Hereditäre Hämochromatose Die hereditäre Hämochromatose ist mit einer Prävalenz von etwa 1:300 die häufigste genetisch bedingte Erkrankung in der europäischen Bevölkerung. Durch verschiedene Mutationen im HFE-Gen kommt es im Dünndarm zu einer erhöhten Eisenresorption. Da es keinen physiologischen Exkretionsmechanismus für Eisen gibt, akkumuliert es in verschiedenen Organen, insbesondere der Leber und führt langfristig zu schwerwiegenden Gewebeschäden. Als Folge einer Hämochromatose, die sich in der Regel zwischen dem 3. und 6. Lebensjahrzehnt manifestiert, treten Leberzirrhose, Bronzediabetes, Kardiomyopathien, Arthropathien, erhöhte Infektanfälligkeit, Impotenz und Erschöpfungszustände auf. Genetik Die folgenden Mutationen im HFE-Gen konnten bisher mit der hereditären Hämochromatose in Zusammenhang gebracht werden: C282Y: Bei 80-90 % der Betroffenen findet sich eine homozygote C282Y-Mutation. Heterozygote Merkmalsträger haben kein erhöhtes Erkrankungsrisiko. H63D: Eine homozygote H63D-Mutation tritt sehr selten auf und ist mit einer milderen Form der Eisenüberladung assoziiert. S65C: Diese sehr seltene Mutation kann im homozygoten Zustand zu einer leichten Hämochromatose führen. Bei allen drei Mutationen ist eine heterozygote Mutation nicht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko assoziiert. Etwa 2-5 % der Betroffenen sind allerdings „compound heterozygot“, d.h. sie weisen zwei heterozygote Mutationen auf. Liegt eine Kombination der Mutationen C282Y, H63D oder C65C vor, kann dies zu einer milden Verlaufsform der Hämochromatose führen. E168X: Bei dieser Mutation führt ein Basenaustausch zur Bildung eines Stoppcodons, sodass nur ein unvollständiges HFE-Protein gebildet wird. In heterozygoter Form und in Verbindung mit einer der oben genannten Mutationen kann es zu schweren Verlaufsformen der Hämochromatose kommen. Indikationen Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik zur molekulargenetischen Diagnostik der hereditären Hämochromatose sollten folgende Personen auf Mutationen im HFE-Gen untersucht werden: Symptomatische Patienten mit mindestens einem auffälligen Serummarker (Serumferritin >1000 µg/l, Serumeisen >30µmol/l oder Transferrinsättigung >45%) und o o o o o o ungeklärten Lebererkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 mit Hepatomegalie, untypischen Arthropathien (< 60 Jahre), unerklärbaren Herzerkrankungen, männlicher Impotenz, Leberzirrhose, die nicht auf andere Ursachen zurückzuführen ist. Verwandte 1. Grades von Personen mit bestätigter hereditärer Hämochromatose (>/= 18 Jahre) oder asymptomatische Personen, bei denen während einer Routine-Blutuntersuchung mindestens ein auffälliger Serumeisenmarker gefunden wurde, sollten sich ebenfalls auf Mutationen im HFE-Gen testen lassen. Untersuchungsverfahren Das Testprinzip beruht auf der Amplifizierung und anschließenden Hybridisierung der isolierten DNA mit hochspezifischen Sonden und unterliegt damit dem Gendiagnostikgesetz. Untersuchungsmaterial 3 ml EDTA-Blut und eine Einwilligungserklärung des Patienten für molekulargenetische Untersuchungen. Abrechnung Die Bestimmung der Mutationen im HFE-Gen ist eine Leistung der gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Stand: 11/2015 LI-FA-055-V1 Seite: 1/1