Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Manfred Döpfner Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln www.uni-koeln.de/med-fak/kjp Merkmale multimodaler Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (M-KJPT) n entwicklungsorientiert 4berücksichtigt Entwicklungsstand des Patienten n kontextorientiert und multimodal 4berücksichtigt den Kontext, in dem die Probleme auftreten 4arbeitet auf mehreren Interventionsebenen Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 1 Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Problembereiche Interventionsebenen Patient Patient Familie Familie Kindergarten / Schule Kindergarten / Schule Gleichaltrigengruppe Gleichaltrigengruppe © M. Döpfner Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Eltern-Kind-Training familienzentriert Eltern-Jugendlichen Kommunikationstraining Funktionelle Familientherapie Problemlösetraining patientenzentriert Selbstkontrolltraining Soziales Kompetenztraining kindergarten-/ schulzentriert Interventionen im Kindergarten / in der Schule gleichaltrigenzentriert Interventionen in der Gleichaltrigengruppe 2 Gewichtung der einzelnen Interventionsebenen patientenzentriert elternzentriert Selbstinstruktion Elterntraining Störung des Sozialverhaltens Soziales Kompetenz/ Problemlösetraining Elterntraining Trennungsängste Exposition Anleitung / Stützung der Eltern Soziale Ängste / Phobien Kompetenztraining / Exposition Anleitung / Stützung der Eltern Zwänge Exposition + Reaktionsverhinderung Anleitung / Stützung der Eltern Kognitive VT ? Störung ADHS Depression umstritten teilw. belegt gut belegt Klinisch notwendig © M. Döpfner Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie % guter / mittlerer Erfolg bei Symptomatik1) 80 70 60 50 % 40 30 20 10 0 gem. sep. Gesamtstichprobe gem. sep. geringe EE gem. sep. hohe EE 1) Kriterien nach Russel & Morgan (1975) Eisler et al. (2000). Family therapy for adolescent Anorexia Nervosa: The results of a controlled comparison of two family interventions. J. Child Psychol. Psychiat. 41, 727-736 3 Grawe (1995): Wirkprinzipien einer Allgemeinen Psychotherapie n Ressourcenaktivierung n Problemaktualisierung n Aktive Hilfe zur Problembewältigung n Klärungsperspektive Grawe, K. (1995) Grundriß einer allgemeinen Psychotherapie, Psychotherapeut, 130 – 145. © M. Döpfner Allgemeine Wirkprinzipien einer Multimodalen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie n Ressourcenaktivierung n Problemaktualisierung n Kognitiv n Aktive – affektive Klärung Hilfe zur Problembewältigung beim Patienten und bei den Bezugspersonen Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 4 Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Wirkprinzipien 1. Ressourcenaktivierung n n n Der Therapeut knüpft an den positiven Möglichkeiten, Fähigkeiten, Eigenschaften, Motivationen und den Bedürfnissen des Patienten und der Bezugspersonen an. Der Therapeut knüpft an den Erwartungen (Störungskonzepten und Therapieerwartungen) des Patienten und der Bezugspersonen an. Patient und Bezugspersonen erleben sich in der Therapie als wertvolle und fähige Beziehungspartner Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Wirkprinzipien 1. Ressourcenaktivierung n n Der Therapeut stärkt die Motivation des Patienten und der Bezugspersonen zur Therapie und zur aktiven Problembewältigung. Der Therapeut passt sein Verhalten an das Entwicklungsniveau und an die Erwartungen des Patienten und der Bezugspersonen an (komplementäre Beziehungsgestaltung), z.B.: 4Orientierung geben vs. Hinterfragen 4Stützend vs. Konfrontativ Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 5 Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Wirkprinzipien 2. Problemaktualisierung n Was verändert werden soll, wird in der Therapie thematisiert und in der Therapie oder zwischen den Therapiesitzungen real erfahren(„Anstiftungstherapie“) n Therapie wird möglichst so gestaltet, dass Probleme (in graduierter Form) auch in der Therapiesitzung auftreten 4 in der therapeutischen Beziehung (Übertragung) 4 spielerische / kreative Methoden (inkl. Rollenspiel) 4 in-vivo Methoden 4 in-sensu Techniken n Die Therapie setzt in dem Lebensbereich an, in dem die Probleme auftreten 4 möglichst unter Integration von Bezugspersonen 4 wenn nötig, Therapie vor Ort Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Wirkprinzipien 3. Kognitiv-affektive Klärung n Psychoedukation aller Beteiligten unter Berücksichtigung der individuellen Störungskonzepte und Therapie-erwartungen. n Herausarbeiten von intrapsychischen oder interpersonellen Konflikten, allgemeinen Grundannahmen, spezifischen Erwartungen und Befürchtungen bei Patient / Bezugspersonen 4 Verbal 4 Spielerisch / gestalterisch n Lösung von Konflikten, Veränderung von Grundannahmen, Erwartungen oder Befürchtungen 4 Spielerisch, imaginativ 4 Verbal durch Ansprechen, Hinterfragen (sokratisch), im Alltag überprüfen, Interpretieren, Problemlösestrategie Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 6 Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Wirkprinzipien 4. Aktive Hilfe zur Problembewältigung n Vor dem Hintergrund der kognitiv-affektiven Klärung. n Einbeziehung aller für die Problembewältigung relevanten Personen. n Rahmenbedingungen, in denen Problembewältigung möglich ist, setzen Eltern, Schule, rechtliche Instanzen unter Beteiligung des Therapeuten. n Maximal mögliche Einbeziehung des Patienten in die aktive Problembewältigung. n Gemeinsame Entwicklung von Problemlösestrategien. n Zentral ist die konkrete Vermittlung von Bewältigungserfahrungen bislang nicht bewältigter Probleme bei Patienten und Bezugspersonen in der realen Welt. Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner Interventionsmethoden zur Problembewältigung Problemsituation Graduierung / Strukturierung Inkongruente Motive / Bedürfnisse Klärung von Motiven / intrapsychischen Konflikten Dysfunktionale Kognitionen / Problemlösung Kognitive Interventionen / Problemlösetechniken Dysfunktionale Emotionen + physiologische Reaktionen Beeinflussung emotionaler / physiologischer Reaktionen Auffälliges Verhalten Steigerung von Verhaltenskompetenzen Konsequenzen Operante Verfahren 7 Interventionsmethoden zur Problembewältigung Beispiel: Soziale Ängste / Trennungsängste Ängstigende Situationen Graduierung AutonomieAbhängigkeitskonflikte Klärung von Konflikten Angstauslösende Gedanken Kognitive Interventionen / Problemlösetechniken Angst + physiologische Reaktionen Habituation / Entspannung Vermeidung / Flucht / ineffektives Verhalten Steigerung von sozialen Kompetenzen Angstminderung Verstärkung von Bewältigung Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner Merkmale multimodaler Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (M-KJPT) n entwicklungsorientiert n kontextorientiert und multimodal n evidenzbasiert (nicht schulen- / eminenzbasiert) n problemspezifisch (nicht störungsspezifisch) 4orientiert sich an Problemgruppen mit ähnlichen aufrechterhaltenden Funktionen, die ähnlichen Interventionen zugänglich sind, z.B.: 4ADHS – oppositionelles Verhalten 4Ängste: Kompetenzdefizite vs. Angsthemmung 4Aggression: Kompetenzdefizite vs. Ärgerkontrolle Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 8 Merkmale multimodaler Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (M-KJPT) n entwicklungsorientiert n kontextorientiert und multimodal n evidenzbasiert (nicht schulen- / eminenzbasiert) n problemspezifisch (nicht störungsspezifisch) n individualisiert, ergebnisorientiert, überprüfbar 4Zielerreichung 4Maßgeschneidert Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner Merkmale multimodaler Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (M-KJPT) n entwicklungsorientiert n kontextorientiert und multimodal n evidenzbasiert (nicht schulen- / eminenzbasiert) n problemspezifisch (nicht störungsspezifisch) n individualisiert, ergebnisorientiert, überprüfbar n variabel in Behandlungsintensität und Behandlungssetting 4Prinzip der minimalen Intervention 4Prävention – Selbsthilfe - ambulante teilstationäre – stationäre Therapie Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer © M. Döpfner 9 Multimodale Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Ressourcenaktivierung in Cder Schule in der Familie Hilfe zur erfolgreichen Problembewältigung Kognitiv-affektive Klärung Dö Problemfokussierung bei Gleichaltrigen Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M. & Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin:Springer © M. Döpfner 10