Handelsreport Lebensmittel - EDEKA

Werbung
Fakten zum Lebensmitteleinzelhandel
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 3
Inhalt
Vorwort5
1 Wettbewerb
7
Handel bündelt Sortimente und senkt Transaktionskosten
Hersteller mit zahlreichen Ausweichoptionen
Verbraucher nutzen unterschiedliche Einkaufsstätten
Hersteller und Lebensmittelhandel auf Augenhöhe
Verbraucher entscheiden über Sortiment 7
10
15
16
19
2 Wohlstand
21
Lebensmitteleinzelhandel sichert die Versorgung
LEH schafft Versorgungssicherheit und -vielfalt
LEH bündelt Sortimente und bietet Auswahl
LEH sichert Qualität – auch mit Eigenmarken
LEH trägt zu Preisstabilität bei
21
24
26
31
32
3 Werte
33
Wirtschaftsfaktor Einzelhandel
Einzelhandel belebt Städte
Einzelhandel nah am Kunden
Einzelhandel vermittelt Werte
Handel treibt Nachhaltigkeit
33
35
37
38
39
Abkürzungsverzeichnis | Glossar
42
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 5
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Wettbewerb im Lebensmittelhandel ist heute intensiver denn je. 40 Millionen Kunden täglich profitieren von enormer Produktauswahl, hoher Einkaufsstättendichte und nicht zuletzt günstigen Preisen. Leistungsstarke Filialformate,
ein lebendiger Fachhandel, Wochenmärkte und Conveniencegeschäfte sorgen
dabei für Vielfalt. In den letzten Jahren hat der Lebensmittel-Onlinehandel die
Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher weiter erhöht. Der Online-Marktanteil
liegt hier zwar erst bei 0,6 Prozent. Der Markt wächst jedoch deutlich.
Die Handelsunternehmen sind eingebunden in ein enges Beziehungsgeflecht
aus Erzeugern, Konsumgüterherstellern und Dienstleistern bis hin zum Endkunden. Die Komplexität der Wertschöpfungskette ist hoch. Um die Märkte auch
vor dem Hintergrund wettbewerbspolitischer Fragen verstehen zu können, gilt
es relevante Informationen zu sammeln, zu analysieren und aufzubereiten.
Hierzu hat der Handelsverband Deutschland (HDE) das Institut für Handelsforschung beauftragt. Der vorliegende „Handelsreport Lebensmittel – Wettbewerb,
Wohlstand, Werte“ stellt wesentliche Informationen zusammen.
Stefan Genth
Hauptgeschäftsführer
Handelsverband Deutschland e.V. (HDE)
6 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 7
1 Wettbewerb
Handel bündelt Sortimente und
senkt Transaktionskosten
Der Einzelhandel führt seit jeher die Akteure
der Wirtschaft zusammen und ist damit Teil
einer komplexen Wertschöpfungskette aus Erzeugern, Industrie und Lieferanten, in der alle
Akteure das Ziel verfolgen, den Wünschen des
Verbrauchers zu entsprechen. Er agiert dabei
in einem äußerst intensiven Wettbewerb auf
lokaler, nationaler und internationaler Ebene.
Dies gilt auch für den Lebensmittelhandel.
Häufig wird „LEH“ mit Lebensmittelmarkt
gleichgesetzt und es werden die von den
Verbrauchern wahrgenommenen Versorgungsalternativen (u.a. Ernährungshandwerk,
Fachhandel, Convenienceverkaufsformen),
die sich insgesamt auf 33 Prozent der Verbraucherausgaben für „Fast moving consumer
goods“ (FMCG: Lebensmittel und Drogeriewaren) beziffern, nicht berücksichtigt.
Als starker Akteur in einem für die Verbraucher zentralen und täglich wichtigen Bereich
steht der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) im
Fokus der politischen Entscheider. Daraus
resultieren politische Diskussionen um die
wettbewerbspolitische und wettbewerbsrechtliche Bewertung der Marktstrukturen
und der Marktentwicklung im Einzelhandel
sowie politische Initiativen auf europäischer
und nationaler Ebene.
Hersteller und Handel werden auf der Basis
des Gesamtmarktes für FMCG verglichen.
Dabei bleibt unberücksichtigt, dass der
Handel Sortimente bündelt, die produktionstechnisch streng getrennt sind, sowohl hinsichtlich der Rohstoffsituation, als auch bei
den dahinterliegenden Erzeuger-/Herstellerstrukturen. Deutlich wird dies beispielsweise
in den Warengruppen Süßwaren, Obst und
Gemüse oder Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel. Daher gilt es, Strukturvergleiche auf der
Ebene der Warengruppen durchzuführen.
So wird im Kontext LEH immer wieder eine
vermeintlich einseitige Konzentration und
dadurch induzierte Nachfragemacht im
Lebensmittelmarkt diskutiert. Bei näherem
Blick auf die Marktzahlen erweist sich der
geäußerte Pauschalvorwurf jedoch als haltlos.
8 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Der Handel trägt wesentlich zur Senkung der
Transaktionskosten sowohl auf Hersteller-,
als auch auf Verbraucherseite bei. Transaktionskosten machen in vielen Branchen
häufig mehr als 50 Prozent der Gesamtkosten
aus. Im Rahmen seiner Sortimentsbindungsfunktion, d.h. der Zusammenstellung seines
Angebotes unter Berücksichtigung der
Kundenbedürfnisse, fasst der Handel Waren
der Hersteller zusammen. Auf diese Weise
sinkt die Anzahl der ohne einen Mittler
zwischen Industrie und Endabnehmer notwendigen Kontakte enorm.
Um die Transaktionskosten zu optimieren
ist die Größe des einzelnen Handelsbetriebes
von entscheidender Bedeutung: Je größer ein
Betrieb ist und umso mehr Verkaufsstellen er
unterhält, umso stärker wirken Bündelungsund Skaleneffekte. Diese wiederum können in
Form günstiger Preise an den Endverbraucher
weitergegeben werden.
Die Sortimentsbündelung entspricht den
Kundenbedarfen. 76 Prozent der Verbraucher
möchten ihren gesamten Einkauf auf einmal
erledigen, d.h. Frische, Tiefkühlkost, Getränke
und Nonfood-Sortimente zusammen einkaufen und nicht jeweils einzeln in eigenen
Formaten.
Senkung der Transaktionskosten durch die Bündelungsfunktion des Handels
(Baligh-Richartz-Effekt)
Beispiel ohne Handel
Beispiel mit Handel
Anbieter
Anbieter
Handel
Abnehmer
Abnehmer
Anzahl der Hersteller (He) = 40
Anzahl der Abnehmer (A) = 500.000
Anzahl der Hersteller (He) = 40
Anzahl der Abnehmer (A) = 500.000
Anzahl der Händler(Hä) = 3
Anzahl Kontakte = He * A = 20,0 Mio.
Anzahl Kontakte = (He + A) * Hä = 1,5 Mio.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 9
Verbraucher wollen One-Stop-Shopping
Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?
Ich suche gern Lebensmittelgeschäfte auf, in denen ich
meinen gesamten Einkauf auf einmal erledigen kann.
76 %
Wenn ein Geschäft keine ausreichend große Auswahl
bietet, kaufe ich dort nicht ein.
42 %
Quelle: IFH Köln, bevölkerungsrepräsentative Befragung 2015, 993 ≤ n ≤ 1.000; dargestellt sind
Top-Nennungen („trifft voll und ganz zu“ und „trifft eher zu“)
Zahlreiche Verbraucher bevorzugen One-Stop-Shopping, d.h.
sie wollen ihren Lebensmittelkauf möglichst auf einmal erledigen.
Dieser Anforderung wird der Handel durch die Bündelung der
Sortimente verschiedener Warengruppen gerecht.
10 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Hersteller mit zahlreichen Ausweichoptionen
Die Beziehungen zwischen Konsumgüterindustrie und Handel sind äußerst komplex. Der
Warenfluss ist differenziert und bewegt sich
nicht nur zwischen den Polen Ernährungsindustrie und Handel. So ist in die Wertschöpfungskette Lebensmittel in erheblichem Umfang der Großhandel eingeschaltet, der mit
einem Umsatzvolumen von 222,6 Milliarden
Euro (Hochrechnung 2014) das LEH-Volumen
mit 146 Milliarden Euro deutlich übersteigt.
