Roboteraktoren Elektromagnete Zu den am einfachsten aufgebauten und am leichtesten anzusteuernden elektrischen Aktoren gehören die Elektromagnete. Der prinzipielle Aufbau ist bei allen Typen gleich. Eine stromdurchflossene Spule wirkt auf einen beweglichen Anker ein. Der Aufbau und die Form von Spule und Anker können sehr unterschiedlich sein. Ein einfaches Beispiel eines Elektromagneten findet sich in einem Relais. Die Erregerspule erzeugt ein magnetisches Feld, das auf den Anker einwirkt. Mit der Ankerbewegung wird der Kontaktsatz umgeschaltet. Neben dem geringen Wirkungsgrad ist der nichtlineare Zug, der vom Elektromagneten längs seiner Wirkrichtung aufgebracht wird, einer seiner Hauptnachteile. Physikalische Kenngrössen Mit einem Strom (I) durch die Spule (Windungszahl w) wird eine Durchflutung (Θ) erregt. Entsprechend dem magnetischen Widerstand Rmag stellt sich ein magnetischer Fluss (Φ)ein. Mit Hilfe von entsprechend geformten Eisenteilen, in denen sich der magnetische Fluss konzentriert, wird im Luftspalt eine bestimmte magnetische Flussdichte (B) eingestellt. Je nach Ausbildung der den magnetischen Fluss leitenden Teile gibt es eine entsprechend Funktion B = f (x) für den Verlauf der Flussdichte in Abhängigkeit vom Abstand x der Pole des Luftspaltes. Über diese Funktion ist die Richtung und Kraft der zu erzeugenden Bewegung beeinflussbar. Vereinfacht ausgedrückt, ist der Anker immer bestrebt, den Luftspalt im Magnetfeld zu verringern. Je kleiner der Spalt wird, umso größer wird die Kraftwirkung. Damit wird der Nachteil für die meisten Anwendungen offensichtlich. Die verfügbar Kraftwirkung muss auf den ungünstigsten Fall (Luftspalt (x) am größten) dimensioniert werden. Ohne diese Gleichung bis ins letzte Detail zu zerpflücken, ist bei einer konstanten Fläche der magnetische Fluss ausschlaggebend für die wirksame Kraft. kann die Kraft errechnet werden. Im magnetischen Widerstand Rmag verbirgt sich dabei die geometrische Ausbildung des Luftspaltes. Die angegebenen Gleichungen gelten nur für homogene Feld- bzw. Flussverteilungen in Raum. Über den Strom durch die Erregerwicklung wird die Kraft des Elektromagneten beeinflusst. Die Ansteuerung ist verhältnismäßig einfach. Elektrisch besteht der Magnet nur aus einer verlustbehafteten Induktivität. Am einfachsten erfolgt die Ansteuerung über einen Transistor mit Freilaufdiode. Der ohmsche Widerstand der Wicklung begrenzt den maximal fließenden Strom auf zulässige Werte. Stromverlauf in der Induktivität Der rechteckförmige Ansteuerimpuls steuert einen Transistor bis zur Sättigung durch. Die Induktivität des Magneten verhindert jedoch einen schlagartigen Stromanstieg. Der Maximalstrom steigt entsprechend der e-Funktion auf seinen Maximalwert an (obere Kurve). Beim Ausschalten tritt der umgekehrte Fall ein. Die in der Induktivität gespeicherte Feldenergie "versucht" den Stromfluss aufrecht zu erhalten. Eine hohe negative Abschaltspitze ist die Folge. Ohne Freilaufdiode, die den Stromfluss durch die Induktivität aufrecht erhält, könnte der Schalttransistor durchschlagen. Sehr nachteilig ist der schlechte Wirkungsgrad des Magneten. Im Anzugsmoment, wenn der Magnet den größten Weg zurücklegen muss (maximaler Luftspalt), ist zwangsläufig ein großer Strom zum Erzielen der gewünschten Wirkung notwendig. In der Endstellung wäre die gleiche Wirkung mit wesentlich geringerem Strom erzielbar. Ein Ausweg bietet die Stromchopperung der Spule. Eine Ansteuerstufe schaltet die Spule in Abhängigkeit vom Messwert an die Stromversorgung. Die Industrie bietet, speziell für die definierte Bewegung von Drucknadeln in Matrixdruckern, Schaltkreise an, die einstellbare Ströme in Elektromagneten treiben. Für Robotikanwendungen, bei denen viele Bewegungen von kleinen massearmen Teilen notwendig werden, lassen sich mit solchen Schaltkreisen kompakte Aufbauten realisieren. Formgedächtnislegierungen Formgedächtnislegierungen (shape memory alloys oder SMA) sind Metall-Legierungen auf Nickeltitan- oder Kupferbasis (wie CuZnAl oder CuAINi), die nach Verbiegen oder Deformieren wieder zu ihrer Ausgangsform zurückkehren, wenn man sie erwärmt. Diese Eigenschaft kann in der mobilen Robotik für „künstliche Muskeln" genutzt werden. Bei SMAs geschieht die Krafterzeugung durch die Phasentransformation in der Metall-Legierung zwischen der stärkeren Form bei höherer Temperatur (Austenit) und der schwächeren Form bei niedrigerer Temperatur (Martensit). Diese Phasentransformation wird durch Erwärmung (meist wird der SMA-Draht unter Strom gesetzt) und Abkühlung (indem man den Strom abschaltet und den Draht mit einem Luftstrom kühlt) erreicht. Der künstliche Muskel in Abbildung 3.15 funktioniert so, daß die Feder im kalten Zustand den künstlichen Muskel ausdehnt. Sobald dann der SMA-Draht durch Stromzufuhr erwärmt wird, zieht er sich zusammen und erzeugt so eine Querbewegung. Literatur zu Formgedächtnislegierungen • http://www.sma-inc.com/SMAPaper.html Die Firma Mondotroni Inc. bietet einen kleinen sechsbeinigen Roboter an, der durch diese Materialien bewegt wird. Wenn Strom durch den Draht fließt, erwärmt sich dieser und verkürzt sich. Dadurch wird das mit ihm verbundene Bein angehoben. Bei der Abkühlung des Drahtes (d. h. wenn kein Strom