Institut für Mikrobiologie und Molekularbiologie - OPUS

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Tth-IM60
eine Membraninsertase aus Thermus thermophilus
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades
der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)
Fakultät Naturwissenschaften
Universität Hohenheim
Institut für Mikrobiologie
vorgelegt von
Susanne Hilke Meyer
aus Leonberg
2011
Dekan:
Prof. Dr. Heinz Breer
1. berichtende Person:
Prof. Dr. Andreas Kuhn
2. berichtende Person:
Prof. Dr. Anette Preiß
Eingereicht am:
24.03.2011
Mündliche Prüfung am:
29.04.2011
Die vorliegende Arbeit wurde am 21.04.2011 von der Fakultät Naturwissenschaften der
Universität Hohenheim als „Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der
Naturwissenschaften“ angenommen.
©
Verlag Dr. Hut, München 2011
Sternstr. 18, 80538 München
Tel.: 08966060798
www.dr.hut-verlag.de
Danksagung
Mein allererster Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Andreas Kuhn für die
Unterstützung, den hilfreichen Ideen und Diskussionen während meiner Promotion.
Frau Prof. Dr. Anette Preiß danke ich für freundliche Bereitschaft die Zweitkorrektur zu
übernehmen.
Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Dorothee Kiefer, ohne ihre Betreuung wäre diese
Arbeit in dieser Weise nicht möglich gewesen. Vor allem danke ich ihr, dass sie immer
ein offenes Ohr für mich hatte und sich bei Problemen viel Zeit nahm, sie mit mir zu
lösen.
Meinen Laborkollegen Ines Seitl, Marina Kossmann, Dr. Sven Kreutel und Sandra
Grenz danke ich für eine tolle Zeit. Es hat nie ein besseres Labor gegeben.
Außerdem möchte ich mich bei meinen Mädels, Ines Seitl, Julia Gottschalk und Katja
Maier bedanken. Für die vielen konstruktiven Gespräche und Diskussionen, sowie das
gemeinsame durchleben von allen Höhen und Tiefen.
Vielen Dank an Stefan Ernst vom 3. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart, für
die sachkundige Hilfe bei den Einzelmolekülmessungen. In diesem Zuge auch ein Dank
an Sophie Winterfeld und Anika Schönbauer für ihre Unterstützung und Bereitstellung
der gelabelten Pf3 Mutanten.
Großer Dank auch an Sabrina Polzin für die Bereitstellung von SecF und der Hilfe bei
den Pulldown Assays, sowie Dr. Uwe Gerken für die Einführung in die Welt der CDSpektroskopie.
Der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Irmgard Sinning, insbesondere Dr. Domenico Lupo
möchte ich für die Kooperation hinsichtlich der Kristallisation von Tth-IM60 und der
Durchführung der Diffraktionstests danken.
Danken möchte ich auch allen Mitarbeitern des Instituts für Mikrobiologie und
Molekularbiologie der Universität Hohenheim für ihre Unterstützung, vor allem bei
praktischen Aufgaben.
Außerdem möchte ich mich bei Conny Protzer, Nora Imhof, Sabrina Kugler und Steffi
Niedermaier für die Begleitung vom Anfang bis zum Ende bedanken.
Und natürlich danke ich meinen Eltern sowohl für ihre psychologische Unterstützung als
auch für die Zeit, die sie in das Korrekturlesen der Arbeit investiert haben.
Ich danke meinem Mann Dennis, dass er als mein persönlicher Administrator alle
auftretenden Computerprobleme lösen konnte. Aber vor allem danke ich ihm für seine
Geduld, Motivation und den Glauben an mich.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Danksagung .................................................................................................................... I
Inhaltsverzeichnis........................................................................................................... I
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ V
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. VII
Einheiten ....................................................................................................................... X
Präfixe............................................................................................................................ X
1. Einleitung .................................................................................................................. 1
1.1 Die thermophilen Bakterien Thermus thermophilus und Aquifex aeolicus ............ 1
1.1.1
Thermus thermophilus ..................................................................................1
1.1.2
Aquifex aeolicus ............................................................................................2
1.2 Biologische Membranen ....................................................................................... 3
1.2.1
Membranaufbau thermophiler Bakterien .......................................................6
1.3 Proteintranslokation in Eu- und Prokaryonten mittels des SecTranslokasekomplexes ......................................................................................... 7
1.3.1
Proteintranslokation durch die Membran des Endoplasmatischen
Retikulums ....................................................................................................8
1.3.2
Proteintranslokation in Escherichia coli .......................................................13
1.4 YidC – die Membraninsertase aus E. coli ........................................................... 18
1.4.1
Die YidC/Oxa1/Alb3-Familie .......................................................................21
1.4.2
YidC Homologe aus den thermophilen Bakterien T. thermophilus und
A aeolicus ...................................................................................................22
1.5 Ziele der Arbeit.................................................................................................... 24
2. Material und Methoden .......................................................................................... 25
2.1 Materialien .......................................................................................................... 25
2.1.1
Chemikalien und Verbrauchsmaterialien ....................................................25
2.1.2
Kits ..............................................................................................................26
2.1.3
Geräte .........................................................................................................26
2.1.4
Bakterienstämme ........................................................................................30
2.1.5
DNA ............................................................................................................31
2.1.6
DNA-Vektoren .............................................................................................31
2.1.7
Plasmide .....................................................................................................32
2.1.8
Primer .........................................................................................................32
2.1.9
Enzyme .......................................................................................................33
2.1.10 Antikörper ...................................................................................................34
2.1.11 Marker .........................................................................................................34
2.1.12 Kulturmedien ...............................................................................................35
2.2 Molekularbiologische Methoden.......................................................................... 36
2.2.1
PCR (polymerase chain reaction) ...............................................................36
2.2.2
Agarosegelelektrophorese ..........................................................................36
2.2.3
DNA-Isolierung............................................................................................37
2.2.4
DNA-Konzentrationsbestimmung ................................................................38
2.2.5
DNA-Klonierung ..........................................................................................38
2.2.6
DNA-Sequenzierung nach Sanger (Sanger et al., 1977) ............................43
2.2.7
Ortsspezifische Mutagenese in Plasmiden mittels QuikChange .................44
2.3 Proteinbiochemische Methoden .......................................................................... 45
I
Inhaltsverzeichnis
2.3.1
SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-Page) (Laemmli, 1970)..........45
2.3.2
Blue-Native Page (Schägger & von Jagow, 1991) ......................................46
2.3.3
Proteinfärbung in Gelen ..............................................................................47
2.3.4
Proteinnachweis..........................................................................................47
2.3.5
Proteinkonzentrationsbestimmung ..............................................................49
2.3.6
Proteinreinigung ..........................................................................................51
2.3.7
Gelfiltration ..................................................................................................55
2.3.8
Rekonstitution .............................................................................................57
2.4 Bindungs- und Funktionsstudien ......................................................................... 60
2.4.1
Pulldown-Assay mit SecF ...........................................................................60
2.4.2
Einzelmolekülspektroskopie mit NC-Pf3 .....................................................61
2.4.3
Komplementation ........................................................................................63
2.5 Zirkulardichroismus (CD) .................................................................................... 64
2.5.1
Sekundärstrukturbestimmung .....................................................................64
2.5.2
Schmelztemperaturbestimmung .................................................................65
3. Ergebnisse .............................................................................................................. 67
3.1 Sequenzvergleiche zwischen YidC, TRAM, Tth-IM60 und Aq-YidC ................... 67
3.2 Optimierung der heterologen Expression in E. coli ............................................. 69
3.2.1
Heterologe Expression von TRAM in C 43 Zellen durch die
Coexpression der in E. coli seltenen tRNAs ...............................................69
3.2.2
Heterologe Expression von Tth-IM60 in C 43 Zellen...................................72
3.3 Reinigung der Proteine TRAM, Tth-IM60 und Aq-YidC ....................................... 75
3.3.1
Reinigung von TRAM ..................................................................................75
3.3.2
Reinigung von Aq-YidC ...............................................................................78
3.3.3
Reinigung von Tth-IM60 ..............................................................................81
3.4 In vivo Funktionsanalyse von TRAM und Tth-IM60............................................. 90
3.5 Rekonstitution von TRAM und Tth-IM60 in Liposomen ....................................... 92
3.5.1
Rekonstitution von MBP-TRAM in Liposomen mittels Bio-Beads ...............93
3.5.2
Rekonstitution von Tth-IM60 in Liposomen mittels Extruder .......................94
3.6 Strukturanalyse der YidC Homologe Tth-IM60 und Aq-YidC .............................. 96
3.6.1
Bestimmung der Sekundärstrukturen mittels Zirkulardichroismus
(CD) ............................................................................................................96
3.6.2
Bestimmung der Schmelztemperaturen von Tth-IM60 und Aq-YidC...........98
3.7 Interaktion von Tth-IM60 mit Translokasekomponenten ..................................... 99
3.7.1
Bindung von Tth-IM60 an SecF ..................................................................99
3.7.2
Bindung von Tth-IM60 an das ribosomale L2 Protein ...............................102
3.8 Translokation von Pf3 coat in rekonstituierten Systemen ................................. 103
3.9 Kristallisation von Tth-IM60 ............................................................................... 108
4. Diskussion ............................................................................................................ 109
4.1 Das TRAM Protein ............................................................................................ 109
4.1.1
Heterologe Expression von TRAM als Fusionsprotein ..............................109
4.1.2
Reinigung von MBP-TRAM über zwei verschiedene
Affinitätsmatrizen: Amylose und Ni-Sepharose .........................................111
4.1.3
Einbau von MBP-TRAM in Liposomen mittels Bio-Beads .........................112
4.1.4
TRAM kann die Funktion von YidC nicht in vivo ersetzen .........................115
4.2 Tth-IM60 ist ein YidC Homolog aus T. thermophilus ......................................... 116
4.2.1
Heterologe Expression und Reinigung von Tth-IM60 als Dimer................117
4.2.2
Bindet Tth-IM60 an das Ribosom?............................................................122
4.2.3
Tth-IM60 besitzt sowohl in vivo als auch in vitro die gleichen
Funktionen wie YidC .................................................................................123
II
Inhaltsverzeichnis
4.2.4
4.2.5
Strukturvergleich der Proteine YidC, Aq-YidC und Tth-IM60 mittels
CD.............................................................................................................127
Kristallisation von Tth-IM60 .......................................................................130
5. Zusammenfassung............................................................................................... 133
6. Summary ............................................................................................................... 135
7. Literaturverzeichnis ............................................................................................. 137
8. Anhang .................................................................................................................. 153
8.1 DNA und Aminosäure Sequenzen .................................................................... 153
8.1.1
Tram 1 X.l. mit His-tag ..............................................................................153
8.1.2
Tth-IM60 mit His-tag .................................................................................154
8.2 Daten der CD-Spektroskopie ............................................................................ 155
8.2.1
CD-Spektrum von Tth-IM60, Aq-YidC und YidC .......................................155
8.2.2
Strukturanalyse mittels DichroWeb ...........................................................157
8.2.3
Schmelzkurven von Aq-YidC, Tth-IM60 und YidC ....................................157
8.3 Einteilung der Aminosäuren nach ClustalX ....................................................... 159
8.4 PMF-Analyse .................................................................................................... 159
Eidesstattliche Erklärung .......................................................................................... 162
Lebenslauf.................................................................................................................. 163
III
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1: Flüssig-Mosaik-Modell (Engelman, 2005) ................................................ 4
Abbildung 1.2: Temperaturauswirkungen auf Lipiddoppelschichten (nach Hazel,
1995)..................................................................................................... 5
Abbildung 1.3: Struktur des SecYE-Komplex aus Methanococcus jannaschii
(Rapoport, 2007) ................................................................................... 8
Abbildung 1.4: Schematische Darstellung der Signalsequenz ......................................... 9
Abbildung 1.5: Model des kotranslationalen Transports in Eukaryonten
(Rapoport, 2007) ................................................................................. 11
Abbildung 1.6: Model des posttranslationalen Transports in Eukaryonten
(Rapoport, 2007) ................................................................................. 12
Abbildung 1.7: Schematischer Überblick der Sec-abhängigen und unabhängigen
Translokation in Bakterien (Facey & Kuhn, 2010) ............................... 13
Abbildung 1.8: schematische Darstellung von YidC ...................................................... 19
Abbildung 1.9: Hydrophobizitätsanalyse nach Kyte & Doolittle (Kyte & Doolittle,
1982)................................................................................................... 23
Abbildung 2.1: Gelfiltration von Standardproteinen ....................................................... 57
Abbildung 2.2: schematische Darstellung der Rekonstitution von Tth-IM60 in
Liposomen .......................................................................................... 59
Abbildung 2.3: schematischer Aufbau der Einzelmolekülspektroskopie-Messung ........ 61
Abbildung 2.4: Schematische Darstellung von Bindung und Einbau von Pf3 in
Proteoliposomen ................................................................................. 63
Abbildung 3.1: Sequenzvergleich zwischen YidC und TRAM ........................................ 68
Abbildung 3.2: Sequenzvergleich zwischen den YidC Proteinen aus E. coli, A.
aeolicus (Aq-YidC) und T. thermophilus (Tth-IM60) ............................ 69
Abbildung 3.3: Optimierung der Expressionsbedingungen von TRAM .......................... 71
Abbildung 3.4: Optimierung der Expressionsbedingungen von Tth-IM60 ...................... 74
Abbildung 3.5: Flussdiagramm der Reinigung von TRAM als Fusionsprotein mit
MBP .................................................................................................... 76
Abbildung 3.6: Reinigung von TRAM über Ni-Sepharose .............................................. 77
Abbildung 3.7: Reinigung von TRAM über Amylose ...................................................... 78
Abbildung 3.8: Flussdiagramm der Reinigung von Aq-YidC .......................................... 79
Abbildung 3.9: Reinigung von Aq-YidC.......................................................................... 80
Abbildung 3.10: Vergleich der Reinigung von Tth-IM60 mit DDM und ASB14 ............... 82
Abbildung 3.11: Homogenität und Größenbestimmung mit Blue-Native Page und
Gelfiltration .......................................................................................... 84
Abbildung 3.12: Detergenzscreen.................................................................................. 86
Abbildung 3.13: Flussdiagramm der Reinigung von Tth-IM60 ....................................... 87
Abbildung 3.14: Reinigung von Tth-IM60 in LDAO ........................................................ 89
Abbildung 3.15: Stabilität von Tth-IM60 bei verschiedenen pH-Werten ......................... 90
Abbildung 3.16: Komplementation von YidC durch TRAM und Tth-IM60 ...................... 92
Abbildung 3.17: Rekonstitution von TRAM in Liposomen .............................................. 93
Abbildung 3.18: Proteaseverdau der MBP-TRAM Proteoliposomen ............................. 94
Abbildung 3.19: Rekonstitution von Tth-IM60 in Liposomen .......................................... 96
Abbildung 3.20: Zirkulardichroismus Spektrum von YidC, Tth-IM60 und Aq-YidC ........ 97
Abbildung 3.21: Schmelzkurven von Aq-YidC, Tth-IM60 und YidC ............................... 99
Abbildung 3.22: Interaktion von SecF100 mit Tth-IM60 ................................................. 101
Abbildung 3.23: Sequenzvergleich SecF aus E. coli und SecDF aus T.
thermophilus ..................................................................................... 102
Abbildung 3.24: Bindung von Pf3 an Proteoliposomen ................................................ 105
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 3.25: Einbau von Pf3 in Proteoliposomen ................................................... 107
Abbildung 3.26: Kristallisation und Diffraktion von Tth-IM60........................................ 108
Abbildung 4.1: Sequenzvergleich zwischen TMD1 und TMD2 von YidC und
TRAM................................................................................................ 114
Abbildung 4.2: Entwicklung der Aufklärung von 3D Strukturen bei
Membranproteinen ............................................................................ 130
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis

anti
A
Adenin
A. aeolicus
Aquifex aeolicus
Abb.
Abbildung
AB-Mix
Acrylamid-Bisacrylamid Mix
ADP
Adenosin-Dphosphat
Amp
Ampicillin
APS
Ammoniumpersulfat
Aq-YidC
YidC Homolog in Aquifex aeolicus
Ara
Arabinose
AS
Aminosäuren
ASB-14
Amidosulfobetain 14
ATP
Adenosin-Triphosphat
BCA
Bicinchoninsäure
BiP
immunoglobulin heavy chain binding protein
BN
Blue Native
bp
Basenpaare
BSA
Rinderserumalbumin
C
Cytosin
C12E8
Dodecyloctaoxyethylene
CaCl2
Calciumchlorid
CAP
Chloramphenicol
CD
Zirkulardichroismus
C-His-tag
Carboxy-terminales His-tag
CMC
kritische Micellenkonzentration
CO2
Kohlenstoffdioxid
C-terminal
Carboxy-terminal
CuSO4
Kupfersulfat
DDM
Dodecylmaltosid
DMSO
Dimethylsulfoxid
DNA
Desoxyriblonukleinsäure
dNTP
Desoxyribonukleosidtriphosphat
DOPC
1,2-dioleoyl-sn-glycero-3-phosphocholine
VII
Abkürzungsverzeichnis
DTT
Dithiothreitol
DYT
double yeast tryptone
E. coli
Escherichia coli
EACA
6-Aminocapronsäure
ECL
Enhanced Chemiluminescence
EDTA
Ethylendiamintetraacetat
ER
Endoplasmatisches Retikulum
Ffh
fifty-four homolog
FPLC
fast protein liquid chromatography
G
Guanin
Glc
Glucose
GTP
Guanosintriphosphat
HCl
Chlorwasserstoffsäure
His-tag
Histidintag
HRP
Meerrettichperoxidase
Hsp
Hitzeschockprotein
IM
Innenmembran
IM60
Innenmembranprotein 60 kDa
IMAC
immobilisierte Metall Affinitätschromatographie
IPTG
Isopropyl-beta-D-thiogalactopyranosid
KAc
KaliumAcetat
KCl
Kaliumchlorid
KOH
Kaliumhydroxid
KPP
Kaliumphosphat Puffer
LB
Luria-Bertani broth
LDAO
Lauryl Dimethylaminoxid
MBP
Maltosebindeprotein
MCS
Multipleklonierungsstelle
MgCl2
Magnesiumchlorid
MnCl2
Manganchlorid
MOPS
3-(N-Morpholino)-Propansulfonsäure
NaCl
Natriumchlorid
NaOAc
Natriumacetat
NaOH
Natriumhydroxid
VIII
Abkürzungsverzeichnis
NaPP
Natriumphosphat Puffer
NBD
Nukleotid Binderegion
NMR
Kernspinresonanzspektroskopie
NTA
Nitrilotriacetat
OD
optische Dichte
OG
N-Octyl--Glucopyranosid
ORF
offenes Leseraster
PBS
Phosphate-buffered saline
PCR
Polymerasekettenreaktion
PEG
Polyethylenglycol
PMF
Peptid-Massen-Fingerprint-Analyse
RbCl
Rubidiumchlorid
rbs
Ribosomenbindestelle
RNC
ribosom-nascent chain
RNA
Ribonukleinsäure
RT
Raumtemperatur
SDS
Natriumdodecylsulfat
SEC
Größenausschlusschromatographien
SRP
signal recognition particle/ Signalerkennungspartikel
T
Thymin
TAT
Twin-Arginin-Translokation
TBE
Tris-Borat-EDTA-Puffer
TBS
Tris-buffered saline
TCA
Trichloressigsäure
Temed
N,N,N‟,N‟-Tetramethylethylendiamin
Tet
Tetracyclin
TMD
Transmembrandomäne
TRAM
translocating chain-associated membrane protein
Tris
Tris(hydroxymethyl)aminomethan6
TSS
transformation and storage solution
Tth
Thermus thermophilus
Tth-IM60
YidC Homolog in Thermus thermophilus
UZ
Ultrazentrifuge
X-Gal
5- Bromo4-Chlor-indoxyl-ß-D-galactosid
IX
Einheiten
Einheiten
A
Ampere
°C
Celsius
Da
Dalton
g
Gramm
h
Stunde
l
Liter
m
Meter
M
Molar
min
Minute
mol
Mol
Pa
Pascal
psi
pound per square inch (Pfund pro Quadratzoll)
s
Sekunde
V
Volt
xg
Gewichtskraft/ relative Zentrifugalkraft
Präfixe
c
Zenti
k
Kilo
M
Mega
m
Milli
µ
Mikro
n
Nano
p
Piko
X
1. Einleitung
1. Einleitung
1.1
Die thermophilen Bakterien Thermus thermophilus und Aquifex
aeolicus
1.1.1
Thermus thermophilus
T. thermophilus ist ein Gram-negatives Bakterium, das aus einer heißen Quelle in
Japan isoliert und 1971 noch unter dem Namen Flavobacterium thermophilum
beschrieben wurde (Oshima & Imahori, 1971). Die unbeweglichen, stäbchenförmigen
Bakterien leben strikt aerob, bilden keine Sporen aus und besitzen unlösliche gelbliche
Pigmente, ähnlich derer von T. aquaticus. Das Bakterium ist obligat thermophil mit einer
optimalen Wachstumstemperatur zwischen 65 und 72 °C, wobei das Minimum bei
47 °C und das Maximum bei 85 °C liegen (Oshima & Imahori, 1974). Thermus spp ist
eine weitverbreitete Gattung mit zur Zeit 15 Arten, die sowohl in natürlichen heißen
Quellen als auch in industriellen Heizsystemen überall in der Welt vorkommen (Brock &
Freeze, 1969) (Cava et al., 2009).
Durch 16S rRNA Untersuchungen und Vergleiche konservierter Proteine wurde
bewiesen, dass Thermus eng mit der Gattung Deinococcus verwandt ist und zusammen
eine unabhängige Abteilung im Reich der Bakterien bilden, obwohl sie sehr
unterschiedliche Phänotypen ausweisen (Weisburg et al., 1989). Deinococcus ist, im
Gegensatz zu Thermus, sehr resistent gegen UV- und Röntgenstrahlung, Austrocknung
und oxidativem Stress. Inzwischen wurden die Genome der Stämme Deinococcus
radiodurans und T. thermophilus HB27 bzw. HB8 sequenziert; dadurch ergaben sich
neue Einblicke in die phylogenetische Entwicklung dieser beiden Arten (Henne et al.,
2004; Omelchenko et al., 2005; White et al., 1999). Es wird davon ausgegangen, dass
sich die Gattungen aus einem mesophilen Vorfahren durch horizontalen Gentransfer
und Genverlusten so unterschiedlich entwickelt haben (Omelchenko et al., 2005). Der
horizontale
Gentransfer
wird
sowohl
durch
die
natürliche
Kompetenz
von
T. thermophilus als auch durch Konjugation ermöglicht. Die Analyse der natürlichen
Kompetenz von Bakterien hat ergeben, dass der Prozess von zweiwertigen Kationen
und dem pH Wert abhängig ist und mindestens 16 Gene daran beteiligt sind (Friedrich
et al., 2001; Friedrich et al., 2002; Hidaka et al., 1994). Das System ist energieabhängig, aber höchst effizient mit einer DNA-Binde- und Aufnahmerate von 40 kb/s pro
1
1. Einleitung
Zelle, außerdem sind die Bakterien in der Lage sowohl Bakterien-DNA als auch DNA
von Archaeen und Eukaryonten aufzunehmen (Schwarzenlander & Averhoff, 2006).
Aufgrund der hohen Wachstumsrate, der einfachen Wachstumsbedingungen und der
natürlichen Kompetenz ist T. thermophilus zu einem extremophilen Modellorganismus
geworden. Dabei wurden viele genetische Werkzeuge und Methoden für dessen
genetische Manipulation entwickelt. Vor allem für biokatalytische Prozesse werden
häufig Enzyme und Proteine aus der Gattung Thermus verwendet. Diese sind nicht nur
hitzestabiler
sondern
auch
resistenter
gegen
chemische
Substanzen
als
die homologen Proteine aus mesophilen Bakterien (Lasa & Berenguer, 1993).
T. thermophilus wird dabei vermehrt für die Expression verwendet (Pantazaki et al.,
2002).
Ein weiterer Aspekt der Forschung an T. thermophilus ist das seit Ende der 90er Jahre
gesteigerte Interesse an den Strukturen von Proteinen, die sogenannte „Structural
genomics“. Das Ziel dieser Forschung ist die Lücke zwischen Sequenz und Struktur zu
schließen, in dem die 3D Struktur von repräsentativen Proteinen von allen bekannten
Proteinfamilien bestimmt wird (Jenney & Adams, 2008). Proteine von thermophilen
Organismen sind die idealen Ziele für diese Forschung, da sie deutlich stabiler sind als
die mesophiler Bakterien (Sadeghi et al., 2006). Deshalb sind sie oft leichter zu reinigen
und bleiben auch während der Zeit der Kristallisation stabil.
1.1.2
Aquifex aeolicus
A aeolicus, isoliert von R. Huber und K.O. Stetter, ist ein Gram-negatives,
stäbchenförmiges hyperthermophiles Eubakterium und bildet zusammen mit A.
pyrophilus die Gattung Aquifex. Beide Stämme wurden bislang nur aus marinen
hydrothermalen Systemen isoliert und besitzen ein Temperaturoptimum von 85 °C,
wobei das Maximum bei 95 °C und das Minimum bei 67 °C liegen (Garrity et al., 2001;
Huber et al., 1992). Die sehr beweglichen Zellen sind 2 - 6 µm lang, 0,5 µm breit, bilden
keine Sporen aus und besitzen eine polytrich-monopolare Begeißelung (Garrity et al.,
2001). Außerdem sind die Zellen in der Lage bei einem Salzgehalt von 1 - 5 % (opt.:
3 %) und einem pH-Wert von pH 5,4 – 7,5 (opt.: pH 6,8) zu wachsen (Huber et al.,
1992). A. aeolicus ist strikt chemolithoautotroph und bindet CO2 über den reduktiven
Citratzyklus. Wasserstoff (H2), Schwefel (S0) und Thiosulfat (S2O32-) dienen als
Elektronendonoren und O2 als Elektronenakzeptor. Die Zellen sind mikroaerophil und
wachsen bei einer Sauerstoffkonzentration von unter 7,5 p.p.m. Obwohl ein Gen für
2
1. Einleitung
eine vermeintliche Nitratreduktase im Genom vorliegt, konnte bislang, im Gegensatz zu
A. pyrophilus, keine Nitratatmung nachgewiesen werden (Deckert et al., 1998). Die
Kultivierung der Zellen erfolgt in einem Medium, das nur anorganische Komponenten
enthält und zwar in einer H2/CO2/O2 Atmosphäre. Auf organischen Substanzen, wie
Zuckern, Aminosäuren, Hefeextrakt oder Fleischextrakt können die Zellen nicht
wachsen.
Der G+C-Gehalt der rRNA liegt bei 65 %, dieser relativ hohe Wert ist charakteristisch
für thermophile Bakterien (Weisburg et al., 1989). Basierend auf den Ergebnissen von
16S rRNA Untersuchungen gehört die Gattung Aquifex, bestehend aus den Stämmen
A. pyrophilus und A. aeolicus, zu dem Phylum Aquificae und zur phylogenetisch
ältesten Familie der Eubacteria, den Aquificaceae. Zu dieser Familie zählen auch die
Gattungen Calerobacterium, Hydrogenobacter und Thermocrinis (Huber et al., 1998;
Kawasumi et al., 1984; Kryukov et al., 1983). Das gesamte Genom von A. aeolicus hat
eine Größe von 1 551 335 bp und wurde 1998 von Deckert und Kollegen vollständig
sequenziert, dabei wurde auch der G+C Gehalt der DNA auf 43,4 % bestimmt. Die
Größe entspricht ungefähr einem Drittel des Genoms von Escherichia coli (~ 4,64 Mbp)
und es konnten 1 512 offene Leseraster (ORFs) identifiziert werden (E. coli: ~ 4 300).
Die relativ geringe Größe des Genoms ist auf die dicht gepackten Gene zurückzuführen, die meisten werden dabei in polycistronischen Operons exprimiert und
überlappen sogar leicht. Auffällig ist jedoch, dass viele Gene, die eigentlich funktionell
zusammengehören, wie die Proteine der Tryptophan-Biosynthese, nicht wie in anderen
Organismen in Operons gruppiert sind, sondern über das gesamte Genom von
A. aeolicus verteilt sind. Sogar Untereinheiten desselben Enzyms sind oft im Genom
verteilt (Deckert et al., 1998).
1.2
Biologische Membranen
Biologische Membranen gehören zu den lebenswichtigsten Zellstrukturen und sind die
Grenzschichten einer Zelle zu Kompartimenten und nach außen zur Umgebung. Als
semipermeable Membranen sind sie hochselektive Barrieren, durch die nur wenige
apolare Moleküle diffundieren können. Über verschiedene Transportsysteme werden
gezielt
Ionen,
Nährstoffe
und
Proteine
durch
die
Membranen
geschleust.
Biomembranen bestehen aus einer Lipiddoppelschicht, die aus Phospholipiden,
Glycolipiden und Cholesterol aufgebaut ist, und in die verschiedene Proteine
eingelagert sind. Dieser Aufbau der Biomembranen ist in allen Bereichen des Lebens
3
1. Einleitung
sehr ähnlich, ob es sich um die Cytoplasmamembran der Bakterien oder um die
Membranen der Zellkompartimente, wie dem Endoplasmatische Retikulum (ER),
innerhalb einer Zelle handelt. Die Phospholipide, die aus einem Fettsäureanteil und
einem Glycerinanteil aufgebaut sind und über eine Esterbindung verknüpft sind,
aggregieren aufgrund des amphiphilen Charakters in wässrigen Lösungen. Sie bilden
spontan Lipiddoppelschichten aus, indem sich die hydrophoben Fettsäuren nach innen
und die hydrophilen Glycerinanteile nach außen richten. Dadurch ist die Permeabilität
für polare Moleküle sehr gering und gelöste Substanzen wie Ionen, Aminosäuren,
Zucker oder Proteine werden an der Diffusion gehindert und können nur gezielt über
Poren und Transporter durch die Membran geschleust werden. Eine der wichtigsten
Funktionen ist dabei der Aufbau der protonenmotorischen Kraft, die für die ATPSynthese durch die membranständige ATP-Synthase benötigt wird (von Ballmoos et al.,
2009). Singer und Nicolson entwickelten 1972 das Flüssig-Mosaik-Modell und
postulierten, dass es sich bei Membranen nicht um eine starre Lipiddoppelschicht
handelt, sondern dass sich die Lipidschichten gegeneinander bewegen, wodurch sich
die Proteine wie in einer Flüssigkeit bewegen können (Singer & Nicolson, 1972)
(Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Flüssig-Mosaik-Modell (Engelman, 2005)
Flüssig-Mosaik-Modell von Singer und Nicolson verändert nach Engelman. Schematische 3-dimensionale
Lipiddoppelschicht mit integrierten Proteinen.
Die Struktur einer Membran wird hauptsächlich über hydrophobe Wechselwirkungen,
aber auch durch Wasserstoffbrücken stabilisiert, zusätzlich stabilisieren Sterine in
Eukaryonten bzw. Hopanoide in Bakterien die Membranen. Die Fettsäuren in
Membranen besitzen meist zwischen 16 und 20 C-Atome, wobei eine gerade Anzahl
typisch ist. Die Fettsäuren können dabei in gesättigter oder ungesättigter Form
vorliegen, wobei die Länge und der Grad an ungesättigten Fettsäuren einen Einfluss auf
4
1. Einleitung
die Fluidität der Membran hat. Ungesättigte Fettsäuren führen zu einem „Knick“,
wodurch Lipide nicht mehr so dicht gepackt werden können. Dies führt zu einer
Erhöhung der Fluidität und damit zu einer Verringerung der Schmelztemperatur. Die
Fluidität ist für die Funktion der Membranen von hoher Bedeutung, nur so können
Proteine innerhalb der Membran diffundieren. Der optimale Zustand für die Zelle ist die
flüssige oder auch „liquid-crystalline“ Phase. Bei niedrigen Temperaturen verfestigt sich
die
Lipiddoppelschicht
zur
Gelphase,
während
hohe
Temperaturen
zu
Membranfusionen bzw. zu einer „inverted hexagonal“ Phase führen (s. Abbildung 1.2).
Die
Eigenschaft
von
Bakterien
die
Fluidität
der
Lipidschicht
durch
die
Zusammensetzung der Lipide zu regulieren wird homeoviscose Adaptation genannt
(Hazel, 1995). So konnte bei E. coli gezeigt werden, dass mit einer Erhöhung der
Wachstumstemperatur auch der Anteil von gesättigten und längeren Fettsäuren in den
Phospholipiden zunimmt und damit eine homeoviscose Adaptation stattfindet
(Sinensky, 1974).
Abbildung 1.2: Temperaturauswirkungen auf Lipiddoppelschichten (nach Hazel, 1995)
Die Grafik zeigt die Veränderung der Lipidstruktur bei einer Erhöhung bzw. einer Erniedrigung der
Temperatur.
5
1. Einleitung
1.2.1
Membranaufbau thermophiler Bakterien
Der Aufbau der Membranen von thermophilen Bakterien ähnelt vom Prinzip her dem
anderer Bakterien. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass sie eine wichtige Rolle
bei der Temperaturstabilität spielt (Brock, 1978). Daher ist es nicht überraschend, dass
es Unterschiede in der Zusammensetzung der Lipide und der Fettsäuren, sowie der
Bindung zwischen den Fettsäuren und dem Glycerin gibt.
Bei dem hyperthermophilen Bakterium Aquifex besteht die Membran hauptsächlich aus
Glycerin-Ether Phospholipiden mit langen Fettsäuren (C18:0, n-C(20:1) und cy-C(21))
(Jahnke et al., 2001). Die Ether-Bindung zwischen dem Glycerin und den Seitenketten
findet man auch bei den Archaeen, wobei hier die Seitenketten nicht aus Fettsäuren
sondern aus sich wiederholenden Isoprenen bestehen. Durch eine kovalente Bindung
zwischen den Phytanylseitenketten kann eine einlagige Lipidschicht entstehen, die eine
hohe Stabilität erreicht. In T. thermophilus, obwohl auch ein thermophiles Bakterium,
konnten bislang keine Ether-Bindungen in Lipiden nachgewiesen werden. Typisch für
Thermus sind zwei Lipide: ein stamm-spezifisches Glycolipid in der Außenmembran
(Tetrasaccharid gebunden an ein Glycerin oder ein langkettiges Diol) und ein
konserviertes Glycophospholipid bestehend aus einem N-Acylglucosamin und einem Nglyceroyl-heptadecaneamine (Leone et al., 2006). Wahrscheinlich ist das langkettige
Diol in Glycolipiden eine Adaptation an die Umgebung, die auf der größeren
chemischen Stärke der Alkylkette im Vergleich zur schwächeren Ester-Bindung des
Acylglycerin beruht.
6
1. Einleitung
1.3
Proteintranslokation in Eu- und Prokaryonten mittels des SecTranslokasekomplexes
Ein wichtiger Schritt in der Biosynthese vieler Proteine ist die Translokation durch bzw.
in die Membran des eukaryontischen Endoplasmatische Retikulums (ER) und der
prokaryontischen Cytoplasmamembran. Die meisten Proteine werden über den
Hauptsekretionsweg
transloziert,
der
aus
einem
konservierten
heterotrimeren
Proteinkomplex besteht und in Eukaryonten Sec61-, in Prokaryonten und Archaeen
SecY-Komplex genannt wird. Der Komplex bildet den Translokationskanal aus, durch
den die Proteine an ihren jeweiligen Bestimmungsort transportiert werden und ist damit
in allen Organismen die Schlüsselkomponente für die Translokationsmaschinerie
(Hartmann et al., 1994). Insbesondere die Untereinheiten  (Y) und  (E) zeigen eine
signifikante konservierte Sequenz und sind essentiell für die Funktion des Kanals sowie
für das Überleben der Zellen (Brundage et al., 1990). Im Gegensatz dazu sind die Untereinheiten nicht essentiell. Sie sind zwar in Eukaryonten und Archaeen ähnlich,
zeigen aber keine Homologie zu Bakterien.
Die Arbeitsgruppe um T. Rapoport veröffentlichte 2004 die erste Kristallstruktur eines
SecY-Komplex aus Methanococcus jannaschii, bestehend aus den Untereinheiten Y,E
und  (Berg et al., 2004). Sie zeigten, dass der Kanal lediglich aus einem Heterotrimer
besteht, wobei die Y-Untereinheit die eigentliche Translokationspore bildet (s. Abbildung
1.3). Die Y-Untereinheit besteht aus zwei gebunden Hälften, den Transmembrandomänen (TMD) 1 - 5 und 6 - 10. Der Loop an der Hinterseite zwischen der TMD 5 und
6 dient vermutlich als Scharnier und ermöglicht es der Pore, sich als sogenanntes
laterales Tor nach vorne in die Lipiddoppelschicht zu öffnen. Die beiden Hälften von
SecY werden dabei durch SecE an der Hinterseite zusammen gehalten. Die Pore
besitzt eine Sanduhr ähnliche Form. Die trichterförmigen Öffnungen in Richtung Cytound Periplasma verengen sich in der Mitte zu einem Ring, der aus 6 hydrophoben
Aminosäuren
geformt
ist
und
der
wahrscheinlich
an
der
Erkennung
von
Signalsequenzen beteiligt ist (s. Abbildung 1.3 b). Nach außen ist die Pore durch eine
kurze Helix verschlossen (Plug). Durch Konformationsänderungen kommt es vermutlich
zu einer Verlagerung der Helix, wodurch der Kanal geöffnet wird. Die -Untereinheit
bindet nur im äußeren Bereich an die Y-Untereinheit, das könnte erklären, warum diese
für die Funktion des Komplexes überflüssig ist.
7
1. Einleitung
Abbildung 1.3: Struktur des SecYE-Komplex aus Methanococcus jannaschii
(Rapoport, 2007)
a: Sicht aus dem Cytoplasma auf den SecYE Komplex aus M. jannaschii. SecY bildet den
Translokationskanal und besteht aus zwei Hälften mit den Transmembrandomänen 1-5 (rot) und 6-10
(blau). In grau sind die Untereinheiten und (SecE) und in grün die Aminosäurereste des Porenrings
(Pore ring) dargestellt. Der Kanal kann sich lateral (lila Pfeil) zur Lipiddoppelschicht öffnen. Im
geschlossenen Zustand befindet sich der sogenannte Plug (gelb) in der Mitte von SecY. Durch die
Bewegung nach hinten (schwarzer Pfeil) öffnet sich der Kanal durch die Membran. b: Querschnitt des
Translokationskanals von der Seite (Rapoport, 2007).
Der Translokationskanal erscheint als eine passive Pore; daher müssen andere
Komponenten die Energie für die Translokation bereitstellen. Der Transport im ER und
in der Cytoplasmamembran sowie die daran beteiligten Proteine werden im Folgenden
näher beschrieben.
1.3.1
Proteintranslokation durch die Membran des Endoplasmatischen
Retikulums
Die Proteintranslokation in das ER ist der erste Schritt in der Biogenese der meisten
extrazelluären und vieler löslicher Proteine in den Organellen (ER, Golgi-Apparat,
Endosom und Lysosom) und gehört deshalb zu den wichtigsten Funktionen in einer
Zelle (Palade, 1975). Sekretorische Proteine besitzen im Allgemeinen eine spezifische,
spaltbare N-terminale Signalsequenz, die aus 15 bis 30 Aminosäuren besteht
(s. Abbildung 1.4). Sie setzt sich zusammen aus einem zentralen hydrophoben Bereich
(h-Domäne) bestehend aus 7-15 Aminosäuren (AS), der von einer positiv geladenen
N-terminalen Region (n-Domäne) und einer polaren, aber ungeladenen C-terminalen
Region (c-Domäne) flankiert wird (von Heijne, 1984). Im Gegensatz zu sekretorischen
Proteinen dient bei Membranproteinen oft die 1. N-terminale Transmembrandomäne
8
1. Einleitung
(TMD) als Signalsequenz. Diese wird in den meisten Fällen nicht abgespalten und wird
auch als Signalankersequenz bezeichnet. Die Orientierung der Membranproteine wird
durch die flankierenden Aminosäuren der TMD bestimmt. Sie richtet sich dabei nach
der sogenannten „positive inside“ Regel, wonach sich positiv geladene Aminosäuren im
Cytoplasma befinden (Andersson & von Heijne, 1994). Die Translokation erfolgt nach
der Erkennung der Signalsequenz entweder kotranslational oder posttranslational.
Abbildung 1.4: Schematische Darstellung der Signalsequenz
a) kotranslationale Translokation
Bei der kotranslationalen Translokation wird das Protein während der Translation durch
bzw.
in
die
Membran
transportiert.
In
einem
ersten
Schritt
erkennt
das
Signalerkennungspartikel (SRP) das naszierende Polypeptid, sobald die Signalsequenz
am Ausgang des Ribosoms erscheint und bindet daran. Durch die Interaktion zwischen
SRP und dem Ribosom wird die Proteinsynthese verlangsamt und es kommt zu einem
sogenannten „elongation arrest“. Der gesamte Komplex aus SRP, naszierender Kette
und Ribosom bindet erst über SRP und dessen membranständigen Rezeptor (SRPRezeptor) und anschließend über eine Interaktion zwischen Ribosom und dem
Translokationskanal an die ER-Membran. In einer Guanosintriphosphat (GTP)abhängigen Reaktion wird die Signalsequenz vom SRP gelöst und bindet an den
Sec61-Komplex. Daraufhin wird die Elongation fortgesetzt und das Polypeptid wird vom
Tunnelausgang des Ribosoms in den Translokationskanal geschoben (Walter & Blobel,
1981a; Walter & Blobel, 1981b; Walter et al., 1981) (schematische Darstellung
s. Abbildung 1.5). Die Translokationspore, die durch eine helikale Domäne (engl. plug)
fest verschlossen ist, öffnet sich vermutlich in zwei Stufen. Durch die Bindung des
Ribosoms an die Translokationspore wird diese Domäne aus der Mitte der
Translokationspore verlagert. Im zweiten Schritt werden durch die Bindung der
Signalsequenz an die Translokationspore die TMD 2b und 7 von SecY getrennt,
wodurch die Destabilisierung weiter gefördert wird und der helikale „plug“ in eine Lücke
nach hinten ins Molekül verlagert wird (Rapoport, 2007). Die Translokation wird durch
9
1. Einleitung
die Elongation des Polypeptids am Ribosom und damit durch GTP Hydrolyse
angetrieben. Sekretorische Proteine inserieren als Loop in die Translokationspore
(Shaw et al., 1988). Der Aminoterminus (N-Terminus) der Signalsequenz interagiert mit
der Translokationspore und durch die weitere Translation wird das Polypeptid durch die
Pore geschoben. Sobald der Carboxyterminus (C-Terminus) der Signalsequenz im ERLumen erscheint wird die Spaltstelle durch den Signalpeptidase Komplex erkannt und
gespalten (Dalbey & Von Heijne, 1992; Evans et al., 1986).
Eine wichtige Rolle bei der Translokation besitzt außerdem das Hauptchaperon BiP
(immunoglobulin heavy chain binding protein). Es gehört zur Familie der Hsp70Proteine (heat shock protein) und bindet
vorübergehend im ER-Lumen an
neusynthetisierte Polypeptidketten, so dass diese in einem faltungskompetenten
Zustand bleiben (Nakatsukasa & Brodsky, 2007; Panzner et al., 1995). Vermutlich stellt
BiP als ATPase auch die Energie für die Translokation des C-Terminus zur Verfügung,
da nach Ende der Translation noch ca. 70 AS durch das Ribosom bzw. die
Translokationspore transportiert werden müssen.
Bei der Translokation von Membranproteinen bewegen sich die TMDs von der
wässrigen Translokationspore durch das laterale Tor in die Lipiddoppelschicht.
Wahrscheinlich öffnet und schließt sich das laterale Tor während einer Translokation
ständig, so dass Polypeptidketten in der Pore mit der hydrophoben Lipidschicht in
Kontakt kommen. Daher können Segmente mit einer gewissen hydrophoben Länge den
Kanal durch dieses laterale Tor verlassen, da die Wechselwirkungen zu den Lipiden
höher als zu der hydrophilen Pore sind. Dies wurde als „lipid-partitioning“ Modell
beschrieben (Heinrich et al., 2000).
10
1. Einleitung
Abbildung 1.5: Model des kotranslationalen Transports in Eukaryonten (Rapoport, 2007)
Schema des kotranslationalen Transports in Eukaryonten. Die Signalsequenz erscheint am Ausgang des
Ribosoms und wird von SRP erkannt. Der Komplex aus Ribosom, naszierender Kette und SRP bindet
über den SRP-Rezeptor an die Cytoplasmamembran und interagiert dann mit dem Sec61-Komplex. Die
naszierende Kette wird durch die weitergehende Elongation durch die Translokationspore geschoben,
wobei die Signalsequenz an der Pore bindet und von der Signalpeptidase gespalten wird.
Als weitere Proteinkomponente, die am kotranslationalen Transport beteiligt ist, konnte
mittels Crosslinking- und Rekonstitutionsuntersuchungen das Translocating chainassociated membrane Protein (TRAM) identifiziert werden, das sich während der
Translokation in unmittelbarer Nähe der Signalsequenzen befindet (Görlich et al., 1992;
High et al., 1993). Das mehrspännige Membranprotein TRAM ist sowohl an der
Translokation
von
sekretorischen
Proteinen
als
auch
an
der
Insertion
von
Membranproteinen beteiligt (Do et al., 1996; Görlich & Rapoport, 1993; Saksena et al.,
2004; Sauri et al., 2007). Dabei determiniert die Signalsequenz eines Proteins dessen
Abhängigkeit von TRAM. Proteine, deren Signalsequenz eine lange N-terminale Region
und einen langen hydrophoben Kern besitzen, zeigen eine TRAM-Abhängigkeit (Voigt
et al., 1996). Auch konnten Sauri und Kollegen zeigen, dass die Transmembrandomänen von viralen Proteinen erst mit Sec61 und dann mit TRAM interagieren (Sauri
et al., 2007). Das TRAM Protein selber wird kotranslational in die ER-Membran
eingebaut, wobei die 1. TMD als nicht spaltbarer Signalanker von SRP erkannt wird.
Insgesamt besitzt das TRAM Protein acht TMDs, so dass beide Termini im Cytoplasma
lokalisiert sind (Tamborero et al., 2011).
b) posttranslationale Translokation
Der posttranslationale Transport, schematisch dargestellt in Abbildung 1.6, findet nach
der kompletten Synthese des Proteins statt. Dieser Weg wird meist von löslichen,
11
1. Einleitung
sekretorischen Proteinen verwendet, die eine schwächere hydrophobe Signalsequenz
besitzen und damit nicht vom SRP erkannt werden (Ng et al., 1996). Die komplett
synthetisierten Proteine werden mit Hilfe von cytosolischen Chaperonen, die zur Hsp70
und Hsp40 Familie gehören, in einem löslichen und translokationskompetenten Zustand
gehalten und an den Sec61-Komplex transportiert (Chirico et al., 1988; Deshaies et al.,
1988). An der posttranslationalen Translokation sind außer dem Sec61-Komplex
zusätzlich der tetramere Sec62/63–Komplex, sowie das luminale Chaperon BiP beteiligt
(Deshaies et al., 1991; Panzner et al., 1995). Nach der Bindung der Signalsequenz des
Proteins an die Translokationspore werden alle cytosolischen Chaperone frei gesetzt
(Plath & Rapoport, 2000). Durch die Brownsche Molekularbewegung diffundiert das
Polypeptid weiter in den Kanal. Die Translokation wird, wenn sich das Polypeptid im
Kanal befindet, mittels des sogenannten „Rätsche“-Mechanismus (engl. ratchet) durch
die Membran transportiert. Dabei binden mehrere BiP Moleküle an das Polypeptid,
wodurch ein Zurückgleiten der Polypeptidkette verhindert wird und die Translokation in
Richtung ER-Lumen verläuft (Matlack et al., 1999). Die Bindung von BiP ist dabei ATPabhängig. ATP-gebundenes BiP mit einer offenen Peptidbindetasche interagiert mit der
J-Domäne von Sec63, wodurch es zur Hydrolyse von ATP kommt und sich die
Bindetasche um das Polypeptid schließt (Matlack et al., 1997). Dieser Vorgang
wiederholt sich, bis sich die gesamte Polypeptidkette im ER-Lumen befindet. Im
Anschluss öffnet sich die Bindetasche von BiP durch den Austausch von ADP zu ATP
und das Protein wird freigesetzt.
Abbildung 1.6: Model des posttranslationalen Transports in Eukaryonten (Rapoport, 2007)
Schema des posttranslationalen Transports in Eukaryonten. Das zu transportierende Protein wird
vollständig im Cytoplasma synthetisiert und durch cytosolische Chaperone in einem translokationskompetenten Zustand gehalten. Die Signalsequenz wird vom Sec-Komplex, bestehend aus Sec61 und
Sec62/63, erkannt und inseriert in die Translokationspore. Das luminale Chaperon BiP wird durch die
DnaJ Domäne des Sec63 zur Bindung von Peptiden aktiviert und bindet an die Polypeptidkette, wodurch
ein Zurückgleiten verhindert wird. Durch das stetige Binden neuer BiP-Moleküle wird das Protein in das
ER-Lumen transportiert.
12
1. Einleitung
1.3.2
Proteintranslokation in Escherichia coli
Auch in der Cytoplasmamembran von Prokaryonten werden die meisten Proteine
mittels des Sec-Systems, dem Haupttransportweg transloziert (Sec-abhängige
Translokation). Der Sec-Komplex ist sowohl für die Sekretion von Proteinen, als auch
für die Insertion der meisten integralen Membranproteine verantwortlich. Die
Translokation ähnelt dabei stark dem kotranslationalen Transport im ER (s. 1.3.1).