Die Ernährungsindustrie verfügt über zahlreiche Alternativen zum Verkauf ihrer Produkte
außerhalb des LEH. Dies beinhaltet neben dem
LEH auch Drogeriemärkte, den Spezial-Einzelhandel oder Convenienceverkaufsformen, den
ambulanten Einzelhandel und Direktverkäufe
sowie das Großverbraucher-Zustellgeschäft
(inkl. Hotels, Restaurants und Catering),
die industriellen Weiterverarbeiter und den
Export.
FMCG-Lieferantenangebot 2014 und Ausweichoptionen
Lieferantenangebot
2014
in Mrd. Euro
in Prozent
Export
Importe
70,2
Weiterverarbeitung
Ausweichoptionen
Produktion
188,1
Food Service
Sonstige
Vertriebswege
FMCG-Handel
davon:
Quelle: IFH Köln
85 % Bezug über
LEH-Zentralen
15 %
über Sonstige
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 11
Alternative Absatzwege der Hersteller von FMCG
Export
Industrie/Landwirtschaft
Hersteller, Landwirte, Winzer,
Beziehungskäufe
Direktabsatz
Handwerk
Bäckereien, Konditoreien,
Fleischereien
Cash & Carry-Großhandel,
Beziehungskäufe
Institutioneller
Großhandel
Produktion von FMCG
SortimentsEinzelhandel
Institutioneller
Einzelhandel
Stationärer Einzelhandel
SpezialEinzelhandel
Außer-Haus-Versorgung
(Food Service)
SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte, Supermärkte, Nachbarschaftsgeschäfte, Discounter,
Warenhäuser
Obst-und Gemüsegeschäfte,
Delikatessengeschäfte,
Fischgeschäfte, Wein-/ Spirituosengeschäfte, Getränkemärkte,
Süßwarengeschäfte, Tabakwarengeschäfte, Refomhäuser,
Drogerien, Drogeriemärkte,
Kioske, Automaten, Tankstellen
Versandhandel
Versandeinzelhandel
Ambulanter Einzelhandel
Verkaufswagen, Heimdienste,
Wochenmärkte
Gastronomie, Hotels, Kantinen,
Imbisse
Quelle: IFH Köln nach Trade Dimensions
In der Summe sind die alternativen Absatzwege
bedeutender als der LEH.
12 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Wichtigste Ausweichalternative der deutschen Ernährungs- und Haushaltschemieindustrie ist der Export (Exportquote 37 Prozent). Die Entwicklung verläuft hier deutlich
über der Produktion und dem Import.
den Absatzkanal Food-Service. Abzüglich
Steuern und Spannen entfallen auf der Basis
eines Nettobeschaffungsvolumens von 20,0
Milliarden Euro 7,7 Prozent des Lieferantenangebotes auf Food-Service.
Die hohe Bedeutung des Außenhandels zeigt
sich darin, dass von den Top 100 Lieferanten
des LEH 42 ausländische Unternehmungen
sind, die in Deutschland Vertriebsgesellschaften, zum Teil auch Produktionsstandorte
unterhalten.
Die Anteile des Nettobeschaffungsvolumens
des LEH an der Inlandsmarktverfügbarkeit liegen in den Warengruppen zwischen 11,9 und
69,2 Prozent und dokumentieren u.a. hohe
Umsatzanteile in der Weiterverarbeitung wie
etwa bei Grundnahrungsmitteln.
Auch die Alternative Food-Service ist stärker
gewachsen als die verschiedenen Formen
des Food-Handels und viele Hersteller
tragen dem Rechnung, indem sie eine eigene
„Food-Service Division“ führen. 30,8 Prozent
der Endverbraucherausgaben entfallen auf
Eine vergleichsweise geringe Beschaffungsbedeutung hat der LEH zudem in Warengruppen, die in starkem Maße von anderen
Handelskanälen (Körperpflege und Kosmetik)
oder dem Außer-Haus-Verzehr (Getränke)
geprägt sind.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 13
Anteil des Nettobeschaffungvolumens LEH an der Inlandsmarktverfügbarkeit
nach Warengruppen 2014, in Prozent
Konserven/Fertig-/Fixprodukte
Speiseeis
Molkereiprodukte
Obst und Gemüse
Feinkost/Würzen/Convenience
Hygiene- und Papierprodukte
Süßwaren/Dauerbackwaren
Wasch-/Putz-/Reinigungsmittel
Alkoholische Getränke
Alkoholfreie Getränke
Tiernahrung
Tiefkühlkost
Frühstück/Baby-/sonstige Nahrung
Heißgetränke
Fleisch und Wurstwaren
Eier
Nahrungsfette/Öle
Brot/Backwaren
Tabakwaren
Fisch und Fischerzeugnisse
Kosmetik/Körperpflege
Grundnahrungsmittel
Quelle: IFH Köln
Betrachtet man alle Absatzkanäle der Industrie, nimmt der
Lebensmitteleinzelhandel eine bedeutende, aber keine überragende Rolle ein. Weiterverarbeitung, Food-Service, Direktabsatz,
Großhandel, Online-Handel und Export sind weitere, wichtiger
werdende Absatzmärkte für die Industrie.
14 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Neue Dimensionen erhält die Diskussion um
die Ausweichoptionen der Industrie durch
den E-Commerce. Damit erschließen sich
Hersteller Absatzmöglichkeiten auch in den
FMCG-Warengruppen, die bisher zu hohen
Anteilen stationär gekauft werden.
Sortimentsübergreifend wird der E-Commerce allem Anschein nach insbesondere
vom stationären Handel, in erster Linie den
LEH-Anbietern entwickelt, doch auch die
Wachstumsraten der Hersteller Online liegen
im deutlich zweistelligen Bereich.
In einzelnen Warengruppen wie Kaffee, Wein
oder Tiernahrung realisieren E-CommerceVerkaufsformen durchaus nennenswerte
Umsätze, auch wenn der Umsatzanteil des
E-Commerce in den FMCG-Sortimenten
mit insgesamt 1,0 Prozent im Vergleich zu
Nonfood-Sortimenten gering erscheint.
Von den Top 100 Lieferanten des LEH führen
33 mittlerweile einen eigenen Online-Shop,
63 vertreiben über Online-Shops wie Amazon
und 51 führen eine Food-Service-Division.
Unabhängig vom bis dato erreichten Umsatzanteil der alternativen Vertriebswege weisen
die Hersteller selbst rege Aktivitäten in alternativen Vertriebswegen aus.
Anteil der Top 100 Lieferanten, die alternative Vertriebswege
benennen bzw. vorweisen in Prozent
63
51
33
eigener
Online-Shop
Onlinevertrieb
andere
Gastronomie,
Catering, GV
Quelle: IFH nach eigenen Recherchen, Produktverfügbarkeit „Online-Vertrieb andere“:
vornehmlich Internet-Pure-Player wie Amazon
Verbraucher kaufen im Einkaufstättenportfolio.
Das stärkt die Konkurrenz der Formate und Anbieter.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 15
Verbraucher nutzen unterschiedliche Einkaufsstätten
Zudem kaufen Verbraucher regelmäßig in
anderen Formaten, wie dem Fachhandel,
Wochenmärkten oder über den OnlineHandel. Diese Vertriebskanäle stehen dabei
wiederum in Konkurrenz zum klassischen
LEH.
Wie die Konsumgüterwirtschaft über alternative Absatzwege verfügt, so verfügt der Konsument über eine breite Auswahl an alternativen Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere
auch für Güter des täglichen Bedarfs. Konsumenten kaufen im Einkaufsstättenportfolio
und nutzen verschiedene Formate nebeneinander. Dabei stehen die einzelnen Vertriebsformate des LEH in Konkurrenz zueinander.
Einkaufsstätten FMCG aus Verbrauchersicht 2015
kaufe mind. wöchentlich
Discounter
73
Supermarkt
Lebensmittelfachgeschäft
(z. B. Feinkostgeschäft, Bäcker, Metzger etc.)