mehr durch diesen Draht fließt), erhält der Draht wieder seine ursprüngliche Länge, und das Bein senkt sich. Die Drähte sind so mit den Beinen verbunden, daß sich beim Anheben von drei Beinen die drei anderen nach hinten abdrücken. Durch abwechselndes Anheben der beiden Drei-Beine-Paare robbt sich der Roboter vorwärts. Motoren Da aber die Mikroelektronik erheblich viel kleiner und preiswerter geworden ist, stellen Motoren und Getriebe für die Arten von mobilen Robotern, die wir in betrachten, inzwischen die teuersten Bestandteile dar. Ein Elektromotor wandelt elektrische Energie in mechanische Energie um. Motoren gibt es in allen Formen und Größen. Sie sind sowohl als Gleichstrommotoren als auch als Wechselstrommotoren in vielen Variationen erhältlich. Wechselstrommotoren werden normalerweise für größere Maschinen verwendet (wie etwa Werkzeugmaschinen, Waschmaschinen, Trockner und ähnlichem) und an ein Wechselstromnetz angeschlossen. Wechselstrommotoren werden selten in mobilen Robotern verwendet, weil diese meist mit Gleichstrombatterien betrieben werden. Wir werden uns deshalb auf Gleichstrommotoren konzentrieren. Gleichstrommotoren werden in der Regel für kleinere Aufgaben verwendet und reichen für unsere Zwecke vollkommen aus. Auch sie gibt es in vielen Größen und Formen: hierzu gehören Induktionsmotoren mit gewickeltem Läufer, Stromrichtermotoren, NebenschlußKommutatormotoren, Verbundmotoren, Reluktanz-Schrittmotoren, DauermagnetSchrittmotoren und Hybrid-Schrittmotoren. Für den Roboterbedarf läuft ein Gleichstrommotor normalerweise zu schnell und mit einem zu kleinen Drehmoment. Um dieses typische Verhalten zu ändern, muß der Gleichstrommotor gedrosselt (»ins Langsame übersetzt«) werden. Verbindet man die Motorwelle mit einem Getriebe, dann läuft die ausgehende Welle des Getriebes im Vergleich zur eingehenden Welle bei höherem Drehmoment langsamer. Ein solches Getriebe kann separat montiert und anschließend mit der Motorwelle verbunden werden; es ist jedoch auch als integraler Bestandteil des Motorgehäuses erhältlich. Diese kompakten Motoren werden als Gleichstromgetriebekopfmotoren bezeichnet und eignen sich sehr gut für die Konstruktion kleiner Roboter. Die Grundlage der Gleichstromgetriebekopfmotoren bilden meistens Induktionsmotoren mit gewickeltem Läufer ohne Eisenkern, womit das Gewicht des Motors erheblich verringert wird. Sie sind auch mit integrierten Stellungsgebern erhältlich. Die meisten Gleichstrommotoren haben zwei elektrische Pole. Legt man an diese beiden Pole eine Spannung an, läuft der Motor in eine Richtung. Bei Spannungsumkehr läuft der Motor in die entgegengesetzte Richtung. Die Polarität der Spannung bestimmt also die Motorlaufrichtung, während die Amplitude der Spannung die Motorgeschwindigkeit festlegt. Einige Gleichstrommotoren wie etwa Schrittmotoren haben mehr als zwei, häufig sogar sechs bis acht elektrische Pole. An diese Leitungen werden Signale angelegt, wodurch nacheinander mehrere Spulen im Motor unter Strom gesetzt werden. Der Läufer wird reihum von jeder Spule angezogen und damit »schrittweise« gedreht. Die Synchronisierung dieser Signale bestimmt demnach die Motorgeschwindigkeit, die Phase zwischen den Signalen die Laufrichtung des Motors und die Anzahl der Befehle die Motorstellung. Ein anderer Gleichstrommotor mit mehr als zwei elektrischen Polen ist der Servomotor. Der Begriff Servomotor wird zwar in vielen verschiedenen Kontexten verwendet; wir beziehen uns jedoch hierbei auf einen dreiadrigen Gleichstrommotor, der häufig für die Steuerruder von Modellflugzeugen oder den Steuermotor ferngesteuerter Autos verwendet wird. Dieser Motortyp besteht aus einem Gleichstrommotor, einem Zahnradsatz, Endanschlägen, über welche die Welle nicht hinwegdrehen kann, einem Potentiometer zur Stellungsrückkoppelung und einem IC zur Positionssteuerung. An zwei der drei aus dem Motorgehäuse austretenden Leitungen liegen Phase und Masse an, die dritte ist eine Steuerleitung, die über eine bestimmte Pulslänge festlegt, welche Position der Motor anfahren soll. Dies geschieht, indem eine elektrische Schaltung den Motor veranlaßt, in die vorgegebene Stellung zu drehen, und ihn in dieser hält. Wenn Sie während dieses Vorgangs die Motorwelle festhalten und sie in eine andere Position zwingen erkennt die elektrische Schaltung durch Lesen des Winkels am Potentiometer, daß sich die Welle nicht mehr in der vorgegebenen Position befindet, und verstärkt den Strom zum Motor. Dadurch wird das vomMotor abgegebene Drehmoment erhöht, und der Motor läuft gegen den Druck an, den Sie mit Ihrer Hander zeugen und zwar solange bis sich die Welle wieder in der vorgegebenen Position befindet. Ein Servomotor ist also nichts anderes als eine Baugruppe bestehend aus einem Gleichstromgetriebekopfmotor, einem Lagesensor auf der Welle und einem Steuerungs-IC, die in einem gemeinsamen Motorgehäuse untergebracht sind. Da sich die Steuerklappen und Steuerflächen von Modellflugzeugen nicht um 360 Grad drehen müssen, sind ihre Motoren zusätzlich mit Endanschlägen ausgestattet. Die Potentiometer benötigen nur eine einzige Umdrehung, um die zum IC zurückzuleiten, der die Motorpositon kontrolliert. Servomotoren lassen sich sehr kompakt gestalten und leicht steuern; außerdem sind sie häuft, preiswerter als andere Gleichstromgetriebekopfmotoren, da sie für die Spielzeugindustrie in Serie gefertigt werden. Aufgrund ihres Rotationsgrades von weniger als 360 Grad eignen sich diese Motoren nicht für den Antrieb von Räderfahrzeugen werden aber oft für die Greifer, Arme und Beine von Robotern benutzt. In der Literatur wird erwähnt, daß man Servomotoren nach der Entfernung des Steuerungschips, Potentiometer und der Endanschläge auch als durchgehend rotierende Gleichstromgetriebekopfmotoren für den Antrieb der Räder verwenden kann. Dies stellt eine preiswerte und einfache Lösung dar. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Gleichstrommotoren ist die Kommutierungsart, das heißt wie der Gleichstrom aus der Batterie in Wechselstrom umgewandelt wird, der für den Motorlauf erforderlich ist. Wird der Gleichstrom mechanisch mit Bürsten kommutiert, schleifen die Kollektorlamellen an den Enden der rotierenden Läuferspule gegen die stationären Bürsten, die mit den Motorklemmen an der Außenseite des Gehäuses verbunden sind. Bei der elektronischen Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom im Läufer, bei der Lagesensoren und eine Mikroprozessorsteuerung eingesetzt werden, sind keine Bürsten erforderlich. Stromwendermotoren mit Bürsten sind weiter verbreitet und preiswerter. Bürstenlose Gleichstrommotoren oder Stromrichtermotoren haben den Vorteil, daß eine geringere Reibung auftritt und somit die Lebensdauer des Motors erhöht wird. Außerdem ermöglichen sie eine differenziertere Steuerung des Motors und erzeugen weniger Hochfrequenzstörungen. Ihr Nachteil ist, daß sie für die elektronische Kommutierung eine komplexere Steuerschaltung benötigen. Neben elektromagnetischen Gleichstromoder Wechselstrommotoren gibt es noch eine Reihe weiterer Motoren, die nicht elektromagnetisch sind. Piezoelektrische Ultraschallmotoren, die in einigen Autofokuslinsen neuerer japanischer Kameras zu finden sind, funktionieren nach dem Prinzip der mechanischen Dehnung einer piezoelektrischen Keramik, durch welche ein Rotor bewegt wird. Auch in einigen anderen japanischen Geräten sind diese Motoren integriert, wie etwa in den Aktuatoren von Seitenlehnen und Kopfstützen neuerer Limousinen, im Papiertransportmechanismus von Kopiergeräten und Miniversionen von Armbanduhren (als leise rasselnde Wecker). Im Gegensatz zu herkömmlichen Elektromotoren laufen Ultraschallmotoren mit geringeren Drehzahlen und einem höheren Drehmoment. Eine Untersetzung ist damit nicht mehr erforderlich. Dies verringert das Gewicht der Motoren und erhöht ihre Bauteildichte. Die Reibungskupplung zwischen Läufer und Ständer (Rotor und Stator) führt jedoch zu einem höheren Verschleiß. Überall in der Welt werden derzeit zudem in vielen Forschungslaboratorien elektrostatische Motoren aus Silizium in der Größe eines menschlichen Haares entwickelt. Diese Motoren arbeiten nach dem Prinzip der elektrischen Anziehung. Eine Kraft wird erzeugt, wenn zwei geladene Platten aneinander vorbeigleiten. In kleineren Motoren können durchaus starke elektrostatische Kräfte auftreten; bei großen Motoren sind jedoch elektromagnetische Kräfte wirkungsvoller. Diese Mikromotoren haben zwar noch nicht das Stadium der praktischen Anwendung erreicht; sie sind jedoch vielversprechend. Arbeitsweise eines Gleichstrommotors Gleichstromgetriebekopfmotoren mit Permantmagneten Beim Lesen eines Motordatenblattes ist es hilfreich zu wissen, wie ein Drehmoment erzeugt wird, um die richtige Motorgröße zu bestimmen. Diese Kenntnisse werden auch später nützlich sein, wenn wir die Leistungselektronik konstruieren, durch die der Mikroprozessor den Motor steuert. Im Gleichstrommotor entstehen elektromagnetische Felder, wenn ein stromführender Leiter in ein magnetisches Feld gehalten wird. Magnetische Felder können durch Permanentmagnete erzeugt werden. Die Flußlinien in dem Luftzwischenraum gehen vom Nordpol des einen Magneten zum Südpol des anderen Magneten. Gemäß des Kräftegesetzes von Lorentz erzeugt ein stromdurchflossener Leiter in einem magnetischen Feld eine Kraft. Die erzeugte Kraft F wirkt senkrecht der Richtung des Stromes I und der Richtung des magnetischen Feldes B. Die Richtung von F wird durch die RechteHand-Regel festgelegt, wobei sich die Finger von der Stromflußrichtung in Richtung des magnetischen Feldes zur Faust biegen. Der Daumen weist dann in Richtung der resultierenden Kraft. Für eine Drehbewegung ist eine Drahtschlaufe erforderlich. In Abbildung 7.6(a) wird eine solche Drahtschlaufe auf einer Drehachse gezeigt, die sich in einem von Permantmagneten erzeugten Magnetfeld befindet. Abbildung 7.6(b) zeigt die resultierenden Kräfte. Da die Kräfte sowohl senkrecht zur Stromrichtung als auch senkrecht zum magnetischen Feld wirken, erzeugt der Strom, der am oberen Ende in die Drahtschlaufe eintritt, gemäß der Rechten-Hand-Regel eine nach unten wirkende Kraft. Der Strom, der am unteren Ende der Schlaufe wieder austritt, erzeugt entsprechend eine nach oben wirkende Kraft. Durch dieses entgegengesetzt wirkendes Kräftepaar, das in einem gewissen Abstand vom Rotationszentrum angreift, wirkt auf die Drahtschlaufe ein Drehmoment. Die Drahtschlaufe wird sich deshalb solange