Begleit- und Folgeerkrankungen der Adipositas Zusammenfassung für Hulahopp Kinder und Jugendliche, welche unter Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit) leiden, können folgende psychischen und körperlichen Begleitund Folgeerkrankungen haben: Angsstörungen, Deppression, soziale Phobien, Essstörungen, Verhaltensstörungen, Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, gestörte Glukosetoleranz, endokrine Störungen, Syndrom der polyzystischen Ovarien, orthopädische Erkrankungen, nicht alkoholbedingte Fettleberhepatitis, respiratorische Erkrankungen sowie Glomerulopathie. Und vor allem: Sie verfügen über eine sehr niedrige Lebensqualität. Adipositas ist mehr als ein kosmetisches Problem – nicht zuletzt durch die Vielzahl von Folgeerkrankungen mit einem erheblichen gesundheitsökonomischen Potenzial. Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien machen die Notwendigkeit der Therapie und die Gefahr von Folgeerkrankungen nur allzu deutlich: Die Framingham-Studie konnte die Adipositas als Risikofaktor für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen identifizieren. Die Nurses` Health Study belegte den Zusammenhang zwischen Adipositas und primären Lungenembolien, die nicht durch andere Krankheiten, wie Krebs, Trauma oder Operation, ausgelöst wurden. Eine Neuauswertung dieser Studie zeigte, dass im Zusammenspiel von Körpergewicht und Mortalität jene Frauen die niedrigste Mortalität aufwiesen, die mindestens 15% weniger wogen als der gleichaltrige Durchschnitt. Konsequenzen für das klinische Procedere wurden aus diesen Ergebnissen bisher nicht gezogen. Auch bei Patienten haben die Erkenntnisse nur in den seltensten Fällen zur Einsicht geführt, dass die Adipositas ernsthaft und langfristig therapiert werden sollte. Im Hinblick auf die Ätiologie gilt es, die primäre von der sekundären Adipositas zu unterscheiden. Die sekundären Formen der Adipositas werden an dieser Stelle lediglich aus Gründen der Vollständigkeit aufgeführt. Die Ursache der primären Adipositas liegt in einer positiven Energiebilanz im Zusammenhang mit genetischen und psychischen Faktoren. Die Adipositas gewinnt durch die Vielzahl von Begleit-und Folgeerkrankungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Morbidität der Bevölkerung haben, mehr und mehr an Bedeutung. Die negativen Folgen der Adipositas sind sehr vielfältig und können nahezu jedes Organ betreffen. Zu den wichtigsten Krankheiten, die durch Adipositas bedingt oder mit bedingt sind, zählen kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, das metabolische Syndrom, Fettstoffwechselstörungen und das Schlafapnoe-Syndrom. Kardiale Erkrankungen Viele Jahre lang konnte der Einfluss der Adipositas auf die Entstehung und den © www.hulahopp.ch 1 Verlauf der koronaren Herzkrankheit nicht sicher beurteilt werden. Neuere Studien belegen jedoch eindeutig die Assoziation zwischen Körpergewicht und KHK-Risiko. © www.hulahopp.ch 2 Die Nurses´ Health Study liefert in diesem Zusammenhang besorgniserregende Ergebnisse: Mit zunehmendem Körpergewicht der untersuchten Frauen bei der Eingangsuntersuchung stieg die Gefahr, in der Folgezeit einen Myokardinfarkt zu erleiden. Bei Adipositas sind außerdem das Herzzeitvolumen und der linksventrikuläre Füllungsdruck erhöht. Das Blutvolumen, Schlag- und Minutenvolumen sind vermehrt. Infolge der Druck- und Volumenbelastung kommt es zu einer linksventrikulären Hypertrophie und Dilatation. Meist entwickelt sich zuerst eine Linksherzinsuffizienz, nachfolgend eine Lungenstauung und schließlich eine globale Herzinsuffizienz. Die Ursachen für Gefäßerkrankungen, die z.B. zur koronaren Herzkrankheit führen, liegen weniger in der Adipositas selbst, sondern vielmehr in sekundären metabolischen Risikofaktoren, die