chapelle expiatoire DE.qxp_chapelle expiatoire 13/10/14 08:18 Page1 Rundgang Architektur Informationen Geschichte Rundgang Architektur ▲ Informationen Geschichte ▲ ▲ Architektur der Kapelle Erläuterungen Der Architekt Haussmann, Georges Eugène (1809-1891): Leiter großer Arbeiten zur Sanierung von Paris im Zweiten Kaiserreich Madeleine-Friedhof: In dem 1721 eröffneten Friedhof wurden während der Schreckensherrschaft die Leichname der zwischen 1792 und 1794 hingerichteten Personen wie Charlotte Corday und die Girondisten begraben. Marie-Thérèse Charlotte von Frankreich (1778-1851): älteste Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette Metope: bisweilen mit Reliefs verziertes Gliederungselement, das zwei Triglyphen* eines dorischen Frieses trennt Pendentifs (Hängezwickel): Dreieck zwischen großen, eine Kuppel tragenden Bögen; ermöglicht den Übergang vom quadratischen zum kreisförmigen Grundriss Restauration (1814-1830): Wiederherstellung der Monarchie nach der Revolution Triglyph: Bauglied mit drei in den Stein gravierten Einkerbungen (gr.: dreifache Rille) Pierre François Léonard Fontaine (1762-1853) errichtete die Sühnekapelle auf Bitten von Ludwig XVIII., der ihn zu seinem offiziellen Architekten machte. Der Mann war bereits berühmt für seine Arbeiten, die er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Percier für Napoleon ausgeführt hatte. Fontaine baute hier - alleine - ein Gebäude, das er in ein komplexes Architekturprojekt eingliederte. Der neoklassizistische Stil von Fontaine begnügt sich nicht mit Entlehnungen aus der römischen Antike, dem Mittelalter und der Renaissance, sondern bringt ein einmaliges Werk hervor. Ein Gebäude mit zahlreichen Einflüssen So ist der Grundriss der Kapelle zum einen zentriert wie das Pantheon in Rom und zum anderen auf einer Achse ausgerichtet. Die dramatische Inszenierung der Kapelle lässt barocke Einflüsse vermuten. Der Campo Santo erinnert an den von Pisa, eines der Vorbilder der italienischen Renaissance. Die Ornamentik der Kapellenfassade spielt auf die antike Architektur an: das Gebälk, das von Säulen getragene horizontale Teil, besteht von oben nach unten aus einem glatten Architrav, einem Fries bestehend aus Triglyphen* und Metopen* und einem Geison. Das Kreuz auf dem Giebeldreieck dieses christlichen Gebäudes ist sehr diskret. Fontaine greift für die Gewölbe und Dächer der Seitengalerien auch auf die französische Steinmetztradition zurück und vermag eine ausdrucksvolle Architektur ohne jeden Schwulst zu schaffen, die den Besucher an die doppelte Bestimmung dieser Kapelle – Gebet und Gedächtnis – erinnert. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts Zur Information Dauer des Rundgangs: ca. 30 Min. Freier Rundgang Boutique-Buchhandlung Den Reiseführer über dieses Baudenkmal finden Sie in der Leitfadenreihe Itinéraires in der Boutique-Buchhandlung. Centre des monuments nationaux Chapelle expiatoire 29 rue Pasquier 75008 Paris tél. 01 42 65 35 80 fax 01 44 07 32 23 www.monuments-nationaux.fr Rundgang Architektur Informationen Deutsch Sühnekapelle Eine Gedenkstätte crédits photos © Musée Carnavalet / Roger-Viollet. illustration Tout pour plaire. conception graphique Plein Sens, Anders. réalisation beau fixe. traduction Caractères et cætera. impression Stipa, octobre 2014. Geschichte Ein Ort der Andacht Messe in der Sühnekapelle, von Lancelot Turpin de Crissé, Paris, Musée Carnavalet 1814 mit dem Ende der Revolution und der Wiederherstellung der Monarchie war es König Ludwig XVIII. (1814-1824)** wichtig, das Gedenken an die Königsfamilie wieder wachzurufen. Er ließ die sterblichen Überreste seines Bruders Ludwig XVI. (1774-1793) und die von Marie Antoinette in die Basilika Saint-Denis überführen. Dann ließ er diese Sühnekapelle auf dem ehemaligen Madeleine-Friedhof* genau an dem Ort errichten, wo König und Königin nach ihrer Hinrichtung 1793 begraben wurden. Der Grundstein wurde am 21. Januar 1815, am Gedenktag zum Tode von Ludwig XVI., gelegt. Die Fertigstellung fand 1826 unter der Herrschaft von Karl X. (1824-1830) statt. Ein umstrittenes Baudenkmal Mit dem Ende der Restauration* wurde die als ein Relikt des Ancien Régime angesehene Kapelle zu einem politischen Streitobjekt und führte zu heftigen Diskussionen. Im zweiten Kaiserreich fand eine partielle Restaurierung statt und in der