Indische Gottheiten. Die Schenkung Eggmann Informationen zur Sammlung und zur Ausstellung Die Sammlung Eggmann Jean Eggmann gelangte 1948 als 28 jähriger Finanzfachmann für Ciba nach Indien. Rasch erlag er der Faszination des Landes und begann, sich für die Leute, ihre Kultur und Geschichte zu interessieren. Bald hatte er Freundschaften zu Indern geschlossen, die ein Leben lang hielten. Ganz besonders hatten es ihm aber auch die kulturellen Werke und die in Kult-Objekten materialisierten religiösen Vorstellungen des Subkontinents angetan. Während den 14 Jahren, die Jean Eggmann in Indien verbrachte, legte er eine Sammlung von rund 150 Objekten an. Danach kam Kunst vor allem aus Indonesien hinzu, aber auch einige wenige Werke aus islamischen Kulturen, die er auf seinen weiteren beruflichen Stationen erwarb. Als Ganzes umfasst die Schenkung Eggmann 213 Nummern. Beim Anlegen der Sammlung verliess sich Jean Eggmann ganz auf seine Intuition und die subjektiv empfundene Ästhetik der Objekte. „Vor allem die Plastiken haben mich interessiert, sie haben mir einfach gefallen, ich kann nicht sagen warum. Manche Stücke habe ich spontan gekauft und über andere musste ich erst zwei, drei Wochen brüten.“ Die Mehrheit der Objekte der Sammlung Eggmann stammt aus einem religiösen Kontext. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Kultplastiken und Kleinbronzen von Gottheiten für den rituellen Gebrauch auf Hausaltären. Diese Bronzen lassen sich jeweils einer der drei grossen religiösen Traditionen Indiens und angrenzender Gebiete – Hinduismus (Shivaismus und Vishnusimus), Buddhismus und Jainismus – zuordnen. Die Sammlung Eggmann gelangte am 12. April 2003 als Geschenk ans Museum der Kulturen Basel. Die Ausstellung „Indische Gottheiten. Die Schenkung Eggmann“ Jean Eggmanns intuitive und ganz auf die subjektiv empfundene Ästhetik konzentrierte Herangehensweise beim Anlegen der Sammlung wurde zum wichtigsten Kriterium beim Umsetzen der Ausstellung. Die Schönheit der Objekte steht im Vordergrund und so sind die Objekte zwar thematisch, nicht aber nach historischen Gesichtspunkten oder nach Kriterien des kulturellen Wertes geordnet. Die Ausstellung folgt thematisch den drei grossen religiösen Traditionen des indischen Subkontinents Hinduismus, Buddhismus und Jainismus. Innerhalb des Hinduismus wird zwischen Shivaismus und Vishnuismus unterschieden. Im Ausstellungsteil zum shivaitischen Götterkreis steht der Gott Shiva als kosmischer TandavaTänzer in Form einer kleinen Kultplastik im Zentrum. In seinem Tanz drückt sich der Akt der Schöpfung, der Erhaltung und der Zerstörung der Welt aus. Mit einer Sanduhrtrommel damaru erzeugt er den ersten Ton, womit er den Beginn der Schöpfung einleitet. Eine Flamme in seinen Händen symbolisiert die Auflösung der Welt. Die Ausstellung zeigt Shiva auch in einer zornvollen Emanation als Virabhadra in Form einer Relieftafel aus Karnataka und als Bettelasket Bhairava in Form einer tribalen Kultplastik aus Madhya Pradesh. Das Pendant zu den männlichen Gottheiten des Shivaismus bilden die weiblichen Erscheinungsformen shakti der Gemahlin Shivas, die sich friedlich oder kämpferisch zeigen können. Eine fünfzig Zentimeter hohe Bronzefigur zeigt Parvati, die gütige und fürsorgliche Ehefrau Shivas. In Form einer Kleinst-Bronze ist sie als „Göttin der Nahrungsfülle“ Annapurna mit einem grossen Schöpflöffel dargestellt. Als Durga, die zornvolle Gattin Shivas, ist sie in Form eines besonders schönen Bronzegusses aus Zentralindien achtarmig auf einem Löwen reitend dargestellt. Eine weitere Kultplastik zeigt sie triumphierend, mit Flammenhaar versehen, auf dem von ihr besiegten Büffeldämon Mahisha. Ergänzt werden die