08.10.2015 1 Neurobiologie des Lernens

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08.10.2015
Hebb Postulat 1949
Neurobiologie des Lernens
Die synaptische Verbindung von zwei
gleichzeitig erregten Zellen wird verstärkt
Bliss & Lomo fanden 1973 langdauernde
Veränderungen der synaptischen Aktivität,
im Hippocampus des Kaninchens, wenn der
Erregungsablauf dem Postulat von Hebb
entsprach:
Long term potentiation LTP
Verantwortlich ist der NMDA-Rezeptor:
N – Methyl – D – Aspartat – Rezeptor
Maximale Erregung bei:
1) Bindung von Glutamat an den Rezeptor
2) Postsynaptischer Depolarisation
[Massiver Einstrom von Ca++]
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Hinweise zur Stützung der LTP-Hypothese:
LTP tritt in Strukturen auf, die für das Lernen
relevant sind
Substanzen, welche die Lernfähigkeit
beeinflussen, wirken auch auf die LTP
Mausmutanten mit verminderten LTPs
haben Lernschwierigkeiten
In Zusammenhang mit der LTP treten
am NMDA-Rezeptor Veränderungen auf:
Zunahme der Anzahl von Synapsen
Veränderung ihrer Gestalt
Vermehrung der postsynaptischen
NMDA-Rezeptoren
Die Meeresschnecke Aplysia [Seehase]
besitzt nur rund 20 000 Neuronen
Eric Kandel, 1929 in Wien geboren,
begann in den 60er Jahren über die
Neurobiologie des Lernens zu arbeiten
Die relativ grossen Neuronen können leicht
Präpariert und sogar in vitro gehalten werden
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Lernabhängige Veränderungen
können untersucht werden
Das Motoneuron L7 bewirkt eine
rasche Kontraktion der Kieme
Modulatorische Schaltkreise im Gehirn:
Ein Zusatzreiz [Schwanzstimulation]
verstärkt die sensomotorische
Verbindung durch präsynaptische
serotonerge Aktivierung für kurze Zeit
Kandels Modell für Lernprozesse war
der Kiemenrückziehreflex der Aplysia
Das Sipho-System besteht aus 24
sensorischen Neuronen, von denen ein
Hautreiz 6 aktiviert. Diese leiten die
Erregung an 6 Motoneuronen weiter, die
den Kiemenrückziehreflex bewirken
Das modulatorische Interneuron erhöht die
Glutamatausschüttung der Synapse:
Serotonin
cAMP
Proteinkinase A
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Diese Kette konnte durch direkte
Applikation von Serotonin, cAMP und
Proteinkinase A nachgewiesen werden
Gewebekulturen für einfache Lernschaltkreise
E. R. Kandel Nobelpreis 2000
The molecular biology of memory storage:
A dialogue between gens and synapses.
[Science 2001]
Grundlage kurzfristiger Behaltensleistungen
ist eine erhöhte Transmitterausschüttung.
Langfristige Behaltensleistungen beruhen
auf der Neubildung von Synapsen
Serotonin
cAMP
Proteinkinase A
aktiviert das Protein CREB 1, welches die
Genexpression aktiviert
Serotonin
cAMP
MAF-Kinase
aktiviert das Protein CREB 2, welches die
Genexpression blockiert
Die dadurch ausgelöste Genexpression
führt zur Produktion von (ruhender) mRNA
Die molekularen Grundlagen von Kurz- und
Langzeitbahnung
CREB = cAMP Response Element-binding
Protein
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Die Frage, warum Wachstum nur an aktivierten
Synapsen auftritt, konnte an verzweigten
Axonen untersucht werden, an denen die
Lenkung von Proteinen aufgeklärt wurde
Proteine werden zu allen Synapsen
gesandt, doch nur an den stimulierten
bilden sich neue Axonendigungen aus
Nur an der Synapse, an welcher Serotonin
appliziert wurde, treten Veränderungen auf
Durch Serotonin wird das prionartige Protein
CPEB [Cytoplasmatic Polyadenylation
Element-binding Protein] von der rezessiven in
die dominante Form umgewandelt, welche die
ruhende mRNA aktiviert
Somatosensorische
Repräsentation beim
Nachtaffen [Owl Monkey]
Neuronale Plastizität:
Durch solche Umstrukturierungen
kann sich sogar die Grösse von
kortikalen Projektionsfeldern im
Anschluss an Lernprozesse
verändern
[M. M. Merzenich 1990]
Sensibilitätssteigerung
der Mittelfinger durch
mehrmonatiges Training
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Somatosensorische
Areale der Fingerspitzen
vor (li) und nach (re)
dem Training
Auch das Dogma der Zellkonstanz ist
nicht mehr aufrecht, da Nervenzellen
auch postnatal gebildet werden
können, wie Fernando Nottebohm
erstmals am Vogelhirn gezeigt hat.
Solche Neubildungen finden auch im
menschlichen Gehirn statt
Die Neurogenese geht vom Ependym
der Ventrikel aus
Neurotropine (Neural Growth Factor)
steuern dieses Wachstum
Dabei werden die neugebildeten
Nervenzellen von Gliafasern geleitet
Eine grosse Zahl von Neuronen (~ 50%)
geht durch Zelltod (Apoptose) wieder
zugrunde
[email protected]
Dabei tritt eine erhebliche Umbildung der
synaptischen Verbindungen auf
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