RACHMANINOFF TSCHAIKOWSKI Solist: Bernd Glemser . KLAVIER 19:30 Uhr Sonntag, 24. April 2016 Theodor-Heuss-Saal Konzert - und Kongresszentrum Harmonie . Heilbronn Dirigent: Peter Braschkat 1 Mehr vom Leben haben. Voll im Plan! Wir machen den Weg frei. Gönnen Sie sich ruhig die schönen Seiten des Lebens. Unsere ganzheitliche, individuelle Beratung und der VR Lebensplaner® sichern Ihnen mehr finanziellen Spielraum für Ihre Wünsche und Ziele. www.volksbank-heilbronn.de 2 PROGRAMM Sergei Rachmaninoff (1873 – 1943) 24. April 2016 Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30 I. Allegro ma non tanto II. Intermezzo. Adagio III. Finale. Alla breve Bernd Glemser, Klavier PAUSE ........................................................................................................... Peter Tschaikowski (1840 – 1893) Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 I. Andante – Allegro con anima II. Andante cantabile, con alcuna licenza III. Valse. Allegro moderato IV. Finale. Andante maestoso – Allegro vivace 3 ASB Tagespflege: TAGSÜBER GUT VERSORGT – ABENDS WIEDER ZUHAUSE Maßgeschneiderte Hilfen aus einer Hand · ASB Pflegezentrum Sontheim · Kurzeitpflege & Dauerpflege · Tagespflege · Ambulante Pflege · Therapiezentrum · Betreutes Wohnen ASB Pflegezentrum Bottwarbahnstr. 28 74080 Heilbronn-Sontheim Tel. 07131/ 589 82 603 [email protected] www.asb-heilbronn.de 4 Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg e.V. Region Heilbronn-Franken KLAVIER Bernd Glemser © Werner Kmetitsch SOLIST „Glemser ist der deutsche Klaviermagier seiner Generation, ein Wunder an Virtuosität bei gleichzeitiger künstlerischer Reife“ urteilt die Badische Zeitung. Seine fulminante Karriere begann der 1962 in Württemberg geborene Bernd Glemser schon in jungen Jahren, als er während des Studiums alle in der Klavierszene wichtigen Preise gewann. Noch während seines Studiums hat er in Saarbrücken seine erste Professur übernommen und ist seit 1996 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik in Würzburg. Bernd Glemser hat mit vielen bekannten Orchestern konzertiert, u.a. mit dem Philadelphia Orchestra, dem Gewandhausorchester, dem London Philharmonic Orchestra, dem Tonhalle-Orchester Zürich oder dem Orchester von Santa Cecilia Rom. Bernd Glemser gehört zu den weltbesten Pianisten. Er wurde aber kein Medienstar. Sein Klavierspiel ist nur der Musik verpflichtet. Seine atemberaubende Virtuosität ist gepaart mit höchster poetischer Sensibilität und tiefgründiger Interpretation. 5 Erdgas Wärme Wasser Abwasser Betriebsführungen Ingenieurdienstleistungen Informationen: Telefon 07131 56-2526 oder www.hnvg.de 6 Anzeige HVG_Betriebszweige_128x90 mm_sw.indd 1 21.01.2016 09:45:30 ZUR RASCHEN ORIENTIERUNG Sergei Rachmaninoff (* 1873 Landgut Semjonowo; † 1943 Beverley Hills): Kaum je ist die Diskrepanz zwischen Publikumsempfinden und Urteil der Musikhistoriker größer gewesen als im Fall Rachmaninoffs. Über Jahrzehnte galt er im Urteil zumal der deutschen Musikwissenschaft (nicht so in England, Amerika oder Russland) als Komponist rückwärts gewandter Kitschmusik, während er mit seiner Instrumentalmusik bei Hörern auf breiteste Zustimmung stieß. Erste kompositorische Erfolge errang bereits der Zwanzigjährige, dessen Oper „Aleko“, seine Abschlussarbeit am Moskauer Konservatorium, ihn russlandweit bekannt machte. Ein Fiasko im Zusammenhang mit der Uraufführung seiner ersten Sinfonie stürzte ihn 1897 in eine existenzielle Schaffenskrise, von der er sich nur mit Hilfe eines Psychiaters und Hypnotiseurs wieder erholte. Rachmaninoff war