Leitenpost JUNI 2012 Informationen zum Naturschutzgebiet „Donauleiten von Passau bis Jochenstein“ Von Sebastian Zoder, Gebietsbetreuung Der Hirschkäfer Insekt des Jahres 2012 Der Hirschkäfer (Lumachen deutlich, canus cervus) ist in wie häufig er in Bayern (noch) einer früheren Zeiten ander bekanntesten zutreffen war. Käfer. Dies verwundert keineswegs, ist Aussehen er doch für die Der Hirschkäfer ist mitteleuropäische der größte, in MitKäferfauna ein in teleuropa heimiGröße und Gestalt sche Käfer. Die äußerst auffälliges Männchen können Insekt. Aber wie eine maximale Grölange wird man dieße von 90 mm sen imposanten „Geerreichen, meist weihträger“ noch in werden sie aber Abb. 1: Männlicher Hirschkäfer bayerischen Wälnicht größer als 75 dern antreffen? mm. Die Weibchen Seine Bestände sind in den letzten sind durchschnittlich etwas kleiner. Die Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. männlichen Tiere tragen geweihartig verUm mehr Bewusstsein für dieses größerten Mundwerkzeuge am Kopf. Die faszinierende Tier und seine Belange zu Weibchen hingegen besitzen normal schaffen wurde der Hirschkäfer zum gestaltete Kiefer, sind aber wegen ihrer Insekt des Jahres 2012 gewählt. In Gestalt und Größe kaum mit anderen diesem Sinne widmet sich die JuniKäfern zu verwechseln. ausgabe der Leitenpost voll und ganz Bayerns größtem und wohl eindrucksLebensraum & Lebensweise vollstem Käfer. Der Hirschkäfer bewohnt bevorzugt alte Namensgebung Die Wissenschaft hat dem Hirschkäfer den treffenden Namen Lucanus cervus gegeben. Lucanus bedeutet soviel wie „Waldbewohner“ und spielt auf den Lebensraum des Tieres an. Cervus bedeutet „Hirsch“. Diesen Namen hat er den gewaltig vergrößerten Mundwerkzeugen des männlichen Käfers zu verdanken. Auch der Volksmund hat dem Hirschkäfer zahlreiche Namen gegeben. „Donnerguggi“, beispielsweise, ist auf den Aberglauben zurückzuführen, der Käfer könne (als heiliges Tier des germanischen Gottes Thor) Blitze anziehen. Allein die zahlreichen Mythen, die sich um den Hirschkäfer ranken, Eichenwälder mit einem möglichst hohen Anteil von sowohl alten (150-250 Jahre) als auch abgestorbenen Eichen. Dabei ist ein gehäuftes Vorkommen in wärmebegünstigten Regionen festzustellen. Wie bei allen Insekten geht auch dem Leben des eigentlichen Käfers ein Leben als Larve voran. Die Larve des Hirschkäfers lebt unterirdisch in von Pilzen befallenem Totholz (bevorzugt Eiche aber auch andere Laubbäume). Dort fressen sie in der Regel bis zu 5 Jahre (manchmal sogar 8 Jahre). Nach einer etwa sechswöchigen Puppenphase schlüpft der erwachsene Käfer und verlässt etwa Anfang Juni seine unterirdische Puppenwiege. Dieser lebt dann ca. 4 – 8 Wochen. In dieser Zeit Weitere Informationen erhalten Sie im Haus am Strom, Am Kraftwerk 4 in 94107 Untergriesbach. Telefon 08591/912890. Mail: [email protected] oder [email protected] ernähren sich die Tiere von austretenden Baumsäften verletzter Eichen, welche nicht zuletzt zur Ei- und Samenreifung benötigt werden. Aber auch die süßen Säfte von Früchten (vor allem Kirschen) werden nicht verschmäht, weshalb man die Käfer auch immer wieder in Obstgärten finden kann. Während der Balzphase kommt es zwischen den Hirschkäfer-Männchen immer wieder zu Kämpfen um ein Weibchen. Als Waffe wird dabei das mächtige „Geweih“ eingesetzt. Dabei kann ein Hirschkäfer bis zum hundertfachen seines eigenen Gewichts stemmen. Obwohl die Paarung nur einige Minuten dauert, können Männchen und Weibchen einige Tage in der Paarungsstellung verharren. Dabei wird das Weibchen resolut gegen Rivalen verteidigt. Gefährdung & Schutz Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte man den Hirschkäfer als „Allerweltstier“ bezeichnen können. Jedoch schrumpfen die Bestände seit Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Regionen Mitteleuropas mehr und mehr. Auch in Bayern ist es um den Hirschkäfer nicht sonderlich gut bestellt. Eine relativ flächige Verbreitung kann derzeit nur noch in Teilen Nordbayerns verzeichnet werden. In Südbayern hingegen ist der Hirschkäfer bis auf einige wenige „Inseln“ verschwunden – in der Roten Liste gefährdeter Tiere für Bayern gilt er deshalb als „stark gefährdet“. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen hat die Umwandlung von Laub- in Nadelwälder dem Hirschkäfer die Lebensgrundlage entzogen. Zudem fehlt geeignetes Totholz in einem intensiv genutzten Forst weitgehend. Zum anderen sind aufgrund kurzer Umtriebszeiten alte, anbrüchige Bäume mit Saftfluss heute nur noch selten anzutreffen. Weitere Ursachen sind unter anderem die tiefe Bodenbearbeitung, Stubbenrodung und Kahlschlagwirtschaft. Die Donauleiten zwischen Passau und Obernzell beherbergen noch eine Population des Hirschkäfers und gehören damit zu den in Südbayern wenigen (bekannten) Vorkommen. Die Leitenwälder bieten noch an vielen Stellen gute Bedingungen für den Hirschkäfer: größere, lichte Eichenbestände mit älteren, auch anbrüchigen Eichen, viel Totholz und nachhaltige Nutzung. Um die Population zu unterstützen wurden seitens des Naturschutzes sogenannte „Hirschkäfermeiler“ angelegt. Diese bestehen aus Eichenhackschnitzeln und/ oder Eichenstämmen mit Bodenkontakt und bieten den Larven einen optimalen Lebensraum. Abb. 2: Verbreitung des Hirschkäfers in Bayern (Quelle: LWF) Abb. 3: Hirschkäfermeiler in den Donauleiten Die Gebietsbetreuung wird von der Europäischen Union sowie dem Bayerischen Naturschutzfonds kofinanziert.