Teilchendetektoren am TeVATRON und LHC 12.12.2006 Stefan Maier Überblick • Relevante Wechselwirkungen zwischen Detektormaterie und - schweren geladenen Teilchen - leichten geladenen Teilchen - Photonen - überwiegend hadronisch wechselwirkende Teilchen • Messung von Impuls, Ort und Energie • geeignete Teilchendetektoren für diese Messungen • Teilchendetektoren am LHC und TeVATRON Wechselwirkung von geladenen schweren Teilchen mit Materie Die Energieverlustrate (Energieverlust pro Weglänge) eines Teilchens durch Ionisation und Anregung wird durch die Bethe-Bloch-Formel beschrieben: dE 4πz 2 e 4 ρA0 Z − = dx me β 2 c 2 A ⎡ ⎛ 2me c 2 β 2γ 2 ⎞ δ⎤ 2 ⎟⎟ − β − ⎥ ⎢ln⎜⎜ 2⎦ I ⎠ ⎣ ⎝ z e Ladung des Teilchens ρ spez. Dichte des Mediums A0 Avogadro-Zahl Z,A Kernladungs-, Massenzahl des Mediums I mittleres Ionisationspotential δ Dichtekorrektur Wechselwirkung von geladenen schweren Teilchen mit Materie - Teilchenidentifikation mit Teilchenimpuls möglich - Energie für ein Elektron-Ion-Paar: Si 3,6eV Gase 30eV Argon-Methan bei 4bar Wechselwirkung von Elektronen/ Positronen mit Materie Bei Elektronen/Positronen treten zusätzlich Bremsstrahlungseffekte Proportional zur Energie auf: − dE ∝ E ⇒ E = E0 e dx −x X0 X0 Strahlungslänge E0 Energie vor Materieeintritt Kritische Energie Ec: Energieverlust von Ionisation und Bremsstrahlung ist gleich groß Wechselwirkung von Elektronen/ Positronen mit Materie Bei hohen Energien tritt Paarerzeugung durch die Bremsstrahlungsphotonabsorption auf ⇒ e± Paare erzeugen weitere Bremsstrahlung ⇒ Ausbildung eines Schauers Bei schweren Teilchen spielen Bremsstrahlung und Paarerzeugung keine Rolle (bei Myon erst ab ca. 1TeV) Wechselwirkung von Photonen mit Materie Drei Prozesse tragen zur Photonabsorption bei: - Photoeffekt für E<1MeV Photon wird von einem (gebundenen) Elektron absorbiert, wobei das Elektron aus dem Atomoder Gitterverband herausgeschlagen wird. - Comptoneffekt für E=1…2MeV Inkohärente Streuung eines Photons an einem quasifreien Elektron - Paarbildung für E>2MeV Tritt Ab einer Photonenergie von E=2mec2 =1,022MeV auf Hadronische Wechselwirkung - starke Wechselwirkung von Hadronen mit Materie - teilweise inelastische Reaktionen, bei denen weitere stark wechselwirkende Teilchen erzeugt werden ⇒ Ausbildung eines Schauers ca. 50% der Energie wird an Sekundärteilchen abgegeben Pionen => elektromagnetische Komponente −x N = N 0e λ λ Mittlere Absorptionslänge Schauerbeschreibung Elektromagnetische Schauer: - longitudinale Ausdehnung bestimmt durch X0 - laterale Ausdehnung bestimmt durch Vielfachstreuung Hadronische Schauer: - longitudinale Ausdehnung bestimmt durch λ - laterale Ausdehnung bestimmt durch Sekundärteilchenimpuls Impulsmessung Geladene Teilchen werden im Magnetfeld abgelenkt. Impulsmessung mit Spurvermessung möglich p = e⋅ B⋅ R e,p Teilchenladung, -impuls R Krümmungsradius des Teilchens im Magnetfeld B Messunsicherheiten durch Ortsmessfehler und Vielfachstreuung: σ x pt dpt = pt 0,3BL2 720 1 + N + 4 B LX 0 σx Ortsmessfehler N Anzahl äquidistanter Ortsmessungen Magnete für Impulsmessung Ortsmessung Viele Möglichkeiten, um die vom Teilchen verursachte Ionisation und deren Ort nachzuweisen. Ortsinformation