Von der südlichen Erdhalbkugel in die nördlichen

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Von
der
südlichen
Erdhalbkugel
in
die
nördlichen
Breiten
---„Rudis Homepage zur Stadt Weilburg an der Lahn“
http://www.weilburg-lahn.info
© Rudolf Müller
2004
---Seite 2 von 29
Inhalt
Zeittafel der Erdgeschichte
Seite 4
Aus der Entstehungsphase der Erde
’’
5
Entstehung und Verlagerung der Kontinente
’’
6
Die Periode des Kambriums
’’
7
Die Periode des Ordoviziums
’’
9
Die Periode des Silurs
’’ 10
Die Periode des Devons
’’ 11
Die Periode des Karbons
’’ 14
Die Periode des Perms
’’ 16
Die Periode der Trias
’’ 18
Die Periode des Juras
’’ 29
Die Periode der Kreide
’’ 22
Die Periode des Tertiärs
’’ 24
Die Periode des Quartärs
’’ 27
Quellenangaben
’’ 29
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Zeittafel der Erdgeschichte
(nach E. Probst, „Deutschland in der Urzeit“)
Erdzeitalter
System
(Periode)
Quartär
Erdneuzeit
(Känozoikum)
Tertiär
Kreide
Erdmittelalter
(Mesozoikum)
Jura
Trias
Perm
Karbon
Devon
Erdaltertum
Paläozoikum)
Silur
Ordovizium
Kambrium
Präkambrium
Serie(Epoche)
Holozän
Pleistozän
Jungtertiär Pliozän
(Neogen) Miozän
Oligozän
Alttertiär
Eozän
(Paläogen)
Paläozän
Obere
Untere
Ober (Mahn)
Mittel (Dogger)
Unter (Lias)
Ober (Keuper)
Mittel (Muschelkalk)
Unter (Buntsandstein)
Ober (Zechstein und
Unter Rotliegendes)
Ober (Silesium)
Unter (Dinantium)
Ober
Mittel
Unter
Ober
Mittel
Unter
Ober
Mittel
Unter
Ober
Mittel
Unter
Erdfrühzeit
(Proterozoikum)
Erdurzeit
(Archaikum)
Beginn vor
Millionen
Jahren
0,01
2,5
5
23
37
58
65
95
130
150
181
205
229
239
245
258
290
320
360
375
385
400
420
430
465
495
530
2.500
4.600
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Aus der Entstehungsphase der Erde
Nach heutigem Forschungsstand geht man davon aus, dass mit der explosionsartigen Ausdehnung im „Urknall“ vor etwa 15 Milliarden Jahren das Weltall und erste
Sterne entstanden. Weit jünger ist unser Sonnensystem und der Planet Erde. Für die
Erde nimmt man an, dass diese vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus einem Gasnebel
entstand, dessen Teilchen sich zusammenzogen und so den Protoplaneten bildeten.
Dieser Körper begann sich zu drehen, verdichtete sich immer stärker und zog weitere neue Materie an. Der Aufprall dieser Materie und die zunehmende Verdichtung
erhitzten den Planeten immer stärker, Eisen und Nickel wanderten in den flüssigen
Erdkern und auch die den Erdkern umgebende Erdkruste verflüssigte sich.
Wahrscheinlich betrug die Oberflächentemperatur nach der Bildung des Erdkerns vor
ca. 4,4 bis 4,3 Milliarden Jahren mindestens 1200 Grad. Die Hitze wurde langsam in
den Weltraum abgestrahlt und die Gase konnten entweichen. Die Temperatur sank
so weit ab, dass (vielleicht vor ca. 4,2 Milliarden Jahren) erste Kristalle und Minerale
entstehen konnten, die vermutlich wie harter Schaum auf der Oberfläche des
glutflüssigen Magmas trieben. Weitere Kristallbildungen vergrößerten und verdickten
diese Schicht, wodurch die Wärmeabstrahlung geringer wurde. Wegen der
fortschreitenden Abkühlung an der Oberseite kristallisierten weitere Mineralien aus
und es bildeten sich bald Gesteine, wie z. B. Basalte und Granite. Die ältesten bisher
gefundenen Gesteine sind ca. 3,8 Milliarden Jahre alt.
Im frühen Archaikum (vor 3,8 bis 3 Milliarden Jahren) war auch die Oberflächentemperatur der Erde auf unter 100 Grad abgesunken. Dies hatte zur Folge, dass der in
der Uratmosphäre vorhandene Wasserdampf kondensierte und in ununterbrochenen
Sintfluten zur Erde stürzte und die Urozeane füllte. War die Veränderung der Erdkruste bisher vor allem durch deren Eigenbewegungen und durch verwitterungsmechanische Vorgänge bestimmt, so trug nun auch das Wasser durch Abtragungen und
Anlagerungen und durch Sedimentabscheidungen in den Meeren zu diesen Veränderungen bei. So wurden auch die riesigen flachen Meeresbecken, die sich seit der
Erdfrühzeit (Proterozoikum, vor 2,5 Milliarden Jahren) bis etwa zur Epoche des
Unterkambriums (vor 530 Millionen Jahren) weltweit ausbildeten, teilweise mit
mächtigen Flachwassersedimenten und dem vom Festland her eingetragenen Ablagerungsschutt aufgefüllt.
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Entstehung und Verlagerung der Kontinente
Mit der Entstehung weiteren Krustenmaterials verfestigte sich die Erdkruste, unterlag
aber weiterhin starkem Wandel. Partien tauchten in den glutflüssigen Erdmantel hinab, andere Regionen wurden beim Zusammenstoß der riesigen Platten bzw.
Schilde zu hohen Gebirgszügen aufgestaucht. Die bei den Faltungsprozessen entstandenen Gebirgsregionen stellten mit ihrer relativen Stabilität die Kerne späterer
Kontinente dar, an die sich weitere Partien anlagerten. Es bildeten sich so vor ca. 4
Milliarden Jahren die ersten kontinentalen Platten und diese verändern seither ihre
Position ständig.
Wenn auch über die ursprüngliche Verteilung und Größe dieser Urkontinente im Präkambrium heute nur vage Hinweise vorliegen, die unterschiedliche Interpretationen zulassen, so sind doch anhand ihrer Reste noch heute fünf dieser Schilde zu lokalisieren:
Der Kanadische Schild (Laurentia) mit Nordamerika-Grönland, Spitzbergen, Schottland,
Irland, Westnorwegen;
der Baltisch-Russische Schild (Fennosarmatia) erstreckte sich über fast ganz Skandinavien
und reichte in Europa bis zum Ural, dazu Neufundland und Teile von Nordamerika;
der Sibirische Schild (Angaria);
der Chinesische Schild (Sinia) mit den Grundgebirgsmassiven in China und Vietnam
sowie den südostasiatischen Inseln;
der riesige Schild Gondwana auf der Südhalbkugel mit großen Teilen der späteren
Kontinente und Subkontinente Südamerika, Mittelamerika, Afrika, Arabien, Madagaskar, Indien, Australien, Antarktis und Teilen Europas (u. a. Südspanien, Italien, Balkan).
