32_Falle 17.07.2007 BUSINESS 12:11 Uhr Seite 32 MARKETING Foto: Greinwalder Wege aus der Falle Marketing im Verdrängungswettbewerb Fitnessstudios sehen sich einem immer größer werdenden Konkurrenzkampf ausgesetzt. Um am Markt bestehen zu können, müssen einige Grundregeln beachtet werden. Marketingexperte Michael Heining verrät Ihnen, wie Sie die Positionierung Ihres Clubs festigen können. er Begriff Verdrängungswettbewerb beschreibt das Bemühen von Wettbewerbern, in einem begrenzten Markt ihren Marktanteil zu Lasten anderer Wettbewerber zu erhöhen, sie aus dem Markt zu verdrängen. Der klassische Verdrängungswettbewerb ist durch den Trend gekennzeichnet, dass starke Marktteilnehmer expandieren und sich auf Kosten der kleineren Wettbewerber vergrößern, während schwächere Teilnehmer zunehmend vom Markt verschwinden: Die Starken werden noch stärker, während die Schwachen immer schwächer werden. D Seitenblick auf andere Branchen Ein Blick auf die deutsche Wirtschaft macht deutlich, dass sich viele Branchen zurzeit in einem Verdrängungswettbewerb befinden. Laut Untersuchung der Deutschen Verkaufsleiter Schule befinden sich mittlerweile 45% der deutschen Unternehmen in einem intensiven Verdrängungswettbewerb mit harten Preiskämpfen und 25% in einer Hyperwettbewerbsposition mit ruinösen Preiskämpfen. Sieht man sich z.B. den Automobilmarkt, die Airlines oder den Markt der Mobilfunkanbieter an, erkennt man Parallelen zur Fitnessbranche. Lange Zeit befanden sich diese Branchen in einem sogenannten Verkäufermarkt. Die Nachfrage stieg ständig an und die Anbieter konzentrierten sich auf die schnelle Produktion von Waren, damit sie die hohe Nachfrage befriedigen konnten. Aktuell existiert ein Käufermarkt, das heißt, dass der Markt gesättigt ist (durch Abverkauf und wachsende 32 body LIFE 8 I 2007 Konkurrenz); die Nachfrage stagniert. Eigenes Wachstum kann nur noch über Marktanteilsgewinne erreicht werden. Ein „Nullsummenspiel“ ist die Folge: Ein Anbieter kann immer nur zu Lasten eines anderen wachsen. Und selbstverständlich wehren sich die Wettbewerber, die erkennen, dass sie angegriffen werden. Ein umkämpfter Bereich ist häufig die Preispolitik. Durch extreme Kosteneinsparungen wird versucht, die Produkte/Dienstleistungen möglichst günstig anzubieten und den Mitbewerber zu unterbieten. Aktuelle Situation der Fitnessbranche Bis zum Jahr 2001 stieg die Zahl der Fitnessclubs in Deutschland permanent an. Statistisch betrachtet, eröffnete täglich eine neue Anlage. Vor allem in den 90er Jahren schossen neue Clubs wie Pilze aus dem Boden. Auch eine rückläufige Konjunktur und eine gestiegene Arbeitslosigkeit konnten den Boom nicht aufhalten. Dieses Wachstum hatte natürlich zur Folge, dass in kurzer Zeit fast jedes Studio mit einer neuen Situation klarkommen musste: dem Wettbewerb. Monopolisten gibt es heutzutage kaum mehr. Nur in den seltensten Fällen (in sehr kleinen Einzugs- 32_Falle 17.07.2007 12:12 Uhr Seite 33 MARKETING BUSINESS gebieten) darf man noch alleine um die Gunst der Kunden buhlen. In der Regel sieht es anders aus: Jeder Club hat zwischen vier bis fünf (im eher ländlichen Bereich) und zwölf Wettbewerber (in der Großstadt). Der Bundesdurchschnitt liegt aktuell bei einem Club pro 15.000 Einwohner. Frisst der Große die Kleinen? Vor allem in Städten ab 60.000 Einwohner decken Ketten und Franchisebetriebe einen Großteil des Bedarfs. Vom DiscountKonzept über Lifestyle-Anlagen