Zwischen Bad Ragaz, Weesen und Elm kann Geologie hautnah erlebt werden: Bergwerke, Versuchsstollen und Steinbrüche sind nur einige Steine zu Beispiele. Für Geologen besonders wichtig ist die Glarner Hauptüberschiebung. Sie soll im Sommer 2005 in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes aufgenommen werden. Text: David Imper, Christoph Schwyzer Die Zacken der Tschingelhörner bestehen aus 250 bis 300 Millionen Jahren altem, dunklem Verrucanogestein. Unter der scharfen Linie der Glarner Hauptüberschiebung erkennt man ein helles, deutlich jüngeres Kalkband mit dem Martinsloch. I m Sarganserland und Glarnerland gibt es nicht nur überdurchschnittlich viele geologisch interessante Stellen, sondern auch zahlreiche historische Bergwerke, moderne Steinbrüche, Steinverarbeitungsbetriebe und Forschungsstätten. Diese zahlreichen Erlebnisorte für Erd- und Bergbaugeschichte bilden das Fundament für den GeoPark Sarganserland-Walensee-Glarnerland, der während der letzten 5 Jahre von den beteiligten Regionen entwickelt wurde. 6 Natürlich | 1-2005 Ein wichtiges Teilprojekt widmet sich dem Phänomen der Glarner Hauptüberschiebung. Hier haben bereits im 19. Jahrhundert Geologen – begleitet von heftigen Streitereien – grundlegende Erkenntnisse über die Entstehung unserer Berge gemacht: Sie entdeckten, dass ältere Gesteine auf jüngere Schichten geschoben werden. Heute wissen wir, dass die Erdkruste aus mehreren Platten besteht. Diese Platten bewegen sich, kollidieren manchmal, verursachen Erdbeben und verfor- men die Erdoberfläche. Durch diese ungeheuren Kräfte entstanden während der letzten 40 Millionen Jahren also auch die Alpen und die Glarner Hauptüberschiebung. Es gibt kaum eine andere Überschiebung, die im Gelände so gut als «Strich in der Landschaft» erkennbar ist. Dementsprechend ist sie für Wissenschaftler und Laien ein einzigartiges Anschauungsobjekt, das nicht nur tektonisch, sondern auch fürs Auge und wissenschaftshistorisch von grosser Bedeutung ist. Im m Staunen Geologie NATUR heute noch abgebaut werden. Die jahrhundertelange Bergbautätigkeit hinterliess viele faszinierende Spuren. Dazu gehören das Eisenbergwerk Gonzen bei Sargans, der Landesplattenberg Engi oder der Steinbruch Lochezen am Walensee. Kulturhistorisch einmalig sind auch das Silberbergwerk Gnapperchopf bei Vättis, das Kupferbergwerk auf der Mürtschenalp, das mittelalterliche Eisenbergwerk auf Guppen bei Schwändi. Noch heute arbeiten in der Region mehrere hundert Leute im Bereich Steine, vorwiegend in der Baustoffproduktion. Die grosse Bergbautradition führte zu einem beachtlichen Fachwissen. 1970 entstand der Versuchsstollen Hagerbach bei Flums, wo Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aus dem breit gefächerten Spektrum des Untertage- und Tunnelbaus unter Realbedingungen durchgeführt werden. Der Versuchsstollen Hagerbach besitzt heute internationale Bedeutung und beherbergt auch das ICST, das Zentrum für Sicherheit in Tunnels. Kernstück dieser Anlage ist ein 200 Meter langer Brandstollen mit inzwischen gleich langen Neben- und Parallelstollen, die ein eigentliches Netzwerk bilden. Foto: Hans Rhyner Weltberühmter Strich kommenden Jahr dürfte die Landschaft mit dem scharfen Strich in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen werden. Bergwerke und Forschungsstollen Der GeoPark Sarganserland-WalenseeGlarnerland umfasst den südlichsten Teil des Kantons St. Gallen, das Sarganserland und den ganzen Kanton Glarus. Der Park erstreckt sich über fast 1300 Quadratkilo- meter, von 400 Meter über Meer am Walensee bis über 3600 Meter über Meer am Tödi und zeichnet sich durch vielfältige Landschaften und eine überdurchschnittliche Dichte von eindrücklichen Zeugen der Erdgeschichte aus, durch so genannte Geotope oder Naturdenkmäler. Etliche Menschen kamen aber nicht wegen der herrlichen Bergwelt und der interessanten Geologie in die Region, sondern wegen der hier reichlich vorhandenen Rohstoffe, die stellenweise Wenn heute Menschen aus aller Welt in den GeoPark pilgern, dann vor allem auch deshalb, weil hier der «Schlüssel» zur Alpengeologie gefunden werden kann. In der herrlichen Bergwelt