Großer Verbrauchermarkt
71
Lebensmittelabteilung von Warenhäusern
Convenience-Formate
(z. B. Rewe to go, Albert Heijn to go etc.)
Bei Online-Anbietern von Lebensmitteln
27
42
34
59
30
Wochenmarkt
Tankstellen-Shop und Kiosk
25
52
Drogeriemarkt
Erzeuger
kaufe seltener
68
16
59
10
54
7
55
55
25
23
Quelle: IFH Köln, bevölkerungsrepräsentative Befragung 2015, n=100; kauferegelmäßig = Einkauf mind. einmal/
Woche, kaufe gelegentlich = Einkauf alle 2-3 Wochen oder seltener; Zahlen unter 5 % sind nicht ausgewiesen
16 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Hersteller und Lebensmittelhandel auf Augenhöhe
Ein pauschaler Vergleich der mittelständischen Ernährungsindustrie mit dem
deutschen LEH weist zwar auf die hohe
Wettbewerbsintensität des Lebensmittelsektors hin, vermischt aber grundsätzlich die
Betrachtungsebenen. Die Unternehmungen
der Ernährungsindustrie beschränken sich,
abgesehen von den großen multinationalen
„Mehrmarken“ und „Mehrproduktgruppenunternehmungen“, auf eine oder wenige
Warengruppen, während der Handel über
seine Sortimentsfunktion genau diese verschiedenen Warengruppen bündelt.
Die Ursachen für diese Struktur sind in
der enormen, sich stetig wandelnden
Produktvielfalt zu sehen. Daneben zeigt sich
die Notwendigkeit eines schnellen Zugriffs
auf agrarische Rohstoffmärkte und der Nähe
zu den Absatzmärkten.
Größenstrukturen der deutschen Industrie für FMCG in Prozent
Hersteller FMCG
Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung, Haushaltschemie
Unternehmen mit über 50 Mio. Euro
Jahresnettoumsatz
Unternehmen zwischen 5 und 50 Mio. Euro
Jahresnettoumsatz
2
6
142
Unternehmen bis 5 Mio. Euro
Jahresnettoumsatz
77
92
114
100
99
15
8
Umsatz
Quelle: IFH Köln nach Umsatzsteuerstatistik 2013
Anzahl
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 17
Die Ernährungsindustrie ist in nahezu allen
Warengruppen hoch konzentriert und ist in
starkem Maße von multinationalen Unternehmungen, die ihren Umsatzschwerpunkt
nicht in Deutschland haben, geprägt. So realisieren die Top 100 Lieferanten des LEH nur
9,8 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland.
Die bloße Gegenüberstellung von Umsatzvolumina des Handels und der Hersteller
ist zur Beurteilung einer vermeintlichen
Nachfragemacht ungeeignet. Zur Beurteilung
der tatsächlichen Größenstrukturen ist eine
differenzierte Betrachtung nötig. Dazu ist eine
Analyse auf Warengruppenebene erforderlich.
Diese zeigt sehr anschaulich, dass sich die
„Machtfrage“ für jede Produktkategorie neu
stellt. Die unterschiedlichen Verhandlungssituationen und damit die Kräfteverhältnisse
zwischen den Marktpartnern stellen sich
dabei jeweils sehr unterschiedlich dar.
In einer Portfoliodarstellung werden dazu
die inländischen Produktionsvolumina der
Industrie und Nettobeschaffungsvolumina
der Top 10 Händler, i.d.R. des LEH und der
Drogeriemärkte in Bezug auf die Inlandsmarktverfügbarkeit (inländische Angebotsmenge) gegenübergestellt um Nachfrage- oder
Angebotsüberhänge zu dokumentieren.
Umsatz der Top 100 Lieferanten des LEH in Milliarden Euro
880
87
Gruppenumsatz
Umsatz Deutschland
entspricht 9,8 %
Umstzanteil
Quelle: IFH Köln nach Rangliste Top 100 Lieferanten aus Lebensmittelzeitung 2012, Umsatz 2014
In keiner Warengruppe gibt es eindeutige Nachfrage- oder
Angebotsmacht. Die in der Öffentlichkeit unterstellte
Nachfragemacht des Handels erweist sich bei differenzierter
Betrachtung als haltlos.
18 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
In der Ergebniswolke zeigt sich eine deutliche
Betonung eines mittleren Bereiches, der auf
ausgewogene Marktverhältnisse hindeutet.
Die Felder rechts unten und links oben würden einen deutlichen, möglicherweise kritischen Machtüberhang des Handels- bzw. der
Herstellerseite für die jeweilige Warengruppe
signalisieren.
Die Verbraucher haben konkrete Erwartungen
an das Sortiment des Handels. Das betrifft
sowohl die Tiefe als auch die Breite des
Sortiments. Hinzu kommt eine hohe
Markenaffinität in einzelnen Warengruppen.
In vier mehr oder weniger marken- bzw.
handelsmarkenaffinen Warengruppen wurde
die Wechselbereitschaft der Konsumenten
bei einer Preiserhöhung um 10 Prozent
abgefragt. Zahlreiche Verbraucher kaufen
das gewünschte Markenprodukt trotz Ausweichoption. Das verdeutlicht, wie stark die
Markenposition in einzelnen Warengruppen
ist.
Produktgruppenportfolio: Top 10 Hersteller und Top 10 Händler LEH und Drogerie 2014, in Prozent
100
Tiernahrung
95
Hygiene, Papier
90
85
Eis
Wasch-, Putzund Reinigungsmittel
Tabakwaren
80
Heißgetränke
75
Eier
70
Kosmetik, Körperpflege
65
Anzteil
Inlandsumsätze
Top 10 Hersteller
an IMV
Frühstück, Baby-, Sonstige Nahrung
60
Süßwaren, Dauerbackwaren
55
50
Molkereiprodukte
Fisch
Alkoholfreie
Getränke
45
Obst, Gemüse, Kartoffeln
Konserven, Fertig-, Fixprodukte
Alkoholische
Getränke
Fleisch, Wurst, Geflügel
40
Feinkost, Würzen, Convenience
35
30
Grundnahrungsmittel
Tiefkühlkost
25
Nahrungsfette, Öle
20
15
Brot u. Backwaren
10
5
0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 7075 80 85 9095 100
Anteil Nettobeschaffungsvolumen Top 10 LEH an IMV
Quelle: IFH Köln
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 19
Verbraucher entscheiden über Sortiment
Die Kunden bestimmen über ihre individuellen Anforderungen das Sortiment des Handels
mit. Dies stärkt die Ausgangsposition auch für
kleinere und mittelständische Hersteller von
Markenprodukten.
Verbraucher haben nicht nur eine klare Vorstellung von Marken, die sie kaufen möchten,
sondern auch für das Vorhandensein von
Handelsmarken. So finden es einer IFHBefragung aus dem Jahr 2015 zufolge
85 Prozent der Verbraucher gut, wenn
Händler Marken und Handelsmarken anbieten
und 43 Prozent der Verbraucher würden einen
Händler nicht mehr aufsuchen, wenn er keine
Handelsmarken anbieten würde.
Verbraucherverhalten bei einem Preisanstieg von 10 % der Herstellermarke
23,7
29,2
22,6
16,6
48,1
34,7
48,2
53,3
28,3
36,0
29,3
29,7
Tafelschokolade
Eiscreme
Frischhaltefolie
Joghurt
Verzicht auf Kauf
Ausweichoptionen
(z. B. Kauf eines anderen
Produktes, Wechsel der
Einkaufsstätte)
Kauf des Produktes trotz
Ausweichoption
Quelle: IFH Köln, bevölkerungsrepräsentative Befragung 2015, 26 ≤ n ≤ 376
Verbraucher erwarten Marken verschiedener Anbieter
und Handelsmarken und bestimmen so das Sortiment des
Handels mit.
20 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Immerhin 77,5 Prozent machen sogar die
Qualität eines Händlers von dem Vorhandensein von Handelsmarken abhängig.
Handelsmarken sind heute nicht mehr auf
Einstiegspreislagen beschränkt. Das Wachstum fand in den letzten Jahren vor allem im
Bereich der Mehrwerthandelsmarken statt.