Folge drohte mehrmals der Abriss, doch nie kam es dazu. Die Kapelle, ein Werk des Architekten Fontaine, steht seit 1914 unter Denkmalschutz. **Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts **Die Daten entsprechen dem Anfang und dem Ende **der Herrschaft chapelle expiatoire DE.qxp_chapelle expiatoire 13/10/14 08:18 Page4 Geschichte Rundgang Architektur Informationen ▲ 4 6 1 2 3 6 5 7 6 4 9 8 N Der Eingangspavillon 1 Der Einganspavillon kennzeichnet auf imposante Weise die erste Station eines feierlichen Weges zur Mitte des Monuments; die Kapelle ist dabei nicht gleich vom Eingang aus zu sehen. Diese Inszenierung unterstrich früher eine Zypressenallee, die zu den Stufen der Freitreppe führte. Die Fassade, eine nackte Wand mit einem monumentalen Tor, wird von einer Nachbildung eines kolossalen Sarkophags gekrönt, dessen Giebeldreieck sich vom Himmel abhebt. Auf diesem ist auf einer breiten Kartusche die Widmung des Gebäudes eingraviert, welche an den Willen von Ludwig XVIII. erinnert, den Begräbnisort von Ludwig XVI. und Marie Antoinette zu ehren. 2 Das Vestibül führt über einige Treppenstufen zum Hof. Jede Innenwand ist mit einem Bogen aus Girlanden und Kronen geschmückt, die die ineinander verschlungenen Monogramme von Ludwig XVI. und Marie Antoinette umgeben. Der dunkle Durchgang mit Gratgewölbe führt in den lichten Innengarten der Kapelle. Der Innengarten 3 Der Campo Santo (ital. für Friedhof) ist ein erhöhter Garten, der aus dem Aushub und den Gebeinen des ehemals hier angelegten Massengrabs der Revolution besteht. Dies macht den Hof zu einem heiligen Ort. 4 Symbolische Grabsteine auf den Seiten gedenken der Gardisten der Schweizergarde, die am 10. August 1792 bei der Gefangennahme des Königs in den Tuilerien getötet wurden. Über der Vorderseite jeder Stele befindet sich eine geflügelte Sanduhr. Die Verzierungen aus Mohnkapseln, Zweigen von Zypressen und Eichen in den Kronen und Girlanden bedeuten, dass die Opfer der Revolution aus allen Schichten der Gesellschaft stammten. 5 Die Kapelle Sobald man das Peristyl durchschritten hat, enthüllt sich dank des Lichts, das durch die Öffnungen in jeder der vier Gewölbedecken einfällt, das Spiel der Innenarchitektur in seiner ganzen Pracht. Die quadratischen Kassetten der Kuppel stehen im Gegensatz zu den achteckigen Kassetten der untergeordneten Gewölbe. Das Muster der Bodenplatten entspricht der Form der Kuppel. Die Pendentifs* der Hauptkuppel behandeln anhand einer sehr symmetrischen Komposition vier religiöse Themen: Das Leiden Christi, das Abendmahl, die Dreifaltigkeit und 7 8 9 die Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten. Diese Flachreliefs sind ebenso wie das Tympanon des großen Bogens auf der Eingangsseite, das die Überführung der Gebeine des Königspaars nach Saint-Denis darstellt, von François-Antoine Gérard. Statuen aus weißem Marmor stellen Ludwig XVI. und Marie Antoinette dar. Die erste Skulpturengruppe von Joseph Bosio zeigt den König, gestützt von einem Engel. Das Testament von Ludwig XVI. ist in die schwarze Marmorplatte des Sockels eingraviert. Gegenüber zeigt das Werk von Jean-Pierre Cortot die Königin kniend vor der Religion. Ihr letzter Brief an Madame Elisabeth, Schwester des Königs, ist in den Marmor eingraviert. Diese Werke wurden von Marie Thérèse Charlotte von Frankreich* gestiftet und nach dem Fall der Bourbonen 1834-1835 aufgestellt. Nachdem die Verehrung des Königspaars keine nationale Pflicht mehr war, wurde sie zu einer privaten Angelegenheit. Die vergoldeten Bronzekandelaber in den Nischen sind den Metallgießern und Ziseleuren Plantar und Delafontaine zu verdanken. Zur Krypta gelangt man über die Treppen im hinteren Bereich der Seitenkapellen. Der schwarze Marmoraltar in Form eines antiken Grabmals kennzeichnet den Ort, wo der Leichnam des Königs exhumiert wurde. In der Sakristei ist ein Beichtstuhl mit seinem Original-Klappsitz aus rotem Velours in einen Schrank eingebaut. Die Seitengalerien umfassen neun Joche mit Arkaden. Sie schützen unterhalb des Innenhofes die in der Wand befindlichen Grabstelen. Die Umgebung Einst befand sich die Kapelle innerhalb eines kleinen romantischen Gartens. Heute wird sie von dem Square Louis XVI begrenzt, der 1862 im Rahmen der „Hausmann*-Sanierungen“ angelegt wurde. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts