Anhang 1: Gradient, Divergenz, Rotation 1 Anhang 1: Gradient, Divergenz, Rotation Felder Wird jedem Punkt im Raum eine skalare Größe U zugeordnet (z. B. Temperatur, elektrisches Potential, ...), so spricht man von einem skalaren Feld. Wird jedem Punkt im Raum ein Vektor u zugeordnet (z. B. Geschwindigkeit von Teilchen in einem strömenden Medium, elektrisches Feld, ...), so spricht man von einem Vektorfeld. Anmerkung: Variablennamen von skalaren Größen werden kursiv, jene von Vektoren fett gedruckt. Nabla Operator Zur Vereinfachung der Schreibweise von Ableitungen nach dem Ort wird der Differentialoperator „Nabla“ (Symbol ∇) definiert. Im kartesischen Koordinatensystem hat er folgende Form: ∇= ∂ ∂ ∂ i+ j+ k ∂x ∂y ∂z (A1) wobei i, j und k die Einheitsvektoren in x-, y-, und z-Richtung sind. Wird dieser Operator mit einer Größe verknüpft, so ist diese daher in die drei Raumrichtungen abzuleiten. Ist die Größe ein Skalar so erhält man den „Gradienten“. Will man Nabla auf einen Vektor anwenden, so gibt es zwei Möglichkeiten: Die Verknüpfung über ein Skalarprodukt ergibt die „Divergenz“, die Verknüpfung über ein Vektorprodukt die „Rotation“. Gradient eines skalaren Feldes U sei ein skalares Feld. Für jede Raumrichtung gibt die partielle Ableitung die Größe der Änderung von U an, also z. B. ∂∂Ux die Änderung in x-Richtung. Um diese drei Änderungen zusammenzufassen definiert man den Gradienten als gr ad U = ∇U = ∂U ∂U ∂U i+ j+ k ∂x ∂y ∂z (A2) grad U ist also ein Vektor in Richtung des maximalen Zuwachses von U, der Betrag von grad U gibt die Größe der Änderung an. Divergenz eines Vektorfeldes u = u x i + u y j + u z k sei ein Vektorfeld im kartesischen Koordinatensystem. Die Divergenz berechnet sich zu d iv u = ∇ ⋅ u = ∂ u x ∂ uy ∂ uz + + ∂y ∂z ∂x (A3) div u ist ein Skalar und beschreibt die Quellen des Feldes u. Daher bedeutet div u = 0, dass das Feld quellenfrei ist. Anhang 1: Gradient, Divergenz, Rotation 2 Die 3. Maxwellgleichung beschreibt das elektrische Feld als Quellenfeld, dessen Quelle eine elektrische Ladung ist. Definiert man die dielektrische Verschiebung D über die Materialgleichung (A4) D =εE (ε … Dielektrizitätskonstante) und verallgemeinert man die Ladung als verteilte Ladungsdichte ρ, so lautet die Gleichung: d iv D = ρ 3. Maxwellgleichung (A5) Es gibt keine einzelnen magnetischen Pole, das Magnetfeld ist also quellenfrei. Dies drückt die 4. Maxwellgleichung über die magnetische Flussdichte folgendermaßen aus: 4. Maxwellgleichung d iv B = 0 (A6) Rotation eines Vektorfeldes u = u x i + u y j + u z k sei ein Vektorfeld im kartesischen Koordinatensystem. Die Rotation berechnet sich zu r ot u = ∇ × u = i j k ∂ ∂x ∂ ∂y ∂ ∂z ux uy uz ∂ uz ∂ uy ∂ ux ∂ uz ∂ uy ∂ ux = − − − i + j+ k ∂z ∂z ∂x ∂y ∂y ∂x (A7) rot u ist ein Vektor und beschreibt die Wirbel des Feldes u. Daher bedeutet rot u = 0, dass das Feld wirbelfrei ist. Die 1. Maxwellgleichung beschreibt das magnetische Feld als Wirbelfeld, dessen Ursache (Wirbel) ein elektrischer Strom ist. Bezeichnet man die Leitungsstromdichte mit J, so ist die magnetische Feldstärke