ihrerseits atherogene Wirkung haben. Mit Sicherheit spielen die trigly-zeridreichen Remnant-Partikel eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Atherosklerose. Die Remnant-Partikel regen die Produktion von Schaumzellen an und wirken vermutlich atherogen. Hohe IDL (Intermediate-density lipoprotein) -Plasmaspiegel führen zu einer vermehrten Infiltration in die Intima, vor allem aber zu einer erhöhten IDL-Oxidation. Spezielle Makrophagen nehmen das Oxidationsprodukt Ox-IDL auf und werden so zu Schaumzellen. Die Schaumzellen ihrerseits wandern in den subepithelialen Raum und lagern sich ab. Freige setzte Zytokine und Wachstumsfaktoren aktivieren die Ver-Produktion weiterer Makrophagen. Folgen der Adipositas für den Blutkreislauf Zytokine und Wachstumsfaktoren regen zudem die Muskelzellen der Media zur Proliferation an. Auf diesem Wege entsteht ein Plaque, der neben Schaumzellen auch Lipide enthält. Der so entstandene Fett-Endothelschaden und die nun folgende Adhäsion von Thrombozyten führen zu einer Freisetzung des PDGF (platelet-derived growth factor), welcher eine Kreislauf-Zunahme des Defekts induziert. Für diesen Mecha-erkrankungen vorgeschal-nismus sind vor allem die täglich mit der Nahrung aufgenommenen Triglyzeride verantwortlich. Eine solche Hypertriglyzeridämie bedeutet für Frauen ein degene-signifikant höheres Risiko als für Männer. Des Weiteren ist eine Hypertriglyzeridämie immer assoziiert mit einem erniedrigtem HDL-Cholesterin. Ein erniedrigtes HDL-Cholesterin bedeutet einen weiteren Risikofaktor, auf welchen im folgenden Teil II athero-unter „Dyslipidämien“ eingegangen wird. Neben den metabolischen Risikofaktoren scheint die Körperfettverteilung von größerer Bedeutung zu sein als die Menge an Körperfett. Körpergewicht und kardiovaskuläres Risiko Prävalenz kardivaskulärer Risikofaktoren bei unterschiedlichen BMI-Gruppen (17.434 Männer). Extrem adipöse Patienten mit einen BMI über 40 entwickeln in vielen Fällen eine schwere Herzinsuffizienz. Häufig wird die Herzinsuffizienz durch eine fettung des Herzens ausgelöst. Dieses Cor adiposum kann zu einer Herzdilatation und durch die nung mit Minderdurchblutung der © www.hulahopp.ch 3 Herzmuskulatur zu einer Herzinsuffizienz führen. Ein hohes Risiko bedeutet dann auch die oft notwendige Bypass-Operation, weil dazu eine nicht unwesentliche Abmagerung notwendig wird. © www.hulahopp.ch 4 Vaskuläre Erkrankungen Personen mit androider Fettverteilung haben ein höheres kardiovaskuläres Risiko als Personen mit glutaeo-femoraler Adipositas. Personen androider verteilung erleiden zudem häufiger thrombo-embolische Komplikationen. Aufgrund der durch Adipositas verursachten kommt es im dem Herzen vorgeschalteten Gefäßsystem zu einer venösen Insuffizienz. Oft bildet sich im Zusammenspiel mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche eine Varikosis. Die degenerierten und in ihrer Funktion beeinträchtigten Venenklappen können ihre physiologische Funktion nicht mehr aufrechterhalten und führen zu Ödemen und Thrombosen. Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie und sklerotische Plaquebildung führen nicht nur zu den erwähnten kardiovaskulären Gefäßschädigungen, sondern auch zu peripheren Gefäßanomalien. Eine besondere Gefahr besteht im Auftreten eines apoplektischen Hirninfarkts. Der Schlaganfall wird entweder durch eine Gehirnblutung, meist im Bereich der Capsula interna, durch einen embolischen Verschluss oder durch einen Vasospasmus ausgelöst. Sehr häufig kommt es zu einer TIA (transitorische ischämische Attacke) oder PRIND (prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit). Hypertonie und Adipositas Die Hypertonie ist eindeutig mit der Adipositas assoziiert. Epidemiologische Studien zeigen, dass