drehen, bis dieses Kräfteungleichgewicht aufgehoben ist. Dieser Punkt ist erreicht, wenn die Ebene der Schlaufe senkrecht steht, die Kräfte am oberen und unteren Teil der Schlaufe am Rotationszentrum angreifen und somit das Drehmoment Null wird. Eine fortlaufende Drehbewegung läßt sich erreichen, indem man die Richtung des Stroms umdreht, sobald der Stillstandspunkt erreicht ist. Dieser Vorgang, aus einer Gleichstrombatterie die notwendige Wechselspannung zu erzeugen, nennt sich Kommutation. Bei der mechanischen Kommutation mittels eines Kollektors wird der Strom von den mit den Kollektorlamellen verbundenen Enden der Drahtschlaufen an stationären Bürsten abgenommen. Ein ausgebauter Gleichstromgetriebekopfmotor ist in Abbildung 7.8 zu sehen. Um das Drehmoment des Motors zu erhöhen, werden sehr viele Drahtschlaufen verwendet. Diese sind um einen Läufer gewickelt, der manchmal zur Verstärkung des Magnetfeldes einen Eisenkern hat. In einigen Fällen wird auf diesen Eisenkern aus Gewichtsgründen verzichtet. Im Stahlgehäuse befinden sich zwei halbzylindrische Permanentmagneten, die den Kreis des magnetischen Flusses schließen. Der gewickelte Läufer ist zwischen den Magneten eingepaßt, wobei ein kleiner Luftzwischenraum verbleibt. Wenn sich der Strom durch den Läufer ändert, entsteht eine Kraft, die sowohl den Läufer als auch die Welle in Drehbewegung versetzt. Leistung eines Gleichstrommotors Um den richtigen Motor für Ihren Roboter auszuwählen, müssen Sie einerseits wissen, welche Lasten der Motor bewältigen muß, und andererseits die Leistung kennen, die der Motor gemäß den Datenblättern des Herstellers erbringen kann. Einige Hersteller präsentieren die relevanten Daten in Form eines Diagramms, andere listen sie in Tabellen auf. Die wichtigsten Daten können durch einfache Messungen selbst ermittelt werden. Drehmoment, Geschwindigkeit, Kraft und Leistung Das Drehmoment bezeichnet eine Drehkraft, die ein Motor in einem bestimmten Abstand von der Welle aufbringen kann. Ein Drehmoment von l Nm bedeutet beispielsweise, daß der Motor in einem Abstand von l Meter (m) zur Welle ein Gewicht von l Newton (N) über eine Riemenscheibe ziehen kann. Wenn Sie sich vorstellen wollen, wieviel ein Newton ist, denken Sie an das Gewicht eines Apfels. Eine Kraft von l Newton entspricht etwa der Schwerkraft, die auf die Masse eines Apfels wirkt. Eine andere metrische Einheit, die zwar inzwischen ungebräuchlich ist, aber dennoch manchmal Anwendung findet, ist das Kilopond-Meter (kp-m), wobei ein l Kilopond die Kraft angibt, welche die Schwerkraft auf l Kilogramm Masse ausübt. In Amerika ist außerdem noch die Einheit oz.-in. gebräuchlich, also das Drehmoment in Unzen (oz) mal Zoll (in). Trotzdem sollten Sie einige nützliche Umrechnungen kennen: 1 N = 1 kg*m/s2 Zur Umwandlung elektrischer Energie in mechanische Energie im Motor müssen die Verknüpfung von Leistung (in Watt, W) und Energie (in Joule, J) berücksichtigt werden. Leistung bezeichnet die Geschwindigkeit, mit der Energie verbraucht wird (= Energie pro Zeit). Das Verhältnis zwischen Leistung und Energie lautet folgendermaßen: 1W = 1J/s Die dem Motor zugeführte elektrische Leistung Pe entspricht der an den Motorklemmen angelegten Spannung U multipliziert mit dem durch den Motor fließenden Strom I. Pe = U * I Der Strom (gemessen in Ampere, A) gibt die Menge elektrischer Ladung an (gemessen in Coulomb, C), die in einer Sekunde durch einen beliebigen Querschnitt eines Leiters fließt. 1A = 1 C/s 1W= 1V * A= 1V * C/s Die mechanische Leistung Pm ist gleich dem von der Welle abgegebenen Drehmoment M multipliziert mit ihrer Winkelgeschwindigkeit ω, wobei das Drehmoment in Newton-Meter und die Winkelgeschwindigkeit in Radianten pro Sekunde angegeben wird. Pm = M * ω 1W = lN m/s Da sich Leistung als Energie pro Zeit definiert, kann l Joule auf zwei verschiedene Weisen angegeben werden: entweder als l Newton-Meter oder als l Coulomb-Volt: 1J= 1Nm und 1J=1CV Dies bestätigt erneut die Tatsache, daß Energie immer Energie bleibt, egal ob sie mechanisch oder elektrisch erzeugt wurde. Ein Motor ist einfach ein Energiewandler, der die Energie von einer Form in eine andere umwandelt. Die abgegebene mechanische Leistung macht (aufgrund von Verlusten durch Reibung, Luftwiderstand, Erwärmung der Spulen usw.) nur einen Bruchteil der zugeführten elektrischen Leistung aus. Dieser Anteil wird als Wirkungsgrad η angegeben, wobei: Pm = η • P e Die in Abbildung 7.6 gezeigte Läuferspule ist im Wesentlichen eine Spule mit dem Widerstand R. Wenn sich der Läufer dreht, schleifen die Kollektorlamellen an den Bürsten entlang und erzeugen damit in den Läuferwicklungen einen Wechselstrom. Ändert sich die Stromstärke di/dt in der Spule, wird an der Spule eine Spannung u induziert: u = L * di/dt wobei L die Proportionalitätskonstante ist, die sogenannte Induktivität. Wenn der Motor läuft, wird eine Spannung induziert, die der angelegten Steuerspannung entgegenwirkt. Je schneller der Motor läuft, umso öfter ändert sich die Stromrichtung und umso größer wird die induzierte Spannung. Da diese Spannung der angelegten Steuerspannung entgegenwirkt, führt der Anstieg dazu, daß der Strom durch den Widerstand R begrenzt wird. Sinkt der Strom, wird im Leiter ein