im Mediumtarifsegment bis hin zu High-EndBusiness- und Healthclubs reicht das Spektrum der etwa 40 Kettenanbieter, welche mindestens drei Anlagen betreiben. Alleine die fünf größten Ketten erzielen zurzeit bundesweit einen Anteil von 19,7% an den Mitgliedschaften. Die Fitnessketten in Deutschland weisen ca. 1,55 Millionen Mitgliedschaften auf und besitzen einen Marktanteil von 30%. An der Spitze steht Kieser mit über 130 Anlagen und ca. 350.000 Mitgliedern. In Anbetracht der Tatsache, dass in den letzten vier Jahren ca. 1.000 Anlagen ihre Tore schließen mussten, stellt sich natürlich die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen dem Wachstum der Ketten und der Geschäftsaufgabe von „klassischen Clubs“ besteht. Wer muss kapitulieren? Es sind in der Regel Clubs, die 쐍 in guten Zeiten nicht genügend Rücklagen gebildet haben, 쐍 ihre betriebswirtschaftlichen Zahlen nicht im Griff haben, 쐍 zu langsam auf Veränderungen der Kundennachfrage reagieren, 쐍 dem Thema Marketing keine A-Priorität einräumen, 쐍 keinen klaren USP (Unique Selling Proposition – Alleinstellungsmerkmal) haben. Die Frage, ob die Großen die Kleinen schlucken, kann man in der Regel mit einem Nein beantworten. Viel eher trifft die Aussage zu, dass die Starken (professionellen) die Schwachen (unprofessionellen) geschluckt haben. DownloadService Der exklusive Service für unsere Abonnenten: Unter www.bodylife.com/service können Sie sich das Formblatt „Positionierungsanalyse“ herunterladen. User: bodylife8 Passwort: sommer (August) Vor allem Clubs, die keinen klaren USP haben, tun sich gegenüber großen und starken Mitbewerbern schwer. Denn ist das Angebot vergleichbar, entscheidet sich der Endverbraucher für die neuere, schönere Anlage bzw. für die Anlage mit dem besseren Verhältnis von Preis und Leistung. Preisdumping Viele Clubs haben aus Panik vor Mitbewerbern mit Preisdumping reagiert. Diese leichte und kostengünstige Art, die Nachfrage zu erhöhen, ist zugleich die gefährlichste. Denn es darf nicht nur kurzfristig gedacht werden – schließlich muss der langfristige betriebswirtschaftliche Erfolg gesichert werden. Wer kein optimales Kostenmanagement betreibt und übersieht, dass es nicht entscheidend ist, wie hoch die Mitgliederzahl ist, sondern die Rendite, der wandert auf einem schmalen Grad der Insolvenz. Wird permanent mit extremen Gratisaktionen geworben, sinkt die Wertigkeit der Dienstleistung „Fitness“ am Markt. Und wer einmal in der Gratisfalle sitzt, kommt aus dieser nur sehr schwer wieder heraus. Niedriger Grundpreis, Aufpreis für Zusatzleistungen Dieses kundenorientierte Konzept kann eine Strategie gegen übermächtige hochpreisige Anbieter sein. Vor allem dann, wenn in den Segmenten Kundenorientierung, Qualität, Service, Betreuung und Personal nicht mitgehalten werden kann. Die Werbebotschaft, „Bei uns zahlen Sie nur das, was Sie wirklich nutzen“, kann als USP eingesetzt werden. Aber auch hier ist zu empfehlen: Ein Eingriff in die Preispolitik hat massive langfristige Auswirkun- gen. Bevor Sie solche radikalen Maßnahmen umsetzen, müssen alle Konsequenzen berücksichtigt werden. Eine detaillierte Analyse des eigenen Studios, des Marktes und aller Mitbewerber ist obligatorisch – genauso wie eine betriebswirtschaftliche Zielplanung auf mindestens drei Jahre. Vorsicht: Ein Schnellschuss in der Preispolitik geht oft nach hinten los! Position der Discounter Discounter haben einen großen Vorteil: Sie haben einen klaren USP und kommunizieren diesen. Doch wird es nicht mehr lange genügen, nur eine alte Halle anzumieten, zweitklassige Geräte hineinzustellen und ein Preisschild vor die Türe zu hängen. So einfach ist es dann doch nicht. Wenn keine klare Strategie hinter dem Konzept steckt, tut sich sogar ein Discounter schwer. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch im Discountbereich ein Verdrängungswettbewerb einsetzt. Starke Clubs, vor allem Ketten und professionelle Franchise-Anbieter, werden alte und schwache Billigclubs verdrängen. Ängste von Besitzern „klassischer Clubs“ blieben trotz der Invasion von Discountern bislang weitgehend unbegründet. Da die Billiganbieter eine andere Zielklientel fokussieren, hat ein klar positioniertes Studio mit gutem Image kaum Einbußen. Problematischer hingegen sind Discounter für veraltete Clubs mit schlechtem Preis-Leistungs-Verhältnis. Erfahrungen zeigen, dass es sogar möglich ist, zwei Clubs in einem Haus zu betreiben. So können ein Premiumclub und ein Discounter unter einem Dach ihre Leistungen anbieten. Entscheidend ist die richtige Zielgruppenansprache! body LIFE 8 I 2007 쑺 33 32_Falle 17.07.2007 BUSINESS 12:12 Uhr Seite 34 MARKETING Studio A Studio B Studio C Positionieren Sie sich! Sechs Verhaltenstipps im Verdrängungsmarkt 1. Beachten Sie die Grundregeln Der leichteste Sieg in einer Schlacht ist der, die Schlacht nicht zu führen. Bewahren Sie in jedem Fall die Ruhe! Ist Ihnen Ihr Mitbewerber in einer Sache meilenweit überlegen, vermeiden Sie eine direkte Auseinandersetzung. Trauen Sie sich, Ballast abzuwerfen. Was nutzt beispielsweise eine teure Kinderbetreuung, wenn sie trotz vieler Versuche nicht läuft und Ihr Mitbewerber die wesentlich besseren räumlichen und personellen Voraussetzungen hat? Überlassen Sie dieses Territorium der Konkurrenz. Sichern Sie sich stattdessen strategisch wertvolle Bereiche, die (noch) nicht umkämpft sind. Stärken Sie Ihre Stärken und schwächen Sie Ihre Schwächen! Nehmen Sie sich ein Beispiel am niederländischen Navigationsspezialisten Tomtom. Er dominiert einen gigantischen Markt, auf den übermächtige Konkurrenten drängen. Dabei hat das Gerät nur einen Knopf, den zum Ein- und Ausschalten. Tomtom lehnt überflüssige Technik strikt ab. „Wir glauben daran, dass es besser ist, sich auf eine Sache zu konzentrieren“, sagt CEO Alexander Ribbink. Der Erfolg gibt ihm Recht. Kämpfen Sie nicht frontal gegen einen offensichtlich übermächtigen Gegner. Symptomatisch für einen Frontalkampf ist ein vorhergehendes teueres Wettrüsten. Wer frontal kämpft, braucht also viel Budget und riskiert hohe Verluste. Schlagen Sie Ihren Konkurrenten mit anderen Waffen, indem Sie sich Verbündete suchen. Bauen Sie Kooperationen auf und profitieren Sie von Synergieeffek- 34 body LIFE 8 I 2007 ten. Kooperationsmarketing ist ein Vertriebsweg, an dem gute Fitnessclubs zukünftig nicht mehr vorbeikommen. Ärzte, Apotheken, Krankenkassen, Heilpraktiker, Autohäuser, Reisebüros, Friseure und Schulen sind nur einige potenzielle Partner von vielen. Wertvolle Verbündete können zum Beispiel auch die Medien sein. Bauen Sie deshalb einen guten Kontakt zu Redakteuren auf. Wer nicht frontal kämpft, sollte seine Gegner permanent im Auge behalten und schneller als diese agieren. Seien Sie also der Erste, der Branchentrends aufspürt und sich dadurch Marktanteile sichert. Wer Trends wie das Zirkeltraining an Geräten oder den Pilates- und Yogaboom missachtet, braucht sich nicht wundern, wenn die Konkurrenz davonzieht. Kämpfen Sie niemals an mehreren Fronten mit einem kleinen Heer. Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor. Besser ein einziges Vorhaben im Detail planen und umsetzen, als sich an zehn Baustellen verzetteln. Bedenken Sie, dass es lange Zeit dauern kann, bis sich Dinge verändern und bis der Markt weiß, dass sich bei Ihnen etwas verändert hat. 2. Positionieren Sie sich! Nehmen Sie sich einen Tag Zeit, um Ihre Positionierung und die Ihrer Mitbewerber zu checken. Verwenden Sie dazu ein Schema, wie Sie es in der Abbildung sehen. 쐍 Weisen Sie jedem Bereich eine Zahl von null bis zehn zu. Null bedeutet: Positionierung trifft nicht zu. Zehn bedeutet: Positionierung trifft zu 100% zu. 쐍 Verbinden Sie anschließend die Punkte, so dass sich ein Zwölfeck ergibt. 쐍 Definieren Sie die Positionen auch für Ihren Mitbewerber (andersfarbige Stifte verwenden). In Zeiten eines harten Konkurrenzkampfs ist eine klare Positionierung nicht nur entscheidend, sondern ein Muss! Überlegen Sie genau, welche Bereiche Sie erobern oder ausbauen wollen. Überlegen Sie auch, von welchen Gebieten Sie sich besser zurückziehen. Anhand des abgebildeten Diagramms sehen Sie die Positionierung von drei konkurrierenden Clubs. Bei der Analyse des Studios A (blaue Linie) erkennen Sie dessen Stärken und Potenziale. Für diesen Anbieter macht es wesentlich mehr Sinn, die Stärken „Gesundheit und ältere Zielklientel“ zukünftig weiter auszubauen. Hier ist am meisten Potenzial vorhanden. Auch der Bereich „Abnehmen/Figur“ und „Frauen“ könnte forciert werden. Eine Investition in den Wellness-Bereich könnte kritisch sein, da Club B (rote Linie) dieses Terrain bereits für sich beansprucht und eventuell zu übermächtig ist. Club C hat seine Stärken im Preis- und Kraftsportsegment. Ohne die Positionierung im Bereich „Low budget“ hätte dieses Fitnessstudio wahrscheinlich große Schwierigkeiten, da sonst kein klar erkennbarer USP vorhanden wäre. Ein Formblatt zur Analyse Ihrer Positionierung steht Ihnen im Download-Bereich unter www.bodylife.de zur Verfügung. 3. Kommunizieren Sie Ihren USP! Bei harter Mitbewerbersituation sollten Sie mindestens eine Dienstleistung ganz besonders gut beherrschen. Stellen Sie sich deshalb folgende Fragen: 쐍 Wo sind meine Stärken? In welchen Bereichen bin ich Spezialist? 쐍 Was unterscheidet meinen Club überhaupt von denen meiner Mitbewerber? 쐍 Welche Alleinstellungsmerkmale (USP) hat mein Club? 쐍 Wo hat mein Club klare Vorteile? 쐍 Welche Zielgruppen kann ich besonders gut bedienen? Wenn Sie ein oder mehrere Alleinstellungsmerkmale haben, müssen diese auch kommuniziert werden. Es nützt nichts, wenn nur Sie alleine wissen, was Ihren Club von denen Ihrer Mitbewerber unterscheidet. Hier ist professionelles Marketing gefragt! Alle Vertriebswege müssen genutzt werden. Dass dazu natürlich Energie und Budget notwendig sind, wird gerne übersehen. Wenn Sie sich also demnächst einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen, indem Sie zum Beispiel in neueste Hightechgeräte investieren, dann sollten Sie immer genügend Budget für die Vermarktung einplanen. 쑺 32_Falle 17.07.2007 BUSINESS 12:13 Uhr Seite 36 MARKETING Erst analysieren, dann reagieren Bevor Sie Maßnahmen ergreifen, ist eine vorhergehende detaillierte Analyse wichtig. Befinden Sie sich in einem Verdrängungsmarkt? Analyse in vier Schritten. 