Wurde bis Mitte der neunziger Jahre noch angenommen, dass Sec-unabhängige
Proteine spontan oder aufgrund des Membranpotenzials translozieren (von Heijne,
1994), konnte von Samuelson und Kollegen mit YidC ein Membranprotein identifiziert
werden, das Sec-unabhängig integrale Membranproteine inseriert (Samuelson et al.,
2000). Ende der neunziger Jahre wurde als weiteres Transport-System, das Tat-System
(twin-arginine translocation) entdeckt, das im Gegensatz zum Sec-System in der Lage
ist, gefaltete Proteine durch die Membran zu transportieren. Dieser Transportweg wird
hier nicht näher beschrieben; als Übersicht und als Vergleich zum Sec-Transportweg
wird auf den Übersichtsartikel von (Natale et al., 2008) hingewiesen.
Einen schematischen Überblick der Translokation in E. coli zeigt Abbildung 1.7
Abbildung 1.7: Schematischer Überblick der Sec-abhängigen und unabhängigen Translokation in
Bakterien (Facey & Kuhn, 2010)
Proteine, deren Lokalisation sich in oder jenseits der Innenmembran befindet, werden hauptsächlich über
den Sec-Komplex transportiert. Der Komplex besteht aus den Proteinen SecYEG, die die
Translokationspore bilden und der ATPase SecA. Neu synthetisierte Proteine werden entweder
posttranslational über das tetramere SecB Chaperon zum Sec-Komplex transportiert oder durch den
Signalerkennungspartikel (SRP) erkannt und dann über den Rezeptor FtsY zum Sec-Komplex an die
Membran geleitet (Kotranslationale Translokation). Die Signalpeptidase (SPase) spaltet die
Signalsequenz von Preproteinen an der Außenseite der Innenmembran ab. Einige wenige
Innenmembranproteine werden Sec-unabhängig über YidC in die Membran inseriert. Zur besseren
Übersicht wurde der Sec-Komplex ohne die dazugehörigen Proteine SecDFYajC und YidC dargestellt,
pmf: proton motive force.
13
1. Einleitung
1.3.2.1
Sec-abhängige Translokation:
In E. coli kann das Targeting beim Sec-abhängigen Transport von Proteinen wie im ER
post- oder kotranslational ablaufen. Sekretorische Proteine, die als Präproteine mit
einer N-terminalen Signalsequenz synthetisiert werden, werden meist posttranslational
über das Chaperon SecB an die Cytoplasmamembran geleitet (Kumamoto, 1989). Die
Signalsequenz ist wie in Eukaryonten in die drei Domänen n, h und c aufgebaut
(s. Abbildung 1.4). Cytoplasmatischen Membranproteinen fehlt meist eine spaltbare
Signalsequenz, stattdessen dient die erste TMD als internes Signal für das Targeting
und die Insertion. Diese Membranproteine werden kotranslational über den SRP-Weg
an die Membran geleitet (Review: (Herskovits et al., 2000)). Beide Wege treffen an der
inneren Membran und zwar an der Sec-Translocase zusammen, die für den
Proteintransport in das Periplasma und in die Cytoplasmamembran essentiell ist (Valent
et al., 1998).
Der Transport wird in drei Abschnitte unterteilt: Targeting, Translokation und
Prozessierung.
1. Targeting:
a) SecB abhängiges Targeting
Polypeptidketten, die am Ausgang des Ribosoms erscheinen, sind verschiedenen
molekularen Chaperonen wie z.B. dem Trigger Faktor (TF), DnaK oder SecB
ausgesetzt. Diese unterstützen die Faltung und/oder das Targeting und vermeiden
somit eine Aggregation und Missfaltung von Polypeptidketten (Nilsson & Anderson,
1991). Das homotetramere SecB Chaperon ist am Export von sekretorischen Proteinen
beteiligt und besitzt dabei zwei spezifische Funktionen. Zum einen verhindert es die
Aggregation durch eine anti-Faltungsaktivität zum anderen interagiert es mit SecA und
besitzt daher eine Targetingfunktion (Bechtluft et al., 2010). SecB bindet bevorzugt an
nicht gefaltete Strukturen der maturen Region eines Präproteins. Die Signalsequenz der
sekretorischen Proteine verlangsamt vermutlich die Faltung der Proteine und unterstützt
so die Erkennung zwischen SecB und Peptidsequenzen, die normalerweise in inneren
Regionen
eines
Sequenzvergleiche
gefalteten
konnte
Proteins
ein
vorkommen
SecB
(Liu
Konsensusmotiv
et
mit
al.,
eine
1989).
Länge
Durch
von
9 Aminosäuren (AS) identifiziert werden, das mit aromatischen und basischen AS
angereichert ist. Da dieses Motiv auch in SecB-unabhängigen Proteinen vorhanden ist,
ist die Selektivität für das Substrat bislang nicht geklärt (Knoblauch et al., 1999). Der
14
1. Einleitung
SecB-Präproteinkomplex interagiert dann mit SecA, wobei SecB an die carboxylterminale Region von SecA und die Signalsequenz des Präproteins mit SecA interagiert
(Fekkes et al., 1998). SecA ist als ATPase eine zentrale Komponente der Translocase,
das sowohl membrangebunden als auch im Cytoplasma vermutlich als Dimer vorliegt
(Cabelli et al., 1991; Papanikolau et al., 2007). SecB dissoziiert nach der
Präproteinbindung an SecA-ATP und somit zu Beginn der eigentlichen Translokation.
b) SRP vermitteltes Targeting
Der SRP-Weg in E. coli ist vergleichbar mit dem kotranslationalen Transport im ER (s.
Kapitel 1.3.1). In E. coli wird die Mehrheit der integralen Membranproteine und einige
sekretorische Proteine über den SRP-Weg transportiert. Ob SRP eine Signalsequenz
erkennt liegt an der Hydrophobizität der h-Region. So können sekretorische Proteine
durch Erhöhung der Hydrophobizität der Signalsequenz in den SRP-Weg umgeleitet
werden (Lee & Bernstein, 2001; Valent et al., 1995). Das SRP in Bakterien besteht aus
nur einem Protein, dem 48 kDa großen Ffh und der 4,5 S RNA. Das Ffh 48 steht für
„fifty-four-homologue“ und ist also homolog zum SRP54 Protein aus Eukaryonten
(Luirink et al., 1992). Der membranständige SRP-Rezeptor FtsY (filamentous
temperature sensitive Y) besteht aus einem zur -Untereinheit des eukaryontischen
SRP Rezeptors homologen Protein. FtsY interagiert über zwei Lipid-Bindestellen, die
vermutlich eine -helikale Struktur besitzen, mit den Phospholipiden der Membran und
zusätzlich über die konservierte NG-Domäne an SecY (Angelini et al., 2005; Braig et al.,
2009).
SRP bindet an die hydrophobe (meist nicht-prozessierbare) Signalsequenz von
naszierender Polypeptiden. Der gesamte Komplex aus Ribosom, naszierender Kette
(ribosome-nascent chain, RNC) und SRP bindet über SRP und FtsY an die Membran.
Durch die Hydrolyse von zwei GTPs wird die naszierende Kette vom SRP gelöst und
der RNC-Komplex wird auf das Translokon übertragen (Shan et al., 2007).
2. Translokation:
Die bakterielle Translokase besteht aus dem SecYEG-Komplex und den zusätzlichen
Komponenten SecA, SecDFYajC und YidC. Der SecYEG-Komplex bildet dabei die
eigentliche Translokationspore und SecA dient als ATP-abhängiges Motorprotein. SecA
ist die einzige ATPase, die an der Translokation von Präproteinen beteiligt ist und
interagiert über SecY mit der Translokationspore. SecA transportiert die Signalsequenz
15
1. Einleitung
und einen Teil der frühen maturen Region des Polypeptids in die Translokationspore mit
Hilfe eines zwei-Helix Fingers, wobei das Polypeptid als Schlaufe inseriert wird (Facey
& Kuhn, 2010). Durch Zyklen von Bindung und Hydrolyse von ATP an SecA wird die
Translokation von Proteinen durch die Membran schrittweise angetrieben. (Economou
& Wickner, 1994; Tomkiewicz et al., 2006). Biochemische und strukturelle
Untersuchungen zeigen, dass der SecYEG-Komplex vermutlich als Dimer oder sogar
als Tetramer vorliegt (Bessonneau et al., 2002; Tziatzios et al., 2004).
Die Komponenten SecD, SecF und YajC bilden einen weiteren heterotrimeren Komplex,
der mit der eigentlich Translokationspore assoziiert ist. SecD und SecF sind jeweils
sechs-spännige Membranproteine, wohingegen YajC nur eine TMD besitzt. Der
gesamte Komplex scheint den Prozess der Insertion und Deinsertion von SecA zu
regulieren und den Export von Protein zu verbessern (Economou et al., 1995; Pogliano
&
Beckwith,
1994).
Als
weitere
Komponente,
die
bei
der
Insertion
von
Membranproteinen beteiligt ist, wurde das YidC Protein beschrieben (s. Kapitel 1.4).
3. Prozessierung:
Bei der Prozessierung wird die Signalsequenz des Präproteins spezifisch abgespalten.
Die dafür verantwortliche Leaderpetidase LepB, ist ein zweispänniges Membranprotein
mit einer großen C-terminalen Domäne, die eine katalytische Region besitzt. Die
Leaderpetidase erkennt die Signalsequenz nach der Insertion und interagiert mit dieser
(Dalbey, 1991). Nach der Abspaltung der Signalsequenz werden die Proteine entweder
ins Periplasma oder in die Cytoplasmamembran entlassen.
1.3.2.2
Sec-unabhängige Translokation:
Sekretorische Proteine, die bereits im Cytoplasma vollständig gefaltet sind, werden über
das Twin-Arginin-Translokations-System (TAT-System) sekretiert. Meist handelt es sich
dabei um cofaktorhaltige Enzyme. Den Substraten ist dabei eine N-terminale
Signalsequenz mit einem Konsensus-Motiv aus zwei Arginin-Resten gemein (Berks et
al., 2000). In E. coli ist die Tat-Translokase aus den drei strukturell und funktionell
unterschiedlichen Membranproteinen TatA, TatB und TatC aufgebaut. TatC ist an der
Erkennung der Substrate beteiligt, während TatA vermutlich die Translokationspore
bildet (Müller, 2005).
Auch
für
einige
Membranproteine
konnte
eine
Sec-unabhängige
Insertion
nachgewiesen werden. Dies ist der Fall bei den endogenen Proteinen MscL und F oc
16
1. Einleitung
und den Phagenhüllproteine Pf3 coat und M13 Procoat. Für diese Proteine konnte
gezeigt werden, dass sie abhängig von YidC in die Cytoplasmamembran eingebaut
werden (Chen et al., 2002; Facey et al., 2007; Samuelson et al., 2000; van der Laan et
al., 2004). Da die Struktur von YidC bislang noch nicht aufgeklärt wurde, ist über den
genauen molekularen Mechanismus wenig bekannt. In Kapitel 1.4 wird die genaue
Funktion und der Aufbau von YidC näher beschrieben.
Wie in diesem Kapitel ausführlich beschrieben sind viele Komponenten der
Translokationssysteme stark konserviert und weisen zahlreiche Homologien auf. Als
Übersicht
sind
in
Tabelle
1.1
nochmals
die
wichtigsten
Komponenten
des
Proteintransports sortiert nach Targeting, Translokation und Modifizierung aufgelistet.
Homologe Proteine befinden sich in der gleichen Reihe.
Tabelle 1.1: Vergleich der wichtigsten Komponenten des Proteintransports in Säugern und
Bakterien
Homologe Proteine sind in einer Reihe vermerkt.
Funktion
Komponente
Säuger
Bakterien
E. coli
Targeting
SRP
7S-RNA
SRP9, 14, 19
SRP54
SRP68,72
SR
SR
4,5S-RNA
SRP-Rezeptor
Translokation
SecB
Hitzeschockproteine
Sec61-Komplex
Ffh 48
FtsY
SecB
Hsp40, 70
Sec61
Sec61
Sec61
Sec62/63-Komplex
TRAM
SecDFYajC-Komplex
SecY
SecE
SecG
Sec62 (HTP1, TLOC1
Sec63 (ERj2)
TRAMp
YidC/Oxa1/Alb3Familie
TRAP-Komplex
Motor ATPase
Oxa1
Signalpeptidase
SPC12,
SPC18, 21
SPC22/23, 25
SecD
SecF
YajC
YidC
TRAP,,,
BiP
SecA
Modifizierung
17
LepB
1. Einleitung
1.4
YidC – die Membraninsertase aus E. coli
Das Membranprotein YidC aus E. coli besteht aus 548 Aminosäuren (AS) und besitzt
ein Molekulargewicht von 61 kDa. Es ist in der Innenmembran lokalisiert und besteht
aus 6 TMD mit 4 cytoplasmatischen und 3 periplasmatischen (P1-3) Bereichen, wobei
beide Termini im Cytoplasma lokalisiert sind (Abbildung 1.8) (Saaf et al., 1998). Die 5
C-terminalen Transmembrandomänen sind für die Funktion von YidC essentiell und bei
allen Homologen sowohl in Bakterien als auch in Mitochondrien und Chloroplasten stark
konserviert und charakterisieren die YidC/Oxa1/Alb3-Familie (Yen et al., 2001). Typisch
für Gram-negative Bakterien ist die 1. große periplasmatische Domäne (P1) zwischen
TMD 1 und 2. Durch Komplementationsstudien wurde gezeigt, dass der größte Teil der
P1 Domäne nicht notwenig für die Aktivität von YidC ist, obwohl diese aus insgesamt
319 AS besteht und damit über 58 % des gesamten Proteins ausmacht (Jiang et al.,
2003). Dies erklärt auch, dass einige YidC-Homologe aus Mitochondrien, Chloroplasten
und Gram-positiven Bakterien die Funktion von YidC in E. coli ersetzen können, obwohl
diesen die 1. TMD und der größte Teil der große P1 Domäne fehlen (Jiang et al., 2002;
van Bloois et al., 2005; van Bloois et al., 2007). Weitere Untersuchungen der P1
Domäne haben gezeigt, dass der C-terminale Bereich der P1 Domäne (Aminosäure
324 – 342) für die Insertase-Funktion von YidC von Bedeutung ist (Xie et al., 2006). Die
Struktur der P1 Domäne von YidC wurde 2008 von Ravaud et al. aufgeklärt (Abbildung
1.8) und besteht aus einem -Supersandwich und einer -helikalen Linkerregion am CTerminus. Das -Supersandwich wird häufig bei Proteinen gefunden, die Kohlehydrate
binden. Im Widerspruch zu einer Bindung von Kohlehydraten bei YidC stehen die
elektrostatischen
Eigenschaften
und
molekularen
Details
der
Bindetasche.
Wahrscheinlicher ist eine Interaktion mit Peptiden oder Acylketten als natürliche
Liganden (Ravaud et al., 2008a).
18
1. Einleitung
Abbildung 1.8: schematische Darstellung von YidC
Schematische Darstellung der Topologie von YidC in der Innenmembran. 1 – 6: Transmembrandomänen,
P1 – P3: periplasmatische Bereiche, C2 – C3: cytoplasmatische Bereiche, N + C: N- bzw. C-terminales
Ende. P1 als Kristallstruktur (Ravaud et al., 2008a)
Die Funktion von YidC wurde im Jahr 2000 entschlüsselt. Es konnte sowohl eine
Bindung mit naszierenden Membranproteinen über Photocrosslinking nachgewiesen
werden
als
auch
eine
Bindung
von
YidC
mit
der
Sec-Translocase
durch
Koreingungsexperimente (Scotti et al., 2000). Außerdem wurde gezeigt, dass YidC
entscheidend für die Insertion des Sec-unabhängigen M13 procoat Proteins ist
(Samuelson et al., 2000). YidC besitzt demnach sowohl für Sec-abhängige als auch für
Sec-unabhängige Proteine eine wichtige Funktion (s. Abbildung 1.7).
Bei der Sec-abhängigen Funktion ist YidC über den SecDFYajC-Komplex an die
Translokationspore SecYEG gebunden (Nouwen & Driessen, 2002). Es konnte gezeigt
werden, dass YidC an der Insertion von verschiedenen Membranproteinen, z.B. der
ATP-Synthase Untereinheit a (Foa), der Untereinheit II des Cytochrom-bo3-OxidaseKomplexes (CyoA) oder der Untereinheit K der NADH-Ubichinon-Oxidoreduktase
(NuoK) beteiligt ist (du Plessis et al., 2006; Price & Driessen, 2008; Price & Driessen,
2010; Yi et al., 2003). Außerdem wird davon ausgegangen, dass YidC die Funktion
eines Chaperon besitzt und die Assemblierung und Faltung von Membranproteinen
unterstützt.
Photocrosslinking
Studien
zeigten
die
Interaktion
der
TMD
des
naszierenden FtsQ-Proteins zuerst mit der SecYEG Translokationspore und dann mit
Fortschreiten der Elongation mit YidC und der Lipid-Doppelschicht. (Urbanus et al.,
19
1. Einleitung
2001). Diese Daten weisen dabei auf die entscheidende Beteiligung von YidC beim
lateralen
Transfer
Lipiddoppelschicht
der
hin.
TMD
Es
ist
von
der
daher
SecYEG
sehr
Translokationspore
wahrscheinlich,
dass
in
die
YidC
die
Transmembrandomänen, nachdem diese die Translokationspore SecYEG verlassen
haben, stabilisiert. Auch zeigen Ergebnisse mit dem polytopischen Membranprotein
Mannitolpermease (MtlA), dass YidC in der unmittelbaren Nähe zu SecYE als
Assemblierungsstelle funktioniert und die Anordnung von Helixbündeln vermitteln
könnte (Beck et al., 2001). Untersuchungen mit der Lactosepermease LacY haben
gezeigt, dass YidC für dieses Protein erst bei der Faltung, aber nicht bei der Insertion
eine wichtige Rolle spielt (Nagamori et al., 2004). Neuere Crosslinking Untersuchungen
mit CyoA haben ergeben, dass YidC aber auch vor SecYEG wirken kann. So konnte
gezeigt werden, dass die Translokation des N-terminale Bereichs von CyoA YidC
benötigt, während die große C-terminale Domäne Sec-abhängig ist (Celebi et al., 2006;
van Bloois et al., 2006).
YidC vermittelt auch die Insertion von Sec-unabhängigen Membranproteinen. Sowohl
die Phagenhüllproteine M13 procoat und Pf3 coat, aber auch die endogenen Proteine
MscL (mechanosensitive channel of large conductance) und F0c (Untereinheit c der
F1F0 ATP-Synthase) werden YidC-abhängig in die Cytoplasmamembran inseriert (Chen
et al., 2002; Facey et al., 2007; Samuelson et al., 2000; van der Laan et al., 2004).
Während die Proteine M13 procoat und Pf3 coat einzig YidC für die Insertion benötigen,
werden MscL und vermutlich auch F0c mittels SRP an die Membran geleitet (Facey et
al., 2007; van Bloois et al., 2004). Diesen bislang gefundenen Substraten ist eine relativ
geringe Größe (maximal 2 TMD) und eine kurze hydrophobe periplasmatische Domäne
gemein.
Sowohl bei der Sec-abhängigen als auch bei der Sec-unabhängigen Funktion von YidC
erfolgt die Bindung der naszierenden Membranproteine an die TMD 3 von YidC (Yu et
al., 2008). Das Pf3 coat Protein kann außerdem mit der TMD 1 von YidC interagieren
(Klenner et al., 2008).
YidC selbst wird SRP-abhängig an die Membran transportiert und dort über SecYEG
und YidC in die Membran inseriert. Außerdem wurde eine Interaktion mit SecA
nachgewiesen, die wahrscheinlich für die Translokation der großen P1 Domäne
verantwortlich ist (Koch et al., 2002; Urbanus et al., 2002).
Über die genaue funktionelle Struktur von YidC in der Membran ist bislang nicht sehr
viel bekannt. Erste Strukturen, die mit Cryo-Elektronen-Mikroskopie erhalten wurden,
20
1. Einleitung
weisen darauf hin, dass YidC als Dimer in der Membran vorliegt (Kohler et al., 2009;
Lotz et al., 2008).
1.4.1
Die YidC/Oxa1/Alb3-Familie
Die YidC/Oxa1/Alb3 Proteine stellen eine konservierte Proteinfamilie dar, die essentiell
bei der Insertion von Membranproteinen in Bakterien, Mitochondrien und Chloroplasten
sind (Dalbey & Kuhn, 2004; Zhang et al., 2009). Diese, auch als IM60-Proteine
bezeichnete Familie, wurde erst in den letzten Jahren näher beschrieben und
widerlegte für einige Proteine (Pf3 coat, M13 Procoat) den bis dahin postulierten
spontanen Proteintransport von Sec-unabhängigen Substraten (von Heijne, 1994). Die
Proteine der YidC-Familie sind alle polytopische Membranproteine, wobei die Anzahl
der Transmembranen zwischen 5 und 6 schwankt. Dies führt dazu, dass die
Lokalisation ihrer N-Termini unterschiedlich ist. Generell besitzen alle Proteine vier hoch
konservierte
Transmembranen
(TMD
2-5
von
YidC),
die
auch
die
Familie
charakterisieren (Yen et al., 2001). Die Sec-unabhängige Funktion von YidC ist
evolutionär konserviert und scheint die für die Zelle essentielle Funktion zu sein. Darauf
weisen in vivo Protease-Assays, in vitro Crosslinking- und Faltungs-Assays hin. Diese
zeigen, dass Oxa1 in der Lage ist Zellwachstum von YidC-depletierten E. coli-Zellen
wiederherzustellen, aber nur die Sec-unabhängige Funktion komplementiert (van Bloois
et al., 2005). Daher wird davon ausgegangen, dass diese Funktion von YidC für die
Zellen essentiell ist. Die Funktionen von YidC wurden bereits in Kapitel 1.4 ausführlich
beschrieben. Deshalb wird hier nur noch auf die beiden anderen Proteine aus
eukaryontischen Systemen eingegangen.
Oxa1
aus
Saccharomyces
cerevisiae
ist
ein
36
kDa
großes
5-spänniges
Membranprotein und wurde als ein für die Assemblierung des Oxidasekomplexes
essentielles Protein erstmals beschrieben (Bonnefoy et al., 1994). Es ist in der inneren
mitochondrialen Membran lokalisiert und besitzt eine lange, stark positiv geladene
C-terminale Domäne, die in der mitochondrialen Matrix lokalisiert ist (Herrmann et al.,
1997). Es konnte gezeigt werde, dass diese C-terminale Domäne mit dem ribosomalen
Protein mrp20 interagiert, was auf eine kotranslationale Funktion von Oxa1 hinweisen
könnte (Jia et al., 2003). Oxa1 ist sowohl an der Insertion von kern-codierten Proteinen
wie ATPase-su9, CoxII und Oxa1 als auch von mitochondrialen Proteinen wie Cox1p
und Cox3p beteiligt (Bonnefoy et al., 1994; Hell et al., 1997; Hell et al., 2001).
21
1. Einleitung
Alb3 ist in der Thylakoidmembran von Chloroplasten lokalisiert und ist wie Oxa1 ein
5-spänniges Membranprotein mit einer Größe von 40 kDa (Sundberg et al., 1997). Alb3
ist für das korrekte Assembly von Membranproteinen, insbesondere dem Lightharvesting-Komplex (LHCP) in den Thylakoiden wichtig (Bellafiore et al., 2002).
Chloroplasten, denen das alb3-Gen fehlt generieren weiße Blätter, da keine
Antennenkomplexe und somit keine Photosynthesepigmente in der Membran
assemblieren können. Von dieser Mutation leitet sich auch der Name (Alb = Albino) ab.
Obwohl inzwischen einige Funktionen und auch Substrate einzelner Proteine aus der
YidC/Oxa1/Alb3 Familie untersucht wurden, ist über die Struktur oder den genauen
molekularen Mechanismus der Funktionen sehr wenig bekannt. Lediglich die
periplasmatische P1 Domäne von YidC, die jedoch nur in Gram-negativen Bakterien
vorhanden ist, konnte genauer beschrieben werden (s. 1.4). Durch die Aufklärung von
Strukturen können wertvolle Hinweise auf die Funktion eines Proteins und damit z.B.
auf die Interaktionen mit verschiedenen Bindungspartnern, erhalten werden. Daher
steht die Struktur in besonderem Fokus. Proteine aus thermophilen Organismen sind
von besonderem Interesse, da diese oft stabiler als Proteine aus mesophilen
Organismen sind und deshalb in den letzten Jahren bevorzugt für Strukturanalysen
eingesetzt wurden.
1.4.2
YidC Homologe aus den thermophilen Bakterien T. thermophilus und A
aeolicus
Da die YidC/Oxa1/Alb3 Familie hoch konserviert ist, konnten auch in thermophilen
Organismen homologe Proteine identifiziert werden. Dazu gehören die Proteine aus T.
thermophilus und A. aeolicus.
Das wahrscheinliche YidC-Homolog aus T. thermophilus besteht aus 430 AS und
besitzt eine Größe von ca. 48 kDa und wird im Folgenden Tth-IM60 genannt. Das YidCHomolog aus A. aeolicus besteht dagegen aus 502 AS und besitzt eine Größe von ca.
58 kDa. Beide Proteine sind damit deutlich kleiner als YidC mit ca. 61 kDa. Beide
Proteine wurden aufgrund von Homologien der YidC/Oxa1/Alb3 Familie zugeordnet.
Eine Hydrophobizitätsanalyse nach Kyte & Doolittle zeigt, dass beide Proteine eine
ähnliche Struktur aufweisen wie YidC (s. Abbildung 1.9). Tth-IM60 und Aq-YidC
22
1. Einleitung
besitzen
damit
wahrscheinlich
ebenfalls
sechs
TMDs
mit
einer
großen
periplasmatischen P1 Domäne.
A
C
B
1
2
3
4
5
A: Tth-IM60
B: Aq-YidC
C: YidC
6
1–6: TMD 1-6 von YidC
Abbildung 1.9: Hydrophobizitätsanalyse nach Kyte & Doolittle (Kyte & Doolittle, 1982)
Analyse der Hydrophobizität von Tth-IM60, Aq-YidC und YidC. Transmembrandomänen besitzen im
Allgemeinen mehrere hydrophobe AS, so dass die Hydrophobizität steigt und in der Ansicht als positive
Peaks identifiziert werden können.
Das Aq-YidC Protein wurde von S. Grenz bereits in ihrer Diplomarbeit näher
charakterisiert. Sie konnte Aq-YidC rekombinant in E. coli exprimieren und
anschließend reinigen. Sie konnte zudem zeigen, dass das gesamte Protein nicht in der
Lage ist, YidC in vivo zu ersetzen, im Gegensatz zu einem Hybridprotein bestehend aus
der ersten TMD und dem ersten periplasmatischen Loop von YidC und den
5 C-terminalen TMDs von Aq-YidC. Zudem bestimmte sie für das Protein mittels CDSpektroskopie eine Schmelztemperatur von 87 °C und einen helikalen Anteil von
50 % (Grenz, 2008).
23
1. Einleitung
1.5
Ziele der Arbeit
Die YidC/Oxa1/Alb3-Familie besteht aus konservierten und essentiellen Proteinen. Von
besonderem Interesse ist es weitere Proteine, die zu dieser Familie gehören, zu
identifizieren.
Daher
wurde
das
zu
YidC
homologe
Tth-IM60
Protein
aus
T. thermophilus sowohl hinsichtlich seiner Funktion als auch seiner Struktur
charakterisiert, um es diesbezüglich der YidC/Oxa1/Alb3 Familie zuzuordnen.
Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Vergleich zu den bereits bekannten Funktionen von
YidC aus E. coli.
Für die Durchführung von Funktionsanalysen, wie in vitro Translokations- und
Bindungsstudien und in vivo Komplementationsversuche, musste das Tth-IM60 Protein
heterolog in E. coli exprimiert und im Anschluss gereinigt werden. Die Expression sollte
hinsichtlich Ausbeute und die Reinigung hinsichtlich Homogenität und Reinheit optimiert
werden.
Über die Struktur und den genauen molekularen Mechanismus der Funktion der
YidC/Oxa1/Alb3-Familie ist wenig bekannt, daher ist die Kristallisation von Tth-IM60 als
Protein dieser Familie von besonderem Interesse. Röntgenstrukturanalysen von diesen
Proteinkristallen könnten Hinweise über die Struktur und damit über funktionelle
Mechanismen erbringen. Die Stabilität bei einer hohen Proteinkonzentration ist für die
Kristallisation von entscheidender Bedeutung, daher sollte die Stabilität von Tth-IM60
durch Untersuchungen von Detergenzien und Puffersystemen optimiert werden.
Außerdem sollte mittels Zirkulardichroismus-Spektroskopie die prozentualen Anteile der
Sekundärstruktur, sowie die Schmelztemperatur von Tth-IM60 ermittelt und mit den
Proteinen YidC und Aq-YidC, einem weiteren homologen und thermophilen YidC
Protein aus A. aeolicus, verglichen werden.
Homologe konnten mit Ausnahme der ER-Membran, in allen eu- und prokaryontischen
Membranen, durch die ein kotranslationaler Transport von Proteinen stattfindet,
gefunden werden. Im Gegensatz dazu gibt es in ER-Membranen mit TRAM ein Protein,
das wie YidC neben dem Sec-Translokationskomplex lokalisiert ist und mit
naszierenden Polypeptidketten interagiert. Aufgrund dieser Ähnlichkeiten wurde das
TRAM Protein auf die von YidC bekannte Sec-unabhängige Insertasefunktion hin
untersucht. Diese Funktion wäre ein Hinweis auf eine Analogie der beiden Proteine.
Dafür musste das TRAM Protein heterolog in E. coli exprimiert und gereinigt werden,
um anschließend Rekonstitutions- und Translokationsuntersuchungen durchzuführen.
24
2. Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1
2.1.1
Materialien
Chemikalien und Verbrauchsmaterialien
AppliChem GmbH, Darmstadt
Glycin
Anatrace, Maumee,USA
Fos-Cholin-14
ATTO-TEC GmbH, Siegen
ATTO 520
Avanti® Polar Lipids, Inc., Alabaster, USA
DOPC, E.coli Polar Lipid Extract
BASF SE, Ludwigshafen
Essigsäure 90 %
Becton Dickinson, Franklin Lakes, USA
Trypton
Bio-Rad Laboratories, Inc., Hercules, USA
Bio-Beads SM-2 Adsorbent
Biozym Scientific GmbH, Oldenburg
Agarose
Carl Roth GmbH & Co, Karlsruhe
Aceton, Acrylamid Rotiphorese Gel 30,
Arabinose (L+), Na2HPO4, Na2S2O3,
Dialyseschläuche Visking Typ 20/32,
Rotilabo®-Spritzenfilter
Fermentas Int. Inc., Burlington, CA
dNTP-Mix, 6x DNA-LoadingDye
FMC BioProducts, Rockland, USA
Acrylamid Long Ranger
GE Healthcare, USA
Ni-Sepharose FF, Hybond ECL
Nitrocellulose Membran, Sephadex G10
GERBU Biotechnik GmbH, Gaiberg
DTT, DDM, IPTG
Heirler Cenovis GmbH, Radolfzell
Magermilchpulver
Merk KGaA, Darmstadt
AgNO3, APS, ATP, Bromphenolblau,
CaCl2, Essigsäure 96 %, Ethanol, Glucose
(D+), HCl, Isopropanol, Kaliumacetat,
KH2PO4, Methanol, MgCl2, MgSO4
Na2CO3, NaH2PO4, NaHCO3, NaOH,
PEG, TCA, Tween-20
Millipore Corporation, Bullerica, USA
Amicon Ultra-15 Centrifugal Filter Unit
MoBiTec, Göttingen
Mobicols, 2,5 ml Säulen
MP Biomedicals LLC, Costa Mesa, USA
X-Gal
25
2. Material und Methoden
Oxoid LTD, Basingstoke, GB
Hefeextrakt
Profos AG, Regensburg
Agar No.1
Schleicher & Schuell, Dassel
Whatman Blotting Papers GB 004
Serva Electrophoresis GmbH, Heidelberg
Coomassie blue, RbCl, SDS
Sigma-Aldrich Corp., St. Louis, USA
6-Aminocapronsäure, Ampicillin,
Borsäure, BSA, Chloramphenicol, CuSO4,
DMSO, Ethidiumbromid, EDTA, Glycerin,
Harnstoff, Hepes, Formaldehyd (36,5 %),
KCl, LDAO, MOPS, Natriumacetat, NaCl,
Ni2SO4, Ponceau S, Temed, Tetracyclin,
Tris Base,
Tetenal AG & Co. KG., Norderstedt
Eukobrom SW Entwickler, SuperFix Plus
USB Corporation, Cleveland, USA
Imidazol, Triton-X 100
Valmex®-GmbH, Augsburg
Röntgenfilm VA711-B
2.1.2
Kits
Axyprep Plasmid Maxiprep Kit
Axygen Biosciences, Union City, USA
BCA Protein Assay Kit
Thermo Scientific, Waltham USA
E.Z.N.A.® Plasmid Miniprep Kit II
peQLab Biotechnologie GmbH, Erlangen
ECL Western blotting analysis system
GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
ECL Immobilon Western HRP Substrate
Millipore Corporation, Bullerica, USA
GFX™ DNA and Gel Band Purifcation Kit GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
MWGF200
Sigma-Aldrich Corp., St. Louis, USA
pGEM®-T Easy Vector Systems I
Promega Corporation, Madison, USA
TaKaRa LA Taq™ PCR Kit
TAKARA Bio Inc., Japan
Thermo Sequenase Cycle
USB Corporation, Cleveland, USA
Sequencing Kit
Zyppy™ Plasmid Miniprep Kit
2.1.3
Zymo Research Corp., Orange, USA
Geräte
Agarosegelelektrophorese-Kammer:
Model B1A Electrophoresis System
Owl Separation Systems, Inc, USA
26
2. Material und Methoden
Autoklaven:
H+P Varioklav Dampfsterilisator 75S
H+P Labortechnik AG, Oberschleißheim
H+P Varioklav Dampfsterilisator 135S
H+P Labortechnik AG, Oberschleißheim
Bilddokumentation:
Image Scanner
GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
Blotkammer:
Thermo Scientific Owl HEP-1 Semi-Dry
Owl Separation Systems, Inc., Portsmouth
Blotkammer Trans-Blot Cell
Bio-Rad Laboratories, Inc., Hercules, USA
Blotkammer Mini Trans-Blot Cell
Bio-Rad Laboratories, Inc., Hercules, USA
FPLC:
Äkta Purifier
GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
Äkta basic
GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
Electrophorese-Kammer:
Vertical Dual Gel Mini Electrophoresis
Sigma-Aldrich Corporate, St. Louis, USA
Unit
Feinwaage:
Sartorius Competence CP224S
Sartorius AG, Göttingen,
Heizblock:
Accu Block Digital Dry Bath
Labnet International, Inc., Edison, USA
Thriller
peQLab Biotechnologie GmbH, Erlangen
Inkubationsschüttler:
HT
Infors AG, Bottmingen, CH
HT Aquatron
Infors AG, Bottmingen, CH
Mikroskop (speziell angepasst):
IX71
Olympus Europa Holding GmbH, Hamburg
27
2. Material und Methoden
Zubehör:
Objektiv UPlanSApo 60x, n.A. 1.2
Olympus Europa Holding GmbH, Hamburg
HC Dual Line Strahlenteiler 488/633-638 AHF Analysetechnik, Tübingen
HQ 532/70 Filter, 630 DCXR
AHF Analysetechnik, Tübingen
TCSPC Device SPC-152
Becker & Hickl GmbH, Berlin
Laser PicoTA490
Picoquant, Berlin
APD SPCM-AQR-14
EG&G, Gaithersburg, USA
Magnetrührer:
Ikamag REO
IKA Werke GmbH & Co. KG, Staufen
Partikel Analyzer:
Coulter® N4SD Sub-Micron Particle
Coulter Electronics, Inc., Hialeah USA
Analyzer
pH-Meter:
620 pH-Meter
Metrohm AG, Herisau, CH
Schüttler:
Polymax 1040
Heidolph Elektro GmbH Co. KG, Kelheim
TM 25
Edmund Bühler GmbH, Hechingen
Thermomixer 5436
Eppendorf AG, Hamburg
Sequenziergerät:
DNA Sequencer, Long ReadIR 4200
LI-COR Corporate, Lincoln, USA
mit e-Seq 2.0 DNA Sequencing und
Analysis Software
SpeedVac:
SpeedVac Concentrator mit
Bachofer Laboratoriumsgeräte, Reutlingen
Refrigerated Condensation Trap
und High Vacuum Pump
28
2. Material und Methoden
Spektrometer:
Jasco FP-750
JASCO Inc., Easton, USA
Novaspec Plus
GE Healthcare, Buckinghamshire, UK
UV/VIS Spectrometer, Lambda 12
PerkinElmer, Inc., Waltham, USA
WPA biowave CO8000
WPA, Cambridge, England UK
Cell Density Meter
Thermocycler:
Gene Amp PCR System 2400
PerkinElmer, Inc., Waltham, USA
T3 Thermocycler
Biometra GmbH, Göttingen
T Gradient
Biometra GmbH, Göttingen
Waagen:
Sartorius Basic
Sartorius AG, Göttingen
Sartorius 1264 MP
Sartorius AG, Göttingen
Wasseraufbereitung:
Milli-Q Academic System, Q-Gard2
Millipore Corporation, Billerica, USA
Zellaufschluss:
French Pressure Cell Press
American
Instrument
Company
Silverspring, USA
Zentrifugen:
Avanti J25 High Performance
Beckman Coulter Inc., Brea, USA
Centrifuge 5415 D
Eppendorf AG, Hamburg
Centrifuge 5417R
Eppendorf AG, Hamburg
Hermle Z 233 MK
Hermle Labortechnik GmbH, Wehingen
Hermle ZK 630 Processor
Berthold Hermle AG, Gosheim
Hettich Rotanta
A. Hettich GmbH & Co. KG., Tuttlingen
Ultrazentrifugen:
Beckman TL-100
Beckman Coulter Inc., Brea, USA
Beckman Optima LE-80K
Beckman Coulter Inc., Brea, USA
29
Inc.,
2. Material und Methoden
2.1.4
Bakterienstämme
Escherichia coli BL21 (DE3) (Studier & Moffatt, 1986)
E. coli B F- dcm ompT hsdS (rB- mB-) gal  (DE3)
Escherichia coli C41 (DE3) (Miroux & Walker, 1996)
E. coli B F-, dcm, ompT, hsdS, (rB- mB-), gal,  (DE3) und eine nicht charakterisierte
Mutation
Escherichia coli C43 (DE3) (Miroux & Walker, 1996)
E. coli B F- dcm ompT hsdS (rB- mB-) gal  (DE3) und zwei nicht charakterisierte
Mutationen
Escherichia coli JS7131 (Samuelson et al., 2000)
(codB-lac)3, galK16, galE15,
-
, relA1, rpsL150, spoT1, hsdR2, ara+, attB::R6Kori,
ParaBAD -yidC+, (Specr)
Dieser YidC Depletionsstamm wird für Komplementationsversuche verwendet. Das wt
yidC Gen ist zum größten Teil deletiert und stattdessen befindet sich ein yidC Gen unter
der Kontrolle eines AraBAD Promotors in der attB-site.
Escherichia coli MK6S (Klenner et al., 2008)
MC1061, (PYidC, araC-PBAD)
Bei diesem Stamm wurde der YidC Promotor durch einen mit Arabinose induzierbaren
araBAD Promotor ersetzt. Im Gegensatz zu JS7131 wurde der Genlocus nicht
verändert, so dass eventuelle regulatorische Eigenschaften dieser Genregion nicht
beeinflusst werden. Mit diesem Depletionsstamm können Komplementationsversuche
durchgeführt werden.
Escherichia coli MC1061 (Casadaban & Cohen, 1980)
araD139, Δ(ara leu)7697, ΔlacX74, galK-, galU-, rpsL150(strR), hsr-, hsm+
Escherichia coli XL1 – blue (Bullock, 1987)
sup44 hsdR17 recA1 endA1 gyrA46 thi relA1 lac- F‟ [pro AB+ lacZM15 Tn10 (tetr)]
30
2. Material und Methoden
Rosetta™ 2(DE3)
F- ompT hsdSB (rB- mB-) gal dcm lacY1( DE3) pRARE (CmR) (Stratagene)
2.1.5
DNA
Das mittels Sequenzvergleich gefundene homologe YidC Gen aus T. thermophilus
(strain HB8/ATCC 27634/DSM 579) (NCBI: YP_143709) wurde über eine PCR aus
genomischer DNA isoliert (s. 2.2.5.5). Diese wurde von Dr. C. Lengsfeld (Universität
Konstanz) zur Verfügung gestellt. In dieser Arbeit wird das Gen tthIM60 genannt.
2.1.6
DNA-Vektoren
In der folgenden Liste sind alle in dieser Arbeit verwendeten Vektoren beschrieben.
Diese besitzen ein Ampicillinresistenzgen, es sei denn es ist anders vermerkt.
Name
Größe
Beschreibung
Quelle
pEH-1
~5 kb
Expressionsvektor mit lacUV5
Promotor speziell für niedrige
Expression in Stämmen mit lacY,
Kanamycin Resistenz
(HashemzadehBonehi et al.,
1998)
pEH-1*Nde
~5 kb
s. pEH-1, NdeI Schnittstelle an Pos.
333 ( NcoI)
diese Arbeit
pET-16b
~5,7 kb
Expressionsvektor mit T7-Promotor,
N-terminaler His-tag Sequenz
Novagen
pET-22b
~ 5,5 kb
Expressionsvektor mit T7-Promotor,
C-terminaler His-tag Sequenz, Nterminale pelB Signalsequenz
Novagen
pGEM®-T Easy
~3 kb
T-overhang Klonierungsvektor für
PCR-Produkte, lacZ-Gen in Polylinker
(blau-weiß Screen)
Promega
ColD Replikon, CAP Resistenz
(Lessl et al.,
1992)
Expressionsvektor, N-terminale malE
Sequenz, die für das MaltoseBindeprotein (MBP) kodiert, ohne
Signalsequenz, so dass das
Fusionsprotein im Cytoplasma bleibt
NEB, (di Guan
et al., 1988)
pGZ119he
pMAL-c2x
~ 6,6 kb
31
2. Material und Methoden
Name
Größe
Beschreibung
Quelle
pMS119
~ 4 kb
Expressionsvector mit Ptac
(Balzer et al.,
1992)
pRARE
~ 4,7 kb
Trägt die Gene der in E. coli seltenen
t-RNAs für die Codons AGA, AGG,
AUA, CUA, GGA und CCC
Novagen
pT7-7
~ 2,5 kb
Expressionsvektor, T7-Promotor
Stanley Tabor
pUC19
~ 2,7 kb
High copy Klonierungsvektor, lacZGen in Polylinker
(YanischPerron et al.,
1985)
2.1.7
Plasmide
In der folgenden Liste sind alle Plasmide aufgeführt, die während dieser Arbeit
hergestellt bzw. verwendet wurden. Wurden diese Plasmide von jemand anderem
hergestellt ist die Quelle angegeben. Die Klonierung ist in 2.2.5.5 beschrieben.
Plasmidkonstrukt
Name
pET16 - tthIM60-C-His-tag
pSHN-14
Amp
pGZ - tthIM60-C-His-tag
pSHN-15
CAP
pGZ - yidC
Quelle
Resistenz
A. Kuhn
CAP
Dipl.-Arbeit
S. Neefe
Amp
pMal - tramXl
pSHN-06
pMal - tramXl-C-His-tag G318C G831C
pSHN-07
Amp
pMal - yidC
pSHN-12
Amp
pMS19 - tthIM60-C-His-tag
pSHN-18
Amp
pMS19 +rbs-Aq-YidC
Dipl.-Arbeit
S. Grenz
pUC19 - tthIM60-C-His-tag
2.1.8
pSHN-19
Amp
Amp
Primer
Nachstehend aufgeführte PCR-Primer wurden in der Arbeit verwendet. Alle Primer
wurden von der Firma Biomers (Freiburg) bezogen.
32
2. Material und Methoden
Die Primer wurden in ddH2O aufgenommen, so dass die Konzentration der Stocklösung
100 pmol/µl entspricht. Eingesetzt wurden die PCR-Primer in einer Konzentration von
10 pmol/µl.
PCR-Primer
Sequenz
Thermus start
5‟ gaa ggt ccg ggg agg tgc gga atg aag agg ctc ctt 3‟
Tram 828-2a
5‟ ggc ttt gga ctt gca cgc gct gaa aat caa gag 3‟
Tram 828-2b
5‟ ctc ttg att ttc agc gcg tgc aag tcc aaa gcc 3‟
TramXl 317-2a
5‟ gat aaa atc aac cgc cgt atg cat 3‟
TramXl 317-2b
5‟ atg cat acg gcg gtt gat ttt atc 3‟
Tth start Nco
5‟ gaa ggt ccg ggg agg tgc gcc atg gag agg ctc ctt 3‟
Tth stop2
5‟ ctt gcg ctc gtt cat gcc ccc agt tta cgc ctt aag g 3‟
Tth Stopp hisEco
5‟ gcg aat tct act cat taa tga tga tga tga tga tga tga tga tga tga
tgc gcc tta agg ggg gcc ag 3‟
Xeno-Eco
5‟ gta gaa ttc ctg ttc cat atg 3‟
Xeno-Pst
5‟ gcc ctg cag tta atg atg atg atg atg atg ttt ttc ttt acg gc 3‟
Primer für die Sequenzierung:
Sequenzier-Primer Sequenz
Verd.
Ta (°C)
(2 pmol/µl)
c-malE
5‟ ggt cgt cag act gtc gat gaa gcc 3‟
1:45
59
T7 Forward
5‟ tta tac gac tca cta tag gg 3‟ (IRD 700)
1:50
54
T7 reverse
5‟ cgc tga gat agg tgc ac 3‟
1:150
58
T7 Terminator
5‟ gct agt tat tgc tca gcg g 3‟
1:35
54
Tth-Yid375
5‟ ctc gtc ctt aag ctc tcc gcc 3‟ (IRD 700)
1:50
57
Tth-Yid755
5 „ cca tcc tct tcc tga ccc tgg 3‟
1:50
57
Universal
5‟ gtt ttc cca gtc acg acg ttg ta 3‟
1:27
58
2.1.9
Enzyme
2.1.9.1
Restriktionsendonucleasen
Alle verwendeten Restriktionsenzyme wurden von der Firma Fermentas bezogen und
nach Herstellerangaben verwendet.
33
2. Material und Methoden
2.1.9.2
DNA-Ligase
Als DNA-Ligase wurde die T4 Ligase mit 2X Rapid Ligation Buffer von Promega für die
Ligationen in pGEM-T easy und für alle anderen Ligationen die T4 Ligase mit 10X
Ligase Puffer von Fermentas eingesetzt.
2.1.9.3
DNA-Polymerasen
Enzym
TaKaRa LA Taq
Pfu Polymerase
Pwo-Polymerase
Thermosequenase
2.1.9.4
Organismus
Thermus aquaticus
Pyrococcus furiosus
Pyrococcus woesei
Puffer
GC Buffer I +II
Reaction Buffer
Reaction Buffer
Reaction Buffer
Hersteller
TaKaRa Bio Inc.
Stratagene
Stratagene
GE
DNase
Als DNase wurde die DNase II von Sigma-Aldrich verwendet
2.1.9.5
Proteasen
Protease
Trypsin
Faktor Xa
2.1.10
Antikörper
gerichtet gegen
Anti His-tag
Anti MBP
Anti Rabbit IgG
Anti Maus IgG
2.1.11
Hersteller
Sigma
Biolabs
Herkunft
Maus monoklonal
Kaninchen polyklonal
Ziege polyklonal
Ziege polyklonal
Verdünnung
1 : 10000
1 : 10000
1 : 10000
1 . 12000
Hersteller
Sigma
Biolabs
Sigma
Sigma
Marker
DNA-Marker
GeneRuler™ 100bp DNA Ladder Plus
Fermentas, Deutschland
GeneRuler™ 1kb DNA Ladder
Fermentas, Deutschland
1 kb DNA Ladder
NEB, USA
Protein-Marker
Prestained Protein Ladder
Fermentas, Deutschland
Protein Molecular Weight Marker
Fermentas, Deutschland
SpectraTM Multicolor Low Range Ladder
Fermentas, Deutschland
34
2. Material und Methoden
2.1.12
Kulturmedien
DYT-Medium
16 g Trypton, 10 g Hefeextract, 5 g NaCl in 1l ddH2O, pH 7,4
LB-Medium
10 g Trypton, 5 g Hefeextract, 5 g NaCl in 1l ddH2O, pH 7,4
LB Agarplatten
10 g Trypton, 5 g Hefeextract, 5 g NaCl, 15 g Agar in 1l ddH2O, pH 7,4
Alle Medien wurden autoklaviert und anschließend, wenn nötig, mit den folgenden
Konzentrationen Antibiotika versetzt:
Ampicillin
200 µg/ml
Chloramphenicol
25 µg/ml
Kanamycin
10 µg/ml
Tetracyclin
5 µg/ml
35
2. Material und Methoden
2.2
2.2.1
Molekularbiologische Methoden
PCR (polymerase chain reaction)
Die PCR bezeichnet eine Technik, bei der bestimmte DNA-Abschnitte in vitro
vervielfältigt werden können.
Reaktionsansatz mit der in dieser Arbeit hauptsächlich verwendeten TaKaRa LA DNA
Polymerase
2x PCR Puffer I
dNTP Mix (2,5 mM each)
Template DNA
Forward Primer (10 pmol/µl)
Reverse Primer (10 pmol/µl)
TaKaRa LA Taq Polymerase
mit H2O auffüllen auf
Menge
25 µl
8 µl
2 µl
1 µl
1 µl
0,5 µl
50µl
Endkonzentration
1x
400 µM
< 1µg
200 nM
200 nM
0,05 units/µl
PCR-Protokoll
Reaktion
1. Denaturierung
2. Denaturierung
3. Annealing*
4. Elongation*
5. Final Elongation
Temperatur
94°C
94°C
X°C
72°C
72°C
Zeit
1 min
30 s
30 s
Xs
5 min
30
Zyklen
Die Annealingtemperatur hängt von dem verwendeten Primer ab, die Elongationszeit
von der Länge des zu amplifizierenden DNA-Fragments und der verwendeten
Polymerase.