in westlichen Industrienationen etwa 23% der Bevölkerung an einer Hypertonie leiden. Wird in dieser Auflistung die Grenzwerthypertonie mit aufgenommen, dann sind rund 42% der Bevölkerung Hypertoniker. Den Zusammenhang zwischen Adipositas und Hypertonie bekräftigen folgende Zahlen: Jeder zweite Adipöse ist hyperton und jeder zweite Hypertoniker adipös. Auch hier liefert die Nurses´ Health Study eindeutige Zahlen: Adipöse haben 3- bis 4-mal häufiger einen erhöhten Blutdruck als Normalgewichtige. Der Blutdruckanstieg kommt durch zwei Mechanismen zum Ausdruck: Adipöse haben neben der erhöhten Zahl von Fettdepots auch ein Mehr an Muskulatur. Um auch dieses Gewebe adäquat mit Sauerstoff zu versorgen, kommt es über eine Erhöhung des Schlagvolumens des Herzens reaktiv zu einer Zunahme des Blutvolumens. Metabolisch wird die Hypertonie bei Adipositas vor allem durch die initiale Hyperinsulinämie erklärt. In diesem Zusammenhang können verschiedene Mechanismen zur Hypertonie führen. Des Weiteren findet man bei Adipositas eine verstärkte Retention von Natrium und Wasser, die die Entwicklung einer Hypertonie begünstigen kann. Neuere amerikanische Studien zeigen, dass bei Hypertonie-Patienten der linke Vorhof des Herzens um so stärker vergrößert ist, je stärker die Adipositas ausgeprägt ist. Eine Vergrößerung des linken Vorhofs ist wiederum häufig mit Vorhofflimmern assoziert. Der erhöhte Blutdruck seinerseits führt zu einer © www.hulahopp.ch 5 Schädigung der Arteria renalis. Über eine Schädigung der Nierenglomeruli und der so entstehenden Niereninsuffizienz kann ggf. eine Urämie entstehen. © www.hulahopp.ch 6 Die Therapie der Adipositas ist bereits ab einem BMI von =25 kg/m 2 indiziert, wenn Begleit und Folgeerkrankungen vorliegen, die ein gesundheitliches Risiko bedeuten. Bereits geringfügiges Übergewicht in Verbindung mit Risikofaktoren und Stoffwechselerkrankungen erhöht sowohl Morbidität als auch Mortalität. Der Zusammenhang zwischen Adipositas, Herzinfarkt, Hypertonie oder Diabetes mellitus, um nur einige Erkrankungen zu nennen, ist heute unbestritten. Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus Typ 2 Die Adipositas ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2. Schon Adipositas Grad I begünstigt die Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 2. Eine Verbindung zum Diabetes mellitus Typ 1 besteht dagegen nicht. Der Zusammenhang zwischen dem relativen Risiko für die Entwicklung eines Diabetes und dem Körpermassenindex wurde eindrucksvoll in der Nurses´ Health Study dokumentiert. Nach dieser Studie steigt bereits bei einem Körpermassenindex (BMI) von mehr als 23 die Neuerkrankungsrate für Diabetes an also in einem Bereich, der noch als normalgewichtig bezeichnet wird. Bei einem BMI zwischen 25 und 30, also im Stadium I der Adipositas, ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zuckerkrankheit zu erleiden, um das 10fache erhöht. Bei einem BMI über 30 steigt dieses Risiko um das 30–50fache an. Neben dem Ausmaß der Adipositas wird das Erkrankungsrisiko für Diabetes auch von der Verteilung der Fettdepots beeinflusst. Nach Hartz (1983) spielt die intraabdominale Fettmasse bei der Genese der Zuckerkrankheit eine besondere Rolle. Danach sind Personen mit stammbetonter Körperfettverteilung besonders gefährdet. Die Berechnung erfolgt nach dem Taille-Hüft Quotienten. Ein latenter Diabetes mellitus mündet in den meisten Fällen erst nach mehreren Jahren in einen manifesten Diabetes. Wird zu Beginn der Erkrankung die verminderte Insulinwirkung durch einen Hyperinsulinismus ausgeglichen, so reicht später die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse nicht mehr aus: Der Diabetes wird manifest. Die Ursache der herabgesetzten Insulinempfindlichkeit ist bisher