das Tetralemma

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Zum konstruktiven Umgang mit
Widersprüchen und Paradoxien –
das Tetralemma
Nach:
Insa Sparrer / Matthias Varga von Kibéd:
Ganz im Gegenteil - für Querdenker und solche die es werden wollen, Heidelberg 2000
Autorinnen dieser Unterlage: Margit Oswald, Dr. Christiane Müller
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Die Grundidee:
Das Tetralemma (Sanskrit catuskoti: »vier Ecken«) ist eine Struktur der traditionellen
indischen Logik zur Kategorisierung von Haltungen oder Standpunkten. Matthias Varga
und Insa Sparrer haben auf dieser Grundlage ein äußerst kraftvolles Format zur
Überwindung jeder Erstarrung im schematischen Denken entwickelt, das neue
Möglichkeiten und Handlungsräume öffnet.
Indikationen:
Management von Widersprüchen und Paradoxien in Organisationen, Lösung von (Ziel-)
Konflikten, Ausloten strategischer Optionen, Unterstützung bei Entscheidungen, Diagnose
und Aufhebung von Blockaden, Sichtbarmachen von Übersehenem, Klärung nächster
Schritte in Dilemmata jeder Art
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Die Arbeit:
Das Tetralemma ist ein Pozessschema. Die klare Struktur erleichtert einerseits
schrittweise den Entscheidungsweg, andererseits werden alle logischen Gedanken und
Abfolgen wieder bewusst aufgehoben und damit von der Gefahr des
Scheuklappendenkens befreit. Positionen entstehen und verflüssigen sich wieder, bis ein
stimmiger, ressourcenreicherer Handlungsraum entsteht.
Formate:
Der Durchlauf durch die Positionen des Tetralemma bleibt gleich, in der Form gibt es
zahlreiche Varianten, wie z.B.
• Klassisches Aufstellungsformat (systemische Strukturaufstellung): hier werden die
einzelnen Positionen durch Personen repräsentiert
• Flipchart-Tetralemma: Explizierung der Positionen auf 4 Flipcharts. Die Stakeholder
der Fragestellung »durchwandern« diese Positionen und erreichen gemeinsame
Handlungssicherheit
• Coaching und Selbstcoaching
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Die Positionen
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Die Bewegung im Tetralemma
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Organisations-Tetralemma
Beispiel: Konflikt zwischen den Bereichen Product & Portfolio Management
(PPM) und Marketing
Autoren: Margit Oswald, Christiane Müller
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Organisations-Tetralemma
Beispiel: Konflikt zwischen den Bereichen
Product & Portfolio Management (PPM) und Marketing
Das Problem:
In einem Produktionsbetrieb gibt es einen chronifizierten Konflikt zwischen den Bereichen PPM und Marketing. Es geht
um den Lead in der Unterstützung der SSUs (Strategische Verkaufs Einheiten). Das Marketing versteht sich als
strategische Funktion, die den Rahmen für das PPM setzt. Umgekehrt sieht das PPM das Marketing als
Servicefunktion, um das strategische Produktportfolio überzeugend am Markt zu kommunizieren und den Verkauf zu
unterstützen.
Die Zusammenlegung der beiden Bereiche in einen Vorstandsbereich macht es notwendig, den lange schwelenden
Konflikt offen auszutragen und die tiefen Gräben und negativen Bilder voneinander zu überbrücken. Ein Workshop mit
den Schlüsselspielern der beiden Bereich (etwa 30 Personen) soll den Turnaround in der Beziehung und Kooperation
im Interesse einer abgestimmten, effizienten, strategischen Vertriebsunterstützung herbeiführen.
Im ersten Teil des Workshops werden in einem »Strategie-Review« die strategische Positionierung des Unternehmens
angesichts der aktuellen Branchendynamik und Wettbewerbssituation überprüft und die Herausforderungen der
nächsten Jahre identifiziert. Vor dieser Hintergrund wird im 2.Teil der Beitrag von PPM und Marketing zur Bewältigung
dieser Zukunftsherausforderungen thematisiert und ihr zukünftiges Kooperationsmodell mithilfe einer
Strukturaufstellung buchstäblich auf neue Füße gestellt.