H, welche mit der magnetischen Flussdichte über die Materialgleichung (A8) B = µH verknüpft ist (µ ... Permeabilitätskonstante), r ot H = J + Der Term ∂D ∂t ∂D ∂t 1. Maxwellgleichung (A9) sagt aus, dass Wirbel des magnetischen Feldes auch durch zeitliche Veränderung des elektrischen Feldes hervorgerufen werden können. Im Gegensatz zum Leitungsstrom ist Vakuum. ∂D ∂t ein Verschiebungsstrom. Dieser ermöglicht die Wellenausbreitung im Anhang 1: Gradient, Divergenz, Rotation 3 In der Elektrostatik ist das elektrische Feld wirbelfrei, es gibt daher keine geschlossenen Feldlinien des elektrischen Feldes. Ändert sich jedoch die magnetische Flussdichte ( ∂B ∂t ) ≠ 0 , so gibt es laut 2. Maxwellgleichung auch Wirbel des elektrischen Feldes: r ot E = − ∂B ∂t 2. Maxwellgleichung (A10) Bei der Wellenausbreitung im freien Raum sind die Feldlinien von magnetischer und elektrischer Feldstärke über die Wirbel ∂D ∂t und − ∂B ∂t miteinander verbunden. Gaußscher Integralsatz Den Übergang von einem Volumsintegral zu einem Flächenintegral über jene geschlossene Fläche, welche das Volumen begrenzt, liefert: ∫∫∫ div u d V = ∫∫ u ⋅ d A Volumen (A11) Hülle Dabei weist dA nach außen und steht senkrecht auf die Hüllfläche. Stokesscher Integralsatz Den Übergang von einem Flächenintegral zu einem Linienintegral über jenen geschlossenen Weg, welcher die Fläche begrenzt, liefert: ∫∫ rot Fläche u ⋅d A = ∫u ⋅ d s Berandung Dabei ist ds der Fläche dA rechtswendig zugeordnet. (A12) Anhang 2: Der Nablaoperator in verschiedenen Koordinatensystemen 4 Anhang 2: Der Nablaoperator in verschiedenen Koordinatensystemen 3 Allgemein gilt: ∇= e ui ∑U 1 i ∂ (A13) ∂ ui wobei die Koordinaten ui und die metrischen Koeffizienten Ui für die einzelnen Koordinatensysteme folgendermaßen lauten: Ko. s ys tem k ar tes is ch zylin d er u1 x r k u gel r u2 y ϕ ϑ u3 z z U1 1 1 U2 1 r U3 1 1 d s1 dx dr d s2 dy rdϕ d s3 dz dz ϕ 1 r r s in ϑ dr rdϑ r s in ϑ d ϕ Daraus folgen Nabla: in kartesischen Koordinaten in Zylinderkoordinaten in Kugelkoordinaten ∂ ∂ x ∂ ∇= ∂ y ∂ ∂ z ∂ ∂r 1 ∂ ∇= ⋅ r ∂ϕ ∂ ∂z ∂ ∂r 1 ∂ ∇= ⋅ r ∂ϑ 1 ∂ ⋅ r s in ϑ ∂ϕ Anhang 2: Der Nablaoperator in verschiedenen Koordinatensystemen 5 Gradient, Divergenz und Rotation lauten Gradient1: in kartesischen Koordinaten in Zylinderkoordinaten in Kugelkoordinaten ∂ Φ ∂x ∂ Φ gr ad Φ = ∂y ∂ Φ ∂z ∂Φ ∂r 1 ∂ Φ gr ad Φ = ⋅ r ∂ϕ ∂ Φ ∂z ∂Φ ∂r 1 ∂Φ grad Φ = ⋅ ∂ϑ r 1 ⋅∂Φ r sin ϑ ∂ ϕ Br 1 ∂ (rB r ) 1 ∂ Bϕ ∂ B z d iv Bϕ = ⋅ + ⋅ + ∂r ∂z r ∂ϕ r Bz Br 1 ∂ (r 2 Br ) ∂ Bϕ 1 ∂ (sin ϑ Bϑ ) 1 div Bϑ = 2 ⋅ + ⋅ + ⋅ r sin ϑ r sin ϑ ∂ϕ ∂r ∂ϑ B r ϕ Bx ∂ Bx ∂ By ∂ Bz Divergenz: d iv B y = + + ∂x ∂y ∂z Bz Rotation: Hx r ot H y Hz ∂ Hz ∂ Hy − ∂z ∂y ∂ Hx ∂ Hz = − z ∂ ∂x ∂ Hy ∂ Hx − ∂y ∂x Hr r ot H ϕ Hz 1 ∂ H z ∂ Hϕ ⋅ − ∂z r ∂ϕ ∂ Hr ∂ Hz = − ∂z ∂r 1 ∂ (rH ϕ ) 1 ∂ H r − ⋅ ⋅ r ∂ϕ ∂r r Hr r ot H ϑ H ϕ 1 ∂ (s in ϑ H ϕ ) ∂ H ϑ − ∂ϑ ∂ϕ r s in ϑ ∂ H r 1 ∂ (rH ϕ ) 1 = ⋅ − ⋅ r ∂r r s in ϑ ∂ϕ 1 ∂ (rH ϑ ) ∂ H r ⋅ − r ∂r ∂ϑ Bei Verwendung von Zylinder- oder Kugelkoordinaten schreibt man das skalare Potential groß (Φ statt ϕ), um Verwechslungen mit der Koordinate ϕ zu vermeiden. 1