Übung VIII Aufgabe 1 Definieren Sie kurz den Bergriff „Komplex“. Lösung: Verbindung besteht aus einem (oder mehreren) Zentralatom(en) (meist Übergangsmetallen) und einer Ligandensphäre. Die Ligandensphäre bildet das sog. Koordinationspolyeder. Aufgabe 2 Gegeben seien die folgenden Reaktionsgleichungen: [Ni(H2O)6]2+ + 6NH3 → [Ni(NH3)6]2+ + 6H2O Kb = 108.61 [Ni(H2O)6]2+ + 3en → [Ni(en)3]2+ + 6H2O Kb = 1018.28 en = Ethylendiamin; zweizähniger Ligand. Wie heisst der Effekt, der den grossen Unterschied zwischen den beiden BruttoStabilitätskonstanten verursacht? Erklären Sie ihn aus thermodynamischer und kinetischer Sicht. Lösung: Chelat-Effekt TD - Freisetzung der koordinierten LM-Moleküle durch Austausch gegen einen mehrzähnigen Liganden erhöht die Anzahle der Teilchen im System Entropieerhöhung → Änderung von ΔrG (ΔrG = ΔrH -T ΔrS) → K wird grösser (ΔrG = -RTlnK) Kinetik - die erste Koordination eines chelatisierenden Liganden ist genau so wahrscheinlich wie die Koordination eines einzähnigen Liganden - durch die räumliche Nähe zum Metallzentrum sind alle folgenden Koordinationsschritte wahrscheinlicher, so dass sich bevorzugt der Chelatkomplex bildet Aufgabe 3 Zur Beschreibung der Bindungsverhältnisse in Übergangsmetallkomplexen wurden verschiedene Modelle entwickelt. Den ersten und wichtigsten Beitrag zum Verständnis des Aufbaus von Komplexverbindungen lieferte A.Werner mit seiner Koordinationstheorie (1892). Es folgten Erklärungsversuche über die Natur der Metall-Ligand-Bindung u.a. von Sidgwick (Donor-Akzeptor Bindung, 1923) und Pauling (Valence-Bond-Theory, 1930). Elaboriertere Modelle sind die Kristallfeld-Theorie (CFT) und die Ligandenfeld-Theorie (LFT) (welche auch häufig einfach als Molekülorbital-Theorie (MOT) bezeichnet wird). Nennen Sie je drei Merkmale dieser beiden letztgenannten Theorien (kurz und stichpunktartig). Lösung: CFT - am Metall werden die d-Orbitale betrachtet (welche sich an der Bindung nicht beteiligen); Liganden werden als Punktladungen beschrieben die Aufspaltung der d-Orbitale im Kristallfeld resultiert aus der repulsiven Wechselwirkung mit den Punktladungen die Metall-Ligand-Bindung wird als rein elektrostatisch aufgefasst Vorhersagen über die Farbe von Komplexen und deren magnetische Eigenschaften sind möglich LFT/MOT - Betrachtung der Valenzorbitale des Metalls und des Liganden Aufspaltung der Orbitale resultiert aus der Linearkombination der Atomorbitale unter Bildung von bindenden, nichtbindenden und antibindenden Orbitalen LFT trägt nicht nur dem elektrostatischen Anteil sondern auch dem kovalenten Bindungsanteil der Metall-Ligand Bindung Rechnung realistischere Aussagen über die Bindungssituation im Vergleich zur CFT sind möglich z.B. π (Hin- und Rück-) Bindungen Aufgabe 4 Metalle (M) können eine bestimmte Anzahl von Liganden (L) um sich koordinieren. Für jeden Koordinationsschritt stellt sich ein Gleichgewicht ein: MLn-1 + L U MLn [ MLn ] = K [ MLn−1 ][ L ] n Zeigen Sie, dass die folgende Aussage für die Brutto-Stabilitätskonstante Kb eines Komplexes der Form ML4 gilt. K b = K1 ∗ K 2 ∗ K 3 ∗ K 4 = [ ML4 ] 4 [ M ][ L ] Stellen Sie dafür für jedes Gleichgewicht, beginnend mit M + L U ML, das Massenwirkungsgesetz auf und setzten Sie den Ausdruck für Kn in den jeweils folgenden ein. Lösung: M + L U ML K1 = [ ML ] [ M ][ L ] K1 [ M ][ L ] = [ ML ] ML + L U ML2 K2 = [ ML2 ] [ ML ][ L] mit Gl. 1 K 2 = [ ML2 ] 2 [ M ][ L ] K1 bzw. K1 ∗ K 2 = [ ML2 ] 2 [ M ][ L ] Analog für ML3 ... Endergebnis: ML3 + L U ML4 mit K b = K1 ∗ K 2 ∗ K 3 ∗ K 4 = [ ML4 ] 4 [ M ][ L ] Aufgabe 5 Gegeben seien folgende Komplexe: [CoCl(NH3)5]Cl2 Purpur [Co(H2O)(NH3)5]Cl3 rot [Co(NH3)6]Cl3 gelb-orange Bestimmen Sie die d-Elektronenkonfiguration der drei Cobaltkomplexe. Begründen Sie mit Hilfe der CFT qualitativ die Farbgebung der Komplexe. (Tipp: Spektrochemische Reihe der Liganden; es sind alles Low-Spin-Komplexe) Lösung: In allen Komplexen hat Co3+ die Elektronenkonfiguration d6. Ligandenfeldaufspaltung wird grösser in der Reihenfolge Cl-<H2O<NH3 Dementsprechend wird die benötigte Energie für eine elektronische Anregung von links nach rechts grösser. Die absorbierten Wellenlängen entsprechen den Farben: grün blaugrün blau Aufgabe 6 Zeichnen Sie alle Stereoisomere des Komplexes Ma2b2c2. Lösung: a a b a a c c M M b b b c c cis/cis/cis Anordnung und das dazugehörige Enantiomer b c a c b a b c c a c b M M M b b a a c a trans/cis/cis cis/trans/cis cis/cis/trans a c b M b c a trans/trans/trans Aufgabe 7 In einem Volumen von 1 Liter werden Silbernitrat und Ammoniak gelöst. Die Konzentration von Silbernitrat soll c = 0.01mol/l und die von Ammoniak c = 0.5 mol/l betragen. Nun gibt man zu dieser Lösung Chloridionen bis zu einer Konzentration von c = 0.01 mol/l. Fällt dabei AgCl aus? Hinweise: Man nehme an, dass fast das gesamte Silber durch Ammoniak komplexiert wird und dass somit c([Ag(NH3)2]2+) = 0.01 mol/l ist. Kb([Ag(NH3)2]2+) = 1,67*107 l2/mol2 ; KL(AgCl) = 1.7*10-10mol2/l2 Lösung: {⎡⎣ Ag ( NH ) ⎤⎦ } = {[ Ag ( NH ) ] } ⎤= 2+ Kb 3 2 ⎡⎣ Ag ⎤⎦ [ NH 3 ] + 2 2+ → ⎡⎣ Ag + ⎦ 3 2 K b [ NH 3 ] 2 {[ Ag ( NH ) ] } ⎡Cl ⎤ = 2+ K L = ⎡⎣ Ag + ⎤⎦ ⎡⎣Cl − ⎤⎦ → KL c[Ag(NH3)2]2+) = 0.01 mol/l c[Cl-] = 0.01 mol/l c[NH3] = 0.48 mol/l Kberechnet = 2.6*10-11 < KL Es fällt kein Niederschlag aus. 3 2 K b [ NH 3 ] 2 ⎣ − ⎦