kleineres Feld erzeugt, und das Drehmoment nimmt ebenfalls ab. Das Drehmoment wird demnach umso kleiner, je größer die Geschwindigkeit ist. Hier läßt sich der rotierende Motor einfach über die induzierte Spannung e (die elektromotorische Gegenkraft), und den Widerstand R der Spule modellieren. Die angelegte Spannung ist mit der Gegenkraft und dem Strom durch den Motor folgendermaßen verknüpft: U = I * R + e Beachten Sie, daß bei Stillstand des Motors e gleich 0 V ist und der Strom durch den Motor gerade der angelegten Steuerspannung geteilt durch den Widerstand entspricht. Dieser Strom, der benötigt wird, um den Motor aus dem Stand zu beschleunigen, wird auch Blockierstrom oder Stillstandstrom, Is genannt: Is = U/R Wenn sich der Läufer dreht, steigt e proportional zur Geschwindigkeit des Läufers an: e = ke * ω wobei ke den Gegenkraft-Faktor darstellt. Die angelegte Spannung verhält sich zum Strom und der Läufergeschwindigkeit wie folgt: U = I * R + ke * ω Eine durch die Gegenkraft ausgelöste negative Rückkopplung bewirkt, daß sich der Motor in bezug auf Betriebsgeschwindkeit und Drehmoment auf einen stationären Betriebszustand einpendelt, der je nach Last und angelegter Spannung variiert. Das vom Motor erzeugte Drehmoment hängt von dem magnetischen Feld um die Leiterspule ab. Das magnetische Feld wiederum wird ausschließlich durch den Strom bestimmt. Das Drehmoment steigt linear zur Stromstärke mit einer Proportionalitätskonstanten km, dem sogenannten Drehmomentsfaktor: M = km * I Durch Auflösen nach I und Einsetzen in die Gleichung darüber erhalten wir: U = M * R/km + ke * ω Es stellt sich heraus, daß km tatsächlich gleich ke ist. Dies läßt sich auch wie folgt erklären: Die von der Welle abgegebene mechanische Leistung entspricht der zugeführten elektrischen Leistung abzüglich der Verluste I2 * R durch Erwärmung des Widerstands. Pm = P e - I 2 * R Mω = U * I - I2 * R Ersetzen wir M und U, erhalten wir km * I * ω = (I * R + ke * ω) * I - I2 * R km = ke = k Das Verhältnis der angelegten Spannung zum Drehmoment und zur Geschwindigkeit drückt sich demnach durch den Faktor k aus: U = M * R/k + k * ω (++) Durch Umstellung stellen wir fest, daß das Verhältnis von Drehmoment zu Geschwindigkeit linear ist mit einer negativen Steigung. ω = - M * R/k2 + U/k Diese Verhältnisse sind klarer ersichtlich, wenn sie zusammen mit der Motorleistung in einem Diagramm aufgetragen werden. Drehzahl-Drehmoment-Kennlinien Die Kennlinien für die Geschwindigkeit und das Drehmoment eines Gleichstrommotors werden durch eine Reihe von Parametern bestimmt, die von der Form des Motors, den verwendeten Materialien, der Anzahl an Wicklungen und der Antriebsspannung des Motors abhängen. Normalerweise liefert der Hersteller Datenblätter der wichtigsten Kenndaten mit. Diese Daten sind für gewöhnlich in einem Drehzahl-Drehmoment-Diagramm für eine gegebene Steuerspannung dargestellt. Auf der vertikalen Achse werden neben der Drehzahl häufig der Wirkungsgrad, der Strom und die abgegebene Leistung gegen das Drehmoment auf der horizontalen Achse aufgetragen. Abbildung 7.10 zeigt, daß die DrehzahlDrehmoment-Kurve tatsächlich linear mit einer negativen Steigung verläuft, wie auch unsere Herleitung aus den obigen Formeln beweist. Die Stromstärke steigt ebenfalls linear mit dem Drehmoment an und ist, wie bereits gezeigt, von der angelegten Spannung unabhängig. Die Leistungskurve hat einen negativen quadratischen Verlauf. Dies ist einsichtig, wenn wir uns daran erinnern, daß: Pm = M • ω und dies in unsere Gleichung für ω ω = - M * R/k2 + U/k einsetzen: Pm = - M2 * R/k2 + U/k * M (**) so erhalten wir die negativ quadratische Abhängigkeit der Leistung vom Drehmoment. Bei der Wahl des richtigen Motors sind einige wichtige Daten sehr hilfreich. Die Leerlaufdrehzahl, die in Abbildung 7.10 als N0 gekennzeichnet ist, gibt bei gegebener Spannung die Geschwindigkeit an, bei der das Drehmoment 0 ist. N bezieht sich normalerweise auf die Umdrehungsgeschwindigkeit des Motors, gemessen in Umdrehungen pro Minute (Upm) bzw. 1/min. Sie enspricht der Geschwindigkeit des Motors, wenn an der Welle keine Last hängt. Vergessen Sie nicht, diese Einheit in rad/s umzurechnen, wenn Sie sie in die Gleichungen für ω einsetzen: 2π rad/s = 1 1/s = 60 1/min. Die Leerlaufdrehzahl, d.h. der Wert für ω * M = 0 ist folgendermaßen definiert: ωmax = U/k Der im unbelasteten Zustand fließende Strom I0 wird als Leerlaufstrom bezeichnet. Er wird zur Überwindung der Motorreibung und des Luftwiderstands benötigt. Am anderen Ende der Skala wird das Drehmoment, bei dem der Motor infolge Überlastung anhält, als Stillstandsmoment Ms definiert. Der unter dieser Bedingung fließende Strom Is wird als Blockierstrom oder Stillstandstrom bezeichnet. Da sich der Motor beim Blockieren nicht bewegt, ist die Gegenkraft = 0, und die maximale Stromstärke Is entspricht, wie zuvor erwähnt, der angelegten Spannung dividiert durch den Spulenwiderstand.