Positionierungs-Chance Regionalität

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Modul 1: Positionierung
Kapitel 8
Positionierungs-Chance Regionalität
Dr. Andrea Grimm
Dr. Astin Malschinger
INHALT
MODUL 1 POSITIONIERUNG
Kapitel 8: Positionierungs-Chance Regionalität
AutorIn:
Dr. Andrea Grimm, Dr. Astin Malschinger
____________________________________________
IMPRESSUM
Für den Inhalt verantwortlich: Austrian Marketing University of Applied Sciences, Campus Wieselburg der
FH Wiener Neustadt, Austria, 3250 Wieselburg, Zeiselgraben 4.
© 2010 Austrian Marketing University of Applied Sciences
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung sind vorbehalten.
T:
E:
I:
0043-(0)-7416-53000-0
[email protected]
www.amu.at
vertreten durch: Dr. Astin Malschinger
Dieses Selbst-Lernprogramm konnte dank der Unterstützung der EU,
konkret durch das „Lifelong Learning Programme“, realisiert werden.
Über diese Einheit
Was lernen Sie in dieser Lerneinheit?
In den meisten europäischen Ländern wächst der Markt für biologische
Lebensmittel seit einigen Jahren kontinuierlich. Inzwischen sind BioProdukte
auch
keine
Nischenprodukte
mehr,
die
ausschließlich
im
spezialisierten Naturkostfachhandel erhältlich ist, sondern sie sind für
Kunden überall vom normalen Supermarkt bis hin zum Discounter
erhältlich.
Mit
dieser
aktuellerer
Etablierung
der
Trend
Interesse
das
biologischen
der
Lebensmittel
Konsumenten
hat
sich
als
für
regionale
Lebensmittel entwickelt.
Daher
lernen
Sie
in
dieser
Einheit,
dass
eine
Positionierung
auf
Regionalität gerade für landwirtschaftliche MikroproduzentInnen eine
ertragreiche Positionierungschance darstellt.
A. Zu Beginn
Warum hat eine Positionierung auf Regionalität ein so hohes
Potential für landwirtschaftliche MikroproduzentInnen?
Auch hier soll als Erklärung der Trend zu biologischen Lebensmitteln
herangeführt werden. Denn mit diesem Interesse an Bio-Produkten haben
sich die Kunden wieder bewusst für eine Vermarktung in der Nahbarschaft
zugewandt. Zudem verbinden viele KonsumentInnen mit „biologisch“ auch
mit Regionalität. Und da biologisch mit gesunden und natürlichen
Lebensmitteln assoziiert werden, haben auch regionale Lebensmittel eine
große Chance, sich erfolgreich am Markt zu positionieren.
Warum
haben
sich
regionale
Verkaufsstrukturen
zurückent-
wickelt?
Gerade die traditionell regionalsten Verkaufslokale, der Greißler,
haben
mit ihren regionalen Produkten an Bedeutung verloren. Grund waren die
vermehrten überregionalen Belieferungsstrukturen über den Großhandel
und deren Supermarktsystem. Zudem kamen folgende erschwerenden
Faktoren zur Weiterführung eines regionalen Profils hinzu:
ƒ
Hoher Preis für die Ware, der dem Kunden nur schwer zu
argumentieren ist.
ƒ
Begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen.
ƒ
Geringer Bekanntheitsgrad regionaler Produkte.
ƒ
Auftretende Lieferschwierigkeiten.
ƒ
Höherer Arbeitsaufwand.
B. Eignung
Für wen eignet sich eine Regionalpositionierung?
Folgende Punkte sollten Sie abwägen, wenn Sie sich mit dem Gedanken
auseinander setzen, sich auf das Thema Regionalität zu spezialisieren.
ƒ
Wägen Sie ab, ob Ihre Region bereits über ein gutes Lebensmittelimage
verfügt. Wenn ja, dann können Sie auf dieses Image zurückgreifen.