Das Format: Großgruppen-Tetralemma
Die Ziele:
Verflüssigen von negativen Bildern und belasteten Kooperationsstrukturen; Förderung des Verständnisses für die
jeweilige Funktionslogik und Erfolgsgrundlage; Entwicklung von Bildern & erster Skizzen eines neuen
Kooperationsmodells, in dem die Gegensätze befriedet und die Kunden (SSUs) bestens bedient sind.
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Vor Beginn der Aufstellung wird die Fragestellung an eine Pinnwand geschrieben. »Wie kann eine Produkt- und Marktorientierung
in Zukunft gut zusammenspielen, um die Herausforderungen der Zukunft gut zu bewältigen?«
4 Pinnwände werden in die vier Ecken der Raumes aufgestellt und mit einer Überschrift versehen: PPM im Lead, Marketing im
Lead, Beides, Keins von Beiden und die 5.Position ( Freies Element).
Kurze Erläuterung der 5 Positionen. Auftrag an das Freie Element: Genau das zu tun, was sie möchte – auch dem Moderator
Anregungen zu geben. Die Repräsentanten der 5. Position müssen miteinander in Kontakt bleiben.
Die Teilnehmer verteilen sich auf die 4 Positionen/ Flipcharts. Die Personen am Flipchart beschreiben die Merkmale der jeweiligen
Position und notieren die wichtigsten Dinge auf das Flipchart. Bestimmung eines Gruppensprechers
1. Runde: (etwa 15 Minuten): Interviews der Positionen 1-4 und 5. Element (ev. mit Stabmikrophon) über Ergebnisse und
Erfahrungen
2. Runde: Erinnerung an die Basisfrage und die Reaktionen auf das Gehörte. Nun kann jeder seine Position ändern und
ausprobieren, wie es sich in einer anderen Position anfühlt. Notieren neuer Informationen/Merkmale zu dieser Position.
Dann wieder Interviewrunde und Rückmeldung der 5.Position (Freies Element)
3. Runde: Gesandschaften bilden: Mitteilungen, Erklärungen, Fragen
• Was wir gerne verstehen möchten … (wechselseitiges Verstehen)
• Was wir vermitteln möchten … (Erklärungen)
• Was wir uns von Euch wünschen würden … (Wünsche)
• Wie wir Euch dabei unterstützen könnten …
Insgesamt mindestens 3 und maximal 5 Runden.
Abschluss:
Nach dem Tetralemma plenare Nachbearbeitung: z.B. Interview des Führungsteams, was hier deutlich geworden ist, was noch
geklärt werden muss, wo sich erste Einigungen abzeichnen, wieweit die Lösung entfernt ist etc.
Dialogförmige Resonanzen der Gruppe zum Prozess und den Schritten, die gegangen wurden, die jetzt anstehen.
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2. Runde (30´)
Die Führungskräfte (Auftraggeber, Entscheider) wandern mit dem »Gastgeber« (Aufstellungsleiter) zu »Das Eine« und werden
von ihm befragt (s. Fragenkatalog am Ende). Von dort gehen sie zu »Das Andere«, derselbe Vorgang. Von »Das Andere« zurück
zu »Das Eine«: Was hat sich unterwegs verändert ? Dann zu »Beides«: Wieder Befragung, weiter zu »Keines von Beiden«:
Befragung, mit dieser Perspektive zurück zu »Beides« usw.
Durch diesen Weg von Position zu Position verändert sich unterwegs die ursprüngliche Sichtweise auf die jeweilige Position,
Haltungen und Optionen werden veflüssigt und wieder geöffnet.