(++) Da das Drehmoment proportional zum Strom I ist, errechnet sich das maximale Drehmoment wie folgt: Ms = (k * U)/R Die mechanische Leistung ist - an jedem Betriebspunkt - das Produkt der beiden Größen des Drehmoments und der Drehzahl. Das Drehmoment, bei dem die maximale Leistung erreicht wird, läßt sich bestimmen, indem wir die Leistungsgleichung im Hinblick auf M vereinfachen, wobei das Ergebnis auf 0 gesetzt wird, diese in unsere Gleichung einsetzen und nach M auflösen. Damit erhalten wir mit (**): dPm/dT = 0 = -(2 * R * M)/k2 + U/k M = (k * U)/(2 * R) oder M = ½ Mmax Die maximale Ausgangsleistung wird also bei halbem Stillstandsdrehmoment erreicht. Die diesem Betriebszustand entsprechende Geschwindigkeit läßt sich dann folgendermaßen bestimmen: ω = - R/k2 * (k * U)/2R + U/k = U/2k oder ω = ½ ωmax Die maximale Leistung ist demnach: Pm = ¼ ωmax * Mmax Das Verhältnis von abgegebener mechanischer Leistung zu zugeführter elektrischer Leistung bezeichnet den Wirkungsgrad η. Beachten Sie, daß der maximale Wirkungsgrad nicht bei maximaler Ausgangsleistung erreicht wird. Tatsächlich liegt der höchste Wirkungsgrad ηmax, mit dem Sie Ihren Roboter betreiben können, bei einem Betriebspunkt mit niedrigem Drehmoment und hoher Geschwindigkeit. Aus diesem Grund wählen wir, wenn möglich, stets einen größeren Motor als wir eigentlich benötigen, so daß wir ihn bei einem effizienten Betriebspunkt betreiben können und trotzdem ein ausreichend großes Drehmoment erhalten. Letztendlich läßt sich der maximale Wirkungsgrad aus dem Leerlaufstrom I0 und dem Blockierstrom Is berechnen (auf die genaue Ableitung wird an dieser Stelle verzichtet). ____ ηmax = (1 - √I0/Is)2 Diese Formel kann sich zur Charakterisierung eines Motors als nützlich erweisen, für den keine Datenblätter vorliegen. Die in Abbildung 7.10 aufgeführten Daten beziehen sich auf einen festen Wert für die angelegte Spannung. Wird der Motor mit einer niedrigeren Spannung betrieben, verschiebt sich die Drehzahl-Drehmoment-Kurve nach unten, wie Abbildung 7.11 (a) zeigt. Bei sinkender Spannung werden auch Geschwindigkeit und Drehmoment geringer. Die Geschwindigkeit des Motors hängt also direkt von der Höhe der Spannung ab. Sie läßt sich aber auch auf eine andere Weise ändern, ohne eine solch ungünstige Auswirkung auf das Drehmonent zu haben (sogar eher mit einer günstigen Auswirkung auf das Drehmoment), indem wir ein Getriebe verwenden. Wie Abbildung 7.11(b) zeigt, wird bei einer Untersetzung des Motors um einen Faktor von beispielsweise 2 die Leerlaufdrehzahl halbiert, während das Stillstandsdrehmoment des Motors verdoppelt wird. Dadurch wird die Leistung konstant gehalten, wobei von einem verlustfreien, reibungslosen Getriebe ausgegangen wird. Normalerweise treten aber sowohl im Motor als auch im Getriebe Verluste auf. Gute Motoren haben heutzutage vielleicht einen Wirkungsgrad von 90% oder mehr, billigere Spielzeugmotoren haben aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Wirkungsgrad von 50%. Zählt man diese Verluste zu den Verlusten hinzu, die im Getriebeblock auftreten, und bezieht auch die Verluste zwischen den Rädern und dem Untergrund ein (durch Reibung, Schlupf usw.), erhält man ein System, das nicht sehr effizient ist. Bei selbstgebauten, kleinen mobilen Robotern wird die meiste Energie aus den Batterien für das Antriebssystem verwendet. Der Energiebedarf für die Mikroprozessoren und Sensoren ist im Vergleich dazu vernachlässigbar. Getriebe Getriebeblöcke und Übersetzungssysteme gibt es in vielen Formen, z.B. als Stirnradgetriebe (a), Planetengetriebe (b), Zahnstangengetriebe (e), Schneckenradgetriebe (c), Leitspindel (d) oder Riemenscheibenantrieb (f). Leistungsfähige Getriebeblöcke bestehen meistens aus Metall; in Spielzeugen befinden sich jedoch häufig nur Plastikgetriebe. Der in Abbildung 7.8 gezeigte Gleichstromgetriebekopfmotor hat ein Stirnradgetriebe, das auf der Abtriebswelle sitzt. Dieses Getriebe wird in Gleichstromgetriebekopfmotoren am häufigsten verwendet. Das kleine Zahnrad, der sogenannte Zapfen, ist direkt auf der Motorwelle montiert und muß für eine Umdrehung des großen Zahnrads, mit dem er in Eingriff steht, mehrere Umdrehungen machen. Selbst wenn sich der Zapfen sehr schnell dreht, wird sich das mit ihm verbundene Zahnrad nur sehr langsam drehen. Angenommen A, B, C und D geben die Anzahl der Zähne an den entsprechenden Zahnrädern in der Abbildung an, dann stehen die Geschwindigkeit der Abtriebswelle in folgendem Verhältnis zur Geschwindigkei der Antriebswelle: ωout = A/B * C/D * ωin In diesem Fall wurde die endgültige Geschwindigkeit durch das Untersetzungsverhälnis reduziert. Planetengetriebe ähneln zwar den Stirnradgetrieben; sie sind in einfachen Getriebekopfmotoren jedoch weniger gebräuchlich und in der Regel etwas teurer. Anders als beim Stirnradgetriebe liegen beim Planetengetriebe mehrere Zahnräder konzentrisch in einem gezahnten Ring, wie Abbildung 7.12(b) zeigt. Diese Anordnung erzielt einen größeren Wirkungsgrad und ein höheres Drehmoment auf kleinerem Raum. In einigen batteriegetriebenen Schraubendrehern und Bohrmaschinen befinden sich Planetengetriebe. Eine andere Möglichkeit, eine große Untersetzung auf kleinem Raum zu erzielen, bieten die in Abbildung 7.12(c) gezeigten Schneckenradgetriebe. Sie haben keine Zähne, sondern ein Gewinde und stehen mit einer Leitspindel in Eingriff, die mit der Motorwelle verbunden ist. Auf diese Weise wird die Motorlaufrichtung im rechten Winkel umgelenkt. Für eine lineare Umsetzung der Drehbewegung können wir eine