Erzeugung eines Skalars durch räumliche Differentiation einer vektoriellen Größe Divergenz - der Gaußsche Integralsatz Divergenz ist als Wort aus der Strahlenoptik bekannt wird hier aber viel allgemeiner gebraucht: Unter Divergenz verstehen wir das „Netto“ der aus einem Raumgebiet kommenden Vektoren des betrachteten Vektorfeldes. Beispiel: - Vektorfeld v ( x, y, z) const. , - parallele Lichtstrahlen, - Ausbreitung in Pfeilrichtung, - Pfeillänge entspricht Anzahl der Photonen je Sekunde Der Lichtstrom J durch die Fläche A berechnet sich mit dem Skalarprodukt J v A . Er ist für beide Flächen bis auf das verschiedene Vorzeichen identisch. Anmerkung: Für die seitlichen Flächen ergibt sich ohnehin Null, da der Flächenvektor und das Vektorfeld senkrecht zueinander stehen. Daher folgt für das Skalarprodukt J v A 0 . Liegt im inneren des Volumens Absorption vor, so wird J links J rechts Man spricht von einer negativen Ergiebigkeit, von einer "Senke" im Spatvolumen. Die im Spat absorbierte Lichtmenge lässt sich mit Hilfe des Oberflächenintegrals berechnen: J S J Senke v dA 0 O Liegt im inneren des Volumens eine Lichtquelle vor, so wird J links J rechts Man spricht von einer positiven Ergiebigkeit, einer "Quelle" im Spatvolumen. Die von der Quelle gelieferte Lichtmenge lässt sich berechnen J Q J Quelle v dA 0 O Die Ergiebigkeit des betrachteten Volumens kann auch dargestellt werden über die Ergiebigkeit J P eines Raumpunktes oder „Raumabschnittes“ V Für die Ergiebigkeit eines Quadervolumens (homogen in Bezug auf die Leuchtdichte) gilt dann: J Q , S v dA J P V J P : Ergiebigkeit pro Raumpunkt, Leuchtdichte O Die Gesamtergiebigkeit J Q, S ist gleich der Ergiebigkeit eines einzelnen Raumpunktes multipliziert mit der Anzahl der leuchtenden Raumpunkte. Der allgemeine Fall kann durch ein entsprechendes Volumenintegral berechnet werden: J Q , S v dA J P dV O V - Spatvolumen, dV dx dy dz - Volumenelement. V Dr. Hempel / Mathematisch Grundlagen - Divergenz Seite 1 Definition des Divergenzbegriffs Ausgangspunkt für die skalare Größe „Divergenz“ ist die eben abgeleitete Integralbeziehung. Vereinfacht (kleines Volumen, homogenes Feld) lässt sich das Integral mittels endlicher Größen für einen Quader als Summe schreiben: v dA vx Ax v y Ay vz Az O J P V J P x y z wegen Ax y z, JP Ay z x, Az x y , V x y z ergibt sich: v x Ax v y Ay v z Az v x v y v z 1 v dA V x y z V O und im allgemeinen Fall: JP vx v y vz 1 v dA x , y , z 0 x y z VO lim Somit ergibt sich für die Ergiebigkeit eines Einzelpunktes (Grenzübergang Quadervolumen 0) die Beziehung: dv dv y dvz J P div v x dx dy dz Man definiert die Divergenz eines Vektors v durch die Differentialoperation dv dv y dvz div v x dx dy dz und versteht darunter die Ergiebigkeit eines Raumpunktes (Quelldichte). Die Divergenzbildung von einem Vektor führt immer zu einem Skalar. Die Gesamtergiebigkeit eines endlichen Raumvolumens kann unter Zuhilfenahme der bereits bekanten Integralbeziehung und der Quelldichte wie folgt berechnet werden: v dA J O P dV V Diese Gleichung wird als "Gaußscher Integralsatz" bezeichnet und läßt sich schreiben: v dA div v dV O V Das Oberflächenintegral des Vektors v , genommen über eine geschlossene Oberfläche, ist gleich dem