PD Dr. Hans-Peter Kohler, Leiter medizinisches Notfallzentrum, Inselspital Bern Dr. Michael Fricker, Oberarzt, Allergologisch-Immunologische Poliklinik, Inselspital Bern Notfälle im Erwachsenenalter, Notfälle in der Alltagspraxis Notfallsituationen treten zu jeder Tages- wie auch Nachtzeit auf und erfordern ein breites medizinisches Wissen und viel Erfahrung, um diejenigen Notfälle erkennen zu können, welche unmittelbar eine ärztliche Betreuung in der Praxis erfordern, oder sogar die Infrastruktur eines kleinen bis mittelgrossen Spitals oder die eines Universitätsspitals benötigen. Nicht vergessen darf man die Tatsache, dass der Patient primär sich selber als einen „Notfall“ definiert, das heisst der Patient bestimmt selber die Dringlichkeit einer ärztlichen Beratung am Telefon oder einer ärztlichen Konsultation in der Praxis oder im Spital. Somit findet der Erstkontakt mit dem Patienten oft am Telefon statt, ein direkter Patientenkontakt besteht also nicht immer von Beginn an. Diese sogenannte telefonische Triage ist sehr anspruchsvoll, da der Patient nicht untersucht werden kann und keine aktuellen Laborresultate oder Röntgenuntersuchungen vorliegen. Dazu kommt, dass eine verpasste Diagnose, oder ein am Telefon falsch eingeleitetes Prozedere, deletäre Auswirkungen nicht nur für den Patienten haben kann. Glücklicherweise sind die meisten Notfälle nicht unmittelbar lebensbedrohlich! Viele klinischen Symptome sind sehr häufig anzutreffen wie z.B. der Thoraxschmerz, hinter dem sich aber eine breite Differentialdiagnose versteckt. Ist es nun ein Herzinfarkt, eine Lungenembolie, oder sogar ein Aortenaneurisma welches in den nächsten Minuten Platzen kann, oder nur eine banale Infektion mit leichter Brustfellentzündung? Wie reagiere ich am Telefon, wenn ein Patient oder eine Patientin mit „Thoraxschmerzen“ in die Praxis anruft, z.B. am Abend um 18:00, kurz vor der Schliessung der Praxis? Ebenso häufig ist die „Atemnot“. Verbirgt sich dahinter nur ein leichtes Asthma, der Beginn einer schweren a naphylaktischen Reaktion oder eines Lungenödems? Hat die Triage einmal stattgefunden und der Patient wird in der Praxis beurteilt kann oftmals die richtige Diagnose gestellt und die entsprechende Therapie eingeleitet werden. In einigen Fällen bleiben jedoch die klinischen Symptome unklar, was je nach Fall eine unmittelbare oder eine erst nach Tagen durchgeführte weiterführende Diagnostik verlangt. Welche Patienten oder Patientinnen müssen jedoch nachkontrolliert werden und in welchem zeitlichen Abstand? Muss z.B. bei einem Patienten mit unklaren Thoraxschmerzen ein Verlaufswert der Herzenzyme durchgeführt werden? Wann muss dieser Verlaufswert bestimmt werden? „Was häufig ist, ist häufig, was selten ist, ist selten!“. Diese Aussage gilt sicherlich auch für den medizinischen Alltag! Besonders spannend können deshalb „Raritäten“ sein, sei dies ein sehr seltenes Krankheitsbild oder eine Intoxikation mit einer in der Humanmedizin kaum angetroffenen Substanz oder einem seltenen Toxin! Die beiden interaktiven Referate sollen die oben aufgeführten alltäglichen Situationen anhand von zahlreichen Fallbeispielen hinterleuchten und auch Einblick in vielleicht noch nicht oder selten angetroffene Krankheitsbilder geben.