ƒ
Fragen Sie sich, ob Ihre Region ein leistungsfähiges Netzwerk an
Landwirten und kleineres Verarbeitungsbetrieben aufweist.
ƒ
Schätzen Sie ab, ob sich Ihre Käuferschaft mit Ihrer Region verbunden
fühlen und aus diesem Grund Interesse an regionalen Lebensmitteln
haben.
ƒ
Denken Sie nach, ob die Lebensmittel, die sie anbieten wollen, über ein
gutes Image verfügen.
ƒ
Hinterfragen Sie, ob einige Ihrer Produkte eventuell bei Ihren Kunden
bereits als regionale Lebensmittel eingestuft werden.
C. Zielgruppe
Wer kauft regionale Lebensmittel?
Bei KäuferInnen von regioanlen Lebensmitteln handelt es sich überwiegend um
Frauen und Männer mit überdurchschnittlichem Einkommen und höherer
Bildung.
Sie fühlen sich überwiegend mit der Region verbunden, in der sie leben, und
haben daher ein hohes Interesse an regionalen Lebensmitteln.
Außerdem haben diese KäuferInnen ein hohes Interesse an biologischen
Lebensmitteln. Sie haben zudem ein hohes Bedürfnis, sich mit dem Thema
Lebensmittel
auseinanderzusetzen.
Daher
spricht
man
auch
von
einer
anspruchsvollen Zielgruppe.
Was sind die Erwartungen von KäuferInnen regionaler Lebensmittel?
Diese anspruchsvolle Kundengruppe erwartet sich aber von den Lebensmitteln,
die sie kaufen auch mehr. Sie suchen beim Einkauf aktiv nach sogenannten
Zusatznutzen, einer besonderen Qualität der regionalen Produkte.
KäuferInnen
von
regionalen
Produkten
assoziieren
gerade
bei
Produktgruppen regionale Eier, Gemüse und Backwaren das Thema Frische.
den
Darüber hinaus ist es den KäuferInnen wichtig zu wissen, in welchem
Bezugsraum regionale Lebensmittel produziert und verkauft werden. Als Regel
gilt hier, dass KäuferInnen von regioanalen Lebensmitteln einen Umkreis von 60
km als Nahräumliche Region bewerten. In diesem engen Bezugsrahmen haben
die
Lebensmittel
die
höchste
Glaubhaftigkeit.
Deshalb
sollten
gerade
landwirtschaftliche Produzenten wie Sie darauf achten, dass sie innerhalb dieses
Bezugsrahmens agieren und ihre Positionierung aktiv kommunizieren.
D. Überprüfung der Regions-Fitness
Schritt 1. Fitness meiner Region?
Im ersten Schritt sollten Sie überprüfen, ob Ihre Region geeignet ist, um
sich auf die Region zu positionieren. Dabei sollten Sie sich folgende Fragen
stellen:
ƒ
Ist meine Region für regionale Lebensmittel bekannt?
ƒ
Wofür stehen die Lebensmittel aus meiner Region? Tradition oder
Geschmack?
ƒ
Welche regionalen Produkte gibt es bereits in meiner Region?
ƒ
Wo werden diese regionalen Produkte derzeit verkauft?
ƒ
Sind diese regionalen Produkte bei meiner Kundschaft bekannt?
ƒ
Kaufen meine Kunden diese regionalen Produkte?
Schritt 2. Regions-Fitness meiner Landwirtschaft
Wenn sich Ihre Region für eine Regionalspositionierung eignet, sollten Sie nun
überprüfen, ob sich Ihr Betrieb hierfür geeignet ist.
ƒ
Habe ich die Kapazitäten für die Produktion, Verarbeitung und den
Verkauf von einem weiteren Sortiment?
ƒ
Kann ich den gesamten Prozess vom Anbau über die Verarbeitung und
den Transport konsequent regional kennzeichnen?
ƒ
Habe ich die Möglichkeit, mir von anderen Landwirten Rohstoffe liefern
zu lassen, damit meine verarbeiteten Produkte zur Gänze aus der Region
sind?