einer der größten Pianisten seiner Zeit und schrieb seine Klaviermusik für den Eigenbedarf, so auch das heute zu hörende Konzert Nr. 3 d-Moll op. 30, das er für eine Amerikatournee komponierte. Während die zeitgenössischen Kritiker angesichts der Länge und exorbitanten Notenfülle des Klavierparts zunächst ratlos bis ablehnend reagierten, gilt das Konzert heute vielen Experten nicht nur als eines der schwierigsten Klavierwerke überhaupt, sondern auch als Rachmaninoffs größte kompositorische Leistung. Wie sich das dreisätzige Werk von der selbstverständlichen Schlichtheit des ruhig dahinströmenden Beginns zur triumphalen virtuosen Pyrotechnik des Finales steigert, ist in der Tat schlichtweg atemberaubend. Peter Tschaikowski (* 1840 Kamsko-Wotkinsk; † 1893 St. Petersburg): Die vergangene Konzertsaison haben wir im Mai 2015 mit Tschaikowskis vierter Sinfonie abgeschlossen; heute präsentieren wir gewissermaßen die Fortsetzung. Seine fünfte Sinfonie e-Moll op. 64 schrieb Tschaikowski elf Jahre nach der vierten in seinem Landhaus im Dörfchen Frolowskoje, wo er sich von den Strapazen einer Konzertreise erholte. Es war wieder einmal eine Phase der Selbstzweifel, und Tschaikowski fragte sich: „Ist es nicht an der Zeit, aufzuhören? Ist die Quelle nicht versiegt?“; dann aber schrieb er die neue Sinfonie in nur drei Monaten nieder. Dem Werk liegt – ebenso wie der Vorgängerin – der Schicksalsgedanke zugrunde. In der Introduktion des ersten Satzes wird das Leitthema von den Klarinetten in tiefer Lage vorgestellt. Dieses „Schicksalsmotiv“ erscheint auch in den Mittelsätzen einem melodiösen Andante mit einem „Lichtstrahl“ in der Melodie des Solohorns und einem eleganten Walzersatz an dritter Stelle, bevor es dann in der Schlusssteigerung des überschwänglich wilden Finalsatzes in vierfachem Fortissimo die Sinfonie zu einem triumphalen, mitreißenden Ende führt. 7 8 EINFÜHRUNG Liebes Publikum, die beiden Werke, die heute Abend auf dem Programm stehen, sind wahre Schwergewichte: Sowohl das Rachmaninoff-Klavierkonzert als auch die Tschaikowski-Sinfonie bringen jeweils eine Spielzeit von einer guten Dreiviertelstunde auf die Waage. Damit entfällt im klassischen Konzertmenü Ouvertüre – Konzert – Sinfonie heute aus Platzgründen der erste Gang und wir springen sofort mitten hinein in die hochvirtuose Welt des Rachmaninoffschen Klavierkonzerts. Pianisten, Sinfoniker, Dirigenten, Seelenverwandte Tschaikowski und Rachmaninoff Bevor wir uns eingehender mit diesem spektakulären Stück befassen, sollen aber ein paar Worte über die beiden Komponisten dieses Abends verloren werden. Sie sind zweifellos Seelenverwandte. Auch wenn Rachmaninoff eigentlich zu der Generation nach Tschaikowski gehört (er starb genau 50 Jahre nach diesem), ist die Ästhetik seiner Werke nicht grundsätzlich moderner. Aus seinen letzten Werken, die im amerikanischen Exil entstanden sind, schimmert zwar bisweilen eine Spur Jazz und eine etwas geschärfte Harmonik, aber Rachmaninoff war immer, auch in den 1940er-Jahren, ein Komponist des 19. Jahrhunderts und damit streng im klanglichen Fahrwasser Tschaikowskis. Beide Komponisten haben immer spezifisch russische Musik geschrieben, auch wenn sie viel Zeit im Ausland verbracht haben: Tschaikowski bereiste ausführlich Frankreich, Italien, Deutschland und 9 GENOSSENSCHAFTSKELLEREI H E I L B R O N N ERLENBACH WEINSBERG DER NEUE »Wein-Schatzkeller« I N H E I L B RO N N Für Sie geöffnet: Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr, Samstag von 8.30 Uhr bis 14.00 Uhr und Sonntag (von Ende Mai bis einschließlich