Raumintegral der Divergenz des Vektors v , genommen über das eingeschlossene Volumen. Dr. Hempel / Mathematisch Grundlagen - Divergenz Seite 2 Divergenz - alternative Darstellung: physikalisches Beispiel im Inneren einer geschlossenen Fläche befindet sich die elektrische Ladungsdichte mit dQ ; dV Q V an positiven Ladungen entspringen die Feldvektoren (Quellen), an negativen Ladungen enden sie (Senken). Wie bereits gesehen (Fluss eines radialsymmetrischen Feldes durch eine Kugeloberfläche - Skript Oberflächenintegral) gilt: Q E dA 0 Division durch das Volumen ergibt eine mittlere Quellendichte 1 E dA V 0 wenn die Quellendichte in einem Punkt interessiert: 1 div E lim V 0 V E dA A(V ) Die ermittelte Divergenz liefert eine eindeutige Aussage, ob der Punkt P zu den Quellen des Vek- torfeldes ( divE 0 ) oder den Senken des Vektorfeldes ( divE 0 ) gehört. Im Falle divE 0 ist das Feld quellen- und senkenfrei. In Anlehnung an dieses Betrachtung bezeichnet man die Divergenz auch als die Quellenstärke eines Vektorfeldes. Die Divergenz ist ein Skalarfeld, das an jedem Punkt angibt, ob das Feld dort eine Quelle/Senke besitzt und wie ergiebig diese ist. Divergenz des Gradientenvektors - der Laplace-Operator Da die Operation „Divergenz“ auf jegliche Vektorfelder anwendbar ist, lässt sie sich auch auf das Vektorfeld des Gradienten grad f anwenden: 2 f 2 f 2 f div grad f f 2 2 2 x y z Dr. Hempel / Mathematisch Grundlagen - Divergenz Seite 3 Herleitung einer praktischen Rechenvorschrift: - bereits bekannt: 1 div F lim F dA V 0 V A - Wir versuchen eine Näherung über endliche Größen: 1 1 F dA {Fx ( x x, y, z ) Fx ( x, y, z )y z V x y z Fy ( x, y y, z ) Fy ( x, y, z ) x z Fz ( x, y, z z ) Fz ( x, y, z )x y} Fx ( x x, y, z ) Fx ( x, y, z ) x Fy ( x, y y, z ) Fy ( x, y, z ) y F ( x, y, z z ) Fz ( x, y, z ) z z Wir bilden V 0 ; x 0 , y 0 , z 0 und erhalten als Grenzwert die Summe der drei partiellen Ableitungen Divergenz des Vektorfeldes F: 1 F Fy Fz div F lim F dA x V 0 V x y z Die Divergenz-Operation lässt sich auch mit Hilfe des Nabla-Operators , , x y z als Skalarprodukt ausdrücken: F Fy Fz div F F x x y z Dr. Hempel / Mathematisch Grundlagen - Divergenz Seite 4 ausgewählte Beispiele Beispiel 1: Für homogene Vektorfelder verschwindet die Divergenz. F ( x, y, z ) (a, b, c) div F (a), (b), (c) 0 y z x Beispiel 2: Das Vektorfeld F ( x, y, z ) ( x, y, z ) hat die Divergenz 3. x y z div F 3 x y z Beispiel 3: Das elektrische Feld einer Kugel mit homogener Ladungsdichte (Gesamtladung Q , Kugelradius R ) hat außerhalb der Kugeloberfläche die Form (entspricht Punktladung im Zentrum) E ( x, y, z ) r Q 2 40 r r 40 Q ( x, y, z ) x2 y2 z 2 3 innerhalb der Kugel wird nur der jeweils eingeschlossene Ladungsteil Q' (4 / 3) r 3 ; Q (4 / 3) R 3 wirksam: E ( x, y, z ) Q' Q r3 R3 r Q ( x, y, z ) 2 40 r r 40 R 3 Q' Außerhalb der Kugel verschwindet die Divergenz des elektrischen Feldes: Q divE 40 x 3 2 y2 z2 3 3 x2 y 2 z 2 0 5 x2 y2 z 2 Im Kugelinneren gilt divE 3Q Q 3 40 R V 0 0 Bei homogener Ladungsverteilung ist im Innern der Kugel jeder Punkt eine Quelle des elektrischen Feldes. Außerhalb der Kugeloberfläche ist das elektrische Feld quellen- und senkenfrei. Dr. Hempel / Mathematisch Grundlagen - Divergenz Seite 5