Institut für Laboratoriumsmedizin und Humangenetik Prof. Dr. med. J. Blessing Dr. med. F. Blessing Dr. med. L. Hehmann und Kollegen Gemeinschaftspraxis für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie und Humangenetik Virchowstraße 10 c 78224 Singen Tel.: 07731 / 995-60 Fax: 07731 / 982-6831 www.labor-blessing.de Kurzinformation zur humangenetischen Untersuchung Hereditäre Hämochromatose Typ 2A (MIM ID #602390) infolge einer Hemojuvelin-/HFE2-Mutation (MIM ID #608374) Die seltene juvenile Hämochromatose manifestiert sich bereits im ersten bis zweiten Lebensjahrzehnt. Im Gegensatz zur ebenfalls autosomal rezessiv vererbten, aber wesentlich häufigeren klassischen Hämochromatose Typ 1 infolge eines HFE-Gendefekts sind Kardiomyopathie und hypogonadotroper Hypogonadismus die führenden Symptome. Herzversagen und/oder Arrhythmien sind dementsprechend die häufigste Todesursache. Gleichzeitig treten aber auch alle anderen Komplikationen der klassischen Hämochromatose wie Leberzirrhose, Diabetes mellitus, graubraune bis bronzefarbene Hautpigmentierung und Arthropathie auf. Transferrin-Sättigung und Serum-Ferritin-Spiegel sind auf Grund der schweren Eisenüberladung deutlich erhöht. In der Mehrzahl der Fälle sind die beiden Allele des HFE2-Gens auf Chromosom 1q21 mutiert. Das HFE2-Gen besteht aus vier Exons, die für ein Hemojuvelin (HJV) oder RGMc genanntes Protein kodieren, das zusammen mit RGMa und RGMb eine Familie Glycosyl-Phosphatidylinositol (GPI)-verankerter und löslicher Proteine bildet, die als „repulsive guidance molecules“ (RGM) bezeichnet werden. Mutationen im HFE2-Gen führen zu reduzierten Hepcidin-Spiegeln und damit zu einer verstärkten Eisenaufnahme über den Gastrointestinaltrakt. Funktionelle Untersuchungen haben gezeigt, daß lösliches RGMc ein potenter Inhibitor der Wachstumsfaktoren aus der Familie der "bone morphogenetic proteins" (BMPs) ist, die die Hepcidin-Synthese steigern (Nili et al. 2010. J. Biol. Chem. 285: 24783-24792). In einer geringeren Zahl von Patienten mit juveniler Hämochromatose sind dagegen Alterationen des als negativer ( A b b i l du ng a u s : Z ha ng . 2 01 0. Ad v . Nu t r . ( B e th e sd a ) 1 : 38 - 45 ) Regulator der Eisenaufnahme fungierenden Proteins Hepcidin infolge von Mutationen im HAMP-Gen auf Chromosom 19q13 die Ursache der schweren Eisenüberladung (Untersuchung separat anforderbar). Eine partielle Hemojuvelin-Defizienz infolge der Mutation nur eines der beiden Allele kann ebenso wie eine partielle Hepcidin-Defizienz in Kombination mit dem homozygoten Trägerstatus für die HFE-p.Cys282Tyr-Mutation oder dem zusammengesetzt heterozygoten Trägerstatus für die p.Cys282Tyr- und p.His63Asp-Mutation zur Manifestation einer klassischen Hämochromatose Typ 1 führen (Le Gac et al. 2004. Hum. Mol. Genet. 13: 1913-1918; Biasiotto et al. 2004. Blood Cells Mol. Diseases 33: 338-343). Nach heutigem Kenntnisstand sind Mutationen des HFE2- oder HAMP-Gens in Kombination mit Defekten des HFE-Gens jedoch insgesamt selten und erklären nur einen kleinen Teil der variablen phänotypischen Penetranz dieser Erkrankung. Material: 0,5 - 2 ml EDTA-Blut (normaler Postversand) Methode: Die vier Exons des HFE2-Gens auf Chromosom 1q21 werden mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion aus der genomischen DNA des Patienten amplifiziert und sequenziert. Zeitdauer: ca. ein bis zwei Wochen ____________________________________________________________________________________________________