Von der südlichen Erdhalbkugel in die nördlichen Breiten ---„Rudis Homepage zur Stadt Weilburg an der Lahn“ http://www.weilburg-lahn.info © Rudolf Müller 2004 ---Seite 2 von 29 Inhalt Zeittafel der Erdgeschichte Seite 4 Aus der Entstehungsphase der Erde ’’ 5 Entstehung und Verlagerung der Kontinente ’’ 6 Die Periode des Kambriums ’’ 7 Die Periode des Ordoviziums ’’ 9 Die Periode des Silurs ’’ 10 Die Periode des Devons ’’ 11 Die Periode des Karbons ’’ 14 Die Periode des Perms ’’ 16 Die Periode der Trias ’’ 18 Die Periode des Juras ’’ 29 Die Periode der Kreide ’’ 22 Die Periode des Tertiärs ’’ 24 Die Periode des Quartärs ’’ 27 Quellenangaben ’’ 29 Seite 3 von 29 Zeittafel der Erdgeschichte (nach E. Probst, „Deutschland in der Urzeit“) Erdzeitalter System (Periode) Quartär Erdneuzeit (Känozoikum) Tertiär Kreide Erdmittelalter (Mesozoikum) Jura Trias Perm Karbon Devon Erdaltertum Paläozoikum) Silur Ordovizium Kambrium Präkambrium Serie(Epoche) Holozän Pleistozän Jungtertiär Pliozän (Neogen) Miozän Oligozän Alttertiär Eozän (Paläogen) Paläozän Obere Untere Ober (Mahn) Mittel (Dogger) Unter (Lias) Ober (Keuper) Mittel (Muschelkalk) Unter (Buntsandstein) Ober (Zechstein und Unter Rotliegendes) Ober (Silesium) Unter (Dinantium) Ober Mittel Unter Ober Mittel Unter Ober Mittel Unter Ober Mittel Unter Erdfrühzeit (Proterozoikum) Erdurzeit (Archaikum) Beginn vor Millionen Jahren 0,01 2,5 5 23 37 58 65 95 130 150 181 205 229 239 245 258 290 320 360 375 385 400 420 430 465 495 530 2.500 4.600 Seite 4 von 29 Aus der Entstehungsphase der Erde Nach heutigem Forschungsstand geht man davon aus, dass mit der explosionsartigen Ausdehnung im „Urknall“ vor etwa 15 Milliarden Jahren das Weltall und erste Sterne entstanden. Weit jünger ist unser Sonnensystem und der Planet Erde. Für die Erde nimmt man an, dass diese vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus einem Gasnebel entstand, dessen Teilchen sich zusammenzogen und so den Protoplaneten bildeten. Dieser Körper begann sich zu drehen, verdichtete sich immer stärker und zog weitere neue Materie an. Der Aufprall dieser Materie und die zunehmende Verdichtung erhitzten den Planeten immer stärker, Eisen und Nickel wanderten in den flüssigen Erdkern und auch die den Erdkern umgebende Erdkruste verflüssigte sich. Wahrscheinlich betrug die Oberflächentemperatur nach der Bildung des Erdkerns vor ca. 4,4 bis 4,3 Milliarden Jahren mindestens 1200 Grad. Die Hitze wurde langsam in den Weltraum abgestrahlt und die Gase konnten entweichen. Die Temperatur sank so weit ab, dass (vielleicht vor ca. 4,2 Milliarden Jahren) erste Kristalle und Minerale entstehen konnten, die vermutlich wie harter Schaum auf der Oberfläche des glutflüssigen Magmas trieben. Weitere Kristallbildungen vergrößerten und verdickten diese Schicht, wodurch die Wärmeabstrahlung geringer wurde. Wegen der fortschreitenden Abkühlung an der Oberseite kristallisierten weitere Mineralien aus und es bildeten sich bald Gesteine, wie z. B. Basalte und Granite. Die ältesten bisher gefundenen Gesteine sind ca. 3,8 Milliarden Jahre alt. Im frühen Archaikum (vor 3,8 bis 3 Milliarden Jahren) war auch die Oberflächentemperatur der Erde auf unter 100 Grad abgesunken. Dies hatte zur Folge, dass der in der Uratmosphäre vorhandene Wasserdampf kondensierte und in ununterbrochenen Sintfluten zur Erde stürzte und die Urozeane füllte. War die Veränderung der Erdkruste bisher vor allem durch deren Eigenbewegungen und durch verwitterungsmechanische Vorgänge bestimmt, so trug nun auch das Wasser durch Abtragungen und Anlagerungen und durch Sedimentabscheidungen in den Meeren zu diesen Veränderungen bei. So wurden auch die riesigen flachen Meeresbecken, die sich seit der Erdfrühzeit (Proterozoikum, vor 2,5 Milliarden Jahren) bis etwa zur Epoche des Unterkambriums (vor 530 Millionen Jahren) weltweit ausbildeten, teilweise mit mächtigen Flachwassersedimenten und dem vom Festland her eingetragenen Ablagerungsschutt aufgefüllt. Seite 5 von 29 Entstehung und Verlagerung der Kontinente Mit der Entstehung weiteren Krustenmaterials verfestigte sich die Erdkruste, unterlag aber weiterhin starkem Wandel. Partien tauchten in den glutflüssigen Erdmantel hinab, andere Regionen wurden beim Zusammenstoß der riesigen Platten bzw. Schilde zu hohen Gebirgszügen aufgestaucht. Die bei den Faltungsprozessen entstandenen Gebirgsregionen stellten mit ihrer relativen Stabilität die Kerne späterer Kontinente dar, an die sich weitere Partien anlagerten. Es bildeten sich so vor ca. 4 Milliarden Jahren die ersten kontinentalen Platten und diese verändern seither ihre Position ständig. Wenn auch über die ursprüngliche Verteilung und Größe dieser Urkontinente im Präkambrium heute nur vage Hinweise vorliegen, die unterschiedliche Interpretationen zulassen, so sind doch anhand ihrer Reste noch heute fünf dieser Schilde zu lokalisieren: Der Kanadische Schild (Laurentia) mit Nordamerika-Grönland, Spitzbergen, Schottland, Irland, Westnorwegen; der Baltisch-Russische Schild (Fennosarmatia) erstreckte sich über fast ganz Skandinavien und reichte in Europa bis zum Ural, dazu Neufundland und Teile von Nordamerika; der Sibirische Schild (Angaria); der Chinesische Schild (Sinia) mit den Grundgebirgsmassiven in China und Vietnam sowie den südostasiatischen Inseln; der riesige Schild Gondwana auf der Südhalbkugel mit großen Teilen der späteren Kontinente und Subkontinente Südamerika, Mittelamerika, Afrika, Arabien, Madagaskar, Indien, Australien, Antarktis und Teilen Europas (u. a. Südspanien, Italien, Balkan). Und es sind heute aus den alten Kontinentalkernen z. B. Gebirgsbildungsphasen (Orogenesen) bekannt, die im frühen und späten Archaikum (3,8 bis 2,5 Milliarden Jahre) erfolgten. Die vermutete Verteilung der