liegt entweder optisch oder elektronisch vor. Optisches Signal muss umgewandelt werden => aufwändiger und teuerer, aber keine Elektronik in der verstrahlten Region Weitere wichtige Eigenschaften: Ortsauflösung, Messraten und Nachweiswahrscheinlichkeit Häufig verwendete Detektortypen zur Ortsmessung: - Halbleiterdetektoren - Streifen- und Pixeldetektoren - Szintillationsdetektoren - Gasdetektoren Halbleiterdetektoren - Halbleiter in Sperrrichtung (einige 100V) (Vergrößerung der Verarmungszone) - entgegengesetztes E-Feld im Inneren beschleunigt Elektron/Loch-Paare - mittlere Energie zur Erzeugung eines Elektron/Loch-Paares 3,6eV für Si (ca.1/10 als für Gasdetektoren) - Mikrostrukturierung ermöglicht einfache Ortsmessung Streifen-und Pixeldetektoren - Depletionsspannung zur Vergrößerung der Verarmungszone - erzeugte Ladungspaare induzieren auf den Aluminiumstreifen einen messbaren Ladungsimpuls - typischer Streifenabstand p ~ 50-100μm - 2-dim. Auslese durch orthogonalliegende n+ dotierte Streifen auf der Rückseite möglich -pro Pixel eine pn-Diode (isoliert) -Jeder Pixel hat eigene Ausleseelektronik -Elektronik beschränkt durch Pixelgröße -Typische Pixelgröße 10-100μm -Sehr schnell, aber enorme Anzahl von Kanälen Experimente mit SiliziumStreifendetektoren Strahlenschäden bei Halbleiterdetektoren - Strahlung verändert die Halbleitereigenschaften - Silizium n-bulk wird durch Strahlung p-artig - erhöhte Depletionsspannung notwendig - Strahlung kann auch die Ausleseelektronik zerstören - Minimierung der Strahlenschäden durch Abkühlung (LHC: -10°C) Szintillationsdetektoren Lichtemission bei Bestrahlung mit Teilchen Aktivatorzentren im Szintillator sorgen für langwelligeres Licht Verstärkung mit Photomultiplier Gasdetektoren - einfallendes, ionisierendes Teilchen ionisiert Gas - angelegte U verhindert Rekombination und beschleunigt Ion/Elektron hin zu den Elektroden - e- gewinnt an E, lawinenartige Ionisation (Gasverstärkung) - mittlere Energie zur e-/Ion-Paarerzeugung 30eV - Betrieb im Proportionalbereich (Gasverstärkung konstant) - Signal proportional zur Ionisation - Driftzeit ~ Driftdistanz (Ortsmessung) t1 x = ∫ vDrift (t )dt t0 Energiemessung Energiemessung i.a. destruktiv, d.h. totale Energieabsorption ⇒ Teilchen steht für weitere Messungen nicht mehr zur Verfügung ⇒ Kalorimeter zur Energiemessung ist üblicherweise die letzte Messstation - homogenen Kalorimeter Absorbermaterial ist gleichzeitig auch Detektormaterial für Ionisation, wobei diese durch Cerenkov- und/oder Szintillationslicht als Maß für die Teilchenenergie gemessen wird - Sampling-Kalorimeter Absorbermaterial ist passiv und in Schichten angeordnet, zwischen denen sich aktive Detektoren (Gas-, Halbleiter-, Szintillationsdetektoren) zur Ionisationsmessung befinden - elektromagnetische Kalorimeter: Energiemessung für Elektronen, Positronen und Photonen - hadronische Kalorimeter: Energiemessung für Teilchen mit hauptsächlich hadronischen Wechselwirkungen, z.B. Proton, Neutron, Pion, Kaon Kalorimeter für Energiemessung - Länge 23cm ~ 26 Strahlungslängen macht kompakte Bauweise möglich - Messung des Szintillationslicht mit photosensitiven Detektoren, z.B. Avalanche Photodiode APD