Nach einer PCR wurde der Ansatz auf ein Agarosegel aufgetragen und das PCRProdukt mit dem GFX™ DNA and Gel Band Purification Kit isoliert (s. 2.2.3.2).
2.2.2
Agarosegelelektrophorese
Mit der Agarosegelelektrophorese wurden DNA Fragmente aufgetrennt. Je nach Größe
der Fragmente wurde die Konzentration der Agarose gewählt. In dieser Arbeit wurden
1 %ige Agarosegele hergestellt und verwendet. Die Agarose wurde in 1x TAE-Puffer
(40 mM Tris-Acetat, 1 mM EDTA, pH 8,0) durch Aufkochen vollständig gelöst, nach
36
2. Material und Methoden
dem Abkühlen wurden 2 µl Ethidiumbromid (10 mg/ml) dazugegeben. Das Gel wurde in
einer Agarosegelkammer gegossen und in 1x TAE-Puffer laufen gelassen. Die Proben
wurden mit 6 x Ladepuffer versetzt und aufgetragen. Je nach Größe des Fragments
wurde ein entsprechender Größenstandard aufgetragen. Es wurde eine konstante
Spannung von 80V angelegt. Die DNA-Banden wurden unter UV-Licht sichtbar
gemacht.
2.2.3
DNA-Isolierung
2.2.3.1
Plasmid-Isolierung aus E. coli XL-1 blue
Für alle Plasmidisolationen wurde das ZyppyTM Plasmid Miniprep Kit von Zymo
Research nach Anleitung verwendet.
600 µl einer Übernachtkultur wurden in ein Eppendorf Gefäß überführt und 100 µl 7x
„Lysis Buffer“ dazugegeben. Die Probe wurde 4-6 x vorsichtig invertiert und färbte sich
blau. Danach wurden 350 µl eiskalter „Neutralization Buffer“ dazugegeben und
sorgfältig gemischt. Dann wurde die Probe 4 min bei 16 000 x g zentrifugiert, der
Überstand in eine Zymo-Spin™IIN Säule und diese in ein Collection Tube überführt.
Nach einem weiteren Zentrifugationsschritt (30 s, 16 000 g) wurde der Durchlauf
verworfen und die Säule einmal mit 200 µl Endo-Wash Buffer und einmal mit 400 µl
Zyppy™-Wash Buffer gewaschen. Die Säule wurde dann in ein frisches Eppendorf
Gefäß überführt und die DNA in 50 µl ddH2O eluiert. Die Plasmid-DNA konnte sofort
weiter verwendet oder bei – 20 °C gelagert werden.
2.2.3.2
DNA-Isolierung aus Agarosegelen
Die Isolierung erfolgte mit dem GFX™ PCR DNA and Gel Band Purification Kit von
Amersham nach Anleitung.
Unter UV-Licht wurden die gewünschten Banden mit einem Skalpell ausgeschnitten, in
ein Eppendorfgefäß transferiert und das Gewicht bestimmt. Pro 10 mg Gel wurden 10 µl
„Capture Buffer“ dazugegeben und die Proben gut gevortext. Die Proben wurden ca.
10 min bei 60 °C erhitzt, bis die Agarose geschmolzen war und dann kurz zentrifugiert.
Die Proben wurden auf eine mit einer Silikamatrix befüllten Säule (GFX Column)
gegeben, die sich in einem „Collection Tube“ befindet und 1 Minute inkubiert. Sie
wurden mit der maximalen Geschwindigkeit (16 000 g) 30 s in der Tischzentrifuge
zentrifugiert. Die DNA blieb an der Säule hängen und der Durchlauf wurde verworfen.
Die Säule wurde mit 500 µl „Wash Buffer“ (enthält Ethanol) versetzt, wieder zentrifugiert
37
2. Material und Methoden
und in ein frisches Eppendorfgefäß überführt. Die DNA wurde jetzt mit 50 µl
Elutionspuffer eluiert. Dafür eignet sich, je nach der weiteren Verwendung sowohl
steriles ddH2O oder auch TE-Puffer (10 mM TrisHCl pH 7,4, 1 mM EDTA pH 8,0, pH
7,4). Vor der Elution wurde der Puffer auf 65 °C erhitzt, dadurch wurden DNAsen
zerstört und die DNA besser von der Säule gelöst. Wurde die DNA für eine Ligation
verwendet, wurde sie über eine Sephadex-Säule noch zusätzlich gereinigt.
2.2.3.3
DNA-Reinigung und Entsalzung über eine Sephadex-Säule
DNA-Proben konnten über eine G10 Sephadex-Säule entweder gereinigt oder auch
entsalzt werden. Das Säulenmaterial G10 wurde in TE-Puffer gequollen, 500 µl wurden
in ein 0,5 ml Eppendorf Gefäß, in das mit einer dünnen Nadel ein Loch gestochen
wurde, pipettiert, 2 min bei 2 000 x g abzentrifugiert und 2 x mit ddH2O gewaschen. Die
Säule wurde in ein steriles Eppendorf Gefäß gestellt und die DNA dazugegeben.
Der Ansatz wurde 3 min bei 2 000 – 3 000 x g zentrifugiert. Niedermolekulare
Verunreinigungen und Salze bleiben dabei in der G10-Matrix zurück, während die DNA
eluiert und dadurch gereinigt bzw. entsalzt wurde.
2.2.4
DNA-Konzentrationsbestimmung
Die Konzentrationsbestimmung von Nukleinsäuren kann auf verschiedene Arten
durchgeführt werden. Eine einfache, aber nicht sehr genaue Methode ist das
Abschätzen
über
ein
Agarosegel
mit
Vergleichsmengen.
Genauer
ist
die
photometrische Bestimmung. Dabei entspricht eine OD260 von 1 bei doppelsträngiger
DNA einer Menge von 50 µg/ml. Der DNA-Gehalt wurde nach der folgenden Formel
berechnet:
c [µg/ml] = E260 * 50 * VF
c = DNA Konzentration; E260 = Extinktion; VF = Verdünnungsfaktor
2.2.5
DNA-Klonierung
2.2.5.1
Restriktionsverdau
Bei einem Restriktionsverdau wurde gereinigte DNA mit Restriktionsendonukleasen
geschnitten. Diese Enzyme können die DNA-Moleküle sequenzspezifisch aufschneiden.
Die Restriktionsansätze wurden in einem möglichst geringen Volumen (10 - 20 µl)
durchgeführt. Die Menge an Enzym richtet sich nach der Zeit und der Menge an DNA
(1 U pro µg DNA). Außerdem wurde die entsprechende Menge an 10 x Puffer zu den
38
2. Material und Methoden
Ansätzen gegeben. Die Restriktion fand für ca. 2 Stunden bei der für das Enzym
spezifischen Temperatur statt. Sollte mit einem zweiten Enzym, das einen anderen
Restriktionspuffer benötigt, geschnitten werden, so wurde der Ansatz über eine
Sephadex-Säule entsalzt (s. 2.2.3.3), bevor der zweite Restriktionsverdau durchgeführt
wurde.
Im Anschluss an eine DNA-Restriktion wurden die Ansätze in einem Agarosegel
aufgetrennt und die entsprechenden Fragmente analysiert bzw. eluiert (s. 2.2.3.2).
2.2.5.2
Ligation
Bei einer Ligation werden DNA-Fragmente mit Hilfe einer DNA-Ligase verknüpft. Diese
katalysiert die Bildung neuer Phosphodiesterbrücken mit Hilfe von ATP.
Bei einer Ligation eines Vektors mit einem DNA-Fragment wurde ein molare Verhältnis
zwischen 1:3 und 3:1 gewählt. Die Menge der eingesetzten DNA wurde wie folgt
berechnet:
ng Vektor  Größe des Inserts in kb
 Verhältnis Insert : Vektor  ng Insert
Größe des Vektors in kb
Ligationsansätze mit einem PCR-Produkt wurden mit dem pGEM-T easy Vektor System
von Promega durchgeführt:
pGEM-T easy Vektor
2x Rapid Ligation Buffer
PCR Produkt
Kontroll Insert DNA
T4 DNA Ligase
auffüllen mit H2O auf
Reaktion
1 µl
5 µl
50 -150 ng
1 µl
10 µl
Positivkontrolle
1 µl
5 µl
Negativkontrolle
1µl
5 µl
2 µl
1 µl
10 µl
1 µl
10 µl
Ligationsansatz mit geschnittenem Insert:
Vektor
10x Ligase Puffer
Insert
T4 DNA Ligase
auffüllen mit H2O auf
Reaktion
50 ng
1 µl
~ 100 ng
1 µl
10 µl
Negativ Kontrolle
50 ng
1 µl
1 µl
10 µl
Die Ligation wurde über Nacht bei 4 °C oder für 1 h bei 22 °C durchgeführt. Im
Anschluss wurde der Ansatz in kompetente E. coli XL1 blue Zellen transformiert.
39
2. Material und Methoden
2.2.5.3
Transformation mit kompetenten Zellen
Die kompetenten Zellen wurden langsam auf Eis aufgetaut. Zu 100 µl Zellen wurden
25-50 ng DNA gegeben, das ca. 1-2 µl einer Miniprep-DNA entspricht. Wurde DNA aus
einer vorangegangen Ligation eingesetzt, wurden 10 µl DNA verwendet. Der Ansatz
wurde 20 min auf Eis inkubiert und anschließend bei 42 °C für 90 s ein Hitzeschock
durchgeführt. Die Zellen wurden nochmals 5 min auf Eis inkubiert und dann mit 450 µl
LB-Medium versetzt. Der Ansatz wurde ca. 1 h bei 37 °C geschüttelt. Im Anschluss
daran wurden die Zellen auf einer entsprechend selektiven Agarplatte ausplattiert und
über Nacht bei 37 °C inkubiert.
2.2.5.3.1.
Herstellung kompetenter Zellen mit Rubidiumchlorid
Von dem benötigten Stamm wurden 100 ml LB-Medium mit 1 ml Übernachtkultur
angeimpft und bei 37 °C in einem Schüttler bis zu einer Zelldichte von ca. 2 *108
Zellen/ml inkubiert. Besaß der Stamm eine Antibiotika Resistenz, wurde dem LBMedium das entsprechende Antibiotikum zugesetzt. Die Zellen wurden in einem sterilen
Zentrifugenbecher mit 3 000 x g 15 min bei 4 °C geerntet. Wichtig war, dass absolut
steril und auf Eis gearbeitet wurde. Der Überstand wurde abgegossen und das
Bakterienpellet in 20 ml eiskaltem TFB1 Puffer (100 mM RbCl, 50 mM MnCl2, 30 mM
KAc, 10 mM CaCl2, 15 % Glycerin, pH 5,8) resuspendiert. Die Zellen wurden 90 min auf
Eis inkubiert und in ein steriles JA 20 Röhrchen überführt. Danach wurden die Zellen
wieder bei 3 000 x g 10 min. zentrifugiert und der Überstand abgegossen. Die Zellen
wurden vorsichtig in 2,5 ml TFB2 Puffer (10 mM MOPS, 10 mM RbCl, 75 mM CaCl2,
15 % Glycerin, pH 8,0) aufgenommen und waren kompetent.
Zellen, die nicht sofort für eine Transformation verwendet wurden, wurden aliquotiert,
sofort in flüssigem Stickstoff eingefroren und bei –80 °C gelagert.
2.2.5.4
TSS Transformation (transformation and storage solution) (Chung et al.,
1989)
Die TSS Transformation ist eine schnelle und zuverlässige Transformationsmethode.
Dabei werden E. coli Zellen in einem Schritt kompetent gemacht, um sie sofort für eine
Transformation zu verwenden. Allerdings ist diese Methode relativ ineffizient und daher
nur für die Transformation von gereinigter Plasmid-DNA brauchbar, nicht jedoch für eine
Ligation.
40
2. Material und Methoden
2 ml LB-Medium wurden 1:100 mit einer Übernachtkultur angeimpft und bis in die
exponentielle Phase wachsen gelassen. Die Zellen wurden auf Eis abgekühlt und 1:1
mit eiskaltem 2x TSS-Puffer (5 % DMSO, 10 % PEG 6000, 50 mM MgSO4, in LBMedium) gut gemischt. Die Zellen waren sofort kompetent. In einem vorgekühlten
Eppendorf
Gefäß
wurden
100
µl
Zellen
und
2
µl
DNA
gemischt
und
15-30 min auf Eis inkubiert. Danach wurden die Zellen auf LB-Agarplatten mit
entsprechendem Antibiotikum ausgestrichen und über Nacht bei 37 °C inkubiert.
2.2.5.5
Klonierung der verwendeten Plasmide
pSHN-07: pMal – tramXl-C-His-tag G318C G831C: Tram-Protein aus Xenopus laevis
als MBP-Fusionsprotein mit C-terminalem His-tag und Austausch der seltenen
Arginincodons.
Zuerst wurde an das pMal – tramXl ein His-tag kloniert. Dafür wurde das Plasmid mit
EcoRI und PstI verdaut und auf einem 1 % Agarosegel aufgetrennt. Das 500 bp große
Eco/Pst-Fragment entspricht dem C-terminalen Ende von tramXl. Auf diesem Fragment
wurde eine PCR mit den Primern Xeno-Pst und Xeno-Eco durchgeführt und dadurch ein
His-tag an das C-terminale Ende von tramXl angehängt. Das PCR-Produkt wurde auf
einem Agarosegel aufgetragen, eluiert, wiederum mit EcoRI und PstI geschnitten und
dann in das Ursprungsplasmid ligiert. Zur Überprüfung des His-tags wurde das Plasmid
mit dem Universal Primer sequenziert.
Um die in E. coli seltenen Arginin Codons CGG in CGC zu ändern, wurde eine
QuikChange Mutagenese durchgeführt. Da der pMal Vektor jedoch zu groß für eine
verlässliche QuikChange ist, wurde das tramXl Gen mit den Restriktionsenzymen AvaI
und PstI aus dem Vektor geschnitten und in pT7-7 kloniert. Auf diesem Plasmid wurden
dann nacheinander die beiden Mutagenesen mit folgenden Primern durchgeführt:
1: TramXl 317-2a und TramXl 317-2b 2: Tram 828-2a und Tram 828-2b. Zur
Überprüfung der Mutationen wurde das Insert mit den Primern T7 Forward und T7
reverse sequenziert. Abschließend wurde das Gen wieder mit den Enzymen AvaI und
PstI in das pMal Ursprungsplasmid kloniert.
pSHN-12: pMal – YidC: YidC als Fusionsprotein mit MBP
Bei einer Klonierung in den pMal-Vektor muss auf das Leseraster der DNA geachtet
werden, da die Expression des YidC als Fusionsprotein mit MBP erfolgt. Daher wurde
das Plasmid pGZ – yidC, aus dem das yidC-Gen isoliert wurde, erst mit NdeI und der
pMal Vektor mit EcoRI geschnitten. Der Verdau wurde mit 65 °C gestoppt und die
41
2. Material und Methoden
Proben über eine G10 –Säule entsalzt. Im Anschluss wurden die DNA-Überhänge mit
dem Klenow-Fragment aufgefüllt und beide Ansätze mit dem GFX™ DNA and Gel Band
Purification Kit gereinigt. Beide DNAs wurden mit HindIII ein zweites Mal verdaut, über
ein Agarosegel aufgetrennt und die entsprechenden Banden in H2O eluiert. Die Ligation
erfolgte bei 20 °C für 2 h.
pSHN-14: pET16 – tthIM60-C-His-tag: IM60-Homolog TthIM60 aus T. thermophilus mit
C-terminalem His-tag
Das Gen tthIM60 wurde mittels PCR mit den Primern Thermus start und Tth stop2 aus
der genomischen DNA von T. thermophilus isoliert. Dabei wurde die Pfu Polymerase
von Stratagene nach Herstellerangaben verwendet. Die Annealing-temperatur betrug
65 °C. Die DNA wurde auf einem 1 % Agarosegel aufgetragen und in 50 µl H2O eluiert.
Für die Klonierung eines C-terminalen His-tags an das tthIM60 wurde mit dem isolierten
DNA-Fragment eine zweite PCR mit den Primern Tth start Nco und Tth Stopp hisEco
durchgeführt. Die Primer wurden so gewählt, dass zusätzlich zu dem His-tag die
Schnittstellen NcoI und EcoRI in die DNA eingefügt wurden. Das PCR-Produkt wurde
nach der Elution aus einem Agarosegel mit den Enzymen NcoI und EcoRI verdaut und
in den Vektor pET-16b kloniert, der mit den gleichen Restriktionsenzymen geschnitten
wurde. Zur Überprüfung der Sequenz wurde das Plasmid mit den Sequenzier-Primern
Tth-Yid375, Tth-Yid755 und T7 Forward sequenziert.
pSHN-15: pGZ – tthIM60-C-His-tag
Das tthIM60 Gen wurde zusammen mit der Ribosomenbindestelle (rbs) aus pSHN-14
mit den Enzymen XbaI und EcoRI in pGZ119 he kloniert.
pSHN-18: pMS – tthIM60-C-His-tag
Das tthIM60 Gen wurde aus pSHN-14 mit den Enzymen XbaI und EcoRI in pMS119
kloniert.
pSHN-19: pUC – tthIM60-C-His-tag
Das tthIM60 Gen wurde aus pSHN-14 mit den Enzymen XbaI und EcoRI in pUC19
kloniert.
42
2. Material und Methoden
2.2.6
DNA-Sequenzierung nach Sanger (Sanger et al., 1977)
Für die Sequenzierung wurde das Thermo Sequenase™ Cycle Sequencing Kit von
USB verwendet.
Reaktionsansatz:
Mastermix
Template DNA
Reaktion Buffer
Primer (2 pmol/µl)
Thermosequenase
Menge
13 µl
2 µl
1 µl
1,5 µl
Der Mastermix wurde gut gemischt und je 4 µl in vorbereitete PCR-Röhrchen pipettiert.
Diese enthielten je 4 µl des ‚Termination mix‟ (alle 4 dNTPs und ein ddNTP). Die
Röhrchen wurden kurz zentrifugiert und die Amplifizierung gestartet.
Amplifizierungsprotokoll:
Reaktion
1. Denaturierung
2. Denaturierung
3. Annealing
4. Elongation
5. Final Elongation
6. Kühlung
Temperatur
95°C
95°C
X°C
72°C
72°C
4°C
Zeit
30 s
30 s
30 s
60 s
120 s

40
Zyklen
Die Annealingtemperatur ist von dem jeweiligen Primer abhängig.
Die Amplifizierungsreaktion wurde mit 2 µl einer Stopplösung beendet. Die Proben
wurden 2 min bei 75 °C erhitzt und je 1,7 µl in der Reihenfolge A, C, G, T auf das Gel
geladen.
Bei der Herstellung des Gels wurde darauf geachtet, dass ausschließlich Chemikalien
ohne Eigenfluoreszenz verwendet wurden. 21 g Harnstoff, 6 ml Acrylamidlösung (Long
Ranger), 6 ml 10x TBE (0,89 M Borsäure, 0,89 M TrisHCl, 20 mM EDTA pH 8,0)
wurden in ddH2O bei 37 °C gelöst (Endvolumen 50 ml) und 10 min entgast. Für das
Vorgel wurden 3 ml entnommen, mit 32 µl 10 %igem APS und 4 µl TEMED vermischt
und gleichmäßig in den unteren Rand zwischen die Glasplatten gespritzt. Der Rest
wurde mit 250 µl APS und 25 µl TEMED vermischt und mit einer Spritze luftblasenfrei
zwischen die Glasplatten gegossen. Nach 1,5 h war das Gel auspolymerisiert, wurde in
43
2. Material und Methoden
den Licor Sequenzierer gebaut und der Vorlauf gestartet. Anschließend wurden je 2,2 µl
der Proben auf das Gel geladen.
2.2.7
Ortsspezifische Mutagenese in Plasmiden mittels QuikChange
Bei der ortsspezifischen Mutagenese wurde mit einem Primer eine gewünschte
Mutation an eine beliebige Stelle im Gen eingeführt.
Die Primer wurden so gewählt, dass sich die Mutation genau in der Mitte befindet und
sie komplementär zueinander sind. Bei einer QuikChange wurde zwischen 5-50 ng
Plasmid-Template eingesetzt. Als Polymerase wurde die PfuUltra-DNA Polymerase
eingesetzt.
Reaktionsansatz:
10x Reaktionspuffer
dNTP Mix (2,5 mM each)
Template DNA
Forward Primer (5 pmol/µl)
Reverse Primer (5 pmol/µl)
PfuUltra-DNA Polymerase
H2O
Menge
5 µl
1 µl
1 µl
1 µl
1 µl
1 µl
40µl
Endkonzentration
1x
50 µM
5-50 ng
100 nM
100 nM
0,05 units/µl
Die DNA wurde so verdünnt, dass 1 µl eingesetzt wurden.
PCR-Programm:
Reaktion
1. Denaturierung
2. Denaturierung
3. Annealing
4. Elongation
5. Final Elongation
Temperatur
95°C
95°C
X°C
72°C
72°C
Zeit
2 min
30 s
1 min
Xs
7 min
18
Zyklen
Die Elongationszeit hängt von der Größe des Plasmids ab (< 1kb/min).
Nach der PCR wurde die Template DNA durch einen Restriktionsverdau mit 1 µl Dpn I
abgebaut. Anschließend wurde eine Transformation (s. 2.2.5.3) durchgeführt.
44
2. Material und Methoden
2.3
2.3.1
Mit
Proteinbiochemische Methoden
SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-Page) (Laemmli, 1970)
dieser
denaturierenden
Gelelektrophorese
werden
Proteine
nach
ihrem
Molekulargewicht aufgetrennt.
Zusammensetzung der in dieser Arbeit verwendeten Gele, die angegeben Mengen
reichen je für 4 Minigele (8 x 10 cm) oder 2 große Gele (10 x 15 cm):
Für Proteine mit einem Molekulargewicht von mind. 20 kDa
12 % Polyacrylamidgel
2 M TrisHCl pH 8,8
1 M TrisHCl pH 6,8
Acrylamid (Gel30)
H2O
25 % SDS
APS
TEMED
Trenngel 30 ml
5,62 ml
Sammelgel 10 ml
1,25 ml
1,7 ml
7 ml
40 µl
50 µl
5 µl
12 ml
12,1 ml
120 µl
150 µl
10 µl
Für Proteine mit kleinem Molekulargewicht ( < 15 kDa)
19 % Harnstoffgel
Harnstoff
3,3 M TrisHCl pH 8,7*
1 M TrisHCl pH 6,8
45 % Acrylamid
2 % Bisacrylamid
H2O
25 % SDS
APS
TEMED
Trenngel
10,8 g
3,75 ml
12,75 ml
1,2 ml
1,95 ml
150 µl
105 µl
15 µl
Sammelgel 20 ml
3,6 g
1,1 ml
3,4 ml
0,65 ml
4,85 ml
400 µl
100 µl
8 µl
* zum vollständigen Lösen: Titration mit HCl auf pH 8,3 und dann mit NaOH auf pH 8,7
Für die Minigele wurde die Vertical Dual Gel Mini Electrophoresis Unit von SigmaAldrich verwendet. Die Gele wurden mit SDS-Laufpuffer (25 mM Trisbase, 192 mM
Glycin, 0,05 % SDS) in den Laufkammern überschichtet. Bei Polyacrylamidgelen wurde
eine konstante Stromstärke von 10-15 mA/Gel bei Minigelen und 20-30 mA/Gel bei
großen Gelen angelegt.
45
2. Material und Methoden
Zur Aufbereitung der Proben wurden diese mit 10 % Trichloressigsäure (TCA)
mindestens für eine Stunde, meistens jedoch über Nacht, auf Eis gefällt. Die Proteine
wurden in einer Kühlzentrifuge bei 4 °C und 10 000 x g zentrifugiert. Das Proteinpellet
wurde zweimal gut mit Aceton gewaschen und wieder zentrifugiert. Danach wurden die
Proben bei 37 °C getrocknet, anschließend in SDS-Probenpuffer aufgenommen und bei
95 °C 5 min denaturiert.
SDS-Probenpuffer: Lösung 1 (0,2 M Trisbase, 20 mM EDTA, pH 7), Lösung 2 (80 mM
Trisbase, 8 % SDS, 30 % Glycerin, 0,15 % Bromphenolblau) und Lösung 3 (1M DTT)
wurden im Verhältnis 5 : 4 : 1 (v/v) kurz vor Gebrauch gemischt.
2.3.2
Blue-Native Page (Schägger & von Jagow, 1991)
Blue Native (BN) Gelelektrophorese ist ein natives Gelsystem, bei dem Proteine nicht
denaturiert werden. Komplexe und oligomere Zustände der Proteine bleiben erhalten
und können nach ihrer Größe aufgetrennt werden. In dieser Arbeit wurde die BN-Page
eingesetzt, um zu analysieren, ob das untersuchte Protein als Monomer oder Oligomer
vorliegt.
Zusammensetzung der in dieser Arbeit verwendeten Gele
4 % - 13 %
Gradientengel
AB-Mix
Acrylamid (Gel 30)
Gelpuffer (3x)
Glycerin
APS (10 %)
Temed
Endvolumen
Trenngel
4%
0,75 ml
3 ml
38 µl
3,8 µl
9 ml
13 %
2,35 ml
3 ml
1,8 g
30 µl
3 µl
9 ml
Sammelgel
4%
1 ml
2,5 ml
50 µl
10 µl
7,5 ml
Die Lösungen für das Trenngel wurden mit Hilfe eines Gradientenmischers während
des Gießens gemischt, so dass ein Gradient von 4 % - 13 % entstanden ist. Die Proben
wurden mit 10 x Probenpuffer (500 mM EACA, 100 mM BisTris, 5 % Serva Blue G,
pH 7,0) versetzt und sofort aufgetragen.
Die Gele wurden gekühlt (1 °C) und diskontinuierlich über Nacht laufen gelassen:
1. 90 min bei 200 V, 2. 30 min bei 500 V, 3. üN bei 50 V, 4. bis Ende bei 100V
46
2. Material und Methoden
Kathodenpuffer: 50 mM Tricin, 15 mM BisTris, 0,02 % Serva Blue G, pH 7,0 (4 °C)
Anodenpuffer: 50 mM BisTris, pH 7,0 (4 °C)
AB-Mix (Acrylamid-Bisacrylamid-Mix): 49,5 % Acrylamid, 1,5 % Bisacrylamid
3x Gelpuffer: 1,5 M 6-Aminocapronsäure (EACA), 150 mM BisTris, pH 7,0 (4 °C)
2.3.3
Proteinfärbung in Gelen
2.3.3.1
Coomassie Brilliant blue Färbung (Neuhoff et al., 1988)
Das Gel wurde in der Färbelösung (0,25 % Coomassie R250, 45 % MeOH, 10 %
HOAc) 1h bei Raumtemperatur (RT) geschüttelt. Danach wurde es in eine
Entfärbelösung (45 % MeOH, 10 % HOAc) überführt und solange entfärbt, bis die
blauen Proteinbanden deutlich zu sehen waren. Der ganze Vorgang konnte durch
Erhitzen der Lösungen verkürzt werden.
2.3.3.2
Silberfärbung (Merril et al., 1981)
Das Gel wurde erst 30 min in Fixierlösung (40 % EtOH, 10 % HOAc) und dann in
Sensitivierungslösung (30 % EtOH, 0,125 % Glutardialdehyd, 0,2 % Na-Thiosulfat,
6,8 % NaAc) für weitere 30 min geschüttelt. Anschließend wird das Gel 3 x 5 min in H2O
gewaschen und 20 min in der Silberlösung (0,125 % AgNO3, 0,015 % Formaldehyd)
gefärbt. Das Gel wurde 2 x 1 min in H2O gewaschen und im Entwickler (2,5 % Na2CO3,
0,008 % Formaldehyd) bis zur gewünschten Bandenstärke geschüttelt. Die Reaktion
wurde mit der Stopplösung (1,5 % EDTA) beendet.
2.3.4
Proteinnachweis
Um Proteine eindeutig zu identifizieren, wurde ein immunologischer Nachweis mit
spezifischen Antikörpern durchgeführt.
2.3.4.1
Transfer von Proteinen auf Nitrozellulosemembran (Western Blot)
Beim Western-Blot werden die Proteine, die zuvor in einer Gelelektrophorese
aufgetrennt
wurden,
mittels
eines
elektrophoretischen
Verfahrens
auf
eine
Nitrocellulose Membran übertragen. In dieser Arbeit wurden sowohl das Nassblot- als
auch das Semidry-Verfahren angewendet.
47
2. Material und Methoden
2.3.4.1.1.
Western Blot (Nassblot)
Bei einem Nassblot ist die Blottingeffizienz, insbesondere bei sehr hydrophoben
Proteinen, meist besser als bei einem Semidry Blot und wurde deshalb bei sehr
geringen Proteinkonzentrationen und bestimmten Proteinen durchgeführt.
Das Gel, die Membran und die Filter wurden vor dem Zusammenbau für 10-30 min im
Nassblot Puffer A (25 mM Tris, 192 mM Glycin, 2,5 % SDS, 20 % MeOH) äquilibriert
und wie folgt zusammengebaut:
Der Zusammenbau wurde in Puffer A durchgeführt und es wurde darauf geachtet, dass
keine Luftblasen zwischen den einzelnen Schichten entstanden. Das Gel wurde auf
zwei dünne Filterpapiere gelegt, dann die Membran und nochmals zwei Filterpapiere
geschichtet. Alles wurde so in die Gelapparatur (Blotkammer Trans-Blot Cell von
BioRad) gelegt, dass die Proteine Richtung Anode auf die Membran transferieren. Die
Blotkammer wurde mit eiskaltem Puffer A aufgefüllt, so dass das komplette Sandwich
unter Puffer stand. Während des Laufes musste weiterhin gekühlt werden, bei der
Minigel Apparatur wurde mit einem Kühlelement gekühlt, bei großen Gelen erfolgt die
Kühlung mit einer Kühlspirale. Minigele wurden bei 100 V und maximal 350 mA für 80
min und große Gele bei 125 V und maximal 1,5 A für 180 min geblottet.
2.3.4.1.2.
Western Blot (Semidry)
Der Blot wurde mit der Thermo Scientific Owl HEP-1 Semi-Dry Kammer von Thermo
Scientific durchgeführt. Es wurden 4 dicke Whatman Filterpapiere, das Gel und die
Nitrocellulosemembran in Transferpuffer (25 mM Tris, 192 mM Glycin) kurz äquilibriert
und wie folgt luftblasenfrei auf die Kathode geschichtet: 2 Filter, Gel, Membran, 2 Filter.
Danach wurde die Anodenplatte aufgesetzt und fest verschlossen. Der Transfer erfolgte
bei konstanter Stromstärke von 125 mA pro Minigel (1,5 mA/cm2) bzw. 250 mA pro
großem Gel (1,7 mA/cm2) für 90 min.
2.3.4.2
Immundetektion der Proteinbanden
Die Membran wurde im Anschluss an den Western Blot ca. 5 min mit 0,1 % Ponceau-S
(in 5 % Essigsäure) gefärbt und mit Wasser gespült, dadurch wurden alle Proteine auf
der Membran angefärbt und so der Western-Blot überprüft. Danach wurde die Membran
mit H2O gewaschen bis keine Banden mehr sichtbar waren. Um unspezifische
Bindungen und Signale zu vermeiden wurde die Membran mit 5 % Magermilchpulver in
TBS (25 mM TrisHCl, 140 mM NaCl, 2,7 mM KCl, pH 7,4) oder PBS-T (137 mM NaCl,
48
2. Material und Methoden
2,7 mM KCl 10 mM Na2HPO4, 2 mM KH2PO4, pH 7,4 + 0,05 % Tween) 2 h bei RT oder
über Nacht bei 4 °C geblockt. Im Anschluss wurde die Membran 3 x 5 min mit
TBS/PBS-T gewaschen und der 1. Antikörper auf die Membran gegeben. Dieser
inkubierte bei Raumtemperatur (RT) auf einem Wippschüttler 1-2 h und konnte
mehrfach verwendet werden. Die Membran wurde 3 x 5 min mit TBS/PBS-T gewaschen
und der 2. Antikörper, der sich gegen den 1. richtet, wurde für 1 h dazugegeben. An
diesen zweiten Antikörper ist die Meerrettich-Peroxidase gekoppelt. Die Membran
wurde nach der Inkubation nochmals 3 x 5 min mit Puffer gewaschen. Das Protein
wurde dann mittels ECL (Enhanced chemiluminescence) nachgewiesen.
2.3.4.3
ECL „Enhanced chemiluminescence“
Für die Detektion wurde das ECL-Kit Immobilon Western HRP Substrate von Millipore
oder das ECL Western Blotting Detection Reagents von Amersham verwendet. Die
Lösungen 1 (Luminol) und 2 (Peroxidlösung) wurden im Verhältnis 1:1 gemischt und für
drei Minuten auf die Membran gegeben. Dabei wurde das Luminol angeregt. Auf die mit
einer Folie abgedeckten Membran wurde ein Röntgenfilm von der Firma Valmex
(VA711B) gelegt und in einer Fotokammer belichtet. Die Belichtungszeit hing von der
Menge des Proteins und der Spezifität der Antikörper ab (1-60 min). Der Film wurde
nach der Belichtung direkt in den Entwickler (Firma Tetenal) gegeben bis Banden
erschienen. Danach wurde der Film kurz in die Stopplösung (H2O + HOAc) gelegt und
dann im Fixierer (Firma Tetenal) kurz geschüttelt. Der Film wurde gut in Wasser
gewaschen und im Anschluss ausgewertet.
2.3.5
Proteinkonzentrationsbestimmung
Um die Proteinkonzentration nach einer Reinigung zu bestimmen gibt es verschiedene
Möglichkeiten. In dieser Arbeit wurden drei Verfahren angewendet.
2.3.5.1
BCA Assay
In alkalischer Lösung bilden Proteine und Cu2+-Ionen einen Komplex (Biuret-Reaktion).
Die dabei reduzierten Cu+-Ionen bilden zusammen mit Bicinchoninsäure (BCA) einen
violetten Farbkomplex, der photometrisch bestimmt werden kann. In dieser Arbeit wurde
das BCA Protein Assay Kit von Thermo Scientific verwendet.
Es wurde ein BSA-Standard (5 µg/ml – 2mg/ml) in dem Puffer hergestellt, in dem sich
das
Protein
befindet.
Je
nach
erwarteter
Proteinkonzentration
wurden
8
Standardproben für die Eichkurve ausgewählt und mitgeführt. Das Working Reagent
49
2. Material und Methoden
(WR) wurde aus 50 Teilen Lösung A und 1 Teil Lösung B hergestellt. 50 µl Standard
bzw. Proteinlösung wurden mit 1 ml WR versetzt und für 30 min bei 37 °C in einem
Wasserbad inkubiert. Danach wurden die Proben auf RT abgekühlt und bei 562 nm
gemessen. Die Konzentration wurde dann anhand der Eichkurve ermittelt.
2.3.5.2
Photometrische Bestimmung: Extinktion 280 nm
Die Konzentration eines Proteins lässt sich auch über seine Extinktion bei 280 nm
bestimmen die durch die Aminosäuren (AS) Tyrosin (Y), Tryptophan (W) und Cystein
(C)
hervorgerufen
wird.
Das
bedeutet,
dass
jedes
Protein
einen
eigenen
Extinktionskoeffizienten (ε) besitzt. Dieser wurde wie folgt berechnet:
ε = (nW * 5500) + (nY * 1490) + (nC * 125)
n: Anzahl der jeweiligen AS
Zur Konzentrationsbestimmung wurde die Probe in eine 1 cm Quarz-Küvette gegeben
und in einem UV-Spektrometer ein Absorptionsspektrum von 250 nm bis 300 nm
aufgenommen. Das Absorptionmaxium (A) sollte bei 280 nm liegen. Mit diesem Wert
wurde die Konzentration wie folgt bestimmt.
A / εmolar = molare Konzentration
Um die Konzentration in mg/ml zu erhalten, wurde der Extinktionskoeffizient
umgerechnet:
(εmolar) * 10 = (εprozent) * (MW des Proteins)
(A / εprozent) * 10 = Konzentration in g/l
Extinktionskoeffizient:
Tth-IM60: εmolar = 84340, εprozent = 17,06  Abs 0,1 % = 1,706
MBP-TRAM: εmolar = 119430, εprozent = 14,82  Abs 0,1 % = 1,482
2.3.5.3
Lowry-Petersen Test (Peterson, 1977)
Dieser Test ist besonders bei niedrigen Proteinkonzentrationen sehr genau. Es handelt
sich hierbei um eine Variante des weit verbreiteten Lowry Assays (Lowry et al., 1951).
Die Proteinlösung und Eichlösungen (10 – 100 µg) wurden in je 1 ml H2O gegeben, mit
0,1 ml Na-Deoxcholat (0,15 %) versetzt und 10 min bei RT inkubiert. Dann wurden die
Proteine mit 0,1 ml 72 % TCA bei RT 1 h gefällt, abzentrifugiert (20 min, 16 000 g) und
der Überstand sofort abgenommen. Das trockene Proteinpellet wurde in 0,5 ml H2O
aufgenommen und 0,5 ml Lösung A (s.u.) dazugegeben und gevortext. Nach einer
50
2. Material und Methoden
Inkubation von 10 min bei RT wurde 0,5 ml Lösung B (s.u.) dazugegeben, sofort
gevortext und 30 - 60 min bei RT inkubiert. Die Absorption wurde in einer 1 cm
Sparküvette bei 750 nm gemessen. Aus den Ansätzen der Eichlösung wurde eine
Eichgerade erstellt, aus dieser wurde dann die Proteinkonzentration berechnet.
Lösungen:
1. 0,2 % (w/v) CuSO4, 0,4 % (w/v) Na-Tartrat in H2O
2: 20 % (w/v) Na2CO3
3. CTC: 1 und 2 langsam unter Rühren 1:1 mischen
4. 0,8 M NaOH
5. 10 % (w/v) SDS
Lösung A: Mischen gleicher Volumen: 3,4,5 und H2O
Lösung B: 1 ml 2 N Folin-Ciocalteu-Phenol-Reagenz + 5 ml H2O
2.3.6
Proteinreinigung
2.3.6.1
TRAM Reinigung als Fusion mit MBP
Das TRAM Protein wurde in dem E. coli C43 Stamm exprimiert. Als Plasmid wurde
pSHN-07 (pMal-tramXL-C-His-tag) verwendet und zur besseren Expression zusätzlich
das pRARE Plasmid in die Zellen eingebracht. Es wurden 1 l DYT (+ 100 µg/ml Amp +
25 µg/ml CAP) mit 10 ml einer Übernachtkultur (LB Medium 200 µg/ml Amp + 25 µg/ml
CAP) angeimpft. Die Zellen wurden bis zu einer Dichte von 2 x 108 Zellen bei 37 °C
wachsen gelassen. Anschließend für eine weitere halbe Stunde bei 18 °C geschüttelt
und mit 1 mM IPTG induziert. Die Induktion erfolgte für 5 h bei 18 °C. Die Zellen wurden
bei 5 000 x g und 4 °C für 15 min zentrifugiert. Das Zellpellet wurde in Puffer A (25 mM
Tris HCl pH 8,0, 100 mM NaCl, 10 % Glycerin) resuspendiert (1 ml Puffer/1g Zellen),
mit 1 mM PMSF, 1 mM MgCl2 und 10 Units DNase versetzt und direkt im Anschluss mit
einer French Press bei 8 000 psi (3 Durchgänge) aufgeschlossen. Das Lysat wurde bei
4 °C und 5 000 x g für 15 min zentrifugiert, um größere Zelltrümmer und nicht
aufgeschlossene Zellen zu entfernen. Der Überstand wurde mit 1 % DDM
(Dodecylmaltosid) versetzt und für 1 h bei 4 °C auf einem Drehrad sanft gedreht.
Danach wurde die Probe bei 14 000 x g und 4 °C für 15 min zentrifugiert.
Der erste Reinigungsschritt wurde über eine Ni-Matrix durchgeführt, da das MBP-TRAM
Fusionsprotein zusätzlich einen C-terminalen His-tag besitzt. Der Überstand wurde
1 : 10 mit Puffer B (25 mM Tris HCl pH 8,0, 100 mM NaCl, 10 % Glycerin, 0,1 % DDM,
51
2. Material und Methoden
10 mM Imidazol) verdünnt und zu 200 µl in Puffer B äquilibrierter Ni-Sepharose Matrix
gegeben. Die Bindung des Proteins an die Matrix erfolgte bei 4 °C und sanftem Drehen
über Nacht. Die gesamte Probe wurde am nächsten Tag bei 2 000 x g für 5 min
zentrifugiert, dabei wurde die Ni-Sepharose sedimentiert. Der Überstand wurde
verworfen und die Matrix in ein 0,5 ml Säulchen überführt. Die Matrix wurde dann mit
verschiedenen Imidazolkonzentrationen (10 mM, 50 mM, 150 mM) in Puffer B jeweils
2 x mit 500 µl gewaschen. Das TRAM Protein wurde mit 2 x 500 µl Puffer C (25 mM
Tris HCl pH 8,0, 100 mM NaCl, 10 % Glycerin, 0,1 % DDM, 500 mM Imidazol) eluiert.
Die Elutionsfraktionen wurden gepoolt und eine zweite Reinigung über eine
Amylosematrix angeschlossen. An diese Amylosematrix konnte der MBP-Teil des
Fusionsproteins binden. 500 µl Amylosematrix wurden in Puffer A* (Puffer A + 0,1 %
DDM) äquilibriert und mit den Elutionsfraktionen gemischt. Die Bindung erfolgte auf
einem Drehrad, bei 4 °C über Nacht. Die Probe wurde im Anschluss daran mit 2 000 x g
5 min abzentrifugiert und der Überstand verworfen. Die Matrix wurde auf ein Säulchen
überführt und 2 x mit 0,5 ml Puffer A* gewaschen. Das MBP-TRAM Protein wurde mit
10 mM Maltose in Puffer A* eluiert.
MBP-TRAM Protein, das im Anschluss für die Rekonstitution mittels Extruder eingesetzt
wurde, wurde in mit Aktivkohle gereinigtem Puffer (20 mM TrisHCl pH 8,0, 100 mM
NaCl, 10 mM Maltose, 0,03 % DDM) eluiert. Das Glycerin wurde weggelassen, da es
bei
der
Einzelmolekülspektroskopie
stören
kann.
Außerdem
wurde
die
Detergenzkonzentration verringert, da Detergenzien bei der Extrudermethode nicht
entfernt werden und in zu hoher Konzentration die Liposomen solubilisieren. Dadurch
kann die Translokation beeinflusst werden.
Aliqouts der Fraktionen aller Reinigungsschritte wurden im Anschluss auf einem SDSGel aufgetragen (s. 2.3.1) und entweder eine Immundetektion (s. 2.3.4) oder eine
Silberfärbung (s. 2.3.3.2) durchgeführt.
2.3.6.2
Reinigung von Aq-YidC
Das Plasmid pMS + rbs-Aq-YidC wurde in C43 Zellen transformiert (s. 2.2.5.4), für eine
100 ml LB-Amp (200 µg/ml) Übernachtkultur wurden mehrere Einzelkolonien gepickt. 6 l
LB-Amp Medium wurden mit 75 ml dieser Übernachtkultur angeimpft und bei 37 °C bis
zu einer OD600 0,6 gezüchtet. Die Induktion erfolgte für 3 h mit 1 mM IPTG. Die Zellen
wurden bei 4 °C mit 5 000 x g 15 min zentrifugiert und das Bakterienpellet in Puffer H
(20 mM NaPP pH7,4, 500 mM NaCl) resuspendiert (1 ml Puffer/ 1 g Zellen). Die Zellen
wurden direkt im Anschluss daran mit der French Press bei 8 000 psi in drei
52
2. Material und Methoden
Durchgängen aufgeschlossen und dann 15 min bei 8 000 x g und 4 °C zentrifugiert,
wodurch nicht aufgeschlossene Zellen entfernt wurden. Der Überstand wurde in
flüssigem N2 eingefroren und bei – 80 °C gelagert.
Zur Weiterverarbeitung wurde der Überstand auf Eis aufgetaut und in der UZ (Ti60
Rotor) bei 140 000 x g und 4 °C für 1 h zentrifugiert. Der Überstand wurde
abgenommen und das Membranpellet wurde in 5 ml Puffer H resuspendiert und mit 2 %
DDM versetzt. Danach wurde die Probe 10 min mit einem Potter Elvehjem
homogenisiert und die Proteine wurden solubilisiert, indem die Probe mind. 2 h bei 4 °C
auf dem Drehrad inkubiert wurde. Zellreste und nicht solubilisierte Proteine wurden bei
140 000 x g (TL-100) und 4 °C in 1h pelletiert. Der Überstand (Load) wurde
abgenommen und mit 1,5 ml zuvor in Puffer HA (Puffer H, 0,2 % DDM, 10 mM Imidazol)
äquilibrierter Ni-Sepharose Fast Flow (GE) versetzt. Die Bindung erfolgte für 1,5 h bei 4
°C auf einem Drehrad. Die Probe wurde auf ein 2,5 ml Säulchen überführt und der
Durchlauf verworfen. Die Matrix wurde jetzt mehrmals mit verschiedenen Imidazol
Konzentrationen gewaschen: dreimal mit je 10 ml Puffer HA (10 mM Imidazol) und
zweimal mit je 10 ml Puffer HB (50 mM Imidazol). Im Anschluss wurde das Aq-YidC in 3
ml Puffer HC (500 mM Imidazol) eluiert.
Die Elutionsfraktionen E1+2 wurden gepoolt und eine Gelfiltration zur Homogenisierung
und weiteren Reinigung durchgeführt (s. 2.3.7), dabei wurde die HiLoad 16/60
Superdex 200 Säule und Puffer H mit 0,02 % DDM verwendet. Die entsprechenden
Fraktionen wurden gepoolt und mit einer Amicon Ultra-15 Centrifugal Filter Unit (30
kDa) von Millipore auf ein Zehntel konzentriert (1 500 g).
Aliquots der Fraktionen aller Reinigungsschritte wurden im Anschluss auf ein SDS-Gel
aufgetragen (s. 2.3.1) und entweder eine Immundetektion (s. 2.3.4) oder eine
Coomassie Färbung (s. 2.3.3.1) durchgeführt.
2.3.6.3
Reinigung von Tth-IM60
Das Tth-IM60 Protein wurde in dem E. coli Stamm C43 exprimiert und als Plasmid
pSHN18 (pMS-tthIM60-C-His-tag) verwendet. Es wurden 10 l LB-Amp (50 µg/ml)
Medium mit 150 ml einer Übernachtkultur angeimpft, zur besseren Belüftung der Zellen
wurden 5 l Schikanekolben mit je 2 l Medium verwendet. Die Zellen wurden bei 37 °C
bis zu einer OD600 von 0,6 wachsen gelassen und dann mit 0,2 mM IPTG induziert.
Nach 4 h wurden die Zellen in einem Eisbad abgekühlt bei 5 000 g, 4 °C in 10 min
pelletiert. Das Zellpellet wurde in 45 ml Puffer H (20 mM NaPP pH 7,4, 500 mM NaCl)
aufgenommen und resuspendiert. Direkt im Anschluss daran wurden die Zellen dreimal
53
2. Material und Methoden
mit einer French Press bei 8 000 psi aufgeschlossen. Um nicht aufgeschlossene Zellen
und große Zellfragmente zu entfernen, wurde der Zellextrakt bei 8 000 g, 4°C für 15 min
zentrifugiert. Der Überstand wurde in Stickstoff eingefroren und konnte auch für
mehrere Wochen bei – 80 °C gelagert werden.
Für die weitere Reinigung wurde der Überstand auf Eis aufgetaut und in einer UZ (Ti60
Rotor, 140 000 g, 4 °C, 1 h) zentrifugiert. Dabei wurden die Innenmembranen pelletiert.
Das Membranpellet wurde in 50 ml Puffer P (20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl,
10 % Glycerin) + 1 % LDAO (Lauryl Dimethylaminoxid) resuspendiert und mit einem
Potter Elvehjem homogenisiert. Der Ansatz wurde für 2,5 h auf einem Drehrad bei 4 °C
inkubiert, wodurch die Proteine solubilisiert wurden. Im Anschluss daran wurde der
Ansatz wiederum in einer UZ (Ti60 Rotor, 140 000 g, 4 °C, 45 min) zentrifugiert, die
solubilisierten Proteinen befanden sich im Überstand (Load).
Das Protein enthält ein His10Tag und konnte daher mittels IMAC gereinigt werden. Für
die Reinigung wurde ein Äkta-System mit einer 1 ml HisTrap HP Säule verwendet. Der
Load wurde mit 10 mM Imidazol versetzt, filtriert und manuell direkt über Pumpe A auf
die Säule geladen. Die Säule wurde nach dem Laden mit 30 ml Puffer PA (20 mM
TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 10 % Glycerin + 0,05 % LDAO + 10 mM Imidazol)
gewaschen. Im Anschluss wurde das Tth-IM60 Protein über einen 40 ml Imidazol
Gradienten (10-500 mM) eluiert. Die Fraktionen in denen sich das Protein befindet
wurden vereinigt und 2 h gegen Puffer P + 0,05 % LDAO bei RT dialysiert (s. 2.3.6.4).
Die Probe wurde dann über Nacht bei 4 °C gelagert.
Am nächsten Tag wurde ein zweiter Reinigungsschritt über eine Ni-Sepharose
FastFlow Matrix (GE) durchgeführt. Die Probe wurde mit 2 ml Ni-Sepharose, die zuvor
in Puffer PA äquilibriert wurde, versetzt und 2,5 h auf einem Drehrad langsam inkubiert.
