Halbleiterdetektoren Anastasia Dranischnikowa 17. November 2008 1 Das Messprinzip Der Halbleiterdetektor beruht auf den Eigenschaften von Halbleitern, wobei als Ausgangsmaterialien Silizium- oder Germaniumkristalle herangezogen werden. Diese haben im Gegensatz zu Isolatoren eine kleine Energielücke (Silizium 1,14 eV, Germanium 0,67 eV). Fällt ein geladenes Teilchen ein, so werden Elektronen aus dem Valenzband in das Leitungsband gehoben, wobei im Valenzband positive Löcher entstehen. Somit ist der Halbleiter leitfähig und der Teilchendurchgang könnte im Prinzip nachgewiesen werden. Man bevorzugt für Detektorzwecke dotierte Halbleiter mit einem p-n-Übergang. 2 Der p-n-Übergang Wird ein vierwertiges Atom (Si, Ge) durch ein fünfwertiges Atom (P, As) im Kristall ersetzt, so ist bei der Elektronenpaarbindung zu den Nachbaratomen ein Elektron übrig, welches nur schwach gebunden ist. Im Bändermodell sind die Donatorenzentren unterhalb des Leitungsbandes angeordnet, wobei der Energieunterschied von der Gröÿenordnung 0,05 eV ist. Durch kleinste Energiezufuhr werden Elektronen in das Leitfähigkeitsband gebracht. Besteht die Gitterstörstelle aus einem dreiwertigen Element, wie Bor oder Indium, so fehlt bei der Elektronenpaarbindung mit den Nachbaratomen ein Elektron. Sie kann vervollständigt werden, wenn ein Elektron von einem benachbarten vierwertigen Atom hinüberwechselt. Das gestörte Siliziumatom wird sich zur vollständigen Paarbildung wieder ein anderes Elektron holen. Ein positives Loch wandert somit durch den Kristall und bewirkt eine Leitfähigkeit. Im p-n-Übergang werden zwei Halbleiter vom p-Typ und n-Typ aneinandergesetzt. Nun diundieren die Elektronen des n-Typs in den p-Typ und Löcher des p-Typs in den n-Typ. Es nden Rekombinationen statt. In der nächsten Umgebung der Trennschicht entsteht als Folge eine Verarmungszone an frei beweglichen Ladungsträgern. Legt man zusätzlich eine el. Spannung an, so verhält sich das Gebilde wie eine Diode. Durch Anlegung der äuÿeren Spannung in Sperrrichtung wird der Bereich der Verarmungszone vergröÿert. Die Idee des Halbleiterdetektors besteht darin, die erzeugten freien Ladungsträger in einem äuÿeren Driftfeld zu sammeln, bevor sie mit den Löchern rekombinieren können. Wenn das gelingt ist das gemessene Ladungssignal dem Energieverlust des Teilchens oder, falls das Teilchen im Detektor seine komplete Energie abgibt, der Teilchenenergie proportional. 3 Energieauösung Geladene Teilchen oder Photonen erzeugen Elektron-Loch-Paare. Der groÿe Vorteil von Halbleiterzählern ist, dass die mittlere Energie zur Erzeugung eines Elektron-Loch-Paares im Vergleich zu Gasen gering ist. Für Silizium benötigt man 3,6 eV (für Germanium 2,8 eV) zur Bildung eines ElektronLoch-Paares im Vergleich zu ca. 30 eV bei Gasen. Dadurch lassen sich sehr gute Energieauösungen erreichen. In den Szintillatoren benötigt man zur Erzeugung eines Photoelektrons zwischen 400 und 1000eV. Die Energieauösungen von Halbleiterzählern sind also typisch um einen Faktor 10-50 besser als in Szintillatoren. 