nicht geklärt worden. Etwa 80% aller Diabetiker sind heute adipös. Gelänge bei diesen Diabetikern eine ausreichende Gewichtsreduktion, bestünde vornehmlich bei jüngeren in ca.70% der Fälle die Chance auf eine Normalisierung der Blutzuckerwerte. Adipositas ist mit einer gesteigerten Insulinproduktion assoziiert. Die Hyperinsulinämie korreliert mit dem relativen Körpergewicht, der Fettmasse © www.hulahopp.ch 7 des Organismus und der Fettzellgröße. Nach Stimulation ist nicht nur eine gesteigerte, sondern auch eine verzögerte Insulinsekretion zu beobachten. Dies führt über die Down-Regulation zur Insulinresistenz. © www.hulahopp.ch 8 Dyslipidämien Eine weitere wichtige Dyslipidämien. Gruppe der Stoffwechselerkrankungen sind die Die Framingham-Studie belegt bezüglich der verschiedenen Risikofaktoren vielfältige, mit der Adipositas assoziierte Mortalitätsursachen. Die Korrelation zwischen Cholesterin-, Triglyzerid- und Harnsäure-spiegel und dem BMI ist in zahlreichen Studien nachgewiesen. So beweist die PROCAM-Studie (Untersuchung von 12.000 Betriebsangehörigen), dass adipöse Personen etwa dreimal so häufig eine Hypertriglyzeridämie aufweisen wie normalgewichtige Vergleichsgruppen. In einem Subkollektiv von 4.500 Personen wurden in Beziehung zum erniedrigten HDL-Cholesterin nicht nur kardiovaskuläre Risikofaktoren evaluiert, sondern auch die koronare Herzkrankheit mit klinischen Begleiterkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder auch Herztod erfasst. Danach trug die Kombination Hypertriglyzeridämie und erhöhtes LDLCholesterin und ganz besonders Hypertriglyzeridämie und erhöhter LDL/HDLCholesterin-Quotient in erheblichem Maße zur Entstehung einer koronaren Herzkrankheit bei. In diesem Zusammenhang zeigte die Helsinki-Herz-Studie, dass eine Senkung der Triglyzeride das Herzinfarktrisiko deutlich vermindern kann. Die häufigste Stoffwechselstörung bei Adipositas ist die Hypertriglyzeridämie. In der Lipid-Elektrophorese lassen sich erhöhte Serumtriglyzeride, ein erniedrigtes HDL-Cholesterin und ggf. ein erhöhtes LDL-Cholesterin nachweisen. Bezüglich des LDL-Cholesterins spielt weniger die erhöhte LDLKonzentration als vielmehr die veränderte Zusammensetzung der LDL-Partikel eine Rolle. Metabolisches Syndrom Im Symptomenkomplex des metabolischen Syndroms treffen hochbrisante Faktoren zusammen, welche die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen. In einer Checkliste gilt es fünf Kriterien zu berücksichtigen. Die Familienanamnese gibt Hinweise auf eine genetische Disposition. Des Weiteren muss das Fettverteilungsmuster festgelegt und die Leber sonographisch auf Hinweise für eine Fettleber hin untersucht werden. Die Blutdruckmessung ist obligat. Sind zwei oder mehr dieser Risikofaktoren positiv, dann ist ein metabolisches Syndrom wahrscheinlich und sollte mittels Glukosetoleranztest abgeklärt werden. Ein pathologisches Ergebnis bestätigt die Diagnose. Im Zentrum der therapeutischen Bemühungen stehen die Gewichtsreduktion und die langfristige Änderung der Ernährungsgewohnheiten sowie gesteigerte körperliche Bewegung. Die Senkung des Blutdrucks, vornehmlich mit Pharmaka, die den übrigen Stoffwechsel nicht negativ beeinflussen, und die © www.hulahopp.ch 9 Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 stehen ebenfalls im Mittelpunkt der Behandlung. © www.hulahopp.ch 10 Respiratorische Erkrankungen Respiratorische und kardiovaskuläre Erkrankungen im Rahmen der Adipositas hängen unmittelbar zusammen. Die Druck und Volumenbelastung führt zur Dilatation und Hypertrophie des Herzens. Meist entwickelt sich zunächst eine Linksherzinsuffizienz, nachfolgend eine Lungenstauung und schließlich eine globale Herzinsuffizienz. Koronarveränderungen und Einschränkungen der