Und es sind heute aus den alten Kontinentalkernen z. B. Gebirgsbildungsphasen
(Orogenesen) bekannt, die im frühen und späten Archaikum (3,8 bis 2,5 Milliarden
Jahre) erfolgten.
Die vermutete Verteilung der Kontinente auf der Erde war keine beständige, wie uns
auch ein Blick auf aktuelle Kartendarstellungen unseres Planeten zeigt. In den vergangenen Jahrmillionen der Erdgeschichte bewegten sich die Kontinente bzw. die
sie tragenden Platten über die Erdkugel, drifteten aufeinander zu, verbanden sich zu
neuen Kontinenten und lösten sich wieder, fortwährend das Bild der Erdoberfläche
verändernd. Und diese Veränderungen erfolgen weiterhin in der Gegenwart und
werden das Bild der Erde auch in der Zukunft immer neu gestalten.
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Die Periode des Kambriums
(vor 530 bis 495 Millionen Jahren)
Eine genauere Vorstellung über die Verteilung der Urkontinente auf unserem Planeten haben wir erst ab der Epoche, die von den Geologen mit Unterkambrium
(Beginn vor 530 Millionen Jahren) bezeichnet wird.
In dieser erdgeschichtlichen Periode befanden sich die Landgebiete des heutigen
europäischen Kontinents südlich des Äquators und waren Teile der Urkontinente
Baltica und Gondwana. Norddeutschland befand sich auf dem Kontinent Baltica, der
größere Rest Deutschlands – und damit auch das Gebiet, in dem heute Weilburg zu
finden ist und das von der Lahn durchflossen wird – war ein Teil des riesigen Südkontinents Gondwana.
Kartendarstellungen über
die Verteilung von Land
und Meer in Deutschland
während des Kambriums
sind nur schwer möglich,
da kaum Fossilien führende Schichten bekannt sind.
Auch die Alterseinstufung
von Gesteinen und deren
Zuordnung in das Kambrium ist daher problematisch.
Man vermutet Gestein aus
dieser Zeit in den heute im
kristallinen Spessart vorkommenden Gneisen, zu denen Quarzite, Grauwacken
und Tonschiefer aus dem
Kambrium bei Gebirgsbildungen umgeformt wurden.
Wahrscheinlich bedeckte
Meer zu Beginn des Kambriums das mittlere und nördliche Deutschland, dazu das
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des
gesamte Gebiet von Irland,
Kambriums
England, Nordsee, Däne(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst
mark, Ostsee und fast ganz
Polen. Die Küstenlinie dieses Meeres befand sich im Süden, vermutlich bis zu 300
Kilometer nördlich des heutigen Donauverlaufs.
Im Mittelkambrium wurde Polen zu Festland und das Meer erstreckte sich beidseits
der Linie Bremen – Budapest und konnte im Süden bis in das Donaugebiet vordringen. In Norddeutschland finden sich heute Meeresablagerungen aus dem Kambrium
in einer Tiefe von 6000 bis 7000 Meter.
In den Festlandgebieten wechselten wahrscheinlich Schutt- und Geröllfelder mit blankgefegten Ebenen ab. Eine Bodendecke konnte von den wenigen algenähnlichen Pflanzen nicht
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hervorgebracht werden, weshalb das vorhandene Festland Abtragungsgebiet darstellte.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit des Mittelkambriums
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Zum Ende des Kambriums,
vor etwa 500 Millionen Jahren, setzte die kaledonische
Gebirgsbildungsphase ein,
die sich bis zum Beginn des
Devons hinzog. Bei ihrem Abschluss werden einige der
alt-kaledonischen Gebirgszüge bereits wieder abgetragen sein. Fast weltweit wurden in der kaledonischen
Ära Gebirge aufgefaltet. Die
kaledonischen Gebirgszüge
reichen von Norwegen über
Nordengland, Schottland, Irland, Spitzbergen und Grönland bis nach Neufundland
und den nördlichen Appalachen. Erkennbar sind sie aber
auch noch in den Ardennen,
im Rheinischen Schiefergebirge, im Harz und in den
Sudeten. In Asien fand diese Gebirgsbildungsära ihren
Niederschlag am Rand des Sibirischen Schildes.
Zu Beginn des Kambriums war kühles Klima wahrscheinlich vorherrschend. Aus dem
Kambrium stammende Eindampfungssedimente wie Gips und Steinsalz lassen jedoch auf eine zunehmende Erwärmung im Mittel- und Unterkambrium schließen.
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Die Periode des Ordoviziums
(vor 495 bis 420 Millionen Jahren)
Das Ordovizium war bestimmt durch die Vorherrschaft des Meeres, das weite Gebiete überflutete. Immer wieder aber kam es auch, bezogen auf Teile des Festlandes, zu einem zurückweichen des Meeres und absinken des Meeresspiegels. Grund
dafür waren die in dieser Periode ausgeprägten Hebungen und Senkungen von Teilen der Erdkruste, die einerseits zu Schwellenbildungen führten, andererseits die
Entstehung von Meeresbecken zuließen.
Die zum Ausgang des Kambriums noch trockenen Gebiete in Deutschland wurden
überflutet und zeitweise ragte nur die über Schwarzwald-Vogesen bis nach Franken
reichende Alemannische Insel aus dem Meer. Dabei fand die größte Meeresausbreitung bis in die Zeit des frühen Oberordoviziums statt, danach zog sich das Meer
wieder zurück und die flachen Epikontinentalmeere verlandeten. Unmittelbar darauf
erfolgte aber ein erneuter Vorstoß des Meeres auf das Festland.
Gegenüber der Periode des
Kambriums traten vulkanische Aktivitäten häufiger auf,
vielleicht auf Grund der Bewegungen von Mikroplatten
oder auch im Zusammenhang mit den sich einander
nähernden Kontinenten Baltica und Nordamerika. Aus
dem Ordovizium stammende Aschenlagen damaliger
Vulkanausbrüche
wurden
im Ostseegebiet festgestellt,
und früher im Frankenwald
abgebautes Kupfererz entstand ebenfalls durch untermeerischen Vulkanismus im
Ordovizium.