Bronzeplastiken des shivaitischen Götterkreises durch eine Steinstele der Schlangengöttin Manasa und durch Holzschnitzereien. Ein besonders detailreich gefertigtes Holzrelief stellt die Hochzeit Shivas mit Parvati dar. Ein zweiter Ausstellungsbereich ist dem vishnuitischen Götterkreis gewidmet. Im Zentrum stehen verschiedene Darstellungen des Gottes Vishnu, darunter eine Kultplastik, die gegen Ende der Cola-Dynastie, ungefähr im 12. Jahrhundert, in Südindien entstanden sein muss: Vishnu sitzt in Lalitasana-Haltung auf einem Sockel, auf dem früher auch seine beiden shaktis Shridevi und Bhudevi sassen. Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet eine im Stil des 18. Jahrhunderts gearbeitete Steinstele aus Nepal, die Vishnu zusammen mit seiner Gemahlin, der Erdgöttin Bhudevi, zeigt. Um das zentrale Paar herum sind alle zehn Inkarnationen Vishnus angeordnet. Zwei wichtige Herabkünfte Vishnus, Rama und Krishna, sind in der Ausstellung durch eigene Bronzeplastiken repräsentiert. Eine südindische Rama-Figur aus dem 17. oder 18. Jahrhundert sticht dabei besonders hervor. Fünf Kultplastiken von Krishna zeigen diesen in seinen wichtigsten Wachstumsstufen vom krabbelnden Kleinkind bis zum Flöte spielenden Kuhhirten. Ein langes schmales Holzrelief mit der Krönung Ramas zum König von Ayodhya ergänzt die Bronzefiguren zum Vishnuismus. Eine frei im Raum stehende Vitrine zeigt Kultobjekte der buddhistischen Tradition aus Nepal und Tibet. Markantestes Exponat in diesem Bereich ist eine Steinstele im Stil des 16. Jahrhunderts mit der Darstellung des Boddhisattva Amoghapasha Lokeshvara, einer der beliebtesten Gottheiten des buddhistischen Nepal. Zur dritten religiösen Tradition Südasiens, dem Jainismus, sind zwei kleine Haus-Altäre ausgestellt, die zwei der 23 „Furtbereiter“ des Jainismus darstellen. Eine Besonderheit ausserhalb des religiösen Bereiches stellen zwanzig Ganjifa-Spielkarten dar. Vierzehn runde Karten eines Mogul-Ganjifa-Spiels aus Zentralindien sind im Stil der Mogulkunst des 18. Jahrhunderts gearbeitet. Vier weitere rechteckige Spielkarten stammen aus einem Dasavatara-Ganjifa-Spiel aus Rajasthan, dessen Farben auf 22 Inkarnationen Vishnus beruhen und von dem man annehmen kann, dass es sich um ein Unikum handelt. Bisher sind von diesem einen Spiel nur 38 von insgesamt 384 Karten bekannt. Vervollständigt wird die Ausstellung durch einige geschnitzte, teilweise anthropomorphe Architekturteile aus Gujarat und Südindien sowie drei Miniaturen. Der eigentlichen Ausstellung vorgeschaltet ist der Eingangsraum, in dem die Person Jean Eggmanns kurz vorgestellt wird und einige persönliche Objekte Jean Eggmanns gezeigt werden. Historische Fotos aus dem Archiv des Museums der Kulturen runden im Flur die Ausstellung im Erdgeschoss ab. Die Ausstellung „Indien – Fest der Farben“ Im 1. Obergeschoss des Europahauses wird mit fotografischen Impressionen aus Indien die Ausstellung „Indische Gottheiten“ umrahmt. Die Fotoausstellung „Indien – Fest der Farben“, die vom Verlag Frederking & Thaler in München übernommen wurde, zeigt 27 GrossformatFotografien des jungen Fotografen Boris Potschka und vermittelt auf eindrückliche Art und Weise die farbliche Vielfalt im Alltag des indischen Subkontinentes. Dem Rhythmus der Tageszeiten folgend spannt Potschka das Farb-Spektrum vom zarten Weiss der Morgendämmerung zum intensiven Rot der Hochzeitsfeiern; vom anregenden Gelb des Safrans und den ockerfarbenen Roben über die strahlenden Türkis- und Grüntöne der Bergtäler des Himalaya und der Palmenhaine Keralas am Nachmittag zum allumfassenden Indigo der blauen Wüstenstadt Jodhpur – und schliesslich hin bis zur Auflösung aller Farben in den Schattenrissen des Abends.