergestellt worden, das ihnen das Aussehen von Panzern oder Rüstungen
verleiht, jedoch ursprünglich für Autositzbezüge hergestellt wurde.
Recherchetagebuch „Einen Kleist“ (Auswahl)
Die Projekte der Gruppe Rimini Protokoll entstehen im Verlauf ihrer Recherche.
Anlässlich des 200. Todestags von Heinrich von Kleist haben sich Rimini Protokoll
„Einen Kleist“ vorgenommen. Die Auszüge aus ihrem Recherchetagebuch zeigen
die Richtung, in die sich ihr Projekt entwickeln könnte.
1. Dezember 2009
Besuch des Kleist-Grabs in Potsdam. An den Bahngleisen
entlangwandernd finden wir zwischen den stattlichen
Vereinshäusern zweier Ruderclubs den unscheinbaren
Zugang zum Ufer des Kleinen Wannsees. Ein schmaler
Fußweg führt durch dichte Eibenbäume zum Kleist-Grab:
Dunkel liegt der massive Grabstein von Kleist mit der Inschrift „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!“ vor
uns. Daneben ein kleiner Grabstein für Henriette Vogel,
seine „Gefährtin im Tode“, wie die Infotafel ausweist.
Nun soll das Kleist-Grab neu gestaltet werden. Wie sähe
unser Entwurf aus? Und wer kommt hierher, um Blumen
abzulegen?
Für jedes Kostüm einer Inszenierung zeichnet der Kostümbildner eine
Figurine. Neben der Zeichnung finden sich dort je nach Arbeitsweise
des Kostümbildners Angaben zu Anfertigung, Material, Inspirationsquellen und der jeweiligen Szene, in der das Kostüm mitspielt.
16. Dezember 2009
Früh mit dem Zug in Kleists Geburtsstadt Frankfurt an
der Oder, alle Plätze sind besetzt von Studenten, die zur
Europa-Universität Viadrina pendeln und am Nachmittag die Stadt wieder verlassen.
Das Kleist-Forum, ein Mehrzweckbau, der eine neue Spielstätte des Theaters Frankfurt werden sollte, wird unsere
Spielstätte in Frankfurt sein. Als der Bau fertiggestellt
wurde, war das Theater Frankfurt schon geschlossen und
das Ensemble aufgelöst. Auf der Bühne wird ein Rednerpult mit großem Firmenlogo vorbereitet – morgen ist die
Deutsche Bank zu Gast.
17. Dezember 2009
Der Weg zum Kleist-Museum führt auch über die Kreuzung Marx- Ecke Logens-Straße Im Museum führt uns
Direktor Wolfgang de Bruyn durch die Sammlung. Im
Büro steht der „Giftschrank“. Darin säurefreie Schachteln mit den Schätzen: Mit weißen Handschuhen öffnet
der Direktor einen der Kartons und hält das Original eines Kleist-Briefs ins dämmrige Licht. Neulich ist wieder
eine Handschrift aus dem Literaturarchiv in Marbach ersteigert worden. Die Bedeutung einer Stätte wie dieser
wächst mit ihren Ankäufen, auch wenn der Inhalt der
Briefe, penibel ediert, ohnehin publik ist und die Schriften in Sicherungsverwahrung verbleiben.
Januar 2010
Clausewitz-Lektüre: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt,
um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“
(Clausewitz: „Vom Kriege“, Buch I) Während die Kriegstheorien aus Kleists Zeit mittlerweile vor allem im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing
Anwendung finden, hat sich an den Grundfragen wenig
geändert. Damals wie heute. Nur eben verstärkt im virtuellen Bereich.
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Herbst 2010
Ein inoffizielles Gesetz der Computerspielindustrie lautet, dass Kriegsspiele immer in der Vergangenheit bzw. in
einer überzeichneten Gegenwart spielen. „Medal of Honor“ verlegt nun zum ersten Mal ein Ego-Shooter-Spiel in
einen realen Krieg: nach Afghanistan, mit hochauflösender Grafik – angeblich entwickelt von echten Soldaten aus
den entsprechenden Spezialeinheiten.
4. Oktober 2010
Pressekonferenz in Potsdam. Die Cornelsen Stiftung will
mit 500.000 Euro die Neugestaltung des Kleist-Grabs am
Kleinen Wannsee unterstützen. Die verwucherte Anlage
soll dem „heiter inszenierten Selbstmord Kleists im Naturtheater am Wannsee“ wieder gerecht werden.
14. November 2010
„Prinz von Homburg“ im Deutschen Theater. Schauspiel.
Text und Wie des Spiels. Dazwischen pendelt das Auge
permanent hin und her, manchmal so, als seien einem
die Lider schwerer gemacht worden. Die Inszenierung ist
uns fern. Hat aber Spaß gemacht. Vielleicht doch einmal
Bruno Ganz in Zürich besuchen? Und ihm zuschauen,
wie er uns von „seinem“ Homburg erzählt, von „seiner“
Traumszene? Kleist-Biograf Jens Bisky lässt auf dem Podium alle guten Haare an dem Abend. Nur eins war in der
Suppe, aber warum, das haben wir nicht verstanden. Ein,
zwei Zuschauer treiben das Nachgespräch dann ins Zerfahrene, es geht ihnen um Fragen der Lautstärke und
überhaupt des Stils … Wie ist eigentlich die Lage eines
deutschen Soldaten, zum Beispiel in Afghanistan, wenn
sich herausstellt, dass seine Entscheidung eine Fehlentscheidung war? Und wie, wenn er seine Entscheidung
zwar nicht regelgerecht getroffen hat, aber mit operativ
erfolgreichem Ausgang? Was wäre das für ein Gespräch,
wenn wir den Homburg jetzt mit Major Klein angeschaut
hätten, dessen Entscheidung, einen Tanklastzug präventiv bombardieren zu lassen, noch untersucht wird?
4. Januar 2011
Wir treffen Sandro Gaycken, Philosoph und Senior Researcher an der Freien Universität Berlin, Experte für Cyberwar, Strategien des Internetkriegs und Hochsicherheits-Infrastrukturen. Er berät die Bundeswehr, das Bundesverteidigungsministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Heute Abend trägt er
Basecap. Mit dem Netzkrieg ist eine neue Stufe der Kriegsführung erreicht. Von Preußens stehenden Heeren über
die technisch-industrielle Revolution zum „totalen Krieg“
hebt das Internet den Raum als Kriegsfaktor noch 1
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Hedda Gabler von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Tilmann Köhler
dramatischer auf als Nuklearwaffen. Eine Interkontinentalrakete kann man wenigstens noch zuweisen und mit
Vergeltung drohen; bei den neuen destruktiven Virenangriffen weiß man zurzeit nicht mehr, woher sie kommen.
Der Feind wird ungreifbar. Alle computergestützten Informationssysteme werden damit zum potenziellen Ziel:
Kernkraftwerke, Börsen, Trinkwasserversorgungssysteme.
Verteidigung? „Jedes Netz ist hackbar“, sagt Gaycken. Cyberangriffe auf operative militärische Systeme sind auch
bereits als Dienstleistungen spezialisierter Söldnereinheiten käuflich. Also Hacker treffen …
4. Februar 2011
Pressekonferenz der Bundeskulturstiftung im Gorki Theater. Das Kleist-Jahr rollt an. Nach den Kleist-Biografien
des ehemaligen Direktors des Kleist-Museums Rudolf
Loch und des Journalisten Jens Bisky erscheinen nun
auch die von Günter Blamberger und Peter Michalzik.
18. Februar 2011
Erfindersuche, Teil I. Kleists Briefnotiz zu einer Art UBoot, das er sich in Königsberg 1806 ausgedacht hatte,
setzt uns auf die Spurensuche nach Erfindern. Am GeoForschungsZentrum Potsdam stellen heute Abend fünf
Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsvorhaben im
Wettbewerb vor: drei Minuten Zeit, bewertet wird nach
Inhalt, Klarheit und Charisma des Vortrags. Zwischen
Weltall-Messgeräten und Plastikteilchen in Medikamenten gewinnen die elastischen Hüftgelenke.
28. Februar 2011
Erfindersuche, Teil II, im Patentamt Kreuzberg. Im für Besucher eingerichteten historischen Patentbüro geht es um
den Unterschied zwischen Patenten, Marken, Geschmacksmustern und Gebrauchsmustern. Das erste angemeldete
Patent aus dem Jahr 1877 war für eine Farbe. Derzeit kommen die meisten Anmeldungen von einigen wenigen großen Unternehmen.
3. März 2011
Treffen mit dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter
des Kleist-Museums zu ddr-Zeiten. Herr Barthel erzählt
eindrucksvoll von den unterschiedlichen Phasen der
Kleist-Rezeption in der ddr zwischen Verehrung des
„Genies Kleist“ und Kritik am „Junker Kleist“. „Die „Hermannsschlacht“ von 1957 war so ein kruder Fall von ideologischer Auslegung. Aber die Doppelinszenierung von
„Krug“ und „Homburg“ 1970 ist ihm durch ihren subversiven Witz immer noch im Ohr. Denn „Klassikerinszenierungen im Theater“ hieß immer: „Da müssen wir hin.
Da können wir zwischen den Zeilen lesen!“
Erfindersuche, Teil III. Der Regionalwettbewerb Berlin
Süd hat einen „Jugend forscht“-Preisträger: einen 12 jährigen Jungen, der sich mit dem Thema Demenz
beschäftigt.
70
Könnt ihr
mich denn
zu nichts
brauchen?
21. März 2011
Bauprobe am Kleinen Haus in Dresden. Zwei Kunstwelten treffen aufeinander und basteln gemeinsam. Martin
Kaltwasser hat eine Ladung Restholz angeliefert, aus
dem er und Folke Köbberling in Berlin eine erste Zuschauerloge zusammengebaut hatten. Nun soll sie im Zuschauerraum erprobt werden. Ein merkwürdig schönes
zusammengenageltes Minitheater auf hohen Füßen, in
dem neun Leute sitzen können und selbst aussehen wie
ein kleines Ensemble. Sie müssten eigentlich alle lossprechen jetzt. Wir sehen zahlreiche dieser Aufbauten, wie
sie auf hohen Stelzen über den eigentlichen Zuschauerplätzen schweben. Aber nun ist die Stunde der Sicherheitsbestimmungen für Zuschauer, der Aufbaulogistik
des Theaters, und die Konstruktion gerät in konzeptionelle Bewegung. So geht es nicht. Außerdem gibt es in den
Theatern gar nicht so viele Kulissenbestände aus Holz, die
wiederverwendet, zersägt und neu zusammengeschraubt
werden können. Merke: Neues Holz im Baumarkt zu kaufen ist 100-mal billiger, als dieselbe Menge Holz durch
Zerlegen wieder nutzbar zu machen. Mal so über den
Daumen gepeilt.
24. März 2011
Beim Bundeswehrverband in Berlin: Mit Juristen sprechen wir über die Lage von Soldaten, wenn sie andere getötet haben und ihre Handlung darauf überprüft wird,
ob sie gerechtfertigt war. Ein Mann aus Frankfurt an der
Oder, der bei der Sicherung eines Checkpoints in Afghanistan eine Frau und zwei Kinder in einem vollbesetzten
Kleinbus erschoss, ist einer der Fälle, die wir so ausführlich
besprechen, dass ein mögliches Bild von der Situation
des Schützen entsteht. Begriffe wie Restlichtverstärker,
„line of fire“, Blutgeld, Tatverdacht wandern in die Notizbücher. Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Fall ist
abgeschlossen. Der Anwalt erklärt, dass er seinem Mandanten zugesichert habe, ihn nicht mit Kontaktanfragen
zu behelligen. Wir könnten ihn ohnehin zunächst nicht
treffen, er ist wieder in Afghanistan.
Hedda Brünnhilde Gabler
Die Dramaturgin Felicitas Zürcher über das Scheitern eines Lebensmodells
Helgard Haug und Daniel
Wetzel, beide Absolventen
des Instituts für Angewandte
Theaterwissenschaft (Gießen),
gehören zur Künstlergruppe
Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen
Konstellationen mit Interventionen im öffentlichen Raum
sowie mit dokumentarischen
Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist „Experten des Alltags“,
die mit ihren Biografien in
theatralische Zusammenhänge gebracht werden. Ihre
Arbeiten wurde im In- und
Ausland vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Europäischen Theaterpreis und dem
deutschen Theaterpreis „Der
Faust“.
Hedda Gabler – schon der Name ist Programm: Obwohl
Hedda verheiratet ist, nennt ihr Autor sie nicht mit dem
Namen ihres Ehemannes, sondern mit dem ihres Vaters.
Sie bleibt auch in der Ehe Vatertochter, sie wird keine
Ehefrau. Sie bleibt die Tochter eines Generals, die mit Pistolen spielt und auch schießt, sogar scharf schießt – erst
mal allerdings ohne zu zielen –, die sich ein Reitpferd
wünscht und die sich aus ihrer lasziven Schläfrigkeit wecken lässt durch Worte wie Wettstreit, Sport und
Abenteuer.
Aber Hedda liebt nicht nur das Spiel mit Pistolen, sie
liebt auch das Spiel mit scharfen Worten: Vor ihrer Ehe
hatte sie einen ganzen Hofstaat von Verehrern. Brack, der
Richter, der ihr ein unmoralisches Angebot macht, gehörte dazu, auf den sie sich aber „eigentlich nie Hoffnungen“ gemacht hat. Mit Eilert Løvborg, ihrem Favoriten,
saß sie abendelang auf dem Sofa, versteckt hinter einer Illustrierten tuschelnd, sich freuend an der prickelnden
Heimlichkeit, am Kick, ohne ihm nachzugeben, ohne
sich hinzugeben. Hedda wird nicht nur nicht Ehefrau, sie
weigert sich, überhaupt Frau zu werden. Heddas Rolle ist
die der unerreichbaren Schönheit, der angebeteten Geliebten – Hedda ist Brünnhilde, schlafend auf einem Felsen liegend, von einem Feuerring umgeben, die schönste
Frau der Welt, die nur vom stärksten Recken erweckt werden kann. Ihren Siegfried erträumt sie sich „mit Weinlaub im Haar“. Dass Løvborg dieser Siegfried gewesen
wäre, hat sie nicht bemerkt, sie hat sich täuschen lassen
durch seinen Lebenswandel und den Geniefunken übersehen – oder übersehen wollen.
Der Mann, den sie geheiratet hat, ist dagegen alles andere
als ein Siegfried. Wie Hedda Vatertochter ist, ist Tesman
Tantensohn – kann es etwas Unmännlicheres geben? Er
forscht in Archiven über das Kunsthandwerk des Mittelalters, und statt „mit Weinlaub bekränzt“ trägt er einen weichen Filzhut. Er ist Gunther, peinlicher Schwächling, 1
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der eine unangemessene Verbindung eingegangen ist – nur
ist Hedda, im Gegensatz zur betrogenen Brünnhilde,
selbst daran schuld. Dieser Mann wird Hedda weder zur
Ehefrau noch zur Königin machen, weder domestizieren
noch erheben. Mord und Totschlag muss folgen, oder,
beim bürgerlichen Ibsen, lächerlicher und verzweifelter
Selbstmord.
Nein, Hedda will keine Ehefrau sein, und sie will keine
Mutter sein, nicht nur weil der falsche Mann der Vater ihres Kindes ist – sie lehnt diese Dimension des Lebens
grundsätzlich ab. Hedda will jungfräuliche Königin sein.
In ihren Bauch kommt kein Baby und aus ihr raus schon
gar nicht. Deshalb sind ihr die Zeichen ihrer Schwangerschaft ein Graus, die Bemerkungen der Tanten eine Zumutung, die Andeutungen Bracks ein Albtraum. Aufgaben, Verantwortung, überhaupt: Leben, echtes, quakendes, zappelndes Leben, ist ebenso wenig für Hedda wie
Krankheit und Tod. Weder will sie ein Baby haben noch
will sie die kranke, sterbende Tante ihres Mannes besuchen. Nein, für so was ist Hedda nicht gemacht!
Umso größer ist die Kränkung, dass es eine andere Frau
geschafft hat, Mutter zu werden, ohne dick zu werden,
ohne unter Schmerzen ein schreiendes Bündel zu gebären, sondern – in Schönheit: Bereits in der Schule beneidete Hedda diese Thea, damals um ihre wilden Haare,
jetzt um ihren Einfluss auf Eilert Løvborg. Der einstige
Favorit Heddas, der sich zu weit vorgewagt hatte, sich an
seiner „unbefangenen Freundin vergehen wollte“, der die
Abgründe des Lebens, Frauen und Alkoholexzesse kennt,
dieser Eilert Løvborg hat mit Unterstützung Theas ein
außergewöhnliches Werk geschrieben. Es ist ihr gemeinsames Kind, so nennen die beiden das Werk in trauten
Stunden.
Thea aber hat nicht nur ein Kind, sie hat es auch geschafft, Einfluss zu haben. Løvborg, der bei ihr und ihrem Mann die Stiefkinder Theas unterrichtete, hat mit
ihrer Hilfe zu Standfestigkeit gefunden, seinen Lebenswandel geändert, ein erstes Buch geschrieben, das seinen
Ruf wiederherstellte, und eben dieses zweite, visionäre.
Thea ist Königin, sie hat Macht über einen Menschen, ein
Wunsch, der Hedda bisher versagt geblieben ist, ein Ziel,
das sie nun vehement verfolgen wird.