Gesteine aus dem Ordovizium fand man im EbbeGebirge des Sauerlands, im
Frankenwald, Vogtland, in
Thüringen und Sachsen. Im Lahngebiet wurde im Raum Gießen Quarzit gefunden,
ein durch Gebirgsbildung veränderter Sandstein.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit des Unterordoviziums
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Wegen seiner damaligen geografischen Lage auf der Südhalbkugel der Erde herrschte in Mitteleuropa warm-feuchtes Klima, sodass sich kalkschalige Tiere ausbreiten und Kalkablagerungen entstehen konnten. Es gab weltweit aber auch trockenheiße Regionen und wegen der Lage des Südpols in Zentralafrika bestand dort eine
weiträumige Vereisung, die ihren Höhepunkt im Oberordovizium und Untersilur hatte.
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Die Periode des Silurs
(vor 420 bis 400 Millionen Jahren)
Im Silur vollendete sich der Zusammenstoß der Urkontinente Laurentia (nordamerikanische Platte) und Baltica (sibirisch-baltische Platte), woraus der neue Kontinent
Laurasia (auch Old Red-Kontinent) entstand. Mit dieser Kollision kam es auch zum
Ausklang und Höhepunkt der kaledonischen Gebirgsbildung. Die Auffaltung der in
Meeresgräben abgelagerten Sedimente schweißte die beiden Urkontinente zusammen und bildete die über Norwegen, Nordengland, Schottland, Irland, Spitzbergen
und Grönland bis nach Neufundland und den nördlichen Appalachen reichenden Kaledoniden. In Mitteleuropa wirkte sich diese Phase vor allem in der Gebirgsbildung
der Ardennen aus. Weitere Reste treten in den Sudeten, der Lausitz, im Harz und im
Rheinischen Schiefergebirge in Erscheinung.
Überwiegend herrschte ein warm-feuchtes Klima, auf dem Festland Nordamerikas
und Sibiriens aber auch Wüstenklima, in dessen Folge durch Meerwasserverdunstung große Salzlager entstanden. Im Gegensatz dazu bestanden Vereisungen, vielleicht sogar panafrikanischen Ausmaßes, auf dem afrikanischen Kontinent und in
Südamerika herrschte kühles Klima.
Zum Anfang der Periode erfolgte eine weitere Meeresausdehnung, gegen Ende
des Silurs gewann jedoch
das Festland wieder an
Ausdehnung. Deutschland
war fast vollständig von
Wasser bedeckt. Als Festland ragten nördlich von
Hamburg und Rostock lediglich die Hochgebiete der
Ringköbing-Fünen-Schwelle
aus dem Wasser und im
Südwesten die „Alemannische Insel“. Gegen Ende
des Silurs trat die Mitteldeutsche Schwelle in Erscheinung, die eine Aneinanderreihung mehrerer Einzelschwellen darstellte.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit des Silurs
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
In Deutschland wurden
Meeresablagerungen
aus
dem Silur im Raum Gießen
und Marburg, in Thüringen
und der Lausitz, im Sauerland und Frankenwald sowie am Ostrand des Rheinischen
Schiefergebirges gefunden.
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Die Periode des Devons
(vor 400 bis 360 Millionen Jahren)
Im Devon waren noch Arabien, Afrika, Indien, Madagaskar, Südamerika, Antarktis
und Australien in dem riesigen Kontinent Gondwana auf der Südhälfte der Erdkugel
vereint. Der größte Teil dieser Landmasse befand sich in dortigen Kaltwasserregionen, da Südafrika in dieser Zeit über den Südpol wanderte. Im Gegensatz dazu war
die Nordhalbkugel durch zunehmende Erwärmung gekennzeichnet und der aus
Nordamerika, Grönland, Mittel- und Nordeuropa entstandene Urkontinent Laurasia
(Old Red-Kontinent) befand sich auf der Höhe des Äquators.
Das Devon war eine Periode zwischen zwei für die
Erdgeschichte
bedeutsamen Faltungsären: der zum
Ausgang des Silurs beendeten Kaledonischen Gebirgsbildung und der Variskischen Gebirgsbildung,
die zum Ende des Devons
begann und sich in der Folgeperiode des Karbons
fortsetzte. In der Devonzeit
stellten die Kaledonischen
Gebirge riesige Abtragungsräume dar, deren Verwitterungsprodukte in die sich
ausbildenden großen Meereströge verfrachtet wurden
und damit auch die spätere
Variskische Gebirgsbildungsphase vorbereiteten. Der Abtragungsschutt, vor allem auch
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des
der des nördlich gelegenen
Oberdevons
Old Red-Festlands, führte zu
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst
lokal außergewöhnlich mächtigen und oft rotfarbigen Sedimentablagerungen, z. B. zu den mehrere tausend Meter mächtigen Sedimentschichten der Rheinischen Masse und den bedeutenden Sedimenten in der Lausitz
und im polnischen Mittelgebirge.
Global betrachtet kam es im Devon zu einer Meeresausbreitung mit wiederholten
weiträumigen Überschwemmungen der Festlandsbereiche. Das mitteleuropäische
Meeresgebiet stellte im Devon einen besonders mobilen Teil der Erdkruste dar und
veränderte in diesem Zeitabschnitt mehrfach seine Gestalt. Gebiete Nordeuropas,
die in vorausgegangenen Perioden vom Meer bedeckt waren, hatten sich gehoben
und so war der Großteil Skandinaviens, Englands und Russlands trocken gefallen.
Nördlich der Linie Köln, Hannover, Breslau erstreckte sich das Old Red-Festland,
südlich verlief ein Absenkungsraum, der sich von West nach Ost in einem nach Süden offenen Bogen über mehrere hundert Kilometer Breite erstreckte. Aus diesem SenSeite 11 von 29
kungsgebiet ragte südlich von Mainz und Saarbrücken die Mitteldeutsche Schwelle
als ein etwa 500 km breites Festland heraus, zu dem Odenwald, Pfälzer Wald, Schwarzwald, Vogesen und Teile der Alpen gehörten. In den Gebieten des Taunus und Hunsrücks
bestanden zeitweise Inselketten. Zeugnisse von untermeerischem Vulkanismus fand
man im Sauerland, Lahn-Dill-Gebiet und Oberfranken.
Aus den Abtragungsgebieten des Festlands wurden die Verwitterungsprodukte von
den Flüssen zum Meer transportiert, wo der Sand durch Strömungen in den flachen
Uferregionen ausgebreitet wurde. Im Süden des rheinischen Devonmeeres entstand
aus diesem Sand Taunusquarzit. Der feinkörnige Schlick setzte sich in den küstenferneren Trogregionen ab, die so verfüllt wurden und wodurch sich im Verlauf von 20
Millionen Jahren Sedimentgestein von bis zu 10.000 Meter Mächtigkeit bilden konnte. Man nimmt heute an, dass ein Urstrom von Norden her auf dem Old Red-Kontinent in Richtung der niederländischen Küste floss. In dessen riesigem und stetig verändertem Strom- und Deltasystem wurden die herantransportierten Verwitterungsmaterialien abgelagert und bildeten so im Laufe der Jahrmillionen die mächtigen Sedimentschichten des Moseltrogs bei Koblenz.