im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Glarus und Graubünden fällt aufmerksamen Naturbeobachtern eine markante, messerscharfe Linie auf. Besonders schön kann dieses Phänomen an den Tschingelhörnern zwischen Elm GL und Flims GR oder am Foostock im Weisstannental SG beobachtet werden. An der in weiten Teilen der Glarner Alpen auffälligen Linie, der so genannten Glarner Hauptüberschiebung, ist oft ein dünnes, gelbliches Kalkband erkennbar. Dieses trennt die dunklen, grünlichgrauen Gesteine von den darunter liegenden, schieferigen, bräunlichgrauen Gesteinen. Vor rund 200 Jahren begannen die ersten Erdwissenschaftler, die Geognostiker, sich mit der Entstehung der Alpen zu beschäftigen. Schon bald stellten sie fest, dass die Altersabfolge der Gesteine an der Glarner Hauptüberschiebung ungeNatürlich | 1-2005 7 NATUR Geologie wöhnlich ist. Normalerweise liegen jüngere Gesteine über älteren. An der Überschiebungsfläche finden sich jedoch 250 bis 300 Millionen Jahre alte Gesteine über bedeutend jüngeren, «nur» rund 50 Millionen Jahre zählenden. Die ersten Geo- gnostiker konnten diese Beobachtung mit den damaligen Vorstellungen über die Entstehung der Erde und der Gebirge nicht erklären und verneinten diese Tatsache. Trotzdem wurde in den folgenden Jahrzehnten intensiv an diesem Phäno- Eine der bekanntesten Darstellungen der Glarner Hauptüberschiebung: das 1812 geschaffene Aquarell von H. C. Escher von der Linth. Es zeigt die Tschingelhörner auf der Flimser Seite. men geforscht. Die führenden Erdwissenschaftler aus aller Welt kamen in die Glarner Alpen, forschten, entwarfen Hypothesen und Theorien und stritten zum Teil heftig darüber. Dadurch wurden in den Glarner Alpen wesentliche Erkenntnisse über die Entstehung der Berge gewonnen. Seit über 100 Jahren wird das Naturdenkmal Glarner Hauptüberschiebung zwar als eine grosse Überschiebung akzeptiert, die genauen Mechanismen sind hingegen heute noch Gegenstand intensiver Untersuchungen. Dank der guten und grossräumigen Aufschlüsse sind die Berge zwischen Rhein, Seez, Walensee und Linth noch immer von grosser Bedeutung für die Erforschung der Erdgeschichte. Foto: alpenarena ETH Bibiothek (HCE A IX 180a) Eine «colossale Überschiebung» Einer der ersten Erforscher der Berge zwischen Linth, Rhein und Seez war Hans Conrad Escher (1767–1823), ein grossartiger Beobachter und Zeichner. Er beschrieb bereits 1807 die Glarner Hauptüberschiebung, konnte sie aber beim damaligen Stand der Wissenschaft nicht verstehen. Seither ist das Interesse an der Hauptüberschiebung ungebrochen. So erstaunt es nicht, dass bahnbrechende Theorien über die Entstehung von Gebirgen in den Glarner Alpen entwickelt oder stark beeinflusst wurden. Eschers wichtigste Beobachtung war, dass die Abfolge der Gesteine in den Glarner Alpen nicht der damals gängigen Theorie entsprach, wonach der jüngere Alpenkalk immer über den älteren Grauwacken (hier: grobkörnige Verrucanogesteine) liegen musste. Diese Theorie wurde namentlich vom damals einflussreichsten deutschen Geognostiker Leopold von Buch (1774–1853) vertreten, der Eschers Beobachtungen trotz Besuch in den Glarner Alpen 1809 abstritt: «Grauwacke gehört zur Übergangsformation und kann und darf nie auf Alpenkalkstein ruhen.» In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang die relative Altersbestimmung von Gesteinsschichten aufgrund ihrer Versteinerungen. Um die Mitte Blick über den unteren Segnesboden (Plaun Segnas Sut) auf die Hauptüberschiebung an den Tschingelhörnern. Die Landschaft mit ihren Schwemmebenen und Moorgebieten ist von nationaler Bedeutung. NATUR Geologie Aufnahme ins Unesco-Weltnaturerbe Seit Mai 2000 bereiten 19 Gemeinden aus den 3 Kantonen St. Gallen, Glarus und Graubünden unter der Federführung des GeoPark Sarganserland-Walensee-Glarnerland die Kandidatur Unesco-Weltnaturerbe Glarner Hauptüberschiebung vor. Nach der Erstellung der Grundlagen, den Zusagen aller beteiligten Gemeinden und Kantone und dem Beschluss des Schweizerischen Bundesrates vom 5. November 2003 deponierte die Schweizerische Eidgenossenschaft im Januar 2004 das Gesuch zur Aufnahme der Glarner Hauptüberschiebung