Kurz zögert sie noch bei der Richtung, die ihr Ziel nehmen
könnte: „Ob ich Tesman dazu bringen könnte, in die Politik zu gehen?“, fragt sie den Richter Brack, Hausfreund
des jungen Ehepaares, doch als dieser sie auslacht, ist ihr
Opfer ausgemacht. Die Macht, die sie einmal über Løvborg hatte, will sie wiedererlangen. Was diese bewirkt,
scheint erst einmal zweitrangig. Plan eins: Løvborg soll
wieder selbst die Macht über sein Leben erhalten, selbst
entscheiden, wann er trinkt und wie viel. Heddas Vision:
Er steht das Gelage bei Richter Brack durch, beeindruckt
alle mit seinem Werk und erscheint pünktlich um 22 Uhr,
um Thea abzuholen, „mit Weinlaub bekränzt“. Im Laufe
der Nacht wird klar, dass dieser Plan gescheitert ist. Løvborg erscheint überhaupt nicht, um seine Königin abzuholen. Eine vage Hoffnung hat Hedda noch: Als Tesman
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am nächsten Morgen vom Herrenabend berichtet, fragt
sie konkret nach dem Weinlaub. „Nicht, dass ich wüsste“,
ist Tesmans lakonische Antwort. Als er jedoch berichtet,
dass Løvborg in dieser Nacht das Manuskript – das Kind!
– verloren hat, ändert Hedda ihren Plan. Plan zwei beinhaltet nicht mehr die Erhebung Løvborgs, sondern dessen völlige Zerstörung. Vordergründig um ihren Gatten
gegen den Konkurrenten zu schützen, versteckt sie zunächst das Manuskript, das Tesman gefunden hat und
verbrennt es schließlich. Hedda, die sich als jungfräuliche Königin träumte, wird zur schwangeren Hexe. Statt
wie Thea positiven Einfluss auf jemanden auszuüben,
entschließt sie sich für die zerstörende Macht. Schon in
der Schule wollte sie Theas Haare absengen, jetzt verbrennt
sie deren Kind: „Jetzt verbrenne ich dein Kind, Thea! Du
mit deinen Locken! Dein und Eilert Løvborgs Kind. Jetzt
verbrenne ich – verbrenne ich das Kind.“
Kurz davor hat sie Løvborg, der verzweifelt ist über den
Verlust des Manuskripts, die Banalität dieses Missgeschicks – einfach verloren! –, und der keine Hoffnung hat
auf einen zweiten gesellschaftlichen Neuanfang, diesem
Løvborg, der allem ein Ende bereiten will, dem hat sie
eine der Pistolen ihres Vaters aufgedrängt und ihn gebeten, dass es „in Schönheit“ geschehe. „Weinlaub – daran
glaube ich nicht mehr. Aber an Schönheit, an die ja! Dieses eine Mal!“
Auch Løvborg wird sie enttäuschen. Nicht in Schönheit
geschieht es, sondern klein, hässlich und schmutzig: In
den Unterleib (!) schießt er sich, in einem Bordell, und es
ist nicht einmal sicher, ob er es selbst und mit Absicht getan hat. Sogar hier wird Hedda vom Geschlechtlichen
eingeholt. Das reine, geistige Kind schenkte Løvborg einer anderen, und auch den reinen Tod verwehrt er ihr.
Wenn Tesman sich am Ende des Stücks gemeinsam mit
Thea über die Reste von Løvborgs Notizen beugt, diese
Arbeit des Ordnens fremder Papiere als seine Berufung
erkennt und schon bald die Inspiration von Løvborgs Königin spürt, bleibt Hedda nur das Fleischliche, Leibliche,
Geschlechtliche: das unmoralische Angebot des Hausfreundes Brack und das leibliche Kind von Tesman. Doch
im Leben sieht die jungfräuliche Königin keine Schönheit. Ihr Schuss immerhin trifft in die Schläfe.
Seit dem Sommer 2009 begleitet der Illustrator Patrick Klose die
Inszenierungen des Staatsschauspiels mit seinen Zeichnungen.
Nichts nach dem Roman von Janne Teller Premiere im März 2012 im Kleinen Haus 2 Mit Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden
1Regie: Tilmann Köhler
Nichts bedeutet
irgendetwas.
Alles ist etwas
Die dänische Autorin Janne Teller hat mit „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ einen literarisch herausragenden Jugendroman verfasst, der in seiner Unmittelbarkeit vor allem die Erwachsenenwelt provoziert. Um sich nicht in der großen,
unaussprechlichen Leere zu verlieren, geht eine Schulklasse auf die Suche nach
dem Sinn des Lebens.
Aus Anlass der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen hat sich die Dramaturgin Julia Weinreich gefragt, wie weit Menschen aus Angst vor der großen Bedeutungslosigkeit zu gehen bereit sind.
Alles hat Bedeutung. Nicht nur angesichts der Katastrophe
in Japan fragen wir uns wieder: Welche Bedeutung hat
Leben, fremdes und mein eigenes? Hat diese Tragödie einen Sinn? Hat überhaupt irgendetwas einen Sinn? Wird
die Welt eine andere sein, wenn sich die Lage in Japan
entspannt hat? Entgegen den Prophezeiungen ist die
Welt seit den Terroranschlägen auf die Twin Towers des
World Trade Centers am 11. September 2001 in New York
keine andere geworden. Auch wenn es kaum von der
Hand zu weisen ist, dass sowohl der 11. September 2001
als auch der 11. März 2011 historische Zäsuren in unserem
Bewusstsein darstellen, hat sich unser Leben in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Anschläge nicht radikal geändert, wie allerorts gemutmaßt wurde. Trotzdem neigen wir jetzt – wenige Tage nach der Erdbeben-,
Tsunami- und nuklearen Katastrophe in Japan – wieder
dazu, pathetisch auszurufen: Nichts wird mehr so sein
wie vorher! Hat dieser Einschnitt wirklich Bedeutung in
unserem täglichen Leben?
Die Frage lässt sich zweifellos mit „Ja“ beantworten.
Schwieriger ist es, diese Bedeutung angemessen auszuwerten. Die größte Veränderung nach dem 11. September
2001 war nicht ein völliges Umdenken oder geändertes
Handeln. Die größte Veränderung war das Gefühl der
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Angst, das uns seitdem bestimmt (und unser Handeln
prägt). Nach der verheerenden Katastrophe in Japan wird
es – noch potenziert – wieder dieses Gefühl der Angst
sein, das uns unbedachte Schlüsse ziehen lässt. Das dahinter stehende Bedürfnis, die Ereignisse einordnen zu
wollen, bleibt unreflektiert und unerfüllt. Stattdessen
sind wir kulturell und moralisch so orientierungslos,
dass wir im Dunkeln tappen und nur noch roboterhaft
wie auf Autopilot reagieren. Automatisierte und übereilte
Blitzreaktionen sind die Folge: das plötzliche Abschalten
der Reaktoren (was schon längst hätte passieren müssen,
nur eben nicht aus akuter Angst, sondern weil ethische
Vernunft seit Beginn der Atomdebatte um ihre Unsicherheit weiß); der „große Lauschangriff“ als direkte Reaktion auf den 11. September 2001, weil ja irgendetwas ganz
schnell getan und verordnet werden musste. Es ist die
Angst vor der Angst, die uns nicht innehalten, sondern
nur noch vorschnelle Entscheidungen treffen lässt. Wir
fürchten die existenziellen Fragen nach Sinn und Unsinn
von Leben, die sich in der Angst melden, genauso wie die
Fragen nach der Bedeutsamkeit von Mensch und Natur.
Dabei übersehen wir, dass uns diese Fragen doch zu einem achtsamen Innehalten nötigen. Aus Furcht vor möglichen Antworten schieben wir fadenscheinige Argumente
wie Zeitmangel vor. Möglicherweise wollen wir uns aber
die Zeit für eine tiefere Selbstbefragung nicht nehmen,
weil wir ahnen, dass es unangenehm werden könnte.
Anstatt uns dem Ursprung dieses Gefühls der Angst und
den dahinter sich meldenden Bedürfnissen selbstreflexiv
zu nähern, messen wir lieber unserer Angst die größte
Bedeutung bei. Als wäre die Angst alles.
Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb Janne Tellers
Roman „Nichts“ nicht nur in Skandinavien so kontroverse
Reaktionen provoziert hat. Mit ihrer These, dass nichts
Bedeutung hat, wirft sie genau die Fragen auf, die wir aus
Angst oft nicht mehr auszusprechen wagen.
In ihrem Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ versucht eine siebte Klasse in einem bizarren Projekt ihren
Mitschüler Pierre Anthon davon zu überzeugen, dass seine
nihilistischen Parolen, wonach nichts im Leben Bedeutung hat, Blödsinn sind. Die Schüler häufen einen „Berg
aus Bedeutung“ an, für den jeder Einzelne schmerzliche
Opfer bringen muss. Ein muslimischer Junge muss seinen Gebetsteppich hergeben. Einem leidenschaftlichen
Gitarrenspieler wird der Zeigefinger abgehackt, ein Mädchen muss sich entjungfern lassen, um den „Berg der Bedeutung“ mit ihrer „Unschuld“ zu vergrößern. Ein perfides Spiel beginnt, bei dem jede Opfergabe die vorherige
übertrumpfen muss.
„Nichts“ lässt keinen kalt. Dem Nichts kann keiner entfliehen. Seine Sogwirkung liegt in der existenziellsten
aller Fragen: Was hat Sinn?
Das zu fragen scheinen wir uns kaum noch zu trauen,
bzw. wir fragen lediglich ungenau. In Tellers Roman wird
diese fundamentale Frage bezeichnenderweise von Jugendlichen gestellt. Vielleicht ist dies als eine Art Gedächtnisstütze gedacht, dass wir, die Erwachsenen, uns
diese Frage aller Fragen doch einst selbst gestellt haben.
Vielleicht ist es aber auch die Aufforderung an uns Erwachsene, die Frage umzuformulieren. Wir sollten statt
nach dem Sinn des Lebens eher danach fragen, welchen
Sinn wir dem Leben geben möchten.
Am Schluss von „Nichts“ nimmt Pierre Anthon ein schlimmes Ende, nur weil er mit einer Frage provoziert hat, die
uns allen bekannt ist. Die Angst, dass nichts Bedeutung
hat, treibt die Klasse zu den drastischsten Handlungen.
Bis das Projekt eskaliert und völlig aus den Rudern läuft.
So sehr, dass niemand auch nur den Versuch unternimmt,
das Unternehmen zu stoppen. Darüber mag man sich
empören. Doch könnte die Empörung vielmehr der abwehrende Ausdruck der Ahnung sein, dass der Provokateur Pierre Anthon in jedem von uns steckt. Dass die wiederkehrende und oft verunsichernd bohrende Frage nach
der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens die Angst vor der
Bedeutungslosigkeit ist.
„Nichts“ lädt ein, sich zu erinnern. Sich zu erinnern an
ein Damals, als man selbst noch (prä)pubertierendes Ungeheuer war und alle Gedanken der Eltern zum Sinn des
Lebens fürchterlich relativ, überholt und in jedem Falle
falsch fand. „Nichts“ kann aber auch als Aufruf verstanden werden, die alles entscheidenden Fragen wieder und
wieder und neu zu stellen und sich dem Zwang zu widersetzen, immer sofort und zugleich gültige Antworten finden zu müssen. Auch eine offene Frage ist eine Frage gegen das Nichts.
Das Paradoxon liegt vielleicht darin, dass Pierre Anthon
recht hat und das Leben vielleicht wirklich weder eine
höhere Bedeutung noch einen Sinn hat. Aber um wie viel
reicher, faszinierender und lohnender wird Leben, wenn
man es gerade deshalb lebt. Ein Leben – trotzdem. Ein Leben, dem ich dadurch, dass ich es lebe, Sinn gebe. Sinnsuche ist nicht abgeschlossen. Wird sie nie sein. Trauen
wir uns, sie in aller Radikalität immer wieder aufs Neue
zu stellen und zu überprüfen! Schließlich ist nicht
Nichts. Sondern alles ist etwas.
Janne Teller wurde 1964 in
Kopenhagen geboren. Sie
stammt aus einer österreichisch-deutschen Familie und
lebt und arbeitet in Kopenhagen, New York und Paris. Seit
ihrem Debütroman „Odins
Insel“ 1999 über politischen und
religiösen Fanatismus hat sie
zahlreiche Bücher geschrieben, die in mehr als 13 Sprachen übersetzt wurden. Neben
Romanen verfasst sie auch
Essays und Kurzgeschichten.
Besonders in Dänemark lösen
ihre kontrovers-philosophischen Texte regelmäßig aufgeheizte Debatten aus. „Nichts“,
Tellers existenzieller Jugendroman, wurde mit dem Jugendbuchpreis des dänischen
Kulturministeriums sowie mit
dem Prix Libbylit 2008 für die
französische Ausgabe ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr
Roman „Krieg. Stell dir vor, er
wäre hier“.
75
Race von David Mamet Deutschsprachige Erstaufführung im März 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Burkhard C. Kosminski
Picco von Groote und Sebastian Wendelin bei einem Fototermin für
„Minna von Barnhelm“ in den Magazinräumen des Militärhistorischen
Museums Dresden.
Gefangen zwischen Vorurteilen und Political Correctness
von Wolfgang Donsbach
Benjamin Höppner ist privat ein sehr
friedlicher und umgänglicher Mensch …
Es gibt unzählige Arten von Kunstblut, die die unterschiedlichsten Funktionen erfüllen:
Zum Beispiel unterscheidet man sogenanntes A-, B- und C-Blut. Das eine lässt sich
sehr gut aus Kostümen waschen, das zweite darf der Schauspieler auch in die Augen
bekommen und das dritte kann man sogar gefahrlos schlucken – auch wenn das nicht
so angenehm ist. Außerdem gibt es noch diverse Spezialsorten, wie zum Beispiel das
„Krustenblut“, das aus der Tube kommt, und direkt nach dem Auftragen aussieht, wie
eine bereits ältere Verletzung.
76
Mein Problem mit diesem kleinen Beitrag zum Spielplan
geht schon damit los, dass man in Deutschland den Begriff „Rasse“ nur bei Hunden in den Mund nehmen darf.
Der deutsche Übersetzer von David Mamets Stück „Race“
bietet vorsichtshalber schon mal „Farbenlehre“ als Alternativtitel an. Diese deutsche Political Correctness in der
Sprachverwendung hat ihre Wurzeln in einer noch
schlimmeren, aber im Kern ähnlichen Vergangenheit wie
in den usa. Die Amerikaner haben die Schwarzen in der
Regel nicht umgebracht – so wie wir das mit den Juden
getan haben –, aber die Mitte der amerikanischen Gesellschaft hat sie bis tief in das 20. Jahrhundert als Menschen
zweiter Klasse angesehen, gut zur Ausbeutung bei der
Arbeit und gelegentlich gut für Sex, womit wir schon bei
David Mamets Stück wären.
Nun haben sich die Zeiten gottlob geändert, aber der
lange Schatten der Vergangenheit schafft neue Konflikte,
die auf den alten aufbauen. Bei Mamet ist es übrigens
nicht nur der zwischen den Rassen, sondern auch der
zwischen den Geschlechtern und den sozialen Schichten.
Das sattelt der Sache und der Handlung noch einmal weitere Dimensionen drauf und zwingt die Akteure – wie
auch die Zuschauer – dazu, mehrfach um die Ecke zu
denken.
Als Wissenschaftler kommt man natürlich auch immer
dann ins Spiel, wenn es um Erkenntnistheorie – in diesem Falle gepaart mit Rechtsphilosophie – geht. Und davon hat „Race“ neben dem Rassenthema reichlich zu bieten. Das Stück baut im Kern auf der Überzeugung auf,
dass es keine Wahrheit gibt, zumindest dass sie in der
Auseinandersetzung zwischen Menschen, schon gar nicht
im juristischen Bereich eine Rolle spielt. Die Parteien im
Leben und vor Gericht kämpfen immer nur um ihre jeweiligen „Fiktionen“, die sie der anderen Seite und vor allem den Geschworenen (wahlweise der öffentlichen Meinung) aufdrängen wollen. Wahrheit ist keine wirklich relevante Kategorie, wenn es darum geht, einen rechtlichen
oder politischen Sieg zu landen.
In „Race“ erhält der Mandant auf die Frage nach der Redlichkeit seiner Anwälte die von diesen im Duett gesprochene niederschmetternde Antwort:
Jack: Ich will nicht, dass Sie sich auf unsere Redlichkeit
verlassen.
Mandant: Worauf dann?
Henry: Auf unser Verlangen nach Reichtum und Ruhm.
Das wird nur noch von den korrupten Anwälten in Mel
Brooks’ Film „Life stinks“ übertroffen, die ihren Arbeitgeber Bolt an dessen Erzfeind verraten. „Where’s your
sense of loyalty, honesty, decency?“, fragt der und bekommt die unschuldige Antwort: „Mr. Bolt, we’re lawyers.“
Vielleicht bekommen die Anwälte in amerikanischen
Theaterstücken und Filmen gerade deshalb so viel ausgeteilt, weil es dort noch mehr von ihnen gibt als hier.
„Race“ ist ein Stück über Rassendiskriminierung, aber
noch mehr über die Probleme ihrer Aufarbeitung.
Charles (weißer Mann, wohlhabend, prominent, „in seinen 40ern“) ist angeklagt, eine schwarze Frau vergewal-
tigt zu haben. Er begibt sich zu den Anwälten Henry
(schwarz) und Jack (weiß), damit sie ihn vor Gericht vertreten. Die beiden Anwälte diskutieren, ob sie den Fall
übernehmen sollen, da nicht sicher ist, ob sie ihn gewinnen können. Während sie noch überlegen, hat Susan, die
junge (schwarze) Angestellte der Kanzlei, scheinbar unabsichtlich die Staatsanwaltschaft angerufen und Henry
und Jack als offizielle Anwälte eintragen lassen, sodass
sie den Fall nun übernehmen müssen. Charles bestreitet
die Tat. Bezeichnet sich als Opfer einer falschen Anschuldigung. Jack und Henry überlegen, wie sie Zeugenaussagen infrage stellen können. Susan hält Charles für schuldig. Zwischen ihr und ihren Chefs kommt es zum Konflikt. Die beiden Anwälte unterstellen ihr, Zeugenaussagen zuungunsten des Mandanten bestellt zu haben – aus
rassistischen Gründen.
