„Gesunder Lebensstil als Schulfach!“ Linzer Kinderprimar

Werbung
Kultur & Leben 21
DONNERSTAG, 3. MAI 2012
Überblick
Wenig dicke Schweizer
Aus dem neuesten WHO-Bericht
zur Gesundheit junger Menschen
geht hervor, dass es beträchtliche
Ungleichheiten zwischen den einzelnen Ländern gibt. So lagen etwa
die Raten für Übergewicht und
Adipositas (Fettleibigkeit) für elfjährige Mädchen zwischen 30 Prozent in den Vereinigten Staaten,
20 Prozent in Portugal und fünf
Prozent in der Schweiz. Der Anteil
der jugendlichen Raucher, der unter den Elfjährigen noch weitgehend gleich (unter ein Prozent) ist,
entwickelt sich bis zum Alter von
15 je nach Land unterschiedlich
und beträgt in Österreich 25 und
in Norwegen zehn Prozent.
Die Jugend wird immer dicker. Mediziner plädieren dafür, dass künftig gesunde Lebensführung auch in der Schule unterrichtet wird.
Fotos: Colourbox
In den USA gibt’s die meisten dicken Kinder.
„Gesunder Lebensstil als Schulfach!“
Land der jungen Raucher
Linzer Kinderprimar Klaus Schmitt fordert: „Gesunde Ernährung, Bewegung und AntiRauch-Aufklärung sollten als Unterrichtsbestandteil in Lehrplan aufgenommen werden“
Nur 37 Prozent der österreichischen Schüler im Alter von elf
bis 17 Jahren geben an, völlig gesund zu sein. 17 Prozent haben
Einschlafstörungen, ein Viertel
raucht, 25 Prozent konsumieren
mindestens einmal wöchentlich
Alkohol. Das ist das Ergebnis einer
Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Kinder- und
Jugendgesundheit.
Das klingt schlimm, war aber
schon dramatischer. „Positiv fällt
auf, dass – entgegen allen Klischees – die österreichischen
Schüler keine kettenrauchenden
Koma-Säufer sind. Sie rauchen
und trinken bereits weniger als
noch vor einigen Jahren, wenn
auch auf hohem Niveau“, sagte Gesundheitsminister Alois Stöger.
Im Zunehmen begriffen ist allerdings nach wie vor die Zahl der
übergewichtigen Jugendlichen. 20
Prozent der Mädchen und Buben
sind zu dick oder gar fettsüchtig.
„Alle Lebensstilaspekte wie Bewegung und Ernährung sind stark
vom sozialen und auch vom schulischen Umfeld abhängig“, sagt
Klaus Schmitt, Primar und Ärztlicher Direktor der Landeskinderklinik Linz. Für ihn müsste gesunder Lebensstil als Unterrichtsfach
in die Schule integriert werden.
„Verbesserungen lassen sich
nur mit Aufklärung und Vorsorgemaßnahmen erreichen“, sagt
Schmitt. Ernährungsgewohnheiten würden schon sehr früh geprägt. „Hier muss man bei den Eltern ansetzen – was in Oberösterreich mit dem Projekt ,Von Anfang
an’ bereits passiert.“
❚ ÖSTERREICHS
JUGEND IN ZAHLEN
SCHÜLERGESUNDHEIT – RISKANTER LEBENSSTIL
Befragung von Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren
Angaben in Prozent
bezeichne meinen Gesundheitszustand als ausgezeichnet
37
Immer sitzend oder liegend
Handlungsbedarf sieht Schmitt
auch bei den Bewegungsgewohnheiten der Jugend. „Es ist erwiesen, dass Jugendliche vor 50 bis 60
Jahren täglich mehr Kalorien zu
sich genommen haben, sich aber
viel, viel mehr bewegt haben als
die Mädchen und Buben heutzutage.“ Gesundheitssoziologe Wolfgang Dür liefert dazu die Daten
der aktuellen WHO-Studie: „Während sich Kinder mit elf Jahren an
rund fünf Tagen in der Woche und
damit ausreichend bewegen, sind
es mit 17 Jahren bei den Burschen
nur noch 3,5 Tage, bei den Mädchen 2,5 Tage.“ Die Kinder seien
24 Stunden sitzend oder liegend
„unterwegs“: in der Schule, vor
den Hausaufgaben, vor dem Computer, vor dem Fernseher. Nebenbei würden Softdrinks konsumiert
– das Ergebnis dieses Lebensstils
spiegelt die WHO-Studie.