Diese Vorgänge spielten sich
auch im Weilburger Raum
ab, wo sich die eingebrachten Sande, Schlamme und Gerölle im Unterdevon als wechsellagernde
Schichten absetzten. Der
abgelagerte Sand wurde
unter Druck zu plattigem
Quarzit oder Sandstein, der
Schlamm zu Grauwackenschiefer und rauen Tonschiefern und das Geröll-/
Sandgemisch wurde zu plattiger Grauwacke umgeformt.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit des Unterdevons
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Über diesen Schichten lagerten sich weitere Schlammschichten ab, die heute als
tonige Quarzite anstehen
oder als sandiger glimmerreicher Tonschiefer.
Fortschreitende Bewegungen des Meeresbodens führten zu Faltungen und zur Ausbildung der von Verwerfungsspalten begrenzten Lahnmulde. An den von Südwest nach Nordost streichenden Bruchspalten trat im Zusammenhang mit dem untermeerischen Vulkanismus des
Mittel- und Oberdevons Magma aus dem Erdinnern. Das Magma drang in abgelagerten Schlammen ein, verfloss auf dem Meeresgrund und bildete Ergussdecken
oder erstarrte teilweise bereits in den Gängen.
Zwar senkte sich der Bereich der Lahnmulde weiterhin ab, konnte dadurch aber auch
große Massen Vulkangestein und Asche aufnehmen. In Teilbereichen wurde der MeeresboSeite 12 von 29
boden durch Vulkanismus auch angehoben und es entstanden untermeerische Schwellen. Diese Schwellen bildeten in Verbindung mit dem, aus vulkanischen Ablagerungen entstandenen, kalkreichen Wasser und der erhöhten Wassertemperatur einen
idealen Lebensraum für Korallen. Es kam so zu ausgedehnten Riffbildungen, aus denen
die heutigen Massenkalklager entstanden.
Weiteres Absinken des Meeresbodens im Oberdevon und bei Eruptionen austretende Lavaströme, ließen weite Decken aus Diabas-Mandelstein entstehen. Letzte Ablagerungen von
Meeresschlamm im Oberdevon wandelten sich im Laufe der Zeit zu dunklen Tonschiefern,
feinere Schlammschichten zu Dachschiefern.
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Die Periode des Karbons
(vor 360 bis 290 Millionen Jahren)
Im Unterkarbon existierten noch die drei Urkontinente Asien, Laurasia und der riesige
Südkontinent Gondwana getrennt voneinander. Aber so, wie bereits im Devon Baltica und Nordamerika aufeinander zu drifteten und durch
den Zusammenprall Laurasia entstand, so bewegte
sich Gondwana immer näher
auf Laurasia zu und schob
im Verlauf der nächsten Jahrmillionen den Ozean dazwischen zu. Nur der schmale
Meeresgürtel der Tethys, aus
der später das Mittelmeer hervorgehen sollte, trennte noch
die Kontinente der „Süderde“ von den nördlichen
Erdteilen Europas, Nordamerikas und Asiens. Im Oberkarbon stieß auch Asien noch
an diesen Kontinent und zur
Wende vom Karbon zum
Perm bildeten alle Urkontinente eine zusammenhängVermutliche Verteilung von Land und Meer in ende Landmasse, die heute
Deutschland zur Zeit des Unterkarbons
Pangäa genannt wird. Die
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Schweißnaht für den Zusammenschluss der Kontinente
war die bereits im Devon einsetzende Variskische Faltung, die im Karbon ihren
Höhepunkt erreichte und die das quer über den gesamten Kontinent verlaufende Variskische Gebirge auffaltete.
Überwiegend herrschte im europäischen Raum auf der Nordhalbkugel warmes und
sehr niederschlagreiches Klima, ohne ausgeprägte jahreszeitliche Unterschiede.
Zum Ende der Epoche des Oberkarbons wurde es trockener, eine Entwicklung die
sich bis in die Periode des Perms fortsetzte. Auf der Südhalbkugel kam es dagegen
zu weiträumigen Vereisungen und Gletscherbildungen. Das Zentrum des riesigen
Eisschildes war wahrscheinlich im Raum Transvaal, Simbabwe und Sambia, aber
auch Mittelindien und die Arabische Halbinsel, Süd- und Südwestafrika, Madagaskar,
die Antarktis und Australien waren vereist.
Während man für die Epoche des Unterkarbons von einer weiteren Ausdehnung der
Meeresflächen ausgeht, wird für das Oberkarbon eine Ausdehnung der Festlandsflächen angenommen, da die bei der Variskischen Faltung entstandenen Gebirgszüge
die in Mitteleuropa ausgebreiteten Meeresgebiete zurückdrängten. Trotzdem waren
in Europa noch weite Gebiete von Flachmeeren bedeckt. Dies war besonders im
osteuropäischen Bereich der Tafel der Fall und in Südeuropa, das zum
Absenkungsraum der Thetys gehörte. Der südeuropäische Raum war durch die
Alemannisch-BöhmiSeite 14 von 29
sche Insel vom mitteleuropäischen Bereich abgetrennt. Die Thetys selbst schob sich
als schmaler Meeresarm zwischen Gondwana und die nördlichen Erdteile.
Um die Wende vom Unter- zum Oberkarbon war in Deutschland im Zusammenhang
mit der Variskischen Faltung das Meer immer weiter zurückgedrängt worden und im
Oberkarbon bestand nur noch ein Sumpfgebiet, das über Südschottland, Wales,
Nordfrankreich und Norddeutschland bis nach Oberschlesien verlief. Bei den gebirgsbildenden Vorgängen wurden die Ablagerungen aus Devon und Unterkarbon
angehoben und führten so zur Entstehung des Variskischen Gebirges. Dieses wurde
bereits während des Erdmittelalters wieder abgetragen und eingeebnet, im späteren
Verlauf der Erdgeschichte aber wieder angehoben und heute stellen Teile dieses alten Gebirges den Sockel von Mittelgebirgen dar. Zu diesen Mittelgebirgen gehören
das Rheinische Schiefergebirge, Teile des Odenwalds, der Schwarzwald, die Vogesen, der Harz, das Erzgebirge und die Sudeten.