Lungenfunktion sind die weiteren Folgen. Eine Atemnot, die bereits bei geringen körperlichen Belastungen auftritt, gehört zu den Frühsymptomen (Belastungsdyspnoe). Schlafapnoe-Syndrom Unter einer Schlafapnoe ist eine Atempause während des Schlafens mit einer Dauer von mehr als 10 Sekunden zu verstehen. Etwa 4% der Männer und 2% der Frauen über 40 Jahre sind von dieser Erkrankung betroffen. Rund 80% der Schlafapnoe-Patienten sind adipös. Insbesondere bei den klinisch gravierenden Formen mit hohen Apnoe-Indizes ist eine Adipositas mit einem BMI von mehr als 35 ca. 20mal häufiger vertreten als in der Allgemeinbevölkerung. Im tiefen Schlaf kann bei verlangsamter, flacher Atmung ein Atemstillstand entstehen, der in einem Sauerstoffmangel mündet. Dieser führt in der Regel zu einem schreckhaften Erwachen mit reflektorischer Hyperventilation und Tachykardie. Die häufigen Schlafunterbrechungen haben ein Schlafdefizit zur Folge. Im Zuge des Schlafdefizits kommt es zu einer Tagesschläfrigkeit mit einem deutlich erhöhten Unfallrisiko. Die Therapie besteht in erster Linie in der Behandlung des bereits vorhandenen Risikofaktors Adipositas. Studien belegen, dass nach erfolgreicher Gewichtsreduktion ein Drittel der Patienten beschwerdefrei, ein Drittel gebessert und ein weiteres Drittel unverändert sind. Pickwick-Syndrom Die häufigste Variante des Schlafapnoe-Syndroms ist das Pickwick-Syndrom. Den Namen erhielt die Erkrankung nach der Romanfigur Little Joe in Dickens´ Roman „Die Pickwicker“. Bei diesem Syndrom handelt es sich um einen Symptomenkomplex aus hochgradiger Adipositas, unüberwindlichem Schlafdrang am Tage, nächtlicher Schlafstörung und Zyanose. Die Erkrankung kommt fast ausschließlich bei Männern vor. In Lungenfunktionstests und in der Blutgasanalyse zeigt sich eine alveoläre Hypoventilation mit zum Teil extremer Hyperkapnie. Die Therapie besteht hier zunächst in einer Gewichtsreduktion. Neue Studien haben den Nachweis erbracht, dass deutliche Adipositas auch ohne Schlafapnoe-Syndrom und Pickwick-Erkrankung die Schläfrigkeit am Tage erhöhen kann. © www.hulahopp.ch 11 © www.hulahopp.ch 12 Asthma bronchiale In den vergangenen Jahren wurde bereits häufig über den Zusammenhang zwischen Adipositas und Asthma bronchiale spekuliert. Eine neue Auswertung der Nur ses´ Health Study konnte diesen Verdacht bestätigen. Adipöse haben danach offenbar ein dreifach erhöhtes Risiko, an Asthma bronchiale zu erkranken. Nach den Ergebnissen der Harvard Medical School in Boston scheint also die Adipositas selbst ein Risikofaktor zu sein. Dies widerlegt die Vermutung, dass Asthma zuerst auftritt und die Patienten aufgrund ihrer geringeren körperlichen Bewegungsaktivität zu Adipositas neigen. In den letzten Jahren hat sich die Anerkennung der Adipositas als chronische Erkrankung durchgesetzt. Die Notwendigkeit der Therapie wird nicht nur vor dem Hintergrund der enormen Kosten für das Gesundheitssystem sichtbar. Darüber hinaus erhöhen eine Reihe von Begleit- und Folgeerkrankungen das gesundheitliche Risiko für die betroffenen Personen erheblich. In Deutschland wurden zwischen 1984 und 1991 drei Studien durchgeführt, die die Häufigkeit des Übergewichts in der Bevölkerung in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter ermittelten: Demnach steigt die Ausbildung des Übergewichts mit dem Alter an, wobei Männer in einem BMI-Bereich von>25 kg/m2 und Frauen in einem BMI-Bereich >30 kg/m2 stärker betroffen sind. Diese Fortsetzung der „Begleitund Folgeerkrankungen“ bespricht eine Reihe von Risikofaktoren, die mit Adipositas assoziiert sind und bisher noch keine Betrachtung gefunden haben. Deutlich wird hierbei, dass die Bandbreite der Erkrankungen groß ist und somit eine umfassende Therapie der Adipositas und der