Oktober) von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr Genossenschaftskellerei Heilbronn · Erlenbach · Weinsberg eG Binswanger Straße 150 · 74076 Heilbronn · Telefon 07131/1579-0 · www.wg-heilbronn.de 10 AnzWV128x186.indd 1 18.06.15 12:48 EINFÜHRUNG die USA, Rachmaninoff verbrachte sein halbes Leben im Exil in der Schweiz und den Vereinigten Staaten. Neben ihrer Kompositionstätigkeit waren beide bedeutende Dirigenten und auch pianistisch aktiv – während es Tschaikowski am Klavier aber nie zu echter Virtuosität brachte, seine Konzerte wurden stets von anderen Pianisten uraufgeführt, gilt Rachmaninoff auch heute noch als einer der größten Pianisten aller Zeiten. Und nicht zuletzt haben die beiden Komponisten sich auch persönlich gekannt: Als der zwölfjährige Rachmaninoff in Moskau mit seinem Klavierstudium begann, kam er zunächst im Haus seines Klavierlehrers Nikolai Sergejewitsch Swerew unter, bei dem sonntags die musikalische Welt Moskaus ein- und ausging. Auch Tschaikowski war ein häufiger Gast bei Swerews Abendgesellschaften, und bald entwickelte sich eine Freundschaft. Als Rachmaninoff 1893 seine Suite op. 5 für zwei Klaviere Tschaikowski widmete, war dieser gerührt und bemerkte bescheiden, er habe in diesem Sommer nur „eine kleine Sinfonie“ zustande gebracht, immerhin die „Pathétique“! Im Herbst dieses Jahres starb Tschaikowski überraschend. Rachmaninoff schrieb unter diesem Eindruck sein „Trio élegiaque“ Nr. 2 („dem Andenken eines großen Künstlers gewidmet“). Überhaupt sollte ihn die Musik Tschaikowskis zeit seines Lebens begleiten, und sein letztes Werk war 1941 eine Klavierparaphrase über ein Wiegenlied Tschaikowskis. Glanzvolle erste Erfolge, Debakel mit der 1. Sinfonie Der Wendepunkt in Rachmaninoffs Leben Rachmaninoffs Musikstudium am Moskauer Konservatorium verlief zielstrebig und sehr erfolgreich. Die Abschlussprüfung im Fach Klavier meisterte er bereits als Achtzehnjähriger – immerhin mit Beethovens „Waldstein-Sonate“ und der b-Moll-Sonate von Chopin, also mit zwei Werken, die auch heute noch Konzertvirtuosen größten Respekt abnötigen. Für seine zwei Jahre später angesetzte Kompositionsprüfung bestand die Aufgabe darin, eine einaktige Oper zu schreiben. Vom Ergebnis, der Oper „Aleko“ nach einer Puschkin-Vorlage, war die Kommission so begeistert, dass Rachmaninoff die „Große Goldmedaille“ verliehen wurde. „Aleko“ wurde im BolschoiTheater aufgeführt und erregte das Interesse der musikalischen Welt im In-, aber auch im Ausland. Zu dieser Zeit war Rachmaninoffs erstes Klavierkonzert in fis-Moll, op. 1 bereits einige Jahre alt – auch damit hatte der Neunzehnjährige Beifallsstürme entfacht. 11 Anz_200x138mm_Betz_allgemein.qxd 19.11.2008 14:25 Seite 1 Feuer und Flamme für Betz Brennstoffe Heizöl Diesel Holzpellets Propangas Gasgeräte Technische Gase Öffnungszeiten: in Tauschflaschen und Mietflaschen Mo - Fr: 7-12 h und 13-17 h Sa: 8-12 h Medizinische Gase Kohle und Holz Salze Schmierstoffe Autogas / LPG Brüggemannstraße 25 12 74076 Heilbronn www.betz-brennstoffe.de Telefon 0 71 31/17 50 21 Telefax 0 71 31/17 38 96 EINFÜHRUNG Rachmaninoff fühlte sich allmählich reif für die Königsgattung und widmete sich in den Jahren von 1895 bis 1897 der Komposition seiner ersten Sinfonie. Das 1897 von Alexander Glasunow uraufgeführte Werk war zum einen wahrscheinlich etwas überambitioniert (mit einer womöglich zu breiten stilistischen Palette – von Zigeunermusik bis zu „Dies Irae“-Zitaten), zum anderen war Glasunow wohl, wie er später zugab, sturzbetrunken und keineswegs Herr über sein Dirigat und die immensen