Kontinente auf der Erde war keine beständige, wie uns auch ein Blick auf aktuelle Kartendarstellungen unseres Planeten zeigt. In den vergangenen Jahrmillionen der Erdgeschichte bewegten sich die Kontinente bzw. die sie tragenden Platten über die Erdkugel, drifteten aufeinander zu, verbanden sich zu neuen Kontinenten und lösten sich wieder, fortwährend das Bild der Erdoberfläche verändernd. Und diese Veränderungen erfolgen weiterhin in der Gegenwart und werden das Bild der Erde auch in der Zukunft immer neu gestalten. Seite 6 von 29 Die Periode des Kambriums (vor 530 bis 495 Millionen Jahren) Eine genauere Vorstellung über die Verteilung der Urkontinente auf unserem Planeten haben wir erst ab der Epoche, die von den Geologen mit Unterkambrium (Beginn vor 530 Millionen Jahren) bezeichnet wird. In dieser erdgeschichtlichen Periode befanden sich die Landgebiete des heutigen europäischen Kontinents südlich des Äquators und waren Teile der Urkontinente Baltica und Gondwana. Norddeutschland befand sich auf dem Kontinent Baltica, der größere Rest Deutschlands – und damit auch das Gebiet, in dem heute Weilburg zu finden ist und das von der Lahn durchflossen wird – war ein Teil des riesigen Südkontinents Gondwana. Kartendarstellungen über die Verteilung von Land und Meer in Deutschland während des Kambriums sind nur schwer möglich, da kaum Fossilien führende Schichten bekannt sind. Auch die Alterseinstufung von Gesteinen und deren Zuordnung in das Kambrium ist daher problematisch. Man vermutet Gestein aus dieser Zeit in den heute im kristallinen Spessart vorkommenden Gneisen, zu denen Quarzite, Grauwacken und Tonschiefer aus dem Kambrium bei Gebirgsbildungen umgeformt wurden. Wahrscheinlich bedeckte Meer zu Beginn des Kambriums das mittlere und nördliche Deutschland, dazu das Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des gesamte Gebiet von Irland, Kambriums England, Nordsee, Däne(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst mark, Ostsee und fast ganz Polen. Die Küstenlinie dieses Meeres befand sich im Süden, vermutlich bis zu 300 Kilometer nördlich des heutigen Donauverlaufs. Im Mittelkambrium wurde Polen zu Festland und das Meer erstreckte sich beidseits der Linie Bremen – Budapest und konnte im Süden bis in das Donaugebiet vordringen. In Norddeutschland finden sich heute Meeresablagerungen aus dem Kambrium in einer Tiefe von 6000 bis 7000 Meter. In den Festlandgebieten wechselten wahrscheinlich Schutt- und Geröllfelder mit blankgefegten Ebenen ab. Eine Bodendecke konnte von den wenigen algenähnlichen Pflanzen nicht Seite 7 von 29 hervorgebracht werden, weshalb das vorhandene Festland Abtragungsgebiet darstellte. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit des Mittelkambriums (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Zum Ende des Kambriums, vor etwa 500 Millionen Jahren, setzte die kaledonische Gebirgsbildungsphase ein, die sich bis zum Beginn des Devons hinzog. Bei ihrem Abschluss werden einige der alt-kaledonischen Gebirgszüge bereits wieder abgetragen sein. Fast weltweit wurden in der kaledonischen Ära Gebirge aufgefaltet. Die kaledonischen Gebirgszüge reichen von Norwegen über Nordengland, Schottland, Irland, Spitzbergen und Grönland bis nach Neufundland und den nördlichen Appalachen. Erkennbar sind sie aber auch noch in den Ardennen, im Rheinischen Schiefergebirge, im Harz und in den Sudeten. In Asien fand diese Gebirgsbildungsära ihren Niederschlag am Rand des Sibirischen Schildes. Zu Beginn des Kambriums war kühles Klima wahrscheinlich vorherrschend. Aus dem Kambrium stammende Eindampfungssedimente wie Gips und Steinsalz lassen jedoch auf eine zunehmende Erwärmung im Mittel- und Unterkambrium schließen. Seite 8 von 29 Die Periode des Ordoviziums (vor 495 bis 420 Millionen Jahren) Das Ordovizium war bestimmt durch die Vorherrschaft des Meeres, das weite Gebiete überflutete. Immer wieder aber kam es auch, bezogen auf Teile des Festlandes, zu einem zurückweichen des Meeres und absinken des Meeresspiegels. Grund dafür waren die in dieser Periode ausgeprägten Hebungen und Senkungen von Teilen der Erdkruste, die einerseits zu Schwellenbildungen führten, andererseits die Entstehung von Meeresbecken zuließen. Die zum Ausgang des Kambriums noch trockenen Gebiete in Deutschland wurden überflutet und zeitweise ragte nur die über Schwarzwald-Vogesen bis nach Franken reichende Alemannische Insel aus dem Meer. Dabei fand die größte Meeresausbreitung bis in die Zeit des frühen Oberordoviziums statt, danach zog sich das Meer wieder zurück und die flachen Epikontinentalmeere verlandeten. Unmittelbar darauf erfolgte aber ein erneuter Vorstoß des Meeres auf das Festland. Gegenüber der Periode des Kambriums traten vulkanische Aktivitäten häufiger auf, vielleicht auf Grund der Bewegungen von Mikroplatten oder auch im Zusammenhang mit den sich einander nähernden Kontinenten Baltica und Nordamerika. Aus dem Ordovizium stammende Aschenlagen damaliger Vulkanausbrüche wurden im Ostseegebiet festgestellt, und früher im Frankenwald abgebautes Kupfererz entstand ebenfalls durch untermeerischen Vulkanismus im Ordovizium. Gesteine aus dem Ordovizium fand man im EbbeGebirge des Sauerlands, im Frankenwald, Vogtland, in Thüringen und Sachsen. Im Lahngebiet wurde im Raum Gießen Quarzit gefunden, ein durch Gebirgsbildung veränderter Sandstein. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit des Unterordoviziums (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Wegen seiner damaligen geografischen Lage auf der Südhalbkugel der Erde herrschte in Mitteleuropa warm-feuchtes Klima, sodass sich kalkschalige Tiere ausbreiten und Kalkablagerungen entstehen konnten. Es gab weltweit aber auch trockenheiße Regionen und wegen der Lage des Südpols in Zentralafrika bestand dort eine weiträumige Vereisung, die ihren Höhepunkt im Oberordovizium und Untersilur hatte. Seite 9 von 29 Die Periode des Silurs (vor 420 bis 400 Millionen Jahren) Im Silur vollendete sich der Zusammenstoß der Urkontinente Laurentia (nordamerikanische Platte) und Baltica (sibirisch-baltische Platte), woraus der neue Kontinent Laurasia (auch Old Red-Kontinent) entstand. Mit dieser Kollision kam es auch zum Ausklang und Höhepunkt der kaledonischen Gebirgsbildung. Die Auffaltung der in Meeresgräben abgelagerten Sedimente schweißte die beiden Urkontinente zusammen und bildete die über Norwegen, Nordengland, Schottland, Irland, Spitzbergen und Grönland bis nach Neufundland und den nördlichen Appalachen reichenden Kaledoniden. In Mitteleuropa wirkte sich diese Phase vor allem in der Gebirgsbildung der Ardennen aus. Weitere Reste treten in den Sudeten, der Lausitz, im Harz und im Rheinischen Schiefergebirge in Erscheinung. Überwiegend herrschte ein warm-feuchtes Klima, auf dem Festland Nordamerikas und Sibiriens aber auch Wüstenklima, in dessen Folge durch Meerwasserverdunstung große Salzlager entstanden. Im Gegensatz dazu bestanden Vereisungen, vielleicht sogar panafrikanischen Ausmaßes, auf dem afrikanischen Kontinent und in Südamerika herrschte kühles Klima. Zum Anfang der Periode erfolgte eine weitere Meeresausdehnung, gegen Ende des Silurs gewann jedoch das Festland wieder an Ausdehnung. Deutschland war fast vollständig von Wasser bedeckt. Als Festland ragten nördlich von Hamburg und Rostock lediglich die Hochgebiete der Ringköbing-Fünen-Schwelle aus dem Wasser und im Südwesten die „Alemannische Insel“. Gegen Ende des Silurs trat die Mitteldeutsche Schwelle in Erscheinung, die eine Aneinanderreihung mehrerer Einzelschwellen darstellte. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit des Silurs (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) In Deutschland wurden Meeresablagerungen aus dem Silur im Raum Gießen und Marburg, in Thüringen und der Lausitz, im Sauerland und Frankenwald sowie am Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges gefunden. Seite 10 von 29 Die Periode des Devons (vor 400 bis 360 Millionen Jahren) Im Devon waren noch Arabien, Afrika, Indien, Madagaskar, Südamerika, Antarktis und Australien in dem riesigen Kontinent Gondwana auf der Südhälfte der Erdkugel vereint. Der größte Teil dieser Landmasse befand sich in dortigen Kaltwasserregionen, da Südafrika in dieser Zeit über den Südpol wanderte. Im Gegensatz dazu war die Nordhalbkugel durch zunehmende Erwärmung gekennzeichnet und der aus Nordamerika, Grönland, Mittel- und Nordeuropa entstandene Urkontinent Laurasia (Old Red-Kontinent) befand sich auf der Höhe des Äquators. Das Devon war eine Periode zwischen zwei für die Erdgeschichte bedeutsamen Faltungsären: der zum Ausgang des Silurs beendeten Kaledonischen Gebirgsbildung und der Variskischen Gebirgsbildung, die zum Ende des Devons begann und sich in der Folgeperiode des Karbons fortsetzte. In der Devonzeit stellten die Kaledonischen Gebirge riesige Abtragungsräume dar, deren Verwitterungsprodukte in die sich ausbildenden großen Meereströge verfrachtet wurden und damit auch die spätere Variskische Gebirgsbildungsphase vorbereiteten. Der Abtragungsschutt, vor allem auch Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des der des nördlich gelegenen Oberdevons Old Red-Festlands, führte zu (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst lokal außergewöhnlich mächtigen und oft rotfarbigen Sedimentablagerungen, z. B. zu den mehrere tausend Meter mächtigen Sedimentschichten der Rheinischen Masse und den bedeutenden Sedimenten in der Lausitz und im polnischen Mittelgebirge. Global betrachtet kam es im Devon zu einer Meeresausbreitung mit wiederholten weiträumigen Überschwemmungen der Festlandsbereiche. Das mitteleuropäische Meeresgebiet stellte im Devon einen besonders mobilen Teil der Erdkruste dar und veränderte in diesem Zeitabschnitt mehrfach seine Gestalt. Gebiete Nordeuropas, die in vorausgegangenen Perioden vom Meer bedeckt waren, hatten sich gehoben und so war der Großteil Skandinaviens, Englands und Russlands trocken gefallen. Nördlich der Linie Köln, Hannover, Breslau erstreckte sich das Old Red-Festland, südlich verlief ein Absenkungsraum, der sich von West nach Ost in einem nach Süden offenen Bogen über mehrere hundert Kilometer Breite erstreckte. Aus diesem SenSeite 11 von 29 kungsgebiet ragte südlich von Mainz und Saarbrücken die Mitteldeutsche Schwelle als ein etwa 500 km breites Festland heraus, zu dem Odenwald, Pfälzer Wald, Schwarzwald, Vogesen und Teile der Alpen gehörten. In den Gebieten des Taunus und Hunsrücks bestanden zeitweise Inselketten. Zeugnisse von untermeerischem Vulkanismus fand man im Sauerland, Lahn-Dill-Gebiet und Oberfranken. Aus den Abtragungsgebieten des Festlands wurden die Verwitterungsprodukte von den Flüssen zum Meer transportiert, wo der Sand durch Strömungen in den flachen Uferregionen ausgebreitet wurde. Im Süden des rheinischen Devonmeeres entstand aus diesem Sand Taunusquarzit. Der feinkörnige Schlick setzte sich in den küstenferneren Trogregionen ab, die so verfüllt wurden und wodurch sich im Verlauf von 20 Millionen Jahren Sedimentgestein von bis zu 10.000 Meter Mächtigkeit bilden konnte. Man nimmt heute an, dass ein Urstrom von Norden her auf dem Old Red-Kontinent in Richtung der niederländischen Küste floss. In dessen riesigem und stetig verändertem Strom- und Deltasystem wurden die herantransportierten Verwitterungsmaterialien abgelagert und bildeten so im Laufe der Jahrmillionen die mächtigen Sedimentschichten des Moseltrogs bei Koblenz. Diese Vorgänge spielten sich auch im Weilburger Raum ab, wo sich die eingebrachten Sande, Schlamme und Gerölle im Unterdevon als wechsellagernde Schichten absetzten. Der abgelagerte Sand wurde unter Druck zu plattigem Quarzit oder Sandstein, der Schlamm zu Grauwackenschiefer und rauen Tonschiefern und das Geröll-/ Sandgemisch wurde zu plattiger Grauwacke umgeformt. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit des Unterdevons (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Über diesen Schichten lagerten sich weitere Schlammschichten ab, die heute als tonige Quarzite anstehen oder als sandiger glimmerreicher Tonschiefer. Fortschreitende Bewegungen des Meeresbodens führten zu Faltungen und zur Ausbildung der von Verwerfungsspalten begrenzten Lahnmulde. An den von Südwest nach Nordost streichenden Bruchspalten trat im Zusammenhang mit dem untermeerischen Vulkanismus des Mittel- und Oberdevons Magma aus dem Erdinnern. Das Magma drang in abgelagerten Schlammen ein, verfloss auf dem Meeresgrund und bildete Ergussdecken oder erstarrte teilweise bereits in den Gängen. Zwar senkte sich der Bereich der Lahnmulde weiterhin ab, konnte dadurch aber auch große Massen Vulkangestein und Asche aufnehmen. In Teilbereichen wurde der MeeresboSeite 12 von 29 boden durch Vulkanismus auch angehoben und es entstanden untermeerische Schwellen. Diese Schwellen bildeten in Verbindung mit dem, aus vulkanischen Ablagerungen entstandenen, kalkreichen Wasser und der erhöhten Wassertemperatur einen idealen Lebensraum für Korallen. Es kam so zu ausgedehnten Riffbildungen, aus denen die heutigen Massenkalklager entstanden. Weiteres Absinken des Meeresbodens im Oberdevon und bei Eruptionen austretende Lavaströme, ließen weite Decken aus Diabas-Mandelstein entstehen. Letzte Ablagerungen von Meeresschlamm im Oberdevon wandelten sich im Laufe der Zeit zu dunklen Tonschiefern, feinere Schlammschichten zu Dachschiefern. Seite 13 von 29 Die Periode des Karbons (vor 360 bis 290 Millionen Jahren) Im Unterkarbon existierten noch die drei Urkontinente Asien, Laurasia und der riesige Südkontinent Gondwana getrennt voneinander. Aber so, wie bereits im Devon Baltica und Nordamerika aufeinander zu drifteten und durch den Zusammenprall Laurasia entstand, so bewegte sich Gondwana immer näher auf Laurasia zu und schob im Verlauf der nächsten Jahrmillionen den Ozean dazwischen zu. Nur der schmale Meeresgürtel der Tethys, aus der später das Mittelmeer hervorgehen sollte, trennte noch die Kontinente der „Süderde“ von den nördlichen Erdteilen Europas, Nordamerikas und Asiens. Im Oberkarbon stieß auch Asien noch an diesen Kontinent und zur Wende vom Karbon zum Perm bildeten alle Urkontinente eine zusammenhängVermutliche Verteilung von Land und Meer in ende Landmasse, die heute Deutschland zur Zeit des Unterkarbons Pangäa genannt wird. Die (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Schweißnaht für den Zusammenschluss der Kontinente war die bereits im Devon einsetzende Variskische Faltung, die im Karbon ihren Höhepunkt erreichte und die das quer über den gesamten Kontinent verlaufende Variskische Gebirge auffaltete. Überwiegend herrschte im europäischen Raum auf der Nordhalbkugel warmes und sehr niederschlagreiches Klima, ohne ausgeprägte jahreszeitliche Unterschiede. Zum Ende der Epoche des Oberkarbons wurde es trockener, eine Entwicklung die sich bis in die Periode des Perms fortsetzte. Auf der Südhalbkugel kam es dagegen zu weiträumigen Vereisungen und Gletscherbildungen. Das Zentrum des riesigen Eisschildes war wahrscheinlich im Raum Transvaal, Simbabwe und Sambia, aber auch Mittelindien und die Arabische Halbinsel, Süd- und Südwestafrika, Madagaskar, die Antarktis und Australien waren vereist. Während man für die Epoche des Unterkarbons von einer weiteren Ausdehnung der Meeresflächen ausgeht, wird für das Oberkarbon eine Ausdehnung der Festlandsflächen angenommen, da die bei der Variskischen Faltung entstandenen Gebirgszüge die in Mitteleuropa ausgebreiteten Meeresgebiete zurückdrängten. Trotzdem waren in Europa noch weite Gebiete von Flachmeeren bedeckt. Dies war besonders im osteuropäischen Bereich der Tafel der Fall und in Südeuropa, das zum Absenkungsraum der Thetys gehörte. Der südeuropäische Raum war durch die Alemannisch-BöhmiSeite 14 von 29 sche Insel vom mitteleuropäischen Bereich abgetrennt. Die Thetys selbst schob sich als schmaler Meeresarm zwischen Gondwana und die nördlichen Erdteile. Um die Wende vom Unter- zum Oberkarbon war in Deutschland im Zusammenhang mit der Variskischen Faltung das Meer immer weiter zurückgedrängt worden und im Oberkarbon bestand nur noch ein Sumpfgebiet, das über Südschottland, Wales, Nordfrankreich und Norddeutschland bis nach Oberschlesien verlief. Bei den gebirgsbildenden Vorgängen wurden die Ablagerungen aus Devon und Unterkarbon angehoben und führten so zur Entstehung des Variskischen Gebirges. Dieses wurde bereits während des Erdmittelalters wieder abgetragen und eingeebnet, im späteren Verlauf der Erdgeschichte aber wieder angehoben und heute stellen Teile dieses alten Gebirges den Sockel von Mittelgebirgen dar. Zu diesen Mittelgebirgen gehören das Rheinische Schiefergebirge, Teile des Odenwalds, der Schwarzwald, die Vogesen, der Harz, das Erzgebirge und die Sudeten. Auch im Bereich der Lahnmulde kam es zu einer Anhebung des Untergrundes und gleichzeitig zu einer Auffüllung, durch die von den Berghängen herabgleitenden Sand- und Schlammmassen. Die Faltungen der Gesteinsschichten und das zerbrechen von Gesteinszügen in der Lahnmulde haben ihre Ursache in dem durch die Variskische Gebirgsbildung ausgeübten Druck, der von Süd-Ost nach Nord-West gerichtet war. Seite 15 von 29 Die Periode des Perms (vor 290 bis 245 Millionen Jahren) Der sich zwischen Europa und Asien befindliche breite Meeresarm schloss