in die Liste der weltweit einzigartigen und schützenswerten Kulturund Naturgüter bei der Unesco in Paris. Anfang September 2004 inspizierten die internationalen Fachleute die Kandidatur vor Ort. Der Entscheid über die Aufnahme dürfte bereits im kommenden Sommer 2005 fallen. Ausser der Glarner Überschiebung verfügt das nominierte Gebiet über eine sehr grosse Dichte an wertvollen Naturdenkmälern, über vielfältige Landschaftstypen – vom Laubmischwald über Alpweiden oder Moorlandschaften bis zu Gletschergebieten – sowie über artenreiche Pflanzen- und Tiergesellschaften. Das vorgeschlagene Gebiet weist keine Dauersiedlungen auf, wird jedoch alp-, forstund energiewirtschaftlich sowie touristisch, militärisch und durch Jagd und Fischerei genutzt. Ein wichtiges Ziel ist die Bewahrung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Gebietes sowie der natürlichen und naturnahen Ökosysteme für die heutige und für die kommenden Generationen. des 19. Jahrhunderts erkannte Arnold Escher (1807–1872), Hans Conrad Eschers Sohn und erster Professor für Geologie in Zürich, dass in den Glarner Alpen ältere Gesteine über jüngeren liegen. Er kam zum Schluss, dass hier eine «colossale Überschiebung» existiere, und sprach bereits 1845 von einer «Decke». 1848 führte er einen der bedeutendsten Geologen jener Zeit, Roderick Impey Murchison (1792–1871), auf den Pass dil Segnas (Segnespass). Auch Murchison schloss sich Eschers Interpretation an und beschrieb 1849 die Stelle mit den Worten: «One enormous overthrow.» Doch bald begann Escher zu zweifeln, weil das Ausmass der Verstellung alles damals Bekannte überschritten hätte: «Kein Mensch würde es glauben, man hielte mich für einen Narren.» So erfand er die (absurde) Theorie der Doppelfalte: 2 liegende Fal- Foto: Daniel Kalberer Sichelkamm über Walenstadt: Die «Sichel» zeugt von den riesigen, auf die Gesteinsschichten einwirkenden Kräften. Am Schönsten ist die Verfaltung östlich der Churfirsten von Unterterzen, Quarten oder Flumserberg aus sichtbar. Geologie NATUR Foto: David Imper Mehr als 35 Kilometer verschoben Die Strukturen im Lochseitenkalk entstanden durch die Glarner Hauptüberschiebung und sind für die Forschung auch heute noch von grossem Interesse. ten, die sich gemäss seiner Rekonstruktion berührt haben mussten. Eschers Schüler und Nachfolger Albert Heim (1849–1937) übernahm die Doppelfalten-Theorie seines Meisters. Dank Heims bahnbrechenden Untersuchungen über Gesteinsverformung, seinen grossartigen Zeichnungen und seiner klaren Schreibweise wurde die These allgemein akzeptiert, obschon sie in geometrischer und mechanischer Hinsicht ein Unding war. Die Doppelfalten-Theorie passte gut zu den damaligen Vorstellungen über die Entstehung der Erde: Man nahm an, dass die Erde seit ihrer Entstehung langsam abkühlte, schrumpfte und auf der Erdoberfläche dadurch Gebirge und Täler entstanden. Albert Heim war ein einflussreicher Geologe und rechnete mit seinen Kritikern in ziemlich bösartiger Weise ab. So blieb die kleine Schrift (1884) des Franzosen Marcel Bertrand (1847–1907) fast unbeachtet. Bertrand, der die Glarner Alpen damals noch nicht nicht aus eigener Anschauung kannte, zeigte, dass eine einzige, von Süden gegen Norden gerichtete Überschiebung den Bau dieser Gebirge viel plausibler erklären konnte als die Doppelfalte. 1903 musste auch Albert Heim nach jahrzehntelangen heftigen Kontroversen seinen Irrtum eingestehen. In der Folge konnte deren Siegeszug nicht mehr aufgehalten werden. So schrieb Albert Heim 1921 in seinem Standardwerk der Schweizer Geologie: «Wer noch an der grossartigen Deckentektonik zweifelt, der möge sich zuerst die Lochseite ansehen...» So wurde die gut erreichbare Lochsite bei Sool/Schwanden zu einem der berühmtesten Aufschlüsse der Alpen. Es begannen 3 Jahrzehnte, die wohl die pro- duktivsten der alpinen Geologie wurden. Vorher unbegreifliche Strukturen ordneten sich in ein logisches Bild ein und man konnte rekonstruieren, wo die beobachteten Sedimentgesteine ursprünglich abgelagert wurden. Die Glarner Alpen wurden zu einem Schlüsselgebiet der neuen Deckenlehre. Heutige Bedeutung Heute zweifelt niemand