Die überwiegende Anzahl der Handelsmarken
wird nicht in Eigenregie gefertigt, sondern als
Lizenzprodukt bei mittelständischen Herstellern, aber auch von den Top Lieferanten des
LEH. So produzieren von den Top 100 Lieferanten des LEH 56 Prozent auch Handelsmarken, überwiegend für mehr als einen Händler.
Verbrauchereinschätzungen zum Handelsmarkenangebot im Lebensmittelhandel
Gute Händler haben Handelsmarken
in verschiedenen Preisklassen.
77,5
Ich erwarte Handelsmarken im Sortiment des von mir
bevorzugten Geschäftes.
73,8
Bei Lebensmitteln kaufe ich häufig bewusst die
angebotenen Handelsmarken.
64,0
Ohne Handelsmarken würden mir lieb gewonnene
Marken/Produkte im Sortiment fehlen.
59,4
Handelsmarken sind für mich ein Grund, ein Geschäft
einem anderen vorzuziehen.
Mir ist es egal, ob ein Händler Handelsmarken anbietet.
Für mich kommen nur Markenprodukte in Frage.
42,2
7,0
Quelle: IFH Köln, bevölkerungsrepräsentative Befragung 2013, 1.609 ≤ n ≤ 1.621; dargestellt
sind Top-Nennungen („trifft voll und ganz zu“ und „trifft eher zu“)
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 21
2 Wohlstand
Lebensmitteleinzelhandel
sichert die Versorgung
22 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Über 40 Millonen Kunden täglich
Als Teil der „Wertschöpfungskette Lebensmittel“ stellt der Lebensmitteleinzelhandel
eine wichtige Schnittstelle zum Verbraucher
dar. Er versorgt täglich über 40 Millionen
Kunden in Deutschland.
Die Kernkompetenzen des LEH liegen in der
Warenbeschaffung, der Sortimentsbündelung
und im Vertrieb. Damit werden die Transaktionskosten für Hersteller und Verbraucher
gesenkt. Als Schnittstelle übernimmt der LEH
auch wichtige Funktionen im Rahmen der
Qualitätssicherung und Kommunikation.
Die Wünsche der Kunden sind vielfältig.
Durch Formatdifferenzierung, Angebots- und
Sortimentsbreite entspricht der LEH den
verschiedenen Wünschen unterschiedlicher
Kunden.
Die Anforderungen der Verbraucher an den
Handel sind vielfältig. Schon aus den Antworten auf die Frage nach den wichtigsten
Leistungen des Lebensmitteleinzelhandels
wird deutlich, wie breit das Anforderungsspektrum der Verbraucher an den Handel ist.
Möchte dieser die Kundenanforderungen
bestmöglich erfüllen, muss er seine Leistungen ständig optimieren und neu ausrichten.
Anteil des Nettobeschaffungvolumens LEH an der Inlandsmarktverfügbarkeit
nach Warengruppen 2014, in Prozent
stellt je Standort
bis zu
60.000 Artikel
zur Auswahl
hat rund
14 Milliarden
Kundenkontakte
im Jahr
ist an über
38.000 Standorten
in Deutschland
präsent
bewirtschaftet
34 Millionen
Quadratmeter
Verkaufsfläche
bündelt
Sortimente, die von
14.600 Lieferanten
angeboten
werden
versorgt
40 Millionen
Haushalte
Quelle: IFH Köln
realisiert eine
Wertschöpfung
von
65 Milliarden
Euro
hat
durchschnittlich
3.600 Stunden
im Jahr geöffnet
bildet rund
66.000 Menschen
jährlich aus
beschäftigt
660.000
Menschen
befriedigt die
Bedürfnisse von
80 Millionen
Menschen
versorgt die
über
28,5 Millionen
Haustiere
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 23
Leistungen des LEH aus Sicht der Verbraucher, 2015 und 2011 in %
Welche der folgenden Aspekte sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten
Leistungen des Lebensmitteleinzelhandels?
75
74
Produktangebot mit dem bestmöglichen
Preis-Leistungs-Verhältnis
70
Immer hohe Qualität der Produkte
60
69
65
Große Auswahl verschiedener Produkte
68
Viele gut erreichbare Geschäfte in meiner Nähe
57
63
Kundenorientierte Öffnungszeiten
60
59
60
Immer alles was ich brauche an einem Ort
54
Angenehme Einkaufsatmosphäre
48
29
Immer alle Informationen, die ich zu den
Produkten brauche, verfügbar
23
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung 2011 und 2015, 1.000 < n < 1.542
Anforderungen der Verbraucher an Lebensmittelsortimente und -vertrieb
Jeder 2. Deutsche will…
Nachhaltigkeit
Vielfalt
…soziales Engagement im LEH
…unterschiedliche
Geschäfte
…aktiven Umweltschutz
im LEH
…häufig neue Produkte
im Geschäft
…viele verschiedene
Marken
Preislagen
…Lebensmittelgeschäfte mit verschieden hohen Preisen
…nicht nur Marken sondern auch Eigen-
marken
…zwischen günstigen,
mittleren und teuren
Marken wählen
Quelle: IFH Köln
…verschiedene Möglich-
keiten, Lebensmittel
zu kaufen
Die „unendliche Liste“ der Verbraucher stellt hohe
und differenzierte Anforderungen.
2015
2011
24 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
So stehen das Produktangebot mit dem bestmöglichen Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis und
die immer hohe Qualität der Produkte, gefolgt
von einer großen Auswahl verschiedener Produkte und vielen gut erreichbaren Geschäften
in der Nähe der Verbraucher klar im Fokus.
Zahlreiche Verbraucher verbinden den LEH
zudem mit kundenorientierten Öffnungszeiten, bedarfsgerechten Sortimenten und einer
angenehmen Einkaufsatmosphäre.
In nahezu allen Punkten rücken die Leistungen des LEH heute stärker in den Fokus als
noch vor vier Jahren. Das gilt in besonderem
Maße für die gleichbleibend hohe Qualität der
Produkte und die wohnortnahe Versorgung,
die um 10 und 11 Prozentpunkte an Bedeutung
gewonnen haben. Das gilt nachrangig auch
für die Informationsfunktion des LEH.
Aus Verbrauchersicht ist das Leistungsspektrum des
LEH vielfältig und bedient neben Preis-Leistung vor
allem und immer stärker die Attribute Versorgungsqualität und -sicherheit.
LEH schafft Versorgungssicherheit und -vielfalt
Der LEH schafft durch sein dichtes Einkaufsstättennetz Versorgungssicherheit.
Die Verbraucher haben ein Grundbedürfnis
nach flächendeckender Versorgung, das der
Handel nahezu lückenlos deckt. So geben nur
3 Prozent der Verbraucher an, kein Geschäft
in ihrer Nähe zu haben, das sie gut erreichen
können. In der umgekehrten Betrachtung der
sogenannten „Top Box“, also der Verbraucher,
die einer Aussage voll und ganz und eher
zustimmen, geben immerhin 84 Prozent der
Verbraucher an immer ein Geschäft zu finden,
das sie gut Der Handel sorgt nicht nur für
Versorgungssicherheit im Sinne eines dichten
Verkaufsstellennetzes, erreichbarer Geschäfte
und kundenorientierter Öffnungszeiten, sondern bietet durch die Vielfalt der Formate auch
Versorgungsvielfalt. So haben Verbraucher
zudem die Wahl zwischen unterschiedlichen
Formaten, die im Rahmen des persönlichen
Einkaufsstättenportfolios auch nebeneinander genutzt werden.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 25
Versorgungsqualität aus Sicht der Verbraucher 2015 und 2011, Angaben in Prozent
Welchen der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?
84
Ich finde immer ein Geschäft, das ich gut erreichen kann.
82
79
Lebensmittelgeschäfte haben ihre Öffnungszeiten in
den letzten Jahren stark verbessert.
80
75
Immer wenn ich Lebensmittel einkaufen möchte,
hat ein Geschäft in meiner Nähe geöffnet.
74
Ich erwarte, dass ich beim Lebensmittelkauf die
Wahl zwischen unterschiedlichen Geschäften habe.
63
63
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung 2011 und 2015, 1.000 < n < 1.542
Formatvielfalt FMCG-Produkte
Verbraucher haben täglich eine große Auswahl an Einkaufsalternativen.