Leitspindel und eine Gewindemutter verwenden. Abbildung 7.12(d) zeigt die Motorwelle und eine Gewindemutter, die sich linear auf der Welle bewegt. Wie weit sich die Mutter bewegt, hängt von der Gewindezahl der Leitspindel ab. Leitspindeln ermöglichen eine sehr große Untersetzung, sind jedoch nicht sehr effizient. Auch Zahnstangengetriebe (siehe Abbildung 7.12(e)) wandeln Drehbewegungen in lineare Bewegungen um. In diesem Fall dreht sich ein kleines Zahnrad auf der Motorwelle gegen eine gerade Zahnstange mit Zähnen und schiebt damit die Zahnstang linear nach vorne oder hinten. Eine weitere Übertragung linearer Bewegungen zeigt Abbildung 7.12(f). Dieser Riemenscheibenantrieb wird für Raupenkettenfahrzeuge benutzt. Motordatenblätter Die Wahl des richtigen Motors setzt voraus, daß Sie die Datenblätter des Herstellers lesen können. In der Regel gibt es separate Datenblätter für den Motor und das passende Getriebe (mit mehreren Übersetzungsverhältnissen). Einige Getriebeangaben können die Wahl des Motors einschränken, z.B. die zulässige Eingangshöchstgeschwindigkeit oder das maximal erzeugbare Drehmoment. Die Angaben sind hier nicht in einem Diagramm, sonder in Tabellenform zusammengefaßt. Sie lassen sich jedoch relativ einfach in die zuvor beschriebene Diagrammform (siehe Abbildung 7.10) umwandeln, denn die wichtigsten Daten, wie etwa die Leerlaufdrehzahl, der Blockierstrom und das Stillstandsdrehmoment sind auch in diesen Tabellen angegeben. Mit dem Drehmomentfaktor aus der Tabelle läßt sich die Steigung der I-M Kurve berechnen, und mit dem Gegenkraf-Faktor die Steigung der ω-M Kurve. (Beachten Sie, daß die beiden Faktoren gleich sind wenn sie in dieselben Einheiten umgewandelt werden.) Abbildung 7.13 beschreibt beispielsweise die Leistung eines Motors ohne Getriebkopf. Von diesem Motortyp gibt es vier verschiedene Varianten, die sich in der Wicklungszahl unterscheiden und damit bei verschiedenen Spannungen betrieben werden sollten. Die Spannung, auf welche sich die Daten beziehen, ist die sogenannte Betriebsspannung. Demnach hat ein 16M11-210 Motor, der mit einer Spannung von 6 V betrieben wird, eine Leerlaufdrehzahl von 8400 UpM, ein Stillstandsdrehmoment von 3 • 10-3 Nm und eine maximale Ausgangsleistung von 0,7 W. Die 16M11 Motorvariante mit integriertem Getriebekopf hat die Teilenummer M1616M11; für die 210er Version wird, wie in Abbildung 7.14 gezeigt, eine BetriebsSpannung von 5V empfohlen, so daß die Leerlaufdrehzahl des Motors die zulässig Eingangsgeschwindigkeit des Getriebes nicht überschreitet. Der Getriebemotor mit einer Untersetzung von 54:1 wiegt 29g, ist 40 mm lang, hat einen Durchmesser von 16mm und einen Wirkungsgrad von 65%. Seine Leerlaufdrehzahl berechnet sich wie folgt: N0 = 7000UpM/54 = 130 UpM und das Stillstandsdrehmoment ist: Ms = 54 • 2,5mNm • 0,65 = 88mNm Wie bereits gezeigt, ist die maximale Ausgangsleistung: Pmax = ¼ ωmax * Mmax Wir können die maximale Leistung nun bestimmen, indem wir die Leerlaufdrehzahl und das Stillstandsdrehmoment in die entsprechenden Einheiten umrechnen. Um herauszufinden, wieviele Radianten pro Sekunde 130 Umdrehungen pro Minute entsprechen, ist die einfachste Methode, die Gleichung folgendermaßen aufzubauen: x rad/s = 130 1/min Da eine Multiplikation der rechten Seite mit l nichts an der Gleichheit ändert, erweitern wir 130 UpM durch Einheitengleichungen, wobei wir die Umdrehungen derart in Radianten und die Minuten in Sekunden umrechnen, daß sich die alten Einheiten herauskürzen: x rad/s = 130 1/min * 2π rad * 1min/60s = 13,6 rad/s Damit erhalten wir: Pmax = ¼ Mmax • ωmax = ¼ • 88 • 10-3 Nm • 13,6 rad/s = 0,3 W Escap-Motoren sind sehr leistungsfähig; aber wie viele andere Gleichstromgetriebekopfmotoren können sie pro Stück über 100€ kosten. Escap (oder besser Portescap, denn so lautet der Name des Unternehmens) verkaufen Motoren aus Lagerbeständen (das sind Katalogposten, die zulange auf Lager waren, als daß sie als Neuware vertrieben werden könnten) für etwa 25€. Auch wenn die Auswahl nur sehr begrenzt ist, empfiehlt sich diese Quelle für Hobbyelektroniker. In Restpostenläden sind außerdem häufig Motoren zu deutlich reduzierten Kosten erhältlich. Nahezu alle preiswerten Gleichstrommotoren mit Permanentmagneten, die sich beispielsweise in Spielzeugen befinden, werden von einer Firma hergestellt, nämlich Mabuchi. Mabuchi produziert über 3 Millionen Motoren am Tag und vertreibt sie in Mengen von 5000 Stück oder mehr. Diese Motoren haben keinen integrierten Getriebekopf, werden aber an Produkthersteller zu Preisen von weniger als l Mark pro Einheit verkauft, die diese Motoren in Spielzeuge, Servomotoren von Modellflugzeugen und ähnlichem einbauen. Normalerweise integrieren Spielzeughersteller das nachträglich hinzugefügte Kunststoffgetriebe direkt in die Verkleidung des Spielzeugs, so daß sich der Motor nicht immer leicht ausbauen läßt. Die Servomotoren von Modellflugzeugen bestehen dagegen meistens aus mehreren Bausteinen und eignen sich sehr gut für diesen Zweck. Die meisten Servomotoren von Modellflugzeugen kosten zwischen 30€ und 50€; durch die Massenproduktion der gängisten Modelle sind jedoch die Preise einiger Servomotoren bis auf 10€ pro Stück gesunken. Futaba ist nur eine der Firmen, die