mehr daran, dass in den Glarner Alpen kilometerdicke Gesteinspakete abgeschert und über weite Distanzen nordwärts geschoben wurden. Schwierigkeiten bereitet jedoch die Erklärung der Mechanismen, die den Transport der im Verhältnis zu ihrer grossen Fläche geringmächtigen Gesteinspakete auf einer so dünnen Überschiebungszone ermöglichten. Daher muss ein Schmiermittel die Reibungskräfte an der Überschiebungsfläche so stark reduziert haben, dass ein Gleiten ermöglicht wurde. Dieses Schmiermittel war der Lochseitenkalk, der zu einem wichtigen Schlüssel für das Verständnis der Glarner Hauptüberschiebung wurde und heute noch ein wichtiger Forschungsgegenstand ist. Neuste Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Lochseitenkalk zumindest teilweise erst während der Überschiebung aus kalkreichen Lösungen auskristallisierte und nicht ein ausgewalztes Band von altem Meereskalk darstellt. Zu diskutieren gibt nun aber die Frage nach der Herkunft der dafür notwendigen grossen Wassermengen. Auch im Jahr 2005 birgt die Glarner Hauptüberschiebung noch so manches Rätsel. An der Glarner Hauptüberschiebung liegen 250 bis 300 Millionen Jahre alte Verrucanogesteine auf viel jüngeren Gesteinen. Stellenweise sind dies helle Kalke mit einem Alter von 100 bis 150 Millionen Jahren, stellenweise bräunlichgraue, meist schiefrige Flyschgesteine, welche vor 35 bis 50 Millionen Jahren gebildet wurden. Während der Entstehung der Alpen wurden die älteren Verrucanogesteine entlang der Glarner Hauptüberschiebung mehr als 35 Kilometer über die darunterliegenden jüngeren Gesteine nach Norden transportiert. Diese Bewegung dauerte mehrere Millionen Jahre und lief mit einer Geschwindigkeit von nur wenigen Zentimetern pro Jahr ab. An der Überschiebungsfläche findet man einen oft nur 1 bis 2 Meter mächtigen, weisslichgrauen, gelbbeige anwitternden Kalkstein, den so genannten Lochseitenkalk. Dieser hat ein schlieriges, marmorartiges Aussehen, das durch die Überschiebung entstanden ist und oft als Knetstruktur bezeichnet wird. Ein grosser Teil der Bewegung an der Hauptüberschiebung muss in diesem Kalk stattgefunden haben. Laboranalysen zeigen, dass der Lochseitenkalk bei bis 320 Grad Celsius und einem Druck von bis zu 5 Kilobar verformt wurde. Solche Bedingungen herrschen in einer Tiefe von etwa 16 Kilometern unter der Erdoberfläche. Somit müssen die Bewegungen an der Glarner Hauptüberschiebung bis 16 Kilometer unter der Erdoberfläche stattgefunden haben. Die Bewegung an der Glarner Hauptüberschiebung erfolgte nach den heutigen Annahmen auf einer leicht nach Südsüdost geneigten Fläche – die Gesteinspakete wurden somit leicht aufwärts geschoben. Erst später, als die Alpen angehoben und die überliegenden Gesteine abgetragen wurden, gelangte die Überschiebungsfläche an die heutige Lage, hoch in den Bergen. Die gekrümmte Form erhielt sie, weil die Hebung der Alpen im zentralen Bereich bedeutend schneller erfolgte als am Alpenrand. Im Kulminationsbereich der Glarner Hauptüberschiebung hat die Abtragung dazu geführt, dass isolierte Massen des aufgeschobenen Gesteins erhalten blieben, während die alten Verrucanogesteine in der Umgebung erodiert wurden. Solche übrig gebliebenen, isolierten Gesteinsmassen nennt man Klippen. Sie bauen viele Berggipfel in der Region auf, beispielsweise die Ringelkette, die Piz-Sardona-, PizSegnas-, Piz-Atlas-Gruppe oder den Hausstock. Natürlich | 1-2005 11 Der Geopark im Überblick GeoPark SarganserlandGlarnerlandWalensee www.geopark.ch Glarner Hauptüberschiebung Kandidat Unesco-Weltnaturerbe 32 Weisskalkproduktion «Chalchi», Netstal 53 Museum Sarganserland, im Schloss Mels 33 Linth-Escher-Auditorium, Mollis 54 Eisenbergwerk Gonzen, Sargans 13 Wasserfall Berglistüber 34 Geophänomen Kerenzerberg 55 Steinbruch Schollberg, Trübbach 14 Schwefelbad Stachelberg, Linthal 41 Geoweg Schänis–Weesen–Amden 21 Schiefertafelfabrik Elm 42 Museum Amden 56 Artillerie-Fort Magletsch, Oberschaan 22 Landesplattenbergh Engi 43 Wasserfälle und Rinquelle Betlis 23 Naturwissenschaftliche Sammlung, Engi 44 Murgschlucht 24 Lochsite Sool / Schwanden 47 GeoTrail, Flumserberge 63 Kraftwerke Sarganserland