Susans Abschlussarbeit in Jura, im Laufe des Streits von
Henry als Indikator für ihre Motive zitiert, ist mit „Das
strukturelle Fortleben des Rassismus bei angeblich vorurteilsfreien Transaktionen“ übertitelt. Dieser Titel ist
der eine Schlüssel zum ganzen Stück „Race“. Die Menschen können nicht vernünftig miteinander umgehen,
weil die Vorurteile immer noch bei ihnen sind – trotz Antidiskriminierungsgesetzen, Political Correctness und
Sozialisation in eine neue, aufgeklärtere Welt.
Beim Lesen erinnerte ich mich an eine Situation 1989 an
der Columbia University in New York. Ich war als Gastwissenschaftler gerade neu angekommen, und in der
Kaffeeküche des Instituts machte ich einen bei uns damals (und heute) akzeptierten Witz über Eigenarten von
Männern und Frauen, bei dem, zugegeben, die Frauen etwas schlechter wegkamen. Nichts wirklich Schlimmes
oder Schlüpfriges. Eisiges, aber, weil es sich um Amerikaner handelte, immer noch höfliches Schweigen um mich
herum. Es war eine der peinlichsten und lehrreichsten
Situationen, die ich in meinem Leben erfahren habe. Die
Amerikaner waren damals auf dem Weg dorthin, wie
man ohne Verletzungen mit Vorurteilen umgeht, schon
ein erhebliches Stück weiter als wir. Solche Witze waren
nicht mehr „pc“. Das ist ja schon einmal eine Errungenschaft. Und ich habe den Eindruck, dass sie uns zumindest bei der förmlichen Gleichstellung der Geschlechter
und der ethnischen Gruppen noch immer ein gutes Stück
voraus sind, vor allem dem östlichen Teil Deutschlands.
Das heißt aber nicht, dass dort auch die Vorurteile nicht
mehr vorhanden sind! Dieser Prozess dauert erheblich
länger als die politisch (zu Recht) gewollte Überwindung
des Rassismus oder anderer gruppenbezogener Stereotype.
Der schwarze und der weiße Anwalt spinnen untereinander und in der Interaktion mit Mandant, Assistentin und
(vorgestelltem) Gericht ein kaum noch beherrschbares
Gebilde aus Gedanken, die möglicherweise jemand haben
könnte, weil jemand anderer schwarz oder weiß, Mann
oder Frau, arm oder reich ist. Die Antizipation von entweder
Vorurteilen oder übereifriger Political Correctness macht
sie fast handlungsunfähig. Wie könnten schwarze und weiße Geschworene reagieren, wenn ein schwarzer Anwalt 1
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Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Premiere im Mai / Juni 2012 im Kleinen Haus 2 1Regie: Burghart Klaußner
Es gibt in einem „Fall“
keine Fakten. Es
gibt zwei Fiktionen.
Prof. Dr. Wolfgang Donsbach
ist Kommunikationswissenschaftler, Gründungsmitglied
und Direktor des Instituts für
Kommunikationswissenschaft
der Technischen Universität
Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte sind öffentliche
Meinung, Journalismus, politische Kommunikation und
Rezeptionsforschung.
einen reichen Weißen verteidigt, der angeblich eine arme
Schwarze vergewaltigt hat? In diesem symbolischen Interaktionismus muss man sich ja verfangen.
Der Fall ist für die Anwälte eigentlich eine Lose-loseSituation: Verlieren sie, haben sie ihr Ansehen als erfolgreiche Anwälte verloren, gewinnen sie, haben sie einen
reichen Weißen gegenüber einer armen Schwarzen rausgehauen und sind in der öffentlichen Meinung unten durch.
Den Angeklagten für unschuldig erklären zu lassen wäre
für den weißen Anwalt Rassismus, für den schwarzen
Verrat an seiner Gruppe. Aus der Frustration des scheiternden Mandats brechen dann beim weißen Anwalt Jack
die Vorurteile gegenüber einer anderen Menschengruppe
heraus: Das Zimmermädchen, das eine für die Verteidigungsstrategie unpassende Zeugenaussage liefert, ist
dann für ihn die „analphabetische illegale Hotelputze“.
Zeilen später fängt sich Jack wieder und lässt – man kann
78
sich die Süffisanz in der Aussprache gut vorstellen – die
politisch korrekte Bezeichnung walten („Migrantin“).
Aber auch die Überdrehung der Political Correctness ist
Mamets Thema. Selbst der schwarze Anwalt Henry findet,
dass sich „das durch Antidiskriminierungsgesetze privilegierte Ich“ der (ebenfalls schwarzen) Assistentin „auf
einem scheiß Freifahrtschein“ befindet. Weiße könnten gar
keine Gespräche über Hautfarbe beginnen, ohne gleich
als Rassisten zu gelten. Im Kern gut gemeinte Kampagnen zu Aufklärung und Toleranz können genau in ihr Gegenteil umschlagen und zu Irrationalität und Intoleranz
führen. Die eine Hexenjagd wird durch die andere nur ersetzt. Erinnern wir uns da nicht an den Hype um Thilo
Sarrazin? Man mag von ihm halten, was man will, aber
am erdrückendsten war die öffentliche Diskussion über sein Buch. Vielleicht ein Thema für eine deutsche
„Farbenlehre“.
David Mamet wurde 1947 in
Chicago geboren. Nach einer
Schauspielausbildung in New
York gründete er die Performancegruppe „St. Nicholas
Company“. In den 1970erJahren begann er Bühnenstücke zu schreiben, die viel
Beachtung erhielten. Aus
Hollywood erhielt Mamet
Drehbuchaufträge, sein Drehbuch zu „The Verdict – Die
Wahrheit und nichts als die
Wahrheit“ wurde für den Oscar
nominiert. Für sein Drama
„Glengarry Glen Ross“ wurde
ihm 1984 der Pulitzer-Preis
verliehen. Mamets Popularität
ist bis heute ungebrochen.
Seine Dramen zeichnen sich
durch einen rasanten, ungewöhnlichen Sprachstil aus, der
sogar einen eigenen Namen
generiert hat: „Mamet-speak“.
Neben Theaterstücken und
Drehbüchern schreibt David
Mamet auch Romane, Essays
und Artikel.
Einige Thesen über Roland Schimmelpfennig
von Oliver Reese
eins Roland Schimmelpfennig ist ein glänzender Handwerker.
Er kann einfach eine Menge. Er kann Hits schreiben, also
Stücke, die mehrfach und in vielen Ländern nachgespielt
werden (wie „Push Up“ oder „Die arabische Nacht“), er
kann Stücke fürs große Haus schreiben (wie „Auf der
Greifswalder Straße“) – , wer kann das schon in Deutschland –, er kann Stücke für vielköpfige Ensembles schreiben (wie „Vorher/Nachher“ mit seinen 40 Figuren), und
vor allem: Er kann Dialoge schreiben, nicht bloß Textflächen, vom Regisseur möglichst originell aufzuteilend.
Neulich am Telefon. Roland skizziert zwei Stücke. Welches soll ich für euch schreiben? Und wann soll es fertig
sein?
Inzwischen weiß ich: Genau das Handwerkliche an seiner Fragestellung ist die Qualität. Was für einen Tisch
soll ich für dich bauen, das würde auch der Schreiner fragen. Wir würden uns darüber nicht wundern.
zwei Roland Schimmelpfennig ist ein Meister der Regieanweisung.
„Hans, etwa 50 oder etwas darüber, Inhaber eines Tabakund Zeitschriftenhandels, steht vor dem Regal mit den
Zigaretten. Schon seit dem frühen Morgen hat er ein komisches Gefühl im Mund. Oder im Kopf. Es fühlt sich so
an, als ob etwas aus seinem Kopf herauswolle. Als ob etwas aus seinem Kopf herausbrechen wolle. Aber was? Es
ist wie ein Ohrwurm. Oder wie Brechreiz. Sein Mund
klappt auf, als ob er etwas sagen wolle. Der Mann will aber
nichts sagen, wem auch, ist doch keiner da, er schließt
den Mund wieder, der aber sofort wieder aufspringt. Aus
seinem Hals dringt ein kehliger Laut, den er aber unterdrücken kann. Sein Puls rast, Schweiß, Atemnot. In seinem Kopf Wörter einer Sprache, die der Mann nicht versteht, die er noch nie gehört hat. Die Töne, die aus ihm
herauskommen, erinnern an ein kehliges Röcheln, das
dann in ein heiseres Räuspern übergeht. Manche der
Klänge ergeben Wörter, aber der Mann versteht sie nicht,
sie kommen aus einer Sprache, die er nicht beherrscht:
Spanisch.
Aus den Tönen, aus den kehligen Lauten werden jetzt tatsächlich Wörter, die Wörter ergeben Sätze, Reime, eine
Melodie, Musik – der Mann in dem Tabakladen singt laut
ein Lied, das er nicht kennt und das er nicht versteht.
Fast droht sein Herz auszusetzen. Aber er kann nicht
aufhören.“
Möglichkeiten – und die Szene bekommt jeweils einen
ganz anderen Reiz. Die Freiheit, der Spaß, alle diese Entscheidungen dem Theater zu überlassen ist auch die Freiheit und Großmütigkeit des Autors Roland Schimmelpfennig.
drei Roland Schimmelpfennig kann nicht nur schreiben. Er hat auch eine Sprache.
Seine Texte erkennt man mühelos an ihrer Genauigkeit.
An der Kunst des Weglassens. Seine Texte sind schnörkellos. Im Theater ist weniger fast immer mehr. Roland
Schimmelpfennig weiß auch das.
vier Roland Schimmelpfennig ist ein Unbekannter.
Vielleicht ist das ganz normal bei Dramatikern. Die Dramen – Mord, Ehebruch, Trennung und Zusammenkunft,
Zeitgeschichte, die Familiengeschichte wird oder umgekehrt –, all das spielt sich ja in den Texten und später auf
der Bühne ab, das muss reichen. Roland Schimmelpfennig redet nicht so viel, er kann schweigen, auch mit anderen. Vielleicht hört und erlebt er deswegen so einiges, das
sich dann „verwenden“ lässt?
fünf Roland Schimmelpfennig liebt Schauspieler.
Schauspieler spielen gern in Schimmelpfennigs Stücken,
denn es gibt keine schlechten Rollen darin. Roland lässt
niemanden nur zum Tablettreintragen auftreten. Wenn
doch, baut er fünf reizvolle Kurzauftritte so, dass sie später für einen Spieler als attraktives Päckchen geschnürt
werden können. Er hat eine ziemlich genaue Vorstellung
davon, wie man – neben dem Dialog – eben auch eine Figur entwickelt.
sechs Roland Schimmelpfennig ist ein Augenblickskünstler.
Die Kunst des Dramatikers entsteht beziehungsweise
verschwindet wieder, wenn das Licht auf der Bühne anoder ausgeht.
Schimmelpfennig schreibt: „Das Theater lebt, es atmet.
Und weil es lebt, atmet, ist es natürlich vergänglich. Das
wirklich Schreckliche, schrecklich Schöne, auch das
Großartige, Einmalige, Unvergleichliche am Theater ist
die dem Theater innewohnende Vergänglichkeit.“
Oliver Reese, Intendant des
Schauspiels Frankfurt, war als
Chefdramaturg des Deutschen
Theaters Berlin oft an Inszenierungen von Stücken des Autors Roland Schimmelpfennig
beteiligt. Beim hier abgedruckten Text handelt es sich um
Auszüge aus der Laudatio, die
er anlässlich der Verleihung
des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises an Roland Schimmelpfennig Ende April 2010
hielt.
Roland Schimmelpfennig,
Jahrgang 1967, ist der meistgespielte Gegenwartsdramatiker
Deutschlands. Er hat als Journalist in Istanbul gearbeitet
und war nach dem Regiestudium an der Otto-FalckenbergSchule an den Münchner
Kammerspielen engagiert. Seit
1996 arbeitet Roland Schimmelpfennig als freier Autor.
Weltweit werden seine Theaterstücke in über 40 Ländern
mit großem Erfolg gespielt.
Man kann das, wenn man es denn kann, spielen. Man
kann es aber auch lieber die Figur bloß sagen lassen. Oder
jemand anderer sagt es. Das Theater hat hier alle seine
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Blütenträume von Lutz Hübner Premiere im Juni 2012 im Kleinen Haus 1 1Regie: Thomas Birkmeir
Das Schauspielstudio Dresden
Der Lutz-Hübner-Effekt
Die Dramaturgin Beret Evensen über den Autor Lutz Hübner
Mitspielen
Die Arbeit mit Stücken von Lutz Hübner ist eine besondere. Er hat die Gabe, einem gesellschaftlichen Seismographen gleich, immer wieder jene Themen zu erspüren,
die gerade in der Luft liegen, die jeden Zuschauer auf eine
Weise betreffen. Seine Geschichten bieten denen, die sie
auf der Bühne erzählen, die Chance, ihr Publikum unmittelbar zu erreichen. Lutz Hübner schöpft aus dem Alltäglichen, sein Repertoire ist vielfältig: In „Frau Müller
muss weg“ thematisiert er das Ringen der Eltern um die
optimale Startposition ihres Nachwuchses auf dem Weg
in die Leistungsgesellschaft, in „Blütenträume“ die Einsamkeit der sogenannten Best Ager und ihre Suche nach
einem alternativen Lebensmodell jenseits der Familie.
„Dream Team“ handelt von der Perspektivlosigkeit junger Kleinkrimineller, die sie den Weg zurück ins bürgerliche Leben verpassen lässt, während „Ehrensache“ die
Sprengkraft aufeinanderprallender kultureller Wertesysteme schildert. Hübners jüngstes Stück „Die Firma
dankt“ ist eine Farce um die Gepflogenheiten der modernen Unternehmenskultur und ihrer jungen Repräsentanten, die einen erfahrenen Ritter der Old Economy in
den Irrsinn treiben.
Alle Stücke entstehen in enger Zusammenarbeit mit seiner Co-Autorin Sarah Nemitz. Das Ergebnis sind perfekt
komponierte Plots, die den Zuschauer über weite Strecken amüsieren, ohne die Nöte der Figuren dem Lachen
preiszugeben. „In einem guten Stück müssen alle Figuren Recht haben“, sagt Hübner, „nicht die ganze Zeit,
aber irgendwann jeder einmal, am besten alle die ganze
Zeit, dann ist es ein Stück, welches nachhallt. Der Dramatiker muss Verständnis für das übelste Gelichter aufbringen, die borniertesten Dünkel beklatschen können
und den simplen Naturen ihr simples Weltbild belassen.
Nichts schlimmer als Autoren, die in jeder Zeile heraushängen lassen, dass sie eigentlich viel klüger als ihre Figuren sind.“
Die Geschichten des Lutz Hübner orientieren sich am Leben selbst und an seinen alltäglichen Untiefen. Und weil
jeder Zuschauer ein Experte des Lebens ist, erreichen sie
so viele Menschen. Ein besonderes Phänomen ist dabei
noch zu beobachten: In Hübners Komödien, Familientragödien und Milieustudien überschreitet das Publikum
immer wieder eine Grenze. Das Spiel auf der Bühne
wird nicht mehr als eine Kunstform wahrgenommen,
die Leistung der Schauspieler nicht nach den üblichen
Maßstäben von Virtuosität, spielerischem Einfallsreichtum und sprachlichem Ausdruck beurteilt. Es
passiert etwas, dass meistens den ersten Theatererlebnissen in der Kindheit vorbehalten bleibt: Darsteller
und Figur verschmelzen miteinander und werden eine
Einheit, die Charaktereigenschaften des hübnerschen
Personals werden automatisch den Schauspielerinnen
und Schauspielern zugeordnet, der Zuschauer fühlt
eine Vorstellung lang mit den Figuren und nimmt sie
dann mit sich ins echte Leben.
Diese Reaktion, die man den „Lutz-Hübner-Effekt” nennen könnte, zeigt sich auch an einem Abend im Dresdner Theaterfoyer. Die Darstellerin der Frau Müller sieht
sich plötzlich mit ernsthaft vorgebrachten Fragen zur
pädagogischen Praxis konfrontiert. Ihre Kollegin (eine
gebürtige Dresdnerin), die die heimwehkranke Kölnerin Marina Jeskow spielt, wird euphorisch mit dem Satz
„Es geht mir genau wie Ihnen! Es gelingt mir einfach
nicht, hier im Osten anzukommen“ begrüßt, während
eine andere leise Kritik für ihre opportunistische Haltung im Klassenzimmer einstecken muss. Den LutzHübner-Effekt Abend für Abend bei den Vorstellungen
mitzuerleben, macht Theatermenschen auf und hinter
der Bühne glücklich. Er schenkt den Zuschauern ein
intensives Theatererlebnis, amüsiert sie, fordert die eigene Positionierung ein und sorgt dafür, dass sie bald
wieder ins Theater kommen. Der Theaterkritiker Peter
Michalzik bringt es auf den Punkt: Lutz Hübner spielt
„eine Hauptrolle auf deutschen Bühnen. Er vergibt
keine Zensuren und er liefert auch keine Klischees. Er
spitzt sehr geschickt zu, wo tatsächlich der Konflikt,
die Angst und der Hass lauern. Er zeichnet nicht nur
sehr genau, er überzeichnet auch, zieht die Schraube
eine Drehung weiter, er steigert den Konflikt ins Groteske, bis dahin wo der Irrsinn der Wirklichkeit sichtbar wird. Hübner ist der bisher trotz allem Erfolg zu
wenig geschätzte Vorreiter einer neuen, konkreten, gesellschaftsbezogenen Dramatik.“
Lutz Hübner wurde 1964 in
Heilbronn geboren. Er ist einer
der meistgespielten deutschen
Gegenwartsdramatiker. Bevor er 1994 begann, Stücke zu
schreiben, arbeitete er als
Schauspieler. Inzwischen sind
über 30 Dramen von ihm erschienen und auf zahlreichen
Bühnen im In- und Ausland
zur Aufführung gekommen.
Das Porträt des Autors von
Beret Evensen ist die gekürzte
Version eines Vorwortes zu
einem Sammelband seiner
neueren Stücke, der im Mai
2011 im Verlag Theater der Zeit
erscheint.
Jeder Mensch hat
Eigenschaften, Heinz.
80
Seit 1967 wird für Schauspielschüler der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig in Partnerschaft mit dem Staatsschauspiel
Dresden eine besondere Ausbildungsform praktiziert: Nach einem zweijährigen
Grundstudium an der Hochschule in Leipzig werden die Schauspielstudenten
im dritten und vierten Studienjahr in einem sogenannten Studio in Dresden
weiter ausgebildet. Die Studenten wirken an Produktionen des Staatsschauspiels
mit, erhalten Unterricht von am Ort tätigen Künstlern und erarbeiten eine eigene Studioinszenierung. Diese praxisbezogene Ausbildung ist einzigartig im
deutschsprachigen Raum.
Die Studienleiter des scheidenden Jahrgangs Jens Groß und Tilmann Köhler
sprachen mit Ines Marie Westernströer und Christian Clauß, die beide Absolventen
und neue Ensemblemitglieder sind, über Erwartungen, Erfahrungen und Perspektiven der gerade beendeten Schauspielausbildung.
Jens Groß: Ihr wurdet zwei Jahre an der Hochschule
Leipzig ausgebildet und dann für zwei weitere Lehrjahre
an ein professionelles Theater in einer anderen Stadt angegliedert. Was habt ihr von dieser Praxis erwartet? Wie
hat sich diese Zweiteilung angefühlt?
Christian Clauß: Die ersten beiden Jahre an der Schule
waren so vollgepackt, dass ich gar nicht dazu kam, darüber nachzudenken. Und dann waren wir plötzlich im
vierten Semester und sollten bald Bescheid kriegen, in
welche Stadt, an welches Studio wir kommen. – Da habe
ich erst angefangen zu überlegen, was da losgeht.
Groß: Und was ist dann „losgegangen“?
Ines Marie Westernströer: Viel, viel spielen.
Groß: Wie ist das, wenn man plötzlich mit den „großen
Namen“, den fertigen Schauspielern gemeinsam auf einer Bühne steht?
Clauß: Totale Aufregung. Und man kann es gar nicht
recht glauben, dass man da mitspielen darf.
Westernströer: Man spielt mit Profis! Plötzlich ist man
Teil eines Ensembles, eines großen Ganzen, und ich
fühlte mich überraschenderweise total gut aufgehoben.
Groß: Oberstes Prinzip dieser Ausbildung ist es ja, dass
ihr weiteren Rollenunterricht von Kollegen aus dem Ensemble erhaltet. Ihr steht sozusagen mit den Kollegen auf
der Bühne, die dann auch eure Lehrer sind.
Westernströer: Ja, das ist merkwürdig. Zum Beispiel
spielte ich mit einem Kollegen im „Kirschgarten“ zusammen. Da war er mein Geliebter – oder der Mann, in den
meine Figur sich verliebt hat. Nach der Vormittagsprobe
arbeiteten wir nachmittags auf einer anderen Probebühne an der „Iphigenie“, und da war der Geliebte vom
Vormittag plötzlich der Lehrer. Eigenartig, diese schnellen Rollenwechsel. Aber dadurch hatte man natürlich in
jeder Produktion gleich ein, zwei Vertraute, die man,
wenn man mal Probleme hatte, fragen konnte: „Sag mal,
wie würdest du das denn machen?“ Das war schon sehr
gut so.
Groß: Wo lernt man mehr – beim Rollenunterricht mit
den Kollegen oder bei den Produktionen auf der Bühne?
Westernströer: Man lernt andere Sachen. Wofür in der
Schule oder beim Rollenunterricht vielleicht Tage, möglicherweise auch Wochen Zeit zum Ausprobieren ist,
muss es in Produktionen einfach schneller gehen.
Clauß: Aber das ergänzt sich.
Groß: Und euch beiden ist das so gut gelungen, dass ihr
in Dresden am Staatsschauspiel …
Clauß: … bleiben dürft. Juhu!
Groß: War von vornherein klar, dass ihr gerne hierbleiben wolltet?
Westernströer: Ich wollte unbedingt hierbleiben.
Clauß: Ich hatte ziemlich viel Angst vor den neuen Studenten, die jetzt meinen Platz einnehmen. Zwischenzeitlich war ich sogar mal sicher‚ dass ich Nein sagen würde.
Aber ich bleibe natürlich gerne hier. Andere wären auch
gerne hiergeblieben.
Groß: Fast alle Studenten haben inzwischen ein Folgeengagement. Die Ausbildung scheint also erfolgreich gewesen zu sein …
Westernströer: Eine Frage an euch: War das absehbar?
Wie ging es denn euch als Studioleiter mit uns?
Tilmann Köhler: Ich fand unsere ersten Gespräche äußerst spannend, die wurden für mich zum Spiegel, in was
für eine Theaterwelt oder in was für einen Beruf man
geht oder eben schon gegangen ist. Da tauchen plötzlich
all die Fragen auf, die man sich selber immer wieder stellen könnte und sollte. In einem Lehrer-Schüler-Schema
habe ich nie gedacht. Ich empfinde das eher als Austausch über verschiedene Perspektiven und Erfahrungen.
Man steht an unterschiedlichen Punkten mit denselben
Fragestellungen und Hoffnungen ans Theater. Wir haben
gemeinsam und voneinander gelernt.
Groß: Habt ihr das Gefühl, dass ihr zu früh, zu schnell in
eine zu große Verantwortung gesteckt wurdet?
Westernströer: Ich nicht. 1
81
Christine-Marie Günther
wurde 1988 in Dresden geboren.
Vor ihrem Schauspielstudium
an der Hochschule für Musik
und Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ in Leipzig machte
sie Regiehospitanzen u. a. am
Schauspiel Leipzig und am
Staatsschauspiel Dresden. Außerdem war sie 2009 Mitglied
des Bürgerchors in Volker
Löschs Inszenierung „Die Wunde Dresden“.
Clauß: Es war schon ein Prozess. Nicht nur schauspielerisch, sondern überhaupt. Das geht damit los, dass man
Urlaubsscheine im Künstlerischen Betriebsbüro einzureichen hat, wenn man übers Wochenende nach Hause
will. „Wieso?“, denkt man, „ich fahr doch nur übers Wochenende nach Hause, was soll denn daran jetzt so
schlimm sein?“ Warum es wichtig ist, immer erreichbar
zu sein, um notfalls einspringen zu können, das hab ich
erst lernen müssen. Auch was es heißt, sich zwischen den
Proben und Vorstellungen zu organisieren, wie man sich
vorbereiten muss … All das kriegt man erst mit, wenn man
längere Zeit am Theater ist. Ein großer Pluspunkt für ein
späteres Engagement, im Vergleich zu den Studenten, die
vier Jahre nur an einer Schule waren.
Köhler: Ist es das, was euch verändert hat?
Westernströer: Ein Vorteil ist auch, dass man sich ganz
anders mit so einem Haus auseinandersetzen muss. Es
gibt so viele Produktionen, die extrem unterschiedlich
sind. Man schaut sich natürlich alles an und muss sich
den Kollegen gegenüber eben auch positionieren. Völlig
selbstverständlich entwickelt man dabei einen eigenen
Theatergeschmack.
Groß: Wenn du von den Kollegen redest, redest du da von
der Gruppe der Studenten oder von den anderen Schauspielern?
Westernströer: Von beiden.
Clauß: Im Gegensatz zur Schule bekommt man nicht
mehr einen Plan, dreimal, fünfmal die Woche Sport und
dann Sprecherziehung und dann Musik. Man muss mehr
Eigeninitiative entwickeln, man bekommt nicht mehr so
viel vorgesetzt und ist dennoch Sklave der Notwendigkeiten.
Köhler: Gab es denn Schlüsselmomente in der Ausbildung?
Westernströer: Die Studioinszenierung, also deine Inszenierung der „Italienischen Nacht“, war so ein Schlüsselmoment für uns als Gruppe. Da haben wir ein Gefühl
dafür bekommen, was es heißt, verantwortlich zu sein
und gemeinsam mit einem Stoff umzugehen.
Clauß: Was können wir damit heute noch erzählen?
Westernströer: Wie einigt man sich darauf?
Clauß: Wie kommt dennoch jeder Einzelne darin vor?
Westernströer: Wann lebt dieser Abend, und wie können wir mit unseren Erfahrungen oder dem, was wir wissen wollen, ein Publikum erreichen? Etwa eine Woche
vor der Premiere gab es einen Moment, wo wir alle sehr
verunsichert waren. Ich jedenfalls dachte: Oh, Gott, sagt
Tilmann jetzt, wie es sein muss, oder müssen wir? Du
hast es nicht getan, und wir mussten uns selber zusammenraufen, und ab da ging’s besser und besser. Es war
ganz wichtig, dass du da nicht zu früh alles festgeklopft
hast, sondern uns das Gefühl gegeben hast, dass es auch
unsere Sache ist.
Köhler: Ich bin überzeugt davon, dass jeder einen eigenen Impuls hat, eine bestimmte Art von Lebendigkeit,
eine persönliche Haltung, ein Potenzial, für das man
Raum schaffen muss, und dass man nicht von vornherein
durch allzu viele fertiggefügte Dinge verhindern sollte.
82
Groß: Die Vorteile dieser Art von Ausbildung für die Studenten scheinen auf der Hand zu liegen. Was für Vorteile
hat aber das Staatsschauspiel Dresden davon?
Köhler: Man hat zehn junge, äußerst engagierte Leute
für das Ensemble gewonnen. So gibt es darin eine junge
Stimme, eine jugendliche Kraft, die eine eigene Meinung
hat und Spuren hinterlässt. Ein kreatives Potenzial in einer Größenordnung, die in einem anderen Theater gar
nicht denkbar wäre. Nirgendwo können so viele junge
Menschen engagiert werden. Und dann ist es natürlich
etwas Besonderes, dass ein anderes Miteinander im Ensemble möglich ist. Die Studenten sprechen ältere Kollegen an, mit denen sie gerne ein Szenenstudium machen
möchten, von denen sie lernen können und wollen. So
kommt man auf eine andere Art miteinander ins Gespräch und spricht vielleicht auch über Dinge, über die
man sonst nicht sprechen würde. Und das ist so oder so
ein großer Gewinn.
Die neuen Studentinnen und Studenten am Schauspielstudio Dresden
Andreas Hammer wurde 1989
in Bad Bergzabern geboren.
Nach dem Abitur absolvierte
er seinen Zivildienst in einem
Heim für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung, bevor er 2009 sein
Schauspielstudium aufnahm.
Robert Höller wurde 1988 in
Berlin geboren und legte sein
Abitur 2007 ab. Seit 2005 spielt
er in zahlreichen Fernseh- und
Kinoproduktionen mit, u. a.
„Großstadtrevier“ und „Tatort“. 2009 begann er das Schauspielstudium in Leipzig.
Robert Höller
Christine-Marie Günther
Lea Ruckpaul
Julia Keiling wurde 1987 in
Berlin geboren. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbidung
zur Marketingkommunikationswirtin. Seit 2009 studiert
sie Schauspiel in Leipzig. Erste
Theatererfahrungen sammelte
sie in freien Theatergruppen in
Berlin, wo sie u. a. auch in
Feuershow- und Stelzenformationen und in Tanztheater
produktionen mitwirkte.
Thomas Kitzsche wurde 1989
in Halle an der Saale geboren.
Nach der Schule absolvierte er
ein Freiwilliges Soziales Jahr
und arbeitete an den Theatern
in Halle und Schwäbisch Hall
als Regieassistent.
Gregor Knop, geboren 1987 in
Berlin, studierte bereits vor
Beginn der Ausbildung an der
Hochschule für Musik und
Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ ein Jahr Schauspiel an der Pariser Theaterschule „Le vélo volé“. Seit
Oktober 2010 absolviert er
ein Auslandssemester am
„Conservatoire National Superieur d’Art Dramatique“ in
Paris.
Jonas Friedrich Leonhardi,
1990 in Oschatz geboren, begann gleich nach dem Abitur
das Schauspielstudium an der
Hochschule für Musik und
Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“. Erste Theatererfahrungen sammelte er zuvor in
den Jugendclubs des Societaetstheaters und des Staatsschauspiels Dresden.
Lea Ruckpaul, geboren 1987 in
Berlin, wuchs in der Nähe von
Hamburg auf. Nach ihrem Abitur 2006 arbeitete sie zunächst
als Regieassistentin in Regensburg und Berlin, bevor sie 2009
das Schauspielstudium in Leipzig aufnahm.
Julia Keiling
Gregor Knop
Thomas Kitzsche
Andreas Hammer
Jonas Friedrich Leonhardi
Die Bürgerbühne
Die Inszenierungen der Bürgerbühne
Wir alle spielen Theater. Unser ganzes Leben lang. Sein und Schein unterscheiden
sich dabei vielleicht gar nicht so sehr, wie wir manchmal glauben. Denn worin exakt liegt der Unterschied zwischen freundlich sein und nur so tun, als sei man
freundlich? Die Bühne als Probebühne des Lebens eröffnet uns neue Spielräume.
Indem wir die Welt spielen, entdecken wir sie neu. Ohne dass sofort ernsthafte Konsequenzen daraus entstehen, darf hier gedacht, gelacht und ausprobiert werden. Wir
können zu unserem Spielpartner sagen: „Ich liebe dich!“, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen, und wir können Opfer beklagen, ohne einen realen Krieg geführt zu
haben. Zweifelsfrei eine gute Übung, weltweit zu empfehlen!
Andorra
von Max Frisch
Premiere am 8. Oktober 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Uli Jäckle 1 Bühne / Kostüm: Katrin Hieronimus
Die Bürgerbühne lädt alle Bürger Dresdens ein: Führt euch auf!
Nehmen Sie teil am öffentlichen Leben und am öffentlichen Nachdenken über die
Welt. Bringen Sie Ihr Leben und Ihre Stimme mit in den Arbeitsprozess ein und
schließlich auf die Bühne.
In den letzten zwei Spielzeiten standen insgesamt 800 Dresdner Bürgerinnen und
Bürger aller Altersstufen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und die Bürgerbühne Dresden ist auch überregional zum anerkannten und erfolgreichen Projekt
geworden. Wir ruhen uns auch in der neuen Spielzeit nicht aus, sondern suchen
nach neuen Themen und Formen. Und nach neuen Spielerinnen und Spielern. Wir
bieten Ihnen vielfältige Möglichkeiten an, sich zu beteiligen oder mitzuspielen.
Wenn Sie erst mal schnuppern wollen, besuchen Sie einmal wöchentlich einen unserer Theaterclubs, die von unseren Theaterpädagogen und Schauspielern geleitet
werden. Thematisch wird es in den Clubs dieser Spielzeit um Wut, Essen, Märchen,
Störungen und vieles andere gehen.
Wenn Sie mehr Zeit haben, proben Sie mit einem Regieteam an einer Inszenierung.
Die Stoffe und Themen sind vielfältig wie unsere Stadt: Mit „Andorra“ von Max
Frisch mit Dresdnern aller Altersstufen und dem „Sommernachtstraum“ von Shakespeare mit Dresdner Jugendlichen wagen wir uns an zwei klassische Stücke. „Die
Zärtlichkeit der Russen“ ist ein zeitgenössisches Stück über Kriegserinnerungen in
einem Altenheim und kommt mit Dresdner Senioren auf die Bühne. Im Kontrast
dazu steht das Rechercheprojekt mit Punks aus der Dresdner Neustadt, „Legal, illegal, scheißegal“. Und „Ja, ich will!“ ist ein Dokumentarprojekt für alle Verheirateten, oder solche, die es mal waren.
Nicht alle Themen und Formen passen zu jedem, aber wenn Sie neugierig geworden
sind, ist bestimmt etwas für Sie dabei. Sie brauchen keine Vorkenntnisse, denn uns
interessiert weniger Ihre Virtuosität als Ihre Person.
Wir versprechen Ihnen, wenn Sie einmal selbst auf der Bühne gestanden haben, sehen Sie das Theater mit anderen Augen. Und bestenfalls ein bisschen auch das
Leben.
Miriam Tscholl
Die Bürgerbühne wird geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit des Theaterpädagogen Ulrich
Reinhardt. Informationen zu allen hier vorgestellten Produkti­o­nen der Bürgerbühne erhalten Sie im Internet unter:
www.staatsschauspiel-dresden.de 1Telefon: 0351 . 49 13 - 849 1 E-Mail: buergerbuehne@staatsschauspiel-dresden.
de
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„In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Juden hielt“, so beginnt Max Frisch seine berühmte Parabel
über Vorurteile. Ein Lehrer gibt seinem unehelichen Sohn,
Andri, als „gerettetes Judenkind“ aus und die ganze Stadt
sieht in ihm das vermeintlich jüdische, das es nie gab.
Schließlich wird Andri ermordet und Schuld hat – das
versteht sich von selbst – niemand. „Andorra“, uraufgeführt 1961, gilt als eines der wichtigsten und scharfsinnigsten modernen Theaterstücke.
Gesucht werden Dresdner Bürger im Alter von 8 bis 60
Jahren, die Lust haben, Theater zu spielen. In der Stückvorlage von Max Frisch kommen u. a. ein Jugendlicher,
eine Jugendliche, ein Vater, eine Mutter, ein Tischlergeselle, ein Maler, ein Doktor, ein Lehrer, ein Pfarrer, ein
Soldat, ein Wirt und ein Dorf vor. Vielleicht schaffen wir
es, die eine oder andere Figur mit Dresdnern zu besetzen,
die diese oder eine ähnliche Rolle im Leben wirklich spielen. Denn wer könnte einen Lehrer besser darstellen als
ein Lehrer?