(bar)
esse weder Obst noch Gemüse täglich
58
konsumiere täglich Süßigkeiten und/oder süße Limonaden
39
Weltweite Fettsucht
trinke mindestens einmal pro Woche Alkohol (60 % bei 17-Jährigen)
25
rauche (33 % der 17-Jährigen rauchen täglich)
25
bewege mich mindestens eine Stunde am Tag
20
fühle mich zu dick
37
bin wirklich übergewichtig* (davon 3 % adipös)
15
* nach eigenen Angaben zu Größe/Gewicht
Studie in Österreich 2010 6493 Schüler und Schülerinnen
Quelle: APA/Gesundheitsministerium, Grafik: OÖN, APA
Der Wahnsinn kann wahnsinnig cool sein
D
er Autofahrer trägt seit vielen Jahren den Beinamen
„Melkkuh“, gemolken wird
er mit groben Händen vom so genannten Spritpreiswahnsinn. Oft
ist der Wahnsinn eine wahnsinnig
coole Sache, viele Leute arbeiten
„wahnsinnig gern“ und haben
„wahnsinnig viel Spaß“, aber der
Spritpreiswahnsinn ist böse.
Er melkt nicht nur Melkkühe,
sondern auch schwere PS-Bullen,
die ihren Schmerz mit röhrendem
Auspuff hinausbrüllen. Auch die
kleinen Autos betrachtet er nur als
Milchgeld auf Rädern, und wer
schöpft den Rahm ab? Der Staat,
der alle paar Jahre Steuererhö-
Warum Österreichs Jugend so
früh und so oft zur Zigarette
greift, ist auch den Mediziner und
Gesundheits-Soziologen unklar:
„Wir sind, was das Rauchen anbelangt, in einer absoluten Spitzenposition. Mit 13 Jahren ist der
Raucheranteil noch minimal, mit
15 rauchen bereits 20 Prozent und
mit 17 Jahren etwa ein Drittel täglich“, sagt Wolfgang Dür vom Ludwig Boltzmann Institut in Wien.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder nicht rauchen, ist doppelt so
hoch, wenn sie eine gute Beziehung zu Vater und Mutter haben.“
Positive Schulerfahrungen haben
hier sogar einen dreifach höheren
Effekt.
hungswahnsinn betreibt.
Samstag auf der TauernDarf es so weitergeautobahn, die zwecks
hen? Lieber nicht, außer
Protest für zwei Stunden
man hat gerade eine Wut
blockiert werden soll. Er
auf sein Geld und will es
hofft auf viele Teilnehin einer Tankstelle aus- AUFGESPIESST mer.
setzen. Das Problem ist
Will man die Tragweite
VON
nur, was man gegen den
dieses, äh, Gedankens
ALI GRASBÖCK
Wahnsinn tun soll. Weniauskosten, sollte man
ger fahren? Bitt’ Sie, das
sich den Einzelfall vorist fad! Und Spritpreisgipfel brinstellen. Eine ohnehin schon brutal
gen sowieso nichts.
entsaftete Melkkuh fährt zur oder
Eine wahnsinnig originelle Idee auf die Autobahn, um dort ein
kam, wie könnte es anders ein,
paar Stunden im Stau zu stehen.
gestern aus Kärnten. Herr Uwe
Was unweigerlich zur Folge hat,
Scheuch ruft die leidtragenden
dass sie dem Wahnsinn ein paar
Melkkühe auf, sich „auf die HinLiter zusätzlichen Sprit in den
terbeine“ zu stellen. Und zwar am Rachen wirft.
Bei den Ölmultis könnte das
schenkelklopfenden Frohsinn auslösen, doch um die geht es nicht.
Herr Uwe will mit der Blockade
„die untätigen Minister aus der
Lethargie reißen“. Schaut her, die
Milchkühe bestrafen sich selbst
für die hohen Preise! Wir vergeuden Zeit und Sprit, hätt ma’s nit,
so tät ma’s nit!
Ein Wahnsinn, wahrlich. Wenn
es mit der Blockade klappt, ist den
auf den Hinterbeinen stehenden
Milchkühen eines gewiss: Das
wird ein gutes Training für die
Staus in der Urlaubszeit.
@ [email protected]
Typische Wohlstandskrankheiten wie Fettleibigkeit und Drogenmissbrauch bei Kindern und
Jugendlichen breiten sich zunehmend auch in ärmeren Ländern
aus. Zu diesem Schluss kommen
Forscher in den USA. Falsche Ernährung mit zu viel Fett, Zucker
und Salz sowie der Konsum von
Alkohol, Tabak und Drogen gefährdeten die Gesundheit von
immer mehr jungen Menschen,
warnen die Forscher. Verantwortlich dafür sei nicht zuletzt die
Marketing-Strategie der Lebensmittel- und Tabakindustrie,
die zunehmend auf Teenager abziele.
,,
Schaut her, die
Milchkühe
bestrafen sich
selbst für die
hohen Preise!“
Herunterladen