Einheit 4: Vektordifferentialoperatoren Theorie Die Grundgleichungen und viele abgeleitete Sachverhalte der Elektrodynamik können mit Vektordifferentialoperatoren sehr kompakt angegeben werden. (Die Alternative besteht in äquivalenten integralen Darstellungen. Es hängt von der Problemstellung ab, welche Schreibweise den direkteren oder leichter nachvollziehbaren Lösungsweg ermöglicht.) Es werden drei Vektordifferentialoperatoren erster Ordnung benötigt: • der Gradient, • die Divergenz, • die Rotation sowie als Differentialoperator zweiter Ordnung • der Laplace-Operator, der zunächst nur auf skalare Felder angewandt wird. Da dies häufig zu Fehlern führt, wird hier nachdrücklich auf den Unterschied von Feldkomponente - also z.B. Wy und Abhängigkeit von den Koordinaten hingewiesen. Beispiel: Die Wy-Komponente des Vektorfelds W hängt (außer in Sonderfällen) immer auch z.B. von den Koordinate x und z ab! In der Elektrodynamik wimmelt es nur so von Vektorfeldern - elektrisches (E) und magnetisches Feld (H), elektrische Verschiebungsstromdichte D, magnetische Flußdichte B, der Poynting-Vektor S der Leistungsflußdichte und die Stromdichte j sind die prominenten Vertreter. Ein anschauliches Vektorfeld entsteht bei der Betrachtung von Teilchengeschwindigkeiten in einer Gas- oder Fluidströmung. Mit ein Grund ihrer auf viele abschreckenden Wirkung sind die drei unterschiedlichen Schreibweisen von Gradient, Divergenz und Rotation: • direkt durch Kürzel grad, div und rot (wobei zur weiteren Komplikation in einem Teil der englischsprachigen Literatur für die Rotation auch curl gebraucht wird), Eine skalare Größe φ wird im Fall einer Abhängigkeit vom Ort (x,y,z) als skalares Feld φ(x,y,z) im dreidimensionalen Raum bezeichnet (wobei als Sonderfall auch ein eigentlich ortsunabhängiges φ als sogenanntes “homogenes” Feld aufgefasst werden kann). Bekannte anschauliche Beispiele für skalare Felder sind die Temperaturoder Druckverteilung in einem Raum. In der Elektrodynamik kennt man z.B. das elektrostatische Potential, das magnetostatische Skalarpotential, die Ladungsdichte ρ, die elektrische oder die magnetische Energiedichte als skalare Felder. • unter Verwendung des sogenannten Nabla-Operators ∇ (s.u.); Eine Feldgröße W (gesetzt als Fettdruck, handgeschrieben mit übergestelltem Vektorpfeil) , die hingegen selbst Vektorcharakter hat, also ihrerseits an jedem Punkt (x, y, z) durch drei skalare Komponenten aufgespannt wird, heißt Vektorfeld: Der Gradient wird auf skalare Felder angewandt und zeigt anschaulich in Richtung des steilsten Anstiegs des Skalarfelds im Raum. Er liefert einen Vektor der geschrieben wird als: • oder durch eine sehr zweckmäßige, aber selten vorgestellte Matrixschreibweise. Der Nabla-Operator ∇ ist definiert als ein Vektor der drei Ableitungen nach den Raumkoordinaten: VuEThET Einheit 4: Vektordifferentialoperatoren, Theorie und Aufgaben% Die Divergenz eines Vektorfelds liefert anschaulich das Maß der Quellstärke des Feldes in dem Raumpunkt, in dem sie gebildet wird (“Wieviel Feld fließt von diesem Punkt weg?”) Sie ist folglich eine skalare Größe, die sich folgendermaßen berechnet: (Beachte, daß in der ∇-Schreibweise der Unterschied zum Gradient nur durch den Skalarprodukts-Punkt und den Vektorcharakter des Arguments erkennbar ist.) Die Rotation bereitet der Anschauung die meisten Probleme. Am ehesten nähert man sich ihr vielleicht durch die Überlegung, daß mikroskopisch eine Änderung eines Vektorfelds nur durch von einem Bezugspunkt wegstrebende Feldanteile entstehen kann (für die dann Divergenz zuständig ist), oder durch kleine um den Bezugspunkt kreisende Wirbel. Deren Unanschaulichkeit rührt wesentlich aus dem Umstand, daß jede Koordinatenebene einen eigenen kleinen Wirbel in jedem Raumpunkt trägt, die Rotation also insgesamt drei Komponenten benötigt, und daher selbst ein Vektorfeld ist. Man berechnet sie, was sich aus obigem Versuch einer Veranschaulichung auch nicht unmittelbar ableiten läßt, als: Zu allem Übel gelten diese Darstellungen nur in kartesischen Koordinaten; die Ausdrücke in anderen Koordinatensystemen werden durch die dann selbst ortsabhängigen Einheitsvektoren noch komplizierter. © [email protected] % 1 von 2 Aufgaben c) Bilde mit den beiden vorgenannten Vektoren: A_04_5) Entscheide, ob folgende Aussagen wahr oder falsch sind! Begründe die Entscheidung! A_04_1) Berechne den Gradienten grad f folgender Funktionen: a) Die Summe zweier Wirbelfelder ist divergenzfrei. ?? A_04_3) Berechne Divergenz und Rotation folgender Vektorfelder (a, b, c konstant): b) Der Gradient eines Skalarfelds hat Quellen und Wirbel. ?? c)% Die Rotation einer Divergenz verschwindet überall. ?? d) % Die Divergenz eines Wirbelfelds verschwindet überall. ?? e)% Ein reines Wirbelfeld läßt sich als Gradient eines skalaren Felds angeben. ?? f)% Ein divergenzfreies Feld, das nur eine x-Komponente hat, hängt nicht von x ab. ?? g)% Falls ein Potential der Laplace-Gleichung genügt, dann und nur dann ist sein Gradient wirbelfrei. ?? h)% Es gibt kein überall quellen- und wirbelfreies Feld. ?? A_04_6) A_04_4) Zeige folgende wichtige Identitäten (Hinweis: verwende dazu bevorzugt die Matrixschreibweise der Operatoren): Gegeben ist ein Vektorfeld A(r), das durch Integration über eine geschlossene Stromschleife mit Strom I entsteht: A_04_2) a) Der Ortsvektor r kann als Spaltenvektor der x-, yund z-Koordinate geschrieben werden: Bilde rot A! An welche bekannte Gesetzmäßigkeit erinnert das Resultat? A_04_7) (Die Anwendung eines Laplace-Operators auf ein Vektorfeld ist komponentenweise zu verstehen.) Zeige ferner folgende beiden Beziehungen, die man sich in Analogie zur Produktregel am besten in ∇-Schreibweise merkt: Bilde: Eine spezielle TE-Welle in einem Rechteck-Hohlleiter hat folgendes gegebenes E-Feld: . b) Sei v ein gegebener konstanter Vektor. Bilde: Berechne mit Hilfe der Beziehung das B-Feld! Wie heißt die angegebene Gleichung? VuEThET Einheit 4: Vektordifferentialoperatoren, Theorie und Aufgaben% © [email protected] % 2 von 2