aufführungstechnischen Schwierigkeiten dieses schwärmerischen Jugendwerks. Das Premierenpublikum reagierte verständnislos und empört, die Sinfonie wurde als „dekadent“, harmonisch „pervers“ und „musikalisch hoffnungslos“ geschmäht; der Kritiker César Cui fragte in seiner Uraufführungsrezension spöttisch, ob das Thema der Sinfonie die „sieben ägyptischen Plagen“ seien. Dieses Debakel stürzte Rachmaninoff in eine tiefe Depression und jahrelange Schaffenskrise; die Uraufführungskatastrophe seiner Sinfonie gilt als Wendepunkt in seinem Gemütsleben und als Ursache für seine lebenslang stark ausgeprägte Melancholie. Er stellte jede kompositorische Tätigkeit ein, konzentrierte sich auf das Dirigieren und drohte in Schwermut zu versinken. Hilfe fand er bei Nikolai Dahl, einem Pionier der russischen Psychiatrie, der ihn mit Hypnosetechniken behandelte. Rachmaninoff schilderte später in seinen Lebenserinnerungen, wie er in Dahls Behandlungszimmer schlafend auf der Couch lag, während dieser ihm mantraartig immer wieder einredete: „Du wirst dein Konzert schreiben ... Du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten … Das Konzert wird von exzellenter Qualität sein …“. Diese Therapie war tatsächlich erfolgreich: Rachmaninoff spürte neue Schaffenskraft und schrieb tatsächlich „sein Konzert“, das zu seinem größten Erfolg werden sollte, das 2. Klavierkonzert in c-Moll. Er widmete es seinem Arzt und führte es 1901 erstmals auf. 13 UNSERE MODE – IHR STIL … und mehr! 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Bisweilen liest man sogar von dem abstrusen Rekord für die meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart, den das Stück hält. Auch Rachmaninoff selbst war sich der Schwierigkeiten offensichtlich bewusst, denn es wird berichtet, dass er es während der Atlantiküberquerung permanent auf einer stummen Klaviatur geübt habe. Bei der Uraufführung am 28. November 1909 wurde Rachmaninoff vom New York Symphony Orchestra unter Walter Damrosch begleitet, bei der folgenden Aufführung im Februar 1910 in der Carnegie Hall stand niemand Geringerer als Gustav Mahler am Pult der New Yorker Philharmoniker. Walter Damrosch und Gustav Mahler, die ersten Dirigenten des Klavierkonzerts (Fotografien um 1907) 15 16 EINFÜHRUNG Selbstverständliches Dahinströmen, rauschende Akkordmassen Die drei Sätze des Klavierkonzerts Das Geniale dieses Konzert ist allerdings gar nicht so sehr der vollgriffige – man könnte auch sagen: überladene – Klavierpart mit seinen üppigen dekorativen Fiorituren und der daraus resultierenden rekordverdächtigen Notenmasse. Darin bestand schließlich auch der Hauptvorwurf der zeitgenössischen Kritik, die hinter so viel Blendwerk keinen stringenten musikalischen Gedanken mehr erfassen konnte. Die Meisterleistung, die Rachmaninoff in diesem d-Moll-Konzert vollbracht hat, ist vielmehr die Art, wie er die durchgängig strömende Entwicklung mit filigran gearbeiteter motivisch-thematischer Arbeit verzahnt hat. Schon das Hauptthema des ersten Satzes, mit dem der Solist gleich im dritten Takt das Wort ergreift, ist in seiner Schlichtheit und in seinem selbstverständlichen Dahinströmen ein großer Wurf: Rachmaninoff betonte immer wieder, das Thema habe sich „einfach von selbst komponiert“, auch wenn immer wieder die Verwandtschaft zu russischen Volks- oder Kirchenliedern vermutet wurde. Jedenfalls nimmt es den Hörer mit seinem liedhaftelegischen Gestus sofort gefangen. Die Fortsetzung mit einem zweiten lyrischen Gedanken, der einen Schumann verwandten innigen Gefühlston anschlägt, um dann wieder in