„Du hast die Wahl!“ – Ein Planspiel zur Gemeindewahl Seite 1 von 38 Inhaltsverzeichnis Kurzbeschreibung „Du hast die Wahl!“ – Ein Planspiel zur Gemeindewahl 3 Zur Methode des Planspiels 4 Ablauf und Inhalt von Planspielen 4 Anregungen und Tipps 5 „Du hast die Wahl!“ - Planspiel zur Gemeindewahl 6 Phasen des Planspiels 6 Vorbereitung 6 Ablaufplan 7 Besprechung von Grundlagenwissen vor Spielbeginn 7 Simulationsphase 8 Reflexion 10 Mögliche Knackpunkte 11 Materialteil 12 Rollenprofile 13 Parteimitglied 13 Wahlbüro 14 Werbeagentur 15 Presse 16 Checkliste für die Spielleitung 17 Besprechung von Grundlagenwissen 18 Kopiervorlagen für Parteien 23 Kopiervorlagen für Wahlbüro 25 Namensschilder 29 Reflexionshilfen 31 Links und Impressum Seite 2 von 38 38 „Du hast die Wahl!“ - Ein Planspiel zur Gemeindewahl Teilnehmerzahl: Ideal sind 17 Personen Altersstufe: Jugendliche ab 12 Jahren Zeitbedarf: 6-8 Unterrichtseinheiten (Doppelstunden) Ausstattung: Mind. 1 großer Raum, wenn möglich zusätzliche kleinere Räume. Zugang zu Computern, Internet und Drucker. Schreib- und Bastelmaterial. Computer und Projektor (Beamer). Kurzbeschreibung Am 10. Mai 2015 finden in Südtirol Gemeindewahlen statt. Das Planspiel eignet sich, um im Unterricht fächerübergreifend die Gemeindewahlen und damit zusammenhängende Abläufe aufzugreifen und für Schüler/innen erlebbar zu machen. Die Teilnehmer/innen tauchen im Planspiel in einen fiktiven Wahlkampf ein und erleben dabei hautnah wie Wahlen ablaufen, wie fiktive Parteien um Stimmen kämpfen und welche Funktionen dabei der Presse und der Werbung zukommen. Sie begreifen den konkreten Ablauf einer Wahl und es werden grundlegende kommunalpolitische Grundbegriffe erklärt. Das Planspiel setzt am Thema der politischen Bildung an, d.h. dem Erlernen von Demokratie mit ihren Prozessen, Institutionen und Regeln. Zielsetzung • Jugendliche verstehen den Ablauf einer Gemeindewahl. • Jugendliche kennen die Gremien Gemeinderat und Gemeindeausschuss sowie politische Begriffe in Zusammenhang mit der Gemeindewahl. Spielablauf Das Planspiel simuliert den Wahlkampf zur Gemeindewahl – allerdings mit selbst erfundenen Parteien, d.h. die Teilnehmer/innen werden unterschiedlichen Gruppen zugeteilt und gründen dann ihre jeweils eigene Partei, die sich der Wahl stellt. Einige Teilnehmer/innen übernehmen eine Werbeagentur oder arbeiten im Presse-Team oder im Wahlbüro mit. Alle gemeinsam beeinflussen und gestalten den Wahlkampf durch ihr Handeln mit. Die Parteien wetteifern dabei um jede Stimme und schließlich kommt es zur Entscheidung: Wer wird die Wahl gewinnen? Abschließend erfolgt eine Reflexion, um den Wissenstransfer vom Planspiel in die Realität zu gewährleisten. Das Planspiel kann in einem Stück (einem Projekttag zum Thema Wahlen) oder auch in mehreren Modulen an unterschiedlichen Tagen durchgespielt werden. Anleitung und Materialien Finden Sie als Download unter: www.wahllokal.it Kontakt Südtiroler Jugendring | Andreas-Hofer-Straße 36 | 39100 Bozen Tel 0471 06 04 30 | Fax 0471 06 04 39 | [email protected] | www.jugendring.it Seite 3 von 38 Zur Methode des Planspiels – Warum ein Planspiel? Das Planspiel ist eine Methode, bei der zur Vermittlung komplexer Zusammenhänge unterschiedliche Situationen, auf das Wesentliche reduziert, nachgespielt werden. Die Teilnehmer/innen erfahren in einem Planspiel einen ausgewählten Teil der Wirklichkeit sehr direkt, indem sie sich aktiv an einer Simulation dieser Wirklichkeit beteiligen. Die Akteure übernehmen dabei im Voraus definierte Rollen ein und versuchen die ihnen zugewiesenen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Das Entscheidende dabei ist, dass die Teilnehmer/innen in die simulierte Realität buchstäblich eintauchen. Es handelt sich also um einen Ebenenwechsel. Die Diskussion über Lernthemen wird durch ein Handeln in den Lernthemen ersetzt. Man lernt durchs Tun, wodurch Inhalte erlebbar und mit allen Sinnen wahr- und aufgenommen werden können. Planspiele und Simulationen ermöglichen zum Teil selbst gesteuertes, kreatives Arbeiten und Lernen. Das Ergebnis des Planspiels kann von Mal zu Mal unterschiedlich sein. In diesem Zusammenhang ist der Nacharbeit und der Reflexion des Erlebten besonderer Stellenwert zu geben. Dabei kommt der Reflexion eigener Ansichten durch das Einnehmen unterschiedlicher Positionen und Rollen eine große Bedeutung zu. Aufbau und Inhalt von Planspielen Planspiele bestehen grundsätzlich aus folgenden Teilen: 1) 2) 3) 4) Szenario Rollen Ablaufplan Ergänzende Materialien 1) Das Szenario Es beschreibt die Ausgangssituation des Planspiels, also worum es geht und die Beteiligten werden genannt. Das Szenario ist allen Teilnehmer/innen bekannt. 2) Rollen In den Rollenbeschreibungen werden die einzelnen Akteure des Planspiels näher vorgestellt. Die Spieler/innen erhalten dabei Informationen zu ihren Aufgaben und Verhaltensweisen im Planspiel. Die Rollenbeschreibungen sind nur den betreffenden Spielern/innen bekannt. 3) Ablaufplan Aus dem Ablaufplan sind die einzelnen Spielschritte ablesbar. Er dient der Orientierung im Spielverlauf. Je nach Planspiel ist der gesamte Ablauf oder auch nur ein Teil davon den Teilnehmer/innen bekannt. In manchen Planspielen sind im Voraus unbekannte Ereignisse vorgesehen, die ein Überraschungsmoment benötigen, um den Spielablauf entsprechend zu beeinflussen. 4) Ergänzende Materialien Ergänzende Materialien können zusätzliche Informationen für die einzelnen Rollen oder das Szenario enthalten, welches den Teilnehmer/innen bei der Erfüllung ihrer Aufträge hilft. Je nach Wissensstand und zur Verfügung stehender Zeit kann mehr oder weniger Material bereitgestellt werden. Seite 4 von 38 Anregungen und Tipps Planspiele und Simulationen sind Teile eines offenen Lernprozesses. Daher verlangt das von der Spielleitung auch „loslassen zu können“. Die Teilnehmer/innen brauchen einen gewissen Freiraum, um auf kreative Art und Weise ihre Rolle auszufüllen und Strategien und Lösungsansätze entwickeln zu können. Eine gründliche Einführung und genügend Zeit für das Einlesen in die Rolle bilden eine gute Voraussetzung für ein gelungenes Planspiel. Allen muss klar sein, worum es geht und welche Rolle er/sie zu spielen hat. Zur Erleichterung des Starts empfiehlt es sich einen klaren Startschuss zu geben, es bedarf einer klaren Trennung von „vor dem Spiel“ und „im Spiel“. Am besten gelingt dieser Übergang indem die Spielleitung selbst in eine Rolle schlüpft und das Spiel damit beginnt. Vergessen Sie im Laufe des Spiels nicht den Ablaufplan im Auge zu behalten. Gegebenenfalls kann es notwendig sein einzelne Abläufe zu beschleunigen, indem Arbeitsaufträge reduziert oder die Teilnehmer/innen wieder zu ihren wesentlichen Arbeitsaufträgen hingeführt werden. Planspiele eignen sich, um fächerübergreifendes Lernen zu ermöglichen. Inhalte der Fächer Deutsch, Kunst, Technik, aber auch Mathematik und Informatik lassen sich gut im Planspiel zur Gemeindewahl verbinden. Jedes Planspiel kann anders enden. Dabei gibt es allerdings kein Richtig oder Falsch. Worauf es ankommt sind die Erfragungen, die im Spiel gemacht werden. Der Reflexion kommt dabei eine wesentliche Bedeutung zu. Daher sollte für Nacharbeit und Reflexion genügend Zeit eingeplant werden. Seite 5 von 38 Planspiel zur Gemeindewahl Im Sinne der politischen Bildung geht es beim Planspiel zur Gemeindewahl darum, jungen Menschen Demokratie und demokratische Abläufe in der Gemeinde näher zu bringen. Als Ausgangslage werden bevorstehende