AG, Vadura 25 Kärpfbrücke 48 Steinwolleproduktion Flumroc 64 Drachenlochmuseum, Vättis 26 Knobel, Steinsammlung 51 Geoweg Mels 65 Bergwerk Gnapperchopf, Vättis 31 GeoStadtspaziergang 52 Versuchsstollen Hagerbach, Mels H GeoPark-Höhenweg 11 Saurierspuren am Tödi 12 Linthschlucht und Kraftwerk Linth-Limmern 45 GeoSchiff Walenstadt–Weesen 61 Taminaschlucht mit Thermalquelle, Bad Pfäffers 62 Stein(ge)s(ch)ichten am Pizol Geologie NATUR Über 40 einzigartige GeoAngebote zwischen Vättis und Linthal Das Projekt GeoPark Sarganserland-Walensee-Glarnerland wurde Ende der 1990erJahre von den Regionen SarganserlandWalensee und Glarner Hinterland-Sernftal initiiert und 1999 vom schweizerischen Staatssekretariat für Wirtschaft seco bewilligt. Im Rahmen der Aufbauarbeit wurden die bestehenden Angebote (Betriebs- und Bergwerksführungen, Museen, Ausstellungen, Geowege usw.) vernetzt und zahlreiche neue Angebote geschaffen. Hier eine Auswahl: Bergwerk Gnapperchopf Vättis: Auf Anfrage werden von Vättis aus bergbau- und erdgeschichtliche Führungen zum Silberbergwerk Gnapperchopf durchgeführt. In kleinen Stollen sind die Silber-, Blei- und Kupfererzgänge noch erkennbar. Geologie um Vättis: Auf Anfrage werden erd- und kulturgeschichtliche Führungen zum Chrüzbachtobel angeboten. Dort wird der Kontakt zwischen den uralten Gneisen des Urgebirges und den darüber liegenden Sandstein- und Dolomitablagerungen erkundet. Foto: Pius Rupf Kraftwerke Sarganserland AG in Vadura: Vom bedeutenden Wasserkraftwerk im Taminatal können die Produktionsanlagen und die grosse Staumauer des Stausees Gigerwald besichtigt werden. Das kombinierte Pump- und Speicherkraftwerk produziert jährlich rund 500 Millionen Kilowattstunden Energie. Foto: Ackermann AG Drachenlochmuseum in Vättis: Im Mittelpunkt der künstlerisch gestalteten Dauerausstellung stehen die im Drachenloch gefundenen Höhlenbärenknochen. Die Belegschaft vom Steinbruch Tiergarten bei Mels mit typischer Ausrüstung aus dem Jahr 1914. Die Steinhauereien aus dem Glarnerland und dem Sarganserland belieferten weite Teile der Ostschweiz und boten während Jahrhunderten viele Arbeitsplätze in den landwirtschaftlich geprägten Regionen an. Taminaschlucht mit Thermalquelle und Bad Pfäfers: Die Besichtigungen führen in die wildromantische, über 60 Meter tiefe, faszinierende Taminaschlucht mit der Quelle des 36,5 Grad warmen Thermalwassers und durch den ältesten barocken Bäderbau der Schweiz, das Alte Bad Pfäfers. Museum im Alten Bad Pfäfers: Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte des 740 gegründeten Klosters Pfäfers und des Alten Bad Pfäfers. Dazu gehören auch Modelle zur pionierhaften Während Jahrhunderten wurden bei Mels Mühlsteine abgebaut und exportiert. Auf dem Geoweg Mels wurde ein alter Mühlsteinbruch freigelegt. Erschliessung der Schlucht und eine Gedenkstätte für den Naturforscher und Philosophen Paracelsus. Stein(ge)s(ch)ichten, Pizol: Am Pizol wird ein geopädagogisches Programm mit Exkursionsanleitung und Exkursionskisten für Schüler- und Erwachsenengruppen gestaltet. Die Entstehung der faszinierenden Hochgebirgslandschaft wird dabei auf spielerische und doch fundierte Weise vermittelt. Museum Sarganserland im Schloss Sargans: Das international ausgezeichnete Regionalmuseum bietet Ausstellungen mit historischen und volkskundlichen Schwerpunkten. Ausstellungsteile sind der Geologie des Sarganserlandes, dem Bergbau im Gonzen und der Eisenverhüttung im Sarganserland gewidmet. Besucherbergwerk Gonzen bei Sargans: Über 2000 Jahre wurden am und im Gonzen bis 1966 Eisen- und Manganerze abgebaut. Erhalten blieb ein riesiges Stollensystem mit verschiedenen Generationen von Abbau- und Transportmaschinen. Die Besuchergruppen werden mit Natürlich | 1-2005 13 Der Stadtspaziergang durch Glarus: Im Mittelpunkt stehen vor allem die für den Häuser- und Brunnenbau verwendeten Natursteine. der Original-Stollenbahn ab Sargans fast zwei Kilometer in den Berg gefahren. Bergwerkmuseum Gonzen in Sargans: Das Museum besitzt eine Ausstellung von den Original-Gerätschaften (Schlägel, Bergeisen, Bohrer, Sprengmaterial usw.) und Mineralien aus dem Eisenbergwerk Gonzen