516.000
Verpflegungsautomaten
38.525
Geschäftsstellen des LEH
mit > 25 WG
66.390
Ernährungshandwerk
40 Millionen Haushalte bzw.
81 Millionen Verbraucher haben
die Wahl zwischen…
41.000
Lebensmittelfachgeschäfte
40.000
Tankstellenshops
und Kioske
13.100
institutionelle Versand-und
Interneteinzelhändler
3.600
Wochenmärkte mit mehr
als 20.300 Markttagen
Quelle: IFH Köln nach Handels- und Umsatzsteuerstatistik, Verbandsmeldungen
20.400
Nonfood-Fachgeschäfte
mit FMCG Sortimenten
2015
2011
26 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
LEH bündelt Sortimente und bietet Auswahl –
auch mit Eigenmarken
Um dem Bedarf der Verbraucher nach Sortimentsvielfalt entgegen zu kommen, bündelt
der Handel Sortimente und die Anforderung
der Verbraucher an Sortimentsbreite und
-tiefe steigt. So haben sich die Erwartungen
der Verbraucher gegenüber Markenauswahl
und Innovationen allein zwischen 2011 und
2015 erhöht.
Da die Kunden unterschiedliche Bedürfnisse
haben und jeder für sich nicht nur eines Einkaufsstättenportfolios, sondern auch eines
Markenportfolios bedient, weitet der LEH
seine Sortimente aus. Das spiegelt sich auch
in der Ausweitung der Verkaufsflächen wider.
Anforderungen der Verbraucher an die Sortimentsvielfalt des LEH
74
Ich erwarte, in einem Lebensmittelgeschäft unter
vielen verschiedenen Marken wählen zu können.
70
Ich kaufe häufig Lebensmittel von
verschiedenen Marken.
71
Ich finde es gut, wenn ich in einem Lebensmittelgeschäft häufig neue Produkte finde.
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung 2011 und 2015, 1.000 < n < 1.542
72
59
57
2015
2011
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 27
Anzahl Artikel nach Sortimentsbereichen und Formaten 2013 und Veränderung gegenüber 2000
Anzahl der neu eingeführten
Artikel gegenüber 2000
Frische
595
4.350
+293
+2.230
2015
2011
Trockensortiment
Getränke
Nonfood I
644
8.100
195
2.460
273
4.810
+222
+2.556
+63
+1.028
+120
- 88
Quelle: EHI-Sortimentsstrukturerhebungen
Tatsächlich hat sich die Zahl der Artikel in
den letzten Jahren erhöht und konnte allein
in den Formaten Discounter und Supermarkt
in den Sortimentsbereichen Frische, Trockensortiment, Getränke und Nonfood I in den
letzten 13 Jahren um 43 Prozent wachsen.
Die Kunden erwarten ein Angebot, dass
hinsichtlich Sortimentszusammensetzung,
Marke/Handelsmarke, Preislagen etc. ihren
individuellen Wünschen entspricht. Daraus
resultiert eine enorme Vielfalt, die sich in
22 Warengruppen, 280 Warenarten und
Tausenden von Artikeln zeigt, die von mehr
als 14.600 Lieferanten aus In- und Ausland
angeboten werden.
Der Einzelhandel… (Funktionen-Auswahl)
• stellt Sortimente zusammen
• richtet Sortimente permanent am Kundenbedarf aus
• bietet den Konsumenten jährlich mehrere 1.000 Innovationen an
• beschafft, lagert und transportiert Waren
• sorgt für gleich bleibende Verfügbarkeit
• organisiert den Verkauf und führt ihn durch
28 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Beschaffungsleistung des Handels
Jeder Kunde hat
unterschiedliche Ansprüche
Der LEH hat eine
Versorgungsfunktion
> 80 Mio. Einwohner
(Statistisches Bundesamt)
Verschiedene Käufertypen
1.245 Besuche
je LEH-Geschäft
am Tag
180 Käufe p.a.
Güter des täglichen Bedarfs
(EH)
Unterschiedliche Ernährungstypen
Individuelle Bedürfnisse:
· Produkte
· Marken
· Qualitäten
Kundenerwartungen sind
vielfältig und individuell
in 38.500 LEH-Geschäften
(EH)
Differenzierte Kaufmotive:
· Anlass
· Stimmung
· Gelegenheiten
Der Handel bündelt die Produkte und Lieferanten zu einem bedarfsorientierten Sortiment
und trifft eine Vorauswahl für den Kunden und die Vielfalt der Bedürfnisse
:
14.600 Lieferanten
(Produktionsstatistik)
jeder Lieferant bietet i.d.R.
nur einzelne Warenarten an
=
682 Lieferanten je Warengruppe
52 Lieferanten je Warenart
Der LEH wählt vom Kunden nachgefragte Ware aus und bündelt die Waren in 280 Warenarten und 22 Warengruppen
z. B. Ketchup Marke 1, 2, 3
Senf Marke 3, 6, 7
z. B. Hartkäse Marke A, B, C
Weichkäse Marke B, C, D
z. B. Milch Marke M, L, P
Joghurt Marke Q, R, S
zu bedarfsgerechten Sortimenten
Die Beschaffungsleistung des
Handels wird häufig unterschätzt
Der Kunde erwartet in jedem LEH-Geschäft:
22 Warengruppen FMCG mit mehr als 280 Warenarten (GHK)
und in jeder Warenart:
unterschiedliche Preislagen
unterschiedliche Verpackungseinheiten
verschiedene Anbieter (Marken)
Jedes LEH-Geschäft führt durchschnittlich 6.600 FMCG-Artikel (EH)
Discounter
Supermärkte
Ø 1.860
Ø 10.770
Artikel
Artikel
SBWarenhäuser
Verbrauchermärkte
Ø 24.150
Ø 20.850
Artikel
Um die Kundenerwartungen zu erfüllen, muss
der Handel breite Sortimente bündeln
Artikel
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 29
Die Beschaffungsleistung des LEH bezieht
sich zunehmend auf Handelsmarken, die
mittlerweile auch in verschiedenen Preislagen erwartet werden. Aus Sicht der Verbraucher erhöhen Handelsmarken die Qualität des
Warenkorbs, ermöglichen Vielfalt und bieten
in Form von Mehrwert-Handelsmarken über
Innovationen und Nachhaltigkeit Mehrwerte
jenseits von Preis und Qualität.
Die Erwartungshaltung der Verbraucher
bzgl. Sortimentsbreite und -tiefe bezieht sich
auch auf Innovationen. So begrüßen knapp
60 Prozent der befragten Verbraucher ein
stetiges Angebot von neuen Produkten im
LEH. 76,1 Prozent der Verbraucher haben den
Eindruck, dass das Angebot an innovativen
Produkten im LEH zugenommen habe und
58,2 Prozent sind der Auffassung, dass der
Lebensmittelhändler seine Produkte ständig
optimiere, um Innovationen anzubieten.
Handelsmarken aus Sicht der Verbraucher
Handelsmarken ermöglichen es mir ...
… bei meinen Lebensmitteleinkäufen
Geld zu sparen.
82,6
… viele Produkte mit einem besonders
guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
78,9
… mich in finanziell schwierigen Zeiten
ausgewogen und gesund zu ernähren.
61,6
… regionale Produkte einfach
und bequem einkaufen zu können.
55,9
… dass ich mir hochwertige Produkte überhaupt
erst leisten kann.
41,7
... innovative Produkte einzukaufen.
40,7
… besondere küchen- und verzehrfertige
Produkte einkaufen zu können.
40,3
… besondere Feinkost-Produkte
einkaufen zu können.
… besondere Bio-Produkte einkaufen
zu können.
... besondere Light- oder WellnessProdukte einkaufen zu können.
Ohne Handelsmarken würden mir lieb
gewordene Marken/Produkte im Sortiment fehlen.
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung 2013; 1.526 ≤ n ≤ 1.574
36,1
30,5
25,1
59,3
30 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Die stetige Zunahme der Zahl der Innovationen spiegeln Untersuchungen von
Mintel.1 Nach der Innovationsdatenbank von
Mintel hat sich die Zahl der Innovationen
in Deutschland innerhalb der Food-Warengruppen seit dem Jahr 2000 deutlich erhöht.