Auch im Bereich der Lahnmulde kam es zu einer Anhebung des Untergrundes und
gleichzeitig zu einer Auffüllung, durch die von den Berghängen herabgleitenden
Sand- und Schlammmassen. Die Faltungen der Gesteinsschichten und das zerbrechen von Gesteinszügen in der Lahnmulde haben ihre Ursache in dem durch die Variskische Gebirgsbildung ausgeübten Druck, der von Süd-Ost nach Nord-West gerichtet war.
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Die Periode des Perms
(vor 290 bis 245 Millionen Jahren)
Der sich zwischen Europa und Asien befindliche breite Meeresarm schloss sich im
Perm weiter, sodass Asien noch dichter an Pangäa heranrückte. Der alle Urkontinente der Erdkugel umfassende Großkontinent Pangäa wurde umflossen von dem
Panthalassa genannten Ozean.
Die Variskische Gebirgsbildung war größtenteils beendet, wenn es auch regional
noch zu weiteren Auffaltungen kam. Die nicht mehr gegeneinander drängenden
Kontinentalschollen bewegten sich nun überwiegend an ihren Rändern aneinander
entlang, was zu Bruch- und Grabenbildungen führte. Vielerorts konnte dadurch Magma aus dem glutflüssigen Erdmantel nach oben steigen, wo es in den Schuttsedimenten erstarrte oder als Lava auf das Festland floss.
Das warme und feuchte Klima, wie es in der Periode
des Karbons vorherrschte,
wandelte sich im Unterperm
(Rotliegende) zu einer trockenen Hitze. Die Ära des
trocken-heißen Klimas wurde zu Beginn des Unterperms
von feuchten Perioden unterbrochen, noch vor dem
Übergang zum Oberperm
(Zechstein) setzten sich
aber Trockenheit und Erwärmung durch. Dies geschah weltweit und wenn
auch in der Südhälfte des
Großkontinents vorerst noch
weiträumige
Vereisungen
bestanden, wurde es auch
dort allgemein trockener
und wärmer.
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des
Perms
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Insgesamt bestand eine
Vorherrschaft des Festlands
gegenüber dem Meer, das
sich weitgehend von den Kontinenten zurückzog. Trotzdem aber kam es auch zur
Bildung von flachen Beckenlandschaften und auf Grund von Geländeabsenkungen
entstanden weite flache Randmeere. Andererseits aber hoben sich auch frühere Absenkungsgebiete und wurden zu flachen Lagunen oder verlandeten.
Im Oberperm setzte sich weltweit die Bildung großer Beckenlandschaften fort. Weiträumig sanken große Gebiete teilweise unter Meeresniveau und wurden überflutet.
Die riesigen flachen Binnenseen stellten Sedimentationsbecken für den Abtragungsschutt der Berge dar. Manche der Binnenseen trockneten wiederholt aus und wurden
erneut überflutet, wobei regional auch riesige Salzlagerstätten entstanden, da auf Grund
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des heißen und trockenen Klimas die Sedimentationsbecken gleichzeitig auch Eindampfungsbecken waren.
Zur Zeit des Rotliegenden
war Deutschland überwiegend Festland. Zum Ende
dieser Epoche wurde die
von der Unterelbe bis nach
Schlesien reichende ausgedehnte Senke vom Meer
überflutet und auch südlich
der heutigen Mittelgebirge
Harz, Sauerland, Taunus,
Hunsrück und Eifel befand
sich eine Seenplatte. Im Zechstein kam es zu weiteren
Bodenabsenkungen und es
entstand das Germanische
Becken, das aus dem Norden vom Meer überflutet wurde. Nach Süden wurde das
Germanische Becken durch
die Vindelizische Schwelle
Vermutliche Verteilung der kontinentalen Ablagevon der Tethys als Teilberungströge in Deutschland zur Zeit des
reich des südlichen WeltOberrotliegenden
meers getrennt. Der Zugang
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
zum nördlichen Weltmeer war
zeitweise durch Bodenanhebungen und –absenkungen verschlossen bzw. wieder geöffnet.
Während des Perms wie auch in den Folgeperioden des Erdmittelalters (Mesozoikum) blieb das Rheinische Schiefergebirge und die Lahnmulde mit dem Weilburger
Raum relativ unberührt von kontinentalen Veränderungen.
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Die Periode der Trias
(vor 245 bis 205 Millionen Jahren)
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit der Trias
(Quelle: „Als Deutschland am Äquator lag“ von V. Arzt
Vermutliche Abtragungs-und Ablagerungsgebiete in
Deutschland zur Zeit des Buntsandsteins
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
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In der Untertrias (Buntsandstein) rückten die im Großkontinent Pangäa vereinigten Urkontinente noch dichter zusammen und Pangäa
bestand in seiner kompaktesten Form. Gleichzeitig
traten aber erste Abspaltungstendenzen auf, die
sich in der Mitteltrias (Muschelkalk) und der Obertrias
(Keuper) noch verstärkten. In
Ost-West-Richtung schob sich
der Meeresarm der Tethys
weiter zwischen den Südund Nordkontinent und zwischen den Kontinentalschollen entstanden Risse und
tiefe Bruchzonen, die eine
beginnende Auflösung Pangäas ankündigten.
Klimatisch war die Trias eine
Periode mit warmem und überwiegend trockenem Klima,
auch in polnahen Gebieten waren keine Vereisungen mehr
vorhanden. Die aus dem
Perm bekannten Sedimentationsbecken bestanden weiter,
grundsätzlich aber kennzeichnete eine Vorherrschaft des
Landes die Trias. Es bildeten sich aber auch bedeutsame Absenkungsgebiete in
Meereströgen heraus, so z.
B. im Südalpenbereich, wo
der Meeresarm der Tethys eine Ausweitung zum Geosynklinalmeer erfuhr.
Deutschland war zu Anfang
der Trias (Untertrias, Unterer Buntsandstein) ein größtenteils von Wasser bedecktes Ablagerungsgebiet. Ausgenommen waren davon nur
Abtragungsgebiete südwest-
lich und nördlich von Mainz sowie Mittel- und Süd-deutschlands, von wo ausgedehnte
Stromsysteme den Ablagerungsschutt in das flache Binnenmeer transportierten.
In der Zeit des Übergangs vom Oberen Buntsandstein zum Muschelkalk drängte das
von Südosten nach Westen vorrückende Meer die Flussebenen in schmale Küstenstreifen zurück. Beim Absinken des Germanischen Beckens vertiefte sich das vorhandene Flachmeer, weiterhin aber trennte die Vindelizische Schwelle dieses Becken
vom Tethys-Meeresgürtel.