solch preiswerte Servomotoren anbieten. In den Katalogen der Hobby- und Bastlerversande ist eine große Bandbreite von Modellen aufgeführt. Neben den preiswerten Varianten sind auch höherwertige Servomotoren mit Metallgetriebe und Kugellager erhältlich. Die Datenblätter von Servomotoren, die normalerweise auf der Rückseite der Pakkungen abgedruckt sind, unterscheiden sich von den Datenblättern für Gleichstromgetriebekopfmotoren. Servomotoren haben in der Regel eine 5 V Spannungsversorgung. Der Royal Titan Maxi-Servomotor hat beispielsweise folgende technische Daten: Gewicht Ausgangsdrehmoment Stromverbrauch Laufzeit 104g 0,79Nm 8mA 0,22s/60° Anstelle der uns bisher bekannten Leerlaufdrehzahl (in UpM) ist hier die Laufzeit (in s/deg) angegeben, da die Position des Motors durch einen IC gesteuert wird und er nie eine ganze Umdrehung ausführt. Wird der Servomotor auf einen Gleichstromgetriebekopfmotor reduziert, d. h. Potentiometer, Endanschläge und IC entfernt, dann entspricht diese Laufzeit der Leerlaufdrehzahl. Das oben angegebene Ausgangsdrehmoment entspricht dem Stillstandsdrehmoment. Die abzugegebende Höchstleistung beträgt demnach: Pmax = ¼ Mmax • ωmax = ¼ • 0,79Nm • 4,8 rad/s = 0,95 W Dies ist das 3,2fache wie beim zuvor besprochenen Escap-Motor, nicht zuletzt weil dies ein größerer Motor ist. Der Royal Titan-Servomotor ist etwa 3,6mal schwerer als der zuvor besprochene Gleichstromgetriebekopfmotor von Escap, der ein Gewicht von 29g hat. Entfernt man jedoch beim Royal TitanMotor den Potentiometer und die Platine, erhält man einen vergleichbaren Gleichstromgetriebekopfmotor, der nur noch 78 g wiegt. Dies macht Sinn, da das Royal TitanGetriebe aus Kunststoff ist, das Getriebe des Escap jedoch aus Metall besteht. Motorschnittstellen Ein Motor kann nicht direkt durch einen Mikroprozessor angetrieben werden, da dieser nicht genügend Strom liefert. Stattdessen muß eine Art Verbindungsschaltung aufgebaut werden, so daß die Energie für den Motor von einer anderen Spannungsquelle kommt und der Mikroprozessor nur die Steuersignale sendet. Diese Verbindungsschaltung läßt sich auf verschiedene Arten herstellen, z. B. aus Relais, bipolaren Transistoren, Leistungs-MOSFETs (Halbleiter-FeldeffektTransistoren aus Metalloxid) oder Motortreiber-ICs. Die Topologie der Schaltung ist jedoch in allen Fällen grundlegend gleich. Eine als H-Brücke bekannte Schaltung besteht lediglich aus vier Schaltern, die in Form eines H verbunden sind, wobei die Motorklemmen den Querbalken des H bilden Die Schaltersymbole dienen lediglich als Platzhalter. Sie können sich an ihrer Stelle entweder Relais oder Transistoren vorstellen, wobei die Spannung von der Batterie und die Steuersignale vom Mikroprozessor kommen. H-Brücken In einer H-Brücke werden Schalter so geöffnet und geschlossen, daß am Motor eir Spannung einer bestimmten Polarität anliegt und Strom in eine Richtung fließen kann (wodurch ein magnetisches Feld erzeugt wird und sich der Motor dreht) oder daß die Spannung mit der umgekerten Polarität anliegt, der Strom in die entgegengesetzt Richtung fließt und der Motor andersherum läuft. Sind in Abbildung 7.21 beispielsweise die Schalter Sl und S4 geschlossen, während die Schalter S2 und S3 geöffnet sind, fließt der Strom von links nachs rechts durch den Motor. Sind umgekehrt di Schalter S2 und S3 geschlossen und die Schalter Sl und S4 geöffnet, fließt der Strom von rechts nach links, und der Motor dreht sich andersherum. Sind die Motorklemmen gar nicht angeschlossen, läuft der Motor frei; sind die Motorklemmen kurzgeschlossen, bremst der Motor. Zur Steuerung der Motorgeschwindigkeit werden die Schalter in verschiedenen Abständen geöffnet und geschlossen, um am Motor unterschiedliche Spannungsmittelwerte anzulegen. Dieses Verfahren, die sogenannte Pulsbreiten-Modulation, ist in Abbildung 7.22 dargestellt. Wer den beispielsweise für die Pulsbreiten-Modulation die Schalter Sl und S4 verwendet während die Schalter S2 und S3 geöffnet bleiben, dann hat die Spannung am Motor (wie sie in Abbildung 7.21 definiert ist) dieselbe Größe und Polarität wie die der Spannungsquelle, wenn Sl und S4 geschlossen sind. Sind diese Schalter geöffnet, beträgt die Spannung 0 V. Die Geschwindigkeit des Gleichstrommotors wird durch Verändern des PulsbreitenVerhältnisses Pulsbreiten-Verhältnis = tein/tperiode der an den Motorklemmen anliegenden Spannung geregelt. Die Pulsbreiten-Modulation wir auch bei Servomotoren verwendet. Hier legt die Pulsbreite fest, welche Position der Servomotor anfahren sollte. Wie bereits angesprochen, können die Schaltersymbole aus Abbildung 7.21 auf verschiedene Weisen realisiert werden. Relais können beispielsweise dazu verwendet werden, den Motor an- und auszuschalten und die Laufrichtung zu ändern, wie wir am Beispiel des TuteBot gesehen haben. Für die Steuerung der Geschwindigkeit über die Pulsbreiten-Modulation werden Relais jedoch selten verwendet, da sie in der Regel nicht schnell genug umschalten können. Außerdem neigen sie dazu, schnell zu verschleißen. Halbleiterschalter, wie etwa bipolare Leistungstransistoren und Leistungs- MOSFETs, sind für PulsbreitenModulationsschaltungen eher geeignet. Es gibt auf dem Markt eine Reihe von EinChip-Lösungen zu kaufen.