Angeführt wird das Ranking von den Warengruppen Süßwaren und Molkereiprodukte.
Innovationen aus Sicht der Verbraucher
stimme voll zu
Gesamt
stimme eher zu
Meiner Meinung nach hat das Angebot an innovativen
Produkten im LEH deutlich zugenommen.
16,9
52,9
76,1
Mein Lebensmittelhändler optimiert ständig sein
Sortiment, um mir innovative Produkte zu bieten.
9,1
49,1
58,2
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung 2014, n („Meiner Meinung…“) = 917; n („Mein Lebensmittelhändler“) = 901
1
Mintel Global New Products Database; Datengrundlage: 31.000 neue Produkte/Monat,
in 50 Ländern und tiefer Kategorisierung
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 31
LEH sichert Qualität – auch mit Eigenmarken
Der LEH sichert Produktqualität. Diese Leistung des LEH ist in der Wahrnehmung der
Verbraucher heute für 70,3 Prozent deutlich
sichtbarer als noch 2011 (60,2 Prozent).
liegt. Das geht einher mit einem hohen und
zunehmenden Vertrauen, dass die Mehrheit
der Verbraucher dem LEH entgegenbringt.
Unter den Akteuren der Wertschöpfungskette nimmt der LEH dabei eine herausragende Stellung ein, denn neben Herstellern und
Verbraucherorganisationen wie Stiftung Warentest oder Foodwatch sind es vor allem die
bevorzugten Geschäfte, denen gut zwei Drittel
der Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln
vertrauen.
Die Qualitätssicherung der Produkte realisiert
der LEH auch im Zusammenhang mit Handelsmarken. Regelmäßige Analysen der Stiftung Warentest belegen, dass die Qualität von
Handelsmarken in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und mindestens mit
der Qualität von Industriemarken gleichauf
Der LEH sichert Qualität gegenüber allen
Beteiligten der Wertschöpfungskette.
Vertrauen der Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln
67,2
2015
67,2
62,1
61,5
56,2
48,4
von ihnen bevorzugte
Geschäfte
2011
53,4
48,4
Hersteller
Verbraucherorganisationen
(z. B. Stifung Warentest,
Foodwatch)
Quelle: IFH Köln; bevölkerungsrepräsentative Befragung; 1.000 ≤ n ≤ 1.524
Gütesiegel
32 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
LEH trägt zu Preisstabilität bei
Der Preis ist aus Verbrauchersicht nach wie
vor ein wichtiges Kriterium beim Kauf von
Lebensmitteln. So besteht eine wichtige
Leistung des Handels auch darin, nicht nur
verschiedene Sortimente zu bündeln, sondern auch Produkte verschiedener Preislagen
nebeneinander anzubieten und dem Verbraucher damit eine große Auswahl anzubieten.
So begrüßen 82 Prozent aller Befragten die
Möglichkeit, beim Kauf von Lebensmitteln
zwischen günstigen, mittleren und teuren
Marken wählen zu können. Durch unterschiedliche Formate und die große Bandbreite
an Artikeln in verschiedenen Preisklassen
bietet der LEH den Verbrauchern die
gewünschten Wahlmöglichkeiten.
Lebensmittelhandel und -hersteller leisten
einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Verbraucher. Denn trotz einer in
den letzten Jahren zunehmenden Volatilität
mit einem Preisanstieg im Lebensmittelmarkt
insgesamt zeigt sich, dass wichtige Grundnahrungsmittel real preiswerter geworden
sind. So ist die Anzahl der notwendigen
„Arbeitsminuten“ für Lebensmittel durchweg
deutlich gesunken. Das korrespondiert mit
dem gesunkenen Konsumausgabenanteil für
Nahrungs- und Genussmittel von 24,5 Prozent in 1970 auf 13,8 Prozent in 2014 an den
Konsumausgaben insgesamt.
Auch ein internationaler Vergleich zeigt die
hohe Preisstabilität in Deutschland. Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel inkl. alkoholische Getränke und Tabakwaren sind in
den Ländern der EU 28 zwischen 2005 und
2014 um 30 Prozent gestiegen. Besonders
deutliche Preissteigerungen sind in den EULändern zu verzeichnen, die als relativ junge
Mitgliedsstaaten gleichzeitig hohe BIP-Wachstumsraten realisieren. Deutschland liegt in
der Preissteigerungsentwicklung unterhalb
des EU-Durchschnitts – ein Indiz für die hohe
Wettbewerbsintensität in der Lebensmittelbranche in Deutschland und davon ausgehende Effekte auf die Konsumentenwohlfahrt.
Anzahl der „Arbeitsminuten“ für Lebensmittel und
Konsumausgabenanteil Nahrungs- und Genussmittel (NuG)
an Konsumausgaben gesamt 1970 und 2013
Die hohe Wettbewerbsintensität in
der Wertschöpfungskette
Lebensmittel fördert Preisstabilität in
Deutschland.
So lange mussten Arbeitnehmer für den Kauf von Lebensmitteln arbeiten
1970
2013/2014
1 kg Rindfleisch zum Kochen
72
30
1 kg Schweinekotelett
96
23
1 kg dunkles Mischbrot
16
11
10 Eier
22
6
250 g Butter
22
5
1 kg Kartoffeln
6
3
1 L Milch
9
3
24,5 %
13,8 %
Arbeitszeit in Minuten
Anteil Konsumausgaben
Nahrungs- und Genussmittel an
Konsumausgaben gesamt
Quelle: Situationsbericht Deutscher Bauernverband, Statistisches Bundesamt
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 33
3 WERTE
Wirtschaftsfaktor Einzelhandel
34 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Wertschöpfung nach Wertschöpfungsstufen Einzelhandel und LEH
im Vergleich 2014, Angaben in %
Herstellerebene
Großhandelsebene
Einzelhandel
20
Einzelhandelsebene
12
Dienstleistungsebene
42
25
0
100
LEH
26
15
27
32
Quelle: IFH Köln nach Handelsstatistik, Umsatzsteuerstatistik, Input-, Outputrechnung
Der Einzelhandel ist mit 410.000 Betrieben
und einem Umsatz von über 460 Milliarden
Euro eine der größten Wirtschaftsbranchen.
Mit mehr als 50 Millionen Kunden täglich
erfüllt er eine Schnittstellenfunktion zum
Verbraucher. Allein diese Schnittstellenfunktion und damit verbundenen Leistungen
führt zu Wohlfahrt.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Einzelhandels geht über die Zahl der Arbeits- und
Ausbildungsplätze und die Wertschöpfung
des Einzelhandels im engeren Sinne deutlich
hinaus. Denn der Einzelhandel ist in einen
komplexen Wertschöpfungsprozess
eingebunden. Auf einer Umsatzbasis von
460 Milliarden Euro generiert der Einzelhandel selbst eine Wertschöpfung von 76 Milliarden Euro und auf vor- und nachgelagerten
Wirtschaftsstufen von weiteren 104 Milliarden Euro. Durch den Einzelhandel entsteht
der deutschen Wirtschaft damit insgesamt
eine Wertschöpfung von 180 Milliarden Euro.
Ein wichtiger Teil des Einzelhandels ist der
LEH, der auf einer Umsatzbasis von 142 Milliarden Euro und 38.525 Geschäften täglich 46
Millionen Kunden versorgt. Die Wertschöpfung des LEH liegt bei 65 Milliarden Euro. Der
LEH induziert eine überdurchschnittlich hohe
Wertschöpfung auf der Wertschöpfungsstufe
Erzeuger/Hersteller.
Direkte und indirekte Wertschöpfung des Einzelhandels 2014
45.946
22.073
36.629
76.050
Einzelhandel
180 Mrd.Euro
Durch den Einzelhandel angestoßene
Wertschöpfung auf anderen Wirtschaftsstufen
Erzeuger/
Hersteller
Großhandel
Dienstleistungen
Quelle: IFH Köln nach Handelsstatistik, Umsatzsteuerstatistik, Input-/Outputrechnung
Die durch den LEH vor- und
nachgelagerte Wertschöpfung
übersteigt die direkte Wertschöpfung des LEH deutlich.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 35
Einzelhandel belebt Städte
Der Einzelhandel ist der zentrale Frequenzbringer für die Städte und Gemeinden und
trägt entscheidend zur Vielfalt des städtischen Lebens bei. Davon profitieren Dienstleistungsbranchen, wie die Gastronomie oder
kulturelle Einrichtungen.