Ausbrüche slawisch exaltierten Weltschmerzes zu münden, die weitläufige Kadenz und schließlich der sanfte Ausklang mit dem Hauptthema – das alles sind Momente einer glücklichen Inspiration, die Rachmaninoff nach Meinung vieler Kritiker weder vorher noch nachher wieder erreicht hat. 17 18 EINFÜHRUNG Der zweite Satz, ein schwermütiges Intermezzo, beginnt mit einem typisch russischen Thema, dem ein Walzermotiv zugrunde liegt. Je unaufdringlicher und klarer ein Pianist die Akkordmassen seines Parts hier bewältigt, desto größer ist die Wirkung dieses Satzes. Gegen Ende hat Rachmaninoff – wie es in der sinfonischen Viersätzigkeit die Regel wäre – einen schnelleren Scherzo-Teil in fis-Moll eingebaut. Ohne Unterbrechung folgt das rauschende Finale, dem ein virtuos funkelndes Staccato-Motiv zugrunde liegt. Im Schlussabschnitt (Vivacissimo) klingen auch die Hauptthemen des 1. Satzes nochmals an; die Siegeshymne des rauschhaften Schlussabschnittes kombiniert die Seitenthemen des 1. und 3. Satzes und führt den Satz und damit das Konzert zu einer nochmals gesteigerten Bravourwirkung. Comeback dank Hollywood Der Film „Shine“ und die Folgen Wie oben bereits angedeutet wurde, war das Konzert nicht sofort ein durchschlagender Erfolg – dem zeitgenössischen Publikum erschien es als zu überladen und wohl auch schlichtweg zu lang. Lange Zeit stand es im Schatten des 2. Klavierkonzerts; das änderte sich langsam, aber sicher. Das d-Moll-Konzert erlangte 1996 nochmals einen enormen Popularitätsschub, als der Film „Shine“ in die Kinos kam. Dieser Film (deutscher Titel: „Shine – Der Weg ins Licht“) schildert das Schicksal des australischen Pianisten David Helfgott, der nach einer Aufführung des Konzerts einen Nervenzusammenbruch erlitt, viele Jahre in psychiatrischen Kliniken verbrachte und schließlich sein Comeback erlebte. Helfgotts Geschichte steht auch im Mittelpunkt des Films „Hello I Am David!“, der im Januar dieses Jahres in die Kinos kam und in dem das Rachmaninoff-Konzert natürlich wieder eine wichtige Rolle spielt. 19 20 EINFÜHRUNG Rückblick auf die vergangene Konzertsaison Tschaikowskis „Krisensinfonie“ Nr. 4 Die vergangene Konzertsaison hat das Heilbronner Sinfonie Orchester am 10. Mai 2015 mit Peter Tschaikowskis Sinfonie Nr. 4 beendet. Heute erleben Sie zum Abschluss der Saison 2015/16 gewissermaßen die Fortsetzung im sinfonischen Werk des bekanntesten russischen Sinfonikers des 19. Jahrhunderts. Die vierte Sinfonie stand bekanntlich ganz im Zeichen einer tief sitzenden Lebenskrise Tschaikowskis, ausgelöst durch die Erkenntnis, dass seine Homosexualität ein bürgerliches, von der Gesellschaft akzeptiertes Leben verhinderte. Selbstmordgedanken und eine überstürzt eingegangene Heirat mit einer Schülerin, aus der er nach wenigen Wochen ebenso überstürzt wieder flüchtete, machten das Entstehungsjahr 1877 zu einem Tiefpunkt im Leben des Komponisten. Die Bekanntschaft mit der wohlhabenden Witwe Nadeschda von Meck erwies sich als lebensrettender Glücksfall: Großzügige finanzielle Unterstützung, aber auch eine von großer gegenseitiger Achtung geprägte Freundschaft, die ihren Ausdruck in über 1200 Briefen fand, gaben Tschaikowski Halt und Zuspruch in dieser Periode seelischer Niedergeschlagenheit und Isoliertheit. Dies ist umso bemerkenswerter, als Tschaikowski und von Meck sich nie persönlich trafen, sondern nur Briefe schrieben. Die vierte Sinfonie komponierte sich, abgesehen von kleineren Schwierigkeiten bei der Instrumentierung, dann relativ rasch, und das Ergebnis hob Tschaikowskis Stimmung merklich: „Vielleicht irre ich