1. Schritt: Ermittlung der Einwohnerzahl im Einzugsgebiet a.) Ermitteln Sie die Einwohnerzahl in Ihrem direkten Einzugsgebiet (bis 10 Min. Fahrzeit). b) Berechnen Sie die Einwohnerzahl in Ihrem indirekten Einzugsgebiet (bis 20 Minuten Fahrzeit). Setzen Sie von dieser Zahl nur 50% an. Berechnen Sie die Summe aus a) und b). Beispiel: Im direkten Einzugsgebiet leben 40.000 Einwohner, im erweiterten Einzugsgebiet leben 20.000 Einwohner. Das ergibt eine Ausgangszahl von 50.000 Einwohnern. 2. Schritt: Ermittlung des Gesamtpotenzials Dabei können Sie drei Ansätze wählen: 쐍 pessimistisch (ca. 4%), 쐍 realistisch (ca. 5%), 쐍 optimistisch (ca. 6–7%). Um das Potenzial möglichst genau zu berechnen, sollten regionale Unterschiede berücksichtigt werden. So trainieren z.B. im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern 4,1% der Bevölkerung in Fitnessclubs, im Bundesland Bremen hingegen 8%. (Durchschnitt: 6,7%. Quelle: DSSV) 3. Schritt: Ermittlung des bereits gebundenen Potenzials Addieren Sie Ihre aktuelle Mitgliederzahl mit den Mitgliederzahlen Ihrer Mitbewerber. Sollten Sie diese nicht kennen, setzen Sie den bundesweiten Durchschnittswert von 0,7 Mitgliedern pro m2 Gesamtfläche an. Beispiel: 1.000 eigene und 1.800 Mitglieder der Wettbewerber ergeben 2.800 gebundene Mitglieder. 4. Schritt: Ermittlung des freien Mitgliederpotenzials Ziehen Sie vom Gesamtpotenzial das bereits gebundene Potenzial ab. Ergibt die Berechnung einen positiven Wert, besteht (noch) Wachstumspotenzial. Ergibt die Berechnung einen negativen Wert, kann man von einem Verdrängungsmarkt sprechen. Aber keine Panik! Es gibt zwei Chancen, um langfristig und profitabel überleben zu können: 쐍 wenn der Bedarf nach Fitnesstraining im Einzugsgebiet steigt, sich also der prozentuale Anteil an Mitgliedern in der Bevölkerung erhöht. Sicherlich ein langfristiger Prozess, verbunden mit viel Imagewerbung. Einige mittelgroße Städte in Bayern beispielsweise belegen, dass ein prozentualer Anteil von über 10% möglich ist. 쐍 wenn ihr Club besser ist als mindestens ein anderer Mitbewerber. Dann ist dieser in der Regel der Erste, der aus dem Markt gedrängt wird. Verdrängung ist jedoch nicht mit einer Kapitulation gleichzusetzen. Es bedeutet vielmehr, dass dieser Club Marktanteile abgeben muss bzw. keine Marktanteile dazugewinnen kann. Beispiel: 2.500 – 2.800 = -300 Beispiel: 5% = 2.500 Mitglieder 4. Setzen Sie auf Soft Skills und Teamgeist Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, dass Soft Skills (Service, Freundlichkeit des Personals, Ambiente) einen höheren Einfluss bei der Kaufentscheidung haben als Hard Skills (Ausstattung, Räumlichkeiten etc.). Großanlagen oder Ketten haben zwar meist eine erstklassige Lage und Ausstattung, jedoch häufig eine anonyme Atmosphäre sowie eine hohe Fluktuation beim Personal. Diese Schwäche können kleine und persönliche Clubs ausnutzen. Der 37-jährige Dipl.