Ein Infotreffen findet am 21. Juni 2011 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Juli bis Oktober
2011. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
Die Zärtlichkeit der Russen
Dresdner erzählen aus dem Leben einer Kriegsgeneration
von Dagrun Hintze
Uraufführung am 9. Dezember 2011 im Kleinen Haus 3
Regie: Miriam Tscholl
Aus Interviews mit Bewohnern eines Alten- und Pflegeheims ist ein Stück entstanden, in welchem neun Personen aus ihrem Leben erzählen. Frau K zum Beispiel erinnert sich vor allem an Schokolade und berichtet in einem
Nebensatz, ihr Vater habe sich 1945 am Grab ihrer Mutter
erschossen. Das Zeitdokument wirft einen klaren, aber
auch zärtlichen Blick auf die Generation, die ihre Jugend
im Zweiten Weltkrieg verloren hat.
Gesucht werden Dresdner Bürger, die über 60 Jahre alt
sind, Lust haben, Theater zu spielen, und offen sind für
eine spielerische Auseinandersetzung mit Erinnerungen
einer Kriegsgeneration.
Ein Infotreffen findet am 6. Juli 2011 um 18 Uhr im Kleinen
Haus Mitte statt. Geprobt wird von Ende August bis November 2011. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare
Premiere im Februar 2012 im Kleinen Haus 1
Regie: Fabian Gerhardt
Lysander, Hermia, Helena und Demetrius heißen die vier
Jugendlichen, die in einer Sommernacht in den Athener
Wald fliehen, um den Repressalien der Erwachsenenwelt
zu entkommen. Diese Nacht wird ihr Leben verändern …
Shakespeares berühmteste Komödie erzählt von junger
Liebe, von nächtlichem Fieber und Rausch, von Verwirrung in der Menschen- und Feenwelt. Sie erzählt von der
Unmöglichkeit der Liebe und zugleich davon, dass sie die
einzige Hoffnung ist.
Gesucht werden junge Leute zwischen 14 und 24 Jahren,
die als Darsteller oder Musiker auf der Bühne stehen
wollen.
Ein Infotreffen findet am 4. September 2011 um 15 Uhr
im Kleinen Haus statt. Geprobt wird von Oktober 2011 bis
Februar 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
Legal, illegal, scheißegal
Ein Stück Punk für Einsteiger mit Ostpunks, Altpunks,
Straßenpunks, Expunks, Politpunks und Modepunks
Uraufführung im April 2012 im Kleinen Haus 3
Regie: Jessica Glause
Punks besetzen die Bürgerbühne und führen sich auf.
Macht kaputt, was euch kaputt macht! Aber bitte nicht im
Theater? Wir wollen wissen, welche Biografien und persönlichen Entscheidungen hinter jedem einzelnen Lebensentwurf stehen. Macht die Do-it-yourself-Kultur Spaß,
und was haben die generationsübergreifenden Vertreter
der Protestkultur zu Themen wie Unabhängigkeit, Freiheit, Moral und Erziehung zu sagen? Denn „punk’s not
dead“!
Gesucht werden Punks jeden Alters, die sich auf die
Bühne trauen. Gerne auch mit Band. Wer sich angesprochen fühlt, melde sich bei uns. Geprobt wird von Januar
bis März 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
Ja, ich will!
Ein Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren
Uraufführung im Juni 2012 im Kleinen Haus 3
Regie: Miriam Tscholl
Das mit Diana und Charles ging schief, doch wir hoffen
weiter, gratulieren Kate und Prince William und schauen
uns die Idee Ehe mal genauer an. Seit Jahrtausenden
stellt sich jede Generation und jede Kultur die Frage neu:
Wie kann das Zusammenleben zweier Menschen gelingen,
und was für Rechte und Pflichten sind damit verbunden?
Wie ist das bei mir? Warum habe ich geheiratet? Und vor
allem: Wie ist das bei den anderen? Unterhalten die sich
auch nicht beim Frühstück und diskutieren am Abend
darüber, wer sich vor dem befreundeten Ehepaar mehr
blamiert hat? Und was erzählen jene, die sich für die Ehe
auf Zeit entschieden haben und froh sind, dass sie endlich vorbei ist?
Jede Ehe gleicht der anderen, doch es gibt so viele Geschichten über sie, wie es Ehen gibt. Und wir erzählen
sie! Echte Geschichten natürlich, von denen aber niemand weiß, ob sie wahr sind.
Gesucht werden Verheiratete, als Paar oder allein, Geschiedene und Verwitwete, die Lust auf ein Theaterprojekt haben. Gerne auch eine Standesbeamtin. Wenn Sie
Spaß daran haben, sich mal auf der Bühne zu streiten anstatt zu Hause, und wenn sie neugierig sind, wie es anderen
Paaren so geht, sind Sie bei diesem Projekt richtig. Vorkenntnisse sind nur im Fachbereich „Ehe“ erforderlich.
Ein Infotreffen findet am 24. Januar um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt.
Geprobt wird von Februar bis Juni 2012.
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Weitere Angebote der Bürgerbühne
Die Clubs der Bürgerbühne
Wenn Sie im Publikum sitzen, denken Sie da manchmal:
Auf der Bühne stehen und Theater spielen, das macht bestimmt Spaß? Wir laden Sie herzlich dazu ein! Unsere
Theaterclubs sind Spielräume, um sich auszuprobieren:
Sich mal ganz anders zu zeigen, auch mal wütend sein
und gemeinsam mit anderen über die Welt nachzudenken. Die Clubs der Bürgerbühne sind für alle Altersgruppen offen und finden einmal wöchentlich statt. Am Ende
der Spielzeit präsentieren sie ihre Ergebnisse in Werkstattaufführungen. Auf den folgenden Seiten können Sie
herausfinden, welcher Club am besten zu Ihnen passt.
Ein Infotreffen für alle Clubs findet am 7. September
2011 um 17:30 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Anmeldungen für die Clubs sind noch bis zum 9. September
2011 möglich 1 E-Mail: [email protected]. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Ulrich
Reinhardt 1 Telefon: 0351 . 49 1 3 - 740
Club der wütenden Bürger
von 14 bis 80 Jahren
Seid wütend! Empört euch! Begehrt auf! Grund dafür
gibt es genug.
Im Club der wütenden Bürger soll benannt werden, was
uns sauer macht, worüber wir uns so richtig aufregen
könnten, wofür wir auf die Straße gehen wollen – im
Kleinen und im Großen. Doch damit nicht genug. Denn
wenn nicht so, wie dann? Aus Wut soll etwas Neues entstehen. Wir wollen also darüber hinaus nach möglichen
und unmöglichen Auswegen, Alternativen und Gegenentwürfen suchen und mit diesen experimentieren.
Ein Projekt für alle Aufreger, Erneuerer, Umwälzer und
Gesellschaftsutopisten von 14 bis 80 Jahren.
Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1Termine: September 2011 bis Mai 2012, donnerstags 18 – 21
Uhr
Club der essenden Bürger
von 14 bis 80 Jahren
Mit Essen spielt man nicht – wir schon! Das Kochen war
einer der ersten kreativen Akte der Menschheit, und
rund um das Essen und dessen Zubereitung ranken sich
unzählige Geschichten, Rituale, Mythen und persönliche Erinnerungen. Im Club der essenden Bürger wollen
wir uns nun dem Begriff der „Esskultur“ einmal anders
nähern. Wir wagen ein kulinarisch-theatrales Experiment irgendwo zwischen süß-sauer und halb durch, zwischen Performance, Objekttheater und Liederabend.
Ob wir am Ende Rezepte singen oder uns mit Torten bewerfen, Oden an den Dresdner Stollen deklamieren oder
uns den Weihnachtsspeck von den Hüften tanzen – das
gilt es in den gemeinsamen Proben herauszufinden und
abzuschmecken. Ein leckeres Projekt für alle mit einem
gesegneten Appetit.
Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine: September 2011 bis Mai 2012, dienstags 18 – 21 Uhr
Club der anders begabten Bürger
Wer ist normal, und was ist normal? Im Theater ist erst
einmal nichts normal. Dieser Club ist offen für alle Darsteller, die von der Mehrheit der Gesellschaft als Menschen mit geistiger Behinderung eingestuft werden. Jeder spielt hier nach seinen Fähigkeiten und Interessen.
Mitreißende Spielfreude, Authentizität und Spontaneität
sind die Pfunde dieser Spielgruppe. Und mit diesen wuchert sie üppig und bezaubernd.
Leitung: Jaqueline Hamann (Theaterpädagogin) 1Termine
werden noch bekannt gegeben.
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Club der dramatischen Bürger
von 13 bis 17 Jahren
Die großen Menschheitsthemen stehen auch in dieser
Spielzeit auf dem Plan! Shakespeare, Schiller, Kleist,
Büchner und Brecht sind zwar tot, aber immer noch im
Boot.
Im Spielclub für junge Leute wählt ihr gemeinsam eine
Inszenierung aus dem Spielplan aus und klopft den großen Text darauf ab, was euch davon hier und heute berührt. Und während auf der großen Bühne für die Premiere geprobt wird, tropft auch bei euch der Schweiß. Der
Spielclub ist für alle, die gerne in fremde Rollen schlüpfen und Lust am Spielen und Ausprobieren haben. Am
Ende steht, wie immer in unseren Clubs, eine Werkstattaufführung.
Leitung: Philipp Lux (Schauspieler) 1 Termine: September 2011 bis April 2012, dienstags 16 – 18 Uhr
Club der schönen neuen Bürger
von 16 bis 22 Jahren
Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Ständig unterwegs,
viele Klamotten, die neusten Gadgets und ein schickes
Auto? Oder Bioessen, und alles, was du trägst, ist Fair
Trade?
Im Club der schönen neuen Bürger wollen wir untersuchen, welche Träume oder Illusionen wir verfolgen und
woher diese möglicherweise kommen. Die Medien prägen unsere Vorstellungen vom schönen neuen Leben und
wecken in uns Erwartungen, denen wir (nicht) gerecht
werden und die wir vielleicht (gar nicht) wollen. Wenn du zu
Castingshows, Reality-Soaps, Markenlogos, Sweatshops,
Flatrate-Saufen und Infotainment eine Haltung hast oder
eine finden möchtest, bist du in diesem Club richtig. Am
Ende soll eine Werkstattaufführung stattfinden, in der
du, mit eigenen Ideen und Szenen, zeigen wirst, ob du ein
Alpha-Plus oder ein Epsilon-Minus bist.
Leitung: David Lenard (Regieassistent) 1Termine: September 2011 bis Mai 2012, donnerstags 16 – 18 Uhr
Club der störenden Bürger
von 16 bis 26 Jahren
Wir tauchen auf, mischen uns ein, irritieren.
Bei Stadtfesten, Pressekonferenzen, Theaterpremieren,
im Konsum, in Schaufenstern, Straßenbahnen und Parks.
Unvermittelt sind wir da, laut oder leise, auffällig oder
verborgen. Wir erforschen den Alltag, indem wir ihn unterwandern, und dokumentieren die Irritationen, die wir
auslösen.
Leitung: Veronika Steinböck (Schauspielerin) 1 Termine: September 2011 bis März / April 2012, freitags 18 – 21
Uhr, im November und Januar je ein Probenblock am Wochenende
Club der mutigen Bürger
von 13 bis 18 Jahren
Grimms Märchen kennt doch jeder. Schon tausendmal
gehört, verfilmt, gespielt. Aber was steckt in den Märchen eigentlich drin? Geht da immer alles mit rechten
Dingen zu? In diesem Club wollen wir als Reisende durch
das Leben gemeinsam in unserem Gepäck kramen. Fundstücke spielerisch drehen und wenden. Neue Enden für
alte Märchen ausprobieren und Wege der Auseinandersetzung finden. Dieser Club öffnet die Bühne für junge
Menschen, die von zu Hause ausgezogen sind und in betreuten Kinder- und Jugendwohngruppen leben.
Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin) 1 Termine: September 2011 bis März 2012, mittwochs 17 – 20 Uhr
unart – für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren
Ein Jugendwettbewerb für multimediale Performances
Einmal mit einem eigenen Projekt für 15 Minuten auf der
Bühne stehen! In Dresden, Hamburg, Frankfurt am Main
und Berlin bekommen jeweils acht Gruppen die Chance
dazu. Wer mitmachen will, muss nur eine erste Idee entwickeln und sich bei uns bewerben. Wichtig ist, dass ihr
euch das Thema selbst ausgedacht habt und dass das Projekt etwas mit eurem Leben zu tun hat. Dabei könnt ihr ganz
unterschiedliche Kunstformen einsetzen, wie etwa Tanz,
Schauspiel, Video, Musik oder, oder. Achtung: Es müssen
mindestens zwei Kunstformen zusammenkommen.
Wenn ihr ausgewählt werdet, arbeitet ihr mit einem Künstler, der euch coacht. Das sind z. B. Regisseure, Schauspieler, Musiker oder Tänzer. Sie können euch bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen beraten, Tipps geben
oder Profitechniken zeigen. Regie führt ihr aber selbst,
denn es geht ja um eure Ideen.
Für die Bewerbung skizziert ihr eure eigene Idee kurz
und knapp auf dem unter www.unart.net bereitgestellten Bewerbungsbogen.
Ein Infotreffen findet am 20. Mai 2011 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt.
Bewerbungsschluss ist der 6. Juni 2011. Danach wählt
die Expertenjury acht Dresdner Gruppen aus. Für diese
Teams beginnt nach den Sommerferien die Probenphase.
Wer kann sich bewerben? Gruppen von drei bis zwölf Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren
Der unart-Wettbewerb ist eine Initiative zur Förderung
kultureller Jugendbildung der bhf-bank-Stiftung in
Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt, dem Maxim
Gorki Theater Berlin, dem Thalia Theater Hamburg und
dem Staatsschauspiel Dresden. www.unart net
Spielwut am Samstag
von 14 bis 24 Jahren
Verschwendet euer Wochenende mit uns, denn wir wollen mit euch spielen!
In der neuen Spielzeit laden wir euch an drei Samstagen
zur großen „Spielwut“-Session in unser Probebühnenzentrum ein. Dort wollen wir nach Herzenslust improvisieren und deklamieren, tanzen und toben, flüstern und
schreien, singen und schweigen – eben all das tun, was
man auf einer Bühne tun kann. Jeder darf sich hier ausprobieren und seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Denn
im Spielen erkennt man, was in einem steckt. Im Anschluss an jede Session geht es dann zusammen zum gemeinsamen Besuch der Abendvorstellung ins Theater.
Die Karten dazu bekommt ihr für nur 3,5o ¤.
Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin), Ulrich
Reinhardt (Theaterpädagoge) und Veronika Steinböck
(Schauspielerin) 1 Termine: 24. September 2011, 21. Januar
und 12. Mai 2012, jeweils 11 – 18 Uhr mit anschließendem
Theaterbesuch.
Fremdgänger
Ferienworkshop für Schüler von 14 bis 18 Jahren im Rahmen des Festivals Fremd – „Politik im Freien Theater“
Stell dir vor, der Sparkassenautomat auf dem Postplatz
ist eine Kommunikationszentrale ausländischer Geheimdienste. Und wie wäre es, wenn man von der Spitze der
Frauenkirche aus die Skyline von New York vor Augen
hätte?
Wir erfinden unsere Stadt neu! Wir „verfremden“ Dresden!
Wir ziehen mit euch gemeinsam durch die Straßen,
Plätze, Häuser und Hinterhöfe auf der Suche nach dem
Rätselhaften und Fremden. Die Stadt wird zur Kulisse für
unsere Fantasie und unseren Entdeckergeist. Wir suchen
die Orte und Dinge, denen man sonst keine Beachtung
schenkt, und (er)finden neue Geschichten zu altbekannten Plätzen. Aus diesen Entdeckungen basteln wir Touren, auf denen ihr für Besucher des Festivals „Politik im
Freien Theater“ zu Fremdenführern werdet und ihnen
Dresden zeigt, wie sie es bestimmt noch nicht kennen.
Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine:
18. bis 21. und 24. bis 26. Oktober 2011
Anmeldung und nähere Informationen: ulrich.reinhardt@
staatsschauspiel-dresden.de
Culture Clash – Das Bürgerdinner
Am großen Esstisch treffen sich Dresdner Bürger, von denen wir glauben, dass sie mal miteinander essen und reden sollten. Und alle können dabei sein und mitessen,
wenn sich Hebammen mit Bestattern, Ossis mit Wessis
oder Experten der Gentechnik mit Bioverfechtern treffen.
Das Bürgerdinner ist ein „Gesellschaftsspiel“, eine Plattform für ernste und unernste Begegnungen zwischen
Dresdner Bürgern in sinnlicher Atmosphäre und eine
Möglichkeit, gemeinsam in einen spielerischen Dialog
zu treten. Essen ist lecker, macht Spaß und zwingt zu ungezwungenen Gesprächen.
Dresden, vollendet
Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt (Theaterpäda- 500 Bürger aus Dresden vollenden einen Satz, der mit
goge) und Miriam Tscholl (Regisseurin) 1 Die Termine „Dresden könnte … “ beginnt. Am Ende der Spielzeit verwerden im Spielplan bekannt gegeben.
lesen Mitglieder des Ensembles die verheißungsvolle
Sammlung auf der Bühne im Kleinen Haus.
Leitung: Miriam Tscholl
Die Bürgerbühne forscht
Die Öffnung des Theaters für Formate mit nichtprofessionellen Darstellern steht auf deutschen Bühnen noch am
Beginn ihrer Entwicklung. Impulse für diese Entwicklung gehen auch von Lehre und Forschung zum Theater
aus. Deshalb ist der Bürgerbühne des Staatsschauspiels
Dresden eine enge Zusammenarbeit mit Universitäten
und anderen Ausbildungsstätten für Theater wichtig. In
einer Kooperation zwischen der Bürgerbühne und dem
Fachbereich Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis der Universität Hildesheim wird in Seminaren und
theaterpraktischen Übungen über partizipative Projekte
der zeitgenössischen Theaterlandschaft reflektiert und
nach neuen Möglichkeiten geforscht. In einem Ideenwettbewerb entwickeln Studierende neue Konzepte, von
denen eines von einer Jury ausgewählt und schließlich
mit den Studierenden selbst in der Bürgerbühne umgesetzt wird.