sowie Bilddokumente aus der Abbauzeit. Im Jahr 2005 wird das Bergwerksmuseum neu eingerichtet zusammen mit der neuen, unterirdischen Knappenbeiz am Stollenportal eröffnet. Untertagesteinbruch Schollberg bei Trübbach: In einem riesigen, bis 18 Meter hohen Kavernensystem werden Kalksteine der Quinten-Formation unterirdisch abgebaut. Das Material wird zu Zuschlagstoffen, Wuhrsteinen und Koffermaterial aufbereitet. Führungen durch die riesigen Hohlräume und zu den aktuellen Abbaustellen sind auf Anfrage möglich. Artillerie-Fort Magletsch: Es handelt sich um eine Kampffestung aus dem Zweiten Weltkrieg von nationaler Bedeutung. Auf der Besichtigungstour erhalten die Gäste Einblick in die eindrückliche Infrastruktur und in die Bedrohungslage zur Zeit des Festungsbaus. Melser Geoweg: Der Melser Geoweg führt sowohl durch den Melser Dorfkern wie auch durch erholsame Waldpartien. Auf dem Wanderweg werden verschiedene bergbauhistorische Stätten vorgestellt und Informationen zur Erdgeschichte, Mühlsteingewinnung, Eisen- und Glasverhüttung an den originalen Stätten vermittelt. 14 Natürlich | 1-2005 Versuchsstollenanlage Hagerbach bei Flums: 1970 begann der letzte Ingenieur vom Gonzenbergwerk mit dem Versuchsstollen Hagerbach. Dort begleiten mittlerweile rund 25 Angestellte in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten Versuche aus dem breiten Spektrum des Untertage- und Tunnelbaus für eine internationale Kundschaft. Heute werden im auf über fünf Kilometer angewachsenen Stollensystem viele Führungen durchgeführt. Die modernst eingerichteten unterirdischen Seminarräume und das Stollenrestaurant dienen als einzigartiges Tagungs- und Ausflugsziel. GeoSchiff: Auf dem Walensee werden Schifffahrten mit Informationen zur Geologie, zur Entstehung der Landschaft sowie über den See und die Region durchgeführt. Die Schifffahrt wird mit einem «Landausflug» zu ufernahen Attraktionen wie die Rinquelle, das autofreie Dorf Quinten, die Murgschlucht oder die alte Hammerschmiede Mühlehorn bereichert. Kastanienweg Murg und Murgbachschlucht: Hinweistafeln werden ab Frühjahr 2005 über die Oberflächenformen in der vom Wildbach im blutroten Fels geschaffenen Schlucht und die Kulturgeschichte der in Murg einheimischen Edelkastanie informieren. GeoPark-Höhenweg: Der Höhenweg führt durch das Herz des beantragten UnescoWelterbes Glarner Hauptüberschiebung. Der geübte Bergwanderer erhält auf der einwöchigen Hüttentour vom Kerenzerberg über Murgsee–Flumserberg–Weisstannental–Calfeisental–Elm bis Flims Informationen zu eindrücklichen Gebirgsformationen und Einblick in die faszi- Foto: Urs Heer Foto: Daniel Kalberer Steinbruch und die heutige hochmoderne Steinschlagnetztestanlage geführt. GeoTrail für Familien in Flumserberg: Der kinderwagengängige Themenweg führt durch die Bergwelt der Flumserberge. Speziell für Kinder wurden ein Würfelspiel und ein Begleitbüchlein gestaltet. Im Büchlein erklären das uralte Steinmannli Flumsi und die junge Geologin Anna geologische Phänomene am Wegrand, beispielsweise Versteinerungen, Brüche oder Falten. Flumroc AG: In Flums werden verschiedene Gesteinskomponenten aufgeschmolzen und durch die über 200-köpfige Belegschaft zum natürlichen Isolationsmaterial Steinwolle verarbeitet. Steinbruch Lochezen: Im unterirdischen Steinbruch wurde während Jahrzehnten das Rohmaterial für die benachbarte Portlandzementproduktion gewonnen; zeitweise befand sich in den Hohlräumen der Lochezen auch ein Militärspital. Seit einem Jahr werden Gruppen durch den Die fein abgestimmte Beleuchtung lässt die durch den Schieferabbau entstandenen Hallen im Landesplattenberg Engi noch eindrücklicher erscheinen. Foto: Stiftung Landesplattenberg Geologie NATUR Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht stieg die Nachfrage nach Schiefertafeln rasant an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten im Plattenberg 150 Leute und in der Verarbeitung im Tal rund 50. nierenden Landschaften. Die dazugehörige Broschüre kann über www.geopark.ch bezogen werden. GeoPhänomene Kerenzerberg: Auf der 2,5 Kilometer langen Wegstrecke Habergschwänd–Talalpsee werden 100 Millionen Jahre