mich; aber mir scheint diese Symphonie etwas Außer-gewöhnliches und das Beste, was ich bis jetzt geleistet habe“, schrieb er nach dem Abschluss der Partitur an Nadeschda von Meck. Und nachdem die Moskauer Uraufführung nur lauwarm aufgenommen wurde, geriet die St. Petersburger Aufführung im November 1878 zu einem Triumph für Tschaikowski. Diese Popularität steigerte sich, als posthum ein Brief Tschaikowskis an seine Gönnerin veröffentlicht wurde, in dem ein geheimes Programm mitgeteilt wurde, das der Sinfonie zugrunde liegt: Es geht um das Schicksal und seine Macht, das da in pathetischen Worten beschworen wird. 21 22 EINFÜHRUNG Erneute Auseinandersetzung mit dem „Schicksal“ Tschaikowskis Sinfonie Nr. 5 Genau hier beim Thema „Schicksal“ setzt die Sinfonie Nr. 5 an, die zehn Jahre später entstanden ist. Tschaikowski war inzwischen zu einer nationalen Berühmtheit geworden, und sein seelischer Zustand hatte sich weitgehend stabilisiert. In Maidanowo mietete er sich 1885 ein Haus und begann am Musikleben des Landes teilzunehmen, dirigentische Verpflichtungen einzugehen und große Auslandstourneen zu unternehmen. Aber das Thema „Schicksal“ ließ ihn nicht los, und als er 1888 in seinem Urlaubsdomizil Frolowskoje endlich wieder die Inspiration zu einer großen Sinfonie verspürte, er hatte schon die Befürchtung geäußert, er habe sich sinfonisch „ausgeschrieben“, floss ihm ein Werk aus der Feder, dem als poetische Idee erneut das Schicksalsproblem zugrunde lag. Musikalisch wird dieser Leitgedanke zum Ausdruck gebracht durch ein marschartiges Thema, das die Sinfonie eröffnet und von Tschaikowski als Motiv des „vollständigen Sich-Beugens vor dem Schicksal“ gedeutet wurde: Dieses Motiv erscheint – anders als in der vierten Sinfonie – in allen vier Sätzen. Damit wird das Thema der langsamen Einleitung des Kopfsatzes (eine Übernahme aus dem „klassischen“ Sinfonie-Schema) zu einer alles beherrschenden motivischen Klammer der Sinfonie, und die eigentlichen Hauptthemen der einzelnen Sätze werden in ihrer Bedeutung für das Werkganze stark herabgesetzt. 23 24 EINFÜHRUNG In Form eines düsteren Trauermarsches wird dieses Thema in der Andante-Einleitung von den Klarinetten in tiefer Lage vorgestellt, getragen vom dunklen Streicherklang. Auch im folgenden Sonatensatz (Allegro con anima) dominieren dunkle Farben, und auch das Hauptthema mit seinem punktierten Anfangsrhythmus wird zuerst von Klarinette und Fagott vorgestellt: Der markante Kopfrhythmus beherrscht weite Teile des ersten Satzes und erweist sich immer wieder als Motor gewaltiger Steigerungen. Auch die am Ende ganz zurückgenommene Coda basiert auf dieser Substanz. Den denkbar größten Gegensatz bildet das leidenschaftlich innige Seitenthema mit seinen erregenden, den Takt verschleiernden Synkopen, empathisch vorgetragen von den beiden Violinen in Oktaven: Der zweite Satz (Andante cantabile) beginnt mit weichen, tiefen Streicherklängen, bevor ein Hornsolo zum gesanglichen, von Tschaikowski als „Lichtstrahl“ bezeichneten Hauptthema anhebt: Im Mittelteil dieses melodiengesättigten Satzes erklingt ein schillerndes Thema, das russisch-orientalische Melodik aufgreift: 25 26 EINFÜHRUNG Zweimal wird der Verlauf des Satzes durch den Schicksalsgedanken unterbrochen, der mit unerhörter Gewalt hereinbricht und die Idylle zerstört. Dennoch findet der Satz noch zu einem elegisch ausklingenden Ende. Der dritte Satz ist im Stil eines ruhigen Walzers geschrieben und entzückt zunächst mit einer besonders charmanten und eingängigen Melodie: Zwei weitere Walzerthemen treten auf und lassen