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Theater und Schule
Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist eine wichtige
Verbindung, um Theater an junges Publikum heranzuführen. Unsere Theaterpädagogen verstehen sich als Vermittler zwischen Schule und Theater. Vermittlung kann
dabei vieles sein: durchs eigene Ausprobieren Freude am
Theater finden, ein Theaterstück durchs Spielen besser
verstehen, mit den Dramaturgen sprechen oder einen
Blick hinter die Kulissen werfen …
Hier finden Sie vielfältige theaterpädagogische Angebote, die den Theaterbesuch mit der Klasse spannender
und lebensnaher machen.
Bitte richten Sie Ihre Anfragen an die Theaterpädagogen
Maike Döschner und Ulrich Reinhardt, Telefon: 0351 . 49 13
- 742 oder - 740 1 E-Mail: [email protected]
Angebote für Schulklassen
Vor Spiel / Nach Spiel Wir bieten Schulklassen spielerische Einführungen zu unseren Inszenierungen an, die
wir entweder direkt in der Schule oder bei uns im Theater
durchführen. Ziel ist es, durch die kreative Auseinandersetzung mit dem The­ater Brücken zwischen der Inszenierung und den eigenen Lebenserfahrungen zu schlagen,
Fantasie und Vorstellungsvermögen zu wecken und auf
den Theaterbesuch neugierig zu machen. Im sogenannten NachSpiel werden diese praktischen Übungen mit einem Austausch über das Gesehene verbunden.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: mindestens eine
Dop­pel­­stunde
Blick Dahinter Bei Führungen durch das Haus können
Schulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraum aus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuch ermöglichen wir Einblicke hinter die Kulissen. Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch
verbunden sind, kosten 1,50 ¤ pro Person.
Termine: wochentags 8:30 Uhr oder ab 14 Uhr, nach Ab­
sprache 1 Dauer: ca. 60 Minuten
Viertel Vor / ViertelNach Einführungen und Nachgespräche werden auf Anfrage zu allen Stücken des Spielplans
angeboten.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: 30 – 45 Minuten
Groß Vor Haben: Das Spielplanprojekt! Wir bieten schulische Projekttage mit inten­siven Übungen und Improvisationen zu einigen unserer Inszenierungen an.
Zu welchen Taten ist man aus Eifersucht fähig („Woyzeck“)? Wer liebt eigentlich wen („Ein Sommernachtstraum“)? Und was ist dir im Leben wirklich wichtig
(„Nichts“)? Mit den Mitteln des Theaters entwickeln wir
eigene Haltungen zum Thema des Stücks. In einer Werkstattpräsentation können am Ende des Projekts die Ergebnisse vorgestellt werden.
Termine und Dauer: nach Absprache
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Vor Schlag Beratung für Ihre Theater - AG bieten wir jederzeit gerne an. Wir hel­fen bei der Suche nach passenden Stücken und unterstützen Sie bei der praktischen
Umsetzung der ausgewählten Stoffe.
Termine: nach Absprache
Vor G eschmack Einführungen in die Besonderheiten
neuerer Theatertexte und zeitgenössischer Umsetzungsformen auf der Bühne erleichtern dem „Nichttheaterprofi“
den Zugang zu noch unbekannten Theaterformen. Wir
bieten Schulklassen sowohl Vorgespräche als auch spielpraktische Einführungen an, um vor dem Vorstellungsbesuch einer Inszenierung an unserem Haus die jeweiligen
Text- und Inszenierungsformen besser kennenzulernen.
Sekundarstufen i und ii 1 Dauer: eine Doppelstunde
plus Vorstellungsbesuch 1 Ort: Schule und Theater
Vor Prescher Für junge Theaterfreaks und -fans von 14
bis 24 Jahren. In regelmäßigen gemeinsamen Treffen erfahren die Vor Prescher, wie Theater gemacht wird und
wie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gespräch
mit Machern der verschiedenen Produktionen, besuchen
Proben, können hinter die Kulissen unseres Theaters
schauen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichen
Tätigkeiten vieler Theaterberufe. Die gesammelten Informationen geben die Vor Prescher in der Schule oder der
Uni weiter und verteilen Monatsspielpläne, Plakate, Postkarten etc. Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen
des Staatsschauspiels Dresden bekommen die Vor Prescher für nur 3,50 ¤.
Termine: regelmäßige Treffen einmal monatlich und zusätzlich vereinbarte Termine für Probenbesuche, Führungen, Gesprächstermine und und und 1 A nmeldung:
[email protected]
Unterschiedliche Vor Stellungen Für Leistungskurse und
Grundkurse Deutsch, Klasse 11 / 12 Im Rahmen der Behandlung von „Theaterkonzepten“ im Unterricht bieten
wir einen Workshop speziell zum Thema „Unterschiedliche Theaterkonzepte und Dramentheorien“ an und setzen Brechts oder Aristoteles’ Theorien praktisch um! Die
Schüler besuchen dazu außerdem eine Inszenierung an
unserem Haus.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: eine Doppelstunde
plus Vorstellungsbesuch
Angebote für Lehrer
Vor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen,
Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monatlich per Post oder E-Mail an alle interessierten Lehrer,
Kursleiter und Dozenten.
Anmeldung: E-Mail: [email protected]
Vor Bereitung Materialmappen mit Informationen zum
Stück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit der
Klasse bieten wir zu vielen Inszenierungen an. An welchem Stück sind Sie interessiert? Bitte fragen Sie nach!
Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und eine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abendvorstellung einer Inszenierung an, um ein Stück für die Klasse
„vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einen Vorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit, sich vorab
zu informieren.
Anmeldung über die Theaterpädagogik 1 Preis: 7,00 ¤ p. P.
Pädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogischen
Tag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einer Theaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche? Gerne
bieten wir an unserem Haus Einführungen in die szenische Interpretation für Deutschlehrer oder fachbezogene
Fortbildungen zu Stücken unseres Spielplans an.
Theatertage der Pädagogen für Lehrer aller Fachbereiche
Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden.
Dreieinhalb Tage lang Theater pur. Theaterbegeisterte
Lehrer verschiedenster Fachbereiche treffen sich im Staatsschauspiel Dresden. Auf dem Programm stehen Vorstellungsbesuche, praktische Theaterarbeit und Gespräche mit
Theatermachern, Dramaturgen und Schauspielern. Am
Ende werden Sie hoffentlich jede Menge Anregungen zur
Einbeziehung von Theater in den Unterricht mitnehmen!
Leitung: Maike Döschner 1Termine: 14. bis 17. Februar
2012
Tagesfortbildung für Deutschlehrer Einführung in die
szenische Interpretation anhand von Schillers „Die
Räuber“. Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden.
Innerhalb dieser Tagesfortbildung wollen wir uns mit
der „Räuber“-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden
und ihrem künstlerischen Ansatz auseinandersetzen.
Die spielerische Auseinandersetzung ermöglicht einen
kreativen Zugang zu dem dramatischen Werk. Das Kennenlernen verschiedener Methoden der szenischen Interpretation und die Übertragung in den Unterricht stehen
hierbei im Mittelpunkt.
Leitung: Maike Döschner 1 Termin: Mai 2012
Lehrerclub Für Lehrerinnen und Lehrer, die das künstlerische Profil an Gymnasien oder Neigungskurse
Theater an Mittelschulen unterrichten. Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden.
Einmal nicht Anleiter sein, sondern selbst auf der Bühne
spielen: Im Lehrerclub können sich Lehrerinnen und
Lehrer durch eigene praktische Erfahrung im darstellenden Spiel fortbilden. Dabei sollen nicht nur Anregungen
für Aufwärm- und Spielübungen gegeben werden, sondern
ausgehend von einem gemeinsamen Thema soll eine eigene Stückentwicklung erfolgen. Modellhaft kann man
so an der Entstehung einer Inszenierung mitwirken. Ziel
ist die Erarbeitung einer Szenencollage und eine Werkstattpräsentation am Ende der Fortbildung. Eigene Interessen, Wünsche und Anliegen, auch in Bezug auf die entsprechenden Lehrpläne, werden hierbei gerne berücksichtigt.
Leitung: Eva Gödan 1 Termine: alle 14 Tage, mittwochs
17:30 – 19:30 Uhr. Erstes Treffen: 14. September 2011
Das erste Mal … im Theater!
Sie waren mit Ihren Schülern noch nie im Theater? Dann
wird es höchste Zeit für „Das erste Mal!“ Wir möchten Ihnen diesen Schritt erleichtern und bieten deshalb in der
Spielzeit 2011.2012 ausgewählte Vorstellungstermine an,
zu denen Sie und Ihre Schüler Eintrittskarten für nur
3,00 ¤ pro Person erwerben können. Der Theaterbesuch
wird nach Absprache theaterpädagogisch begleitet.
Die genauen Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn
der Spielzeit 2011.2012 an unseren Theaterkassen, im Internet oder über die Theaterpädagogik!
Wir freuen uns auf Sie und hoffen, dass auf „Das erste
Mal …“ noch viele weitere Male folgen werden.
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www.marx-moschner.de
Wohnungsgenossenschaft Aufbau Dresden eG
Henzestr. 14 • 01309 Dresden • Tel. (0351) 44 32-0 • Fax 44 32-299
91
Ensemble und Mitarbeiter 2011.2012
Schauspieler Ensemble: Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger, Thomas
Braungardt, Christian Clauß, Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann, Christian Friedel, Fabian Gerhardt, Albrecht Goette, Sascha Göpel,
Olivia Grigolli, Picco von Groote, Stefko Hanushevsky, Christine Hoppe,
Benjamin Höppner, Holger Hübner, Vera Irrgang, Lars Jung, Hannelore
Koch, Matthias Luckey, Philipp Lux, Ahmad Mesgarha, Wolfgang Michalek,
Anna-Katharina Muck, Benjamin Pauquet, Ina Piontek, Karina Plachetka,
Tom Quaas, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Annika Schilling, Lore
Stefanek, Antje Trautmann, Sebastian Wendelin, Helga Werner, Ines Marie
Westernströer
1 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden
Christine-Marie Günther, Andreas Hammer, Robert Höller, Julia Keiling,
Thomas Kitsche, Gregor Knop, Jonas Friedrich Leonhardi, Lea Ruckpaul
Intendanz Intendant: Wilfried Schulz 1Mitarbeit und Sekretariat: JeanetteSeeger 1 PersönlicherReferentdesIntendantenundKünstlerischerProduktionsleiter (Koproduktionen, Gastspiele, Sonderveranstaltungen): Christof
Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet
Belka 1 1 Sekretariat und Mitarbeit: Felicitas Brendel, Jaquelin Grumbt
Dramaturgie Chefdramaturg: Robert Koall 1 M itarbeit und Sekretariat:
Luise Mundhenke / Sophie Püschel 1 Dramaturgie: Beret Evensen, Ole Georg
Graf, Martin Heckmanns, Karla Kochta, Luise Mundhenke, Julia Weinreich, Felicitas Zürcher 1 A rchiv: Katrin Riedel
Die Bürgerbühne und Theaterpädagogik Leitung: Miriam Tscholl
1Theaterpädagogik: Maike Döschner, Ulrich Reinhardt 1 M itarbeit:
Christiane Lehmann, Veronika Steinböck
1 Gastschauspieler Ulrich Anschütz, Sabrina Ascacibar, Annedore Bauer, Schauspielstudio Dresden der Hochschule für Musik und Theater
Matthias Bleier, Mila Dargies, Regina Felber, Doreen Fietz, Ursula Geyer- „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Leitung: Tilmann Köhler, FeliciHopfe, Nicola Gründel, Jürgen Haase, Gerhard Hähndel, Olaf Hais, Christoph tas Zürcher 1 M itarbeit: Simone Wiemer
Homberger, Max Hopp, Susanne Jansen, Berit Jentzsch, Burghart Klaußner,
Matti Krause, Yelena Kuljic, Günter Kurze, Bernd Lange, Andreas Leupold, Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Jürgen
Jan Maak, Jacqueline Macaulay, Iris Stefanie Maier, Henner Momann, Anne Reitzler 1 Leitung Künstlerisches Betriebsbüro: Ralf Schindler 1 M itarMüller, Robert Niemann, Philipp Otto, Oda Pretzschner, Werner Rehm, beit: Simone Wiemer 1 Regieassistenz: René Braun, David Lenard, Hauke
Nele Rosetz, Dominik Schiefner, Isabel Schosnig, Thomas Schumacher, Meyer 1 Inspizienz: Michael Fleischer, Andreas Lötzsch (Leitung StatisAnneke Schwabe, Falilou Seck, Gunnar Teuber, Sabine Waibel, Hanns- terie), Detlef Müller, Matthias Tetzlaff 1 Souffleusen: Uta Erler, Christina Loose, Viola Barkleit-Schlese
Jörn Weber, Eike Weinreich
Regie Sabine Auf der Heyde, Stefan Bachmann, Sebastian Baumgarten,
Thomas Birkmeir, Simone Blattner, David Benjamin Brückel, Barbara Bürk,
Wolfgang Engel, Bernd Freytag, Holk Freytag, Christoph Frick, Jan Gehler,
Fabian Gerhardt, Jessica Glause, Helgard Haug, Friederike Heller, Julia
Hölscher (Hausregisseurin), Uli Jäckle, Klaus Dieter Kirst, Burghart Klaußner,
Tilmann Köhler (Hausregisseur), Burkhard C. Kosminski, Susanne Lietzow,
David Marton, Walter Meierjohann, Frank Panhans, Armin Petras, Marc
Prätsch, Stephan Reher, Simon Solberg, Sandra Strunz, Miriam Tscholl,
Roger Vontobel, Daniel Wetzel, Franz Wittenbrink
Bühnenbildner und Kostümbildner Olaf Altmann, Maria-Alice Bahra,
Julia Beyer, Esther Bialas, Karoline Bierner, Sabine Blickenstorfer, Jeremias
Böttcher, Su Bühler, Barbara Drosihn, Barbara Ehnes, Florian Etti, Dagmar
Fabisch, Irène Favre de Lucascaz, Christine Gottschalk, Anke Grot, Alexander
Harb, Jutta Harnisch, Katrin Hieronimus, Sabine Hilscher, Volker Hintermeier,
Judith Kaestner, Irmgard Kersting, Jörg Kiefel, Sabine Kohlstedt, Alissa
Kolbusch, Julia Kurzweg, Aurel Lenfert, Marie Luise Lichtenthal, Ute
Lindenberg, Simeon Meier, Ines Nadler, Philipp Nicolai, Adriana Braga Peretzki,
Alain Rappaport, Karoly Risz, Sabrina Rox, Anika Schmitz, Jan Alexander
Schroeder, Christoph Schubiger, Nini von Selzam, Michael SieberockSerafimowitsch, Ulli Smid, Natascha von Steiger, Katja Strohschneider,
Susanne Uhl, Magda Willi, Alexander Wolf
1 Video: Sami Bill, Immanuel Heidrich, Niklas Ritter, Petra Zöpnek
Musik Musikalische Leitung: Vredeber Albrecht, Michael E. Bauer, HansJörn Brandenburg, Jan Czajkowski, Klaus-David Erharter, Thomas Hertel,
Christoph Homberger, Sven Kaiser, Roman Keller, Thomas Kürstner, Thomas
Leboeg, Thomas Mahn, Hans Platzgumer, Polarkreis 18, Markus Reschtnefki, Stefan Schneider, Martin Schütz, Philipp Stangl, Jacob Suske, Tobias
Vethake, Sebastian Vogel, Jörg-Martin Wagner, Michael Weishaupt, Franz
Wittenbrink
1 Bühnenmusiker: Jens Bürger, Sonnhild Fiebach, Tobias Hofmann, Rafael
Klitzing, Lars Kutschke, Thomas Mahn (Ensemble), Burkhard Niggemeier,
André Obermüller, Friedrich Paravicini, Peter Pichler, Sebastian Pigorsch,
Christian Steinert, Stefan Vetterlein, Daniel Wirtz
1 Sprecherziehung: Sabine Haupt 1 Choreografie: Berit Jentzsch
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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Martina Aschmies 1 Mitarbeit und Sekretariat: Birgit Bräuer, Angela Rümmler 1Grafik und Konzept:
Johannes Erler, Nils Thomsen (Bureau Johannes Erler) 1Grafikerin: Andrea
Ørsted 1 Gestalterin für visuelles Marketing: Monika Brock 1 M itarbeit:
Kerstin Theurich 1 Mitarbeit Video: Martina Andrä 1Fotografen: Matthias
Horn (Konzept), David Baltzer, Philipp Baumgarten, Daniel Koch
Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß 1 Technischer Leiter und Stellvertretender Technischer Direktor: Bernd Mahnert
1 Technisches Betriebsbüro: Simone Krause, Antje Lindner, Gisela Reinhard
1 Technischer Produktionsleiter: Magnus Freudling 1 Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel, Michael Rethberg, André Thomas
1 Bühnenbildassistenz: Julia Elisabeth Beyer, Katja Turtl, Sabrina Rox
1 Künstlerische Produktionsleitung Kostüm: Irène Favre de Lucascaz
1 Kostümbildassistenz: Cornelia Kahlert, Marcel Lunkwitz
Die Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstätten
von Semperoper und Staatsschauspiel gefertigt.
Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertel
1Mitarbeit und Sekretariat: Technisches Betriebsbüro 1 Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) 1 M itarbeiter Hausbetriebstechnik: Nico Baumgart, Andreas Beyer, Frank Braune, Helmer Creutz, Olaf
Teller (Vorarbeiter), Michael Tutz (Maschinenmeister) 1 Hausinspektion:
Wolf Richter 1 Haus- und Betriebshandwerker: Thomas Giersemehl (Tischler), Matthias Kauerhoff, Peter Mende, Armin Milde, Manfred Nixdorf,
Detlef Richter, Daniel Weise 1 Pforte: Frank Schmidt
Bühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor 1 Theatermeister:
André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge
Wittig 1 Vorarbeiter Maschinentechnik: Frank Beate 1 Seiten- bzw. Schnürmeister: Steffen Büttner, Pan Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller,
Mario Niese, Udo Nitzsche, Jens Ørsted, Daniel Oertel, Michael Pohle,
Steffen Riegel, Thomas Schubert, Georg Weber 1 Maschinisten: Frank
Adam, Mario Dietrich, Lutz Ebert, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulz
1 Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, Volker
Blümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Gerd Eichhorn,
Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, Thomas Glaß,
Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann, Andreas
Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan Küchler, Axel
Ladwig, Ingo Lenk, Rüdiger Liebthal, Christoph Lößner, Ralph Löwe, Jens
Lüttich, Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende, Frank Pohle, Michael
Pöritz, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, Rolf Socka,
Henry Sorms, Sebastian Stefek, Michaela Thiel, Hannes Tuppak, Andreas
Weiß, Jörg Zeidler
Beleuchtung Leitung: Michael Gööck 1 Stellv. Leitung Schauspielhaus:
Andreas Barkleit 1 Stellv. Leitung und Leitung Kleines Haus: Björn Gerum
1 Beleuchtungsmeister: Jürgen Borsdorf, Gunter Hegewald, Rolf Pazek,
Olaf Rumberg 1 Stellwerksbeleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely,
Henry Hillig, Robert Irrgang, Henryk Wecker, Thomas Wildenhain 1 Beleuchter: Achim Frank, Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch, Peter
Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek, Christian Pöge, Elke
Rosenkranz, Andreas Rösler, Sven Schade
1 Videotechniker: Matthias Hübner, Thomas Schenkel
Maske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Oelsch 1 Erste Maskenbildnerin:
Marika Hinkel 1 Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich, Barbi
Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, Cornelia Ulrich,
Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen Wittich
Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet 1 Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnisch 1 Mitarbeit Personalsachbearbeitung und Sekretariat: Ulrike Bauer
1 it-Personalassistent / Anlagebuchhaltung: Marcel Hein 1 Betriebsärztin:
Dr. med. Kathrin Rüllich 1 Post-, Boten- und Kopierzentrale: Marion
Schmeier, Carmen Socka 1 edv-Administrator: Peter Zabelt 1 Leitung
Rechnungswesen: Sven Peschel 1 Debitoren, Kreditoren: Claudia Domine, Annett Jeschke 1 Reisekosten, Gastspielabrechnungen, Kostenrechnungen: Bärbel Müller 1 Hauptkassiererin: Martina Oehme 1 Gästehonorarabrechnung: Jürgen Thürmann
Besucherservice und Vertrieb Leitung: Angelika Heine 1 M itarbeit:
Angela Bauer, Birgit Kaltenhäuser, Ulrike Ladwig, Birgit Mehlig, Manfred
Nicolai, Silke Rehwald 1 Vorderhauspersonal: Barbara Arnold (Abenddienstleitung Schauspielhaus), Christine Grießbach (Abenddienstleitung
Kleines Haus) und Personal der Firma Power GmbH
Fahrer Jürgen Hamann
Personalrat Vorsitzender: Georg Weber 1 Stellvertreter: Tilo Ebert
1 Mitglieder: Ulrike Ladwig, Holger Hübner, Andreas Lötzsch, Jens Ørsted
1 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: Angela Rümmler 1 Suchtbeauftragter: Hannes Tuppak
Verwaltungsrat Vorsitzender: Dr. Henry Hasenpflug (Staatssekretär im
Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 Stellvertretender Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 M itglieder: Ulf
Bandiko (Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen),
Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden), Anne
Frank (Geschäftsführerin tms Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH),
Frank Ruder (Leitung Haus- und Betriebstechnik am Staatsschauspiel
Dresden), Dr. Wilhelm Zörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der
Grundbesitz Hellerau GmbH)
Ehrenmitglieder Prof. Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer,
Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich,
Prof. Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, Friedrich
Haase, Prof. Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Klaus-Dieter
Kirst, Friedrich Lindner, Franz Lommatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen,
Erich Ponto, Prof. Dr. Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger,
Clara Salbach, Hermann Stövesand, Prof. Pauline Ulrich, Paul Wiecke, Albert
Willi, Gerhard Wolfram
Ton Leitung: Manja Schreyer 1 Tonmeister: Martin Schmitz, Torsten
Staub 1 Tontechniker: Ulrich Berg, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion
Reiz
Requisite Leitung: Heike Jordan 1 Requisiteure: Heike Böhme, Steffie
Engelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche,
Heike Lieberum, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller 1 Spezialeffekte Bühne, Waffenkammer: Tilo Ebert, Ramon Stage
Ankleider Leitung: Cornelia Walter 1 Kostüm-, Änderungsschneiderin,
Ankleiderin: Katrin Richter 1 A nkleider: Heike Burmester, Gerd Geppert,
Regine Hegewald, Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth, Susanne
Steffens
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Liebes Publikum, verehrte Gäste,
Die Schauspielanrechte
freuen Sie sich mit uns! Das Staatsschauspiel Dresden konnte in der vergangenen Spielzeit mehr Gäste
in seinen beiden Häusern begrüßen als je zuvor. Wir danken einem engagierten und interessierten Publikum, das sich für einen Besuch bei uns entscheidet, das sich äußert und Stellung nimmt.
Die Palette unserer Anrechte und Angebote haben wir in diesem Jahr erweitert. Dabei tragen wir besonders der erfreulichen Tatsache Rechnung, dass immer mehr junge Leute und Familien unsere Vorstellungen besuchen. Für Eltern gibt es deshalb jetzt die sogenannten „Schnullertage“, an denen Sie Ihr
Kleinkind während des Vorstellungsbesuchs im Theater betreuen lassen können. Studenten im ersten
Semester können für nur 3,00 ¤ in unsere Vorstellungen gehen, und das Angebot „Das erste Mal … im
Theater!“ wendet sich an Schulklassen, die noch nie im Theater waren und eine Inszenierung sehen wollen – zum Schnupperpreis. Auch das Angebot „Neue Blicke / Neue Stücke“ ist dazugekommen: ein Anrecht für Zuschauer, die sich besonders für neue Dramatik und ungewöhnliche Lesarten
interessieren.
Selbstverständlich bieten wir auch weiterhin die bewährte Breite an Anrechtsmöglichkeiten. Einer steigenden Nachfrage erfreuten sich in der vergangenen Spielzeit unsere Schauspielanrechte – einen ganz
herzlichen Dank für den damit verbundenen großen Zuspruch!
Möchten Sie als Inhaberin oder Inhaber eines Anrechts noch mehr für die Förderung Ihres Theaters tun?
Dann erzählen Sie Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten von Ihrem Theatererlebnis. Für jeden
neuen Anrechtsinhaber (der in den vergangenen Spielzeit kein Anrecht besessen hat), der von Ihnen für
das Staatsschauspiel Dresden gewonnen wird, bedanken wir uns mit einer der unten aufgeführten
Prämien.
Kurzentschlossene oder Neugierige, die unsere Arbeit kennenlernen möchten, können weiterhin unsere Aktionstage (wie die „Blauen Tage“), die Sie regelmäßig in unserem Monatsspielplan finden, nutzen.
Und an den Tagen der Montagsanrechte kosten Einzelkarten nur 7,00 ¤!
Wir betrachten es als unseren sozialen Auftrag, jedem Theaterinteressierten den Besuch in unserem
Haus zu ermöglichen – unabhängig von Alter und Einkommen –, und arbeiten sorgfältig daran, für alle
ein passendes Angebot zu haben.
Gönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sie
ins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. 1 Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt,
können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. 1 Nutzen Sie den Preisvorteil
von bis zu 60 % gegenüber dem Normalpreis. 1 Darüber hinaus erhalten Sie 10 % Ermäßigung beim
Kauf von weiteren Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen. 1Auf Wunsch senden wir Ihnen unsere
Monatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi­eren, Zusatzveranstaltungen und
die Vorstellungstermine informiert sind. 1 Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichen Informationen über das Programm der kommenden Saison. 1Zusätzlich zu der persönlichen
Beratung durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Anrechtsbüro bieten wir auf der Internetseite www.staatsschauspiel-dresden.de einen Internetservice exklusiv für Anrechtsinhaber an. Hier
können Sie sich in Ihr persönliches Servicefenster einloggen. Auf Ihrer Seite finden Sie alle relevanten
Daten, die Ihr Anrecht betreffen. Außerdem erhalten Sie einen gesonderten Newsletter mit aktuellen
Informationen. Und wenn Sie noch kein Anrecht besitzen, können Sie dieses auch über das Internet bequem von zu Hause aus abschließen! 1 Schauen Sie doch einmal hinter die Kulissen. Führungen durch
das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das Staatsschauspiel, verblüffenden Einblicken
in die Bühnentechnik, einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehr sind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
Nehmen Sie sich Zeit zu lesen. Entdecken Sie auf den nachfolgenden Seiten, wie Sie den richtigen Weg
zu den Stücken und den Darstellern finden können, die Sie fesseln. Mit einer Eintrittskarte für eine einzelne Vorstellung, einem Anrecht des Staatsschauspiels oder vielleicht im Rahmen eines gemeinsamen
Anrechts mit der Staatsoper Dresden, der Staatsoperette Dresden, dem Theaterkahn, der Herkuleskeule
oder dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau.
Welchen Weg Sie auch immer wählen, wir freuen uns auf Sie!
Ihr Staatsschauspiel Dresden
Empfehlen Sie uns weiter!
Wer bis zum 31. Oktober 2011 einen neuen Anrechtsinhaber für das Staatsschauspiel wirbt, kann zwischen vier Prämien wählen:
1 Eine Jahreskarte für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
1 Büffet und Begrüßungssekt für zwei Personen im Felix – Restaurant im Schauspielhaus
1 Ein Büchergutschein für die Buchhandlung im Kunsthof
1 Eine Flasche Schloss Wackerbarth 2008er Riesling Sekt brut plus die CD „Bachs Suiten für Violoncello solo“ von Jan Vogler
Weitere Infos im Anrechtsbüro unter 0351 . 49 13 - 567
1 Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze nicht zur Verfügung stehen oder Ihre
Sicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an.
1 Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wir
nicht gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht.
1 Da häufig nach einem Jahresspielplan gefragt wird, werden wir alle bereits langfristig vorliegenden Spieltermine in einer kleinen Übersicht veröffentlichen.
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Die Premierenanrechte
Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Wir freuen uns darauf, im Anschluss an
die Vorstellung mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern. Das Premierenanrecht bietet gegenüber dem Kassenpreis 20 % Ermäßigung. Das Programmheft erhalten Sie am
Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhaus oder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten.
Premierenanrecht 8 x Schauspielhaus
Fr 09.09.2011 19:30 Der Kaufmann von Venedig
Sa 01.10.2011 19:30 Das steinerne Brautbett
Sa 22.10.2011 19:30 Familienbande (Liederabend)
Sa 14.01.2012 19:30 Der zerbrochne Krug
Sa 11.02.2012 19:30 Der Meister und Margarita
Sa 10.03.2012 19:30 Herr Puntila und sein Knecht Matti
Sa 14.04.2012 19:30 Die Räuber
Fr 11.05.2012 19:30 Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Premierenanrecht 7 x Kleines Haus
So 11.09.2011 19:00 Woyzeck
Sa 17.09.2011 19:30 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit
Sa 26.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände
Sa 07.01.2012 19:30 Hedda Gabler
Fr 16.03.2012 19:30 Race
Fr 01.06.2012 19:30 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig
Do 28.06.2012 19:30 Blütenträume
Kleines Haus
Kleines Haus
Kleines Haus
Kleines Haus
Kleines Haus
Kleines Haus
Kleines Haus
Premierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus
Fr 09.09.2011 19:30 Der Kaufmann von Venedig
Sa 26.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände
Sa 14.01.2012 19:30 Der zerbrochne Krug
Fr 16.03.2012 19:30 Race
Sa 14.04.2012 19:30 Die Räuber
Do 28.06.2012 19:30 Blütenträume
Schauspielhaus
Kleines Haus
Schauspielhaus
Kleines Haus
Schauspielhaus
Kleines Haus
Preise
Preisgruppe 1: 160,00 ¤
Preisgruppe 2: 140,00 ¤
Preisgruppe 3: 116,00 ¤
Preise
Einheitspreis: 105,00 ¤
Preise
Preisgruppe 1: 105,00 ¤
Preisgruppe 2: 97,50 ¤
Preisgruppe 3: 88,50 ¤
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Die Tagesanrechte
Der Klassiker unter den Anrechten: Wählen Sie Ihren Lieblingswochentag, suchen Sie sich eine feste Preisgruppe aus und erleben Sie fünf Inszenierungen der neuen Spielzeit im Schauspielhaus. Sie sparen bis
zu 60 % auf den regulären Kassenpreis. Zusätzlich dürfen Sie sich eine Vorstellung im Kleinen Haus aussuchen, hierfür erhalten Sie einen Gutschein. Entscheiden Sie einmal – und begeben Sie sich mit uns auf
eine spannende Reise durch den Spielplan!
Die Sonntagnachmittags-Anrechte
Das Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien, die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen oder für
ältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Beginn ist jeweils 16 Uhr – abends
sind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Sie
sparen bis zu ca. 50 % auf den regulären Kassenpreis!
Montag I
Mo03.10.2011
Mo14.11.2011
Mo13.02.2012
Mo16.04.2012
Mo14.05.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Kleiner Mann, was nun?
Das steinerne Brautbett
Der Meister und Margarita
Die Räuber
Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus
So 16.10.2011 16:00 Die Möwe
Schauspielhaus
So 20.11.2011 16:00 Reineke Fuchs
Schauspielhaus
So 08.01.2012 16:00 Familienbande (Liederabend)
Schauspielhaus
So 04.03.2012 16:00 Die Firma dankt
Kleines Haus
So 01.04.2012 16:00 Herr Puntila und sein Knecht Matti
Schauspielhaus
So 03.06.2012 16:00 Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 60,50 ¤
Preisgruppe 2: 50,50 ¤
Preisgruppe 3: 45,50 ¤
Montag II
Mo12.09.2011
Mo31.10.2011
Mo21.11.2011
Mo16.01.2012
Mo12.03.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Viel Lärm um nichts
Der Kaufmann von Venedig
Rheingold
Der zerbrochne Krug
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Sonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus
So 16.10.2011 16:00 Die Möwe
So 08.01.2012 16:00 Familienbande (Liederabend)
So 01.04.2012 16:00 Herr Puntila und sein Knecht Matti
So 03.06.2012 16:00 Damen der Gesellschaft
Preise
Preisgruppe 1: 42,00 ¤
Preisgruppe 2: 34,00 ¤
Preisgruppe 3: 30,00 ¤
Dienstag
Di 13.09.2011
Di 18.10.2011
Di 15.11.2011
Di 21.02.2012
Di 22.05.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Das Käthchen von Heibronn
Der Kaufmann von Venedig
Familienbande (Liederabend)
Der Meister und Margarita
Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00 ¤
Preisgruppe 2: 63,00 ¤
Preisgruppe 3: 53,00 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Mittwoch
Mi 12.10.2011
Mi 30.11.2011
Mi 01.02.2012
Mi 21.03.2012
Mi 06.06.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Der Kaufmann von Venedig
Familienbande (Liederabend)
Der zerbrochne Krug
Viel Lärm um nichts
Die Räuber
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00 ¤
Preisgruppe 2: 63,00 ¤
Preisgruppe 3: 53,00 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Donnerstag
Do 15.09.2011
Do13.10.2011
Do 12.01.2012
Do 12.04.2012
Do 07.06.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Der Kaufmann von Venedig
Rheingold
Familienbande (Liederabend)
Viel Lärm um nichts
Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 60,50 ¤
Preisgruppe 2: 50,50 ¤
Preisgruppe 3: 45,50 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Freitag
Fr 16.09.2011
Fr 11.11.2011
Fr 20.01.2012
Fr 16.03.2012
Fr 13.04.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Marat / Sade
Familienbande (Liederabend)
Der Kaufmann von Venedig
Der Meister und Margarita
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 83,00 ¤
Preisgruppe 2: 73,00 ¤
Preisgruppe 3: 63,00 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Samstag
Sa 08.10.2011
Sa 26.11.2011
Sa 21.01.2012
Sa 24.03.2012
Sa 16.06.2012
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Das steinerne Brautbett
Familienbande (Liederabend)
Viel Lärm um nichts
Der Meister und Margarita
Damen der Gesellschaft
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 83,00 ¤
Preisgruppe 2: 73,00 ¤
Preisgruppe 3: 63,00 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00 ¤
Preisgruppe 2: 63,00 ¤
Preisgruppe 3: 53,00 ¤
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Sonntag
So 23.10.2011
So 12.02.2012
So 15.04.2012
So 27.05.2012
So 24.06.2012
19:00
19:00
19:00
19:00
19:00
Das steinerne Brautbett
Der zerbrochne Krug
Der Meister und Margarita
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Damen der Gesellschaft
Preise
auf allen Plätzen42,00 ¤
1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich
Preise
auf allen Plätzen42,00 ¤
1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Neue Blicke / Neue Stücke - 5 x gegenwärtiges Theater!
Dieses neue Angebot wendet sich an alle, die Lust haben, sich mit neuer Dramatik und neuen Autoren auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beinhaltet es Inszenierungen von Regisseuren, die eine neue,
heutige, oft ungewöhnliche und überraschende Art finden, sich einem klassischen Text zu nähern.
Mit dabei sind Texte aus Deutschland, den Niederlanden und den usa – alle brandneu oder neu gedeutet. Ein Angebot für Zeitgenossen und Zuschauer, die sich gerne von einer Idee verführen lassen.
Neue Blicke / Neue Stücke -Anrecht 2 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus
Fr 30.09.2011 19:30 Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit Kleines Haus
Mi 02.11.2011 19:30 Das steinerne Brautbett
Schauspielhaus
Do 29.03.2012 19:30 Race
Kleines Haus
Mi 09.05.2012 19:30 Die Räuber
Schauspielhaus
Di 12.06.2012 19:30 Ein Stück von Roland Schimmelpfennig Kleines Haus
Preise
Preisgruppe 1: 50,00 ¤
Preisgruppe 2: 46,00 ¤
Preisgruppe 3: 42,00 ¤
6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl 1 6 x Theater an Ihren Wunschterminen 1 6 x
alleine, zu zweit oder mit Freunden 1 6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende. Einfacher geht es
nicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine (für eine Preisgruppe) für
das Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen vier und zwei Gutscheine für beide
Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch die Termine.
Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten für die
Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbaren Plätze!
Seien Sie spontan! Sie können bereits für 15, 00 ¤ im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen. Eine der
günstigsten Möglichkeiten, ins Theater zu kommen!
Sie können wählen
6 Gutscheine für das Schauspielhaus 90,00 ¤(Preisgruppe 1) 6 Gutscheine für das Kleine Haus 51,00 ¤ (Einheitspreis)
4 Gutscheine für das Schauspielhaus und
2 Gutscheine für das Kleine Haus
77,00 ¤(Preisgruppe 1) 75,00 ¤(Preisgruppe 2) 60,00 ¤(Preisgruppe 3)
67,00 ¤ (Preisgruppe 2) 57,00 ¤ (Preisgruppe 3)
6 Gutscheine für das Schauspielhaus / K leine Haus für alle bis 26 Jahre
36,00 ¤ (Einheitspreis)
1 Gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Für Premieren wird ein Kontingent hinterlegt.
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Gemischte Anrechte
Ermäßigungen und Geschenke
3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Das Staatsschauspiel und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste setzen ihre Zusammenarbeit
auch in dieser Spielzeit fort und bieten erneut ein gemeinsames Anrecht an. Ein Angebot für Leute, die
sich für Zeitgenössisches in den Sparten Theater, Tanz und Musik interessieren, für interdisziplinäre
Arbeiten und innovative Regiehandschriften.
Blaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 ¤ ausgewählte Vorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,50 ¤ Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler,
Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende – zahlen 6,50 ¤ auch im Vorverkauf. (Im Schauspielhaus in
der Regel ab Preisgruppe 2, Reihe 12.) An der Abendkasse gibt es 6,50 ¤-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeit in allen Preiskategorien. Ausgenommen sind Gastspiele und
Sonderveranstaltungen. 1 Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 ¤ für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im Kleinen Haus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor,
die Kontingente zu begrenzen. Reservieren Sie rechtzeitig!
Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,50 ¤ auch im Vorverkauf. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.
Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 ¤
an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.
Senioren und Schwerbehinderte erhalten nach Vorlage eines entsprechenden Ausweises eine Ermäßigung von bis zu 50 % im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus.
Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassen im Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein.
Ab dem fünften Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neunten Besuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkauf
und für die Dauer eines Jahres ab dem ersten Vorstellungsbesuch.
Anrechtsinhaber Alle Inhaber eines Dresdner Anrechts oder eines Schauspielanrechts erhalten ca. 10 %
Ermäßigung auf jede weitere Eintrittskarte bei Repertoirevorstellungen.
Gruppenermäßigungen Für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage.
Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder
100 ¤. Die Beschenkten lösen den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Eintrittskarte für eine Vorstellung nach eigener Wahl ein. Unser Service: Auch im Internet buchbar.
3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau
Fr 07.10.2011 20:00 Ferne Nähe (Daniel Smutny, Musiktheater)
Mi 30.11.2011 19:30 Die schmutzigen Hände
Mi 22.02.2012 20:00 Berlin Elsewhere (Constanza Macras, Tanz)
Sa 17.03.2012 19:30 Das steinerne Brautbett
Mi 09.05.2012 19:30 Die Räuber
Sa 23.06.2012 19:30 Der Kirschgarten (Lensing / Hein)
Hellerau
Kleines Haus
Hellerau
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Hellerau
Preise
Preisgruppe 1: 90,00 ¤
Preisgruppe 2: 84,00 ¤
Preisgruppe 3: 78,00 ¤
Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette
Kombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette
(Operette, Spieloper und Musical) . Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüre entnehmen, die im Mai 2011 erscheint.
Preise
Preisgruppe 1: Preisgruppe 2: Preisgruppe 3: Mo – Do
87,75 ¤
75,75 ¤
63,00 ¤
Fr – So
105,75¤
93,00 ¤
78,00 ¤
Das Dreieranrecht 3 x Staatsschauspiel ( 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus), 2 x Herkuleskeule und
2 x Theaterkahn. Die Kombination von Staatsschauspiel, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine gute
Gelegenheit, preiswert hochkarätiges Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden Ihnen
ca. sechs Wochen vor den jeweiligen Vorstellungen mitgeteilt.
Preise
Preisgruppe 1: 92,00 ¤
Preisgruppe 2: 88,00 ¤
Preisgruppe 3: 84,00 ¤
Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette
Der Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnen
oder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreis der Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet. So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfos
erhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post.
Preise
Preisgruppe 1: 87,75¤* 123,75¤**
Preisgruppe 2: 75,75¤* 111,75¤**
Preisgruppe 3: 63,00¤* 99,00¤**
* Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung
** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in Dresden – inklusive Taxi
Dresdner Anrecht Staatsschauspiel Dresden, Sächsische Staatsoper Dresden, Staatsoperette Dresden
Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Das einzigartige Dresdner Anrecht bietet vielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende. Die genauen Termine
und Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die im Mai 2011 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de
Neu: Studentinnen und Studenten im 1. Semester zahlen nur 3,00 ¤ Bitte Studentenausweis
vorlegen.
Neu: Das erste Mal … im Theater! Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schulklassen noch nie im
Theater waren, erhalten beim ersten Besuch Eintrittskarten für nur 3,00 ¤ pro Person. Zusätzlich erhalten die Schüler vor der jeweiligen Aufführung eine Stückeinführung im Theater und nach Absprache
eine theaterpädagogische Vor- und Nachbereitung.
Neu: Schnullertage! Das Angebot für Eltern Ohne Babysitter gemeinsam ins Theater! Mit Beginn der
neuen Spielzeit bieten wir regelmäßig besondere Termine für Eltern von Kindern bis fünf Jahren an. Für
die Inszenierungen wie z. B. „Frau Müller muss weg“, „Die Firma dankt“, „Hedda Gabler“, „Die schmutzigen Hände“, bieten wir Termine an ausgewählten Wochenenden bereits um 16 Uhr an. Das Besondere daran: Sie können Ihre Kinder im Theater in die Obhut einer staatlich zertifizierten Betreuerin geben, die
die Kinder beaufsichtigt und mit ihnen spielt, während Sie zwei ungestörte Theaterstunden genießen.
Die Termine der „Schnullertage“ können Sie ab September 2011 den Monatsplänen entnehmen.
1 Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich. Wir behalten uns vor, die Ausweise, die zu einer Ermäßigung berechtigen,
beim Einlass zu kontrollieren.
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Bühne
1
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6
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Preise
20 21
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
20 21 22
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Schauspielhaus
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9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
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9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
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9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
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Kleines Haus Einheitspreise
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Parkett
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Loge 1
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Stehplätze
13
Mo
42,00 ¤ auf allen Plätzen
Die Sonntagnachmittags-Anrechte
3
4
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
5 x Schauspielhaus
1 x Kleines Haus
60,50 ¤
50,50 ¤
45,50 ¤
4 x Schauspielhaus
42,00 ¤
34,00 ¤
30,00 ¤
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2
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3
5 x Schauspielhaus und ein Gutschein für das Kleine Haus
Di, Mi, So
Fr, Sa
Do
73,00 ¤
83,00 ¤
60,50 ¤
73,00 ¤
50,50 ¤
63,00 ¤
53,00 ¤
63,00 ¤
45,50 ¤
42
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105,00 ¤ (Einheitspreis)
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1
7 x Kleines Haus
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1
2
2. Rang
6 x gemischt
105,00 ¤
97,50 ¤
88,50 ¤
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Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
Loge 3
Loge 2
Loge 1
8 x Schauspielhaus
160,00 ¤
140,00 ¤
116,00 ¤
Die Tagesanrechte Schauspielhaus
Loge 4
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L
1
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2
3
100
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4 25
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Loge 2
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Loge 3
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1. Rang
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Loge 4
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Preisgruppe 1
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Preisgruppe 3
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Die Premierenanrechte
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Fr, Sa / Premiere 18,00 ¤
16,00 ¤
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Schauspielanrechte
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So – Do
16,00 ¤
14,00 ¤
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Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungen nur 6,50 ¤. 1 Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 50 % auf den Kartenpreis im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus. 1 Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. 1 Bei ausgewählten Vorstellungen bieten wir zusätzlich Stehplätze an.
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Kleines Haus 1 1 großer Saal, bis maximal 400 Plätze
Kleines Haus 2 1 h inter dem Eisernen, bis maximal 150 Plätze
Kleines Haus 3 1 u nter dem Dach, bis maximal 100 Plätze
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Fr – Sa / Premiere
24,00 ¤
20,50 ¤
17,00 ¤
14,00 ¤
So – Do
22,00 ¤
18,50 ¤
15,00 ¤
10,00 ¤
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
Preisgruppe 4
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Das Wahlanrecht
R
6 x Schauspielhaus
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
90,00 ¤
75,00 ¤
60,00 ¤
4 x Schauspielhaus
2 x Kleines Haus
77,00 ¤
67,00 ¤
57,00 ¤
6 x Kleines Haus
6 x Schauspielhaus / Kleines Haus
51,00 ¤ (Einheitspreis)
36,00 ¤ (für alle bis 26 Jahre)
Stehplätze
101
Freunde und Förderer des Staatsschauspiels Dresden
Öffnungszeiten
Förderverein Staatsschauspiel Dresden
Mit der Gründung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freunden und Förderern unseres The­aters, die sich als eine kommunikative Brücke zwischen Theater und Publikum versteht. Der Förderverein fühlt sich dem
Staatsschauspiel nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivem Interesse,
sondern er leistet mit den Mitgliedsbeiträgen und zusätzlich eingeworbenen Spenden
auch finanzielle Unterstützung. Die Bandbreite der Aktivitäten erstreckt sich dabei von
der Realisierung ungewöhnlicher Projekte über die Mitfinanzierung von Gastspielen und
Sonderveranstaltungen bis hin zur Förderung des Engagements namhafter Künstler.
Alle zwei Jahre vergibt der Förderverein den mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten und in erster Linie der Nachwuchsförderung dienenden Erich-Ponto-Preis
für herausragende darstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles. Die Mitglieder des Fördervereins werden regelmäßig über das Geschehen vor, auf und hinter der
Bühne informiert und erhalten bevorzugt Kaufkarten für Premieren, Gastspiele oder
Sonderveranstaltungen. Exklusiv können sie das Staatsschauspiel Dresden bei verschiedenen Veranstaltungen auch „hinter den Kulissen“ erleben:
1Treffpunkt premiere – Der Premierenempfang mit dem Intendanten! 1Treffpunkt
probe – Als stiller Beobachter bei Arbeitsproben dabei sein! 1Treffpunkt spielzeitvorschau – Wissen, was die neue Spielzeit bringt! 1Treffpunkt zur person – Theaterleute hautnah erleben! 1Treffpunkt theaterfahrt – Andere Theater kennenlernen!
Anrechtsbüro und Besucherservice
Das Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr und samstags von 10
bis 14 Uhr geöffnet. 1 Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit von 9. 7. bis 31. 7. 2011
montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 1. 8. bis 14. 8. 2011 ist das Anrechtsbüro geschlossen.
Ab dem 15. 8. 2011 gelten die regulären Öffnungszeiten 1 Grundsätzlich können Sie im Anrechtsbüro immer – also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das Staatsschauspiel kaufen. 1 Telefon: 0351 . 49 13 - 567, Fax: 0351 . 49 13 - 967
Präsident des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden ist der ehemalige Geschäftsführer
Bildung der IHK Dresden und jetzige Präsident des Europäischen Instituts für postgraduale Bildung an der Technischen Universität Dresden Dr.-Ing. Werner Mankel. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt für Mitglieder 50,00 ¤, für fördernde Mitglieder 255,00 ¤,
für Firmenmitglieder 800,00 ¤. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgruß bestehend aus zwei Theatergutscheinen und einer Sonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.
Kontakt: Geschäftsstelle des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v., c / 0 Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit des Staatsschauspiels Dres­den, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 Telefon: 0351 . 49 13 - 755 1Fax: 0351 . 49 13 - 760
1E-Mail: foerderverein@staatsschauspiel -dresden.de
Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.V. – IG Schauspiel
Allen Theaterfreunden, die an tieferen Einblicken interessiert sind und die ins Gespräch
über das Geschehen auf und hinter der Bühne kommen möchten, bietet die Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.v. ein kommunikatives Forum mit regelmäßigen Veranstaltungen. Dazu gehört beispielsweise der Besuch einer der ersten Vorstellungen einer
Neuinszenierung mit anschließendem Gespräch in Anwesenheit von Mitgliedern des
künstlerischen Produktionsteams und des Ensembles. Für diese Vorstellungen erhalten
ig-Mitglieder ein vergünstigtes Theateranrecht mit ca. 30 – 50 % Ermäßigung auf den regulären Kassenpreis.
1 Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitglieder des Schauspielensembles und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten und Arbeitsplätze nicht im
Rampenlicht stehen (von a wie Ankleider bis z wie Zentrale Haustechnik). 1 In den Podiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitglieder des En­sembles Einblicke in
künstlerische Arbeitsprozesse. 1 Die sechs Doppelveranstaltungen der Reihe „Dichterwort – Sprache der Welt“ werden auch im 56. Jahr wieder Interessantes bringen. In bewährter Weise werden Dr. Hansjörg Schneider und Prof. Dr. Welz die Zuhörer in die Vergangenheit deutscher Literatur und in die literarischen Sprachen der Welt führen. Neu
dabei ist Wolfgang Ehrhardt Heinold mit jüngster deutscher Literatur. Traditionell werden Helga Werner, Lars Jung, Anna-Katharina Muck, Thomas Stecher, Nicole Haase und
Heike Jonca lesen und vortragen. Das Programm liegt im Sommer gedruckt vor und dann
auch im Theater aus. (Kontakt: Gundula Voigt 1 Te­lefon: 0351 . 84 84 - 344)
Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem Staatsschauspiel Dresden seit Langem als
unmittelbare Begleiterin und kritische Partnerin eng verbunden und feierte 2009 ihr
25-jähriges Bestehen. Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderen Bühnen im Großraum Dresden und organisiert für ihre Mitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere
Städte.
Der jährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommen gestaf­­felt. Schon ab
10,00 ¤ im Jahr ist es möglich, das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.
Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112, 01129 Dresden 1 Te­lefon und Fax:
0351 . 85 80 - 447 1 E-Mail: [email protected]
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Vorverkaufskassen 1 Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis
18:30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. 1 Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montags
bis freitags von 14 bis 18:30 Uhr geöffnet. 1 Auch hier können Karten für alle Veranstaltungen des Staatsschauspiels gekauft werden. 1 In den Theaterferien läuft der Vorverkauf für die neue Saison zu den angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. 1 Zusätzlich sind an vielen Dresdner Vorverkaufskassen
Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen des Staatsschauspiels erhältlich. 1 Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir ab diesem Zeitpunkt
den Vorverkauf nur eingeschränkt leisten können und die Abendkasse Vorrang hat.
Kartenkauf und Kartenreservierungen
Gebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800 . 49 13 - 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefoni­scher
Kartenverkauf Telefon: 0351 . 49 13 - 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351 . 49 13 - 567 Schriftliche Reservierungen per Post: Staatsschauspiel Dresden, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 per E-Mail: [email protected] 1 per Fax: 0351 . 49 13 - 981 und 0351 . 49 13 - 967
Kartenkauf im Internet www.staatsschauspiel-dresden.de Unser Service: Die Vorverkaufsgebühr entfällt. Sie zahlen den gleichen Preis wie an unseren Kassen, die Karten liegen an der Abendkasse für Sie bereit. Es fällt lediglich eine Versandgebühr an, falls Sie sich die Karten zuschicken lassen wollen.
Spielplanauskunft Telefon: 0351 . 49 13 - 570 Weitere Informationen Wenn Sie kontinuierlich an unserem Spielplan interessiert sind, schicken wir Ihnen auch gerne den Monatsleporello per Post oder den digitalen Newsletter zu, für den Sie sich unter www.staatsschauspiel-dresden.de anmelden können.
Behindertenservice Sowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in den Sälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. 1 Hörschleifen für eingeschränkt hörende
Besucher sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich. Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beiden Häusern nur
eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht.
Adressen 1 Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden (Zuschauereingang Ostra-Allee) 1 K leines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden
1 Telefon Zentrale: 0351 . 49 13 - 50 1 Intendanz: 0351 . 49 13 - 912 1 Kaufmännische Geschäftsführung: 0351 . 49 13 - 927 1 Dramaturgie: 0351 . 49 13 - 963
1 Künstlerisches Be­triebs­büro: 0351 .49 13 - 922 1 P resse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351 . 49 13 - 755 1 Theaterpädagogik: 0351 . 49 13 - 742 / - 740 1 Die
Bürgerbühne: 0351 . 49 13 - 849 1 i g Schauspiel: 0351 . 85 80 - 447 1 Förderverein: 0351 . 49 13 - 755
E-Mail Kartenreservierung: [email protected] 1Allgemein: [email protected] 1 I ntendanz: intendanz@
staatsschauspiel-dresden.de 1 Kaufmännische Geschäftsführung: [email protected] 1 Dramaturgie: [email protected] 1 Künstlerisches Betriebsbüro: [email protected] 1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: presse@staatsschauspiel-dresden.
de 1 Theaterpädagogik: [email protected] 1Die Bürgerbühne: [email protected] 1
Interessensgemeinschaft Schau­spiel Dresden: [email protected] 1 Förderverein: foerderverein @staatsschauspiel-dresden.de
Internet www.staatsschauspiel-dresden.de
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