ƒ
Bieten schon andere Betriebe regionale Produkte an?
ƒ
Interessieren sich die Supermärkte oder andere Geschäfte für regionale
Produkte?
E. Regionales Potential besser ausschöpfen
Potential wird zu wenig genutzt.
Da immer mehr KonsumentInnen sich mit den positiven Aspekten von
regionalen Produkten auseinandersetzen, haben sie zunehmend Kenntnisse über
die regionalen Rohstoffkreisläufe und sind auch bereit, einen höheren Preis für
regionale Produkte zu zahlen. Oder zumindest bevorzugen sie regionale
Produkte vor konventionellen Produkten zu demselben Preis.
Für die Vermarktung von regionalen Produkten existiert derzeit in den meisten
Ländern noch ein Optimierungspotential. Und genau das ist Ihre Chance. Denn
hier können Sie auch mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen eine große
Wirkung erzielen.
1.
Kommunizieren Sie die Vorteile von regionalen Produkten. Weisen Sie auf
die Besonderheiten der regionalen Produkte, Rohstoffe oder Verarbeitungsmethode hin. Genau hier sind viele Betriebe der Meinung, dass dieses
Wissen nichts Besonderes sei und sind sich nicht sicher, ob sie ihren Kunden
großartig über diese Lebensmittel erzählen sollen. Probieren Sie es aus!
Zudem haben sich die KonsumentInnen daran gewöhnt, dass sie jegliche
Sorten an Gemüse und Obst das ganze Jahr zur Verfügung haben. Dennoch
ist es wichtig, den Kunden Hintergrundinformationen auch über die
Schwierigkeiten der Ernte, Lagerung und Verarbeitung von frischen und
regionalen Produkten zu bieten.
2.
Gerade der Wertewandel in unseren europäischen Gesellschaften stellt
eine
äußerst
KonsumentInnen
günstige
Ausgangsposition
tendieren
zu
einem
dar.
Denn
Bewußtsein,
immer
dass
eine
mehr
hohe
Lebensmittelqualität für ihre eigene Gesundheit eine wesentliche Rolle spielt.
3.
Die KonsumentInnen interessieren sich in Bezug auf regionale Lebensmittel
auf die Transparenz vom Anbau bis zur Verarbeitung. Und gerade regional
arbeitende Landwirte haben hier die besten Voraussetzungen, da sie
aufgrund
ihrer
Kleinstrukturiertheit
authentisch
für
transparente
Lebensmittel stehen.
4.
Damit Sie Ihre regionalen Produkte eventuell auch bei nahegelegenen
Naturkosthändlern anbieten können, müssen sich darüber im klaren sein,
dass Sie ein Geschäft an einem ausreichend großem Sortiment interessiert
ist. Wenn Sie also selbst zu wenig Produkte herstellen, sollten Sie unbedingt
darüber nachdenken, ob Sie mit anderen Landwirten eine Kooperation
eingehen, um gemeinsam ein regionales Sortiment anbieten zu können.
5.
In einigen Ländern haben sich Regional-Regale in den Supermärkten
etabliert. Diese stehen in Supermärkten und werden von Direktvermarktern
aus der unmittelbaren Region beliefert und betreut. Das entspricht natürlich
dem
Einkaufsverhalten
von
Konsumenten
am
besten
ihren
Einkaufsgewohnheiten. Denn sie sind schon gewöhnt, im Supermarkt BioProdukte zu erhalten und werden bald aktiv nach regionalen Produkten
suchen und diese im Supermarkt erwarten.
6.
Für eine Kooperation mit einem Großhändler ist es aber zentral, dass Sie
in der Lage sind, auf Abruf einen Lieferservice in den Supermarkt zu
gewährleisten. Zudem sollten Sie dem Großhändler kostenlose Schulungen
für
das
Personal
anbieten.
Die
Praxis
hat
gezeigt,
dass
ebenfalls
Verkostungen, die von den Landwirten selbst durchgeführt werden, den
Absatz der regionalen Produkte wesentlich fördern kann.
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