Wahlen in der Heimatgemeinde angenommen. Mehrere Parteien wetteifern um die Gunst der Wähler/innen. Werbeagentur, Presse und Wahlbüro tragen ihren Beitrag zum Gelingen der Wahl bei. Das Planspiel endet mit dem wichtigsten Baustein, der simulierten Wahl zum Gemeinderat und des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin. Zielgruppe • Jugendliche ab 12 Jahren. Ziele • • • Jugendliche verstehen den Ablauf einer Gemeindewahl Jugendliche kennen die Gremien Gemeinderat und Gemeindeausschuss Jugendliche kennen politische Begriffe in Zusammenhang mit der Gemeindewahl Phasen des Planspiels Grundsätzlich besteht das Planspiel aus drei Phasen: 1. der Vorbereitung, 2. der eigentlichen Simulation (mit der Erklärung zu Partei und Gremien, dem Wetteifern um jede Stimme und der Durchführung und Auswertung der Wahl) und 3. der Reflexion. Gerade die Reflexion des Planspiels ist von zentraler Bedeutung, da diese die Grundlage für die Wissensaneignung darstellt. Nur durch eine ausführliche Reflexion kann das im Spiel Erlernte in die Realität übertragen werden. Daher ist der Reflexion und Auswertung auch bei Zeitknappheit genügend Raum zu geben und diese zeitnah durchzuführen. Vorbereitung Vorzubereiten ist das gesamte Material, das im Materialteil angeführt ist. Zudem ist darauf zu achten geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, in denen sich die Teilnehmer/innen frei bewegen können. Es bewährt sich das gesamte Material bereits vor Beginn des Planspiels vorbereitet zu haben, um während des Spiels frei zu sein für eventuell auftretende Fragen der Teilnehmer/innen. Verhaltensweisen im Planspiel - Spielregeln Vor Beginn müssen die Verhaltensweisen der Teilnehmer/innen geklärt werden. Den Teilnehmer/innen muss klar sein, dass sie sich im Planspiel genauso wie im richtigen Leben verhalten sollen. Während des Spiels getroffene Vereinbarungen sind demnach einzuhalten. Es ist nicht erlaubt sich durch Vertragsbrüche und Täuschungen Vorteile zu verschaffen. Seite 6 von 38 Ablaufplan Das Planspiel zur Gemeindewahl kann entweder in mehreren Modulen an unterschiedlichen Tagen oder als eine Tageseinheit durchgeführt werden. Der Mindestzeitbedarf von 6-8 Unterrichtseinheiten (Doppelstunden) sollte nicht unterschritten werden, damit die für das Planspiel notwendigen Dynamiken entstehen können. Je nach Umfang der zusätzlichen, optionalen fächerübergreifenden Lerninhalte (z.B.: Bearbeiten und Erstellen von Texten, Zeitungsberichten und Interviews, Anforderungen im Umgang mit Computer und Tabellenkalkulationsprogrammen,…) kann der Zeitbedarf ausgeweitet werden. Es liegt also im Ermessen der Spielleitung im Vorfeld je nach Wissensstand und Fähigkeiten der Teilnehmer/innen das Planspiel anspruchsvoller oder leichter zu gestalten. Modul 1 Aktivitäten • Besprechung Grundlagenwissen • Abklären der Verhaltensweisen • Einstieg in die Simulationsphase durch Einführung in die Methode und Ablauf • Verteilung und Einarbeitung in die Rollen • Materialverteilung Materialien (siehe Materialteil) • Vorlage zur Einführung in die Gemeinde • Kopien Modul 2 Dieses Modul kann, bei entsprechender Zeitanpassung, an mehreren Tagen durchgeführt werden. Aktivitäten Materialien (siehe Materialteil) • Spielen der Rollen • Kopien Modul 3 Aktivitäten • Vorbereitung und Durchführung des Bürgermeisterkandidaten/innen-Duells • Durchführung der Wahl • Bekanntmachung des Ergebnisses und Ausstieg aus dem Planspiel • Reflexion und Rückmeldungen zum Spielverlauf Materialien (siehe Materialteil) • Kopien • Reflexionsmaterial Besprechung von Grundlagenwissen vor Spielbeginn Es erfolgt, je nach Wissensstand der Teilnehmer/innen, eine Besprechung grundlegender kommunalpolitischer Grundlagen. Dabei werden Fragen u.a. zur Gemeinde, zu Parteien und Wahlberechtigten geklärt. Dazu kann die Vorlage im Materialteil genutzt werden. Darin wird der Aufbau der Gemeinde veranschaulicht und erklärt, welches politische Organ der Gemeinde (Bürgermeister/in, Gemeindeausschuss, Gemeinderat) wie gewählt wird und welche Aufgaben diese haben. Die Vorlage finden Sie auf Seite 18. Seite 7 von 38 Simulationsphase Im Anschluss wird mit dem Aufbau der Spielwelt begonnen. Die Spielleitung erklärt in Kürze das Ziel und die Methodik sowie die Abläufe bzw. Phasen des Planspiels. Dabei gilt es besonders zu betonen, dass das Eintauchen in das Spiel und die Identifikation mit der eigenen Rolle für das Gelingen des Planspiels besonders wichtig sind. Um Hemmungen bei den Teilnehmern/innen abzubauen ist es sinnvoll, dass auch die Spielleitung zu Beginn in eine andere Rolle schlüpft und den Teilnehmern/innen dadurch veranschaulicht, dass auch Erwachsene in eine Rolle hineinschlüpfen und spielen können. Erfahrungsgemäß fällt es allen Beteiligten leichter in eine Rolle zu schlüpfen, wenn diese Rolle mit bestimmten Gegenständen bzw. Verkleidung verknüpft ist. Oftmals bedarf es auch nur eines einzigen Accessoires, das den entscheidenden Unterschied macht. Dies kann zum Beispiel eine Krawatte oder ein Hut sein. Es bietet sich an, dass die Spielleitung als scheidende/r Bürgermeister/in auftritt und die bevorstehenden Wahlen in Form einer Abschiedsrede ankündigt, bei der kurz in Erinnerung gerufen wird, was alles in den vergangenen Jahren erreicht wurde. Abschließend verlässt die Spielleitung wieder die Rolle und es werden die Rollenprofile (siehe Materialteil) an die Teilnehmer/innen verteilt. Im Planspiel braucht es folgende Rollen: Anzahl der Rolle Spieler/innen 12-15 Mitglieder und Kandidaten/innen der Parteien Idealerweise gibt es drei Parteien mit jeweils vier bis fünf Parteimitgliedern. Sie wetteifern um die Gunst der Wähler/innen. 2-3 Wahlbüro Das Wahlbüro besteht aus einem/einer Wahlpräsident/in und ein bis zwei Stimmzählern/innen und ist für die Vorbereitung und Durchführung der Wahl zuständig. 3+ Werbeagentur Die Werbeagentur übernimmt Aufträge der Parteien Werbematerial herzustellen. Hier kann die Teilnehmerzahl bei Bedarf ohne Probleme erhöht werden. 3-4 Presse Das Presseteam ist für Information zuständig und berichtet laufend über das Geschehen. Alle Personen sind auch gleichzeitig Wähler/innen. Sollte die Mindestanzahl an Teilnehmern/innen nicht erreicht werden, kann die Werbeagentur weggelassen werden und dessen Funktion von den Parteien selbst übernommen werden. Ideal sind mindestens 17 Teilnehmer/innen. Die Rollen können zugewiesen oder auch nach dem Zufallsprinzip vergeben werden. Nachdem alle ihre Rollen erhalten haben, finden sie sich in ihren jeweiligen Gruppen zusammen und machen sich mit den jeweiligen Rollen vertraut. Seite 8 von 38 Arbeitsaufträge Die Parteien müssen sich einen Parteinamen geben und ein Logo entwerfen. Es soll bewusst kein Bezug zu existierenden Parteien hergestellt werden. Jede Partei erarbeitet mindestens drei bis maximal fünf Kernbotschaften, die sie im Wahlkampf vertreten möchte. Zudem muss ein/e Bürgermeisterkandidat/in in jeder Partei bestimmt werden, der/die eine Rede von drei Minuten vorzubereiten hat. Des Weiteren wird die Kandidaten/innen-Liste erstellt und die Werbeagentur mit der Entwicklung von Werbematerial beauftragt. Das Wahlbüro baut ein Wahllokal mit Wahlkabine und Wahlurne auf. Zudem entwickelt das Wahlbüro die Stimmzettel, Wählerlisten und Wahlordnung. Die Parteien hinterlegen im Wahlbüro die Kandidaten/innen-Listen. Weiters erstellt das Wahlbüro Excel-Tabellen zur Berechnung und Veranschaulichung der Sitz- und Stimmverteilung. Die Werbeagentur bereitet sich auf die Aufträge der