Zum Ende der Trias (Obertrias, Keuper) fand eine allmähliche Anhebung des Germanischen Beckens statt und das Binnenmeer dort verlandete zunehmend und
wurde flacher. Zeitweise wurde der Absenkungstrog noch bei Vorstößen des Meeres
überflutet, vor allem aber verfüllten Flüsse mit Verwitterungsprodukten zunehmend das
sich verflachende Meeresbecken.
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Die Periode des Juras
(vor 205 bis 130 Millionen Jahren)
Zu Beginn des Juras (Unterjuras, Lias) schien der Riesenkontinent Pangäa noch
kompakt und wenig verändert gegenüber den vorherigen Epochen in der Trias.
Tatsächlich schritten aber die tiefen Rissbildungen und Grabenbrüche fort, die bereits in der Trias das auseinander brechen des Kontinents ankündigten. Zum Ausgang des Juras (Oberjuras, Malm) hatten die Abspaltungstendenzen der einzelnen
Kontinentalplatten deutliche Veränderungen bewirkt. Zwischen Afrika und Nordamerika entstand als Binnenmeer der Uratlantik und zwischen den aneinander stoßenden Südspitzen der zusammenhängenden Kontinente Südamerika und Afrika
und dem sich anschließenden Antarktika öffnete sich ebenfalls ein neues Meeresbecken. Im Osten weitete sich der Indische Ozean weiter aus und drängte im Norden Europa und Asien von Afrika und Arabien ab und im Süden Madagaskar/Indien
von Australien/Neuguinea.
Wie die Trias, so war auch
der Jura durch eine ausgeprägte Warmzeit gekennzeichnet. Die Temperaturen
fielen im Mitteljura (Dogger)
gegenüber dem Unterjura
ab, stiegen aber im Oberjura wieder an. Vereisungen
waren auch in den Polgegenden nicht vorhanden. Das
Klima war aber in weiten Gebieten feuchter als in der Trias. Trockeneres Klima herrschte noch in Nordamerika und
Asien, extreme Trockenheit
und Hitze in Südamerika.
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des
Juras
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Die bereits zum Ende der Trias
einsetzende Ausweitung der
Meeresgebiete durch die Entstehung von Absenkungsräumen setzte sich im Jura fort und
es kam weltweit zu einer Ausdehnung der Meeresbereiche.
Deutschland war im Unterjura fast vollständig von einem flachen und warmen Epikontinentalmeer bedeckt, aus dem nur das Böhmische Massiv, die Vindelizische
Schwelle und das Rheinische Massiv herausragten.
Gegen Ende des Mitteljuras kam es zu Hebungen im Nordseeraum, der Dänischen
Inseln und im Süden der Ostsee. Gleichzeitig weitete sich das Jurameer im Osten
aus und schuf über das Baltische Becken eine Meeresverbindung bis zum Moskauer
Becken. Mit der Anhebung des Mitteldeutschen Landes wurden Spessart, Rhön und
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Thüringer Wald zum Festland, dagegen wurde das Vindelizische Land vom Böhmischen Massiv getrennt.
Das Vindelizische Land wurde im Oberjura gänzlich vom
Meer überflutet, wodurch eine Verbindung des flachen
Schelfmeers bis zum tiefen
Meeresarm der Tethys im
Alpenraum entstand. Diese
Meeresverbindung schloss
sich bereits zum Ausgang
des Oberjuras wieder, als
sich die Erhebungen Mitteldeutsche Schwelle und
Böhmische Insel miteinander verbanden und so eine natürliche Barriere zwischen dem
von Norden gespeisten Epikontinentalmeer und dem südlichen Tethysmeer entstand.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit des Unterjuras
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
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Die Periode der Kreide
(vor 130 bis 65 Millionen Jahren)
Im Verlauf der Kreide zerfiel der Superkontinent Pangäa weiter und einzelne Kontinentalschollen lösten sich in dieser Periode vollständig von Pangäa. Die Nordkontinente Laurasia und Nordamerika mit Grönland blieben noch während der gesamten
Kreide miteinander verbunden, mit der Süderde bzw. dem afrikanischen Kontinent
bestanden aber in der Unterkreide nur noch Verbindungen über schmale Landbrücken. Auch Indien/Madagaskar und die noch miteinander verbundenen Kontinente
Antarktika und Australien/Guinea hatten sich in der Unterkreide von Afrika gelöst und
drifteten davon. Südamerika war in dieser Zeit noch über eine Landbrücke mit Antarktika und Afrika verbunden, doch von Süden her schob sich der Südatlantik weiter
nordwärts und die südamerikanische Scholle begann ihre Drift nach Westen.
Zum Ende der Oberkreide
hatte sich Südamerika vollständig von Afrika gelöst,
sodass Süd- und Nordatlantik einen durchgehenden
atlantischen Ozean darstellten. Auseinander gebrochen
war auch die Platte Madagaskar/Indien und während Madagaskar relativ ortsfest
blieb, driftete Indien nach
Nord-Ost. Noch miteinander
verbunden waren Australien/
Neuguinea und Antarktika,
zwischen Antarktika und Südamerika bestand nur noch eine schmale Landbrücke.
Das Klima während der Kreidezeit war weltweit relativ
ausgeglichen und mild und
auch die Polgegenden waVermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit der
ren wie in den vorangeganKreide
genen Epochen weitgehend
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
eisfrei. Dabei war die Unterkreide wahrscheinlich etwas kühler und feuchter, während in der Oberkreide die Temperaturen wieder anstiegen. In Mitteleuropa herrschte subtropisches Klima, in den Trockengürteln
der Erde entstanden ausgedehnte Wüstengebiete, Salzpfannen und Steinlandschaften.
Mit der Auffaltung der Sedimentmassen, die in vorangegangenen Epochen in den
abgesunkenen Meereströgen abgelagert worden waren, begann in der Oberkreide
verstärkt eine neue Gebirgsbildungsphase. In Europa entstanden während dieser alpidischen Phase u. a. das Atlasgebirge, die Pyrenäen, der Apennin, die Walliser Alpen und die nördlichen Ostalpen.
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Zum Beginn der Unterkreide hatten sich in Deutschland Mitteldeutsches Festland und Böhmische Masse zu einem breiten Festlandssockel verbunden. Südlich davon befand sich die
bis nach Süddeutschland reichende Tethys, nördlich war
das Meeresbecken durch aufragende Inseln und Festlandschwellen stärker zergliedert.
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Deutschland zur Zeit der Oberkreide
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
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An der Wende von der Unterkreide zur Oberkreide
kam es weltweit zu einer
Ausdehnung des Meeres.
Diese Meeresausdehnung
wurde auch in Deutschland
spürbar, denn dort und in allen angrenzenden Gebieten
wurde fast der gesamte Landbereich überflutet. Ausgenommen davon war nur der
von der Rheinischen Masse
über das Mitteldeutsche Festland zur Böhmischen Masse
sich erstreckende Festlandssockel und einige kleinere Inseln.
