Medizintechnik 3D Lasertechnik hilft beim Aufbau von neuem Gewebe Der Eifelturm ist vermutlich das häufigste Modell für 3D-Drucker. Ähnlich strukturiert, nur viel kleiner sind so genannte Scaffolds: das sind Implantate, auf deren netzartiger Struktur neues Gewebe wachsen soll. Solche Implantate werden seit einigen Jahren mit 3D-Laserdruckern hergestellt und zeigen was diese Technik wirklich leisten kann: Individuelle Formen schnell und präzise herstellen. Egal ob es sich um Zahnersatz, künstliche Gelenke oder eben Scaffolds handelt, jedes Teil ist anders und die Herstellung mit klassischen Technologien eher schwierig. Mit dem Laser können Implantate auch mit komplexen, zellularen Strukturen versehen werden, die das Einwachsen von neuem Knochen und Gewebe in das gesamte Implantat begünstigen. Heute werden Scaffolds aus einer resorbierbaren Magnesiumlegierung hergestellt und anschließend sogar mit dem Laser poliert. Motorteile, Elemente von Flugzeugturbinen und medizinische Implantate – sie alle haben komplexe Geometrien und oft auch besondere Materialien gemeinsam. Mit speziellen 3D-Laserdruckern werden solche komplizierten oder besonders filigranen Komponenten hergestellt. Der Vorgang ist eigentlich ganz einfach: Ein feiner Laserstrahl wird auf eine Schicht Materialpulver gerichtet und schmilzt es entlang einer bestimmten Kontur. Das wird Schicht für Schicht wiederholt bis aus den Linien ganze dreidimensionale Gebilde entstehen – in beliebigen Formen. Wenn nötig werden Stützstege mit aufgebaut, aber grundsätzlich sind fast alle Geometrien machbar. Eines der ersten praktischen Beispiele ist Zahnersatz, der inzwischen serienmäßig mit dem Laser hergestellt wird. Für andere Implantate wird nicht nur Biokompatibilität gefordert. Vielmehr müssen die Oberflächen das Anwachsen von menschlichem Gewebe ermöglichen. Mit dem passenden Laserverfahren lassen sich inzwischen wahlweise glatte oder raue Oberflächen erzeugen. Spannend wird das Ganze, wenn als Material natürliche oder künstliche Polymere benutzt werden. Damit lassen sich nicht nur Strukturen wie Scaffolds aufbauen. Auch vorhandene Polymerstrukturen können perforiert oder lokal verschweißt werden. Ziel ist dann die Zellbesiedlung dieser Strukturen für den nachfolgenden Aufbau von biologischem Gewebe (Tissue Engineering). So entstehen auf der laserbearbeiteten Struktur komplette neue Gewebeabschnitte. Neben den eher kleinen Strukturen für die Medizin gibt es inzwischen aber auch ganz andere Ideen: Im EUgeförderten AMAZE Projekt werden Strukturgrößen bis 2 Meter anvisiert. Der entsprechende 3D-Laserdrucker soll zum Beispiel auf einer Raumstation Ersatzteile produzieren – bis hin zu kompletten Satelliten. Hintergrundinformationen: Thema: Herstellung maßgeschneiderter Implantate mittels Selective Laser Melting, lasergestützter Transport von biologischem Material (LIFT) Video: http://youtu.be/omu-gMtLSj8 AMAZE-Projekt Ansprechpartner: Axel Bauer, Fraunhofer ILT, [email protected] OCT: Mit dem Laser ins Auge schauen Die Augen sind unsere wichtigsten Organe um die Welt wahrzunehmen. Entsprechend groß ist die Angst vor dem Verlust der Sehkraft. Augenärzte können dafür eine Technik nutzen, bei der der Augenhintergrund mit dem Laser untersucht wird. Das Verfahren liefert hochaufgelöste 3D-Aufnahmen von der Netzhaut und damit entscheidende Daten für die Vorsorge oder