Nr. 183 - 09/2010 Hereditäre Hämochromatose Bei der hereditären Hämochromatose handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselstörung, in deren Folge es zu einer pathologischen Eisenaufnahme kommt. Die Ursache der Hämochromatose liegt in einer gesteigerten duodenalen Resorption von Eisen. Mit einer Prävalenz von 1:400 gilt die hereditäre Hämochromatose als eine der häufigsten, autosomalrezessiven Erberkrankungen in Deutschland. Bedingt durch Schwangerschaften, Menstruation und Stillen sind Frauen deutlich seltener betroffen als Männer. Klinik Die Manifestation der klinischen Symptome findet bei Männern meistens zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, bei Frauen nach der Menopause statt. Die abnorme Resorption von Eisen aus dem Duodenum führt dabei zu Eisenablagerungen in der Haut, zahlreichen Organen, vor allem der Leber, sowie in den Gelenken und endokrinen Drüsen. Die Kombination aus Hyperpigmentierung der Haut und einer Funktionseinschränkung des Pankreas haben zur Bezeichnung „Bronzediabetes” geführt. Bei 70 % der Betroffenen tritt ein Diabetes mellitus auf. Etwa 20 % der Patienten entwickeln eine Kardiomyopathie. Erste uncharakteristische Symptome werden von den Betroffenen oft mit Müdigkeit, Depressionen, Gereiztheit, Bauchschmerzen, Infektanfälligkeit und Impotenz beschrieben. Die Hämochromatose wird häufig zu spät diagnostiziert und oft auch gar nicht, da nicht alle Patienten das Vollbild der Erkrankung entwickeln. Zudem ist es schwierig, aufgrund der uncharakteristischen Frühsymptome eine entsprechende Differentialdiagnose zu stellen. Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und therapiert, ist mit einer normalen Lebenserwartung zu rechnen. Ohne Therapie hingegen kann diese Erkrankung einen unter Umständen tödlichen Verlauf nehmen. Genetik Die hereditäre Hämochromatose folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang. Die Ursache für die meisten Fälle der Hämochromatose konnte 1996 auf Chromosom 6, im HFE Gen lokalisiert werden. Es liegt in unmittelbarer Nähe zu dem HLA-Locus. Daher auch die frühere Bezeichnung HLA H. Folgende Mutationen im HFE-Gen zeigen eine enge Assoziation mit der phänotypischen Manifestation der Hämochromatose: G845A (C282Y); C187G (H63D); A193T (S65C) Diese Mutationen haben vermutlich einen direkten Effekt auf den Eisenstoffwechsel. Der Proteinvariante C282Y wird dabei die größte Bedeutung zugeschrieben. Die Varianten H63D und S65C weisen nach derzeitigem Kenntnisstand nur in der so genannten gemischten Heterozygotie, in Verbindung mit der C282Y-Variante, eine klinische Relevanz auf. Zusätzlich sind etwa 20 weitere Mutationen im HFE Gen beschrieben, deren Prävalenz aufgrund der geringen Falldaten nicht genau bekannt ist. Für den Nachweis anderer Punktmutationen ist die Sequenzierung des Gens erforderlich. Die diagnostische Bedeutung ergibt sich aus der Lokalisation der Mutation und wird im Befundbericht kommentiert. Sehr viel seltener (insgesamt < 3 % aller Fälle) sind Mutationen anderer Gene (Hämojuvelin, Hepcidin, Transferrinrezeptor 2, Ferroportin 1) Ursache einer Hämochromatose. Als Screeningparameter für eine hereditäre Hämochromatose gelten eine Ferritinerhöhung (bei fehlender Akute-Phase-Reaktion) sowie eine bereits früh auftretende erhöhte Transferrinsättigung (≥ 50 % bei Frauen bzw. ≥ 55 % bei Männern). Nr. 183 - 09/2010 Praktische Hinweise Parameter Hämochromatose (genetisch) Stufe 1: Nachweis der Mutationen C282Y, H63D und S65C im HFE-Gen (Risikoassoziation) Stufe 2: Komplettsequenzierung des HFE-Gens - nach Rücksprache (Krankheitsdefinierend) Indikation erhöhte Transferrinsättigung (≥ 50 % bei Frauen bzw. ≥ 55 % bei Männern) und erhöhtes Ferritin, familiäre Anamnese bezüglich der hereditären Hämochromatose, unklare Arthralgien, neu aufgetretener Diabetes mellitus, chronische Lebererkrankungen unklarer Ätiologie, unklare Kardiomyopathien, Potenz- und Libidoverlust Material 2 mL EDTA- oder Citrat-Blut oder trockener Wangenschleimhautabstrich ! Hinweis Gemäß Gendiagnostikgesetz (GenDG) besteht bei diagnostischen genetischen Untersuchungen Aufklärungspflicht seitens des veranlassenden Arztes. Die Aufklärung ist zusammen mit der Einwilligung des Patienten zu dokumentieren und mit dem Untersuchungsmaterial an das Labor zu senden. Entsprechende Durchschreibesätze hält Ihr LADR-Labor für Sie bereit. Alternativ kann die schriftlich vorliegende Einwilligung des Patienten durch einen – vom veranlassenden Arzt unterschriebenen – Aufkleber auf dem Anforderungsschein gegenüber dem LADR-Labor dokumentiert werden! Aufkleber sowie Durchschreibesätze können Sie bei Intermed Service bestellen: freecall 0800 0850-113 freefax 0800 0850-114 Einwilligungs- und Aufklärungsbogen für: - Diagnostische genetische Untersuchungen - Prädiktive genetische Untersuchungen - Vorgeburtliche Risikoabklärung Aufkleber für Anforderungsschein Art.-Nr. 110336 110341 110342 110464 Bei Anforderung genetischer Analysen in einem LADR-Fachlabor bitte Aufkleber in das Feld „Tag Mon.“ des (Labor-)Auftrags Muster 10 bzw. 6 kleben. Der Patient wurde von mir entsprechend des Gendiagnostikgesetzes aufgeklärt und beraten, eine rechtswirksame Einwilligungserklärung für die genetischen Untersuchungen liegt vor. Ort, Datum Unterschrift (Arzt / Ärztin) Abrechnung Hämochromatose: EBM GOÄ Stufe 1: Mutationsnachweis 2x 11322 3920, 2x 3922, 3926 Stufe 2: Komplettsequenzierung 3x 11322 3x 3922, 3926 Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Ihr LADR-Labor berät Sie gern. LADR-Labor Baden-Baden Dr. Röck & Dr. Löbel Berlin Dr. Caspari & Dr. Dr. Mathias Braunschweig Herr John Bremen Prof. Klouche, Prof. Rothe, Dr. Sandkamp Büdelsdorf Dr. Wrigge Geesthacht Dr. Kramer & Kollegen Hannover Dr. Dr. Wolff & Dr. Sloot Köln Dr. Boogen Kyritz Dr. Haßfeld Leer Dr. Schott Münster Dr. Belkien Plön – Eutin Dr. Krenz-Weinreich & Dr. Schulze Recklinghausen – Dortmund Dres. Bachg, Haselhorst, Kunze, Neef, Prof. Gödde Wittstock Prof. Dr. Mauff Vorwahl 07221 030 0531 0421 04331 04152 0511 0221 033971 0491 0251 04522 02361 03394 Telefon 2117-0 301187-0 31076-100 4307-300 70820-20 803-0 90136-11 935556-0 895-0 454590 48267-0 504-0 300-00 477-110 Laborärztliche Arbeitsgemeinschaft für Diagnostik und Rationalisierung e. V. 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