Parteien vor indem sie verschiedenes Anschauungsmaterial wie Plakat, Flyer, Slogans, … entwickelt. Die Presse entwickelt währenddessen Fragen und Ideen zu ihrer Vorgehensweise und führt nach und nach erste Interviews, macht Fotos und schreibt Berichte. Dabei hat sie sich an die Par Conditio - die Chancengleichheit für die Parteien beim Zugang zu den Medien - zu halten. Sie bereitet zudem das Bürgermeisterkandidaten/innen-Duell vor. Die Spielleitung begleitet die einzelnen Gruppen und steht für evtl. auftretende Fragen zur Verfügung. Es ist zudem ratsam die Parteien in der Entwicklung der Logos und Parteinamen sowie der Kernbotschaften zu begleiten und sicherzustellen, dass deren Inhalte und Botschaften die Menschenrechte respektieren. Weiters hat die Spielleitung den Zeitplan im Auge und greift wenn nötig in das Geschehen lenkend ein. Bürgermeisterkandidaten/innen-Duell Zur Durchführung des Bürgermeisterkandidaten/innen-Duells am besten einen Halbstuhlkreis bilden und ein Rednerpult aufbauen. Die Kandidaten/innen für das Bürgermeister/innen-Amt bekommen hier die Gelegenheit ihre vorbereiteten Reden vorzutragen und sich eventuellen Fragen des Publikums zu stellen. Das Duell wird von der Spielleitung geleitet und moderiert. Als Abschluss des Duells sollen die Kandidaten/innen in einem Satz zusammenfassen, warum man ihnen und ihrer Partei die Stimme geben soll. Wahl und Abschluss des Planspiels Am Wahltag werden die Wähler/innen zur Stimmabgabe gerufen. Das Wahlbüro sorgt hierbei für eine reibungslose Durchführung der Wahl. Die Wähler/innen werden in den Wahllisten erfasst und bekommen den Stimmzettel ausgehändigt. Nach Abschluss der Stimmabgabe erfolgen die Auszählung der Stimmen, die Zuweisung der Sitze sowie die Bekanntgabe des Ergebnisses. Insgesamt werden ein/e Bürgermeister/in und sechs Gemeinderäte/innen gewählt. Je nach Wissensstand und Vorkenntnissen kann das Wahlbüro eigene Excel-Tabellen für die Stimmauszählung und Sitzzuweisung und Veranschaulichung des Ergebnisses erstellen. Alternativ dazu kann auch die vorgefertigte Excel-Tabelle hinzugezogen werden. Siehe www.wahkllokal.it Seite 9 von 38 Ausstieg aus dem Spiel Der Ausstieg sollte, genauso wie der Einstieg, sehr bewusst erfolgen. So kann zum Beispiel die Spielleitung in Funktion des scheidenden Bürgermeisters dem/der neugewählten gratulieren und alles Gute wünschen. Der/die gewählte Bürgermeister/in hält eine Abschlussrede und bedankt sich bei seinen Wähler/innen. Danach leitet die Spielleitung in die Reflexionsphase über. Reflexion Es empfiehlt sich bereits während des Spiels als Spielleitung Beobachtungen schriftlich festzuhalten, um diese in die Reflexion einzubringen. Die Reflexion sollte idealerweise unmittelbar auf die Simulation erfolgen. Um den Ausstieg aus den Rollen leichter zu gestalten, können die Rollen „abgeschüttelt“ werden: Dazu stellten sich alle im Raum verteilt auf und nacheinander werden Arme und Beine durchgeschüttelt. Symbolisch werden dadurch die Rollen des Planspiels abgelegt, der Körper gelockert und Konzentration für die anstehende Reflexionsarbeit gefördert. Die Reflexion kann anhand der im Materialteil zur Verfügung gestellten Vorlagen erfolgen. Nehmen sie sich unbedingt ausreichend Zeit für die Reflexion. Die gewonnen Erkenntnisse sollten, falls das Planspiel im Rahmen des Schulunterrichts durchgeführt wurde, idealerweise durch eine weiterführende Behandlung im Unterricht ausgebaut und gefestigt werden. Die wichtigsten Begriffe (z.B.: Stimmzähler, Wahlordnung, aktives und passives Wahlrecht, …) werden dabei nochmals für alle verständlich erklärt und schriftlich festgehalten. Ergänzend zum Planspiel kann eine Besichtigung der Gemeinde vor Ort und ein Zusammentreffen mit dem/der Bürgermeister/in erfolgen. Seite 10 von 38 Mögliche Knackpunkte Es kann je nach Spielverlauf vorkommen, dass sich im Laufe des Planspiels der eine oder andere Knackpunkt ergibt, der von Ihnen nicht vorgesehen war und den es zu lösen gilt. Dabei ist oftmals Kreativität gefragt. Im Folgenden finden Sie einige mögliche Herausforderungen aufgelistet: → Ideenflaute Sollte es zu einer Ideenflaute kommen, bietet sich eine Internetrecherche zum jeweiligen Thema an. Dadurch erhalten die betreffenden Teilnehmer/innen Anregung und Hilfestellungen. → Die Parteiprogramme unterscheiden sich kaum Es kann vorkommen, dass die Parteien Kernbotschaften ausarbeiten, die sich einander sehr ähneln und es dadurch keine klare Unterscheidung zwischen den Parteien gibt. In diesem Fall kann die Spielleitung auf das Trennende hinweisen und den Parteimitgliedern bewusst machen, dass es zum Erhalt der Wählerstimmen sinnvoll ist sich von den Mitkonkurrenten stärker abzugrenzen. Zugleich bietet sich dadurch ein Thema für die Reflexionsphase an. Es kommt bei echten Wahlen immer wieder vor, dass kandidierende Gruppen ähnliche Standpunkte vertreten und eine gemeinsame Kandidatur nicht von den Inhalten, sondern aufgrund anderer Bedingungen, zum Beispiel aufgrund persönlicher Differenzen, nicht zustande kommt. → Konflikte bzw. Konkurrenzdenken innerhalb der Kandidat/innen-Liste Es ist möglich, dass die Kandidat/innen einer kandidierenden Liste sich plötzlich als Konkurrenz empfinden und es zu Zwist um Vorzugsstimmen innerhalb der Liste kommt. Auch hier kann auf die reale Situation verwiesen werden. Konkurrenzdenken innerhalb einer Liste ist keine Seltenheit. → Forderungen der Parteien sind nicht auf Gemeindeebene umsetzbar Es ist leicht möglich, dass die Teilnehmer/innen Ideen und Vorschläge ausarbeiten, die eigentlich nicht in die Kompetenz der Gemeinde fallen. Für den Spielverlauf ist das nicht weiter schlimm. Sollten solche Ideen und Vorschläge während des Spiels aufkommen, können diese in der Reflexion aufgegriffen werden um zu verdeutlichen, dass es in unserem politischen System mehrere Entscheidungsebenen mit unterschiedlichen Kompetenzen gibt. Seite 11 von 38 Materialteil Inhalt Materialteil Rollenprofile 13 Parteimitglied 13 Wahlbüro 14 Werbeagentur 15 Presse 16 Checkliste für die Spielleitung 17 Besprechung von Grundlagenwissen 18 Kopiervorlagen für Parteien 23 Kopiervorlagen für Wahlbüro 25 Namensschilder 29 Reflexionshilfen 31 Seite 12 von 38 Rollenprofile Parteimitglied Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit ähnlichen politischen Zielen. Sie haben im Wesentlichen folgende Aufgaben: - - Parteien wählen jene Personen aus, die an Wahlen als Kandidaten teilnehmen und in ihrem Namen in Parlamenten und anderen Institutionen - wie zum Beispiel der Gemeinde - sitzen und dort Entscheidungen treffen. Parteien sammeln Interessen und leiten diese weiter, damit sie in der Politik berücksichtigt werden können und damit Entscheidungen getroffen werden. Parteien sollen dafür sorgen, dass Macht (also die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen, indem zum Beispiel Gesetze gemacht werden) in einem Staat nach den geltenden Regeln ausgeübt wird. Du bildest zusammen mit anderen eine Partei, die bei den bevorstehenden Gemeindewahlen kandidiert. Es geht dir und deinen Mitstreitern darum, möglichst viele Stimmen bei der Wahl zu erhalten. Arbeitsauftrag Als kandidierende Gruppe müsst ihr für euch ein Logo und einen Parteinamen erfinden. Dabei sind eurer Kreativität kaum Grenze gesetzt. Einzige Bedingung ist dabei, dass es diese noch nicht gibt und keine Verbindung zu existierenden Parteien oder Parteilogos besteht und diese nicht den Menschenrechen widersprechen. Um die Wähler und Wählerinnen von euch