begleitenden Risikofaktoren um so wichtiger wird. Gelenkerkrankungen Als besonders belastend werden von vielen adipösen Patienten Schmerzen empfunden. Hierunter sind in erster Linie schmerzhafte Gelenkerkrankungen zu verstehen, die meist als Wirbelsäulensyndrome, Koxsich und Gonarthrose sowie Sprunggelenkarthrose imponieren. Die Gonarthrose beispielsweise ist eine nichtentzündliche degenerative Gelenkerkrankung im Sinne einer Arthrosis deformans. Diese Abnutzungskrankheit hat ihre Ursache in einer durch dieAdipositas bedingten geringeren Regeneration des Knorpelgewebes. Eine weitere schmerzhafte Gelenkerkrankung, die durch übermäßige Fettreserven des Organismus begünstigt werden kann, ist die Gicht. Diese Gelenkerkrankung beginnt zumeist in den Gelenken der großen Zehen durch die Ablagerung kleiner Harnsäurekristalle. Bei insuffizienter Therapie kann die Erkrankung auf die Sprung- und schließlich Fußgelenke ausbreiten. Die chronische Bewegungseinschränkung der Gelenke ist die häufigste Ursache © www.hulahopp.ch 13 für verlängerte Arbeitsunfähigkeitszeiten und die häufige vorzeitige Berentung adipöser Erwerbstätiger. © www.hulahopp.ch 14 Inzidenz der Gonarthrose bei Frauen und Männern in einem Subkollektiv der Framingham-Studie (Felson et al. 1992). Innerhalb von 36 Jahren entwickelten 468 (33%) eine röntgenologisch sichtbare Gonarthrose, die entweder asymptomatisch oder symptomatisch war; bei 223 Patienten fanden sich fortgeschrittene röntgenologische Arthrosezeichen. (MRW = Metropolitan Relative Weight). Aus Wirth (1998). Karzinome Bei den Gefahren der Folge- und Begleiterkrankungen der Adipositas darf das Karzinomrisiko nicht außer Acht gelassen werden. Bisherige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Karzinomhäufigkeit bei Adipositas insgesamt nur gering erhöht ist. Für adipöse Männer liegt die Hauptgefahr in einer adenomatösen Prostatahypertrophie, woraus sich ein Prostatakarzinom entwickeln kann. Das Prostatakarzinom als bösartige Neubildung besitzt eine starke Neigung zur Metastasierung in die Nachbarorgane. In diesem Zusammenhang findet sich bei adipösen Männern häufig die Vergesellschaftung mit einem Rektumkarzinom und auch bei weiterer Metastasierung eine bösartige Krebsgeschwulst im Dickdarm (Kolonkarzinom). Bei Frauen fällt auf, dass östrogenabhängige Neoplasien häufiger auftreten, besonders das Endometriumkarzinom und das Zervixkarzinom. Auch das Mammakarzinom kommt etwas häufiger vor. Geschätzte Bedeutung von Risikofaktoren für die Krebsentstehung Bei Frauen im höheren Alter, also nach Beendigung der Menses, lässt sich interessanterweise beobachten, dass solche Krebsarten überwiegen, die mit der Synthese von Östrogenen zusammenhängen. Die biochemische Grundlagenforschung konnte nachweisen, dass in der Menopause die Östrogensynthese im Fettgewebe erfolgt. Aus diesem Grund sollte der therapeutische Einsatz von Östrogenen bei adipösen Frauen kritisch überlegt sein. Die Nurses´ Health Study erbrachte im Zusammenhang mit Adipositas und karzinogener Entartung bei Frauen auch die Anfälligkeit für ein weiteres Neoplasma. Für das Cholangiom, ein von den intrahepatischen Gallengängen ausgehendes und auch die Gallenblase befallendes Neoplasma, wurde eine höhere Inzidenzrate nachgewiesen. Gastroinstestinale Erkrankungen Bei etwa 15% aller Patienten mit Adipositas finden sich, wenn auch oft klinisch stumm, Gallensteine. Die wegen der stammbetonten Adipositas schwer © www.hulahopp.ch 15 tastbare Leber ist meist vergrößert. Eine Fettleber ist in den allermeisten Fällen nachweisbar. Auch Hernien kommen gehäuft vor. © www.hulahopp.ch 16 Sexualfunktion Bei adipösen Schwangeren ist das Risiko für eine Fehlbildung des Kindes erhöht. Frauen mit einem BMI von über 30 haben nach einer