sich im Perm weiter, sodass Asien noch dichter an Pangäa heranrückte. Der alle Urkontinente der Erdkugel umfassende Großkontinent Pangäa wurde umflossen von dem Panthalassa genannten Ozean. Die Variskische Gebirgsbildung war größtenteils beendet, wenn es auch regional noch zu weiteren Auffaltungen kam. Die nicht mehr gegeneinander drängenden Kontinentalschollen bewegten sich nun überwiegend an ihren Rändern aneinander entlang, was zu Bruch- und Grabenbildungen führte. Vielerorts konnte dadurch Magma aus dem glutflüssigen Erdmantel nach oben steigen, wo es in den Schuttsedimenten erstarrte oder als Lava auf das Festland floss. Das warme und feuchte Klima, wie es in der Periode des Karbons vorherrschte, wandelte sich im Unterperm (Rotliegende) zu einer trockenen Hitze. Die Ära des trocken-heißen Klimas wurde zu Beginn des Unterperms von feuchten Perioden unterbrochen, noch vor dem Übergang zum Oberperm (Zechstein) setzten sich aber Trockenheit und Erwärmung durch. Dies geschah weltweit und wenn auch in der Südhälfte des Großkontinents vorerst noch weiträumige Vereisungen bestanden, wurde es auch dort allgemein trockener und wärmer. Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des Perms (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Insgesamt bestand eine Vorherrschaft des Festlands gegenüber dem Meer, das sich weitgehend von den Kontinenten zurückzog. Trotzdem aber kam es auch zur Bildung von flachen Beckenlandschaften und auf Grund von Geländeabsenkungen entstanden weite flache Randmeere. Andererseits aber hoben sich auch frühere Absenkungsgebiete und wurden zu flachen Lagunen oder verlandeten. Im Oberperm setzte sich weltweit die Bildung großer Beckenlandschaften fort. Weiträumig sanken große Gebiete teilweise unter Meeresniveau und wurden überflutet. Die riesigen flachen Binnenseen stellten Sedimentationsbecken für den Abtragungsschutt der Berge dar. Manche der Binnenseen trockneten wiederholt aus und wurden erneut überflutet, wobei regional auch riesige Salzlagerstätten entstanden, da auf Grund Seite 16 von 29 des heißen und trockenen Klimas die Sedimentationsbecken gleichzeitig auch Eindampfungsbecken waren. Zur Zeit des Rotliegenden war Deutschland überwiegend Festland. Zum Ende dieser Epoche wurde die von der Unterelbe bis nach Schlesien reichende ausgedehnte Senke vom Meer überflutet und auch südlich der heutigen Mittelgebirge Harz, Sauerland, Taunus, Hunsrück und Eifel befand sich eine Seenplatte. Im Zechstein kam es zu weiteren Bodenabsenkungen und es entstand das Germanische Becken, das aus dem Norden vom Meer überflutet wurde. Nach Süden wurde das Germanische Becken durch die Vindelizische Schwelle Vermutliche Verteilung der kontinentalen Ablagevon der Tethys als Teilberungströge in Deutschland zur Zeit des reich des südlichen WeltOberrotliegenden meers getrennt. Der Zugang (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) zum nördlichen Weltmeer war zeitweise durch Bodenanhebungen und –absenkungen verschlossen bzw. wieder geöffnet. Während des Perms wie auch in den Folgeperioden des Erdmittelalters (Mesozoikum) blieb das Rheinische Schiefergebirge und die Lahnmulde mit dem Weilburger Raum relativ unberührt von kontinentalen Veränderungen. Seite 17 von 29 Die Periode der Trias (vor 245 bis 205 Millionen Jahren) Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit der Trias (Quelle: „Als Deutschland am Äquator lag“ von V. Arzt Vermutliche Abtragungs-und Ablagerungsgebiete in Deutschland zur Zeit des Buntsandsteins (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Seite 18 von 29 In der Untertrias (Buntsandstein) rückten die im Großkontinent Pangäa vereinigten Urkontinente noch dichter zusammen und Pangäa bestand in seiner kompaktesten Form. Gleichzeitig traten aber erste Abspaltungstendenzen auf, die sich in der Mitteltrias (Muschelkalk) und der Obertrias (Keuper) noch verstärkten. In Ost-West-Richtung schob sich der Meeresarm der Tethys weiter zwischen den Südund Nordkontinent und zwischen den Kontinentalschollen entstanden Risse und tiefe Bruchzonen, die eine beginnende Auflösung Pangäas ankündigten. Klimatisch war die Trias eine Periode mit warmem und überwiegend trockenem Klima, auch in polnahen Gebieten waren keine Vereisungen mehr vorhanden. Die aus dem Perm bekannten Sedimentationsbecken bestanden weiter, grundsätzlich aber kennzeichnete eine Vorherrschaft des Landes die Trias. Es bildeten sich aber auch bedeutsame Absenkungsgebiete in Meereströgen heraus, so z. B. im Südalpenbereich, wo der Meeresarm der Tethys eine Ausweitung zum Geosynklinalmeer erfuhr. Deutschland war zu Anfang der Trias (Untertrias, Unterer Buntsandstein) ein größtenteils von Wasser bedecktes Ablagerungsgebiet. Ausgenommen waren davon nur Abtragungsgebiete südwest- lich und nördlich von Mainz sowie Mittel- und Süd-deutschlands, von wo ausgedehnte Stromsysteme den Ablagerungsschutt in das flache Binnenmeer transportierten. In der Zeit des Übergangs vom Oberen Buntsandstein zum Muschelkalk drängte das von Südosten nach Westen vorrückende Meer die Flussebenen in schmale Küstenstreifen zurück. Beim Absinken des Germanischen Beckens vertiefte sich das vorhandene Flachmeer, weiterhin aber trennte die Vindelizische Schwelle dieses Becken vom Tethys-Meeresgürtel. Zum Ende der Trias (Obertrias, Keuper) fand eine allmähliche Anhebung des Germanischen Beckens statt und das Binnenmeer dort verlandete zunehmend und wurde flacher. Zeitweise wurde der Absenkungstrog noch bei Vorstößen des Meeres überflutet, vor allem aber verfüllten Flüsse mit Verwitterungsprodukten zunehmend das sich verflachende Meeresbecken. Seite 19 von 29 Die Periode des Juras (vor 205 bis 130 Millionen Jahren) Zu Beginn des Juras (Unterjuras, Lias) schien der Riesenkontinent