überzeugen zu können, müsst ihr ein Wahlprogramm ausarbeiten. Das Wahlprogramm ist nichts anderes als eine Auflistung von Themen die euch wichtig sind und die ihr als Partei in Zukunft in eurer Gemeinde umsetzen möchtet. Erstellt also eine Liste mit mindestens drei bis maximal fünf Kernbotschaften. Um euch die Arbeit zu erleichtern könnt ihr das vorgefertigte Raster verwenden, das ihr von der Spielleitung erhaltet. Zudem müsst ihr einen/e Bürgermeisterkandidaten/in in eurer Gruppe auswählen. Diese/r wird sich in einem Duell den anderen Bürgermeisterkandidaten/innen stellen. Dazu bekommt er/sie drei Minuten Redezeit. Es ist also eine Rede vorzubereiten, die euer Wahlprogramm wiedergibt und die Wähler/innen von euch überzeugen soll. Weiters werdet ihr vom Wahlbüro noch zusätzliche Arbeitsaufträge erhalten, um an den Wahlen teilnehmen zu können. Eure Botschaften müssen unters Volk! Um eure Botschaften, warum ihr gewählt werden sollt, unters Volk zu bringen, gibt es eine Werbeagentur. Allein die Werbeagentur ist berechtigt Werbemittel herzustellen und aufzuhängen. Die Werbeagentur wird euch gerne bei der Werbung behilflich sein. Abschließend ist noch zu erwähnen, dass euch die Presse öfters besuchen wird, um euch zu interviewen. Nutzt diese Möglichkeit für eure Zwecke. Gute Wahl! Seite 13 von 38 Wahlbüro Als Teil des Wahlbüros bist du mit deinen Kollegen dafür zuständig, dass die Wahlen gerecht und reibungslos ablaufen und alle darüber informiert sind, wer, was, wann, wo und wie gewählt wird. Ohne euch ist in einer Demokratie keine reguläre Wahl möglich! Arbeitsauftrag Setzt in Absprache mit eurer Spielleitung den Wahltermin fest. Das ist der Moment, an dem alle, die wählen dürfen, ihre Stimme abgeben können. Um die Stimmen abgeben zu können, braucht es eine Wahlurne, also einen Behälter, in den die Stimmzettel eingeworfen werden. Bastelt euch eine entsprechende Wahlurne und stellt zum Wahltermin auch eine Möglichkeit der anonymen Stimmabgabe sicher. Weiters braucht es Stimmzettel für die Stimmabgabe, die ihr zu erstellen habt. Einen für die Wahl zur/zum Bürgermeister/in und einen für die Wahl der Gemeinderatsmitglieder. Insgesamt werden ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin und sechs Mitglieder für en Gemeinderat gewählt. Von der Spielleitung erhaltet ihr dazu eine Vorlage. Um zu wissen wie viele Wähler es gibt und wer alles seine Stimme abgeben darf, also wahlberechtigt ist, bedarf es einer Wählerliste. Erstellt eine Liste mit den Namen und Nachnamen aller Wahlberechtigten. Diese Liste dient euch bei der Durchführung der Wahl zur Kontrolle, wer alles bereits gewählt hat. Um eine Wahl durchführen zu können, braucht es Parteien oder kandidierende Listen, die zur Wahl antreten. Fertigt eine Vorlage für eine Kandidaten/innen-Liste an, die jede Partei auszufüllen hat. Darin aufscheinen müssen der oder die Bürgermeisterkandidat/in sowie die übrigen Kandidaten/innen für die Wahl des Gemeinderates. Damit die Wahl auch geordnet abläuft, bedarf es einer Wahlordnung, die gewisse Regeln vorgibt. Berate dich mit deinen Kollegen und Kolleginnen vom Wahlbüro und überlegt, was es an Regeln braucht und erstellt eine solche Wahlordnung an die sich dann alle zu halten haben. Sobald die Wahl vorüber ist, heißt es Stimmen auszählen und gewählte und nicht gewählte Kandidaten und Kandidatinnen ermitteln. In eurem erfundenen Gemeinderat stehen nur sechs Sitze zur Verfügung, also weniger als es Kandidaten/innen gibt. Es liegt an euch die Stimmen auszuzählen und zu ermitteln welche Partei wie viele Sitze im Gemeinderat erhält und wer innerhalb der jeweiligen Kandidaten/innen-Listen einen Sitz bekommt. Dazu wird euch eine Excel-Tabelle zur Verfügung gestellt. Mach dich damit in der Zwischenzeit vertraut, damit am entscheidenden Tag alles klappt! Seite 14 von 38 Werbeagentur Vor allem im Wahlkampf werden Wähler und Wählerinnen mit den verschiedensten Aussagen und Versprechungen umworben, damit sie ihre Stimme der einen oder anderen – wahlwerbenden – Partei oder Liste geben. Werbeagenturen sind spezialisierte Unternehmen, die Werbemittel wie Plakate, Flyer, Werbespots,…entwickeln. Arbeitsauftrag Du bist nun Teil der Werbeagentur und es ist deine Aufgabe die Inhalte und Versprechen der Parteien an den Mann und an die Frau zu bringen. Deiner Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Im Wahlkampf dürft nur ihr Werbung platzieren. Die Parteien bestimmen den Inhalt und wenden sich an euch, wenn sie Werbung machen wollen. Als Werbeagentur müsst ihr euch für alle Parteien einsetzen und dürft keine bevorzugen. Ihr müsst also alle Parteien gleich behandelt. In der Realität ist das natürlich anders, dort seid ihr nur euern Aufraggebern verpflichtet und das ist meistens nur eine Partei. Überlege dir im Team, was ihr alles an Werbematerial produzieren und anbieten wollt. Plakate, Flyer mit Slogans usw. bieten sich hierzu an. Im Wahlkampf werden auch oft kleine Wahlgeschenke verwendet. Vielleicht fällt dir ja etwas Besonderes ein! Seite 15 von 38 Presse Ein wichtiges Grundprinzip bei Wahlen ist es, dass alle Parteien gleich viel Raum in den Medien erhalten. Dieses Prinzip nennt sich „Par Condicio“. Als Presse könnt ihr also nicht nur über eine Partei und deren Inhalte berichten, sondern müsst alle gleich behandeln. Arbeitsauftrag Du bist Teil des Presseteams, das über die Wahl und was drumherum geschieht berichtet. Deine Aufgabe ist es über die Wahl, die Botschaften der Parteien und den Wahlkampf zu berichten. Führe dazu Interviews mit Vertreter und Vertreterinnen der einzelnen Parteien, um deren Anliegen zu erfahren. Überlege dir vorher interessante Fragen für Interviews und besprich diese im Presseteam. Bring in Erfahrung, was das Wahlbüro so alles zu tun hat und welche Produkte die Werbeagentur anbietet. Mach Fotos und schreibe die entsprechenden Berichte, die ihr dann aushängt. In eurer Arbeit müsst ihr euch allerdings an gewisse Vorgaben halten. Ihr müsst überparteilich sein, das bedeutet, dass ihr keine Partei bevorzugen dürft und ihr müsst objektiv berichten, also nur über Dinge berichten, die auch tatsächlich geschehen. Zudem dürft ihr nicht eure persönliche Meinung schreiben und müsst den Grundsatz der Par Condicio (sieh oben) einhalten. Gute Arbeit! Seite 16 von 38 Checkliste für die Spielleitung In der Checkliste sind alle wichtigen Elemente des Planspiels aufgelistet. Dadurch soll es Ihnen leichter fallen den Überblick über den Verlauf des Planspiels zu behalten und eventuell rechtzeitig in den Spielverlauf eingreifen zu können. Was Wer Logo Parteien Parteiname Parteien Wahlprogramm Parteien Kandidaten/innen - Liste Rede des/der Bürgermeisterkan didaten/in Wahlurne Parteien Wahllokal Wahlbüro Stimmzettel Wahlbüro Wählerliste Wahlbüro Kandidaten/innen - Liste Wahlordnung Wahlbüro Listen für Stimmauszählung Test Excel-Tabelle für Sitzverteilung Herstellung von Werbematerial Interviews Wahlbüro Berichte Presse Fotos Presse Vorbereitung des Bürgermeisterkan didaten/innenDuells Spielleitung Seite 17 von 38 Parteien Wahlbüro Wahlbüro Wahlbüro Werbeagentur Presse Aktueller Stand nicht in OK OK Arbeit Notizen (auch für Reflexion nützlich) Besprechung von Grundlagenwissen vor Spielbeginn Im Folgenden finden Sie Anregungen, wie Sie den Teilnehmenden des Planspiels den Aufbau der Gemeinde und das damit zusammenhängende Grundlagenwissen vor Beginn des eigentlichen Planspiels vermitteln können. Dabei wird der Aufbau der Gemeinde veranschaulicht und erklärt, welche Organe