Die gesamte Probe wurde in ein 2,5 ml Säulchen überführt und der Durchlauf
verworfen. Die Matrix wurde 2 x mit 10 ml Puffer PA und 3 x mit 10 ml Puffer PA +
60 mM Imidazol gewaschen. Im Anschluss wurde das Protein eluiert, indem die Matrix
3 x mit 1 ml Puffer PB (20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 10 % Glycerin + 0,05 %
LDAO + 500 mM Imidazol) für je 15 min inkubiert wurde. Dabei wurde die Säule
verschlossen und die Matrix immer wieder aufgeschlemmt.
Die Elutionsfraktionen wurden gepoolt, filtriert und über eine Gelfiltrationssäule
(Superdex 200 10/300 GL) getrennt (s. 2.3.7). Die entsprechenden Fraktionen wurden
im Anschluss gepoolt und je nach Verwendung mit einer Amicon Ultra-15 Centrifugal
Filter Unit (30 kDa) auf die gewünschte Konzentration eingeengt.
54
2. Material und Methoden
Aliquots der Fraktionen aller Reinigungsschritte wurden im Anschluss auf einem SDSGel aufgetragen (s. 2.3.1) und es wurde entweder eine Immundetektion (s. 2.3.4) oder
eine Coomassie Färbung (s. 2.3.3.1) durchgeführt.
2.3.6.4
Dialyse
Dialyseschläuche
von
der
Firma
Carl
Roth
GmbH
mit
entsprechendem
Ausschlussmolekulargewicht (14 KDa) wurden für die Dialyse vorbereitet, indem sie 2x
gekocht wurden. Das erste Mal wurden sie 10 min in 2 % NaHCO3 und 1 mM EDTA
gekocht. Danach mehrmals mit ddH2O gewaschen und nochmals für 10 min in ddH2O
aufgekocht. Die Dialyseschläuche konnten so für eine längere Zeit in H2O bei 4°C
gelagert werden.
Die Probe wurde in den Schlauch gegeben, mit Clips verschlossen und je nach
Anwendung 1-3-mal gegen das 100fache Volumen des gewünschten Puffers unter
Rühren dialysiert.
2.3.7
Gelfiltration
Eine Gelfiltration ist ein Chromatographie-Verfahren bei dem Proteine nach ihrer Größe
getrennt werden. Daher dient die Gelfiltration sowohl zur Reinigung als auch zur
Untersuchung der Homogenität und Größe eines Proteins. Abhängig von der
verwendeten Matrix können Proteine von 0,1 bis 6 000 kDa getrennt werden. In dieser
Arbeit wurde mit Superdex 200 prep grade von GE gearbeitet, das einen molekularen
Trennbereich von 10 – 600 kDa besitzt. Als Chromatographie-System wurde das Äkta™
System von GE mit verschiedenen Säulen verwendet (s. u.).
Säule
Empfohlenes
Max. Flussrate
Probenvolumen
Max. Druck
Ausschlussvolumen (Vo)
Superdex 200
10/300 GL
25 µl - 250 µl
0,5 ml/min
1,5 MPa
8 ml
XK 16/40
Superdex 200
bis 2 ml
0,5 ml/min
0,5 MPa
21,6 ml
HiLoad 16/60
Superdex 200
bis 5 ml
2 ml/min
0,5 MPa
46 ml
55
2. Material und Methoden
Vor der Gelfiltration wurden alle verwendeten Puffer filtriert und entgast und die Säule
äquilibriert. Die Proben wurden vor dem Laden auf die Säule filtriert (0,22 µm) oder bei
kleinen Mengen zentrifugiert (10 min, 4 °C, 16 000 g). Dadurch wurden
Verunreinigungen und Aggregate entfernt. Das maximale Probenvolumen, die
Laufgeschwindigkeit und der Druck richteten sich nach der verwendeten Säule. Um die
Größe der Proteine nach der Gelfiltration mit den Säulen Superdex 200 10/300 GL und
XK 16/40 Superdex 200 bestimmen zu können, wurden zunächst ein Proteinstandard
der
Firma
Sigma-Aldrich
(MW-GF-200
Kit)
aufgetragen
und
daraus
nach
Herstellerangaben die Standardkurven erstellt (Abbildung 2.1). Aus den Standardkurven
konnten dann die Eichgeraden und damit die Funktionen ermitteln werden. Es handelt
sich dabei jeweils um eine logarithmische Funktion: y  a * exp(b * x)
Superdex 200 10/300 GL:
y  46502,69 * exp( 3,717 * x)
XK 16/40 Superdex 200:
y  24694,68 * exp( 3,549 * x)
HiLoad 16/60 Superdex 200:
y  79287,09 * exp( 4,073 * x)
x
= V e / Vo
y
= Molekulargewicht [kDa]
Ve = Elutionsvolumen [ml]
Vo = Ausschlussvolumen [ml]
56
2. Material und Methoden
Abbildung 2.1: Gelfiltration von Standardproteinen
a) + b): Elutionschromatogramme der Standardproteine c): aus den Elutionschromatogrammen ermittelte
Eichgeraden der Säulen Superdex 200 10/300Gl (rot) und XK 16/40 Superdex (schwarz)
2.3.8
Rekonstitution
Bei der Rekonstitution wurde das gereinigte Protein in vitro in Liposomen eingebaut und
es entstanden Proteoliposomen. Mit diesen Proteoliposomen wurden in vitro Bindungsund Translokationsstudien durchgeführt.
2.3.8.1
Herstellung multilamellarer Lipidvesikel (MLV)
Um Liposomen bzw. Proteoliposomen herzustellen wurden zuerst multilamellare
Vesikel (MLV) benötigt. 1,2-dioleoyl-sn-glycero-3-phosphocholine (DOPC) bzw. E. coli
Polar Lipid Extract (Anti Polar Lipids) wurden in einem Rundkolben abgewogen (100
mg) und in 3 ml Dichlormethan (DCM) und 5 Tropfen Methanol gelöst. Die
Lösungsmittel wurden an einem Rotationsverdampfer entfernt (10 min bei RT), so dass
sich eine dünne Lipidschicht bildete. Zum vollständigen Trocknen des Lipidfilms wurde
der Kolben für mind. 6 h an eine Vakuumpumpe gehängt (Kühlfalle immer wieder mit fl.
Stickstoff kühlen). Der trockene Lipidfilm wurde dann entweder in 10 ml Puffer R (20
57
2. Material und Methoden
mM TrisHCl pH 7,5, 100 mM NaSO4) (DOPC) oder 5 ml H2O (E. coli Polar Lipid Extract)
gelöst und mit zwei Glaskügelchen resuspendiert. Wurden die Lipide für die
Einzelmolekülspektroskopie verwendet, musste der Puffer vorher mit Aktivkohle
gereinigt und entgast werden. Die Lipide konnten sofort verwendet oder aber aliquotiert
und bei -80 °C eingefroren werden. Während der Herstellung der Lipidvesikel war das
ständige Begasen mit Stickstoff erforderlich, um die Oxidation der Lipide zu vermeiden.
2.3.8.2
Phosphatbestimmung nach Ames (Ames, 1966)
Mit einer Phosphatbestimmung wurde die genaue Lipidkonzentration bestimmt.
Es wurde nur mit Glaswaren gearbeitet, die mind. 1 Tag in 2 M HCl eingelegt waren, um
sämtliche Phosphatreste zu entfernen. Die Lipidlösung wurde 1:10 verdünnt, so dass
die Werte in der Eichgerade (0 – 70 nmol) liegen. Als Standard wurde 1 mM KH2PO4
verwendet (0-70 µl). Die Proben wurden in Pyrex-Reagenzgläser vorgelegt und mit
30 µl Lösung 1 (s. u.) gemischt und langsam unter einem Abzug über einem
Bunsenbrenner verascht. Nach dem Abkühlen wurde 300 µl Lösung 2 dazugegeben.
Alle Reagenzgläser wurden mit Glasmurmeln verschlossen, 15 min in kochendes
Wasser gestellt und wieder abgekühlt. 700 µl Lösung 5 (s. u.) wurden dazugegeben
und für 20 min bei 45 °C inkubiert. Die Absorptionsmessung wurde bei 820 nm
durchgeführt und die Konzentration aus der Eichgerade berechnet.
Lösungen:
1. 10 % Mg(NO)3 x 6 H2O in 95 % Ethanol
2. 0,5 M HCl
3. 10 % Ascorbinsäure
4. 0,42 % Ammoniummolybdat x 4 H2O in 0,5 M H2SO4
5. 1 Vol. Lsg.3 + 6 Vol. Lsg.4
2.3.8.3
Extrudermethode (Kuhn et al., 2010)
Bei der Extrudermethode wurde gereinigtes Protein zusammen mit MLVs mehrmals
durch eine Membran mit einer Porengröße von 0,4 µm gedrückt. Dadurch entstanden
unilamellare Vesikel mit einer Größe von ca. 250 – 300 nm, in denen das Protein
eingebaut ist, so genannte Proteoliposomen. Als Kontrolle wurden auch immer reine
Liposomen (unilamellare Vesikel ohne Protein) hergestellt.
1 µl gereinigtes Tth-IM60 Protein (s. 2.3.6.2) mit einer Konzentration von 2,4 mg/ml (≙
50 µM) wurde mit 200 µl DOPC-MLVs (5 mg/ml ≙ 6,3 mM) (s. 2.3.8.1) versetzt und
kurz gevortext. Die Probe wurde 30 x mit einem Mini-Extruder von Avanti® Polar Lipids,
58
2. Material und Methoden
Inc. luftblasenfrei extrudiert. Die Konzentration entsprach einem molaren Verhältnis von
1 : 25 000 (Protein : Lipid). Die Größe der Liposomen bzw. Proteoliposomen wurde in
dem Particle Analyzer Coulter N4SD ermittelt. 10 µl Liposomen/Proteoliposomen
wurden in 1 ml Puffer verdünnt und in einer 1 cm Glasküvette gemessen.
Zur Überprüfung des Einbaus wurden die Proteoliposomen mit Puffer R auf 1 ml
aufgefüllt und auf ein 60 % Saccharosekissen in Puffer R (1 ml) geladen (s. Abbildung
2.2). Die Probe wurde in der TableTop UZ (Beckmann TL-100 Rotor) bei 4 °C und
95 000 x g für 20 min zentrifugiert. Der Lipidfilm auf der Saccharoseschicht wurde
vorsichtig abgenommen, genauso wie das Pellet und der Überstand. Die Proben
wurden mit TCA gefällt und mittels SDS-Page und Western-Blot mit anschließender
Immundetektion ausgewertet.
Bei der Herstellung von Proteoliposomen, die bei der Einzelmolekülspektroskopie
verwendet wurden, wurden 0,3 µl Tth-IM60 Protein (2,4 mg/ml ≙ 50 µM) bzw. 5 µl
MBP-TRAM (0,5 mg/ml ≙ 6,25 µM) eingesetzt.
Tth-IM60
MLVs
Zentrifugation
Extrusion
Saccharose
aggregiertes
Protein
Proteoliposomen
Abbildung 2.2: schematische Darstellung der Rekonstitution von Tth-IM60 in Liposomen
2.3.8.4
Bio-Beads Methode (Lambert et al., 1998; Rigaud et al., 1995)
Bei der Rekonstitution von MBP-TRAM mit Bio-Beads wurden die mit Detergenz
gequollenen Lipide mit Protein versetzt. Das Detergenz wurde durch die Zugabe von
den Bio-Beads entfernt, wodurch das Protein in die Liposomen eingebaut wurde.
60 µl E. coli Lipide (20 mg/ml) wurden mit 60 µl 4 x Puffer T (25 mM TrisHCl pH 8,0,
100 mM NaCl) und 120 µl H2O gemischt. (Lipidkonz. 5 mg/ml = 10 mM). Der Ansatz
wurde im Mini-Extruder 30 x extrudiert. Die Liposomengröße wurde bestimmt
(s. 2.3.8.3), um sicher zu gehen, dass die Liposomen eine einheitliche Größe haben
59
2. Material und Methoden
(260-280 nm). 200 µl der restl. Liposomen wurden 1:1 mit Puffer T verdünnt (Konz.
5 mM) und mit 6 mM DDM versetzt (400 µl Liposomen + 6,12 µl DDM (20 %)). Die
Liposomen wurden 3 h bei RT solubilisiert. Zur Hälfte der Liposomen (200 µl) wurde
Protein im Verhältnis 20 000 : 1 dazugegeben: 1 µMol Lipid (500 µg) : 50 pMol (4,35 µg)
MBP-TRAM Protein. Die andere Hälfte wurde als Kontrolle mitgeführt. Zu den Ansätzen
wurden 50 mg Bio-Beads (entgast und in Puffer T gewaschen) gegeben und insgesamt
24 h durch sanftes Rühren das Detergenz entfernt, wobei die Bio-Beads nach 3 h
ausgetauscht wurden. Die Ansätze wurden kurz in der Tischzentrifuge abzentrifugiert,
der Überstand abgenommen und dieser mit 5 Volumenteilen eiskaltem H2O vermischt.
Die Proteoliposomen/Liposomen wurden dann in der TableTop UZ (TL-100 Rotor) bei
75 000 g, 4 °C und 15 min pelletiert. Der Überstand wurde abgenommen und die
Proteoliposomen/Liposomen vorsichtig in 100 µl Puffer T resuspendiert.
Zur Untersuchung der Orientierung wurden je 100 µl Proteoliposomen mit 2 µl Faktor
Xa bzw. 0,1 % Trypsin versetzt und 1 h bei 23 °C inkubiert. Als Kontrolle wurden 100 µl
Proteoliposomen + 0,1 % Trypsin + 5 % Triton ebenfalls für 1 h bei 23 °C inkubiert. Die
Proben wurden gefällt und auf einem SDS-Gel mit anschließenden Western-Blot und
Immundetektion analysiert.
2.4
2.4.1
Bindungs- und Funktionsstudien
Pulldown-Assay mit SecF
Die gereinigten Proteine Tth-IM60 und MBP-SecF100 (zur Verfügung gestellt von Frau
Dipl.-Biol. Sabrina Polzin) wurden in einem Verhältnis von 3:1 (Tth-IM60:SecF) in 1,2 ml
Puffer PA (20 mM NaPP pH 7,4, 50 mM NaCl, 10 Glycerin, 0,05 % DDM, 10 mM
Imidazol) bei RT auf einem Drehrad 2 h inkubiert. Als Kontrollen wurden entsprechende
Mengen der einzelnen Proteine mitgeführt und genauso behandelt. Nach der Inkubation
wurde die Hälfte des Ansatzes entnommen (Load). Zu dem Rest wurde 75 µl in Puffer
PA äquilibrierter Ni-Sepharose FastFlow gegeben und für weitere 3 h inkubiert. Der
Ansatz wurde auf eine 1 ml Mobicol-Säule der Firma MoBiTec geladen und
abzentrifugiert (1 000 g, 2 min, RT). Die Matrix wurde 7 x mit 500 µl Puffer PA
gewaschen und abzentrifugiert (200 g, 2 min, RT). Im Anschluss wurden die
gebundenen Proteine in 3 x 500 µl Puffer PA + 500 mM Imidazol eluiert. Um die
Bindung von SecF100 an Tth-IM60 nachzuweisen, wurden die Proben auf einem SDSGel aufgetrennt (s. 2.3.1) und aufgrund der fast identischen Größe der beiden Proteine
eine Immundetektion (s. 2.3.4) durchgeführt.
60
2. Material und Methoden
2.4.2
Einzelmolekülspektroskopie mit NC-Pf3
Die Messungen wurden an der Universität Vaihingen im 3. Physikalischen Institut
durchgeführt
und
von
Dipl.-Phys.
Stefan
Ernst
betreut.
Mit
Hilfe
der
Einzelmolekülspektroskopie wurde die Bindung und der Einbau eines mit dem
membrandurchgängigen
Farbstoff
ATTO
520
gelabelten
Pf3
Proteins
an
Proteoliposomen untersucht. Der Versuch basiert dabei auf den zeitlichen Differenzen,
die freie bzw. an Proteoliposomen gebundene Pf3-Moleküle benötigen, um durch ein
konfokales Volumen zu diffundieren. Dadurch variiert die Länge der detektierten
Photonen-Bursts und die an Proteoliposomen gebundenen Pf3-Moleküle können von
freiem Pf3 unterschieden werden. Durch Zugabe von Kaliumiodid (KI) wurde außerdem
jede zugängliche Fluoreszenz gequencht. Das bedeutet nur in Proteoliposomen
eingebaute und dadurch geschützte Pf3-Moleküle können fluoreszieren (schematische
Darstellung s. Abbildung 2.4). Für die Messung wurde ein speziell angefertigter
konfokaler Versuchsaufbau verwendet, der schematisch in Abbildung 2.3 dargestellt ist
(Duser et al., 2009).
Abbildung 2.3: schematischer Aufbau der Einzelmolekülspektroskopie-Messung
Die Probe auf dem Objektträger wird durch einen Laserpuls mit einer Wellenlänge von 488 nm
(PicoTA490) in einem konfokalen Volumen angeregt. Der Laserstrahl wurde an der Blende des Objektivs
(UPlanSApo 60x, n.A. 1.2) auf 100 µW abgeschwächt. Die Fluoreszenz der Pf3-Moleküle wird durch
einen Strahlenteiler (488/633-638) von dem Laserlicht getrennt. Über einen dichroitischen Spiegel
(630DXCR) wird das Licht unter einer Wellenlänge von 630 nm reflektiert und durch eine Lochblende und
einen weiteren Filter (HQ 532/70) auf eine avalanche photo diode (APD) geleitet. Diese Diode detektiert
einzelne Photonen und verstärkt diese, so dass sie über eine TCSPC Karte gezählt werden können.
61
2. Material und Methoden
2.4.2.1
Bindungsstudie
Bei der Bindungsstudie wurde untersucht, ob das Pf3-Protein an Proteoliposomen, die
Tth-IM60 enthalten, bindet. 30 µl Puffer R (20 mM TrisHCl pH 7,5, 100 mM NaSO 4)
wurden mit 10 µl Proteoliposomen (30 – 50 µg) (s. 2.3.8.3) gemischt und mit 10 µl
Fluoreszenz markiertem NC-Pf3 versetzt. Das Protein wurde von Dipl.-Biol. Ann-Kathrin
Schönbauer zu Verfügung gestellt. Über eine Maleimid-Bindung ist der Farbstoff ATTO
520 an singuläre Cysteinreste im Pf3-Protein gekoppelt. Die Probe wurde sofort für
390 s analysiert. Die erhaltenen Daten wurden mit dem Programm Burst Analyzer
automatisch analysiert. Folgende Parameter für die Bursts wurden für die Analyse
verwendet: mind. 30 counts per ms und 50 – 200 ms Länge. Mit einem weiteren
Programm (Matlap 7.1) wurden die 390 s Messzeit in 30 s Abschnitte unterteilt und die
Anzahl der Bursts in den Abschnitten aus insgesamt 10 Messungen addiert.
2.4.2.2
Einbaustudie
Um nicht nur die Bindung, sondern auch den vollständigen und vor allem korrekten
Einbau von Pf3 coat in die Proteoliposomen zu untersuchen (Nin/Cout), wurde der
gleiche Versuchsaufbau wie bei der Bindungsstudie (s. 2.4.2.1) gewählt. Durch die
Zugabe von Kaliumiodid wurde die Fluoreszenz gelöscht und nur eingebaute Pf3 coat
Moleküle, bei denen der N-Terminus und damit der Farbstoff in den Proteoliposomen
geschützt ist, fluoreszieren.
20 µl Puffer R (20 mM TrisHCl pH 7,5, 100 mM NaSO 4) wurden mit 10 µl 1 M KI und
10 µl Proteoliposomen (30 – 50 µg) (s. 2.3.8.3) gemischt und mit 10 µl fluoreszenzmarkiertem NC-Pf3 versetzt. Die Messung erfolgte wiederum für 390 s und wurde wie
bei der Bindungsstudie durchgeführt und die Daten analysiert.
Bei den Messungen ist darauf zu achten, dass keine der eingesetzten Lösungen eine
Eigenfluoreszenz hat, deshalb wurden diese vorher mit Aktivkohle gereinigt und vor
dem Gebrauch filtriert.
62
2. Material und Methoden
Abbildung 2.4: Schematische Darstellung von Bindung und Einbau von Pf3 in Proteoliposomen
Die Proteoliposomen wurden mit gelabeltem Pf3 coat gemischt. Wurde kein KI dazugegeben konnte die
Bindung von Pf3 coat an die Proteoliposomen untersucht werden, da sowohl eingebautes als auch
gebundenes Protein fluoreszieren und sogenannte Photon-Bursts detektiert werden konnten (B). Durch
Zugabe von KI wurde die Fluoreszenz gelöscht und nur richtig eingebaute Pf3-Moleküle (Nin) konnten
fluoreszieren.
2.4.3
Komplementation
Bei der Komplementation wurde in vivo untersucht, ob ein Protein die Funktion eines
anderen ersetzen kann. In dieser Arbeit konnte die Funktion durch einen
Wachstumstest untersucht werden, da YidC für die Zelle essentiell ist. Das wt yidC-Gen
auf dem Genom steht dabei unter der Kontrolle eines araBAD-Promotors. Durch
Zugabe von Arabinose (Ara) wurde YidC exprimiert und die Zellen konnten wachsen,
bei Glucose (Glc) wurde YidC reprimiert und das Wachstum wurde eingestellt.
Die verschiedenen Plasmide wurden in den YidC Depletionsstamm MK6S transformiert
und auf LB-Ara-Platten + Antibiotikum ausgestrichen. Es wurden Einzelkolonien gepickt
63
2. Material und Methoden
und in 2,5 ml LB-Medium + 0,2 % Ara bei 37°C bis zu einer OD von 0,5 inkubiert. Es
wurde darauf geachtet, dass alle Ansätze die exakt gleiche OD besitzen, damit später
das Wachstum verglichen werden konnte. Von diesen Kulturen wurden Verdünnungen
von 10-2 bis 10-5 in LB-Medium hergestellt. Jeweils 3 µl dieser Verdünnungen wurden
auf 0,2 % Ara, 0,2 % Glc, 0,2 % Ara + 1mM IPTG und 0,2 % Glc + 1mM IPTG LB Platten + Antibiotikum aufgetropft und über Nacht bei 37 °C inkubiert.
2.5
Zirkulardichroismus (CD)
2.5.1
Sekundärstrukturbestimmung
Gereinigte Proteine (Konzentration ~ 0,1 mg/ml) wurden direkt vor der Messung 1,5 h
bei RT gegen 20 mM Na–Phosphat-Puffer pH 7,4 mit 0,008 % DDM dialysiert (s.
2.3.6.4). Der Dialysepuffer wurde später bei den Messungen verwendet um die
Baseline zu bestimmen. 200 µl Protein wurden in eine 0,5 mm Quartzküvette gegeben
und
anschließend
mit
dem
CD-Spektrometer
Jasco
J-715
in
einem
Wellenlängenbereich von 185 – 260 nm und einer Schrittweite von 1 nm gemessen. Es
wurden immer 10 Messungen gemittelt. Um die erhaltenen Spektren zu glätten wurden
sie mit dem Savitzky-Golay-Filter bearbeitet. Die Berechnung der Sekundärstruktur
erfolgte
über
den
DichroWeb
Online-Server
im
Internet
(http://dichroweb.cryst.bbk.ac.uk), dafür musste die Elliptizität (Θmdeg) in die mittlere
molare Elliptizität pro Aminosäure-Rest (Θ()MRW) wie folgt umgerechnet werden:
( ) MRW 
M
* ( ) m deg
n * c *  *10000
Θ()mdeg = Elliptizität [mdeg]
Θ()MRW = mittlere molare Elliptizität pro AS-Rest [deg cm2/dmol]
c
= Protein Konzentration [g/ml]
M = Molekulargewicht
χ = Küvettenlänge [cm]
n = Anzahl AS-Reste
Die Konzentration des Proteins musste für die Berechnung sehr genau bestimmt
werden, daher wurde der Proteingehalt der Probe nach der Messung mit dem LowryPetersen Test bestimmt (s. 2.3.5.3).
64
2. Material und Methoden
Als Analyseprogramme wurden CONTINLL mit den Referenzdatensets 3, 4, 6 und 7
und CDSSTR mit dem Referenzdatenset 3 verwendet (Provencher & Glockner, 1981;
Sreerama & Woody, 2000).
2.5.2
Schmelztemperaturbestimmung
Gereinigte Proteine wurden wie bei der Sekundärstrukturbestimmung (s. 2.5.1)
behandelt. Es wurde eine Schmelzkurve im Bereich von 10 – 95 °C mit einer
Schrittweite von 1 °C bei einer Wellenlänge von 222 nm aufgenommen. Um den
Schmelzpunkt f(Tm) = 0,5 bestimmen zu können wurde die Schmelzkurve f(T) wie folgt
berechnet:
f (T )
(T )   min
 max   min
Θ(T) = Elliptizität bei X °C [mdeg]
Θmax = maximale Elliptizität
Θmin
= minimale Elliptizität
65
66
3. Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1
Sequenzvergleiche zwischen YidC, TRAM, Tth-IM60 und Aq-YidC
Diese Arbeit befasste sich mit der Expression, Funktion und Struktur potenzieller
Membraninsertasen aus T. thermophilus (Tth-IM60), A aeolicus (Aq-YidC) und X. laevis
(TRAM) im Vergleich zu der essentiellen Membraninsertase YidC aus E. coli. Zunächst
wurden die Aminosäuresequenzen dieser Proteine mit der Sequenz von YidC aus E.
coli verglichen, um vorhandene homologe Bereiche zu identifizieren (s. Abbildung 3.1 +
Abbildung 3.2).
Der Vergleich zeigt, dass es zwischen TRAM und YidC nur wenige homologe Cluster
gibt. Insgesamt sind ca. 15 % der Aminosäuren identisch (rot) und 29 % der
Aminosäuren besitzen eine hohe Ähnlichkeit, die über das gesamte Protein verteilt sind.
Der für die Funktion von YidC essentielle Bereich der Transmembranen 2-6
(354-548 AS) zeigt mit Ausnahme der 8 C-terminalen Aminosäuren nur eine geringe
Ähnlichkeit. Im Gegensatz dazu ist gerade dieser Bereich bei den Proteinen Tth-IM60
und Aq-YidC im Vergleich zu YidC und auch untereinander stark konserviert. Da die 5
C-terminalen Transmembrandomänen die YidC/Oxa1/Alb3-Familie charakterisieren,
können die Proteine Tth-IM60 und Aq-YidC in diese Familie eingeordnet werden.
Auffällig ist, dass beide Proteine im Bereich des P1-Loops von YidC nur sehr geringe
Ähnlichkeiten mit diesem und auch untereinander aufweisen. Da der größte Teil des
P1-Loops jedoch für die Funktion von YidC nicht essentiell ist, sollten diese
Unterschiede nur wenig Einfluss auf die Funktion haben. Durch diesen Bereich der
geringen Homologie erklärt sich auch, dass die prozentualen Anteile, die keine
Ähnlichkeit aufweisen, bei den Proteinen Tth-IM60 (38,1 %) und Aq-YidC (33,8 %)
relativ hoch sind, aber trotzdem noch deutlich unter dem des TRAM Proteins (45,8 %)
liegen (Tabelle 3.1).
______TMD1_______[_____________________________P1 Loop____________________
::..:. * .:
. *
:.
*
*
*:.*: *: :*:: .
YidC_E.coli MDSQRNLLVIALLFVSFMIWQAWEQDKNPQPQAQQTTQTTTTAAGSAADQGVPASGQGKLISVKTDVLDLTINTRGGDVE 80
TRAM_X.l.
-------------------MGIRKKSSKTPPVLSHEFIIQNHADIVSCLAMVFLLGLMFEITAKAAVMFVTLQYN----V 57
1.......10........20........30........40........50........60........70........80
________________________________P1 Loop_________________________________________
: .
* *
: : : :. *:*
:
: :. : *:* :
:: * ::.: ..
YidC_E.coli QALLPAYPKELNSTQPFQLLETSPQFIYQAQSGLTGRDGPDNPANGPRPLYNVEKDAYVLAEGQNELQVPMTYTDAAGNT 160
TRAM_X.l.
TIPVEGVLGEQASLYHYGIKDMATVFFYMLVA----------------IILHAVIQEYILDK----INRRMHFSKTKHSK 117
........90.......100.......110.......120.......130.......140.......150.......160
________________________________P1 Loop_________________________________________
67
3. Ergebnisse
*.:: *. . * .. :...
* : . :.:.*:*
* :: * : :
. : : *:. .
YidC_E.coli FTKTFVLKRGDYAVNVNYNVQNAGEKPLEISTFGQLKQSITLPPHLDTGSSNFALHTFRGAAYSTPDEKYEKYKFDTIAD 240
TRAM_X.l.
FNESGQLS-AFYLFSCIWGAS-------IIVSENYFSDPISLWKGYPHTYFPFQMKFFYISQLAYWFHAFPELYFQKTKK 189
.......170.......180.......190.......200.......210.......220.......230.......240
________________________________P1 Loop_________________________________________
::
*. : ::.:
:: *:: : :
.** : .: *
YidC_E.coli NENLNISSKGGWVAMLQQYFATAWIPHNDGTNNFYTANLGNGIAAIGYKSQPVLVQPGQTGAMNSTLWVGPEIQDKMAAV 320
TRAM_X.l.
ED---IPRQLVYIGLYLFHILGAYVLNLN--------RLGLVLLVLHY-------------------------------- 226
.......250.......260.......270.......280.......290.......300.......310.......320
_____P1 Loop_____________________]______TMD2______
.::: .. . *:::*: :
: **:: : *::
*:*
: .:
:*
YidC_E.coli APHLDLTVDYGWLWFISQPLFKLLKWIHSFVGNWGFSIIIITFIVRGIMYPLTKAQYTSMAKMRMLQPKIQAMRERLGDD 400
TRAM_X.l.
--FVEFLFHMSRLFYFSNEKY-----------QKGFTVWALLFVLG-----------------RLLTLILCVLTVGFG-- 274
.......330.......340.......350.......360.......370.......380.......390.......400
_________TMD3___________
______TMD4_____
:* : :::: .* *
:**:
::.*: : ** * :* .
* :::
YidC_E.coli KQRISQEMMALYKAEKVNPLGGCFPLLIQMPIFLALYYMLMGSVELRQAPFALWIHDLSAQDPYYILPILMGVTMFFIQK 480
TRAM_X.l.
--------LARAENQELDLSNGNFN-------ILAIRISVLASICITQA-FMMWKFIN-----------------FQLRR 321
.......410.......420.......430.......440.......450.......460.......470.......480
______TMD5______
_____TMD6_____
: .:* .*: *
..* .
.
. :: : .* :.
:**::*:*
YidC_E.coli MSPTTVTDPMQQKIMTFMPVIFTVFFLWFPSGLVLYYIVSNLVTIIQQQLIYRGLEKRGLHSREKKKS 548
TRAM_X.l.
WREHSSPQPSSQRKKTTS-----------AKGKASRKEKE---NGVNGTVTSNGADSP--RSRKEKHS 373
.......490.......500.......510.......520.......530.......540........
Abbildung 3.1: Sequenzvergleich zwischen YidC und TRAM
Vergleich der Aminosäuresequenzen YidC_E.coli (Uniprot: P25714) und TRAM_X.l. (Uniprot: Q6DED0)
mit ClustalX. Die Zeichen oberhalb der Sequenz bedeuten: * identische AS (rot), : AS mit starker
Ähnlichkeit, . AS mit schwacher Ähnlichkeit (genaue Einteilung s. 8.3). P1 Loop von YidC (24 – 354 AS).
YidC: TMD1 (7 – 23 AS), TMD2 (355 – 372 AS), TMD3 (422 – 444 AS), TMD4 (464 – 478), TMD5 (494 –
509 AS) und TMD6 (513 – 526 AS) (Klenner et al., 2008). Fett: Transmembrandomänen von TRAM
(Tamborero et al., 2011)
______TMD1_______[__________________________P1 Loop_________________
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
: *:
*:::
:
:
.
:
-MDS-----QRNLLVIALLFVSFMIWQAWEQDKNPQPQAQQTTQTTTTAAGSAADQGVPASGQGKLISVKTDVLDLTINT 74
MMDNDNQFWKRFLIFTILMFLFITAYELFYIYYVKPSQPQKTEKKEVVKKEEFKNVNLPQLMLG----------TFREKQ 70
---------MKRLLAAFLFLLPALALEVGFKDADVNGDGTPEKVAVTNLMDLAFDEAGQVVG-----------------W 54
1.......10........20........30........40........50........60........70........80
________________________________P1 Loop_________________________________________
: . : *.
.
:.
.: ::
RGGDVEQALLPAYPKELNSTQPFQLLETSPQFIYQAQSGLTGRDGPDNPANGPRPLYNVEKDAYVLAEGQNELQVPMTYT 154
EYKNTKTVKLGIYSLELSEKGGKILRFIDQKYGFDLIS---------------KAERELKIFPLEIFTGNPDLDQKLNFG 135
YVKAYKGTAFGDYARAPNLAAN---------------------------------GPVLSPVGFRPLEAEFAVEDGHLLA 101
........90.......100.......110.......120.......130.......140.......150.......160
________________________________P1 Loop_________________________________________
: . : : :
.:
.
*.:..
: ..
: *
DAAGNTFTKTFVLKRGDYAVNVNYNVQNAGEKPLEISSFGQLKQSITLPPHLDTGSSNFALHTFRGAAYSTPDEKYEKYK 234
EYEIKEGKNSVELIHKELKVKKILSYKN-GAIHLSVEGLKPPFWVFVGSPPDDE-----AFYTHVGPVLKING---EVVR 206
RFRGEEGTLTYRIPKERYTAEVTADFPL----VLKLSAQGNPKALLEGAAEPAP--------SGEGRLVYLAWQTRPKAG 169
.......170.......180.......190.......200.......210.......220.......230.......240
________________________________P1 Loop_________________________________________
.
..**
. :
*:.
: .
FDTIADNENLNISSKGGWVAMLQQYFATAWIPHNDGTNNFYTANLGNGIAAIGYKSQPVLVQPGQTGAMNSTLWVGPEIQ 314
LDVDDLKGINEFEGNIEFGGEESRYFFKGAKDYQK--HIVYKVKLGD-----KFVSLSTFLYDGEK-----TIYLGAKDY 274
YALVAFGEGPLEGRLVGREGE---------------------VRLGP--------GEILRVYGGQN------ELVRFHVE 214
.......250.......260.......270.......280.......290.......300.......310.......320
_______________________________________]______TMD2______
:
. * . :* * :
*: ::
: ..*.* ::*:.:*::** :::**
. ** ::: * * :: :.
DKMAAVAPHLDLTVDYGWLWFISQPLFKLLKWIHSFVGNWGFSIIIITFIVRGIMYPLTKAQYTSMAKMRMLQPKIQAMR 394
ARLRELG--LVDTLDWGTLKIIVKPLFLFLYWIYEHTGSWVLSILVLTFIVRIFLFPLGYKSVVSMQKLQELAPKMEKIK 352
GLLSFPG--LFSPNLWGQLSLG---LLWIMEAAYRFTGNWGLAILFLTLVVRLLLWPLMHQQFKSMAEIQRLQPLIQKIN 289
.......330.......340.......350.......360.......370.......380.......390.......400
__________TMD3__________
68
______TMD4_
3. Ergebnisse
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
YidC_E.coli
Aq-YidC
Tth-IM60
:: ** : : * **
.** .**:*:*:*:**:: *: ::
. .
*** .*: *******::
:
ERLGDDKQRISQEMMALYKAEKVNPLGGCFPLLIQMPIFLALYYMLMGSVELRQAPFALWIHDLSAQDPYYILPILMGVT 474
QKYKDDPVKMQEEMMKLYAETGFNPMAGCLPILLQIPIFFALYKVLIITVDLKVSSF-LWIPSLADKDPYYILPVIMGLT 431
EKYKDDPNKRAEATMKLYQEHRVNPAAGCLPLLIQMPILFILWKVIAN---YEFGQGFLWIPDLALPDPYYILPVLYVAS 366
.......410.......420.......430.......440.......450.......460.......470.......480
____
______TMD5______
_____TMD6_____
::
::.
:
: : *..:.: **:*:.**: :..:. ::*: ** . *
MFFIQKMSPTTVTDPMQQKIMTFMPVIFTVFFLWFPSGLVLYYIVSNLVTIIQQQLIYRGLEKRGLHSREKKKS 548
MILQQKMTPS--PDPKQALVGYITSVAFTLLFINFPAGLVLYWTLNNVFNIIQNYLIKEVLLKDKSKGGSKKK- 502
TFLSTWLSAHG--NRDLIRQSLFMNLIFVFLVLQFPSGVTLYWVLSTLIGLVQQWLINKSLAPLKA-------- 430
.......490.......500.......510.......520.......530.......540.......550....
Abbildung 3.2: Sequenzvergleich zwischen den YidC Proteinen aus E. coli, A. aeolicus (Aq-YidC)
und T. thermophilus (Tth-IM60)
Vergleich der Aminosäuresequenzen YidC_E.coli (Uniprot: P25714), Aq-YidC (Uniprot: O66561) und TthIM60 (Uniprot: Q5SL50) mit ClustalX. Die Zeichen oberhalb der Sequenz bedeuten: *: identische AS, :
AS mit starker Ähnlichkeit, . AS mit schwacher Ähnlichkeit (genaue Einteilung s. 8.3).rot: identische AS,
blau: identische AS zwischen YidC und Aq-YidC, grün: identische AS zwischen YidC und Tth-IM60. P1
Loop von YidC (24 – 354 AS). TMD1 (7 – 23 AS), TMD2 (355 – 372 AS), TMD3 (422 – 444 AS), TMD4
(464 – 478), TMD5 (494 – 509 AS) und TMD6 (513 – 526 AS).
Tabelle 3.1: Zusammenfassung des Vergleichs der Aminosäuresequenzen
Angegeben ist der prozentuale Anteil der identischen bzw. ähnlichen Aminosäuren zwischen YidC und
den Proteinen TRAM, Aq-YidC und Tth-IM60. Berechnet aus dem Sequenzvergleich mit ClustalX
(Abbildung 3.1 Abbildung 3.2 )
Protein
identisch
TRAM
Aq-YidC
Tth-IM60
15,3 %
27,3 %
26,5 %
3.2
große
Ähnlichkeit
26,9 %
25,1 %
22,8 %
geringe
Ähnlichkeit
11,9 %
13,8 %
12,5 %
keine
Ähnlichkeit
45,8 %
33,8 %
38,1 %
Optimierung der heterologen Expression in E. coli
Um die Funktion der Proteine TRAM und Tth-IM60 zu analysieren, wurden sie
exprimiert und gereinigt. Die Expression wurde in E. coli durchgeführt, da es eine breite
Auswahl
an
Stämmen
und
Vektoren
gibt
und
die
Proteine
für
spätere
Komplementationsversuche ohnehin in E. coli exprimiert werden mussten. Da dies in
beiden Fällen eine heterologe Expression ist und beide Proteine bislang noch nicht in
E. coli exprimiert wurden, musste als erstes die Expression optimiert werden.
3.2.1
Heterologe Expression von TRAM in C 43 Zellen durch die
Coexpression der in E. coli seltenen tRNAs
Bislang wurden TRAM-Proteine immer direkt aus Pankreaszellen von Säugern gereinigt
(Görlich et al., 1992). Da dies eine zeit- und kostenintensive Reinigung ist, wurde
versucht TRAM in E. coli zu exprimieren. Die Expression von TRAM-Proteinen aus
einer humanen Zelllinie (TRAMp) und dem Organismus X. laevis (TRAM) wurde im
Rahmen meiner Diplomarbeit (Neefe, 2004) in E. coli untersucht; keines der Proteine
69
3. Ergebnisse
konnte jedoch zufriedenstellend nachgewiesen werden. Der einzige Nachweis einer
TRAM-Expression gelang mit dem Protein aus X. laevis als Fusionsprotein mit MBP
(Maltosebindeprotein). Basierend auf diesem Ergebnis wurden die weiteren Versuche
aufgebaut und nur noch mit dem TRAM Protein aus X. laevis gearbeitet.
Da unter anderem von Robinson und Kollegen festgestellt wurde, dass die Codon
Usage ein wichtiger limitierender Faktor für die Expression sein kann (Robinson et al.,
1984), wurde das tram-Gen dahingehend untersucht. Bei der Codon Usage handelt es
sich um die unterschiedliche Häufigkeit der Codons zwischen verschiedenen Spezies,
d.h. bestimmte Codons werden bevorzugt verwendet. Dies spiegelt sich auch in der
Konzentration der vorhanden tRNAs wieder (Ikemura, 1981) und beeinflusst deshalb
die Proteinsynthese. Die Codon Usage von E. coli B wurde mittels der Codon Usage
Database (http://www.kazusa.or.jp/codon/) analysiert und ein Vergleich mit den im tramGen verwendeten Codons durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass knapp 7 % der
Basentripletts (25 von 373) zu den in E. coli seltenen Codons gehören (s. Tabelle 3.2),
wobei insbesondere die Codons für Arginin betroffen sind. Da das Phänomen der
Codon Usage bei der heterologen Genexpression in E. coli ein häufiges Problem
darstellt, wurde von Novagen der Rosetta Stamm entwickelt, der das pRARE Plasmid
enthält.
Dieses Plasmid besitzt, mit Ausnahme von CGG und CGA, die Gene für die in E. coli
seltenen tRNAs (Novy et al., 2001). Das Plasmid wurde aus Rosetta isoliert und
zusätzlich zu dem Expressionsvektor pMal - tramXl in C43 Zellen transformiert. Trotz
der zusätzlichen t-RNAs konnte nur eine schwache Expression nachgewiesen werden
(Neefe, 2004).
Tabelle 3.2: Vergleich der Frequenz der in E. coli seltenen Codons mit dem tram-Gen
Aminosäure
Codon
Glycin
Isoleucin
Leucin
Prolin
Arginin
GGA
ATA
CTA
CCC
AGG
AGA
CGG
CGA
Frequenz ‰
in E. coli
8,2
5,0
3,4
2,4
2,1
2,4
5,0
2,4
Anzahl im
tram-Gen
6
4
3
3
2
4
2
1
Frequenz ‰
tram-Gen
16,1
10,7
8,0
8,0
5,3
10,7
5,3
2,7
Um eine eventuelle Limitierung der Proteinexpression aufgrund der jetzt noch fehlenden
tRNAs weiter zu reduzieren wurden die zwei verbliebenen CGG Codons für Arginin
70
3. Ergebnisse
mittels QuikChange (s. 2.2.7) durch CGC ersetzt. Mit diesem Konstrukt (pSHN-07)
wurden die Expressionsbedingungen hinsichtlich Wachstumstemperatur und -zeit in
C43 optimiert.
Die Plasmide pSHN-07 und pRARE wurden zusammen in kompetente C43 Zellen
transformiert. Mit mehreren Einzelkolonien wurde je eine Vorkultur in LB + 200 µg/ml
Amp + 25 µg/ml Cap hergestellt und damit am folgenden Tag die Expressionskulturen
(DYT + 100 µg/ml Amp + 25 µg/ml Cap) 1:100 angeimpft. Alle Kulturen wurden erst bei
37 °C bis zu einer OD600 von 0,4 herangezogen und dann bei der entsprechenden
Temperatur (18 °C, 25 °C, 37 °C) bis zu einer OD600 0,6 inkubiert und mit 1 mM IPTG
induziert. Nach 1 h, 2 h, 3 h und 5 h wurde je 1 ml Kultur entnommen und 200 µl davon
auf einem 12 % SDS-Gel mit anschließender Immundetektion analysiert (s. 2.3.1 und
2.3.4). Für die Immundetektion wurde der monoklonale -MBP Antikörper verwendet.
Zur Kontrolle wurde der leere pMal Vektor bei 25 °C und 5 h Induktion sowie nicht
induzierte Proben nach 5 h mitgeführt.
Aus dem Ergebnis (s. Abbildung 3.3) ist eindeutig zu erkennen, dass die Expression bei
18 °C und 5 h Induktion am stärksten war. Weitere Untersuchungen ergaben keine
Verbesserung der Expression, so dass für die weiteren Versuche folgende Parameter
gewählt wurden: DYT + 100 µg/ml Amp + 25 µg/ml Cap, Zellwachstum bei 37 °C bis zu
einer OD600 von 0,5, Shift auf 18 °C, Induktion bei 0,6 mit 1 mM IPTG für 5 h. Von dem
Klon mit der besten Expression wurde eine 7 % DMSO-Kultur aus der Übernachtkultur
hergestellt und diese in 100 µl Aliquots bei -80 °C gelagert. Für die Reinigung wurde
20 ml Vorkultur mit einem Aliquot direkt angeimpft.
Abbildung 3.3: Optimierung der Expressionsbedingungen von TRAM
Expression von TRAM als Fusionsprotein mit MBP bei 18 °C, 25 °C und 37 °C für 1 h, 2 h, 3 h und 5 h in
C43 + pSHN 07 + pRARE. Zur Kontrolle wurde C43 + pMal, 5 h Induktion bei 25 °C (K) und die nicht
induzierten Proben mitgeführt. Je 20 µl der gefällten Proben (entspricht 200 µl Zellen) wurden auf einem
12 % SDS-Gel aufgetrennt und anschließend ein Nassblot und Immundetektion mit -MBP Antikörper
(1:2500 in TBS) und -Maus HRP-gekoppelter Antikörper (1:10000 in TBS) durchgeführt. Der Nachweis
erfolgte über ECL, Belichtung: 1 min.
71
3. Ergebnisse
3.2.2
Heterologe Expression von Tth-IM60 in C 43 Zellen
Um die Expression für das Tth-IM60 Protein zu optimieren, wurden folgende Parameter
getestet: Expressionsvektor, Bakterienstamm, Temperatur, Induktionszeit und IPTGKonzentration. Für den Nachweis und eine spätere Reinigung wurde an das tthIM60Gen ein C-terminaler His10Tag kloniert. Alle Expressionsuntersuchungen wurden wie
folgt
durchgeführt.
Die
Plasmide
wurden
mittels
TSS-Transformation
in
die
verschiedenen Stämme transformiert. Am nächsten Tag wurden jeweils 2,5 ml LB als
Vorkultur mit mehreren Einzelkolonien angeimpft und über Nacht bei 37 °C inkubiert.
Die Hauptkultur wurde 1:100 mit der Vorkultur angeimpft und bei einer OD600 von 0,6
mit IPTG induziert. Je 1ml Probe wurde nach den verschiedenen Induktionszeiten
entnommen, TCA gefällt, mit Aceton gewaschen und in 100 µl SDS-Probenpuffer
aufgenommen. Die Proben wurden 5 min bei 95 °C erhitzt und je 10 µl auf ein 12 %
SDS-Gel aufgetragen und die Proteine aufgetrennt. Anschließend wurde ein Semidry
Western Blot mit nachfolgender Immundetektion mittels eines -His-tag Antikörpers
durchgeführt und die Proteinbanden über ECL auf einem Film sichtbar gemacht
(s. 2.3.1 und 2.3.4).
Als erstes wurde die Expression in den Stämmen BL21, C41 und C43 mit den
Plasmiden pSHN-14 (pET-tthIM60) und pSHN-18 (pMS-tthIM60) untersucht (Abbildung
3.4 A). Es wurden die Proben nach 4 h Induktion mit 1 mM IPTG aufgetragen, als
Kontrolle dienen die nicht induzierten Proben, die zur gleichen Zeit entnommen wurden.
Es konnte eine schwache Proteinbande nach Induktion in allen drei Bakterienstämmen,
allerdings nur mit pSHN-18 detektiert werden. Das war unerwartet, da pET-16b einen
T7-Promotor besitzt, der für eine starke Expression in den verwendeten Stämmen
entwickelt wurde, im Gegensatz zu dem eher schwächeren tac-Promotor in pMS. Daher
ist anzunehmen, dass die starke Expression zu einem Translationsproblem in der Zelle
führt. Dies könnte wie bei TRAM auf die Codon Usage zurückzuführen sein.
Die Analyse der verwendeten Codons bei tthIM60 ergab auch hier eine Häufung von in
E. coli seltenen Codons. Vor allem die beiden Tripletts CCC (25) und CGG (8) kommen
verhältnismäßig oft vor. Daher wurde die Expression in Rosetta und als Vergleich in
C43 mit 1 mM IPTG bei verschiedenen Temperaturen und Induktionszeiten mit pSHN18 getestet (Abbildung 3.4. B). Als Negativkontrolle wurde der leere pMS Vektor in
Rosetta bei 37 °C und 4 h Induktion mitgeführt.
Das Ergebnis zeigt, dass die beste Expression bei 37 °C und 4 h in C43 Zellen
vorhanden war, aber auch in Rosetta wurde die Expression von Tth-IM60
72
3. Ergebnisse
nachgewiesen. Daher könnte die Coexpression der pRARE tRNAs in den Stämmen
C41 und C43 zu einer besseren Tth-IM60 Expression führen. Außerdem könnten die
zusätzlichen tRNAs die Expression von Tth-IM60 im pET Vektor ermöglichen. Deshalb
wurde das isolierte pRARE zusammen mit pSHN-14 bzw. pSHN-18 in die C41 und C43
Zellen transformiert. Die Zellen wurden mit 1mM IPTG bei 37 °C induziert und für
weitere 4 h inkubiert. Zur Kontrolle wurden C43 + pSHN-18 ohne pRARE und nicht
induzierte Zellen mitgeführt. Die Coexpression von pRARE in den Stämmen C41 und
C43 führte zu keiner Verbesserung. Es bewirkte stattdessen, dass überhaupt keine
Expression nachgewiesen werden konnte (Abbildung 3.4 C).