an Tschaikowskis Ballettmusiken mit ihrem französischen Flair denken. Kapriziösen Scherzocharakter trägt der höchst virtuose Mittelteil, eröffnet durch eine hüpfende Spiccato-Figur, die, von Instrument zu Instrument springend, durch den ganzen Satzteil eilt: Der Walzer wird variiert wiederholt, und als Coda taucht schattenhaft gedämpft das „Schicksalsthema“ in Klarinetten und Fagotten auf, ehe der Satz in kraftvollen Tuttischlägen endet. Das breit angelegte Finale beginnt wie der erste Satz mit einer langsamen Einleitung (Andante maestoso), wobei sich das Schicksalsmotiv dieses Mal in strahlendem E-Dur präsentiert und hymnisch gesteigert erscheint. 27 Wir machen Druck Drucksachen Neckarsulm 28 in jeder Form und Farbe Friedrichstraße 12 . 74172 Neckarsulm Tel. 07132-3405-0 . Fax 07132-3405-21 [email protected] . www.welker-druck.de EINFÜHRUNG Bei seiner Wiederholung wird es von wogenden Triolen umspielt, die sich als Keimzelle des Allegro vivace einsetzenden, martialisch-drängenden Hauptthemas herausstellen, das in vollgriffigem Streichersatz anhebt: Der stampfende Geschwindmarsch steigert sich, bis plötzlich zu einem pulsierenden Ostinato-Bass das schwungvolle Seitenthema in den Holzbläsern ansetzt: Die voranstürmende Entwicklung führt rasant in den Durchführungsteil, der mit dem vom Blech geschmetterten „Schicksalsthema“ einsetzt, von jagenden Achtelläufen begleitet. Eine Variante des Hauptthemas greift zu dröhnenden Klängen des schweren Blechs ein, desgleichen eine solche des Seitenthemas. Das Ganze erscheint von geradezu asiatischer Wildheit und rüttelt an allen Fesseln. Nach kurzer Beruhigung setzt die regulär verlaufende Reprise an. Dröhnend meldet sich der Rhythmus des „Schicksalsthemas“, in sich überstürzendem „Molto vivace“ rast die Musik auf eine spannungsgeladene Generalpause zu. In triumphierendem „Es ist erreicht!“ intonieren die Streicher das nun zu sieghaftem Gestus gewendete Schicksalsthema, das „con tutta forza“ schließlich von den Trompeten geschmettert wird. In den Schlusswirbel wird noch das Final-Seitenthema und am Ende, gleichfalls von Trompetenglanz überstrahlt, das Hauptthema des ersten Satzes hineingezogen. 29 30 EINFÜHRUNG Missglücktes Werk oder sinfonischer Höhepunkt? Die Rezeption der „Fünften“ Die Uraufführung der Sinfonie fand im November 1888 unter der Leitung des Komponisten in St. Petersburg statt. Tschaikowski empfing begeisterte Ovationen vom Publikum, die Reaktion der Presse dagegen war größtenteils feindlich und warf dem Komponisten Effekthascherei, Trivialität oder Einfallslosigkeit vor. Im Dezember 1888 schrieb Tschaikowski tief enttäuscht an Frau von Meck: „Nachdem ich meine neue Sinfonie zweimal in Petersburg und einmal in Prag dirigiert habe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass sie missglückt ist. [...] Diese Erkenntnis bereitet mir brennenden Schmerz und Unzufriedenheit mit mir selbst“. Das Werk hat zu Tschaikowskis Lebzeiten niemals viel Erfolg gehabt, doch mit der Zeit wandelte sich die Resonanz, auch bei den Kritikern. Heute gehört diese „Schicksalssinfonie“ nicht nur zu den beliebtesten Schöpfungen Tschaikowskis, sondern zu den Höhepunkten der gesamten sinfonischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Ausblick auf die Konzertsaison 2016/2017 Weitere fünf Jahre sollten vergehen, bis sich Tschaikowski wieder der Komposition einer Sinfonie zuwandte und sein abschließendes Wort in dieser Sache formulierte: Die Sinfonie Nr. 6 h-Moll mit dem Beinamen „Pathétique“. Diese Sinfonie, die das Thema „Schicksal“ noch einmal unter einem ganz