der Gemeinde wie gewählt werden und welche grundlegenden Aufgaben diese haben. Es geht dabei vordergründig um einen Einstieg ins Thema, der in der Reflexion wieder aufgegriffen werden kann (siehe Reflexionshilfen Seite 32). Das Schaubild auf der folgenden Seite kann als Kopiervorlag für Overhead-Projektoren verwendet werden oder als Anregung für ein Tafelbild dienen. Auf den darauffolgenden Seiten finden Sie die Beschreibung des Schaubildes, mit der entsprechenden Erklärung der Fachbegriffe und dazugehörigen Ausführungen. Die Beschreibung soll Ihnen als roter Faden für die Erklärung dienen. Seite 18 von 38 Schaubild: Der Aufbau der Gemeinde 3 Gemeindeausschuss Der Gemeinderat ernennt die Mitglieder des Gemeindeausschusses, die vom Bürgermeister vorgeschlagen wurden. Der oder die Bürgermeister/in schlägt die Mitglieder des Gemeindeausschusses vor. 2 Bürgermeisterin oder Bürgermeister Mitglieder des Gemeinderates Die Wahlberechtigten wählen die Mitglieder des Gemeinderates und den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin. 1 Wahlberechtigte Bürger und Bürgerinnen ab 18 Jahren, die seit mindestens vier Jahren in der Region und davon zwei Jahre in Südtirol leben und die italienische Staatbürgerschaft oder die eines EU-Mitgliedlandes besitzen, dürfen in Südtirol bei Wahlen zum Gemeinderat ihre Stimme abgeben. Seite 19 von 38 Ergänzende Erklärung zum Schaubild [Einleitung] In der Gemeinde werden Entscheidungen meisten von gewählten Vertretern und Vertreterinnen getroffen. Wir wählen Personen und Parteien, deren Vorstellungen den unseren ungefähr entsprechen und denen wir zutrauen, dass sie uns eine Weile regieren können. Dieses System nennt man repräsentative Demokratie. Repräsentative Demokratie: Demokratie heißt, Bürgerinnen und Bürger üben die Herrschaft aus. Diese demokratische Macht üben wir allerdings nicht direkt aus. Wir schicken unsere Vertreter oder Repräsentanten in die Volksvertretungen, zum Beispiel in den Gemeinderat, damit sie dort in unserem Sinne handeln. Insofern handelt es sich bei uns um eine "repräsentative Demokratie". Unsere Repräsentanten, also die von uns gewählten Abgeordneten, treffen in Parlamenten die Entscheidungen. [Schritt 1 - unterer Teil des Schaubildes] Alle Wahlberechtigten werden am Wahltag dazu aufgerufen den Gemeinderat und den oder die Bürgermeister/in zu wählen. Wahlberechtigte: Meistens gilt, dass nur Staatsbürger und Staatsbürgerinnen des jeweiligen Landes wählen dürfen. Eine Ausnahme bilden Staatsbürger und Staatsbürgerinnen aus EU-Staaten. Sie dürfen in anderen EU-Mitgliedsländern bei Wahlen zum EU-Parlament und bei Gemeindewahlen mitwählen. Zudem ist auch das Alter ausschlaggebend. In Italien ist man bei Gemeinderatswahlen erst mit 18 Jahren wahlberechtigt. In Südtirol gibt es noch weitere Bestimmungen, die mit dem Schutz der Sprachgruppen zu tun haben. Um in Südtirol bei Gemeinde- oder Landtagswahlen wählen zu dürfen, muss man mindestens vier Jahre in der Region Trentino-Südtirol gelebt haben und davon die meiste Zeit in Südtirol. Die Kandidaten und Kandidatinnen werden meistens von Parteien aufgestellt. Partei: Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit ähnlichen politischen Zielen oder Ideen. Die Mitglieder einer Partei sind überzeugt, dass sie zusammen mehr erreichen, als wenn jeder für sich alleine arbeitet. Parteien haben das Ziel bei Wahlen möglichst viele Stimmen zu bekommen. Um bei Wahlen antreten zu können, ist es allerdings nicht unbedingt erforderlich einer Partei anzugehören. Im Unterschied zu Parteien, haben sogenannte Bürgerlisten oder freie Listen meist keine Partei, der sie angehören. Sie sind ein Gruppe von Bürgern und Bürgerinnen, die sich nur für die eine bestimmte Wahl zusammenschließen und gemeinsam kandidieren. Seite 20 von 38 Gewählt werden kann aber nicht jeder. Um das sogenannte passive Wahlrecht zu erhalten, also von den Wählern und Wählerinnen in ein Amt gewählt werden zu können, braucht es bestimmte Voraussetzungen. Meistens muss man selbst wahlberechtigt sein und zusätzlich spielt auch das eigene Alter eine wichtige Rolle. Passives Wahlrecht: Das passive Wahlalter liegt in den meisten Ländern etwas höher als das aktive Wahlrecht. Dabei kommt es auf das Amt an, für das man kandidieren möchte. Um zum Beispiel italienischer Staatspräsident zu werden, muss man mindestens fünfzig Jahre alt sein. Aktives Wahlrecht: Aktives Wahlrecht bedeutet, dass man jemanden wählen darf. Aktiv wahlberechtigt sind Personen, die ein bestimmtes Alter erreicht haben. Diese Altersgrenze liegt in Italien bei Wahlen zum Gemeinderat bei 18 Jahren. In manchen anderen Ländern, so zum Beispiel in Österreich, dürfen bereits 16 Jährige wählen. [Schritt 2 - mittlerer Teil des Schaubildes] Die Wähler und Wählerinnen wählen also den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin. Bürgermeister/in: Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sind die Chefs der Gemeinden. Sie leiten die verschiedenen Gremien der Gemeinde und sind auch für die Ausführung der Beschlüsse zuständig. Außerdem gehören zum Amt die Vertretung der Gemeinde in rechtlichen Dingen und die Vertretung der Gemeinde nach außen. In Südtirol werden sie direkt gewählt, d.h. die Wähler und Wählerinnen bestimmen mit, wer das Amt bekommen soll. Zudem werden auch die Mitglieder des Gemeinderates direkt gewählt. Gemeinderat und Gemeinderatsmitglieder: Der Gemeinderat ist das Parlament der Gemeinde. Hier entscheiden die Mitglieder über die Entwicklung der Gemeinde, wie etwa Investitionen in öffentliche Projekte wie Schwimmbäder oder Bibliotheken. Wie viele Gemeinderäte und rätinnen eine Partei stellen darf, hängt vom Wahlergebnis ab. Je nach Größe der Gemeinde gibt es mehr oder weniger Gemeinderäte. [Schritt 3 - oberer Teil des Schaubildes] Sobald die Mitglieder des Gemeinderates und der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin feststehen, wird der Gemeindeausschuss gebildet. Der Gemeindeausschuss, oder auch nur Ausschuss genannt, ist so etwas wie die Regierung einer Gemeinde und setzt sich neben dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin aus den Gemeindereferenten zusammen. Seite 21 von 38 Gemeindeausschuss bzw. Ausschuss / Gemeindereferenten: Die Gemeindereferenten und -referentinnen werden auf Vorschlag vom Bürgermeister oder der Bürgermeisterin vom Gemeinderat gewählt. Alle Gemeindereferenten haben einen bestimmten Aufgabenbereich, um den sie sich in der Gemeinde kümmern. So zum Beispiel Schule, Vereine, Jugend, Senioren, Familien, Umwelt, Mobilität, Wirtschaft, Tourismus,… In Städten wird der Gemeindeausschuss oft auch Stadtrat genannt. Die Ausschussmitglieder müssen nicht alle zwangsläufig dem Gemeinderat angehören. Zusätzlich zu Gemeinderat und Gemeindeausschuss gibt es für ganz bestimmte Aufgaben noch spezielle Kommissionen und Beiräte. In Beiräten und Kommissionen arbeiten oft auch Personen mit, die selbst nicht Mitglied im Gemeinderat sind. Meist sind es Experten und Expertinnen für bestimmte Sachgebiete. Im Jugendbeirat sind das Jugendliche, denn sie Experten und Expertinnen für Jugendfragen und Jugendthemen. Kommissionen und Beiräte: Unter Kommission versteht man eine Gruppe von Personen, die ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat. In den Gemeinden gibt es zum Beispiel eine Kommission, die sich mit Bauvorhaben beschäftigt – die Baukommission. Beiräte beschäftigen sich, wie Kommissionen auch, meist mit einem bestimmten Thema. Im Unterschied zu Kommissionen können Beiräte jedoch nur sehr wenige oder keine Entscheidungen selbst treffen. Viele Gemeinden in Südtirol haben zum Beispiel einen Jugendbeirat. Er berät die Gemeinde zu Fragen und Themen, die die Jugend betreffen. Seite 22 von 38 Kopiervorlagen - Parteien 1/2 (mehrere Kopien pro Partei) Parteiname: Parteilogo: Seite 23 von 38 . Kopiervorlagen - Parteien 2/2 (eine Kopie pro Partei) Themen und Kernbotschaften der Partei - Wahlprogramm Themenbereich (um welches Thema handelt es sich?) Seite 24 von 38 Beschreibung (was meint ihr damit genau?) Kopiervorlagen - Wahlbüro 1/4 (eine Kopie) Informationen zu Wählerlisten Wer darf wählen? Je nach Wahl (Gemeinde, Landtag, italienisches Parlament oder EUParlament) gibt es mehr oder weniger Wahlberechtigte. Das hat mehrere Gründe. Bei der Gemeindewahl ist es so, dass alle italienischen Staatbürger und auch alle Bürger und Bürgerinnen der Europäischen Union, die eine gewisse Zeit in Südtirol leben und mindestens 18 Jahre alt sind, wählen dürfen. Um die genaue Anzahl der Wahlberechtigten zu kennen und sicherzustellen, dass nur diejenigen abstimmen, die das auch dürfen, gibt es Wählerlisten. Darin enthalten sind die Namen, Nachnamen, Adressen, Geburtsdatum und Geburtsort aller Wahlberechtigten. Sobald jemand im Wahllokal seine Stimme abgibt, wird dies in der Wählerliste vermerkt. Somit ist auch ausgeschlossen, dass jemand zweimal wählt. Fertigt eine solche Liste mit den Namen aller Wähler an, damit ihr am Wahltag nicht den Überblick verliert und die Wahl regulär verläuft. Informationen zu Kandidaten und Kandidatinnen-Listen Wer kann gewählt werden? Wählbar sind nur jene Personen, die sich zur Wahl stellen und zusammen mit anderen ihre Kandidatur eingereicht haben. Dazu muss jede Partei, die an den Wahlen teilnehmen will, eine Liste mit den zur Wahl stehenden Bürgern und Bürgerinnen beim Wahlbüro einreichen. Bei echten Wahlen bedarf es noch weiterer Voraussetzungen um, kandidieren zu können, wie zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Unterschriften von Unterstützern oder von Politikern bzw. Parteien, die bereits in anderen Parlamenten vertreten sind. Wir verzichten in unserem Planspiel darauf. Fertigt eine Vorlage für die Kandidaten und Kandidatinnen der Parteien an, in die sie Namen, Nachname, Adresse und Geburtstag eintragen können. Bedenkt dabei, dass jede Partei einen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Wahl zum Bürgermeister oder zur Bürgermeisterin benennen kann und die restlichen Parteimitglieder Kandidaten und Kandidatinnen für den Gemeinderat sind. Informationen zur Wahlordnung Wie läuft die Wahl ab? In der Wahlordnung ist der Ablauf und die Form der Wahl ganz genau festgelegt. Dadurch ist allen klar was erlaubt und was verboten ist und es wird verhindert, dass es zu Manipulationen kommt und das Wahlergebnis gefälscht wird. Erarbeitet für eure Wahl eine Wahlordnung und teilt diese Regeln am Wahltag den Wählern und Wählerinnen mit. Es liegt an euch zudem dafür zu sorgen, dass die Wahlordnung von allen eingehalten wird. Seite 25 von 38 Kopiervorlagen - Wahlbüro 2/4 (eine Kopie) Informationen zum Stimmzettel Für die Wahl braucht es zwei Stimmzettel. Einen für den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin und einen für die Mitglieder des Gemeinderates. Die Stimmzettel sollen sicherstellen, dass die Stimmabgabe geheim erfolgt und dass niemand die Wahlen bzw. das Wahlergebnis fälschen kann. Entwickelt für eure Wahl geeignete Stimmzettel. Dabei müsst ihr Folgendes beachten: Der Stimmzettel für die Wahl zum Bürgermeister oder zur Bürgermeisterin enthält eine Zeile, in die der Namen des Kandidaten oder der Kandidatin geschrieben wird. Auf der Rückseite sind Informationen zu Wahl angegeben: das Datum, der Ort und was mit dem Stimmzettel gewählt wird – in diesem Fall der Wahl zum Bürgermeister oder der Bürgermeisterin. Zudem ist jeder Stimmzettel gestempelt und vom Präsidenten des Wahlbüros unterschrieben. Dadurch soll sichergestellt werden, dass es zu keiner Manipulation der Wahl kommt. Der Stimmzettel für die Wahl zum Gemeinderat ist etwas komplexer. Er enthält alle Logos der zur Wahl antretenden Parteien und mehrere leere Zeilen, um die Namen der Kandidaten und Kandidatinnen einzutragen, denen man seine Stimme geben möchte. Diese Stimmen werden auch Vorzugsstimmen genannt. Bei echten Wahlen sind vier Zeilen für die Vorzugsstimmen vorgesehen. In unserem Planspiel haben wir aber weniger Kandidaten und Kandidatinnen und weniger Sitze im Gemeinderat. Aus diesem Grund wird unser Stimmzettel nur zwei Zeilen für die Vorzugsstimmen enthalten. Die Reihenfolge, in der die Parteien auf dem Stimmzettel angeführt sind, könnt nicht ihr selbst entscheiden. Hier müsst ihr eine Auslosung der vornehmen. Es entscheidet also der Zufall welches Parteilogo an welcher Position des Stimmzettels kommt. Rückseite des Stimmzettels: Auf der Rückseite befinden sich allgemeine Informationen zur Wahl: das Datum, der Ort und was mit dem Stimmzettel gewählt wird – in diesem Fall der Wahl zum Bürgermeister oder der Bürgermeisterin. Zudem ist Platz für einen offiziellen Stempel und eine Unterschrift des Wahlleiters. Seite 26 von 38 Kopiervorlagen - Wahlbüro 3/4 (eine Kopie) Stimmzettel zur Wahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin: Darauf zu sehen ist nur eine Zeile, in die der Name eines Kandidaten oder einer Kandidatin für das Bürgermeisteramt einzutragen ist. Stimmzettel zur Wahl der Mitglieder des Gemeinderates: Darauf zu sehen sind mehrere Felder mit jeweils vier Zeilen für die Vorzugsstimmen. In den Kreisen werden die Logos der Parteien abgedruckt. Die Reihenfolge der Logos wird ausgelost. Seite 27 von 38 Kopiervorlagen - Wahlbüro 4/4 (eine Kopie) Informationen zur Stimmauszählung Sobald alle abgestimmt haben müsst ihr die Stimmen auszählen. Am besten fertigt ihr euch Listen an, in die ihr dann die Stimmenanzahl eintragen könnt: • • Eine Liste mit den Namen der Kandidaten und Kandidatinnen für das Amt des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeistern. Eine Liste mit den Parteien und den dazugehörigen Namen der jeweiligen Kandidaten und Kandidatinnen. Diese Listen mit der genauen Stimmenanzahl benötigt ihr für die Verteilung der Sitze. Informationen zur Verteilung der Sitze Ihr seid nicht nur für die Auszählung der Stimmen zuständig, sondern müsst auch berechnen, welche Partei wie viele Sitze im Gemeinderat bekommt und welcher Kandidat oder welche Kandidatin einen Sitz erhält. Für unsere Wahl wenden wir das Verhältniswahlrecht an. Die Sitze werden also möglichst genau im selben Verhältnis zugeteilt, wie abgestimmt wurde. Eine Partei, die bei einer Wahl 50 % (die Hälfte) der Stimmen bekommt, erhält auch etwa 50 % (die Hälfte) der zu vergebenden Sitze. Für die Berechnung der Verteilung der Sitze könnt ihr einen Computer und die vorgefertigte Excel-Tabelle zur Hand nehmen. Alles was ihr noch tun müsst ist die Namen der Parteien und Kandidaten bzw. Kandidatinnen und die Anzahl der jeweiligen Stimmen einzutragen. Das Ergebnis könnt ihr dann in der Tabelle ablesen. Am besten macht ihr vorab einen Probedurchlauf, um euch mit dem Programm und der Tabelle vertraut zu machen. Abschließend liegt es an euch das Wahlergebnis zu verkünden. Seite 28 von 38 Kopiervorlagen - Namensschilder (Anzahl der Kopien je nach Teilnehmerzahl) Presse Presse Presse Presse Wahlbüro Wahlbüro Wahlbüro Werbeagentur Werbeagentur Werbeagentur Werbeagentur Werbeagentur Partei Seite 29 von 38 Partei (Anzahl