Pangäa noch kompakt und wenig verändert gegenüber den vorherigen Epochen in der Trias. Tatsächlich schritten aber die tiefen Rissbildungen und Grabenbrüche fort, die bereits in der Trias das auseinander brechen des Kontinents ankündigten. Zum Ausgang des Juras (Oberjuras, Malm) hatten die Abspaltungstendenzen der einzelnen Kontinentalplatten deutliche Veränderungen bewirkt. Zwischen Afrika und Nordamerika entstand als Binnenmeer der Uratlantik und zwischen den aneinander stoßenden Südspitzen der zusammenhängenden Kontinente Südamerika und Afrika und dem sich anschließenden Antarktika öffnete sich ebenfalls ein neues Meeresbecken. Im Osten weitete sich der Indische Ozean weiter aus und drängte im Norden Europa und Asien von Afrika und Arabien ab und im Süden Madagaskar/Indien von Australien/Neuguinea. Wie die Trias, so war auch der Jura durch eine ausgeprägte Warmzeit gekennzeichnet. Die Temperaturen fielen im Mitteljura (Dogger) gegenüber dem Unterjura ab, stiegen aber im Oberjura wieder an. Vereisungen waren auch in den Polgegenden nicht vorhanden. Das Klima war aber in weiten Gebieten feuchter als in der Trias. Trockeneres Klima herrschte noch in Nordamerika und Asien, extreme Trockenheit und Hitze in Südamerika. Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des Juras (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Die bereits zum Ende der Trias einsetzende Ausweitung der Meeresgebiete durch die Entstehung von Absenkungsräumen setzte sich im Jura fort und es kam weltweit zu einer Ausdehnung der Meeresbereiche. Deutschland war im Unterjura fast vollständig von einem flachen und warmen Epikontinentalmeer bedeckt, aus dem nur das Böhmische Massiv, die Vindelizische Schwelle und das Rheinische Massiv herausragten. Gegen Ende des Mitteljuras kam es zu Hebungen im Nordseeraum, der Dänischen Inseln und im Süden der Ostsee. Gleichzeitig weitete sich das Jurameer im Osten aus und schuf über das Baltische Becken eine Meeresverbindung bis zum Moskauer Becken. Mit der Anhebung des Mitteldeutschen Landes wurden Spessart, Rhön und Seite 20 von 29 Thüringer Wald zum Festland, dagegen wurde das Vindelizische Land vom Böhmischen Massiv getrennt. Das Vindelizische Land wurde im Oberjura gänzlich vom Meer überflutet, wodurch eine Verbindung des flachen Schelfmeers bis zum tiefen Meeresarm der Tethys im Alpenraum entstand. Diese Meeresverbindung schloss sich bereits zum Ausgang des Oberjuras wieder, als sich die Erhebungen Mitteldeutsche Schwelle und Böhmische Insel miteinander verbanden und so eine natürliche Barriere zwischen dem von Norden gespeisten Epikontinentalmeer und dem südlichen Tethysmeer entstand. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit des Unterjuras (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Seite 21 von 29 Die Periode der Kreide (vor 130 bis 65 Millionen Jahren) Im Verlauf der Kreide zerfiel der Superkontinent Pangäa weiter und einzelne Kontinentalschollen lösten sich in dieser Periode vollständig von Pangäa. Die Nordkontinente Laurasia und Nordamerika mit Grönland blieben noch während der gesamten Kreide miteinander verbunden, mit der Süderde bzw. dem afrikanischen Kontinent bestanden aber in der Unterkreide nur noch Verbindungen über schmale Landbrücken. Auch Indien/Madagaskar und die noch miteinander verbundenen Kontinente Antarktika und Australien/Guinea hatten sich in der Unterkreide von Afrika gelöst und drifteten davon. Südamerika war in dieser Zeit noch über eine Landbrücke mit Antarktika und Afrika verbunden, doch von Süden her schob sich der Südatlantik weiter nordwärts und die südamerikanische Scholle begann ihre Drift nach Westen. Zum Ende der Oberkreide hatte sich Südamerika vollständig von Afrika gelöst, sodass Süd- und Nordatlantik einen durchgehenden atlantischen Ozean darstellten. Auseinander gebrochen war auch die Platte Madagaskar/Indien und während Madagaskar relativ ortsfest blieb, driftete Indien nach Nord-Ost. Noch miteinander verbunden waren Australien/ Neuguinea und Antarktika, zwischen Antarktika und Südamerika bestand nur noch eine schmale Landbrücke. Das Klima während der Kreidezeit war weltweit relativ ausgeglichen und mild und auch die Polgegenden waVermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit der ren wie in den vorangeganKreide genen Epochen weitgehend (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) eisfrei. Dabei war die Unterkreide wahrscheinlich etwas kühler und feuchter, während in der Oberkreide die Temperaturen wieder anstiegen. In Mitteleuropa herrschte subtropisches Klima, in den Trockengürteln der Erde entstanden ausgedehnte Wüstengebiete, Salzpfannen und Steinlandschaften. Mit der Auffaltung der Sedimentmassen, die in vorangegangenen Epochen in den abgesunkenen Meereströgen abgelagert worden waren, begann in der Oberkreide verstärkt eine neue Gebirgsbildungsphase. In Europa entstanden während dieser alpidischen Phase u. a. das Atlasgebirge, die Pyrenäen, der Apennin, die Walliser Alpen und die nördlichen Ostalpen. Seite 22 von 29 Zum Beginn der Unterkreide hatten sich in Deutschland Mitteldeutsches Festland und Böhmische Masse zu einem breiten Festlandssockel verbunden. Südlich davon befand sich die bis nach Süddeutschland reichende Tethys, nördlich war das Meeresbecken durch aufragende Inseln und Festlandschwellen stärker zergliedert. Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Deutschland zur Zeit der Oberkreide (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Seite 23 von 29 An der Wende von der Unterkreide zur Oberkreide kam es weltweit zu einer Ausdehnung des Meeres. Diese Meeresausdehnung wurde auch in Deutschland spürbar, denn dort und in allen angrenzenden Gebieten wurde fast der gesamte Landbereich überflutet. Ausgenommen davon war nur der von der Rheinischen Masse über das Mitteldeutsche Festland zur Böhmischen Masse sich erstreckende Festlandssockel und einige kleinere Inseln. Die Periode des Tertiärs (vor 65 bis 2,3 Millionen Jahren) Im Verlauf des Tertiärs näherte sich die Verteilung der Kontinente immer mehr dem Bild in der Gegenwart an. Südamerika und Antarktika waren voneinander getrennt, wobei sich die südamerikanische Platte weiter von Afrika entfernt hatte; überflutet war die Landbrücke Mittelamerika, die zum Ende des Tertiärs aber wieder trocken fiel. Der Nordatlantik hatte sich in Ost-West-Richtung erweitert und einen nach Norden gerichteten Meeresarm zwischen Nordamerika und Grönland geschoben. Im Verlauf des Tertiärs erweiterte sich der Atlantik ständig und zum Ende des Tertiärs trennte dieser Nordamerika/Grönland von der europäisch/asiatischen Platte. Miteinander verbunden Vermutliche Verteilung der Kontinente zur Zeit des waren zu Beginn des TertiEozäns ärs auch noch Australien/ (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Neuseeland und Antarktika. Die Brüche zwischen diesen Platten vertieften sich aber und zu Beginn des Eozäns vor ca. 58 Millionen Jahren hatte sich Australien von Antarktika getrennt und driftete weiter nordwärts. Die bisher eisfreie Antarktis wurde zum Ende des Tertiärs zu einer eisbedeckten Polregion und weltweit kam es im Verlauf des Tertiärs zu einem absinken der Temperatur. Dieser Temperaturabfall erfolgte aber nicht allmählich, sondern im Wechsel von wärmeren und gemäßigten Phasen. Die Europa/Asien und Afrika/Arabien trennende Tethys wurde von der nordöstlich driftenden Afrikanisch-Arabischen-Platte zunehmend eingeengt und zum Ende des Tertiärs war die Tethys im Osten durch Arabien abgeschlossen. Die Öffnung der Tethys zum Atlantik im Westen wurde mehrfach geschlossen und erneut wieder überflutet. Die im Tertiär forcierten Driftbewegungen der Kontinentalplatten verstärkten weltweit die bereits zum Ende der Kreide einsetzende Alpidische Gebirgsfaltung. Durch die Auffaltung der Sedimente entstanden die Gebirge in Afrika (Atlasketten), die Faltengebirge in Kleinasien, Iran, Afghanistan, der Kaukasus, der Himalaya und in Europa z. B. die Appeninen, die Alpen, Karpaten und Pyrenäen. Die Gebirgsfaltung war auch ein Faktor für den Vulkanismus in der Periode des Tertiärs. Ein etwa 700 km langer langer Streifen mit Vulkangebieten zog sich von der Hohen Seite 24 von 29 Eifel, Osteifel, Siebengebirge, Westerwald, Vogelsberg, Rhön, Oberpfalz, Egergebiet, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitz durch Mitteleuropa. Im Westerwald begann die erste Phase vulkanischer Tätigkeit vor etwa 28 Millionen Jahren, eine zweite Phase fand vor etwa zehn bis sechs Millionen Jahren statt. Eine weitere tektonische Entwicklung im Tertiär war die Bildung neuer Grabensysteme, z B. dem Baikal-Grabensystem, einem im Roten Meer beginnenden ostafrikanischen Grabensystem und dem Rhone-Rheingraben. In diesem Zusammenhang entstand in Deutschland vor etwa 50 Millionen Jahren und begleitet von starkem Vulkanismus, entlang einer Nahtstelle der Erdkruste, die vom Mittelmeer bis Norwegen reichte, der Oberrheingraben. Dabei klafften die Flanken an dieser Erdnaht bis zu vier Kilometer auseinander und ein keilförmiger Klotz sank einige Kilometer tief in die Erdkruste. Die dabei entstandenen Höhenunterschiede wurden im Laufe der Jahrmillionen durch Erosion und Sedimentation größtenteils wieder ausgeglichen. Der Oberrheingraben setzt sich über das Mainzer Becken und die Hessische Senke fort. Die globale Durchschnittstemperatur vor etwa 60 Millionen Jahren wird mit mehr als 20 Grad angenommen, zum Ausgang der Periode des Tertiärs betrug diese jedoch nur noch etwa 14 Vermutliche Verteilung von Land und Meer in Grad. Die Abkühlung erfolgDeutschland zur Zeit des Eozäns te nicht gleichförmig, son(Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) dern verlief unter starken Schwankungen. Deutliche Abkühlungstendenzen setzten etwa mit Beginn der Epoche des Oligozäns vor 37 Millionen Jahren ein und verstärkten sich bis zum Ende des Tertiärs. In Mittel- und Nordeuropa bestand ein tropisches/subtropisches Klima und in Mitteleuropa fielen ausgiebige Niederschläge. Das feuchtwarme Klima ließ hier immergrüne tropische Regen- und Moorwälder wachsen, die sich mit fortschreitender Abkühlung zu subtropischen Mischwäldern wandelten. Besonders in der vor 23 Millionen Jahren beginnenden Epoche des Miozäns wechselten sich feuchte und trockene Perioden miteinander ab und es kam auch zur Entwicklung weiter Steppengebiete. Deutschland und damit auch unser Weilburger Raum befand sich in der Mitte des Tertiärs vor ca. 30 Millionen Jahren etwa auf dem Breitengrad, auf dem heute Sardinien zu finden ist. Seite 25 von 29 Mit Ausnahme des westlichen Norddeutschlands war das Gebiet des heutigen Deutschlands zu Anfang des Tertiärs Festland. Zu Beginn der Periode des Eozäns vor etwa 58 Millionen Jahren war Norddeutschland vom Meer überflutet, und die Küstenlinie befand sich etwa auf der Linie Osnabrück, Hannover, Magdeburg. Süddeutschland war flaches, langsam absinkendes Festland, dessen Küstenlinie sich südlich von Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden an einem sich langsam vertiefenden Flachwasserbereich befand. In der Epoche des Oligozäns vor 37 Millionen Jahren kam es zu einer Überflutungsphase, in deren Verlauf nicht nur die Küstenlinien im Norden und Süden dichter zueinander rückten, sondern es kam auch zu einer Verbindung zwischen dem nördlichen Meer und dem Meeresgebiet im Alpenraum. Diese Verbindung erfolgte über eine 30 – 50 Kilometer breite Meeresstraße, die über das Mainzer Becken, die Hessische Senke und den Oberrheingraben führte. Am Kreuzungspunkt