Das gilt auch für den Lebensmittelhandel, der
für den Großteil der Einkaufsvorgänge steht.
Auch wenn sich das Standortgefüge des LEH
zum Teil aus den Innenstädten in die
Randlagen verlagert hat, um den Verbrau-
chern „Einkaufsnähe“ in Wohnort- und
Arbeitsplatznähe zu bieten, belegen Befragungsergebnisse, dass die Innenstädte nach
wie vor Relevanz für den Einkauf von Lebensmitteln haben.
So sind Lebensmittel und Getränke einer
Befragung von 33.000 Innenstadtbesuchern
zufolge das am häufigsten gekaufte Sortiment
und sind insbesondere in den kleineren
Städten, wesentliche Einkaufsursache und
damit Frequenzbringer.
Kauf oder geplanter Kauf der Innenstadtbesucher von Lebensmitteln
nach Ortsgrößenklassen
53 %
60 %
57 %
43 %
Oberzentrum
Mittelzentrum
bis unter
20.000
Einwohner
20.000 bis
unter
50.000
Einwohner
44 %
48 %
41 %
50.000 bis
unter
100.000
Einwohner
100.000 bis unter
500.000
Einwohner
500.000
Einwohner
und
mehr
Quelle: IFH Köln, Untersuchung „Vitale Innenstadt Befragung 2014“, Köln 2015, n = 28.829, passantenrepräsentativ
Bedingt durch sein Sortiment ist der Lebensmittelhandel als „Versorger mit Produkten des
täglichen Bedarfs“ wesentlicher Frequenzbringer
in kleineren und mittleren Städten
36 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Gekaufte Sortimente in den Innenstädten
Aus welchem der Warenbereiche haben Sie heute eingekauft oder planen noch einzukaufen?
54,3
53,3
43,4
37,4
29,3
18,3
28,1
18,1
26,4
16,5
18,2
15,6
13,2
10,4
8,3
9,1
10,8
10,0
Mittelzentrum
Oberzentrum
Lebensmittel/Getränke
Bekleidung/Fashion
Schuhe/Lederwaren
Sportartikel/Hobby/Freizeit
Kosmetik/Drogerie/Gesundheit
Bücher/Zeitschriften/Schreibwaren
Uhren/Schmuck/Accessoires
Multimedia/Elektronik/Foto
Haushaltswaren/Deko
Quelle: IFH Köln, Untersuchung „Vitale Innenstadt Befragung 2014“, Köln 2015, n=28.829, passantenrepräsentativ
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 37
Einzelhandel nah am Kunden
Der Einzelhandel ist die Schnittstelle zwischen Erzeugern, Herstellern und Konsumenten. Allein dadurch hat er das Ohr nah an den
Bedürfnissen seiner Kunden und reagiert auf
sich stetig wandelnde Bedarfe. Forciert durch
die hohe Wettbewerbsintensität und Funktion als „Versorger“ gilt dies in besonderem
Maße für den LEH. So wie die Verkaufsformen
des Einzelhandels verändern sich die Formate des LEH analog zum gesellschaftlichen
Wertewandel.
und 80er-Jahren mit ihrer Autokundenorientierung, breiten und tiefen Sortimenten und
Aktionspreisen die überlegene Verkaufsform.
Abgelöst wurden sie in der Entwicklung zunächst vom Siegeszug der Discounter, die vor
allem in der Wirtschaftskrise Anfang der 90er
Jahre hohe Wachstumsraten realisierten und
seit einigen Jahren mit einer gesellschaftlich
induzierten Mehrwertdiskussion im Kontext
Nachhaltigkeit und regionalem Konsum von
den Supermärkten abgelöst wurden.
Die Berufstätigkeit der Frauen und veränderte
Mahlzeitenrhythmen in den Familien begünstigen Convenience- und Gastroalternativen, was sich in der Formatdifferenzierung
der LEH-Formate niederschlägt.
Supermärkte verschiedener Anbieter kamen
mit der Entwicklung der Selbstbedienung in
den 50er-Jahren auf. SB-Warenhäuser und
große Verbrauchermärkte waren in den 70er-
LEH – Ausdifferenzierung der Formate
Selbstbedienung
NachNachhaltigkeit/Bio
Convenience
Discount
E-Commerce
Online-Shop
Convenience-Shops
Bahnhofs-/Flughafenshops, Tankstellenshops
LEH-Discounter
Lebensmittelvertrieb
SB-Warenhäuser/Verbrauchermärkte
Trad. Supermärkte
Supermärkte
City-Supermärkte
Bio-Supermärkte
Wochenmärkte
Tante Emma-Laden
Nahversorger
Lebensmittelhandwerk (Bäcker, Metzger)
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
Quelle: IFH Köln
Als wichtiger „Anlaufpunkt“ in Wohnort- und Stadtlagen ist der LEH selbst auch wichtiger Teil
des örtlichen, gesellschaftlichen Lebens.
38 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Einzelhandel vermittelt Werte
Insbesondere Betreiber von selbständigen
Supermärkten sind häufig im Ortsgeschehen
engagiert, stützen lokale Vereine mit ihren
Spenden, engagieren sich auf Straßenfesten
und sind selbst Treffpunkt. Das sehen auch
die Konsumenten. So schätzen es 63 Prozent
der Verbraucher, wenn Lebensmittelhändler
örtliche Vereine und Gesellschaften unterstützen.
Präsenter noch ist das Engagement des LEH
bei sozialen Projekten. Getragen von den größeren LEH-Kooperationen und umgesetzt von
den vielen örtlichen Lebensmittelhändlern ist
insbesondere das Engagement bei Tafeln oder
anderen sozialen Projekten aus Verbrauchersicht geschätzt und wahrnehmbar.
LEH: Gesellschaftliches Engagement
Ich schätze es sehr, wenn Lebensmittelgeschäfte auch lokale Vereine und
Gesellschaften unterstützen (z. B. Sportvereine, Jugendgruppen).
63,1 %
Ich schätze es sehr, wenn Lebensmittelgeschäfte auch lokale Veranstaltungen
unterstützen oder selbst initiieren (z. B.
Stadtdfeste, Sport- und Kulturveranstaltungen, Kundenevents).
60,0 %
Ich schätze es sehr, wenn sich Lebensmittelgeschäfte auch um lokale soziale
Projekte kümmern (z. B. Essensspenden
für Tafeln und Suppenküchen, Projekte für
Kinder und Jugendliche).
Lebensmittelgeschäfte in meinem
Wohnort kümmern sich um lokale soziale
Projekte (z. B. Essensspenden für Tafeln
und Suppenküchen, Projekte für Kinder
und Jugendliche).
Als fester Bestandteil
des „örtlichen, sozialen
Lebens“ realisiert
der LEH vielfältige Aktivitäten zur Förderung
des Gemeinwohls.
77,5 %
49,5 %
Quelle: IFH Köln, bevölkerungsrepräsentative
Befragung 2015, 722 ≤ n ≤ 952
Entwicklung der Anzahl der Tafeln in Deutschland
657
330
260 290 310
753 790
861 877
891 906 916
919
430 480
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Quelle: Tafeln e. V.
· über 5.000 Fahrzeuge
· 60.000 ehrenamtliche Helfer seit 1993
· über 900 Tafeln deutsch
landweit
· Unterstützung von 1,5 Mio. Bedürftigen
· mehr als 3.000 Standorte
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 39
Handel treibt Nachhaltigkeit
Der Handel treibt „Nachhaltigkeit“ zur Steigerung des Kundennutzens und zur Eigenprofilierung. Das Bewusstsein der Verbraucher für
nachhaltigen Konsum ist in den vergangenen
Jahren deutlich gestiegen. Das Thema Nachhaltigkeit bedient vier verschiedene Dimensionen. Aspekte wie Mitarbeiter-, Ressourcenund Umweltschutz sind für die Verbraucher
wichtig und können die Kaufentscheidung
beeinflussen.
doppelt so viele Verbraucher wie noch vor
drei Jahren. Weitere 53 Prozent versuchen das
Thema zu beachten und in den Einkauf mit zu
integrieren.