Die Periode des Tertiärs
(vor 65 bis 2,3 Millionen Jahren)
Im Verlauf des Tertiärs näherte sich die Verteilung der Kontinente immer mehr dem
Bild in der Gegenwart an.
Südamerika und Antarktika
waren voneinander getrennt,
wobei sich die südamerikanische Platte weiter von
Afrika entfernt hatte; überflutet
war die Landbrücke Mittelamerika, die zum Ende des
Tertiärs aber wieder trocken
fiel. Der Nordatlantik hatte
sich in Ost-West-Richtung
erweitert und einen nach
Norden gerichteten Meeresarm zwischen Nordamerika und Grönland geschoben. Im Verlauf des Tertiärs
erweiterte sich der Atlantik
ständig und zum Ende des
Tertiärs trennte dieser Nordamerika/Grönland von der
europäisch/asiatischen Platte. Miteinander verbunden
Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des
waren zu Beginn des TertiEozäns
ärs auch noch Australien/
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Neuseeland und Antarktika.
Die Brüche zwischen diesen
Platten vertieften sich aber und zu Beginn des Eozäns vor ca. 58 Millionen Jahren
hatte sich Australien von Antarktika getrennt und driftete weiter nordwärts. Die bisher
eisfreie Antarktis wurde zum Ende des Tertiärs zu einer eisbedeckten Polregion und
weltweit kam es im Verlauf des Tertiärs zu einem absinken der Temperatur. Dieser
Temperaturabfall erfolgte aber nicht allmählich, sondern im Wechsel von wärmeren
und gemäßigten Phasen.
Die Europa/Asien und Afrika/Arabien trennende Tethys wurde von der nordöstlich
driftenden Afrikanisch-Arabischen-Platte zunehmend eingeengt und zum Ende des
Tertiärs war die Tethys im Osten durch Arabien abgeschlossen. Die Öffnung der Tethys
zum Atlantik im Westen wurde mehrfach geschlossen und erneut wieder überflutet.
Die im Tertiär forcierten Driftbewegungen der Kontinentalplatten verstärkten weltweit
die bereits zum Ende der Kreide einsetzende Alpidische Gebirgsfaltung. Durch die
Auffaltung der Sedimente entstanden die Gebirge in Afrika (Atlasketten), die Faltengebirge in Kleinasien, Iran, Afghanistan, der Kaukasus, der Himalaya und in Europa
z. B. die Appeninen, die Alpen, Karpaten und Pyrenäen.
Die Gebirgsfaltung war auch ein Faktor für den Vulkanismus in der Periode des Tertiärs. Ein etwa 700 km langer langer Streifen mit Vulkangebieten zog sich von der Hohen
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Eifel, Osteifel, Siebengebirge, Westerwald, Vogelsberg, Rhön, Oberpfalz, Egergebiet, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitz durch Mitteleuropa. Im Westerwald begann die erste Phase vulkanischer Tätigkeit vor etwa 28 Millionen Jahren, eine zweite Phase fand vor etwa zehn bis sechs Millionen Jahren statt.
Eine weitere tektonische Entwicklung im Tertiär war die Bildung neuer Grabensysteme, z B. dem Baikal-Grabensystem, einem im Roten Meer beginnenden ostafrikanischen Grabensystem und dem Rhone-Rheingraben. In diesem Zusammenhang entstand in Deutschland vor etwa 50 Millionen Jahren und begleitet von starkem Vulkanismus, entlang einer Nahtstelle der Erdkruste, die vom Mittelmeer bis Norwegen reichte, der Oberrheingraben. Dabei klafften die Flanken an dieser Erdnaht
bis zu vier Kilometer auseinander und ein keilförmiger
Klotz sank einige Kilometer
tief in die Erdkruste. Die
dabei entstandenen Höhenunterschiede wurden im Laufe der Jahrmillionen durch Erosion und Sedimentation
größtenteils wieder ausgeglichen. Der Oberrheingraben setzt sich über das Mainzer Becken und die Hessische Senke fort.
Die globale Durchschnittstemperatur vor etwa 60 Millionen Jahren wird mit mehr
als 20 Grad angenommen,
zum Ausgang der Periode
des Tertiärs betrug diese
jedoch nur noch etwa 14
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in
Grad. Die Abkühlung erfolgDeutschland zur Zeit des Eozäns
te nicht gleichförmig, son(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
dern verlief unter starken
Schwankungen. Deutliche Abkühlungstendenzen setzten etwa mit Beginn der
Epoche des Oligozäns vor 37 Millionen Jahren ein und verstärkten sich bis zum
Ende des Tertiärs.
In Mittel- und Nordeuropa bestand ein tropisches/subtropisches Klima und in Mitteleuropa fielen ausgiebige Niederschläge. Das feuchtwarme Klima ließ hier immergrüne tropische Regen- und Moorwälder wachsen, die sich mit fortschreitender Abkühlung zu subtropischen Mischwäldern wandelten. Besonders in der vor 23 Millionen Jahren beginnenden Epoche des Miozäns wechselten sich feuchte und trockene
Perioden miteinander ab und es kam auch zur Entwicklung weiter Steppengebiete.
Deutschland und damit auch unser Weilburger Raum befand sich in der Mitte des
Tertiärs vor ca. 30 Millionen Jahren etwa auf dem Breitengrad, auf dem heute Sardinien zu finden ist.
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Mit Ausnahme des westlichen Norddeutschlands war das Gebiet des heutigen Deutschlands zu Anfang des Tertiärs Festland. Zu Beginn der Periode des Eozäns vor etwa
58 Millionen Jahren war Norddeutschland vom Meer überflutet, und die Küstenlinie
befand sich etwa auf der Linie Osnabrück, Hannover, Magdeburg. Süddeutschland
war flaches, langsam absinkendes Festland, dessen Küstenlinie sich südlich von Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden an einem sich langsam vertiefenden Flachwasserbereich befand.
In der Epoche des Oligozäns vor 37 Millionen Jahren kam es zu einer Überflutungsphase, in deren Verlauf nicht nur die Küstenlinien im Norden und Süden dichter zueinander rückten, sondern es kam auch zu einer Verbindung zwischen dem nördlichen Meer und dem Meeresgebiet im Alpenraum. Diese Verbindung erfolgte über
eine 30 – 50 Kilometer breite Meeresstraße, die über das Mainzer Becken, die Hessische Senke und den Oberrheingraben führte. Am Kreuzungspunkt von Oberrheingraben und Saar-Nahe-Trog entstand im Mainzer Becken ein riesiger Flachmeeresraum.