von Oberrheingraben und Saar-Nahe-Trog entstand im Mainzer Becken ein riesiger Flachmeeresraum. Aus dem Weilburger Raum entwässerten zu dieser Zeit vermutlich zwei „Urströme“ in diesen Meeresraum. Ein Abfluss erfolgte wahrscheinlich vom Süd- und Ostrand des Westerwalds über das Limburger Becken und die Idsteiner Senke in das Mainzer Becken, während der zweite östlich nach dort abfloss. Die Wasserscheide der beiden Flussgebiete verlief wahrscheinlich zwischen Guntersau und Odersbach. Mit dem Meeresrückzug zum Ausgang des Oligozäns wurden bis dahin überschwemmte Gebiete wieder zu Festland Vermutliche Verteilung von Land und Meer in und in der Epoche des MioDeutschland zur Zeit des Mitteloligozäns zäns vor 23 bis 5 Millionen (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) Jahren verlief die Küstenlinie im Norden südlich von Hamburg und etwa im Bereich der heutigen Nordseeküste. Nur noch selten kam es in dieser Epoche zu Meeresvorstößen die bis zum Mainzer Be-cken reichten, sodass dieses weitgehend abgeschnittene Meeresbecken zu einer Seenplatte und Sumpflandschaft zerfiel. In der Epoche des Pliozäns vor etwa 5 bis 2,3 Millionen Jahren ähnelte der Küstenverlauf in Nordeuropa dem heutigen, wobei aber weite Teile der Niederlande und Belgiens noch vom Meer überflutet waren, andererseits war der Ostseeraum Festland und es bestand eine Landverbindung zu den Britischen Inseln. Seite 26 von 29 Die Periode des Quartärs (vor 2,3 Millionen Jahren bis zur Gegenwart) Vor etwa einer Million Jahren hatten die Kontinente weitgehend ihre uns heute bekannte Lage erreicht. Bedeutend für das heutige Bild der Erde war die fortschreitenden Norddrift Afrikas in dieser Zeit und das aufeinander treffen von Arabien und Indien mit dem asiatischen Kontinent, welches zur Auffaltung der eurasischen Hochgebirgsketten führte. Während der Eiszeiten traten zu Erosion und Sedimentation als Gestaltungskräften der Erdoberfläche, jetzt auch die modellierende Kraft der Gletscher. Auch die Last der anwachsenden und wieder abschmelzenden Eispanzer führte zu Senkungen bzw. Anhebungen des Landes. Großräumige geografische Veränderungen durch die fortbestehende Kontinentaldrift fanden nicht mehr statt. Dagegen bestimmten die Vereisungen und Abschmelzprozesse und die dadurch ausgelösten Schwankungen des Meeresspiegels das Gesicht der Erde. Zu diesen Maximale Ausdehnung der Gletscher in Deutschland Schwankungen trat auch (Quelle: „Deutschland in der Urzeit“ von E. Probst) ein generelles Absinken des Meeresspiegels während des Pleistozäns um ca. 150 Meter. Durch die Meeresspiegelschwankungen bestand zeitweise eine Landverbindung zwischen Europa und Sibirien über die Beringstraße. Ebenso bestanden Landverbindungen zwischen Japan und Asien, von Australien nach Neu-Guinea und Tasmanien und zwischen Nord- und Südamerika fiel die Landbrücke trocken. In Deutschland unterlag vor allem das Ostseegebiet starken Veränderungen hinsichtlich seiner Ausdehnung und zeitweiligen Abtrennung von der Nordsee. Die bereits im Tertiär begonnene Abkühlung setzte sich im Quartär in der Epoche des Pleistozäns vor 2,3 Millionen bis 10.300 Jahren fort. Es wurde weltweit nicht gleichzeitig kälter, sondern die Temperaturen sanken regional unterschiedlich. In Europa, Amerika und Asien kam es zu mehreren Eiszeiten, in denen großräumige Vereisungen auftraten. Die Vereisungsgebiete bedeckten eine Fläche von bis zu 44,4 Millionen Quadratkilometer, heute sind es etwa 15 Millionen Quadratkilometer. Die Eiszeiten wurden mehrfach durch Warmperioden unterbrochen, in denen die Temperaturen teilweise deutlich über den heutigen Werten lagen. Mit dem weiteren absinken von Kölner Bucht und Oberrheingraben, bei gleichzeitiger Seite 27 von 29 Anhebung des Rheinischen Schiefergebirges und des Taunus, kam es zur Talbildung des Urrheins und die aus dem südlichen und östlichen Westerwald über die Idsteiner Senke in das Mainzer Becken geführten Wasser wandten sich langsam nach Westen und flossen bei Diez über die Urunterlahn in das Stromgebiet des Urrheins. Mit dem Wegfall der Wasserscheide verband sich der aus dem Weilburger Raum bisher ostwärts fließende Urstrom mit der Urlahn und entwässerte damit ebenfalls in den Urrhein. Von diesem Zeitpunkt ab kann man von einem Beginn der Lahntalbildung sprechen, wenn sich auch der Verlauf jenes Urstroms nicht mit dem heutigen Verlauf des Lahntals deckt. Mit dem Übergang vom Pleistozän zur derzeitigen Epoche des Holozän hat Weilburg seine gegenwärtige geografische Lage von -8 Grad 16 Minuten östl. Länge und -50 Grad 29 min nördl. Breite erreicht. Diese Positionsbestimmung wird aber nur für die Stadt und die Menschen eine beständige Größe sein. Die Kontinentalplatten werden weiter über die Erdkugel driften und deren Bild vollständig verändern. Menschen werden dieses Veränderungen wohl nicht mehr zu sehen bekommen und irgendwann wird auch die Erde nicht mehr sein — aber vielleicht beginnt dann mit einer erneuten explosionsartigen Ausdehnung und einem „Urknall“ wieder etwas Neues. Seite 28 von 29 Quellenangaben Die Entwicklungsgeschichte der Erde, Nachschlagewerk Geologie, Verlag Werner Dausien, Hanau, 5. überarb. Auflage Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1981 Arzt, Volker: Als Deutschland am Äquator lag Rowohlt, Berlin Verlag GmbH, Berlin, 2001 Graubner, Rudolf: Lexikon der Geologie, Minerale und Gesteine Emil Vollmer Verlag GmbH, München, 1980 Paturi, Felix R.: Die Chronik der Erde Chronik Verlag, Harenberg, GmbH & Co KG, Dortmund, 1991 Probst, Ernst: Deutschland in der Urzeit C. Bertelsmann Verlag GmbH, München, 1986 Velten, C. / Wienand, P.: Kräfte der Erde: Kleine Geologie des Weilburger Landes Heimat- und Bergbaumuseum der Stadt Weilburg, Weilburg, 1989 Seite 29 von 29