Untersuchung der Mainzer Universitäts-Kinderklinik ein deutlich erhöhtes Risiko, Neugeborene mit Fehlbildungen zur Welt zu bringen. Von 20.248 Neugeborenen hatten insgesamt 7,2% eine Fehlbildung. Eine klare Assoziation zwischen Adipositas der Mütter und der Fehlbildungsrate der Kinder ergab sich auch unter der Berücksichtigung des Alters der Mütter und Risikofaktoren, wie Diabetes mellitus, Alkohol- und Nikotinabusus oder Fehlbildungen bei Geschwistern. Zu den häufigsten Fehlbildungen gehören solche des Urogenitalsystems, der Augen und der orofazialen Spalten. Vor allem war das Risiko für An- oder Mikrophthalmus fünffach erhöht, für Nierenagenesie und Nierenektopie vierfach und für die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte fast dreifach erhöht. Auch das Risiko von Enzephalozelen, Transpositionen großer Gefäße und Ösophagusatresien war signifikant erhöht. Die Ursachen für diese Zusammenhänge sind noch nicht eindeutig geklärt, postuliert werden aber u.a. Ernährungsfaktoren. Bei adipösen Frauen konnte eine reduzierte Fertilität nachgewiesen werden. In einer Studie mit 58 adipösen, ungewollt kinderlosen Frauen wurden verschiedene Laborparameter wie Glukose-, Insulin-und Hormonwerte untersucht. Die Frauen wiesen zu Beginn der Untersuchung einen BMI von durchschnittlich 34,6 auf. Nach einem Diät-Programm, an dem 35 Patientinnen teilnahmen, lag der durchschnittliche BMI bei 31,6. Im Vergleich zur Ausgangsuntersuchung sind die Glukose-, Insulin-, Dihydrotestosteron- und Östradiolserumspiegel nach der Gewichtsreduktion signifikant niedriger ausgefallen. Bei adipösen Frauen mit reduzierter Fertilität besteht offenbar auch eine spezifische Insulinsensitivität des Ovarialgewebes. Hyperinsulinämie, Androgenämie, eine höhere LH/FSH-Ratio und auch ein polyzystisches Ovar mit chronischer Anovulation gehören zu diesem Symptomenkomplex. Da diese Frauen nur relativ selten von einer medikamentösen Therapie profitieren, von den Nebenwirkungen ganz abgesehen, stellt die Gewichtsreduktion die Therapie der ersten Wahl dar. Hauterkrankungen Die Haut zeichnet sich bei Adipösen oft durch wabige Strukturen aus. In diesen durch Bindegewebssepten der Subcutis begrenzten Arealen tritt das hypertrophierende Fettgewebe nach außen. Die Verschieblichkeit und © www.hulahopp.ch 17 Abhebbarkeit der Haut ist eingeschränkt und schmerzhaft. Bei adipösen Menschen findet man häufig erosive, zum Teil rote und juckende Hautveränderungen in den Körperfalten, die sog. Intertrigo (Wundreiben). © www.hulahopp.ch 18 Prädilektionsstellen für das Wundreiben finden sich unter den Brüsten und oft auch zwischen den Oberschenkeln. Striae cutis atrophicae, auch Striae distensae, sog. Hautdehnungsstreifen, sind zunächst rötlich livide, später gelblich weiße Streifen. Diese finden sich an Bauch und Hüften und kommen durch den Elastizitätsverlust bei Adipositas zustande. Eine mögliche Androgenbildung kann bei Frauen eventuell zum Hirsutismus führen. Bei diesem männlichen Behaarungstyp bei Frauen wird vermehrt Velushaar in Terminalhaar umgewandelt. Klinisch zeigen Frauen mit Hirsutismus vermehrtes Haar an Armen und Beinen sowie über dem Brustbein und in der Bartregion. Gerinnungsstörungen Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Adipositas auch mit Gerinnungsstörungen einhergeht. Zu diesen zählen insbesondere Störungen im Gleichgewicht von Gerinnung und Fibrinolyse. Wahrscheinlich bedeutender für die Genese der Atherothrombose als das Fibrinogen ist eine Störung der Fibrinolyse. Die Hauptrolle spielt vermutlich der Plasminogen-AktivatorInhibitor Typ I (PAI-I). Weitere Komplikationen erhöhtes Operationsrisiko erschwerte Untersuchungsbedingungen reduzierte Ausdauerleistung Quelle: www.easyway.de/ © www.hulahopp.ch 19