durchwandert. Sechs Informationstafeln am Wegrand erklären dem Gast typische GeoPhänomene wie Verkarstung, Versteinerungen, Schichtabfolgen oder Brüche. Geoweg Schänis–Weesen–Amden: Die GeoWanderung führt von der Linthebene zur Aussichtsterrasse Amden. Informationstafeln vermitteln Wissenswertes zur Regionalgeologie (Gebirgsbau, Eiszeiten, Linthkanal, Amdener Bergsturz usw.). Museum Amden: Im Museum Amden werden Land und Leute und deren Geschichte vorgestellt. Geologisch Interessierten werden der Gebirgsbau, die hydrogeologischen Zusammenhänge der Karstquelle Rin und die Erforschung des unter Wasser liegenden Höhlensystems aufgezeigt. Linth-Escher-Auditorium in Mollis: Ein Militärbunker am Linthkanal, ausgestattet mit modernster audiovisueller Infrastruktur, würdigt die Leistungen des LinthkanalErbauers Hans Conrad Escher von der Linth (1767–1823), einer der ersten Beschreiber der Glarner Geologie. Steinsammlung und Steinhauerei Knobel Schwanden: Die Steinhauerei Knobel verarbeitet viele einheimische Gesteine. Die Gebrüder Knobel haben einen Steinpfad mit grossen Gesteinsblöcken, der den Kanton Glarus darstellt, und einen Ausstellungsraum mit Fossilien, Kristallen und Skulpturen eingerichtet. Steinhauerkurse werden vorbereitet. Schwefelquelle und Berglistüber Linthal: Im Raum Linthal-Rüti wurden Informationen über die Schwefelquelle und der wildromantische Wasserfall am Berglistüber an der Klausenpassstrasse mittels Schautafeln für die Öffentlichkeit aufbereitet. Hinter dem Wasserfall befindet sich eine wichtige Überschiebung, was zur Bildung einer Kerbe führte, so dass heute unter dem Wasserfall durchgewandert werden kann. Kraftwerk Linth-Limmern: Der Weg zur Staumauer des Limmernstausees führt via eine Seilbahn und einen anschliessenden Fussmarsch durch einen rund drei Kilometer langen Stollen. Der Stausee bedeckt einen grossen Teil des Grundgebirges, das wie in Vättis in einem geologischen Fenster an der Oberfläche erscheint. Ge- Lochsyte, Lochsite oder Lochseite? Heute werden die Lokalitäten auf der Landes- Steinbruch Haltengut Mollis: Nach zwei grossen Bergstürzen, die durch ein Erdbeben von 1855 ausgelöst wurden, wurden bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts Sturzblöcke abgebaut. Seither erfolgt der Abbau der Kalksteine in die Tiefe. karte nach der lokalen Aussprache geschrie- Steinbruch und «Chalchi» Netstal: Im eigenen Steinbruch werden Kalksteine gebrochen und daraus Weisskalk hergestellt. Die «Chalchi» ist heute der einzige Weisskalkproduzent der Schweiz. wo dieses sehr typisch ausgebildet ist, der so GeoStadtspaziergang Glarus: Auf dem GeoSpaziergang werden die in Glarus verwendeten Bausteine an Hausfassaden, Steinbrunnen oder Strassensteinen als Dokumente benutzt. Die Informationen sind in einem Flyer zusammengestellt und können auf einer Führung erlebt werden. ben, also Lochsite. Dies war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhundert nicht so: Dialektausdrücke wurden verdeutscht und so wurde aus der Lochsite oder Lochsyte die Lochseite. Gesteine werden nach einer Stelle benannt, genannten Typlokalität. Der Lochseitenkalk erhielt seinen Namen zu einer Zeit, als die Nische bei Sool Lochseite geschrieben wurde. Da viele internationale Publikationen, beispielsweise die Schriften von Albert Heim, den Begriff Lochseitenkalk verwenden, wurde diese Schreibweise beibehalten. Daher werden heute die unterschiedlichen Schreibweisen Lochsite für die Lokalität und Lochseitenkalk für das Gestein verwendet. Natürlich | 1-2005 15 Geologie NATUR Foto: Paläontologisches Museum Universität Zürich ten sowie einschlägige Publikationen und Souvenirs verkauft. Glarichelys knorri, eine 12 Zentimeter lange Meeresschildkröte aus dem ehemaligen Schieferbergwerk Engi (frühes Oligozän). führte Besichtigungen werden durch die Anlagen angeboten. Linthschlucht und Tödigebiet: Südlich Linthal verengt sich das Linthtal zu einer engen, imposanten Schlucht, die seit Jahrhunderten durch Brücken überwunden wird. Im Tödigebiet können über 350 Millionen Jahre alte Fossilien und Saurierspuren – auch auf Führungen – entdeckt werden. Lochsite bei Sool/Schwanden: Die Lochsite