der Kopien je nach Teilnehmerzahl) Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Partei Seite 30 von 38 Reflexionshilfen Im Folgenden sind Anregungen für die Reflexion angeführt. Darin finden Sie allgemeine Reflexionsfragen und einen Vorschlag für eine weiterführende inhaltliche Auseinandersetzung mit Grundbegriffen und Elementen der Gemeindewahl. Die Reflexion über die Inhalte kann sowohl als Einzelarbeit, als auch als Gruppenarbeit durchgeführt werden. Zudem ist es möglich Methoden des Kooperativen Lernens für die Reflexion zu verwenden. Wir haben uns darauf beschränkt eine Kopiervorlage zu erarbeiten, in der zusätzlich zu einzelnen Elementen des Planspiels, die die Schüler/innen mit der realen Situation verglichen, auch demokratiepolitische Grundbegriffe aufgegriffen und erklärt werden. In diesen Fällen wird es nicht immer möglich ein eine Verbindung zum Planspiel herzustellen. Die Schüler und Schülerinnen sollen dabei das Geschehen reflektieren und schriftlich festhalten, wie sie die jeweiligen Elemente im Planspiel erlebt haben. Mögliche Reflexionsfragen für die Teilnehmer/innen Das wusste ich bereits: Das war mir neu: Das hat mir besonders gefallen, weil… Für mich war folgende Situation eine Herausforderung, als… Das Arbeiten in der Gruppe war… Mich interessiert noch genauer… Darüber denke ich noch nach. Das beschäftigt mich noch: Seite 31 von 38 Reflexion (Anzahl der Kopien je nach Teilnehmerzahl und gewählter Methode) Lies dir die einzelnen Themenüberschriften durch und beantworte die Frage, wie das bei euch im Planspiel war. Im Text darunter findest du anschließend eine allgemeine Erklärung zum Thema. Aktives und passives Wahlrecht Wie war das bei uns im Planspiel? Aktives Wahlrecht bedeutet, dass man jemanden wählen darf. Aktiv wahlberechtigt sind Personen, die ein bestimmtes Alter erreicht haben. Diese Altersgrenze liegt in Italien bei 18 Jahren. In manchen anderen Ländern, so zum Beispiel in Österreich, dürfen bereits 16 Jährige wählen. Passives Wahlrecht heißt, dass man auch selbst in ein Amt gewählt werden darf. Das passive Wahlalter liegt in den meisten Ländern etwas höher als das aktive. Dabei kommt es meistens auf das Amt an, für das man kandidieren möchte. Um zum Beispiel italienischer Staatspräsident zu werden, muss man mindestens fünfzig Jahre alt sein. Geheime, anonyme, gleiche und allgemeine Wahl Wie war das bei uns im Planspiel? Demokratische Wahlen müssen einige Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen unter anderem frei, anonym (geheim), gleich und allgemein sein. Frei heißt, dass niemand gezwungen werden darf, die eine oder andere Partei zu wählen. Anonym heißt, dass die Entscheidung im Geheimen getroffen wird – niemand darf die Wahlentscheidung kontrollieren. Gleich heißt, dass alle Stimmen gleich viel zählen. Allgemein heißt, dass alle Wahlberechtigten zur Wahl gehen können. Wahlurne Wie war das bei uns im Planspiel? In der Wahlkabine füllt der Wähler den Stimmzettel aus. Dann faltet er den Wahlzettel und wirft ihn in die Wahlurne. Das ist ein geschlossener Behälter, der oben einen Schlitz hat. Die Wahlurne soll sicherstellen, dass die Wahl geheim durchgeführt wird und niemand nachverfolgen kann, wer was gewählt hat. Wenn die Wahl beendet ist und die Wahllokale geschlossen sind, wird die Wahlurne ausgeleert und Stimmen werden ausgezählt. Seite 32 von 38 Wahlberechtigte Wie war das bei uns im Planspiel? Meistens gilt, dass nur Staatsbürger und Staatsbürgerinnen des jeweiligen Landes wählen dürfen. Eine Ausnahme bilden Staatsbürger und Staatsbürgerinnen aus EU-Staaten. Sie dürfen in anderen EUMitgliedsländern bei Wahlen zum EU-Parlament und bei Kommunalwahlen (z.B. Gemeinderatswahlen) mitwählen. Zudem ist auch das Alter ausschlaggebend. In Italien ist man bei Gemeinderatswahlen erst mit 18 Jahren wahlberechtigt. In Südtirol gibt es noch weitere Bestimmungen, die mit dem Schutz der Sprachgruppen zu tun haben. Um in Südtirol bei Gemeinde- oder Landtagswahlen wählen zu dürfen, muss man mindestens vier Jahre in der Region Trentino-Südtirol gelebt haben und davon die meiste Zeit in Südtirol. Stimmzettel Wie war das bei uns im Planspiel? Die Stimmzettel sehen je nach Wahl anders aus. Sie haben eine andere Farbe und sind auch unterschiedlich aufgebaut. Bei den Gemeindewahlen kommt es zudem auf die Einwohnerzahl der Gemeinde an. In den großen Gemeinden Südtirols wird mit anderen Stimmzetteln gewählt als in den restlichen. In den großen Gemeinden gibt es nicht zwei Stimmzettel, sondern nur einen, mit dem beides gewählt wird. Damit die Stimmabgabe gültig ist, dürfen auf den Stimmzetteln nur die Namen der Kandidaten/innen geschrieben werden. Sobald etwas anderes darauf geschrieben wird oder die Kandidaten/innen nicht derselben Partei angehören, ist der Stimmzettel ungültig. Vorzugsstimmen Wie war das bei uns im Planspiel? Wählerinnen und Wähler können bei manchen Wahlen nicht nur einer Partei ihre Stimme geben, sondern zusätzlich Personen mit Vorzugsstimmen unterstützen. Wenn diese Person genügend Vorzugsstimmen erhält, kann sie auf diesem Weg einen Sitz, zum Beispiel im Gemeinderat, erhalten. Seite 33 von 38 Wahlordnung Wie war das bei uns im Planspiel? In der Wahlordnung ist der Ablauf der Wahl im Detail festgelegt. Dadurch ist allen klar was erlaubt und was verboten ist und es wird verhindert, dass es zu Manipulationen kommt und das Wahlergebnis gefälscht wird. So ist es zum Beispiel nicht erlaubt zu zweit in die Wahlkabine zu gehen oder ein Handy oder Smartphone mitzunehmen. Zudem darf nur mit einem eigens vorgesehenen Stift auf die Stimmzettel geschrieben werden, der Manipulationen verhindern soll. Stimmzähler Wie war das bei uns im Planspiel? Stimmzähler zählen die abgegebenen Stimmen aus und sind dafür verantwortlich, dass die Wahl nach den geltenden Regeln abläuft. Was sie alles zu tun haben ist bis ins kleinste Detail in der Wahlordnung festgelegt. So steht in der aktuellen Regelung zum Beispiel: Ein durch Auslosung bestimmter Stimmenzähler entnimmt der Urne der Reihe nach jeden einzelnen Stimmzettel, faltet ihn auseinander und übergibt ihn dem Vorsitzenden, der mit lauter Stimme das gewählte Listenzeichen ausruft und die abgegebenen Vorzugsstimmen oder die Einzelstimmen für die Kandidaten und Kandidatinnen vorliest. Sodann übergibt er oder sie den Stimmzettel einem anderen Stimmenzähler, der ihn zu denen mit gleichem Listenzeichen (Parteisymbolen) gibt, die bereits überprüft wurden. Ein dritte Stimmenzähler und ein Schriftführer registrieren in ihren Listen die Stimmen. Es ist verboten, der Urne einen neuen Stimmzettel zu entnehmen, wenn der vorher entnommene Stimmzettel nicht ausgezählt, abgelegt und die entsprechenden Stimmen registriert sind. Die Stimmzettel dürfen bei der Auszählung nur von den Mitgliedern der Wahlbehörde angefasst werden. Bei der Stimmauszählung können aber Beobachter der Parteien anwesend sein und zuschauen. Durch diese strikten Vorschriften wird gewährleistet, dass die Wahl nicht manipuliert werden kann. Wahlprogramm Wie war das bei uns im Planspiel? Jede Partei veröffentlicht ihr Wahlprogramm. Darin steht, was ihr wichtig ist und welche Dinge sie gerne in den nächsten Jahren umsetzen möchte. Je nach Wahl und Themen gibt es Parteien, die ähnliche Wahlprogramme haben und Parteien, die sich sehr stark in ihren Wahlprogrammen unterscheiden. Seite 34 von 38 Par Condicio Wie war das bei uns im Planspiel? Ein wichtiges Grundprinzip bei Wahlen ist es, dass alle Parteien gleich viel Raum