Kurztitel: Zusätzliches Vitamin D zum Retardpräparat Alendronat 70mg + Vit.D 5600 IU Fragestellung: Eine Patientin nimmt bereits das Kombinationspräparat Alendronat 70 mg + 5600 UI Vitamin D zur Sekundärprophylaxe der Osteoporose ein. Hat es einen Sinn, zusätzlich täglich eine Standarddosis Vitamin D zu geben, und kann es eventuell dabei zu schädlichen Vitamin-D-Überdosierungen kommen? Antwort: Die optimale Dosierung von Vitamin D ist 800 IU täglich oder 5600 IU pro Woche. Die Bioverfügbarkeit des Vitamin D ist in Kombination mit Alendronat gleich wie bei alleiniger Einnahme und die Wirkung ist bei täglicher oder wöchentlicher Einnahme gleich. Eine zusätzliche Einnahme von Vitamin D mit dem Kombinationspräparat Alendronat 70mg + 5600 IU Vitamin D ist daher nicht sinnvoll. Toxizitätserscheinungen bei zusätzlicher Vitamin D –Einnahme sind bis zu der zehnfachen Dosierung jedoch nicht zu erwarten. Hintergrund: Für die Sekundärprophylaxe von osteoporotischen Frakturen bei bereits bestehender Osteoporose und stattgefundenen Frakturen wird die Behandlung mit knochenabsorbtionshemmenden Substanzen plus Calcium und Vitamin D empfohlen [1, 2, 3]. Diese drei Substanzen können alle täglich eingenommen werden, wobei Calcium und Vitamin D meist in Kombinationspräparaten eingenommen wird, die knochenabsorbtions-hemmenden Substanzen und das Vitamin D können aber auch in größeren Abständen (z.B. wöchentlich) in entsprechend größeren Dosen eingenommen werden, Calcium sollte dabei täglich eingenommen werden. Suchfrage (PICO = Population, Intervention, Comparison, Outcome) Bringt bei Personen, die eine Osteoporose-Sekundärprophylaxe mit dem Kombinationspräparat Alendronat 70mg + Vitamin D 5600 IU einmal wöchentlich einnehmen (P), die Supplementierung mit zusätzlichem täglichem Vitamin D (I) zur alleinigen Einnahme des Alendronat-Vitamin-DPräparats (C) eine zusätzliche Reduktion osteoporoseassoziierter Frakturen ohne Vitamin-D-toxisch bedingte Nebenwirkungen (O) ? Suchstrategie: Es wurden osteoporose-spezifische deutsche (DVO), italienische (SIOMMMS, GIPSO), englische (NICE), schottische (SIGN), amerikanische (North American Menopause Society, American College of Physicians) und kanadische (SOGC) Leitlinien durchsucht. In MEDLINE wurden dann Reviews und Studien mit den MeSH-Terms „alendronate“, „vitamin D“, „pharmacologic traetment und „osteoporosis“ für die Jahre 2004-2008 angesehen, schließlich wurde ebenfalls in MEDLINE nach Studien mit den MeSH-Terms „vitamin D“ und „toxicity“ für die letzten 5 Jahre gesucht. Ergebnisse: ► In Kombination mit den Biphosphonaten beträgt die angemessene tägliche Vitamin-D-Dosis 20 mcg = 800 IU [3]. ► Die therapeutische Breite des Vitamin D ist sehr groß [4, 5]. Die Einnahme von bis 2000 IU Vitamin D täglich gilt als bedenkenlos und kann auch ohne vorausgehende Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Serum empfohlen werden [6, 7]. In einer Studie mit gesunden Erwachsenen war eine tägliche Verabreichung von 4000 IU Vitamin D nicht mit Hyperkalzurie oder Hyperkalzämie verbunden [8]. Bei der Dauertherapie gesunder Erwachsener wurden bei Tagesdosen von bis 10.000 IU Vitamin D keine toxischen Auswirkungen beobachtet [8]. ► Die Pharmakokinetik des Vitamin D erlaubt auch eine Depot-Verabreichung von bis 400000 IU per os alle 4-6 Monate [6, 7]. ► Die Bioverfügbarkeit von Alendronat und Vitamin D ist gleich, wenn man die Substanzen einzeln einnimmt oder in der ein-Wochen-Tablette Alendronat/Vit.D 70mg/2800 IU einnimmt [9]. Quellenverzeichnis: [1] Dachverband der dt.spr. osteologischen Fachgesellschaften (DVO) Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei Frauen ab der Menopause, bei Männern ab dem 60. Lebensjahr; AWMF-Leitlinien-Register Nr.034/003 Entwicklungsstufe 3, letzte aktualisierung 2006, gültig bis 2009; http://leitlinien.net/ [2] Jacques P. Brown et .al., Canadian Consensus Conference on Osteoporosis, 2006 Update; SOGC CLINICAL PRACTICE GUIDELINE; http://www.sogc.org/guidelines/public/172E-CONS-February2006.pdf [3] Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN). Management of osteoporosis. A national clinical guideline. Edinburgh (Scotland): Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN); 2003 Jun. 45 p [4] Qaseem A. Pharmacologic treatment of low bone density or osteoporosis to prevent fractures: a clinical practice guideline from the American College of Physicians. Ann Intern Med 2008; 404-15. [5] Jones G. Pharmacokinetics of vitamin D toxicity. Am J Clin Nutr. 2008 Aug;88(2):582S-586S. Review [6] Giancarlo Isaia et al.; G.I.P.S.O.,Gruppo Interdisciplinare Piemontese per lo Studio dell’ Osteoporosi; LINEE GUIDA PER L’OSTEOPOROSI; www.snamid.org [7] Società Italiana dell’Osteoporosi, del Metabolismo Minerale e delle Malattie dello Scheletro SIOMMMS; Linee guida per la diagnosi, prevenzione e terapia dell’osteoporosi 2006; Edizioni Internazionali srl Divisione EDIMES Edizioni Medico-Scientifiche – Pavia; www.siommms.it [8] EMEA (European Medicines Agency) 2007, EUROPEAN PUBLIC ASSESSMENT REPORT (EPAR) FOSAVANCE http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/Fosavance/23778305it1.pdf [9] Reynolds NA, Curran MP. Alendronate/colecalciferol. Treat Endocrinol. 2005;4(6):371-7; discussion 379. Review. Erstellt am: Oktober 2008 von: Dr. Simon Kostner für das EBM-Team