ist eine der berühmtesten geologischen Stätten der Schweiz. Das Phänomen der Glarner Hauptüberschiebung ist hier gut aufgeschlossen und wurde daher zu einer Pilgerstätte für Erdwissenschaftler. Eine Hinweistafel macht auf die erdgeschichtliche und wissenschaftshistorische Bedeutung aufmerksam. Auf Anfrage werden Führungen angeboten. Mettmen-Kärpf: Zwischen der Bergstation der Luftseilbahn Kies-Mettmen und der Leglerhütte befinden sich viele geologischen Besonderheiten wie die vulkanischen Verrucanolagen, die Glarner Hauptüberschiebung oder die imposante Kärpfbrücke (Naturbrücke aus Lochseitenkalk) sowie der Garichte-Stausee. Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kantons Glarus in Engi: Auf drei Stockwerken werden nicht nur die Pflanzen- und die Tierwelt des Kantons Glarus, sondern auch einheimische Gesteine und das Werk des bedeutenden Geologen J. Oberholzer vorgestellt. Besonders wertvoll sind die vielen Fischfossilien vom Landesplattenberg. Landesplattenberg Engi: Während Jahrhunderten wurden im Landesplattenberg Engi bis 1961 Platten für Schiefertische und Schultafeln abgebaut und weltweit exportiert. Dadurch entstanden riesige, eindrückliche Hallen. Beim Abbau wurden über 1000 Versteinerungen (meist Fische) entdeckt. Auf den Führungen durch die Abbauhallen werden die Abbaumethoden mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Schieferabbaus vorgestellt. Ausstellungspavillon Landesplattenberg in Engi: Im Ausstellungspavillon werden der Schieferabbau und die Schieferverarbeitung im Sernftal vorgestellt, Lehr- und Lernmaterial zum Thema Schiefer angebo- Der Elmer Bergsturz: Am 11. September 1881 stürzten 11 Millionen Kubikmeter Fels zu Tal und begruben 114 Elmerinnen und Elmer. Auf den Rundgängen durch das mit dem Wakker-Preis ausgezeichnete Dorf wird auf die heute noch sichtbaren Spuren des Unglücks hingewiesen. Schiefertafelfabrik Elm: In der einzigen funktionstüchtigen Schiefertafelfabrik der Schweiz, wo im 19. und 20. Jahrhundert Schultafeln, Tischplatten und Souvenirartikel produziert und exportiert wurden, vermischen sich heute Schieferstaub und Sägemehl mit modernster Museumspädagogik. ■ Informationen zum GeoPark: – Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Adressen der Besucherangebote sind zu finden unter: www.geopark.ch oder erhältlich bei Kaspar Marti, Allmeind, 8765 Engi, Telefon 079 345 72 35, E-Mail: [email protected] Informationen zur Kandidatur Unesco-Welterbe Glarner Hauptüberschiebung: – David Imper, Untergasse 19, 8888 Heiligkreuz, Telefon 081 723 59 13, Fax 081 723 59 16, E-Mail: [email protected] Homepages zum Thema: – www.unesco-welterbe.ch – www.geolife.ch/hauptueberschiebung – www.geo.unibe.ch/UNESCO.html Die Geschichte der Sarganserländer und der Glarner Alpen So mancher, der durch die Landschaft wandert, nimmt nicht wahr, dass das, was er sieht, nicht einfach plötzlich da war, sondern während Jahrmillionen entstanden ist. Und noch immer verändert sich das Erscheinungsbild der Erde. Als Folge der plattentektonischen Bewegungen entstehen dort, wo Kontinente mit der maximalen Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Jahr «aufeinander prallen», Gebirge. In Zonen aber, wo Kontinente auseinander gerissen werden, bilden sich Ozeane. Das Gebiet zwischen Rhein, SeezWalensee und Linth gehört zum so genannten Helvetikum, dem nördlichen Küstenbereich des einstigen Ur-Mittelmeeres Tethys, das vor rund 200 bis 35 Millionen Jahren die Kontinente Ur-Afrika und Ur-Europa trennte. Die ältesten Gesteine der Region sind Gneise, Granite und Ganggesteine des Aarmassivs, das Teil des «europäischen Grundgebirges» ist. Die mindestens 350 Millionen Jahre alten Gesteine wurden bereits lange vor der Alpenfaltung von früheren Gebirgsbildungen erfasst und geprägt. Das Aarmassiv ist heute im Sarganserland und im Glarnerland nur im Raum Vättis, am Limmernboden und am Tödi aufgeschlossen. In den übrigen Gebieten wird es von später abgelagerten, jüngeren Sedimenten bedeckt. Vor rund 300 Millionen Jahren bildeten die heute bekannten Kontinente inklusive Ur-Afrika und Ur-Europa noch einen riesigen Urkontinent. Natürlich | 1-2005 17