Als nächstes wurde die Expression in den Vektoren pUC19 (pSHN-19) und pGZ119
(pSHN-15) in C43 Zellen getestet (Abbildung 3.4 D). Die Zellen wurden mit 1 mM IPTG
bei 37 °C induziert und die Proben nach 4 h entnommen. Als Vergleich wurde pSHN-18
und jeweils die nicht induzierten Proben mitgeführt. Es konnte bei den induzierten
Proben mit pSHN-18 und pSHN-15 eine Proteinexpression nachgewiesen werden. Die
Proteinbande bei pSHN-18 war jedoch deutlich stärker als die mit pSHN-15. Da die
Expression jedoch auch hier gering war, wurde zusätzlich versucht, mit der
Veränderung der IPTG-Konzentration eine Verbesserung zu erreichen.
Die Zellen C43 + pSHN-18 wurden bei 37 °C für 4 h mit verschiedenen IPTGKonzentrationen induziert. Das Ergebnis zeigt, dass auch die IPTG-Konzentration nur
geringe Auswirkungen auf die Expression hat (Abbildung 3.4 E), wobei die Expression
mit 0,2 und 0,8 mM IPTG am stärksten ist.
Zusammengefasst zeigen die Versuchsergebnisse, dass die beste Expression für TthIM60 in den C43 Zellen mit dem Plasmid pSHN-18 bei 37 °C für 4 h mit 0,2 mM IPTG
erreicht wurde.
Um immer eine konstante Expression zu erhalten, wurde von den Zellen mit der besten
Expression eine 7 % DMSO-Kultur hergestellt und bei - 80 °C gelagert. Vor jedem
Versuch wurden die Zellen auf eine LB-Platte mit Ampicillin ausgestrichen und von
dieser die Vorkultur angeimpft.
73
3. Ergebnisse
Abbildung 3.4: Optimierung der Expressionsbedingungen von Tth-IM60
Je 10 µl der gefällten Proben (entspricht 100 µl Zellen) wurden auf einem 12 % SDS-Gel aufgetrennt und
anschließend ein Semidry Western Blot und ECL Immundetektion mit -His-tag Antikörper (1:7500 in
TBS) und -Maus HRP-gekoppelter Antiköper (1:12000 in TBS) durchgeführt. die Belichtung variierte je
nach ECL-Kit zw. 5 min (Millipore) und 60 min (GE). Der Marker ist jeweils links in kDa angegeben A:
Expression in den Stämmen BL21, C41 und C43 mit den Plasmiden pSHN-14 (pET-tthIM60) und pSHN18 (pMS-tthIM60) bei 37 °C. Proben nach 4 h Induktion mit 1 mM IPTG oder uninduziert. B: Expression in
den Stämmen Rosetta und C43 mit pSHN-18 bei 37, 30 und 4 °C für 4 h bzw. 20 h mit 1mM IPTG. Als
Kontrolle wurde der leere pMS Vektor in Rosetta 4 h bei 37 °C exprimiert. C: Expression in den Stämmen
C41 und C43 mit pRARE + pSHN-18 bzw. pSHN-14 bei 37 °C für 4 h mit 1 mM IPTG. Als Kontrolle
wurde C43 + pSHN-18 mitgeführt. D: Expression in C43 mit den Plasmiden pSHN-18, pSHN-19 (pUCtthIM60 und pSHN-15 (pGZ-tthIM60) bei 37 °C nach 4 h Induktion mit 1 mM IPTG. Als Kontrollen wurden
uninduziert Proben mitgeführt. E: Expression in C43 + pSHN-18 bei 37 °C für 4 h bei verschiedenen
IPTG-Konzentrationen (0,1 - 2 mM).
74
3. Ergebnisse
3.3
Reinigung der Proteine TRAM, Tth-IM60 und Aq-YidC
Für spätere funktionelle und strukturelle Untersuchungen war die Reinigung der
Proteine TRAM, Tth-IM60 und Aq-YidC erforderlich.
3.3.1
Reinigung von TRAM
Das TRAM Protein wurde als Fusionsprotein mit einem C-terminalen His6Tag von pMalc2x in C43 + pRARE bei 18 °C für 5 h exprimiert. Dadurch ergab sich die Möglichkeit,
das Protein mittels Affinitätschromatographie über zwei verschiedene Materialien
nämlich Ni-Sepharose und Amylose zu reinigen. Der Ablauf der Reinigung ist in
Abbildung 3.5 schematisch als Flussdiagramm dargestellt.
Das Protein wurde in Puffer A (25 mM Tris HCl pH 8,0, 100 mM NaCl, 10 % Glycerin)
mit 1 % DDM solubilisiert und im ersten Schritt über die Ni-Sepharose Fastflow Matrix
von GE gereinigt (Abbildung 3.6). Dabei wurde das Fusionsprotein über den His-tag an
die Ni2+-Ionen gebunden und mittels Imidazol eluiert. Die Abbildung 3.6 A zeigt das mit
Coomassie blue gefärbte 12 % SDS-Gel der einzelnen Reinigungsschritte. MBP-TRAM
hat eine Größe von 82 kDa. Auf ungefähr dieser Höhe wurde ein Protein in den
Elutionsfraktionen 1 + 2 (Spur 13 + 14) detektiert. Zur Verifizierung des Fusionsproteins,
zur Überprüfung der Solubilisierungseffizienz und Bindung an die Ni-Matrix wurde ein
Semidry Western Blot mit anschließender ECL-Immundetektion durchgeführt. Das
Ergebnis in Abbildung 3.6 B zeigt, dass ein erheblicher Teil des MBP-TRAM
Fusionsproteins nicht solubilisiert wurde, sondern sich nach der anschließenden
Zentrifugation im Pellet befand (Abbildung 3.6 B, Spur 4). Auch die Bindung an die NiMatrix war nicht optimal, da ein Teil des Fusionsproteins nicht gebunden hat und sich
im Durchlauf befand (Spur 6). Es konnte aber im Immunoblot (Abbildung 3.6 B)
verifiziert werden, dass es sich bei der im SDS-Gel detektierten Bande (Abbildung 3.6
A, Pfeil) um das MBP-TRAM Protein handelt. Außerdem konnten die vermeintlichen
Abbaubanden (Abbildung 3.6 B, Spuren 1 – 6, detektierte Banden unterhalb von MBPTRAM) durch diese 1. Reinigung entfernt werden.
75
3. Ergebnisse
Expression und
Zellaufschluss
Überstand
1 l Kultur (E. coli C43 + pSHN-07 + pRARE)
Induktion: 1 mM IPTG, 18 °C, 5 h
1. Zentrifugation: 5 000 x g, 4 °C, 15 min
Probe 1
Pellet
Resuspendierung des Zellpellets in Puffer A
(1 ml / 1 g Zellen)
Zellaufschluss: French Press, 8 000 psi, 3x
Probe 3
Überstand
Solubilisierung
Probe 5
Überstand
2. Zentrifugation: 5 000 x g, 4 °C, 15 min
Pellet
Probe 2
Pellet
Probe 4
Solubilisierung: 1 % DDM, 4 °C, 1 h
3. Zentrifugation: 5 000 x g, 4 °C, 15 min
Verdünnung des Überstandes 1:10 mit Puffer B
1. Reinigung
Probe 6
Überstand
1. Reinigung: Inkubation mit 200 µl NiSepharose, 4 °C, 14 h
Zentrifugation: 2 000 x g, RT, 5 min
Pellet
Waschen: je 2 x 1 ml Puffer mit 10, 50, 150 mM
Imidazol
Probe 7-12
Elution: 2 x 2 ml Puffer C (500 mM Imidazol)
Probe 13-14
2. Reinigung
2. Reinigung: Inkubation mit 500 µl Amylose,
4 °C, 14 h
Probe 15
Überstand
Zentrifugation: 2 000 x g, RT, 5 min
Pellet
Waschen: 2 x 0,5 ml Puffer A*
Probe 16+17
Elution: 2 x 0,5 ml Puffer A* + 10 mM Maltose
Probe 18+19
Abbildung 3.5: Flussdiagramm der Reinigung von TRAM als Fusionsprotein mit MBP
Es ist der schematische Ablauf der Reinigung von TRAM inklusive Probenentnahme dargestellt. Die
Menge der Proben wurde jeweils so gewählt und für die Analyse vorbereitet, dass die Proben 1 – 6
jeweils 100 µl Zellen, die Proben 7 – 14 jeweils 1 ml Zellen auf einem Gel entsprechen.
76
3. Ergebnisse
Abbildung 3.6: Reinigung von TRAM über Ni-Sepharose
Reinigungsschritte der ersten Reinigung über Ni-Affinitätschromatographie. Das Fusionsprotein MBPTRAM hat eine Größe von ~ 82 kDa Die Spuren 1 - 14 entsprechen den in Abbildung 3.5 bezeichneten
Proben 1 - 14 A: Coomassie gefärbtes 12 % SDS-Gel B: Semidry Western Blot und Immundetektion mit
-MBP Antikörper (1:2500 in PBS-T) und -Maus HRP-gekoppelter Antiköper (1:10000 in PBS-T),
Belichtung: 1 min. M: Protein Molecular Weight Marker Spur 1: Zellen nach 5 h Expression bei 18 °C,
Spur 2: Pellet nach French Press Spur 3: Überstand nach French Press, Spur 4: Pellet nach
Solubilisierung Spur 5: Überstand nach Solubilisierung/ Load Spur 6: Überstand nach Bindung an NiSepharose Spur 7-12: 1.-6. Waschen mit 1 ml Puffer je zweimal mit 10 mM. 50 mM und 150 mM Imidazol
Spur 13 + 14: Elutionsfraktionen 1 + 2 Elution mit 500 mM Imidazol.
Für die weitere Reinigung wurden die Elutionsfraktionen vereinigt und mit der Amylose
Matrix (NEB) gemischt, dabei bindet nun der N-terminale MBP-Teil des Fusionsproteins
an die Amylose. Das Protein wurde mittels 10 mM Maltose eluiert. Die Abbildung 3.7
zeigt das mit Silber gefärbte 12 % SDS-Gel, auf das je 10 µl der Fraktionen aufgetragen
wurde. Es ist zu sehen, dass diese zweite Reinigung eine deutliche Verbesserung des
Reinigungsergebnisses brachte und die Verunreinigung durch Fremdproteine deutlich
reduziert werden konnte (Vergleich Spur 1 + 5). Allerdings erfolgte auch hier keine
vollständige Bindung an die Matrix (Spur 2 + 3), was dazu führt, dass die Menge und
Konzentration an gereinigtem Protein relativ gering war (0,3 mg/ml). Trotzdem wurden
mit diesem Protein Rekonstitutionsversuche durchgeführt, da hier zunächst der Einbau
des Proteins in Liposomen untersucht wurde.
77
3. Ergebnisse
Abbildung 3.7: Reinigung von TRAM über Amylose
Reinigungsschritte der zweiten Reinigung über eine Amylose-Matrix auf einem Silber gefärbten 12 %
SDS-Gel. Es wurden je 10 µl der Fraktionen aufgetragen. Spur 1: Load, Spur 2: Durchlauf, Spur 3 + 4: 1.
+ 2. Waschen mit 1 ml Puffer A + 0,02 % DDM Spur 5 + 6: 1. + 2. Elution mit 10 mM Maltose.
3.3.2
Das
Reinigung von Aq-YidC
Aq-YidC
Protein
wurde
wie
in
2.3.6.2
beschrieben
gereinigt.
Das
Reinigungsprotokoll von Aq-YidC wurde von Dipl. Biol. S. Grenz entwickelt (Grenz,
2008) und ist zur besseren Übersicht schematisch als Flussdiagramm in Abbildung 3.8
dargestellt Um ausreichend Protein zu erhalten, wurden für eine Reinigung 6 l C43
Zellen gezüchtet, die das Plasmid pMS+rbs-Aq-YidC enthalten. Dieses Plasmid enthält
das aq-yidC Gen mit einem C-terminalen His10Tag hinter einem IPTG induzierbaren
tac-Promotor. Die Induktion mit 1 mM IPTG erfolgte bei einer OD von 0,6 bei 37 °C für
3 h. Die Reinigung wurde in zwei Schritten in Natriumphosphat Puffer (NaPP) pH 7,4
durchgeführt. Als erster Reinigungsschritt wurde eine Ni-Affinitätschromatographie
durchgeführt. Das in DDM solubilisierte Aq-YidC Protein wurde im Batch Verfahren an
eine Ni-Sepharose Matrix (GE) gebunden, die anschließend in eine Leersäule gegeben
wurde. Das Aq-YidC Protein wurde dann mit 500 mM Imidazol eluiert.
Die verschiedenen Wasch- und Elutionsfraktionen der 1. Reinigung wurden auf einem
Coomassie gefärbten 12 % SDS-Gel analysiert (s. Abbildung 3.9 A). Da das Protein
nach diesem ersten Reinigungsschritt noch nicht sauber genug war (Spur 7 - 9), wurden
die Elutionsfraktionen 1 und 2 vereinigt und eine Gelfiltration mit der HiLoad 16/60
Superdex 200 Säule durchgeführt. Dabei wurde das Protein nicht nur weiter gereinigt
sondern
auch
entsalzt
und
die
Größe
und
Homogenität
untersucht.
Das
Chromatogramm ist in Abbildung 3.9 B abgebildet, die Elutionsfraktionen 27 – 41
78
3. Ergebnisse
wurden auf einem 12 % SDS-Gel aufgetragen und dieses mit Silber gefärbt (Abbildung
3.9 C).
Expression und
Zellaufschluss
Überstand
6 l Kultur (E. coli C43 + pMS+rbs-Aq-YidC)
Induktion: 1 mM IPTG, 37 °C, 3 h
1. Zentrifugation: 5 000 x g, 4 °C, 15 min
Pellet
Resuspendierung des Zellpellets in Puffer H
(1 ml / 1 g Zellen)
Zellaufschluss: French Press, 8 000 psi, 3x
Überstand
Solubilisierung
Überstand
1. Reinigung
2. Zentrifugation: 8 000 x g, 4 °C, 15 min
Pellet
1. Ultrazentrifugation: 140 000 x g, 4 °C, 1 h
Pellet
Solubilisierung des Membranpellets in 5 ml
Puffer H + 2 % DDM, 4 °C, 2 h
2. Ultrazentrifugation: 140 000 x g, 4 °C, 1h
Pellet
1. Reinigung: Inkubation mit 1,5 ml NiSepharose, 4 °C, 1,5 h
Überführung der Probe auf eine 2,5 ml Säule
Probe 1
Waschen: 3 x 10 ml Puffer HA (10 mM Imidazol)
Probe 2-4
Waschen: 2 x 10 ml Puffer HB (50 mM Imidazol)
Probe 5+6
Elution: 3 x 1 ml Puffer HC (500 mM Imidazol)
Probe E1-3
2. Reinigung: vereinigen der Elutionsfraktionen
1 + 2, Gelfiltration (HiLoad 16/60 Superdex 200)
Probe 1-60
2. Reinigung
Konzentration der vereinigten Elutionsfraktionen
auf 1/10 des Ausgangsvolumen mit Amicon
Ultra-15, 1 500 x g, RT
Abbildung 3.8: Flussdiagramm der Reinigung von Aq-YidC
Das Diagramm zeigt schematisch den Ablauf der verschiedenen Reinigungsschritte von Aq-YidC und die
entnommenen und analysierten Proben.
79
3. Ergebnisse
Bei dem Chromatogramm sind zwei dominante homogene Peaks zu erkennen. Der
vordere Peak (1) ist der Aq-YidC Proteinpeak, dieser befindet sich bei 76,9 ml. Der
zweite Peak wurde durch das Imidazol hervorgerufen. Zur Bestimmung des
Molekulargewichts wurde die Funktion
y  79287,09 * exp( 4,073 * x) , die aus der
Eichgerade der Standardproteine ermittelt wurde, verwendet
(s. 2.3.7). Das
Molekulargewicht des bei 76,9 ml eluierten Proteins entspricht danach ~88 kDa. Das
tatsächliche Molekulargewicht von Aq-YidC beträgt 58 kDa. Wurde die DDM-Micelle,
die eine Durchschnittsgröße von 50 kDa besitzt, mit einbezogen, ist davon auszugehen,
dass das Protein als Monomer vorliegt.
Durch die Gelfiltration konnten auch die meisten Verunreinigungen entfernt, bzw.
deutlich verringert werden (s. Abbildung 3.9 C).
Abbildung 3.9: Reinigung von Aq-YidC
Die Abbildungen zeigen das Ergebnis nach den verschiedenen Reinigungsschritten. Die Aq-YidC
Proteinbande ist jeweils mit einem Pfeil markiert. A: Fraktionen nach 1. Reinigung über eine NiSepharose FF Matrix auf einem Coomassie gefärbten 12 % SDS-Gel. Spur 1: Durchlauf (6,8 µl),
Spur 2 - 4: 1. - 3. Waschen mit 10 mM Imidazol (16 µl), Spur 5 + 6: 4. + 5. Waschen mit 59 mM Imidazol
(16 µl), Spur 7 – 9: Elutionsfraktionen 1 – 3 (5 µl). B: Chromatogramm der Gelfiltration, der
Elutionsfraktionen 1+2 (Spuren 7+8, A), Säule: HiLoad 16/60 Superdex 200, Flussrate: 1 ml/min, Load:
2 ml E1+2. Peak 1: Aq-YidC (Ve = 76,9 ml) Peak 2: Imidazol C: silbergefärbtes 12 % SDS-Gel der
Gelfiltrationsfraktionen Spur 1 -15: Elutionsfraktionen 27 – 41, je 10 µl von 2 ml.
80
3. Ergebnisse
3.3.3
Reinigung von Tth-IM60
Während bei den Reinigungen von Aq-YidC und TRAM zum Teil auf Ergebnisse von
früheren Arbeiten zurückgegriffen werden konnte (Grenz, 2008; Neefe, 2004), musste
das Reinigungsprotokoll für Tth-IM60 neu erarbeitet werden. Dabei wurde nicht nur auf
die Reinheit, sondern auch auf die Homogenität und Ausbeute besonderen Wert gelegt,
da insbesondere für die Kristallstrukturanalysen eine hohe Konzentration (10 mg/ml)
von
homogenem
Tth-IM60
vorliegen
muss.
Besonders
wichtig
in
diesem
Zusammenhang ist, dass das Protein nicht während oder nach der Reinigung
aggregiert. Da die Optimierung der Reinigung aufwendig und sehr zeitintensiv war, wird
sie in diesem Kapitel ausführlicher dargestellt.
Für die ersten Reinigungen wurden 250 ml Zellen gezüchtet und das Protein mit 2 %
ASB14 bzw. 2 % DDM aus der Membranfraktion solubilisiert. Das Tth-IM60 Protein
wurde im Batch an Ni-Sepharose FF (GE) gebunden und mit Imidazol eluiert. Die
Reinigungsschritte wurden auf einem mit Coomassie gefärbten SDS-Gel analysiert
(Abbildung 3.10. A + B). Bei beiden Reinigungen hat das Protein an die Matrix
gebunden und konnte mit 500 mM Imidazol eluiert werden, allerdings sind in den
Elutionsfraktionen (A + B, Spur 11) noch weitere Proteinbanden zu erkennen. Das
Bandenmuster der mit Coomassie gefärbten Gele ist bei beiden Reinigungen mit den
verschiedenen Detergenzien sehr ähnlich und auch die Menge an isoliertem Tth-IM60
ist vergleichbar (vgl. Abbildung 3.10 A, Spuren 8-11 und B, Spuren 8-11). Die
Immundetektion (Abbildung 3.10 C + D) bestätigt bei beiden Reinigungen die Bindung
an die Matrix, da im Durchlauf (Spur 8) und in den Waschschritten (Spur 9 + 10) kein
Protein detektiert werden konnte. Allerdings war die Solubilisierung mit ASB14 (Abb. D,
Spur 7) effizienter als mit DDM (Abb. C) und auch die Elutionsbande (Spur 11) war bei
der Reinigung mit ASB14 etwas intensiver.
Da das Reinigungsergebnis jedoch nicht zufriedenstellend war, wurde versucht dieses
zu optimieren. Eine Möglichkeit, die Reinigung von Proteinen aus thermophilen
Organismen zu verbessern, besteht in der Eigenschaft der Hitzestabilität dieser
Proteine. Durch Erhitzen des Gesamtextrakts auf 60 - 70 °C werden die meisten E. coli
Proteine denaturiert und können als Aggregate abzentrifugiert werden, während die
hitzestabilen Proteine löslich bleiben. Doch weder das Erhitzen direkt nach der
Solubilisierung noch nach der Reinigung haben das Ergebnis deutlich verändert.
Eine weitere Möglichkeit war, die Reinigung nicht im Batch durchzuführen sondern über
eine FPLC. Als FPLC wurde das Äkta System mit einer HisTrap Säule verwendet und
81
3. Ergebnisse
die Reinigung wie in Kapitel 2.3.6.2 beschrieben durchgeführt. Durch die Kombination
der beiden Reinigungen konnte eine deutliche Verbesserung (s. Abbildung 3.10 E)
erzielt werden. Spur 1 zeigt das Protein nach der ersten Reinigung mit dem Äkta
System und Spur 2 die Elutionsfraktion nach der 2. Reinigung.
Abbildung 3.10: Vergleich der Reinigung von Tth-IM60 mit DDM und ASB14
250 ml C43 Zellen mit pSHN-18 gezüchtet und bei 37 °C für 4 h mit 0,2 mM IPTG induziert. Nach dem
Ernten (5 000 g, 15 min, 4 °C) wurden die Zellen in Puffer H (20 mM NaH 2PO4 pH 7,4, 500 mM NaCl)
resuspendiert und mit der French Press bei 8 000 psi aufgeschlossen. Die Proben wurden erst für 15 min
mit 8 000x g und dann für 1 h mit 140 000 g, bei 4 °C zentrifugiert. Das Membranpellet wurden in 1 ml
Puffer H resuspendiert, je 500 µl wurden mit 2 % ASB14 bzw. 2 % DDM für 1h bei RT solubilisiert. Die
Proben wurden in der UZ bei 140 000 g, 1h und 4 °C zentrifugiert und der Überstand erst 1:10 mit Puffer
H verdünnt und mit 200 µl Ni-Sepharose Matrix versetzt. Die Matrix wurde nach der Inkubation (3 h) 2 x
mit 500 µl Puffer H + 10 mM Imidazol und 2 x mit 500 µl Puffer H + 50 mM Imidazol gewaschen. Das
Protein wurde dann mit 500 mM Imidazol eluiert. Es wurden, wenn nicht anders erwähnt je 100 µl Zellen
der einzelnen Reinigungsschritte auf 12 % SDS-Gele aufgetrennt und mit Coomassie gefärbt A:
Solubilisierung und Reinigung mit DDM B: Solubilisierung und Reinigung mit ASB14. C + D: Nassblot
und Immundetektion mit -His-tag Antikörper (1 : 10 000 in TBS) und -Maus Antikörper (1 : 5 000), 45
min Belichtungszeit. C: Solubilisierung und Reinigung mit DDM D: Solubilisierung und Reinigung mit
ASB14. Spur 1: ganze Zellen Spur 2: Pellet nach French Press (FP) (≙ 50 µl Zellen) Spur 3: Überstand
nach FP Spur 4: Pellet nach 1. UZ (≙ 50 µl Zellen) Spur 5: Überstand nach 1. UZ Spur 6: Pellet nach 2.
UZ (≙ 1,25 ml Zellen) Spur 7: Überstand 2. UZ (≙ 1,25 ml Zellen) Spur 8: Durchlauf (≙ 5 ml Zellen) Spur
9: 1. Waschen (≙ 1,25 ml Zellen) Spur 10: 3. Waschen (≙ 1,25 ml Zellen) Spur 11: 1. Elution (≙ 1,25 ml
Zellen) E: Reinigung über das Äkta System mit anschließender Batch Reinigung mit ASB14,
silbergefärbtes 12 % SDS-Gel Spur 1: Elutionsfraktion 17 nach 1. Reinigung (5 µl) Spur 2: Elution 1 nach
Batch Reinigung. Die Pfeile markieren das Tth-IM60 Protein
82
3. Ergebnisse
3.3.3.1
Die
Homogenitätsuntersuchung nach der Reinigung
Homogenität
von
Tth-IM60
wurde
mittels
Gelfiltration
und
Blue-Native
Gelelektrophorese untersucht. Anhand dieser Methoden lassen sich auch die
tatsächliche Größe der Proteine und damit der monomere oder oligomere Zustand
bestimmen.
Das Tth-IM60 Protein wurde sowohl mit ASB14 als auch mit DDM in 20 mM Na2HPO4
pH 7,4 gereinigt und je 90 µl auf einem Blue-Native Gel aufgetragen (s. 2.3.2). Das Gel
ist in Abbildung 3.11 A abgebildet. Das in ASB14 gereinigte Protein wurde in mehrere
Banden (60, 190 und > 440 kDa) aufgetrennt (Spur 1). Das deutet daraufhin, dass das
Protein nicht homogen, sondern in mehreren oligomeren Zuständen vorliegt. Anders
sieht es bei dem in DDM gereinigten Protein aus (Spur 2). Hier ist nur eine deutliche
Bande bei ca. 180 kDa zu sehen. Diese Größe könnte durch die Bindung von zwei bis
drei Proteinmolekülen in einer DDM Micelle, die eine Größe von 50 – 70 kDa besitzt,
entstehen.
Um dieses Ergebnis zu bestätigen, wurde eine Gelfiltration durchgeführt. Als Säule
wurde die XK 16/40 Superdex 200 verwendet und mit je 1 ml Proteinlösung geladen.
Die Chromatogramme wurden übereinander gelegt und zeigen, dass das Protein
sowohl in ASB14 (rot), als auch in DDM (blau) homogen vorliegt (Abbildung 3.11).
Allerdings eluieren sie bereits bei 23,67 ml (DDM) bzw. 24,63 ml (ASB14), das
entspricht laut Standardkurve einem Molekulargewicht von 500 kDa bzw. 430 kDa. Da
eine Auftrennung mit der verwendeten Superdex 200 Matrix in diesem hohen
Molekulargewichtsbereich nur bedingt möglich ist, ist das errechnete Molekulargewicht
nicht sehr aussagekräftig. Definitiv lässt sich sagen, dass das Protein sowohl in DDM
als auch in ASB14 nicht als Mono- bzw. Dimer vorliegt, sondern während oder nach der
Reinigung aggregiert. Allerdings können große Aggregate aufgrund ihrer Größe
abzentrifugiert werden, dies ist hier jedoch nicht der Fall. Weitere Gelfiltrationen haben
gezeigt, dass dieser Zustand sich auch bei längerer Lagerung bei 4 °C nicht verändert
und daher sehr stabil ist. Für Kristallisationsansätze sollte das Protein in erster Linie
homogen und wenn möglich im gleichen oligomeren Zustand wie in der Membran
vorliegen, deshalb wurde versucht die heterogene Verteilung von Mono- und
Oligomeren des Proteins mit weiteren Gelfiltrationen zu untersuchen.
83
3. Ergebnisse
Abbildung 3.11: Homogenität und Größenbestimmung mit Blue-Native Page und Gelfiltration
A: Blue-Native Page (4 -13 %) mit gereinigtem Tth-IM60 Protein in den Detergenzien ASB14 und DDM.
M1: 15 µl Marker 1 (5 mg/ml BSA + 5 mg/ml Apoferritin), M2: 15 µl Marker 2 (5 mg/ml -Amylase), Spur
1: 27 µg Tth-IM60 in Puffer H + 0,004 % ASB14, Spur 2: 27 µl Tth-IM60 in Puffer H + 0,05 % DDM. B:
Gelfiltration mit gereinigtem Tth-IM60 (je 1ml ≙ 0,25 mg Protein) in Puffer H (20 mM NaPP pH 7,4,
500 mM NaCl) und 0,004 % ASB14 (rot) bzw. 0,05 % DDM (blau). Säule: XK-16/40 Superdex 200,
Fließgeschwindigkeit: 0,35 ml/min. 1 und 2 markieren die Elutionspeaks von Tth-IM60. Beide liegen bei
24 ml und damit nur knapp über dem Ausschlussvolumen der Säule von 21,6 ml.
3.3.3.2
Detergenz- und Pufferanalyse mittels Gelfiltration
Die Gelfiltration des Tth-IM60 Proteins hat eindeutig gezeigt, dass das Protein nach der
Reinigung in Natrium-Phosphat Puffer pH 7,4 (NaPP) und den Detergenzien ASB-14
und DDM oligomer vorliegt. Eine Aggregation konnte ausgeschlossen werden, da das
Protein nicht pelletierbar war. Da das Ergebnis der Blue-Native Gelelektrophorese
darauf hinweist, dass das Tth-IM60 in DDM zumindest zum Teil als Di- oder Trimer
vorhanden ist, musste überprüft werden, wann das Protein oligomerisiert. Die
Aggregate können bereits beim Solubilisieren oder während der Reinigung entstehen.
Um zu untersuchen, in welcher Form das Protein nach dem Solubilisieren vorliegt und
ob es Unterschiede zwischen verschiedenen Puffern und Detergenzien gibt, wurde eine
Gelfiltration sofort nach dem Solubilisieren durchgeführt. Es wurden die Puffer 20 mM
NaPP pH 7,4, 20 mM TrisHCl pH 7,4 und 8,5 und NaOAc pH 5,2 verwendet. Als
Detergenzien wurden DDM, LDAO, Fos-Cholin-14, C8E5 und SDS getestet. SDS wurde
mitgeführt um einen Anhaltspunkt für das Elutionsverhalten zu erhalten, wenn das
84
3. Ergebnisse
Protein denaturiert vorliegt. Auf ASB-14 wurde verzichtet, da das Tth-IM60 weder mit
der Gelfiltration noch der Blue-Native Page als Monomer bzw. Dimer vorlag.
Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurde der Überstand nach dem
Zellaufschluss aus insg. 20 l Zellen in 2,5 ml Aliquots (≙ 800 ml Zellen) aufgeteilt und
bei -80 °C gelagert. Je ein Aliquot wurde aufgetaut und bei 140 000 x g für 1 h und 4 °C
zentrifugiert. Das Membranpellet wurde dann in je 2 ml der verschiedenen Puffer
aufgenommen, resuspendiert und die Proteine bei 4 °C und 2 h unter sanftem Drehen
solubilisiert. Danach wurde die Probe ein weiteres Mal bei 140 000 x g für 45 min und
4 °C zentrifugiert und 500 µl des Überstandes direkt auf die Superdex 200 10/300 GL
Säule geladen und aufgetrennt. Die Elutionsfraktionen (0,5 ml) wurden gesammelt und
die Fraktionen 6-25 (≙ 7,5 – 15,5 ml Elutionsvolumen) mit TCA gefällt und auf einem
12 % SDS-Gel aufgetrennt. Das Tth-IM60 wurde mittels Western-Blot und Immundetektion nachgewiesen (s. Abbildung 3.12).
Das Ergebnis zeigt, dass sowohl der pH-Wert als auch das Detergenz einen starken
Einfluss auf das Protein haben. Auffällig dabei ist, dass nach der Solubilisierung mit
DDM das Protein über viele Fraktionen und damit über einen weiten Molekulargewichtsbereich verteilt eluiert (A - C) wird. Wird Tth-IM60 jedoch mit den Detergenzien
LDAO (E), Fos-Cholin-14 (F), C8E5 (G) und SDS (H) solubilisiert, eluiert es deutlich
definierter. Die Fraktionen 11 – 18, in denen sich das Tth-IM60 nach der Solubilisierung
mit DDM befindet, entsprechen einer molekularen Größe von 70 – 450 kDa. Der Peak
befindet sich vermutlich in Fraktion 14/15 und würde einem Molekulargewicht von ca.
180 kDa entsprechen. Durch den weiten Grössenbereich ist es jedoch sehr
wahrscheinlich dass das Protein in mehreren oligomeren Zuständen vorkommt. Bei
den Detergenzien LDAO (70 – 180 kDa), Fos-Cholin-14 (60 – 180 kDa) und C8E5
(90 – 180 kDa) ist der Größenbereich viel geringer und da es jeweils einen klaren Peak
gibt, kann davon ausgegangen werden, dass das Protein in diesen Fällen homogen
vorliegt. Als Detergenz für die Reinigung wurde in der Folge LDAO verwendet, da
dieses Detergenz außerdem zu den am häufigsten eingesetzten Detergenzien bei
Kristallisationen von Membranproteinen gehört (http://www.mpdb.tcd.ie). Als Puffer
wurde TrisHCl pH 8,5 ausgewählt, da aufgrund der Ergebnisse mit DDM gezeigt
werden konnte, dass das Protein in diesem zu niedrigen Oligomerenzuständen tendiert
(Vergleich C mit A, B und D).
85
3. Ergebnisse
Abbildung 3.12: Detergenzscreen
Die Membranfraktion aus 800 ml Zellen wurde in 2 ml der verschiedenen Puffer homogenisiert und für 2 h
bei 4 °C solubilisiert (DDM 1 %, LDAO 1 %, Fos-Cholin-14 1 %, C8E5 2 %, SDS 1 %). 500 µl des
Überstandes nach der UZ wurde über eine Gelfiltration Sephadex 10/300 Säule aufgetrennt und in 0,5 ml
Fraktionen gesammelt. Die kompletten Fraktionen 6 - 25 wurden mit TCA gefällt, in 100 µl Probenpuffer
aufgenommen und je 10 µl auf ein 12 % SDS-Gel geladen. Im Anschluss wurde ein Semidry Western
Blot mit Immundetektion (-His-tag Antikörper) durchgeführt. 6 – 25: Elutionsfraktionen A: Puffer: 20 mM
NaPPh pH 7,4, 500 mM NaCl, 0,05 % DDM. B: Puffer: 20 mM TrisHCl pH 7,4, 300 mM NaCl, 10 %
Glycerin, 0,05 % DDM. C: Puffer: 20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 0,05 % DDM. D: Puffer:20 mM
NaAc pH 5,2, 500 mM NaCl, 0,05 % DDM. E: Puffer: 20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 0,05 %
LDAO. F: Puffer: 20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 0,05 % Fos-Cholin-14. G: Puffer: 20 mM TrisHCl
pH 8,5, 500 mM NaCl, 0,5 % C8E5. H: Puffer: 20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl, 0,3 % SDS.
3.3.3.3
Reinigung von Tth-IM60 mit LDAO als Dimer
Da die Expression von Tth-IM60, trotz Optimierung, relativ gering war, mussten für eine
Reinigung 10 – 30 l Zellen gezüchtet werden, um ausreichend Protein zu erhalten
(s. 3.2.2). Die endgültige Reinigung von Tth-IM60 wurde wie in Kapitel 2.3.6.2
beschrieben durchgeführt und ist als Schema in Abbildung 3.13 zusammengefasst. Als
Detergenz wurde aufgrund der Ergebnisse des Detergenzscreens LDAO und als Puffer
20 mM TrisHCl pH 8,5 mit 500 mM NaCl verwendet (s. 3.3.3.2).
86
3. Ergebnisse
Expression und
Zellaufschluss
10 l Kultur (E. coli C43 + pSHN18)
Induktion: 0,2 mM IPTG, 37 °C, 4 h
1. Zentrifugation: 5 000 x g, 4 °C, 10 min
Pellet
Resuspendierung des Zellpellets in Puffer H
(1 ml / 1,5 g Zellen)
Zellaufschluss: French Press, 8 000 psi, 3x
Überstand
2. Zentrifugation: 8 000 x g, 4 °C, 15 min
1. Ultrazentrifugation: 140 000 x g, 4 °C, 1 h
Solubilisierung
Überstand
1. Reinigung
Solubilisierung des Membranpellets in 50 ml
Puffer P + 1 % LDAO, 4 °C, 2,5 h
2. Ultrazentrifugation: 140 000 x g, 4 °C, 45 min
1. Reinigung: Äkta-System: HisTrap 1 ml, 40 ml
Imidazol Gradient (10 - 500 mM)
Elutionsfraktionen vereinigen
Dialyse: 1 l Puffer P + 0,05 % LDAO, 1x, 2 h
2. Reinigung
2. Reinigung: Inkubation mit 2 ml Ni-Sepharose,
4 °C, 2,5 h
Waschen: 2 x 10 ml Puffer PA (10 mM Imidazol)
3 x 10 ml Puffer PB (60 mM Imidazol)
Elution: 3 x 1 ml Puffer PC (500 mM Imidazol)
3. Reinigung
3. Reinigung: Gelfiltration (Superdex 200
10/300 GL), Puffer P + 0,05 % LDAO
Konzentrierung der Elutionsfraktionen (Amicon
Ultra-15, 1 500 g, RT)
Abbildung 3.13: Flussdiagramm der Reinigung von Tth-IM60
87
Pellet
3. Ergebnisse
Das Protein wurde aus dem Membranpellet mit 1 % LDAO solubilisiert und als erstes
über eine Metallaffinitätschromatographie mit dem Äkta System gereinigt. Als Säule
wurde eine 1 ml HisTrap HP von GE verwendet. Die Elutionsfraktionen (8 - 12 ml)
wurden sofort für 2 h dialysiert, um das Imidazol zu entfernen. Als zweiter
Reinigungsschritt wird das Protein im Batch wiederum an eine Ni-Matrix gebunden und
in insgesamt 3 ml Puffer eluiert. Dieser Schritt dient der Konzentrierung des Proteins, so
dass die gesamte Menge direkt im Anschluss auf eine Gelfiltrationssäule geladen
werden konnte. Das Ziel war, dass das Tth-IM60 Protein auch nach der Reinigung noch
als Dimer vorhanden ist und sich im Vergleich zur Solubilisierung nicht verändert.
Es wurden Proben nach der 1. und 2. Reinigung und das konzentrierte Protein nach der
Gelfiltration auf einem 12 % SDS-Gel analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass die
Reinigung mit LDAO sehr gut funktioniert und dass nach der Gelfiltration keine
Verunreinigungen mehr sichtbar sind (Abbildung 3.14 A). Diente die 2. Reinigung vor
allem der Konzentrierung, wurde auch ein deutlicher Reinigungseffekt erzielt, obwohl
bei beiden Reinigungen mit einer Ni-Matrix gearbeitet wurde. Das Chromatogramm der
Gelfiltration zeigt eindeutig, dass der größte Teil des Proteins mit LDAO auch nach der
Reinigung nicht aggregiert (Abbildung 3.14 B, Pfeil). Aber auch mit LDAO liegt ein Teil
des Tth-IM60 Proteins in einem oligomeren Zustand vor (Peaks 1+2). Durch die
Gelfiltration können die Oligomere jedoch abgetrennt und es konnte mit dem
homogenen Protein weitergearbeitet werden. Der Elutionspeak (Pfeil) liegt bei 13,05 ml,
das entspricht einer molekularen Größe von ca. 110 kDa. Daraus lässt sich schließen,
dass das Protein mit einer Größe von 48 kDa als Dimer vorliegen muss, da die LDAOMicelle eine mittlere Größe von 17 kDa hat.
Auffällig bei allen Reinigungen war eine weitere Proteinbande bei ca. 30 kDa (Abb. A:
Stern). Das Protein wurde durch Peptid-Massen-Fingerprint-Analyse (PMF) als L2
Protein identifiziert (s. 3.7.2)
88
3. Ergebnisse
Abbildung 3.14: Reinigung von Tth-IM60 in LDAO
A: Coomassie gefärbte 12 % SDS-PAGE verschiedener Reinigungsschritte aus 20 l Zellen. Es wurden je
5 µl aufgetragen Spur 1: Elutionsfraktion der 1. Reinigung über eine 1 ml HisTrap-Säule, Spur 2:
Elutionsfraktion E1 nach der 2. Reinigung über Ni-Sepharose FF, Spur 3: vereinigte und konzentrierte
Fraktionen E16-20 nach der Gelfiltration B: Chromatogramm der Gelfiltration (Superdex 200 10/300 GL).
Der Elutionspeak (Pfeil) liegt bei 13,05 ml
Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass bei längerer Lagerung des Proteins bei
4 °C nach der zweiten Reinigung, der Anteil an oligomerem Protein steigt (Abbildung
3.15 A). Das Protein eluiert dann verstärkt bei 8,9 ml, das entspricht einem
Molekulargewicht von ca. 740 kDa (Peak 1). Interessant ist dabei, dass das Protein
ansonsten sehr stabil ist, nicht weiter aggregiert und daher nicht durch Zentrifugation
pelletierbar
ist. Außerdem
bilden sich
auch
nach mehreren Wochen
keine
Abbaubanden (Abbildung 3.15 B). Wird das Protein dagegen in saurem Puffer (pH 5,5 –
6,5) gelagert, verschwindet der Peak bei 8,9 ml und auch der Dimer Peak wird mit
sinkendem pH-Wert immer niedriger (Abbildung 3.15 A). Bei der Zentrifugation vor der
Gelfiltration dieser Proben entsteht auch ein deutliches Proteinpellet.
Diese Ergebnisse zeigen, dass das Protein sehr stabil bei 4 °C und in TrisHCl pH 8,5
vorliegt und insbesondere der oligomere Zustand des Proteins bei pH 8,5 nicht zu
weiteren Aggregationen führt. Die Lagerung bei niedrigen pH-Werten dagegen führt
dazu, dass das Protein sehr schnell aggregiert.
89
3. Ergebnisse
Abbildung 3.15: Stabilität von Tth-IM60 bei verschiedenen pH-Werten
A: Gelfiltrationen von gereinigtem Tth-IM60 (200 µl ≙ 90 µg) nach der Lagerung bei 4 °C in
verschiedenen pH Werten. Das in LDAO und TrisHCl pH 8,5 gereinigte Protein wurde nach der 2.
Reinigung in je 250 µl Aliquots aufgeteilt und mittels NaOAc verschiedene pH Werte eingestellt. Als Säule
wurde die Superdex 200 10/300 GL verwendet und Puffer P (20 mM TrisHCL pH8,5, 500 mM NaCl,
0,05 % LDAO) als Laufpuffer. Chromatogramme: rot: pH 8,5 direkt nach 2. Reinigung blau: pH 8,5 Tag 4
grün: pH 7.0, Tag 4 hellblau: pH 6,5 Tag 4 rosa: pH 6,0 Tag 4 schwarz: pH 5,5 Tag 4 B: Coomassie
gefärbte 12 % SDS-Gele von in Puffer P gereinigtem Tth-IM60 (5 µl) nach einem und nach 50 Tagen.
3.4
In vivo Funktionsanalyse von TRAM und Tth-IM60
Um zu untersuchen, ob die beiden Proteine TRAM und Tth-IM60 die gleiche Funktion
wie YidC besitzen, wird ein in vivo Komplementationsversuch durchgeführt, der auf der
Eigenschaft beruht, dass YidC essentiell für die Viabilität von E. coli ist (Samuelson et
al., 2000). Dabei wird untersucht, ob die Proteine in der Lage sind, YidC vollständig
oder teilweise in der Bakterienzelle zu ersetzen. Die Komplementation wird im E. coli
Stamm MK6S (s. 2.1.4) durchgeführt. Dieser ist ein YidC-Depletionsstamm, bei dem
das wt-yidC Gen durch einen araBAD Promotor reguliert wird. Dadurch lässt sich das
YidC gezielt durch Arabinose (Ara) induzieren oder durch Glucose (Glc) reprimieren.
Die zu testenden Gene werden mittels Plasmid in die Bakterienzelle transformiert und
mit IPTG induziert. Das Wachstum der Zellen wird dann auf verschiedenen LB-Agar
Platten getestet. Sind die Proteine TRAM und Tth-IM60 in der Lage YidC zu ersetzen,
sollten die Zellen auf Glucose mit IPTG wachsen, da auf diesem Medium zwar das
chromosomale yidC durch Glucose reprimiert wird, aber die Gene auf den Plasmiden
durch IPTG induziert werden.
90
3. Ergebnisse
Für die Komplementation wurden die Plasmide pSHN-15 (pGZ-tthIM60) und pSHN-07
(pMal-tram) mittels TSS-Transformation (s. 2.2.5.4) in den MK6S Stamm transformiert.
Die entsprechenden Vektoren mit wt-yidC bzw. ohne Insert dienen als Positiv- bzw.
Negativkontrolle (s. Tabelle 3.3). Verdünnungsreihen der verschiedenen Kulturen
wurden auf entsprechenden Selektivplatten aufgetropft und bei 37 °C inkubiert
(Abbildung 3.16).
Tabelle 3.3: Übersicht der verwendeten Plasmidkonstrukte
Ansatz
Plasmidkonstrukt
Ansatz
Plasmidkonstrukt
1
pGZ-tthIM60
4
pMal-tram
2
pGZ-yidC
5
pMal-yidC
3
pGZ
6
pMal-c2x
Auf den LB-Ara Platten (Abbildung 3.16, oberste Reihe) ist in allen Ansätzen
gleichmäßiges Zellwachstum zu beobachten. Dies dient als Vergleich der eingesetzten
Zellzahl zwischen den einzelnen Ansätzen. Auf den LB-Glc-IPTG Platten (unterste
Reihe) ist eindeutiges Zellwachstum bei den Ansätzen 1 (pGZ-tthIM60) und 2 (pGZyidC) zu beobachten, nicht jedoch bei der entsprechenden Negativkontrolle (Ansatz 3,
pGZ). Da auf LB-Glc-IPTG nur das plasmidkodierte Gen exprimiert wird, während das
chromosomale yidC-Gen reprimiert ist, bedeutet das, dass Tth-IM60 in der Lage ist,
YidC in E. coli vollständig zu ersetzen und somit die gleichen essentiellen Funktionen
besitzt.
Anders sieht es dagegen bei der Komplementation mit pMal als Vektorsystem (Ansätze
4 – 6) aus. Hier ist auf den LB-Glc-IPTG Platten kein Wachstum zu beobachten, auch
nicht bei der Positivkontrolle pMal-yidC (Ansatz 5). Die Tatsache, dass in diesen Fällen
auch auf den LB-Ara-IPTG Platten kein Wachstum vorhanden ist, lässt darauf
schließen, dass allein die Expression der Vektorgene (MBP), für die Zellen bereits letal
ist. Die Komplementation lässt sich aufgrund des Zellwachstums der Positivkontrolle
(Ansatz 5) auf den glucosehaltigen Platten (dritte Reihe) trotzdem mit pMal als Vektor
überprüfen. Das Wachstum zeigt, dass der Promotor eine Basisaktivität besitzt und
bereits uninduziert ausreichende Mengen an YidC Protein für das Zellwachstum
exprimiert und zum anderen, dass das Fusionsprotein funktionell sein muss. Da bei
Ansatz 4 (pMal-tram) auch auf LB+Glc kein Zellwachstum zu erkennen ist, lässt sich
keine Komplementation von TRAM nachweisen. Dies bedeutet, dass TRAM YidC in E.
91
3. Ergebnisse
coli nicht ersetzen kann. Es ist jedoch möglich, dass TRAM einzelne Funktionen von
YidC übernehmen kann.
Abbildung 3.16: Komplementation von YidC durch TRAM und Tth-IM60
-3
Die Abbildung zeigt jeweils die 10 -Verdünnung auf den einzelnen LB-Agar Platten. Es wurden je 3 µl auf
die verschiedenen LB-Platten aufgetropft und über Nacht bei 37°C inkubiert. Spur 1: pGZ-tthIM60, Spur
2: pGZ-yidC, Spur 3: pGZ, Spur 4: pMal-tram, Spur 5: pMal-yidC, Spur 6: pMal-c2x
3.5
Rekonstitution von TRAM und Tth-IM60 in Liposomen
Funktionelle Untersuchungen von Membranproteinen in ihrer natürlichen Umgebung
bzw. in lebenden Zellen erweisen sich aufgrund der vielen verschiedenen Interaktionen
mit anderen Proteinen als schwierig und die Interpretationen der Ergebnisse sind sehr
komplex. Als sehr gute experimentelle Alternative hat sich der Einbau gereinigter
Membranproteine
in
Phospholipid-Vesikel
erwiesen.
Diese
sogenannten
Proteoliposomen können für die Untersuchung spezieller Funktionen, insbesondere für
den Transport, Insertionsprozesse oder Translokationen von Proteinen verwendet
werden.
Auch
die
Insertase-Funktion
von
YidC
wurde
unter
anderem
in
Proteoliposomen nachgewiesen (du Plessis et al., 2006; Serek et al., 2004; Stiegler et
al., 2010; Winterfeld et al., 2009). Um diese Translokationsstudien auch mit den
Membranproteinen TRAM und Tth-IM60 durchzuführen, mussten diese zunächst in
Liposomen rekonstituiert werden.
Für die Rekonstitution der Proteine TRAM und Tth-IM60 wurden zwei verschiedene
Methoden angewandt.
92
3. Ergebnisse
3.5.1
Rekonstitution von MBP-TRAM in Liposomen mittels Bio-Beads
Die Rekonstitution von TRAM wurde mit der Bio-Beads Methode durchgeführt
(s. 2.3.8.4), da die Konzentration des gereinigten Fusionsproteins MBP-TRAM
(0,3
mg/ml)
für
die
Extruder
Methode
zu
gering
war.
Es
wurden
zwei
Rekonstitutionsansätze mit den Verhältnissen 1 : 10 000 und 1 : 20 000 (Protein : Lipid)
durchgeführt. Als Detergenz wurde DDM und als Lipidsystem der E. coli Polar Lipid
Extrakt (Avanti Polar Lipids) verwendet. Um den Einbau des Fusionsproteins in die
Liposomen zu verfolgen, wurden während der Rekonstitution verschiedene Proben
entnommen, gefällt und auf einem 12 % SDS-Gel durch eine Silberfärbung analysiert
(Abbildung 3.17).
Das MBP-TRAM wurde in die Liposomen eingebaut (s. Spur 4 und 7), allerdings gab es
während der Rekonstitution einen hohen Verlust an Protein (Vergleich mit Spur 1). Das
liegt wahrscheinlich an den Bio-Beads, die durch hydrophobe Wechselwirkungen auch
Proteine binden können. Überraschend ist auch die Tatsache, dass das Verhältnis
Protein zu Lipid die Rekonstitution zu beeinflussen scheint. Bei der doppelten Menge
Protein im Ansatz 1 (1 : 10 000, Spur 4) wurde insgesamt eher weniger eingebaut als in
Ansatz 2 (1 : 20 000, Spur 7).
Abbildung 3.17: Rekonstitution von TRAM in Liposomen
Silbergefärbtes 12 % SDS Gel. Spur 1: eingesetzte Menge MBP-TRAM Spuren 2 - 4: Ansatz 1
(Molekulares Verhältnis Protein : Lipid: 1 : 10 000) Spuren 5 – 7: Ansatz 2 (1 : 20 000) Spur 2 + 5: Probe
nach dem Einbau (25 µl ≙ 1/12 des Ansatzes) Spur 3 + 6: Überstand nach Zentrifugation Spur 4 + 7:
Proteoliposomenpellet nach Zentrifugation
Für die Verwendung dieser Proteoliposomen ist nicht nur der Einbau, sondern auch die
Orientierung des Proteins im Lipidlayer wichtig. Um diese zu testen, wurde die
Rekonstitution im Verhältnis 1 : 20 000 wiederholt und die Proteoliposomen mit den
Proteasen Faktor Xa und Trypsin versetzt. Das Fusionsprotein besitzt vor dem TRAM
Protein eine Faktor Xa Schnittstelle, wodurch der MBP Teil des Fusionsproteins
abgespalten werden kann. Das native TRAM Protein besitzt 8 Transmembrandomänen
und beide Termini sind im Cytoplasma lokalisiert. Bei Proteoliposomen gilt, dass das
Lumen das Periplasma darstellt, da Proteine von der cytoplasmatischen Seite (außen)
93
3. Ergebnisse
ins Periplasma (innen) transloziert werden. Das bedeutet, dass der N-terminale MBPAnteil des Fusionsproteins bei korrekter Membrantopologie nach außen gerichtet ist
und nicht vor einem Proteaseverdau durch Trypsin geschützt ist. Die Faktor Xa
Schnittstelle ist ebenfalls zugänglich und der Faktor Xa kann dadurch den MBP-Teil von
TRAM abspalten (Abbildung 3.18 A).
Der
Einbau
konnte
nur
über
einen
Western-Blot
mit
anschließender
ECL-
Immundetektion mit -MBP Antikörper analysiert werden, da die Proteinmengen für
eine Detektion mit Silber nicht ausreichend waren und kein Antikörper gegen das TRAM
Protein zur Verfügung stand. Das Ergebnis zeigt, dass das Fusionsprotein in beiden
Orientierungen vorliegt, da es mit Faktor Xa geschnitten wurde, aber gleichzeitig der
MBP-Teil vor dem Trypsin Verdau geschützt war (Abbildung 3.18 B). Der Vergleich der
MBP-Banden zeigt eindeutig, dass mehr Protein vor Trypsin geschützt ist, als durch den
Faktor Xa geschnitten wird. Daher wurde die falsche Orientierung bei der Rekonstitution
bevorzugt. Weitere Rekonstitutionsversuche haben keine Verbesserung gebracht.
Abbildung 3.18: Proteaseverdau der MBP-TRAM Proteoliposomen
Proteaseverdau der Proteoliposomen zur Überprüfung der Orientierung von MBP-TRAM in den
Proteoliposomen. A: schematische Darstellung der beiden möglichen Orientierungen B: Proteaseverdau
von je 100 µl Proteoliposomen für 1 h bei 23 °C mit 0,1 % Trypsin , 2 µl Faktor Xa, und 0,1 % Trypsin +
5 % Triton. Kontrolle ohne Protease wurde genauso behandelt. Die gesamten Ansätze wurden mit 10 %
TCA gefällt, in 40 µl Probenpuffer aufgenommen und je 20 µl geladen. 12 % SDS-Gel mit
anschließenden Nassblot und ECL-Immundetektion mit -MBP Antikörper (1:2500 in PBS-T) und -Maus
Antikörper (1:10000 in PBS-T), Belichtung: 1 min.
3.5.2
Rekonstitution von Tth-IM60 in Liposomen mittels Extruder
Die Rekonstitution von Tth-IM60 wurde mit der Extrudertechnik durchgeführt, da mit
dieser bereits die Rekonstitution von E. coli YidC in Liposomen durchgeführt und
funktionelle Proteoliposomen hergestellt werden konnten (Kuhn et al., 2010).
Die Rekonstitution wurde wie in Kapitel 2.3.8.3 beschrieben, mit gereinigtem Tth-IM60
und DOPC-Lipiden, durchgeführt. Um den Einbau von Tth-IM60 in die Lipidlayer zu
94
3. Ergebnisse
überprüfen, wurde die Probe nach dem Extrudieren mit 800 µl Puffer R (20 mM TrisHCl
pH 7,5, 100 mM NaSO4) versetzt, auf ein Saccharosekissen (60 %) gegeben und
zentrifugiert. Dadurch werden Proteoliposomen, die sich nach der Zentrifugation auf der
Grenzschicht zur Saccharose befinden, von eventuell aggregiertem Protein (Pellet) und
freiem Protein (Überstand), getrennt. Um außerdem eine Aussage über die Effizienz der
Rekonstitution machen zu können, wurden als Vergleich verschiedene Proben vor und
nach der Rekonstitution und der Zentrifugation entnommen und auf einem 12 % SDSGel mit anschließendem Western-Blot analysiert.
Das Ergebnis zeigt die erfolgreiche Rekonstitution von Tth-IM60 in die DOPCLipidvesikel (Abbildung 3.19). Es wurde sowohl in der Spur 1 (eingesetzte Menge an
Tth-IM60), Spur 2 (Probe nach der Extrusion) und Spur 5 (Proteoliposomen) Tth-IM60
Protein detektiert, aber nicht in den Spuren 3 und 4 (Pellet und Überstand). Allerdings
ist ein deutlicher Verlust des Proteins bereits nach der Extrusion auffällig (Vergleich der
Proteinbanden in Spur 1 und 2). Zwar wurde in Spur 2 nur 50 % der Menge aus Probe 1
aufgetragen, allerdings ist die Proteinbande trotzdem deutlich schwächer. Der Verlust
wurde während der Zentrifugation noch höher (Vergleich Proteinbande in Spur 2 und 5).
Der große Unterschied vor und nach der Zentrifugation kann jedoch durch ein Problem
beim Entnehmen der Proteoliposomen erklärt werden. Die Lipidschicht ließ sich nur
unvollständig pipettieren, da sie an der Wand der Zentrifugenröhrchen haften blieb.
Deshalb wurde besonderen Wert auf das saubere und vollständige Abnehmen des
Überstandes (4) und des Pellets (3) gelegt. Da in diesen beiden Proben keine
Proteinbande (Spur 3 und 4) detektiert wurde, ist trotz der Proteinabnahme davon
auszugehen, dass das nach der Extrusion vorhandene Tth-IM60 vollständig in die
Liposomen eingebaut wurde.
95
3. Ergebnisse
A
1
2
3
4
B
5
Tth-IM60
4
5
3
Abbildung 3.19: Rekonstitution von Tth-IM60 in Liposomen
A: Verschiedene Proben nach der Rekonstitution von gereinigtem Tth-IM60 in DOPC-Lipidvesikel.
Auftrennung auf einem 12 %igen SDS-Gel mit anschließendem Semidry Western Blot und ECLImmundetektion mit -His-tag Antikörper (1:10000 in TBS) und -Maus Antikörper (1:12500 in TBS),
Belichtung: 5 min. Spur 1: eingesetzte Menge Tth-IM60 (50 µM) Spur 2: Probe nach der Extrusion Spur 3:
Pellet nach UZ Spur 4: Überstand nach UZ Spur 5: Proteoliposomen B: schematische Darstellung der
entnommenen Proben nach der Zentrifugation: 3: Pellet, 4: Überstand, 5: Proteoliposomen
3.6
3.6.1
Strukturanalyse der YidC Homologe Tth-IM60 und Aq-YidC
Bestimmung der Sekundärstrukturen mittels Zirkulardichroismus (CD)
Um mehr über die Struktur der Proteine Tth-IM60 und Aq-YidC zu erfahren und diese
vor allem mit YidC zu vergleichen wurde eine CD-Spektroskopie durchgeführt (2.5). Da
die Spektren miteinander vergleichbar sein sollen, wurden die Proteine Aq-YidC und
Tth-IM60 in DDM solubilisiert und gereinigt. Das Spektrum von YidC, das als Vergleich
verwendet wurde, wurde von Dr. U. Gerken erstellt (Winterfeld et al., 2009).
Die erhaltenen Werte wurden wie in 2.5.1 beschrieben in die mittlere molare Elliptizität
pro AS-Rest (ΘMRW) umgerechnet und die Schaubilder
übereinander gelegt
(s. Abbildung 3.20 A). Bei dem Vergleich der Spektren miteinander sind einige
Unterschiede zwischen den thermophilen Proteinen und YidC erkennbar. Die Spektren
von Tth-IM60 (rot) und Aq-YidC (blau) haben einen deutlich höheren ersten Peak bei
193 nm, während der Peak von YidC (schwarz) bei 194 nm liegt. Auch der Bereich
zwischen 205 und 225 nm zeigt bei den thermophilen Proteinen einen deutlich
negativeren
Peak.
Durch
den
Vergleich
mit
Spektren
von
-Helix-
und
-Faltblattstrukturen (Abbildung 3.20 B) deuten die Spektren darauf hin, dass die
Proteine Tth-IM60 und Aq-YidC einen höheren Anteil an -helikalen Strukturen
enthalten als YidC.
96
3. Ergebnisse
Abbildung 3.20: Zirkulardichroismus Spektrum von YidC, Tth-IM60 und Aq-YidC
Schwarz: YidC in 10 mM KPP pH 7,4 + 0,008 % DDM Rot: Tth-IM60 in 20 mM NaPP pH 7,4 + 0,008 %
DDM blau: Aq-YidC in 20 mM NaPP pH 7,4 + 0,008 % DDM
Die Sekundärstruktur lässt sich mit verschiedenen Programmen berechnen. In dieser
Arbeit wurden die Berechnungen auf dem DichroWeb Onlineserver durchgeführt und
die Programme Contin-LL und CDSSTR verwendet. In Tabelle 3.4 sind die Ergebnisse
der Berechung zusammengefasst.
Der berechnete helikale Anteil liegt für Tth-IM60 zwischen 46 % und 55 %, für AqYidC zwischen 50 % und 57 % und für YidC zwischen 35 % und 38 %. Das Ergebnis
bestätigt die Annahme, dass die Proteine Tth-IM60 und Aq-YidC einen deutlich höheren
helikalen Anteil besitzen als E. coli YidC. Der Anteil von Faltblatt Strukturen ist bei
Aq-YidC mit 8 % bis 11 % am geringsten, bei Tth-IM60 liegt er zwischen 11 % und 16 %
und der höchste Anteil konnte bei YidC mit 14 % bis 20 % berechnet werden. Der Anteil
an Schleifen ist bei den Proteinen Tth-IM60 (14 % – 18 %) und Aq-YidC
(15 % – 18 %) vergleichbar, bei YidC ist der Anteil mit 19 % – 24 % etwas höher. Der
Rest wird als unordered oder random coil bezeichnet und hat einen Anteil von
18 % – 22 % (Tth-IM60), 20 % - 23 % (Aq-YidC) bzw. 25 % - 28 %(YidC).
97
3. Ergebnisse
Tabelle 3.4: Sekundärstruktur von Tth-IM60, Aq-YidC und YidC
Sekundärstrukturgehalt der Proteine Tth-IM60, Aq-YidC und YidC in Prozent. Berechnung mit den
Programmen Contin-LL und CDSSTR auf dem DichroWeb Onlineserver. Zur besseren Übersicht wurden
nur die Durchschnittswerte angeben. Das vollständige Ergebnis ist im Anhang (8.2.2) dargestellt.
Protein
Programm
Contin Set3
Contin Set4
Contin Set6
Contin Set7
CDSSTR Set3
Contin Set3
Contin Set4
Contin Set6
Contin Set7
CDSSTR Set3
Contin Set3
Contin Set4
Contin Set6
Contin Set7
CDSSTR Set3
Tth-IM60
Aq-YidC
YidC
3.6.2
Helix
46 %
50 %
49 %
52 %
55 %
50 %
52 %
51 %
52 %
57 %
36 %
37 %
35 %
37 %
38 %
Faltblatt
16 %
11 %
16 %
11 %
13 %
11 %
9%
11 %
8%
9%
15 %
14 %
15 %
14 %
20 %
Schleife
17 %
17 %
18 %
17 %
14 %
18 %
17 %
18 %
17 %
15 %
24 %
22 %
22 %
21 %
19 %
unordered
21 %
22 %
18 %
21 %
18 %
21 %
23 %
20 %
23 %
20 %
26 %
27 %
28 %
28 %
25 %
Bestimmung der Schmelztemperaturen von Tth-IM60 und Aq-YidC
Mit CD-Messungen können nicht nur Sekundärstrukturen ermittelt werden, sondern
auch die Faltungsstabilität von Proteinen in verschiedenen Puffern oder bei
verschiedenen Temperaturen. Die Stabilität wird überprüft, indem die Elliptizität bei
222 nm gemessen wird. Bei dieser Wellenlänge besitzt die -Helix ihr Maximum.
Kommt es zu Veränderungen der Struktur ändert sich damit die Elliptizität und die
Entfaltung des Proteins kann somit verfolgt werden. Da die Proteine Tth-IM60 und AqYidC aus thermophilen Bakterien stammen, ist die Temperaturstabilität dieser Proteine
von
großem
Interesse.
Deshalb wurden
die Schmelzkurven
und damit die
Schmelztemperaturen dieser beiden Proteine bestimmt.
Die Schmelzkurven der Proteine Aq-YidC (blau) und Tth-IM60 (rot) wurden wie in 2.5.2
beschrieben erstellt und sind zusammen mit der Schmelzkurve von YidC (schwarz) in
Abbildung 3.21 dargestellt. Die Messungen mit YidC wurden von Dr. U. Gerken
durchgeführt. Bei beiden thermophilen Proteinen findet der Übergang zwischen dem
nativen und denaturierten Zustand sehr schnell statt, bei Aq-YidC zwischen 85 °C und
94 °C und bei Tth-IM60 zwischen 63 °C und 75 °C. Davor kommt es zwar bei beiden
Proteinen zu kleineren Strukturänderungen, aber insgesamt sind sie stabil. Im
98
3. Ergebnisse
Gegensatz dazu ist bei YidC der Übergang zwischen nativen und denaturiertem
Zustand sehr langsam. Bereits bei 35 °C kommt es zu Veränderungen der
Sekundärstruktur, die erst am Ende der Messung (90 °C) abgeschlossen sind. Aus den
Schmelzkurven lässt sich die Schmelztemperatur der Proteine (f(T) = 0,5) bestimmen.
Aq-YidC besitzt demnach eine Schmelztemperatur von 87 °C, Tth-IM60 von 68 °C und
die Schmelztemperatur von YidC ist mit 58 °C am niedrigsten.
Abbildung 3.21: Schmelzkurven von Aq-YidC, Tth-IM60 und YidC
Schmelzkurven der Proteine Aq-YidC (blau) und Tth-IM60 (rot) gemessen in 20 mM NaPP pH 7,4 +
0,008 % DDM, YidC (schwarz) gemessen in 20 mM KPP pH 8,0 + 0,008 % DDM. Die Schmelztemperatur
(f(T) = 0,5) von Aq-YidC liegt bei 87 °C, von Tth-IM60 bei 68 °C und von YidC bei 58 °C.
3.7
3.7.1
Interaktion von Tth-IM60 mit Translokasekomponenten
Bindung von Tth-IM60 an SecF
Die Proteine der YidC/Oxa1/Alb3-Familie interagieren mit verschiedenen Translokasekomponenten. In Koreinigungsexperimenten konnte nachgewiesen werden, dass die
E. coli Proteine SecDFyaiC zusammen mit YidC einen heterotetrameren Komplex
bilden (Nouwen & Driessen, 2002). Weitere Analysen haben ergeben, dass die Bindung
99
3. Ergebnisse
über die Aminosäuren 215 – 265 des P1 Loops von YidC an SecF erfolgt (Xie et al.,
2006). Pulldown-Assays, durchgeführt an unserem Institut, weisen außerdem darauf
hin, dass bei SecF die 1. periplasmatische Domäne (42-148 AS) für die Interaktion
ausreichend ist (Polzin, 2008).
Um die Interaktion von Tth-IM60 mit E. coli SecF zu untersuchen, wurden in dieser
Arbeit analoge Pulldown-Assays durchgeführt. Dies ist eine in vitro Methode, um
Bindungspartner eines Proteins, das als ‚bait‟ bezeichnet wird, zu identifizieren. Das bait
Protein besitzt dabei die Fähigkeit, an eine Matrix zu binden. Bindungspartner (prey),
die an das bait Protein binden, können gemeinsam mit diesem eluiert werden. Als bait
Protein wurde hier das gereinigte Tth-IM60 Protein verwendet, das einen C-terminalen
His-tag besitzt und als Matrix die Ni-Sepharose FastFlow. Das SecF Protein wurde mir
von S. Polzin als gereinigtes Fusionsprotein MBP-SecF100 zur Verfügung gestellt.
Dieses Fusionsprotein besteht nur aus dem 1. periplasmatischen Loop (42 -148) von
SecF und dem Maltosebindeprotein (MBP) (Polzin, 2008).
Für den Versuch wurden 6 µg Tth-IM60 und 2 µg MBP-SecF100 gemeinsam in
Anwesenheit von Detergenz 2 h bei RT inkubiert und nach der Zugabe von 75 µl NiSepharose eine weitere Stunde inkubiert (s. 2.4.1). Die Matrix wurde in ein Säulchen
überführt, 7 x gewaschen und dann die Proteine mit 500 mM Imidazol eluiert. Alle
Proben wurden gesammelt und mit TCA gefällt. Da beide Proteine eine ähnliche Größe
haben, wurde zur Detektion eine Immundetektion mit verschiedenen Antikörpern
durchgeführt. Als Kontrolle wurden die beiden Proteine einzeln mitgeführt.
Das Ergebnis des Pulldown-Assay ist in Abbildung 3.22. dargestellt und zeigt eine
Bindung von MBP-SecF100 an Tth-IM60 (Abb. B: Spur E1 + E2). Allerdings ist die
Bindung eher schwach, da sich die größte Menge an MBP-SecF100 im Durchlauf und im
ersten Waschschritt befindet (Abb. B: Spur D und 1). Die Kontrolle mit Tth-IM60 zeigt,
dass das gesamte Protein an die Matrix gebunden hat (Abb. A: Spur E1) während die
Negativkontrolle von MBP-SecF100 ohne Tth-IM60 keine Bindung an die Matrix aufweist
(Abb. C: Spur E1). Da die Negativkontrolle eindeutig ist, lässt sich auch mit Sicherheit
sagen, dass das Fusionsprotein MBP-SecF100 an Tth-IM60 und nicht an die Matrix
gebunden hat. Obwohl ein Drittel weniger MBP-SecF100 Protein im Vergleich zu TthIM60 für den Versuch eingesetzt wurde, war die Proteinbande im Load aufgrund der
unterschiedlichen Antikörper deutlich stärker. Da die Proteine über eine Immundetektion
mit ECL detektiert wurden, ließ sich eine genaue Quantifizierung nicht durchführen.
100
3. Ergebnisse
Aufgrund der Stärke der Banden ist jedoch davon auszugehen, dass weniger als 1 %
MBP-SecF100 gebunden hat.
Abbildung 3.22: Interaktion von SecF100 mit Tth-IM60
Pulldown-Assay mit Tth-IM60 und MBP-SecF100. Es wurde 6 µg Tth-IM60 und 2 µg MBP-SecF100
eingesetzt. Die Proben wurden auf einem 8 % SDS-Gel aufgetrennt und ein Semidry Western Blot
durchgeführt. L: eingesetzte Menge an Protein, D: nicht gebundene Proteine, 1-7: Waschschritte, E1-3:
Elutionsfraktionen A: Immundetektion mit -His-tag Antikörper (1 : 7500) B: Immundetektion mit -MBP
Antikörper (1 : 10 000) C: Negativkontrolle Pulldown-Assay ohne Tth-IM60, Immundetektion mit -MBP
Antikörper (1 : 10 000).
3.7.1.1
Homologien zwischen T. thermophilus TSecDF und E. coli SecF
Da eine Interaktion zwischen SecF100 und Tth-IM60 nachgewiesen werden konnte (s.
3.7.1), wurde ein Sequenzvergleich zwischen E. coli SecF und T. thermophilus TSecDF
durchgeführt. Es ist bekannt, dass das in T. thermophilus vorkommende homologe
SecF Protein, auch Sequenzähnlichkeiten zu E. coli SecD aufweist und daher als
TSecDF bezeichnet wird. Es ist mit 735 AS deutlich größer als die beiden einzelnen
Proteine aus E. coli (SecF: 323 AS, SecD: 615 AS) und hat vermutlich 12
Transmembrandomänen.
Der Vergleich wurde mit dem Programm ClustalX durchgeführt und ist in Abbildung 3.23
dargestellt, in rot sind gleiche Aminosäuren hervorgehoben. Von besonderem Interesse
ist der Bereich der 1. periplasmatischen Domäne von SecF (fett hervorgehoben), da nur
dieser für den Bindungsassay eingesetzt wurde. Auffällig ist hier, dass vor allem der Nund C-terminale Bereich (471 – 481 und 563 – 573) des Loops eine hohe
Sequenzähnlichkeit aufzeigt. Weitere hoch konservierte Bereiche befinden sich
zwischen 588 – 589, 606 – 613, 639 – 655, 674 – 693 und 715 – 726, wobei insgesamt
35 % der Aminosäuren, bezogen auf SecF, identisch sind.
101
3. Ergebnisse
SECF_ECOLI -------------------------------------------------------------------------------TSECDF_Tth MNRKNLTSLFLLGVFLLALLFVWKPWAPEEPKVRLGLDLKGGLRIVLEADVENPTLDDLEKARTVLENRINALGVAEPLI 80
1.......10........20........30........40........50........60........70........80
SECF_ECOLI -------------------------------------------------------------------------------TSECDF_Tth QIQGQKRIVVELPGLSQADQDRALKLIGQRAVLEFRIVKEGATGTTVAQINQALRENPRLNREELEKDLIKPEDLGPPLL 160
........90.......100.......110.......120.......130.......140.......150.......160
SECF_ECOLI -------------------------------------------------------------------------------TSECDF_Tth TGADLADARAVFDQFGRPQVSLTFTPEGAKKFEEVTRQNIGKRLAIVLDGRVYTAPVIRQAITGGQAVIEGLSSVEEASE 240
.......170.......180.......190.......200.......210.......220.......230.......240
SECF_ECOLI -------------------------------------------------------------------------------TSECDF_Tth IALVLRSGSLPVPLKVAEIRAIGPTLGQDAIQAGIRSALIGTLAIFLLIFAYYGPHLGLVASLGLLYTSALILGLLSGLG 320
.......250.......260.......270.......280.......290.......300.......310.......320
:: *
*:*. *:*:
SECF_ECOLI -----------------------MAQEYTVEQLNHGRKV----------------------------------------- 16
TSECDF_Tth ATLTLPGIAGLVLTLGAAVDGNVLSFERIKEELRAGKKLRQAIPEGFRHSTLTIMDVNIAHLLAAAALYQYATGPVRGFA 400
.......330.......340.......350.......360.......370.......380.......390.......400
_________TMD1________
::**
:. . : **
* :: .:***:.:*****
SECF_ECOLI -----------------------------------------YDFMRWDYWAFGISGLLLIAAIVIMGVRGFNWGLDFTGG 55
TSECDF_Tth VILAIGVVASVFSNLVFSRHLLERLADRGEIRPPMWLVDPRFNFMGPARYVTAATLLLAALAAGVVFAKGFNYSIDFTGG 480
.......410.......420.......430.......440.......450.......460.......470.......480
*. : * .*::.:* *:: **
:
.: ::::*::** ..*
::
::: :*:*
SECF_ECOLI TVIEITLEKPAEIDVMRDALQKAGFEEP------MLQNFGSSHDIMVRMPPAEGETGGQVLGSQVLKVINESTNQNAAVK 129
TSECDF_Tth TAYTLRAEPNVEVETLRRFLEEKGFPGKEAVITQVQAPTAAYREFLVKLPPLSDER-------RLELERLFASELKATVL 553
.......490.......500.......510.......520.......530.......540.......550.......560
_________TMD2________
________TMD3_________
______TMD4__
* ***::* :* :...**::..* **:**.***:* :... ::*:**** *. *: **: :*:.:. :*:*::::**
SECF_ECOLI RIEFVGPSVGADLAQTGAMALMAALLSILVYVGFRFEWRLAAGVVIALAHDVIITLGILSLFHIEIDLTIVASLMSVIGY 209
TSECDF_Tth ASETVGPAIGEELRRNAVMAVLVGLGLILLYVAFRFDWTFGVASILAVAHDVAIVAGMYSLLGLEFSIPTIAALLTIVGY 633
.......570.......580.......590.......600.......610.......620.......630.......640
________
______TMD5_______
______TMD6_______
*:************* : :*: . *:.* *:.*** **::** ***: ** * ::**.**..*:*::::*: :** ***
SECF_ECOLI SLNDSIVVSDRIRENFRKIRRGTPYEIFNVSLTQTLHRTLITSGTTLMVILMLYLFGGPVLEGFSLTMLIGVSIGTASSI 289
TSECDF_Tth SINDSIVVSDRIRENQKLLRHLPYAELVNRSINQTLSRTVMTSLTTLLPILALLFLGGSVLRDFALAIFVGIFVGTYSSI 713
.......650.......660.......670.......680.......690.......700.......710.......720
________
**.***.:
:*:
.*.
SECF_ECOLI YVASALALKLGMKREHMLQQKVEKEGADQPSILP 323
TSECDF_Tth YVVSALVVAWKNRRKAQEASKA------------ 735
.......730.......740.......750....
Abbildung 3.23: Sequenzvergleich SecF aus E. coli und SecDF aus T. thermophilus
Vergleich der Aminosäuresequenzen SecF_Ecoli (Uniprot: P0AG93) und TSecDF_Tth (Uniprot: Q5SKE6)
mit ClustalX. Die Zeichen oberhalb der Sequenz bedeuten: *: identische AS (rot), : AS mit starker
Ähnlichkeit, . AS mit schwacher Ähnlichkeit (genaue Einteilung s. 8.3). Die 1. periplasmatische Domäne
von SecF (44-142 AS) ist fett hervorgehoben. TMD1 (23 – 43 AS), TMD2 (143 – 163 AS), TMD3 (171 –
191), TMD4 (197 – 217), TMD5 (249 – 265 AS) und TMD6 (273 – 297 AS)
(http://www.uniprot.org/uniprot/P0AG93).
3.7.2
Bindung von Tth-IM60 an das ribosomale L2 Protein
Während der Reinigung von Tth-IM60 war auffällig, dass eine zweite Proteinbande bei
ca. 30 kDa immer wieder mit gereinigt wurde (Abbildung 3.14 A, Stern). Interessant war
dabei vor allem, dass das Protein oft weder durch die Affinitätschromatographie noch
durch die Gelfiltration von Tth-IM60 vollständig entfernt werden konnte, obwohl mit einer
hohen
Salzkonzentration
(500
mM)
102
gearbeitet
wurde,
um
unspezifische
3. Ergebnisse
Wechselwirkungen zu vermeiden. Das unbekannte Protein beginnt zwar während der
Affinitätschromatographie vor Tth-IM60 an zu eluieren, ein Teil eluiert jedoch erst mit
Tth-IM60. Auch eine Verlängerung der Waschschritte konnte das unbekannte Protein
nicht von Tth-IM60 trennen. Dies lässt darauf schließen, dass das Protein eventuell
spezifisch an das Tth-IM60 bindet. Deshalb wurde die Proteinbande mittels PeptidMassen-Fingerprint-Analyse (PMF) untersucht. Die Analyse mittels MALDI-TOF und die
Auswertung mittels der Software MASCOT wurden vom Life Science Center an der
Universität Hohenheim von I. Klaiber durchgeführt (s. Anhang 8.4.).
Die Bande wurde eindeutig als L2 Protein von E. coli identifiziert. Bei diesem Protein
handelt es sich um ein rRNA Bindeprotein in der 50S Untereinheit des Ribosoms. Mit
einem Molekulargewicht von ca. 30 kDa ist es das größte Protein dieser ribosomalen
Untereinheit.
3.8
Translokation von Pf3 coat in rekonstituierten Systemen
Nachdem eine Interaktion zwischen der E. coli Translokasekomponente SecF und TthIM60 nachgewiesen werden konnte, wurde mittels in vitro Translokationsstudien die
Insertasefunktion von Tth-IM60 und MBP-TRAM untersucht. Es ist bekannt, dass YidC
allein die endogenen Proteine MscL und Foc sowie die Phagenhüllproteine Pf3 coat und
M13 Procoat in die Innenmembran transloziert (Chen et al., 2002; Facey et al., 2007;
Samuelson et al., 2000; van der Laan et al., 2004). Von A. Schönbauer konnte kürzlich
die Membraninsertion des Pf3 coat Proteins mit einer neuen Methode gezeigt werden,
der Einzelmolekülspektroskopie. Mit dieser Methode konnten sowohl die Bindung und
der Einbau von Pf3 coat in YidC-DOPC-Proteoliposomen nachgewiesen und darüber
hinaus wichtige Hinweise über die Geschwindigkeit der Translokation ermittelt werden.
Die Einzelmolekülspektroskopie wurde auch in dieser Arbeit angewandt, um die
Bindung und Translokation von Pf3 coat an bzw. in Tth-IM60-DOPC-Proteoliposomen
und MBP-TRAM-DOPC-Proteoliposomen zu untersuchen. Als Substrat wurde NC-Pf3
coat verwendet. Diese Pf3 coat Mutante enthält an Position 3 des N-Terminus ein
Cystein, an dem über eine Maleimid-Bindung der membrandurchgängige ATTO 520
Fluoreszenzfarbstoff gebunden ist (Kuhn et al., 2010). Pf3 coat besitzt in der Zelle eine
Nout/Cin Orientierung. Dadurch wird der N-Terminus während der in vitro Translokation
in das Innere der Proteoliposomen transportiert und ist nach vollständiger Translokation
vor Quenchermolekülen geschützt. Für die Versuche wurden Proteoliposomen mit
103
3. Ergebnisse
gereinigtem und fluoreszenz-markiertem NC-Pf3 coat Protein versetzt und sofort
analysiert (s. 2.4.2).
Das Ergebnis der Bindung von NC-Pf3 coat an die verschiedenen DOPCProteoliposomen bzw. Liposomen ist in Abbildung 3.24 dargestellt. Die Abbildungen A
bis C zeigen jeweils einen Ausschnitt von 1,5 s der gemessenen Signale mit einem
einzelnen Photonen-Burst (Pfeil). Die Abbildungen D bis E zeigen die Summe an
detektierten Photonen-Bursts (50-200 ms, > 30 counts) aus 10 Messungen in 30 s
Abschnitten. Bei der Messung mit Tth-IM60-Proteoliposomen stieg die Anzahl der
detektierten Bursts je 30 s Abschnitt an und damit die Anzahl an Vesikeln
(Proteoliposomen) an denen Pf3 Moleküle gebunden sind. In den ersten 240 s stieg die
Anzahl der Bursts kontinuierlich auf insg. 8 an und nahm dann wieder ab (Abbildung D).
Im Vergleich dazu waren an Proteoliposomen, in denen MBP-TRAM rekonstituiert
wurde, deutlich weniger Pf3 Moleküle gebunden (Abbildung E). Der Verlauf der Bindung
von Pf3 an die MBP-TRAM-Proteoliposomen zeigt, dass in den ersten 240 s maximal 4
Photonen-Bursts pro 30 s detektiert wurden, während bei Tth-IM60 Proteoliposomen zu
diesem Zeitpunkt doppelt so viele Pf3 coat Moleküle gebunden hatten. Ein Anstieg an
gebundenen Pf3 coat Molekülen an MBP-TRAM-Proteoliposomen fand zwischen 240
und 360 s statt und steht damit im Gegensatz zum Abfall bei den Messungen mit TthIM60-Proteoliposomen. Die Messungen mit Liposomen zeigen außerdem, dass Pf3
coat auch ohne rekonstituiertes Protein binden konnte (Abbildung F), allerdings wurden
pro 30 s maximal 5 Photonen-Bursts detektiert (zwischen 90 und 120 s). Der Verlauf
der Messung zeigt, dass in den ersten 120 s ein Anstieg zu sehen ist, dann die Anzahl
der Bindungen konstant bleibt und schließlich wieder sinkt.
104
3. Ergebnisse
Abbildung 3.24: Bindung von Pf3 an Proteoliposomen
blau: Tth-IM60-DOPC Proteoliposomen grün: MBP-TRAM-Proteoliposomen rot: Liposomen A - C: 1,5 s
Abschnitt von gemessenen Photonen-Bursts D - F: Summe von Photonen-Bursts aus 10 Messungen mit
einer Länge von 50 -200 ms und > 30 counts/ms in 30 s und damit die Anzahl an NC-Pf3 Molekülen, die
an Proteoliposomen bzw. Liposomen gebunden haben.
105
3. Ergebnisse
Die Bindungsstudie hat gezeigt, dass NC-Pf3 coat Moleküle sowohl an Tth-IM60- als
auch an MBP-TRAM-Proteoliposomen binden können. Allerdings gibt sie keine
Hinweise, ob die Moleküle tatsächlich in die Proteoliposomen eingebaut wurden oder
nur aufgrund der starken Hydrophobizität an die Lipiddoppelschicht gebunden hatten.
Der vollständige Einbau wurde durch die Zugabe von Kaliumiodid (KI), einem
Quencher, untersucht. Dieser löscht die Fluoreszenz von ATTO 520. Wird NC-Pf3 coat
korrekt in die Proteoliposomen eingebaut, befindet sich der N-Terminus und der daran
gebundene Farbstoff in den Proteoliposomen und ist dadurch vor KI geschützt.
Das Ergebnis zeigt, dass NC-Pf3 coat in die Tth-IM60 Proteoliposomen eingebaut wird.
Es lässt sich ableiten, dass die Translokation bereits nach 210 s abgeschlossen ist, da
die Anzahl der detektierten NC-Pf3 coat Moleküle nicht mehr ansteigt (Abbildung 3.25
D). Auffällig ist, dass auch bei dieser Messung nach 360 s weniger Photonen-Bursts
detektiert wurden und keine Proteoliposomen mit eingebauten Pf3 mehr durch das
konfokale Volumen diffundieren. Dagegen wurden in MBP-TRAM-Proteoliposomen
deutlich weniger NC-Pf3 Moleküle eingebaut (Abbildung E). Die Anzahl der detektierten
NC-Pf3 Moleküle variiert über die gesamte Messung zwischen 0 und 4. Ein leichter
Anstieg ist wiederum ab 240 s zu erkennen, wobei bei dieser geringen Anzahl von
detektierten Bursts eine Insertase Aktivität von TRAM zweifelhaft ist. Der Vergleich mit
Liposomen zeigt, dass auch hier eine geringe Anzahl an Bursts zu beobachten war
(Abbildung 3.25 F), wobei maximal 1 Insertionsereignis pro 30 s detektiert werden
konnte.
106
3. Ergebnisse
Abbildung 3.25: Einbau von Pf3 in Proteoliposomen
blau: Tth-IM60-DOPC Proteoliposomen grün: MBP-TRAM-Proteoliposomen rot: Liposomen A - C: 1,5 s
Abschnitt von gemessenen Photonen-Bursts D - F: Summe von Photonen-Bursts aus 10 Messungen (D
+ E) bzw. 3 Messungen (F) mit einer Länge von 50 -200 ms und > 30 counts/ms in 30 s und damit die
Anzahl an NC-Pf3 Molekülen, die an Proteoliposomen bzw. Liposomen gebunden haben.
107
3. Ergebnisse
3.9
Kristallisation von Tth-IM60
Um weitere Hinweise über die Struktur von Tth-IM60 zu bekommen, muss das Protein
kristallisiert werden. Die Kristallisation wurde von Dr. D. Lupo im Labor von Prof. Dr.
Sinning durchgeführt. Für die Kristallisationsansätze wurden jeweils 30 l Zellen
gezüchtet und daraus das Protein gereinigt. Wichtig hierbei war, dass die Reinigung
innerhalb von zwei Tagen durchgeführt wurde und direkt anschließend die Kristallisation
angesetzt wurde. Für die Kristallisation wurde das Protein auf eine Konzentration von
10 mg/ml gebracht und das Screening wie für den YidC P1-Loop angesetzt (Ravaud et
al., 2008b).
Im Ansatz mit 0,2 M NaCl, 0,1 M Bis-Tris, pH 5,5 und 25 % PEG3350 waren nach 40
Tagen Kristalle sichtbar (s. Abbildung 3.26 A). Durch Untersuchungen dieser Kristalle
konnte eindeutig bewiesen werden, dass es sich dabei um Proteinkristalle handelt. Mit
diesen Kristallen wurden am European Synchroton Radiation Facility (ESRF) in
Grenoble Diffraktionstests durchgeführt. Es konnte dabei eine Auflösung von 10 Å
erreicht werden (Abbildung 3.26 B). Diese ist jedoch nicht ausreichend für
Berechnungen zur Analyse der Struktur von Tth-IM60. Trotzdem zeigen diese
Ergebnisse, dass Tth-IM60 mit der vorliegenden Reinigungsmethode kristallisiert
werden kann.
Abbildung 3.26: Kristallisation und Diffraktion von Tth-IM60
A: Kristalle von Tth-IM60. Konzentration: 10 mg/ml Kristallisationsbedingungen: 0,2 M NaCl, 0,1 M BisTris, pH 5,5, 25 % PEG3350; Screen: Index Protein:Screenlösung 2:1 B: Diffraktionsbild von Tth-IM60,
Expositionszeit = 2 s, Drehwinkel = 5°, Detektorabstand = 176,67 mm
108
4. Diskussion
4. Diskussion
Der Transport von Proteinen gehört zu den wichtigsten Funktionen in einer Zelle. In
E. coli sind 25 bis 30 % aller Proteine Membranproteine. Die meisten davon haben
ihren Bestimmungsort in der Innenmembran und sind dort an lebensnotwendigen
Funktionen, wie der ATP-Synthese, der Zellatmung, der Photosynthese sowie der
Aufnahme von Nährstoffen beteiligt. Der Transport von Proteinen durch bzw. in die
Cytoplasmamembran
von
Bakterien
ähnelt
dabei
stark
dem
Transport
im
Endoplasmatischen Retikulum in Eukaryonten. Der Translokationskanal wird von einem
stark konservierten heterotrimeren Membranproteinkomplex, dem Sec61- bzw.
SecYEG-Komplex, gebildet (Rapoport, 2007). Die Funktion dieses Sekretionssystems
wurde in den letzten Jahren ausführlich beschrieben und durch die Aufklärung der
Kristallstruktur des SecY aus Methanococcus jannaschii konnte der Aufbau der
eigentlichen Translokationspore entschlüsselt werden (Berg et al., 2004). Neben dem
eigentlichen
Sec-Komplex
wurden
weitere
an
der
Translokation
beteiligte
Membranproteine identifiziert und beschrieben. Dazu gehören unter anderem der
SecDFyajC-Komplex und YidC in Bakterien sowie Sec62/63 und TRAM in Eukaryonten.
Es ist sowohl über YidC, als auch TRAM bekannt, dass sie an Transmembrandomänen
von translozierenden Proteinen binden (Klenner et al., 2008; Sauri et al., 2007). Trotz
dieser vergleichbaren Funktion, besteht zwischen den Proteinen keine offensichtliche
Homologie (Abbildung 3.1).
4.1
Das TRAM Protein
4.1.1
Heterologe Expression von TRAM als Fusionsprotein
Ein Teil dieser Arbeit umfasste die Aufgabe, das TRAM Protein aus X. laevis heterolog
in
E.
coli
zu
exprimieren
und
anschließend
zu
reinigen,
um
in
vitro
Translokationsstudien durchführen zu können. Dadurch sollte die funktionelle
Ähnlichkeit zwischen TRAM und YidC untersucht werden. Bislang wurden TRAM
Proteine direkt aus dem rauen ER gereinigt, das aus tierischem Pankreas isoliert wird
(Görlich & Rapoport, 1993). Diese Reinigung ist jedoch zeitaufwendig, aufgrund der
verwendeten Chemikalien teuer und die Proteinausbeute eher gering. Als Alternative zu
dieser nativen Proteingewinnung gilt die rekombinante Herstellung von Proteinen. Die
heterologe
Expression
von
eukaryontischen
109
Proteinen,
insbesondere
von
4. Diskussion
Membranproteinen wird jedoch oft durch wirtseigene proteolytische Prozesse gestört,
die zum Abbau und Instabilität der Proteine führen können. Außerdem ist bei
Membranproteinen oft eine geringe Expression zu beobachten. In den letzten Jahren
wurden aufgrund dieser Probleme unterschiedliche Expressionssysteme entwickelt. Als
besonders erfolgreich gilt vor allem die Expression in E. coli und in der Hefe Pichia
pastoris (Freigassner et al., 2009). Aufgrund von Verfügbarkeit, aber auch im Hinblick
auf
in
vivo
Komplementationsstudien
wurde
in
dieser
Arbeit
E.
coli
als
Expressionsstamm gewählt. Im Rahmen meiner Diplomarbeit konnte bereits gezeigt
werden, dass nur das tram-Gen aus X. laevis mit pMal als Vektor zusammen mit
pRARE in C43 Zellen in geringem Maß exprimiert werden konnte (Neefe, 2004).
Aufbauend auf den Ergebnissen der Diplomarbeit sollte die Expression verbessert
werden.
Der pMal Vektor wurde speziell für die heterologe Expression in E. coli entwickelt und
so konstruiert, dass Fusionsproteine mit N-terminalem MBP (Maltose bindendes
Protein) entstehen (di Guan et al., 1988). Vorteile bei der Expression mit MBP als
Fusionsprotein sind sowohl das sehr hohe Expressionslevel (bis zu 2 % der gesamten
zellulären Proteine) als auch die einfache und hochwertige Reinigung unter
unterschiedlichen Bedingungen (Pryor & Leiting, 1997). Außerdem wurde von Kapust
und Waugh gezeigt, dass MBP die Stabilität, die Löslichkeit und auch die Faltung von
Proteinen verbessern kann (Kapust & Waugh, 1999). Der pMal Vektor wurde so
gewählt, dass das N-terminale MBP im Cytoplasma verbleibt. Dies entspricht der
Lokalisation des N-Terminus von TRAM und sollte daher die natürliche Konformation
unterstützen. Durch das N-terminale Fusionsprotein können auch eventuelle Probleme
bei der Initiation der Translation ausgeschlossen werden. Aus diesen Gründen wurde
das Vektor-Wirtsystem (pMal - E. coli C43) beibehalten.
Weitere Untersuchungen während meiner Diplomarbeit ergaben, dass die Expression
vermutlich von der Codon Usage beeinflusst wird. Unter Codon Usage versteht man
das Phänomen, dass die verschiedenen Codons für dieselbe Aminosäure in
verschiedenen Organismen in ihrer Frequenz variieren. Bestimmte Codons werden
dementsprechend bevorzugt verwendet, wohingegen andere seltener vorkommen. Es
wird allgemein angenommen, dass das Vorkommen von seltenen Codons in einem
Gen, die Überexpression von Proteinen beeinflussen kann. So konnten Robinson und
Kollegen am Beispiel der Chloramphenicol Acetyltransferase zeigen, dass bei starker
Expression das Einbringen von ungünstigen Codons die Translation reduzieren kann
110
4. Diskussion
(Robinson et al., 1984). Die Überprüfung der Codons des tram-Gens zeigte, dass das
Gen insgesamt 25 dieser in E. coli selten vorkommenden Codons enthält (s. Tabelle
3.2). Dies entspricht knapp 7 % des gesamten TRAM Proteins, das insgesamt aus 373
AS besteht. Da ein Austausch der Codons sehr aufwendig ist, wurde das pRARE
Plasmid in den C43 + pMAL-tramXl Zellen coexprimiert, wodurch eine schwache
Expression nachgewiesen werden konnte (Neefe, 2004). Das pRARE Plasmid enthält
die Gene der meisten in E. coli seltenen tRNAs, Ausnahmen sind die tRNAs für die
beiden Codons CGG und CGA (Novy et al., 2001). Um auszuschließen, dass die
beiden im Gen enthaltenen CGG Codons einen negativen Einfluss auf die Expression
haben, wurden diese zunächst mittels QuikChange in CGC umgewandelt (s. 2.2.5.5.).
Mit diesem Konstrukt (pSHN-07) konnte die Expression in C43 Zellen hinsichtlich der
Induktionszeit und –temperatur optimiert werden (s. 3.2.1). Die beste Expression konnte
schließlich in C43 Zellen zusammen mit pRARE nach 5 h Induktion mit 1 mM IPTG und
bei 18 °C nachgewiesen werden (Abbildung 3.3). Allerdings konnte die Expression
lediglich mittels MBP-Antikörper nachgewiesen werden, ein Expressionslevel von 2 %
bezogen auf den Gesamtgehalt an zellulärem Protein konnte nicht erreicht werden.
Trotzdem wurde bei der optimierten Expression ausreichend Protein gebildet um dieses
reinigen zu können.
4.1.2
Reinigung von MBP-TRAM über zwei verschiedene Affinitätsmatrizen:
Amylose und Ni-Sepharose
Die Reinigung von MBP-TRAM wurde in zwei Schritten durchgeführt und ist in Kapitel
3.3.1 dargestellt. Da das Fusionsprotein zusätzlich ein C-terminalen His6tag besitzt,
konnten zwei verschiedene Affinitätsmaterialien verwendet werden. Als Matrix für die
Reinigung mittels His-tag wurde die Ni-Sepharose FastFlow eingesetzt, während für die
Reinigung mittels MBP eine Amylosematrix verwendet wurde. Das Fusionsprotein
wurde nach der Solubilisierung mit 1 % DDM über eine Ni-Sepharose FastFlow
gereinigt, dabei konnten bereits fast alle Fremdproteine entfernt werden (s. Abbildung
3.6). Außerdem wurden auch sämtliche Proteine, die mit dem MBP-Antikörper
nachgewiesen wurden, entfernt. Es ist wahrscheinlich, dass es sich bei diesen Banden
um MBP-TRAM-Fragmente handelt. Diese sind entweder durch den Abbau des
Fusionsproteins entstanden oder durch unvollständige Translation. Durch die
anschließende Reinigung über eine Amylosematrix konnten weitere Fremdproteine
abgetrennt werden. Für die folgenden Versuche zur Rekonstitution war der
111
4. Diskussion
Reinigungsgrad zufriedenstellend. Die Ausbeute der Reinigung ist jedoch noch
optimierbar. Die während der Reinigung analysierten Proben zeigen, dass die
Solubilisierung mit 1 % DDM für 1 h nicht ausreichend war. Allerdings könnte eine
Verlängerung der Solubilisierung zu noch mehr Abbauprodukten führen und damit zu
noch weniger Protein. Auffällig ist auch, dass bei beiden Reinigungen ein Teil des
Fusionsproteins nicht an die jeweilige Affinitätsmatrix bindet. Beide Reinigungen
erfolgten im Batch-Verfahren und die Bindung an die Matrix erfolgte jeweils über Nacht.
Dies sollte für eine effiziente Bindung mehr als ausreichend sein. Eventuell könnte
durch Verringerung der Salzkonzentration im Puffer die Bindung verbessert werden.
Eine Erklärung für die ineffiziente Bindung könnte auch die Faltung oder Aggregation
des Proteins sein, so dass es nicht in der Lage war richtig an die Matrix zu binden.
4.1.3
Einbau von MBP-TRAM in Liposomen mittels Bio-Beads
Durch den Einbau gereinigter Translokationskomponenten in Phospholipid-Vesikel
können die Funktionen der einzelnen Komponenten gezielt untersucht werden. Die
Funktion von YidC als Insertase wurde unter anderem in Translokationsstudien mit
Proteoliposomen nachgewiesen (du Plessis et al., 2006; Serek et al., 2004; Stiegler et
al., 2010; Winterfeld et al., 2009). Daher sollten Translokationsstudien mit Pf3 coat für
den Vergleich zwischen YidC und TRAM verwendet werden. In einem ersten Schritt
wurde das gereinigte Fusionsprotein MBP-TRAM in die Phospholipid-Vesikel mittels
SM2 Bio-Beads eingebaut (s. 2.3.8.4). Diese Methode zur Rekonstitution wurde
aufgrund der relativ geringen Proteinkonzentration von 0,3 mg/ml gewählt. Die
Rekonstitution des Proteins erfolgte sowohl mit einem molekularen Verhältnis von
Protein : Lipid von 1 : 10 000 als auch von 1 : 20 000 (s. 3.5.1). Die SDS-PAGE der
einzelnen Fraktionen vor und nach der Rekonstitution zeigt, dass es währenddessen zu
einem sehr hohen Proteinverlust kam (s. Abbildung 3.17). Obwohl die Mengen an BioBeads so gewählt wurden, dass sie mit Detergenz gesättigt sein sollten, ist es
wahrscheinlich,
dass
sich
die
TRAM
Moleküle
aufgrund
hydrophober
Wechselwirkungen an die Bio-Beads angelagert haben und es dadurch zu diesem
hohen Verlust kam.
Beim Einbau der Proteine ist deren Orientierung zu beachten. Bei Proteoliposomen gilt
dabei, dass das Lumen der Proteoliposomen dem Periplasma und die Umgebung dem
Cytoplasma entsprechen sollte („inside out“). Das TRAM Protein besteht aus 8 TMD,
wobei beide Termini im Cytoplasma lokalisiert sind (Görlich et al., 1992; Tamborero et
112
4. Diskussion
al.,
2011).
