Bildgebung bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms "Bildgebung ist der Schlüssel für die Behandlung des Prostatakarzinoms", sagte Prof. Dr. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Tübinger Universitätsklinik für Urologie. Während der Pressekonferenz, anlässlich des 90. Deutschen Röntgenkongress erklärte er, welche bildgebenden Verfahren in den verschiedenen Krankheitsstadien zum Einsatz kommen. 90. Deutscher Röntgenkongress erläutert die Rolle der Bildgebung bei der Diagnose des Prostatakrebs Berlin, Mai 2009 - "W ir brauchen die Radiologen in allen Diagnose- und Behandlungsphasen des Prostatakarzinoms", resumiert Prof. Stenzl und unterstreicht damit die W ichtigkeit der Zusammenarbeit beider Disziplinen bei der Bekämpfung dieser häufigen und gefährlichen Krebserkrankung. Prof. Dr. Arnulf Stenzl und Prof. Dr. Schlemmer während der Pressekonferenz Bildgebung spielt bereits bei der Primärdiagnose eine herausragende Rolle. Mehr und mehr setzt sich bei der Erkennung der Erkrankung die Elastographie durch. Dieses Verfahren eignet sich hervorragend zur genauen Lokalisation des Tumors innerhalb der etw a kastaniengroßen Vorsteherdrüse (Prostata). Bei der Elastografie, einer Ultraschallmethode, w erden Bilder auf Basis unterschiedlicher Dichtegrade des Gew ebes erstellt. Krebsgew ebe w eist oftmals eine festere und härtere Struktur auf als Normalgew ebe. "Für den Urologen ist die Elastografie damit so etw as w ie die elektronische Weiterentw icklung der rektalen Tastbefundung", beschreibt Prof. Stenzl das Verfahren. Die genaue Lokalisation erhöht die Treffsicherheit der Biopsie. "Denn bei Biopsien besteht immmer die Gefahr, dass w ir gesundes, unauffälliges Zellmaterial entnehmen, w eil die Gew ebeprobe nicht aus der Tumorregion stammt. Durch den Einsatz der Elastografie können w ir das Risiko falsch-negativer Befunde minimieren." Hat die Biopsie einen positiven Befund ergeben, liegt also ein Prostatakarzinom vor, stellt sich die Frage: Hat der Tumor die Organgrenze bereits überschritten und ist ins Nachbargew ebe eingew achsen? Bei dieser Fragestellung hilft die Magnetresonanztomografie (MRT). Die MRT ist damit ein w ichtiges Instrument für die Operationsplanung, die mit der konkreten Fragestellung verbunden ist, w ieviel Gew ebe der Operateur entfernen muss. Ein sehr interessantes und entw icklungsfähiges Verfahren ist darüber hinaus die MRSpektroskopie. Sie verbindet eine sehr gute räumliche Auflösung des Organs mit der Möglichkeit, Einblicke in die Gew ebezusammensetzung zu erzielen. Die gesunde Prostata bildet Citrat. Citrat, auch Zitronensäure genannt, verhindert die Bildung von Harnstein im Körper. Bei bösartigen Tumoren der Prostata sinkt der Citritgehalt des Prostatagew ebes. Gleichzeitig steigt der Gehalt von Cholin, ein Zellbaustein, der für die Bildung der Zellmembran benötigt w ird. Sein verstärktes Vorkommen ist ein Signal für das Wachstum eines Tumors. Das Absinken des Citratgehalts und der Anstieg des Cholingehalts in der Prostata lässt sich in der Spektroskopie, die auf der Analyse unterschiedlicher Resonanzfrequenzen beruht, gut erkennen. Das Prostatakarzinom bildet häufig Metastasen. Besonders das Lymphsystem und die Knochen sind von Tochtergeschw ülsten des Prostatakarzinoms betroffen. Wohin hat der Krebs seine Metastasen gestreut? Um diese Fragen zu beantw orten, kommt ein Verfahren zum Einsatz, das die Schnittbild-Diagnostik mit der Visualisierung von Stoffw echselvorgängen verknüpft: die Cholin-PET/CT. "Diese Kombinationsgeräte erlauben das Aufspüren kleinster Tumorherde, die mithilfe der CTSchnittbildtechnik automatisch korrekt und präzise lokalisiert w erden", so Prof. Stenzl. Der schon beschriebene Tumormarker Cholin spielt auch hier eine w ichtige Rolle. Diesmal w ird er dem Körper intravenös zugeführt und zw ar als radioaktiv markierter Stoff (als C11-Cholin, in Verbindung mit einem radioaktiven Kohlenw asserstoff). Die Detektoren der PET/CT fangen das Signal auf, das der radioaktive Tumormarker aussendet. Aus diesen Signalen lässt sich ein Bild gew innen. "W ir können aus der Intensität der Signale ableiten, an w elchen Orten Cholin besonders stark in den Stoffw echsel des Körpers eingebunden w ird und auf diese Weise Zellw ucherungen orten, die vom Prostatakarzinom herrühren", so Prof. Stenzl. "Diese Methode stellt zurzeit den höchsten Diagnosestandard dar, doch sie ist noch ausbaufähig", erklärt der Tübinger Urologe. In Zukunft w ird es darum gehen, die Computertomografie durch die noch genauere MRT zu ersetzen. "Das sind langfristige Ziele und W ünsche der Urologie an die Radiologie, die aber die gegenw ärtige, enorme Unterstützung durch die bildgebende Medizin in keiner Weise schmälert", erläutert Prof. Stenzl. Foto: Petra Kuhn - SoftKuhn Videos: Detlef Höw ing - SoftKuhn Aktualisiert Dienstag, 26. Mai 2009 Autor: Pressemitteilung der Deutschen Röntgengesellschft, Florian Schneider 2420 Mal gelesen Weblinks: Video des Vortrages von Prof. Stenzl und Prof. Schlemmer Das Video können Sie sich hier herunterladen Das Prostatakarzinom - Bildgebung aus Sicht der Urologie Video aus dem Vortrag von Prof. Dr. Arnulf Stenzl Die MR-Tomographie und -Spekroskopie des Prostatakarzinoms Video aus dem Vortrag von Prof. Dr. Heinz Peter Schlemmer Die Rolle beim PET/CT beim Prostatakarzinom Video aus dem Vortrag von Prof. Dr. A. Bockisch Schließen