Insgesamt achten rund 11 Prozent der Befragten beim Einkaufen verstärkt auf Nachhaltigkeitsaspekte und kaufen daher überwiegend
nachhaltige Produkte – das sind beinahe
Im Rahmen der verschiedenen Handelsformate führen Supermärkte und Drogeriemärkte das Ranking nachhaltig bewerteter
Formate an.
Im Rahmen nachhaltiger Produktdimensionen sind regionale Produkte aus Sicht der
Verbraucher derzeit Nachhaltigkeitstreiber
und haben damit Bioprodukte im Ranking
abgelöst.
Nachhaltigkeitsdimensionen regionaler Produkte
Wenn Sie beim Einkauf von Lebensmitteln nachhaltige Aspekte
berücksichtigen möchten. Welcher Aspekt ist Ihnen dabei am wichtigsten?
Die regionale Herkunft der Lebensmittel
46,9 %
24,0 %
Die Inhaltsstoffe der Lebensmittel
Bio- und Nachhaltigkeitssiegel
11,1 %
Ich berücksichtige keine nachhaltigen Aspekte
bei meinem Lebensmitteleinkauf.
10,2 %
Die umweltfreundliche Verpackung der
Lebensmittel
Sonstiges
7,1 %
0,7 %
Quelle: IFH Köln nach Handelsstatistik, Umsatzsteuerstatistik, Input-, Outputrechnung
40 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Nachhaltigkeitsdimensionen aus Verbrauchersicht in %
Faire Mitarbeiterbehandlung
78,5
76,0
Aufrichtigkeit der öffentlichen Information
70,6
Engagement für den Erhalt der Umwelt
69,0
Soziale und ökologische Werte im Produktangebot
Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Kultur
Fairness im Wettbewerb
67,9
66,9
Quelle: IFH Köln, CSR-Tracker, Mai 2014; n = min. 3.006
In Abgrenzung gegenüber anderen Formaten
steht u.a. die Listung nachhaltiger Sortimente
im Vordergrund. Insgesamt liegt das Umsatzvolumen nachhaltiger FMCG-Sortimente
bei 15 bis 17 Prozent des Handelsvolumens.
Umsatztreiber und umsatzstärkster Bereich
sind, analog zu verschiedensten Befragungsergebnissen, regionale Produkte, die nach
GfK-Angaben derzeit bei einem Volumen von
30 Milliarden Euro liegen. Damit rangiert der
FMCG-Handel im Umsatzvolumen nachhaltiger Produkte deutlich über dem gesamten
Handel mit 8 bis 10 Prozent.
Der LEH übernimmt mit der Listung nachhaltiger Produkte
Verantwortung über die gesamte Lieferkette.
Der LEH übernimmt Verantwortung für
die Qualität der Produkte und damit für die
Lieferkette. Er ist die Hauptanlaufstelle der
Konsumenten, wenn die Qualität nicht
stimmt. Letztlich bringt der LEH auch heimische Lieferanten auf den Tisch.
Ein wesentlicher Faktor im Rahmen der
Nachhaltigkeitsaktivitäten des LEH sind
Handelsmarken, die diese Themen entwickeln. So greift der LEH bei der Entwicklung
von Handelsmarken häufig frühzeitig relevante Trends auf. Das sind u.a. Convenience,
Gesundheit und seit einigen Jahren Nachhaltigkeit. So sind Handelsmarken Innovationstreiber und treiben das Marktwachstum
nachhaltiger Produkte.
HANDELSREPORT LEBENSMITTEL | 41
Umsatzvolumen nachhaltiger Sortimente im FMCG-Handel 2014

Regionale
Produkte
30 Mrd. Euro
Nachhaltige Sortimente im Handel (i.e.S.) Umsatzanteil in %
BioProdukte
7,9 Mrd. Euro
Fair TradeProdukte
0,8 Mrd. Euro
Vegane
Produkte
1,2 Mrd. Euro
Wasch-, Putz-,
Reinigungsmittel
0,2 Mrd. Euro
Umsatz 2014 Nachhaltige FMCG-Sortimente ohne Überschneidungen (Regionale + Bio,
Fair Trade + Bio): 32 – 35 Mrd. Euro, FMCG-Umsatzvolumen: 204,5 Mrd. Euro
Natur-/Naturnahe
Kosmetik
2 Mrd. Euro
15 – 17 % Umsatzanteil
Quelle: IFH-Berechnungen nach GfK, Fair Trade, Naturkosmetik-Verlag E. Dammbacher, Biovista, Pressemeldungen
Regionale Produkte in der Wertschöpfungskette Lebensmittel
Nur 15 % der
Verbraucher beschweren sich
(grundsätzlich) bei mangelnder
Qualität bei den Herstellern
82 % der Verbraucher
beschweren sich (grundsätzlich)
bei mangelnder Qualität beim
Handel
65 % der Verbraucher
erwarten regionale Produkte
im Handel
61 % der Verbraucher erwarten
bei regionalen Produkten die
lückenlose Nachvollziehbarkeit
der Produktherkunft
48 % der Verbraucher erwarten bei regionalen Produkten
nachhaltige Gestaltung nicht nur
des Produktes selbst sondern
auch z. B. des Transports, der
Lagerung und des Verkaufs
Hersteller
Quelle: IFH-Befragungen 2011, 2014, 2015
Handel
Verbraucher
42 | HANDELSREPORT LEBENSMITTEL
Abkürzungsverzeichnis
EVPEndverbraucherpreise
HAPHerstellerabgabepreise
FMCG
Fast moving consumer goods
(Nahrungs-, Genussmittel einschl. Getränke, Nonfood I)
HoReCa
Hotel, Restaurant, Catering
LEHLebensmitteleinzelhandel
Glossar
Food-Service
Außer-Haus Markt, u.a. Hotellerie, Gastronomie, Restaurants,
Gemeinschafts- und Sozialverpflegung, Catering
Inlandsmarktverfügbarkeit (IMV)
Die im Land zur Verfügung stehenden Produkte
(IMV = Produktion + Import – Export)
Nettobeschaffungsvolumina
Nettobeschaffungsvolumina bezeichnet den Wert der Produkte, die der LEH
einkauft. Diese Größe resultiert aus der Bereinigung der
des Handels dokumentierten Umsätzen zu EVP je Warengruppe
um die Mehrwertsteuer, Produktsteuern, wie die Tabak- oder
Kaffeesteuer und die Einzelhandels- und Großhandelsspannen.
Endverbraucherpreis (EVP)
Der für den Endverbraucher im Laden/Geschäft angebotene Preis.
Herstellerabgabepreis (HAP)
Der Preis, zu dem das Produkt vom Hersteller an den Großhandel oder die
weiterverarbeitende Industrie weitergegeben wird.
Impressum
Herausgeber
IFH Institut für Handelsforschung GmbH
im Auftrag des Handelsverband Deutschland – HDE e.V.
Dürener Straße 401 B
D-50858 Köln
Telefon +49(0)221 943607-68
Telefax +49(0)221 943607-64
[email protected]
www.ifhkoeln.de
Copyright
Dieses Projekt wurde nach bestem Wissen und Gewissen,
mit aller gebotenen Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr erstellt.
Die Inhalte fassen die wesentlichen Informationen der Plattform
„Retail Knowledge Base“ zusammen, die Daten über die Wertschöpfungskette Lebensmittel und seine Akteure von neutraler
Stelle fortlaufend zusammenstellt und analysiert.
Fotos
Corbis: S. 6, 9, 12, 21, 25, 26, 30, 40, 41
Thinkstock/Getty Images: S. 41 u. r.
Shutterstock: S. 17, S. 25 Mitte r.
Handelsverband Deutschland (HDE)
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin
Tel. +49 (0)30 72 62 50-0
Fax +49 (0)30 72 62 50-99
[email protected]
www.einzelhandel.de
Herunterladen