Die
Orientierung
nach
der
Rekonstitution
wurde
mittels
eines
Proteaseverdaus überprüft. Das Ergebnis zeigt, dass das Fusionsprotein in beiden
Orientierungen vorliegt (s. Abbildung 3.18). MBP konnte nach dem Verdau mit FaktorXa
nachgewiesen werden, was bedeutet, dass die Spaltstelle zugänglich war und damit der
C-Terminus nach außen orientiert sein muss. Allerdings konnte auch eine MBP Bande
nach dem Verdau mit Trypsin nachgewiesen werden, die nur detektiert werden kann,
wenn MBP in den Proteoliposomen vor dem Proteaseverdau geschützt ist. Aufgrund
der verwendeten Detektionsmethode war es nicht möglich, die Banden quantitativ
miteinander zu vergleichen. Es ist davon auszugehen, das der kleinere Teil des
Proteins in „inside out“ Orientierung vorlag, also mit den cytoplasmatischen Bereichen
nach außen zeigte. Die Orientierung von rekonstituierten Proteinen kann durch die
Zusammensetzung der Lipide oder durch die verwendeten Detergenzien beeinflusst
werden (Knol et al., 1998; Rigaud et al., 1995). Daher könnte eine Veränderung dieser
Parameter den Anteil der „inside out“ Orientierung erhöhen. Dies wurde jedoch nicht
weiter untersucht, da sich die Rekonstitution mittels Bio-Beads für die nachfolgende
Translokation von Pf3 coat Protein und der Einzelmolekülspektroskopie als Nachweismethode aufgrund zu hoher Hintergrundstrahlung als nicht praktikabel erwies.
Als Alternative wurde daher die Rekonstitution mittels Extrudertechnik durchgeführt und
die Insertasefunktion wie bei Tth-IM60 über Einzelmolekülspektroskopie untersucht (s.
4.2.3). Als Substrat wurde das am N-Terminus markierte NC-Pf3 coat Protein
verwendet. Das Ergebnis zeigt, dass NC-Pf3 coat an MBP-TRAM-Proteoliposomen
bindet, jedoch auch in vergleichbarer Menge wie an Liposomen, die kein Protein
enthalten (s. 3.8, Abbildung 3.24). Auffällig ist jedoch, dass die Bindung im Gegensatz
zu Tth-IM60-Proteoliposomen und Liposomen in der zweiten Hälfte der Messung
zunimmt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Pf3 coat an MBP-TRAM bindet, die
Bindung jedoch langsamer verläuft als zwischen Tth-IM60 und Pf3 coat. Diese
Annahme wird durch das Ergebnis des Einbaus bestätigt (s. 3.8, Abbildung 3.25 E).
Insgesamt werden im Vergleich zu Tth-IM60 nur sehr wenige Pf3 coat Moleküle in
MBP-TRAM-Proteoliposomen eingebaut, wobei die Anzahl der eingebauten Pf3 coat
Moleküle ab 240 s etwas zunimmt und damit der Einbau ähnlich wie die Bindung
verläuft. Da im Abschnitt 12 (330 s– 360 s) kein eingebautes Pf3 coat Protein detektiert
wurde und auch bei der Translokation mit Liposomen vereinzelt Signale detektiert
wurden, lässt sich auf eine Insertasefunktion von MBP-TRAM nicht zweifelsfrei
113
4. Diskussion
schließen. Diese Signale können auch durch unvollständiges Quenchen mit Kaliumjodid
entstehen.
Es ist bekannt dass Pf3 coat während der Translokation an die TMD 1 und 3 von YidC
bindet (Klenner et al., 2008), daher würde eine Homologie zwischen diesen
Transmembrandomänen die Möglichkeit der Insertasefunktion von TRAM bezogen auf
Pf3 coat stützen. Der Sequenzvergleich zwischen YidC und TRAM zeigt zwar eine hohe
Ähnlichkeit bei TMD 1, aber genau wie bei TMD 3 nur zwei konservierte Aminosäuren
(s. Abbildung 4.1). Da die Ähnlichkeit zwischen Transmembrandomänen aufgrund der
starken Hydrophobizität der enthaltenen Aminosäuren allgemein höher ist, zeigt der
Vergleich keine erhöhte Homologie und damit auch keinen weiteren Hinweis auf eine
funktionelle Ähnlichkeit.
TMD1 YidC_E.coli
TMD1 TRAM_X.l.
::: :*::*: ::::
-NLL-VIALLFVSFMIWQAWADIVSCLAMVFLLGLMFEITA
TMD3 YidC_E.coli
TMD3 TRAM_X.l.
* : :* .::
:::.
GGCFPLLIQMPIFLALY--YMLMGSV
-----QLSAFYLFSCIWGASIIVS—
Abbildung 4.1: Sequenzvergleich zwischen TMD1 und TMD2 von YidC und TRAM
Sequenzvergleich der TMD 1 und TMD 3 mit ClustalX. Die Zeichen oberhalb der Sequenz bedeuten: *
identische AS (rot), : AS mit starker Ähnlichkeit, . AS mit schwacher Ähnlichkeit (genaue Einteilung s. 8.3)
Aufgrund der geringen Konzentration von MBP-TRAM (0,5 mg/ml) konnte das Protein,
indem es in geringeren Detergenzkonzentrationen eluiert wurde, zwar für die
Einzelmolekülspektroskopie eingesetzt werden, nicht aber für die Untersuchung der
Orientierung. Für die Untersuchung der Orientierung wird das dreifache Volumen
benötigt, wodurch die Detergenzkonzentration knapp die CMC von DDM (0,008 %)
erreicht und zur Solubilisierung der Proteoliposomen geführt hätte. Daher kann nicht
ausgeschlossen werden, dass die geringe Insertionsrate von Pf3 coat durch die falsche
Orientierung von MBP-TRAM hervorgerufen wurde. Außerdem wurde das gesamte
Fusionsprotein MBP-TRAM für die Rekonstitution eingesetzt. Da der MBP-Teil ungefähr
der Größe von TRAM entspricht (MBP: 38 kDa, TRAM 43 kDa), könnte dieser die
Translokation beeinflussen.
Insgesamt lässt sich vermuten, dass MBP-TRAM die Bindung und den Einbau von Pf3
coat nicht oder nur in sehr geringem Maße unterstützen könnte. Eine mögliche
Interaktion würde erst nach ca. 4 Minuten erfolgen und damit deutlich langsamer als bei
Tth-IM60 verlaufen (s. 4.2.3).
114
4. Diskussion
4.1.4
TRAM kann die Funktion von YidC nicht in vivo ersetzen
Ein weitere Möglichkeit die Funktion zwischen YidC und TRAM zu vergleichen sind in
vivo Komplementationsversuche. Bei diesen wird direkt in der Zelle untersucht, ob
TRAM die Funktion von YidC ersetzen kann. Da YidC für das Überleben der Zelle
essentiell ist, konnte die Komplementation über das Zellwachstum untersucht werden
(Samuelson et al., 2000). Für die Komplementation wurde der E. coli Depletionsstamm
MK6S verwendet. Bei diesem Stamm steht das chromosomale wt-yidC Gen unter der
Kontrolle eines araBAD-Promotors und kann dadurch mit Arabinose und Glucose
gezielt induziert bzw. reprimiert werden. Wird das wt-yidC Gen mit Arabinose induziert
sind die MK6S-Zellen in der Lage zu wachsen, wohingegen die Expression von wt-yidC
mit Glucose reprimiert wird und die Zellen nicht mehr auf LB-Agarplatten wachsen
können. Durch das Einbringen von plasmidkodierten und gezielt mit IPTG induzierbaren
Proteinen können diese auf die Funktionalität von YidC getestet werden, da bei gleicher
Funktion ein Zellwachstum auf Glucose + IPTG wieder möglich ist.
Da bislang nur mit dem Vektor pMal eine Expression von TRAM nachgewiesen werden
konnte, wurde dieser für die Komplementation eingesetzt. Zur Kontrolle wurden der
leere pMal Vektor und pMal-yidC mitgeführt. Das Ergebnis der Komplementation zeigt,
dass MBP-TRAM die Funktion von YidC nicht bzw. nicht vollständig ersetzen kann, da
weder auf Glucose, auf Glucose + IPTG noch auf Arabinose + IPTG ein Wachstum
festgestellt werden konnte (s. 3.4). Beim Vergleich mit den Kontrollen ist jedoch
auffällig, dass auch bei den Kontrollen (pMal und pMal-yidC) weder ein Wachstum auf
Glucose + IPTG noch auf Arabinose + IPTG festgestellt werden konnte. Dieses
Ergebnis weist darauf hin, dass die Überexpression des MBP-Proteins für die Zellen
toxisch sein muss.
Ein ähnliches Phänomen konnte bereits bei anderen Komplementationen beobachtet
werden. So zeigte S. Grenz in ihrer Diplomarbeit, dass bei der Komplementation mit
dem Plasmid pGZ-yidC das Vorhandensein einer Ribosomenbindestelle (rbs) vor dem
Gen Auswirkungen auf das Zellwachstum hat (Grenz, 2008). Enthielt das Plasmid eine
rbs, konnten die Zellen nach der Induktion mit IPTG nicht mehr wachsen. Diese
Ergebnisse zeigen, dass eine starke Expression von unterschiedlichen Proteinen wie
YidC, MBP oder MBP-YidC für die MK6S Zellen letal ist. Bislang wurde davon
ausgegangen, dass die Toxizität aufgrund der Störung des Translokationsapparates
kommen kann, da durch die Veränderung des wt-yidC Promotors eine Regulation von
yidC durch die Zelle selber nicht mehr möglich ist. Das Fehlen von YidC führt dann
115
4. Diskussion
vermutlich zur Missfaltung von Proteinen in der Membran, wodurch die Stressantwort in
der Zelle induziert wird (Shimohata et al., 2007). Allerdings erklärt das nicht, warum die
Induktion eines cytoplasmatischen Proteins (MBP ohne Signalsequenz) für die MK6S
Zellen toxisch ist. Wahrscheinlich ist jedoch auch hier, dass die Expression zu
erheblichen Missfaltungen in der Zelle kommt, die dadurch die Biosynthese anderer
Proteine beeinflusst und dadurch zum Zelltod führt.
Die Komplementation kann trotzdem mit pMal als Vektor untersucht werden, da Zellen
mit pMal-yidC auf glucosehaltigen Platten wachsen. Dieses Wachstum kommt
zustande, da der Vektor „undicht“ ist, also auch ohne IPTG eine geringe Expression
aufweist und dadurch MBP-YidC in der Zelle vorhanden ist. Das Ergebnis bedeutet zum
einen, dass YidC auch als Fusionsprotein funktionsfähig ist, zum anderen, dass geringe
Mengen an Protein ausreichend für eine Komplementation sind.
Da keine Komplementation in den Zellen festgestellt wurde, kann davon ausgegangen
werden, dass TRAM eine andere Funktionsweise besitzt als YidC, obwohl beide an
Transmembrandomänen translozierender Proteine binden. Es ist jedoch zu beachten,
dass TRAM ein Glykoprotein ist und daher in der eukaryontischen Zelle glykosyliert
vorliegt (Görlich et al., 1992). Da in prokaryontischen Zellen keine Glykosylierungen an
Proteinen vorgenommen werden, könnte es auch sein, dass das Protein aufgrund
dessen nicht funktionsfähig ist. Dies ließe sich jedoch nur überprüfen, wenn parallel
Bindungsstudien mit dem rekombinanten und dem nativen Protein durchgeführt werden
würden, so dass die Ergebnisse miteinander vergleichbar sind. Da das native TRAM
Protein aus X. laevis bisher noch nie gereinigt wurde, konnte dieser Vergleich nicht
durchgeführt werden.
4.2
Tth-IM60 ist ein YidC Homolog aus T. thermophilus
Die Membraninsertase YidC aus E. coli gehört zu der in Eu- und Prokaryonten stark
konservierten YidC/Oxa1/Alb3-Familie (Zhang et al., 2009). Es konnte in den letzten
Jahren gezeigt werden, dass YidC sowohl zusammen mit SecYEG, als auch allein für
die Insertion von Membranproteinen verantwortlich ist (Wang & Dalbey, 2010).
Aufgrund der essentiellen Rolle von YidC ist nicht nur die Funktion sondern auch die
Struktur von Interesse, um genauer zu verstehen, wie die Substrate in die Membran
inserieren und wie sie von der Insertase dissoziieren und in die Lipiddoppelschicht
entlassen werden. In den letzten Jahren konnten im Bereich der Strukturaufklärung
bedeutende Fortschritte gemacht werden und von immer mehr Membranproteinen
116
4. Diskussion
konnte die Struktur aufgeklärt werden, wie z.B. der SecYEG Translokationspore (Berg
et al., 2004). Auffällig ist, dass der größte Teil der kristallisierten Membranproteine aus
dem natürlichen Organismus stammen und nicht rekombinant hergestellt wurden. So
wurden lediglich 94 der rund 250 kristallisierten Membranproteine heterolog exprimiert
(http://blanco.biomol.uci.edu/Membrane_Proteins_xtal.htm
Stand
2010).
Dieses
Ergebnis steht im starken Kontrast zu löslichen Proteinen, hier werden geschätzt über
90 % der neu kristallisierten Proteine rekombinant hergestellt (Loll, 2003). Dies spiegelt
vor allem die Schwierigkeiten bei der rekombinaten Expression von Membranproteinen
wieder
und
zeigt,
dass
die
üblichen
Strategien
zur
Überexpression
bei
Membranproteinen nicht unbedingt Erfolg bringen (Grisshammer & Tate, 1995). Daher
muss die Expression und die anschließende Reinigung für jedes Membranprotein
individuell getestet und optimiert werden. Generell stammen die meisten Proteine, die
kristallisiert wurden aus thermophilen Bakterien oder Archaeen, da diese oft stabiler
sind als deren Homologe aus mesophilen Bakterien (Sadeghi et al., 2006). Eine
Eigenschaft, die bei der Kristallisation unersetzlich ist, da diese meist über mehrere
Tage oder auch Wochen abläuft. Da YidC in allen Bakterien hoch konserviert ist,
konnten auch in den vollständig sequenzierten Organismen T. thermophilus und
A. aeolicus vermeintliche Homologe identifiziert werden.
Ziel dieser Arbeit war es, das als YidC Homolog identifizierte Protein aus
T. thermophilus (Tth-IM60) zu charakterisieren und dessen Funktion mit YidC zu
vergleichen. Außerdem sollte die Reinigung für die nachfolgende Kristallisation optimiert
werden und Strukturvergleiche mittels Zirkulardichroismus zwischen Tth-IM60, Aq-YidC
und YidC durchgeführt werden.
4.2.1
Heterologe Expression und Reinigung von Tth-IM60 als Dimer
Da das Tth-IM60 Protein bislang noch nicht beschrieben wurde, wurde das Gen aus der
genomischen DNA von T. thermophilus isoliert und mit einem C-terminalen His10tag in
verschiedene Vektoren kloniert (s. 2.2.5.5). Der His-tag wurde sowohl für die spätere
Reinigung als auch zum Nachweis des Proteins mittels Antikörper verwendet. Um
ausreichende Mengen des Proteins zu erhalten, wurde es heterolog in E. coli
exprimiert. E. coli wurde für die heterologe Expression aufgrund von geplanten in vivo
Komplementationsstudien und der großen Verfügbarkeit von verschiedenen Stämmen
und Expressionsvektoren ausgewählt. Außerdem konnten bereits in E. coli exprimierte
thermophile Membranproteine erfolgreich kristallisiert werden. Dazu gehören z.B. das
117
4. Diskussion
Peptidoglycan Glycosyltransferase Penicillinbinde Protein 1a aus A. aeolicus (Yuan et
al., 2007), der MgtE Mg2+ Transporter aus T. thermophilus (Hattori et al., 2007) und
SecYE aus T. thermophilus (Tsukazaki et al., 2008). Da für die Funktionsstudien und
insbesondere
der
Strukturanalyse
hohe
Konzentrationen
und
auch
große
Proteinmengen nötig sind, musste die Expression so weit wie möglich optimiert werden.
Die beste Expression wurde in C43 Zellen mit pSHN- 18 als Plasmid (pMS-tthIM60) und
einer Induktion bei 37 °C für 4 h mit 0,2 mM IPTG hervorgerufen (s. 3.2.2, Abbildung
3.4). Auffällig war, dass in allen anderen getesteten Vektoren, die aufgrund stärkerer
Promotoren wie T7 (pET16b) oder einer höheren Kopienzahl (pUC19) eigentlich eine
stärkere Überexpression zeigen sollten, kein Protein detektiert werden konnte. Dies
könnte damit zusammenhängen, dass eine Überexpression den Sekretionsweg
überfordert und dadurch das Protein sofort wieder abgebaut wird. Auch längere
Expressionszeiten, Änderungen der Temperatur oder der Einsatz anderer Stämme
brachten keine Verbesserung der Expression (s. Abbildung 3.4). Erstaunlich war auch,
dass die Coexpression von pRARE dazu führt, dass kein Protein mehr gebildet wurde.
Es hat den Anschein, als ob ein gewisses Expressionslevel nicht überschritten werden
darf, da das Protein ansonsten sofort degradiert wird. Aufgrund der eher schwächeren
Expression musste für die späteren Reinigungen entsprechend viel Zellmaterial
eingesetzt werden.
Da die Reinigung hinsichtlich der Kristallisation von großer Bedeutung ist, wurde sie in
einzelnen Schritten optimiert.
Bei der Reinigung wurde besonderer Wert auf Homogenität und Reinheit gelegt. In
einem ersten Schritt wurde Tth-IM60 in dem nicht-ionischen Detergenz DDM und dem
zwitterionischen Detergenz ASB-14 solubilisiert und im Batch-Verfahren über eine NiSepharose gereinigt (s. 3.3.3). Es konnte gezeigt werden, dass das Tth-IM60
unabhängig der gewählten Detergenzien an die Ni-Sepharose bindet. Allerdings war die
Solubilisierung mit DDM ineffizienter als mit ASB-14. ASB-14 wurde ursprünglich für die
Solubilisierung
für
die
isoelektrische
Fokussierung
entwickelt
und
kann
als
zwitterionisches Detergenz im Gegensatz zu DDM auch Protein-Protein Bindungen
lösen (Rabilloud et al., 1990). Das könnte zu der besseren Solubilisierung beigetragen
haben. Die Reinigung zeigte allerdings, dass nicht alle Fremdproteine entfernt werden
konnten.
118
4. Diskussion
Als Alternative zur Reinigung im Batch gilt die Affinitätschromatographie mittels FPLC
(fast protein liquid chromatography). Da die Reinigung mittels FPLC im Gegensatz zum
Batch-Verfahren unter leichtem Druck (0,3 MPa) durchgeführt wird, kann das die
Bindung der Fremdproteine an die Ni-Matrix abschwächen. Die Reinigung über eine
HisTrap
Säule
zeigte,
dass
auch
hier
Fremdproteine
vorhanden
waren
(s. Abbildung 3.10 E).
Eine Möglichkeit die Reinigung von thermophilen Proteinen zu verbessern, besteht
darin den Proteinrohextrakt zu erhitzen. Dadurch werden die meisten E. coli Proteine
denaturiert und können durch eine Zentrifugation abgetrennt werden (Koma et al.,
2006). Der Reinigungseffekt mittels Hitzedenaturierung wurde sowohl vor der FPLC als
auch danach untersucht. Es konnte jedoch keine Verbesserung erzielt werden. Auch
mehrere Waschschritte oder veränderte Imidazolkonzentrationen konnten keine
Verbesserung erwirken.
Erst durch die Kopplung der FPLC und dem Batch-Verfahren konnte die Reinheit
deutlich verbessert werden (s. Abbildung 3.10 E). Da beide Reinigungen auf dem
gleichen Prinzip der immobilisierten Metall Affinitätschromatographie (IMAC) basieren
und auch das gleiche Metallion (Ni2+) verwendet wurde, war es überraschend, dass das
Protein auf diese Weise weiter gereinigt wurde. Der Reinigungseffekt verstärkte sich,
wenn die Elutionsfraktionen zwischen dem 1. Reinigungsschritt mit der FPLC und dem
2. Reinigungsschritt im Batch für mehrere Tage bei 4 °C gelagert wurden. Es ist
bekannt, dass sowohl Metallbindeproteine wie YodA (Metal-binding lipocalin) oder Fur
(ferric uptake regulator), aber auch Proteine mit Histidinclustern auf der Oberfläche wie
SlyD (Peptidoylproline cis-trans Isomerase) bei einer IMAC mitgereinigt werden
(Bolanos-Garcia & Davies, 2006). Die Vermutung liegt daher nahe, dass die
Fremdproteine deutlich instabiler sind als Tth-IM60 und vermutlich aufgrund von
Konformationsänderungen nicht mehr an Metallionen wie Ni2+ binden können.
Die zweite Reinigung diente gleichzeitig auch der Proteinkonzentrierung, so konnte TthIM60 direkt für eine Gelfiltration zur Überprüfung der Homogenität eingesetzt werden.
Für Strukturanalysen ist es unerlässlich, dass das Protein in einem homogenen Zustand
vorliegt. Dies kann unter anderem mit einer Größenausschlusschromatgraphie (SEC)
oder einer nativen Gelelektrophorese (Blue-Native Page) überprüft werden. Tth-IM60
eluiert sowohl in DDM als auch in ASB-14 bei der Gelfiltration mit einer berechneten
Größe von ca. 500 kDa und damit knapp hinter dem Leervolumen der Säule (s.
Abbildung 3.11 B). Das monomere Tth-IM60 besitzt eigentlich eine Größe von 48 kDa.
119
4. Diskussion
Da die Konzentration der Detergenzien über der CMC (kritische Micellen-Konzentration)
liegt, muss die Micellengröße der Detergenzien dazugerechnet werden. DDM formt
Micellen mit einer Größe zwischen 50 und 70 kDa, also würde ein Monomer bei 100 –
120 kDa liegen und ein Dimer bei 150 - 170 kDa. Die Micellengröße von ASB-14 ist
bislang noch nicht bekannt. Das Ergebnis der SEC besagt daher, dass das Tth-IM60
Protein einen hohen oligomeren Zustand angenommen hat. Im Gegensatz dazu konnte
bei der nativen Gelelektrophorese mit DDM eine Proteinbande bei 180 kDa detektiert
werden (s. Abbildung 3.11 A). Dies würde wiederum auf ein Di- oder Trimer des TthIM60 Proteins hinweisen. Das Ergebnis mit ASB-14 zeigt mehrere Proteinbanden, so
dass davon ausgegangen werden kann, dass das Protein nicht homogen vorliegt.
Erstaunlicherweise ist das Protein in diesem Oligomerenzustand sehr stabil und lässt
sich nicht, wie es bei Aggregaten der Fall ist, abzentrifugieren. Erst bei Versuchen das
Protein zu konzentrieren, bildeten sich Aggregate.
Das Problem der Aggregation bei höheren Konzentrationen ist auch von YidC bekannt.
Der Arbeitsgruppe um D. Martinez Molina ist es durch Absenkung des pH-Wertes und
die Einstellung der idealen Salzkonzentration gelungen eine Konzentration von
10 mg/ml zu erreichen (Martinez Molina et al., 2008). Das YidC Protein wurde direkt
nach der Reinigung gegen verschiedene Puffer dialysiert und dann die Homogenität
über eine Gelfiltrations-chromatographie analysiert. Als optimal konnte für YidC ein
Puffer mit 20 mM Na-Acetat pH 5,2 und 100 mM NaCl definiert werden und die
Konzentration von YidC auf über 10 mg/ml gesteigert werden. Aufgrund dieser
Ergebnisse wurde versucht, auch für Tth-IM60 den Puffer zu optimieren. Gleichzeitig
stellte sich die Frage, ob das Protein bereits in diesem oligomeren Zustand solubilisiert
wird oder diesen erst während der Reinigung annimmt. Mittels Gelfiltration und
Immundetektion
konnte
gezeigt
werden,
dass
das
Protein
direkt
nach
der
Solubilisierung mit DDM zwar nicht homogen (70 – 450 kDa), dafür aber auch in
niedrigeren oligomeren Zuständen vorliegt (s. Abbildung 3.12). Außerdem konnte
gezeigt werden, dass bereits bei der Solubilisierung der Puffer eine entscheidende
Rolle spielen kann. Bei pH 5,2 aggregierte Tth-IM60 sofort, dagegen verschob sich bei
pH 8,5 die Elution in Richtung Monomer. Da DDM für die Solubilisierung von Tth-IM60
nicht optimal erscheint, wurde die Solubilisierung mit anderen Detergenzien (LDAO,
Fos-Cholin-14, C8E5) in Puffer mit 20 mM TrisHCl pH 8,5 und 500 mM NaCl
durchgeführt. Dieser Detergenzwechsel brachte eine deutliche Verbesserung der
Homogenität. So eluiert das Tth-IM60 Protein nach der Solubilisierung bei allen drei
120
4. Diskussion
Detergenzien zwischen 60 und 180 kDa (s. Abbildung 3.12). Dieses Ergebnis lässt
vermuten, dass Tth-IM60 in der Membran als Monomer oder Dimer vorkommt. Für eine
dimere Konformation würde sprechen, dass das Protein nach der Solubilisierung mit
SDS, welches zu einer Denaturierung des Proteins führt, bereits zwischen 12 - 30 kDa
eluiert.
Für die weitere Reinigung wurde mit LDAO gearbeitet, da dies in der Strukturbiologie
ein weit verbreitetes Detergenz ist. So wurde LDAO bislang 126 mal erfolgreich bei
Strukturanalysen eingesetzt und ist damit hinter OG (158) und DDM (144) das am
häufigsten eingesetzte Detergenz (Raman et al., 2006) (http://www.mpdb.tcd.ie/
index.asp). LDAO ist wie ASB-14 ein zwitterionisches Detergenz mit einer CMC von 1 2 mM und besitzt eine durchschnittliche Micellengröße von 17 kDa. Als Puffer wurde
TrisHCl pH 8,5 und 500 mM NaCl verwendet. Die bereits mit DDM entwickelte
Reinigung in zwei Schritten erwies sich auch mit LDAO als sehr gut. Eine direkt im
Anschluss durchgeführte Gelfiltration konnte außerdem zeigen, dass das Tth-IM60
Protein in LDAO hauptsächlich bei einer berechneten Größe von 110 kDa eluiert. Wird
die Micellen Größe von 17 kDa mit eingerechnet, handelt es sich wahrscheinlich um ein
Dimer (s. Abbildung 3.14). Auch für YidC wurde von Kohler und Kollegen durch
Electronen-Cryo-Mikroskopie gezeigt, das YidC vermutlich als Dimer in der Membran
vorkommt (Kohler et al., 2009). Dies könnte ein Hinweis auf eine ähnliche Struktur und
Funktionsweise sein. Allerdings zeigte sich auch mit LDAO, dass das Protein bei
längerer Lagerung in den oligomeren Zustand übergeht. Da das Chromatogramm der
Gelfiltration immer zwei voneinander getrennte Peaks zeigt, scheint es aber keine
weiteren „Zwischenzustände“ zu geben. Erstaunlich ist dabei, dass dieser Zustand sehr
stabil ist und das Protein nicht weiter aggregiert. So wurde auch nach 50 Tagen
Lagerung bei 4 °C weder eine Aggregation noch ein Abbau des Proteins festgestellt
(s. Abbildung 3.15 B). Die Stabilität des Dimers konnte auch in anderen Puffern mit
niedrigeren pH-Werten nicht verbessert werden (s. Abbildung 3.15 A). Auch eine
Verringerung der Salzkonzentration auf 100 mM NaCl führte noch während der Dialyse
zur Aggregation des Proteins.
Um das Protein für die Kristallisationsversuche einzusetzen, wurde eine Gelfiltration als
dritter Reinigungsschritt angefügt. Dieser Schritt war aus zwei Gründen notwendig. Zum
einen musste die Reinigung für die Kristallisation in zwei Tagen durchgeführt werden,
da ansonsten das Protein nicht mehr als Dimer sondern als Oligomer vorlag. Dadurch
verschlechterte sich jedoch die Reinigung und ein dritter Reinigungsschritt wurde nötig.
121
4. Diskussion
Zum anderen soll das Protein für die Kristallisation homogen vorliegen, dies konnte nur
durch die Gelfiltration, bei der das Oligomer vom Dimer getrennt wurde, erfüllt werden.
Das gereinigte Protein konnte am Ende auf eine Konzentration von 10 mg/ml eingeengt
werden. Diese Konzentration ist für Kristallisationen oft bereits ausreichend. Für einen
Kristallisationsscreen musste Protein aus 30 l Zellen gereinigt werden. Für weitere
Screens oder Ansätze wäre zu überlegen, ob eine Fermentation dem Schüttelkolben
vorzuziehen ist. So könnte mehr Zellmasse erhalten werden. Allerdings ist zu
bedenken, dass die Aufarbeitung von 30 l bereits logistisch an die Laborgrenzen stößt.
Deshalb muss die Expression weiter gesteigert werden. Wagner und Kollegen haben
z.B. einen Stamm entwickeln (Lemo21(DE3)), in dem die Aktivität der T7 RNA
Polymerase durch ihren natürlichen Inhibitor T7 Lysozym genau gesteuert werden
kann. Dadurch kann die Expression nach Belieben verändert und kontrolliert werden
(Wagner et al., 2008). Eine weitere Lösung könnte sein, den Wirtsorganismus zu
wechseln. So entwickelten Turner und Kollegen ein System für die heterologe
Expression von Membranproteinen in
Halobacterium salinarum,
welches das
molekulare System des Bakterienrhodopsin nutzt (Turner et al., 1999).
4.2.2
Bindet Tth-IM60 an das Ribosom?
Bei der Reinigung von Tth-IM60 war auffällig, dass auf den SDS-Gelen eine Bande bei
ca. 30 kDa bei den verschiedenen Ansätzen immer wieder auftauchte (s. Abbildung
3.14, Stern). Deshalb wurde diese mittels Peptid-Massen-Fingerprint-Analyse (PMF)
analysiert. Das Protein wurde eindeutig als L2 Protein aus E. coli identifiziert. L2 ist ein
50 S ribosomales Protein mit einer Größe von 30 kDa. Es ist hoch konserviert und an
der Assoziation der 30 S und 50 S Untereinheit beteiligt. Außerdem spielt es eine große
Rolle bei der tRNA Bindung sowohl an der A als auch der P Stelle. Der konservierte
Histidyl-Rest an Position 229 ist zusätzlich für die Peptidyltransferase Aktivität von
hoher Bedeutung (Diedrich et al., 2000). Bislang wurde für das L2 Protein keine
Bindung an Ni-Ionen festgestellt, außerdem besitzt es keine Histidincluster, über die
das Protein an die Ni-Ionen binden könnte. Allerdings bindet mit S15 ein anderes
ribosomales Protein an IMAC-Säulen (Bolanos-Garcia & Davies, 2006; Diedrich et al.,
2000). S15 ist in der 30S Untereinheit lokalisiert und bindet direkt an die 16S rRNA. Da
beide Proteine jedoch nicht direkt interagieren, kann eine Bindung von L2 über S15
vermutlich ausgeschlossen werden. Eine Möglichkeit wäre, dass Tth-IM60 an L2 bindet
und dieses so coeluiert wird. Da im Puffer hohe Salzkonzentrationen enthalten sind,
122
4. Diskussion
können unspezifische Wechselwirkungen ausgeschlossen werden. Es ist jedoch nicht
ersichtlich warum diese beiden Proteine interagieren sollten. Es ist bekannt dass Grampositive YidC Homologe sowie Oxa1 aus den Mitochondrien einen verlängerten
C-Terminus besitzen mit dem sie an Ribosomen binden können (Funes et al., 2009).
Dieser verlängerte C-Terminus ist in Tth-IM60 jedoch nicht vorhanden. Kohler und
Kollegen konnten jedoch zeigen, dass die Bindung am ribosomalen L23 erfolgt (Kohler
et al., 2009). Dieses ist in der 50 S Untereinheit am Polypeptid-Ausgangskanal
lokalisiert und bindet sowohl an den Triggerfaktor, an Ffh und an naszierende Ketten.
Um die Bindung zwischen L2 und Tth-IM60 zu verifizieren, müssen weitere
Interaktionsstudien durchgeführt werden. Außerdem sollten auch die anderen
Fremdproteine, die nach der 1. Reinigung noch vorhanden sind, identifiziert werden. So
könnten mehrere ribosomale Proteine darauf hinweisen, dass Tth-IM60 wirklich an
Ribosomen bindet.
4.2.3
Tth-IM60 besitzt sowohl in vivo als auch in vitro die gleichen Funktionen
wie YidC
Die Funktionen von YidC wurden bereits im Jahr 2000 beschrieben und können in zwei
verschiedene Bereiche eingeteilt werden. Zum einen besitzt YidC eine Sec-abhängige
Funktion und ist dabei über den SecDFYajC-Komplex an die Translokationspore
gebunden (Nouwen & Driessen, 2002). Es wird davon ausgegangen, dass YidC in
diesem Zusammenhang als Chaperon wirkt und die Assemblierung und Faltung von
Membranproteinen unterstützt. Andererseits vermittelt YidC Sec-unabhängig die
Insertion von meist einspännigen Membranproteinen (Samuelson et al., 2000). Bislang
konnten für die endogenen Proteine MscL (mechanosensitive channel of large
conductance) und F0c (Untereinheit c der F1F0 ATP-Synthase) sowie die Phagenhüllproteine M13 procoat und Pf3 coat eine Sec-unabhängige Insertion mit YidC gezeigt
werden (Chen et al., 2002; Facey et al., 2007; Samuelson et al., 2000; van der Laan et
al., 2004). Die Arbeitsgruppe um van Bloois konnte außerdem nachweisen, dass diese
Sec-unabhängige Insertasefunktion evolutionär konserviert und für das Zellwachstum
essentiell ist (van Bloois et al., 2005).
123
4. Diskussion
Um beide Funktionen mit Tth-IM60 zu testen wurden drei verschiedene Methoden
durchgeführt:
-
Komplementationsversuche, um zu zeigen, dass Tth-IM60 die Funktion von YidC
in vivo ersetzten kann
-
Bindungsstudien mit SecF, um Hinweise auf eine Sec-abhängige Funktion zu
erhalten
-
Translokationsstudien mit Pf3, zur Überprüfung der Sec-unabhängigen Funktion.
Die Komplementationsversuche wurden wie in Kapitel 2.4.3 beschrieben durchgeführt.
Als Stamm wurde, wie bei der Komplementation mit TRAM, MK6S und als Plasmide
pGZ-tthIM60, pGZ-yidC (Positivkontrolle) und pGZ (Negativkontrolle) verwendet. Das
Wachstum der MK6S Zellen mit pGZ-tthIM60 auf Glucose + IPTG zeigt, dass Tth-IM60
die essentiellen Funktionen von YidC in der Zelle übernehmen kann (s. Abbildung 3.16).
Gleichzeitig bedeutet das Ergebnis auch, dass das Protein in E. coli funktionell
exprimiert werden kann.
Als Bindungsstudie zum Nachweis einer Interaktion zwischen Tth-IM60 und SecF wurde
ein Pulldown-Assay durchgeführt (s. 2.4.1). Dieser Assay beruht darauf, dass ein
Protein über ein Affinitätstag an eine Matrix immobilisiert wird und dort mit anderen
Proteinen interagieren kann. Kommt es zu einer Interaktion können die Proteine
gemeinsam eluiert werden. Mit dieser Methode konnte S. Polzin in ihrer Diplomarbeit
eine Interaktion zwischen YidC und der 1. periplasmatischen Domäne von SecF
nachweisen (Polzin, 2008). Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde lediglich der 1.
periplasmatische Loop von SecF (42-148 AS) für die Bindung eingesetzt. Dieses
Protein wurde als MBP-SecF100 Fusionsprotein gereinigt und mir freundlicherweise von
S. Polzin zur Verfügung gestellt. Da beide Proteine eine ähnliche Größe von ca. 48 kDa
aufweisen, musste die Interaktion mittels Immunoblot und ECL detektiert werden. Beide
Proteine konnten in der Elutionsfraktion detektiert werden womit eine Interaktion
zwischen den beiden Proteinen stattgefunden haben muss (s. 3.7.1, Abbildung 3.22).
Tth-IM60 konnte über seinen C-terminalen His-tag komplett an die Ni-Matrix binden,
wohingegen MBP-SecF100 nur über die Bindung an Tth-IM60 an die Ni-Matrix binden
konnte. Allerdings hat nur ein geringer Teil von MBP-SecF100 gebunden, das meiste
Protein wurde im Durchlauf detektiert. Auffällig ist auch, dass obwohl mehr Tth-IM60
eingesetzt wurde, die Banden von MBP-SecF100 deutlich stärker auf dem Blot detektiert
124
4. Diskussion
wurden. Dieser Unterschied kommt daher, dass unterschiedliche Antikörper für die
Detektion eingesetzt werden mussten (-His-tag für Tth-IM60 und -MBP für MBPSecF100). Aufgrund der gewählten Detektionsmethode und dem deutlichen Sensitivitätsunterschied der Antikörper war eine quantitative Bestimmung der Bindung nicht
möglich. Da bei der Negativkontrolle ohne Tth-IM60 keine Bande in der Elutionsfraktion
detektiert werden konnte, deutet das Ergebnis auf eine, wenn auch schwache Bindung
von SecF und Tth-IM60 hin.
Diese schwache Bindung kann mehrere Gründe haben. Für den Versuch wurde das
SecF Protein aus E. coli verwendet und nicht der natürliche Bindungspartner aus
T. thermophilus. Zwar besitzt auch T. thermophilus ein SecF Homolog, allerdings bildet
es
zusammen
mit
SecD
ein
Fusionsprotein
(TSecDF).
Der
Vergleich
der
Aminosäuresequenz von SecF und TSecDF zeigt im Bereich der 1. periplasmatischen
Domäne lediglich an den beiden Enden (44 – 57 AS und 125 – 142 AS) eine hohe
Übereinstimmung (s. Abbildung 3.23). Wenn davon ausgegangen wird, dass nur die
homologen Bereiche für die Bindung essentiell sein können, könnte das eine Bindung
zwischen SecF und Tth-IM60 erklären. Diese Annahme wird durch die Ergebnisse
weiterer Pulldown-Assays gestützt, in denen S. Polzin zeigen konnte, dass bereits die
Aminosäuren 42 – 73 von SecF für eine Bindung an YidC ausreichend sind.
Auf Seiten von YidC konnten Xie und Kollegen durch Deletionsmutanten einen Bereich
der für die Interaktion zu SecF verantwortlich ist den Aminosäuren 215 – 265 zuordnen
(Xie et al., 2006). Beim Vergleich zwischen YidC und Tth-IM60 ist dieser Bereich jedoch
sehr unterschiedlich und weist nahezu keine Ähnlichkeit auf (s. Abbildung 3.2). Dies
würde die schwache Bindung zwischen SecF und Tth-IM60 erklären, wobei es dann
überrascht, dass es überhaupt zu einer Interaktion kommen konnte. Allerdings konnten
bei neueren Untersuchungen mittels NMR keine Interaktionen zwischen P1 und SecF
nachgewiesen werden (Ravaud et al., 2008a). Durch die Kristallisation des P1 Loops
konnte gleichzeitig gezeigt werden, dass die vermeintliche Binderegion für die Faltung
des gesamten P1 Loops wichtig ist (Ravaud et al., 2008a). Es ist daher möglich, dass
die Bindung doch an anderer Stelle im Protein erfolgt. Es ist jedoch auch möglich, dass
SecF aufgrund hydrophober Wechselwirkungen an Tth-IM60 binden konnte. Um eine
Bindung und damit eine Sec-abhängige Funktion zweifelsfrei festzustellen, wird
empfohlen in nachfolgenden Arbeiten TSecDF als Bindungspartner einzusetzen.
125
4. Diskussion
Zur Überprüfung der Insertasefunktion von Tth-IM60 wurde als Substrat das
Phagenhüllprotein des Pseudomonas aeruginosa Phagen Pf3 verwendet. Pf3 coat ist
mit 4,6 kDa ein relativ kleines einzelspänniges Membranprotein und besteht aus 44
Aminosäuren. Das Protein wird YidC-abhängig mit der NoutCin-Orientierung in die
Innenmembran inseriert (Chen et al., 2002). Neuere Untersuchungen haben gezeigt,
dass Pf3 coat während der Translokation mit den Transmembranen 1 und 3 von YidC
interagiert (Klenner et al., 2008). Eine neuere Methode, um die Translokation in Echtzeit
zu verfolgen, ist die Einzelmolekülspektroskopie, die auch in dieser Doktorarbeit
verwendet wurde. Diese Methode wurde von A. Schönbauer und S. Ernst für die
Translokation von Fluoreszenz-gelabelten Pf3 coat Molekülen in YidC-Proteoliposomen
entwickelt. Sie konnten mit dieser Methode den Einbau von Pf3 coat zeigen und auch,
dass die Translokation in vitro bereits nach 5 min abgeschlossen ist. Die Methode
basiert auf der zeitlichen Differenz, die freie bzw. an Proteoliposomen gebundene Pf3Moleküle benötigen, um durch ein konfokales Volumen zu diffundieren. An
Proteoliposomen gebundene Pf3-Moleküle verursachen beim Diffundieren sogenannte
Bursts. Diese werden für die Auswertung analysiert, aus je 10 Messungen addiert und
gegen die Zeit aufgetragen (s. 2.4.2).
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Pf3 coat an Tth-IM60 Proteoliposomen
binden kann und auch in diese eingebaut wird (s. 3.8, Abbildung 3.24 und Abbildung
3.25). Die Auswertung zeigt, dass bereits die Bindung an Proteoliposomen effizienter
war, als an reine Liposomen. Während bei der Bindung an die Proteoliposomen bis zu 8
Bursts/30 sec detektiert wurden, waren es bei den Liposomen maximal 5. Auch ist bei
der Bindung an Liposomen kein kontinuierlicher Anstieg zu erkennen, der bei gezielter
Bindung erwartet wird. Dieser Anstieg ist besonders gut bei dem Einbau von Pf3 in
Proteoliposomen zu erkennen. So nimmt die Zahl der Bursts/30 sec von 2 auf 14 in den
ersten 210 sec kontinuierlich zu und bleibt dann konstant bei 14 +/-1 Bursts/30 sec. Im
Gegensatz dazu wird in reine Liposomen nahezu kein Pf3 eingebaut, wobei zu
beachten ist, dass hier die Werte nur aus 3 Messungen addiert wurden. Die Auswertung
zeigt jedoch auch, dass mehr Protein eingebaut wurde, als eigentlich gebunden hat.
Diese Diskrepanz ist auf verschiedene Lipidbatches zurückzuführen. Deshalb war es
besonders wichtig, alle zusammengehörigen Versuche mit dem gleichen Lipidbatch
durchzuführen.
Ein weiteres Phänomen ist, dass die Anzahl der Bursts bei allen Messungen zum Ende
hin abnehmen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der Fluoreszenz-Farbstoff durch
126
4. Diskussion
den Laser oder den Puffer ausbleicht. Bei vergleichbaren Messung mit YidC konnte
dieses Phänomen jedoch nicht festgestellt werden.
Zusammengefasst haben alle drei Methoden zur Funktionsanalyse gezeigt, dass TthIM60 die gleichen Funktionen wie YidC besitzt. Damit wurde bewiesen, dass es sich um
ein Homolog von YidC handelt. Eindeutig konnte die essentielle Sec-unabhängigen
Funktion nachgewiesen werden. Ob Tth-IM60 wirklich an SecF bindet muss in
nachfolgenden Arbeiten geklärt werden.
4.2.4
Strukturvergleich der Proteine YidC, Aq-YidC und Tth-IM60 mittels CD
Eine Möglichkeit auch mit geringen Proteinkonzentrationen Strukturen zu untersuchen
bietet die CD-Spektroskopie. Mit dieser Methode können nur die relativen Anteile der
verschiedenen Sekundärstrukturen, nicht aber die Tertiär- oder Quartärstrukturen
berechnet werden. In dieser Arbeit wurde die CD-Spektroskopie verwendet, um die
Strukturen von YidC, Tth-IM60 und Aq-YidC miteinander zu vergleichen und
insbesondere Hinweise zur Temperaturstabilität zu erlangen. Aq-YidC ist das homologe
YidC Protein aus dem hyperthermophilen Bakterium A aeolicus und wurde in der
Diplomarbeit von S. Grenz als temperaturstabiles Protein beschrieben.
Die Messungen mit Tth-IM60 und Aq-YidC wurden im Rahmen dieser Arbeit
durchgeführt. Die Daten von YidC wurden mir freundlicherweise von Dr. U. Gerken zur
Verfügung gestellt (Winterfeld et al., 2009). Die CD-Spektren wurden in einem
Wellenlängenbereich von  = 185 - 260 nm aufgenommen. Winterfeld und Kollegen
haben gezeigt, dass Detergenzien einen Einfluss auf die Struktur von YidC haben
können (Winterfeld et al., 2009). Daher wurden alle Proteine in Dodecylmaltosid (DDM)
gereinigt und gemessen (s. 3.6.1). Die Berechnung der prozentualen Anteile erfolgte mit
den Programmen Contin-LL und CDSSTR mit dem DichroWeb Onlineserver (s. 3.6.1,
Tabelle 4.1 und Tabelle 4.2).
Tabelle 4.1: Übersicht der prozentualen Sekundärstrukturanteile von Tth-IM60, Aq-YidC und YidC
Angegeben sind die Mittelwerte für die Berechnung mit Contin-LL und CDSSTR
Protein
Tth-IM60
Aq-YidC
YidC
Programm
Contin
CDSSTR
Contin
CDSSTR
Contin
CDSSTR
Helix
49 %
55 %
51 %
57 %
36 %
38 %
Faltblatt
14 %
13 %
10 %
9%
15 %
20 %
127
Schleife
17 %
14 %
18 %
15 %
22 %
19 %
Unordered
21 %
18 %
22 %
20 %
27 %
25 %
4. Diskussion
Tabelle 4.2: Übersicht zur Anzahl an Aminosäurereste der untersuchten Proteine
MW: Molekulargewicht, AS: Aminosäuren, P1: 1. periplasmatische Loop, TMD: Transmembrandomäne
Protein
Tth-IM60
Aq-YidC
YidC
MW (AS)
48 kDa (430 AS)
55 kDa (502 AS)
61 kDa (548 AS)
Anzahl AS P1 (% bezogen
auf das Gesamtprotein)
227 AS (52 %)
282 AS (56 %)
332 AS (60 %)
Anzahl AS TMD 2-6
195 AS
203 AS
205 AS
Die Auswertung der -helikalen Anteile ergab für die Proteine Tth-IM60 (bis zu 55 %)
und Aq-YidC (bis zu 57 %) einen deutlich höheren prozentualen Anteil als für YidC (bis
zu 38 %). Dementsprechend ist der Gehalt an Faltblattstrukturen bei YidC (~ 20 %)
deutlich höher als bei den thermophilen Homologen Tth-IM60 (~ 14 %) und Aq-YidC
(~ 10 %). Ähnliches gilt für Strukturen von -Schleifen, wobei hier der Gehalt in YidC bei
ca. 20 % und damit um 4 - 5 % Punkte höher liegt als bei Tth-IM60 und Aq-YidC. Durch
die Aufklärung der Struktur von P1 aus YidC ist bekannt, dass dieser hauptsächlich aus
Faltblattstrukturen besteht und nur wenig -Helices darin vorkommen (Ravaud et al.,
2008a). Die berechneten Werte bestätigen daher die Annahme, dass aufgrund des
kürzeren 1. periplasmatischen Loops (P1) auch der Anteil an Faltblattstrukturen bei
Tth-IM60 und Aq-YidC niedriger ist als bei YidC.
Der deutlich höhere -helikale Anteil in den Proteinen Tth-IM60 und Aq-YidC ist auch
ein Hinweis darauf, dass es sich um Proteine aus thermophilen Organismen handelt. So
konnte gezeigt werden, dass in homologen Proteinen aus thermophilen Organismen
mehr Aminosäuren eine -helikale Konformation annehmen als in mesophilen
Organismen (Kumar et al., 2000). Das würde auch erklären, dass das Aq-YidC Protein
aus dem Organismus mit der höchsten Wachstumstemperatur den höchsten
-helikalen Anteil aufweist. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die CDSpektroskopie nur mit Einschränkungen für Membranproteine genutzt werden kann.
Untersuchungen von Membranproteinen, deren Strukturen bereits bekannt waren,
haben eine hohe Diskrepanz zu den CD Werten gezeigt (Wallace et al., 2003).
Mögliche Ursachen können sein, dass die Sekundärstruktur mit Hilfe von Datenbanken
bekannter Strukturen berechnet wird. Bislang gibt es aber nur sehr wenige bekannte
Strukturen
von
Membranproteinen.
Außerdem
erzeugen
Detergenzien
einen
sogenannten „solvent shift“, der Spektren zu längeren Wellenlängen hin verschiebt. Da
128
4. Diskussion
jedoch bei allen das gleiche Detergenz verwendet wurde, sollten die Werte
untereinander vergleichbar sein. Die tatsächliche Struktur kann nur mittels NMR
(nuclear magnetic resonance) oder durch Kristallstrukturanalyse ermittelt werden.
Für die Ermittlung der Faltungsstabilität wurde eine Schmelzkurve bei konstanter
Wellenlänge von  = 222 nm mittels CD-Spektroskopie mit einem gleichmäßigen
Temperaturanstieg von 1 °C/min aufgenommen. Der Verlauf der Schmelzkurve zeigt die
Veränderung der -helikalen Strukturen und damit die Denaturierung. Bei der
Denaturierung kommt es aufgrund von äußeren Einflüssen zu einer Zerstörung der
Sekundär- bzw. Tertiärstruktur, da nichtkovalente Bindungen wie Wasserstoffbrücken
oder hydrophobe Wechselwirkungen innerhalb des Proteins gespalten werden. Die
verschiedenen Bindungsarten sorgen für die Stabilität eines Proteins. Proteine aus
thermophilen Organismen besitzen oft eine höhere Stabilität und dadurch einen
erhöhten Schmelzpunkt im Vergleich zu ihren mesophilen Homologen. Die Berechung
der Schmelztemperatur ergab 68 °C für Tth-IM60 und für Aq-YidC 87 °C. Damit liegen
diese beiden Temperaturen relativ weit auseinander obwohl beide Proteine aus
thermophilen Organismen stammen. Allerdings besitzt Aquifex mit 85 °C auch eine
deutlich höhere optimale Wachstumstemperatur als T. thermophilus mit 72 °C. Als
Schmelzpunkt für YidC wurde von Dr. U. Gerken eine Temperatur von 58 °C ermittelt.