-Sportwissenschaftler ist seit über 15 Jahren in der Fitnessbranche tätig. Nach jahrelanger Studioleitertätigkeit wechselte er im Jahr 2001 zu Greinwalder & Partner. Hier ist er als Marketingberater, Verkaufstrainer und Konzeptentwickler tätig. Bei der Konzeption von Werbekampagnen und Marketingstrategien arbeitet er unter anderem mit Fachhochschulen und Universitäten zusammen. Infos: www.greinwalder.com Binden Sie Ihr Personal immer in Ihre strategischen Pläne ein. Jeder Mitarbeiter soll erfahren, welche Ziele verfolgt werden. Bedenken Sie: Solch ein Konkurrenzkampf wird niemals alleine gewonnen, sondern immer vom gesamten Team. 5. Bauen Sie Ihre Kundenbeziehungen aus In Zeiten mit geringen Wachstumsmöglichkeiten gilt es, bestehende Kundenbeziehungen besonders gut zu pflegen. Deshalb sollten Sie mindestens ein Mal pro Jahr eine Kundenumfrage machen. Finden Sie heraus, wie die Bedürfnisse Ihrer Kunden konkret aussehen und in welchen Bereichen Sie sich noch verbessern können. 36 body LIFE 8 I 2007 Ziel ist es, die Fluktuation möglichst niedrig zu halten. Mein Tipp: Beauftragen Sie ein externes Institut für die Kundenbefragung. Denn nur so erhalten Sie die ehrliche Meinung Ihrer Kunden und ziehen später bei der Interpretation keine falschen Rückschlüsse. Überraschen Sie außerdem Ihre Kunden mit außergewöhnlichen Serviceerlebnissen. Sorgen Sie für Begeisterung, für „magic moments“. Nur begeisterte Kunden empfehlen Ihren Club weiter! Wer denkt, er könne Mitglieder binden, indem er seinen Kunden unseriöse und rechtswidrige Verträge unterjubelt, schadet der gesamten Branche und sich selbst. Vor allem im Verdrängungsmarkt ist ein schlechter Ruf der Anfang vom Ende! 6. Überprüfen Sie Ihren Verkauf Verkäufer dürfen sich keine Fehler erlauben! Auf keinen Fall soll ein Interessent spüren, dass Sie unter Wettbewerbsdruck stehen. Wer als Verkäufer zum Bittsteller wird, der scheitert. Die Kunden sind sensibel geworden. Spüren sie, dass ihr Geld zum Überleben des Clubs gebraucht wird, ziehen sie sich zurück. Verkäufer, die unter starkem Erfolgsdruck stehen, neigen häufig zu einem aggressiven Pressverkauf. Dieser funktioniert schon seit vielen Jahren nicht mehr. Lassen Sie deshalb Ihr Team im „Verkauf durch Sympathie“ schulen. Die Persönlichkeit des Verkäufers spielt dabei eine entscheidende Rolle. Achten Sie darauf, dass in den Verkaufsgesprächen kein schlechtes Wort über Ihre Mitbewerber fällt; Sie schießen sonst ein Eigentor. Kommunizieren Sie besser Ihre Stärken und machen Sie dem Interessenten klar, dass er mit seinem Problem bei Ihnen am besten aufgehoben ist. Voraussetzung dafür ist, dass jeder Verkäufer den USP des Clubs kennt und die Stärken des Studios in der Angebotspräsentation geschickt kommuniziert. Die Branche befindet sich aktuell in einer Konsolidierungsphase. Schlechte Clubs wurden bereits aus dem Markt gedrängt. Trotz geringerer Anlagenzahl ist ein Anstieg der Mitgliedschaften um ca. 4,7% zu verzeichnen. Deshalb kann optimistisch in die Zukunft geblickt werden. Die große Frage bleibt, ob der prozentuale Anteil der trainierenden Bevölkerung in Deutschland weiter ausbaufähig ist. Dann kann aus einzelnen Verdrängungsmärkten wieder ein Wachstumsmarkt entstehen. Länder wie Spanien, die Niederlande und Großbritannien belegen deutlich, dass dies möglich ist. Um den Bedarf an Fitness zu erhöhen, ist es erforderlich, dass gemeinsam an einem guten und seriösen Image der Branche gearbeitet wird. Wenn Sie sich in einem Verdrängungsmarkt befinden, gibt es keinen Grund, hektisch zu reagieren. Bleiben Sie ruhig und überlegen Sie sich eine Strategie, wie Sie Ihre Stärken ausbauen und nach außen kommunizieren. Konzentrieren Sie sich dabei immer mehr auf sich als auf IhMichael Heining re Mitbewerber. FAZIT Quelle: Deloitte & Touche GmbH; Innovationsreport 4/06; Wirtschaftsmagazin, Ausgabe 06, Juni 2007; DSSV 2006, Eckdaten der deutschen Fitnessbranche