Behandlung verschiedener Augenerkrankungen. Optische Kohärenztomographie (OCT) nennen die Fachleute diese Technik, die vor 30 Jahren am MIT entwickelt wurde. Heute ist OCT nicht mehr auf das Auge beschränkt. Sowohl in der Herzchirurgie als auch in materialwissenschaftlichen Anwendungen bewährt sich das Verfahren. Eine der weltweit häufigsten Ursachen für Blindheit ist das Glaukom. Darunter versteht man eine Reihe von Erkrankungen, bei denen Nervenfasern im Auge angegriffen werden, was im Extremfall zur Erblindung führen kann. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa eine Million Menschen von einem Glaukom betroffen. Dank der Früherkennung und besserer Behandlungsmethoden hat sich das Risiko der Erblindung zwischen den Jahren 1980 und 2000 halbiert. Optische Kohärenztomographie ist ein Verfahren zur Früherkennung verschiedener Augenerkrankungen, bei dem der Augenhintergrund mit schwachem Laserlicht abgetastet wird. Dank ausgefeilter Laser- und Computertechnik liefert das Verfahren Schnittbilder wie man sie vom Ultraschall kennt, nur hier mit einer Auflösung im Mikrometerbereich. Während klassische ophthalmologische Geräte wie zum Beispiel eine Funduskamera nur „sehen“ oder fotografieren können, lassen sich mit OCT nicht-invasiv Volumendaten der Netzhaut aufnehmen und virtuelle Schnittbilder erzeugen. Bei einem typischen OCT Gerät (zum Beispiel aus der CIRRUS Familie von ZEISS) liegt die Auflösung bei axial 5 μm (im Gewebe), und transversal bei 15 μm (im Gewebe). Die Geschwindigkeit hat sich im Vergleich zu früheren OCT-Geräten verhundertfacht. Das macht die Untersuchung für den Patienten angenehmer. Damit wird die Früherkennung und das Behandlungsmonitoring beim Glaukom auf eine völlig neue Ebene gehoben. Aber auch andere medizinische Disziplinen profitieren von der neuen Technik: Bei Herz-KreislaufErkrankungen lassen sich mit dem Herzkatheder OCT-Sonden durch die gefährdeten Herzkranzgefäße fahren. Eine OCT-Messung dauert nur wenige Sekunden und liefert auch ohne Kontrastmittel einen Blick ins Gewebe, die sogenannte virtuelle Histologie. Interessant ist diese Methode auch bei der Untersuchung von Spenderherzen, wo mit OCT Gefäße von innen auf Veränderungen der Gefäßwandstruktur und Verengungen untersucht werden können. In der Materialwissenschaft werden OCT-Systeme zur Untersuchung von oberflächennahen Strukturen eingesetzt. Sie finden kleine Hohlräume, Risse oder Delaminierungen in bis zu 1 mm Tiefe. Hintergrundinformationen: Thema: von der Spaltlampe zu OCT - ophthalmologische Diagnostik im Wandel der Zeiten Mediziner: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Wiegand, Chefarzt Klinik für Augenheilkunde Asklepios Klinik Hamburg http://tv.doccheck.com/de/movie/1804/augenheilkunde Thema: Detektoren für OCT mit Potential zur funktionalen Bildgebung ermöglichen eine Qualität in der optischen Biopsie, welche genutzt werden kann, um bspw. Gewebe- und Zellfunktionen sowie Morphologie zu begutachten. Photon Counter. Häufigste Anwendungsfelder für Einzelphotonenzählwerke finden sich in der Biolumineszenz und Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie (FCS), deren Grundlage meist ein konfokales Mikroskop bildet. Das Anregungslicht wird mit Hilfe eines Objektivs in die Probe fokussiert. Diffundieren fluoreszierende Teilchen (z. B. fluoreszenzmarkierte Proteine) in das Anregungsvolumen, so werden diese dort zur Fluoreszenz angeregt. Dabei absorbieren diese Teilchen die Photonen des Anregungslichtes und emittieren ihrerseits Photonen größerer Wellenlänge, also geringerer Energie. Die emittierten Photonen können dann mit einem Einzelphotonenzählwerk detektiert werden. Ansprechpartner: Stephanie Grabher, LASER COMPONENTS GmbH, [email protected] „Lässt Du auch Deine Augen lasern?