1 4 Ortsauösung 4.1 Streifenzähler Bei einem etwas anderen Aufbau lassen sich die Halbleiterdetektoren auch zur Ortmessung verwenden, dazu unterteilt man die Elektroden in Streifen. Die vom durchiegenden Teilchen freigesetzte Ladung verteilt sich auf mehrere benachbarte Streifen. Der Ort des Teilchendurchgangs wird als Schwerpunkt Abbildung 1: Streifendetektor der nachgewiesenen Ladungen ermittelt Aus der Ladungsverteilung auf den Auslesestreifen lassen sich Ortauösungen von der Gröÿenordnung 10 µm erreichen. Somit bekommt man aber nur eine Ortskoordinate. Eine zweidimensionale Information lässt sich erhalten, wenn auf beiden Seiten des Siliziumchips durch zueinander orthogonale Streifen ausgelesen wird. Solche Streifendetektoren sind die wichtigsten Abbildung 2: Zwei Koordinaten lassen sich durch zueinander senkrechte Streifen bestimmen Vertexdetektoren, die für präzise Vermessung der Spuren und Lebensdauerbestimmung von kurzlebigen Teilchen eingesetzt werden(zum Beispiel am Aleph-Experiment). Ein Vertex-Detektor besteht nämlich aus zwei Lagen von 96 beidseitig mit Streifen ausgelesenen Silizium-Streifen-Detektoren, die auf zwei Zylinderschalen mit Radien von 62 und 105 mm und der Länge 205 mm angeordnet sind. Es sind insgesamt 73 728 analoge Auslesekanäle vorhanden.Da sich Vertex-Detektor im kleinen Abstand von Wechselwirkungspunkt bendet, so können die Spuren von Sekundärvertizes festgehalten werden und daraus auf die Lebensdauer von kurzlebigen Teilchen geschloÿen werden. 4.2 CCD's Eine Art, die Auslese von Siliziumdetektoren zu vereinfachen, wird bei den Charged-Coupled Devices (CCD's) verwendet. Unterteilt man ein Silizium-Bauteil matrixförmig in viele Elektrodenplättchen, die elektrisch durch Potentialwälle gegeneinander abgeschirmt sind, so kann man die von einem komplexen Ereignis erzeugten Energiedepositionen, die in den Kathodenplättchen gespeichert sind, zeilenweise auslesen. Es können dabei Ortauösungen von 5 µm erreicht werden. Die Vorteile der CCD's bestehen darin, dass es sich zweidimensionale Abbildungen der Teilchenspuren in einer Ebene senkrecht zur Strahlrichtungergeben ergeben; wenn also mehrere Spuren aus einer Reaktion auftreten, ist die Fähigkeit des CCDs diese zu trennen, viel besser als die eines Streifendetektors, da bei diesem eine Mehtdeutigkeit der Ergebnisse bei einem komplexen Ereignis vorliegt. 2 Abbildung 3: Querschnitt eines Vertexdetektors 5 Anwendungen von Halbleiterdetektoren Zu den wichtigsten Anwendungen der Halbleiterdetektoren zählen: Alpha-, Beta- und Gammaspektroskopie wegen der präzisen Energieauösung;auÿerdem können sie als Trigger einer komplizierten Apparatur in Hochenergieexperimenten oder als Vertex-Detektoren zur Messung von Lebensdauer an Speicherringexperimenten verwendet werden. 6 Nachteile der Halbleiterdetektoren Halbleiterdetektoren zeigen unter Strahlenbelastung Alterungseekte, die sich in Erhöhung des Leckstromes äuÿern, d.h. sie besitzen nur begrenzte Lebensdauer in Bereichen mit hoher Strahlenbelastung. Desweiteren ist die Gröÿe der Detektoren momentan auf die Fläche 70mm*70 mm beschränkt, da keine gröÿeren Einkristalle industriell hergestellt werden. 7 Literaturverzeichnis • Allkofer, Otto Claus: Teilchen-Detektoren, München 1971 • Grupen, Claus: Teilchendetektoren, Mannheim 1993 • Kleinknecht, Konrad:Detektoren für Teilchenstrahlung, Wiesbaden 2005 • www.weltderphysik.de • http://www.physicsmasterclasses.org/mc.htm 3