neuen Aspekt beleuchtet, können Sie in unserer nächsten Spielzeit hören. In der Saison 2016/17 erwartet Sie wieder ein reichhaltige Mischung aus beliebten Repertoirestücken und interessanten Neuentdeckungen, dargeboten zusammen mit Solisten, die auf eine Weltkarriere zurückblicken oder erst am Anfang einer solchen stehen. Wir freuen uns, Sie in der neuen Saison wiederzusehen – und wenn Ihnen die Zeit bis dahin zu lang erscheint, haben Sie zwischenzeitlich noch zwei Gelegenheiten, uns zu hören: Am 2. Juni spielen wir bei der „Maimusik“ auf dem Kiliansplatz zusammen mit jungen Preisträgern des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“, und am 24. Juli laden wir Sie wieder zu unserem traditionellen Open-Air-Konzert ein, wo Sie in der lauschigen Atmosphäre des Deutschhofs ein abwechslungsreiches Programm unter dem Titel „Heiterkeit und Fröhlichkeit“ erwartet. Wir freuen uns Sie! 31 Freie Fahrt zum Kulturerlebnis KOMBI-TICKE T Ihre Konzert-Eintrittskarte für das Heilbronner Sinfonie Orchester ist zugleich Fahrschein für Bus, Bahn und Stadtbahn. Hin und zurück! www.h3nv.de EINFÜHRUNGSVORTRÄGE 18:45 Uhr - 19:15 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Harmonie 32 Andreas Benz oder Lothar Heinle werden Sie sachverständig mit Erläuterungen und Klangbeispielen in das Programm einführen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Impressum: Ehrenvorsitzender: Hans A. Hey Redaktion: Harald Friese Hans A. Hey Claus Kühner Anne Weidler Vorstand: Harald Friese, 1. Vorsitzender Kurt Schaber, 2. Vorsitzender Text: Harald Friese Claus Kühner Künstlerischer Leiter: Professor Peter Braschkat Gestaltung, Layout und Satz: kuh vadis! Kommunikationsdesign Hagelsteinweg 5 . 74388 Talheim Tel. 07133-2069944 . Fax 2069946 [email protected] www.kuh-vadis.com Herausgeber: Heilbronner Sinfonie Orchester e.V. Geschäftsstelle: Anne Weidler Richard-Wagner-Straße 37 74074 Heilbronn Tel. 07131-205253 . Fax 579157 [email protected] www.hn-sinfonie.de Druck: Druckerei Otto Welker GmbH Friedrichstr. 12 . 74172 Neckarsulm Tel. 07132-3405-0 . Fax 3405-21 [email protected] www.welker-druck.de Einzelkartenverkauf: Tourist-Information Heilbronn Kaiserstraße 17 74072 Heilbronn Telefon 07131-562270 Heilbronner Stimme Kundencenter Kaiserstraße 24 74072 Heilbronn Telefon 07131-615701 Bildmaterial: Konzertfotos - Rolf Bodmer Archiv, Privat 33 cocos-cc.de Wir machen Musik - Sie fördern Musik mit Ihrer Spende [Applaus!] cocos-cc.de Der Service bei Anton stimmt. Bitte weiterklatschen! 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TENOR Erwin Schulhoff W. A. Mozart Carl Nielsen Jean Sibelius Concerto doppio für Flöte, Klavier und Orchester Konzert für Flöte, Harfe und Orchester KV 299 Konzert für Flöte und Orchester Karelia-Suite op. 11 Sarah Louvion . FLÖTE Anne-Sophie Bertrand . HARFE Seoung-Eun Cha . KLAVIER Mit Werken von Adam, Bach, Dostal, Dvo ák, Gounod, Humperdinck, Kollo, Rossini, Stolz, Verdi Inga Lisa Lehr . SOPRAN KS René Kollo . TENOR KS Eike Wilm Schulte . BARITON Alfredo Casalla Max Bruch Niels Wilhelm Gade Paganiniana op. 65 Konzert für Violine und Orchester Nr.1 g-Moll, op. 26 Sinfonie Nr. 8 h-Moll, op. 47 Francesca Temporin . VIOLINE Alexander Glasunow Sergei Rachmaninoff Peter I. Tschaikowski Konzertwalzer Nr. 1 D-Dur, op. 47 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll, op. 18 Sinfonie Nr. 6 h-Moll, op. 74 "Pathétique" Anna Zassimova . KLAVIER Mit Werken von Anderson, Arban, Biber, Hertel, Hummel, MendelssohnBartholdy, Strauß, Vivaldi Laura Vukobratovi . TROMPETE Jörge Becker . TROMPETE