Klinik für Immunologie und Rheumatologie Zentrum Innere Medizin Die LILRA3-Deletion als Risikofaktor für Transmission und Progression der HIV-Infektion Gerrit Ahrenstorf1, Hui Zhi Low1, Katja Kniesch1, Dirk Meyer-Olson1, Matthias Stoll1, Torsten Matthias2, Reinhold E. Schmidt1 und Torsten Witte1 1 Klinik für ImmunoIogie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover 2AESKU Diagnostics, Wendelsheim Hintergrund: Patienten und Methoden: Die individuelle Suszeptibilität für eine HIV-Infektion, sowie der Krankheitsverlauf sind sowohl von viralen Einflüssen, als auch von genetischen Faktoren des Wirtes abhängig. LILRA3 ist ein Protein aus der Familie der Leukocyte immunoglobulinlike receptors (LILR), das von Monozyten und Makrophagen als lösliches Protein sezerniert wird. Es gibt eine natürlich vorkommende Deletion von 6,7 kbp im LILRA3-Gen, die zu einem Nullallel führt und homozygot bei etwa 3% der gesunden kaukasischen Bevölkerung nachgewiesen werden kann. In unseren Voruntersuchungen wurde gezeigt, dass LILRA3 NK- und zytotoxische T-Zellen aktiviert. In dieser Arbeit wurde der Einfluss der LILRA3-Deletion auf Transmission und Verlauf der HIV-Infektion untersucht. Die Prävalenz der LILRA3-Deletion wurde an einer Kohorte von 415 HIVPatienten und 621 HIV-negativen Kontrollen mittels PCR untersucht. Weiter wurden die Patienten nach dem klinischen Krankheitsverlauf unterteilt. Short-term progressor: AIDS-definierende Erkrankungen, Abfall der CD4-Zellen< 200/µl, Tod durch HIV-assoziierte Komplikationen oder sonstige Therapieindikationen innerhalb von 2 Jahren nach ED. Normal progressor: Auftreten der o.a. Komplikationen >2 bis <10 Jahre nach ED. Long-term non-progressor: keine Komplikationen >10 Jahre nach ED. Es folgte eine Analyse der Genregulation mittels Real-time PCR, sowie Untersuchungen der Oberflächenexpression von LILRA3 im intrazellulären FACS. Ergebnisse: 70 Die homozygote LILRA3-Deletion liegt bei HIV-Patienten signifikant häufiger vor als bei den Kontrollen (p=0,02). Dies ist ein Hinweis auf eine erhöhte Suszeptibilität von homozygot deletierten Individuen für HIV Es ergab sich auch eine Assoziation der LILRA3-Deletion mit einem schnelleren Krankheitsprogress. Eine homozygote LILRA3-Deletion war in der Gruppe der Short-term progressor signifikant häufiger als in der Gruppe der Long-term non-progressor (p= 0,03) und der der Normal progressor (p=0,03) (Abb.1). . Das relative Risiko für einen Verlauf als Short-term progressor war bei Heterozygotie um das 1,5-fache, bei homozygoter Deletion um das 3fache gegenüber homozygot positiven Patienten erhöht. Weiter zeigte sich ein rascherer Abfall der CD4-Zellen bei HIV-Patienten mit Heterozygotie und homozygoter LILRA3-Deletion im Vergleich zu homozygot positiven Patienten (p=0,019 Logrank-Test). Die Analyse der Genregulation von LILRA3 zeigte eine signifikant gesteigerte Genaktivität in der Gruppe der antiretroviral behandelten HIV-Patienten im Vergleich zu unbehandelten Patienten (p=0,007) und Kontrollen (p=0,02) (Abb.2). Als Bestätigung konnte auch mittels FACSAnalyse in den CD4- und den CD14-positiven Monozyten intrazellulär eine erhöhte Produktion von LILRA3 in der Patientengruppe nachgewiesen werden, wobei die LILRA3-Produktion bei den behandelten Patienten höher war als bei den unbehandelten (p= 0,008) (Abb.3). p= 0,02 1.0 0.5 0.0 HIV+ HIV+ Kontrollen unbehandelt behandelt 80 +/+ +/+ p= 0,03 +/+ 70 60 +/+ 60 50 50 40 +/- +/- 30 30 20 20 -/- -/10 10 0 0 Kontrollen HIV positiv [%] LILRA3 pos/pos 100 LILRA3 pos/neg +/- +/- 40 +/-/- LTNP p= 0,057 Logrank Test 50 0 0 50 100 150 200 p= 0,019 Logrank Test 50 p= 0,018 Logrank Test for trend 0 250 M onate 1.5 0 50 100 150 200 250 Monate Abbildung 1: Assoziation der LILRA3-Deletion mit Suszeptibilität und klinischem Verlauf der HIV-Infektion. Die LILRA3-Deletion liegt bei HIV-Patienten signifikant häufiger vor als bei Kontrollen. Bei LILRA3Deletierten Patienten zeigt sich ein schnellerer Krankheitsprogress. p= 0,008 120 p= 0,01 [%] 80 LILRA3 positiv 90 p= 0,01 60 1.0 30 0.5 0.0 Kontrollen STP NP LILRA3 pos/pos LILRA3 pos/neg+ neg/neg LILRA3 neg/neg p= 0,02 2.0 -/- -/- [%] 100 CD4+ LILRA3+ 1.5 LILRA3-Ausgangskonzentration LILRA3-Ausgangskonzentration 2.0 +/+ p= 0,04 p= 0,03 p= 0,007 p= 0,03 p= 0,02 HIV+ HIV+ HIV+ HIV+ unbeh. unbeh. beh. beh. pos/neg pos/pos pos/neg pos/pos 0 100 101 102 103 104 60 40 20 0 Kontrollen HIV+ unbehandelt HIV+ behandelt Abbildung 2: Abbildung 3: Regulation der Genaktivität in der Real-time PCR. Bei antiretroviral behandelten HIV-Patienten findet sich eine gegenüber unbehandelten Patienten und Kontrollen gesteigerte Genexpression. Diese ist unabhängig vom LILRA3 Genotyp LILRA 3 Produktion im intrazellulären FACS. Dargestellt ist die LILRA 3-Expression der Monozyten. Dazu wurden zunächst Monozyten und dann auf CD4+ Zellen gegated. Dargestellt ist der Anteil der LILRA3 exprimierenden Zellen. Schlussfolgerungen/Ausblick: LILRA3 konnte als ein an der antiviralen Abwehr von HIV beteiligter Faktor identifiziert werden. Das Fehlen von LILRA3 aufgrund einer Deletion des Genlocus ist mit einem erhöhten Risiko einer Infektion mit HIV, bzw. einem schnelleren Progress der Erkrankung assoziiert. Ob rekombinantes LILRA3 als therapeutische Option geeignet ist, müssen klinische Studien zeigen. Korrespondenz bitte an G.A. (e-mail: [email protected])