Diese ist um weitere 10 °C niedriger als die Schmelztemperatur von Tth-IM60 und
bestätigt damit die Annahme, dass Proteine aus thermophilen Organismen eine höhere
Temperaturstabilität auch außerhalb des Organismus aufweisen als Proteine aus
mesophilen Organismen. Außerdem zeigt die Schmelzkurve von YidC einen langen
Übergang zwischen nativem und denaturiertem Zustand und damit eine hohe Instabilität
bereits bei niedrigeren Temperatur (35 °C).
Das stabilste der drei untersuchten Proteine ist unter den getesteten Bedingungen das
Aq-YidC Protein aus dem Organismus mit der höchsten Wachstumstemperatur. Der
Schmelzpunkt ist jedoch stark abhängig von den äußeren Bedingungen. Deshalb ist zu
vermuten, dass besonders in T. thermophilus die Membran das Protein zusätzlich
stabilisiert und vor einer Denaturierung schützt, da die Schmelztemperatur mit 68 °C
unter der optimalen Wachstumstemperatur (72 °C) des Organismus liegt.
129
4. Diskussion
4.2.5
Kristallisation von Tth-IM60
Nachdem ganze Genome sequenziert und die Gene mit den dazugehörigen Proteinen
entschlüsselt wurden, steht nun die Proteinstruktur im Fokus der Wissenschaft. Durch
die Aufklärung der Sekundär- und Tertiärstrukturen von Proteinen können die
Funktionsweisen
biochemisch
verstanden
und
analysiert
werden.
Als
erste
Kristallstruktur wurde 1960 das Myoglobin von Kendrew und Kollegen veröffentlicht
(Kendrew et al., 1960). Jedoch erst 1985 gelang es der Arbeitsgruppe um Deisenhofer
das erste Membranprotein zu kristallisieren (Deisenhofer et al., 1985). Die Zahl der
aufgeklärten Strukturen wächst inzwischen exponentiell an, wobei die löslichen Proteine
die Mehrheit darstellen (s. Abbildung 4.2). Inzwischen sind mehr als 66 000 Strukturen
veröffentlicht worden und können in der „protein data bank“ abgerufen werden. Unter
diesen Strukturen befinden sich allerdings nur 263 verschiedene Membranproteine.
Dies hängt vor allem mit der oft zu geringen Expression von funktionell aktivem Protein
und der ungleichmäßigen Kristallisation zusammen.
Abbildung 4.2: Entwicklung der Aufklärung von 3D Strukturen bei Membranproteinen
A: Vergleich der Anzahl an Strukturen von löslichen Proteinen und Membranproteinen in den ersten 15
Jahren nach der 1. beschriebenen Kristallstruktur B: Entwicklung der aufgeklärten Membranproteinstrukturen von 1985 bis heute. Quelle: http://blanco.biomol.uci.edu/Membrane_Proteins_xtal.html (White,
2009)
Zur Aufklärung von Proteinstrukturen gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten: die
Kernspinresonanzspektroskopie (NMR), die Elektronenkristallographie mit 2D Kristallen
und die Röntgenstrukturanalyse. Der Vorteil bei NMR besteht darin, dass sich das
Protein während der Messung in wässriger Lösung, also bei löslichen Proteinen in der
130
4. Diskussion
natürlichen Umgebung befindet. Diese Umgebung ist für Membranproteine jedoch nicht
von Vorteil und daher ist die normale NMR nicht unbedingt für Membranproteine
geeignet.
Auch
aus
diesem
Grund
wurde
die
Struktur
von
den
meisten
Membranproteinen bislang über die Kristallstruktur analysiert. Die Analyse dieser
Kristalle kann über Elektronenbeugung (2D Kristalle) oder Röntgenbeugung (3D
Kristalle) erfolgen. Wobei die Röntgenstrukturanalyse die genaueren Ergebnisse liefert.
Diese Methode wurde auch für die Kristallisation von Tth-IM60 angewandt, die in
Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. I. Sinning am BZH in Heidelberg
durchgeführt wurde.
Um gleichmäßige Kristalle zu bekommen ist in erster Linie ein gereinigtes, homogenes
Protein mit hoher Konzentration nötig. Wie bereits gezeigt wurde, konnte Tth-IM60 in
der benötigten Reinheit und Konzentration hergestellt werden (s. 4.2.1). Außerdem
müssen die Kristallisations-Bedingungen und -Parameter für jedes Protein individuell
bestimmt werden. Dies wurde in automatisierten Screens durchgeführt (Ravaud et al.,
2008b). So konnten nach 40 Tagen erste Tth-IM60 Kristalle detektiert werden
(s. Abbildung 3.26). Diese sind mit 0,2 M NaCl, 0,1 M Bis-Tris, pH 5,5 und 25 %
PEG3350 gewachsen und konnten auch als Proteinkristalle verifiziert werden. Mit den
Kristallen konnte in Diffraktionstests eine Auflösung von 10 Å erreicht werden. Diese
Auflösung ist jedoch für eine Strukturanalyse zu gering. Daher ist es erforderlich
größere Mengen an Protein für die Kristallisation einzusetzen und die Bedingungen
weiter zu verbessern. Im Rahmen dieser Arbeit war dies jedoch nicht mehr möglich.
Eine Alternative zur Röntgenstrukturanalyse wäre auch die Elektronenkristallographie,
bei der nur ein geringes Volumen eingesetzt werden müsste. Aufgrund der guten
Stabilität nach der Reinigung und der Eigenschaft auch nach längerer Lagerzeit nicht zu
aggregieren, erfüllt das Tth-IM60 Protein die wichtigsten Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Kristallisation.
131
132
5. Zusammenfassung
5. Zusammenfassung
Die Proteine der evolutionär konservierten YidC/Oxa1/Alb3-Familie sind an der Insertion
von integralen Membranproteinen in Bakterien, Mitochondrien und Chloroplasten
beteiligt. Im Rahmen dieser Arbeit wurde das Protein Tth-IM60 aus Thermus
thermophilus als Mitglied dieser Familie identifiziert, sowie funktionell und strukturell
näher charakterisiert.
So konnte mit Komplementationsstudien, die in vivo mit einem Escherichia coli YidCDepletionsstamm durchgeführt wurden, gezeigt werden, dass Tth-IM60 das YidC
Protein funktionell ersetzen kann. Außerdem konnte Tth-IM60 heterolog in E. coli C43
Zellen im pMS-Vektor mit einem C-terminalen His-tag exprimiert werden. Bei der
Solubilisierung zeigte sich, dass das Protein in der Zelle vermutlich als Dimer vorliegt,
allerdings nach der Reinigung dazu tendiert in einen höheren Oligomerzustand
überzugehen, der nicht spezifiziert werden konnte. In diesem Zustand ist das Protein
jedoch für mindestens 50 Tage sehr stabil. Mit Hilfe von Größenausschlusschromatographien konnten das zwitterionische Detergenz LDAO und der Puffer aus
20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl und 10 % Glyzerin als optimal für die Stabilität
und Reinigung identifiziert werden. In diesem Puffer gelang es, das Protein über zwei
Affinitäts- und eine Gelfiltrationschromatographie als Dimer zu reinigen und eine
Konzentration von 10 mg/ml Protein als Voraussetzung für projektierte Kristallisationsversuche zu erreichen.
Mit in vitro Pulldown-Assays konnte eine schwache Bindung zwischen Tth-IM60 und der
ersten periplasmatischen Domäne von SecF nachgewiesen werden, die auf eine Secabhängige Funktion von Tth-IM60 schließen lässt. Des Weiteren konnte die als
essentiell beschriebene Sec-unabhängige YidC-Funktion durch die Translokation des
YidC-Substratproteins Pf3 coat in Tth-IM60 Proteoliposomen mittels Einzelmolekülspektroskopie nachgewiesen werden. Kinetische Versuche ließen darauf schließen,
dass die Translokation von Pf3 coat Protein innerhalb von fünf Minuten abgeschlossen
ist.
Strukturanalysen von Tth-IM60 mittels Zirkulardichroismusspektroskopie zeigten einen
Anteil von 49 – 55 % -Helix, 13 - 14 % -Faltblatt, 14 – 17 % -Schleife und 18 - 21%
ungeordnete Sekundärstruktur. Im Vergleich zu YidC besitzt Tth-IM60 einen deutlich
höheren -helikalen und einen niedrigeren -Faltblatt Anteil, der mit dem deutlich
kürzeren periplasmatischen Loop erklärbar ist. Der Schmelzpunkt von Tth-IM60 liegt bei
133
5. Zusammenfassung
68 °C und ist damit um 10 °C höher als der von YidC. Außerdem gelang es, das
Tth-IM60 Protein zu kristallisieren und erste Diffraktionstests durchzuführen. Aufgrund
der bislang zu geringen Auflösung konnte die Struktur jedoch noch nicht abschließend
aufgeklärt werden.
In einem zweiten Teil dieser Arbeit konnte auch das „translocating chain-associated
membrane“ (TRAM) Protein aus X. laevis in E. coli C43 als Fusionsprotein mit Nterminalem MBP (Maltosebindeprotein) und C-terminalem His-tag heterolog exprimiert
werden. Dieses Protein ist zusammen mit dem Sec61-Komplex an der Insertion von
integralen Membranproteinen im Endoplasmatischen Retikulum (ER) beteiligt. Im
Gegensatz zu den Sec-Komponenten gibt es im ER jedoch kein homologes YidC
Protein. Daher könnten funktionelle Ähnlichkeiten zwischen TRAM und YidC existieren.
Das TRAM Protein konnte mittels zweier verschiedener Affinitätschromatographien
(IMAC und Amylose) gereinigt und anschließend in Liposomen rekonstituiert werden.
Translokationsstudien mit Pf3 zeigten eine sehr schwache Bindung und sehr geringe
Einbausignale, vergleichbar mit Liposomen. Auch in vivo Komplementationsstudien
zeigten keine funktionelle Aktivität von TRAM, die YidC in E. coli ersetzen kann. Nach
diesen Ergebnissen konnte dem TRAM Protein keine YidC vergleichbare zelluläre
Funktion zugewiesen werden.
134
6. Summary
6. Summary
The evolutionarily conserved YidC/Oxa1/Alb3 family of proteins catalyzes the insertion
of integral membrane proteins in bacteria, mitochondria, and chloroplasts. In this work
Tth-IM60 from Thermus thermophilus was identified as a member of this family. The
function and structure of the protein was analysed in detail.
Complementation studies in a Escherichia coli YidC-depletion strain show a functional
replacement of the essential YidC by Tth-IM60 in vivo. A heterologous expression of the
his-tagged Tth-IM60 protein was achieved in the E. coli strain C43 and pMS as a
plasmid vector. It was shown that Tth-IM60 protein is located in the inner membrane
probably in a dimeric state. After purification the protein tends to oligomerize in a higher,
but very stable oligomeric state. The Tth-IM60 oligomeric protein was stable for 50 days
at least. By size-exclusion chromatography the zwitterionic detergent LDAO and a
buffer containing 20 mM TrisHCl pH 8,5, 500 mM NaCl and 10 % glycerol were
identified as the best conditions for purification and stability. With this buffer, Tth-IM60
was purified as a dimer via its C-terminal histag by two Ni-IMACs (immobilized metal
affinity chromatography) and a size-exclusion chromatography. A final protein
concentration up to 10 mg/ml was feasible. The purified Tth-IM60 protein was used for
functional and structural studies. A weak binding of Tth-IM60 to the first periplasmic loop
of SecF as shown by pulldown assays, suggests a Sec-dependent function of Tth-IM60.
In addition, the essential Sec-independent function of Tth-IM60 was demonstrated by
the translocation of the YidC substrate Pf3 coat into Tth-IM60 proteoliposomes.
Moreover, the results of the single molecule spectroscopy measurements implicate that
the translocation of Pf3 coat proteins occurs with a fast kinetics within 5 minutes.
The secondary structure of the Tth-IM60 protein was analysed by circular dichroism
spectroscopy: 49 – 55 % -helical, 13 - 14 % -sheet, 14 – 17 % -turns and 18 - 21%
unordered structures were calculated. Tth-IM60 comprises more -helical structures,
but less -sheets than YidC, probably because of the first periplasmic loop of Tth-IM60
being shorter. The melting point of Tth-IM60 was determined to 68 °C, which is 10
degrees higher than the melting point of YidC. Furthermore, the Tth-IM60 protein was
crystallized and X-ray analysis was performed. However, due to the low resolution the
structure of the Tth-IM60 protein could not be determined so far.
The second part of this thesis concerns the “translocating chain-associated membrane”
(TRAM) protein. The TRAM protein is involved in the insertion of integral membrane
135
6. Summary
proteins of the endoplasmic reticulum (ER) together with the Sec61-complex. In contrast
to the Sec-components, no homologous YidC protein exists in the ER-membrane.
Therefore, it was postulated that TRAM and YidC could have functional similarities. For
functional studies the TRAM protein from X. laevis was expressed in E. coli as a fusion
protein with a N-terminal MBP (maltose-binding protein) and a C-terminal histag. TRAM
was purified via two different affinity matrices: Ni sepharose and an amylose resin. It
was possible to reconstitute the fusion protein into liposomes. However a translocation
of the YidC-substrate Pf3 coat into these proteoliposomes was not detectable. In
addition, complementation studies with a YidC-depletion strain did not show that the
essential YidC function can be replaced by TRAM in vivo.
136
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151
152
8. Anhang
8. Anhang
8.1
8.1.1
DNA und Aminosäure Sequenzen
Tram 1 X.l. mit His-tag
Q M G I
R K K
N S K
T P P V
L S H
E F I
1 CAGATGGGCA TCCGTAAGAA GAACAGCAAG ACCCCGCCGG TGCTCAGCCA CGAGTTCATT
I Q N H
A D I
V S C
L A M V
F L L
G L M
61 ATCCAGAACC ATGCGGACAT CGTCTCCTGC CTGGCCATGG TCTTCCTGCT CGGCCTTATG
F E I T
A K V
A V M
F V T L
Q Y N
V T I
121 TTCGAGATTA CAGCAAAGGT GGCTGTCATG TTTGTCACAC TCCAGTACAA TGTCACCATT
P V E G
V L G
E P T
S L Y H
Y G I
K D M
181 CCAGTAGAAG GGGTGCTTGG AGAACCCACT TCGCTGTACC ATTATGGCAT CAAAGATATG
A T V F
F Y M
L V A
I I L H
A V I
Q E Y
241 GCCACTGTAT TTTTTTACAT GCTGGTGGCA ATAATACTAC ATGCAGTTAT CCAAGAATAC
V L D K
I N R
R M H
F S K T
K H S
K F N
301 GTATTAGATA AAATCAACCG CCGTATGCAT TTTTCCAAGA CAAAACACAG CAAGTTTAAT
E S G Q
L S A
F Y L
F S C I
W G A
S I I
361 GAGTCTGGAC AGCTAAGTGC ATTTTACCTG TTCTCTTGCA TTTGGGGAGC AAGCATTATT
V S E N
Y F S
D P I
S L W K
G Y P
H T Y
421 GTCTCAGAGA ATTATTTTTC GGATCCAATA AGCCTGTGGA AAGGGTATCC TCACACATAC
F P F Q
M K F
F Y I
S Q L A
Y W F
H A F
481 TTTCCATTCC AGATGAAGTT CTTCTACATT TCCCAGCTGG CTTATTGGTT TCATGCTTTT
P E L Y
F Q K
T K K
E D I P
R Q L
V Y I
541 CCAGAGCTCT ACTTTCAGAA AACGAAAAAG GAAGACATTC CCAGGCAGCT GGTCTACATT
G L Y L
F H I
I G A
Y V L N
L N R
L G L
601 GGTTTATACC TCTTCCATAT TATAGGAGCT TATGTTCTCA ACCTCAATCG CCTGGGTCTG
V L L V
L H Y
F V E
F L F H
M S R
L F Y
661 GTACTGCTAG TTCTGCATTA CTTTGTAGAA TTCCTGTTCC ATATGTCACG TCTGTTTTAC
F S N E
R Y Q
K G F
T V W A
V L F
V L G
721 TTCAGCAATG AGAGATACCA GAAAGGGTTT ACTGTGTGGG CCGTTCTCTT TGTCCTTGGG
R L L T
L I L
S V L
T V G F
G L A
R A E
781 CGCCTCCTCA CTCTTATCCT TTCTGTTCTT ACTGTCGGCT TTGGACTTGC ACGCGCTGAA
N Q E L
D L S
N G N
F N I L
A I R
I T V
841 AATCAAGAGT TGGATCTGAG TAATGGAAAT TTCAACATTT TGGCCATCAG AATCACCGTG
L A S I
C I T
Q A F
M M W K
F I N
F Q L
901 TTGGCATCTA TTTGCATCAC CCAGGCATTT ATGATGTGGA AGTTCATTAA TTTCCAGCTG
R R W R
E H S
S P Q
P S S Q
R K K
A T S
961 AGACGATGGA GAGAGCATTC ATCTCCTCAA CCCTCCTCTC AAAGGAAGAA GGCGACCTCT
A
K
G
K
A
S
R
K
E
K
153
E
N
G
V
N
G
T
V
T
S
8. Anhang
1021 GCTAAAGGCA AAGCTTCACG TAAAGAAAAA GAAAATGGAG TGAATGGAAC AGTAACATCA
N G A D
S P R
S R K
E K H H H
H H H
*
1081 AACGGAGCAG ATTCTCCTCG CAGCCGTAAA GAAAAACATCATC ATCATCATCA TTAA
Rot hervorgehoben ist der eingefügte His-tag.
Blau hervorgehoben sind die veränderten Arginin Codons CGG in CGC
8.1.2
Tth-IM60 mit His-tag
M K R L
L A A
F L F
L L P A
L A L
E V G
1 ATGAAGAGGC TCCTTGCGGC CTTCCTCTTC CTCCTCCCCG CCCTCGCCCT CGAGGTGGGG
F K D A
D V N
G D G
T P E K
V A V
T N L
61 TTCAAGGACG CGGACGTCAA CGGGGACGGG ACCCCGGAAA AGGTCGCCGT CACCAACCTC
M D L A
F N E
A G Q
V V G W
Y V K
A Y K
121 ATGGACCTGG CCTTTAACGA GGCGGGCCAG GTGGTGGGCT GGTACGTGAA GGCCTACAAG
G T A F
G D Y
A R A
P N L A
A N G
P V L
181 GGCACGGCCT TCGGCGACTA CGCCCGCGCC CCCAACCTGG CGGCGAACGG CCCCGTCCTC
S P V G
F R P
L E A
E F A V
E D G
H L L
241 TCCCCCGTGG GCTTCCGTCC CCTGGAGGCG GAGTTCGCCG TGGAGGACGG CCACCTCCTC
A R F R
G E E
G T L
T Y R I
P K E
R Y T
301 GCCCGCTTCC GGGGGGAGGA GGGGACCCTC ACCTACCGCA TCCCCAAGGA GCGGTACACC
A E V T
A D F
P L V
L K L S
A Q G
N P K
361 GCGGAGGTGA CGGCGGACTT CCCCCTCGTC CTTAAGCTCT CCGCCCAGGG GAACCCCAAG
A L L E
G A A
E P A
P S G E
G R L
V Y L
421 GCGCTGTTGG AAGGCGCCGC CGAGCCCGCC CCGAGCGGGG AGGGGCGCCT CGTCTACCTC
A W Q T
R P K
A G Y
A L V A
F G E
G P L
481 GCCTGGCAGA CCCGGCCCAA GGCGGGCTAC GCCCTGGTGG CCTTCGGGGA GGGCCCCTTG
E G R L
V G R
E G E
V R L G
P G E
I L R
541 GAGGGCAGGC TCGTGGGGCG CGAGGGGGAG GTGCGGCTTG GGCCGGGAGA AATCCTCAGG
V Y G G
Q N E
L V R
F H V E
G L L
S F P
601 GTCTACGGCG GCCAGAACGA GCTCGTCCGC TTCCACGTGG AAGGCCTCCT CTCCTTCCCC
G L F S
P N L
W G Q
L S L G
L L W
I M E
661 GGCCTCTTCA GCCCCAACCT CTGGGGCCAG CTCTCCTTGG GCCTCCTCTG GATCATGGAG
A A Y R
F T G
N W G
L A I L
F L T
L V V
721 GCGGCCTACC GCTTCACCGG CAACTGGGGC CTCGCCATCC TCTTCCTGAC CCTGGTGGTG
R L L L
W P L
M H Q
Q F K S
M A E
I Q R
781 CGCCTCCTCC TCTGGCCCCT CATGCACCAG CAGTTCAAGA GCATGGCGGA GATCCAGCGC
L Q P L
I Q K
I N E
K Y K D
D P N
K R A
841 CTCCAGCCCC TCATCCAGAA GATCAACGAG AAGTACAAGG ACGACCCCAA CAAGCGGGCG
E A T M
K L Y
Q E H
R V N P
A A G
C L P
901 GAGGCCACCA TGAAGCTCTA CCAGGAGCAC CGGGTGAACC CCGCCGCCGG CTGCCTCCCC
L
L
I
Q
M
P
I
L
F
I
154
L
W
K
V
I
A
N
Y
E
F
8. Anhang
961 CTCCTCATCC AGATGCCCAT CCTCTTCATC CTCTGGAAGG TGATCGCCAA CTACGAGTTC
G Q G F
L W I
P D L
A L P D
P Y Y
I L P
1021 GGCCAGGGCT TCCTCTGGAT CCCCGACCTC GCCCTCCCCG ACCCCTACTA CATCCTCCCC
V L Y V
A S T
F L S
T W L S
A H G
N R D
1081 GTCCTCTACG TGGCCAGCAC CTTCCTCTCC ACCTGGCTCT CCGCCCACGG GAACCGGGAC
L I R Q
S L F
M N L
I F V F
L V L
Q F P
1141 CTCATCCGGC AAAGCCTCTT CATGAACCTC ATCTTCGTCT TCCTGGTCCT CCAGTTCCCC
S G V T
L Y W
V L S
T L I G
L V Q
Q W L
1201 TCGGGGGTCA CCCTCTACTG GGTCCTTTCC ACCCTCATCG GCCTCGTGCA GCAGTGGCTC
I N K S
L A P
L K A
H H H H
H H H
H H H
1261 ATCAACAAAA GCCTGGCCCC CCTTAAGGCG CATCATCATC ATCATCATCA TCATCATCAT
*
1321 TAA
Rot hervorgehoben ist der eingefügte His-tag.
8.2
Daten der CD-Spektroskopie
8.2.1
CD-Spektrum von Tth-IM60, Aq-YidC und YidC
Tth-IM60
λ [nm]
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
Θ(λ)mdeg
[mdeg]
10,4408806
12,2154806
14,5440806
16,8619806
18,7572806
20,6020806
21,4830806
22,4440806
23,1453806
23,3741806
22,5644806
21,2573806
19,1120806
16,2867806
12,9042806
9,3899206
5,8650006
2,5136006
-0,7117574
-3,7496094
-6,3809594
-8,6212794
-10,3490194
-11,6058194
-12,3790194
-12,8605194
Aq-YidC
Θ(λ)MRW
[deg cm2/dmol]
Θ(λ)mdeg
[mdeg]
14279,6
16706,7
19891,5
23061,6
25653,7
28176,8
29381,7
30696
31655,2
31968,1
30860,7
29073
26139
22274,9
17648,8
12842,3
8021,4
3437,8
-973,4
-5128,2
-8727
-11791
-14154
-15872,9
-16930,4
-17588,9
14,100164
16,625364
19,996164
23,114564
25,652464
28,231664
30,505964
31,886664
31,737764
30,977964
29,434164
26,490264
22,549764
17,953864
12,759164
7,682954
2,907264
-1,309776
-5,030546
-8,277476
-11,126136
-13,487636
-15,173236
-16,268536
-16,610636
-16,567736
155
YidC
Θ(λ)MRW
[deg cm2/dmol]
Θ(λ)MRW
[deg cm2/dmol]
15257,2
17989,7
21637,1
25011,4
27757,5
30548,4
33009,3
34503,3
34342,2
33520
31849,6
28664,1
24400,2
19427,2
13806,2
8313,4
3145,8
-1417,3
-5443,4
-8956,7
-12039,2
-14594,4
-16418,4
-17603,5
-17973,7
-17927,3
7800
8630,7
10297
11871,8
13341
14654,9
15964
17033,3
17711,6
17847
17563
16691,4
15013,6
12564
9674,2
6703,9
3777,9
971,2
-1667,3
-4067,8
-6223,9
-8054,8
-9529,1
-10552,6
-11224,1
-11592,4
8. Anhang
211
212
213
214
215
216
217
218
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221
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240
241
242
243
244
245
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247
248
249
250
251
252
253
254
255
256
257
258
259
260
-13,0334194
-12,9522194
-12,9991194
-13,1665194
-13,4581194
-13,6425194
-13,8201194
-13,8662194
-13,9038194
-13,9279194
-13,8719194
-13,6236194
-13,2848194
-12,9031194
-12,5503194
-12,0253194
-11,3842194
-10,6168194
-9,9131194
-9,1630694
-8,3406194
-7,3863494
-6,5083094
-5,6440994
-4,9660894
-4,1676994
-3,4673594
-2,8471294
-2,3919094
-1,9976194
-1,5849394
-1,2738694
-0,9529594
-0,7752624
-0,6448574
-0,5577724
-0,4498194
-0,3227554
-0,2774544
-0,2061714
-0,1160504
-0,0740714
-0,1418184
-0,1116104
-0,0554654
-0,0261324
-0,0390034
0
-0,0113324
-0,0697934
-17825,4
-17714,3
-17778,5
-18007,4
-18406,2
-18658,4
-18901,3
-18964,4
-19015,8
-19048,8
-18972,2
-18632,6
-18169,2
-17647,2
-17164,7
-16446,6
-15569,8
-14520,3
-13557,8
-12532
-11407,2
-10102,1
-8901,2
-7719,2
-6792
-5700
-4742,2
-3893,9
-3271,3
-2732,1
-2167,7
-1742,2
-1303,3
-1060,3
-881,9
-762,8
-615,2
-441,4
-379,5
-282
-158,7
-101,3
-194
-152,6
-75,9
-35,7
-53,3
0
-15,5
-95,5
-16,305736
-16,126536
-16,008136
-15,938436
-15,956236
-15,982236
-16,077836
-16,157936
-16,243636
-16,092936
-15,989536
-15,816236
-15,563536
-15,023536
-14,469036
-13,840136
-13,049436
-12,124836
-11,263436
-10,417736
-9,384016
-8,317516
-7,363786
-6,463556
-5,623356
-4,773696
-3,968636
-3,280636
-2,820056
-2,299956
-1,771676
-1,380856
-1,200566
-1,002641
-0,829577
-0,699113
-0,595404
-0,457321
-0,400014
-0,337204
-0,316032
-0,2394721
-0,2739229
-0,2157655
-0,1918005
-0,0850693
-0,069951
0
-0,056948
-0,1027281
156
-17643,8
-17449,9
-17321,8
-17246,4
-17265,6
-17293,8
-17397,2
-17483,9
-17576,6
-17413,5
-17301,7
-17114,1
-16840,7
-16256,4
-15656,4
-14975,9
-14120,3
-13119,8
-12187,7
-11272,6
-10154,1
-9000,1
-7968,1
-6994
-6084,8
-5165,4
-4294,3
-3549,8
-3051,5
-2488,7
-1917,1
-1494,2
-1299,1
-1084,9
-897,7
-756,5
-644,3
-494,8
-432,8
-364,9
-342
-259,1
-296,4
-233,5
-207,5
-92,1
-75,7
0
-61,6
-111,2
-11786,7
-11875,8
-11868,3
-11871,6
-11944,2
-12059,6
-12186,3
-12311,6
-12363,8
-12388,7
-12368,1
-12267,3
-12089,2
-11813,4
-11474,8
-11049,3
-10533,2
-9884,9
-9131,7
-8345,1
-7594,1
-6854,4
-6111,1
-5425,2
-4730,5
-4088,6
-3499,3
-2960,4
-2477,3
-2048,8
-1649,6
-1339,4
-1076
-886,7
-747,7
-606,7
-472,2
-380,2
-293,8
-214,1
-156,7
-127,3
-110,4
-99,6
-65,2
-12,1
15,9
26,6
31
31
8. Anhang
8.2.2
Strukturanalyse mittels DichroWeb
1
2
1
Contin Set4
2
Tth-IM60
1
Contin Set6
2
1
Contin Set7
2
CDSSTR Set3 3
1
Contin Set3
2
1
Contin Set4
2
Aq-YidC
1
Contin Set6
2
1
Contin Set7
2
CDSSTR Set3 3
1
Contin Set3
2
1
Contin Set4
2
YidC
1
Contin Set6
2
1
Contin Set7
2
CDSSTR Set3 3
Contin Set3
8.2.3
Helix 1
Helix 2
Strand1
Strand2
Turns
Unordered
0,302
0,168
0,074
0,061
0,162
0,232
0,296
0,166
0,093
0,066
0,165
0,213
0,335
0,185
0,049
0,048
0,153
0,231
0,326
0,176
0,062
0,051
0,168
0,218
0,307
0,185
0,095
0,073
0,198
0,143
0,307
0,179
0,094
0,068
0,178
0,175
0,332
0,191
0,060
0,055
0,172
0,190
0,329
0,186
0,057
0,052
0,165
0,212
0,36
0,19
0,08
0,05
0,14
0,18
0,325
0,181
0,024
0,059
0,180
0,231
0,320
0,180
0,046
0,064
0,178
0,211
0,338
0,195
0,032
0,047
0,169
0,218
0,325
0,191
0,039
0,050
0,168
0,226
0,329
0,190
0,037
0,064
0,194
0,186
0,325
0,186
0,044
0,066
0,183
0,195
0,338
0,194
0,032
0,047
0,169
0,220
0,330
0,192
0,034
0,048
0,167
0,228
0,37
0,2
0,04
0,05
0,15
0,2
0,205
0,144
0,124
0,077
0,190
0,260
0,203
0,156
0,080
0,065
0,235
0,261
0,207
0,153
0,097
0,077
0,194
0,272
0,205
0,160
0,074
0,067
0,221
0,272
0,201
0,133
0,110
0,069
0,165
0,321
0,200
0,151
0,087
0,066
0,220
0,277
0,209
0,146
0,085
0,069
0,173
0,318
0,208
0,160
0,074
0,067
0,212
0,280
0,23
0,15
0,12
0,08
0,19
0,25
Schmelzkurven von Aq-YidC, Tth-IM60 und YidC
Aq-YidC
Temperatur
[C°]
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Θ[mdeg]
-16,9431
-17,1201
-16,8428
-16,9687
-17,1977
-16,8811
-16,7301
-16,9697
-16,9446
-16,7513
-16,6992
-16,8394
-16,7603
-16,6833
-16,4547
Tth-IM60
f(T)
Θ[mdeg]
-0,001
-0,019
0,010
-0,004
-0,028
0,006
0,022
-0,004
-0,001
0,019
0,025
0,010
0,018
0,026
0,050
-30,1467
-30,2363
-30,223
-30,2806
-29,8095
-29,9479
-30,3031
-29,8337
-29,9055
-29,9874
-29,804
-29,7166
-29,8084
-29,5894
-29,3079
157
YidC
f(T)
-0,003
-0,006
-0,006
-0,008
0,010
0,004
-0,009
0,009
0,006
0,003
0,010
0,013
0,010
0,018
0,028
Θ[mdeg]
-12,5153
-12,7916
-12,7841
-12,7296
-12,7033
-12,7154
-12,777
-12,7836
-12,7083
-12,6174
-12,8031
-12,574
-12,6234
-12,6311
-12,4018
f(T)
0,041
-0,007
-0,006
0,004
0,009
0,006
-0,004
-0,006
0,008
0,023
-0,009
0,031
0,022
0,021
0,061
8. Anhang
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
-16,9564
-16,4216
-16,465
-16,6037
-16,4452
-16,4761
-16,5006
-16,1719
-16,1762
-16,3494
-16,3682
-16,2209
-16,1961
-16,309
-16,1289
-15,9296
-15,9474
-15,919
-15,6758
-15,709
-15,9885
-15,779
-15,5269
-15,7095
-15,5728
-15,6152
-15,5659
-15,4441
-15,5063
-15,234
-15,0904
-15,3307
-14,9803
-15,1868
-15,215
-14,8038
-14,9554
-14,9023
-14,7879
-14,6855
-14,4992
-14,5033
-14,4271
-14,4294
-14,3405
-14,2264
-14,3981
-14,2162
-13,9293
-14,0579
-13,9343
-13,7357
-13,8755
-13,8996
-13,528
-13,4764
-0,002
0,054
0,049
0,035
0,051
0,048
0,046
0,080
0,080
0,062
0,060
0,075
0,078
0,066
0,085
0,106
0,104
0,107
0,132
0,129
0,099
0,122
0,148
0,129
0,143
0,139
0,144
0,157
0,150
0,179
0,194
0,169
0,205
0,184
0,181
0,224
0,208
0,214
0,226
0,236
0,256
0,256
0,264
0,263
0,273
0,285
0,267
0,286
0,316
0,302
0,315
0,336
0,322
0,319
0,358
0,364
-29,2543
-29,6546
-29,1146
-29,1942
-29,0346
-28,8869
-28,6638
-28,5093
-28,4439
-28,2345
-28,0957
-28,1007
-27,9124
-27,7421
-27,7124
-27,7102
-27,4388
-27,6715
-27,2698
-26,8917
-26,9641
-26,6614
-26,5472
-26,6175
-26,4223
-26,148
-26,0346
-25,7716
-25,5623
-25,7769
-25,8146
-25,4315
-25,5172
-25,474
-25,154
-25,1487
-25,2188
-24,9381
-24,8473
-24,0976
-23,3625
-21,8472
-18,3227
-15,7269
-13,7626
-12,1797
-10,2263
-8,757
-7,57928
-6,36445
-5,46071
-5,05652
-4,68166
-4,39677
-4,21091
-4,21834
158
0,030
0,015
0,035
0,032
0,038
0,044
0,052
0,058
0,060
0,068
0,073
0,073
0,080
0,086
0,088
0,088
0,098
0,089
0,104
0,118
0,115
0,127
0,131
0,128
0,136
0,146
0,150
0,160
0,167
0,160
0,158
0,172
0,169
0,171
0,183
0,183
0,180
0,191
0,194
0,222
0,249
0,306
0,437
0,533
0,606
0,665
0,738
0,792
0,836
0,881
0,915
0,930
0,944
0,954
0,961
0,961
-12,5319
-12,609
-12,2137
-12,3673
-12,412
-12,3641
-12,3344
-12,2281
-12,4806
-12,1414
-12,1716
-11,9227
-11,8007
-11,9381
-11,8984
-11,6756
-11,5327
-11,3162
-11,6347
-11,3312
-11,3645
-11,2601
-10,8092
-10,8282
-10,6923
-10,6903
-10,4964
-10,4855
-10,2173
-10,0839
-10,1177
-10,1311
-9,73609
-9,86546
-9,41335
-9,54309
-9,22711
-9,27667
-8,81652
-8,67467
-8,74333
-8,50749
-8,25704
-8,28025
-8,39674
-8,16353
-7,92344
-7,78291
-7,63949
-7,56143
-7,70917
-7,58799
-7,19927
-7,49192
-7,74202
-7,36819
0,038
0,025
0,093
0,067
0,059
0,067
0,072
0,091
0,047
0,106
0,101
0,144
0,165
0,141
0,148
0,187
0,211
0,249
0,194
0,246
0,241
0,259
0,337
0,334
0,357
0,358
0,391
0,393
0,440
0,463
0,457
0,455
0,523
0,501
0,579
0,556
0,611
0,603
0,682
0,707
0,695
0,736
0,779
0,775
0,755
0,796
0,837
0,862
0,887
0,900
0,874
0,895
0,963
0,912
0,869
0,934
8. Anhang
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
8.3
-13,382
-13,2235
-12,9691
-13,1472
-12,8822
-12,8038
-12,0667
-11,2782
-10,7312
-9,99164
-9,74782
-9,04205
-8,61733
-8,1628
-7,98759
-7,76804
-7,36066
-7,42183
0,373
0,390
0,417
0,398
0,426
0,434
0,512
0,595
0,652
0,730
0,755
0,830
0,874
0,922
0,941
0,964
1,006
1,000
-4,1252
-3,99269
-4,0017
-3,76349
-3,52619
-3,63608
-3,5873
-3,53586
-3,38179
-3,32284
-3,52898
-3,39471
-3,32699
-3,32283
-3,18016
-3,18442
-3,19933
-3,11876
0,965
0,969
0,969
0,978
0,987
0,983
0,985
0,986
0,992
0,994
0,987
0,992
0,994
0,994
1,000
0,999
0,999
1,002
-7,42766
-7,28825
-7,13778
-7,19121
-7,50529
-7,25189
-6,97147
-7,11749
-7,00946
-6,84034
0,923
0,947
0,974
0,964
0,910
0,954
1,002
0,977
0,996
1,025
Einteilung der Aminosäuren nach ClustalX
* - einzelne, konservierte Aminosäuren
: - Aminosäure einer Gruppe, die eine „starken“ Ähnlichkeit aufweisen:
STA, NEQK, NHQK, NDEG, QHRK, MILV, MILF, HY, FYW
. – Aminosäure einer Gruppe, die eine „schwache“ Ähnlichkeit aufweisen:
CSA, ATV, SAG, STNK, STPA, SGND, SNDEQK, NDEQHK, NEQHRK, FVLIM, HFY
8.4
PMF-Analyse
Mascot Search Results
User : iris
Email : [email protected]
Search title :
Database : NCBInr 20090123 (7704340 sequences; 2652333511 residues)
Taxonomy : Bacteria (Eubacteria) (3926559 sequences)
Timestamp : 30 Jan 2009 at 15:59:31 GMT
Top Score : 182 for gi|82778613, 50S ribosomal protein L2 [Shigella dysenteriae Sd197]
Probability Based Mowse Score
Protein score is -10*Log(P), where P is the probability that the observed match is a random event.
Protein scores greater than 78 are significant (p<0.05).
159
8. Anhang
Concise Protein Summary Report
Format As Concise Protein Summary Help
Significance threshold p< 0.05 Max. number of hits 20
Re-Search All Search Unmatched
1. gi|82778613 Mass: 29928 Score: 182 Expect: 2.5e-12 Queries matched: 17
50S ribosomal protein L2 [Shigella dysenteriae Sd197]
gi|156932236 Mass: 27957 Score: 168 Expect: 6.2e-11 Queries matched: 16
50S ribosomal protein L2 [Enterobacter sakazakii ATCC BAA-894]
gi|119390347 Mass: 29284 Score: 165 Expect: 1.2e-10 Queries matched: 16
Chain C, Model Of E. Coli Srp Bound To 70s Rncs
gi|223571 Mass: 29825 Score: 164 Expect: 1.6e-10 Queries matched: 16
protein L12
gi|33357902 Mass: 29825 Score: 164 Expect: 1.6e-10 Queries matched: 16
Chain A, Real Space Refined Coordinates Of The 50s Subunit Fitted Into The Low Resolution Cryo-Em Map Of The Ef-G.Gtp State Of E.
Coli 70s Ribosome
gi|15803844 Mass: 29956 Score: 162 Expect: 2.5e-10 Queries matched: 16
50S ribosomal protein L2 [Escherichia coli O157:H7 EDL933]
gi|116667435 Mass: 24684 Score: 137 Expect: 7.8e-08 Queries matched: 14
Chain A, Structure Of The 50s Subunit Of A Pre-Translocational E. Coli Ribosome Obtained By Fitting Atomic Models For Rna And
Protein Components Into Cryo-Em
gi|152972224 Mass: 29930 Score: 134 Expect: 1.6e-07 Queries matched: 14
50S ribosomal protein L2 [Klebsiella pneumoniae subsp. pneumoniae MGH 78578]
gi|209905813 Mass: 27917 Score: 122 Expect: 2.5e-06 Queries matched: 13
hypothetical protein ENTCAN_00038 [Enterobacter cancerogenus ATCC 35316]
gi|16762846 Mass: 29916 Score: 118 Expect: 6.2e-06 Queries matched: 13
50S ribosomal protein L2 [Salmonella enterica subsp. enterica serovar Typhi str. CT18]
gi|50122948 Mass: 29990 Score: 102 Expect: 0.00025 Queries matched: 12
50S ribosomal protein L2 [Pectobacterium atrosepticum SCRI1043]
gi|146313382 Mass: 29932 Score: 88 Expect: 0.007 Queries matched: 11
50S ribosomal protein L2 [Enterobacter sp. 638]
gi|77957328 Mass: 30096 Score: 87 Expect: 0.0086 Queries matched: 11
COG0090: Ribosomal protein L2 [Yersinia bercovieri ATCC 43970]
gi|37528540 Mass: 30201 Score: 86 Expect: 0.0092 Queries matched: 11
50S ribosomal protein L2 [Photorhabdus luminescens subsp. laumondii TTO1]
gi|77962743 Mass: 30153 Score: 86 Expect: 0.0096 Queries matched: 11
COG0090: Ribosomal protein L2 [Yersinia mollaretii ATCC 43969]
gi|22127863 Mass: 30168 Score: 86 Expect: 0.0096 Queries matched: 11
50S ribosomal protein L2 [Yersinia pestis KIM]
gi|77978230 Mass: 30199 Score: 86 Expect: 0.0096 Queries matched: 11
COG0090: Ribosomal protein L2 [Yersinia intermedia ATCC 29909]
gi|212708984 Mass: 30089 Score: 82 Expect: 0.023 Queries matched: 10
hypothetical protein PROVALCAL_00016 [Providencia alcalifaciens DSM 30120]
gi|212706658 Mass: 30106 Score: 81 Expect: 0.03 Queries matched: 10
hypothetical protein PROVRUST_01585 [Providencia rustigianii DSM 4541]
gi|188535275 Mass: 29994 Score: 74 Expect: 0.18 Queries matched: 10
50S ribosomal protein L2 [Erwinia tasmaniensis Et1/99]
gi|197287071 Mass: 30152 Score: 73 Expect: 0.19 Queries matched: 9
50S ribosomal protein L2 [Proteus mirabilis HI4320]
gi|213417260 Mass: 14049 Score: 71 Expect: 0.31 Queries matched: 8
50S ribosomal protein L2 [Salmonella enterica subsp. enterica serovar Typhi str. E01-6750]
gi|88860956 Mass: 30158 Score: 64 Expect: 1.7 Queries matched: 8
50S ribosomal protein L2 [Pseudoalteromonas tunicata D2]
gi|194394668 Mass: 11733 Score: 63 Expect: 1.9 Queries matched: 7
ribosomal protein L2 [Enterobacter sp. ECC_113]
gi|213977963 Mass: 15740 Score: 57 Expect: 7.5 Queries matched: 7
50S ribosomal protein L2 [Salmonella enterica subsp. enterica serovar Typhi str. AG3]
gi|183600750 Mass: 30119 Score: 56 Expect: 11 Queries matched: 8
hypothetical protein PROSTU_04344 [Providencia stuartii ATCC 25827]
gi|83682123 Mass: 51655 Score: 54 Expect: 15 Queries matched: 7
Ser-Asp rich fibrinogen-binding, bone sialoprotein-binding protein [Staphylococcus aureus]
gi|83681789 Mass: 51615 Score: 54 Expect: 15 Queries matched: 7
Ser-Asp rich fibrinogen-binding, bone sialoprotein-binding protein [Staphylococcus aureus]
gi|149276078 Mass: 26239 Score: 51 Expect: 29 Queries matched: 7
probable insertion sequence ATP-binding protein, IS21 family [Pedobacter sp. BAL39]
gi|170680574 Mass: 4268 Score: 50 Expect: 38 Queries matched: 3
hypothetical protein EcSMS35_4543 [Escherichia coli SMS-3-5]
gi|191171999 Mass: 4242 Score: 50 Expect: 38 Queries matched: 3
hypothetical protein EcF11_4733 [Escherichia coli F11]
gi|16263587 Mass: 38833 Score: 47 Expect: 75 Queries matched: 5
oxidoreductase [Sinorhizobium meliloti 1021]
gi|188494328 Mass: 4286 Score: 47 Expect: 77 Queries matched: 3
hypothetical protein Ec53638_1679 [Escherichia coli 53638]
2. gi|85060253 Mass: 30053 Score: 105 Expect: 0.00012 Queries matched: 12
50S ribosomal protein L2 [Sodalis glossinidius str. 'morsitans']
gi|22854675 Mass: 24035 Score: 101 Expect: 0.00031 Queries matched: 11
ribosomal protein L2-like protein [primary endosymbiont of Sitophilus zeamais]
gi|22854673 Mass: 24065 Score: 101 Expect: 0.00031 Queries matched: 11
ribosomal protein L2-like protein [Sodalis glossinidius]
gi|126461099 Mass: 21224 Score: 47 Expect: 84 Queries matched: 4
ATP--cobalamin adenosyltransferase [Rhodobacter sphaeroides ATCC 17029]
3. gi|17545996 Mass: 24991 Score: 55 Expect: 13 Queries matched: 5
cytochrome C oxidase subunit II [Ralstonia solanacearum GMI1000]
4. gi|215919140 Mass: 186879 Score: 55 Expect: 14 Queries matched: 12
putative glutamate dehydrogenase, NAD-specific [Coxiella burnetii RSA 493]
gi|212212389 Mass: 186865 Score: 55 Expect: 14 Queries matched: 12
NAD-specific glutamate dehydrogenase [Coxiella burnetii CbuG_Q212]
gi|161830430 Mass: 186223 Score: 54 Expect: 17 Queries matched: 12
putative glutamate dehydrogenase, NAD-specific [Coxiella burnetii RSA 331]
gi|209364039 Mass: 186933 Score: 54 Expect: 18 Queries matched: 12
NAD-specific glutamate dehydrogenase [Coxiella burnetii Dugway 5J108-111]
5. gi|118430779 Mass: 73642 Score: 54 Expect: 16 Queries matched: 7
hypothetical protein SAPPV1_gp55 [Staphylococcus phage phiNM]
6. gi|60677302 Mass: 51067 Score: 54 Expect: 16 Queries matched: 6
sensor histidine kinase [Clostridium perfringens]
7. gi|220935397 Mass: 48007 Score: 53 Expect: 18 Queries matched: 6
hypothetical protein Tgr7_2229 [Thioalkalivibrio sp. HL-EbGR7]
8. gi|161521432 Mass: 80665 Score: 51 Expect: 33 Queries matched: 7
glycoside hydrolase family 13 protein [Burkholderia multivorans ATCC 17616]
9. gi|56416791 Mass: 58232 Score: 49 Expect: 46 Queries matched: 6
hypothetical protein AM613 [Anaplasma marginale str. St. Maries]
10. gi|187923987 Mass: 37711 Score: 49 Expect: 49 Queries matched: 6
transcriptional regulator, AraC family [Burkholderia phytofirmans PsJN]
11. gi|70734045 Mass: 23272 Score: 46 Expect: 88 Queries matched: 4
ADP-ribose pyrophosphatase [Pseudomonas fluorescens Pf-5]
160
8. Anhang
12. gi|197788692 Mass: 16191 Score: 46 Expect: 90 Queries matched: 4
hypothetical protein OCAR_1570 [Oligotropha carboxidovorans OM5]
Search Parameters
Type of search : Peptide Mass Fingerprint
Enzyme : Trypsin
Fixed modifications : Carbamidomethyl (C)
Variable modifications : Oxidation (M)
Mass values : Monoisotopic
Protein Mass : Unrestricted
Peptide Mass Tolerance : ± 50 ppm
Peptide Charge State : 1+
Max Missed Cleavages : 1
Number of queries : 25
Selected for scoring : 23
Mascot: http://www.matrixscience.com/
161
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, Dipl. Biol. Susanne Hilke Meyer, dass ich die vorliegende Arbeit
selbständig verfasst und nur unter Verwendung der angeführten Literatur und Hilfsmittel
angefertigt habe. Diese Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde in gleicher
oder ähnlicher Form vorgelegt.
Stuttgart-Hohenheim, den 20.03.2011
162
Lebenslauf
Persönliche Daten
Susanne Meyer geb. Neefe
geboren 13.10.1979 in Leonberg
verheiratet
Berufserfahrung
ab 08/2010
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität
Hohenheim im Institut für Lebensmittelwissenschaft und
Biotechnologie im Fachgebiet Biotechnologie
10/2004 – 12/2009
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität
Hohenheim im Institut für Mikrobiologie
Studium
01/2005 – heute
Universität Hohenheim
Promotion im Institut für Mikrobiologie
Thema: Tth-IM60 – eine Membraninsertase aus Thermus
thermophilus
1999 – 2004
Universität Hohenheim
Studiengang: Biologie
Abschluss: Dipl.-Biol., Note: sehr gut (1,4)
Vertiefungsfächer: Mikrobiologie, Genetik, Biochemie und
allg. Virologie
Thema der Diplomarbeit: Klonierung, heterologe
Expression und Rekonstitution der Tram-Proteine aus
Xenopus und humanen Zelllinien
Schulbildung
1986 – 1999
Grundschule und Gymnasium in Weil der Stadt
Abschluss: Abitur (2,2)
Praktische Tätigkeiten
07/2003 – 03/2004
Ungeprüfte wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität
Hohenheim
10/2000 – 09//2001
Werksstudentin in der Abteilung „Entwicklung Antriebe“
bei der R. Bosch GmbH
163
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