Aus dem Weilburger Raum
entwässerten zu dieser Zeit
vermutlich zwei „Urströme“
in diesen Meeresraum. Ein
Abfluss erfolgte wahrscheinlich vom Süd- und Ostrand
des Westerwalds über das
Limburger Becken und die
Idsteiner Senke in das Mainzer Becken, während der
zweite östlich nach dort abfloss. Die Wasserscheide der
beiden Flussgebiete verlief
wahrscheinlich zwischen Guntersau und Odersbach.
Mit dem Meeresrückzug zum
Ausgang des Oligozäns wurden bis dahin überschwemmte
Gebiete wieder zu Festland
Vermutliche Verteilung von Land und Meer in und in der Epoche des MioDeutschland zur Zeit des Mitteloligozäns
zäns vor 23 bis 5 Millionen
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
Jahren verlief die Küstenlinie im Norden südlich
von Hamburg und etwa im Bereich der heutigen Nordseeküste. Nur noch selten kam
es in dieser Epoche zu Meeresvorstößen die bis zum Mainzer Be-cken reichten,
sodass dieses weitgehend abgeschnittene Meeresbecken zu einer Seenplatte und
Sumpflandschaft zerfiel.
In der Epoche des Pliozäns vor etwa 5 bis 2,3 Millionen Jahren ähnelte der Küstenverlauf in Nordeuropa dem heutigen, wobei aber weite Teile der Niederlande und Belgiens noch vom Meer überflutet waren, andererseits war der Ostseeraum Festland
und es bestand eine Landverbindung zu den Britischen Inseln.
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Die Periode des Quartärs
(vor 2,3 Millionen Jahren bis zur Gegenwart)
Vor etwa einer Million Jahren hatten die Kontinente weitgehend ihre uns heute bekannte Lage erreicht. Bedeutend für das heutige Bild der Erde war die fortschreitenden Norddrift Afrikas in dieser Zeit und das aufeinander treffen von Arabien und Indien mit dem asiatischen Kontinent, welches zur Auffaltung der eurasischen Hochgebirgsketten führte. Während der Eiszeiten traten zu
Erosion und Sedimentation
als Gestaltungskräften der
Erdoberfläche, jetzt auch
die modellierende Kraft der
Gletscher. Auch die Last der
anwachsenden und wieder
abschmelzenden Eispanzer
führte zu Senkungen bzw.
Anhebungen des Landes.
Großräumige geografische
Veränderungen durch die fortbestehende Kontinentaldrift
fanden nicht mehr statt. Dagegen bestimmten die Vereisungen und Abschmelzprozesse und die dadurch
ausgelösten Schwankungen
des Meeresspiegels das Gesicht der Erde. Zu diesen
Maximale Ausdehnung der Gletscher in Deutschland
Schwankungen trat auch
(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst)
ein generelles Absinken des
Meeresspiegels während des
Pleistozäns um ca. 150 Meter.
Durch die Meeresspiegelschwankungen bestand zeitweise eine Landverbindung zwischen Europa und Sibirien über die Beringstraße. Ebenso bestanden Landverbindungen zwischen Japan und Asien, von Australien nach Neu-Guinea und Tasmanien
und zwischen Nord- und Südamerika fiel die Landbrücke trocken. In Deutschland
unterlag vor allem das Ostseegebiet starken Veränderungen hinsichtlich seiner Ausdehnung und zeitweiligen Abtrennung von der Nordsee.
Die bereits im Tertiär begonnene Abkühlung setzte sich im Quartär in der Epoche
des Pleistozäns vor 2,3 Millionen bis 10.300 Jahren fort. Es wurde weltweit nicht
gleichzeitig kälter, sondern die Temperaturen sanken regional unterschiedlich. In
Europa, Amerika und Asien kam es zu mehreren Eiszeiten, in denen großräumige
Vereisungen auftraten. Die Vereisungsgebiete bedeckten eine Fläche von bis zu
44,4 Millionen Quadratkilometer, heute sind es etwa 15 Millionen Quadratkilometer.
Die Eiszeiten wurden mehrfach durch Warmperioden unterbrochen, in denen die
Temperaturen teilweise deutlich über den heutigen Werten lagen.
Mit dem weiteren absinken von Kölner Bucht und Oberrheingraben, bei gleichzeitiger
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Anhebung des Rheinischen Schiefergebirges und des Taunus, kam es zur Talbildung
des Urrheins und die aus dem südlichen und östlichen Westerwald über die Idsteiner
Senke in das Mainzer Becken geführten Wasser wandten sich langsam nach Westen
und flossen bei Diez über die Urunterlahn in das Stromgebiet des Urrheins. Mit dem
Wegfall der Wasserscheide verband sich der aus dem Weilburger Raum bisher
ostwärts fließende Urstrom mit der Urlahn und entwässerte damit ebenfalls in den
Urrhein. Von diesem Zeitpunkt ab kann man von einem Beginn der Lahntalbildung
sprechen, wenn sich auch der Verlauf jenes Urstroms nicht mit dem heutigen Verlauf
des Lahntals deckt.
Mit dem Übergang vom Pleistozän zur derzeitigen Epoche des Holozän hat Weilburg
seine gegenwärtige geografische Lage von -8 Grad 16 Minuten östl. Länge und -50
Grad 29 min nördl. Breite erreicht. Diese Positionsbestimmung wird aber nur für die
Stadt und die Menschen eine beständige Größe sein. Die Kontinentalplatten werden
weiter über die Erdkugel driften und deren Bild vollständig verändern. Menschen werden dieses Veränderungen wohl nicht mehr zu sehen bekommen und irgendwann
wird auch die Erde nicht mehr sein — aber vielleicht beginnt dann mit einer erneuten
explosionsartigen Ausdehnung und einem „Urknall“ wieder etwas Neues.
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Quellenangaben
Die Entwicklungsgeschichte der Erde, Nachschlagewerk Geologie,
Verlag Werner Dausien, Hanau, 5. überarb. Auflage
Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1981
Arzt, Volker: Als Deutschland am Äquator lag
Rowohlt, Berlin Verlag GmbH, Berlin, 2001
Graubner, Rudolf: Lexikon der Geologie, Minerale und Gesteine
Emil Vollmer Verlag GmbH, München, 1980
Paturi, Felix R.: Die Chronik der Erde
Chronik Verlag, Harenberg, GmbH & Co KG, Dortmund, 1991
Probst, Ernst: Deutschland in der Urzeit
C. Bertelsmann Verlag GmbH, München, 1986
Velten, C. / Wienand, P.: Kräfte der Erde: Kleine Geologie des Weilburger Landes
Heimat- und Bergbaumuseum der Stadt Weilburg, Weilburg, 1989
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