An dieser Stelle entweder Ende des Prozesses oder Weiterarbeit mit der gesamten Gruppe
3. Runde (60´)
• Sprecher bleibt als Auskunftsperson auf der Station, die anderen Gruppenmitglieder können ihre Position ändern und sich
einer Position zuwenden, die sie besonders interessiert
• Aufgabe: Vertieftes Verstehen der Überlegungen der Vorgruppe; Verbesserung und Konkretisierung der
Strukturausprägung, die in der ersten Runde entwickelt wurde
• Interviews mit den Sprechern: Unterschiede zu den Ergebnissen der Runde 1, die intensivsten Diskussionspunkte etc.
4. Runde (60´)
• Ein Vertreter der Ursprungsgruppe und eine weitere Person konkretisieren die Struktur
• Benennung der Grundprinzipien der jeweiligen Strukturalternative
• Konsequenzen für die Vertriebsorganisation (Händler)
• Strukturkosteneffekt dieser Option
• Die größte Herausforderung bzw. Veränderung zum Status quo
• Pro´s und Con`s vor dem Hintergrund der Kunden, der eigenen Organisation, des Herstellers und der Werke
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse im Plenum.
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Fragen zu den 4 Positionen des Tetralemma
Mit dem Blick auf Blick »Das Eine«:
• Welche Vorteile hat diese Position, welche Qualitäten, welchen Nutzen/Gewinn?
• Welche Nachteile/Defizite/Kosten könnten mit dieser Position verbunden sein?
• Was für ein Preis ist hier für diese Position zu zahlen?
• Was ist das Schlechte im Guten?
• Was sind richtige Falschheiten darin?
Und nun mit dem Blick zum »Anderen«:
• Welche Nachteile sind für uns mit der Anderen Position, der anderen Seite im Konflikt / der anderen
Alternative/ der anderen Seite des Zielkonfliktes, Widerspruchs verbunden?
• Welche möglicherweise nicht sofort sichtbaren Vorteile hat diese Position?
• Welche Qualitäten könnten darin auch noch liegen?
• Welchen Nutzen/Gewinn könnte diese Position »das Andere« bergen?
• Was könnte das Gute im Schlechten sein?
• Was könnten richtige Fehler sein?
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Fragen zu den 4 Positionen des Tetralemma
Fragen zu »BEIDES«
• Wofür könnte das Eine stehen und wofür das Andere? Welcher Wert, welche Bedeutung ist damit für uns verbunden?
• Welche Zugeständnisse könnte die Eine Seite machen, sodass Raum wird, für die Andere und welche
Zugeständnisse könnte die Andere Seite machen sodass Raum für die Eine entsteht?
• An welchen Stellen oder bei welchen Gelegenheiten, oder zu welchen Zeiten könnte das Eine zurückstehen für das
Andere und umgekehrt? Und in welchem Rhythmus könnte das geschehen?
• Gab es einen Zeitpunkt an dem das Eine und Das Andere in keinem Gegensatz standen - miteinander verbunden
waren? Wie war da die Verbindung? Was war das Gemeinsame?
• Gibt es eine so etwas wie eine (höhere) Ebene, in der sich Beide treffen? Eine Ebene, die für Beide zutrifft?
• Was könnte ein Beides sein?
• Und an dieser Stelle können wir uns einmal fragen, wo im Raum die dynamische 5. Position gerade ist...
Fragen zu »KEINES VON BEIDEN«
• In welchem Kontext, in welchem größeren Rahmen ist dieser Konflikt, diese Entscheidung, dieser Widerspruch
eingebettet?
• Was macht diesen Gegensatz schwierig?
• Was macht diesen Konflikt für mich schwer, was die Entscheidung, was den Zielkonflikt Widerspruch so brennend?
• Unter welchen Bedingungen konnte der Gegensatz überhaupt für uns relevant werden?
• Was haben wir eigentlich schon vorausgesetzt, um die Frage nach dem Gegensatz so zu stellen?
• Wenn wir diesen größeren Rahmen, das ganze Bild anschauen - worum geht es dann auch noch?
• Worum geht es vielleicht auch noch? Worum geht es eigentlich?
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