in den Medien erhalten. Dieses Prinzip nennt sich „Par Condicio“. Fernsehe, Radio, Internetportale und Zeitungen können im Wahlkampf also nicht nur über eine Partei und deren Inhalte berichten, sondern müssen alle gleich behandeln. Repräsentative Demokratie Wie war das bei uns im Planspiel? Demokratie heißt, Bürgerinnen und Bürger üben die Herrschaft aus. Diese demokratische Macht üben wir allerdings nicht direkt aus. Wir wählen Personen und Parteien, deren Vorstellungen den unseren ungefähr entsprechen und denen wir zutrauen, dass sie uns eine Weile regieren können. Wir schicken also unsere Vertreter oder Repräsentanten in die Volksvertretungen, zum Beispiel in den Gemeinderat, damit sie dort in unserem Sinne handeln. Insofern handelt es sich bei uns um eine "repräsentative Demokratie". Unsere Repräsentanten, also die von uns gewählten Abgeordneten, treffen im Parlament die Entscheidungen. Bei der direkten Demokratie, wie es sie zum Beispiel in der Schweiz gibt, ist es etwas anders geregelt. Dort dürfen die Bürgerinnen und Bürger bei einer Volksabstimmung über wichtige politische Entscheidungen direkt abstimmen. Amt und Mandat Wie war das bei uns im Planspiel? In der Demokratie wählen die Bürger und Bürgerinnen Personen und Parteien, von denen sie eine Zeitlang im Gemeinderat, Landtag oder in Parlamenten vertreten werden wollen. Diese Personen führen also ein gewisses Amt aus. Ein Mandat ist zum Beispiel ein Abgeordnetensitz. Abgeordnete werden deshalb oft auch als Mandatare bzw. Mandatarinnen bezeichnet. Ein Mandat kann aber auch eine bestimmte Aufgabe sein. Wer ein Mandat besitzt, ist berechtigt, etwas Konkretes zu verhandeln bzw. zu tun. Seite 35 von 38 Partei Wie war das bei uns im Planspiel? Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit ähnlichen politischen Zielen oder Ideen. Die Mitglieder einer Partei sind überzeugt, dass sie zusammen mehr erreichen, als wenn jeder für sich alleine arbeitet. Parteien haben das Ziel bei Wahlen möglichst viele Stimmen zu bekommen. Um bei Wahlen antreten zu können, ist es allerdings nicht unbedingt erforderlich einer Partei anzugehören. Im Unterschied zu Parteien, haben sogenannte Bürgerlisten meist keine Partei, der sie angehören. Sie sind meist ein Gruppe von Bürgern und Bürgerinnen, die sich nur für die eine bestimmte Wahl zusammenschließen. Bürgermeister/in Wie war das bei uns im Planspiel? Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sind die Chefs der Gemeinden. Sie leiten den Gemeindeausschuss und führen den Vorsitz bei den Sitzungen des Gemeinderates. Sie werden in Südtirol direkt gewählt, d.h. die Wähler und Wählerinnen bestimmen mit, wer das Amt bekommen soll. Gemeinderat und Gemeinderatsmitglieder Wie war das bei uns im Planspiel? Der Gemeinderat ist das Parlament der Gemeinde. Als Gemeinderat oder Gemeinderätin bezeichnet man eine Person, die als Abgeordnete bzw. Abgeordneter im Gemeinderat sitzt. Wie viele Gemeinderäte und -rätinnen eine Partei stellen darf, hängt vom Wahlergebnis ab. Seite 36 von 38 Folgende Elemente zur Gemeindewahl bzw. zum Aufbau der Gemeinde wurden im Planspiel nicht behandelt und werden hier der Vollständigkeit halber angeführt Gemeindeausschuss bzw. Ausschuss Der Gemeindeausschuss, oder auch nur Ausschuss genannt, ist so etwas wie die Regierung einer Gemeinde. Die Mitglieder des Gemeindeausschusses werden auf Vorschlag vom Bürgermeister oder der Bürgermeisterin vom Gemeinderat gewählt und sind ebenso lange in ihrem Amt wie der Gemeinderat. In Städten wird der Gemeindeausschuss oft auch Stadtrat genannt. Gemeindereferent/in Gemeindereferenten bilden zusammen mit dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin den Gemeindeausschuss, also so etwas wie die Regierung der Gemeinde. Alle Gemeindereferenten haben einen bestimmten Aufgabenbereich, um den sie sich in der Gemeinde kümmern. So zum Beispiel Schule, Vereine, Jugend, Senioren, Familien, Umwelt, Mobilität, Wirtschaft, Tourismus,… Kommissionen und Beiräte Unter Kommission versteht man eine Gruppe von Personen, die ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat. In den Gemeinden gibt es zum Beispiel eine Kommission, die sich mit Bauvorhaben beschäftigt – die Baukommission. Beiräte beschäftigen sich, wie Kommissionen auch, meist mit einem bestimmten Thema. Im Unterschied zu Kommissionen können Beiräte jedoch nur sehr wenige oder keine Entscheidungen treffen. Viele Gemeinden in Südtirol haben zum Beispiel einen Jugendbeirat. Er berät die Gemeinde zu Fragen und Themen, die die Jugend betreffen. In Beiräten und Kommissionen arbeiten oft auch Personen, die selbst nicht Mitglied im Gemeinderat sind. Meist sind es Experten und Expertinnen für bestimmte Sachgebiete. Im Jugendbeirat sind das Jugendliche, denn sie wissen am besten was Jugendliche brauchen. Mehrheit, Opposition und Koalition Bei jeder Wahl gibt es Verliere und Gewinner. Wenn eine Partei alleine mehr als die Hälfte aller Sitze erhält, zum Beispiel im Gemeinderat, dann kann sie alleine Entscheiden und wird daher als Mehrheit bezeichnet. Die anderen Parteien werden zur Opposition gezählt. Das Wort Opposition kommt aus dem Lateinischen und bedeutet, "im Widerspruch zur Mehrheit zu stehen". Die Opposition ist ein wichtiger Teil der Demokratie, denn sie kontrolliert die Regierung, also die Mehrheit. Es kommt bei Wahlen oft vor, dass nicht eine Partei alleine genügend Sitze und damit Stimmen hat, um Entscheidungen durchzusetzen. Dann müssen mehrere Parteien zusammenarbeiten. Das nennt man dann Koalition. Seite 37 von 38 Links Politiklexikon für junge Leute http://www.politik-lexikon.at/ Das Politiklexikon gibt es auch in Buchform, erschienen im Verlag Jungbrunnen, erhältlich im Buchhandel. Zentrum Polis – Politik Lernen in der Schule http://www.politik-lernen.at/ Zentrum polis ist die zentrale pädagogische Serviceeinrichtung zur Politischen Bildung in der Schule in Österreich. Das Zentrum unterstützt Lehrkräfte bei der Umsetzung von Politischer Bildung, Menschenrechtsbildung sowie Wirtschaftserziehung und Verbraucher/innen-Bildung im Unterricht. Das Zentrum Polis wird vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte-Forschungsverein, im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Bildung und Frauen/Abteilung Politische Bildung, geführt. Der Klassenrat - Gemeinschaft fördern. Kompetenzen bilden. Demokratie lernen. http://www.derklassenrat.de/ Die Initiative “Der Klassenrat” ist ein sehr erfolgreiches Konzept der Demokratiepädagogik – so wird Demokratie für Schüler/innen erfahrbar. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Erfolgsmodell zu verbreiten und Lehrkräften den Einstieg in den Klassenrat zu erleichtern. In Südtirol wird das Modell, als Klassenparlament bekannt, bereits seit Jahren in einigen Schulen erfolgreich umgesetzt. Bundeszentrale für Politische Bildung http://www.bpb.de/ Die Aufgabe der Bundeszentrale für politischen Bildung/bpb ist es, Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken. http://www.bpb.de/lernen/unterrichten/planspiele/ Planspiele: Methoden für den Unterricht. Impressum Herausgeber: Südtiroler Jugendring (SJR) - 2015 Redaktion: Arbeitskreis Partizipation des SJR: De Zordo Martina, Frei Edith, Haspinger Edith, Hofer Kevin, Huber Lisa, Macchia Vanessa, Nocker Kathia, Peer Karin, Peer Michael, Pöhl Melanie, Siller Maria Theresia Südtiroler Jugendring (SJR) / Andreas-Hofer-Straße 36 / 39100 Bozen Tel. 0471 060430 Fax 0471 060439 / [email protected] – www.jugendring.it Seite 38 von 38