“ Was vor 10 Jahren noch nach einem großen Risiko klang, ist heute eine normale Prozedur, für die sich schon viele Brillenträger entschieden haben. Am gewachsenen Vertrauen der Patienten hat die zuverlässige Lasertechnologie großen Anteil. Mit der Einführung des Femtosekundenlasers für die sogenannte Femto-LASIK wurden noch weitere Risiken eliminiert. Inzwischen erobert die Lasertechnologie auch neue Domänen – so zum Beispiel die Kataraktchirurgie. Dabei geht es um die Behandlung des grauen Stars, einen der weltweit häufigsten chirurgischen Eingriffe. Was heißt das eigentlich „sich die Augen lasern lassen“? Dafür gibt es mehrere verschiedene Verfahren, zurzeit ist dabei die Laser-in-situ-Keratomileusis (LASIK) populär. LASIK eine Methode der refraktiven Hornhautchirurgie zur Korrektur von Fehlsichtiggkeiten bei der durch Gewebeabtrag in der Hornhaut eine Änderung der Hornhautkrümmung erreicht wird. Dadurch werden die Bilder auf der Netzhaut wieder scharf abgebildet, so wie das vorher mit Brille oder Kontaktlinsen erreicht wurde. Von der LASIK zu unterscheiden ist die Kataraktoperation, die beim „grauen Star“, einer Trübung der Linse, angewandt wird. Dabei wird die Linse im Auge zertrümmert, abgesaugt und durch eine Kunstlinse ersetzt. In den vergangenen 40 Jahren wurden verschiedenste Laser für ihre Tauglichkeit für die refraktive Chirurgie erprobt. Etabliert haben sich UV-Laser (meist Excimer) und neuerdings auch Femtosekundenlaser. Der Excimerlaser dient bei der LASIK dazu, Gewebe in der Hornhaut abzutragen, bis die Gesamtbrechkraft des Auges so verändert wurde, dass die Fehlsichtigkeit ausgeglichen wird. Dazu ist es notwendig, vorher eine dünne Hornhautlamelle, den so genannten Flap, zu schneiden und zurückzuklappen. Dies geschieht bei der konventionellen LASIK mit einem sehr feinen Messer, bei der so genannten Femto-Lasik mit einem Femtosekundenlaser. Bei den neuesten Verfahren zur der Laser-Fehlsichtigkeitskorrektur wird auf das Schneiden des Flaps ganz verzichtet. Mit dem minimal-invasiven SMILE Verfahren wird die Hornhautoberfläche kaum beschädigt und bleibt so stabiler als bei den anderen Eingriffen Neu ist auch der Einsatz des Femtoskunden-Lasers für die Kataraktchirurgie, also die Behandlung des Grauen Stars. Das Aufschneiden der Linsenkapsel für diese OP (einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe überhaupt), wird derzeit noch mit dem Messer gemacht. Der Femtosekundenlaser macht diesen Schnitt präziser. Er kann auch die Linse zertrümmern, und deponiert dabei weniger Energie im Auge als die Ultraschallgeräte, die das bislang erledigen. Die Behandlung dauert allerdings länger und die Lasersysteme erfordern derzeit noch deutlich mehr Platz in der Praxis. Hintergrundinformationen: Thema: Optoelektronische Systeme für eine bessere und schnellere Point-of-Care-Diagnostik, Medizinlaser für die Augenheilkunde, Dermatologie, Ästhetik Ansprechpartner: Britta Maria Schell, JENOPTIK, [email protected]